Inklusion in Grundschulen - Landknirpse
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<strong>Inklusion</strong> - Me<strong>in</strong>ungen & Erfahrungen<br />
Sohnes den Vorstellungen der <strong>Inklusion</strong> entsprechen<br />
soll, müsste ich die normale Grundschule<br />
wählen. Aber dieser Gedanke behagt mir<br />
nicht. Natürlich möchte ich für me<strong>in</strong> beh<strong>in</strong>dertes<br />
K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> möglichst normales Leben. Ich möchte<br />
zwar, dass er mit Altersgenossen ohne Handicap<br />
aufwächst, aber er soll trotzdem die Förderung<br />
erhalten, die er benötigt. Was nützt es<br />
me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er normalen Grundschulklasse<br />
zu sitzen und nur die Hälfte zu verstehen<br />
und dem Tempo nicht gerecht zu werden.<br />
Dann lieber Unterricht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Sonderklasse,<br />
die die K<strong>in</strong>der da auffängt, wo sie sich bef<strong>in</strong>den.<br />
Denn letztendlich ist das Ziel der Schulausbildung,<br />
dass K<strong>in</strong>der etwas lernen. Im Idealfall<br />
Lesen, Schreiben und Rechnen.<br />
Wenn mich jemand fragt, ob ich möchte, dass<br />
me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d auf e<strong>in</strong>e normale Grundschule<br />
geht, dann antworte ich deswegen „ne<strong>in</strong>“.<br />
Aber das bedeutet nicht, dass ich den Gedanken<br />
der <strong>Inklusion</strong> verwerfe. Im Gegenteil, wir müssen<br />
daran arbeiten, dass es Schulen gibt, <strong>in</strong> denen<br />
beh<strong>in</strong>derte und nicht beh<strong>in</strong>derte K<strong>in</strong>der zusammen<br />
leben, lernen und spielen. Wir müssen<br />
Schulen erhalten, die beides ermöglichen:<br />
normale Klassen und Sonderklassen mit <strong>in</strong>dividuellem<br />
Förderbedarf. Und nicht die Sonderklassen<br />
abschaffen mit dem Vorwurf der<br />
Separierung unter dem Deckmantel der<br />
<strong>Inklusion</strong>. Denn e<strong>in</strong>ige beh<strong>in</strong>derte K<strong>in</strong>der<br />
brauchen diese Klassen. Es ist ihr Recht langsam<br />
lernen zu dürfen.<br />
10<br />
<strong>Inklusion</strong> setzt e<strong>in</strong> entsprechendes Menschenbild voraus<br />
E<strong>in</strong> Bericht aus der Jonaschule Stralsund<br />
<strong>Inklusion</strong> bzw. Integration von K<strong>in</strong>dern mit<br />
Beh<strong>in</strong>derungen ist <strong>in</strong> der Stralsunder Jonaschule<br />
schon lange Alltag. Sowohl <strong>in</strong> der<br />
Grundschule als auch <strong>in</strong> der Sekundarstufe<br />
werden K<strong>in</strong>der mit den Förderschwerpunkten<br />
körperliche, geistige und emotional-soziale<br />
Entwicklung mit anderen K<strong>in</strong>dern zusammen<br />
unterrichtet. Die Erfahrungen s<strong>in</strong>d gut. E<strong>in</strong><br />
Beispiel: In e<strong>in</strong>er Klasse wird e<strong>in</strong>e Schüler<strong>in</strong><br />
mit Down-Syndrom <strong>in</strong>tegrativ beschult. Diese<br />
Schüler<strong>in</strong> genießt e<strong>in</strong>e 1:1 Betreuung durch<br />
e<strong>in</strong>e Integrationshelfer<strong>in</strong>. Anfänglich wurde<br />
sie häufig e<strong>in</strong>zeln gefördert. Inzwischen wird<br />
sie <strong>in</strong> das gesamte Klassengeschehen e<strong>in</strong>bezogen.<br />
Sie bekommt differenzierte Wochenplan-<br />
oder Werkstattaufgaben, die ihrem<br />
Leistungsvermögen entsprechen, arbeitet<br />
jedoch stets am gleichen Thema wie ihre Mitschüler.<br />
Gruppen- und Partnerarbeit werden<br />
von der Integrationshelfer<strong>in</strong> unterstützt. Trotz<br />
sprachlicher Schwierigkeiten belegte sie den<br />
vierten von 10 Plätzen des Vorlesewettbewerbs<br />
<strong>in</strong> der Klasse. Da die Mitschüler die Jury<br />
stellten, war das e<strong>in</strong> deutliches Zeichen dafür,<br />
dass sie ihre Leistung anerkannten! Hier<br />
sche<strong>in</strong>t die Integration e<strong>in</strong>es beh<strong>in</strong>derten<br />
K<strong>in</strong>des gelungen zu se<strong>in</strong>. Gefragt, warum das<br />
an der Jonaschule so gut klappt, antwortet<br />
Frau Lühe, Grundschullehrer<strong>in</strong> und Sonderpädagog<strong>in</strong>:<br />
„Integration steht <strong>in</strong> unserem Schulkonzept<br />
und ist für uns selbstverständlich.<br />
<strong>Inklusion</strong> setzt e<strong>in</strong> entsprechendes Menschenbild<br />
voraus, welches alle K<strong>in</strong>der unabhängig<br />
ihres Leistungsvermögens, ihrer Herkunft<br />
oder Religion annimmt und fördert. Vor allem<br />
die Arbeit im Pädagogenteam und e<strong>in</strong>e gute<br />
Zusammenarbeit mit den Eltern s<strong>in</strong>d sehr<br />
wichtig. Die Integrationshelfer<strong>in</strong>, die die Schüler<strong>in</strong><br />
betreut, ist e<strong>in</strong>e sehr gut ausgebildete<br />
Heilpädagog<strong>in</strong>. Uns wurden schon andere Assistenten<br />
zugeteilt, mit denen es nicht so gut<br />
klappte. Das Problem ist aber auch, dass das<br />
Sozialamt häufig nur so ger<strong>in</strong>ge Mittel zur Verfügung<br />
stellt, dass die Helfer extrem unterbezahlt<br />
werden. Dafür kann man ke<strong>in</strong>e hohe<br />
Qualifikation und Motivation erwarten! E<strong>in</strong><br />
Integrationshelfer benötigt momentan noch<br />
ke<strong>in</strong>e pädagogische Ausbildung. Diese s<strong>in</strong>d<br />
aber unbed<strong>in</strong>gt notwendig. Im beschriebenen<br />
Fall setzten sich die Eltern gegenüber dem<br />
zuständigen Sozialamt sehr stark e<strong>in</strong>, so dass<br />
die Beschulung ihrer Tochter mit e<strong>in</strong>er engagierten<br />
hoch qualifizierten Integrationshelfer<strong>in</strong><br />
möglich wurde.“<br />
Juni – August 12