23.10.2012 Aufrufe

2. Mechanik

2. Mechanik

2. Mechanik

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>2.</strong> <strong>Mechanik</strong><br />

<strong>Mechanik</strong> ist ältester Teil der Physik<br />

Sachverhalte leicht sichtbar und greifbar, tägliche Erfahrung<br />

→ leichtes Erlernen der physikalischen Methodik und Denkweise<br />

Erste Erfahrungen: Pfeil + Bogen, Wurfmaschinen der alten Griechen und Römer<br />

Erste Beschreibung durch Newton ca. 1700<br />

<strong>2.</strong>1 Einführung<br />

<strong>Mechanik</strong>: Gleichgewicht und Bewegung von Körpern im Raum unter dem<br />

<strong>2.</strong>1.1 Einteilung<br />

Einfluß von Kräften<br />

Abgrenzung Beispiel<br />

Klassische <strong>Mechanik</strong> "Technik" Auto<br />

Relativitätstheorie hohe Geschwindigkeiten<br />

(Lichtgeschwindigkeit)<br />

Elektron in Braunscher<br />

Röhre,<br />

Astronomie<br />

Quantenmechanik "kleinste Körper" Atome, Moleküle, Kristalle<br />

Wellenmechanik Wechselwirkung von<br />

Klassische <strong>Mechanik</strong>:<br />

elektromagnetischen Wellen mit<br />

Atomen, Molekülen, Kristallen<br />

- Grenzfall der Relativitätstheorie für kleine Geschwindigkeiten<br />

- Grenzfall der Quanten- und Wellenmechanik für große Körper<br />

Diese Vorlesung: Klassische <strong>Mechanik</strong><br />

"rote Sonne" beim Auf- und<br />

Untergang<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 1


<strong>2.</strong>1.2 Klassische <strong>Mechanik</strong><br />

Gebiete Inhalt Beispiel<br />

Statik Kräfte Balkenwaage<br />

Kinematik Bewegungsformen Autofahrt, Wurf<br />

Dynamik Kräfte als Ursache der Bewegung<br />

Arbeit, Energie, Leistung, Impuls<br />

Freier Fall, Rakete,<br />

Schwingungen<br />

Reale Beschreibung meist schwierig, deshalb vereinfachte Beschreibung durch Modellkörper<br />

/ siehe auch „Aufbau der Materie – Materialkonstanten“<br />

<strong>2.</strong>1.3 Modellkörper<br />

Definition Beispiel<br />

Massepunkt keine Ausdehnung,nur Masse Autofahrt (Kinematik)<br />

Starrer Körper Ausgedehnt, keine Verformung Balkenwaage (Statik, Dynamik)<br />

Elastischer Körper * Verformung Feder<br />

Ideale Flüssigkeit * keine Reibung Wasserströmung im Rohr<br />

Ideales Gas * kein Eigenvolumen Luftkompression<br />

(*): <strong>Mechanik</strong> Deformierbarer Medien<br />

Bedeutung der <strong>Mechanik</strong>: Vorhersage von (Bewegungs-) Zuständen, wenn der<br />

gegenwärtige Zustand (Anfangsbedingungen) bekannt ist.<br />

Beispiel: Vorhersage der Ankunftszeit eines Autos aus Restentfernung und Geschwindigkeit<br />

Problem:<br />

Messung aller Anfangsbedingungen und externer Einflüsse, z.B. Flug eines Luftballons<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 2


Vorgehensweise zur erfolgreichen Lösung von <strong>Mechanik</strong> -<br />

Aufgaben<br />

- Skizze<br />

- Reibung ?<br />

- Modellkörper ?<br />

- Aufstellen der Bewegungsgleichung<br />

Fall: - Statik (a = v = 0)<br />

- Kinematik, Dynamik, Schwingungen T , R , T ↔ R<br />

Falls nicht Statik, Bewegungstyp ?<br />

Kinematik Dynamik<br />

Betrachte nur a:<br />

- a = 0<br />

- a = const.<br />

- a ≠ const.<br />

typisch: v, a, t gegeben<br />

bzw. gesucht<br />

- Kraftansatz ΣF = 0 , ΣM = 0 (typisch a gesucht)<br />

- Energieansatz Eges = const. (meist h oder v gegeben)<br />

- Impulsansatz Σp = const. (2 Körper stoßen aufeinander)<br />

(Schwingungen immer mit Kraftansatz)<br />

- Koordinatensystem festlegen und in Skizze einzeichnen und Variablen anpassen<br />

- Lösung dann mit Differential s & = v ; &s<br />

& = v&<br />

= a bzw. Integral v = ∫ adt<br />

; s = ∫ v dt = ∫∫a<br />

dt²<br />

- Anfangs- (t=0) bzw. Endbedingungen einsetzen<br />

PS.: Dies ist lediglich eine grobe Übersicht.<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 3


<strong>2.</strong>2 Statik des Starren Körpers<br />

Definition: Körper mit genau definierter Form, welche sich nicht (nie) ändert<br />

Bsp: Stange, Quader<br />

Grenzfall: z. B. Lineal verbiegen<br />

Anwendung des Modellkörpers „Starrer Körper“ bei technischen Bau- und Maschinenteilen<br />

(Stein, Stange, ...) unter Vernachlässigung von Formänderungen (z.B. Biegung)<br />

Statik umfaßt Systeme, welche sich nicht (mehr) bewegen<br />

Bsp: Balkenwaage vor Auflegen Gewicht und wieder im eingeschwungenen (statischen)<br />

Zustand<br />

weiteres Bsp: Hausbau: Berechnung der Statik aber Dynamik Erdbeben � Einsturz<br />

Definition Statik<br />

Ein Starrer Körper befindet sich im Gleichgewicht, wenn die Wirkung aller auf ihn<br />

angreifenden Kräfte Null ist.<br />

Kraft kann z.B. durch Drücken (Gewicht, Lineal), Ziehen (Schnur) und Gewicht auflegen<br />

(Balkenwaage) erzeugt werden. Ein Starrer Körper deformiert sich dabei nicht.<br />

Versuche:<br />

- 2 Seile an Körper: Kraft offensichtlich vektoriell<br />

- Balkenwaage<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 4


<strong>2.</strong><strong>2.</strong>1 Kraft als Vektorielle Größe<br />

Die Kraftwirkung am Starren Körper hängt vom<br />

- Angriffspunkt (A, A')<br />

- Betrag (Größe)<br />

- Richtung<br />

des Kraftvektors F r ab.<br />

Einheit der Kraft: [F] = N =<br />

kg m<br />

s²<br />

JAVA Applett: Zerlegung einer Kraft in zwei Komponenten<br />

Kräfte auf Starren Körper (ausführlich: Vorlesung MB):<br />

- gemeinsamer Angriffspunkt : Schachtel mit 2 Schnüren in 1 Öse<br />

- unterschiedl. " : " " 2 Ösen<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 5<br />

y<br />

F'<br />

A '<br />

x<br />

A<br />

1 N<br />

F


<strong>2.</strong><strong>2.</strong>2 Kräfteaddition<br />

<strong>2.</strong><strong>2.</strong><strong>2.</strong>1 Kräfte mit gemeinsamem Angriffspunkt<br />

Mehrere Kräfte z.B. 3 Seile an einer Befestigung<br />

Kräfteaddition<br />

A<br />

F 3<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 6<br />

F 1<br />

F 2<br />

zeichnerisch : Konstruktion mit "Krafteck"<br />

r<br />

rechnerisch :<br />

r r r<br />

= F + F + F + ...<br />

Fr 1 2 3<br />

JAVA Applett: Gesamtkraft mehrerer Kräfte (Vektoraddition)<br />

Summationszeichen: S = ∑<br />

i=<br />

Bsp: S<br />

= ∑<br />

i=<br />

n<br />

3<br />

1<br />

1<br />

a<br />

i<br />

=<br />

1<br />

2<br />

r<br />

F<br />

r<br />

=<br />

n<br />

∑<br />

i=<br />

1<br />

r<br />

F<br />

a + a + ... + a<br />

i = 1+<br />

2 + 3<br />

=<br />

6<br />

i<br />

n<br />

Fr<br />

Krafteck:<br />

Kraftvektoren parallel<br />

verschieben<br />

(MS - 1)


Gleichgewicht zweier Kräfte Fr = 0<br />

Versuch: - Tauziehen<br />

F 2<br />

- Feder mit Gewicht → Federkraft = Gewichtskraft<br />

r<br />

Fr r r<br />

= F1<br />

+ F2<br />

= 0 (da Statik !)<br />

r<br />

→ F1<br />

=<br />

r r r<br />

− F2<br />

→ F1<br />

= F2<br />

F 1<br />

Versuch: Gewicht auf Tisch / Lineal durchbiegen<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 7<br />

F<br />

F<br />

Platte<br />

Gewicht<br />

Im Gleichgewicht ist Kraft gleich Gegenkraft: FP = - FG → FP + FG = 0 = Fr<br />

Konsequenz: Wenn ein Körper in Ruhe ist, können trotzdem Kräfte auf ihn wirken<br />

Newtonsches Grundgesetz der Statik<br />

Ein Kraft erzeugt eine gleich große Gegenkraft : actio = reactio<br />

besser: actio + reactio = 0<br />

andere Formulierung:<br />

gleichförmig<br />

Ohne äußere Kraftwirkung verharrt ein Körper in Ruhe (oder er bewegt sich<br />

(→ Kinematik)<br />

Grundgesetz der Statik<br />

FR = 0 bzw. Σ Fi = 0<br />

Bsp: Ball auf einem Tisch rollen lassen (Ist das noch Statik ?)<br />

(MS - 2)


<strong>2.</strong><strong>2.</strong><strong>2.</strong>2 Kräfte mit unterschiedlichem Angriffspunkt<br />

Beispiel 2 Angriffspunkte :<br />

Schachtel mit 2 Ösen<br />

Am Starren Körper kann eine Kraft längs ihrer<br />

Wirkungslinie verschoben werden<br />

Balkenwaage : Verfahren versagt bei parallelen Kräften, da Schnittpunkt im ∞<br />

Parallele Kräfte<br />

F 1'<br />

-F H<br />

A 1<br />

F1<br />

Hebelgesetz<br />

F r<br />

D<br />

l 1 l 2<br />

A r '<br />

F2<br />

A 2<br />

F H<br />

F2'<br />

Die Abstände der Kräfte von der Resultierenden<br />

verhalten sich umgekehrt wie die Kräfte<br />

JAVA Applett: Hebelgesetz<br />

Bsp: l1 ≈ l2 : Balkenwaage, Kinderwippe<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 8<br />

A 1<br />

F 1<br />

Vorgehensweise:<br />

A r<br />

F r<br />

A2<br />

1. Hilfskraft FH mit ( FH<br />

− FH<br />

= 0)<br />

r r r<br />

r r<br />

<strong>2.</strong> Konstruiere ' und F '<br />

F1 2<br />

F 2<br />

3. Verschieben auf Wirkungslinie<br />

r r r<br />

4. Kräfteparallelogramm ergibt Fr<br />

= F1<br />

+ F2<br />

F 1<br />

l1 >> l2 : Hebel zum Möbelanheben, Brechstange<br />

F 1 =<br />

F<br />

2<br />

l1 l 2<br />

Gleichgew.<br />

Unterstützung<br />

l<br />

l<br />

2<br />

1<br />

F2<br />

(MS - 3)


Kraft auf Unterlage bei Schiefer Ebene<br />

α<br />

Neigungswinkel<br />

Hangabtriebskraft<br />

Normalkraft<br />

(Kraft auf Unterlage,<br />

F H<br />

relevant für Gleitreibung)<br />

JAVA Applett: Schiefe Ebene<br />

α<br />

F G<br />

s<br />

F N<br />

tan α = h / s<br />

FH = FG sin α<br />

FN = FG cosα<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 9<br />

h<br />

(MS - 4)


<strong>2.</strong><strong>2.</strong>3 Drehmoment<br />

Was bewirkt Kraft auf drehbaren Körper ? Drehung<br />

Bsp: Schraube anziehen mit Gabelschlüssel<br />

Autoreifen: Drehmomentschlüssel<br />

Automotor : Drehmoment<br />

M /Nm<br />

U / 1/min<br />

Wirkt auf einen drehbaren Starren Körper eine Kraft, so erzeugt sie ein Drehmoment.<br />

Drehmoment<br />

[M] = Nm<br />

r<br />

M<br />

Das Drehmoment steht senkrecht auf r und F,<br />

da Vektorprodukt.<br />

r r r r r<br />

Betrag: M = r F sin α = l F<br />

D<br />

α<br />

A<br />

α<br />

r r<br />

r × F<br />

= (MS - 5)<br />

Anschaulich:<br />

Drehmoment<br />

- in Drehachsenrichtung<br />

- erzeugt Drehbewegung<br />

→ Kinematik der Rotation<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 10<br />

M<br />

D<br />

F<br />

r


Beispiel zum Drehmoment<br />

z<br />

M<br />

r<br />

x<br />

y<br />

F<br />

Gleichgewichtsbedingung Rotation<br />

⎛1<br />

⎜<br />

r =<br />

r<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 11<br />

⎜<br />

⎜<br />

⎝<br />

m⎞<br />

⎟<br />

0 ⎟<br />

0 ⎟<br />

⎠<br />

⎛ 0 ⎞<br />

⎜ ⎟<br />

F = ⎜1N⎟<br />

⎜ ⎟<br />

⎝ 0 ⎠<br />

r<br />

⎛1m⎞<br />

⎛ 0 ⎞ ⎛ 0 ⎞<br />

r r r ⎜ ⎟ ⎜ ⎟ ⎜ ⎟<br />

M = r × F = ⎜ 0 ⎟ × ⎜1N⎟<br />

= ⎜ 0 ⎟<br />

⎜ ⎟ ⎜ ⎟ ⎜ ⎟<br />

⎝ 0 ⎠ ⎝ 0 ⎠ ⎝1Nm⎠<br />

Ein drehbarer Starrer Körper ist im Gleichgewicht, wenn die Summe der angreifenden<br />

Drehmomente Null ergibt, d.h. er dreht sich nicht um seinen Drehpunkt.<br />

Bsp: Balkenwaage<br />

Grundgesetz der Statik für Rotation<br />

das ist Schwerpunktsbedingung ; vgl. Σ F = 0<br />

Hieraus folgt die Bedingung für den Schwerpunkt eines Starren Körpers. Der Schwerpunkt<br />

ist derjenige Aufhängepunkt, bei dem sich der Starre Körper unter dem Einfluß der<br />

Schwerkraft (Erdanziehungskraft) nicht dreht.<br />

n<br />

∑<br />

i = 1<br />

M r<br />

i<br />

= 0<br />

(MS - 6)


Schwerpunkt<br />

Bsp: Hantel mit masseloser Stange<br />

m1 = m2<br />

Aus Gleichgewichtsbedingung und<br />

Hebelgesetz folgt:<br />

F<br />

F<br />

2<br />

a⋅<br />

2<br />

2⋅<br />

a<br />

1 = =<br />

1<br />

l1 l2<br />

m1 m<br />

S<br />

F1 F2<br />

0 a x<br />

X s<br />

Herleitung des Schwerpunktes mit Drehmoment und Schwergewichtsbedingung:<br />

r r<br />

Gesamtdrehmoment = Summe der Einzeldrehmomente: Σ M = 0 da r ⊥ F genügen<br />

Beträge<br />

Nebenbed.: l1 + l2 = a<br />

→ M1 + M2 - Mswp = 0<br />

→ m1 g x1 + m2 g x2 - (m1 + m2) g xs = 0 (x ≡ r)<br />

→<br />

x<br />

s<br />

m1⋅<br />

x1<br />

+ m2<br />

⋅ x<br />

=<br />

m + m<br />

Schwerpunkt<br />

1<br />

Schwerpunkt (allgemein)<br />

y und z analog<br />

2<br />

x<br />

2<br />

m ⋅0<br />

+ m ⋅a<br />

1<br />

2<br />

s = = a/2<br />

m1<br />

+ m2<br />

x<br />

s<br />

=<br />

∑ m i ⋅<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 12<br />

∑<br />

m<br />

x<br />

i<br />

i<br />

a<br />

1<br />

(MS - 7)


Experimentelle Schwerpunktsbestimmung<br />

durch Ausbalancieren - Aufhängen<br />

- Unterlegen einer Stange / Walze<br />

Schwerpunkt: wichtig bei Flugzeugen, Schiffen, Raketen , ... : "Lastverteilung"<br />

Antriebsloser Flug<br />

ideal<br />

Auftriebskraft<br />

Hebelwirkung<br />

Gewichtskraft in Abh. von Schwerpunktlage<br />

schwanzlastig kopflastig<br />

Einzelgeräte-Schwerpunkte während Konstruktionsphase über Drehmoment verkoppelt<br />

ergibt den Gesamtschwerpunkt.<br />

Anmerkung:<br />

Der Schwerpunkt kann auch außerhalb des Starren Körpers liegen. Bsp. Ring (Torus)<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 13


<strong>2.</strong>3 Kinematik<br />

Beobachtung: Körper bewegen sich: Ball, Auto, Karusell, ...<br />

Beschreibung dieser Bewegung durch die Kinematik = Bewegungslehre<br />

Definition:<br />

Die Kinematik beschreibt die Bewegung von Körpern, ohne die Ursache für die Bewegung zu<br />

betrachten.<br />

Bewegung eines Körpers kann beliebig sein, die geradlinige Bewegung d.h. die Translation<br />

ist der einfachster Fall. Bei krummlinigen Bewegungen können einzelne Abschnitte durch<br />

Kreisbewegungen d.h. Rotationen und Translationen angefittet werden.<br />

Beispiel: - Ballwurf eines Kindes: Kreisförmige Bewegung mit translativem Abwurf.<br />

- Geradeausfahrt auf Autobahn + kreisförmige Ausfahrt<br />

Allgemein: Krummlinige Bewegung angefittet durch Translation + Rotation<br />

s(t)<br />

Translation<br />

Rotation<br />

Modellkörper - Translation : Massepunkt<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 14<br />

D<br />

R<br />

Massepunkt<br />

- Rotation : Massepunkt an steifer, gewichtsloser Stange


Versuch drehende Balkenwaage<br />

Starrer Körper, der um einen Drehpunkt (vgl. Drehmoment) rotiert, führt eine Kreisbewegung<br />

aus.<br />

Kreisbewegung in der Technik ebenso wichtig wie Translation, da alle rotierenden<br />

Gegenstände wie Antriebsachsen, Ritzel, Räder, ... Kreisbewegungen durchführen.<br />

Arten Translation Rotation<br />

Bewegung Geradlinig Drehung<br />

Koordinatensystem Rechtwinklig Polarkoordinaten<br />

Beschreibung Vektoren Skalare<br />

Weg s r ϕ<br />

Drehwinkel (Def. über Bogenmaß)<br />

Modellkörper Massepunkt Massepunkt an gewichtloser,<br />

drehbarer Stange<br />

Bsp: Aufzug Karusell<br />

Grundlage: Ortsänderung im Bezugssystem<br />

z<br />

Orts-Diagramm Weg-Zeit-Diagramm<br />

r 0<br />

t = T 0 t = T 1<br />

y<br />

s<br />

r 1<br />

x T0 T1 wichtig: geeignetes Bezugssystem: kartesische- - Polarkoordinaten !<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 15<br />

s<br />

t


Relative Bewegungen<br />

Windstille !<br />

Wie ist dieses Photo „entstanden“ ?<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 16


<strong>2.</strong>3.1 Geschwindigkeit<br />

Maß für Wegänderung pro Zeiteinheit : Geschwindigkeit<br />

Def.:<br />

Ortsänderung pro Zeiteinheit<br />

≡ Geschwindigkeit<br />

[ ]<br />

v =<br />

m<br />

s<br />

bzw. vektoriell v s&r<br />

r =<br />

Geschwindigkeit = Zeitableitung des Weges<br />

v<br />

=<br />

∆ s ds<br />

=<br />

{<br />

∆ t<br />

{<br />

dt<br />

Differenz<br />

Bsp. Ableitung s.u.<br />

Zusammenhang : Weg - Geschwindigkeit - Zeit<br />

s v<br />

t<br />

Differential<br />

v = 0 v = const v const<br />

s<br />

≡ s&<br />

ds / dt = v<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 17<br />

t<br />

(MK - 1)


Beispiel: Ableitung (eindimensional)<br />

geg. s(t)<br />

ds<br />

dv<br />

v = = s&<br />

a = = v&<br />

= &s<br />

&<br />

dt<br />

dt<br />

1 0 0<br />

Beschleunigungstyp<br />

t 1 0 0<br />

t² 2t 2 const<br />

t³ * 3t² 6t ≠ const<br />

sinωt ω cosωt -ω²sinωt = -ω² s Schwingung<br />

*: t³ z. B. bei Anlauf- bzw. Abbremsprofilen von Motoren<br />

Größenordnungen Vergleich Physik - Technik<br />

Geschwindigkeit<br />

+ -<br />

10 -3<br />

1<br />

3 6<br />

9<br />

10 10 10 10<br />

v / m/s<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 18<br />

S


Weg kann durch zeitliche Integration der Geschwindigkeit berechnet<br />

werden:<br />

Aus (MK 1) : ds = v dt<br />

integrieren = umgekehrte Differentiation, daraus erhält man den Weg<br />

Herleitung: Weg berechnen, wenn v gegeben<br />

v = ds / dt | dt<br />

v dt = ds |∫<br />

→<br />

r<br />

s(<br />

t)<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 19<br />

T1<br />

r r<br />

= ∫ v(<br />

t)<br />

dt + s<br />

Anwendung Flugzeug: Staudruck-Messgerät mißt nur die Geschwindigkeit → Integration<br />

ergibt s !<br />

Problem Integration und Variable t<br />

Herleitung für v = const. : v dt = v ( T − T ) = v ∆T<br />

⎯⎯<br />

⎯ → s = v t<br />

T0<br />

s =<br />

T1<br />

∫<br />

T0<br />

1 0<br />

üblich<br />

Achtung: übliche Definition: t als relative Zeit nach Meßbeginn !!<br />

r<br />

Spezialfall: v v(<br />

t)<br />

r<br />

≠ , d.h. v = const: o s t v ) t ( s<br />

r<br />

= ⋅ +<br />

s0 : Integrationskonstante, Weg zu Beginn bei T0<br />

Beispiel: Auto mit v = 10 m/s = const. ; Zeitdauer 100 s ; so = 0 m<br />

T<br />

r<br />

1<br />

100s<br />

100s<br />

r<br />

r r<br />

m<br />

m<br />

m<br />

s( t)<br />

= ∫ v(<br />

t)<br />

dt + s 0 = ∫10<br />

dt = 10 dt = 10 ⋅100s<br />

= 1000m<br />

s<br />

s ∫<br />

s<br />

T<br />

0<br />

0<br />

r<br />

0<br />

0<br />

(MK - 2)


Weg - Zeit - Diagramm am Beispiel Zugfahrplan mit ‚Problem’ v(t)<br />

s / km<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

v m<br />

Weg - Zeit - Diagramm<br />

0 20 40 60 80 100 120<br />

t / min<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 20


aber: Zugzeiten nur Abfahrt - Ankunft, dort v = 0 , dazwischen max. ca. 200 km/h<br />

s v<br />

Def.: Mittlere Geschwindigkeit<br />

für ∆t → 0 :<br />

Def.:<br />

aktuelle Momentangeschwindigkeit<br />

z.B. die Anzeige durch Tachometer<br />

ds/dt = v a<br />

t<br />

vaktuell<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 21<br />

r<br />

v a<br />

r<br />

v m<br />

=<br />

s<br />

v = s<br />

mittel t<br />

t<br />

r<br />

∆ s<br />

=<br />

∆ t<br />

r<br />

ds<br />

dt<br />

≡ s&r<br />

(MK - 3)<br />

(MK - 4)


<strong>2.</strong>3.2 Beschleunigung<br />

Was passiert, wenn sich Geschwindigkeit zeitlich ändert z.B. Auto anfährt ?<br />

Die Geschwindigkeit ändert sich mit der Zeit, d.h. ist zeitabhängig.<br />

Def.: Beschleunigung<br />

= Geschwindigkeitsänderung<br />

pro Zeiteinheit<br />

[a] = m/s<br />

r<br />

a =<br />

r<br />

r<br />

∆ v dv<br />

=<br />

{<br />

∆ t<br />

{<br />

dt<br />

Durchschnittswert<br />

Technik: a > 0 : Beschleunigung ; a < 0 : Verzögerung<br />

Zahlenbeispiel siehe obenstehende Tabelle<br />

akt.<br />

Momen tanwert<br />

v &s & r<br />

≡ &r<br />

=<br />

Zusammenhang Weg - Geschwindigkeit - Beschleunigung - Zeit<br />

s v a<br />

t<br />

s<br />

dv / dt = a<br />

a = 0 a = const a const<br />

t<br />

v<br />

ds/dt = v<br />

v = 0 v = const v const v const<br />

(MK - 5)<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 22<br />

t


Größenordnungen Vergleich Physik - Technik<br />

Beschleunigung<br />

1<br />

3<br />

10 10 10<br />

10 6<br />

Elektrotechnik: Beschleunigung von geladenen Teilchen :<br />

Strahlung nach Maxwell - Gleichungen : Synchrotonstrahlung<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 23<br />

9<br />

12<br />

10<br />

a / m/s²<br />

Geschwindigkeit und Weg können aus der Beschleunigung durch zeitliche Integration<br />

berechnet werden:<br />

Geschwindigkeit 0 v dt ) t ( a ) t ( v<br />

+<br />

Weg 0 s dt ) t ( v ) t ( s<br />

+<br />

Analog für Rotation, statt Weg s den Winkel ϕ verwenden (s.u.) !<br />

r<br />

r<br />

=∫<br />

=∫<br />

r<br />

r<br />

r<br />

r<br />

(MK - 6)<br />

(MK - 7)


<strong>2.</strong>3.3 Translation<br />

Vereinfachung eindimensionale Betrachtung (1D): s → s<br />

r<br />

Def.: Bewegungstyp / -form<br />

Art Gleichförmig gleichmäßig<br />

beschleunigt<br />

(o.B.d.A.)<br />

ungleichmäßig<br />

beschleunigt<br />

a 0 const. ≠ const.<br />

v Const. Lineare Änderung, v ∼ t ≠ const.<br />

Bsp. Auto 100 km/h Freier Fall Pendel<br />

→ es gibt nur 3 Arten der Translation (bzw. Rotation):<br />

<strong>2.</strong>3.3.1 Gleichförmige Translation<br />

Typ: a = 0<br />

aus (MK - 6): v = vo<br />

aus (MK - 7): s = ∫vdt = vo t + C<br />

s v a<br />

→ s = vo t + so (MK – 8)<br />

JAVA Applett: Bewegung mit konstanter Beschleunigung<br />

Beispiel:<br />

Autofahrt mit konstanter Geschwindigkeit entspricht mittlerer Geschwindigkeit, impliziert ∆s /<br />

∆t<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 24<br />

vo<br />

so<br />

t


<strong>2.</strong>3.3.2 Gleichmäßig beschleunigte Translation<br />

Versuch: - Ball fallen lassen<br />

- Wagen mit Gewicht und Umlenkrolle<br />

d.i. Freier Fall = gleichmäßig beschleunigte Bewegung<br />

Typ: a(t) = const<br />

Bsp.: Freier Fall<br />

aus (MK – 6): v = const.<br />

∫ dt = at<br />

aus (MK - 7): s = ∫vdt = a∫tdt = ½ a t 2<br />

Formeln aus (MK - 6) und (MK - 7), so = 0<br />

s v a<br />

Geg. vo = 0 vo ≠ 0<br />

a, t<br />

a, s<br />

v = at<br />

s = 1 /2 at²<br />

v =<br />

2a<br />

s<br />

v = at + vo<br />

s = 1 /2 at² + vo t<br />

v = 2a<br />

s +<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 25<br />

2<br />

vo<br />

t<br />

(MK - 9)


<strong>2.</strong>3.3.3 Ungleichmäßig beschleunigte Bewegung<br />

Versuch Pendelschwingungen :<br />

Umkehrpunkt: Richtungsumkehr von Geschwindigkeit und Beschleunigung<br />

Typ: a(t) ≠ const. ; a = a(t)<br />

Beispiel: Mechanische Schwingungen<br />

→ ungleichmäßig beschleunigte Bewegung<br />

Beispiel<br />

a = kt<br />

Bem: [k] = m/s²<br />

v = adt<br />

= k<br />

1 2<br />

t dt = kt<br />

∫<br />

∫<br />

1<br />

2<br />

2<br />

2<br />

s v dt = k t dt =<br />

= ∫ ∫<br />

1<br />

kt<br />

6<br />

3<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 26<br />

s<br />

v<br />

a<br />

Anfangsbed. für t = 0 : s(0) = 1 ; v(0) = 0<br />

geg: a ∼ cosωt<br />

∫<br />

∫∫<br />

v = adt<br />

∼ sinωt<br />

s=<br />

adt<br />

2<br />

= ∫ v dt ∼ cosωt<br />

� s ∼ − a , s ∼ − &s&<br />

typ. für Schwingungen<br />

t


Beispiele einfacher Translationen: Freier Fall / Schiefer Wurf<br />

<strong>2.</strong>3.3.4 Einfache Translationen im Erdfeld<br />

a = g = 9,81 m/s² ≈ 10 m/s² = const. → gleichförmig beschleunigte Bewegung,<br />

Modellkörper : Massepunkt<br />

NB: - Erdoberfläche, s klein, kein Luftwiderstand, keine Erdrotation<br />

- g verringert sich mit zunehmenden Abstand von der Erdoberfläche (Übungsaufgabe)<br />

- g sehr exakt mit Pendeln meßbar, so daß Höhe über Meeresspiegel bestimmbar<br />

Dim Bez. Anfangsgeschwindigkeit *<br />

1 Freier Fall voz = 0<br />

Senkrechter Wurf voz > 0 nach oben<br />

voz < 0 nach unten<br />

2/3 Waagrechter Wurf vox ≠ 0 voz = 0<br />

(*) : v r<br />

0<br />

Schiefer Wurf vox und voz ≠ 0<br />

⎛v<br />

⎜<br />

= ⎜v<br />

⎜<br />

⎝v<br />

0x<br />

0y<br />

0z<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎠<br />

y hier als konstant gewählt, ebenso liegt der Abwurfort im Ursprung !<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 27<br />

z<br />

V = 0<br />

oy<br />

Beides kann durch lineare Koordinatentransformation (und ggf. Drehung) immer erreicht<br />

werden.<br />

Bei Wurf mit Seitenwind ist y nicht konstant, also zu berücksichtigen !<br />

y<br />

x


für die beiden Beispiele gilt : - a = g aus (MK - 9): 0 v t g v + =<br />

r<br />

r<br />

- AB: v ( t = 0)<br />

= 0 , s ( t = 0)<br />

= 0<br />

a) Freier Fall<br />

Kinematik<br />

1<br />

2<br />

2<br />

s = gt + v0t<br />

+<br />

1D & s &=<br />

a = g<br />

s<br />

für s0 = 0 und v0 = 0<br />

�<br />

1<br />

2<br />

2<br />

s= gt v = gt<br />

v<br />

t = �<br />

g<br />

s=<br />

0<br />

1<br />

g<br />

2<br />

v<br />

g<br />

2<br />

2<br />

2<br />

v<br />

=<br />

2g<br />

d.h. beide Wege führen zum selben Ziel !<br />

1<br />

2<br />

Energiesatz (Vorgriff)<br />

siehe Ekin = Epot<br />

= mgh<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 28<br />

mv 2<br />

2<br />

2<br />

v<br />

� v = 2gs<br />

= 2gh<br />

� s=<br />

2g<br />

2<br />

s= gt ; gt<br />

v = ;<br />

2<br />

v<br />

s=<br />

2g<br />

(MK – 10)<br />

wenn aber Zeitabhängigkeit gefragt ist, kommt man nur mit kinematischen Methoden<br />

weiter


) Wurf<br />

vektorielle Betrachtung<br />

Zusammensetzung von<br />

- gleichförmiger Translation und<br />

- gleichmäßiger Beschleunigung (Freier Fall)<br />

Anfangsbedingungen (t = 0) :<br />

⎛0<br />

⎞ ⎛ v ox ⎞ ⎛ 0 ⎞<br />

r ⎜ ⎟ r ⎜ ⎟ r ⎜ ⎟<br />

s0 = ⎜0<br />

⎟ ; v 0 = ⎜ 0 ⎟ ; a 0 = ⎜ 0 ⎟<br />

⎜0<br />

⎟ ⎜v<br />

⎟ ⎜<br />

oz<br />

g⎟<br />

⎝ ⎠ ⎝ ⎠ ⎝ − ⎠<br />

Rechengang: v = ∫adt ; s = ∫vdt<br />

→<br />

Probe: s g<br />

!<br />

& = −<br />

r<br />

√<br />

z<br />

unbeschl.<br />

Bew.<br />

gleichm.<br />

beschl.<br />

Bew.<br />

oz<br />

gleichförmig<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 29<br />

−<br />

⎛v<br />

ox ⎞<br />

r ⎜ ⎟<br />

v = ⎜ 0 ⎟ +<br />

⎜v<br />

⎟<br />

⎝ ⎠<br />

⎛ 0 ⎞<br />

⎜ ⎟<br />

⎜ 0 ⎟<br />

⎜ gt<br />

⎟<br />

⎝ − ⎠<br />

gleichm.<br />

beschl.<br />

⎛ ⎞ ⎛<br />

⎞<br />

⎛ ox ⎞ ⎜ ⎟ ⎜ voxt<br />

⎟<br />

⎜ ⎟<br />

=<br />

⎜ ⎟<br />

=<br />

⎜<br />

⎟<br />

⎜ ⎟ +<br />

0<br />

⎜ ⎟ ⎜<br />

⎟<br />

⎜ ⎟ 1 2<br />

1 2<br />

⎝ oz ⎠ ⎜ − gt<br />

⎟ ⎜v<br />

− ⎟<br />

ozt<br />

g t<br />

⎝ 2 ⎠ ⎝ 2 ⎠<br />

0<br />

v t 0<br />

s 0<br />

v t<br />

r<br />

g<br />

z<br />

V 0x<br />

Achtung: rechtshändiges<br />

Koordinatensystem !<br />

Übung: Vereinfachen Sie obige Formeln für senkrechten Wurf nach oben und unten.<br />

y<br />

x<br />

(MK - 11)


Bsp: Waagrechter Wurf voz = 0<br />

⎛ v0X<br />

⎞<br />

r ⎜ ⎟<br />

v = ⎜ 0 ⎟<br />

⎜ ⎟<br />

⎝−<br />

gt<br />

⎠<br />

⎛<br />

⎜ 0X<br />

=<br />

⎜<br />

⎜ 1<br />

⎜−<br />

gt<br />

⎝ 2<br />

0<br />

v t<br />

s r<br />

2<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎠<br />

2 2 2<br />

2<br />

Absolutgeschwindigkeit: v = v = v + v + v ⎯⎯<br />

→ v(<br />

t)<br />

= v + g²<br />

t²<br />

r<br />

x<br />

y<br />

z<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 30<br />

hier<br />

0x<br />

Fälle: - t klein : v ≈ vx<br />

- t groß : v ≈ gt<br />

bisher: alle Werte zeitabhängig, aber auf welche Bahn fliegt der Massepunkt ?<br />

