Der Spartakusaufstand im Januar 1919 und der ... - H-lucas.de
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Holger Lucas<br />
<strong>Der</strong> <strong>Spartakusaufstand</strong> <strong>im</strong> <strong>Januar</strong> <strong>1919</strong> <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
staatlich gelenkte Einsatz von Freiwilligenverbän<strong>de</strong>n<br />
Vorbemerkung<br />
Diese Hausarbeit wur<strong>de</strong> <strong>im</strong> Seminar „Terroristische Gewalt <strong>und</strong> staatliche Reaktion“ an <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Universität Erfurt während <strong>de</strong>s Sommersemesters 2003 angefertigt <strong>und</strong> bei Prof. Dr. Manfred<br />
Baldus sowie PD Dr. Andreas Dornhe<strong>im</strong> vorgelegt.<br />
Glie<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />
1. Einleitung<br />
2. Die politische Entwicklung <strong>im</strong> November <strong>und</strong> Dezember 1918<br />
3. <strong>Der</strong> Aufbau <strong><strong>de</strong>r</strong> Freikorps<br />
3.1 Die Alte Armee <strong>und</strong> die Aufstellung von Freiwilligenverbän<strong>de</strong>n<br />
3.2 Aufbau, Organisation, Inneres Gefüge, Einsatzdoktrin<br />
4. <strong>Der</strong> <strong>Spartakusaufstand</strong> <strong>im</strong> <strong>Januar</strong> <strong>1919</strong><br />
4.1 Die Erhebung<br />
4.2 Die Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>werfung<br />
5. <strong>Der</strong> Mord an K. Liebknecht <strong>und</strong> R. Luxemburg<br />
5.1 Die Opfer<br />
5.2 <strong>Der</strong> Tathergang<br />
5.3 Die Täter<br />
5.4 Die Folgen<br />
6. Weitere Einsätze <strong><strong>de</strong>r</strong> Freikorps<br />
7. Resümee<br />
8. Anmerkungen<br />
9. Literatur<br />
1
1. Einleitung<br />
Das Thema dieser Arbeit ist eher atypisch für ein Seminar mit <strong>de</strong>m Titel „Terroristische<br />
Gewalt <strong>und</strong> staatliche Reaktion“. <strong>Der</strong> Einsatz von Freikorpsverbän<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Jahren <strong>1919</strong><br />
bis 1921 war (auch wenn einige Autoren das an<strong><strong>de</strong>r</strong>s sehen mögen) kein Terror <strong>im</strong><br />
eigentlichen Sinne <strong>de</strong>s Wortes 1 , son<strong><strong>de</strong>r</strong>n Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> staatlichen Reaktion auf politische Gewalt.<br />
Die dabei aufgetretenen Gewaltexzesse lassen sich aber möglicherweise mit <strong>de</strong>m Begriff<br />
<strong>de</strong>s „Gegenterrorismus“ 2 einfangen.<br />
Am Beispiel <strong>de</strong>s <strong>Spartakusaufstand</strong>es <strong>im</strong> <strong>Januar</strong> <strong>1919</strong> in Berlin <strong>und</strong> <strong>de</strong>s darauf folgen<strong>de</strong>n<br />
Mor<strong>de</strong>s an <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n kommunistischen Führern Karl Liebknecht <strong>und</strong> Rosa Luxemburg<br />
sollen die mehr als verwirren<strong>de</strong>n Verhältnisse <strong>im</strong> post-revolutionären Deutschland dargestellt<br />
wer<strong>de</strong>n. Wie ist es zum Ausbruch <strong>de</strong>s Bürgerkrieges 2a gekommen? Wer war Inhaber <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Staatsgewalt? Welche politischen Konzeptionen verfolgten die verschie<strong>de</strong>nen Parteien <strong>und</strong><br />
Gruppen? Wer waren die Männer, die sich nach vier Jahren Krieg erneut bereiterklärten, für<br />
eine Regierung zu kämpfen? Hätte sich die We<strong>im</strong>arer Republik nicht viel besser ohne <strong>de</strong>n<br />
Einsatz dieser „bürgerlichen Bestien“ 3 entwickelt o<strong><strong>de</strong>r</strong> wäre statt<strong>de</strong>ssen eine Rätediktatur<br />
entstan<strong>de</strong>n?<br />
Das sind einige <strong><strong>de</strong>r</strong> Fragen, <strong>de</strong>nen <strong>im</strong> folgen<strong>de</strong>n nachgegangen wird. Zuerst wird die<br />
allgemeine politische Entwicklung von <strong><strong>de</strong>r</strong> Novemberrevolution bis zum <strong>Januar</strong> <strong>1919</strong><br />
nachgezeichnet, insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e die Differenzen zwischen <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen sozialistischen<br />
Gruppen über die zukünftige politische Gestalt Deutschlands. Danach wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufbau <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Freikorps beschrieben. <strong>Der</strong> <strong>Spartakusaufstand</strong>, als Akt <strong><strong>de</strong>r</strong> politischen Gewalt, wird dann <strong>im</strong><br />
4. Kapitel dargestellt, daran anschließend dann die Ermordung von Liebknecht <strong>und</strong><br />
Luxemburg. Schließlich wird die weitere Entwicklung <strong><strong>de</strong>r</strong> Freikorps skizziert.<br />
2. Die politische Entwicklung <strong>im</strong> November <strong>und</strong> Dezember 1918<br />
Die Übernahme <strong>de</strong>s Reichskanzleramtes durch Friedrich Ebert am 09.11.1918 stellt lediglich<br />
<strong>de</strong>n Höhepunkt einer Entwicklung dar, die meist als „Novemberrevolution“ bezeichnet wird,<br />
aber schon am 28.10.1918 mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Reform <strong><strong>de</strong>r</strong> Reichsverfassung begann 4 , sich <strong>im</strong>mer weiter<br />
entwickelte <strong>und</strong> eigentlich erst mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Verkündung <strong><strong>de</strong>r</strong> We<strong>im</strong>arer Reichsverfassung, die die<br />
<strong>de</strong>mokratische Republik begrün<strong>de</strong>t hat, <strong>im</strong> Sommer <strong>1919</strong> en<strong>de</strong>te, um dann sogleich nahtlos<br />
in die „Krisenjahre <strong><strong>de</strong>r</strong> Republik“ überzugehen.<br />
Überall <strong>im</strong> Reich war es zu Unruhen gekommen, zu Demonstrationen in <strong>de</strong>n Städten, zu<br />
Befehlsverweigerungen <strong>und</strong> Desertionen in Armee <strong>und</strong> Flotte 5 . Viele Einheiten, vor allem in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Etappe <strong>und</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> He<strong>im</strong>at, entglitten <strong><strong>de</strong>r</strong> Kontrolle ihrer Offiziere. Diese Entwicklungen<br />
wur<strong>de</strong>n von keiner politischen Partei wirklich gesteuert 6 . Häufig spontan gebil<strong>de</strong>t, „traten<br />
2
allerorten ‚Räte’ auf <strong>de</strong>n Plan“ 7 . In <strong>de</strong>n Städten <strong>und</strong> Betrieben bil<strong>de</strong>ten sich Arbeiterräte, bei<br />
<strong>de</strong>n Militärverbän<strong>de</strong>n, insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e in <strong><strong>de</strong>r</strong> He<strong>im</strong>at, Soldatenräte. Die politischen Kräfte<br />
dieser St<strong>und</strong>e waren die <strong><strong>de</strong>r</strong> Linken, Liberale, Zentrum o<strong><strong>de</strong>r</strong> Konservative spielten praktisch<br />
keine Rolle. Doch die Linke war zersplittert: die ursprüngliche, relativ gemäßigte SPD, in<br />
dieser Zeit auch als Mehrheitssozial<strong>de</strong>mokratie bezeichnet; dann die Unabhängigen<br />
Sozial<strong>de</strong>mokraten (USPD), die sich 1917 von <strong><strong>de</strong>r</strong> Mutterpartei abgespalten hatte <strong>und</strong> einen<br />
radikaleren Kurs verfolgte; schließlich die extreme Spartakusgruppe (zeitweise Teil <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
USPD), aus <strong><strong>de</strong>r</strong> am 31.12.1918 die Kommunistische Partei entstand.<br />
Während die SPD das Ziel einer parlamentarischen (wenngleich auch sozialistischen)<br />
Republik verfolgte, so for<strong><strong>de</strong>r</strong>ten USPD <strong>und</strong> Spartakisten eine „wirkliche“ Revolution nach<br />
russischem Vorbild 8 . Die Macht sollte in ganz Deutschland von <strong>de</strong>n Arbeiter- <strong>und</strong><br />
Soldatenräten übernommen wer<strong>de</strong>n, wenn nötig auch unter Einsatz von Gewalt 9 . Bei<strong>de</strong><br />
Richtungen schlossen sich praktisch gegenseitig aus. Die drei Gruppen zerfielen jeweils<br />
noch einmal in einen rechten <strong>und</strong> linken Flügel 10 : „In die Praxis umgesetzt heißt das, dass es<br />
sechs sozialistische Strömungen gab angesichts von zwei wirklichen Alternativen:<br />
parlamentarische Demokratie o<strong><strong>de</strong>r</strong> sozialistische Revolution“ 11 .<br />
Die politische Macht verteilte sich nun auf verschie<strong>de</strong>ne Institutionen, in <strong>de</strong>nen die drei oben<br />
genannten Gruppen vertreten waren. Zuerst ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Vollzugsrat zu nennen, <strong><strong>de</strong>r</strong>, bestehend<br />
aus Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Berliner Arbeiter- <strong>und</strong> Soldatenräte, für sich die Kontrolle über alle<br />
<strong>de</strong>utschen Arbeiter- <strong>und</strong> Soldatenräte beanspruchte 12 . Mit seiner Billigung wur<strong>de</strong> die neue<br />
Reichsregierung, <strong><strong>de</strong>r</strong> Rat <strong><strong>de</strong>r</strong> Volksbeauftragten (RdV), unter Ebert gebil<strong>de</strong>t. Er setzte sich<br />
aus sechs Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n zusammen, jeweils drei Vertreter von Mehrheits- <strong>und</strong> Unabhängigen<br />
Sozial<strong>de</strong>mokraten (SPD: Ebert, Schei<strong>de</strong>mann, Landsberg; USPD: Barth, Haase, Dittmann) 13 .<br />
Letztere hatte Ebert mit einbezogen, um die revolutionäre Situation besser in <strong>de</strong>n Griff zu<br />
bekommen 14 . <strong>Der</strong> RdV war Inhaber <strong><strong>de</strong>r</strong> gesetzgeben<strong>de</strong>n <strong>und</strong> vollziehen<strong>de</strong>n Gewalt 15 . Das<br />
dritte Staatsorgan <strong><strong>de</strong>r</strong> Revolution war <strong><strong>de</strong>r</strong> Allgemeine Kongress <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeiter- <strong>und</strong><br />
Soldatenräte Deutschlands, das „Parlament <strong><strong>de</strong>r</strong> Revolution“ 16 . Er wur<strong>de</strong> vom Vollzugsrat <strong>im</strong><br />
Dezember 1918 einberufen 17 . Zur besseren Überwachung <strong><strong>de</strong>r</strong> Regierung entstand<br />
schließlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Zentralrat, <strong><strong>de</strong>r</strong> praktisch an die Stelle <strong>de</strong>s Vollzugsrates trat. Ihn konnte die<br />
SPD unter ihre Kontrolle bringen 18 .<br />
Diese inner<strong>de</strong>utsche Entwicklung vollzog sich jedoch nicht <strong>im</strong> luftleeren Raum. Am<br />
11.11.1918 war <strong><strong>de</strong>r</strong> Waffenstillstand mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Entente unterzeichnet wor<strong>de</strong>n. Die<br />
Hauptaufgabe <strong><strong>de</strong>r</strong> militärischen Führung bestand nun in <strong><strong>de</strong>r</strong> geordneten Rückführung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Truppen ins Reich <strong>und</strong> ihrer Demobilisierung 19 . Angesichts <strong><strong>de</strong>r</strong> chaotischen Zustän<strong>de</strong> <strong>im</strong><br />
