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Ich kann von außen nicht in diese Familie hineinsehen. Meiner Meinung<br />

geht es aber um etwas an<strong>der</strong>es <strong>als</strong> die Jacke. Es ist ein Machtkampf des<br />

Sohnes mit den Eltern. Der Bub zieht wahrscheinlich öfter den Kürzeren,<br />

er bekommt ständig Befehle. Aber er hat entdeckt: Mit Klei<strong>der</strong>n geht es,<br />

da sind die Eltern wirklich verwundbar. Da kann ich manchmal gewinnen.<br />

Hier stellt er ein Gleichgewicht her.<br />

Es war eine vollkommen hysterische Situation. Könnte man es dem Vater<br />

verübeln, dass er dem Sohn eine Ohrfeige gegen die Hysterie gibt? Und um<br />

klar zu machen, das ist völlig außerhalb des Akzeptablen?<br />

Was ist außerhalb des Akzeptablen? Wissen Sie denn, ob <strong>der</strong> Vater lange<br />

vorher etwas völlig unakzeptables getan hat?<br />

Ich kann es nicht sagen, ja. Aber ich glaube, nicht wenige haben sich in<br />

dem Moment gewünscht, dass ein Klapps für den Sohn die Situation<br />

beendet.<br />

O<strong>der</strong> für die Eltern. Aber Eltern haut man nicht rum, son<strong>der</strong>n Kin<strong>der</strong>. Das<br />

ist es ja. Der Vater kann das mit Gewalt lösen, klar. Dieser starke<br />

Junge hätte wahrscheinlich aufgehört. Man kann das <strong>als</strong>o machen. Aber ich<br />

finde es nicht gut. Schadet es dem Kind? Nein. Was ich aber sicher weiß:<br />

Es schadet <strong>der</strong> Beziehung zwischen Vater und Kind.<br />

Gut, das habe ich verstanden. Herr Juul, Sie übertragen dem Kind viel<br />

Verantwortung. Auch beim Sicherkälten. Und jetzt haben sie wie<strong>der</strong> ein<br />

Buch geschrieben, das heißt nun: Nein aus Liebe. Dass man Nein sagen<br />

soll. Was wollen sie denn nun eigentlich, Herr Juul?<br />

Es ist völlig ok, zu an<strong>der</strong>en Menschen und auch zu Kin<strong>der</strong>n nein zu sagen,<br />

wenn man ja zu sich selber sagen muss. Viele Schwierigkeiten in Familien<br />

entstehen daraus, dass ihre Mitglie<strong>der</strong> nicht in <strong>der</strong> Lage sind, Nein zu<br />

sagen. Es ist wichtig, sich artikulieren - ein Nein kann <strong>als</strong>o liebevoll<br />

sein.<br />

Was meinen Sie damit?<br />

Wenn Ihr Kind sagt, ich will eine play station haben, dann ist das<br />

erstmal ganz einfach zu verstehen. Es macht Spaß, viele Kin<strong>der</strong> haben so<br />

etwas. Nur müssen die Eltern wirklich genau überlegen, ob sie was dagegen<br />

haben und was ihnen wichtig ist. Die Eltern können sagen, "Junge, da<br />

wollen wir darüber nachdenken." Und wenn sie fühlen, dass sie nicht<br />

wollen, dass ihr Sohn ein o<strong>der</strong> drei Stunden am Tag vor diesem Ding sitzt,<br />

dann werden sie es ihm in Ruhe sagen: "Nein, das kannst du nicht haben.<br />

Das wollen wir nicht." Das verstehe ich unter Gleichwürdigkeit.<br />

Herr Juul, was sie von den Eltern for<strong>der</strong>n scheint oft utopisch - wegen<br />

<strong>der</strong> Zeit. Es fährt immer ein Bus o<strong>der</strong> die Schule beginnt gleich. Ihr<br />

Dialog ist im Zeitbudget von Eltern oft nicht machbar. Also sagen sie<br />

eben: Basta, das ist jetzt so!<br />

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