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25 Jahre „Richter und Staatsanwalt in NRW“ - DRB

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Umbruch_1_2005_Unger 17.02.2005 6:53 Uhr Seite 8<br />

146.820 m<strong>in</strong>). Verteilt auf die weitaus größere<br />

Menge der „sonstigen“ UJs-Verfahren (132.447<br />

Verfahren im Erhebungszeitraum) errechnet sich<br />

allerd<strong>in</strong>gs aus der absolut gesehen größeren Bearbeitungszeit<br />

e<strong>in</strong>e niedrigere durchschnittliche<br />

Bearbeitungszeit als für die „qualifizierten“<br />

UJs-Verfahren (nur 3.550 Verfahren im Erhebungszeitraum).<br />

10. Behandlung der Gnadensachen<br />

Der Personalbedarf für die Richter <strong>und</strong> Staatsanwälte,<br />

die als Gnadenbeauftragte gemäß<br />

§§ 3 a), 4 Abs. 1 Nr. 1 GnO NW die Aufgabe<br />

der Gnadenstellen bei den Landgerichten wahrnehmen,<br />

wird <strong>in</strong> der landeseigenen PB über<br />

tatsächlichen E<strong>in</strong>satz erfasst (s. Pebexcel-<br />

Modelle „<strong>Staatsanwalt</strong>schaft“ <strong>und</strong> „Landgericht“,<br />

jeweils Tabellenblatt „Systemdaten“).<br />

Wegen der stark unterschiedlichen Gnadenordnungen<br />

der B<strong>und</strong>esländer konnte für dieses Geschäft<br />

ke<strong>in</strong>e Basiszahl ermittelt werden. Der Bearbeitungsaufwand<br />

der Vollstreckungsbehörden,<br />

die gemäß §§ 3 b), 4 Abs. 1 Nr. 2 GnO NW<br />

über die Bewilligung von Strafausstand zu entscheiden<br />

haben, wird über die Basiszahlen der<br />

entsprechenden Strafvollstreckungsgeschäfte<br />

(PEBB§Y-Produkte MN 20 <strong>und</strong> GN 1) abgebildet.<br />

E<strong>in</strong>e gesonderte Zählung der Gnadengesuche<br />

oder -anregungen ist daher nicht erforderlich.<br />

Durch die Gnadengesuche wegen erst<strong>in</strong>stanzlicher<br />

Verfahren vor dem OLG <strong>und</strong> die E<strong>in</strong>wendungen<br />

gegen abschlägige Gnadenentscheidungen<br />

der <strong>Staatsanwalt</strong>schaften werden bei den<br />

gemäß §§ 3 c), 4 Abs. 1 Nr. 3 § 21 GnO NW zuständigen<br />

Generalstaatsanwaltschaften ke<strong>in</strong>e<br />

nennenswerten Arbeitskraftanteile geb<strong>und</strong>en.<br />

Während der PEBB§Y-I-Erhebung wurde hierfür<br />

<strong>in</strong> allen Erhebungsländern nur e<strong>in</strong>e Gesamtbearbeitungszeit<br />

von 6<strong>25</strong> m<strong>in</strong> notiert (s. Gutachten<br />

zu PEBB§Y I, S. 560). Andersen <strong>und</strong> die<br />

Kommission der Landesjustizverwaltungen für<br />

Fragen der PB haben daher das Geschäft als vernachlässigungswürdig<br />

e<strong>in</strong>gestuft <strong>und</strong> fallen gelassen.<br />

Die aktuellen Mengenzahlen bestätigen<br />

diese Entscheidung als richtig. In NRW hat es<br />

im Jahr 2003 nur 14 solcher Verfahren gegeben.<br />

Ich danke für Ihr vertieftes Interesse an der<br />

PB nach dem Personalbedarfsberechnungssystem<br />

PEBB§Y. Für weitere Informationen <strong>und</strong><br />

Auskünfte zu diesem Thema stehe ich Ihnen<br />

jederzeit gerne zur Verfügung.<br />

8 1/2005<br />

Der Menschenrechtstag des <strong>DRB</strong><br />

Zum Menschenrechtstag am 10. 12. 2004<br />

hat der <strong>DRB</strong> NW zwei Veranstaltungen<br />

durchgeführt, am 9. 12. 2004 <strong>in</strong> Essen <strong>und</strong><br />

am Tag darauf <strong>in</strong> Hamm, bei denen <strong>in</strong>sbesondere<br />

