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«Ich bin Landwirt aus Überzeugung» - Sciencetext

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12 diegrüne | Nr. 20/2009<br />

uns sehr, da diese Produktionsform<br />

dem natürlichen<br />

Verhalten des Rindviehs sehr<br />

nahe ist. Wir waren einer der<br />

Pilotbetriebe des neuen Labels<br />

Natura-Veal, das von<br />

Coop sehr erfolgreich vermarktet<br />

wird und freuen uns<br />

darüber.»<br />

Gut <strong>aus</strong>gebildete<br />

Junglandwirte<br />

Thomas Büeler ist Meisterlandwirt,<br />

Jürg Richner<br />

wird die Meisterprüfung bald<br />

ablegen. Mit dieser Ausbildung<br />

sind sie im Trend.<br />

Gemäss Jakob Rösch, Leiter<br />

Geschäftsbereich Bildung des<br />

Schweizerischen Bauernverbands<br />

(SBV), nimmt die höhere<br />

Berufsbildung an Bedeutung<br />

zu. Immer mehr <strong>Landwirt</strong>e<br />

besuchen die Betriebsleiterschulen<br />

und schliessen<br />

entweder mit der Berufs- oder<br />

Meisterprüfung ab. Allgemein<br />

sei momentan kein Rückgang<br />

in der Ausbildung zu <strong>Landwirt</strong>en<br />

zu erkennen. Die Anzahl<br />

der Lehrlinge hat sich in den<br />

letzten Jahren stabilisiert. Pro<br />

Jahr erhalten in der Schweiz<br />

jährlich zwischen 800 und 900<br />

Personen das landwirtschaftliche<br />

Fähigkeitszeugnis «Die<br />

Viele Junglandwirte setzen trotz Krise im Milchmarkt weiterhin auf die<br />

Milchwirtschaft, weil sie denken, dass die Zeiten wieder besser werden.<br />

Jungen wollen wieder <strong>Landwirt</strong><br />

lernen», ergänzt Jakob<br />

Rösch. Doch auch wer eine<br />

Ausbildung abgeschlossen<br />

hat, bildet sich weiter:<br />

«Die landwirtschaftlichen Bildungszentren<br />

bieten diverse<br />

Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

an, die laufend den Bedürfnissen<br />

der <strong>Landwirt</strong>e angepasst<br />

werden.»<br />

Adrian Knuchel hat sich nach<br />

einer abgeschlossenen Lehre<br />

als Forstwart und <strong>Landwirt</strong><br />

zusätzlich für den Weg über<br />

die Schweizerischen Hochschule<br />

für <strong>Landwirt</strong>schaft<br />

(SHL) entschieden. Dort hat<br />

er dieses Jahr den Bachelor in<br />

Agronomie (ehemals Ingenieur<br />

Agronom SHL) abgeschlossen.<br />

Damit fühlt er sich<br />

gut gerüstet für die Zukunft.<br />

<strong>«Ich</strong> werde aber sicherlich immer<br />

wieder kleinere Weiterbildungen<br />

machen, beispielsweise<br />

Tagungen oder Messen<br />

für den biologischen Landbau<br />

oder Direktvermarktung besuchen»,<br />

ergänzt er.<br />

Dominik Thürig hat nach der<br />

landwirtschaftlichen Schule<br />

die Ausbildung zum Agrartechniker<br />

HF abgeschlossen.<br />

Damit hätte er sich auch extern<br />

eine Arbeit suchen können,<br />

falls der eigene Betrieb<br />

nicht rentabel gewesen wäre.<br />

Er und seine Frau haben ihren<br />

Hof unterdessen so <strong>aus</strong>gerichtet,<br />

wie sie ihn haben möchten.<br />

«So wie der Hof nun ist,<br />

entspricht er unseren Vorstellungen<br />

und Stärken. Unser<br />

Hofladen ist in Selbstbedienung<br />

die ganze Woche offen,<br />

Zwei Umfragen zeigen Zufriedenheit bei Jungbauern<br />

Im Jahr 2008 befragte das Bundesamt<br />

für <strong>Landwirt</strong>schaft und die<br />

Forschungsanstalt Agroscope<br />

Reckenholz-Tänikon (ART) 2000<br />

direktzahlungsberechtigte <strong>Landwirt</strong>e<br />

mit einem maximalen Alter<br />

von 35 Jahren zu ihrer Einschätzung<br />

der heutigen und zukünftigen<br />

<strong>Landwirt</strong>schaft und zu ihrer<br />

Lebenssituation und Befindlichkeit.<br />

Ausgewertet werden konnten<br />

1000 Antworten, die zudem<br />

mit Gruppengesprächen ergänzt<br />

wurden. Hier einige der Resultate<br />

der Umfrage:<br />

