Kommentar und Arbeitsblätter - Exil-Club
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„Verfolgung <strong>und</strong> <strong>Exil</strong>“ –<br />
<strong>Kommentar</strong> <strong>und</strong> <strong>Arbeitsblätter</strong> zur vierten Station des<br />
Themenbereiches „NS-Diktatur <strong>und</strong> <strong>Exil</strong>“<br />
http://www.exil-club.de<br />
Autorin: Uta Hartwig<br />
Um dem Terror der Nazis oder einer möglichen Verhaftung auszuweichen, verließen schon<br />
in der Anfangsphase viele Menschen Deutschland. vor allem Kommunisten, Sozialisten,<br />
Pazifisten oder auch Demokraten hatten unter der NS-Diktatur Repressionen mit oftmals<br />
tödlichen Folgen zu befürchten.<br />
Verhaftungen endeten in aller Regel mit der Einlieferung in Konzentrationslager, in denen die<br />
Gefangenen gefoltert <strong>und</strong> unter unmenschlichen Bedingungen zu Zwangsarbeiten<br />
herangezogen wurden. Viele Lehrer, Schauspieler, Musiker <strong>und</strong> Justizbeamte verließen<br />
Deutschland, weil ihnen durch die NS-Gesetzgebung aus politischen oder<br />
rassenideologischen Gründen die berufliche Tätigkeit verwehrt wurde.<br />
Im Mittelpunkt dieser Einheit steht die Fragestellung: Wer ging aus welchem Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />
Anlass <strong>und</strong> unter welchen Bedingungen in die Emigration beziehungsweise welche<br />
verfolgten Personen blieben in Deutschland, zogen sich in die Innere Emigration zurück oder<br />
beteiligten sich sogar an dem Widerstand gegen die NS-Herrschaft?<br />
Lernziele<br />
Die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler sollen<br />
• die Reaktionsmöglichkeiten auf die Naziherrschaft kennen lernen.<br />
• an Lebensläufen prominenter Personen die Entscheidungen für Flucht, <strong>Exil</strong>, innere<br />
Emigration, Widerstand, Anpassung, Mitläufertum erkennen.<br />
• die Möglichkeit des <strong>Exil</strong>s als Protest auf die Legitimität eines Regimes erkennen.<br />
• persönliche Konflikte in diesem Rahmen nachvollziehen.<br />
• Beispiele aus der Region erforschen.<br />
Didaktisch-methodische Hinweise<br />
Die Station "Verfolgung <strong>und</strong> <strong>Exil</strong>" verbindet frei assoziative <strong>und</strong> vertiefend analytische<br />
Elemente. Die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler erhalten zum einen die Möglichkeit, sich in die<br />
Situation verfolgter Personen hineinzuversetzen, zum anderen erweitern sie ihr Wissen<br />
hinsichtlich berühmter Persönlichkeiten, die unter dem NS-Regime zu leiden hatten.<br />
Gleichzeitig wird die Medienkompetenz der Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler durch die der Station<br />
zugr<strong>und</strong>e liegende Internetrecherche gefördert.<br />
Aufbau des Unterrichts<br />
Einstieg<br />
Die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler sollen sich zunächst frei mit dem Thema "Verfolgung, Flucht<br />
<strong>und</strong> <strong>Exil</strong>" auseinander setzen, indem sie zunächst in Stichworten Gründe nennen, die für<br />
oder gegen ein Verbleiben in der Heimat sprechen. Dies fällt einigen Schülerinnen <strong>und</strong><br />
Schülern oftmals schwer, da sie als Jugendliche nicht immer die familiären <strong>und</strong> finanziellen<br />