(i’) in (ii)<br />

Bahnkurve<br />

sx = vox t ≡ U (i)<br />

sz = - 1/2 gt² ≡ V (ii)<br />

aus (i) t = U / vox (i’)<br />

g 2<br />

g<br />

V = − U bzw.<br />

z = −<br />

2<br />

2<br />

2v<br />

2v<br />

ox<br />

das ist eine (Wurf-) Parabel z ~ x²<br />

Absolutgeschwindigkeit ist tangential zur Bahnkurve<br />

2 g²<br />

= v(<br />

x,<br />

z)<br />

= v ox + x²<br />

(1') in v eingesetzt<br />

v<br />

v 2<br />

ox<br />

JAVA Applett: Schiefer Wurf<br />

ox<br />

x²<br />

t = 0<br />

v<br />

z<br />

v 0 x<br />

v 0 x<br />

v y<br />

~ x<br />

v x<br />

|v|<br />

x<br />

x


Wie hoch ‚fliegt’ ein Skispringer ?<br />

Olympia-Schanzen Calgary<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 31


<strong>2.</strong>3.4 Rotation<br />

Bsp: Pendel, drehbare Balkenwaage<br />

Modellkörper : Massepunkt an gewichtsloser, steifer Stange<br />

wichtigste Größe (analog zum Weg s):<br />

Drehwinkel ϕ = s /r → s = r ϕ (MK 12)<br />

r = const. ; s(t) : Bogenmaß ; [ϕ] = rad 180° = π<br />

y<br />

karthesische<br />

Koordinaten<br />

x<br />

2 Variable: x , y<br />

Winkelgeschwindigkeit<br />

[ω] = rad/s<br />

Winkelbeschleunigung<br />

[α] = rad/s²<br />

Alle Definitionen wie Translation<br />

ϕ , ω , α sind Skalare, keine Vektoren !!<br />

Polarkoordinaten<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 32<br />

D<br />

ϕ<br />

r<br />

1 Variable ϕ, da r = const.<br />

s<br />

∆ϕ<br />

dϕ<br />

ω= ≡ = ϕ&<br />

∆t<br />

dt<br />

∆ω<br />

dω<br />

α = = = ω&<br />

= ϕ&<br />

&<br />

∆t<br />

dt<br />

(MK - 13)<br />

(MK - 14)


Zusammenführung Translation - Rotation<br />

Beträge)<br />

(hier nur Skalare bzw.<br />

Translation Rotation T ���� R<br />

Weg s ϕ s = r ϕ<br />

Geschwindigkeit v ω v = r ω<br />

Beschleunigung a α a = r α<br />

15)<br />

Bewegungsformen wie Translation :<br />

- gleichförmig α = 0<br />

- gleichmäßig beschleunigt α = const<br />

- ungleichmäßig beschleunigt α ≠ const.<br />

Vektorielle Betrachtung<br />

Beschleunigung = Geschwindigkeitsdifferenz<br />

ω r zeigt bei Bewegung in Gegenuhrzeigersinn<br />

‚ins Blatt’ hinein<br />

Geschwindigkeit<br />

(MK -<br />

r r r<br />

Tangential zur Bahn v = ω × r<br />

(MK - 16)<br />

Zentripetalbeschleunigung<br />

- zeigt zur Rotationsachse (Mittelpunkt)<br />

- meist nur Betrag: a = ω² r interessant<br />

r<br />

r v<br />

a = r<br />

2<br />

2 r<br />

= − ω<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 33<br />

r<br />

v<br />

a für dt<br />

Beschleunigung zeigt nach ‘innen’, die Kraftwirkung auf einen Körper, der sich auf einer<br />

T 2<br />

(MK 17)<br />

Kreisbahn bewegt ist dann nach außen: Karussell, Satellit. Bedingung für Schwerelosigkeit :


v²/r = g<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 34


Zentripetalkraft<br />

Ursache der Zentralbewegung (Beschleunigung in Richtung<br />

Mittelpunkt)<br />

JAVA Applett: Karussell (Zentripetalkraft)<br />

Zentrifugalkraft<br />

ist Trägheitskraft (Scheinkraft, nicht sichtbar von außen),<br />

welche der Zentripetalkraft entgegengesetzt ist, also vom<br />

Drehzentrum weg. Von lateinisch 'fugare' = fliehen<br />

Zentripetalkraft<br />

Zentrifugalkraft<br />

Coriolis-Kraft<br />

r<br />

F<br />

weitere Kraft in bewegten, rotierenden<br />

Systemen. Tritt auf, wenn sich ein Körper<br />

radial nach innen oder außen bewegt<br />

(Scheinkraft)<br />

r<br />

F<br />

c<br />

r r<br />

= − 2m<br />

ω×<br />

v<br />

r<br />

zp<br />

2<br />

mv<br />

=<br />

r<br />

=<br />

2<br />

m ω r<br />

r<br />

F<br />

r<br />

= − F<br />

zf<br />

( ≡m<br />

a)<br />

Zentrifugalkraft<br />

Zentripetalkraft<br />

anschauliche Erklärung: Bahngeschwindigkeit hängt vom Abstand von der Drehachse ab,<br />

ein sich nach außen bewegender Körper muß daher Kraft aufwenden, um in Ruhe zu<br />

bleiben.<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 35<br />

zp<br />

D<br />

(MK - 18)


Versuch: Kugel auf rotierender Platte läuft spiralförmig<br />

nach außen, da sie Corioliskraft nicht aufbringen kann.<br />

Wirkliche Bahn im ruhenden System (mitbewegter<br />

Beobachter) ist eine Gerade<br />

scheinbare Bahn im rotierenden System (Beobachter<br />

ruhend, außenstehend) ist eine Spirale<br />

Bsp.: - ESP – Sensor<br />

ruhender<br />

Beob.<br />

- Hochdruck auf Nordhalbkugel bedingt Ostwind in Mitteleuropa<br />

- Wirbel in der Badewanne<br />

Bsp: Gleichförmige Kreisbewegung ω = const. ; α = 0<br />

z.B. gleichmäßig drehender Motor<br />

Drehwinkel aus konstanter Winkelgeschwindigkeit<br />

1 Umdrehung d.h. 360° bzw. 2π entspricht 1 Periode<br />

Drehwinkel (entspr. s = v t )<br />

Periodendauer<br />

Frequenz<br />

Anzahl der Umdrehungen<br />

Drehzahl<br />

ϕ = ωt<br />

π<br />

=<br />

ω<br />

2<br />

T<br />

1<br />

f =<br />

T<br />

v in radialer<br />

Richtung<br />

mitbew. Beob.<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 36<br />

=<br />

ω<br />

2π<br />

N = ϕ / 2π<br />

∆N<br />

dN dϕ<br />

ω<br />

n = = = N&<br />

= = = f<br />

∆t<br />

dt 2πdt<br />

2π<br />

Periodendauer wird bei großen Zeiten z.B. Erdumdrehung in 24 h verwendet,<br />

(MK - 19)<br />

dagegen Frequenz bzw. Drehzahl bei kleinen Dauern: Motor 6000/min, HF-Technik 100 MHz<br />

JAVA Applett: Kreisbewegung mit konstanter Winkelgeschwindigkeit


Bsp: Gleichmäßig Beschleunigte Kreisbewegung α = const.<br />

z.B. anlaufender Motor<br />

Winkelgeschwindigkeit<br />

Drehwinkel<br />

Analog gleichmäßig beschleunigte Translation<br />

Rotation in karthesischen Koordinaten<br />

IM y<br />

D<br />

a<br />

ϕ<br />

v<br />

cos<br />

r<br />

sin<br />

Imaginäre Schreibweise<br />

R RE x<br />

α<br />

Eulerformel : e = cosα<br />

+ jsinα<br />

j<br />

z = cosx<br />

+<br />

z ′ = jωz<br />

= v<br />

j<br />

jsin<br />

y = Re<br />

ϕ<br />

= Re<br />

jωt<br />

= ˆ s<br />

2<br />

z′<br />

′ = − ω z = a vgl.Schwingung<br />

z = Re<br />

jωt<br />

z 67<br />

8<br />

jωt<br />

z&<br />

= ˆ v = ˆ jω<br />

Re<br />

2 jωt<br />

2<br />

& z&<br />

= ˆ a=<br />

ˆ − ω Re<br />

= − ω z<br />

12<br />

3<br />

z<br />

ω = α t<br />

ϕ = ω t = 1/2 α t²<br />

r ⎛ cos<br />

ϕ ⎞<br />

Reell: ϕ=<br />

ϕ(<br />

t)<br />

; r ( ϕ)<br />

= R ⎜ ⎟<br />

⎝ sinϕ<br />

⎠<br />

mit ϕ = ω t<br />

v r&r<br />

r ⎛ − sinϕ<br />

⎞<br />

= v = R ⎜ ⎟<br />

⎝ cosϕ<br />

⎠<br />

r<br />

a v &s & r r<br />

= &r<br />

=<br />

(MK - 20)<br />

v tangential zu r<br />

r ⎛−<br />

cosϕ<br />

⎞ ⎛cos<br />

ϕ⎞<br />

r<br />

a = R ⎜ ⎟ = − R ⎜ ⎟ = − v&r<br />

= − r<br />

⎝ − sinϕ<br />

⎠ ⎝ sinϕ<br />

⎠<br />

a r zeigt zur Drehachse<br />

(MK - 21)<br />

(MK - 22)<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 37


Zusammenfassung Kinematik<br />

Art gleichförmig Gleichförmig<br />

beschleunigt<br />

Ungleichförmig<br />

beschleunigt<br />

Beschleunigung 0 konstant nicht konstant<br />

a = a(t) , α = α (t) nein nein ja<br />

v , ω const const * t v = ∫ a dt , ω = ∫ α dt<br />

s , ϕ const * t 1/2 const * t² s = ∫ v dt , ϕ = ∫ ω dt<br />

alle Anfangswerte hier Null : vo = ωo = so = ϕo = 0<br />

s = r ϕ ; v = r ω ; a = r α<br />

1D - ggf. Vektoren verwenden<br />

Ableitungen, wenn s bzw. ϕ zeitabhängig gegeben: = = & α = ω&<br />

= ϕ&<br />

&<br />

r r<br />

a v&r<br />

s ;<br />

Def. - aktueller Momentanwert aus Differenz z.B.<br />

- Mittel- bzw.Durchschnittswert aus Differential (∆t → 0) z.B.<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 38<br />

v a =<br />

ω<br />

m<br />

ds<br />

dt<br />

∆ ϕ<br />

=<br />

∆ t


<strong>2.</strong>4 Dynamik<br />

Def.: In der Dynamik wird die Kraft als Ursache der Bewegung betrachtet, hier wird die<br />

Statik<br />

mit der Kinematik zusammengeführt.<br />

Inhalt: Bewegungsgleichungen - Energie - Impuls, ....<br />

Translation Rotation<br />

Modellkörper Massepunkt Starrer Körper<br />

Grundgesetz F = m a M = J α<br />

Bsp Wagen mit Gewicht Motor<br />

Ziel: Bewegungsgleichung aufstellen !<br />

<strong>2.</strong>4.1 Translation<br />

<strong>2.</strong>4.1.1 Newtonsche Gesetze<br />

1. Trägheitsgesetz<br />

Ein Körper bleibt in Ruhe oder er bewegt<br />

sich gleichförmig, wenn keine äußeren<br />

Kräfte auf ihn einwirken oder diese in<br />

Summe Null sind.<br />

Bsp: Gegenstand hinlegen - aber : Erde<br />

dreht sich um sich selbst und um Sonne<br />

anderer Fall:<br />

Autofahrt geradeaus, nicht angeschnallt gegen Baum: Insassen fliegen unbeschleunigt<br />

weiter;<br />

d.h. Auto wird beschleunigt, d.h. es wirken Kräfte<br />

Wirken Kräfte auf einen Körper, so ändert er seinen Bewegungszustand:<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 39


Kraft und Masse aus Statik werden mit der Beschleunigung aus Kinematik:<br />

zusammengeführt im<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 40


<strong>2.</strong> Grundgesetz der <strong>Mechanik</strong><br />

Speziell<br />

allgemein<br />

Allgemeine Formulierung<br />

m = const. (Newton)<br />

m ≠ const., p: Impuls<br />

Fälle: - m = m(t) : Rakete<br />

r r<br />

F = m a<br />

r<br />

d<br />

dt<br />

( mv)<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 41<br />

r<br />

F =<br />

r<br />

d( mv)<br />

r r r<br />

= m&<br />

v + mv&r<br />

= m&<br />

v + ma<br />

dt<br />

p&<br />

r<br />

=<br />

mit m& = Massenänderung pro Zeiteinheit (Massenstrom)<br />

Vgl: Strom in der ET: Ladung pro Zeiteinheit<br />

I = ∆Q / ∆t<br />

- m = m(v) : relativistische Massenzunahme (Einstein)<br />

vereinfachte Formulierung:<br />

Um einen Körper zu beschleunigen, ist eine Kraft notwendig, die<br />

gleich dem Produkt aus Masse und Beschleunigung ist<br />

(MD - 1)<br />

Versuch: Wagen mit Fallgewicht an Umlenkrolle: Gewichtskraft beschleunigt Wagen


3. Kraft erzeugt Gegenkraft<br />

aus der Statik: Summe aller Kräfte ist Null Σ Fi = 0 ; Bsp. Gewicht auf Unterlage<br />

Erweiterung auf Dynamik:<br />

Bsp: - Fahrt im Auto/Zug mit konstanter Geschwindigkeit<br />

bei Fahrt in Kurve merkt man Kräfte bzw. beim Anfahren.<br />

= Kräfte in beschleunigten Bezugssystemen : sogenannte Trägheitskräfte<br />

- Anfahrt Zug: Flasche fällt vom Tisch<br />

- Gasballon in Auto, bremsen - wohin bewegt sich Ballon ?<br />

nach hinten, da Luft sich nach vorne bewegt (vorne größerer Luftdruck)<br />

Die Summe aller Kräfte ist auch bei einem bewegten Körper Null<br />

Dynamisches Gleichgewicht<br />

auch d’Alembertsches Prinzip<br />

Σ Fi = 0<br />

Versuche: - Ball auf Wagen und diesen beschleunigen: Ball fällt runter wegen Trägheit<br />

- Ball mit Hand unterstützen : Gewichtskraft wird durch Hand kompensiert.<br />

Hand wegnehmen - Ball fällt. Wo bleibt das Pendant zur 'Handkraft' ?<br />

- Gewicht an Federwage<br />

* wird aus der Ruhe die Federwaage schnell nach oben gezogen,<br />

nimmt das angezeigte Gewicht zu<br />

* wird aus der Ruhe die Federwaage schnell nach unten bewegt,<br />

nimmt das angezeigte Gewicht ab<br />

Bsp. Aufzug: aufwärts fühlt man sich schwerer, abwärts leichter, aber Person fühlt sich<br />

unbewegt !<br />

Deutung offenbar nur mit einer 'dynamisch' wirkenden 'trägen' Masse möglich !<br />

(MD - 2)<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 42


Trägheitskraft und Formulierung des d'Alembertsches Prinzipes<br />

r<br />

aus ∑ Fi = 0<br />

(d´Alembert)<br />

Fb : beschleunigende Kraft, statisch, z.B.Gewichtskraft<br />

Ft : Trägheitskraft<br />

mit : m : Gesamtmasse des Systemes<br />

− F = 0<br />

r r<br />

Fb t<br />

Ft = m a<br />

a : Beschleunigung des Systemes, für Statik a = 0, siehe NB<br />

Trägkeitskraft - Scheinkraft in beschleunigten Bezugssystemen (vgl. Zentrifugalkraft)<br />

- wirkt der Beschleunigenden Kraft entgegen<br />

r r<br />

NB: es kann auch mit Ft<br />

= ma<br />

= Fb<br />

gerechnet werden. Dann ist die Dynamik auf der<br />

linken<br />

Seite der Gleichung und die Statik auf der rechten Seite.<br />

Äquivalenzprinzip: Ist die träge Masse gleich der schweren Masse ?<br />

- träge Masse : Dynamik - Trägheitskraft<br />

- schwere Masse : Statik - Gewicht in Ruhe<br />

Die Äquivalenz ist im Rahmen höchster Meßgenauigkeiten als erfüllt nachgewiesen.<br />

Aufgabe der Dynamik:<br />

Bewegungsgleichung aus Kraftansatz / Energiesatz erstellen und lösen<br />

Mit Dynamik kann Beschleunigung berechnet werden, was mit der Kinematik nicht möglich<br />

ist.<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 43<br />

(MD - 3)


Beispiele zum D'Alembertschen Prinzip<br />

Freier Fall<br />

F = m a<br />

t<br />

F G<br />

m (Massepunkt)<br />

0<br />

x<br />

Start<br />

Kraftansatz<br />

1) d’Alembert: ΣF = 0<br />

Fb - Ft = 0<br />

2) Kräfte bestimmen<br />

Fb = m g = Fg<br />

Ft = m a (immer, '-' im Ansatz)<br />

3) einsetzen<br />

m g - m a = 0<br />

→ a = g = & x&<br />

gleichmäßig beschl. Bewegung<br />

→ x& = v = g t, x = ½ g t²<br />

→ x & = v = 2g<br />

x<br />

Energieansatz (Vorgriff)<br />

Eges = const<br />

Epot = Ekin<br />

m g x = ½ m v²<br />

→ x & = v = 2 g x<br />

x(t);v(t) → schwierig<br />

Der Kraftansatz berechnet aber das d'Alembertsche Prinzip die Beschleunigung des<br />

Systems !<br />

Energieansatz erscheint 'leichter', ist aber deutlich aufwendiger aufwendiger,<br />

wenn s(t) und v(t) gesucht ! Das geht am besten mit dem Kraftansatz und Kinematik<br />

Der Kraftansatz liefert sowohl die Zeitabhängigkeiten als auch den Weg-Geschwindigkeits-<br />

Zusammenhang.<br />

Wenn ein Ansatz nicht 'funktioniert', den anderen Ansatz verwenden !<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 44


Beschleunigung von Wagen und Gewicht über Seilrolle<br />

Kraftansatz: d’Alembert: ΣF = 0<br />

1) Fb - Ft = 0<br />

2) Kräfte bestimmen<br />

Fb = mG g<br />

Ft = (mw + mG) a<br />

3) einsetzen<br />

mw + mG = Gesamtmasse des Systems<br />

mG g - (mw + mG)a = 0<br />

mG<br />

→ a = ⋅ g<br />

m + m<br />

W<br />

Rest: Kinematik<br />

G<br />

t = 0 0<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 45<br />

F t<br />

m W<br />

F b<br />

F G<br />

JAVA Applett: <strong>2.</strong> Gesetz von Newton<br />

(Fahrbahnversuch)<br />

Weitere Berechnungen dann wie Kinematik gleichmäßig beschleunigte Translation<br />

Stimmt das Ergebnis ?<br />

Schnelle Prüfung von bei der Berechnung von Formeln:<br />

a) Stimmt die Einheit des Ergebnisses ?<br />

b) Ergeben die Extremfälle aus Gedankenexperimenten Sinnvolles und Schlüssiges ?<br />

angewandt auf obiges Beispiel:<br />

a) Einheit : [a]= m/s² √<br />

b) Extremfälle - mw → 0 : a ≈ g √<br />

- mw >> mG : a → 0 √<br />

- mG = 0 : a = 0 √<br />

x<br />

m G


<strong>2.</strong>4.1.2 Arbeit<br />

Die Kraftwirkung wird erst durch Bewegung des Körpers sichtbar, die Wirkung wird mit dem<br />

Begriff Arbeit erfaßt:<br />

'umgangssprachlich': Arbeit = Kraft * Weg<br />

Bsp: Gewicht in Hand und laufen - keine Arbeit wird verrichtet, da Gewicht nur gehalten<br />

wird<br />

Sand<br />

(Kraft ⊥ Weg), Maßkrug-Haltewettbewerb Weg = 0; vergl. Übungsaufgabe Vektoren.<br />

Kraft F Arbeit [W] = Nm = J<br />

r<br />

Konstant<br />

r<br />

W = F⋅<br />

s<br />

s1<br />

r r r<br />

W =<br />

Wegabhängig ∫F( s)<br />

⋅ds<br />

r<br />

r<br />

so<br />

(MD - 4)<br />

Wegabhängigkeit kann auch durch Summen mit konstanter Kraft ausgedrückt werden<br />

Bsp: Leiterwagen in der Ebene mit verschiedenen Reibungswerten wie Eis, Kies,<br />

Arbeit ist ein Skalar, da vektorielles Skalarprodukt<br />

Die Arbeit bei konstanter Kraft ist ein Spezialfall der wegabhängigen Arbeit:<br />

s1<br />

r r r<br />

F = const. : F ds<br />

= F ⋅ s<br />

r r<br />

SI-fremd : - kWh = 3,6 MJ (Energiewirtschaft)<br />

Arten<br />

∫<br />

r<br />

so<br />

- eV = 1,6 10 -19 J (Atomphysik)<br />

Bsp. (Vereinfachung: 1D)<br />

Hubarbeit Gewichtheben,<br />

Beschleunigungsarbeit Anfahren Auto<br />

Flaschenzug: Kraft kleiner - Weg größer : Arbeit = const.<br />

Reibungsarbeit Luftwiderstand, Quader auf schiefer Ebene<br />

Verformungsarbeit Feder spannen<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 46


Hubarbeit im Schwerefeld der Erde<br />

Annahme: g = const<br />

→ F = const, Weg klein<br />

W hub = ∫F ds<br />

mit F = m g und s = h erhält man<br />

→<br />

W hub<br />

W ~ h<br />

hub<br />

Hubarbeit W hub = m g h (MD - 5)<br />

Versuche:<br />

- Wagen mit Seil und Fallgewicht über Umlenkrolle<br />

- Gewicht senkrecht hochheben mit Federwaage: Kraft * Weg = Arbeit<br />

- dasselbe auf Schiefer Ebene: Kraft kleiner, Weg länger → Arbeit = konst.<br />

- Flaschenzug: durch Umlenkrollen wird die aufzubringende Kraft kleiner aber der (Zug-)<br />

Weg<br />

dafür entsprechend länger → Arbeit gleich groß wie beim Hochheben ohne Seilzug.<br />

Benefit: Flaschenzug wirkt als 'Getriebe' für Muskeln, sodaß auch schwere Gegenstände<br />

hochgehoben werden können<br />

JAVA Applett: Flaschenzug<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 47<br />

h


Beschleunigungsarbeit<br />

Wenn sich v ändert ist Beschleunigungsarbeit notwendig, sonst W = 0 da a = 0 und ∆v = 0<br />

Fall: a = const Fall: a ≠ const<br />

F beschl = m a = const<br />

→ W beschl = m a s<br />

gleichmäßig beschleunigte Translation:<br />

v =<br />

2a<br />

s<br />

nach a auflösen und einsetzen<br />

W beschl = m s v²/2s<br />

Achtung: gilt nur, wenn<br />

W beschl = ∫F ds = m ∫ads<br />

→<br />

∫ dv = m ∫<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 48<br />

= m<br />

= m<br />

∫<br />

dv<br />

dt<br />

ds<br />

ds<br />

dt<br />

V2<br />

V1<br />

v dv<br />

2 2<br />

Wbeschl = ½ m v² Wbeschl = ( ) v m<br />

1<br />

−<br />

Anfangsgeschwindigkeit = 0<br />

Bsp: m = 2 kg<br />

v<br />

v<br />

1<br />

2<br />

=<br />

=<br />

5m<br />

6m<br />

s<br />

} � ∆ v = 1m<br />

s<br />

s<br />

1<br />

� Wbeschl = m(<br />

36−<br />

25)<br />

= 11 J<br />

2<br />

1 2 =<br />

nicht = m⋅1<br />

1 J !<br />

2<br />

2<br />

Immer verwenden, wenn<br />

2 1 v<br />

Anfangsgeschwindigkeit ≠ 0<br />

W beschl<br />

W ~ v 2<br />

beschl<br />

Bei nichtlinearen, hier quadratischen Gesetzen immer Differenz der Potenzen bilden,<br />

nicht die beiden Zahlen subtrahieren und dann potenzieren !<br />

Nur bei linearen Gesetzen (z.B. Hubarbeit) kann einfach die Differenz gebildet werden.<br />

v<br />

(MD - 6)


Spannarbeit (Verformungsarbeit)<br />

z.B. bei Feder<br />

s1<br />

r r r<br />

Aus W = ∫F( s)<br />

⋅ds<br />

mit s = x<br />

r<br />

r<br />

so<br />

F = F(x) = F F = - D x (Hooke)<br />

W s<br />

D : Federkonstante, [D] = N/m<br />

x2<br />

1 x1<br />

2 2<br />

→ W − D x dx = − D [ x²<br />

] ( x − x )<br />

s<br />

Spannarbeit<br />

= ∫<br />

x1<br />

2<br />

x2<br />

2<br />

x2<br />

F<br />

x1<br />

1<br />

W ~ x 2<br />

s<br />

1<br />

Ws<br />

= ∫ F dx = ± D<br />

2<br />

wobei x1/2 : Auslenkung aus unbeeinflußter Länge<br />

x = x2 - x1: aktuell gedehneter Weg<br />

+ aus Sicht von außen<br />

- aus Sicht der Feder<br />

2 2 ( x − x )<br />

- x1 = 0 bei Auslenkung aus Ruhelage ; vgl. Beschleunigungsarbeit<br />

Beispiel : Kraft ist wegabhängig ∼ x; Spannarbeit<br />

1. Bsp: ungespannte Feder um 1mm dehnen W s = ½ D x² = ½ D<br />

<strong>2.</strong> Bsp: vorgespannte (1mm) Feder um 1mm dehnen<br />

2<br />

Ws = D ∫ x dx = D [ x²<br />

]<br />

1<br />

1<br />

2<br />

nicht additiv wie bei Hubarbeit !!<br />

2<br />

1<br />

=<br />

1 3<br />

D(<br />

4 −1)<br />

=<br />

2 2<br />

Energiespeicher gespannte Feder: Mine aus geöffnetem Kugelschreiber springen lassen<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 49<br />

D<br />

2<br />

1<br />

x<br />

(MD - 7)


Reibungsarbeit<br />

Versuch : Würfel fallen lassen - dasselbe Schiefe Ebene: v geringer, da Reibung<br />

Reibung Fr Beispiel<br />

Festkörper µ F N Gleitreibung, F N : Auflagekraft, schiefe Ebene<br />

Flüssigkeit ∼ v Strömungswiderstand (laminar)<br />

Gas ∼ v² Luftwiderstand (turbulent)<br />

Verformung deform. Medien Feder spannen<br />

8)<br />

Reibungsarbeit<br />

bei wegunabhängiger Reibungskraft<br />

Reibungsarbeit wird praktisch immer in Wärme umgewandelt.<br />

Bsp.: - 'glühende' Bremsscheiben Formel 1<br />

- Schutzschild Raumfähren<br />

- Mikrowellenherd<br />

(MD -<br />

W r = F r s (MD - 9)<br />

d’Alembertsches Prinzip mit Reibungskraft F b - F r - F t = 0 (MD - 10)<br />

Reibung wirkt der beschleunigenden Kraft entgegen ; siehe Bsp. Freier Fall mit Reibung<br />

Reibungsphänomene komplex: - Luftwiderstand Auto im Windkanal optimieren<br />

- Luftwiderstand Golfball<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 50


Beispiel Auto:<br />

- Verbrauch 5 l bei konstant 90 km/h : Motor- , Getriebereibung, Luftwiderstand, ...<br />

- Verbrauch 5 l bei konstant 90 km/h - 7 l bei konstant 120 km/h : Differenz höhere<br />

Luftreibung<br />

Höchstgeschwindigkeit hängt nur vom Luftwiderstand ab<br />

- Luftwiderstand<br />

(Richtwerte) Geschwindigskeitsbereich Reibung<br />

<strong>2.</strong>4.1.3 Energie<br />

< 50 km/h vernachlässigbar<br />

50 - 100 km/h 'naja', typ. ~ v<br />

> 100 km/h typ. ~ v²<br />

Def: An einem Körper verrichtete Arbeit vergrößert dessen Energie, die wiederum in Arbeit<br />

umgewandelt werden kann.<br />

Energiesatz<br />

[E] = J<br />

E ges = const.<br />

E ges (T o) = E ges (T 1)<br />

(MD - 11)<br />

Ausnahme: Wärme kann nicht direkt in andere Energien umgewandelt werden: Stein kühlt<br />

sich von alleine ab und springt hoch !<br />

Einheit wie Arbeit<br />

→ Energie kann nicht verbraucht sondern nur von einer Art in eine andere umgewandelt<br />

werden!<br />

→ kein Perpetuum mobile<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 51


Energie -<br />

Arten<br />

Kinetisch<br />

(Translation)<br />

Rotation<br />

(<strong>2.</strong>4.2)<br />

Potentiell<br />

(Erde)<br />

Formel Beispiel Energie-<br />

E kin = ½ m v² Ekin bei Autounfall<br />

Speicher<br />

E rot = ½ J ω² Motor beim Auslaufen Schwungrad<br />

E pot = m g h Freier Fall Speicher-<br />

Reibung Siehe Arbeit Luftwiderstand<br />

kraftwerk<br />

Wärme E w = c m ∆T Kochen Wasser-<br />

Elektrisch E el = U I t Leiter = Transport von<br />

Energie !!<br />

speicher<br />

Energie-<br />

Transport<br />

Pumpstation<br />

Fernwärme<br />

Akku Hochspannungs-<br />

leitung<br />

Chemisch Reaktionswärme Benzin Tank<br />

Strahlung E ∼ ω Photosynthese,<br />

Solarenergie,<br />

IR-Thermometer<br />

‘Sonne’<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 52<br />

?!?<br />

em. Wellen


Beispiel Kinetische Energie<br />

Setzt man die Kinetische Energie eines Autos bei 100 km/h zu 100 %, so verdoppelt sich<br />

diese bei 140 km/h !!<br />

Hierzu kommt noch die physiologische Belastbarkeit des Menschen, die angenähert<br />

ebenfalls quadratisch verlaufen könnte.<br />

Daraus folgt dann ein doppelt so hohes Risiko, wenn die Geschwindigkeit von 100 auf 120<br />

km/h gesteigert wird.<br />

Ekin /% (100%= 100 km/h)<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Kinetische Energie bei Autofahrt / -unfall<br />

100 120 140 160 180 200 220<br />

v / km/h<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 53<br />

~ v²<br />

~ v<br />

physiologische Belastung ~v²*v²


Translativer Energiesatz<br />

Bem:<br />

ohne Reibung<br />

mit Reibung<br />

- Ereib ~ Wreib<br />

- Reibung ggf. bei T 0 und T 1 berücksichtigen<br />

E kin(T 0) + E pot(T o) = E kin(T 1) + E pot(T 1)<br />

E kin(T 0) + E pot(T o) + E reib = E ges(T 1)<br />

- gilt nur in Gravitations- (mgh) und elektrischen (eE) Feldern wegen linearer<br />

Abhängigkeit !<br />

sein.<br />

- gilt z. B. nicht in Wasserströmung! Ernergie von A nach B kann dort wegabhängig<br />

Bsp.: Energieumwandlung E pot1 → E kin → E pot2<br />

Versuch :<br />

a) Würfel im Freien Fall<br />

b) Würfel über schiefe Ebene<br />

E<br />

pot1<br />

(MD - 12)<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 54<br />

b)<br />

E kin<br />

E pot1 ist in beiden Fällen gleich, aber bei b) ist die erreichte Höhe h ( = E pot2) des<br />

Gegenstandes G geringer, da ein Teil von E pot2 in Reibungswärme umgewandelt wird.<br />

Weitere Verlust durch Aufprall.<br />

Reibungsenergie ist im mechanischen Sinne verloren !<br />

Versuch: Ball / Blatt Papier fallen lassen Ball schneller obwohl E pot gleich<br />

a)<br />

W<br />

h<br />

G<br />

E pot2


Bsp: Freier Fall ohne/mit Luftwiderstand<br />

a) Energieansatz: E pot (T o) = E kin (T 1) + E r (T 1)<br />

mit Er = F s m g h = ½ m v² + k v² h<br />

→ v² (½ m + k h) = m g h<br />

→<br />

k : Reibungskoeffizient<br />

v =<br />

mg<br />

h<br />

m<br />

+ kh<br />

2<br />

Extremfälle:<br />

- keine Reibung (k = 0) : v = 2 gh<br />

√<br />

- große Reibung ( k → ∞ ) : v → 0 √<br />

aber : Wie groß ist a, Endgeschwindigkeit, s(t) ???<br />

Integration nach Weg kompliziert, da der zurückgelegte Weg hier<br />

als h in der Formel steckt. Dasselbe gilt für die zeitabhängige<br />

Beschleunigung.<br />

b) Kraftansatz ΣF = 0<br />

→ F b - F r - F t = 0<br />

→ mg - kv² - m a = 0 (DGL <strong>2.</strong> Sem), a = dv/dt<br />

‘schlecht’ integrierbar, da a und v² gleichzeitig auftreten, aber<br />

Endgeschwindigkeit : a = v& = 0<br />

→<br />

mg - k v² = 0<br />

v end =<br />

m g<br />

k<br />

Extremwerte: k → 0 : vend → ∞ √<br />

k → ∞ : vend → 0 √<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 55


v / m/s<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Beispiel: Geschwindigkeit beim Freien Fall<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Fallweg / m<br />

mit Luftwiderstand<br />

v = const / a = 0<br />

ohne Luftwiderstand<br />

v durch Luftwiderstand konstant : Beschleunigung a → 0<br />

weiteres Beispiel Energieansatz:<br />

Wagen mit Gewicht über Seilrolle (Kraftansatz s.o.)<br />

E pot = E kin<br />

m G g h = ½ * (m w + m G) v²<br />

→<br />

v<br />

2m<br />

g h<br />

m + m<br />

G = v = v(h) !<br />

Grenzfälle analog Kraftansatz<br />

w<br />

G<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 56


<strong>2.</strong>4.1.4 Leistung<br />

weiterer Begriff aus täglichem Leben<br />

W<br />

„einfachste Formulierung“, gilt nur für W = F = v = const. : P = = F v<br />

t<br />

W F s ds<br />

aus P = = = F = F v<br />

t t dt<br />

[P] = W = J/s (Normierung auf Zeit)<br />

„früher“: Auto : PS ; 1 PS = 0,73 kW<br />

Leistung („Arbeit pro Zeit“)<br />

'genaue' Formulierung<br />

erweiterte Betrachtung<br />

P =<br />

Durchschnittsleistung<br />

W dW<br />

t 0<br />

{<br />

t ∆ →<br />

{<br />

dt<br />

tt<br />

tan<br />

=<br />

∆<br />

∆<br />

Durchschni<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 57<br />

Momen<br />

∆<br />

=<br />

P m ∆<br />

W<br />

t<br />

d W<br />

aktuelle Momentanleistung Pa = = W&<br />

dt<br />

P =<br />

dW<br />

dt<br />

kinetische und potentielle Leistung<br />

P<br />

P<br />

kin<br />

pot<br />

d W<br />

=<br />

dt<br />

kin<br />

d W<br />

=<br />

dt<br />

pot<br />

d<br />

=<br />

=<br />

1 ( m v(<br />

t)²<br />

)<br />

d<br />

2<br />

dt<br />

(Definitionen analog Kinematik Geschwindigkeit)<br />

( m g x(<br />

t)<br />

)<br />

dt<br />

r r<br />

d(<br />

F⋅s<br />

)<br />

= =<br />

dt<br />

=<br />

m = const<br />

=<br />

m = const<br />

&r r<br />

F<br />

{<br />

⋅ s<br />

0 für F = const<br />

1<br />

m<br />

2<br />

dx<br />

m g<br />

dt<br />

dv²<br />

dt<br />

=<br />

r r<br />

+ F⋅<br />

v<br />

m v v&<br />

=<br />

= F x&<br />

=<br />

F v<br />

m a v<br />

=<br />

F v<br />

(MD - 13)


Wirkungsgrad<br />

Pnutz : nutzbare, benutzte Leistung<br />

η =<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 58<br />

P<br />

P<br />

nutz <<br />

gesamt<br />

1<br />

P nutz = P gesamt - P verlust<br />

z.B: Auto Vortrieb : Beschleunigungsarbeit<br />

Pgesamt : Summe aller Einzelleistungen<br />

z.B. Auto: Vortrieb + Wärme + Lichtmaschine + Lärm, ...<br />

d.h. alles was Reibung, Geräusche, … verursacht, mindert η !<br />

(MD - 14)<br />

Bsp.: Wieviel PS sind nötig, um Auto (m = 1,3 t) von 0 auf 100 in 10s zu beschleunigen ?<br />

PS ab<br />

Pm = ∆W kin /∆t = ½ mv²/ 9,2s = 55 kW ≈ 75 PS<br />

Prospekt VW GOLF FSI 150 PS : ∆t = 9,2s → η ≈ 0.5<br />

Wirkungsgradverminderung durch :<br />

- Reibung<br />

- Schaltzeiten<br />

- Leistungs - Drehzahl- Charakteristik : Motor gibt nur bei best. Drehzahl 115<br />

- ...


