Verantwortung - Jatro AG
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Verhandlungen nach London gereist.<br />
Auch in Mexiko, guatemala und<br />
Brasilien wollten regenten mit aller<br />
Macht mit ihm ins geschäft kommen.<br />
überzeugungstäter weber musste<br />
bald erkennen, dass da ein ganzer<br />
kontinent einem offensichtlichen<br />
Missverständnis aufsaß – oder zumindest<br />
andere ziele im Sinn hatte als<br />
er selbst: nach dem zuckerrohr, inzwischen<br />
weltweit angebaut, verhieß<br />
die <strong>Jatro</strong>pha-Pflanze nun schnelle,<br />
dauerhaft sprudelnde gewinne am<br />
internationalen Ölmarkt.<br />
Brüder im geiste fand der <strong>Jatro</strong>-Chef<br />
in Südostasien. „Dort lud man mich<br />
mit dem einzigen Motiv zu gesprächen<br />
ein, die Armut der ländlichen<br />
Bevölkerung nachhaltig zu bekämpfen“,<br />
so weber. er überzeugte zunächst<br />
die Vietnamesen, schließlich<br />
kam der Premierminister des Landes<br />
höchstselbst nach Deutschland, um<br />
den Vertrag der <strong>Jatro</strong> mit einem vietnamesischen<br />
Partner zu bezeugen.<br />
Parallel fasste weber mit seiner idee<br />
in indien fuß. wegen der zentralen<br />
Lage errichtete er in Singapur ein<br />
operatives Drehkreuz für die weitere<br />
geschäftsentwicklung.<br />
„Von hier aus bin ich in nicht mal<br />
eineinhalb Stunden in Vietnam und<br />
ähnlich schnell etwa in indonesien,<br />
nach Laos oder thailand sind<br />
es auch nur zwei Stunden.“ weber<br />
nutzt flugzeuge wie andere Busse.<br />
Mal geht es darum, farmer auf den<br />
<strong>Jatro</strong>pha-Plantagen zu besuchen,<br />
mal darum, Verhandlungen mit<br />
strategischen Partnern aus wissenschaft<br />
und technik zu führen, um<br />
die <strong>Jatro</strong>-wertschöpfungskette zu<br />
verdichten. Doch die derzeit wohl<br />
meiste zeit wendet weber auf, um<br />
etwa in Abu Dhabi, London oder der<br />
Schweiz investoren zu gewinnen.<br />
„wir waren bislang weitgehend privat<br />
finanziert, für die großkalibrige Skalierung<br />
und eine sukzessive Ausdehnung<br />
unserer Aktivitäten benötigen wir<br />
fremdkapital“, begründet der <strong>Jatro</strong>-<br />
Boss. Drei Jahre lang hat er die infrastruktur<br />
in Südostasien aufgebaut, nun<br />
soll sein konzept auch in Südamerika<br />
– und zwar richtig interpretiert – und<br />
später auch in Afrika auf fruchtbaren<br />
Boden fallen. „Die ertragsperspektive<br />
ist für die <strong>Jatro</strong>pha-Pflanze im<br />
Moment in Südostasien noch leicht<br />
besser“, erklärt weber. Doch der<br />
Schwarze kontinent ist fest gesetzt.<br />
Mosambik, kenia, Madagaskar, ghana<br />
– der reiseplan des Sozialunternehmers<br />
dürfte in zukunft noch ein gutes<br />
Stück üppiger werden. Schon jetzt<br />
fliege er „beinahe täglich“ und Jahr<br />
für Jahr mehr als eine halbe Million<br />
flugmeilen zusammen. weber nimmt<br />
einen seiner beiden deutschen Pässe<br />
zur Hand. weil einer trotz 48 Seiten<br />
nicht für alle ein- und Ausreisestempel<br />
ausreicht, besitzt er auf Anregung<br />
der Deutschen Botschaft in Singapur<br />
inzwischen zwei. Halb ungläubig, halb<br />
über sich selbst erschrocken betrachtet<br />
weber das Dokument.<br />
im Schnitt sei er „drei tage im Monat“<br />
in der Heimat, bilanziert er nüchtern.<br />
Aber was ist für einen wie ihn schon<br />
Heimat? „ich fühle mich in Städten<br />
wie Jakarta, Singapur und Bangkok<br />
heimisch“, sagt weber, der seit zwölf<br />
Jahren mehr oder minder in Asien<br />
lebt, sogar „Basics in Chinesisch“ beherrscht.<br />
Dennoch könne er den Heimatbegriff<br />
geografisch nicht fixieren,<br />
denn damit verbinde er „auch meine<br />
familie, und die lebt in frankfurt“.<br />
es sei ein sehr angenehmes gefühl,<br />
sich an vielen orten spontan wohl zu<br />
fühlen, „meine Heimat ist de facto<br />
multipolar“.<br />
7<br />
:PROFILE 2/2012<br />
Macher<br />
Mit den Lieben zu Hause hält der umtriebige<br />
Manager täglich kontakt, mal<br />
über Skype, mal via facetime – „die<br />
beste technische Lösung gewinnt“.<br />
insbesondere seine frau ist so ständig<br />
im Bilde, was ihn umtreibt, wohin es<br />
ihn warum verschlägt. nur weil sie ihm<br />
den rücken frei hält, kann weber sich<br />
für seine Mission überhaupt so ins<br />
zeug legen. Das gibt ihm kraft, den<br />
Schlaf kann es ihm nicht ersetzen. „Den<br />
hole ich mir en passant, ich bin wie<br />
ein flamingo“, kommentiert weber<br />
selbstironisch. irgendwann wolle er<br />
„zwei, drei gänge zurückschalten“.<br />
erst einmal aber müssen Strukturen<br />
und Abläufe stehen, noch muss er<br />
oft selbst an die front. immerhin hat<br />
weber in den vergangenen drei Jahren<br />
zahlreiche, bisher zumeist ehrenamtlich<br />
arbeitende Mitstreiter gewonnen. Alles<br />
gestandene Manager, wissenschaftler,<br />
ex-Politiker, ja sogar ehemalige<br />
offiziere – jeder auf seinem gebiet<br />
mit vielen Jahrzehnten Berufserfahrung<br />
und einem eigenen netzwerk,<br />
das er <strong>Jatro</strong> bereitstellt. Mittelfristig<br />
will weber eine taktisch-strategische<br />
rolle einnehmen, die exekution vor<br />
ort qualifizierten teams überlassen.<br />
Bis dahin unterwirft er sein Leben der<br />
„maximalen effizienzsteigerung“, wie<br />
weber es nennt: „ich habe zunehmend<br />
das gefühl, dass ich mich nur an 1<br />
und 0, also an einem binären Code<br />
orientiere.“ nichts soll sein übergeordnetes<br />
ziel gefährden. wenn er sich<br />
jedoch einer Sache annehme, dann<br />
sei darauf Verlass, dass kurzfristig eine<br />
entscheidung stehe – Ja oder nein, 1<br />
oder 0. „zeit“, bekennt weber, „zeit ist<br />
unendlich wertvoll, wahrscheinlich das<br />
wertvollste gut in unserer wertschöpfungskette.“<br />
Da ist er schon wieder auf<br />
dem weg zum flughafen. nächster<br />
Halt: Jakarta. ¢