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LSV kompakt Juni 2011

LSV kompakt Juni 2011

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<strong>LSV</strong> <strong>kompakt</strong><br />

Magazin für Sicherheit & geSundheit<br />

www.nrw.lsv.de <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong><br />

rinder-<br />

haLtung<br />

Die Sache mit den Hörnern<br />

Den Rücken fReut eS<br />

Nimm‘s leicht


inhaLt<br />

<strong>Juni</strong> l 11<br />

„ich bin für präVention“<br />

<strong>LSV</strong> <strong>kompakt</strong> hat zwei junge Auszubildende<br />

gefragt, ob sie fit fürs<br />

Berufsleben sind. 04<br />

die reiSe geht weiter<br />

Die ersten Präventionsreisen waren<br />

ein großer erfolg. Das Gesundheitsprogramm<br />

soll weiterhin angeboten<br />

werden. 06<br />

die Sache Mit den hörnern<br />

kühe enthornen – ja oder nein? Diese<br />

frage wird seit langem kontrovers<br />

diskutiert. 08<br />

beitragSStabiLität<br />

iSt gewährLeiStet<br />

In Zeiten der Beitragszuschläge bei<br />

einigen gesetzlichen krankenkassen<br />

ist es erfreulich, wenn in der Lkk<br />

nordrhein-Westfalen die Beiträge<br />

stabil bleiben. 11<br />

geSund zu fuSS<br />

Sommerzeit: Wer genießt es nicht,<br />

barfuß zu laufen. Doch nicht jeder<br />

fuß ist ein schöner Anblick. 16<br />

Zum titelbild: Der Gesundheit zuliebe –<br />

Es lohnt sich immer, über technische<br />

Lösungen nachzudenken, die dem Men-<br />

schen das Heben und Tragen schwerer<br />

Lasten abnehmen.<br />

❘❘❘■ Renten<br />

Anpassung zum 1. Juli<br />

Nachdem die Rentnerinnen und Rentner im Jahr 2010 leer ausgingen<br />

und eine „Nullrunde“ in Kauf nehmen mussten, steht zum 1. Juli <strong>2011</strong><br />

wieder eine Anhebung der Renten aus der landwirtschaftlichen Alterssicherung<br />

und Unfallversicherung an.<br />

Die Renten werden – einheitlich in West und Ost – um 0,99 Prozent<br />

steigen. Allen Rentenempfängern wird gegen Ende <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong> die Erhöhung<br />

schriftlich mitgeteilt. Wegen der komplizierten Berechnung kann<br />

es sein, dass der neue Zahlbetrag geringfügig vom selbst errechneten Ergebnis<br />

(Monatsrente x Prozentsatz) abweicht. Renten, die erstmalig nach<br />

dem Monat März 2004 gezahlt wurden, werden jeweils am Monatsende<br />

ausgezahlt. Entsprechend wird sich bei diesen Renten die Erhöhung erst<br />

am Ende des Monats Juli auf dem Konto auswirken.<br />

❘❘❘■ PflegeveRsicheRung<br />

Persönliche Beratung auch zu Hause<br />

Nachdem sie die Prüfung erfolgreich absolviert haben, arbeiten ab sofort<br />

15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der landwirtschaftlichen Pflegekassen<br />

als qualifizierte Pflegeberaterinnen und Pflegeberater (einige der Absolventen<br />

im Bild). Während einer Zusatzqualifikation haben sie sich das<br />

nötige Wissen angeeignet, um Pflegende und Pflegebedürftige umfassend<br />

beraten zu können. Die erworbenen Kenntnisse konnten sie in einem Pflegepraktikum<br />

praxisbezogen vertiefen. Die Pflegeberatung ist gesetzlich geregelt<br />

und ein kos tenloses Angebot der Pflegekassen.<br />

<strong>LSV</strong>-iMpreSSuM<br />

<strong>LSV</strong> <strong>kompakt</strong> – Magazin für Sicherheit und gesundheit<br />

herausgeber: Landwirtschaftliche Sozialversicherung nordrhein-Westfalen, Hoher<br />

Heckenweg 76-80, 48147 Münster, telefon 02 51 23 20 - 0, fax 02 51 23 20 - 5 55 –<br />

Spitzenverband der landwirtschaftlichen Sozialversicherung, Weißensteinstraße<br />