Schulen aufgerufen waren, sich<br />

aktiv zu diesem Thema zu beteiligen.<br />

Foto: Dietmar Schmidt<br />

Besser kann e<strong>in</strong>e Veranstaltung zum <strong>in</strong>ternationalen<br />

Menschenrechtstag eigentlich<br />

kaum anfangen als mit „just fun“. H<strong>in</strong>ter<br />

diesem Namen verbirgt sich e<strong>in</strong>e sog. <strong>in</strong>tegrative<br />

Band, das heißt, etwa dreißig beh<strong>in</strong>derte<br />

<strong>und</strong> nicht beh<strong>in</strong>derte Jugendliche<br />

machen zusammen Musik. Und man konnte<br />

sehen <strong>und</strong> spüren, dass Diskrim<strong>in</strong>ierung<br />

im Alltag für diese jungen Menschen ke<strong>in</strong><br />

Thema ist. Ob beh<strong>in</strong>dert oder nicht, vom<br />

Rapper über die Tänzer<strong>in</strong>nen bis zu der<br />

Melodikaspieler<strong>in</strong> ergänzten sich die Musiker<br />

auf bee<strong>in</strong>druckende Weise <strong>und</strong> präsentierten<br />

e<strong>in</strong>e mitreißende Show. So wurde<br />

mit viel Schwung am Vorabend des 10. Dezember<br />

2004 im LG Essen die erste Veranstaltung<br />

des <strong>DRB</strong>-Landesverbands<br />

zum Internationalen Menschenrechtstag<br />

e<strong>in</strong>geläutet.<br />

Etwas leiser, aber nicht m<strong>in</strong>der <strong>in</strong>teressant<br />

g<strong>in</strong>g es weiter: Prof. Dr. Dr. h.c. mult.<br />

Knut Ipsen sprach zum Thema „Internationaler<br />

Menschenrechtsschutz – Fortschritt<br />

oder Verfall?“. Die Frage im Vortragstitel<br />

wurde nicht ausdrücklich beantwortet.<br />

Es war Prof. Ipsen aber deutlich anzumerken,<br />

dass er e<strong>in</strong>ige aktuelle Entwicklungen<br />

mit Sorge beobachtet. Wer erwartet<br />

hatte, hier würde nur mit dem F<strong>in</strong>ger auf<br />

andere Staaten gezeigt, befand sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Irrtum. Denn Prof. Ipsen beließ es<br />

nicht dabei, Fälle wie Abu Ghraib <strong>und</strong><br />

Guantanamo Bay anzusprechen, sondern<br />

g<strong>in</strong>g auch auf ganz konkrete Entwicklungen<br />

<strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>. Maßstab ist dabei<br />

für Prof. Ipsen, dass Menschenrechte mehr<br />

bedeuten als bloße Normsetzung <strong>und</strong><br />

Normvollzug. Menschenrechte müssten<br />

vielmehr als Verhaltensmuster täglich gelebt<br />

<strong>und</strong> als fester Bestandteil der objektiven<br />

Rechtsordnung verankert werden.<br />

Tatsächlich sei gegenwärtig aber e<strong>in</strong>e ständige<br />

Relativierung der Menschenrechte zu<br />

beobachten. Die Schüler im Auditorium<br />

horchten auf, als das Problem am Beispiel<br />

von Daniel Küblböcks Kopf <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Eimer<br />

voller Kakerlaken plastisch dargestellt<br />

wurde. Es dürfe sich nun niemand w<strong>und</strong>ern,<br />

so Prof. Ipsen, wenn angesichts solcher<br />

alltäglichen <strong>und</strong> akzeptierten Verhaltensmuster<br />

beispielsweise auch junge Bun-<br />

deswehroffiziere die Grenzen des Akzeptablen<br />

überschreiten.<br />

Solche konkreten Beispiele – der „Fall<br />

Daschner“ durfte dabei ebenfalls nicht fehlen<br />

– bildeten aber das Beiwerk; Kern des<br />

Vortrags war e<strong>in</strong> Überblick über den weltweit<br />

erreichten status quo <strong>in</strong> Sachen Menschenrechtsschutz<br />

<strong>und</strong> die E<strong>in</strong>teilung der<br />

Vertragswerke <strong>in</strong> verschiedene Kategorien.<br />

Dabei ließ Prof. Ipsen ke<strong>in</strong>en Zweifel daran,<br />

dass das „Se<strong>in</strong>“ <strong>und</strong> das „Sollen“ <strong>in</strong><br />

