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Die Schlacht von Dien Bien Phu (Vietnam)

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Neue Destinationen<br />

Der vergessene Krieg: <strong>Die</strong> <strong>Schlacht</strong> <strong>von</strong> <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong> (<strong>Vietnam</strong>) (ND10 / 22.05.2012)<br />

Flughafen Hanoi, 23. April 2012: Ich bin Millionär! <strong>Die</strong> Freude über diesen Geldreichtum währt jedoch nicht lange. Das<br />

Taxi in die Stadt kostet 400’000 Dong (20 US-Dollars). Und schon ist fast die Hälfte meines Vermögens wieder weg.<br />

Soeben angekommen und schon Millionär!<br />

Ich kenne Hanoi <strong>von</strong> früheren Besuchen, letztmals vor zehn Jahren. Mir hatte damals der Charme der Altstadt im<br />

Stadtdistrikt Hoan Kiem nördlich vom Hoan Kien See mit diesem Gewirr <strong>von</strong> kleinen Strassen sehr gut gefallen. Ich<br />

möchte wieder dahin Mit Strassenkarte gewappnet starte ich zur ersten Erkundungstour. Um sich nicht in diesem<br />

Labyrinth <strong>von</strong> Strassen zu verlieren, sollte man sich bei der ersten Erkundung nicht allzu weit weg des Hotels wagen.<br />

Der Verkehr ist seit meinem letzten Besuch noch schlimmer geworden. Das Heer der Fahrräder ist einem Heer <strong>von</strong><br />

hupenden Rollern gewichen. Es geht wie einem <strong>Bien</strong>enhaus zu. Das Laufen auf dem Gehsteig ist oft durch parkierende<br />

Roller oder essende Leute, die auf kleinen Plastikschemmel sitzen, versperrt. Ich muss auf die Strasse ausweichen.<br />

Bei jedem Hupen zucke ich zusammen. Es wird um mich herum so viel gehupt, ich weiss gar nicht, ob es mir gilt. Eine<br />

Strasse zu überqueren ist eine waghalsige Angelegenheit. Anfänglich habe ich dabei immer gezögert. <strong>Die</strong>s darf man<br />

nicht. <strong>Die</strong> Rollerfahrer in Hanoi sind gute Fahrer. Sie haben Dich <strong>von</strong> weitem auf ihrem Radar erfasst und weichen Dir<br />

elegant aus. Zögerst Du, kommt es meistens zu Zusammenstössen.<br />

ND10 ©1999-2012 Text und Foto Willy Blaser, info@willyblaser.ch Seite 1 <strong>von</strong> 21


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Wer es etwas ruhiger haben möchte geht zum naheliegenden See. Es gibt dort Sitzbänke und Gartenrestaurants.<br />

Viele <strong>Vietnam</strong>esen kommen über die Mittagszeit hierher um sich <strong>von</strong> der Hektik zu erholen. Wo Touristen sind gibt es<br />

auch Strassenverkäufer. In Kathmandu wird Tigerbalsam, in Manila oder Bangkok die Potenzmittel Cialis und Viagra<br />

angeboten. Hier sind es Postkarten und Donuts. Einige Schuhputzer haben es auf meine weissen Adidas abgesehen.<br />

Auch Schlepper sind präsent und sprechen mich mit „you bumbum Madame <strong>Vietnam</strong>?“ an.<br />

Ho Hoan Kiem See<br />

Eine der Sehenswürdigkeiten der Altstadt sind die Handwerkerstrassen. Jede Gilde hatte früher seine Strasse. Viele<br />

der Handwerkerbuden sind in der Zwischenzeit durch Reisebüros, Hotels und Restaurants verdrängt worden. Einige<br />

wenige sind übrig geblieben. <strong>Die</strong> Strassen heissen Hang (Ware) und die entsprechende Warenbezeichnung.<br />

Kopfbedeckungen sind an der Hang Non, Körbe an der Hang Bo, Schuhe an der Hang Giay, Seide an der Hang Gai<br />

und Silber an der Hang Bac zu finden.<br />

Hang Thiec: Strasse der Klempner<br />

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Bat Su: Strasse der Bambusse<br />

Hang Mam: Strasse der Grabsteine<br />

Hang Non: Strasse der Spielwaren<br />

<strong>Phu</strong>ng Hung: Strasse der Bestattungsintitute<br />

Das traditionelle und bekannteste Gericht <strong>Vietnam</strong>’s heisst „Pho“ – Aussprache Fu, eine Reisnudelsuppe die fast an<br />

jeder Strassenecke erhältlich ist. Es ist das Frühstück der <strong>Vietnam</strong>esen. <strong>Die</strong> Webseite „CNN – die besten Gerichte der<br />

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Welt“ rangiert die Suppe sogar auf Position 28. Ein Grund sie daher zu probieren. Nun, <strong>von</strong> Thailand herkommend ist<br />

man kulinarisch halt schon etwas verwöhnt. Was nicht heisst, dass man in Hanoi nicht gut essen kann. Im Gegenteil.<br />

Meistens besuchte ich das „Gecko“, dessen Bananen-Crêpes mit Vanilla Eiskrem wirklich lecker sind.<br />