<strong>2.</strong>4.1.5 Impuls<br />

alltägliches Beispiel: Billard : 2 Kugeln aufeinander - Energieerhaltung<br />

Versuche : Stöße von Stahlkugeln, Tischtennisbällen, Holz-, Styroporkugel<br />

Einfachste Vorstellung :2 Kugeln prallen aufeinander<br />

Modellkörper : 2 Massepunkte<br />

Impuls [p] = kg m/s = Ns<br />

allgemein: Vektor p r<br />

JAVA Applett:<br />

- Elastischer und unelastischer Stoß<br />

r r<br />

r<br />

p = m v , p<br />

&r<br />

= F<br />

142<br />

43 12<br />

3<br />

Näherung m = const.<br />

- Newtons Wiege (Energie- und Impulserhaltung)<br />

allgemeiner<br />

Fall<br />

(MD - 15)<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 59


Einfachster Fall :<br />

2 harte Kugeln prallen aufeinander<br />

eine ist vor dem Stoß in Ruhe<br />

a) Kraftansatz ΣF = 0<br />

v = const. außer bei Zusammenprall<br />

d.h. keine Beschleunigung F t = 0<br />

→ F 1 + F 2 = 0 ( 1: vor, 2 nach Stoß)<br />

→<br />

p&<br />

∫<br />

d<br />

1<br />

( p + p )<br />

d<br />

→<br />

+ p&<br />

1<br />

dt<br />

( p + p )<br />

1<br />

p<br />

1<br />

2<br />

dp<br />

=<br />

dt<br />

2<br />

2<br />

+ p<br />

→ + p = c<br />

p1 2<br />

2<br />

=<br />

=<br />

1<br />

0<br />

∫<br />

dp<br />

+<br />

dt<br />

0<br />

= const.<br />

2<br />

dt<br />

= 0<br />

b) Energieansatz E ges = const<br />

E kin vor = E kin nach + E deformation (E deformation hier<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 60<br />

Null)<br />

Impulserhaltung pi<br />

const.<br />

= ∑ r<br />

Bsp.:<br />

Stein vom Surfbrett nach hinten ins Wasser werfen →<br />

Surfbrett bewegt sich vorwärts !<br />

pStein = pSurfbrett Wasserreibung gering, vernachlässigt<br />

i<br />

½ m 1v 1² + ½ m 2v 2² = ½ m 1v’ 1² + ½ m 2v’ 2²<br />

' : nach dem Stoß<br />

dEges mit = 0 (für m = const)<br />

dt<br />

→ m 1 v 1 + m 2 v 2 = m 1 v’ 1 + m 2 v’ 2<br />

→ + p = p'<br />

+ p'<br />

= c<br />

p1 2 1 2<br />

p Stein<br />

p Surfbrett<br />

(MD - 16)


allgemeine Impulsdefinition<br />

aus (MD - 15)<br />

1D, Vektoren ggf. ergänzen<br />

zeitlich veränderliche Masse: Massenstrom<br />

dp<br />

d(<br />

m v)<br />

F = = = m&<br />

v + mv&<br />

= m&<br />

{<br />

v + m<br />

{<br />

a<br />

d t dt<br />

Rakete Newton<br />

∆m<br />

dm<br />

=<br />

{<br />

∆ t<br />

{<br />

dt<br />

Durchschnitt<br />

akt.<br />

Momen tanwert<br />

= m&<br />

Anwendungen: - Verfahrenstechnik: 'konstante Zugabemenge pro Zeiteinheit'<br />

Treibstoffes<br />

m<br />

- Rakete : Masse verändert sich durch rasches Verbrennen des<br />

∆Q<br />

dQ<br />

Massenstrom vergleichbar mit elektrischem Strom : I = = = Q&<br />

∆ t dt<br />

(MD - 15')<br />

rein physikalisch gesehen gelten bei Transportvorgängen dieselben Gleichungen (s.o.), d.h.<br />

es ist 'egal', ob<br />

- Masse (<strong>Mechanik</strong>)<br />

- Ladung (ET)<br />

- Wärme (Kap. 3)<br />

- Wellenenergie (Kap. 5)<br />

transportiert wird. Man spricht in allen Fällen von einem Strom.<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 61<br />

t<br />

m<br />

t


Sonderfälle (einfachste Modellvorstellungen):<br />

Masse Relevante<br />

bleibt<br />

konstant<br />

ändert<br />

sich<br />

Größe<br />

Material-<br />

eigenschaften<br />

Vektor-<br />

eigenschaften<br />

* : ideale Grenzfälle<br />

Stoß Merkmal Fall für<br />

Elastisch*<br />

Unelastisch*<br />

Zentral<br />

Nicht zentral<br />

m = m(t)<br />

‘v’ wird<br />

weitergegeben<br />

Gemeinsames v<br />

p<br />

p r<br />

Rakete<br />

m 1 = m 2<br />

v 2 = 0<br />

v 1’ = 0<br />

v 2’ = v 1<br />

v 1’ = v 2’<br />

= v 1/2<br />

Bsp.<br />

Stahlkugeln, Billard,<br />

Reflexion an Wand<br />

kleben aneinander, Bsp.<br />

Kugel in Schwamm.<br />

E kin wird in Verformung<br />

umgewandelt → Wärme<br />

Massenpunkte auf<br />

Gerade,<br />

p ist hier ein Skalar<br />

Modellkörper: Starre bzw<br />

deformierbar Körper<br />

Billard, seitlicher Stoß,<br />

p ist hier ein Vektor<br />

p = dF/dt<br />

m ändert sich<br />

→ Rakete gibt Treibstoff<br />

ab, v nimmt zu<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 62


<strong>2.</strong>4.1.6 ‘Raketenphysik’ einer Modellrakete<br />

Kinematik / Kraft- / Energieansatz<br />

Näherung : - m = const., da wenig Treibstoff im Vergleich zur Gesamtmasse<br />

2 Antriebsphasen:<br />

- mit Gasausstoß<br />

- g = const., da niedrige Flughöhe<br />

- keine Reibung<br />

- ohne ‘’ , nach Brennschluß<br />

3 Flugphasen<br />

a) beschleunigte Bewegung<br />

b) Senkrechter Wurf nach oben<br />

c) Freier Fall nach unten<br />

b) und c) können zusammengefaßt werden, wenn<br />

Senkrechter Wurf mit Abwurfhöhe und -<br />

geschwindigkeit verwendet wird.<br />

Antrieb -slos<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 63<br />

h<br />

beschl.<br />

Bewegung<br />

a<br />

senkr.<br />

Wurf<br />

b<br />

freier Fall<br />

c<br />

t


a) Start :<br />

beschleunigt (Brenndauer 5s), a = const.; senkrechter, beschleunigter Wurf :<br />

F An - F G - F t = 0 mit FAn : Startschub<br />

FAn – mg – ma = 0<br />

FAn<br />

Startbeschleunigung : aS<br />

= − g<br />

m<br />

bei Brennschluß (t = 5 s)<br />

nach Brennschluß<br />

Geschwindigkeit : v Bs = a st<br />

Höhe : h Bs = 1 /2 a st²<br />

hier F an = 2N , m = 0,1kg → a s = 10 m/s²<br />

v Bs = 50 m/s, h Bs = 125m<br />

b) Senkrechter Wurf<br />

Max. Steighöhe: h max = h bs + h sw<br />

h<br />

sw<br />

2<br />

vbs<br />

= (z.B. aus Energiesatz h<br />

2g<br />

g 2 v = )<br />

= 125m<br />

h max = 250m<br />

nach Gipfelpunkt<br />

c) Freier Fall<br />

aus Energiesatz bzw. Kinematik :<br />

tatsächlich geringer, da Reibung<br />

vauftreff = 2 ghmax<br />

aber : Masse nicht konstant, also Impulsansatz<br />

m<br />

70<br />

s<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 64<br />


Impulsansatz<br />

dp<br />

d(<br />

m v)<br />

Grundlage aus (MD - 15’): ⎺F = = = m&<br />

v + m v&<br />

= m&<br />

v + ma<br />

⎺ (*)<br />

dt<br />

dt<br />

aus (*), falls keine äußere Kräfte F = 0 :<br />

0 = m&<br />

v +<br />

ma<br />

→ m(<br />

t)<br />

v&<br />

= − m&<br />

w<br />

dv dm<br />

m = − w | ⋅dt<br />

(DGL <strong>2.</strong> Sem.)<br />

dt dt<br />

1<br />

w<br />

1<br />

w<br />

v<br />

w<br />

dv<br />

∫<br />

=<br />

dv<br />

−<br />

=<br />

=<br />

−<br />

−<br />

1<br />

m<br />

∫<br />

ln ( m)<br />

dm<br />

1<br />

m<br />

+ C<br />

dm<br />

| ⋅<br />

∫<br />

v = w<br />

Gas<br />

Aus Anfangsbedingungen : t = 0 : v = 0 , m = m o (Startmasse)<br />

→ C = ln(m o)<br />

⎛ mo<br />

⎞<br />

→ v = w ln⎜<br />

⎟<br />

⎝ m ⎠<br />

bis hierher: parallel zur Erdoberfläche<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 65<br />

m(t)<br />

mit m = m(t) z.B. m(t) = mo - kt > mBS<br />

⎛ mo<br />

⎞<br />

bei Start nach oben : v = w ln⎜<br />

⎟ − g(<br />

h)<br />

t Achtung g = g(h) !<br />

⎝ m ⎠<br />

max. Höhe: v integrieren, schwierig<br />

x<br />

v Rakete


Modellrakete: w = 1000 m/s, m o = 0,1 kg, m BS = 0,08 kg, t = 5 s<br />

→ v BS = 173 m/s (50 m/s Kinematik)<br />

aus Formelsammlung : h BS = 550 m (125 m Kinematik)<br />

d. h. Faktor 2 - 3 ‚mehr’ bei lediglich 20% Differenz der Masse (100 g → 80 g)<br />

zwischen (falschem) Kinematikansatz im Vergleich zu Impulsansatz !<br />

⎛ mo<br />

⎞<br />

Reale Raketen v = w ln⎜<br />

⎟<br />

⎝ m ⎠<br />

w ≈ 3 km/s<br />

mo<br />

1-stufig : typisch: ≈ 6<br />

m<br />

aber:<br />

BS<br />

→ v end ≈ 2w<br />

→ v BS ≈ 6 km/s also schneller als Treibstoffausstoß !!<br />

Erreichen einer Erdumlaufbahn erfordert v min = 8 km/s . Dies ist mit 1-stufiger Rakete nicht<br />

möglich, da das Massenverhältnis aus konstruktiven Gründen und der Treibstoff nicht<br />

beliebig optimiert werden können. Dies erreicht man aber bei gleichen Parametern<br />

(Startmasse, Nutzlast, Treibstoff) mit einer dreistufigen Rakete:<br />

Geschwindigkeit nach Brennschluß der i–ten Stufe:<br />

⎟ ⎛ M<br />

⎞<br />

01 M02<br />

M0Z<br />

v B = we<br />

ln ⎜ ... .<br />

⎝MB<br />

1 MB2<br />

MBZ<br />

⎠<br />

M<br />

0<br />

Das Argument des Logarithmus heißt „totales Massenverhältnis“ :<br />

M<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 66<br />

B


Im folgenden Rechenbeispiel werde dieselbe Nutzlast bei denselben<br />

Massen von Rakete und Treibstoff beschleunigt; w = 2,7 km/s.<br />

Einstufenrakete<br />

Nutzlast MH = 0,04 t<br />

Rakete MR = 8,44 t<br />

Treibstoff Mt = 42,20 t<br />

Startmasse M0 = 50,68 t<br />

Brennschlußmasse MB = 8,48 t<br />

Brennschlußgeschwindigkeit<br />

v BS<br />

=<br />

2,<br />

7<br />

vBS = 4,8 km/s<br />

km ⎛ 50,<br />

68<br />

ln⎜<br />

s ⎝ 8,<br />

48<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

Dreistufenrakete<br />

Nutzlast MN = 0,04 t<br />

3. Stufe MR3 = 0,04 t ; MT3 = 0,20 t<br />

<strong>2.</strong> Stufe MR2 = 0,40 t ; MT2 = 2,00 t<br />

1. Stufe MR1 = 8,00 t ; MT1 = 40,00 t<br />

ΣMR = 8,44 t ; ΣMT = 42,20 t<br />

→ Startmasse M0 = 50,68 t<br />

1. Stufe<br />

Masse bei Zündung M01 = 50,68 t<br />

Brennschlußmasse MB1 = 10,68 t<br />

∆v1 = 4,21 km/s<br />

<strong>2.</strong> Stufe<br />

Masse bei Zündung M02 = 2,68 t<br />

Brennschlußmasse MB2 = 0,68 t<br />

∆v2 = 3,71 km/s<br />

3. Stufe<br />

Masse bei Zündung M03 = 0,28 t<br />

Brennschlußmasse MB3 = 0,08 t<br />

∆v3 = 3,39 km/s<br />

Brennschlußgeschwindigkeit der 3. Stufe<br />

vBS = ∆v1 + ∆v2 + ∆v3<br />

vBS= 11,31 km/s<br />

Dies bedeutet: Mit einer einstufigen Rakete kann man keine Kreisbahn um die Erde<br />

erreichen, da die erste kosmische Geschwindigkeit (für eine Kreisbahn an der luftleer<br />

gedachten Erdoberfläche) bereits 7,9 km/s beträgt. Für das Verlassen des Erdschwerefeldes<br />

sind bereits 11,8 km/s nötig, die kosmische Geshwindigkeit der Erde<br />

(„Fluchtgeschwindigkeit“).<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 67


Raketenstart und Flugstabilisierung<br />

Schwierigkeit beim Start : v o = 0 : instabil, da keine Ruderwirkung, Triebwerke schwenken !<br />

besser bei Sylvesterraketen, da SWP unter Antriebsangriffspunkt<br />

SWP<br />

Kraft<br />

Kraft<br />

SWP<br />

SWP oberhalb Unterstützung : labil Stabil, da SWP unterhalb Kraftangriff<br />

Seilrolle<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 68<br />

Kraft<br />

SWP<br />

Kraft<br />

SWP<br />

analog Seiltänzer mit Stange bzw. Motorradartist<br />

Seil :<br />

'Auflagekraft'<br />

Weltraumraketen: komplexe Schubvektorsteuerung ( Triebwerk dreht sich – Vektorcharakter<br />

des Impulses ) erfordert schnelle Winkelmeß und Regelstrecken.<br />

SWP


<strong>2.</strong>4.2 Rotation<br />

Modellkörper: Starrer Körper<br />

Versuch Fliehkraft<br />

Versuch: Fliehkraftregler<br />

Kugeln<br />

<strong>2.</strong>4.<strong>2.</strong>1. Zentripetalkraft<br />

Bsp:<br />

Anpressdruck Karusell merkt Ausenstehender nicht ,<br />

daher Typ 'Trägheitskraft, Scheinkraft'<br />

Fr : ‘rückhaltende’ Kraft , Zentripetalkraft Fzp<br />

Praxis: meist nur Betrag interessant<br />

Zentrifugalkraft Fzf ist die Kraft, die ein mitrotierender<br />

Beobachter spürt (Fliehkraft)<br />

Zentripetalkraft Fzp<br />

Zentrifugalkraft Fzf<br />

Bem.: Fzp ~ ω²<br />

r<br />

Erreichen in diesem Versuch unterschiedlich schwere<br />

bei gleicher Umdrehungsgeschwindigkeit dieselbe Höhe ?<br />

r r<br />

F = F<br />

zp<br />

r<br />

= m a =<br />

Zentrifugalkraft<br />

Zentripetalkraft<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 69<br />

r<br />

m v<br />

r<br />

2<br />

=<br />

v = r ω<br />

r<br />

m ω²<br />

r =<br />

D<br />

r<br />

− F<br />

Zf<br />

r<br />

(MD - 17)


<strong>2.</strong>4.<strong>2.</strong>2 Dynamisches Grundgesetz<br />

Modellkörper: starrer Körper<br />

Translation Kraft F → M Drehmoment Rotation :<br />

Drehmoment<br />

r<br />

M<br />

g<br />

r r r<br />

= M i = r i × Fi<br />

∑<br />

∑<br />

Herleitung eindimensional<br />

1D : F = m a | r<br />

r F = r m a | a = rα (Winkelbeschleunigung)<br />

→ M = (mr²) α = J α<br />

J : Massenträgheitsmoment,<br />

aus Tabellen bzw. experimentelle Bestimmung<br />

bei zusammengesetzten Körpern : M = ∑ M = ∑J α<br />

Dynamisches Grundgesetz<br />

r<br />

ges<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 70<br />

r<br />

i<br />

i<br />

r<br />

m1<br />

r1<br />

D<br />

r2<br />

m2<br />

D r m<br />

r<br />

[J] = kgm²<br />

r<br />

M = J α<br />

(MD - 18)<br />

r r<br />

Vergleich Translation : F = m a<br />

d’Alembertes Prinzip der Rotation Σ M = 0 (MD - 19)<br />

Vergleich Translation : Σ F = 0


Massenträgheitsmoment<br />

hier: Schwerpunkt auf Drehachse, sonst Unwucht, z.B. Autoreifen<br />

Messung des Trägheitsmomentes durch Drehschwingungen → Kapitel Schwingungen<br />

Stabile Drehung um Hauptträgheitsachsen ∑ ∫ ρ =<br />

2<br />

J m r<br />

ra<br />

x<br />

x<br />

r<br />

i<br />

x b<br />

z<br />

z<br />

z<br />

r<br />

l<br />

l<br />

y<br />

h<br />

y<br />

y<br />

Kugel<br />

= i i<br />

i Vol<br />

massiv<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 71<br />

r<br />

x<br />

y<br />

r<br />

z<br />

2<br />

J = J = J =<br />

dünne Schale<br />

Vollzylinder<br />

1<br />

2<br />

x<br />

dV<br />

y<br />

2<br />

m<br />

5<br />

r<br />

z<br />

2<br />

J = J = J =<br />

1<br />

4<br />

2<br />

3<br />

m r<br />

1<br />

12<br />

2<br />

2<br />

2<br />

J x = m r J y = Jz<br />

= mr<br />

+ m l<br />

dünner Stab (l >> r)<br />

1<br />

2<br />

1<br />

12<br />

2<br />

2<br />

J x = m r J y = Jz<br />

= m l<br />

dünner Scheibe (l


Drehpunkt außerhalb Schwerpunkt<br />

Bsp: Kugel an Seil – Pendel<br />

Satz von Steiner<br />

D<br />

d : Abstand A - SWP<br />

d<br />

m<br />

Starrer Körper<br />

SWP<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 72<br />

m<br />

d<br />

D<br />

Ja = JSWP + m d²<br />

Bsp.: MP an gewichtsloser Stange Ja = m d² da JSWP = 0 (s.o.)<br />

<strong>2.</strong>4.<strong>2.</strong>3 Arbeit und Energie bei Rotation<br />

Versuch: JoJo - Maxwellsches Rad<br />

- fallen lassen mit abgewickelter Schnur : Fall schnell, bleibt unten<br />

- fallen lassen mit aufgewickelter Schnur : Fall langsamer, kommt wieder hoch<br />

Untersuchung : Ekin JoJo < Ekin Kugel (da v geringer)<br />

Wo steckt Energiedifferenz ? Offenbar in der Rotation !<br />

Epot → Ekin + Erot → Energiespeicher Rotation<br />

Anwendung : Schwungrad Golf ECO (ca. 1985) beim Bremsen (warum gibt’s das nicht<br />

mehr?)<br />

Arbeit<br />

Energieerhaltung<br />

Rotationsenergie<br />

Leistung<br />

(vgl. Translation)<br />

Wrot = ∫Mdϕ<br />

E kin + E pot + E rot = const.<br />

E rot = 1/2 J ω²<br />

r r<br />

P = M⋅ω<br />

(MD - 20)<br />

(MD - 21)


<strong>2.</strong>4.<strong>2.</strong>4 ‘Hookesches’ Gesetz bei Rotation : Torsionsfeder<br />

Drehmoment<br />

Arbeit<br />

M<br />

R<br />

F<br />

Hier nur Beträge, Vektoren ggf. ergänzen<br />

Kreisförmiger Querschnitt , ϕ klein<br />

Verdrillung klein Halten bei Antriebsachsen, Schrauben etc.<br />

Drehmoment M ∼ ϕ (Translation F ∼ x)<br />

bzw. F ∼ ϕ ( M = r x F)<br />

bezogen auf Materialstärke : M ∼ ϕ R 4<br />

R 4 bringt "viel Steifigkeit" : - R = 1 cm → M ∼ 1 4 = 1<br />

Mtor = ± D ϕ<br />

Wtor = ∫ Mdϕ = ½ D ϕ² D ≠ D(ϕ)<br />

Vergleich Translation : FFeder = ± D x ; WFeder = ∫ Fdx = ½ D x² D ≠ D(x)<br />

<strong>2.</strong>4.<strong>2.</strong>5 Impuls bei Rotation : Drehimpuls<br />

Drehimpuls [L] = kg m² /s<br />

Drehmoment - Drehimpuls<br />

Drehimpulserhaltung<br />

Bsp. Drehimpulserhaltung :<br />

r r r r<br />

L = J ω = r × p<br />

r &r<br />

M = L =<br />

v<br />

∑ L = const.<br />

- R = 1,2 cm → M ∼ 1,2 4 = 2<br />

(MD - 22)<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 73<br />

J&<br />

r<br />

{<br />

ω<br />

0,<br />

falls J=<br />

const.<br />

r<br />

+ Jα<br />

- Einfangen eines rotierenden Satelliten ‚schwierig’, da Impulsübertrag auf Raumschiff<br />

- Kreiselstabilisierung, Richtung von L ist raumfest, Anwendung: Kreiselkompass<br />

(MD - 23)


<strong>2.</strong>4.<strong>2.</strong>6 Transformation Translation - Rotation und Gegenüberstellung<br />

hiermit erhält man aus der Translation die Formeln der Rotation durch<br />

„Buchstabentauschen“:<br />

s → ϕ v → ω a → α m → J F → M p → L<br />

(skalar, Vektoren ggf. ergänzen)<br />

Translation Variable/Formel Rotation Variable/Formel<br />

Weg s Winkel ϕ = s / r<br />

Geschwindigkeit v Winkelgeschwindigkeit ω<br />

Beschleunigung a Winkelbeschleunigung α<br />

Masse m Massenträgheitsmoment J = Σ mr²<br />

Kraft F = ma Drehmoment M = Jα<br />

Kraftansatz ΣF = 0 Drehmomentansatz ΣM = 0<br />

Impuls p = mv ; p & = F Drehimpuls L = Jω ; L & = M<br />

Impulserhaltung Σp = const. Drehimpulserhaltung ΣL = const.<br />

Arbeit W = ∫ Fds Arbeit W = ∫ Mdϕ<br />

Energie E kin = 1 /2 mv² Energie E kin rot = 1 /2 Jω²<br />

Leistung P = F v Leistung P = M ω<br />

entsprechend verhalten sich alle weiteren Definitionen etc.<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 74


3. Schwingungen<br />

Kinematik + Dynamik : beliebige Bewegungen (Translation, Rotation, krummlinig)<br />

mechanische Schwingungen: periodische Bewegung<br />

periodisch = sich wiederholend<br />

Bsp: Pendel, Feder<br />

Freier Fall ist keine Schwingung da nicht periodisch.<br />

Schwingungen treten überall, nicht nur in der Technik auf:<br />

- Autofederung<br />

- Schwingungen von Maschinen z.B. Unwucht<br />

- EM - Schwingungen → Funkwellen<br />

- Schwingungen bei Regelvorgängen<br />

- Gezeiten<br />

- Schwingungen von Gebäuden, Bauwerken, ...<br />

- . . .<br />

- Wirtschaft (Zinsen, Aktien, ...)<br />

Zinssatz / %<br />

12<br />

11<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

Hypotheken-Zinssatz<br />

3<br />

1960 1964 1968 1972 1976 1980 1984 1988 1992 1996 2000 2004<br />

Fragen: - Warum haben die (Zinssatz-) ‚Schwingungen’ ca. 2000 aufgehört ?<br />

Jahr<br />

- Warum ist der Zinssatz 2005 auf historischem Tiefstand ?<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 75<br />

A<br />

t


3.1 Einführendes Beispiel: Mathematisches Pendel<br />

Vorkenntnisse : - Kräftezerlegung<br />

- Bewegung von Massepunkten<br />

- Newtonsche Gesetz<br />

- trigonometrische Funktionen<br />

Ziel : Grundlagen von harmonisch schwingenden Systemen<br />

Physikalische Beschreibung der beobachteten Schwingungen idealisiert durch Modellkörper:<br />

Mathematisches Pendel<br />

Pendel mit punktförmiger Masse und masseloser Stange im Gravitationsfeld<br />

Fadenpendel (Gewicht an dünnen Faden) als reales Beispiel für Mathematisches Pendel :<br />

Beobachtung: - periodische Bewegung um Ruhelage<br />

- Auslenkwinkel ändert sich<br />

- Ursache der Schwingung ist die Schwerkraft, da<br />

keine anderen Kräfte von außen wirken<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 76


Mathematisches Pendel<br />

mit relevanten Kräften und Definitionen<br />

JAVA Applett: Fadenpendel<br />

Eigenschaften des Pendels<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 77<br />

γ<br />

s<br />

F RK<br />

l<br />

γ<br />

m<br />

γ<br />

F = m g<br />

G<br />

- oben beweglich aufgehängt - senkrecht nach unten Ruhelage<br />

- beliebige Auslenkung aber konstante Pendellänge l<br />

- punktförmige Masse m<br />

- Winkel γ aus Ruhelage<br />

- Massepunkt bewegt Kreisbahn mit Radius l<br />

- Weg aus Ruhelage : s = Bogenlänge<br />

- auf Massepunkt wirkt als einzige Kraft die Gewichtskraft FG = m g<br />

Vorgehen zur Bewegungsgleichung<br />

Kraft FRK<br />

- Zerlegen der Gewichtskraft in 2 Teile<br />

- ein Teil in Fadenrichtung, wird von der Stange aufgenommen<br />

- <strong>2.</strong> Teil ist tangential zur Bahn wirkt als rückstellende bzw. beschleunigende<br />

in Richtung Ruhelage und ist für die Schwingung verantwortlich<br />

- Winkel der Kraftzerlegung in Dreiecken entsprechen dem Auslenkungswinkel γ<br />

F t


Kraftansatz d'Alembertsches Prinzip : Σ F = 0<br />

1) Fb - Ft = 0<br />

2) beschleunigende = rückstellende Kraft aus Gewichtskraft und Auslenkwinkel<br />

Rückstellende Kraft<br />

Trägheitskraft = m&s<br />

&<br />

Fb = FRK = m g sin γ<br />

(Beschleunigung = <strong>2.</strong> Zeitableitung des Weges)<br />

Weg s entspricht Bogenlänge = Pendellänge * Auslenkwinkel<br />

F t<br />

s = - l γ → &s & = − l&γ<br />

&<br />

Minuszeichen : entgegengesetzten Zählrichtungen von Kraft und Winkel<br />

l konstant, zeitliche Änderung nur Winkel<br />

Trägheitskraft<br />

in Abhängigkeit vom Auslenkwinkel<br />

3) einsetzen (m fällt heraus)<br />

Bewegungsgleichung<br />

= − ml<br />

&γ<br />

&<br />

(SW - 1)<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 78<br />

F t<br />

l & γ& + g sinγ<br />

= 0<br />

(SW - 2)<br />

(SW - 3)<br />

gesucht : γ(t) ? , das ist eine Differentialgleichung (Mathe II) für den Auslenkwinkel


Lösung von (SW - 3) wegen gleichzeitigen Auftretens von ϕ und sinϕ kompliziert<br />

für kleine Schwingungsamplituden entspricht der Sinus γ ungefähr γ (im Bogenmaß)<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

y<br />

Vergleich: y = sin(x) zu y = x<br />

10°<br />

y = x<br />

y = sin(x)<br />

0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6<br />

x /rad<br />

bis 10° : Gerade und Sinusfunktion praktisch gleich<br />

kleine Auslenkung sin γ ≈ γ [γ] = rad<br />

→ rückstellende Kraft ist proportional zum Auslenkwinkel FRK ∼ γ<br />

Ersetzen in Differentialgleichung (SW – 3) von sinγ durch γ , ergibt<br />

Harmonische Schwingungsgleichung<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 79<br />

& γ&<br />

+<br />

g<br />

l<br />

γ = 0<br />

Lösung beschreibt zeitliche Bewegung des mathematischen Pendels bei kleinen<br />

Auslenkungen<br />

(SW - 4)


Als Lösung gesucht :<br />

periodische Funktion, deren <strong>2.</strong> Ableitung proportional zu der Funktion ist : f ~ f &<br />

Idee: Sinus bzw. Cosinus - Funktion<br />

Experimente<br />

• Pendel, aus dem Sand auf eine Folie herausrieselt. Bewegt man die Folie, zeigt sich der<br />

zeitliche Verlauf und der Abstand von der Ruhelage proportional zum Auslenkwinkel →<br />

Sinusfunktion<br />

• Messung des Auslenkwinkel mit Winkelsensor (Beschleinigungsmesser) zeigt ebenfalls<br />

einen sinusförmigen Verlauf<br />

Betrachtet man den Beginn des Experiments (Loslassen mit einem gewissen Anfangswinkel)<br />

kann die periodische Funktion nicht ein Sinus (ohne Phase) sein, da sin(0) = 0 !<br />

also Cosinus, da cos(0) = 1<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 80


Lösungsansatz<br />

für zeitabhängige Winkeländerung γ (t)<br />

mit - γo : Anfangsauslenkung<br />

γ(t) = γo cos(ωot)<br />

- ωo : ungedämpfte Kreisfrequenz (ideal, keine Reibung etc.)<br />

Schwingungsdauer<br />

T =<br />

1 2π<br />

ω0<br />

= ; f =<br />

f ω 2π<br />

Beweis durch Einsetzen in Harmonische Schwingungsgleichung:<br />

zuerst ableiten<br />

Geschwindigkeit<br />

ändert periodisch<br />

Beschleunigung<br />

0<br />

γ&<br />

a = & γ&<br />

= −<br />

o sin( ωo<br />

(SW - 5)<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 81<br />

ω<br />

= −<br />

o<br />

ω<br />

γ<br />

2<br />

o<br />

t)<br />

γocos(<br />

ωot)<br />

= − ω<br />

142<br />

43<br />

γ<br />

2<br />

o<br />

γ<br />

(SW - 6)<br />

(SW - 6')<br />

Mechanische Schwingungen sind ungleichmäßig beschleunigte Bewegungen !<br />

2 g<br />

Einsetzen in (SW - 4) − ωo<br />

γ + γ = 0 →<br />

l<br />

Eigenfrequenz ωo<br />

der Mathematischen Pendels<br />

2 g<br />

0<br />

l<br />

= ω<br />

ω o =<br />

g<br />

l<br />

(SW - 7)


Physikalisch interessanter als Kreisfrequenz bei Pendeln ist die Schwingungsdauer, da<br />

meßbar<br />

γ<br />

ω T = 2 π<br />

T<br />

Schwingungen artverwandt mit Rotation :<br />

- Eine Periode entspricht 2 π, hier ω * T Periodendauer ≡ Schwingungsdauer T<br />

- Versuch: Fadenpendel schwingen und kreisen lassen - kein Unterschied<br />

aus SW - 7 folgt damit<br />

Schwingungsdauer<br />

des Mathematischen Pendels bei<br />

kleinen Auslenkungen<br />

Schwingungsdauer<br />

= 2 π<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 82<br />

T MP<br />

- proportional zur Wurzel aus Pendellänge<br />

- unabhängig von Masse und Amplitude<br />

Achtung: kleine Amplitude war Ansatz zum Finden der Lösung !!<br />

Versuch : Messung Pendellänge 1m / Wurzel aus 1/10 = 0,3 mal 6 = 2s<br />

Folgerung: Harmonische Schwingungen können durch eine Cosinusfunktion mit einer<br />

bestimmten Frequenz beschrieben werden.<br />

t<br />

l<br />

g<br />

γ<br />

(SW - 8)


Zusammenfassung<br />

Mathematisches Pendel mit Anfangsauslenkung (aus Kraftansatz):<br />

& γ&<br />

+<br />

g<br />

l<br />

γ = 0<br />

2 g<br />

0<br />

l<br />

=<br />

2π<br />

ω ; T<br />

ω<br />

Merkmale idealer harmonischer Schwingungen<br />

2<br />

- Gleichung & x&<br />

+ ω x = 0<br />

o<br />

= Lösung: γ = γ ( ω t)<br />

- Schwingungsdauer und Frequenz unabhängig von Amplitude<br />

0<br />

0 cos o<br />

- Rückstellende (= beschleunigende ) Kraft proportional Amplitude (<strong>Mechanik</strong>) FRk ~ x<br />

- ωo beschreibt die ‚Eigenschaften’ des schwingungsfähigen Systemes<br />

- ωo ist die ungedämpfte Eigenfrequenz des Systems<br />

Andere schwingende Systeme (Federpendel, elektrische Schwingkreise, etc.) werden<br />

ebenfalls mit dieser Gleichung beschrieben (ggf. mit anderen Variablen). Mittels<br />

Koeffizientenvergleich erhält man sofort Frequenz und Schwingungsdauer<br />

reale Systeme: Reibung, äußere, nichtlineare, ... Kräfte berücksichtigen (s.u.)<br />

Energieansatz, komplexer Lösungsansatz, Reibung etc. s.u.<br />

Hinweis: Lösungsmethoden kein Prüfungsstoff, nur Ergebnisse;<br />

mathematisches Lösungsverfahren Mathe DGL <strong>2.</strong> Sem.<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 83