70 - 72, 34131 kassel, telefon 05 61 93 59 - 2 41, fax 05 61 93 59-2 44<br />

redaktion: Direktor Heinz-Josef Voß, www.nrw.lsv.de, e-Mail: mailbox@nrw.lsv.de –<br />

Dr. erich koch, www.lsv.de, e-Mail: presse1@spv.lsv.de<br />

erscheint vier Mal pro Jahr. Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten.<br />

keine Gewähr für unverlangte Manuskripte.<br />

nachdruck ist nach Rücksprache mit der Redaktion<br />

möglich.<br />

druck: Dierichs Druck + Media GmbH & co. kG,<br />

frankfurter Straße 168, 34121 kassel. Bei den<br />

Adressangaben werden die Bestimmungen des<br />

Datenschutzes beachtet.<br />

PEFC zertifiziert<br />

Dieses Produkt stammt<br />

aus nachhaltig bewirtschafteten<br />

Wäldern und<br />

kontrollierten Quellen.<br />

www.pefc.de


❘❘❘■ Rentenbezüge melden<br />

Strafe droht<br />

Wer Rentenbezüge in der Steuererklärung<br />

verschweigt, hinterzieht Steuern<br />

und macht sich strafbar. Ein Steuerpflichtiger<br />

muss den steuerlich relevanten<br />

Sachverhalt dem Finanzamt<br />

richtig, vollständig und deutlich zur<br />

Prüfung unterbreiten. Eine Frau hatte<br />

ihre Rente in der Steuererklärung nicht<br />

erwähnt und als Beruf nur „Hausfrau“<br />

angegeben. Das Finanzgericht Rheinland-Pfalz<br />

entschied, sie habe damit<br />

unvollständige Angaben gemacht.<br />

Damit sei der objektive Tatbestand<br />

der Steuerhinterziehung erfüllt. Aus<br />

dem Alter einer Frau und der Tatsache,<br />

dass sie Kinder hat, muss das Finanzamt<br />

nicht schließen, dass sie auch eine<br />

Rente erhält (FG Rheinland-Pfalz, Urteil<br />

vom 23. März <strong>2011</strong> – 2 K 1592/10).<br />

❘❘❘■ Regeln füR das sonnenbad<br />

Genießen ohne Reue<br />

Auch wenn Sonnenlicht in Maßen<br />

guttut, stresst jedes Sonnenbad die<br />

Haut. Sie muss daher gut geschützt<br />

werden. Wenn einige Regeln beachtet<br />

werden, steht dem Sonnengenuss<br />

nichts im Wege. Die Wirkung bedeckender<br />

Kleidung wie T-Shirt und<br />

Sonnenhut sowie das Eincremen vor<br />

❘❘❘■ antibiotika<br />

Resistenz wächst<br />

Häufiges und unbedachtes Verabreichen<br />

von Antibiotika hat weltweit zu<br />

einer Zunahme an Bakterien und Keimen<br />

geführt, die resistent gegen das lebensrettende<br />

Medikament sind. Deshalb<br />

sterben in Europa jedes Jahr mehr<br />

als 25.000 Menschen an Infektionen.<br />

Auf diese Gefahren hat der diesjährige<br />

Weltgesundheitstag unter dem<br />

Motto „Wer heute nicht handelt, kann<br />

morgen nicht mehr heilen“ aufmerksam<br />

gemacht. Die EU-Kommision hat<br />

Ärzte, Apotheker, die Pharmaindustrie<br />

und Landwirte aufgefordert, Antibiotika<br />

verantwortungsbewusster einzusetzen.<br />

Zudem sollen künftig die Entwicklung<br />

neuer Arzneimittel und die<br />

Einführung schnellerer diagnostischer<br />

Tests besonders gefördert werden.<br />

allem der nicht bedeckten Hautstellen<br />

mit Sonnenschutzmittel ist bekannt.<br />

Nicht jeder weiß, dass ...<br />

■ ein dünnes und damit lichtdurchlässiges<br />

Baumwollshirt bei starker<br />

Sonne nicht über längere Zeit vor<br />

einem Sonnenbrand schützt.<br />

■ sich die Wirkung von Sonnenschutzmitteln<br />

nicht beliebig verlängern<br />

lässt – mehrfaches Eincremen<br />

verdoppelt nicht automatisch<br />

die Wirkungsdauer, es gleicht aber<br />

den Verlust durch Wasserkontakt,<br />

Abrieb oder Schwitzen aus.<br />

■ auch ohne Sonnenbrand die Haut<br />