Weitere Strassenbilder<br />

Der <strong>Vietnam</strong>krieg (1965 – 1975)<br />

Auszug aus der Autobiografie <strong>von</strong> Robert McNamara, früherer US-Verteidigungsminister: "... wir haben uns geirrt,<br />

schrecklich geirrt. Und wir sind künftigen Generationen eine Erklärung schuldig, warum das so war." Ein Irrtum der<br />

auf Seiten der Amerikaner 58'191 Tote forderte. Bis Ende 1973 wurden 223'748 südvietnamesische Soldaten getötet.<br />

<strong>Die</strong> Verluste der Nordvietnamesen und des Vietcongs wurden auf über eine Million geschätzt. Etwa 4 Millionen<br />

Zivilisten wurden während des Krieges getötet. Insgesamt warfen die Amerikaner 7,8 Mio Tonnen Bomben ab und<br />

setzten 75 Mio Liter Agent Orange und chemische Mittel ein. Auch fünfzig Jahren nach dem Krieg leiden heute noch<br />

über drei Millionen <strong>Vietnam</strong>esen an den Folgen des hochgiftigen Pflanzengiftes „Agent Orange“, welches die<br />

Amerikaner über <strong>Vietnam</strong> versprühten um die Urwälder zu entlauben. Kein US-Präsident hat sich bis zum heutigen<br />

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Tage beim vietnamesischen Volk für diese Verbrechen entschuldigt. Im Vergleich zu diesen Gräueltaten scheint dem<br />

neutralen Beobachter das „Theater“ der Amerikaner um 9/11 etwas unangemessen.<br />

Auf dem Weg ins Militärmuseum<br />

Der Besucher <strong>Vietnam</strong>s wird nicht darum herum kommen eines der zahlreichen Militärmuseen im Lande zu besuchen.<br />

Das Militärmuseum an der <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong> Strasse ist leicht zu finden. Es steht in unmittelbarer Nähe der kaiserlichen<br />

Zitadelle und ist mit seinem 33 Meter hohen Flaggenturm, auf dessen Spitze die <strong>Vietnam</strong>esische Flagge weht,<br />

unübersehbar. Es ist auch das Wahrzeichen Hanoi’s. Gleich links nach dem Eingang, wird eine russische Mig-21<br />

ausgestellt. Als Detail, für jedes abgeschossene feindliche Flugzeug, wurde auf der „Nase“ ein roter Stern aufgemalt.<br />

<strong>Die</strong>se Mig hat daher vierzehn Flugzeuge abgeschossen! Ein guter Überblick über das Ausstellungsgelände hat man<br />

vom 2. Stock des Flaggenturms. Wer noch weiter hinauf will, sollte Schwindelfrei und über eine gute Kondition<br />

verfügen. Ich habe darauf verzichtet! Auffallend ist ein Haufen <strong>von</strong> Schutt, Wrackteile eines amerikanischen<br />

Jagdbombers F111 der in der Nacht vom 17. Oktober über Hanoi abgeschossen wurde. Intakt sind dagegen zwei<br />

Douglas AD-5 Skyraider. Dahinter sticht eine Raketenstartrampe ins Auge. Mit dieser Rampe wurden drei<br />

amerikanische B-52 in der Nacht vom 20. Dezember 1972 abgeschossen. Als weitere Attraktion ist der Tank No 843<br />

ausgestellt. Es war dieser Tank der am 30. April 1975 die Eingangsgitter zum Präsidentenpalast in Ho Chi Minh City<br />

(Saigon) niederriss. Der 1. Stock des Nebengebäudes ist dem ersten Indochinakrieg gewidmet. Mit einer<br />

eindrücklichen Ton und Bildschau wird die <strong>Schlacht</strong> <strong>von</strong> <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong> <strong>von</strong> 1954 nachgestellt. Der Besuch des<br />

Museums ist ohne Zweifel ein Besuch wert. Aufgepasst: dieses ist am Montag und Freitag geschlossen.<br />

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Air Defence Museum<br />

Vom 5. August 1964 bis 17. Januar 1973 haben die Nordvietnamischen Streitkräften 4181 Flugzeuge, wo<strong>von</strong> 88 B-52<br />

Bomber und 13 Jadgbomber F.111 abgeschossen<br />

Wrackteile abgeschossener US Flugzeuge<br />

Während der Weihnachtsbombardierungen vom 27. Dezember 1972 wurde um 23.05 Uhr ein amerikanischer B-52<br />

über Hanoi abgeschossen. Wrackteile sind im Stadtteil Ngoc Ha im Huu Tiep See zu sehen.<br />

<strong>Die</strong> Besichtigung Hanoi’s wäre ohne den Besuch des Ho Chi Minh Mausoleums sowie des Hanoi "Hilton" nicht<br />

komplett. Das Mausoleum habe ich bereits früher besucht, nicht aber das "Hilton". In Anlehnung an die Hilton Hotels<br />

bezeichneten die amerikanischen Kriegsgefangenen das Hoa-Lo-Gefängnis als das „Hanoi Hilton“. Während des<br />

