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deutsch - Schweizerisches Rotes Kreuz

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Starke Kinder<br />

brauchen gesunde Mütter<br />

Das SRK engagiert sich für bessere<br />

Lebensbedingungen von Müttern und Kindern<br />

©Caspar Martig, SRK<br />

Croix-Rouge suisse<br />

<strong>Schweizerisches</strong> <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong><br />

Croce Rossa Svizzera


Mütter und Kinder sind besonders verletzlich<br />

Überall auf der Welt verkörpern Kinder die Zukunft. Für ihre Eltern sind sie Quelle der Freude und des Stolzes<br />

– aber auch der ständigen Sorge. Denn sie haben den vielfältigen Gefahren, die das Leben vor allem in<br />

armen Ländern mit sich bringt, noch wenig entgegen zu setzen.<br />

In Afrika stirbt jedes sechste Kind bevor es fünfjährig ist, in Südasien jedes zwölfte. Weltweit verlieren jedes<br />

Jahr rund 10 Millionen Kinder das Leben, noch bevor sie ihren fünften Geburtstag feiern können. Sie sterben<br />

an Durchfall- und Atemwegerkrankungen, Masern, Diphtherie oder Tuberkulose – Krankheiten, die mit einfachen<br />

Mitteln zu verhindern wären.<br />

Eng gekoppelt mit diesen traurigen Fakten ist das Schicksal der Mütter, auf die Kinder in der ersten Lebensphase<br />

bedingungslos angewiesen sind. Je gesünder die Mütter sind, umso besser sind die Perspektiven der<br />

Kinder. Doch für Frauen sind Schwangerschaft und Geburt mit besonderen Risiken verbunden. Gemäss der<br />

Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben jährlich 500000 Mütter bei der Geburt eines Kindes. 99 Prozent<br />

dieser Todesfälle ereignen sich in Entwicklungsländern.<br />

Solch alarmierende Zahlen haben die WHO bereits 1987 bewogen, die Initiative Risikofreie Mutterschaft<br />

(Safe Motherhood) zu lancieren. Im Jahr 2000 erklärte die UNO die deutliche Senkung der Mütter- und der<br />

Kindersterblichkeit zu Millenniumszielen.<br />

Zehn Millionen Kinder, eine halbe Million Frauen – das sind zuviele Menschen, die um ihre Zukunft betrogen<br />

werden. Das Schweizerischen Roten <strong>Kreuz</strong> (SRK) setzt sich deshalb ein für den Schutz und die bessere<br />

Gesundheitsversorgung von Müttern und Kindern in den benachteiligten Regionen der Erde.<br />

Kinder- und Müttersterblichkeit in absoluten Zahlen<br />

Wieviele Kinder jedes Jahr sterben, bevor sie fünfjährig sind und wieviele Mütter<br />

das Leben verlieren, als Folge von Schwangerschaft und Geburt<br />

Karibik und Lateinamerika:<br />

0,37 Mio. Kinder/22000 Mütter<br />

Nordafrika und Mittlerer Osten:<br />

0,55 Mio. Kinder/33000 Mütter<br />

Osteuropa und Zentralasien:<br />

0,22 Mio. Kinder/3500 Mütter<br />

Afrika südlich der Sahara:<br />

4,7 Mio. Kinder/252000 Mütter<br />

Ostasien:<br />

(1,27 Mio. Kinder/48000 Mütter<br />

Süd-/Südostasien:<br />

3,4 Mio. Kinder/155000 Mütter


Geburt und Tod<br />

liegen nahe beieinander<br />

Es ist noch gar nicht so lange her, da stellte eine<br />

Schwangerschaft auch bei uns ein erhebliches Risiko<br />

dar. Mitte des 19. Jahrhunderts verloren in Europa<br />

ähnlich viele Frauen bei Geburten das Leben, wie<br />

jetzt in manchem Entwicklungsland. Heute stirbt in<br />

der Schweiz kaum mehr eine Frau bei der Geburt.<br />

Medizinischer Fortschritt, verbesserte Hygiene und<br />

wachsender Wohlstand haben Schwangerschaft<br />

und Geburt bei uns zu einem kalkulierbaren Risiko<br />

gemacht.<br />

Schon die Geburt von einem Kind ist im Südsudan mit Risiken behaftet.<br />

Diese Frau vom Volk der Dinka hat Zwillingsmädchen geboren<br />

Doch in armen Ländern ist die Müttersterblichkeit –<br />

die Zahl der Frauen, die während der Schwangerschaft, der Geburt und bis sechs Wochen danach das Leben<br />

verlieren – nach wie vor hoch. In Afrika südlich der Sahara widerfährt jeder 22. Frau dieses Schicksal. Selbst<br />

in Teilen Osteuropas ist die Müttersterblichkeit noch zehnmal höher als bei uns. Oft hinterlassen diese Mütter<br />