Beweggründe nachvollziehen können.<br />
© Schulen ans Netz e.V. 2003 1
„Verfolgung <strong>und</strong> <strong>Exil</strong>“ –<br />
<strong>Kommentar</strong> <strong>und</strong> <strong>Arbeitsblätter</strong> zur vierten Station des<br />
Themenbereiches „NS-Diktatur <strong>und</strong> <strong>Exil</strong>“<br />
http://www.exil-club.de<br />
Autorin: Uta Hartwig<br />
Offene Phase <strong>und</strong> Internetrecherche<br />
In einer zweiten offenen Phase diskutieren die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler an einigen<br />
allgemeinen Beispielen die Reaktionsmöglichkeiten der Menschen auf den drohenden oder<br />
bereits vorhandenen Terror des NS-Regimes im Jahr 1933. In Partner- oder Gruppenarbeit<br />
finden die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler in der Regel bereits die meisten der tatsächlichen<br />
Reaktionsmöglichkeiten kritisch denkender bzw. verantwortungsbewusster Menschen in<br />
einer Diktatur.<br />
In einem weiteren Schritt sollen die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler dann nach bekannten<br />
Beispielen aus der Geschichte für ihre Vorschläge für die "Reaktionsmöglichkeiten auf das<br />
NS-Regime" recherchieren.<br />
Vertiefung<br />
Die SchülerInnen setzen sich an dieser Stelle mit den unterschiedlichen<br />
Reaktionsmöglichkeiten auf die Übernahme der Herrschaft durch die Nationalsozialisten<br />
auseinander, indem sie an ausgewählten prominenten Beispielen die Beweggründe für eine<br />
mögliche Flucht oder das Bleiben in der Heimat recherchieren. In diesem Zusammenhang<br />
geht es ferner um folgende Fragen:<br />
• Welches Schicksal erlitten die betroffenen Personen während der NS-Diktatur?<br />
• Wie haben die Betreffenden überlebt?<br />
• Welche Vorfälle/konkrete Anlässe oder Gründe gab es für die Flucht <strong>und</strong> das Leben<br />
im <strong>Exil</strong>?<br />
• Welche Auswirkungen hatten <strong>Exil</strong> oder das Bleiben in Deutschland auf die<br />
Nachkriegskarriere?<br />
Darüber hinaus lernen die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler durch die Recherche im Internet oder<br />
mit Hilfe von entsprechender Software (Encarta, Bertelsmann Lexikon o.ä.) die ihnen<br />
teilweise vielleicht noch unbekannten "prominenten Persönlichkeiten" der zwanziger <strong>und</strong><br />
dreißiger Jahre genauer kennen.<br />
Abschluss<br />
Um einen Bezug zur Lebenswelt der Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler zu gewährleisten,<br />
recherchieren diese zu verfolgten Personen ihrer Heimatstadt. Dazu können Recherchen in<br />
der jeweiligen Stadtbibliothek oder im Stadtarchiv betrieben <strong>und</strong> evtl. Zeitzeugen aus der<br />
näheren Umgebung befragt werden. Das Entdecken der <strong>Exil</strong>-Spuren in der eigenen<br />
Umgebung trägt dazu bei, Migration <strong>und</strong> Fremdsein als immer wieder auftretende<br />
Phänomene zu erkennen <strong>und</strong> ist geeignet, Toleranz zu fördern.<br />
© Schulen ans Netz e.V. 2003 2
„Verfolgung <strong>und</strong> <strong>Exil</strong>“ –<br />
<strong>Kommentar</strong> <strong>und</strong> <strong>Arbeitsblätter</strong> zur vierten Station des<br />
