4 :PROFILE 2/2012 Macher eigentlich wollte weber Diplomat werden, allein deshalb, bekennt er, hatte er überhaupt Jura studiert. noch während dieser zeit war er – als erster Student! – in den renommierten „Club Diplomatique de genève“ aufgenommen worden. „Da merkte ich, dass mir die wirtschaftliche Perspektive fehlt. Am ende des tages Visa zu verlängern und konsularische Aktivitäten zu verrichten, hätte ich als hochgradig langweilig empfunden“, sagt weber. Die geister, die ich rief: Langeweile dürfte der rastlose kämpfer für das gute schon lange nicht mehr verspüren. wer ihm begegnet, trifft ihn hochkonzentriert, bestens vorbereitet und auffallend unprätentiös für jemanden, der bei regierungen und königshäusern rund um den erdball ein und aus geht. weber ist ein Machertyp, kein Schaumschläger. gespräche fundiert er mit fakten, statt sie mit Marketinggirlanden auszuschmücken. Jura- Promotion und investmentbanking, aber auch die Beratungsmandate auf politischer ebene haben den vierfachen familienvater geschult, seine Botschaften so zu verdichten, wie es der jeweilige Anlass und die eigenen zwecke erfordern. Denn weber ist auf einer scheinbar unmöglichen Mission: mithilfe von <strong>Jatro</strong>pha-Sträuchern agrarwissenschaftlich tote Landflächen zu rekultivieren, um sie wieder fruchtbar zu machen, für den Anbau von nutzpflanzen – und quasi beiläufig aus den <strong>Jatro</strong>pha-Samen Biotreibstoff für die Luftfahrtindustrie zu gewinnen. Auf das thema aufmerksam wurde der westfale im Laufe des Jahres 2007 während einer geschäftsreise in Vietnam. weber erkannte sofort das Potenzial, recherchierte akribisch Anbaubedingungen und Verwertung der exotischen frucht. Bei der folgenden gründung der firma <strong>Jatro</strong> in frankfurt am Main – hier leben bis heute frau und kinder – habe Biokerosin in seinen überlegungen noch gar nicht die entscheidende rolle gespielt, sagt weber. ihn faszinierte die Vorstellung, viele hundert Millionen Menschen dank <strong>Jatro</strong>pha aus der Armut zurück in ein selbstbestimmtes Leben zu führen. tatsächlich waren es aber nicht asiatische Vertreter, die sich anfangs fürs <strong>Jatro</strong>-konzept interessierten, sondern jene in Mittel- und Südamerika. „Man hat mir den roten teppich ausgerollt“, erinnert sich weber. eigens sei damals etwa die first Lady Panamas samt gefolge zu Æ Perspektiven für die Ärmsten: Die Arbeiter auf den <strong>Jatro</strong>-Plantagen sind in Kooperativen organisiert, die ihnen eine dauerhafte, fair entlohnte Beschäftigung sichern und helfen, ihre eigenen und die Lebensbedingungen ihrer Familien zu verbessern
© istockphoto/DeborahMaxemow Monarchfalter bei der Arbeit: Blüte der <strong>Jatro</strong>pha-Pflanze, aus deren früchten Biokerosin produziert wird