«Ich bin Landwirt aus Überzeugung» - Sciencetext

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Rita und Thomas Büeler bewirtschaften in Küssnacht SZ Grünland in Hanglage und halten Mutterkühe für die Produktion von Natura-Veal. ist dies das Beste, was wir machen können.» Der Hof liegt auf 600 m ü. M. in hügeligem Gelände, Ackerbau ist nur bedingt möglich. Zudem liegt das Interesse der Richners seit langem in der Holsteinzucht. «Milchproduktion ist derjenige Betriebszweig, der mich wirklich interessiert. Ich züchte gerne», ergänzt Jürg Richner. Dieser Entscheid des Sohnes war auch der Grund, wieso der Vater den Betrieb nicht aufgibt, sondern mithilft, diesen zu modernisieren. «Ich glaube an die Zukunft» Auch Adrian Knuchel aus Bätterkinden wird nach der Hofübernahme nur wenig verändern. Wenn er ab nächstem Jahr zusammen mit seinem Vater eine Generationengemeinschaft eingeht, wird er Adrian Knuchel aus Bätterkinden wird nächstes Jahr mit seinem Vater eine Generationengemeinschaft bilden. den Hof weiterhin biologisch bewirtschaften. Sein Vater konnte vor kurzem einen kleinen Hof mit 5 ha Land ausserhalb des Dorfs erwerben, der den elterlichen Hof im Dorf nun ergänzt. Damit umfasst die Betriebsfläche 25 ha ebenes Ackerland auf 460 m ü. M. Zusätzlich gehören auch 2000 Legehennen zum Betrieb. Die Kühe sind bereits vor 25 Jahren von den Feldern der Knuchels verschunden. «Mein Vater hat damit aufgehört, als grosse Investitionen in der Milchviehhaltung nötig gewesen wären. Er war schon immer offen gegenüber Neuerungen, auch für ökologischen Landbau. Umgestellt auf Bio hat er aber erst vor drei Jahren», blickt Adrian Knuchel zurück. Diesen Entscheid habe der Vater mehr oder weniger alleine gefällt. Adrian Knuchel ist froh darum: «Wenn mein Vater noch nicht umgestellt hätte, hätte ich mir einen Wechsel sicher stark überlegt. Ich bin aber nicht sicher, ob ich wirklich den Mut gefunden hätte, direkt zu Beginn der Hofübernahme auch noch die Anbauform zu verändern.» Er wird ab nächstem Jahr zu 100 Prozent im Betrieb einsteigen. «Für mich kommt eigentlich nur ein Vollerwerb in Frage. Denn ich habe diesen Beruf aus Freude an der Sache gewählt und auch, weil ich an unsere guten Produkte und damit an die Zukunft glaube.» Vollerwerb als Idealfall Thomas und Rita Büeler gehören zu denjenigen Landwirten, die neben der Landwirtschaft noch einem Nebenerwerb nachgehen. Der im Jahr 2006 von den Eltern übernommene Betrieb liegt auf 600 m ü. M. am Hang der Rigi oberhalb von Küssnacht SZ. Das Land umfasst zwei Grundstücke mit einer Fläche von total 14 ha, bestehend aus Naturwiesen und Weiden sowie einigen Hochstammobstbäumen. diegrüne | Nr. 20/2009 Thomas Büeler erzählt: «Mein Vater betrieb die Landwirtschaft im Haupterwerb und hatte 14 Milchkühe. Wegen anstehender hoher Investitionen im Milchviehstall entschieden wir uns, auf Mutterkuhhaltung umzustellen. Hätten wir zusätzliches Pachtland bekommen, wären wir gerne der Milchproduktion treu geblieben. Passende Pachtlandfläche in angrenzender Umgebung zu bekommen war aber leider nicht möglich. Deshalb grasen heute knapp 20 Mutterkühe für Natura-Veal und Natura-Beef auf unseren Weiden.» Dank der extensiveren Haltung bleibt etwas mehr Zeit, um auswärts zu arbeiten. «Zwischendurch bin ich als ÖLN-Kontrolleur unterwegs, was mir eine grosse Abwechslung bietet.» Seine Frau Rita Büeler ist als Teilzeitlehrerin in Küssnacht angestellt. «Während sie unterrichtet, bin ich für unseren Sohn verantwortlich. Ich schätze die Erfahrung sehr, als Vater für mein Kind auch tagsüber da zu sein, es ist eine schöne Ergänzung zur Hofarbeit.» Die Büelers können wenn nötig auf die Unterstützung der Eltern zählen. «Wir sind in der glücklichen Lage, dass unsere Eltern auf dem Betrieb immer und überall mithelfen und dass wir ein sehr gutes Verhältnis mit ihnen pflegen», ergänzt Thomas Büeler. Zukunftspläne bei Adrian Knuchel Die Familie Büeler hat ihren Betrieb in den letzten Jahren so eingerichtet, dass er ihren Bedürfnissen und Möglichkeiten entspricht. Adrian Knuchel und seiner Partnerin steht diese Aufgabe noch bevor. Wenn er ab nächstem Jahr zu 100 Prozent auf dem Biobetrieb einsteigt, wird seine Partnerin Yvonne Leist weiterhin zu 60 Prozent als Tierärztin arbeiten «Irgendwann möchte ich eventuell
