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Effektiv! Für mehr Familienfreundlichkeit an deutschen Hochschulen

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„Pflegever<strong>an</strong>twortung<br />

ist kein Teilzeitjob“<br />

Burghild J<strong>an</strong>uszewski<br />

Nach einem Schlag<strong>an</strong>fall war der Vater von Burghild<br />

J<strong>an</strong>uszewski von einem Tag auf den <strong>an</strong>deren ein völlig<br />

hilfloser Mensch. Die heute 52­Jährige, die als Diplom­<br />

Ingenieurin <strong>an</strong> der Hochschule für <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dte Wissenschaft<br />

und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen<br />

arbeitet, betreute ihn <strong>mehr</strong> als drei Jahre l<strong>an</strong>g.<br />

welche Erfahrungen haben Sie mit der Vereinbarkeit<br />

von Pflege und Beruf gemacht?<br />

Burghild J<strong>an</strong>uszewski:<br />

Die <strong>Für</strong>sorge und auch „Lebensverwaltung“ meines<br />

Vaters war mit großer Kraft<strong>an</strong>strengung und unter<br />

eigenen privaten Einbußen leistbar, aber keinesfalls als<br />

Dauerzust<strong>an</strong>d erträglich. Denn im Gegensatz zur Entwicklung<br />

von Kindern hat m<strong>an</strong> bei Pflegebedürftigen<br />

mit perm<strong>an</strong>enter Verschlechterung der Situation zu tun.<br />

Eine Pl<strong>an</strong>barkeit des eigenen Lebens – in großen wie in<br />

kleinen Zeiträumen – ist plötzlich kaum <strong>mehr</strong> möglich.<br />

welche Unterstützung hat Ihnen Ihre Hochschule<br />

<strong>an</strong>geboten?<br />

Burghild J<strong>an</strong>uszewski:<br />

Phasenweise konnte ich die Arbeit um einen oder zwei<br />

Tage pro Woche reduzieren, um Zeit für Arzttermine<br />

und Behördengänge zu haben, die nun zusätzlich <strong>an</strong>fielen.<br />

Das brachte Verlässlichkeit in gewisse Pl<strong>an</strong>ungen,<br />

führte aber auch zu beruflicher Mehrbelastung wegen<br />

der verringerten Stundenzahl, denn eine personelle<br />

wISSEnScHaFt UnD FamILIE Im aLLtaG: VIEr BEISPIELE<br />

Kompensation gab es nicht. Auch die Gleitzeitregelung<br />

bot einen Spielraum, der die terminliche Koordination<br />

erleichterte. Die Personalverwaltung der Hochschule<br />

beriet mich bei der Arbeitszeitreduzierung, spezielle<br />

Informationen für pflegende Angehörige st<strong>an</strong>den<br />

damals allerdings nicht zur Verfügung.<br />

wie haben kolleginnen, kollegen und Vorgesetzte<br />

auf Ihre Situation reagiert?<br />

Burghild J<strong>an</strong>uszewski:<br />

Richtig erfassen k<strong>an</strong>n solch eine Situation wohl nur<br />

ein Mensch mit ähnlicher Erfahrung, das sind vorr<strong>an</strong>gig<br />

Kolleginnen entsprechenden Alters. Andere haben<br />

weniger Verständnis. Ein männlicher Vorgesetzter zum<br />

Beispiel ordnete trotz Kenntnis der Situation und entgegen<br />

getroffener Absprachen <strong>mehr</strong>tägige Dienstreisen<br />

<strong>an</strong>. Währenddessen konnte ich meinem sterbenskr<strong>an</strong>ken<br />

Vater nicht die Nahrung <strong>an</strong>reichen, die er nur von<br />

mir als Bezugsperson <strong>an</strong>nahm. Pflegever<strong>an</strong>twortung<br />

ist eben keine kurzfristige Erscheinung, sondern k<strong>an</strong>n<br />

durchaus ein l<strong>an</strong>gwieriger Sieben-Tage-rund-um-die-<br />

Uhr-Paralleljob sein – das verstehen nur wenige.<br />

welchen rat haben Sie für <strong>an</strong>dere menschen in<br />

Ihrer Situation?<br />

Burghild J<strong>an</strong>uszewski:<br />

Suchen Sie das Gespräch mit Menschen, die ähnliche<br />

Situationen erlebt haben! Sie können bei der Entscheidungsfindung<br />

helfen und auf Informations<strong>an</strong>gebote<br />

hinweisen. Wünschenswert wäre außerdem eine Art<br />

Leitfaden für den Behördendschungel, durch den sich<br />

pflegende Angehörige, die zudem emotional belastet<br />

und häufig verunsichert sind, schlagen müssen.

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