bertolt brecht flüchtlingsgespräche
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Stück/Vorlage<br />
Geschrieben 1940/41, veröffentlicht erst 1961 (nach Brechts Tod), hat der Dialog zwischen<br />
dem Physiker Ziffel und dem Arbeiter Kalle zeitlose Gültigkeit behalten. Zwar sind Ziffel und<br />
Kalle Emigranten aus dem Dritten Reich, doch ist ihr Schicksal und sind ihre Versuche, es zu<br />
verarbeiten und damit fertigzuwerden, prototypisch für die Flüchtlinge vor Gewaltherrschaft<br />
zu jeder Zeit und an jedem Ort.<br />
Der Intellektuelle und der Proletarier, beide aus der Heimat vertrieben, erkennen die<br />
Gleichartigkeit ihrer Situation, finden zueinander (und zu einer gemeinsamen Möglichkeit, ihr<br />
Überleben zu sichern) und zur Solidarität; schließlich sogar zu einer gemeinsamen Utopie<br />
einer gerechten Gesellschaft.<br />
Autor<br />
Der Autor und Theatermann Bertolt Brecht darf als bekannt vorausgesetzt werden. Seine<br />
Arbeit als Autor, Dramaturg, Theatertheoretiker, Regisseur und Theaterleiter ist bedeutsam<br />
für das gesamte deutschsprachige Theater des 20. Jahrhunderts. Gegenwärtig erleben seine<br />
Werke – bedingt durch seinen 50. Todestag 2006 – eine Renaissance.<br />
Der Künstler Brecht ist nicht denkbar ohne den politisch denkenden Zeitgenossen Brecht.<br />
Ausgehend von der Gesellschaftsanalyse von Marx forderte er das Engament des Künstlers<br />
in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung der Klassen. Er wurde deshalb von den<br />
Faschisten verfolgt, in den USA vom McCarthy-Ausschuss verhört, während des Kalten<br />
Krieges in beiden deutschen Staaten argwöhnisch überwacht – was weder den Westen<br />
hinderte, den Künstler Brecht vom Linken Brecht trennen zu wollen, noch den Osten, den<br />
Künstler Brecht für sich vereinnahmen zu wollen.<br />
Die Beziehungen Brechts zur Schweiz sind vielfältig. Schon seine Flucht aus<br />
Nazideutschland führte ihn unter anderem ins Tessin. Sein Jugendfreund Caspar Neher war<br />
als Bühnenbildner am Schauspielhaus Zürich tätig war. Die Uraufführung des Stückes<br />
„Mutter Courage und ihre Kinder fand dort 1941 unter der Regie von Leopold Lindtberg statt,<br />
1943 „Der gute Mensch von Sezuan“ und „Leben des Galilei“. Wolfgang Langhoff, bekanntes<br />
Mitglied des damaligen Ensemble des Schauspielhauses und nach Ende des Krieges<br />
Intendant des Deutschen Theaters in Berlin, gab Brecht und dem sich bildenden Berliner<br />
Ensemble dort Gastrecht. Mitarbeiter Brechts wie Manfred Wekwerth, Matthias Langhoff,<br />
Manfred Karge und Benno Besson inszenierten dann in den 70er und 80er Jahren am<br />
Schauspielhaus. Erst unlängst tauchten eine Reihe bisher unbekannter „Keuner-<br />
Geschichten“ wieder auf, die Brecht bei einer Zürcher Bekannten hinterlegt hatte. Das<br />
Schweizer Theaterleben, speziell das Zürcher Schauspielhaus, profitierte immer wieder von<br />
der durch Brecht mit bestimmten Theaterszene der DDR.