<strong>Vietnam</strong>kriegs diente das 1904 <strong>von</strong> den Franzosen erbaute Gefängnis den Nordvietnamesen als Gefängnis für<br />

amerikanische Kriegsgefangene.<br />

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Als bekanntester Inhaftierter zählte John McCain, (Senator und Präsidentschaftskandidat der Republikaner bei der<br />

Präsidentschaftswahl 2008) der einen Teil seiner fünfeinhalbjähriger Gefangenschaft als Kriegsgefangener hier<br />

verbrachte.<br />

Der Indochinakrieg (1946 – 1954)<br />

Eingang zum „Hanoi Hilton“<br />

<strong>Die</strong> Gefangenen wurden an Ketten gehalten<br />

<strong>Die</strong> Guillotine<br />

Es gibt in der Geschichte <strong>Vietnam</strong>s einen weiteren schrecklichen Krieg: der Indochinakrieg. <strong>Die</strong> Franzosen hatten seit<br />

1862 in <strong>Vietnam</strong> geherrscht. 1941 mussten sie ihre Kolonie, die sie als „Perle Indochinas“ bezeichneten, kampflos den<br />

Japanern abtreten. <strong>Die</strong>s war eine grosse Demütigung. Nach dem 2. Weltkrieg versuchte Frankreich seine ehemalige<br />

Kolonie wiederzuerlangen. Nach der Kapitulation Japans am 6. August 1945 änderte sich die Lage in <strong>Vietnam</strong> jedoch<br />

schlagartig. Keine Woche nach dem Abwurf der Atombombe über Hiroshima, war Ho-Chi-Minh’s Armee auf dem Weg<br />

nach Hanoi, wo er am 2. September die „Demokratische Republik <strong>Vietnam</strong>“ als unabhängiger Staat ausrief. Frankreich<br />

wollte aber nicht begreifen, dass ihre Zeit in Indochina abgelaufen war. Der Indochinakrieg begann. Nach dem Fall<br />

<strong>von</strong> China (1949) und dem Koreakrieg (1950-1953) schienen sich die Befürchtungen der Amerikaner zu bestätigen,<br />

dass die kommunistische Ideologie auf die Nachbarländer <strong>Vietnam</strong>, Laos, Kambodscha, Thailand, Burma, Malaysia,<br />

Indonesien überschwappen würde. Man sprach <strong>von</strong> der „Domino-Theorie“. <strong>Die</strong> Wiederbesetzung Frankreichs seiner<br />

ehemaligen Kolonie stiess, entgegen Präsident Roosevelt, bei Präsident Truman auf Verständnis. <strong>Die</strong> Amerikaner<br />

unterstützten fortan die Franzosen finanziell sowie mit Waffen, hauptsächlich mit Restbeständen aus dem Koreakrieg.<br />

Aus dem Kolonialkrieg wurde ein Krieg gegen den Kommunismus. Was als Kolonialkrieg begann, wurde zu einen Krieg<br />

gegen den Kommunismus. Rund 35‘000 Deutsche sowie 1'300 Schweizer waren mit der Fremdenlegion daran<br />

beteiligt.<br />

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Der Konflikt währte schon sieben Jahre und die Viet Minh setzten dem französischen Expeditionskorps mit ihrer<br />

Guerillataktik immer mehr Verluste zu. General Navarre, Oberbefehlshaber der französischen Truppen hatte den Plan<br />

(Operation Castor) die Viet Minh in eine offene Feldschlacht zu locken um dem Gegner seine Art der Kriegsführung<br />

aufzuzwingen. In dieser Entscheidungsschlacht sollte die französische Überlegenheit an Ausrüstung und Technik dem<br />

Gegner eine empfindliche Niederlage zufügen die es Frankreich ermöglichen würde bei den geplanten<br />

Friedengesprächen in starker Position zu verhandeln. Als Ort der <strong>Schlacht</strong> wird eine <strong>von</strong> hohen Bergen umgebene, 16<br />

Kilometer und 8 Kilometer breite Talmulde nahe der laotischen Grenze, in <strong>Die</strong>n bien <strong>Phu</strong>, ausgewählt.<br />

Lage <strong>von</strong> <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong><br />

<strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong> liegt auf dem Weg nach Laos. <strong>Die</strong> westliche Welt ist da<strong>von</strong> überzeugt, dass die <strong>Vietnam</strong>esen in Kürze in<br />

Laos einmarschieren werden. Damit müssten Sie bei <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong> vorbei. <strong>Die</strong> Garnison der Franzosen wird für sie<br />

eine wunderbare Beute sein, eine Falle, der sie nicht widerstehen werden können.<br />

Der Ausbau <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong>‘s zu einer grossen Festung mit zahlreichen Aussenposten, die nach Namen <strong>von</strong><br />

vietnamesischen Prostituierten benannt wurde, begann am 20. November 1953. An diesem Tag setzten die Franzosen<br />

die ersten 9.000 Fallschirmjäger über der Talmulde ab. Der Entscheid die Festung in einer <strong>von</strong> Hügeln umgebenen<br />

Talmulde anzusiedeln, brachte die französischen Truppen jedoch noch vor dem ersten Schuss ins Hintertreffen. <strong>Die</strong><br />

