MB 03/06 - kommunalpolitisches forum Land Brandenburg eV
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Aufrufe&Beispiele & Erfahrungen kf-Info 6-20<strong>03</strong>, Seite 3<br />
Die Novellierung der brandenburgischen<br />
Bauordnung<br />
Um es gleich vorweg zu sagen. Der<br />
hochgesteckte Anspruch der Regierenden<br />
in diesem <strong>Land</strong>, eine bürgerfreundliche,<br />
unbürokratische und effektive<br />
Bauordnung zu schaffen ist mit der<br />
jetzt beschlossenen Novelle weit verfehlt<br />
worden. Dies zeigt sich vor allem<br />
in der ablehnenden Reaktion der meisten<br />
Interessenverbände, die fast<br />
durchweg an den verschiedensten<br />
„Neuerungen“ und wegen der Nichtberücksichtigung<br />
ihrer eigenen Anregungen<br />
Kritik üben. Der Platz reicht hier<br />
nicht annähernd aus, um die mehrere<br />
Ordner umfassenden Zuschriften und<br />
fachlichen Hinweise aufzuzählen.<br />
Die Reaktion der <strong>Land</strong>tagsfraktionen<br />
von SPD und CDU: In überhaupt nur<br />
einer einzigen inhaltlichen Beratung des<br />
federführenden Ausschusses für Stadtentwicklung,<br />
Wohnen und Verkehr zu<br />
dieser hochkomplizierten Materie wurden<br />
in exakt 75 Minuten 59 Änderungsanträge<br />
„durchgestimmt“. Sie wurden<br />
übrigens nur einen Tag vorher den<br />
Ausschussmitgliedern übergeben. Ohne<br />
die „lästigen“ Meinungsäußerungen der<br />
PDS wären die Änderungsanträge auch<br />
im Halbminutentakt in weniger als 30 Minuten<br />
abgesegnet worden.<br />
Es ist schon vermessen, dieses<br />
Reförmchen als großen Schritt nach<br />
vorn und als ein Zeichen für innovatives<br />
Handeln zu werten. Diese Minireform<br />
mit einem Mix aus kleinen und<br />
großen Verschlechterungen und Verbesserungen<br />
wird mit Sicherheit nicht<br />
für neue Arbeitsplätze und schon überhaupt<br />
nicht für „blühende <strong>Land</strong>schaften“<br />
in <strong>Brandenburg</strong> sorgen.<br />
Außerdem ist ein weiterer Aspekt völlig<br />
unberücksichtigt geblieben. Die Novellierung<br />
hätte die Möglichkeit eröffnet,<br />
der immer wieder herbeigeredeten Fusion<br />
von Berlin und <strong>Brandenburg</strong>, einen<br />
kleinen Impuls in Richtung einheitlicher<br />
Standards und Vorschriften zu geben.<br />
Nun müssen sich Bau- und Wohnungswirtschaft,<br />
Architekten und Ingenieure,<br />
Verbände und Organisationen in einer<br />
gemeinsamen Region erneut mit zwei<br />
parallelen und teilweise widersprüchlichen<br />
Normen auseinandersetzen. So<br />
werden gedankenlos reale Chancen<br />
vertan.<br />
Die wichtigsten positiven Neuerungen:<br />
ü Die Baugenehmigung hat<br />
Konzentrationswirkung, d.h. sie<br />
schließt alle anderen erforderlichen<br />
Genehmigungen ein. Jeder<br />
Bauherr erhält Beratung,<br />
Betreuung und Genehmigung<br />
aus einer Hand, egal ob er ein<br />
Großvorhaben oder ein Einfamilienhaus<br />
errichtet.<br />
ü Durch kürzere Verfahren werden<br />
die Baugenehmigungen<br />
schneller erteilt. Das heißt für<br />
Wohngebäude in einem B-Plangebiet<br />
soll die Genehmigung in<br />
einem vereinfachten Verfahren<br />
spätestens nach einem Monat<br />
erteilt werden.<br />
ü Bei sonstigen Bauvorhaben<br />
wird die Zeit bis zur Genehmigung<br />
verkürzt. Dafür wird die<br />
Beteiligungsfrist für andere Behörden<br />
landeseinheitlich in der<br />