Kinder, die in der Folge als Waisen aufwachsen, mit entsprechend schlechteren Lebensperspektiven.<br />

Hebammen wirken Wunder<br />

In den ländlichen Regionen armer Länder, wo die medizinische Versorgung prekär ist, sind Mütter- und Säuglingssterblichkeit<br />

besonders hoch. Der grösste Teil dieser Todesfälle ereignet sich bei der Geburt oder unmittelbar<br />

danach: wenn es zu Komplikationen kommt und keine professionelle Hilfe greifbar ist. Häufi g wird auch<br />

zu spät erkannt, wenn sich ein Notfall anbahnt.<br />

Erhebungen zeigen, dass die Anwesenheit einer Hebamme das Todesrisiko bei der Geburt halbiert – doch nur<br />

bei jeder zweiten Entbindung ist in Entwicklungsländern eine ausgebildete Geburtshelferin anwesend. Zudem<br />

fehlt es oft an Fahrzeugen oder sogar Strassen, um Gebärende und Neugeborene bei Notfällen rechtzeitig<br />

ins Spital zu bringen – wenn denn überhaupt eines in der Nähe ist.<br />

Mali<br />

Kambodscha<br />

Bangladesch<br />

Indien<br />

Swasiland<br />

Bolivien<br />

El Salvador<br />

Ägypten<br />

Rumänien 98<br />

Schweiz 100<br />

Betreute Geburten und Müttersterblichkeit in ausgewählten Ländern<br />

74<br />

74<br />

67<br />

56<br />

41<br />

43<br />

32<br />

13<br />

Anteil der Geburten, die von einem Arzt<br />

oder einer Hebamme betreut werden (in Prozent)<br />

5<br />

130<br />

24<br />

450<br />

390<br />

290<br />

280<br />

590<br />

570<br />

970<br />

Müttersterblichkeit<br />

pro 100000 Geburten Quelle: Human Development Report 2007/2008<br />

©Christina Williamson, SRK


Kindersterblichkeit<br />

(unter fünf Jahren in %)<br />

Säuglingssterblichkeit<br />

(unter einem Jahr in %)<br />

Müttersterblichkeit<br />

(pro 100000 Geburten)<br />

Afrika südlich der Sahara 16% 9% 900<br />

Mittlerer Osten und<br />

Nordafrika<br />

4,6% 3,6% 160<br />

Südasien 8,3% 6,2% 490<br />

Ostasien und Pazifi k 2,9% 2,3% 50<br />

Lateinamerika und Karibik 2,7% 2,2% 130<br />

Osteuropa und<br />

Zentralasien<br />

2,7% 2,4% 160<br />

Abhängigkeit kann tödlich sein<br />

Quelle: Human Development Report 07/08; WHO<br />

Erschwerend kommt hinzu, dass in vielen Weltgegenden Frauen wenig Entscheidungsfreiheiten haben und<br />

kaum über fi nanzielle Mittel verfügen. Wenn es darum geht professionelle, kostenpfl ichtige medizinische Hilfe<br />

für sich oder die Kinder in Anspruch zu nehmen, sind sie auf die Zustimmung des Ehepartners angewiesen. Ist<br />

dieser nicht da, weil er auswärts arbeitet, liegt die Entscheidungsmacht oft bei den Schwiegereltern.<br />

Auch bei der Familienplanung und Aids-Prävention sind Frauen abhängig von ihren Männern. Aus Tradition<br />

oder religiösen Gründen werden Verhütungsmittel, obwohl bekannt und vielerorts verfügbar, noch immer nicht<br />