Franzosen waren <strong>von</strong> der Tatsache ausgegangen, dass die Viet Minh niemals in der Lage sein würden, ihre Artillerie in<br />

die Nähe <strong>von</strong> <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong> in Position zu bringen.<br />

Situationsplan der französischen Stützpunkten in <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong><br />

Am 13. März eröffneten die Viets ihren Angriff durch Artilleriefeuer <strong>von</strong> den umliegenden Berghängen. Das<br />

Artilleriefeuer auf die Flugplätze liess ab dem 28. März keine Landung mehr zu. <strong>Die</strong> Versorgungsgüter mussten per<br />

daraufhin unter feindlichem Flakfeuer abgeworfen werden. <strong>Die</strong> Lage spitzte sich im März 1954 dramatisch zu und die<br />

französische Regierung musste einsehen, dass der Plan <strong>von</strong> General Navarre gescheitert war. Alleine konnten sie den<br />

Krieg in Indochina nicht mehr gewinnen. Regierungsvertreter werden in die USA entsandt um Hilfe zu erbitten. <strong>Die</strong><br />

US-Militärführung bietet der Einsatz <strong>von</strong> Atomwaffen an, die US-Regierung will den Abwurf <strong>von</strong> Atombomben aber nur<br />

befehlen, wenn andere Länder dies akzeptieren und unterstützen würden. Churchill lehnt den Einsatz <strong>von</strong> Atomwaffen<br />

aber ab.<br />

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Übersetzte Aussagen aus dem Film „La guerre oubliée“ <strong>von</strong> Peter Hercombe<br />

Brief vom 20. Januar 1954 nach Frankreich Liebe Eltern Wir sind hier seit zwei Monaten. Ungeachtet was ihr in den<br />

Zeitungen lest, es gibt keinen Grund Euch Sorgen zu machen. Hier ist es ruhig. Wir sind gut beschützt. Unsere 28<br />

schwere Kanonen werden die Viets vernichten, wenn sie es überhaupt wagen uns anzugreifen. Wir möchten dass sie<br />

kommen. Wir wollen sie auf ein vorbereitetes <strong>Schlacht</strong>feld locken. Was die Artillerie anbelangt, wenn sie überhaupt<br />

eine haben, wie könnten sie diese bis hierhier durch Hunderte Kilometer <strong>von</strong> Dschungel und Berge transportieren?<br />

Brigitte Friang, Journalistin in <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong> Wir hatten ganz vergessen, dass die Russen dahinter steckten, dass die<br />

chinesischen Kommunisten an die Macht kamen etc. etc, wir hatten alles vergessen. Wissen Sie, ich war am 30<br />

Januar abends anwesend als man gegen 18.00 Uhr verkündete, dass sie in der Nacht angreifen würden. Sie können<br />

sich nicht vorstellen, welche Freude herrschte, wir haben getanzt. Sie greifen heute Nacht an ..., wenn man denkt<br />

was danach geschah..., es ist schrecklich.<br />

Brigitte Friang, Journalistin in <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong> Navarre glaubte nicht daran. <strong>Die</strong>s, obwohl er selber Nachrichtenoffizier<br />

war, glaubte er überhaupt nicht an die Informationen seiner Nachrichtendienste. Eine Kombination <strong>von</strong> Fakten, ein<br />

Schachsinn, nein Sturheit, ja kriminelle Sturheit <strong>von</strong> Navarre. <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong> war gar keine Festung, es war ein<br />

Talboden umgeben <strong>von</strong> Bergen und für einen Angriff aus den Bergen gar nicht geeignet. <strong>Die</strong> Vietminhn hatten sich<br />

jedoch auf allen umliegenden Bergen postiert und haben begonnen <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong> zu beschiessen. Ich erinnere mich<br />

an diesen armen Colonel welcher die Artillerie kommandierte, Colonel Piroth, als ich ihm sagte, aber Herr Oberst, und<br />

wenn uns die Viets <strong>von</strong> den Bergen herab beschiessen? Er antwortete: aber liebe Frau, man schiesst nicht so einfach<br />

<strong>von</strong> den Bergen hinunter! Wäre ich Ihr Vater, würden Sie ein Tracht Prügel erhalten“. Sie können sich den Schock im<br />

ganzen Lager vorstellen, als sie das Feuer eröffneten mit einer Artillerie an die wir nicht geglaubt hatten. Mehr als<br />

30‘000 Granaten werden in den nächsten Wochen auf <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong> niedergehen. Es ist der Angriff vom 13. März. <strong>Die</strong><br />

Überraschung ist total. Eine der stärksten Festung « Beatrice » mit einem Bataillon <strong>von</strong> Fremdenlegion, fällt innert<br />

wenigen Stunden.<br />

General Marcel Bigeard, Kommndant in <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong> Als « Beatrice » und « Gabrielle » fielen, war klar dass es aus<br />

war, ja aus. Dann die Moral, alle diese Tote, alle diese Verletzten, nein es war bereits zu diesem Zeitpunkt verloren.<br />

Oberst Jean Jean Adias, Unteroffizer in <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong> <strong>Die</strong> Flieger waren hatten mit dieser grossen Anzahl <strong>von</strong> Flak-<br />