Innern (Plün<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen von Lebensmittel<strong>de</strong>pots, Waffenlagern etc.) sollte auch dort die<br />
Ordnung wie<strong><strong>de</strong>r</strong>hergestellt wer<strong>de</strong>n. Des weiteren for<strong><strong>de</strong>r</strong>ten die Waffenstillstandsvereinbarungen,<br />
dass die <strong>de</strong>utschen Verbän<strong>de</strong> <strong>im</strong> Baltikum so lange gegen die anrücken<strong>de</strong>n<br />
3
ussischen Bolschewisten kämpfen, bis die Alliierten diese Aufgabe selbst übernehmen<br />
können 20 .<br />
Die unruhige Lage in Berlin sollte <strong>im</strong> Dezember 1918 durch <strong>de</strong>n Einmarsch „zuverlässiger“<br />
Truppen stabilisiert wer<strong>de</strong>n 21 . Die unter <strong>de</strong>m Kommando <strong>de</strong>s Generals Lequis stehen<strong>de</strong>n<br />
Verbän<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Alten Armee erwiesen sich jedoch als ungeeignet für diese Aufgabe 22 .<br />
Demzufolge wur<strong>de</strong> auch das <strong>im</strong> Zusammenhang damit vorgesehene Programm polizeilicher<br />
Maßnahmen nicht ausgeführt 23 .<br />
Unter<strong>de</strong>ssen hatte <strong><strong>de</strong>r</strong> Allgemeine Kongress <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeiter- <strong>und</strong> Soldatenräte am 18.12.1918<br />
die Wahl zu einer verfassunggeben<strong>de</strong>n Nationalversammlung für <strong>de</strong>n 19.01.<strong>1919</strong><br />
anberaumt, eine schwere Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>lage für die radikale Linke 24 .<br />
Zum Schutz <strong><strong>de</strong>r</strong> Regierungsgebäu<strong>de</strong> in Berlin hatte <strong><strong>de</strong>r</strong> RdV die Volksmarinedivision<br />
gebil<strong>de</strong>t. Neben (meist regierungstreuen) Kieler Matrosen sammelten sich in ihr zunehmend<br />
spartakistische <strong>und</strong> kr<strong>im</strong>inelle Elemente, die Einheit entzog sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Kontrolle <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Regierung 25 . Weihnachten 1918 kam es zu Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzungen über ausstehen<strong>de</strong><br />
Soldzahlungen, in <strong><strong>de</strong>r</strong>en Verlauf <strong><strong>de</strong>r</strong> RdV festgesetzt wur<strong>de</strong>. Zu Hilfe gerufene Truppen<br />
unterlagen in darauf folgen<strong>de</strong>n Gefechten, so dass eine Verhandlungslösung erzielt wer<strong>de</strong>n<br />
musste 26 . In <strong><strong>de</strong>r</strong> Folge dieser Ereignisse verließen die drei Unabhängigen <strong>de</strong>n RdV, dafür<br />
wur<strong>de</strong>n zwei neue Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> aus <strong><strong>de</strong>r</strong> SPD (Wissell, Noske als Militärexperte) berufen.<br />
Nicht nur in Berlin, auch in an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Teilen Deutschlands herrschten Chaos <strong>und</strong> Gewalt. So<br />
war bereits am 07.11.1918 in München die Räterepublik ausgerufen wor<strong>de</strong>n 27 . Des weiteren<br />
wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Grenzkonflikt mit <strong>de</strong>m wie<strong><strong>de</strong>r</strong>erstan<strong>de</strong>nen polnischen Staat zunehmend<br />
gewalttätig ausgetragen 28 .<br />
Die junge Republik befand sich somit in einem inneren Überlebenskampf (um Staatsform<br />
<strong>und</strong> politische Gestalt) <strong>und</strong> ebenso in einem äußeren (um die territoriale Integrität).<br />
3. <strong>Der</strong> Aufbau <strong><strong>de</strong>r</strong> Freikorps<br />
3.1 Die Alte Armee <strong>und</strong> die Aufstellung von Freiwilligenverbän<strong>de</strong>n<br />
Die unruhigen Ereignisse <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Radikalismus <strong><strong>de</strong>r</strong> Spartakisten zwangen die neue<br />
Regierung, nach einem starken Verbün<strong>de</strong>ten zu suchen. Dabei traf sie auf die Oberste<br />
Heeresleitung (OHL) unter Hin<strong>de</strong>nburg <strong>und</strong> Groener 29 . Bereits am 10.11.1918 kam es zum<br />
Abschluss <strong>de</strong>s berühmten Ebert-Groener-Paktes. Das Heer, insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e das<br />
Offizierskorps, erkannten die neue Regierung an <strong>und</strong> stellten sich ihr zur Verfügung. Im<br />
Gegenzug erwartete man ihre Unterstützung bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufrechterhaltung (o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>herstellung) von Disziplin <strong>und</strong> Ordnung <strong>im</strong> Heer sowie <strong>de</strong>n Kampf gegen <strong>de</strong>n<br />
Bolschewismus 30 .<br />
4
Die Truppen in <strong><strong>de</strong>r</strong> He<strong>im</strong>at zeigten jedoch häufig schon Auflösungserscheinungen, die von<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> OHL zum Einsatz <strong>im</strong> Reichsgebiet sowie zum Grenzschutz vorgesehenen 16 Divisionen<br />
stan<strong>de</strong>n faktisch nicht mehr zur Verfügung 31 . Auch die Verbän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Feldheeres erwiesen<br />
sich, sobald sie in <strong><strong>de</strong>r</strong> He<strong>im</strong>at eintrafen, als unzuverlässige Machtmittel. Die ant<strong>im</strong>ilitärische,<br />
pazifistische <strong>und</strong> revolutionäre Propaganda <strong><strong>de</strong>r</strong> Radikalen verfehlte ihre Wirkung auf die<br />
Soldaten nicht. Die meisten von ihnen bestan<strong>de</strong>n auf ihrer sofortigen Entlassung, außer<strong>de</strong>m<br />
erschien <strong><strong>de</strong>r</strong> Einsatz von Wehrpflichtigen in einem möglichen Bürgerkrieg als kaum<br />
zumutbar 32 . Spätestens die Weihnachtskämpfe 1918 in Berlin zeigten, dass die Alte Armee<br />
am En<strong>de</strong> war.<br />
Parallel dazu versuchte die „Revolution“ sich ihre eigenen, „<strong>de</strong>mokratischen“ Machtmittel zu<br />
schaffen. Vielerorts entstan<strong>de</strong>n Arbeitermilizen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Sicherheitswehren, die meist unter <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Kontrolle <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeiter- <strong>und</strong> Soldatenräte stan<strong>de</strong>n 33 , z. B. die Republikanische Soldatenwehr<br />
in Berlin. Diese Formationen erwiesen sich jedoch oft als unzuverlässig, wenig schlagkräftig<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar kr<strong>im</strong>inell 34 . Des weiteren spiegelte sich zumeist die Dreiteilung <strong>de</strong>s linken Lagers<br />
auch in ihnen wi<strong><strong>de</strong>r</strong>. Die bereits erwähnte Volksmarinedivision zählt ebenfalls zu dieser<br />
Gruppe. Am 12.12.1918 wur<strong>de</strong> ein Gesetz zur Schaffung einer republikanischen Wehrmacht<br />
verabschie<strong>de</strong>t 35 . Diese Volkswehr sollte nur aus Freiwilligen bestehen, nicht Bestandteil <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Armee sein, ihre Offiziere sollten von <strong>de</strong>n Mannschaften gewählt <strong>und</strong> von Räten kontrolliert<br />
wer<strong>de</strong>n 36 . Abgesehen davon, dass sich hier die militärpolitischen Vorstellungen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Radikalen durchsetzten, fehlte es schlussendlich an einer ausreichen<strong>de</strong>n Anzahl von<br />
(proletarischen) Freiwilligen 37 .<br />
Es waren folglich zwei Faktoren, die dann zur Aufstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> militärischen<br />
Freiwilligenverbän<strong>de</strong> führten: einerseits die Auflösung <strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptmasse <strong>de</strong>s Feldheeres nach<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Rückführung in die He<strong>im</strong>at, an<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits die Unfähigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> republikanischen Organe,<br />
eine neue Armee aus republiktreuen <strong>und</strong> auch <strong>de</strong>m RdV gegenüber loyalen Kräften zu<br />
bil<strong>de</strong>n 38 .<br />
<strong>Der</strong>artige Feikorps waren in <strong><strong>de</strong>r</strong> Militärgeschichte kein prinzipiell neues Phänomen. Bereits<br />
<strong>im</strong> Siebenjährigen Krieg <strong>und</strong> während <strong><strong>de</strong>r</strong> Napoleonischen Kriege hatte man in Preußen<br />
solche kleinen <strong>und</strong> mobilen Verbän<strong>de</strong> gebil<strong>de</strong>t, die – <strong>im</strong> Gegensatz zu <strong>de</strong>n Linientruppen –<br />
vor allem <strong>de</strong>n Kleinen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Parteigänger-Krieg geführt haben 39 .<br />
Die Pläne zur Gründung von Freiwilligenverbän<strong>de</strong>n entstan<strong>de</strong>n bereits Anfang Oktober 1918<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> OHL zum Zweck <strong><strong>de</strong>r</strong> Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>schlagung innerer Unruhen 40 . Mit Nachdruck wur<strong>de</strong>n sie<br />
ab <strong>de</strong>m 15.11.1918 verfolgt, als <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberbefehlshaber Ost dringend um die Aufstellung<br />
solcher Verbän<strong>de</strong> bat. Denn <strong><strong>de</strong>r</strong> Rückzug <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utschen Truppen aus Russland <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Ukraine war durch wachsen<strong>de</strong> Unruhen, politische Agitation <strong>und</strong> akute<br />
Auflösungserscheinungen gefähr<strong>de</strong>t 41 . Es bedurfte also zuverlässiger Einheiten zur<br />
Sicherung <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommunikationslinien <strong>und</strong> zur Aufrechterhaltung eines Min<strong>im</strong>ums an Disziplin<br />
5
in <strong><strong>de</strong>r</strong> Truppe. <strong>Der</strong> Oberbefehlshaber wur<strong>de</strong> in seinem Ansinnen auch vom Soldatenrat in<br />
Kowno unterstützt 42 .<br />
Die neuen Formationen sollten also hauptsächlich zur Sicherung von Ruhe <strong>und</strong> Ordnung <strong>im</strong><br />
Innern <strong>und</strong> zum Grenzschutz <strong>im</strong> Osten zum Einsatz kommen. Bei bei<strong>de</strong>n Zielen ging es in<br />
letzter Konsequenz um <strong>de</strong>n Kampf gegen Revolution <strong>und</strong> Bolschewismus.<br />
Rekrutierung <strong>und</strong> Organisation <strong><strong>de</strong>r</strong> Freikorps wur<strong>de</strong> nicht von <strong><strong>de</strong>r</strong> OHL best<strong>im</strong>mt, angesichts<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> damaligen Lage hätte sie vermutlich auch gar nicht zentral gesteuert wer<strong>de</strong>n können 43 .<br />
Man überließ es Offizieren (<strong>und</strong> auch einigen Unteroffizieren), Freiwilligeneinheiten zu<br />