■ Vier von fünf Jungbauern verändern<br />

den Betrieb, nachdem sie<br />

ihn übernommen haben. Häufig<br />

wurden bauliche Anpassungen<br />

vorgenommen, ein Betriebszweig<br />

<strong>aus</strong>gebaut, in eine verbesserte<br />

Mechanisierung investiert oder<br />

ein neuer Betriebszweig eröffnet.<br />

■ 74 von 100 Befragten glauben,<br />

dass ihr Betrieb zukunftsfähig ist.<br />

18 wissen es nicht und 8 denken,<br />

dass ihr Betrieb nicht überleben<br />

wird.<br />

■ Rund 6 von 10 Befragten<br />

gehen einem Nebenerwerb nach.<br />

Auf 44 von 100 Betrieben ist der<br />

Partner (auch) <strong>aus</strong>serbetrieblich<br />

tätig.<br />

■ Gut 8 von 10 der Jungbauern<br />

und Jungbäuerinnen sind zufrieden<br />

mit dem Leben und fühlen<br />

sich wohl auf dem Betrieb.<br />

Eine frühere durchgeführte Umfrage<br />

hat zu ähnlichen Ergebnissen<br />

in Bezug auf die Hofnachfolge<br />

geführt. In den Jahren 2004 bis<br />

2006 befragten Wissenschaftler<br />

der ART ungefähr 700 <strong>Landwirt</strong>e<br />

mittels Umfragen, Diskussionen<br />

und Interviews, unter anderem<br />

zum Thema Hofnachfolge. Hier die<br />

wichtigsten Aussagen:<br />

■ Die Wahrscheinlichkeit, dass<br />

ein Hof übernommen wird, steigt<br />

mit der Anzahl Söhne. Söhne<br />

haben bei der Hofübernahme den<br />

Vortritt vor Töchtern. Töchter können<br />

den Hof meist nur übernehmen,<br />

wenn kein Sohn vorhanden<br />

ist oder dieser kein Interesse zeigt.<br />

■ Der Nachkomme, der den Hof<br />

übernimmt, ist meist bereits<br />

während der Kindheit bestimmt.<br />

Der Zeitpunkt der Hofübernahme<br />

hängt vor allem von der wirtschaftlichen<br />

Situation des Hofs<br />

und des Alters des aktuellen Be-<br />

und wir haben eine gute<br />

Stammkundschaft. Momentan<br />

haben wir kein Bedürfnis,<br />

etwas zu ändern.»<br />

Die Ausbildung habe ihm das<br />

Marketing-Denken mitgegeben<br />

und ihn motiviert, Neues<br />

<strong>aus</strong>zuprobieren, meint Dominik<br />

Thürig. So habe er eine Diplomarbeit<br />

über die Direktvermarktung<br />

per Internet geschrieben.<br />

Allerdings habe er<br />

dann feststellen müssen, dass<br />

es nicht ganz so einfach sei,<br />

sich innovativ auf den Markt<br />

<strong>aus</strong>zurichten, wie das von den<br />

<strong>Landwirt</strong>en vor dem Hintergrund<br />

der sich öffnenden<br />

Märkten gefordert werde.<br />

«Die <strong>Landwirt</strong>schaft ist sehr<br />

stark reglementiert, da bleibt<br />

nicht sehr viel Freiraum für<br />

Innovationen. Da hat man<br />

schon das Gefühl, dass einem<br />

Steine in den Weg geworfen<br />

werden», blickt er auf die letzten<br />

Jahre zurück. Zudem<br />

würden in der <strong>Landwirt</strong>schaft<br />

sofort grosse Investitionen<br />

nötig, wenn der Betrieb angepasst<br />

werden solle. Nichtsdestotrotz<br />

schaue er positiv in<br />

die Zukunft.<br />

| Claudia Frick<br />

Die Autorin ist freie Mitarbeiterin<br />

der «grünen».<br />

wirtschafters ab (Altersgrenze für<br />

Direktzahlungen).<br />

■ Ob ein Hof übernommen wird<br />

oder nicht, ist heute eine bewusste<br />

Entscheidung, die von der übernehmenden<br />

Generation unter<br />

Berücksichtigung der Vor- und<br />

Nachteile gefällt wird.<br />

■ Der wichtigste Grund für die<br />

Hofübernahme ist das Interesse<br />

an der <strong>Landwirt</strong>schaft und weniger<br />

materielle Gründe oder ein<br />

hohes gesellschaftliches Ansehen.<br />

Die Arbeit im Freien und die<br />

Arbeit mit Tieren ist eines der<br />

Hauptmotive für die Freude am<br />

Beruf.<br />

■ 39 Prozent der Befragten glauben,<br />

dass die nächste Generation<br />

auf dem Hof auf einen Nebenerwerb<br />

angewiesen sein wird.

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