durch UV-Strahlung geschädigt<br />

werden kann.<br />

■ Kleinkinder bis Ende des ersten<br />

Lebensjahres gar nicht der prallen<br />

Sonne ausgesetzt werden sollen, da<br />

ihre Haut für einen Eigenschutz<br />

noch zu dünn ist.<br />

■ Sonnencreme für Kinder oft nicht<br />

ausreicht, es dafür aber schnell<br />

trocknende Spezialkleidung gibt,<br />

die UV-Strahlen nicht durchlässt.<br />

■ manche Medikamente (wie einige<br />

Blutdruckmittel und Antibiotika,<br />

aber auch Johanniskrautpräparate)<br />

die Empfindlichkeit der<br />

Haut gegenüber Sonnenstrahlen<br />

extrem steigern können, so dass<br />

schon nach wenigen Minuten ein<br />

schwerer Sonnenbrand die Folge<br />

sein kann.<br />

■ Sonnenbrillen ohne UV Filter die<br />

Augen erst recht schädigen, weil<br />

hinter dem dunklen Glas die Pupillen<br />

weiter werden und dadurch<br />

mehr UV-Strahlung in das Auge<br />

gelangt.<br />

Die Stärke der UV-Strahlung wird<br />

durch den UV-Index angegeben, der<br />

vom Deutschen Wetterdienst unter<br />

www.uv-index.de abrufbar ist. Damit<br />

lässt sich der Sonnenschutz anpassen.<br />

Verbrannte Nase?<br />

Ein leichter Sonnenbrand ist gut mit<br />

einem kühlenden Gel oder einer<br />

Feuchtigkeitscreme („After-Sun-Produkte“)<br />

zu behandeln. Alte Hausmittel<br />

wie Gurkenscheiben oder Quarkumschläge<br />

sind auch sehr wirksam.<br />

Bei schweren Verbrennungen mit<br />

Blasenbildung oder nässenden Stellen<br />

ist sofort ein Arzt aufzusuchen. Ganz<br />

wichtig ist, dass nach einem Sonnenbrand<br />

die Haut drei Tage ein „Schattendasein“<br />

führen darf.<br />

in Kürze ■ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘<br />

<strong>Juni</strong> I 11 <strong>LSV</strong> <strong>kompakt</strong> 3


❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ Sicherheit<br />

4 <strong>LSV</strong> <strong>kompakt</strong> <strong>Juni</strong> I 11<br />

Vor dem Schritt ins Berufsleben<br />

„ich bin für Prävention“<br />

Man sieht es ihnen an: Sie sind mit Interesse und freude bei<br />

der Arbeit, sprechen mit Stolz über ihren Beruf. keine frage,<br />

für sie sind auch Sicherheit und Gesundheitsschutz keine<br />

fremdworte. <strong>LSV</strong> <strong>kompakt</strong> hat zwei junge Auszubildende<br />

gefragt, ob sie fit fürs Berufsleben sind.<br />

anja Brückner läuft zügig<br />

durch den Betrieb. Heute ist<br />

Tag der offenen Tür in der Agrarproduktion<br />

Beulwitz GmbH & Co. KG –<br />

und noch ist Einiges vorzubereiten.<br />

Trotzdem nimmt sie sich Zeit und<br />

will „ihren“ Betrieb, ihre Kühe und<br />

Kälber vorstellen.<br />

Anja: mit leib und seele tierwirtin<br />

Das Betriebsgelände liegt am Hang,<br />

der Weg von Stall zu Stall ersetzt fast<br />

das Fitnesstraining. Für die 20-Jäh-<br />

rige kein Problem. „Nächste Woche<br />

ist Prüfung und die Ausbildung dann<br />

bald vorbei. Danach möchte ich studieren.<br />

Tiere waren auch der Grund<br />

für die Berufswahl. Von klein auf<br />

habe ich gern im Betrieb meiner Eltern<br />

mitgeholfen. Doch auch ohne<br />

das habe ich eine ‚totale Tierklatsche‘,<br />

kann mir eigentlich keinen anderen<br />

Beruf als Landwirt vorstellen.“<br />

Sie hält auch ihre Entscheidung, nach<br />

dem Abitur zunächst eine Berufsausbildung<br />

zu machen, immer noch für<br />

Geschäftsführer helmut meinhardt erklärt Anja die nächsten Arbeiten bei den Kälbern<br />