grün<strong>de</strong>n <strong>und</strong> zu führen 44 . Sie schossen bereits <strong>im</strong> Dezember in ganz Deutschland aus <strong>de</strong>m<br />
Bo<strong>de</strong>n 45 . Gleichzeitig hatten sich schon an einigen Brennpunkten (<strong>im</strong> Baltikum, in Schlesien,<br />
West- <strong>und</strong> Ostpreußen) Freiwilligeneinheiten mit Unterstützung o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar auf Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
örtlichen Soldatenräte gebil<strong>de</strong>t 46 . „Aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Sicht <strong><strong>de</strong>r</strong> späteren Entwicklung sind in solchen<br />
Fällen paradoxerweise Freikorps nicht eine Schöpfung <strong><strong>de</strong>r</strong> Kräfte <strong><strong>de</strong>r</strong> Gegenrevolution,<br />
son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Sozial<strong>de</strong>mokratie gewesen“ 47 . Die Soldatenräte <strong>im</strong> Feldheer wirkten auch sonst<br />
stabilisierend <strong>und</strong> disziplinierend auf die Truppe ein 48 .<br />
3.2 Aufbau, Organisation, Inneres Gefüge, Einsatzdoktrin<br />
Schon <strong><strong>de</strong>r</strong> Begriff <strong><strong>de</strong>r</strong> „Freikorps“ ist umstritten. Einige Autoren verstehen darunter nur eine<br />
(relativ kleine) Anzahl mobiler militärischer Freiwilligenverbän<strong>de</strong>, an<strong><strong>de</strong>r</strong>e zählen auch die sich<br />
ab Dezember 1918 bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Einwohnerwehren in einigen Städten, die Zeitfreiwilligen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Vorläufigen Reichswehr o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Freiwillige Volkswehr dazu 49 . Manche wollen selbst „rote“<br />
Einheiten wie die Volksmarinedivision darunter subsumieren. Die Entwicklung <strong><strong>de</strong>r</strong> Freikorps<br />
verlief sehr dynamisch: Einheiten wur<strong>de</strong>n aufgestellt, vergrößerten sich, gingen mangels<br />
Freiwilliger wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ein o<strong><strong>de</strong>r</strong> gingen in größeren Verbän<strong>de</strong>n auf bzw. wur<strong>de</strong>n ihnen zeitweilig<br />
unterstellt; einige Verbän<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n auch nur für einen best<strong>im</strong>mten Zweck zu einer<br />
best<strong>im</strong>mten Zeit gebil<strong>de</strong>t 50 . „Ein Freikorpsführer konnte mit einer Kompanie anfangen <strong>und</strong><br />
Divisionsstärke erreichen, aber auch das Gegenteil kam vor“ 51 . Je nach Definition<br />
schwanken dann auch die Zahlenangaben: 68 wur<strong>de</strong>n „offiziell anerkannt“, Ernst v. Salomon<br />
nennt 85, Koch 85 bis 120, Thoms sogar 679 Freiwilligeneinheiten 52 . Somit ist auch die Zahl<br />
ihrer Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> kaum zu verifizieren: es dürften zwischen 250.000 <strong>und</strong> 450.000 Mann<br />
gewesen sein 53 .<br />
Ihre Anwerbung oblag in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel <strong>de</strong>n einzelnen Freikorpsführern (meist Frontoffiziere). Nur<br />
für <strong>de</strong>n Grenzschutz Ost wur<strong>de</strong> auch zentral geworben 54 . Benannt wur<strong>de</strong>n die Einheiten<br />
meist nach ihrem Führer, bisweilen verwen<strong>de</strong>te man auch geographische o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Traditionsnamen 55 . Manchmal wur<strong>de</strong>n auch Verbän<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Alten Armee zu<br />
Freiwilligeneinheiten umgebil<strong>de</strong>t, wie z. B. die Gar<strong>de</strong>-Kavallerie-Schützen-Division. Die<br />
Kosten für Sold, Ausrüstung etc. trug die Regierung, was – sehr zum Leidwesen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
6
Freikorpsführer – auch Kr<strong>im</strong>inelle in ihre Reihen zog 56 . <strong>Der</strong> Gr<strong>und</strong>sold betrug (wie <strong>im</strong> alten<br />
Heer) 30 Mark pro Monat, dazu kam eine Tageszulage von 5 Mark (<strong>im</strong> Reichsgebiet) bzw. 9<br />
Mark (außerhalb <strong>de</strong>s Reichs); außer<strong>de</strong>m waren die Verträge dieser Soldaten zeitlich<br />
befristet 57 .<br />
Die Mehrzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> ehemals wehrpflichtigen Arbeiter war <strong>de</strong>s Soldatseins mü<strong>de</strong>, folglich war<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Anteil von (vor allem jüngeren) Offizieren <strong>und</strong> Unteroffizieren in <strong>de</strong>n Freikorps weit<br />
überdurchschnittlich hoch <strong>im</strong> Vergleich zur Alten Armee 58 . Auch Stu<strong>de</strong>nten <strong>und</strong> selbst<br />
ungediente Gymnasiasten folgten häufig <strong>de</strong>m Ruf <strong><strong>de</strong>r</strong> Regierung 59 . Wie auch schon in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Alten Armee bestan<strong>de</strong>n die Mannschaften aber überwiegend aus Arbeitern. Die<br />
Anziehungskraft ging vor allem von <strong>de</strong>n Einsätzen <strong>im</strong> Grenzschutz Ost <strong>und</strong> <strong>im</strong> Baltikum aus.<br />
Hier hatten die Soldaten das Gefühl, etwas für <strong>de</strong>n Erhalt <strong>de</strong>s Reiches zu tun; in Lettland<br />
hatte man sie mit <strong>de</strong>m Versprechen von Landschenkungen gelockt 60 . Das viele dieser<br />
Freikorps dann <strong>im</strong> inneren Bürgerkrieg eingesetzt wur<strong>de</strong>n, führte bisweilen zu inneren<br />
Spannungen <strong>und</strong> Motivationsproblemen 61 .<br />
Die Loyalität <strong><strong>de</strong>r</strong> Freikorpskämpfer gehörte fast allein ihrem Führer, somit waren sie durch<br />
staatliche Stellen praktisch nicht zu kontrollieren 62 . Diese Bindung war durchaus eine<br />
gegenseitige, die Mannschaften waren ihren Offizieren ergeben, <strong>im</strong> Gegenzug sorgten diese<br />
für sie – später vor allem in materieller Hinsicht 63 . Zumin<strong>de</strong>st die <strong>im</strong> Reichsgebiet<br />
eingesetzten Freikorps wur<strong>de</strong>n aber auf die „<strong>de</strong>utsche sozialistische Republik“ 64 vereidigt 65 .<br />
Auch an<strong><strong>de</strong>r</strong>weitig stellten viele Freikorps ein Novum in <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utschen Militärgeschichte dar.<br />
So war die Verbindlichkeit von Befehlen übergeordneter Dienststellen begrenzt 66 . Es gab<br />
zwar keine Soldatenräte, aber es wur<strong>de</strong>n, wie z. B. <strong>im</strong> Freiwilligen Lan<strong>de</strong>sjägerkorps <strong>de</strong>s<br />
Generals Maercker, von <strong>de</strong>n Mannschaften Vertrauensleute gewählt. Ebenso wur<strong>de</strong>n die<br />
Grußformen gelockert – auch das <strong>im</strong> kaiserlichen Heer ein Ding <strong><strong>de</strong>r</strong> Unmöglichkeit 67 .<br />
In taktischer Hinsicht nahmen die Freikorps ebenfalls Abschied von althergebrachten<br />
Vorstellungen. <strong>Der</strong> Pr<strong>im</strong>ärauftrag zur Sicherstellung von Ruhe <strong>und</strong> Ordnung, <strong><strong>de</strong>r</strong> Kampf<br />
gegen einen Gegner, <strong><strong>de</strong>r</strong> häufig Guerillataktiken anwandte <strong>und</strong> das hauptsächliche<br />
Gefechtsfeld <strong>de</strong>s urbanen Raumes verlieh vor allem ihren Einsätzen <strong>im</strong> Innern einen<br />
polizeiartigen Charakter. Dabei war die Verwendung von großen Verbän<strong>de</strong>n alten Typs<br />
(Divisionen, Armeekorps) zwecklos, statt<strong>de</strong>ssen wur<strong>de</strong>n die verschie<strong>de</strong>nen Waffengattungen<br />
(Infanterie, Artillerie, Kavallerie) auf unterer taktischer Ebene zusammengefasst 68 . Die so<br />
erreichte hohe taktische <strong>und</strong> operative Mobilität <strong><strong>de</strong>r</strong> Freikorps wur<strong>de</strong> zu ihrem Erfolgsrezept,<br />
beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s <strong>im</strong> Kampf gegen einen überlegenen Gegner 69 . Auch hierbei hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Verband<br />
Maerckers quasi als Prototyp <strong><strong>de</strong>r</strong> gemischten Einheiten gedient 70 . Insoweit stan<strong>de</strong>n die<br />
Freikorps in <strong><strong>de</strong>r</strong> Tradition <strong><strong>de</strong>r</strong> Stoßtrupps <strong>und</strong> Sturmbataillone <strong>de</strong>s Ersten Weltkrieges 71 .<br />
7
Die Abteilung Lüttwitz in Berlin hat <strong>1919</strong> einen Erfahrungsbericht verfasst 72 , <strong>de</strong>ssen<br />
wesentliche Punkte sich auch in mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nen Handbüchern über „counter insurgency<br />
operations“ fin<strong>de</strong>n.<br />
Lei<strong><strong>de</strong>r</strong> ließ die Unterordnung <strong><strong>de</strong>r</strong> Freikorps unter ihre Kommandobehör<strong>de</strong>n oft stark zu<br />
wünschen übrig. Zuerst <strong>im</strong> Baltikum, dann auch in an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Gebieten, wur<strong>de</strong>n Befehle<br />
bisweilen sehr großzügig ausgelegt o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch schlichtweg ignoriert 73 .<br />
4. <strong>Der</strong> <strong>Spartakusaufstand</strong> <strong>im</strong> <strong>Januar</strong> <strong>1919</strong><br />
4.1 Die Erhebung<br />
Infolge <strong><strong>de</strong>r</strong> Weihnachtskämpfe 1918 hatten sich die Spannungen zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> Regierung<br />
<strong>und</strong> <strong>de</strong>n linksradikalen Gruppen weiter verschärft. Neben <strong>de</strong>m Bruch zwischen SPD <strong>und</strong><br />
USPD wur<strong>de</strong> am 30.12.1918 in Berlin die Kommunistische Partei Deutschlands<br />
(Spartakusb<strong>und</strong>) gegrün<strong>de</strong>t 74 . USPD <strong>und</strong> Spartakus riefen Anfang <strong>Januar</strong> in Berlin zum<br />
Streik auf 75 . Des weiteren sammelte <strong><strong>de</strong>r</strong> Berliner Polizeipräsi<strong>de</strong>nt Eichhorn (USPD-Mitglied),<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> sich <strong>im</strong> November 1918 selbst zum Polizeichef ernannt hatte 76 , zusätzlich zur Polizei<br />
bewaffnete Kräfte (u. a. die Volksmarinedivision) um sich 77 . Er hintertrieb die SPD-Politik mit<br />
beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er Energie. Daneben hielten die kommunistischen Führer, vor allem Liebknecht,<br />
revolutionäre Re<strong>de</strong>n <strong>und</strong> heizten die St<strong>im</strong>mung weiter an. Sie for<strong><strong>de</strong>r</strong>ten die zweite,<br />
„sozialistische“ Revolution, <strong>de</strong>n Verzicht auf die Wahl zur Nationalversammlung <strong>und</strong> die<br />
Auflösung <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligenverbän<strong>de</strong>, in <strong>de</strong>nen sie scheinbar ihre einzigen ernstzunehmen<strong>de</strong>n<br />
Gegner erblickten 78 .<br />
Am 04.01.<strong>1919</strong> verfügte die Preußische Regierung mit Zust<strong>im</strong>mung <strong>de</strong>s Zentralrates die<br />