überall akzeptiert. Dies führt zu zahllosen ungewollten Schwangerschaften – aber auch zu Abtreibungen. Trotz<br />

hoher gesundheitlicher Risiken entscheiden sich weltweit jährlich 18 Millionen Frauen zu einem Schwangerschaftsabbruch<br />

ohne medizinische Begleitung. Viele verlieren so ihr Leben.<br />

Man Kumari, 20, Nepal: «Meine Tochter ist mein grösstes Glück»<br />

Man Kumari sitzt erschöpft in der «Doko», einem nepalischen Tragekorb. Noch ist sie zu schwach, um die zwei Tagesmärsche<br />

vom Spital alleine nach Hause zu laufen. Ihr Mann und die Schwiegermutter begleiten sie. Stolz trägt diese ihr<br />

Enkelkind. «Das ist eigentlich mein zweites Enkelkind, aber das erste ist bei der Geburt gestorben. Meine Schwiegertochter<br />

hatte zuhause entbunden. Aber die Dorfhebamme konnte das Kind nicht retten, denn es lag quer.» Zum Glück habe die<br />

Rotkreuz-Mitarbeiterin, die seit einiger Zeit regelmässig ins Dorf kommt, Man Kumari davon überzeugt, sich während ihrer<br />

zweiten Schwangerschaft untersuchen zu lassen. So habe man rechtzeitig gemerkt, dass ein Kaiserschnitt nötig war. «Meine<br />

Tochter ist mein ganzes Glück», sagt Man Kumari. «Ich bin froh, dass ich rechtzeitig medizinische Hilfe erhielt.»<br />

Aids neutralisiert die Fortschritte<br />

Trotz weltweiter Bemühungen und punktueller Erfolge sind die Sterblichkeitsraten von Müttern und Kindern<br />

nach wir vor hoch. Neben regional unterschiedlicher Faktoren hat vor allem in Afrika und in Südasien die<br />

Ausbreitung von HIV/Aids einen Grossteil der Fortschritte neutralisiert. Wohl werden bei der HIV-Prävention<br />

insgesamt Fortschritte erzielt. Doch für Frauen ist es nach wie vor schwierig, die Verwendung von Präservativen<br />

durchzusetzen. Um sich und die Kinder vor Aids und andern sexuell übertragbaren Krankheiten zu schützen,<br />

sind sie auf das verantwortungsvolle Verhalten der Männer angewiesen. Südlich der Sahara sind über 60<br />

Prozent der HIV-Infi zierten weiblichen Geschlechts. Weltweit nehmen Neuinfektionen von Frauen überproportional<br />

zu – ein Trend, der auch für die Schweiz gilt. (weitere Informationen im HIV/Aids-Dossier des SRK:<br />

http://www.redcross.ch/data/info/pubs/pdf/redcross_205_de.pdf)


Gewalt zu Hause und auf der Flucht<br />

In akuten Krisen, wenn Familien aufgrund von Naturkatastrophen oder bewaffneten Konfl ikten alles verlieren,<br />

potenzieren sich die Risiken. Aufgrund ihrer geringen Widerstandskraft sind Kinder stets die ersten Opfer. Als<br />

Obdachlose oder Vertriebene sind Frauen vermehrt Übergriffen ausgesetzt. In «normalen Zeiten» sind häusliche<br />

Gewalt und schwere körperliche Arbeit weitere Gesundheitsrisiken für Frauen.<br />

Die ersten Jahre sind entscheidend<br />

Das Wohlergehen der Mütter hat einen direkten Einfl uss auf das Leben der Kinder. Wenn die Mütter schlecht<br />

ernährt sind und kaum über körperliche Reserven verfügen, sind auch ihre Babys untergewichtig und wenig<br />

robust. Weltweit kommen 15 Prozent der Kinder untergewichtig zur Welt, bei den Fünfjährigen ist sogar jedes<br />

Vierte zu leicht. Dies führt zu Störungen der körperlichen und geistigen Entwicklung und macht sie anfällig für<br />

Krankheiten.<br />

Am meisten gefährdet sind Kleinkinder in den ersten Lebenswochen. Jährlich sterben vier Millionen Kinder<br />

bevor sie einen Monat alt sind. Malaria und Dengue rauben vielen Kindern das Leben. Am meisten Todesfälle<br />

fordern Durchfall- und Atemwegserkrankungen.<br />

Muttermilch ist unersetzlich<br />

In diesem harschen Umfeld ist gesunde Ernährung besonders wichtig. Den besten Start ins Leben haben<br />

Kinder, die gestillt werden. Würden alle Babys in den ersten sechs Monaten ausschliesslich mit Muttermilch<br />

ernährt, könnte die Kindersterblichkeit laut dem UNO-Kinderhilfswerk Unicef um 13 Prozent gesenkt werden.<br />