Themenbereiches „NS-Diktatur <strong>und</strong> <strong>Exil</strong>“<br />
Linktipps<br />
http://www.dhm.de/lemo/html/nazi/antisemitismus/kz/index.html<br />
(Die nationalsozialistischen Konzentrationslager)<br />
http://www.dhm.de/lemo/html/nazi/kunst/index.html<br />
(NS-Kunst <strong>und</strong> Kultur)<br />
http://www.dhm.de/lemo/html/nazi/kunst/kino/index.html<br />
(Kino im NS-Regime)<br />
http://www.dhm.de/lemo/suche/biographien.html<br />
(Biografien-Archiv)<br />
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Autorin: Uta Hartwig<br />
© Schulen ans Netz e.V. 2003 3
„Verfolgung <strong>und</strong> <strong>Exil</strong>“ –<br />
<strong>Kommentar</strong> <strong>und</strong> <strong>Arbeitsblätter</strong> zur vierten Station des<br />
Themenbereiches „NS-Diktatur <strong>und</strong> <strong>Exil</strong>“<br />
Anhang: <strong>Arbeitsblätter</strong> zur Station<br />
Reaktionsmöglichkeiten auf NS-Machtübernahme<br />
Aufgaben:<br />
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Autorin: Uta Hartwig<br />
1. Aus welchen Gründen fällt es Menschen schwer, ihre Heimat zu verlassen. Notiert Stichworte in<br />
diesem Schaukasten:<br />
Heimat verlassen?<br />
2. Überlegt, welche Möglichkeiten Menschen in Deutschland hatten, auf die Machtübernahme durch<br />
die Nazis im Jahr 1933 zu reagieren. Sammelt in Partnerarbeit Stichworte <strong>und</strong> notiert sie in der<br />
Tabelle auf dem Arbeitsblatt!<br />
Bedenkt, dass viele dieser Personen aus familiären (Kinder, pflegebedürftige Eltern o.ä.) oder<br />
auch finanziellen Gründen (Beruf, Firma) mit Deutschland eng verb<strong>und</strong>en waren. Außerdem<br />
wusste zu dem Zeitpunkt niemand, wie lange die Naziherrschaft andauern würde.<br />
© Schulen ans Netz e.V. 2003 4
„Verfolgung <strong>und</strong> <strong>Exil</strong>“ –<br />
<strong>Kommentar</strong> <strong>und</strong> <strong>Arbeitsblätter</strong> zur vierten Station des<br />
Themenbereiches „NS-Diktatur <strong>und</strong> <strong>Exil</strong>“<br />
Reaktionsmöglichkeiten auf die NS-Machtübernahme<br />
private Kritiker<br />
des<br />
Nationalsozialismus<br />
Juden<br />
(rassistische<br />
Verfolgte)<br />
Personen des<br />
öffentlichen<br />
Lebens (z.B.<br />
Musiker,<br />
Schriftsteller,<br />
Tänzer,<br />
Wissenschaftler,<br />
...)<br />
Tipp:<br />
Ihr könnt eure Arbeitsergebnisse auf verschiedene Weisen präsentieren:<br />
http://www.exil-club.de<br />
Politisch<br />
Verfolgte<br />
• mit Hilfe eines aktuellen Textverarbeitungsprogramms, wie Word oder Star Office<br />
• anhand einer „Schematischen Darstellung“ oder „Ornigramms“<br />
• mit Hilfe eines „Mindmapping“ Programms<br />
Autorin: Uta Hartwig<br />
3. Könnt ihr konkrete Beispiele verfolgter Personen nennen? Schaut in euer Geschichtsbuch oder<br />
recherchiert im Internet!<br />
Anregungen zur Diskussion:<br />
• In welchem Konflikt befanden sich viele Menschen?<br />
• Aus welchen Gründen wurden die Gefahren durch Verhaftung <strong>und</strong> Konzentrationslager von<br />
einigen Personen nicht „akzeptiert“?<br />
Findet Beispiele für Personen, die trotz drohendem Terror geblieben sind.<br />
Informiert euch: Was versteht man unter „Innere Emigration“?<br />
© Schulen ans Netz e.V. 2003 5<br />
.....