Absetzung Eichhorns 79 . <strong>Der</strong> weigerte sich, seinen Posten zu verlassen <strong>und</strong> wur<strong>de</strong> dabei vom<br />
USPD-Vorstand unterstützt. Die revolutionären Agitatoren von USPD <strong>und</strong> KPD konnten sich<br />
nicht über das weitere Vorgehen verständigen <strong>und</strong> riefen ersteinmal zu einer Demonstration<br />
für <strong>de</strong>n 05.01. auf 80 . „Das Ausmaß <strong><strong>de</strong>r</strong> öffentlichen Demonstrationen überschritt alle<br />
Erwartungen. Doch während man in Regierungskreisen fast in Panik geriet, hatten die<br />
Revolutionäre augenscheinlich keinerlei Konzeption für ein revolutionäres Vorgehen. Sie<br />
führten statt<strong>de</strong>ssen langwierige interne Diskussionen, <strong>und</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zwischenzeit warteten die<br />
Massen in <strong>de</strong>n Straßen darauf, dass etwas geschehe“ 81 . Ein Revolutionsausschuss,<br />
bestehend aus USPD, KPD <strong>und</strong> Revolutionären Obleuten (an <strong><strong>de</strong>r</strong> Spitze: Liebknecht,<br />
Le<strong>de</strong>bour, Scholze), erklärte die Regierung Ebert für abgesetzt 82 <strong>und</strong> die Kommunisten<br />
for<strong><strong>de</strong>r</strong>ten die Arbeiter auf, sich zu bewaffnen 83 . Zu „verbindlicheren“ Beschlüssen kam es<br />
nicht, die Massen auf <strong>de</strong>n Straßen zerstreuten sich nicht, so dass „die Dynamik <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Revolution ihre eigenen Kräfte entfalten“ 84 konnte.<br />
8
Am Abend <strong>de</strong>s 04.01. hatten Spartakisten die Büros <strong>und</strong> Druckereien <strong><strong>de</strong>r</strong> meisten Berliner<br />
Zeitungsverlage, so auch <strong>de</strong>s sozial<strong>de</strong>mokratischen „Vorwärts“, besetzt 85 . Als Reaktion<br />
darauf rief die Regierung ihre Anhänger zum Generalstreik auf 86 . Ihre militärischen<br />
Machtmittel waren <strong><strong>de</strong>r</strong>zeit begrenzt, die meisten Freikorps befan<strong>de</strong>n sich noch in Aufstellung.<br />
So inspizierten Ebert <strong>und</strong> Noske am 04.01. Maerckers Freikorps in Zossen. In Berlin stan<strong>de</strong>n<br />
nur das Unteroffiziersbataillon Suppe <strong>und</strong> das aus mehreren kleineren Freikorps gebil<strong>de</strong>te<br />
Freiwilligenreg<strong>im</strong>ent Reinhard 87 .<br />
Am 05.01. kam es zu Plün<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong>und</strong> Gewalttaten in Lebensmittellagern, Depots,<br />
Kasernen, auf Bahnhöfen <strong>und</strong> Postämtern. Ebenso wur<strong>de</strong>n das Haupttelegrafenamt <strong>und</strong> die<br />
Reichsdruckerei besetzt 88 . Am 06.01. wur<strong>de</strong>n die Reichskanzlei (vom Bataillon Suppe<br />
verteidigt) <strong>und</strong> die Moabiter Kaserne <strong>de</strong>s Reg<strong>im</strong>ents Reinhard angegriffen 89 . Das<br />
Kriegsministerium fiel, wie auch weitere Militäreinrichtungen, <strong>de</strong>n Spartakisten in die<br />
Hän<strong>de</strong> 90 . Auch wur<strong>de</strong>n weiter Depots, Banken <strong>und</strong> Postämter geplün<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Am 7., 8., 9. <strong>und</strong><br />
10. <strong>Januar</strong> kam es ebenfalls zu Gefechten 91 . Bollwerke <strong>de</strong>s Aufruhrs blieben das<br />
Polizeipräsidium <strong>und</strong> das Vorwärts-Gebäu<strong>de</strong> 92 . Die Aufständischen hatten große Mengen<br />
Waffen <strong>und</strong> Militärmaterial aus Kasernen <strong>und</strong> Fabriken an sich gebracht.<br />
<strong>Der</strong> Revolutionsausschuss agierte insgesamt hilflos, er konnte sich auf keine gemeinsamen<br />
Aktionen einigen (vor allem <strong>de</strong>n Kommunisten erschien <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeitpunkt für <strong>de</strong>n Aufstand zu<br />
früh) <strong>und</strong> hatte offensichtlich die Kontrolle über die aufgeputschten Massen verloren 93 .<br />
4.2 Die Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>werfung<br />
Diese Uneinigkeit ermöglichte es <strong><strong>de</strong>r</strong> Regierung, Zeit zu gewinnen. Im Berliner Umland<br />
organisierte General v. Lüttwitz <strong>im</strong> Auftrag <strong><strong>de</strong>r</strong> OHL <strong>de</strong>n Aufbau mehrerer Freiwilligeneinheiten<br />
94 . Er arbeitete mit Noske zusammen, <strong><strong>de</strong>r</strong> am 06.01. zum Oberbefehlshaber für<br />
Berlin ernannt wor<strong>de</strong>n war 95 , einen Plan zur Befreiung <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadt aus, wobei je<strong>de</strong> panische<br />
Reaktion vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n musste. Am 06./07.01. wur<strong>de</strong>n dann Vorbefehle erlassen, die<br />
nicht nur <strong>de</strong>n Vormarsch <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbän<strong>de</strong> regelten, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n sich auch politischen Implikationen<br />
widmeten 96 . So sollte zwischen Spartakisten <strong>und</strong> Unabhängigen <strong>de</strong>utlich unterschie<strong>de</strong>n <strong>und</strong><br />
rote Fahnen nicht beseitigt wer<strong>de</strong>n 97 . Des weiteren wur<strong>de</strong>n die Ziele <strong>de</strong>s Einmarsches sowie<br />
„rules of engagement“ für <strong>de</strong>n Waffengebrauch festgelegt: „Ist Waffenanwendung nötig, so<br />
sind ohne Zögern die schärfsten <strong>und</strong> wuchtigsten Kampfmittel einzusetzen“ 98 .<br />
<strong>Der</strong>weil verbreitete Ebert in Berlin einen Appell an die Bevölkerung: „Spartakus kämpft jetzt<br />
um die ganze Macht. [...] Gewalt kann nur mit Gewalt bekämpft wer<strong>de</strong>n. [...] Die St<strong>und</strong>e <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Abrechnung naht“ 99 .<br />
Am Morgen <strong>de</strong>s 11.01. begann das Freikorps Potsdam (unter Major v. Stephani) mit <strong>de</strong>m<br />
Sturm auf das Vorwärts-Gebäu<strong>de</strong>. Seiner etwa 500 Mann starken Besatzung trat Stephani<br />
mit ca. 700 Mann in zwei Angriffsgruppen entgegen 100 . Nach einem erbitterten <strong>und</strong> unter<br />
9
Einsatz von Artillerie, Flammenwerfern <strong>und</strong> Handgranaten geführten Kampf fiel das große<br />
Geschäftshaus noch am Vormittag in die Hand <strong><strong>de</strong>r</strong> Regierungstruppen 101 . Im Zuge <strong>de</strong>s<br />
Gefechts ist es zu einem Zwischenfall gekommen, als Soldaten einige Spartakisten<br />
standrechtlich erschossen, bei <strong>de</strong>nen es sich (angeblich) um Unterhändler han<strong>de</strong>lte 102 . Nach<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Befreiung for<strong><strong>de</strong>r</strong>ten Regierungsvertreter die sofortige Räumung <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s von<br />
Truppen; ebenso beschwerten sie sich über die Behandlung <strong><strong>de</strong>r</strong> Gefangenen 103 .<br />
Im Laufe <strong>de</strong>s gleichen Tages begann auch die Rückeroberung <strong>de</strong>s Berliner<br />
Zeitungsviertels 104 . Am Morgen <strong>de</strong>s 12.01. wur<strong>de</strong> dann das Polizeipräsidium gestürmt, in<br />
<strong>de</strong>m sich Spartakisten, Unabhängige <strong>und</strong> ihre Anhänger aus <strong>de</strong>n diversen Wehren<br />
verschanzt hatten 105 .<br />
Zum Zwecke <strong><strong>de</strong>r</strong> Macht<strong>de</strong>monstration <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Beruhigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Bevölkerung fand am 11.01.<br />
mittags <strong><strong>de</strong>r</strong> Einmarsch von Einheiten <strong><strong>de</strong>r</strong> Gar<strong>de</strong>-Kavallerie-Schützen-Division in Berlin<br />
statt 106 . An seiner Spitze marschierte neben Oberst Deetjen auch Noske. Dieser<br />
waffenstarren<strong>de</strong> Marsch hat <strong>de</strong>nn auch sein Ziel nicht verfehlt 107 .<br />
Ab <strong>de</strong>m 15.01. wur<strong>de</strong>n dann weitere Verbän<strong>de</strong> nachgezogen 108 . Insgesamt waren an <strong>de</strong>n<br />
Operationen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Reichshauptstadt beteiligt: die Deutsche Schutzdivision, die Gar<strong>de</strong>-<br />
Kavallerie-Schützen-Division, das Freiwillige Lan<strong>de</strong>sjägerkorps, das Lan<strong>de</strong>sschützenkorps<br />
(General v. Roe<strong><strong>de</strong>r</strong>), das Freiwilligenreg<strong>im</strong>ent Reinhard, die Freikorps Hülsen <strong>und</strong> Potsdam<br />
sowie weitere Freiwilligeneinheiten <strong>und</strong> örtliche Bürgerwehren, die <strong>de</strong>n oben genannten<br />
Verbän<strong>de</strong>n unterstellt waren 109 .<br />
Von ihren Führern allein gelassen, verloren die Massen schnell ihren revolutionären Elan; bis<br />
zum 15.01. waren Berlin <strong>und</strong> die Vororte wie<strong><strong>de</strong>r</strong> unter Kontrolle <strong><strong>de</strong>r</strong> Regierung 110 . Somit<br />
konnten die Wahlen zur Nationalversammlung ungestört stattfin<strong>de</strong>n. Die Freikorps hatten <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
jungen Republik erstmals das Leben gerettet.<br />
Die Verluste bei<strong><strong>de</strong>r</strong> Seiten lassen sich kaum schätzen, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufständischen dürften jedoch<br />
erheblich größer gewesen sein als die in <strong>de</strong>n Reihen <strong><strong>de</strong>r</strong> Freikorps. „Dem Bürgerkrieg ist<br />
je<strong>de</strong> ‚Ritterlichkeit’ fremd; es gab von Anfang an Exzesse, Gefangene wur<strong>de</strong>n erschossen,<br />
ein Menschenleben galt nicht viel“ 111 . Die prominentesten Opfer hießen Liebknecht <strong>und</strong><br />
Luxemburg. Durch ihre Ermordung (<strong>und</strong> spätere Verehrung) hat sich dieser Aufstand <strong>im</strong><br />
Gedächtnis stärker eingeprägt als beispielsweise die Kämpfe <strong>im</strong> März <strong>1919</strong>, obwohl diese<br />
erheblich besser vorbereitet <strong>und</strong> von größerem Umfang sowie stärkerer Intensität waren 112 .<br />
10
5. <strong>Der</strong> Mord an K. Liebknecht <strong>und</strong> R. Luxemburg<br />
5.1 Die Opfer<br />
Sowohl Karl Liebknecht als auch Rosa Luxemburg waren prominente Führer <strong><strong>de</strong>r</strong> radikalen,<br />
revolutionären <strong>de</strong>utschen Linken; erst in <strong><strong>de</strong>r</strong> SPD, dann in <strong><strong>de</strong>r</strong> USPD (Spartakusgruppe) <strong>und</strong><br />
schließlich in <strong><strong>de</strong>r</strong> KPD.<br />
Karl Liebknecht wur<strong>de</strong> 1871 als Sohn <strong>de</strong>s SPD-Politikers Wilhelm Liebknecht in Leipzig<br />
geboren 113 . Er studierte Rechtswissenschaft <strong>und</strong> Nationalökonomie in Leipzig <strong>und</strong> Berlin;<br />
1899 eröffnete er eine Anwaltskanzlei. Im Jahre 1900 begann mit <strong>de</strong>m Eintritt in die SPD<br />
seine politische Laufbahn; bereits <strong>im</strong> folgen<strong>de</strong>n Jahr wird er Mitglied <strong><strong>de</strong>r</strong> Berliner<br />