3.2 Übersicht<br />

allgemein: periodische Zustandsänderungen (Energieverschiebungen)<br />

Bsp. Pendel: Epot → Ekin → Epot (trotzdem Kraftansatz verwenden !)<br />

Gemeinsamkeit: rückstellende Komponente<br />

Anzahl der Komponenten Form Ausbreitung Bsp<br />

wenige Schwingung ortsfest Pendel<br />

1 Körper Eigenschwingung ωo im Körper Stimmgabel<br />

viele Wellen Fortpflanzung Schallwelle<br />

Schwingungsart harmonisch Anharmonisch<br />

Mathematische Beschreibung 1 Sinus bzw. Cosinus beliebig<br />

Bsp: Pendel,<br />

LC - Schwingkreis<br />

Schwingungsart ungedämpft gedämpft<br />

Rechteck, Ebbe, Flut<br />

Pulsschlag, EKG<br />

Annahmen ideal mit Verlusten, z.B. Reibung<br />

Bsp Math. Pendel Luftwiderstand, Federpendel<br />

Schwingungsart frei erzwungen<br />

Merkmal - System bleibt sich selbst überlassen<br />

- abklingende Amplitude<br />

- äußere Energiezufuhr<br />

- Resonanz<br />

Bez.: Oszillator Resonator<br />

Schwingungsüberlagerung<br />

Addition von Schwingungen 1D oder vektoriell<br />

Frequenz Richtung parallel senkrecht<br />

Gleich Verstärkung / Auslöschung Lissajous<br />

Verschieden Schwebung<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 84


3.3 Ungedämpfte Harmonische Schwingungen<br />

3.3.1 Physikalisches Pendel<br />

wie 4.1: Kraftansatz, da Rotation mit Drehmomentansatz Σ M = 0 → MRK - MT = 0<br />

Mathematisches Pendel<br />

D<br />

γ<br />

F RK<br />

r<br />

γ<br />

SWP<br />

F G<br />

Physikalisches Pendel<br />

Def.: Starrer Körper mit Drehpunkt und Schwerpunkt<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 85<br />

D<br />

γ<br />

r<br />

SWP<br />

Mathematisches Pendel (mit Drehmomentansatz ΣM = 0, da quasi Rotation, s. o. ):<br />

- Drehmoment = J &γ<br />

&<br />

M T<br />

- = r × F = −r<br />

mgsin<br />

γ<br />

M RK<br />

- Satz von Steiner: JA = Js + mr² (MD - 16)<br />

- Aufhängepunkt – Schwerpunkt = r<br />

Die Formeln gelten ebenso für Starren Körper, da Masse im Schwerpunkt ‘wirkt’


dann analog zu (SW 1-4) :<br />

J<br />

A<br />

&γ<br />

& + r m g γ = 0<br />

r m g<br />

→ &γ<br />

& +<br />

Ja<br />

12<br />

3<br />

Eigenfrequenz des Physikalischen Pendels<br />

bei kleinen Auslenkungen<br />

2<br />

ωo<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 86<br />

γ =<br />

0<br />

vgl.<br />

&γ<br />

& + ω<br />

2<br />

o<br />

2<br />

o<br />

γ<br />

=<br />

r mg<br />

= =<br />

J<br />

Kontrolle für Mathematisches Pendel und Vergleich mit (SW – 7):<br />

Massepunkt: Js = 0 →<br />

g<br />

ω o = √<br />

r<br />

ω<br />

A<br />

0<br />

r mg<br />

J + mr²<br />

Technische Bedeutung: Experimentelle Bestimmung von Trägheitsmomenten<br />

s<br />

(SW - 9)


3.3.2 Beschreibung des Mathematischen Pendels mit<br />

Energieansatz<br />

Ekin + Epot = const ; aus Anfangsbed. v oder h<br />

→ 1/2 mv² + mgh = const.<br />

mit - h = l(<br />

1−cos<br />

γ)<br />

Vorteile:<br />

→<br />

- γ klein: cosγ ≈ 1 – 1/2 γ² → h ≈ l γ² / 2<br />

- s = l γ und v = l γ&<br />

- Vorzeichen von v „uninteressant“, da v 2<br />

- Ansatz einfacher<br />

Schwingungsgleichung<br />

des Mathematischen Pendels bei kleinen<br />

Auslenkungen aus Energiesatz<br />

Einsetzen der Lösung aus Kraftansatz: s = so cos(wot)<br />

ωo² so² sin²(ωot) + g/l so² cos²(ωot) = const<br />

mit ωo² = g/l<br />

nur E pot<br />

v = 0<br />

g<br />

s & ² + s²<br />

= const<br />

l<br />

g/l so²[sin²(ωot) + cos²(ωot)] = g/l so² = const., da sin² + cos² = 1 √<br />

g<br />

Vgl. Kraftansatz: & x & + x = 0 mit (SW-10)<br />

l<br />

aus (SW – 10) →<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 87<br />

γ<br />

v = vmax<br />

nur Ekin<br />

g<br />

d<br />

g<br />

g<br />

s & ² + s²<br />

= const → 2 s&<br />

&s<br />

& + 2 ss&<br />

= 0 → & s & + s = 0<br />

l<br />

dt<br />

l<br />

l<br />

Energieansatz - auch möglich, aber komplizierter in Lösung etc.<br />

- nicht üblich<br />

- inkompatibel mit LC-Schwingkreis<br />

l<br />

h<br />

E kin+ E pot<br />

(SW - 10)


3.3.3 Korrekte Lösung der Harmonischen Schwingungsgleichung<br />

Problem bei Anfangsbedingungen (t = 0)<br />

- Auslenkung (Lageenergie) oder Geschwindigkeit (kin. Energie)<br />

- Auslenkung (Lageenergie) + Geschwindigkeit (kin. Energie)<br />

Allgemeine Harmonische<br />

Schwingungsgleichung<br />

Lösungsansatz : x(t) = c1 cos(ωot+ϕ) + c2 sin(ωot+ϕ)<br />

2<br />

x o x 0 = ω + &<br />

c1, c2 Konstanten aus den Anfangsbedingungen<br />

Allgemeine Lösung der Allgemeinen Harmonische Schwingungsgleichung<br />

Bew.)<br />

v<br />

( t)<br />

= xo<br />

cos o<br />

t<br />

ω<br />

o<br />

( ω t + ϕ)<br />

+ sin(<br />

ω + ϕ)<br />

x o<br />

o<br />

Mit - xo : Anfangsamplitude<br />

- vo : Anfangsgeschwindigkeit<br />

- ωo : Eigenfrequenz<br />

- ϕ : Phase<br />

- Geschwindigkeit v ~ x&<br />

2<br />

- Beschleunigung a~<br />

v&<br />

~ &x<br />

& = − ω x (ungleichm. beschleunigte<br />

In (SW - 12) setzt man die Anfangsbedingungen ein :<br />

- nur Anfangsauslenkung : vo = 0<br />

- nur Anfangsgeschwindigkeit : xo = 0<br />

- gemischt : vo und xo ≠ 0<br />

(SW - 11)<br />

(SW - 12)<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 88<br />

o


3.3.4 Komplexe Lösung der Harmonischen<br />

Schwingungsgleichung<br />

eleganterer Lösungsansatz im Hinblick auf gedämpfte und erzwungene Schwingungen:<br />

2<br />

Harmonische Schwingungsgleichung x x 0 ω + &<br />

komplexer Lösungsansatz<br />

o =<br />

x = x<br />

jω o t<br />

jω<br />

o t<br />

Ableitungen = ( e ) = jω<br />

e = jω<br />

x<br />

- so geht’s am schnellsten und einfachsten !<br />

&<br />

d<br />

dt<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 89<br />

o<br />

e<br />

jωo<br />

t<br />

x o<br />

o<br />

jωo t 2 jωo<br />

t 2<br />

( e ) = − ω e = − ω x<br />

d²<br />

& x&<br />

=<br />

o<br />

o √<br />

dt²<br />

jω o t<br />

- es werden alle Fälle aus (SW - 12) erfaßt, da = cos(<br />

ω t)<br />

+ jsin(<br />

ω t)<br />

e o<br />

o


3.3.5 Beispiele Harmonischer Schwingungen<br />

3.3.5.1 Federpendel<br />

Feder anfänglich gedehnt<br />

Kraftansatz: Σ F = 0<br />

1) Fb - Ft = 0 → FRK - Ft = 0<br />

2) Hooke: FRK = - D x = FF da in -x - Richtung<br />

3)<br />

F t<br />

= m&x<br />

&<br />

D<br />

& x&<br />

+ x=<br />

0<br />

{ m<br />

ω<br />

2<br />

o<br />

Feder anfänglich gestaucht<br />

2) Hooke: FRK = + D x = FF da negatives x<br />

F t<br />

= − m&x<br />

& , da in -x - Richtung<br />

Rest identisch<br />

Probe: - m → ∞ : a → 0 √<br />

- D → 0 : a → 0 √<br />

JAVA Applett: Federpendel<br />

gilt auch für senkrechte Pendel<br />

F = F<br />

FF RK<br />

Ruhelage<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 90<br />

F t<br />

Ruhelage<br />

0<br />

0<br />

F t<br />

x<br />

F = F<br />

FF RK<br />

x


3.3.5.2 Torsionspendel<br />

hier gilt nicht v = ω r ,da & γ& nicht konstant<br />

Hier: ωo = γ&<br />

Herleitung siehe Übungsaufgabe<br />

mit : MRK = - D γ und MT = J & γ& folgt :<br />

D<br />

& γ&<br />

+ γ = 0<br />

{ J<br />

ω<br />

2<br />

0<br />

3.3.5.3 LC – Schwingkreis<br />

siehe E- Technik<br />

& 1<br />

I&<br />

+ I = 0<br />

{ LC<br />

ω<br />

2<br />

0<br />

UC ebenfalls periodisch !<br />

JAVA Applett: Elektromagnetischer Schwingkreis<br />

3.3.5.4 Flüssigkeit in U-Rohr<br />

siehe Übungsaufgabe<br />

d' Alembert: FRK = - mbeschl g = Fb ( '-', da nach unten)<br />

FT = mges & z&<br />

Flüssigkeit: mFL = ρ A h<br />

mges = ρ A l , l : Gesamtlänge<br />

mbesch = 2 ρ A z (2, da über- & unterhalb z = 0)<br />

g<br />

→ & z&<br />

+ 2 z = 0 Vgl. Mathematisches Pendel<br />

{ l<br />

ω<br />

2<br />

o<br />

2<br />

o = ω<br />

U C<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 91<br />

g<br />

l<br />

J<br />

m beschl<br />

D<br />

γ<br />

Ruhelage<br />

C<br />

I<br />

m ges<br />

F t<br />

F RK<br />

L<br />

z<br />

0


3.3.6 Zusammenfassung <strong>Mechanik</strong> harmonische Schwingungen<br />

(nur Beträge) Translation Rotation<br />

Ansatz<br />

Variable<br />

Rücktreibende Komponente<br />

Trägheitskomponente<br />

Eigenfrequenz<br />

Σ F = 0<br />

Weg x<br />

FRK = cT x<br />

FT = m & x&<br />

2<br />

o = ω<br />

Σ M = 0<br />

Winkel γ<br />

MRK = cR γ<br />

MT = J & γ&<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 92<br />

cT m<br />

Bem.: - Rücktreibende Komponente ∼ Auslenkung<br />

- Frequenz unabhängig von Amplitude<br />

3.4 Gedämpfte Harmonische Schwingungen<br />

2<br />

o = ω<br />

Einfluß von Reibung oder anderen Verlusten: Verringerung der Amplitude mit der Zeit<br />

Reibungsphänomene siehe Dynamik<br />

Reibungsarten FR FR proportional Amplitude<br />

Gleitreibung Normalkraft lineare Abnahme, nicht geschlossen lösbar<br />

viskos v = &x = γ&<br />

typ. exponentielle Abnahme (*)<br />

Newton<br />

2<br />

v Abnahme, DGL schwer lösbar<br />

(*): viskose Reibung entspricht einem Ohmschen Widerstand in ET !<br />

cR J


Bsp: Viskose Reibung<br />

z.B. Luftdämpfung eines Pendels bzw. R in LC-Schwingkreis, d.h. ~ x&<br />

= ˆ v<br />

d'Alembertscher Ansatz<br />

ΣF = 0<br />

Reibungskraft, siehe Tabelle<br />

Mechanisches System :<br />

b<br />

& x&<br />

+ x&<br />

+ ω<br />

{ m<br />

2δ<br />

2<br />

0<br />

x = 0<br />

mit - b : Reibungskonstante<br />

- m : Masse<br />

Vereinfachung der Lösung mit Abklingkoeffizient :<br />

2<br />

→ & x&<br />

+ 2δ<br />

x&<br />

+ ω x = 0<br />

Lösung der DGL (Mathe II, hier nur zur Info)<br />

Ansatz: x(t) = xo e λt<br />

0<br />

Ft + FR + FRK = 0<br />

b<br />

δ =<br />

2m<br />

einsetzen: λ² + 2 δ λ + ωo² = 0 "charakteristisches Polynom"<br />

Lösung der Quadratischen Gleichung: λ² + 2 δ λ + ωo² = 0<br />

2<br />

λ 1/<br />

2 = δ ± j ωo<br />

− δ²<br />

(*)<br />

4243<br />

1<br />

ωD<br />

< ωo<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 93<br />

F R<br />

(SW - 13)<br />

Folge: Frequenz einer gedämpften Schwingung ist kleiner als die der Ungedämpften !<br />

Kontrolle: keine Dämpfung b = 0 ; λ = j ωo √ (siehe Ansatz)


3 Fälle aus (*) Bed: Schwingung Bem.<br />

Schwingfall ωo > δ ja Wurzel positiv<br />

Kriechfall ωo < δ nein Wurzel komplex<br />

Aperiodischer Grenzfall ωo = δ nein Wurzel Null<br />

Amplitude<br />

Schwingung mit Reibung: Dämpfung<br />

Schwache Dämpfung<br />

Kriechfall<br />

Aperiodischer Grenzfall<br />

Einhüllende bei schwacher Dämpfung (Abklingen)<br />

Schwingfall - gedämpfte Schwingfrequenz kleiner als Eigenfrequenz<br />

(nur Dämpfungsanteil)<br />

−δt<br />

jωDt<br />

- exp. Abnahme (Einhüllende) der Amplitude : x(<br />

t)<br />

= xo⋅<br />

e{<br />

⋅ e{<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 94<br />

ω<br />

D<br />

=<br />

exp.<br />

Abnahme<br />

t<br />

- Wann ist Schwingung (Amplitudenverlauf ~ e<br />

δ −<br />

) abgeklungen ?<br />

zur Vereinfachung : t = 0 : e 0 = 1<br />

für t > 0 : e -5 ≈ 0,007 d.h. δt = 5 ist Restamplitude kleiner 1%<br />

→<br />

Abklingdauer<br />

Versuche : - LC-Schwingkreis<br />

- Pohlsches Drehpendel<br />

=<br />

δ<br />

5<br />

Tabkling ω<br />

2<br />

0<br />

t<br />

− δ<br />

2<br />

Schwingung<br />

(SW - 14)


3.5 Anharmonische Schwingungen<br />

Bsp: nichtlineare Feder mit Kraft - Weg-Zusammenhang : F = -D x + n x 2 + ...<br />

siehe auch Statik<br />

analog: nichtlineare Transistor-Kennlinie (Ergebnis: Klirrfaktor bei Verstärkern)<br />

Schwingungsgleichung<br />

Lösung<br />

Ergebnis : Frequenzvervielfachung<br />

& x& + ωo²x + c x 2 = 0<br />

x(t) = x1 cosωot + x2 cos2ωot<br />

harmonisch + anharmonisch<br />

Einfluß eines Nichtlinearen Terms (b) in Abhängigkeit von der Signalamplitude<br />

Ampltitude<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

-4<br />

-6<br />

Klein<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10<br />

-2<br />

x (Eingang)<br />

y=ax + bx² (Ausgang)<br />

Signalverzerrung am Ausgang deutlich<br />

'erkennbar' !<br />

x / t<br />

Ampltitude<br />

Groß<br />

0<br />

0<br />

-5<br />

2 4 6 8 10<br />

x / t<br />

-10<br />

x (Eingang)<br />

(SW - 15)<br />

(SW - 16)<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 95<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

y=ax + bx² (Ausgang)<br />

doppelte Frequenz am Ausgang deutlich<br />

'erkennbar' !<br />

Anwendung: Frequenzverdopplung bei Mikrowellengeneratoren und Lasern


3.6 Erzwungene Schwingungen<br />

Prinzip: Äußere Kraft bzw. Energie wirkt auf schwingungsfähiges System<br />

Versuch: Drehpendel<br />

aus Kraftansatz<br />

Schwingungsgleichung<br />

für erzwungene Schwingungen<br />

Fext : - Äußere Kraft , Fälle siehe s.u.<br />

- Fext = 0 : Freie, gedämpfte Schwingung (s.o.)<br />

& x& + 2 δ x& + ωo 2 x = Fext<br />

- Fext = 2δ x&<br />

: Kompensation der Reibung durch Äußere Kraftzufuhr<br />

z.B. schaukelndes Kind bei konstanter Amplitude<br />

anwachsende Amplitude : Resonanz s.u.<br />

Fext Zeitverhalten Bsp. Pendel<br />

Kurzzeitig, einmalig<br />

(‚Schlag’)<br />

Permanent<br />

Periodisch<br />

bzw. „beliebig“<br />

F ext<br />

F ext<br />

F ext<br />

(SW - 17)<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 96<br />

t<br />

t<br />

t<br />

„Anschub“- Anfangsbed.<br />

Danach gedämpfte<br />

Schwingungen<br />

z.B. Stimmgabel, Börsencrash<br />

Dauernde Auslenkung<br />

Schwingungsdauer T = ∞<br />

z.B. Festklemmen<br />

Wichtigster Fall<br />

Anregung mit Eigenfrequenz<br />

das ist Resonanz<br />

Praxis: Mit einem ‚Schlag’ und Messung von Schwingfrequenz und Amplitude erhält man<br />

alles Systeminformationen wie ωo und δ


3.6.1 Viskos gedämpfte Schwingungen mit Sinusanregung<br />

Versuch : Drehpendel, LC-Schwingkreis<br />

JAVA Applett: Erzwungene Schwingungen (Resonanz)<br />

Schingungsgleichung mit<br />

Dämpfung und Äußerer Anregung<br />

Komplexer Lösungsansatz :<br />

II)<br />

x<br />

& x&<br />

+ 2δ<br />

x&<br />

+ ω<br />

2<br />

2 ext<br />

einsetzen: x0<br />

( − ωext<br />

+ j2<br />

δ ωext<br />

+ ω0)<br />

=<br />

m<br />

→ Maximalamplitude :<br />

x<br />

0<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 97<br />

2<br />

0<br />

Fext<br />

x =<br />

m<br />

e<br />

jω<br />

ext<br />

t<br />

(SW - 18)<br />

jωext<br />

t<br />

= x0<br />

e (Rechnung hier rein 'informativ , siehe Mathe<br />

=<br />

m<br />

Resonanz ω 0 = ωext<br />

Re(x0):<br />

'Resonanzkatastrophe'<br />

ext<br />

2 2 ( ω − ω + j2<br />

δ ω )<br />

0<br />

x<br />

0<br />

F<br />

ext<br />

Fext<br />

=<br />

2δm<br />

ω<br />

Dämfung → 0 bedeutet Amplitude → ∞ , dies nennt man<br />

Schwingungs-<br />

Amplitude<br />

Erzwungene Schwingungen<br />

ext<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20<br />

ext<br />

F<br />

Resonanzkatastrophe<br />

Eigenfrequenz hier 10 Hz<br />

Schwache Dämpfung<br />

Mittlere Dämpfung<br />

Starke Dämpfung<br />

Erregerfrequenz /Hz


Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 98


Resonanzen - vermeiden, da Materialzerstörung (s.u.)<br />

Beispiel Schiffsantrieb:<br />

Video Tacoma - Bridge<br />

- erwünscht z.B. Funkempfänger (LC-Schwingkreis)<br />

Meßtechnik : Bestimmung der Resonanzfrequenz<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 99


Anwendung: Moleküle<br />

Berechnung von Bindungsgrößen durch Anregung<br />

mit em-Wellen geeigneter Frequenz (meist IR) und<br />

Messung der Absorption<br />

→ Bestimmung der Resonanzfrequenz und Berechnung der Bindungs- (= Feder-)<br />

Konstanten<br />

aus<br />

D<br />

&<br />

+ x = F<br />

{ m<br />

x ext<br />

ω<br />

2<br />

o<br />

( ω)<br />

’beliebige’ Anregung mathematisch schwierig!<br />

„Dasselbe gibt es in der E-Technik als (R) LC – Schwingkreis“<br />

… praktische Anwendung:<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 100


4. Wärmelehre<br />

Das menschliches Temperaturempfinden ‚warm – kalt‘<br />

ist im Vergleich zum Sehen nur ungenau<br />

→ physikalische Beschreibung der Temperatur notwendig<br />

4.1 Temperatur (Temperature)<br />

Temperatur ist eine der 7 Basisgrößen [T] = K<br />

Vergleich Kelvin - °C K °C<br />

absoluter Nullpunkt 0 -273<br />

Siedepunkt N 2 77 -196<br />

Schmelzpunkt H2O 273 0<br />

Siedepunkt H2O 373 100<br />

Schmelzpunkt Eisen 1.800 K<br />

Sonne innen 10 7 K<br />

Sonne außen 6 * 10 3 K (siehe Kap. Wärmestrahlung)<br />

Der „Erfinder“ & „Konkurrenten“ Celsius und Fahrenheit<br />

^<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 101


Temperaturangaben in technischen Spezifikationen (Specification)<br />

• Betriebstemperatur (Operating Temperature)<br />

Temperaturbereich, bei dem das Gerät ohne Schaden zu nehmen betrieben werden kann<br />

• Lagertemperatur (Storage Temperature)<br />

Temperaturbereich, bei dem das Gerät ohne Schaden zu nehmen gelagert werden kann,<br />

es ist hierbei nicht eingeschaltet und muß vor dem Einschalten in den<br />

Betriebstemperaturbereich gebracht werden.<br />

Unter Temperatur versteht man hier typischerweise die Temperatur der Umgebungsluft, die<br />

Temperatur im Inneren liegt höher.<br />

Beispiel aus der PC-Welt : Betrieb +10°C ... +35°C , Lagerung -40°C ... +65°C<br />

Typische Betriebstemperaturen :<br />

Bezeichnung Bereich /°C<br />

Commercial +5 ... + 50<br />

Industrial (indoor) 0 ... +70<br />

Industrial (outdoor) 25 ... +75<br />

Automotive -35 ... +85<br />

Military -55 ... + 125<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 102


Messung durch temperaturabhängige Zustandsgrößen:<br />

Zustandsgröße Anwendung (Beispiel) Ausführung (Beispiel)<br />

Volumen Flüssigkeits-, Gasthermometer<br />

Längenaus-<br />

dehnung<br />

ungleiche<br />

Metalle<br />

Bimetall-Thermostat<br />

(Kaffeemaschine)<br />

Thermoelement<br />

(Verfahrenstechnik)<br />

Widerstand Pt100 – Meßtechnik (Industrie)<br />

'Farbe' des<br />

emittierten<br />

Lichtes<br />

physikalisch –<br />

chemisch<br />

Pyrometer (rotglühender Stahl),<br />

siehe Diagramm<br />

Temperaturstreifen<br />

- Flüssigkristalle reversibel<br />

- chemisch irreversibel<br />

(max. Temperatur)<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 103


4.2 Kalorimetrie (Calorimetry)<br />

Wärmemenge (Heat Quantity)<br />

[Q] = J ('Energie')<br />

mit m : Masse, [m] = kg<br />

{ T m c Q = ∆<br />

c : spezifische Wärmekapazität [c] = J / kg K , Werte s.u.<br />

C : Wärmekapazität eines bestimmten Körpers (= c m)<br />

∆T : Temperaturdifferenz, [T] = K<br />

Anmerkungen - eigentlich müßte die Formel ∆Q lauten<br />

- Q nicht proportional ∆T falls Phasenübergänge !<br />

Energieformen können ineinander umgewandelt werden.<br />

Ausnahme: selbstständiges Abkühlen unter die Umgebungstemperatur<br />

Mischungstemperatur<br />

Bsp: Stein kühlt sich ab und hüpft mit der gewonnenen Energie hoch<br />

(<strong>2.</strong> Hauptsatz Thermodynamik)<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 104<br />

C<br />

(WL - 1)<br />

Bringt man verschiedene Stoffe mit unterschiedlicher Temperatur, spez. Wärmemenge etc.<br />

miteinander in Kontakt, so stellt sich die sogenannte Mischungstemperatur aufgrund der<br />

Energieerhaltung ein:<br />

mit m : Masse<br />

c : spez.Wärmekapazität<br />

T : Temperatur vor Mischen<br />

T<br />

Misch<br />

c1m1<br />

T1<br />

+ c2<br />

m2<br />

T2<br />

+ ...<br />

=<br />

c m + c m + ...<br />

Beispiel heißes (80°C) und kaltes (20°C) Wasser (je 1 kg) zusammengießen:<br />

T Misch<br />

=<br />

kJ<br />

kJ<br />

4,<br />

2 ⋅1<br />

kg ⋅353K<br />

+ 4,<br />

2 ⋅1<br />

kg ⋅293K<br />

kgK<br />

kgK<br />

646K<br />

=<br />

kJ<br />

kJ<br />

2<br />

4,<br />

2 ⋅1<br />

kg + 4,<br />

2 ⋅1<br />

kg<br />

kgK<br />

kgK<br />

1<br />

1<br />

2<br />

2<br />

=<br />

323K<br />

(WL - 1')<br />

≡ 50°<br />

C<br />

Übungsaufgabe: Welche Temperatur messen Sie, wenn Sie in 1l 80°C warme Luft einem<br />

10g schweren Eisen-Temperaturfühler mit der Temperatur von 20°C bringen?<br />

‚Unberechenbar’ : Ort und Temperatur der einzelnen Wassermoleküle zu jedem Zeitpunkt


Bsp.: Elektrische Energie (Arbeit, Work) → Wärme (Heat)<br />

z.B. Herd oder elektrische Geräte mit der Leistung Pel = U I : Wel = U I t = Q<br />

zu erwarten ist eine lineare Zunahme der Temperatur mit der Zeit:<br />

U I t = c m ∆T → ∆T ~ t<br />

Dies wird experimentell nicht beobachtet (s.u.) !<br />

Gründe:<br />

- Wärmeabgabe durch Wärmedurchgang durch Gehäusewand, Lüfter, Abstrahlung, ...<br />

- mögliche Phasenübergänge<br />

Die Meßkurve läßt sich sehr gut mit einer e-Funktion anfitten, d.h. vgl. Ladekurve RC-Glied<br />

T /°C<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

Aufheizen einer LCD-Anzeigetafel<br />

lineare Zunahme<br />

exp - Fit<br />

Messung<br />

Gleichgewichtstemperatur<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

T nach Einschalten /min<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 105


Bsp.: Kinetische Energie in Wärme<br />

Auto bremst von 108 km/h auf 0 km/h mit ABS (nicht blockierend)<br />

Ekin → Q<br />

1 2<br />

→ mv<br />

= Q<br />

2<br />

Folge: Bremsscheibe wird heiß, aber wie ändert sich hier T ?<br />

aus (WL - 1) Q= cm<br />

∆T<br />

→<br />

→<br />

Q<br />

∆ T =<br />

cm<br />

Werte: mauto = 1000 kg<br />

∆ T =<br />

m<br />

2c<br />

m<br />

→ ∆T ≈ 450 K<br />

Auto<br />

mBremsscheibe = 2 kg<br />

v = 30 m/s → 0 m/s (Achtung, siehe Wkin)<br />

ceisen = 500 J/kgK<br />

v<br />

2<br />

Bremsscheibe<br />

Einheiten: ⎟ 2 2<br />

2<br />

kg m K ⎛ kgm<br />

⎞<br />

= K ⎜<br />

⎜J<br />

=<br />

2<br />

2<br />

s J kg ⎝ s ⎠<br />

Achtung: Dieser Effekt tritt auch bei langen Passabfahrten ohne Motorbremse auf, bzw.<br />

bei Autorennen mit vielen Kurven !<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 106


4.<strong>2.</strong>1 Spezifische Wärmekapazität (Specific Heat Capacity)<br />

es gilt: - cp (p = const)<br />

- cV (V = const)<br />

- c = c(T)<br />

- c(0K) = 0<br />

für Festkörper und Flüssigkeiten cp ≈ cV ≈ c<br />

für Gase cp > cV<br />

Material c /<br />

Eisen 500<br />

Holz <strong>2.</strong>000<br />

Wasser 4.200<br />

Luft cp<br />

J<br />

@ T ≈ 300 K<br />

kg K<br />

1.000<br />

cV 720<br />

Bestimmung (Messung) der spezifischen Wärmekapazität z.B. durch Mischungsexperimente<br />

(siehe Formel WL-1’ mit Dewar-Gefäß)<br />

Wärmekapazität eines Systemes, z.B. Gehäuse, Dewargefäß<br />

C = c m<br />

∆ Q<br />

mit C = C1 + C2 + ... =<br />

∆ T<br />

Anwendung bei Verbundgefäßen, z.B. Thermoskanne, dort wird C experimentell<br />

bestimmt. Messung durch Mischversuch: Tgemessen < Tmisch errechnet<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 107


Weitere Wärmekapazitäten<br />

Wärmekapazität eines Systemes, z.B. Gehäuse, Dewargefäß<br />

C = c m<br />

∆ Q<br />

mit C = C1 + C2 + ... =<br />

∆ T<br />

Anwendung bei Verbundgefäßen, z.B. Thermoskanne, dort wird C experimentell<br />

bestimmt. Messung durch Mischversuch: Tgemessen < Tmisch errechnet<br />

C<br />

molare Wärmekapazität cmol = bzw. C = cmol n<br />

n<br />

n : Stoffmenge [n] = mol . Dies ist eine der 7 Basisgrößen !<br />

Allgemeine Gaskonstante : R = cpmol - cvmol<br />

Dulong-Petitsche Regel für fast alle Festkörper bei 20 °C :<br />

J<br />

cmol = 3 NA kB ≈ 25<br />

Kmol<br />

mit Avogadro-Konstante NA = 6 . 23 1<br />

10<br />

mol<br />

Boltzmann Konstante kB = 1,4 . -23 J<br />

10<br />

K<br />

d.h. bei Raumtemperatur sind sich die Festkörper relativ ähnlich !<br />

Beispiele : Eisen Fe : 0,056 kg/mol → 1 kg ≡ 18 mol<br />

→ c . 1kg = cmol . 18 mol →<br />

J<br />

25 ⋅ 18mol<br />

Kmol<br />

kJ<br />

c = = 0,<br />

45 vgl. Tabelle !<br />

1kg<br />

Kkg<br />

kJ<br />

analog Aluminium (Al) 0,027 kg/mol → c =<br />

0,<br />

9<br />

Kkg<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 108


Materialien besitzen spezifische Eigenschaften, die bei Temperaturänderungen oder<br />

anderen Wärmeeffekten zum Tragen kommen, siehe nachfolgende Tabelle.<br />

Wärmeeigenschaften ausgewählter Materialien<br />

Hier nur ungefähre Werte aufgeführt !<br />

kJ<br />

Spez. Wärmekapazität (300K) /<br />

kgK<br />

kJ<br />

Luft : 1<br />

kgK<br />

Schmelztemperatur /°C<br />

kJ<br />

spez. Schmelzwärme q /<br />

kg<br />

Wärmemenge, um 1 kg von<br />

Zimmertemperatur zu schmelzen /kJ<br />

Siedetemperatur /°C<br />

kJ<br />

spez. Verdampfungswärme r /<br />

kg<br />

10<br />

linearer Ausdehnungskoeffizient α /<br />

K<br />

6 −<br />

Volumenausdehnungskoeffizient<br />

Festkörper<br />

Flüssigkeiten<br />

Gase<br />

Aluminium<br />

Eisen<br />

Gold<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 109<br />

0,90<br />

650<br />

400<br />

967<br />

<strong>2.</strong>500<br />

11.000<br />

23<br />

1<br />

γ /<br />

K<br />

10 -5<br />

10 -4<br />

10 -3<br />

0,45<br />

1.500<br />

280<br />

946<br />

<strong>2.</strong>700<br />

6.300<br />

12<br />

0,13<br />

1.060<br />

70<br />

205<br />

<strong>2.</strong>700<br />

1.700<br />

14<br />

H20<br />

4,2<br />

0<br />

330<br />

100<br />

<strong>2.</strong>250


Bsp.: Geräteerwärmung<br />

Wie lange braucht ein elektrisches Gerät zum Aufheizen auf eine maximal erlaubte<br />

Temperatur ?<br />

Leistung am Transistor (TO-3, Metall): ∆U = 3V , I = 1A<br />

Kunststoffgehäuse 1l Luft , ρ = 1,2 g/l<br />

To = 25°C, Tmax = 75°C -> ∆T = 50K<br />

Welektrisch = QWärme<br />

→<br />

→<br />

U I t = c m ∆T<br />

∆ T =<br />

t =<br />

c<br />

Q<br />

c m<br />

Luft<br />

m<br />

UI<br />

Luft<br />

∆T<br />

1000⋅<br />

0,<br />

0012 ⋅ 50<br />

t = s = 20 s ����<br />

3 ⋅ 1<br />

stimmt das ???<br />

J kg K 1 W s<br />

- Einheit: [ t]<br />

= = = s ☺<br />

kgK<br />

1 1 VA<br />

W<br />

Bem: - t gemäß Erfahrung größer: Aufheizen von Transistor (Metall) und Gehäuse<br />

(Kunststoff) sowie Wärmeabstrahlung und Wärmeleitung des Gehäuses<br />

vernachlässigt, es wurde nur Erwärmung der Luft im Gehäuse berechnet !<br />

(siehe oben, Aufheizen LCD-Tafel)<br />

- Rechnung mit Metall (10 g) und Kunststoff (100 g):<br />

t =<br />

≈<br />

( c m + c m + c m ) ∆T<br />

( 450⋅0,<br />

01 + 1000⋅0,<br />

1 + 1000⋅0,<br />

0012)<br />

M<br />

M<br />

1800s<br />

=<br />

K<br />

K<br />

U⋅I<br />

30min.<br />

L<br />

L<br />

⋅ 50<br />

s<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 110<br />

=<br />

(Ausklammern von ∆T erlaubt, da ‚Alles’ dieselbe Temperatur hat)<br />

- Wärmeleitungsverluste (Thermisches Gleichgewicht) berücksichtigen<br />

3


4.3.1 Phasen<br />

fest flüssig gasförmig<br />

Form definiert Beliebig bel.<br />

Volumen def def. bel.<br />

Bsp Metall Wasser Luft<br />

Weitere Phasen : flüssigkristalline (s.u.) und Plasma - Phase (s.u.)<br />

Flüssigkristalle<br />

R X R'<br />

Director n<br />

Chemie und mechanisches anisotrope Eigenschaften<br />

Äquivalent - Dielektrizitätskonstante<br />

Die flüssigkristalline Phase vereint das<br />

Orientierungsvermögen der festen Phase mit<br />

der Beweglichkeit der flüssigen Phase.<br />

Typische Werte :<br />

Tmelting ### - 100 °C<br />

Tclearing ### + 100 °C<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 111<br />

ε<br />

n<br />

- Brechungsindex<br />

- Viskosität<br />

ε<br />

- elastische Konstanten<br />

Degree of order<br />

High<br />

Low<br />

n<br />

Solid Liquid crystal Liquid<br />

(crystal) phase<br />

(isotropic)<br />

Melting Clearing<br />

T


Technische Anwendung:<br />

LCD<br />

Aufbau eines Displays :<br />

U<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 112<br />

Light<br />

Polarizer<br />

Glass 1 mm<br />

ITO 50 nm<br />

LC 10 µm<br />

Alignment layer 50 nm<br />

Spacer<br />

Analyzer<br />

Funktionsweise am Beispiel einer 90°-TN-Zelle (Twisted Nematic, Drillwinkel 90°)<br />