Geschützen nicht gerechnet. Das war eine grosse Überraschung. <strong>Die</strong>jenigen welche am meisten darunter litten waren<br />

die Transportflugzeuge. Wir haben zudem unseren Gegner unterschätzt. Stellen sie sich vor, man hat unsere Ankunft,<br />

unsere Abwurfhöhe und den Inhalt der Ladung im Radio im Klartext durchgegeben. Sie können sich vorstellen, die<br />

Viets hatten Radios und hörten mit.<br />

Oberst Jean Luciani, Leutnant in <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong> Ab dem Monat April begannen die Viets mit einer neuen Kriegstaktik<br />

indem sie <strong>von</strong> allen Seiten Schützengräben bauten und so immer näher an die Stacheldrähte der Festungen<br />

herankamen um anschliessend den Anfgriff zu lancieren. Sie haben in einem gewissen Sinn einen Krieg geführt, wie<br />

wir ihn 1914-18 geführt haben.<br />

Gegen Ende April 1954 sind nur noch wenige Stellungen der Festung rund um das Hauptquartier unter französischer<br />

Kontrolle. Am 2. Mai gehen die Viet Minh zum Generalangriff über. Der aussichtslose Kampf der Franzosen zieht sich<br />

noch fünf Tage hin. Am 7. Mai um 17.30 Uhr, nach 57 Tagen verzweifeltem Widerstand, kapituliert Oberst de<br />

Castries. Mit dieser Niederlage war das Schicksal der fanzösischen Kolonialmacht in Indochina endgültig besiegelt.<br />

Oberst Jean Liciani, Leutnant in <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong> 2. April 1954 : nach den ersten Angriffen, eine Flaute. Der Krieg kann<br />

sein Gesicht noch ändern. Wir erfahren da<strong>von</strong>, dass eine Konferenz in Genf stattfinden soll um über die Zukunft<br />

<strong>Vietnam</strong>‘s zu verhandeln. Alle sprechen <strong>von</strong> Waffenstillstand, es ist unser grösste Hoffnung. Geht es denn so lange<br />

um so etwas zu organisieren? Und wenn die Regierung bereit zum verhandeln ist, weshalb stoppt sie denn nicht sofort<br />

diese <strong>Schlacht</strong>. All diese verlorenen Leben! Wissen die denn nicht was hier vor sich geht?<br />

General René de Biré, Leutnant in <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong> Es war effektiv ein Verbrechen die <strong>Schlacht</strong> <strong>von</strong> <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong><br />

fortzusetzen. Mit einer französischen Artillerie, die schon <strong>von</strong> Beginn weg unterlegen war, wurde die Luftversorgung<br />

immer schwieriger, Munition und Verpflegung fielen in die Hände des Gegners. Es war offensichtlich, dass<br />

französische Soldaten für Nichts sterben würden. Mit etwas Vernunft hätte man zum Beschluss kommen sollen,<br />

Verhandlungen mit den Viets zu führen.<br />

Offizielle Webseite der <strong>Schlacht</strong> <strong>von</strong> <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong>: www.dienbienphu.org<br />

Empfehlenswerte Dokumentarfilme auf Youtube – www.youtube.com<br />

ND10 ©1999-2012 Text und Foto Willy Blaser, info@willyblaser.ch Seite 9 <strong>von</strong> 21


Neue Destinationen<br />

- <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong> french defeat in <strong>Vietnam</strong><br />

- Battlefield <strong>Vietnam</strong>: <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong> – The legacy<br />

- In fremden <strong>Die</strong>nsten – Deutsche Legionäre<br />

- <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong> une guerre oubliée<br />

Reise nach <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong><br />

Ein Besuch des <strong>Schlacht</strong>feldes <strong>von</strong> <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong> steht schon seit mehr als zwölf Jahren auf meinem Reiseprogramm.<br />

Der Aufenthalt in Hanoi ist daher DIE Gelegenheit. Beinahe wäre es aber nicht dazu gekommen. Alle Flüge der<br />

<strong>Vietnam</strong> Airlines sind auf Tage hinaus ausgebucht. Hätte die Umbuchung bei der Asia Airlines nicht 134 US Dollars<br />

gekostet, wäre ich wohl vorzeitig nach Bangkok zurück geflogen. Ich hatte daher keine andere Wahl als mit dem<br />

Nachtbus hinzureisen, zwölf Stunden! <strong>Die</strong> Fahrt wird zu einer reinen Qual! <strong>Die</strong> Liegesitze sind recht komfortabel, doch<br />

als sich aber gegen 2 Uhr morgens meine Blase meldet, wird es ungemütlich. Und der Drang wird durch die vielen<br />

Erschütterungen immer stärker. Mir wird bewusst, dass ich es so nicht mehr lange aushalten kann. Auch wenn es im<br />

Bus einen WC gäbe, es ist stockdunkel und wie könnte ich in diesem überfüllten Bus dahinkommen? Für den Notfall<br />

gibt es nur eine einzige Lösung: ich müsste in meine Wasserflasche „brünzle“. Als eine Stunde später der Bus anhält<br />

um Leute aussteigen zu lassen, bin ich nicht mehr zu halten. Von der hintersten Reihe turne und balanciere ich mich<br />