Stadtverordnetenversammlung. 1907 wird er dann aufgr<strong>und</strong> seiner Programmschrift<br />
"Militarismus <strong>und</strong> Ant<strong>im</strong>ilitarismus", verfasst für die sozialistische Jugendbewegung, wegen<br />
Hochverrats zu 18 Monaten Festungshaft verurteilt. 1908 wird er Mitglied <strong>de</strong>s preußischen<br />
Abgeordnetenhauses, 1912 dann Reichstagsabgeordneter <strong><strong>de</strong>r</strong> SPD. Innerhalb seiner Partei<br />
gehört er zum linken Flügel, propagiert <strong>de</strong>n Einsatz <strong>de</strong>s Generalstreiks als Kampfmittel <strong>und</strong><br />
vertritt eine radikal ant<strong>im</strong>ilitaristische Position. Aufgr<strong>und</strong> seiner weiteren Radikalisierung wird<br />
er 1916 aus <strong><strong>de</strong>r</strong> SPD-Fraktion ausgeschlossen. Im gleichen Jahr beginnt er zusammen mit<br />
Luxemburg die Herausgabe <strong><strong>de</strong>r</strong> „Spartakusbriefe“. Im Juni 1916 wird er wegen Hochverrats<br />
zu einer vierjährigen Zuchthausstrafe verurteilt, die für ihn erst mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Amnestie <strong>im</strong> Oktober<br />
1918 en<strong>de</strong>t. Zusammen mit Luxemburg übern<strong>im</strong>mt er danach die Führung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Spartakusgruppe. Gemeinsam sind sie auch an <strong><strong>de</strong>r</strong> KPD-Gründung zum Jahreswechsel<br />
1918/<strong>1919</strong> beteiligt.<br />
Ebenfalls 1871 wur<strong>de</strong> Rosa Luxemburg <strong>im</strong> russischen Teil Polens geboren 114 . Bereits als<br />
Schülerin ist sie politisch aktiv <strong>und</strong> flieht 1889 in die Schweiz. Neben <strong>de</strong>m Studium in Zürich<br />
widmet sie sich in <strong>de</strong>n Folgejahren verstärkt <strong><strong>de</strong>r</strong> Politik, insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e <strong><strong>de</strong>r</strong> Unterstützung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
polnischen Sozial<strong>de</strong>mokratie. 1898 sie<strong>de</strong>lt sie nach Berlin über <strong>und</strong> wird SPD-Mitglied.<br />
Innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Partei gehört sie zu <strong>de</strong>n Befürwortern eines revolutionären Vorgehens. 1904,<br />
1906 <strong>und</strong> 1914 wur<strong>de</strong> sie wegen politischer Delikte zu kürzeren Haftstrafen verurteilt <strong>und</strong><br />
blieb dann bis zum 08.11.1918 in „Sicherheitsverwahrung“. Danach war sie als Redakteurin<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Spartakus-Zeitung „Rote Fahne“ tätig.<br />
Im Gegensatz zur Parte<strong>im</strong>ehrheit for<strong><strong>de</strong>r</strong>t sie bei <strong><strong>de</strong>r</strong> KPD-Gründung die Teilnahme an <strong>de</strong>n<br />
Wahlen zur Nationalversammlung, um „dort mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Faust auf <strong>de</strong>n Tisch zu schlagen“ 115 . Ihre<br />
Vorstellungen von <strong><strong>de</strong>r</strong> zukünftigen politischen Ordnung waren recht <strong>de</strong>utlich: „<strong>Der</strong> Diktatur<br />
<strong>de</strong>s Proletariats, <strong>de</strong>m Sozialismus gehört <strong><strong>de</strong>r</strong> Tag <strong>und</strong> die St<strong>und</strong>e. Wer sich <strong>de</strong>m<br />
Sturmwagen <strong><strong>de</strong>r</strong> sozialistischen Revolution entgegenstemmt, wird mit zertrümmerten<br />
Glie<strong><strong>de</strong>r</strong>n am Bo<strong>de</strong>n liegen bleiben“ 116 . Die proletarischen Massen wur<strong>de</strong>n auch mit Re<strong>de</strong>n<br />
wie folgen<strong><strong>de</strong>r</strong> aufgeputscht: „<strong>Der</strong> Kampf um <strong>de</strong>n Sozialismus ist <strong><strong>de</strong>r</strong> gewaltigste Bürgerkrieg,<br />
<strong>de</strong>n die Weltgeschichte gesehen [...] In diesem letzten Klassenkampf <strong><strong>de</strong>r</strong> Weltgeschichte um<br />
11
die höchsten Ziele <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschheit gilt <strong>de</strong>m Fein<strong>de</strong> das Wort: Daumen aufs Auge <strong>und</strong> Knie<br />
auf die Brust“ 117 .<br />
Während <strong>de</strong>s <strong>Spartakusaufstand</strong>es jedoch waren Liebknecht <strong>und</strong> Luxemburg uneins über<br />
<strong>de</strong>n weiteren Kurs. Während er <strong>de</strong>n Aufstand forcierte, lehnte sie ihn zunächst ab 118 .<br />
Nach<strong>de</strong>m das Scheitern <strong>de</strong>s Aufstands offenk<strong>und</strong>ig war, gingen bei<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Untergr<strong>und</strong>, da<br />
ab <strong>de</strong>m 10./11.01.<strong>1919</strong> nach ihnen gefahn<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong> 119 .<br />
Luxemburg mel<strong>de</strong>te sich am 14.01. noch einmal in <strong><strong>de</strong>r</strong> „Roten Fahne“ zu Wort <strong>und</strong><br />
kommentierte die jüngsten Ereignisse: „‚Ordnung herrscht in Berlin!’ Ihr stumpfen Schergen!<br />
Eure Ordnung ist auf Sand gebaut. Die Revolution wird sich morgen schon ‚rasselnd wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
in die Höh’ richten’ [...]“ 120 . Am folgen<strong>de</strong>n Tag schrieb Liebknecht <strong>im</strong> gleichen Blatt: „Denn<br />
Spartakus, das heißt Sozialismus <strong>und</strong> Weltrevolution. [...] unser Programm: es wird die Welt<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> erlösten Menschheit beherrschen. Trotz alle<strong>de</strong>m!“ 121<br />
5.2 <strong>Der</strong> Tathergang<br />
Angesichts <strong><strong>de</strong>r</strong>artiger Töne verw<strong>und</strong>ert es nicht, dass sich Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stand regte. Bereits<br />
während <strong><strong>de</strong>r</strong> Kämpfe waren in Berlin Plakate erschienen, die zur Tötung <strong><strong>de</strong>r</strong> linksradikalen<br />
Rä<strong>de</strong>lsführer auffor<strong><strong>de</strong>r</strong>ten 122 .<br />
Am Abend <strong>de</strong>s 15.01.<strong>1919</strong> wur<strong>de</strong>n Liebknecht <strong>und</strong> Luxemburg von <strong><strong>de</strong>r</strong> Wilmersdorfer<br />
Bürgerwehr daselbst festgenommen <strong>und</strong> gegen 21.00 Uhr getrennt zum Stab <strong><strong>de</strong>r</strong> Gar<strong>de</strong>-<br />
Kavallerie-Schützen-Division <strong>im</strong> E<strong>de</strong>n-Hotel gebracht 123 . <strong>Der</strong> Erste Generalstabsoffizier <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Division, Hauptmann Pabst, hat sie dann einzeln kurz vernommen 124 . Nach Rücksprache mit<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> vorgesetzten Dienststelle (Abteilung Lüttwitz), sollten bei<strong>de</strong> (ebenfalls getrennt) in das<br />
Moabiter Untersuchungsgefängnis gebracht wer<strong>de</strong>n 125 . Da die Nachricht über Festnahme<br />
sich schnell verbreitet hatte, zogen <strong>im</strong>mer mehr Schaulustige zum E<strong>de</strong>n-Hotel 126 .<br />
Um <strong>de</strong>n Gefangenen vor ihnen zu „schützen“, führte man Liebknecht durch die Hintertür zu<br />
einem warten<strong>de</strong>n Auto. Da schlug <strong><strong>de</strong>r</strong> Wachposten Runge mit <strong>de</strong>m Gewehr zwe<strong>im</strong>al auf <strong>de</strong>n<br />
bereits <strong>im</strong> Fahrzeug sitzen<strong>de</strong>n ein 127 . Danach fuhr das Fahrzeug mit <strong>de</strong>m Verletzten <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Begleitmannschaft (unter Kapitänleutnant v. Pflugk-Harttung) durch <strong>de</strong>n Tiergarten, wo<br />
(wahrscheinlich) eine Fahrzeugpanne vorgetäuscht wur<strong>de</strong> 128 . Als es zu Fuß weitergehen<br />
sollte, hat Liebknecht angeblich einen Fluchtversuch unternommen <strong>und</strong> wur<strong>de</strong> dann „auf <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Flucht erschossen“ 129 . Seine Leiche wur<strong>de</strong> danach anonym in eine Berliner Rettungsstation<br />
eingeliefert.<br />
Kurze Zeit später wur<strong>de</strong> Luxemburg durch <strong>de</strong>n Haupteingang <strong>de</strong>s Hotels nach draußen<br />
gebracht, wo erneut <strong><strong>de</strong>r</strong> Jäger Runge stand, <strong><strong>de</strong>r</strong> dann auch zwe<strong>im</strong>al mit <strong>de</strong>m Gewehr auf sie<br />
einschlug 130 . Sein Opfer erlitt eine schwere Schä<strong>de</strong>lverletzung <strong>und</strong> musste von <strong>de</strong>n Soldaten<br />
<strong>de</strong>s Begleitkommandos in das Fahrzeug getragen wer<strong>de</strong>n 131 . Ein nicht genau i<strong>de</strong>ntifizierter<br />
Offizier sprang auf das Trittbrett <strong>de</strong>s Wagens <strong>und</strong> hat sie nach einigen h<strong>und</strong>ert Metern Fahrt<br />
12
mit seiner Pistole erschossen 132 . Die Begleitmannschaft (unter Oberleutnant Vogel) hat ihre<br />
Leiche danach in <strong>de</strong>n Landwehrkanal geworfen, „um Tumulte <strong><strong>de</strong>r</strong> Spartakisten zu<br />
vermei<strong>de</strong>n“ 133 . Sie wur<strong>de</strong> erst am 31.05.<strong>1919</strong> geborgen <strong>und</strong> dann am 13.06. in Berlin-<br />
Friedrichsfel<strong>de</strong> beigesetzt 134 .<br />
5.3 Die Täter<br />
Am 08.05.<strong>1919</strong> begann das Verfahren <strong>im</strong> Mordfall Liebknecht-Luxemburg vor <strong>de</strong>m<br />
Feldkriegsgericht <strong><strong>de</strong>r</strong> Gar<strong>de</strong>-Kavallerie-Schützen-Division in Moabit. Angeklagt waren<br />
mehrere Offiziere <strong>und</strong> Mannschaften dieses Verban<strong>de</strong>s, z. B. Runge, v. Pflugk-Harttung,<br />
Vogel, Oberleutnant v. Rittgen sowie die Leutnante Stiege, Schulze <strong>und</strong> Liepmann 135 . <strong>Der</strong><br />
Prozess selbst war kaum dazu angetan, die vielen Fragezeichen aufzulösen; so konnte<br />
beispielsweise die I<strong>de</strong>ntität <strong>de</strong>s Luxemburg-Mör<strong><strong>de</strong>r</strong>s nie zweifelsfrei geklärt wer<strong>de</strong>n, auch<br />
wenn Vogel <strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptverdächtige blieb 136 . Schließlich hat das Gericht entgegen <strong>de</strong>m<br />
Ansinnen <strong>de</strong>s Anklägers nur relativ geringfügige Strafen verhängt <strong>und</strong> einen Teil <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Angeklagten sogar freigesprochen 137 . Für die Verurteilten waren außer<strong>de</strong>m schon Hilfsmittel<br />
<strong>und</strong> Fluchtwege vorbereitet 138 .<br />
Auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorwurf einer möglichen Planung <strong><strong>de</strong>r</strong> Tat, wie er von <strong>de</strong>n Kommunisten <strong>im</strong>mer<br />
wie<strong><strong>de</strong>r</strong> erhoben wur<strong>de</strong> 139 , ließ sich nicht aufklären 140 . Ebenso die Gerüchte um ein von<br />
privater Seite auf die bei<strong>de</strong>n Opfer ausgesetztes Kopfgeld 141 . Pabst hat später öffentliche<br />
Aussagen gemacht, die <strong>de</strong>m Verdacht <strong>de</strong>s geplanten Mor<strong>de</strong>s neue Nahrung gaben 142 .<br />