Außen befinden sich Polari-<br />

sationsfilter, die nur eine<br />

Schwingungsrichtung des<br />

Lichtes durchlassen (Leucht-<br />

dichteverlust !). Sie sind auf<br />

Glasplatten befestigt, die zur<br />

mechanischen Stabilisierung<br />

und als Trägermaterial für die<br />

übrigen Schichten des Dis-<br />

plays dienen. Eine dünne,<br />

durchsichtige Halbleiter-<br />

schicht (ITO) steuert die<br />

Anzeige. An der Orientie-<br />

rungsschicht<br />

Light<br />

Orientation<br />

of polarizer<br />

Polarizer<br />

Glass<br />

ITO<br />

Alignment<br />

layer<br />

Alignment<br />

direction<br />

richten sich die stäbchenförmigen Flüssigkristalle aus. Die Polfilter sind parallel zueinander<br />

angeordnet, die Orientierungsschichten jedoch um 90° gegeneinander verdreht; dies wird<br />

durch Linien symbolisiert. Die Lichttransmission wird von der nur 10 µm dicken Flüssig-<br />

kristallschicht gesteuert. Im spannungslosen Fall (links) wird die Polarisationsrichtung des<br />

Lichtes durch die Helixstruktur der Flüssigkristalle so gedreht, daß der untere Polfilter den<br />

Lichtdurchlaß verhindert. Das entsprechende Pixel erscheint dunkel. Legt man an beide ITO-<br />

Schichten ein Spannung an, die größer ist als die Schwellspannung im Bereich von 2 V, so<br />

richten sich die Flüssigkristalle parallel zum elektrischen Feld aus (links). Schon ca. 0,5 V<br />

oberhalb der Schwellenspannung ist die maximale Ausrichtung erreicht. Die Polarisations-<br />

richtung des Lichtes wird dann nicht mehr gedreht und es kann den unteren Polfilter<br />

passieren: Das Pixel erscheint hell.<br />

U on<br />

E


Plasma<br />

Unter 'Plasma' versteht man ein gasförmiges Gemisch von freien Elektronen, Ionen und<br />

elektrisch neutralen Teilchen - Atomen, Molekülen und freien Radikalen. Alle Bestandteile<br />

des Plasmas besitzen eine große kinetische Energie, sie sind miteinander jedoch nicht<br />

unbedingt in thermischem Gleichgewicht. Die elektromagnetische Wechselwirkung zwischen<br />

den einzelnen Teilchen trägt wesentlich zu den Eigenschaften des Systemes bei.<br />

Ein Großteil der im Universum sichtbaren Masse befindet sich im Plasmazustand, z.B. die<br />

Sonne.<br />

Eigenschaften des Plasmas:<br />

- gasähnlich<br />

- Quasineutralität, d.h. im räumlichen und zeitlichen Mittel ist ein Plasma elektrisch neutral<br />

- kinetische Energie >> potentielle Energie durch lokale Ladungsunterschiede<br />

- elektrische ~ und Wärmeleitfähigkeit vorhanden<br />

- Emission von Strahlung<br />

Erzeugung von Plasmen durch äußere Energiezufuhr durch<br />

- Aufheizen<br />

- Zufuhr von Strahlung oder elektrischem Strom<br />

Anwendung Fusionsreaktor<br />

2 2 3 1<br />

bei der Verschmelzung z.B. D + D → He + n werden 3,3 MeV = 5,3 10 -13 J frei.<br />

1<br />

1<br />

2<br />

Probleme hierbei sind die Plasmaerzeugung (Culomb-Abstoßung der Reaktionspartner<br />

überwinden) und das freiwerdende Neutron.<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 113<br />

0


Anwendung: Plasmadisplay<br />

Die derzeit (2000) einzige kommerziell verfügbare Flachbildtechnologie mit großer<br />

Bilddiagonale (42’’, Auflösung 16:9 VGA) basiert auf dem Plasmaprinzip. Ihre<br />

Funktionsweise verbindet die Lichterzeugung durch den Plasmaeffekt, wie er von<br />

Neonröhren her bekannt ist, mit der Farberzeugung durch Phosphore. Die Effizienz der<br />

Plasmadisplays liegt aber um etwa 2 Größenordnungen unter der von Leuchtstoffröhren.<br />

Das in Plasmadisplays benutzte Xenon besitzt ein Ionisierungspotential von ca. 10 - 20 eV.<br />

Bei einem Druck von etwa 50 kPa erzeugt das Xenon-Plasma eine ultraviolette<br />

Vakuumstrahlung mit Peaks bei Wellenlängen von 148 nm und 172 nm. Die UV-Strahlung<br />

dringt ca. 1 µm tief in die Phosphorschicht ein - im Gegensatz zu ca. 5 µm für Elektronen in<br />

der CRT. Im Phosphor regt die UV-Strahlung geeignete Aktivatoratome im Kristallgitter an.<br />

Diese geben daraufhin sichtbares Licht ab, wobei die typische Abklingzeiten zwischen 1 und<br />

10 ms liegen. Durch passende Materialwahl lassen sich somit RGB-Farben erzeugen.<br />

Anders als bei der CRT muß das Licht der Plasmaanzeige die Phosphorschicht nicht<br />

durchdringen, da es auf der Betrachterseite erzeugt wird. Die einzelnen Pixelspalten sind<br />

durch Trennwände abgeteilt, um ein Übersprechen zu vermeiden.<br />

Verglichen mit LCD besitzen Plasmabildschirme einen größeren Blickwinkel. Zudem sind sie<br />

videotauglich, da sie eine höhere Schaltgeschwindigkeit haben. Nachteilig bei<br />

Plasmadisplays sind ihr großes Gewicht und ihr hoher Stromverbrauch sowie eine RGB-<br />

Pixelgröße, die mit Abmessungen von etwa 1 mm rund dreimal so groß ist wie bei der LCD<br />

und CRT. Für Anwendungen mit großen Betrachtungsabstand und geringer Pixelzahl, wie<br />

etwa beim Fernseher, spielt dies nur eine untergeordnete Rolle. Für hochauflösende CAD-<br />

Anwendungen sind Plasmadisplays indes ungeeignet.<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 114


Phosphor<br />

Spaltenleitung<br />

Licht<br />

Zeilen- Halteleitung<br />

(ITO)<br />

Ne:Xe<br />

Gas<br />

~ 0,3 mm<br />

Glas<br />

Isolator<br />

MgO<br />

'Barrier Rib'<br />

Pixel eines Plasma-Displays: Zur Anteuerung von Großdisplays wird eine Wechselspannung<br />

von etwa 500 V und 50 kHz verwendet. Zwischen Zeilen- und Halteleitung liegt ständig eine<br />

subkritische Spannung, welche als Oberflächenladung wirksam wird. Um das Plasma zu<br />

zünden, steuert man zusätzlich die Spaltenleitung an (Matrixprinzip). Ohne Haltespannung<br />

würde das Plasma innerhalb von Mikrosekunden zusammenbrechen. Die UV-Strahlung des<br />

Plasmas bringt die Phosphorschicht im sichtbaren Bereich zum Leuchten. Um das Pixel<br />

wieder auszuschalten, wird ein entgegengerichteter Spannungspuls angelegt, der das<br />

Plasma zusammenbrechen läßt.<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 115


4.3.2 Phasenübergänge (Phase Change, ~ Transition)<br />

Phasenübergang T steigend T fallend<br />

Fest (solid)- flüssig Schmelzen (melting) Erstarren (solodify)<br />

Flüssig (fluid) - gasförmig Sieden (boil) Kondensieren (condense)<br />

fest – gasförmig (gaseous) Sublimation (z.B. Schwefel) Desublimation<br />

Sublimationswärme = Schmelz- + Verdampfungswärme<br />

Energetische Betrachtung der Phasenübergänge<br />

konstante Wärmemenge pro<br />

Zeiteinheit wird ständig<br />

zugeführt<br />

Versuche: Eiswasser, Wasser<br />

kochen, T bleibt eine zeitlang<br />

konstant !<br />

T<br />

Verdampfungs T<br />

Schmelz T<br />

Phasenübergang T steigend Wärmemenge aufwenden<br />

Schmelz-, Erstarrungswärme<br />

Siede-, Kondensationswärme<br />

T fallend Wärmemenge wird frei<br />

Schmelzwärme Verdampfungswärme<br />

Qsm = q m<br />

Qsd = r m<br />

(WL - 3)<br />

Q bzw. t<br />

q : spez. Schmelzwärme [q] = J/kg Werte siehe Tabelle Wärmeeigenschaften (s.o.)<br />

r : " Verdampfungswärme<br />

m : Masse<br />

Anwendung : Wärmepumpe<br />

- ext. Wärmeaufnahme: niedrigverdampfende Flüssigkeit<br />

- int. Wärmeabgabe : Kondensation an Heizflüssigkeit Kondensationswärme wird frei !<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 116


Druck - Temperatur - Abhängigkeit<br />

Bsp: H2O p /Pa<br />

Anmerkungen:<br />

10 6<br />

" 1 at "<br />

10 2<br />

1<br />

Sublimationsdruckkurve<br />

Schmelzdruckkurve<br />

Dampfdruckkurve<br />

Tripelpunkt<br />

kritischer Punkt<br />

Schmelzdruckkurve<br />

Eis<br />

Wasser<br />

Tripelpunkt<br />

Sublimationsdruckkurve<br />

Dampfdruckkurve<br />

Wasserdampf<br />

-100 0 100 300<br />

Eis ↔ Wasserdampf; Beispiel Trockeneis<br />

nahezu druckunabhängig, Bsp Eislaufen<br />

kritischer<br />

Punkt<br />

T /°C<br />

T-abhängig: Wasser kocht im Gebirge bei niedrigerer T als am<br />

Meer, Kavitation bei Schiffsschraube<br />

alle 3 Phasen existieren<br />

H20 : T = 273,16 K (T-Def.); p = 610,6 Pa<br />

nur unterhalb der kritischen Temperatur lassen sich Gase durch<br />

Druck verflüssigen<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 117


Schmelzen kann lange dauern bei guter Wärmeisolation:<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 118


4.4 Zustandsgleichungen (Constitutive Equitation)<br />

4.4.1 Ideales Gas<br />

Gilt nur für hohe Temperaturen,<br />

da T → 0 V = 0 bedingt<br />

Mit - R = 8,3 J/Kmol Allgemeine Gaskonstante<br />

- n : Stoffmenge, [n] = mol<br />

- T : Temperatur in K<br />

Messverfahren siehe rechts, im Schlauch<br />

befindet sich eine Flüssigkeit<br />

JAVA Applett: Zustandsänderungen eines idealen Gases<br />

4.4.2 Flüssigkeiten und Festkörper<br />

allgemein : V = V(T,p)<br />

p V = n R T<br />

d.h. Fkt mehrerer Veränderlicher: Linearisierung als Näherung<br />

(WL - 4)<br />

Volumenveränderung V(T,p) = V o ( 1 + γ ∆T - κ ∆p) (WL - 5)<br />

mit :<br />

V o , T o , p o : Ausgangszustand laut DIN bei 20°C (293 K)<br />

V, T, p : aktueller Zustand<br />

∆T = T - T o<br />

∆p = p - p o<br />

Achtung: ∆ = Aktueller Wert - Ausgangswert<br />

γ : Volumenausdehnungskoeffizient [γ] = 1/K, hier isotrop d.h. γ ≠ γ(x) angenommen !<br />

κ : Kompressibilität [κ] = 1/Pa<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 119


Koeffizienten aus Volumenzuwachs: (Nomenklatur wie partielle Ableitung)<br />

V ( p , T)<br />

totales Differential<br />

( in Differenzschreibweise)<br />

:<br />

→<br />

→<br />

V<br />

V<br />

=<br />

=<br />

V<br />

o<br />

V<br />

o<br />

+ ∆V<br />

⎛ V Vp<br />

⎞<br />

T<br />

= Vo<br />

⎜<br />

⎜1<br />

+ ∆T<br />

+ ∆p<br />

Vo<br />

V ⎟<br />

⎝<br />

o ⎠<br />

( 1 + γ ∆T<br />

+ κ ∆p)<br />

Volumenausdehnungskoeffizient<br />

Kompressibilität<br />

γ ( T)<br />

=<br />

κ ( T)<br />

=<br />

∆V<br />

=<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 120<br />

1<br />

V<br />

o<br />

V<br />

T<br />

T<br />

∂ V<br />

∂<br />

1<br />

V<br />

o<br />

∆T<br />

+ V ∆p<br />

=<br />

p po<br />

∂ V<br />

∂ p<br />

- Prinzipiell können diese Parameter richtungsabhängig sein, wie z.B. bei Verbundstoffen !<br />

- γ und κ sind Temperatur-abhängig !<br />

−<br />

=<br />

T To<br />

Typische Werte γ /1/K κ /1/MPa<br />

Festkörper 10 -5 1<br />

Flüssigkeiten 10 -4 100<br />

Gase 10 -3 10.000<br />

∆T und ∆p verursachen ∆V<br />

Maschinenbau: Gehäuse: V = const: ∆T → ∆p → Kraft F : Spannungen<br />

E-Technik: T-abhängige Parameter z.B. Widerstand<br />

→ in 'einem Gerät / Schaltung' nur Materialien mit gleicher T-Abhängigkeit verwenden!<br />

p


Näherungen:<br />

Volumenveränderung V(T) = V o ( 1 + γ ∆T) ≈ V o ( 1 + 3α ∆T) (WL – 5’)<br />

bei konstantem Druck, α : Längenausdehnungskoeffizient<br />

Geometrie<br />

Bei langgestreckten Gegenständen,<br />

z.B. Stäben kann man vereinfachend<br />

nur mit der Längenausdehung<br />

rechnen oder falls nur eine Richtung<br />

für die Aufgabenstellung relevant ist.<br />

Längenausdehnungskoeffizient L(T) = L o (1 + α ∆T) (WL - 6)<br />

(Thermal Coefficient of Expansion, TCE)<br />

[α] : / 1/K , üblich für T von 0 ... 100°C<br />

Bem.:<br />

- Concorde bei Mach 2,2:<br />

∆L ≈ 30 cm<br />

bei ca. 50m Länge<br />

- Blackbird-Triebwerk (re.)<br />

- α ist temperaturabhängig, z.B. Platin (siehe unten) → α = α(T)<br />

Tabellen meist für 20°C, da WL - 6 lineare Näherung !<br />

- Materialwerte siehe Tabelle<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 121


- (WL - 6) ist eine lineare Näherung (Polynomentwicklung) !<br />

- Längenausdehnung L(T) = L o (1 + α ∆T)<br />

- Hookesches Gesetz F(x) = (0 + Dx)<br />

- E-Technik R(T) = R 25 (1 + α ∆T)<br />

Polynome werden zum Anfitten an experimentelle Werte verwendet. Diese linearen<br />

Gleichungen gelten nur für einen bestimmten und engen Bereich.<br />

Will mans genauer wissen: höheres Polynom, z.B. αPlatin : 6. Grad !<br />

für ∆T und α klein: Flächenausdehnung: A = A o (1 + 2α ∆T)<br />

Volumenausdehnung: V = V o (1 + 3α ∆T) → γ = 3α<br />

aus: V = L xo L yo L zo ( 1 + α ∆T)³ ≈ V o ( 1 + 3α ∆T) (wer Lust hat, bitte<br />

nachrechnen)<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 122


Unterschiedliche Ausdehunungskoeffizienten führen zum Bruch bzw. Materialermüdung:<br />

Thermische Ausdehnung bei IC<br />

10mm<br />

Vergußmasse<br />

Polyimid<br />

Silizium<br />

Kleber<br />

Träger<br />

(-65°C ... +150°C)<br />

α -6<br />

/ 10 K l / µm<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 123<br />

20<br />

40<br />

3,5<br />

40<br />

17<br />

43<br />

86<br />

7,5<br />

86<br />

37


4.5 Wärmetransport (Heat Transport)<br />

Art Charaktristik Bsp<br />

Wärmestrahlung<br />

(thermal radiation)<br />

Wärmeströmung<br />

(thermal flow)<br />

(Konvektion)<br />

Wärmeleitung<br />

(thermal conduction)<br />

em-Strahlung (meist IR) Sonne, Mikrowelle, Lagerfeuer<br />

Materialtransport Konvektionsheizung (z.B. Luft), PC-<br />

Lüfter, Meer: kaltes Wasser unten, oben<br />

warm<br />

Energieübertragung erwünscht : Kühlkörper<br />

Statt ‚thermal ...‘ wird im Englischen auch oft ‚heat ...‘ benutzt.<br />

4.5.1 Wärmestrom (Thermal Flow)<br />

Wärmestrom auch Wärmeabgabe<br />

mit Q = c m ∆T<br />

vgl. mit Strom und Ladung<br />

J<br />

s<br />

[ Φ ] = = W ≡ Leistung<br />

zeitliche Abhängigkeit analog Kinematik !<br />

unerwünscht : Thermoskanne<br />

∆Q<br />

dQ<br />

= = Q&<br />

∆t<br />

dt<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 124<br />

Φ =<br />

Φ = cm& ∆T<br />

+ cm<br />

∆T&<br />

+ c&<br />

m ∆T<br />

| | |<br />

Bsp. Lüfter Statisches z.B. Gase, c(T)<br />

Abkühlen oder Phasenübergang<br />

Bsp: - abkühlender Körper ( m & = 0,<br />

c&<br />

= 0)<br />

: ∆Q = 90 J in ∆t = 15 s → Φ = 6 W<br />

- Gehäuselüfter mit permanentem Massenstrom 5 l/min, ∆T = 20 K ( T & = 0 )<br />

dm m l<br />

m &<br />

∆<br />

= ≈ = 5 , Wärmekapazität konstant : c & = 0<br />

dt ∆t<br />

min<br />

J<br />

kg<br />

Φ = c m&<br />

∆T<br />

= 1000 ⋅0,<br />

0012⋅5<br />

⋅ 20K<br />

=<br />

kgK<br />

60s<br />

Φ<br />

Solarkonstante (Äquator, senkrechter Einfall): qsolar = = 1,35 kW/m² (Deutschland 0,7<br />

A<br />

kW/m²)<br />

2W<br />

(WL - 8)


Analogie Wärmelehre - E-Technik<br />

Transport von 'Wärmeteilchen' im Vergleich zu geladenen Teilchen<br />

Die treibende Kraft für den Transport ist eine Potential- bzw. Temperaturdifferenz !<br />

Wärmelehre E-Technik (Gleichstrom)<br />

T-Differenz ∆T U Potentialdifferenz<br />

Wärmestrom Φ I Strom<br />

Wärmewiderstand Rth R Widerstand<br />

Wärmeleitwert<br />

∆<br />

=<br />

Φ<br />

T<br />

Rth 1<br />

λ =<br />

Rth<br />

U<br />

R = Ohmsches Gesetz<br />

I<br />

1<br />

G = Leitwert<br />

R<br />

Mehrere Schichten Rth ges = ΣRth Rges = ΣR Serienschaltung<br />

'Vergrößerung<br />

eines Kühlkörpers'<br />

1<br />

R<br />

thges<br />

1 1<br />

1 1 1<br />

= + + ... = + + ... Parallelschaltung<br />

R R<br />

R R R<br />

th1<br />

th2<br />

Wärmekapazität C C Kondensatorkapazität<br />

P el<br />

Gehäuse<br />

Isolierscheibe<br />

Kühlkörper<br />

Luft<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 125<br />

ges<br />

Betrachtung nur in diese Richtung<br />

THL TGeh. TIso TKk.<br />

C : Wärmekapazität, R : Wärmewiderstand<br />

1<br />

2<br />

(Serien- und<br />

Parallelschaltung<br />

entsprechend)<br />

TLuft<br />

R<br />

Last<br />

= Abgabe an<br />

Umgebungsluft<br />

Vergleiche mit Aufheizkurve (S. 104) mit der Ladekurve U(t) der Kondensatorspannung eines<br />

RC-Schaltkreises.


2 Fälle des Wärmestroms :<br />

• permanente Wärmeentwicklung<br />

‚leicht‘ zu berechnen, d.h. (Wärme-) Kapazitäten werden vernachlässigt, nur Widerstände<br />

berücksichtigen.<br />

Annahme, dass der Aufwärmvorgang abgeschlossen ist.<br />

Typische Aufgabe: - Berechnung der Gleichgewichts-Temperatur<br />

• Einschalt- und Abschaltvorgänge<br />

- Berechnung eines Kühlkörpers<br />

‚komplexer‘, meist nur interessant bei kurzen Betriebsdauern (‚Ladezeit‘, danach Fall<br />

‚permanent‘), z.B. HF-Teil Handy, da typischerweise 5 min. in Betrieb. Vgl. RC-Verhalten<br />

bzw. Einschalten LCD-Tafel<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 126


4.5.2 Wärmestrahlung (Thermal Radiation)<br />

auf der Erde in Luft und Wasser für kleinere Körper meist vernachlässigbar<br />

im All: Wärmeabgabe nur über Strahlung möglich<br />

Bsp: Astronauten müssen mit Flüssigkeit gekühlt werden, da der Körper mehr Wärme<br />

erzeugt als durch Strahlung abgeführt werden kann, also ‘Wärmetod’ nicht ‘Kältetod’ !<br />

Plancksches Strahlungsgesetz<br />

gilt genau genommen nur im All<br />

mit<br />

σ = 5,7 10 -8 W<br />

(Stefan-Boltzmann - Konstante)<br />

2 4<br />

m K<br />

Φ = σ ε A<br />

ε = Emissionsvermögen : schwarzer Kühlkörper ε ≈ 0,9 ... 0,95 , weiße Fläche ε ≈ 0,5<br />

A : Fläche des Schwarzen Körpers /m²<br />

[T] = K<br />

Achtung: Näherung, gilt nicht, wenn Wände etc. in der Nähe sind!<br />

Plancksches Strahlungsgesetz<br />

Wärmestrom /W<br />

50000<br />

40000<br />

30000<br />

20000<br />

10000<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 127<br />

4<br />

T<br />

Schwarzer Körper mit A = 1m², Emissionsvermögen = 1<br />

0<br />

0 200 400 600 800 1000<br />

T /K<br />

(WL - 9)


Spektrum der Planckschen Strahlung (Black Body Radiation)<br />

Schwarzer Körper<br />

Glühbirnen emittieren ihre Strahlung nur zu einem kleinen Teil (10 %) im sichtbaren Bereich<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 128


Spektrum von Schwarzen Körper bei Zimmertemperatur und Sonnenlicht<br />

Das Spektrum der Sonne (s.o.) ergibt eine Oberflächentemperatur von etwa 6000 K.<br />

Die 'Farbe' eines heißen Körpers ist für das menschliche Auge sichtbar, wie obige Spektren<br />

verdeutlichen !<br />

Einen Zusammenhang zwischen Spektrum und menschlichem Farbeindruck liefert die<br />

CIE 1931-Norm:<br />

Die hufeisenförmige Kurve repräsentiert auf ihrem Rand scharfe Spektrallinien, wie z.B.<br />

eines Lasers (s.o.) Im Inneren finden sich ausgedehnte Spektren. Die eingezeichnete Kurve<br />

gibt den Äquivalenzwert der Temperatur eines Schwarzen Strahlers wieder.<br />

Bei der Stahlerzeugung ist deutlich die<br />

Abhängigkeit der Farbe mit zunehmender<br />

Temperatur zu erkennen: Rot (600°C) - Gelb<br />

(1100°C) - Weißglut (1300°C)<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 129


Das menschliche Sehen ‚passt‘ sich an die Farbe des Umgebungslichtes an, elektronische<br />

Sensoren (CCD, Videokamera, Digitalkamera, ...) benötigen hier einen Weißabgleich, da<br />

unterschiedliche Beleuchtungsquellen !<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 130


Wärmestrom durch Wärmestrahlung kleiner Körper in Gegenwart großer Wände<br />

Vorraussetzungen:<br />

AKörper


4.5.3 Wärmeströmung (Thermal Flow)<br />

- Transport von Materie, d.h. Wärmetransport durch Teilchentransport !<br />

- meist aktiv, z.B. mit Lüfter oder Pumpe betrieben.<br />

- Konvektion: Strömung durch Dichteunterschiede, z.B. warme Luft steigt auf<br />

Wärmeströmung<br />

m& : Massenstrom (vgl. Impuls)<br />

∆T : T-Differenz ausströmende - angesaugt Luft<br />

bzw. Flüssigkeit oder Gas<br />

∆Q<br />

Φ = =<br />

∆ t<br />

= Q&<br />

= c m&<br />

∆T<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 132<br />

dQ<br />

dt<br />

(WL - 10)<br />

Man kann mittels der transportierten Stoffmenge (z.B. Luft bei Lüfter, Angabe in m³/min) den<br />

Wärmestrom berechenen:<br />

Bsp: Wieviel Verlustleistung kann ein Lüfter aus einem elektrischen Gerät transportieren ?<br />

m<br />

Lüfter mit 0,1<br />

min<br />

3<br />

Luft : ∆T = 30 K<br />

(ausgeblasene -<br />

eingesaugte<br />

Temperatur)<br />

Dichte : 1,2 kg/m³<br />

→ Φ = c m& ∆T<br />

J 0,<br />

12 kg<br />

= 1000<br />

30K<br />

K kg 60 s<br />

= 60 W<br />

Beispiel Lüfter-Spec Bestellbezeichnung: 0410N-12<br />

Abmessungen:<br />

a x b (mm)<br />

40 x 40<br />

Bautiefe:c(mm) 25<br />

d (mm) 32<br />

e (mm) 4,5<br />

Nennspannung<br />

VDC<br />

Volumenstrom m³/h<br />

24<br />

165<br />

Luftdruck mm H2O 7,2<br />

Stromaufnahme mA 340<br />

Geräuschpegel dBA 44<br />

Lagerungsart Kugellager<br />

Temperaturbereich -10 ... + 70<br />

°C<br />

Lebensdauer<br />

in h bei 25°C<br />

Lebensdauer in h<br />

bei 70°C<br />

51.000<br />

40.000<br />

Zulassung UL/CSA/TÜV


Anwendungen:<br />

In Schaltschränken ist die Temperatur ‚oben‘ am höchsten (Bauteile-Belastung !). Deshalb<br />

sollten oben (Abluft) und unten (Zuluft) Lüftungsschlitze angebracht sein. Zu beachten ist<br />

aber eine ‚Verschmutzung (Staub) des Gerätes und eine erhöhte Wasserempfindlichkeit.<br />

Achtung : Bei erhöhten Umweltanforderungen (z.B. wasserdicht) kommt eine Wärmeabfuhr<br />

durch Lüftung (Massestrom) nicht in Betracht. Die Wärmeleitung und die maximal erlaubte<br />

Bauteiltemperatur bestimmt dann maßgeblich die maximal erlaubte elektrische<br />

Verbrauchsleistung !<br />

IP Schutznormen - Systeme in schwierigen Umweltbedingungen*<br />

Industriell genutzte Systeme sind anderen Belastungen ausgesetzt, als Desktop PC in einer Büroumgebung.<br />

Staub, Dreck und Wasser sind Umwelteinflüße auf die ein Standard PC recht empfindlich reagiert, die ein<br />

industriell eingesetztes PC Systeme jedoch typischerweise problemlos aushalten muss. (Nicht zuletzt erklärt das<br />

den i.d.R. höheren Preis für Industrie PC gegenüber Standard PC.)<br />

Für den Einsatz in einer Industrieumgebung sind Schutzklassen und Normen definiert, die angeben, welchen<br />

Umweltbelastungen hinsichtlich Berührung, Fremdkörper- und Feuchtigkeitsschutz ein System ausgesetzt<br />

werden kann, ohne Schaden zu nehmen. Definiert werden die Schutzklassen in der IP Norm, DIN EN 60529:<br />

Schutzarten durch Gehäuse (IP Code).<br />

Der IP Code besteht typischerweise aus einer zweistelligen Ziffernkombination, die den jeweiligen Schutzgrad<br />

angibt, z.B. IPxy (oder IP54). Die erste Ziffer x spezifiziert die Schutzklasse für Berührungs- und<br />

Fremdkörperschutz, die zweite Ziffer y den Wasser- und Feuchtigkeitsschutz,<br />

Nachstehende Tabellen (ohne Gewähr) erläutern die Bedeutung der IP Codes:<br />

Tabelle 1: Berührungs- und Fremdkörperschutz<br />

1. Kennziffer Benennung - Erklärung<br />

0 Nicht geschützt<br />

1 Geschützt gegen feste Fremdkörper 50mm Durchmesser und größer:<br />

Die Objektsonde (Kugel 50mm) darf nicht voll eindringen<br />

2 Geschützt gegen feste Fremdkörper 1<strong>2.</strong>5mm Durchmesser und größer:<br />

Die Objektsonde (Kugel 1<strong>2.</strong>5mm) darf nicht voll eindringen<br />

Hinweis: Typischerweise die Lüftungsschlitze in einem PC Netzteilgehäuse...<br />

3 Geschützt gegen feste Fremdkörper <strong>2.</strong>5mm Durchmesser:<br />

Die Objektsonde (Kugel <strong>2.</strong>5mm) darf überhaupt nicht eindringen<br />

4 Geschützt gegen feste Fremdkörper 1mm und größer:<br />

Die Objektsonde (Kugel 1mm) darf überhaupt nicht eindringen<br />

5 Staubgeschützt:<br />

Eindringen von Staub ist nicht vollständig verhindert, aber Staub darf nicht in einer solchen<br />

Menge eindringen, daß das Arbeiten des Gerätes oder die Sicherheit beeinträchtigt wird<br />

6 Staubdicht:<br />

Kein Eindringen von Staub bei einem Unterdruck von 20mbar im Gehäuse<br />

*: aus Internet<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 133


Tabelle 2: Wasserschutz<br />

<strong>2.</strong> Kennziffer<br />

Benennung - Erklärung<br />

0 Kein Schutz<br />

1 Geschützt gegen Tropfwasser:<br />

Senkrecht fallende Tropfen dürfen keine schädlichen Wirkungen haben<br />

2 Geschützt gegen Tropfwasser wenn das Gehäuse bis zu 15° geneigt ist:<br />

Senkrecht fallende Tropfen dürfen keine schädlichen Wirkungen haben, wenn das Gehäuse um einen<br />

Winkel bis zu 15° beiderseits der Senkrechten geneigt ist<br />

3 Geschützt gegen Sprühwasser : Wasser, das in einem Winkel bis zu 60° beiderseits der Senkrechten<br />

gesprüht wird, darf keine schädlichen Wirkungen haben<br />

4 Geschützt gegen Spritzwasser: Wasser, das aus jeder Richtung gegen das Gehäuse spritzt, darf<br />

keine schädlichen Wirkungen haben<br />

5 Geschützt gegen Strahlwasser: Wasser, das aus jeder Richtung als Strahl gegen das Gehäuse<br />

gerichtet ist, darf keine schädlichen Wirkungen haben. Hinweis: Entspricht ca. 1<strong>2.</strong>5 Liter/Minute<br />

(Gartenschlauch). Testzeitraum ca. 5 Minuten. (Angabe ohne Gewähr.)<br />

6 Geschützt gegen starkes Strahlwasser: Wasser, das aus jeder Richtung als starker Strahl gegen das<br />

Gehäuse gerichtet ist, darf keine schädlichen Wirkungen haben<br />

7 Geschützt gegen die Wirkungen beim zeitweiligen Untertauchen in Wasser:<br />

Wasser darf nicht in einer Menge eintreten, die schädliche Wirkungen verursacht, wenn das Gehäuse<br />

unter genormten Druck- und Zeitbedingungen zeitweilig im Wasser untergetaucht ist<br />

8 Geschützt gegen die Wirkungen beim dauernden Untertauchen in Wasser:<br />

Wasser darf nicht in einer Menge eintreten, die schädliche Wirkungen verursacht, wenn das Gehäuse<br />

dauernd unter Wasser getaucht ist unter Bedingungen, die zwischen Hersteller und Anwender<br />

vereinbart werden. Die Bedingungen müssen jedoch schwieriger sein als für Kennziffer 7<br />

Übliche Schutzklassen in der Praxis und einige Hinweise:<br />

Für "normale" Industriesysteme in geschlossenen Werkhallen wird üblicherweise der Schutz nach IP54<br />

angeboten = Staubgeschützt + Geschützt gegen Spritzwasser. Für Systeme im Außeneinsatz (Fahrzeuge etc)<br />

wird ein Schutz nach IP65 empfohlen (=Staubdicht + Geschützt gegen Strahlwasser). Schutzklassen


Bei den Phänomenen der Wärmelehre werden oft (auch unwissentlich) Fehler gemacht :<br />

Was stimmt hier nicht ?<br />

(aus Prospekt der Fa.<br />

BAUHAUS,)<br />

Der Ausdruck<br />

‚Wärmewiedergewinnung‘<br />

ist physikalisch falsch.<br />

Saison Lüfter Aussage Bewertung<br />

Winter Aus oben wärmer als unten ����<br />

Winter Ein oben und unten etwa gleich warm ����<br />

Sommer Aus oben und unten etwa gleich warm Na ja<br />

Sommer Ein Luft wird um etwa 4°C abgekühlt F A L S C H<br />

Sommer Ein Heizkostenersparnis Na ja<br />

Wie kann die ‚falsche‘ Aussagen physikalisch erklären ?<br />

- Der Lüfter bewegt die Luft, kann sie aber nicht kühlen<br />

- Die Temperatur erniedrigt sich ‚scheinbar‘ um 4°C<br />

- Geringerer Wärmeverbrauch<br />

Faßt man die Aussagen zusammen, erklärt sich die Beobachtung : Die an einem (menschli-<br />

chen) Beobachter vorbeiströmende Luft ändert den thermischen Widerstand (der Haut) als<br />

Folge der Wärmeleitung (s.u.). Dieser wird bei einem Übergang Festkörper (Haut) - Fluid<br />

(Luft) mit dem von der Luftgeschwindigkeit abhängenden Wärmeübergangskoeffizient α<br />

ausgedrückt. Erhöht sich die Luftgeschwindigkeit so wird mehr Wärme abgeführt, was ‚man‘<br />

als ‚kühler‘ empfindet. Ein zusätzlicher Effekt ist die beschleunigte Verdunstung (Verdun-<br />

stungswärme wird vom Körper 'abgezogen‘). Die Heizkostenersparnis ist relativ gering, da<br />

sich an den thermischen Eigenschaften der Wände nichts ändert, lediglich die vertikale<br />

Temperaturverteilung ist in einem kleineren Bereich ausgeglichener.<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 135


4.5.4 Wärmeleitung (Thermal Conduction)<br />

Metall fühlt sich ‚kälter‘ als Holz in einem 20°C warmen Raum an obwohl beide Gegenstände<br />

gleich warm sind. Grund: Metalle haben eine höhere Wärmeleitfähigkeit und transportieren<br />

so die ‚Wärme‘ der Finger schneller ab, die (wärmeren) Finger kühlen sich also ab.<br />

Hauptfälle : - Wärmeleitung durch eine Wand sowie von Festkörper auf Fluid<br />

- Wärmedurchgang durch eine Wand<br />

- Wärmeabgabe eines Körpers durch Abkühlen bzw. bei 'ständiger' Heizung<br />

4.5.4.1 Wärmeleitung durch Wand<br />

Welcher Wärmestrom fließt durch eine Wand bzw.<br />

welche Leistung wird durch eine Wand in<br />

Abhängigkeit vom Temperaturgefälle transportiert ?<br />

Achtung : Das folgende beschreibt nur einen<br />

Teilaspekt der Wärmeübertragung durch eine<br />

Wand, vollständig s.u. !<br />

Wärmestrom analog Ohmschen Gesetz :<br />

Hieraus folgt<br />

Wärmewiderstand [Rth] = K<br />

W<br />

s : Wanddicke, A : Fläche<br />

λ : Wärmeleitzahl, [λ] = W (Materialeigenschaft)<br />

Km<br />

k : Wärmedurchgangszahl,<br />

Wärmeleitung<br />

k<br />

λ<br />

s<br />

Erhöhte Wärmeabgabe durch Ver-<br />

größerung der Oberfläche (Kühl-<br />

körper, Rippen bei Elektromotoren)<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 136<br />