Regel auf 4 Wochen verkürzt.<br />
ü Kleinkläranlagen bis zu einem<br />
Abwasseranfall von nicht mehr<br />
als täglich 8 m³ sind<br />
genehmigungsfrei gestellt.<br />
ü Mit der Bauausführung darf wie<br />
bisher nach Ablauf eines Monats<br />
nach Eingang der Bauanzeige<br />
bei der Bauaufsichtsbehörde<br />
begonnen werden, sofern die<br />
Bauaufsichtsbehörde die Bauausführung<br />
nicht untersagt oder<br />
vorher freigegeben hat. Allerdings<br />
erlischt die Berechtigung<br />
zur Bauausführung nicht schon<br />
nach 12 Monaten sondern erst<br />
nach vier Jahren. Für die Wieder<br />
vor allem den „Selbsterbauern“<br />
mit schmalen Budget,<br />
die ihr Bauvorhaben aus Kostengründen<br />
über mehrere Jahre<br />
strecken müssen zu Gute.<br />
Und ein kleines Detail: Raumabschließende<br />
Bauteile wie Decken oder<br />
Trennwände, müssen bei Brandbeanspruchung<br />
nicht nur ausreichend<br />
lang gegen Feuer und Brandgasen sondern<br />
auch gegen strahlende Wärme widerstandsfähig<br />
sein.<br />
(Der Autor des Artikels, Hans -Jürgen<br />
Warnick, ist Mitglied des <strong>Land</strong>tages <strong>Brandenburg</strong>,<br />
wohnungspolitischer Sprecher<br />
der PDS-Fraktion) Fortsetzung folgt<br />
Beschlussantrag<br />
der PDS-Fraktion im Kreistag<br />
Barnim<br />
Gesetz zur Entlastung des<br />
Kommunen von pflichtigen<br />
Aufgaben-hier: Resolution des<br />
Kreistages<br />
Sehr geehrter Herr Dr.<br />
Knoblich,<br />
die Mitglieder des Kreistages<br />
haben sich mit dem Gesetz<br />
zur Entlastung der Kommunen<br />
beschäftigt und im Rahmen<br />
der Vorbereitung der Erarbeitung<br />
des Nachtragshaushaltes<br />
20<strong>03</strong> und des Haushaltsplanes<br />
2004 nachstehende Resolution<br />
verabschiedet.<br />
„ Die gegenwärtige Politik in<br />
<strong>Land</strong>kreisen und Kommunen<br />
steht unter Zwangsvorgaben<br />
und Rahmenbedingungen des<br />
<strong>Land</strong>es, die nur als unverantwortlich<br />
bezeichnet werden<br />
können. Das <strong>Land</strong> wälzt inzwischen<br />
schamlos seine<br />
Finanzprobleme auf die Kommunen<br />
ab.<br />
Die desolate Finanzsituation<br />
des <strong>Land</strong>es ist hochgradig<br />
selbstverschuldet. Dennoch<br />
sollen allen Kommunen die<br />
Lasten mittragen. Wider besseren<br />
Wissens wird den Kommunen<br />
mit diesem<br />
Entlastungsgesetz vorgegaukelt,<br />
sie würden durch die Absenkung<br />
von Standards erheblich<br />
entlastet.<br />
Die Politik der <strong>Land</strong>esregierung<br />
und des für die kommunale<br />
Finanzausstattung unmittelbar<br />
zuständige Innenministerium<br />
wird in 2004/2005 zu<br />
einem Zusammenbruch des<br />
Finanzwesens in vielen Städten,<br />
Ämtern, <strong>Land</strong>kreisen und<br />
Gemeinden führen.<br />
Tragisch ist hier der damit verbundene<br />
Prozess des allgemeinen<br />
Niedergangs der kommunalen<br />
Investitionstätigkeit<br />
und damit der einheimischen<br />
Wirtschaft.<br />
Wir fordern daher den <strong>Land</strong>tag<br />
und die <strong>Land</strong>esregierung<br />
auf, eine konsequente Finanzreform<br />
auf den Weg zu bringen<br />
und mit einer hinreichenden<br />
kommunalen Finanzausstattung<br />
die kommunale<br />
Selbstverwaltung der Kommunen<br />
zu garantieren.<br />
Über das Ergebnis der Abstimmung<br />
werden wir in der<br />
nächsten Ausgabe berichten