Doch eine falsch verstandene Modernisierung hat in vielen Ländern dazu geführt, dass Kinder statt mit Muttermilch<br />

schon sehr früh mit nährstoff- und vitaminarmen Getreidebreien verpfl egt werden. Erst allmählich<br />

wächst das Bewusstsein dafür, dass der natürliche Weg in diesem Fall klar der bessere ist.<br />

Impfen – eine Erfolgsgeschichte mit Tücken<br />

Pocken, Masern, Kinderlähmung (Polio), Diphterie, Keuchhusten, Tuberkulose und Tetanus: Diesen Krankheiten, die jedes Jahr Zehntausenden<br />

Kindern das Leben kosteten, hat die Weltgesundheitsorganisation WHO in den 1970er-Jahren den Kampf angesagt. Sie lancierte zusammen<br />

mit Unicef ein weltweites Impfprogramm mit dem Ziel, jedes Kind der Erde zu impfen und die erwähnten Krankheiten auszurotten.<br />

Dies konnte nicht ganz erreicht werden. Der Erfolg der Kampagne ist trotzdem eindrücklich: Pocken galt schon nach wenigen Jahren als<br />

ausgerottet. Polio ist heute fast vollständig verschwunden. Während vor zwanzig Jahren höchstens eines von fünf Kindern geimpft wurde,<br />

erreichen heute die Impfprogramme, an denen auch das Rote <strong>Kreuz</strong> mitwirkt, selbst entlegendste Weltgegenden. Mehr als drei Viertel aller<br />

Kleinkinder werden mittlerweile geimpft. Die Zahl der tödlich verlaufenden Kinderkrankheiten konnte halbiert werden.<br />

Handlungsbedarf besteht vor allem beim Nachimpfen. Vielerorts fehlt das Bewusstsein, dass der Impfschutz nur zuverlässig wirkt, wenn er<br />

rechtzeitig erneuert wird. Das ist auch einer der Gründe, weshalb Masern noch immer rund 300000 Kindern pro Jahr das Leben raubt.


Das Engagement des Roten <strong>Kreuz</strong>es<br />

Das Schweizerische Rote <strong>Kreuz</strong> (SRK) hat seine Kernkompetenz im Gesundheitsbereich.<br />

18 Programme in 17 Ländern sind speziell auf die Verbesserung der Gesundheit von Müttern und Kindern<br />

ausgerichtet. Langfristige Veränderungen sind indessen nur möglich, wenn sie von allen Beteiligten mitgetragen<br />

werden. Deshalb sind in sämtlichen Mutter-Kind-Programmen des Roten <strong>Kreuz</strong>es auch die Männer und<br />

die lokalen Behörden involviert.<br />

Zur Sensibilisierung der Betroffenen setzt das SRK auf das bewährte System der Rotkreuz-Freiwilligen: Sie werden<br />

zu Botschafter/innen für bessere Hygiene, Ernährung und Gesundheit ausgebildet. Als Angehörige der<br />

Dorf- und Lebensgemeinschaften fällt es ihnen leichter als Aussenstehenden, das Vertrauen der Bevölkerung<br />

zu gewinnen, traditionelle Verhaltensmuster in Frage zu stellen und auch heikle Themen anzusprechen.<br />

Afrika: Mütterclubs und HIV-Behandlung<br />

In Togo, Ghana, Mali und Eritrea unterstützen vom SRK geschulte Rotkreuz-Freiwillige Familien bei der<br />

Gesundheitsversorgung, der Schwangerschaftsbetreuung und der Prävention von Krankheiten. Sie informieren<br />

über die Möglichkeiten, auch unter schwierigen Verhältnissen die Hygiene zu verbessern, was vor allem der<br />

Gesundheit von Kleinkindern zugute kommt. Vom Roten <strong>Kreuz</strong> initiierte Mütterclubs bewähren sich als Foren<br />

für Wissensaustausch und Selbsthilfe und garantieren die Nachhaltigkeit der SRK-Programme.<br />