Was trieb die Täter an? In <strong>de</strong>n Augen ihrer Gegner waren Liebknecht <strong>und</strong> Luxemburg nicht<br />
nur die Führer <strong>de</strong>s Spartakusb<strong>und</strong>es, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch Symbole für Revolution, Chaos <strong>und</strong><br />
Gewalt 143 . Es galt, Deutschland vor <strong>de</strong>m Schicksal Russlands zu bewahren, <strong>de</strong>n „Untergang<br />
<strong>de</strong>s Abendlan<strong>de</strong>s“ abzuwen<strong>de</strong>n 144 . In <strong>de</strong>n Augen <strong><strong>de</strong>r</strong> Linken waren sie „Handlanger <strong>de</strong>s<br />
Kapitals“ <strong>und</strong> „gegenrevolutionäre Elemente“ 145 .<br />
5.4 Die Folgen<br />
Spätestens seit <strong>de</strong>m <strong>Spartakusaufstand</strong> <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Doppelmord war <strong><strong>de</strong>r</strong> tiefe Bruch innerhalb<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utschen Linken unüberbrückbar. Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> einen Seite die Mehrheitssozial<strong>de</strong>mokraten<br />
unter Ebert, die einen neuen Staat auf <strong>de</strong>mokratischer Basis aufbauen wollten <strong>und</strong> dafür von<br />
<strong>de</strong>n Radikalen als „Konterrevolution wie sie leibt <strong>und</strong> lebt“ 146 besch<strong>im</strong>pft wur<strong>de</strong>n. Auf <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Seite dann die Kommunisten mit ihrer revolutionären Vision einer Räteherrschaft<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeiterklasse 147 . Sie fühlten sich durch erstere, <strong>im</strong> B<strong>und</strong> mit <strong><strong>de</strong>r</strong> „Reaktion“, ihrer<br />
be<strong>de</strong>utendsten Führer beraubt <strong>und</strong> um die Früchte <strong><strong>de</strong>r</strong> Revolution betrogen. Hier dürfte <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
tiefere Kern <strong>de</strong>s Hasses <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommunisten auf die SPD zu suchen sein, <strong><strong>de</strong>r</strong> das politische<br />
Kl<strong>im</strong>a <strong><strong>de</strong>r</strong> We<strong>im</strong>arer Republik nachhaltig vergiftete. Er führte dazu, dass die KPD die SPD<br />
13
isweilen schärfer bekämpfte als die Nationalsozialisten <strong>und</strong> die Sozial<strong>de</strong>mokraten<br />
schließlich als „Sozialfaschisten“ diffamierte.<br />
6. Weitere Einsätze <strong><strong>de</strong>r</strong> Freikorps<br />
<strong>Der</strong> Einsatz <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiwilligenverbän<strong>de</strong> <strong>im</strong> <strong>Januar</strong> <strong>1919</strong> war zwar einer <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten aber bei<br />
weitem nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> letzte, <strong><strong>de</strong>r</strong> Bürgerkrieg ging weiter.<br />
Bereits <strong>im</strong> Februar liefen in Berlin die Vorbereitungen für einen neuen Aufstand 148 . Anfang<br />
März veröffentlichten die Kommunisten ihre For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen an die Regierung <strong>und</strong> predigten die<br />
„zweite Revolution“ 149 . Angesichts <strong><strong>de</strong>r</strong> Tatsache, das nach <strong>de</strong>m Zusammentreten <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Nationalversammlung nun wie<strong><strong>de</strong>r</strong> „geordnete Zustän<strong>de</strong>“ in Deutschland einziehen sollten,<br />
fürchteten sie, ihre letzten Machtpositionen einzubüßen 150 . <strong>Der</strong> Aufstand nahm einen<br />
ähnlichen Verlauf wie <strong>im</strong> <strong>Januar</strong>: unkoordinierte Gewaltaktionen <strong>und</strong> mangeln<strong>de</strong> Kontrolle<br />
durch die Anstifter 151 . Zwar konnten Anfangserfolge bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>werfung <strong><strong>de</strong>r</strong> Polizei<br />
errungen wer<strong>de</strong>n, aber am 04.03. begannen Freikorpseinheiten damit, die Stadt<br />
zurückzuerobern 152 . Im Laufe dieser Kämpfe gab dann Noske seinen berühmten<br />
Schießbefehl heraus: Je<strong>de</strong> bewaffnete <strong>und</strong> kämpfen<strong>de</strong> Person sollte sofort erschossen<br />
wer<strong>de</strong>n 153 . Er sollte grausame Folgen zeitigen: während <strong><strong>de</strong>r</strong> Märzkämpfe dürften ca. 1200<br />
Personen (kämpfen<strong>de</strong> Spartakisten <strong>und</strong> auch unbeteiligte Zivilisten) in Berlin <strong>im</strong> Kampf<br />
gefallen o<strong><strong>de</strong>r</strong> hingerichtet wor<strong>de</strong>n sein 154 . Nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Besetzung Lichtenbergs am 13.03.<br />
waren „Ruhe <strong>und</strong> Ordnung“ in Berlin <strong>und</strong> Umgebung wie<strong><strong>de</strong>r</strong>hergestellt 155 .<br />
Am 10.01.<strong>1919</strong> hatte <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeiter- <strong>und</strong> Soldatenrat von Bremen, zusammengesetzt aus<br />
Spartakisten <strong>und</strong> USPD, dort die unabhängige Räterepublik ausgerufen 156 . Damit drohte <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Verlust eines <strong><strong>de</strong>r</strong> wichtigsten Seehäfen Deutschlands. Am 25.01. wie Noske Lüttwitz an,<br />
Truppen nach Bremen zu entsen<strong>de</strong>n 157 . Zu diesem Zweck wur<strong>de</strong> das Freikorps Gerstenberg<br />
aus mehreren kleinen Einheiten gebil<strong>de</strong>t, es erreichte somit Divisionsstärke 158 . Den Truppen<br />
gelang die Einnahme <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadt am 04.02. nach eintägigem Kampf 159 . In <strong><strong>de</strong>r</strong> Folge konnten<br />
auch die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Unruheher<strong>de</strong> an <strong><strong>de</strong>r</strong> Nordseeküste wie<strong><strong>de</strong>r</strong> unter Kontrolle gebracht<br />
wer<strong>de</strong>n 160 . Als <strong>im</strong> Sommer Teile <strong><strong>de</strong>r</strong> Hamburger Garnison meuterten, um ihre<br />
Demobilisierung zu verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n, entsandte die Regierung das Korps Lettow-Vorbeck, das die<br />
Hansestadt am 01.07. unter Kontrolle brachte 161 .<br />
Auch <strong>im</strong> Ruhrgebiet spitzte sich die Lage zu; die Bergarbeiter for<strong><strong>de</strong>r</strong>ten die Verstaatlichung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Kohlebergwerke 162 . Am 06.02.<strong>1919</strong> riefen dann die Spartakisten <strong>de</strong>n Generalstreik aus;<br />
auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Separatismus erhob sein Haupt 163 . Die Regierung antwortete mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Entsendung<br />
von Truppen, u. a. <strong>de</strong>m Freikorps Lichtschlag. Im Zuge <strong><strong>de</strong>r</strong> Gefechte verübten Spartakisten<br />
in Bottrop ein Massaker an gefangengenommenen Soldaten 164 .<br />
14
Da die Nationalversammlung in We<strong>im</strong>ar ihren Sitz nehmen sollte war es angeraten, die Stadt<br />
<strong>und</strong> ihre Umgebung zu sichern, da die Linksradikalen in Thüringen <strong>und</strong> Sachsen über<br />
starken Rückhalt verfügten <strong>und</strong> auch hier zu Streiks aufriefen 165 . Mehrere Freikorps, vor<br />
allem das Freiwillige Lan<strong>de</strong>sjägerkorps, besetzten <strong>im</strong> Frühjahr <strong>1919</strong> Städte wie We<strong>im</strong>ar,<br />
Erfurt, Gotha, Eisenach, Halle o<strong><strong>de</strong>r</strong> Dres<strong>de</strong>n <strong>und</strong> entmachteten die örtlichen Räte 166 .<br />
Am 07.11.1918 hatte in München die USPD unter Eisner die Macht an sich gerissen <strong>und</strong> in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Folge eine Bayerische Räterepublik aufgerichtet 167 . <strong>Der</strong>en chaotische, brutale <strong>und</strong><br />
sezessionistische Herrschaft wur<strong>de</strong> durch <strong>de</strong>n Einsatz von Freikorps <strong>im</strong> April <strong>und</strong> Mai <strong>1919</strong><br />
been<strong>de</strong>t 168 . Neben <strong>de</strong>m „Reichskontingent“ (u. a. die Freikorps Lützow, von Görlitz, Epp,<br />
Schwaben, die II. Marinebriga<strong>de</strong> Erhardt <strong>und</strong> Teile <strong><strong>de</strong>r</strong> Gar<strong>de</strong>-Kavallerie-Schützen-Division)<br />
bestan<strong>de</strong>n die Truppen <strong>de</strong>s Generals von Oven auch aus bayerischen Einheiten, die sich<br />
relativ spontan gebil<strong>de</strong>t hatten (z. B. die Freikorps Oberland, Wer<strong>de</strong>nfels, Wasserburg) 169 .<br />
Am 01.05. war München eingenommen, doch auch hier kam es <strong>im</strong> Zuge <strong><strong>de</strong>r</strong> „Befriedung“ zu<br />
Gewaltausbrüchen 170 .<br />
<strong>Der</strong>artige Vorfälle „geben Zeugnis von <strong>de</strong>n zum Fanatismus hochgeputschten Emotionen<br />
einer Truppe, die sich seit <strong>Januar</strong> <strong>im</strong> Bürgerkrieg befand, Soldaten, die <strong>de</strong>n häufig<br />
vorgetragenen Appell nicht mehr hören wollten, dass sie es schließlich doch mit <strong>de</strong>utschen<br />
Landsleuten zu tun hätten, <strong><strong>de</strong>r</strong>en einziges Missgeschick es sei, dass sie sich von<br />
Bolschewisten <strong>und</strong> Utopisten hätten irreführen lassen. Die Kämpfe in Berlin, an <strong><strong>de</strong>r</strong> Ruhr <strong>und</strong><br />
in München [...] tragen die Züge eines erbitterten Kreuzzuges, bei <strong>de</strong>m man <strong>im</strong> Gegner <strong>de</strong>n<br />
leibhaftigen Teufel sah, <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Ziel es war, die Hölle reinzufegen“ 171 .<br />
Die obige Aufzählung <strong><strong>de</strong>r</strong> inneren Einsätze ist bei weitem nicht vollständig, doch auch<br />
außerhalb <strong>de</strong>s Reichsgebietes <strong>und</strong> an seinen Grenzen stan<strong>de</strong>n Freikorps <strong>im</strong> Kampf.<br />
Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s unübersichtlich war die politische <strong>und</strong> militärische Lage <strong>im</strong> Baltikum. Auf Drängen<br />
Großbritanniens sollten dort <strong>de</strong>utsche Truppen die unabhängig gewor<strong>de</strong>nen baltischen<br />
Staaten gegen vorrücken<strong>de</strong> Bolschewisten verteidigen 172 . Die ersten Freiwilligenverbän<strong>de</strong><br />
waren En<strong>de</strong> 1918 die Eiserne Briga<strong>de</strong> (unter Major Bischoff) <strong>und</strong> die Baltische Lan<strong>de</strong>swehr<br />
(Major Fletcher) 173 . Am 01.12.<strong>1919</strong> übernahm General v. d. Goltz das Oberkommando über<br />
die <strong>de</strong>utschen Truppen <strong>im</strong> Baltikum. Ab diesem Zeitpunkt trafen auch erste <strong>im</strong> Reichsgebiet<br />
organisierte Verstärkungen ein (z.B. die Freikorps Yorck, Diebitsch, v. Rieckhoff, Pfeffer, die<br />
Freiwilligeneskadron Knesebeck) 174 . Am 03.03. begann <strong><strong>de</strong>r</strong> Vormarsch auf Mitau, das am<br />