T<br />

T A<br />

T B<br />

U ∆ T<br />

= I ≡ Φ =<br />

R<br />

Rth<br />

U<br />

R th<br />

= ; Anwendung z.B: Baubranche<br />

∆ T<br />

Φ = =<br />

R<br />

th<br />

k A(<br />

T<br />

A<br />

=<br />

T A<br />

s<br />

λ A<br />

=<br />

s<br />

s<br />

A<br />

T B<br />

R Analogie<br />

1<br />

k A<br />

λ<br />

− TB<br />

) = k A ∆T<br />

= A ∆T<br />

s<br />

x<br />

(WL - 11)<br />

(WL - 12)


Wärmedurchgangszahl „Normierung“ auf Dicke<br />

W<br />

[k] = 2<br />

Km<br />

Material<br />

Werte für 300 K !<br />

Wärmeleitzahl λ /<br />

Km<br />

Eis 2,33<br />

Wasser 0,6<br />

Luft 0,025<br />

Stahl 14<br />

PVC 0,16<br />

Kork 0,05<br />

λ<br />

k =<br />

s<br />

W Wärmedurchgangszahl k / W<br />

K<br />

Ziegel 1 1,5 (30 cm Hohlziegel)<br />

Glas 0,8 5,6 (1 cm) (Doppelglas)<br />

Beispiel: Wie stark muß die Heizung einer Studentenbude sein ?<br />

W/Km²<br />

Werte : Länge Außenwand 10 m (Ecke), 2,5 m hoch, 2 Außenwände, k = 1<br />

Innenwände, Boden, Decke vernachlässigt, da Hochhaus<br />

Temperatur 0°C außen, 20°C innen gewünscht<br />

Φ = k A ∆T = 1 W/Km² 25 m² 20 K = 500 W<br />

Bei einer Wand aus mehreren Schichten wird einfach die<br />

'Serienschaltung' (vgl. ET) angewendet:<br />

Rthges = Rth1 + Rth2 + ...<br />

1 1 1<br />

'Parallelschaltung' : = + + ... (Vergrößerung der ‚Durchgangsfläche’)<br />

R R R<br />

th ges<br />

Wärmeleitzahl von Metallen<br />

e: Elementarladung<br />

th 1<br />

th 2<br />

Wärmeleitfähigkeit λ ∼ elektrischer Leitfähigkeit κ *T<br />

(WL - 13)<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 137<br />

2<br />

m<br />

Φ<br />

Wiedemann-Franzsches Gesetz<br />

λ<br />

Metall<br />

π²<br />

⎛ k B ⎞<br />

= κ T<br />

3<br />

⎜<br />

e<br />

⎟<br />

⎝ ⎠<br />

2


4.5.4.2 Wärmeleitung von Festkörper auf Fluid (Flüssigkeit, Gas)<br />

Welche Wärmeleistung wird von einem<br />

Festkörper auf ein Fluid abgegeben ?<br />

hier geht nur der Wärmeübergangskoeffizient<br />

des Fluids ein !<br />

∆T = TFK - Tfluid<br />

Wärmestrom durch Übergang FK - Fluid<br />

α: Wärmeübergangskoeffizient, [α] = W / m² K<br />

α = α(vfließ, Medium)<br />

Wärmeübergangswiderstand FK - Fluid<br />

vgl. Wärmedurchgangswiderstand<br />

R th<br />

=<br />

s<br />

λ A<br />

Metall - Medium α / W/m²K<br />

Luft : ruhend 3 - 30<br />

langsam 30 - 60<br />

schnell 60 - 300<br />

Wasser 500 - 5000<br />

Wärmeübergangskoeffizient<br />

für strömende Luft längs einer ebener Wand<br />

=<br />

FK A Fluid<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 138<br />

1<br />

k A<br />

α =<br />

⎧<br />

⎨<br />

⎩<br />

T<br />

T FK<br />

T Fluid<br />

6+<br />

4⋅v<br />

7 ⋅<br />

( v)<br />

0,<br />

78<br />

∆T<br />

Φ = α A ∆T<br />

R th<br />

multiplizieren<br />

=<br />

1<br />

α A<br />

für v ≤ 5 m s<br />

für v > 5 m s<br />

mit Einheiten<br />

x<br />

(WL - 14)<br />

(WL - 15)<br />

Bsp: - Motor: Wodurch unterscheiden sich Luft – Wasserkühlung ? Vorteile - Nachteile, ...<br />

- PC mit Wasserkühlung<br />

Hier vernachlässigt: Wärmeübergang FK auf FK


4.5.4.3 Wärmedurchgang durch Wand<br />

Wärmeübertragung von Fluid durch Wand (hier Verbundwand) an Fluid<br />

Wärmeübergangskoeffizient von Wand 1 auf Wand 2 wird vernachlässigt.<br />

T<br />

T A<br />

λ 1<br />

s 1<br />

λ 2<br />

s 2<br />

A<br />

T B<br />

innen außen<br />

Φ<br />

I<br />

x<br />

Innenwand 1 : Wärmeübergangskoeff. α1<br />

Wärmeleitung durch Wand 1 : Wärmeleitzahl λ1<br />

Wärmeübergang Wand1 - Wand 2 vernachlässigt<br />

Wärmeleitung durch Wand 2 : Wärmeleitzahl λ2<br />

Außenwand 2 : Wärmeübergangskoeff. α2<br />

Elektrisches Ersatzschaltbild mit Strom I ≡ Φ<br />

Wärmewiderstand als Serienschaltung : Rth ges = Rth überA + Rth durch1 + Rth durch2 + Rth überB<br />

Einzelwiderstände aus (WL - 15)<br />

Wärmestrom innen → außen :<br />

Φ =<br />

∆T<br />

R<br />

thges<br />

Näherung : ∆T des Gesamtsystems (ist aber üblich)<br />

∆T<br />

=<br />

1 s1<br />

s2<br />

1<br />

+ + +<br />

α A λ A λ A α A<br />

1<br />

A ∆T<br />

=<br />

⎛ 1 1 1 1 ⎞<br />

⎜ + + + ⎟<br />

⎝ α1<br />

k1<br />

k2<br />

α2<br />

⎠<br />

Bsp: Zimmerwand (1 m² mit α = 6 W/m²K ) mit 30 cm dicken Ziegeln, (k = λ/s = 1 W/m²K)<br />

und 1 cm Gips (k = λ/s = 2 W/m²K) innen. Temperaturdifferenz von außen nach innen 20 °C<br />

(20K).<br />

Gesucht : Wärmestrom und Verlustwärme pro m² bzw. s ?<br />

Wärmedurchgangswiderstand :<br />

R<br />

thges<br />

⎛ 1<br />

= ⎜ +<br />

⎝ α1<br />

1<br />

k<br />

1<br />

+<br />

1<br />

k<br />

2<br />

1<br />

+<br />

α<br />

2<br />

⎞<br />

⎟ ⋅<br />

⎠<br />

1<br />

A<br />

⎛ 1 1 1 1 ⎞ m²<br />

K K<br />

= ⎜ + + + ⎟ ⋅1<br />

= 1,<br />

83<br />

⎝ 6 1 2 6 ⎠ W m²<br />

W<br />

→ Wärmestrom pro m² : Φ = ∆T / Rth = 20 W / 1,83 = 11 W<br />

→ Verlustwärme pro m² und sec : Q = Φ t = 11 J<br />

Bei 45 m² anrechenbarer Fläche und 2000 h p.a. Heizung einer Wohnung ergibt sich :<br />

Φ = 500 W, Q = 1000 kWh, Heizkosten bei 0,4 €/kW : 400 € pro Jahr<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 139<br />

1<br />

2<br />

2


Beispiel Studibude (S. 123): 25 m² bei Φ = 11 W entspricht ca. 275 W, nur ‚Wand’ ergibt<br />

500 W<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 140


4.5.4.4 Wärmeabgabe<br />

Statisches Abkühlen<br />

- es wird keine Wärme nachgeliefert<br />

- T ≠ const, gesucht: T = T(t) ?<br />

Bsp: Eisenwürfel (Fe)<br />

- Anfangsbedingung : T(t = 0) = 70°C = 343 K<br />

30 cm<br />

70°C<br />

Fe<br />

Luft ruhend<br />

20°C<br />

isoliert aufgeklebt<br />

Fläche des Würfels zur Luft hin:<br />

A = 5 * (0,3 m)² = 0,45 m²<br />

Näherung:<br />

- TEisen im Würfel räumlich konstant<br />

- Umgebungsluft erwärmt sich nicht<br />

- keine Volumenschrumpfung<br />

- keine Wärmestrahlung<br />

- Materialparameter seien T-unabhängig<br />

- cFK >> cFluid<br />

4<br />

4<br />

Abschätzung der Wärmestrahlung: = k ε A ( T − T )<br />

Φ ≈ 150 W<br />

B<br />

Umgebung<br />

Wärmeverlust durch Strahlung (TKörper = const.) in der 1. Minute : Q = Φ * t ≈ 9 kJ<br />

Die Wärmestrahlung wird im weiteren vernachlässigt, da sonst die Mathematik deutlich<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 141<br />

Körper<br />

schwerer wird - bei kleinen ET-Körpern ist dies 'erlaubt'.<br />

Def.: Temperaturdifferenz : Tdiff = TEisen - TLuft


einerseits: Φ = dQ / dt differentielle Schreibweise<br />

∆T<br />

=<br />

R<br />

Φ (Rth ist hier der Wärmeübergangswiderstand FK - Fluid)<br />

th<br />

→ dQ = α A Tdiff dt (Wärmeleitung) (i)<br />

dQ : differentielle Änderung der Wärmemenge<br />

Wärmeverlust in der 1. Minute für TKörper = const.<br />

(vgl. mit Wärmestrahlung ! )<br />

W<br />

Q = 5 ⋅0,<br />

45m²<br />

⋅50K<br />

⋅60s<br />

≈7kJ<br />

m²<br />

K<br />

andererseits: dQ = c m dTdiff (im Eisenwürfel gespeicherte Wärmemenge) (ii)<br />

mit c = 0,55 J/gK<br />

m = ρV<br />

Energieerhaltung : - Wärme kann nicht verschwinden<br />

- Wärmeaufnahme der Luft = Wärmeverlust (-abgabe) des Eisenwürfels<br />

→ Summe aller Änderungen der Wärmemenge muß Null sein<br />

ΣdQ = 0 → dQauf + dQab = 0<br />

mit (i) und (ii) folgt : - dQEisen = dQLuft<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 142


Berechnung der Differenztemperatur:<br />

− m dT = α A T dt<br />

vernachlässigt : - TLuft = TLuft (t)<br />

c diff<br />

diff<br />

dT α A<br />

dt cm<br />

diff<br />

→ = − Tdiff<br />

DGL 1. Ordnung<br />

∫<br />

dT<br />

T<br />

diff<br />

diff<br />

α A<br />

= − ∫ dt<br />

cm<br />

α A<br />

→ lnTdiff = − t + C | e<br />

cm<br />

→<br />

T<br />

diff<br />

= k e<br />

α A<br />

− t<br />

c m<br />

k aus Anfangsbedingung : Tdiff (t = 0) = TEisen(0) - TLuft (hier 50 K bzw. 50°C)<br />

→ k = TEisen(0) - TLuft<br />

→<br />

T<br />

diff<br />

= ( T<br />

Eisen(<br />

0)<br />

−T<br />

Luft<br />

) e<br />

t → ∞ : T diff = 0 → TEisen<br />

= TLuft<br />

α A<br />

− t<br />

c m<br />

dann herrscht thermisches<br />

Gleichgewicht<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 143<br />

T diff<br />

T Eisen(0)<br />

T Luft<br />

Anwendung : - Bestimmung von α (ggf. ln - Darstellung)<br />

- Hitzdrahtinstrument z B. als Luftmassenmesser in Vergasern<br />

Vergleich mit Entladekurve RC-Glied<br />

R : Abflußwiderstand (Rth) ≡ 1/αA<br />

Strom um T zu halten ~ zur Geschwindigkeit (Eichung notwendig)<br />

C : Speicherelement (CEisen) ≡ c m<br />

UC ≡ Tdiff<br />

U<br />

C<br />

Benefit:<br />

= U ⋅e<br />

0<br />

1<br />

− ⋅ t<br />

RC<br />

TEisen<br />

C<br />

Eisen<br />

R<br />

th<br />

TLuft<br />

R<br />

Luft<br />

(klein,<br />

Kurzschluß)<br />

Aufgaben aus der Wärmelehre können mit Schaltungssimulations-Software gelöst werden !<br />

t


Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 144


Praktisches Beispiel:<br />

In welchem Fall ist heißer Kaffee, welcher frisch in einen Styroporbecher gegossen wird<br />

nach 10 min. kälter ? Wenn die Milch sofort oder erst nach 10 min dazugegeben wird ?<br />

Werte für t = 0: Kaffee : TK = 70°C , mK = 100 g<br />

Milch : TM = 10°C , mM = 10 g<br />

TLuft = 20°C , cKaffee = cMilch = c<br />

Wärmekapazität und -leitung der Styroportasse vernachlässigt<br />

bzw. in TK enthalten (beim Eingießen war der Kaffee heißer)<br />

a) Milch sofort hinein Berechne TMisch c mK ∆T = c mM ∆T , dann Abkühlen<br />

cK mK (TK - TMisch) = cM mM (TMisch - TM) Kaffee wird kälter, Milch wärmer,<br />

cK mK TK + cM mM TM = (cM mM + cK mK)TMisch<br />

Mischtemperatur zweier Stoffe :<br />

T<br />

K K K M M M<br />

Misch = (WL - 1')<br />

cK<br />

mK<br />

cM<br />

mM<br />

0,<br />

1kg<br />

⋅343K<br />

+ 0,<br />

01kg<br />

⋅283K<br />

→ TMisch =<br />

= 337,<br />

5 K = 65,<br />

5°<br />

C<br />

0,<br />

11kg<br />

→<br />

mit<br />

T<br />

diff<br />

=<br />

J<br />

c = 4200<br />

kgK<br />

α A<br />

const =<br />

cm<br />

; m<br />

0,<br />

11<br />

≈ 6 ⋅ 10<br />

kg<br />

1<br />

s<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 145<br />

c<br />

m<br />

W<br />

α = 10 ; A = 0,<br />

003m²<br />

( Wasseroberfläche,<br />

da Kaffeetasse<br />

Styroporbecher<br />

demzufolg<br />

e vernachlässigt)<br />

m²<br />

K<br />

45,<br />

5K<br />

⋅ e<br />

=<br />

− const.<br />

⋅t<br />

−5<br />

−0,<br />

04<br />

→ T = 45,<br />

5K<br />

⋅ e ≈ 44 K<br />

diff<br />

→ TKaffee nach 10 min ≈ 64°C<br />

b) Milch erst nach 10 min hinein Erst Abkühlen, dann Mischen berechnen<br />

− 0,<br />

04<br />

→ T = 50K<br />

⋅ e ≈ 48K<br />

diff<br />

T<br />

+<br />

+<br />

c<br />

m<br />

→ TK nach 10 min = 341 K = 68° C<br />

Hier ist das Abkühlen während 10 min. schneller, da die Temperaturdifferenz größer ist !<br />

TMisch nach10min<br />

=<br />

0,<br />

1kg<br />

⋅341K<br />

+ 0,<br />

01kg<br />

⋅283K<br />

0,<br />

11kg<br />

T<br />

≈ 336 K = 63°<br />

C<br />

Kaffee ist kälter, wenn man die Milch erst 'zum Schluß' dazugibt !


Dynamische Wärmeabgabe = permanente Wärmeentwicklung und –abgabe (Bsp. Kochen)<br />

Bsp: Kühlkörper mit Transistor und ständiger Verlustleistung<br />

Gleichgewicht : TKühlkörper = const.<br />

(erreicht bei Abschluß des Aufheizprozesses, vgl. LCD-Tafel, s.o.)<br />

Nebenbedingung : - großes Reservoir der umgebenden Luft, d.h. TLuft = const.<br />

- kein Lüfter<br />

Ziel: Berechnung des thermischen Widerstandes Rth des Kühlkörpers<br />

in Abhängigkeit von der (erlaubten) Bauteile- und der Umgebungstemperatur<br />

(andere Aufgabenstellung : Berechnung der Gleichgewichtstemperatur eines elektrischen<br />

Gerätes bei gegebenem thermischen Widerstand und elektrischer Verlustleistung)<br />

Einerseits: Q = U I t → dQ = ∆U I dt →<br />

andererseits:<br />

mit ∆U : Spannungsabfall am Bauteil<br />

th<br />

Φ = Q = ∆U⋅I<br />

& (*)<br />

{<br />

Verlustleistung<br />

P<br />

dQ ∆T<br />

Φ = = Q&<br />

=<br />

(**)<br />

dt R<br />

mit ∆T = (erlaubte maximale bzw. gewünschte) Bauteiletemperatur - Lufttemperatur<br />

→ (*) Φ = Φ (**) :<br />

∆T<br />

∆ U⋅I<br />

=<br />

R<br />

th<br />

;<br />

R<br />

th<br />

∆T<br />

=<br />

P<br />

→ Thermischer Widerstand des Kühlkörpers in Abhängigkeit von Leistung und Temperatur<br />

T<br />

− T<br />

T<br />

− T<br />

Bauelement Luft Bauelement Luft<br />

R th =<br />

=<br />

; Rth<br />

= Rth<br />

Bauteil + Rth<br />

Isolierung,<br />

Wärmeleitpaste<br />

+<br />

∆U⋅I<br />

Pelektrische<br />

Verlustleistung<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 146<br />

Zufuhr<br />

Bemerkung: - der Übergangswiderstand Kühlkörper - Luft 'steckt' in Rth<br />

- Rth wird üblicherweise im Datenblatt angegeben (s.u.)<br />

- Übergang Bauteil – Kühlkörper kann vernachlässigt werden, falls<br />

(die dringend empfohlene) Wärmeleitpaste eingesetzt wird.<br />

- TLuft stellt die maximal erlaubte Umgebungslufttemperatur dar,<br />

danach ist der Kühlkörper auszulegen !<br />

R<br />

th Kühlkörper


Bsp: TBE = 60°C (commercial 0 ... 70°C), TLuft = 40°C , ∆U = 1V , I = 1 A<br />

Praxis:<br />

→<br />

R<br />

th<br />

=<br />

T<br />

Bauelement<br />

∆U⋅I<br />

− T<br />

Luft<br />

=<br />

20K<br />

1 W<br />

Rth (Kühlkörper) muß kleiner sein als Rth<br />

(berechnet) wegen Kontaktwiderstand<br />

(Rthcontact Reduktion durch Wärmeleitpaste)<br />

etc.<br />

hier: minimal 30 cm² Alu 2 mm dick<br />

Rthcontact und PVerlust minimieren<br />

Warum ist für 1 mm dickes Alu der<br />

thermische Widerstand bei gleicher Fläche<br />

größer ?<br />

Wegen der dünneren Materialstärke kann<br />

die Wärme von einer punktförmigen Quelle<br />

(z.b. Transistor) in der Mitte nicht 'so gut' in<br />

Richtung Rand abgeleitet werden.<br />

=<br />

20<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 147<br />

K<br />

W<br />

R th<br />

/ K/W<br />

30<br />

10<br />

5<br />

1<br />

punktförmige<br />

Wärmequelle<br />

2 mm Alu<br />

1 mm Alu<br />

10 30 100<br />

A /cm²<br />

Kühlkörperfläche<br />

Temperaturgefälle<br />

Die Temperaturverteilung der Fläche ist<br />

inhomogen


Einfaches Kühlkörperdatenblatt<br />

nichtlinearer Zusammenhang :<br />

- doppelte Kühlkörpergröße ≠ halber thermischer Widerstand<br />

Rth (50 mm) = 2,8 K/W aber Rth (100 mm) nicht Rth (50 mm)/2<br />

- 'gilt auch für Preis'<br />

Grund: - Wärmeausbreitung von Punktquelle aus<br />

- Luftströmungsverhalten des Kühlkörpers<br />

(Einbauort und -lage beachten !)<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 148


Maximal erlaubte Verlustleistung eines kleinen IC-SMD-Gehäuses in Abhängigkeit von der<br />

- a) Umgebungstemperatur<br />

- b) Luftgeschwindigkeit und Platinenkühlfläche<br />

a) linearer Zusammenhang zwischen maximaler Verlustleistung und<br />

Umgebungslufttemperatur mit Gehäusetyp als Parameter<br />

b) nichtlinearer Zusammenhang zwischen maximaler Verlustleistung und Kühlfläche<br />

mit Parameter Strömungsgeschwindigkeit für 25 °C (wenig praxisrelevant, da T meist<br />

höher)<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 149


Berechnungen und Simulationen zur Temperaturverteilung sind wegen der Vielzahl von<br />

Parametern (Bauteile, Platine, Kühlkörper, Einbaulage, ...) und der dreidimensionalen<br />

Verteilung (mechanischer Aufbau, ...) sehr aufwändig. Die Ergebnisse sind mit Vorsicht zu<br />

genießen und sollten mit Messungen (z.B. IR bzw. Temperaturfühler oder –streifen)<br />

untermauert werden.<br />

Beispiel : Simulation einer DC/DC-Wandlerschaltung (http://power.national.com)<br />

Die Schaltung ‚reduziert‘<br />

eine Eingangsspannung<br />

von 12 V auf 3,3 V und<br />

liefert ca. 2,5 A<br />

Ohne Kühlkörper<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 150


Mit Kühlköper<br />

Die heißesten Teile sind die Diode und der IC. Durch den Kühlkörper sinkt die Temperatur<br />

‚nur‘ um 3 – 6 °C. Die lateralen Abmessungen der Platine erhöhen sich um jeweils ca.<br />

12 mm ! Der Aufwand scheint hoch, es gilt aber zu beachten, daß bei einer<br />

Umgebungstemperatur von ‚nur‘ 30°C bereits Bauteile-Temperaturen von 60°C erreicht<br />

werden.<br />

Temperaturen /°C Diode IC<br />

Kühlkörper Ohne Mit Ohne Mit<br />

Umgebungs- 30 62 56 61 57<br />

Temperatur 50 82 78 78 73<br />

Zu beachten ist, daß die Simulation mit der Stromversogrung als einziges Bauteil<br />

durchgeführt wurde – in einem abgeschlossenen Gehäuse mit Verbrauchern erhöht sich die<br />

Temperatur, so daß hier mit einer ‚inneren‘ Umgebungstemperatur im Bereich 50°C zu<br />

rechnen ist. Kommerzielle Bauteile (0 ... +70°C) kommen dann bereits nicht mehr in Frage !<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 151


Kleine Formelsammlung zur Elektronikkühlung (aus : www.flomerics.de)<br />

Luftaustrittstemperatur aus einem zwangsbelüfteten Gehäuse<br />

P<br />

TAustritt = TE<br />

intritt<br />

+ 3,<br />

1<br />

V&<br />

T : Lufttemperatur /°C<br />

P : Elektrische Verlustleistung /W<br />

V & : Volumenstrom des Lüfters /m³/h<br />

Mittlere Lufttemperatur in einem geschlossenen Gehäuse<br />

T = T +<br />

Innen<br />

Außen<br />

P<br />

k A<br />

T : Lufttemperatur /°C<br />

P : Elektrische Verlustleistung /W<br />

k<br />

k : Wärmedurchgangszahl, typisch k = 5,5 W/m²K<br />

Ak : Wärmeübertragende Gehäusefläche (DIN 57660)<br />

Homogen bestückte Leiterplatte in freier Konvektion<br />

Mit Strahlung :<br />

Ohne Strahlung :<br />

0,<br />

86<br />

⎛ P ⎞<br />

TPlatte = TUmgebung<br />

+ 0,<br />

1⎜<br />

⎟<br />

⎝ A ⎠<br />

0,<br />

80<br />

⎛ P ⎞<br />

TPlatte = TUmgebung<br />

+ 0,<br />

3 ⎜ ⎟<br />

⎝ A ⎠<br />

TPlatte : Durchschnittstemperatur der Platine /°C<br />

TUmgebung : Lufttemperatur /°C<br />

P : Elektrische Verlustleistung /W<br />

A : Fläche der Platine /m²<br />

Temperaturänderung bei Wärmedurchgang<br />

TWarm − TKalt<br />

=<br />

d<br />

λ A<br />

T.. : Temperatur /°C<br />

d : Schichtdicke /m<br />

P<br />

λ : Wärmeleitfähigkeit des Schichtmaterials /W/mK<br />

P : Wärmestrom durch Fläche A /W<br />

A : Fläche des Wärmedurchganges /m²<br />

T Eintritt<br />

T außen<br />

T Umgebung<br />

T innen<br />

T Austritt<br />

T Platte<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 152<br />

P<br />

T warm<br />

T kalt<br />

d


4.6 Thermodynamik (Einführung)<br />

(Thermodynamics)<br />

Aufgabe : Beschreibung makroskopischer (c, α, λ, k, ...) Materieeigenschaften durch<br />

physikalische Größen aus Kristallgitter, Atom- und Moleküleigenschaften.<br />

Beispiele : spezifische Wäremleitfähigkeit, molare Wärmekapazität, …<br />

Grundlage Statistik, da sonst pro Mol ca. 10 25 Gleichungen zu lösen wären !<br />

1 Bsp: Wärmekapazität c Gase pro Freiheitsgrad T → c = c(T)<br />

k 2 B<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 153<br />

k 2 B<br />

3<br />

c1atomig = T : 3 x Translation, z.B. He<br />

k 2 B<br />

4.6.1 System-Definitionen<br />

5<br />

c2atomig = T : 3 x Translation + 2 x Rotation, z.B. H2<br />

Thermodynamische Systeme sind Materieansammlung, deren Eigenschaften durch<br />

Zustandsvariablen (z.B. V, E, T, p, z.B. p V = N R T Ideales Gas) beschrieben werden<br />

können.<br />

System Definition Formel Beispiel<br />

Ab-<br />

geschlossenes<br />

System<br />

Geschlossenes<br />

System<br />

Offenes<br />

System<br />

keine Wechselwirkung (Ww)<br />

oder Materieaustausch<br />

(Teilchenzahl konstant) mit<br />

der Umgebung;<br />

Gesamtenergie (mechanisch,<br />

elektrisch, ...) konstant<br />

Energieaustausch mit der<br />

Umgebung zugelassen,<br />

jedoch kein Materieaustausch<br />

Energieaustausch und<br />

Materieaustausch mit der<br />

Umgebung zugelassen<br />

- Eges = W = const<br />

- n = const.<br />

- Eges = W ≠ const.<br />

- n = const<br />

- Eges = W ≠ const<br />

- n ≠ const<br />

Technisch<br />

angenähert durch<br />

Dewar-Gefäß<br />

(Thermoskanne)<br />

kein Wärmetransport<br />

durch Strahlung oder<br />

Wärmeleitung<br />

Wärmebad,<br />

Kühlkörper<br />

Gehäuse mit Lüfter<br />

wie geschlossenes<br />

System mit<br />

Materialtransport


4.6.2 Zustands-Definitionen<br />

• Gleichgewichtszustand<br />

- Zustand, welcher sich von selbst einstellt<br />

- 'Hineinlaufen' in den Gleichgewichtszustand meist ‘komplex’ (s.u. *)<br />

Bsp: Thermisches Gleichgewicht:<br />

• Stationärer Zustand<br />

Zusammenbringen zweier Teilsysteme im energetischem Kontakt<br />

(kein Materieaustausch), bis keine Energie mehr fließt<br />

(Nullter Hauptsatz der Thermodynamik),<br />

z.B. taktile Temperaturmessung (s.u. **)<br />

wie Gleichgewichtszustand aber mit Energiefluß<br />

Bsp: - Warmhalteplatte T = const, aber elektrische Energiezufuhr<br />

- Aufheizen Elektronikgehäuse (s.o.)<br />

Beispiel : Gleichgewichtszustand (Steady State, Equilibrum) und das Hineinlaufen (*)<br />

In eine Wanne werden aus einem Bottich 50 l mit 20 °C kaltem Wasser hineingegossen. Es<br />

werden dann mit einem anderen Bottich 50 l mit 40 °C dazugegeben. In der Badwanne<br />

befinden sich nach Durchmischen 100 l Wasser mit einer Temperatur von 30 °C.<br />

Der Anfangs- (2* 50 l, 20 bzw. 40°C) und Endzustand (100 l mit 30°C) ist leicht berechenbar.<br />

Unberechenbar ist hingegen das Hineinlaufen in den Gleichgewichtszustand, d.h. die<br />

zeitliche und räumliche Verteilung der Temperatur. Die Wasserströme können<br />

beispielsweise mit gefärbten Wasser sichtbar gemacht werden (weiteres Beispiel: Milch in<br />

Kaffee gießen ohne Umzurühren ergibt minutenlanges Strömen der Milch vor<br />

Gleichgewichtsverteilung).<br />

Ferner ist es nicht möglich, den ursprünglichen Zustand (2 Bottiche mit je 50 l und 20 bzw.<br />

40 °C) aus dem Gemisch zu extrahieren. Das Zusammengießen stellt also einen<br />

irreversiblen Prozeß (s.u.) dar.<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 154


Beispiel : Thermisches Gleichgewicht (**) (Thermal Equilibrum, - Balance)<br />

Die Temperaturmessung mit einem Thermometer geschieht dadurch, daß das zu messende<br />

Objekt in Kontakt mit dem Temperaturfühler gebracht wird. Nach einer gewissen Zeit stehen<br />

Objekt und Fühler im thermischen Gleichgewicht, d.h. sie besitzen dieselbe Temperatur.<br />

Dieser Prozeß, der einem Mischen entspricht, verfälscht das Meßergebnis :<br />

Konkretes Beispiel : Die Temperatur von 1 l Luft mit 330 K (z.B. per Infrarot-Messung<br />

bestimmt) soll mit einem Temperaturfühler aus Metall, der eine Temperatur von 300 K<br />

aufweist, gemessen werden. Wie groß ist die gemessene Temperatur in diesem Extremfall:<br />

aus (WL - 1')<br />

T<br />

Misch<br />

=<br />

c<br />

L<br />

m<br />

c<br />

L<br />

L<br />

TL<br />

m<br />

+ cF<br />

mF<br />

TF<br />

+ c m<br />

hier : - Luft mL = 1,2 g ; cL = 1 J/gK<br />

- Fühler mF = 10 g ; cF = 0,5 J/gK<br />

1,<br />

2⋅330<br />

+ 5⋅300<br />

→ TMisch = K = 306 K<br />

1,<br />

2 + 5<br />

L<br />

F<br />

F<br />

Damit der Fehler also klein bleibt, darf muß 'Beitrag' des Fühlers genügend klein sein !<br />

Rein rechnerisch (theoretisch) könnte die wahre Lufttemperatur errechnet werden: nach TL<br />

auflösen, Tmisch wurde gemessen, ‚Rest’ bekannt. Nachteile: Luft wird abgekühlt,<br />

Messgenaiugkeit relativ gering.<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 155


4.6.3 Hauptsätze der Thermodynamik<br />

• Nullter Hauptsatz der Thermodynamik<br />

Alle Systeme, die mit einem System im thermischen Gleichgewicht stehen, sind auch<br />

untereinander im thermischen Gleichgewicht.<br />

Zur Erlangung des thermischen Gleichgewichtes findet solange ein Wärmetausch<br />

(-transport) statt, bis die Temperaturen der betroffenen Systeme gleich sind.<br />

Das ist der Fall bei taktilen (berührenden) Temperaturmessungen !<br />

Dies gilt auch für<br />

mehrere Körper<br />

(Systeme).<br />

Achtung : Die<br />

‚Umwelt’ ist hier<br />

nicht betrachtet !<br />

Thermisches<br />

Gleichgewicht<br />

Alle untereinander im thermischen Gleichgewicht<br />

• Erster Hauptsatz (law) der Thermodynamik<br />

Zur Verdeutlichung als Ring →<br />

Die Änderung der Inneren Energie U eines Systemes bei einer beliebigen<br />

Zustandsänderung ist die Summe der mit der Umgebung ausgetauschten Arbeit W und<br />

der Wärme Q :<br />

U = W + Q . Üblich ist die differentielle Formulierung :<br />

Innere Energie<br />

= 'Mechanische Arbeit + Wärmemenge'<br />

dW < 0 : Arbeit, welche vom System geleistet wird<br />

dU = dW + dQ<br />

dW > 0 : Arbeit, welche am System geleistet wird, z.B. Luftpumpe wird warm<br />

Folgerung: Es gibt kein Perpetuum mobile erster Art!<br />

(WL - 16)<br />

(Maschine, welche dauernd Arbeit leistet, ohne die Umgebung zu verändern)<br />

Innere Energie gibt’s auch in der Elektrotechnik : Entladen Akku (reversibel),<br />

Batterie (irreversibel)<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 156


• Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik<br />

Wärme kann nur dann in Arbeit umgewandelt werden, wenn ein Teil der Wärme von<br />

einem wärmeren auf einen kälteres System übergeht (Wärmekraftmaschine).<br />

Wärme kann von einem kälteren auf ein wärmeres System nur mittels mechanischer<br />

Arbeit übertragen werden (Kältemaschine).<br />

Folgerung: Es gibt kein Perpetuum mobile <strong>2.</strong> Art<br />

Durch Abkühlung kann Wärme nicht zu 100% in Arbeit umgewandelt werden<br />

('Ein Körper kann nicht durch selbsttätige Abkühlung in die Luft springen')<br />

physikalische Formulierung über Entropie S (Maß für Ordnung)<br />

Entropie (Entropy)<br />

J<br />

[ S ] =<br />

K<br />

d S =<br />

Je größer die Entropie S, desto größer die 'Unordnung'<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 157<br />

dQ<br />

T<br />

Fälle: dS = 0 reversibler Prozeß, kann in beide Richtungen ablaufen<br />

dS > 0 irreversibel, Prozeß läuft nur in eine Richtung ab, Unordnung nimmt zu<br />

(WL - 17)<br />

dS < 0 nur möglich, wenn von außen Energie zugeführt wird. Ordnung kann also nur<br />

durch Energieaufwand erzeugt werden !<br />

Abgeschlossene Systeme streben einen Gleichgewichtszustand an, der durch ein Maximum<br />

der Entropie gekennzeichnet ist.<br />

Mechanische und elektrische Systeme streben ein Minimum an potentielle Energie an (Stein<br />

fällt zur Erde / Ladungsdifferenzen gleichen sich aus)<br />

Alle Naturvorgänge verlaufen so, daß die gesamte Entropie aller beteiligten Systeme<br />

zunimmt.