In den Programmen zur Bekämpfung der Armutsblindheit in Togo und Ghana wird darauf geachtet, dass<br />

auch Frauen vom augenmedizinischen Angebot profi tieren. Um Kinder mit Augenproblemen frühzeitig zu<br />

erfassen, werden Dorfl ehrerinnen in Rotkreuz-Kursen geschult. Dadurch konnten hunderte Kinder behandelt<br />

und mit Brillen versorgt werden, was nicht nur ihrer Gesundheit dient, sondern auch ihre Bildungschancen<br />

deutlich verbessert.<br />

Guter Rat ist wertvoll: Eine Gesundheitsberaterin des Malischen Roten <strong>Kreuz</strong>es betreut die Mutter eines unterernährten Kleinkindes im Norden Malis.<br />

©Caspar Martig, SRK


©Rob Overtoom, SRK<br />

Ein Schwerpunkt des SRK-Programms in Swasiland ist die Aids-Therapie. Im Rotkreuz-Spital von Sigombeni<br />

werden Schwangere systematisch getestet. HIV-positive Frauen werden medizinisch betreut, die Übertragung<br />

des Virus auf das Kind kann durch medikamentöse Behandlung verhindert werden. Viele Kinder wurden<br />

dadurch in den letzten Jahren vor einer Infektion bewahrt. Dank der Therapie aidskranker Mütter stieg die<br />

Zahl der Waisen weniger stark an.<br />

Aisha, 27, Mali: «Ich bin selbstsicherer geworden»<br />

Von den sieben Kindern, die Aisha geboren hat, leben nur noch fünf. Zu hart ist das Leben am Rand der Sahara im Norden<br />

von Mali. Im nächsten grösseren Dorf, eine Stunde Fussmarsch entfernt, ist der Gesundheitsposten verwaist. Es ist schwierig<br />

Fachleute zu fi nden, die in dieser kargen Gegend arbeiten wollen. «Doch vieles ist besser geworden», stellt Aisha fest.<br />

Sie ist eine von zehn Frauen, die seit einiger Zeit als Rotkreuz-Freiwillige in ihrem Dorf die andern bei der Verbesserung der<br />

Gesundheitsvorsorge und Hygiene anleiten. Der Kurs des Roten <strong>Kreuz</strong>es, den Aisha dafür besuchte, hat ihr auch persönlich<br />

viel gebracht. «Ich bin selbstsicherer geworden und kann jetzt vor eine Gruppe stehen und reden», sagt sie. «Vor allem<br />

aber weiss ich, wie man mit einfachen Mitteln leichtere Krankheiten behandeln kann.» So habe sich ihr jüngster Sohn, der<br />

kürzlich an Durchfall litt, dank einer Kochsalzlösung, die sie selber herstellen konnte, rasch wieder erholt.<br />

Asien: Gesundheit ist auch eine Vertrauensfrage<br />

In Kambodscha gebären Frauen meist zuhause, ohne medizinische Begleitung. Bei Komplikationen kommt es<br />

oft zu Todesfällen. Mangelnde Qualität und Korruption haben das Vertrauen ins öffentliche Gesundheitswesen<br />

untergraben, ein Grossteil der Bevölkerung sucht im Krankheitsfall Naturheiler auf. Um das Angebot zu verbessern,<br />

unterstützt das SRK die Regierung in mehreren Distrikten bei der gesamten Gesundheitsversorgung<br />

– von der Prävention bis zur Behandlung in den Spitälern. Müttern und Kindern kommt dabei oberste Priorität<br />

zu. Bereits ist es gelungen, deutlich mehr Frauen zu Spitalgeburten zu bewegen. Um Kindern einen guten Start<br />

ins Leben zu ermöglichen, werden Mütter ermuntert, vermehrt zu stillen – vom ersten Tag an für mindestens<br />

ein halbes Jahr. Auch hier wurden klare Fortschritte erzielt.<br />

In Kambodscha, Laos, Tibet und Nepal schult das SRK Gesundheitspersonal und bildet Rotkreuzfreiwillige<br />

aus, die in den Dörfern über Hygiene, gesunde Ernährung, HIV/Aids und Schwangerschaftsrisiken informieren.<br />

Ein wichtiges Ziel ist, Durchfallerkrankungen zu verhindern und Dengue-Epidemien einzudämmen, die für<br />

Kleinkinder oft tödlich verlaufen.<br />

Die Möglichkeit im Spital zu entbinden, entscheidet<br />

manchmal über Leben und Tod: Eine junge Mutter mit<br />

ihrem Säugling im Spital von Takeo, Kambodscha.


