Gegenregulation nach Nahrungsaufnahme:
Gegenregulation nach Nahrungsaufnahme:
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ei Mädchen und jungen Frauen in den industrialisierten Ländern zwischen 0,9 und 4 Prozent<br />
(APA, 1994; Bruce & Agras, 1992; Fairburn & Beglin, 1990; Westenhöfer, 1991).<br />
Für die weibliche Gesamtbevölkerung Westdeutschlands wurde die Prävalenzrate auf 2,4%<br />
geschätzt (Westenhöfer, 1996). Nur ca. 1% der Männer erfüllen die Störungskriterien.<br />
Viel verbreiteter sind einzelne Symptome der Bulimie bei jungen Frauen allgemein, ohne<br />
dass das vollständige Bild dieser Störung erfüllt wird. Nach Westenhöfer (1996) induzieren<br />
regelmäßig 2,6% der weiblichen deutschen Gesamtbevölkerung Erbrechen, benutzen 5%<br />
Laxanzien zur Gewichtsreduktion und 8% der Frauen berichteten, mindestens ein Mal<br />
wöchentlich Essanfälle zu erleben. Nach Connors und Johnson (1987) kommen wöchentliche<br />
Essanfälle sogar mit einer Häufigkeit zwischen 5% und 21% vor. Die Schwierigkeit ergibt<br />
sich allerdings daraus, dass selten klar definiert wird, was genau unter einem Essanfall zu<br />
verstehen ist. Auch Diagnosekriterien wie DSM-IV (APA, 1994) sprechen hier sehr ungenau<br />
von einer großen Nahrungsmenge, die in einer relativ kurzen Zeit verschlungen wird.<br />
Dementsprechend reichen die Vorstellungen von einem Riegel Schokolade bis zu einer<br />
massiven Essattacke von mehreren tausend Kilokalorien.<br />
Der Beginn der Störung liegt meist im Jugend- oder frühen Erwachsenenalter, ca. 70 bis 80%<br />
der Betroffenen erkranken vor dem 22. Lebensjahr (Fairburn, Cooper & Cooper, 1986; Paul,<br />
Brand-Jacobi & Pudel, 1984). Das durchschnittliche Gewicht der Bulimikerinnen liegt meist<br />
im unteren Bereich des Normalgewichts (Pyle, Mitchell & Eckert, 1981). Viele der<br />
Patientinnen berichten allerdings über ausgeprägte Gewichtsschwankungen. Es hat sich auch<br />
gezeigt, dass Bulimikerinnen und deren Familienangehörige eine Tendenz zum Übergewicht<br />
haben (Yates, 1992). Circa die Hälfte der Bulimikerinnen erfüllten im Vorfeld die Kriterien<br />
einer Anorexia Nervosa (Mitchell, Hatsukami, Eckert & Pyle, 1985). Bevor ein erster<br />
Behandlungsversuch unternommen wird, wurde in klinischen Studien eine mittlere<br />
Krankheitsdauer von 5 Jahren beschrieben. Dabei litten 32% der Betroffenen bereits seit 10<br />
Jahren an dieser Essstörung (Paul et al., 1984). Ein intermittierender Verlauf ist in vielen<br />
Fällen charakteristisch, Phasen mit ausgeprägter Symptomatik (über Monate oder Jahre<br />
hinweg) wechseln sich mit fast symptomfreien Perioden ab (Mitchell, Hatsukami, Pyle &<br />
Eckert, 1986; Thelen, Farmer, McLaughlin Mann & Pruitt, 1990).<br />
Wenig bekannt ist darüber, wie die Störung verläuft, wenn die Betroffenen nicht<br />
psychotherapeutisch behandelt werden. Erste Daten einer Verlaufsstudie über einen Zeitraum<br />
von fünf Jahren an Bulimikerinnen, die überwiegend keine Behandlung erhalten haben,<br />
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