Beispiele :<br />

- Durch Expansion des Weltalls wird dessen Ordnung kleiner, S nimmt also zu<br />

- Zusammenmischen zweier Wassereimer erhöht die Unordnung, da zuvor zumindest<br />

der Ort der Moleküle (Eimer 1 oder 2) festgelegt war, danach kann dies nicht mehr<br />

'gesagt' werden (s.o.)<br />

Alternative Formulierung <strong>2.</strong> Hauptsatzes<br />

• Dritter Hauptsatz der Thermodynamik<br />

dS ≥ 0<br />

Die Entropie am absoluten Nullpunkt ist Null: S(0K) = 0 J/K<br />

Folgerungen:<br />

- die spezifische Wärmekapazität im Nullpunkt ist Null c (T=0) = 0<br />

- der absolute Nullpunkt ist experimentell nicht erreichbar, 'Rekord' ≈ 10 -6 K<br />

4.6.4 Zustandsänderungen<br />

• reversibel<br />

(WL - 18)<br />

Durch Umkehr der Ablaufrichtung wird der Ausgangszustand wieder erreicht, ohne daß<br />

Energiezufuhr notwendig ist.<br />

Beispiele: Mechanisches Pendel, Entladen Akku<br />

• irreversibel<br />

Eine Umkehr des Ablaufes ist von alleine nicht möglich. Dies betrifft alle Übergänge vom<br />

Nichtgleichgewicht ins Gleichgewicht.<br />

Beispiele: - Temperaturausgleich zweier Systeme<br />

2 Eimer werden zusammengeschüttet. Ein Trennen in den Ausgangszustand<br />

ist nicht mehr möglich (s.o.) !<br />

- Ein Akku lädt sich nicht von ‚alleine‘ auf. Durch elektrische Energiezufuhr<br />

kann aber der ‚Ausgangszustand‘ wiederhergestellt werden<br />

- Entladen Batterie<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 158


4.6.5 Thermodynamik Idealer Gase<br />

reversible Arbeit beim 1. Hauptsatz<br />

für p V = n R T<br />

Blankenbach / PHYSIK Wärme + Thermodynamik / FH Pf / 25.08.10 159<br />

W<br />

rev<br />

=<br />

V2<br />

∫<br />

V1<br />

p dV<br />

Zustandsänderung Gleichung p - V - Diagramm<br />

Isochor<br />

Isobar<br />

Isotherm<br />

Adiabatisch<br />

hier<br />

κ<br />

=<br />

c<br />

c<br />

einatomiges Gas:<br />

p<br />

v<br />

κ =<br />

5<br />

3<br />

p<br />

= const.<br />

T<br />

V<br />

= const.<br />

T<br />

p V = const.<br />

Boyle Mariotte<br />

p V κ = const<br />

p<br />

p<br />

p<br />

p<br />

isotherm<br />

Hyperbel p ~ 1/V<br />

adiabatisch<br />

V<br />

V<br />

V<br />

V<br />

(WL - 19)


Zustandsänderung Isochor isobar isotherm adiabatisch polytrop<br />

Bedingung<br />

Beispiel für Ideales Gas:<br />

Wärmeenergie<br />

Arbeit W rev = ∫p<br />

dV<br />

1. Hauptsatz<br />

V2<br />

V1<br />

V = const<br />

Temperaturänderung in<br />

einem Behälter<br />

Q = cv m ∆T<br />

W = 0<br />

(keine mechanische<br />

Arbeit, da V = const))<br />

dU = dQ<br />

p = const<br />

'Luftpumpe'<br />

(frei) bei äußerer<br />

T-Erhöhung<br />

Q = cp m ∆T<br />

W = p ∆V<br />

dU = dW + dQ<br />

κ: Adiabaten- bzw. Polytropenkoeffizient κ = 0 isobare Prozesse<br />

κ = 1 isotherme "<br />

κ → ∞ isochore "<br />

sonst adiabatisch<br />

T = const<br />

Wärmebad<br />

S = const<br />

dQ = 0<br />

Dewar-Gefäß<br />

pV κ = const<br />

schnelle Prozesse<br />

in nichtisolierten<br />

Systemen<br />

Blankenbach / Wärme + Thermodynamik / 25.08.2010 15:49:00 160 / 219<br />

Q = W<br />

W = p ∆V<br />

dQ = dW<br />

Q = 0<br />

W = - c v m ∆T<br />

dU = - dW<br />

dU = dW + dQ


4.6.6 Carnotscher Kreisprozeß (Carnot Cycle)<br />

periodisch arbeitende Maschine mit Idealem Gas als Arbeitsmedium in einem Kreisprozeß als<br />

Idealisierung realer Kreisprozesse z.B. Motor<br />

p<br />

d<br />

adiabatische<br />

Kompression<br />

isotherme Expansion<br />

c<br />

a<br />

isotherme Kompression<br />

T hoch<br />

b<br />

adiabatische<br />

Expansion<br />

T niedrig<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 161<br />

V<br />

Isotherm: T = const,<br />

1<br />

p ∼ (Hyperbel)<br />

V<br />

adiabatisch: pV κ = const,<br />

T ≠ const<br />

Ziel: mechanische Energieerzeugung durch periodischen Wechsel zwischen warm und kalt !<br />

Teilzyklen:<br />

Beschreibung Formel<br />

a Innere Energie konstant<br />

Wärme wird zugeführt<br />

(Isothermal heat supply)<br />

b durch Expansion geleistete Arbeit wird aus U<br />

entnommen, T sinkt<br />

(isentropic expansion)<br />

c wie a, nur Wärme wird abgegeben<br />

(Isothermal heat rejection)<br />

d wie b, nur T steigt (isentropic compression)<br />

∆U = 0<br />

→ ⎟ ⎛ V ⎞ 2<br />

∆Q<br />

= Nk<br />

⎜ B T ln<br />

⎝ V1<br />

⎠<br />

∆W = ∆U = cv m ∆T<br />

dQ<br />

nach einem Umlauf muß die Summe aller Parameter Null sein → ∆S = ∫<br />

= 0<br />

T


dQ<br />

dQ<br />

Definition : Entropie d S = ; ∆ S =<br />

T ∫<br />

Energiebilanz<br />

b<br />

a T<br />

Entropie ist die bei der Temperatur T ausgetauschte Wärmemenge<br />

im Prozeß erzeugt Wärme = umgesetzte Wärmemenge ∆W = - ∆Q<br />

Wärme(energie) wird in Arbeit umgewandelt<br />

Wirkungsgrad<br />

[T] = K<br />

Wirkungsgrad ist hoch für große T- Differenzen<br />

reale Maschinen : ηreal < ηcarnot<br />

T<br />

η = 1 −<br />

T<br />

niedrig <<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 162<br />

hoch<br />

1<br />

(WL - 20)<br />

Der Carnotscher Kreisprozeß ermöglicht die Erzeugung von Arbeit durch Wärmetausch zwischen<br />

kalten und heißen Medien.<br />

Anwendung: Wärmepumpe, Kältemaschine, Motor<br />

Beispiel für Solarzellen bei Sonnentemperatur von 6.000 K :<br />

Tniedrig<br />

300 K<br />

- Solarzelle bei Raumtemperatur : η = 1 − = 1 − = 95 %<br />

T 6.<br />

000 K<br />

400 K<br />

- Durch Sonnestrahlung erwärmte Solarzelle : η = 1 − = 93 %<br />

6.<br />

000 K<br />

Der theoretische Höchst-Wirkungsgrad verringert sich aufgrund der geringeren<br />

hoch<br />

Temperaturdifferenz – Hochleistungs-Solarzellen werden deshalb mit einer Wärmeabfuhr<br />

versehen. Praktisch werden 10 – 20% erreicht.


Anwendung des Carnotschen Kreisprozesses : Otto – Motor<br />

Beim Viertaktmotor werden vier Arbeitsgänge<br />

Ansaugen - Verdichten - Arbeiten - Ausstoßen<br />

in vier Bewegungen eines jeden Kolbens verrichtet. Bei allen Verbrennungsmotoren mit<br />

Ausnahme des Wankelmotors treiben die aufwärts – und abwärtsgleitenden Kolben über Pleuel<br />

eine Kurbelwelle an. Die Antriebskraft wird über die Kupplung, das Wechselgetriebe, die<br />

Kardanwelle, das Ausgleichsgetriebe und die Antriebswellen auf die Räder übertragen.<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 163


Der Kreisprozeß im Otto – Motor soll durch folgenden Idealisierten Kreisprozeß angenähert<br />

werden:<br />

II<br />

III<br />

IV<br />

I Adiabatische Kompression des idealen Arbeitsgases vom Volumen V1, der<br />

Temperatur T1 und dem Druck p1 zum Volumen V2<br />

isochore Druckerhöhung, wobei das Gas mit einem Wärmebad der konstanten<br />

Temperatur T3 in Berührung gebracht und Temperaturausgleich abgewartet wird<br />

adiabatische Expansion bis zum Anfangsvolumen V1<br />

isochore Druckerniedrigung bis zum Anfangsdruck p1, wobei das Gas mit einem<br />

zweiten Wärmebad der konstanten Temperatur T1 in Berührung gebracht und<br />

Temperaturausgleich abgewartet wird<br />

p - V – Diagramm des Kreisprozesses<br />

Die Ziffern 1 – 4 bezeichnen die<br />

Anfangszustände der vier Teilprozesse<br />

p<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 164<br />

II<br />

2<br />

3<br />

V 2<br />

∆W<br />

III<br />

I<br />

4<br />

IV<br />

1<br />

V 1 V


Druck, Volumen und Temperatur für die Anfangspunkte der vier Teilprozesse<br />

'Motorwerte' - Volumen aller Zylinder V1 = 1,5 dm³<br />

V1<br />

- Kompressionsverhältnis ε = = 8<br />

V<br />

- Umgebungstemperatur der angesaugten Luft T1 = 303 K<br />

- Umgebungsdruck der angesaugten Luft p1 = 1 bar<br />

- Höchsttemperatur des gezündeten Gemisches T3 = 1973 K , κ = 1,4<br />

- cV konstant angenommen<br />

Anfangszustand 1 2 3 4<br />

V /dm³<br />

p /bar<br />

T /K<br />

1,5<br />

1,0<br />

303<br />

0,1875<br />

18,38<br />

696,1<br />

Prozeß Berechnung obiger Tabellendaten<br />

I<br />

II<br />

III<br />

IV<br />

p<br />

V<br />

p<br />

κ<br />

2<br />

T<br />

2<br />

p<br />

3<br />

⎛ V ⎞ 1 = T1<br />

⎜<br />

V<br />

⎟<br />

⎝ 2 ⎠<br />

= p<br />

2<br />

κ = 1 1 V 2<br />

T<br />

T<br />

0,1875<br />

52,10<br />

1973<br />

κ<br />

1,<br />

4<br />

; p = p ⋅ ε = 1 bar ⋅ 8 = 18,<br />

38 bar<br />

3<br />

2<br />

2<br />

κ−1<br />

=<br />

⎛ V ⎞ 3 p3<br />

⎜<br />

V<br />

⎟<br />

⎝ 4 ⎠<br />

1<br />

= T ε<br />

1<br />

18,<br />

38<br />

κ<br />

p<br />

ε<br />

κ−1<br />

= 303 K ⋅8<br />

696,<br />

1<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 165<br />

0,<br />

4<br />

1973,<br />

0 K<br />

bar⋅<br />

=<br />

696,<br />

1K<br />

52,<br />

10 bar<br />

= 1,<br />

8<br />

3<br />

p4 = = = κ<br />

4<br />

p4<br />

T4<br />

=<br />

T1<br />

=<br />

p<br />

1<br />

303K<br />

⋅<br />

2,<br />

84 bar<br />

1bar<br />

=<br />

=<br />

52,<br />

1<br />

2,<br />

84<br />

858,<br />

9<br />

bar<br />

K<br />

bar<br />

K<br />

2<br />

1,5<br />

2,84<br />

858,9


Gewonnene Arbeit pro Umlauf im p V – Diagramm<br />

∆ W = ∆ + ∆<br />

Arbeit Q23<br />

Q41<br />

Aufgenommene Wärmemenge mc<br />

( T T ) 0<br />

Q23 v 3 2<br />

Abgegebene Wärmemenge ∆ = mc<br />

( T − T ) < 0<br />

Wärmekapazität des Arbeitsgases C v = mc<br />

v<br />

Mit :<br />

p V<br />

R T<br />

1 1 m = ;<br />

s<br />

1<br />

5<br />

10 1,<br />

510<br />

=<br />

303<br />

C<br />

v<br />

Nm<br />

Cv 2<br />

3<br />

1<br />

s<br />

1<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 166<br />

∆<br />

p<br />

=<br />

−<br />

Q41 v 1 4<br />

p1<br />

V1<br />

cv<br />

p1<br />

V1<br />

cv<br />

p1<br />

V1<br />

1<br />

= ⋅ = ⋅ = ⋅<br />

T R T c −c<br />

T κ −1<br />

3<br />

= 1,<br />

238<br />

( 1,<br />

4 −1)<br />

K m K<br />

∆<br />

J<br />

Nm<br />

⋅<br />

K<br />

Wärmemengen : 1,<br />

238 ( 1973 696,<br />

1)<br />

K 1580,<br />

3 J<br />

∆<br />

Q 23<br />

Q 23<br />

=<br />

=<br />

1,<br />

238<br />

Nm<br />

⋅<br />

K<br />

→ ∆ W = 1580,<br />

3J<br />

− 688 J = 892,<br />

3 J<br />

−<br />

v<br />

1<br />

=<br />

><br />

( 303−<br />

858,<br />

9)<br />

K = 688 J<br />

Leistung des Viertakt – Motores bei einer Drehfrequenz<br />

f<br />

4500<br />

P = ∆W<br />

⋅ = 892,<br />

3J<br />

=<br />

2 60 ⋅2<br />

s<br />

33,<br />

5<br />

kW<br />

f = 4500 min<br />

denn ∆ W wird während zweier Umdrehungen des Motors erzeugt !<br />

−1


Wirkungsgrad η rev einer Carnot–Maschine, die mit den beiden Wärmebädern arbeitet :<br />

Thermodynamischer Wirkungsgrad T3<br />

− T1<br />

( 1973 − 303)<br />

Effektiver Wirkungsgrad des 'realen' Motors :<br />

1973K<br />

Effektiver Wirkungsgrad ∆W<br />

∆Q41<br />

T1<br />

− T4<br />

892,<br />

3 J<br />

η = = 1 + = 1 + = = 56,<br />

5%<br />

∆Q<br />

∆Q<br />

T − T 1580,<br />

3 J<br />

aus den Formeln für die betreffenden Prozesse:<br />

I<br />

III<br />

⎛ V ⎞ 2 T1<br />

= T2<br />

⎜<br />

V<br />

⎟<br />

⎝ 1 ⎠<br />

T<br />

4<br />

⎛ V2<br />

⎞<br />

= T3<br />

⎜<br />

V ⎟<br />

⎝ 1 ⎠<br />

T − T ⎛ V ⎞<br />

=<br />

T2<br />

− T3<br />

⎝ V1<br />

⎠<br />

κ −1<br />

κ −1<br />

κ −1<br />

folgt I – III 1 4 2 ⎜ ⎟ = 1−<br />

= 1 − = 56,<br />

5%<br />

23<br />

1<br />

κ −<br />

ε<br />

Der Wirkungsgrad η hängt nur vom Kompressionsverhältnis ε ab !<br />

1<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 167<br />

η<br />

rev<br />

1<br />

0,<br />

8<br />

4<br />

=<br />

23<br />

T<br />

3<br />

=<br />

3<br />

2<br />

K<br />

=<br />

84,<br />

6<br />

%


Entropieerzeugung pro Umlauf im p - V – Diagramm<br />

geg.: Abgeschlossenes System aus Arbeitsgas und Wärmebehältern<br />

Die Entropie des Gases ändert sich bei einem Umlauf im p – V – Diagramm nicht,<br />

weil S eine Zustandsgröße ist.<br />

Für die Wärmebehälter / - speicher gilt :<br />

Abgabe bei T3 = konst.:<br />

Aufnahme bei T1 = konst.:<br />

∆Q<br />

= −<br />

T<br />

1580,<br />

3 J<br />

= − = −<br />

1973 K<br />

0,<br />

801<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 168<br />

∆ S<br />

3<br />

∆ S<br />

1<br />

3<br />

23<br />

∆Q<br />

= −<br />

T<br />

1<br />

41<br />

688 J<br />

=<br />

303 K<br />

Resultierende Entropie – Erzeugung: ∆ = ∆S<br />

+ ∆S<br />

= ( 2,<br />

27 −0,<br />

80)<br />

S 1 3<br />

→ ∆S > 0 , weil die Prozesse II und IV irreversibel sind.<br />

J<br />

K<br />

=<br />

2,<br />

271<br />

=<br />

1,<br />

47<br />

J<br />

K<br />

J<br />

K<br />

J<br />

K


Entropieänderungen des Arbeitsgases bei den einzelnen Zustandsänderungen I – IV<br />

Adiabatische Prozesse I und III ∆S = 0<br />

Isochore Prozesse ⎟ ⎛ T ⎞ 3<br />

∆S<br />

= ⎜<br />

II Cv<br />

ln<br />

⎝ T2<br />

⎠<br />

mit Division von<br />

siehe Wirkungsgrad<br />

erhält man<br />

→<br />

∆<br />

S II<br />

T<br />

⎛ V ⎞<br />

⎜ ⎟<br />

⎝ ⎠<br />

κ −1<br />

2<br />

1 = T2<br />

⎜<br />

V<br />

⎟ durch<br />

1<br />

J ⎛1973K<br />

⎞<br />

= 1,<br />

238 ⋅ ln⎜<br />

⎟<br />

K ⎝ 696,<br />

1K<br />

⎠<br />

Entropie S(T) – Temperatur -<br />

Diagramm<br />

Der Wert von S(T1) braucht nicht bekannt<br />

zu sein. Die Kurven II und IV laufen<br />

proportional zu ln(T)<br />

=<br />

1,<br />

29<br />

⎛ T ⎞<br />

⎜ ⎟<br />

⎝ ⎠<br />

1<br />

SIV = Cv<br />

ln⎜<br />

= − ∆<br />

T ⎟<br />

4<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 169<br />

∆<br />

4<br />

T<br />

T 1 =<br />

T<br />

J<br />

K<br />

S<br />

4<br />

T<br />

T<br />

⎛ V2<br />

⎞<br />

= T3<br />

⎜<br />

V ⎟<br />

⎝ 1 ⎠<br />

2<br />

3<br />

IV<br />

I<br />

κ −1<br />

S<br />

II<br />

II<br />

III<br />

T 1 T 2 T4 T 3<br />

T


5. <strong>Mechanik</strong> Deformierbarer Medien<br />

Deformierbare Medien: Körper, welche sich unter dem Einfluß außerer Kräfte verformen (können).<br />

5.1 Einteilung<br />

Phase Statik Dynamik Modellkörper<br />

fest Deformation<br />

(Lineal)<br />

flüssig Hydro-<br />

(Auftrieb Ball in Wasser)<br />

gas Aero-<br />

(*) reibungsfrei<br />

(Heißluftballon)<br />

Schwingungen<br />

(Lineal an Tischkante)<br />

Hydro-<br />

(Wasser in Rohr)<br />

Aero-<br />

(Flugzeug)<br />

Zusammenhang zwischen Modellkörper - Form und Volumen<br />

Bsp: Stab, Wasser in Glas, Ballon drücken<br />

deformierbarer Festkörper<br />

Ideale Flüssigkeit (*)<br />

Ideales Gas (*)<br />

Modellkörper Verschiebbarkeit der Teilchen (Moleküle, Atome)<br />

Festkörper keine<br />

Deformierbarer FK ‘schwer’<br />

Ideale Fl. + Gas reibungsfrei<br />

Modellkörper Form Volumen Beispiel<br />

Def. Festkörper definiert def. Lineal<br />

Ideale Flüssigkeit beliebig def. Wasser in Glas<br />

Ideales Gas bel. bel. Luftballon<br />

Festkörper : Moleküle haben "feste" Positionen zueinander<br />

Fl. + Gase : Moleküle beliebig verschiebbar<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 170


5.2 Druck<br />

Ein Gewicht der Masse m und der<br />

Auflagefläche F übt über die Gewichtskraft F<br />

'Druck' auf die Unterlage aus<br />

Druck<br />

[p] = N/m² = Pa (Pascal)<br />

Bsp: Wer übt größeren Druck aus ? Elefant Nadel<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 171<br />

p =<br />

F<br />

A<br />

m<br />

F G<br />

Masse m 5 to 1 g<br />

Auflagefläche A 1 m² 0,1 mm²<br />

Druck p 50 kPa 100 kPa<br />

A<br />

(DM - 1)


5.3 Feder<br />

als wichtigstes Beispiel für Deformierbare Medien und zur Erläuterung nichtlinearer Effekte<br />

hier nur linearer Bereich, Weg x klein:<br />

Beispiel: Feder<br />

Hookesches Gesetz<br />

D : Federkonstante ; [D] = N / m = kg / s²<br />

F = 0<br />

F<br />

F F<br />

0<br />

Spannung – Dehnung<br />

F = 0<br />

a<br />

F > 0<br />

l : Anfangslänge, ∆l : Längenänderung<br />

∆l<br />

: relativeLängenänderung<br />

l<br />

p : Druck [p] = N/m² = Pa<br />

a<br />

X<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 172<br />

F<br />

F F = - D x<br />

Aus ΣF = 0:<br />

F ~ x<br />

Fa : äußere Kraft, entgegengesetzt F F<br />

Fa + FF = 0<br />

FF = - D x<br />

→ Fa = D x<br />

p =<br />

F<br />

A<br />

∆l<br />

= E<br />

l<br />

σ = E ε<br />

x<br />

(DM - 2)<br />

(DM - 3)<br />

E : Elastizitätsmodul (Youngscher Modul); [E] = Pa ; E-Modul Metalle: ca. 200 GPa<br />

σ : Spannung (Druck)<br />

ε : Dehnung<br />

A : Fläche im Normalzustand (da Verkleinerung)<br />

Hookesches Gesetz gilt nur für kleine Dehnungen<br />

Beispiel mit Metallen: σ = 200 GPa 0,1 m/ 100 m → p = σ = 0,2 GPa = 200 MPa<br />

Vergleich: normaler Luftdruck : 100 kPa = 1.000 hPa


Spannungs - Dehnungs - Diagramm / Messmaschine<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 173


5.4 Grenzflächeneffekte<br />

Kräfte<br />

Kohäsion<br />

Adhäsion<br />

Tropfen auf Oberfläche<br />

'Wasser auf Autolack'<br />

Kapillarwirkung<br />

Beispiel<br />

Kraftwirkung<br />

in Flüssigkeit<br />

Flüssigkeit - Festkörper<br />

Benetzung keine Benetzung<br />

Adhäsion >> Kohäsion<br />

Wasser<br />

Adhäsion


5.5 Beispiele Deformierbarer Festkörper<br />

Ausführlicher in VL ‚Werkstoffkunde’<br />

Deformationsart Formänderung Volumenänderung Bsp.<br />

Dehnung, Biegung ja ja Feder (+), Stütze (-),Balken<br />

Kompression nein ja allseitig, unter Wasser<br />

Scherung, Torsion<br />

(Drillung)<br />

5.5.1 Dehnung<br />

A<br />

l l<br />

ja nein Nieten, Achsen,<br />

F<br />

Torsionsfederung<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 175<br />

F<br />

elastisch plastisch<br />

linear (Hook) nichtlinear<br />

Bereich Deformation Bsp : Kugelschreiberfeder<br />

elasitsch reversibel leicht dehnen<br />

plastisch bleibend stark dehnen<br />

A<br />

Bruch<br />

l<br />

l


Linearer Bereich: Hookesches Gesetz<br />

F ∆l<br />

= E<br />

(DM 2’)<br />

A l<br />

σ = E ε<br />

E : Elastizitätsmodul / Youngscher Modul [E] = Pa<br />

σ : Spannung / Druck<br />

ε : Dehnung<br />

A : Fläche im Normalzustand (da Verkleinerung)<br />

l : Länge, ∆l : Längenänderung<br />

E-Modul Metalle: 200 GPa<br />

Biegung<br />

Druck<br />

Zug<br />

neutrale<br />

Faser<br />

F = FG + F eigen<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 176<br />

s<br />

G<br />

0<br />

einseitige Einspannung,<br />

Last am Ende des Balkens :<br />

'ideal' : s ∼ FG<br />

klein


Querdehnung<br />

d/2<br />

bei Längs- und Querdehnung kann sich das Volumen ändern.<br />

Kompression<br />

Scherung<br />

z<br />

Isotrop: Gx = Gy = Gz<br />

y<br />

p<br />

x<br />

Anisotrop: Gx ≠ Gy ≠ Gz Bsp: Bleistift<br />

A<br />

∆V<br />

∆p<br />

= −<br />

V K<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 177<br />

F<br />

(DM - 4)<br />

Kompressionsmodul [K] = Pa<br />

F<br />

statt Strecke Winkel<br />

F<br />

A<br />

= τ = G γ<br />

G : Schubmodul [G] = Pa<br />

(DM - 5)<br />

γ : Winkel (klein : tanγ = γ)


Torsion<br />

M<br />

F<br />

Sonderfall der Scherung<br />

Verdrillung, klein Halten bei Antriebsachsen, Schrauben etc.<br />

Kreisförmiger Querschnitt: α klein<br />

M ∼ α R 4 (DM - 6)<br />

M = - D α Hooke, Spiralfeder für Schwingungen<br />

M Drehmoment, R 4 bringt "viel Steifigkeit"<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 178


5.6 Beispiele für Flüssigkeiten und Gase<br />

Modellkörper: Ideale Flüssigkeit / Ideales Gas<br />

Eigenschaften :<br />

- Ideale Flüssigkeit : Form unbestimmt, Volumen bestimmt, Moleküle reibungsfrei verschiebbar<br />

- Gas: füllt jedes Volumen aus, Moleküle reibungsfrei verschiebbar<br />

Effekte: statische und dynamische Eigenschaften<br />

5.6.1 Statik<br />

Druck: p = F / A wie Festkörper, nicht vektoriell, wirkt in alle Richtungen<br />

F in Druckgleichung nimmt wegen Eigengewicht zu ==> Auftrieb<br />

Schweredruck Flüssigkeit<br />

h<br />

V = A h<br />

p = m g / A = ρ V g / A<br />

= ρ g h (DM - 7)<br />

JAVA Applett: Schweredruck in Flüssigkeiten<br />

Folgerungen:<br />

- Flüssigkeitsspiegel horizontal wegen Schwerkraft<br />

- Hydrostatisches Paradoxon:<br />

Schweredruck unabhängig von Gefäßform<br />

(h = const.)<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 179<br />

h<br />

p = const


- Kommunizierende Gefäße<br />

h = const.<br />

Falls unterschiedlich: Druckdifferenz bis<br />

Druck ausgeglichen, dann aber h = const.<br />

"nichts" fließt mehr<br />

- Staumauer<br />

p = F/A = ρ g h<br />

→ F ∼ h<br />

Uhren und Wassertiefe – Definitionen sind oft verwirrend !<br />

h<br />

Tank Meßrohr<br />

h=const<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 180<br />

h<br />

F<br />

p = const ==>


Kompressibilität<br />

aus Festkörper: Druck bewirkt Volumenabnahme<br />

∆V<br />

V<br />

=<br />

− χ ∆p<br />

Kompressibilität χ = 1/K [χ] = 1/Pa<br />

(DM - 8)<br />

Phase χ / 1/Pa Modell<br />

fest<br />

10 -11<br />

Starrer Körper<br />

(inkompressibel)<br />

flüssig 10 -9 inkompressibel<br />

gas 10 -4 kompressibel<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 181


Konsequenz aus Kompressibilität<br />

Kolbendruck<br />

F1 F2<br />

A1<br />

A2<br />

p = const<br />

F1 / A1 = F2 / A2<br />

Modell Technik<br />

Flüssigkeit inkompressibel Hydraulik<br />

Gas kompressibel Pneumatik Preßluft<br />

Anwendung: Kraftübertragung auch ‚um die Ecke’ wie bei elektr. Strom<br />

beliebig krumme Leitungen, Vorteil gegenüber mechanischem Gestänge<br />

Leitungsdichtigkeit: Hydraulik: kritisch, da Verschmutzung<br />

Preßluft: unkritisch, nur Druckverlust<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 182


Schweredruck Gas<br />

Schweredruck Gas komplizierter als Flüssigkeit wegen Kompressibilität<br />

Säule komrimiert darunterliegendes Gas<br />

kompressibel, T = const:<br />

Barometrische Höhenformel: p = po e -Ch (DM - 9)<br />

po ≈ 100 kPa Druck am Boden<br />

C = 126 1/m Konstante<br />

real: T ≠ const : Internationale Höhenformel<br />

Wie ist dieses Bild entstanden ?<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 183


Auftrieb<br />

entgegengesetzt Erdanziehungskraft<br />

Fl<br />

Fo<br />

h<br />

Fu<br />

, V<br />

Fr = - Fl<br />

oben: kleinere Säule wie unten<br />

rechts-links: hebt sich auf<br />

Fu > Fo<br />

FA = Fu - Fo<br />

FG : FA Körper Beispiel<br />

= mverdr g Newton, Masse verdrängtes Vol<br />

= ρ A h g ρ Dichte, Durchschnittswert<br />

= ρ g V (DM - 10)<br />

> ↓ sinkt Stein<br />

= ⎯ schwebt Mostwaage<br />

< ↑ steigt Gas- , Heißluftballon<br />

JAVA Applett: Auftriebskraft in Flüssigkeiten<br />

Ein U-Boot vom Boden kann nicht auftauchen da Fu fehlt !<br />

Theoretisch, da in Praxis runder Rumpf<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 184<br />

Fo<br />

Fu = 0


Ideales Gasgesetz<br />

p V = n R T (DM - 11)<br />

p V = N k T<br />

n : Anzahl Mol, 1 Mol = 22,4 l z.B. 28g N2<br />

R : Gaskonstante 8,3 J/Mol K<br />

N : Anzahl Teilchen<br />

k : Boltzmann Konstante 1,4 10 -23 J/K<br />

[T] = K absoluter Nullpunkt : 0 K<br />

Ideales Gas nur Modell für höhere Temepraturen, da für T = 0 das Volumen Null wäre!<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 185


5.6.2 Dynamik<br />

allgemein:<br />

Strömungsfeld<br />

komplex da vektoriell<br />

A1<br />

Transport von Materie durch Druckdifferenz<br />

analog: Ladung (Strom), Wärme<br />

Hydrodynamik<br />

Massefluß m<br />

Geschw. v<br />

Vorr: inkompressible Materie, gilt auch für Gase bis ca. 1/3 Schallgeschwindigkeit<br />

Materiestrom<br />

Volumen V = A v t aus s = v t<br />

Volumenstrom I = ∆V / ∆t = dV / dt = A v<br />

Massefluß m = ρ V<br />

Massestrom m' = ρ A v aus ∆m / ∆t<br />

Fluß durch Flächenelement: m' = ∫A ρ v dA<br />

analog anwendbar auf: - Ladungen (Strom)<br />

- Wärmetransport<br />

- Diffusion<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 186<br />

A2


Durchfluß durch Röhren<br />

- technisch wichtigster Fall<br />

- Massen- und Volumenerhaltung: m = const.<br />

- da inkompressibel V = const.<br />

A1<br />

v1<br />

Bernoulli - Gleichung für horizontale Rohre<br />

parallel zur Erdoberfläche<br />

z<br />

p1<br />

A1, v1<br />

A2<br />

A2, v2<br />

p2<br />

v2<br />

x<br />

Kontinuitätsgleichung<br />

A v = const (DM - 12)<br />

A1 v1 = A2 v2 A groß - v klein und umgekehrt<br />

rechts: langsamer als links wegen<br />

Kontinuitätsgleichung<br />

Bernoulli-Gleichung<br />

p + ½ ρ v 2 = po = const (DM - 13)<br />

Epot + Ekin<br />

Die Bernoulli-Gleichung ist ein Erhaltungsgesetz, welches aus dem Energiesatz folgt.<br />

Druckmessung<br />

stat. Druck<br />

dynam. Druck<br />

Gesamtdruck<br />

Rechts: Anwendung Staudruckmesser bei<br />

Flugzeugen<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 187


Anwendungen der Bernoulli - Gleichung<br />

1. Auslaufen aus Gefäß<br />

h<br />

p<br />

1<br />

v1<br />

2<br />

v2<br />

p<br />

großes Volumen,<br />

kleiner Ausfluß<br />

h = const.<br />

Druck Ort 1 2<br />

Betriebs = Luftdruck p p<br />

Schweredruck ρgh 0<br />

Dynamischer Druck 1/2 ρ v1² 1/2 ρ v2²<br />

v1 aus Kontinuitätsgleichung: A1 v1 = A2 v2<br />

→ 1/2 ρ v2²( A2/A1) 2 + ρ g h = 1/2 ρ v2²<br />

A2


Dynamischer Auftrieb<br />

Beispiel : Flügel<br />

Bernoulli:<br />

po<br />

pu<br />

dyn. FA<br />

po + ½ ρ vo 2 = pu + ½ ρ vu 2<br />

→ ∆p = ½ ρ (vo 2 - vu 2 ) > 0<br />

Weg länger<br />

v größer --> p kleiner<br />

Fa dyn = cA ρ/2 A v 2 (DM - 14)<br />

Folge aus Bernoulli<br />

cA = Auftriebsbeiwert (vgl cW : Widerstandsbeiwert)<br />

dyn. Auftrieb aus p = F/A<br />

Strecke länger, damit kein Vakuum hinter<br />

Flügel entsteht müssen beide Teile<br />

gleichzeitig ‘ankommen’ : Kinematik s = v t<br />

Frage zu obiger Skizze: Warum bzw. wie kann ein Flugzeug auf dem Rücken fliegen ?<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 189


Reale Strömungen<br />

mit Reibung zwischen Molekülen<br />

Fälle:<br />

laminar turbulent<br />

v nimmt zu<br />

rechenbar ‘komplex’<br />

Laminare Strömung in Rohren<br />

R<br />

r<br />

Folgerung:<br />

v<br />

Hagen-Poiseuillsches Gesetz<br />

Flüssigkeitsstrom I = ∆V / ∆t<br />

I ∼ p/l R 4 (DM - 15)<br />

l : Länge des Rohres<br />

p : Druckabfall entlang l<br />

- Durchflussvolumen besser durch R- als durch p-Erhöhung steigern, da R 4<br />

- Druckabfall in Rohren<br />

Ursache: Reibungsverluste<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 190


Anhang<br />

Koordinatensysteme<br />

Kartesische Koordinaten<br />

Beispiele eindimensional Zweidimensional dreidimensional<br />

<strong>Mechanik</strong> gerader, ebener Weg ebene Kurve Steilkurve<br />

E-Technik Leitung Flächenleiter Funkwellen<br />

Maschinenbau Stab gebogener Stab Kasten<br />

Mathematik Skalar Vektor Vektor<br />

Physik Skalar (1D) Vektor (2-3D)<br />

Beschreibung Zahlenwert * Einheit Zahlenwert * Einheit * Richtung<br />

Beispiel Zeit Geschwindigkeit, Kraft<br />

Spezielle, problemangepaßte Koordinaten<br />

Reduktion der Dimensionen ==> Vereinfachung der Rechnung<br />

Bsp: Weg zur Wasserstelle in der Wüste mit Karte und Kompass<br />

W<br />

N<br />

y<br />

S<br />

O<br />

x<br />

α<br />

r<br />

y<br />

x<br />

vorbei !<br />

Karthesisch: 3 Werte notwendig<br />

- x-Richtung,<br />

- Weg in x-Richtung<br />

- y-Richtung<br />

mit Fehler (übertrieben)<br />

polar : 1 Wert ‘Richtung α<br />

Koordinaten Polar - Kugel - Zylinder -<br />

Beispiel Drehbewegung Funkwellen Gewinde<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 191


Vektoren<br />

Schreibweise: a r<br />

definiert durch Betrag ( |a r | ) und Richtung mit beliebigem Anfangspunkt d.h. verschiebbar<br />