kaum e<strong>in</strong>em Rechtsgebiet so weit ause<strong>in</strong>ander<br />

klaffen wie bei den menschenrechtlichen<br />

Konventionen. So sei die UN-Menschenrechts-Charta<br />

zwar von 191 Staaten<br />

unterzeichnet worden – lediglich der Vatikan,<br />

Taiwan <strong>und</strong> die Republik Sahara hätten<br />

dies bislang nicht getan – gleichwohl<br />

würden die Konventionen ke<strong>in</strong>eswegs<br />

überall beachtet.<br />

Außerdem wurde deutlich, dass auf dem<br />

Gebiet des Menschenrechtsschutzes e<strong>in</strong><br />

äußerst langer Atem vonnöten ist. So ist<br />

beispielsweise der Pakt über die politischen<br />

<strong>und</strong> bürgerlichen Rechte nach zähen Verhandlungen<br />

1966 unterzeichnet worden. In<br />

Kraft trat das Vertragswerk allerd<strong>in</strong>gs erst<br />

r<strong>und</strong> zehn <strong>Jahre</strong> später, denn so lange dauerte<br />

es, bis die erforderlichen Ratifikationen<br />

zusammen gekommen waren. Die<br />

bloße Geltung von menschenrechtlichen<br />

Regelungen reicht aber nicht immer aus.<br />

Oftmals verstreicht noch e<strong>in</strong>e erhebliche<br />

Zeit, bis geschriebenes Recht auch tatsächlich<br />

umgesetzt wird. Prof. Ipsen verwies<br />

beispielhaft darauf, dass <strong>in</strong> den Anfängen<br />

der B<strong>und</strong>esrepublik der <strong>in</strong>nerfamiliäre<br />

„Stichentscheid“, also die Durchsetzung<br />

der Me<strong>in</strong>ung des Ehemannes im Konfliktfall,<br />

noch galt, obwohl im Gr<strong>und</strong>gesetz die<br />

Gleichberechtigung der Geschlechter bereits<br />

seit r<strong>und</strong> 10 <strong>Jahre</strong>n formell festgeschrieben<br />

war.<br />

In e<strong>in</strong>em kurzen Streifzug durch die<br />

Kont<strong>in</strong>ente machte Prof. Ipsen den Zuhörern<br />

bewusst, dass es durchaus regionale<br />

Unterschiede <strong>in</strong> den Menschenrechtskulturen<br />

gibt. Während <strong>in</strong> den westlichen Staaten<br />

der Schwerpunkt eher bei den klassischen<br />

Freiheitsrechten liegt, stellen andere<br />

Staaten die sog. 3. Generation der Gr<strong>und</strong>rechte<br />

<strong>in</strong> den Vordergr<strong>und</strong>. Das s<strong>in</strong>d nichte<strong>in</strong>klagbare<br />

Rechte mit Programmsatzcharakter<br />

wie etwa das Recht auf Arbeit <strong>und</strong><br />

ges<strong>und</strong>e Umweltbed<strong>in</strong>gungen. In der afrikanischen<br />

Charta der Menschenrechte ist<br />

darüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>e starke Betonung des<br />

kollektiven Gedankens zu beobachten.<br />

Dort steht weniger das Individuum als die<br />

Familie im Zentrum <strong>und</strong> es s<strong>in</strong>d dementsprechend<br />

nicht nur gr<strong>und</strong>legende Rechte,<br />

sondern auch Gr<strong>und</strong>pflichten des E<strong>in</strong>zelnen<br />

verankert.<br />

Zum Abschluss überreichte die Landesvorsitzende<br />

Roswitha Müller-Piepenkötter<br />

an die Gew<strong>in</strong>ner des Schülerwettbewerbs<br />

zum Thema Menschenrechte die vom <strong>DRB</strong><br />

ausgelobten Preise.

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