über die Köpfe der schlafenden Passagiere nach vorne. Und endlich... Welche Erleichterung! Endlich kann ich auch ein<br />

Auge zudrücken.<br />

Busfahrt Hanoi – <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong> (420 Km – 12 Stunden)<br />

Halt zum Nachtessen<br />

Ohne Hotelreservation stehe ich um 05.30 Uhr am Busbahnhof in <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong>. Überall auf der ganzen Welt wird<br />

man als ankommender Tourist üblichersweise <strong>von</strong> einer Schar Hotelvermittler bestürmt. Nicht aber hier. Es versteht<br />

auch keiner das Wort „Hotel“ ! Nach kurzem Palaver fährt mich einer der zahlreichen Mofa-Taxifahrer in die Stadt zu<br />

einem grossen, noblen Hotel. 900‘000 Dong (45 US-Dollars) für das billigste Zimmer. So was liegt klar ausserhalb<br />

meines Budgets. Das Zweite Hotel will 700‘000 Dong. Schlussendlich landen wir erneut beim Busbahnhof. Vis-a-vis<br />

da<strong>von</strong> gibt es einige Gästehäuser für 250‘000 Dong mit Air Cond und TV. Ok für vier Tage und schon ist wieder eine<br />

Million weg. Der Mofa-Taxifahrer verlangt für seine Herumfahrerei die kaum zehn Minuten gedauert hat 200‘000<br />

Dong, 10 US-Dollars. So eine Frechheit. Der erste Kontakt endet mit einem Misston. Es wird nicht der Letzte sein.<br />

Meine ersten Eindrücke sind gemischt. Ohne Stadtplan fühle ich mich etwas verloren. Wo befindet sich das<br />

Stadtzentrum, wo das Tourist office, wo die Reisebüros, die Restaurants, die Internets ? <strong>Die</strong> Stadt ist wie<br />

ausgestorben. Neben meinem Gästehaus gibt es ein paar kleine Imbissstuben. Zeit zum Frühstücken. Doch auch dies<br />

ist eine Enttäuschung. Knusprige Baguettes mit Butter und Marmelade und einem Milchkaffe gibt es nicht, nur<br />

ND10 ©1999-2012 Text und Foto Willy Blaser, info@willyblaser.ch Seite 10 <strong>von</strong> 21


Neue Destinationen<br />

Nudelsuppen. <strong>Die</strong> Verständigung ist äusserst mühsam. Ich lasse mich <strong>von</strong> einem Mofa-Taxifahrer zu einer<br />

Stadtrundfahrt überreden. Der Preis <strong>von</strong> 200‘000 Dong scheint mir diesmal angemessen. Leider spricht auch dieser<br />

nur sehr wenige Brocken Englisch. Egal, mit der Rundfahrt werde ich mir ein erstes Bild machen können, wo und wie<br />

weit die verschiedenen Sehenswürdigkeiten liegen. <strong>Die</strong> Rundfahrt endet eher enttäuschend. Von den französischen<br />

Stützpunkten ist nicht viel zu sehen, alles ist zudem nur auf <strong>Vietnam</strong>esisch angeschrieben. Als Hauptattraktionen<br />

gelten die Hügel „Dominique“ und „Eliane, das Hauptquartier vom Kommandeur <strong>von</strong> <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong>, Oberst de<br />

Castries, sowie der vietnamesische Kriegsfriedhof. Das Museum ist wegen Renovationsarbeiten leider zu.<br />

„Normale“ Touristen haben denn hier auch nicht viel verloren. <strong>Die</strong>se reisen sowieso lieber zur Halong Bay. Seit der<br />

naheliegende laotische Grenzposten für Touristen offen ist, treffen in <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong> vermehrt Rucksacktouristen ein.<br />

<strong>Die</strong>se sind aber meistens auf der Durchreise nach Sapa.<br />

<strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong> City: breite und saubere Strassen<br />

<strong>Die</strong> Schützengräben wurden zugedeckt und durch Reisplantagen ersetzt. Von einem <strong>Schlacht</strong>feld ist nichts mehr zu<br />

sehen<br />

ND10 ©1999-2012 Text und Foto Willy Blaser, info@willyblaser.ch Seite 11 <strong>von</strong> 21


Neue Destinationen<br />

Hügel „Dominique“ mit seinen 319 Treppenstufen<br />

Ausblick vom Top nach Westen, Süden und Norden<br />

Etwa einen Kilometer südlich <strong>von</strong> „Dominique“ befindet sich der Hügel „A1 – Eliane“. Von den insgesamt 49<br />

französischen Militärstützpunkten im Tal <strong>von</strong> <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong> wurde „Eliane“ die als stärkste ausgebaute<br />

Befestigungsanlage betrachtet.<br />

Angriff der Vietminh auf „Eliane“: die Explosion <strong>von</strong> 970 Kg Dynamit hinterliess diesen Krater<br />

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Neue Destinationen<br />

Französisches und vietnamesisches Kriegsmaterial<br />

Gleich nebenan befindet sich der vietnamesische Friedhof. <strong>Die</strong> Vietminh beklagten rund 20‘000 Opfer<br />