Komponentenschreibweise:<br />

⎛ax<br />

⎞<br />

⎜ ⎟<br />

a= ⎜ay<br />

⎟<br />

⎜ ⎟<br />

⎝az<br />

⎠<br />

r<br />

r<br />

a = a + a + a<br />

2<br />

x<br />

2<br />

y<br />

Richtung (2-dim):<br />

Addition<br />

Eindimensional<br />

Zweidimensional<br />

(3-dim. analog)<br />

2<br />

z<br />

tan α =<br />

Komponentenschreibweise:<br />

Beispiel<br />

a<br />

a<br />

y<br />

x<br />

y<br />

x<br />

a<br />

c<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 192<br />

z<br />

az<br />

a<br />

b<br />

⎛c<br />

x ⎞ ⎛ax<br />

+ bx<br />

⎞<br />

⎜ ⎟ ⎜ ⎟<br />

c = ⎜c<br />

y ⎟ = ⎜ay<br />

+ by<br />

⎟<br />

⎜ ⎟ ⎜ ⎟<br />

⎝c<br />

z ⎠ ⎝az<br />

+ bz<br />

⎠<br />

r<br />

r ⎛2⎞<br />

r ⎛0<br />

⎞<br />

a = ⎜ ⎟ ; b = ⎜ ⎟<br />

⎝0<br />

⎠ ⎝1⎠<br />

ay<br />

Achtung: Addition gilt nur bei linearen Zusammenhängen<br />

ax<br />

z.B. Hookesches Gesetz (Feder) für kleine Wege<br />

b<br />

c<br />

a<br />

verschoben<br />

x<br />

y<br />

c = a + b<br />

r r r r<br />

∑ u = 0 : a + b − c = 0<br />

r r r<br />

c = a + b<br />

Anwendung:<br />

2 Kräfte an einem Angriffspunkt<br />

⎛2<br />

+ 0⎞<br />

⎛2<br />

⎞<br />

c = ⎜ ⎟ = ⎜ ⎟<br />

⎝ 0 + 1⎠<br />

⎝1⎠<br />

r


Subtraktion analog<br />

Kräftezerlegung<br />

(umgekehrte Addition)<br />

Anwendung: Hangabtriebskraft<br />

Multiplikation<br />

mit Skalar<br />

a<br />

Skalarprodukt b<br />

k=3<br />

c<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 193<br />

y<br />

b<br />

x<br />

r r<br />

c = k a<br />

Ergebnis: Vektor c = 3 a<br />

Anwendung: Einheitsvektor<br />

a<br />

a<br />

c<br />

r r r r<br />

a⋅<br />

b = a b cosα<br />

Ergebnis: Skalar (Zahl)<br />

r r<br />

o<br />

a⋅<br />

b = 4 ⋅ 3cos30<br />

= 10,<br />

4<br />

r r<br />

Anwendung: Arbeit W =<br />

F⋅<br />

s


Vektorprodukt<br />

(Kreuzprodukt)<br />

c<br />

(Mittelfinger)<br />

b<br />

(Zeigefinger)<br />

c<br />

a<br />

Merkregel: Rechte Hand<br />

Ergebnis: Vektor<br />

(Daumen)<br />

Anwendung: - <strong>Mechanik</strong> : Drehmoment<br />

- ET: Lorentzkraft<br />

r r r<br />

c = a × b<br />

r r r<br />

c = a b sinα<br />

c r = Flächeninhalt<br />

r<br />

o<br />

c = 3 ⋅4<br />

sin30<br />

= 6<br />

r r r<br />

M = r × F<br />

r r r<br />

= Q v×<br />

B<br />

⎛ax<br />

⎞ ⎛bx<br />

⎞ ⎛ayb<br />

z − azby<br />

⎞<br />

r<br />

r r ⎜ ⎟ ⎜ ⎟ ⎜<br />

⎟<br />

Komponentenschreibweise: c = a × b = ⎜ay<br />

⎟ × ⎜by<br />

⎟ = ⎜a<br />

zbx<br />

− axbz<br />

⎟<br />

⎜ ⎟ ⎜ ⎟ ⎜<br />

⎟<br />

⎝az<br />

⎠ ⎝bz<br />

⎠ ⎝a<br />

xby<br />

− aybx<br />

⎠<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 194<br />

F L


Kräftepaar<br />

2 gleich große, entgegengesetzte Kräfte mit verschiedenem<br />

Angriffspunkt<br />

Bsp: - Gabelschlüssel<br />

- Schraubendreher<br />

Drehmoment: M = a/2 F + a/2 F = a F<br />

r r r<br />

Betrag des Drehmomentes: M = a F<br />

Beispiel:<br />

Kräftepaar beim Gabelschlüssel<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 195<br />

a/2<br />

F<br />

D<br />

F<br />

a/2


Physikalische Modellbildung mit der Feder<br />

Das Feder - Masse - System ist einer der wichtigsten Modelle in der Atom-, Molekül- und<br />

Kristallphysik.<br />

Es kann z.B. die Wärmeausdehnung von Stoffen (siehe Wärmelehre) ausgehend von atomaren<br />

Eigenschaften berechnet werden.<br />

Grundlage:<br />

- Hookesches Gesetz<br />

- Feder - Masse – System<br />

– Schwingungen<br />

Anwendung: Berechnung von Bindungsgrößen<br />

Moleküle Kristalle<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 196<br />

G


Übertragungseinflüsse nichtlinearer Kennlinien<br />

Amplitude<br />

(Nl klein)<br />

Nichtlinearer<br />

Anteil (b)<br />

(Amplitude mittel)<br />

Konsequenz:<br />

Ampltitude<br />

Ampltitude<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

-1<br />

-1,5<br />

Klein groß<br />

0<br />

0<br />

-0,5<br />

5 10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

-4<br />

-6<br />

x (Eingang)<br />

x / t<br />

y=ax + bx² (Ausgang)<br />

0<br />

0<br />

-2<br />

5 10<br />

x (Eingang)<br />

x / t<br />

y=ax + bx² (Ausgang)<br />

0<br />

-5 0 5 10<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 197<br />

Ampltitude<br />

Ampltitude<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

-10<br />

-15<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

-10<br />

x (Eingang)<br />

x / t<br />

y=ax + bx² (Ausgang)<br />

0<br />

-5 0 5 10<br />

x (Eingang)<br />

x / t<br />

y=ax + bx² (Ausgang)<br />

Hier ist die doppelte Frequenz<br />

deutlich 'sichtbar'<br />

Bei großen Amplituden bzw. Intensitäten 'verläßt' man den linearen Bereich. Die dann<br />

auftretenden Nichtlinearitäten verursachen eine Frequenzvervielfachung<br />

Technische Anwendung<br />

gewünscht : Lasermaterialbearbeitung, Laserfusion (Anpassung der Laserwellenlänge an<br />

Material)<br />

unerwünscht : Klirrfaktor bei Verstärkern (Maß für Oberwellenanteil)


Ortsfestes - mitbewegtes Bezugssystem<br />

Koordinatensystem<br />

von außen<br />

s<br />

s<br />

s<br />

s<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 198<br />

ICE<br />

t<br />

t<br />

t<br />

s<br />

t


Beispiel Messung und Optimierung Luftwiderstand Auto<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 199


Laminare und turbulente Strömung am Seitenfenster<br />

Verringerung der Kosten durch erste Messungen im Wasser<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 200


Beispiel Luftwiderstand Golfball<br />

Beispiel Berechnung Auftrieb und Luftwiderstand Flugzeug<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 201


Potentielle Energie am Beispiel Landkarte<br />

400<br />

250<br />

Wh Epot z /m<br />

Einfacher Weg<br />

0 300<br />

s /m<br />

Weg bergauf = Hubarbeit<br />

F<br />

0 300<br />

s /m<br />

Hubarbeit ↔ Potentielle Energie<br />

Geschlossener Weg<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 202<br />

430<br />

z /m<br />

400<br />

0 600 1200<br />

s /m<br />

Weg mit Rückkehr an Ausgangspunkt:<br />

Gesamtarbeit = 0<br />

d.h. aufgewendete (bergauf) und gewonnene<br />

(bergab) Arbeit addieren sich zu Null<br />

Wh Epot 0<br />

0 600 1200<br />

s /m<br />

geschlossener Weg : Whub ges = E pot ges = 0


Kraft als Ableitung der Energie :<br />

- Umkehrfall zu Integration MD - 4 (siehe Mathe 2)<br />

- 1D F = grad E<br />

- Erde<br />

dE<br />

F =<br />

dx<br />

pot<br />

=<br />

d<br />

( mg<br />

x)<br />

dx<br />

vgl. ET : E = - grad U<br />

=<br />

mg<br />

- gilt nur für 'Konservative' Felder wie Erdschwerefeld und Elektrisches Feld<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 203


Bsp: Silvesterrakete<br />

Rakete (m = 0,1 kg = const. (Näherung) ) soll senkrecht nach oben starten (v Gas = w = 5 km/s).<br />

Bewegungsgleichung aus Kraft-Impuls-Zusammenhang :<br />

mo g = F = dp/dt = dm/dt w - mo a ( Betragsmäßig ; '-' ,da entgegengesetzt zu vgas )<br />

Welcher Gasausstoß dm/dt ist erforderlich, damit die Rakete über dem Startplatz schwebt ?<br />

keine Beschleunigung<br />

:<br />

→<br />

→<br />

m<br />

0<br />

dm<br />

dt<br />

g =<br />

=<br />

dm<br />

dt<br />

m<br />

0<br />

w<br />

g<br />

w<br />

0,<br />

1⋅10<br />

=<br />

5000<br />

a = 0<br />

kgm<br />

s<br />

ms<br />

2<br />

=<br />

1<br />

5000<br />

Wie groß ist die Beschleunigung bei 3* so großem Gasausstoß wie beim Schweben ?<br />

dm<br />

. m0 g = w − m0<br />

a<br />

dt<br />

Schweben<br />

a = 2 g<br />

dm 0<br />

dt<br />

g = 3 g−<br />

a<br />

m g<br />

= (s.o.)<br />

w<br />

m0<br />

g<br />

m0 g = 3 w − m0<br />

a<br />

w<br />

→<br />

→<br />

kg<br />

s<br />

Nach Brennschluß fliegt die Rakete (m nunmehr 0,08 kg) mit 20 m/s und explodiert in 2 Teile.<br />

Teil 1 wiegt 0,03 kg und fliegt mit 40 m/s und Teil 2 mit 30 m/s. Welchen Winkel schließen die<br />

(gerade) Flugbahnen der beiden Bruchstücke ein ?<br />

Impulserhaltung<br />

vor Explosion: p o = mv = 0,08 20 kgm/s = 1,6 kgm/s<br />

nach p 1 = 0,03 40 kgm/s = 1,2 kgm/s<br />

p 2 = 0,05 30 kgm/s = 1,5 kgm/s<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 204


is hierher nur Beträge, entscheidend aber<br />

Richtungen :<br />

r<br />

p<br />

o<br />

r<br />

= p<br />

1<br />

r<br />

+ p<br />

α1 und α2 gesucht<br />

2<br />

zeichnerische Lösung : 46° + 61° = 107°<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 205<br />

α1<br />

p1<br />

p0<br />

Kreise um Endpunkte<br />

p2<br />

α<br />

2


Weitere Wärmekapazitäten<br />

C<br />

molare Wärmekapazität cmol = bzw. C = cmol n<br />

n<br />

n : Stoffmenge [n] = mol . Dies ist eine der 7 Basisgrößen !<br />

Allgemeine Gaskonstante : R = cpmol - cvmol<br />

Dulong-Petitsche Regel für fast alle Festkörper bei 20 °C :<br />

J<br />

cmol = 3 NA kB ≈ 25<br />

Kmol<br />

mit Avogadro-Konstante NA = 6 . 23 1<br />

10<br />

mol<br />

Boltzmann Konstante kB = 1,4 . -23 J<br />

10<br />

K<br />

d.h. bei Raumtemperatur sind sich die Festkörper relativ ähnlich !<br />

Beispiele : Eisen Fe : 0,056 kg/mol → 1 kg ≡ 18 mol<br />

→ c . 1kg = cmol . 18 mol →<br />

J<br />

25 ⋅ 18mol<br />

Kmol<br />

kJ<br />

c = = 0,<br />

45 vgl. Tabelle !<br />

1kg<br />

Kkg<br />

kJ<br />

analog Aluminium (Al) 0,027 kg/mol → c =<br />

0,<br />

9<br />

Kkg<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 206


Druck - Temperatur - Abhängigkeit<br />

Bsp: H2O p /Pa<br />

Anmerkungen:<br />

10 6<br />

" 1 at "<br />

10 2<br />

1<br />

Sublimationsdruckkurve<br />

Schmelzdruckkurve<br />

Dampfdruckkurve<br />

Tripelpunkt<br />

kritischer Punkt<br />

Schmelzdruckkurve<br />

Eis<br />

Wasser<br />

Tripelpunkt<br />

Sublimationsdruckkurve<br />

Dampfdruckkurve<br />

Wasserdampf<br />

-100 0 100 300<br />

Eis ↔ Wasserdampf; Beispiel Trockeneis<br />

nahezu druckunabhängig, Bsp Eislaufen<br />

kritischer<br />

Punkt<br />

T /°C<br />

T-abhängig: Wasser kocht im Gebirge bei niedrigerer T als am<br />

Meer, Kavitation bei Schiffsschraube<br />

alle 3 Phasen existieren<br />

H20 : T = 273,16 K (T-Def.); p = 610,6 Pa<br />

nur unterhalb der kritischen Temperatur lassen sich Gase durch<br />

Druck verflüssigen<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 207


Plancksches Strahlungsgesetz<br />

Wärmestrom /W<br />

50000<br />

40000<br />

30000<br />

20000<br />

10000<br />

Schwarzer Körper mit A = 1m², Emissionsvermögen = 1<br />

0<br />

0 200 400 600 800 1000<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 208<br />

T /K


Spektrum der Planckschen Strahlung (Black Body Radiation)<br />

Schwarzer Körper<br />

Glühbirnen emittieren ihre Strahlung nur zu einem kleinen Teil (10 %) im sichtbaren Bereich<br />

Spektrum von Schwarzen Körper bei Zimmertemperatur und Sonnenlicht<br />

Das Spektrum der Sonne (s.o.) ergibt eine Oberflächentemperatur von etwa 6000 K.<br />

Die 'Farbe' eines heißen Körpers ist für das menschliche Auge sichtbar, wie obige Spektren<br />

verdeutlichen !<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 209


Einen Zusammenhang zwischen Spektrum und menschlichem Farbeindruck liefert die CIE 1931-<br />

Norm:<br />

Die hufeisenförmige Kurve repräsentiert auf ihrem Rand scharfe Spektrallinien, wie z.B. eines<br />

Lasers (s.o.) Im Inneren finden sich ausgedehnte Spektren. Die eingezeichnete Kurve gibt den<br />

Äquivalenzwert der Temperatur eines Schwarzen Strahlers wieder.<br />

Bei der Stahlerzeugung ist deutlich die<br />

Abhängigkeit der Farbe mit zunehmender<br />

Temperatur zu erkennen: Rot (600°C) - Gelb<br />

(1100°C) - Weißglut (1300°C)<br />

Das menschliche Sehen ‚passt‘ sich an die Farbe des Umgebungslichtes an, elektronische<br />

Sensoren (CCD, Videokamera, Digitalkamera, ...) benötigen hier einen Weißabgleich, da<br />

unterschiedliche Beleuchtungsquellen !<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 210


Übungsblatt Statik, Kräfte, Vektoren<br />

1. Geben Sie Betrag und Richtung der Vektoren an:<br />

⎛2<br />

⎞ ⎛1⎞<br />

r ⎛2<br />

⎞ r ⎜ ⎟ r ⎜ ⎟<br />

v1 = ⎜ ⎟ ; v2<br />

= ⎜0<br />

⎟ ; v3<br />

= ⎜2⎟<br />

⎝0<br />

⎠ ⎜ ⎟ ⎜ ⎟<br />

⎝1⎠<br />

⎝3<br />

⎠<br />

<strong>2.</strong> Addieren Sie die Kräfte bzw. Vektoren und geben Sie Betrag und Richtung an. a) und b) auch<br />

graphisch.<br />

r ⎛1⎞<br />

r ⎛ 1 ⎞<br />

a) a = ⎜ ⎟ ; b = ⎜ ⎟<br />

⎝1⎠<br />

⎝−<br />

1⎠<br />

r ⎛2<br />

⎞ r ⎛ − 1⎞<br />

r ⎛3<br />

⎞<br />

b) a = ⎜ ⎟;<br />

b = ⎜ ⎟ ; c = ⎜ ⎟<br />

⎝1⎠<br />

⎝−<br />

2⎠<br />

⎝4<br />

⎠<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 211<br />

c)<br />

⎛3<br />

⎞ ⎛ 1 ⎞<br />

r ⎜ ⎟ r ⎜ ⎟<br />

a = ⎜4<br />

⎟;<br />

b = ⎜−<br />

2⎟<br />

⎜ ⎟ ⎜ ⎟<br />

⎝5<br />

⎠ ⎝ 3 ⎠<br />

⎛4<br />

⎞<br />

3. Zerlegen Sie die Kraft in 2 orthogonale Kraftvektoren (Rechnung und Zeichnung) F = ⎜ ⎟<br />

⎝2<br />

⎠<br />

r<br />

4. Auf einen Starren Körper, welcher den Weg r s zurücklegt wirkt die Kraft r F. Wie groß ist die<br />

Arbeit? ([s] = m ; [F] = N)<br />

r ⎛2⎞<br />

r ⎛3<br />

⎞<br />

a) s = ⎜ ⎟ ; F = ⎜ ⎟<br />

⎝1⎠<br />

⎝2⎠<br />

r ⎛0<br />

⎞ r ⎛1000⎞<br />

b) s = ⎜ ⎟;<br />

F = ⎜ ⎟<br />

⎝1⎠<br />

⎝ 0 ⎠<br />

r ⎛1⎞<br />

r ⎛5<br />

⎞<br />

5. Berechnen Sie das Drehmoment und vergleichen Sie 4) und 5) . r = ⎜ ⎟ ; F = ⎜ ⎟<br />

⎝2⎠<br />

⎝6<br />

⎠<br />

6. Berechnen Sie die Hangabtriebskraft für einen Winkel von 30° und einen runden Körper der<br />

Masse 1 kg .<br />

7. Berechnen Sie den Schwerpunkt: 3 gleiche Massen im gleichseitigen Dreieck und masselose<br />

Stangen<br />

8. Bei welchem Flüssigkeitsstand ist die Standfestigkeit einer Getränkedose am größten, d.h. der<br />

Schwerpunkt am tiefsten? Idealisierung: Dünnwandige Zylinderdose, welche am Anfang ganz<br />

voll ist. Masse Dose < Masse Getränk (voll).


Übungsblatt Statik, Kräfte, Vektoren - Lösungen<br />

1.<br />

v1 v2 v3<br />

Betrag 2 5 14<br />

Richtung 0° (xy) xy : 0°<br />

xz : 26,6°<br />

⎛2⎞<br />

<strong>2.</strong> a) c = ⎜ ⎟<br />

⎝0<br />

⎠<br />

r<br />

⎛4<br />

⎞<br />

; b) c = ⎜ ⎟<br />

⎝3<br />

⎠<br />

r<br />

⎛4<br />

⎞<br />

⎜ ⎟<br />

; c) c = ⎜2<br />

⎟<br />

⎜ ⎟<br />

⎝8<br />

⎠<br />

r<br />

r ⎛4<br />

⎞ r ⎛0⎞<br />

3. Fx = ⎜ ⎟ ; Fy = ⎜ ⎟<br />

⎝0<br />

⎠ ⎝2⎠<br />

4. a) W = 8 Nm<br />

5.<br />

b) W = 0 Nm<br />

xy (Azimut): 63,4°<br />

xy auf z (Elevation) 53,3°<br />

(Elevation : Vektor ( 5 /3) )<br />

⎛ 0 ⎞<br />

⎜ ⎟<br />

M = ⎜ 0 ⎟<br />

⎜ ⎟<br />

⎝−<br />

4⎠<br />

r<br />

r<br />

M =<br />

r r<br />

r F sinϕ<br />

= 5<br />

r<br />

o<br />

61 sin13,<br />

5 = 4=<br />

M<br />

M und W haben dieselbe Einheit aber Vektor und Skalar!<br />

6. FH = 5 N<br />

7. für normale Gewichtsverhältnisse : xs = L/2 ; ys ≈ 0,3 L<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 212


Übungsblatt Kinematik 1<br />

1. 2 Autos fahren mit konstanter Geschwindigkeit von v1 = 80km/h und v2 = 100km/h auf der<br />

rechten bzw. linken Spur einer freien Autobahn. Zum Zeitpunkt t=0 ist das 1. Auto 250m vor<br />

dem <strong>2.</strong> Auto. Nach welcher Zeit und Strecke hat das <strong>2.</strong> Auto das 1. um 50m überholt?<br />

Lsg.: t=54s, s = 1500m<br />

<strong>2.</strong> Der ICE erreicht eine Geschwindigkeit von 250 km/h innerhalb 600s. Zum Abbremsen benötigt<br />

er 140s, bei einer Notbremsung nur 60s. Wie groß sind die durchschnittlichen<br />

Beschleunigungen?<br />

Lsg.: a /m/s² : 0,116 / -0,5 / -1,16<br />

3. Sie lassen einen Stein in einen sehr tiefen Brunnen fallen. Nach t Sekunden hören Sie den<br />

Aufschlag. Wie tief ist der Brunnen? Bis zu welcher Tiefe können Sie die Tiefe vereinfacht<br />

berechnen?<br />

Lsg.: Annahme t = 3,14s ==> h = 45m ; für 55m Fehler ohne Schallgeschwindigkeit 5%<br />

4. Sie schießen eine Billardkugel über einen Tisch der Höhe 1m. Der Auftreffpunkt auf dem<br />

Boden ist horizontal 1m von der Kante entfernt. Wie groß war die Geschwindigkeit der Kugel an<br />

der Tischkante?<br />

Lsg.: v = 2,24m/s<br />

5. Skispringen Obersdorf: Die (waagrechte) Absprunggeschwindigkeit beträgt 72km/h, die<br />

Landepiste hat ein Gefälle von 45°. Bei Vernachlässigung des Luftwiderstandes ist die Flugzeit<br />

und die Sprungweite (ohne Schanzentisch) gesucht.<br />

Lsg.: a = 113m ; t = 4s<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 213


Übungsblatt Kinematik 2<br />

1. Berechnen Sie die Bahngeschwindigkeit und die Umlaufdauer eines erdnahen Satelliten<br />

(g=const.). Erklären Sie die Schwerelosigkeit.<br />

Lsg.: T = 84min ; v = 8km/s<br />

<strong>2.</strong> Sie sind im Projektteam für einen neuen Weltraumfilm. Um realistische Aufnahmen zeigen zu<br />

können, benötigen Sie natürlich Szenen in Schwerelosigkeit. Aus Budgetgründen können Sie<br />

natürlich keinen Raumflug (auch nicht mit einem Space Shuttle) chartern. Welche Möglichkeit<br />

bleibt Ihnen? Versuchen Sie dies ausgehend von Ihrer Erfahrung als Autofahrer bei Fahrten<br />

über eine Kuppe und dem schiefen Wurf (Fitten Parabel - Kreis) anzudenken.<br />

Lsg.: Kreisbahn ar = g mit v = 300m/s ; Viertelkreis 47s Filmzeit<br />

3. Sie lassen eine Kugel (ohne Luftwiderstand) aus einem Ballon fallen, der sich in 30km Höhe<br />

befindet. Die Erdbeschleunigung ist höhenabhängig nach der Formel b = g(R/r)² mit g = 10m/s²,<br />

Erdradius R = 6387km und r der Entfernung von Erdmittelpunkt. Wann und mit welcher<br />

Geschwindigkeit kommt die Kugel auf der Erdoberfläche auf. Vergleichen Sie dies mit der<br />

Rechnung mit konstanter Erdbeschleunigung 10m/s². Ansatz: g(R/r)² + a = 0.<br />

mit g=const: g = 10 m/s: t = 77,46s ; v = 774,6m/s, Zerlegen Sie die Fallhöhe in Intervall mit<br />

adaptierter Fallbeschleunigung.<br />

4. Ein Motor erreicht nach 60s eine Drehzahl von 7200/min bei gleichmäßiger Beschleunigung.<br />

Ein an ihm befestigte Scheibe hat den Durchmesser 1,2m. Berechnen Sie die<br />

Winkelbeschleunigung, die Umfangsgeschwindigkeit nach 30s und die Anzahl der<br />

Umdrehungen nach 10s.<br />

Lsg.: α = 12,6 1/s² ; v = 226m/s ; N = 100<br />

5. Ein Motor hat 15s nach dem Anlaufen 500 Umdrehungen durchgeführt. Das Anlaufen ist<br />

während der ersten 5 Sekunden gleichmäßig beschleunigt und danach gleichförmig. Wie ist<br />

hoch ist die Drehzahl des Motors? Lsg.: N = 40 1/s<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 214


Übungsblatt Dynamik<br />

1. Stellen Sie die Bewegungsgleichung eines Elektrons in einer Braunschen Röhre im<br />

Elektrischen und Magnetischen Feld auf. Tip: Zuerst Skizze, dann Kraft- oder Energieansatz.<br />

r<br />

Formeln:<br />

r<br />

= − eE<br />

; E<br />

r<br />

= − eU<br />

; F<br />

r r<br />

= − e v × B<br />

Fel pot<br />

mag<br />

a) Bewegung in einem Elektrischen Feld mit einer Spannung von 30 kV (Elektron ruht zu<br />

Beginn). v = 10 5 km/s<br />

b) Ablenkung in einem Elektrischen Querfeld (Elektron bewegt sich senkrecht zum Feld der<br />

Länge d. Berechnen Sie die Geschwindigkeit und die Bewegungsform. Parabel<br />

c) Welche Bewegung beschreibt das Elektron in einem magnetischen Querfeld, in das es mit<br />

einer Geschwindigkeit v einfliegt. Wie sieht es hier mit der Arbeit aus? Kreis, Arbeit = 0<br />

<strong>2.</strong> An einer Rolle sind mittels einer idealen Schnur 2 Gewichte der Massen m 1 und m 2 befestigt.<br />

Berechnen Sie die Beschleunigung<br />

a) bei masseloser Rolle m1<br />

− m2<br />

a = ⋅g<br />

b) bei massebehafteter Rolle mit Radius r<br />

m + m<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 215<br />

1<br />

m − m2<br />

a =<br />

J<br />

m1<br />

+ m2<br />

+ 2<br />

r<br />

2<br />

1 ⋅<br />

3. Sie setzen mit Ihrem Auto zum Überholen an. Ihre Geschwindigkeit steigert sich hierbei<br />

innerhalb von 15s von 50 auf 90km/h; m = 1t. Berechnen Sie die Beschleunigungsarbeit (ideal)<br />

g<br />

216 kJ<br />

4. Ihr Auto rollt in San Francisco mit 6m/s an Ihnen vorbei. Da Sie aber vorsichtshalber wegen des<br />

Gefälles von 4° die Handbremse angezogen haben, schätzen Sie den Reibungskoeffizienten µ<br />

mit 0,1 ab. Wie weit müssen Sie laufen? 61,2 m<br />

5. Sie fahren an der Ampel mit Ihrem Auto (1000kg) mit einer Kraft von 4000N für 3s an und<br />

fahren 1s mit konstanter Geschwindigkeit weiter. Danach bremsen Sie mit 3000N. Zeichnen Sie<br />

den zeitlichen Verlauf der Momentanleistung, wann stehen Sie wieder?<br />

8 s


Übungsblatt Schwingungen<br />

1. Simulieren Sie Schwingungsphänomene mit dem Computer (z.B. EXCEL):<br />

Dämpfung - Erzwungene und anharmonische Schwingungen - Überlagerung<br />

<strong>2.</strong> Weisen Sie nach, daß beim Mathematischen Pendel die Lösung des Kraftansatzes<br />

(vereinfacht s = so sin(wot) ) auch die Lösung des Energieansatzes (s'² + ωo ² s² = const) ist.<br />

3. Stellen Sie die Harmonische Schwingungsgleichung für ein Torsionspendel (siehe Vorlesung)<br />

auf und geben Sie die Eigenfrequenz an. Welche meßtechnische Bedeutung hat ein<br />

Torsionspendel?<br />

4. Stellen Sie die Harmonische Schwingungsgleichung für eine Flüssigkeit in einem U-Rohr<br />

(siehe Vorlesung) auf, Eigenfrequenz ?<br />

5. Sie bohren ein Loch durch die Erde (senkrecht, durch den Erdmittelpunkt). Wenn Sie einen<br />

Gegenstand hineinbringen und loslassen, wird er durch die Erdanziehungskraft hineingezogen<br />

( r<br />

a = g mit R = 6400km, g = 10m/s², Abstand r vom Erdmittelpunkt, ohne Reibung etc.).<br />

R<br />

a) Stellen Sie die Bewegungsgleichung auf und lösen Sie sie<br />

(Bewegungsform, relevante Parameter)<br />

b) Vergleichen Sie die Zeit, die der Gegenstand zu Durchqueren der Erde und zurück braucht<br />

mit der Umlaufzeit eines niedrigfliegenden Erdsatelliten (Übungsblatt Kinematik)<br />

"etwa gleich groß"<br />

6. Wie groß ist die Schwingungsdauer einer langen Stange (Dicke vernachlässigen), die an<br />

einem Ende aufgehängt ist (harmonisch, ohne Reibung)? Vergleichen Sie dies mit einem<br />

Mathematischen Pendel. Lsg: 2 /√3 eines gleichlangen M. P.<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 216


7. Ein Seil der Länge l und der Masse m liegt so auf einem Tisch, daß der längere Teil<br />

hinunterhängt. Nach dem Loslassen soll das Seil reibungsfrei über die Tischkante gleiten.<br />

Stellen Sie die Bewegungsgleichung und und vergleichen Sie diese "einmalige" Bewegung mit<br />

einer Harmonischen Schwingung.<br />

8. Ein Teilchen der Ladung q und der Masse m befindet sich im homogenen Feld eines senkrecht<br />

zur Erde stehenden genügend großen Plattenkondensators (Abstand d). An diesem liegt eine<br />

Wechselspannung an, so daß eine Kraft F = qUmax/d cosωt horizontal und die<br />

Erdanziehungskraft vertikal wirkt. Stellen Sie die Bewegungsgleichung auf und integrieren<br />

diese.<br />

9. Ein waagrecht liegender Harmonischer Federoszillator der Masse 1kg (Masse incl. Feder,<br />

Ansatz: waagrechtes Federpendel) und D = 100N/m befindet sich in seiner Ruhelage. Er wird<br />

von einer Kugel (10g) durchschlagen, die mit 500m/s auftrifft und mit 250m/s austritt.<br />

Berechnen Sie die Schwingungsamplitude nach dem Durchschlag des Geschosses<br />

(reibungsfrei). 25 cm<br />

10. Ein unten mit Blei gefülltes Reagenzglas (Gesamtgewicht m) schwimmt senkrecht im Wasser.<br />

Zeigen Sie, daß das Reagenzglas harmonische Schwingungen (ohne Reibung) durchführt,<br />

wenn es etwas ins Wasser gedrückt und dann losgelassen wird.<br />

11. Ein Federpendel besitzt zur Zeit t=0 eine Auslenkung von 5cm, die Geschwindigkeit 10cm/s<br />

und die Beschleunigung -20cm/s². Wie groß ist die Amplitude und die Kreisfrequenz der<br />

Schwingung? 7,07 cm 2 1/s<br />

Ein 2-atomiges Molekül kann durch ein Feder-Masse-Modell beschrieben werden. 2 harte Kugeln<br />

der Einzelmassen 1,67 10 -27 kg sind mit einer Feder (D = 510 N/m) verbunden.<br />

Achten Sie auf die Bewegung des Schwerpunktes, hier tritt sonst ein Faktor 2 auf !<br />

a) Eigenfrequenz des Moleküls 1,24 10 14 Hz<br />

b) In welchem Wellenlängenbereich liegt diese?<br />

c) Welche meßtechnische Bedeutung hat dies?<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 217


Übungsblatt Wärmelehre<br />

1. Zeigen Sie: V = L xo L yo L zo ( 1 + α ∆T)³ ≈ Vo ( 1 + 3α ∆T)<br />

<strong>2.</strong> Eine Brücke hat eine Länge von 35,0 m bei - 30°C. Wie groß ist die von den Fugen<br />

‘aufzufangende’ Längenänderung bei +50°C<br />

(α = 10 10 -6 1/K) ? 28 mm<br />

3. Ein Schwimmbad hat eine unveränderliche angenommene Grundfläche von 20m * 50m . Es<br />

wurde mit 10°C kaltes Wasser auf genau 10,0 m gefüllt. Um wieviel höher steht das Wasser<br />

nach dem Aufwärmen auf 30°C (γ = 0,18 10 -3 1/K) ?<br />

36 mm<br />

4. Das Wasser in einer Badewanne (V = 600l = 600kg) wird von 20°C auf 50°C mit einem<br />

Tauchsieder erwärmt.<br />

a) Welche Energie muß dem Wasser zugeführt werden ? 75 MJ<br />

b) Wieviel Kilowattstunden elektrischer Energie sind das ? 21 kWh<br />

Thermisches Gleichgewicht als Ergänzung zu den Beispielen:<br />

a) Wie groß ist der Fehler, wenn der Fühler auf 325 K vorgewärmt wurde ?<br />

b) Wieviel Liter Luft muß mindestens vorhanden sein, damit der Meßfehler bei Bedingungen wie<br />

im Skript (Fühler 10 g ; 300 K) kleiner als 0,5 K wird.<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 218


Übungsblatt Deformierbare Medien<br />

1. Eine auf einer Platte senkrecht stehende Feder mit der Feder-konstanten D = 100 N/m ist 5 cm<br />

gespannt. Auf Ihr liegt ein Gewicht (50g). Die Feder wird freigegeben, das Gewicht bewegt sich<br />

senkrecht nach oben.<br />

a) Welche Idealisierungen verwenden Sie?<br />

b) Welche Bewegungsformen treten auf?<br />

c) Welche Höhe oberhalb des Ruhezustandes der Feder erreicht das<br />

Gewicht? 25 cm<br />

d) Welche Maximalgeschwindigkeit erreicht das Gewicht, wo?<br />

<strong>2.</strong> Ein Flugzeug hat ein Startgewicht von 100t. Wie groß muß die Flü-gelfläche minimal sein, damit<br />

das Flugzeug überhaupt abheben kann?<br />

a) statisch 10 m²<br />

b) dynamisch (vstart = 300 km/h , cA = 0,01) 22000 m²<br />

3. Wie hoch ist die maximale Förderhöhe einer Saugpumpe (vgl. Saugen mit Spritze). Warum<br />

können Bäume höher wachsen? 10 m<br />

4. Eine Feder der Länge L und der Federkonstanten D wird in der Mitte durchtrennt. Die beiden<br />

Hälften werden an ihren losen Enden ideal miteinander verbunden. Wie groß ist die<br />

Federkonstante D|| dieser 'Parallelschaltung', wenn vorher und nachher um dieselbe Strecke x<br />

gedehnt werden soll? D|| = 4D<br />

5. Wie lange kann ein Stahldrahtseil, welches an einem Ende aufge-hängt ist, maximal sein,<br />

bevor es unter seinem Eigengewicht zer-reißt (Zugfestigkeit/Bruchspannung 0,7 kN/mm² , ρ= 7<br />

kg/dm³)?<br />

10 km<br />

6. Vergleichen Sie einen Vollstab mit einem Rohr bzgl. ihres Verhaltens bei Torsion (R = 2 cm).<br />

Bsp. Ri = 1,5cm: 30% weniger Steifigkeit, 56% weniger Gewicht<br />

Blankenbach / HS Pf / Physik <strong>Mechanik</strong>, Wärme, Schwingungen / Stand WS 2010 219

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!