Lateinamerika: Selbsthilfe der Frauen<br />

In den ärmeren Ländern Lateinamerikas ist es meist schlecht bestellt um die öffentliche Gesundheitsversorgung.<br />

Vor allem Mütter und Kleinkinder tragen die Folgen davon. Wenn etwa nationale Impfkampagnen mangels<br />

fi nanzieller Mittel unterbrochen werden, wirkt sich dies direkt auf die Kindersterblichkeit aus. Einseitige<br />

Ernährung und schlechte hygienische Bedingungen als Folge der Armut tragen ebenfalls zur Ausbreitung von<br />

Krankheiten bei.<br />

Die langfristigen Gesundheitsprogramme des SRK in den ländlichen Regionen von Honduras, El Salvador,<br />

Ecuador, Bolivien und Paraguay stärken das Selbsthilfepotenzial der Frauen und messen der Prävention<br />

grosses Gewicht bei. Dabei werden die Frauen aktiv in die Gesundheitsarbeit einbezogen. In Ecuador konnten<br />

traditionelle Hebammen und Heiler/innen ihr wertvolles Wissen mit wichtigen Aspekten der Schulmedizin<br />

ergänzen. Im Tiefl and Boliviens ist die Kindersterblichkeit markant gesunken, weil die Mütter besser organisiert<br />

und zu Themen der Ernährung und Kleinkinderpfl ege ausgebildet wurden. In Honduras werden vor allem<br />

weibliche Rotkreuz-Freiwillige auf Dorfebene geschult, damit sie als erste Anlaufstelle für Fragen der ausgewogenen<br />

Ernährung, Hygiene, HIV/Aids und Malaria verantwortlich sind.<br />

In den ersten Jahren bilden sie eine Symbiose:<br />

Eine Indio-Frau in Bolivien trägt ihr Kind<br />

auf dem Rücken.<br />

Osteuropa: Wer seine Rechte kennt, lebt besser<br />

Im medizinisch unterversorgten Nordosten Rumäniens setzt sich das SRK für die Verbesserung der schwierigen<br />

Lage von armen Müttern und Kindern ein. Schwerpunkt bildet die Schulung von Gesundheitsschwestern<br />

und -pfl egern, die in den Gemeinden erste Ansprechpersonen bei gesundheitlichen Problemen sind. Sie<br />

betreuen Schwangere und Familien mit Kleinkindern, beraten sie in Familienplanung und bei der Geburtsvorbereitung.<br />

Rund 200 Krankenschwestern hat das SRK in Zusammenarbeit mit den staatlichen Gesundheitsbehörden<br />

bereits ausgebildet.<br />

Oft geht es auch darum, den Frauen zu ihrem Recht zu verhelfen. Die staatliche Gesetzgebung sieht kostenlose<br />

Schwangerschafts-Kontrollen vor. Aus Unwissen, Ärztemangel und weil das Geld für Transportmittel<br />

fehlt, nehmen viele Frauen dieses Recht nicht wahr. In vom Roten <strong>Kreuz</strong> initiierten Selbsthilfegruppen fi nden<br />

Frauen gegenseitige Unterstützung. In Moldawien und Kirgistan, wo die gesellschaftliche Situation ähnlich<br />

ist, engagiert sich das SRK nach dem gleichen Modell.<br />

©Luis Vera, SRK


Weitere Informationsquellen<br />

Weltgesundheitsorganisation WHO, Genf UNO-Kinderhilfswerk Unicef, Genf<br />

Tel. 022 791 21 11 Tel. 022 909 51 11<br />

E-Mail: info@who.int E-Mail: geneva@unicef.org<br />

www.who.int http://www.unicef.org<br />

UNO-Frauenorganisation Unifem, New York, Internationale Föderation der Rotkreuz- und<br />

Tel. +1 212 906 6400 Rothalbmondgesellschaften, Genf<br />

http://www.unifem.org Tel. 022 730 42 22<br />

E-Mail : secretariat@ifrc.org<br />

www.ifrc.org<br />

<strong>Schweizerisches</strong> <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong><br />

Internationale Zusammenarbeit<br />

Rainmattstrasse 10<br />

CH-3011 Bern<br />

Tel.: 031 387 71 11<br />

Fax: 031 387 73 73<br />

E-Mail: iz@redcross.ch<br />

www.redcross.ch<br />

PC 30-4200-3<br />

1. Oktober 2008<br />

©Caspar Martig, SRK

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