Nr. 20/2009 | diegrüne nur noch auf dem Hof tätig sein», erzählt sie. «Wir planen einen Direktverkauf auf unserem Hof. Da wir nach den Richtlinien des biologischen Landbaus produzieren, sind wir überzeugt, dass sich diese Produkte gut verkaufen lassen. Ich möchte neben selbst hergestellten Produkten wie Brot, Sirup oder Konfitüre auch Gemüse und Obst anbieten.» Noch ist der Hofladen nicht gebaut, doch die ersten Planungsarbeiten haben bereits begonnen. «Mit diesem Standbein zusammen mit dem Legehennen und dem Ackerbau sind wir etwas weniger abhängig von den Entwicklungen der Weltmarktpreise für landwirtschaftliche Produkte», ergänzt Adrian Knuchel. Auch Jürg Richner macht sich Gedanken über seine Zukunft als Milchbauer. Mit dem Ausbau des Stalls ist bereits ein grosser Schritt Richtung Zukunft gemacht. «Momentan ist die Milchproduktion in der Krise. Grundsätzlich habe ich aber keine übermässige Angst ■ Was unterscheidet die heutige junge Generation Landwirte von der Generation der Eltern? Evelin Matzinger: Wir kennen die staatlichen Abnahmegarantien nicht mehr. Deshalb sind wir uns eher gewohnt, kreativ zu sein und uns zu überlegen, wie das Einkommen erwirtschaftet werden kann und wo die Märkte sind. Wir richten den Betrieb auf die eigenen Stärken aus und sind damit erfolgreich. vor der Zukunft», meint er. «Ich bin aber sicher, dass wieder bessere Zeiten kommen und wir die Milch in der Schweiz zu einem vernünftigen Preis verkaufen können. Ich gehöre zu den Landwirten, die zu 100 Prozent von ihrem Hof leben möchten. Ich hoffe deshalb, dass die landwirtschaftlichen Produkte in Zukunft einen guten Preis erhalten und nicht nur ökologische Leistungen bezahlt wer- ■ Sie sind eine Junglandwirtin. Was ist für Sie und Ihre Berufskollegen und -kolleginnen wichtig? Matzinger: Wir Junglandwirte möchten von unseren Höfen leben können und dies im Vollerwerb. Wir wollen Unternehmer sein und nicht bloss Bezüger von Direktzahlungen. Wir lieben unseren Beruf und sind bereit, für einen gut funktionierenden Hof auch überdurchschnittliche Leistungen zu erbringen. Junglandwirte | MANAGEMENT den.» Sollte der Milchpreis weiterhin tief bleiben, so könne er allenfalls vermehrt Zucht- und Nutztiere vermarkten und verkaufen, ergänzt Jürg Richner. Für Thomas Büeler ist die Landschaftspflege für einen Betrieb in der Hügelzone sehr wichtig. «Die Direktzahlungen sind für diese Mehrarbeit berechtigt», ist er überzeugt. «Unsere Parzellen sind eher klein und oftmals durch einen «Wir Junglandwirte wollen Unternehmer sein» Evelin Matzinger ist Präsidentin der Schweizer Junglandwirtekommission. Diese Arbeitsgruppe nimmt zu politischen Themen Stellung und positioniert die Meinung der Junglandwirte. ■ Interessieren sich die jungen Landwirte für die Politik? Matzinger: Meiner Meinung nach interessieren und engagieren sich die jungen Landwirte zu wenig für die Politik. Das hängt wohl mit der knappen Freizeit wegen des grossen Engagements auf dem Hof und in der Familie zusammen. Ich persönlich finde das schade, denn die Politik entscheidet zu einem grossen Teil über unsere Zukunft. Leider gibt es in der Schweiz keine Vereinigungen von Junglandwirten. Im umliegenden Ausland, 11 Bild: Dominik Thürig Dominik und Irmgard Thürig aus Eich LU haben die Milchkühe verkauft und legen den Schwerpunkt ihres Betriebs auf den Direktverkauf und Mutterschweine. Bach, ein Waldstück oder eine Geländestufe begrenzt. Die Arbeit ist deshalb arbeitsintensiver als in flachem Gelände.» Mit den Mutterkühen habe er nun eine ideale Form gefunden, dem Konsumenten ein hochwertiges, umweltschonend und ausschliesslich auf Grünlandflächen produziertes Fleisch anzubieten. Er und seine Frau sind mit der jetzigen Situation zufrieden. «Die Mutterkuhhaltung entspricht beispielsweise in Deutschland und Frankreich, gibt es starke und politisch sehr aktive Junglandwirteorganisationen. In der Schweiz scheint das Bedürfnis danach nicht zu bestehen. ■ Denken Sie, dass die Junglandwirte Angst vor der Zukunft haben? Matzinger: Nein, das denke ich nicht. Die politischen und damit verbundenen wirtschaftlichen Entwicklungen beschäftigen die jungen Landwirte natürlich: WTO- Verträge, Freihandelsabkommen, Billigdiscounter – was kommt da auf uns zu? Wir sind bereit, uns der Herausforderung zu stellen und unser Bestes zu geben für eine leistungsfähige und nachhaltige Landwirtschaft als Grundpfeiler für eine gesunde Schweizer Wirtschaft.
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