Närrischer Hochleistungssport - Schwarze Elf Bingen
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Montag, 31. Januar 2011 08:45 Uhr<br />
URL: http://www.allgemeine-zeitung.de/region/bingen/bingen/10171916.htm<br />
BINGEN<br />
<strong>Närrischer</strong> <strong>Hochleistungssport</strong><br />
31.01.2011 - BINGEN<br />
Von Erich Michael Lang<br />
SITZUNG <strong>Schwarze</strong> <strong>Elf</strong> schwört furios auf Fröhlichkeit<br />
und Humor ein<br />
In dieser Kampagne brauchen die Narren mal wieder einen<br />
langen Atem. Um gut fünf Wochen vor dem eigentlichen<br />
Höhepunkt der Narretei bei einer Sitzung so richtig in<br />
Stimmung zu kommen, gibt es nur zwei Möglichkeiten:<br />
Entweder der Atemalkoholgehalt im Saal benebelt den<br />
närrischen Anspruch oder aber das Programm ist einfach<br />
gut.<br />
Die <strong>Schwarze</strong> <strong>Elf</strong> war einfach gut. In der 84. Session<br />
erlebten über 620 bestens gelaunte Gäste im Rheintal-<br />
Kongresszentrum eine Familiensitzung, von der die<br />
Narrenfamilie furios auf Fröhlichkeit und Humor<br />
eingeschworen wurde. Allerdings mussten die Gäste<br />
konditionell schon auf der Höhe närrischen<br />
<strong>Hochleistungssport</strong>s sein. In dieser Hinsicht wurde ihnen<br />
von der <strong>Schwarze</strong>n <strong>Elf</strong> nichts geschenkt. Das gut<br />
sechsstündige Programm verlangte selbst eingefleischten<br />
Fastnachtern ab, gegen Ende alles zu geben.<br />
Ein souverän-sympathischer Wolfgang Heinz konnte als<br />
Präsident vor den Augen und Ohren der Narrenschar ein<br />
Unterhaltungsfeuerwerk abbrennen, das stellenweise<br />
vergessen machte, dass auf der Bühne eine närrische<br />
Laienschar steht. Musik, Tanz, Gesang und Vortragskunst<br />
kratzten oft an der Grenze zur Professionalität, ja,<br />
überschritten sie zuweilen deutlich. Da ist vor allem<br />
Eberhard Röthgen als „Frauenversteher“ zu nennen, ein<br />
komisches Naturtalent, mit den Begabungen eines<br />
Entertainers, Clowns, Liedermachers und Blödelbarden.<br />
Einfach großes närrisches Format, das die Nuss von der<br />
Spitze des Granatsplitters haut.<br />
Oder auch Karl-Josef und Hendrik Jungerts als „Vater Rhein<br />
und Sohn Rochus“. Der Saal biegt sich vor Lachen, als die<br />
beiden den Rückmarsch zur Rochuswallfahrt schildern, bei<br />
der die beschwipsten Träger samt Heiligen im Weinberg<br />
landeten. Oder wenn kräftig über das Kolonnadenbauwerk<br />
„Hammer schun widder Fastnacht“,<br />
fragte Bernie Mauer in der Bütt.<br />
Foto: Edgar Daudistel
abgelästert wird: Kommt von „Colon“ (Dickdarm) und so<br />
sehe es auch aus. Das massive Steingemäuer hat es<br />
übrigens sogar auf den Orden der <strong>Schwarze</strong>n <strong>Elf</strong> geschafft:<br />
„Schaut nur, wie der Bajazz trauert, <strong>Bingen</strong> hat man<br />
zugemauert!“<br />
Vom großen und berühmten Freund der <strong>Schwarze</strong>n,<br />
Startrompeter Walter Scholz, darf man hingegen<br />
Professionalität erwarten, und die brachte er auch<br />
bewegend zu Gehör. Überhaupt: Die Musik, der Tanz, die<br />
Dynamik des Programms - da steckte quirliges Narrenleben<br />
drin, ein temperamentvoller Mix, und urkomisch, wenn er<br />
mal gänzlich temperamentlos daher kam wie im Auftritt von<br />
Johannes N. Tonollo und Manfred Sauer als die „Zwei<br />
Bekloppte“.<br />
Erstaunlich ist auch, was die Jugend der <strong>Schwarze</strong>n leistet.<br />
Sei es im toll choreographierten Männerballett oder in<br />
„Deutschland sucht den Supernarr“. Das gleiche gilt für den<br />
Auftritt der Garden. Bezaubernd das Schachtelballett als<br />
„Frösche“. Die Klassiker und Anker im Programm der<br />
<strong>Schwarze</strong>n <strong>Elf</strong> waren selbstverständlich auch vertreten,<br />
seien es der trocken-humorige Ferdinand Moos<br />
(„Krankenkasse“), der aufgeregt-angriffslustige Bernie<br />
Mauer („Hammer schun widder Fastnacht“), die stilvollcharmante<br />
Brigitte Giesbert („Lieschen Laloi“) oder der<br />
routiniert-freche Wolfgang Heinz („Einkaufen“). Dazu<br />
natürlich der Sekretär Johannes N. Tonollo. Perfekt garniert<br />
wurde das närrische Buffett schließlich von der<br />
Gesangsgruppe „Aus Spaß an der Freud’“ samt der<br />
schmissigen Binger Füsiliere und der donnernden<br />
Mombacher Prinzengarde.<br />
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