Name<br />
„Verfolgung <strong>und</strong> <strong>Exil</strong>“ –<br />
<strong>Kommentar</strong> <strong>und</strong> <strong>Arbeitsblätter</strong> zur vierten Station des<br />
Themenbereiches „NS-Diktatur <strong>und</strong> <strong>Exil</strong>“<br />
Prominente <strong>und</strong> die NS-Diktatur<br />
http://www.exil-club.de<br />
Autorin: Uta Hartwig<br />
Wie haben unterschiedliche „Personen des öffentlichen Lebens“ auf die Übernahme der Herrschaft<br />
durch die Nationalsozialisten in Deutschland reagiert? Hier einige Beispiele:<br />
Thomas Mann, Erich Kästner, Heinz<br />
Rühmann, Erich Mühsam, Carl von<br />
Ossietzky, Willy Brandt, Heinrich<br />
George, Erika Mann, Hans Albers, Albert<br />
Einstein, Irmgard Keun, Viktor<br />
Klemperer, Gustav Gründgens, Sebastian<br />
Haffner, Käthe Kollwitz ...<br />
Um diese Tabelle auszufüllen, könnt ihr in den Biografien des <strong>Exil</strong>-<strong>Club</strong> oder auch im Internet<br />
recherchieren. Findet für jeden Bereich möglichst ein Beispiel! Tragt eure Rechercheergebnisse in<br />
diese Tabelle ein.<br />
Gr<strong>und</strong> für .... (s.o.)<br />
Kurze Darstellung<br />
des Schicksals<br />
während der NS-<br />
Diktatur<br />
Auswirkung auf<br />
die „Nachkriegskarriere“<br />
Flucht/<br />
<strong>Exil</strong><br />
Innere<br />
Emigration<br />
Verhaftung/<br />
Konzentrationslager<br />
Widerstand/<br />
Illegalität<br />
Anpassung/<br />
Duldung/<br />
Mitläufertum<br />
© Schulen ans Netz e.V. 2003 6
„Verfolgung <strong>und</strong> <strong>Exil</strong>“ –<br />
<strong>Kommentar</strong> <strong>und</strong> <strong>Arbeitsblätter</strong> zur vierten Station des<br />
Themenbereiches „NS-Diktatur <strong>und</strong> <strong>Exil</strong>“<br />
Verfolgung <strong>und</strong> Flucht in eurer Heimatstadt<br />
http://www.exil-club.de<br />
Autorin: Uta Hartwig<br />
In jeder größeren Stadt lebten verfolgte Personen, die auf lokalem Gebiet nationale oder<br />
internationale Bekanntheit erlangt haben (z. B. Thomas Mann in Lübeck, Else Lasker-Schüler in<br />
Wuppertal .... ).<br />
Wie reagierten Menschen in eurer Heimatstadt? Findet mehr über eine ausgewählte Person aus eurer<br />
näheren Umgebung heraus.<br />
Aufgabe<br />
Recherchiert in eurem Heimatort nach bekannten Personen aus Politik, Kunst oder „Showgeschäft“<br />
oder auch nach eher weniger prominenten Beispielen, deren Biographie bekannt ist. Findet heraus,<br />
wie diese Personen auf die Übernahme der NS-Herrschaft reagiert haben.<br />
Tipps zur Vorgehensweise:<br />
• Forscht in der Stadtbücherei, befragt ältere Personen, recherchiert im Internet oder auch in<br />
Zeitungsarchiven.<br />
• Beschreibt das Schicksal der Person <strong>und</strong> ihre/seine persönlichen Beweggründe!<br />
• Wie reagierte man in eurer Heimatstadt auf die Verfolgung dieser Person? Wie „prominent“<br />
war diese Person noch nach dem Ende des Nazi-Regimes?<br />
Tipps zur Präsentation:<br />
Ihr könnt eure Person auf verschiedene Weise präsentieren:<br />
• mit Hilfe einer PowerPoint Präsentation<br />
• durch das Erstellen einer Bildcollage<br />
• durch das Verfassen eines Zeitungsartikels<br />
© Schulen ans Netz e.V. 2003 7