ND10 ©1999-2012 Text und Foto Willy Blaser, info@willyblaser.ch Seite 13 <strong>von</strong> 21


Neue Destinationen<br />

Noong Nhai Memorial zu Ehren der 444 Einwohnern die am 25. Mai 1954 durch eine französische Bombe getötet<br />

wurden<br />

Einen Tag nach der Kapitulation der Franzosen fällt auch die letzte Bastion der Franzosen „Isabelle“<br />

Französiches Kriegsmemorial<br />

In der <strong>Schlacht</strong> um <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong> standen auf französischer Seite rund 20.000 Soldaten im Einsatz. Ein grosser Teil<br />

da<strong>von</strong> waren Senegalesen und Nordafrikaner sowie Truppen der Fremdenlegion. <strong>Die</strong>se bestand hauptsächlich aus<br />

Soldaten der Wehrmacht und der SS, welche dem Ruf der Legion in den französischen Kriegsgefangenenlagern in den<br />

besetzten Gebieten folgten. Es wurde ihnen eine neue Heimat, eine neue Identität, ein neues Vaterland oder auch nur<br />

das blosse Abenteuer versprochen. Ganze Einheiten gehen geschlossen in die Legion über. Männer, die soeben noch<br />

gegen die Franzosen kämpften. <strong>Die</strong> Verluste sind gross. Rund 8.200 Soldaten auf französischer Seite werden getötet<br />

oder vermisst. Nach der Kapitulation geraten ca. 10.300 in die Gefangenschaft. Nur 3.290 werden überleben.<br />

ND10 ©1999-2012 Text und Foto Willy Blaser, info@willyblaser.ch Seite 14 <strong>von</strong> 21


Neue Destinationen<br />

Gleich um die Ecke befindet sich das Hauptquartier <strong>von</strong> Oberst Christian de Castries<br />

Am 7. Mai 1954 um 17.30 Uhr kapitulierten die Franzosen<br />

Im Innern des Bunkers<br />

Französisches Kriegsmaterial in der Umgebung des HQ <strong>von</strong> de Castries<br />

ND10 ©1999-2012 Text und Foto Willy Blaser, info@willyblaser.ch Seite 15 <strong>von</strong> 21


Neue Destinationen<br />

Muong Thang Brücke: Links neben der Brücke stand der Bunker <strong>von</strong> Artilleriekommandant Charles Piroth<br />

Fast unbemerkt steht hinter dem Markt das Denkmal zu Ehren <strong>von</strong> Piroth. Der ausweglosen Situation bewusst, beging<br />

dieser in seinem Bunker Selbstmord<br />

Vom Besuch General Giap‘s Hauptquartier in den Bergen rund 40 Kilometer nordöstlich <strong>von</strong> <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong> hatte ich<br />

mir ebenfalls mehr erhofft. Herr Van Minh, fährt mich dahin. Ausser einigen Bambushütten und einem 69 m langen<br />

Tunnel der die HQ’s <strong>von</strong> General Giap und General Van Thai verbindet, gibt es nichts Spezielles zu sehen. Um 10 Uhr<br />

sind wir bereits wieder in <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong> zurück.<br />

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Fahrt ins Hauptquartier <strong>von</strong> General Giap mit Herrn Minh<br />

Zum 55. Jubiläum des Sieges über die Franzosen wurde im Dorf ein Monument errichtet<br />

Mount Puttuot: General Giap plazierte auf dem Berg Beobachtungsposten <strong>von</strong> wo aus die Vietminhs mit Feldstechern<br />

die Stellungen der Franzosen im Tal beobachteten<br />

Weg ins HQ <strong>von</strong> General Giap<br />

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Ein 69 m langer Tunnel verbindet die HQ’s <strong>von</strong> General Giap und General van Thai<br />

Artilleriestellungen H6 und 105 der Vietminh in der Umgebung <strong>von</strong> <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong><br />

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Obwohl die Verständigung auch mit Herr Van Minh mühsam ist, verstehen wir uns recht gut. Es kommt sofort<br />

Sympathie auf. Nach dem Ausflug zu General Giap‘s HQ glaube ich verstanden zu haben, dass er mich am Nachmittag<br />

zu einem Kaffee einlädt. Grund dafür hätte er schon, denn er hat für diesen Ausflug ein fürstliches Trinkgeld erhalten.<br />

Er erzählt mir, so gut es geht, über sich und seine Familie. Er war Sportlehrer. Seine Frau wohnt in Hanoi. Stolz zeigt<br />

er mir ihr Foto. Er gehört zum Stamm der Tai’s, eine ethische Minderheit in <strong>Vietnam</strong>, die während des Krieges loyale<br />

Verbündete Frankreichs waren. Er erzählt mir <strong>von</strong> seinem Vater der als Signalhornbläser im <strong>Die</strong>nste der Franzosen<br />

stand. Wir tauschen E-Mail Adressen aus. Als es ums Bezahlen geht, berappe ich die Rechnung. Etwas anderes wäre<br />

wohl auch eine Überraschung gewesen.<br />

Zwei Tage würden für einen Besuch <strong>von</strong> <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong> völlig genügen. Bis zu meinem Rückflug nach Hanoi muss ich<br />

mich aber noch zwei weitere Tage herumschlagen. Zum Entsetzen, wohl auch Unverständnis der mir ständig<br />

auflauernden Mofa-Taxifahrer, werde ich heute die Stadt auf eigene Faust besichtigen. <strong>Die</strong> verschiedenen<br />