18.03. genommen wur<strong>de</strong>; am 23.05. wur<strong>de</strong> Riga befreit 175 . Zwischenzeitlich kämpften diese<br />
Verbän<strong>de</strong> nicht mehr nur gegen Rote Russen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch gegen die Balten, teilweise in<br />
Kooperation mit Weissen Russen – Chaos. Im August <strong>1919</strong> befahl die Reichsregierung <strong>de</strong>n<br />
Freikorps die Rückkehr nach Deutschland, was viele jedoch verweigerten 176 . Daraufhin<br />
stellte sie die Soldzahlungen ein <strong>und</strong> löste v. d. Goltz ab. Die verbliebenen Verbän<strong>de</strong><br />
15
kämpften nun eigenmächtig gegen Letten, Esten <strong>und</strong> Briten – <strong>und</strong> unterlagen 177 . Bis zum<br />
16.12.<strong>1919</strong> hatten alle Freikorps wie<strong><strong>de</strong>r</strong> nach Deutschland zurückverlegt.<br />
„Die Männer <strong><strong>de</strong>r</strong> Freikorps, die aus <strong>de</strong>m Baltikum zurückkamen, hatten das Gefühl, Opfer<br />
einer Verschwörung gewor<strong>de</strong>n zu sein, in <strong><strong>de</strong>r</strong> die Alliierten, ihre eigene Regierung <strong>und</strong> auch<br />
die Bevölkerung <strong><strong>de</strong>r</strong> He<strong>im</strong>at als Schuldige verstrickt waren. Die Haltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Regierung<br />
musste, bedingt durch die Umstän<strong>de</strong>, fast bis ins Extrem schwankend sein“ 178 .<br />
Brisant war auch die Lage an <strong><strong>de</strong>r</strong> neuen <strong>de</strong>utschen Ostgrenze gegen Polen, sie zu sichern<br />
war äußerst schwierig <strong>und</strong>, wie <strong>im</strong> Baltikum, mit außenpolitischen Problemen verknüpft.<br />
Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s in Oberschlesien mit seiner gemischten <strong>de</strong>utschen <strong>und</strong> polnischen Bevölkerung,<br />
traten Schwierigkeiten auf. Laut Versailler Vertrag sollte eine Volksabst<strong>im</strong>mung über die<br />
Abtretung an Polen o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Verbleib bei Deutschland (unter alliierter Aufsicht) durchgeführt<br />
wer<strong>de</strong>n 179 . Infolge<strong>de</strong>ssen kam es zu mehreren polnischen Aufstän<strong>de</strong>n, vom 17.08. bis<br />
24.08.<strong>1919</strong>, vom 20.08. bis 28.08.1920 <strong>und</strong> <strong>im</strong> Mai 1921, die von <strong>de</strong>utschen Truppen (z. B.<br />
<strong>de</strong>n Freikorps Rossbach, Aulock, Oberland, <strong><strong>de</strong>r</strong> Sturmkompanie von Eicken, <strong>de</strong>m<br />
Selbstschutz-Oberschlesien) abgewehrt wur<strong>de</strong>n 180 . Während <strong>de</strong>s letzten Aufstan<strong>de</strong>s<br />
stürmten mehrere Freikorps am 21.05.1921 <strong>de</strong>n Annaberg; dieser Sieg sollte später zum<br />
Mythos <strong><strong>de</strong>r</strong> Freikorpsgeschichte wer<strong>de</strong>n. Schließlich wur<strong>de</strong> Oberschlesien zwischen Polen<br />
<strong>und</strong> Deutschland aufgeteilt 181 .<br />
Die Pläne <strong><strong>de</strong>r</strong> Reichsregierung zur Heeresvermin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung vom Frühjahr 1920 stießen in <strong>de</strong>n<br />
Freikorps auf starken Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stand, wie auch schon <strong>1919</strong> die Bildung <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorläufigen<br />
Reichswehr. Dies <strong>und</strong> die allgemeine Unzufrie<strong>de</strong>nheit mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Regierung führten zu<br />
Putschplänen, die sich um Kapp, Lüttwitz <strong>und</strong> Lu<strong>de</strong>ndorff konzentrierten 182 . Am 12.03.1920<br />
marschierte die Marinebriga<strong>de</strong> Erhardt in Berlin ein 183 . Am 14.03. riefen Regierung <strong>und</strong><br />
Gewerkschaften zum Generalstreik auf, am 17.03. brach <strong><strong>de</strong>r</strong> Putsch in sich zusammen 184 .<br />
Infolge <strong>de</strong>s Kapp-Putsches erhoben sich <strong>im</strong> Ruhrgebiet erneut die Linksradikalen in Gestalt<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Roten Ruhr-Armee gegen die Regierung. Planung <strong>und</strong> Vorbereitung waren<br />
außergewöhnlich gut; bereits am 14.03. waren die ersten „Arbeiterbataillone“<br />
einsatzbereit 185 . Am 15.03. begannen erste Freikorps <strong>und</strong> Reichswehreinheiten mit<br />
Gegenmaßnahmen, <strong><strong>de</strong>r</strong>weil die Aufständischen sich weiter ausbreiteten. Die Kämpfe dauern<br />
bis zum 08.04. an, erst dann hatte General Watter (u. a. mit <strong>de</strong>n Freikorps Lichtschlag,<br />
Rossbach, Epp, Oberland, Aulock, Lützow, Libau, <strong>de</strong>n Marinebriga<strong>de</strong>n Erhardt <strong>und</strong><br />
Loewenfeld) <strong>de</strong>n Aufstand nie<strong><strong>de</strong>r</strong>geschlagen 186 . Die Kampfhandlungen wur<strong>de</strong>n auch hier von<br />
bei<strong>de</strong>n Seiten mit sehr großer Grausamkeit geführt 187 .<br />
Nach diesem Einsatz wur<strong>de</strong>n die Freikorps (zumin<strong>de</strong>st offiziell) aufgelöst o<strong><strong>de</strong>r</strong> in die<br />
Reichswehr überführt. Viele ihrer ehemaligen Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> schlossen sich „Nachfolge-<br />
16
organisationen“ wie <strong>de</strong>n Arbeitsgemeinschaften, <strong><strong>de</strong>r</strong> Schwarzen Reichswehr o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Organisation Consul an, o<strong><strong>de</strong>r</strong> traten <strong>de</strong>n politischen Wehrverbän<strong>de</strong>n bei.<br />
7. Resümee<br />
Welche Auswirkungen hatten die Freikorps auf die Entwicklung <strong><strong>de</strong>r</strong> We<strong>im</strong>arer Republik?<br />
Ohne ihren Einsatz „hätte die Regierung nicht ein einziges Jahr überlebt, <strong>de</strong>nn gera<strong>de</strong> die<br />
‚arbeiten<strong>de</strong>n’ Massen waren damals nicht bereit, die Waffen zur Verteidigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Republik<br />
zu ergreifen“ 188 . Diese Aussage lässt sich auch durch das in Rechnung stellen von<br />
potentiellen Alternativen nicht revidieren 189 . Aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Not geboren, gedacht als militärisches<br />
Provisorium für eine Übergangszeit, entwickelten sie sich zur wichtigsten Stütze <strong>de</strong>s jungen<br />
Staates bis zur Festigung <strong><strong>de</strong>r</strong> Reichswehr. Das Verhältnis zwischen diesen bei<strong>de</strong>n<br />
Einrichtungen war <strong>de</strong>nn auch stark angespannt. Die Freikorpskämpfer fühlten sich aufgr<strong>und</strong><br />
ihres I<strong>de</strong>alismus <strong>und</strong> Opfermutes <strong>de</strong>n Berufssoldaten <strong>und</strong> „Büro-Generälen“ vom Schlage<br />
eines Seeckt überlegen, die anfangs ja nicht einmal über „eigene“ Truppen verfügten 190 .<br />
Jenseits rein historischer wie auch politischer Überlegungen verfügt die Geschichte <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Freikorps bis heute (o<strong><strong>de</strong>r</strong> heute bereits wie<strong><strong>de</strong>r</strong>?) über beachtenswerte Aspekte. Ihre<br />
Einsatzerfahrungen sind es durchaus wert, angesichts <strong>de</strong>s weltweiten Aufkommens von „low<br />
intensity conflicts“ <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> aktuellen Diskussion über die Verwendung <strong><strong>de</strong>r</strong> B<strong>und</strong>eswehr <strong>im</strong><br />
Inland, genauer betrachtet <strong>und</strong> analysiert zu wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Freikorpsmänner kämpften <strong>und</strong> starben für die Republik – <strong>und</strong> doch verachteten sie sie<br />
gleichzeitig. Warum? Die Republik wusste ihnen we<strong><strong>de</strong>r</strong> Dank noch Anerkennung zu geben.<br />
Die Regierung nahm sie nicht gegen die Angriffe <strong><strong>de</strong>r</strong> Radikalen in Schutz 191 . Die SPD<br />
brauchte sie zwar, doch stand sie gleichzeitig in einer ant<strong>im</strong>ilitaristischen Tradition <strong>und</strong> wollte<br />
sich durch diese, mit <strong>de</strong>m Ruf <strong><strong>de</strong>r</strong> Konterrevolution behafteten Verbän<strong>de</strong>, nicht<br />
kompromittieren. Auch das Bürgertum wollte mit <strong>de</strong>n harten Gesellen nichts zu tun haben,<br />
für viele waren sie einfach nur blutrünstige Massenmör<strong><strong>de</strong>r</strong> 192 .<br />
<strong>Der</strong> neue Staat war schwach nach außen <strong>und</strong> innen. Das „Diktat von Versailles“ war<br />
unterzeichnet wor<strong>de</strong>n, die „Erfüllungspolitiker“ beugten sich je<strong>de</strong>m noch so schwachen Druck<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Alliierten <strong>und</strong> „verrieten“ die <strong>im</strong> Kampf stehen<strong>de</strong>n Freikorps wie sie auch 1918 die Front<br />
verraten hatten. So entstand eine neue Dolchstoßlegen<strong>de</strong> 193 .<br />
Das Reich hatte außer<strong>de</strong>m erhebliche Gebietsverluste hinzunehmen, das Rheinland war<br />
durch die Entente besetzt wor<strong>de</strong>n. In West- <strong>und</strong> Süd<strong>de</strong>utschland breitete sich <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Separatismus aus. Auch die wirtschaftliche Not konnte nicht gelin<strong><strong>de</strong>r</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />
Wofür sollten sie sich opfern? Da verw<strong>und</strong>ert es nicht, das viele ihre Zuflucht zur „Nation“<br />
nahmen <strong>und</strong> das „Fronterlebnis“ stilisierten. Viele <strong><strong>de</strong>r</strong> Kämpfer waren durch die Jugendbewegung<br />
gegangen, dann durch Weltkrieg <strong>und</strong> Bürgerkrieg zu Nihilisten gewor<strong>de</strong>n; die<br />
17
ürgerliche Welt be<strong>de</strong>utete ihnen nichts 194 . Im Innersten waren sie ihren Gegnern vermutlich<br />
näher als ihren „Fre<strong>und</strong>en“, das zeigt auch das Beispiel <strong><strong>de</strong>r</strong> Roten Ruhr-Armee, in <strong><strong>de</strong>r</strong> viele<br />
ehemalige „Baltikumer“ kämpften 195 . Eigentlich waren sie Landsknechte, die wahrscheinlich<br />
<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Worten Ernst Jüngers beipflichten wür<strong>de</strong>n: „Vielleicht opfern wir uns auch für<br />
etwas Unwesentliches. Aber unseren Wert kann uns keiner nehmen. Nicht wofür wir<br />
kämpfen ist das Wesentliche, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n wie wir kämpfen. Dem Ziel entgegen, bis wir siegen<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> bleiben. Das Kämpfertum, <strong><strong>de</strong>r</strong> Einsatz <strong><strong>de</strong>r</strong> Person, <strong>und</strong> sei es für die allerkleinste I<strong>de</strong>e,<br />
wiegt schwerer als alles Grübeln über Gut <strong>und</strong> Böse“ 196 . Die Freikorpskämpfer waren<br />
