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Eine umfassende Einsicht in Erziehung_ein familylab.de - Artikel

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<strong>de</strong>nken. Es ist schwer, e<strong>in</strong>e Haltung anzunehmen, die bei<strong>de</strong>n Seiten gleich<br />

dient und nicht die Bedürfnisse <strong>de</strong>s e<strong>in</strong>en über die <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren stellt. Der<br />

Fokus muss darauf gerichtet wer<strong>de</strong>n, was zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n abläuft<br />

(Prozess). Das ist für Lehrer e<strong>in</strong> komplett neues Terra<strong>in</strong>. Sie wur<strong>de</strong>n<br />

ausgebil<strong>de</strong>t, ihr Augenmerk auf <strong>de</strong>n Inhalt und die Präsentation zu richten.<br />

Darum treffen wir e<strong>in</strong>e Menge Lehrer, die sehr großes Geschick im<br />

traditionellen Unterrichten besitzen. Sie haben aber nicht genug<br />

zwischenmenschliche Fähigkeiten. Es fehlt ihnen das Können,<br />

<strong>de</strong>struktivem Verhalten konstruktiv zu begegnen.<br />

Verantwortung<br />

Das zweite Schlüsselwort ist Verantwortung, genauer gesagt persönliche<br />

Verantwortung – die Verantwortung, die zu übernehmen wir alle <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />

Lage s<strong>in</strong>d, Verantwortung für unser eigenes Verhalten, unsere Gefühle,<br />

unsere Reaktionen, unsere Werte usw. Und für <strong>de</strong>n Erwachsenen kommt<br />

noch h<strong>in</strong>zu, dass er es ist, <strong>de</strong>r <strong>in</strong> je<strong>de</strong>r Beziehung/Begegnung zwischen<br />

e<strong>in</strong>em Erwachsenen und e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d <strong>de</strong>r Verantwortliche für die Qualität<br />

ihrer Beziehung ist. K<strong>in</strong><strong>de</strong>r s<strong>in</strong>d schlicht nicht <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Lage, die<br />

Verantwortung zu übernehmen. Und da, wo sie dazu gezwungen s<strong>in</strong>d, weil<br />

<strong>de</strong>r Erwachsene es nicht will o<strong>de</strong>r kann, lei<strong>de</strong>n die K<strong>in</strong><strong>de</strong>r (und die<br />

Beziehung). Das ist so, egal ob wir über die Familien o<strong>de</strong>r das<br />

Klassenzimmer sprechen. Es ist unerlässlich, dass Erwachsene diese<br />

Zusammenhänge verstehen. Diese Verantwortung kann mit K<strong>in</strong><strong>de</strong>rn we<strong>de</strong>r<br />

geteilt noch an sie <strong>de</strong>legiert wer<strong>de</strong>n. Sie bleibt alle<strong>in</strong>ig beim erwachsenen<br />

Elternteil o<strong>de</strong>r Lehrer.<br />

Diese psychologischen Fakten wi<strong>de</strong>rsprechen <strong>de</strong>m seit Generationen<br />

üblichen Selbstverständnis <strong>de</strong>r Erwachsenen, ihre Realität nach „zweierlei<br />

Maß“ zu messen. Will sagen: „wenn me<strong>in</strong>e Beziehung zu e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d gut<br />

verläuft, dann ist es me<strong>in</strong> Verdienst (o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Erfolg me<strong>in</strong>er Metho<strong>de</strong>).<br />

Wenn die Beziehung zu e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d (o<strong>de</strong>r zu e<strong>in</strong>er Schulklasse) schwierig<br />

ist, dann ist es das Verschul<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s K<strong>in</strong><strong>de</strong>s (bzw. <strong>de</strong>r Klasse).<br />

Von <strong>de</strong>n vielen Phänomenen, die das schulische Leben negativ<br />

bee<strong>in</strong>flussen, ist dieses wahrsche<strong>in</strong>lich das am meisten zerstören<strong>de</strong>.<br />

Vor weniger als e<strong>in</strong>er Generation waren sich alle Erwachsenen über dieses<br />

„zweierlei Maß“ e<strong>in</strong>ig. K<strong>in</strong><strong>de</strong>r, die sich nicht fügten, wur<strong>de</strong>n entwe<strong>de</strong>r<br />

ausgeschlossen o<strong>de</strong>r bestraft. Konsequenterweise entwickelten die<br />

meisten K<strong>in</strong><strong>de</strong>r Angst vor <strong>de</strong>n Lehrern (im Rückblick wur<strong>de</strong> diese Angst oft<br />

mit Respekt verwechselt). Die heutigen K<strong>in</strong><strong>de</strong>r haben im K<strong>in</strong><strong>de</strong>rgarten<br />

nicht mehr auf dieselbe Weise gelernt, <strong>de</strong>n Erwachsenen zu fürchten. Sie<br />

verlangen Respekt vom Lehrer, bevor sie ihn „zurück“ respektieren<br />

können und wollen.<br />

Die For<strong>de</strong>rung nach persönlichem Respekt geht <strong>in</strong> bei<strong>de</strong> Richtungen.<br />

Damit K<strong>in</strong><strong>de</strong>r <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gesun<strong>de</strong>n Weise aufwachsen können, brauchen sie<br />

die Erfahrung beständiger Fürsorge für die Wahrung ihrer persönlichen<br />

Integrität (Bedürfnisse und Grenzen). Sie müssen e<strong>in</strong>e gesun<strong>de</strong><br />

Selbstachtung und e<strong>in</strong>en starken S<strong>in</strong>n für persönliche Verantwortung<br />

entwickeln. Das Verhalten von Erwachsenen, welches diese Entwicklung<br />

ermöglicht, unterschei<strong>de</strong>t sich fast <strong>in</strong> je<strong>de</strong>r H<strong>in</strong>sicht von <strong>de</strong>m Verhalten,<br />

das auf Gehorsam pocht.<br />

Was ich bisher ausgeführt habe, ist nicht nur an<strong>de</strong>rs als bisheriges<br />

Denken, es ist vielmehr komplett neu. Es gibt nichts Geeignetes, aus <strong>de</strong>r<br />

Vergangenheit, auf das wir zurückgreifen könnten. Eltern s<strong>in</strong>d gezwungen,<br />

neue Wege zu f<strong>in</strong><strong>de</strong>n, um ihre (sehr nötige) Führungsaufgabe als<br />

Erwachsene wahrzunehmen. Genauso müssen Lehrer neue Formen <strong>de</strong>r<br />

professionellen Führung im Klassenzimmer und im e<strong>in</strong>s-zu-e<strong>in</strong>s Kontakt<br />

mit e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong><strong>de</strong>rn entwickeln. Viele Schulen und Lehrer haben diesen<br />

Prozess bereits begonnen und genießen die Ergebnisse.<br />

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