Sehenswürdigkeiten kann man aber ohne weiteres zu Fuss besuchen, sollte dazu aber nicht um die Mittagszeit<br />

starten. <strong>Die</strong> Hitze ist mörderisch. Als guter Orientierungspunkt gilt der Hügel „Dominique“ mit seiner grossen, zwanzig<br />

Tonnen schweren Broncestatue. <strong>Die</strong> 319 Treppen hinauf sind recht anstrengend, zur Belohnung gibt es aber einen<br />

schönen Rundblick auf die Stadt und die umliegenden Berge. Etwa einen Kilometer südlich befindet sich “Eliane”. An<br />

den Souvenirsverkaufsständen werden „Piastre de commerce“, alte französische Geldmünzen als Souvenirs verkauft.<br />

Wer es noch nicht weiss, es sind Fälschungen. Von „Eliane“ ist es nicht weit zum französischen Kriegsdenkmal und<br />

dem HQ <strong>von</strong> de Castries. In der naheliegenden Umgebung liegen einzelne französische Tanks und Artillerie verstreut.<br />

Um die Ecke, nur etwa dreihundert Meter weiter, ist die alte französische Brücke. Hier stand das Hauptquartier <strong>von</strong><br />

Artilleriekommandant Piroth. Damit wäre die Besichtigungstour abgeschlossen. Einige Kilometer südlich befinden sich<br />

noch „Isabelle“ und das „Noong Nhai“ Memorial, welches an die 444 Opfer einer französischen Bombe erinnern.<br />

Auf dem Rückweg ins Gästehaus, entdecke ich ein nettes kleines Cafe-Restaurant. Das Angebot auf der Tafel lautet<br />

verlockend: Sandwich und Deutsche Wurst mit Brot. <strong>Die</strong>s wäre doch mal eine willkommene Abwechslung nach den<br />

Nudelsuppen und gebratenem Reis der letzten Tage. Mit grosser Freude bestelle ich eine Deutsche Wurst. „No have –<br />

haben wir nicht“. So gibt es erneut gebratener Reis mit Hühnerfleisch. Heute fliege ich nach Hanoi zurück. Der Abflug<br />

ist erst um 16.00 Uhr. Ich steige nochmals die 319 Treppen zu „Dominique“ hinauf. An Sonntagen herrscht hier recht<br />

viel Betrieb. <strong>Vietnam</strong>esische Touristen aus nah und fern kommen hierher um das Siegesdenkmal zu besuchen. Ein<br />

Erinnerungsfoto zusammen mit einem Ausländer scheint sehr beliebt zu sein. Ich werde einigemale dazu gebeten. Ab<br />

und zu kommt es sogar zu einem Gespräch.<br />

„Where do you come from? – woher kommst du?“<br />

“Aus der Schweiz”„Ah, from Sweden?“<br />

„Nein, from Switzerland, Uhren, Omega, Rolex, Schokolade, Roger Federer“<br />

„Oh, I see, thank you“.<br />

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Siegesdenkmal auf „Dominique“<br />

Victory monument auf „Dominique“<br />

Herr Minh wird mich um 14.00 Uhr abholen und zum Flughafen fahren. Der ist eigentlich gleich um die Ecke, aber<br />

damit kann er noch etwas verdienen. Mehr als 20‘000 Dong sollte die kurze Fahrt ja nicht kosten und abzocken wird<br />

er mich sicher nicht. Inzwischen habe ich dazugelernt und frage immer zuerst nach dem Preis. 100‘000 Dong! Ich bin<br />

geschockt, ja enttäuscht. Wie kann er mir eine solche Summe verlangen, ich habe doch gedacht wir seien Freunde.<br />

Ich bin doch etwas enttäuscht. Einmal mehr hat sich bewahrheitet, dass Du als Reisender niemandem trauen kannst.<br />

Sorry Herr Minh, so nicht.<br />

Airport <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong><br />

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Abflug in <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong> mit Blick auf „Dominique“ – Eine Stunde später bin ich in Hanoi zurück<br />

Obwohl es für den historisch interessierten Besucher in <strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong> eigentlich sehr wenig zu sehen gab, hat sich<br />

der Besuch dennoch gelohnt. Ich kann mir jetzt ein umfangreicheres Bild der damaligen Situation machen. <strong>Die</strong> Stadt<br />

<strong>Die</strong>n <strong>Bien</strong> <strong>Phu</strong> ist in einer Hinsicht auch einzigartig: sie ist wohl die einzige Stadt auf der ganzen Welt, die auf einem<br />

<strong>Schlacht</strong>feld erbaut wurde.<br />

Weitere <strong>Vietnam</strong>reiseberichte findest Du unter der Rubrik „Mabuhay“<br />

Nr. 9/10 Bangkok – Phnom Penh (Kambodscha) – Ho Chi Minh City – Hué<br />

Nr. 16/17 Vientiane (Laos) – Hué – Hanoi – Halong Bay<br />

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