„Männer, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Krieg niemals entließ, die ihn <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Blute tragen wer<strong>de</strong>n“ 197 .<br />
Die Freikorps waren zwar – wie je<strong>de</strong> Bürgerkriegsarmee – politisiert, konkrete politische<br />
Ziele lassen sich in ihrer Geschichte jedoch nur selten fin<strong>de</strong>n. Im Gr<strong>und</strong>e genommen waren<br />
sie politisch he<strong>im</strong>atlos; doch wenn sie „rechts“ stan<strong>de</strong>n, dann waren sie viel eher<br />
konservative Revolutionäre <strong>de</strong>nn reaktionäre Monarchisten, was ihnen die linke Presse so<br />
gern unterstellte 198 . Und wer von ihnen glaubte, eine He<strong>im</strong>at bei <strong><strong>de</strong>r</strong> NS-Bewegung gef<strong>und</strong>en<br />
zu haben, wur<strong>de</strong> spätestens am 30.06.1934 schwer enttäuscht 199 .<br />
18
8. Anmerkungen<br />
1 zum Terrorismusbegriff siehe Boaz Ganor: Defining Terrorism. Is One Man’s Terrorist Another<br />
Man’s Freedom Fighter?, http://www.ict.org.il/articles/article<strong>de</strong>t.cfm?articleid=49<br />
2 zum Gegenterrorismus siehe Boaz Ganor: Israeli Counter-Terrorist Policy,<br />
http://www.ict.org.il/articles/article<strong>de</strong>t.cfm?articleid=412<br />
2a zum Begriff <strong>de</strong>s Bürgerkrieges, seiner Beziehung zur „Revolution“ sowie seinen theoretischen<br />
<strong>und</strong> praktischen Implikationen siehe Roman Schnur: Zur Theorie <strong>de</strong>s Bürgerkrieges.<br />
Bemerkungen über einen vernachlässigten Gegenstand, in: <strong>Der</strong> Staat Bd. 19/H. 3 (1980),<br />
S. 341 ff.<br />
3 Freiheit v. 17.01.<strong>1919</strong>, zit. n. Hannover, S. 43<br />
4 vgl. Thoms, S. 21<br />
5 vgl. Thoms, S. 18 ff.; Koch, S. 123; Eisenhardt, S. 420<br />
6 vgl. Thoms, S. 21<br />
7 Koch, S. 35<br />
8 vgl. Koch, S. 35 ff.<br />
9 vgl. Koch, S. 35<br />
10 vgl. Koch, S. 37<br />
11 Koch, S. 37<br />
12 vgl. Koch, S. 35<br />
13 vgl. Thoms, S. 23<br />
14 vgl. Koch, S. 35<br />
15 vgl. Eisenhardt, S. 421<br />
16 Koch, S. 36<br />
17 vgl. Koch, S. 36<br />
18 vgl. Koch, S. 37<br />
19 vgl. ebd.<br />
20 vgl. Koch, S. 32; Thoms, S. 36 f.<br />
21 vgl. KGFA, S. 27 ff.<br />
22 vgl. KGFA, S. 33<br />
23 vgl. KGFA, S. 33 f.<br />
24 vgl. Koch, S. 36; Eisenhardt, S. 421<br />
25 vgl. Koch, S. 42 f.<br />
26 vgl. KGFA, S. 34 ff.<br />
19
27 vgl. Koch, S. 102 f.<br />
28 vgl. Koch, S. 123 ff.<br />
29 vgl. Koch, S. 39<br />
30 vgl. ebd.<br />
31 vgl. Koch, S. 40<br />
32 vgl. Koch, S. 32, S. 41 f.<br />
33 vgl. Koch, S. 40 ff.<br />
34 vgl. ebd.<br />
35 vgl. Koch, S. 41<br />
36 vgl. ebd.<br />
37 vgl. Koch, S. 41 f.<br />
38 vgl. Koch, S. 40<br />
39 siehe dazu Werner Hahlweg: Guerilla. Krieg ohne Fronten, Stuttgart 1968<br />
40 vgl. Koch, S. 45<br />
41 vgl. Koch, S. 46<br />
42 vgl. ebd.<br />
43 vgl. ebd.; Thoms, S. 25<br />
44 vgl. Thoms, S. 25<br />
45 vgl. ebd.<br />
46 vgl. Koch, S. 47<br />
47 Koch, S. 47<br />
48 vgl. Koch, S. 12, S. 38<br />
49 vgl. Thoms, S. 62 ff.; KGFA, S. 45 ff.<br />
50 vgl. Koch, S. 64 f.<br />
51 Koch, S. 65<br />
52 vgl. Thoms, S. 62 ff.; Koch, S. 64 f.<br />
53 vgl. Koch, S. 65<br />
54 vgl. Thoms, S. 25<br />
55 vgl. Koch, S. 65<br />
56 vgl. Koch, S. 64<br />
57 vgl. Koch, S. 72<br />
20
58 vgl. Koch, S. 61 f.<br />
59 vgl. Koch, S. 62 f.<br />
60 vgl. Koch, S. 63<br />
61 vgl. Koch, S. 47<br />
62 vgl. Koch, S. 65 f.<br />
63 vgl. Koch, S. 72, S. 300 f.<br />
64 zit. n. Koch, S. 58<br />
65 vgl. Koch, S. 58 f., S. 72 f.<br />
66 vgl. Koch, S. 47 f.<br />
67 vgl. Thoms, S. 25<br />
68 vgl. Koch, S. 71 f.<br />
69 vgl. Koch, S. 67<br />
70 vgl. Koch, S. 71 f.<br />
71 vgl. Koch, S. 67 ff.<br />
72 vgl. KGFA, S. 104 f.<br />
73 vgl. Koch, S. 167<br />
74 vgl. Levi, S. 12<br />
75 vgl. Koch, S. 79<br />
76 vgl. Koch, S. 43<br />
77 vgl. Koch, S. 79<br />
78 vgl. Thoms, S. 26; Trotnow, S. 280<br />
79 vgl. Koch, S. 79 f.; Schmidt, S. 110 f.<br />
80 vgl. Koch, S. 80<br />
81 Koch, S. 80<br />
82 vgl. KGFA, S. 57; Trotnow, S. 280<br />
83 vgl. Koch, S. 80<br />
84 Koch, S. 80<br />
85 vgl. KGFA, S. 59; Koch, S. 80<br />
86 vgl. Koch, S. 80<br />
87 vgl. ebd.<br />
88 vgl. KGFA, S. 59<br />
21
89 vgl. KGFA, S. 59 f.<br />
90 vgl. Koch, S. 81<br />
91 vgl. KGFA, S. 60 f.<br />
92 vgl. Koch, S. 81<br />
93 vgl. KGFA, S. 57; Koch, S. 80 f.<br />
94 vgl. Koch, S. 80<br />
95 vgl. KGFA, S. 58<br />
96 vgl. KGFA, S. 66 ff.<br />
97 vgl. KGFA, S. 67<br />
98 zit. n. KGFA, S. 67 f.<br />
99 Friedrich Ebert, zit. n. Schmidt, S. 112<br />
100 vgl. KGFA, S. 62 f.<br />
101 vgl. KGFA, S. 63 f.; Koch, S. 81; Thoms, S. 28<br />
102 vgl. KGFA, S. 64<br />
103 vgl. ebd.<br />
104 vgl. ebd.<br />
105 vgl. KGFA, S. 65<br />
106 vgl. KGFA, S. 69<br />
107 vgl. Koch, S. 73<br />
108 vgl. KGFA, S. 72<br />
109 vgl. KGFA, S. 45 ff., S. 57 ff.<br />
110 vgl. Koch, S. 82<br />
111 Koch, S. 81<br />
112 vgl. Koch, S. 82, S. 86 ff.<br />
113 zu <strong>de</strong>n biographischen Daten vgl. DHM (Hrsg.): Biographie Liebknecht, a. a. O.<br />
114 zu <strong>de</strong>n biographischen Daten vgl. DHM (Hrsg.): Biographie Luxemburg, a. a. O.<br />
115 Luxemburg, zit. n. Schmidt, S. 108<br />
116 ebd.<br />
117 Luxemburg, zit. n. Schmidt, S. 111<br />
118 vgl. Schmidt, S. 111; Hetmann, S. 194<br />
119 vgl. Hetmann, S. 198<br />
22
120 Luxemburg, zit. n. Hannover, S. 31<br />
121 Liebknecht, zit. n. Hannover, S. 33<br />
122 vgl. Koch, S. 50<br />
123 vgl. Hannover, S. 36, S. 51<br />
124 vgl. ebd.; Koch, S. 83<br />
125 vgl. Hannover, S. 117 f.<br />
126 vgl. Hannover, S. 36<br />
127 vgl. Hannover, S. 52; Koch, S. 83<br />
128 vgl. Koch, S. 83; Hannover, S. 52 f.<br />
129 vgl. Koch, S. 83; Hannover, S. 37, S. 113<br />
130 vgl. Hannover, S. 53 f.; Koch, S. 83<br />
131 vgl. Koch, S. 83; Hannover, S. 54<br />
132 vgl. Koch, S. 83; Hannover, S. 114<br />
133 Koch, S. 83<br />
134 vgl. Schmidt, S. 113<br />
135 vgl. Hannover, S. 117<br />
136 vgl. Koch, S. 83; Hannover, S. 114 ff.<br />
137 vgl. ebd.<br />
138 vgl. Hannover, S. 125 f.<br />
139 vgl. Hannover, S. 51 ff.<br />
140 vgl. Koch, S. 83<br />
141 vgl. ebd.<br />
142 vgl. Koch, S. 83 f.<br />
143 vgl. Koch, S. 84<br />
144 vgl. ebd.<br />
145 vgl. Hannover, S. 122<br />
146 Luxemburg, zit. n. Schmidt, S. 109<br />
147 vgl. Schmidt, S. 104 ff.<br />
148 vgl. Koch, S. 86<br />
149 vgl. Koch, S. 86 ff.<br />
150 vgl. Koch, S. 88<br />
23
151 vgl. Koch, S. 86 ff.<br />
152 vgl. Koch, S. 88<br />
153 vgl. Koch, S. 90<br />
154 vgl. Koch, S. 89<br />
155 vgl. Thoms, S. 31<br />
156 vgl. Koch, S. 92<br />
157 vgl. KGFA, S. 106<br />
158 vgl. Koch, S. 92<br />
159 vgl. KGFA, S. 110 ff.<br />
160 vgl. Koch, S. 93<br />
161 vgl. ebd.<br />
162 vgl. Koch, S. 94<br />
163 vgl. ebd.<br />
164 vgl. ebd.<br />
165 vgl. Koch, S. 95<br />
166 vgl. Koch, S. 91 f., S. 95<br />
167 vgl. Koch, S. 102 f.<br />
168 vgl. Koch, S. 104 ff.<br />
169 vgl. Koch, S. 114 ff.<br />
170 vgl. Koch, S. 118 ff.<br />
171 Koch, S. 119<br />
172 vgl. Thoms, S. 36 f.<br />
173 vgl. ebd.<br />
174 vgl. ebd.<br />
175 vgl. ebd.<br />
176 vgl. Thoms, S. 38<br />
177 vgl. Thoms, S. 38 f.<br />
178 Koch, S. 172<br />
179 vgl. Thoms, S. 39 ff.<br />
180 vgl. Thoms, S. 58 f.; Koch, S. 242 ff.<br />
181 vgl. Koch, S. 272 f.<br />
24
182 vgl. Koch, S. 190<br />
183 vgl. Thoms, S. 46<br />
184 vgl. Thoms, S. 47<br />
185 vgl. Thoms, S. 49 f.<br />
186 vgl. Thoms, S. 59; Koch, S. 210<br />
187 vgl. Thoms, S. 54<br />
188 Koch, S. 376<br />
189 vgl. Koch, S. 60, S. 79, S. 89<br />
190 vgl. Koch, S. 77, S. 186 f., S. 378<br />
191 vgl. Thoms, S. 54<br />
192 vgl. Koch, S. 378, 2. Umschl.-S.<br />
193 vgl. Koch, S. 171 f., 2. Umschl.-S.<br />
194 vgl. Koch, S. 53 ff.; Mohler, S. 40 ff.; Höhne, S. 54 f.<br />
195 vgl. Koch, S. 205<br />
196 Ernst Jünger: <strong>Der</strong> Kampf als inneres Erlebnis (1922), in: Ernst Jünger – Werke. Essays I, Bd. 5,<br />
Stuttgart o. J., S. 78<br />
197 v. Salomon, zit. n. Höhne, S. 54<br />
198 vgl. Mohler, S. 40 ff.; Koch, S. 378; Schüd<strong>de</strong>kopf, S. 111<br />
199 vgl. Koch, S. 375, S. 378; Höhne, S. 115<br />
25
9. Literatur<br />
Deutsches Historisches Museum (Hrsg.): Biographie Karl Liebknecht (1871 – <strong>1919</strong>),<br />
http://www.dhm.<strong>de</strong>/lemo/html/biografien/LiebknechtKarl/in<strong>de</strong>x.html<br />
<strong>Der</strong>s. (Hrsg.): Biographie Rosa Luxemburg (1871 – <strong>1919</strong>),<br />
http://www.dhm.<strong>de</strong>/lemo/html/biografien/LuxemburgRosa/in<strong>de</strong>x.html<br />
<strong>Der</strong>s. (Hrsg.): <strong>Spartakusaufstand</strong>. Aufzeichnung aus <strong>de</strong>m Tagebuch <strong>de</strong>s jüdischen<br />
Fabrikanten Oskar Münsterberg (1865 – 1920) aus Berlin,<br />
http://www.dhm.<strong>de</strong>/lemo/forum/kollektives_gedaechtnis/051/in<strong>de</strong>x.html<br />
Eisenhardt, Ulrich: Deutsche Rechtsgeschichte, München 1999<br />
Hannover, Heinrich / Hannover-Drück, Elisabeth: <strong>Der</strong> Mord an Rosa Luxemburg <strong>und</strong> Karl<br />
Liebknecht. Dokumentation eines politischen Verbrechens, Göttingen 1989 [zitiert als<br />
„Hannover“]<br />
Hetmann, Fre<strong><strong>de</strong>r</strong>ik: Eine Kerze, die an bei<strong>de</strong>n En<strong>de</strong>n brennt. Das Leben <strong><strong>de</strong>r</strong> Rosa<br />
Luxemburg, Freiburg 1998<br />
Höhne, Heinz: <strong>Der</strong> Or<strong>de</strong>n unter <strong>de</strong>m Totenkopf. Die Geschichte <strong><strong>de</strong>r</strong> SS, München 2002<br />
Koch, Hannsjoach<strong>im</strong> W.: <strong>Der</strong> <strong>de</strong>utsche Bürgerkrieg. Eine Geschichte <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utschen <strong>und</strong><br />
österreichischen Freikorps 1918 – 1923, Dres<strong>de</strong>n 2002<br />
Kriegsgeschichtliche Forschungsanstalt <strong>de</strong>s Heeres (Hrsg.): Die Wirren in <strong><strong>de</strong>r</strong> Reichshauptstadt<br />
<strong>und</strong> <strong>im</strong> nördlichen Deutschland 1918 – 1920, in: <strong>Der</strong>s. (Hrsg.): Darstellungen aus<br />
<strong>de</strong>n Nachkriegskämpfen <strong>de</strong>utscher Truppen <strong>und</strong> Freikorps, Band 6, Berlin 1940 [zitiert als<br />
„KGFA“]<br />
Levi, Paul: Zwischen Spartakus <strong>und</strong> Sozial<strong>de</strong>mokratie. Schriften, Aufsätze, Re<strong>de</strong>n <strong>und</strong><br />
Briefe, hrsg. v. Charlotte Beradt, Frankfurt-M. 1969<br />
Mohler, Armin: Die Konservative Revolution in Deutschland 1918 – 1932. Ein Handbuch,<br />
Graz 1999<br />
Schmidt, Giselher: Rosa Luxemburg. Sozialistin zwischen Ost <strong>und</strong> West, Göttingen/Zürich<br />
1988<br />
Schüd<strong>de</strong>kopf, Otto-Ernst: Das Heer <strong>und</strong> die Republik. Quellen zur Politik <strong><strong>de</strong>r</strong> Reichswehrführung<br />
1918 bis 1933, Hannover/Frankfurt-M. 1955<br />
Thoms, Robert / Pochanke, Stefan: Handbuch zur Geschichte <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utschen Freikorps, Bad<br />
So<strong>de</strong>n-Münster 2001 [dieser Titel wird als „Thoms“ zitiert]<br />
Trotnow, Helmut: Karl Liebknecht. Eine politische Biographie, Köln 1980<br />
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