richtig. „Wenn ich im Hörsaal sitze<br />

und nicht weiß, wovon da gesprochen<br />

wird ... Erfahrung in der Praxis ist<br />

unersetzbar.“<br />

Am Kälberstall wartet Geschäftsführer<br />

Helmut Meinhardt auf die junge<br />

Frau. „Wenn wir nur so engagierte<br />

Auszubildende hätten wie Anja, wäre<br />

es gut,“ sagt er. Nebenbei schauen sie<br />

bei den Kälber-Iglus nach dem Rechten.<br />

„Sie nimmt das Gesagte und Gezeigte<br />

wie selbstverständlich auf und<br />

setzt es sofort in ihre praktische Arbeit<br />

um.“<br />

Beim Berufswettbewerb vorn dabei<br />

Bestimmt konnte Anja deshalb auch<br />

beim Bundesentscheid des Berufswettbewerbes<br />

der Grünen Berufe im<br />

Mai in der Sparte Tierwirtschaft überzeugen.<br />

Neben dem Gewinn des dritten<br />

Preises hat sie auch die Fragen zu<br />

Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz<br />

besser als ihre Berufskollegen<br />

beantwortet. „Dass man auf sich aufpassen<br />

und Regeln beachten muss,<br />

haben wir in der Berufsschule und im<br />

Betrieb gelernt. Auch, dass es nicht<br />

immer einfach ist, Vorschriften in<br />

der Praxis umzusetzen. Die Kollegen<br />

haben über ihre Erfahrungen gesprochen,<br />

uns gezeigt, wie es richtig geht.“<br />

Helmut Meinhardt ergänzt: „Die Ausbilder<br />

unterweisen regelmäßig, sagen<br />

und zeigen, wie man Gefährdungen<br />

vermeidet. Zum Beispiel das Thema<br />

Körperschutz. Es ist Standard, dass<br />

beim Umgang mit den Tieren Schutzschuhe<br />

oder -stiefel mit Stahlkappe<br />

getragen werden.“ Anja zeigt auf ihre<br />

Füße: „Selbst hier bei den Kälbern ist<br />

es besser, die schützende Kappe im<br />

Stiefel zu haben.“ Ganz wichtig ist


ihr, dass bei der Arbeit im Rinderstall<br />

immer ein erfahrener Mitarbeiter<br />

dabei ist. „Das habe ich so gelernt.<br />

Im Notfall kann der Andere helfen<br />

oder Hilfe holen.“ In der Melkanlage<br />

wird das Desinfektionsmittel nur mit<br />

Schutzbrille, Schürze und Handschuhen<br />

umgefüllt.<br />

mehr Vorsicht<br />

Einen richtigen Unfall hatte Anja<br />

selbst noch nicht – wenn man von<br />

„einer Begegnung ihrer Nase mit dem<br />

Kopf einer Kuh“ absieht. Dass das so<br />

bleibt, daran will sie weiter arbeiten:<br />

„Schließlich war das mit der Kuh eigene<br />

Dummheit, bei etwas mehr Umsicht<br />

wäre mir das nicht passiert.“<br />

Rundum-managerin Jasmin<br />

In einem ganz anderen Arbeitsumfeld<br />

bewegt sich Jasmin Hilker,<br />

24 Jah re alt und kurz vor dem Abschluss<br />

ihrer Hauswirtschaftslehre.<br />

Kaum ein anderer Beruf ist so umfassend,<br />

beinhaltet so viele verschiedene<br />

Themen. „Rundum-Management<br />

nenne ich das. Die Hauswirtschaft<br />

deckt alle Lebensbereiche ab,<br />

reicht von den Finanzen über gesunde<br />

Ernährung bis zur Betreuung pflegebedürftiger<br />

Menschen“, sagt Jasmin.<br />

Ist es diese Vielfalt, die sie bewogen<br />

hat, diese Ausbildung zu wählen?<br />

Der Beruf scheint für sie auch Berufung<br />

zu sein. „Ja, ich habe meinen<br />

Weg gefunden – auf Umwegen. Nach<br />

einem abgebrochenen Studium hat<br />

mir unter anderem ein Praktikum in<br />

einem Waisenheim gezeigt, dass ich<br />

mich um Menschen kümmern, ihnen<br />

auch Hilfe zur Selbsthilfe geben will.<br />

Helfen können gibt Zufriedenheit.“<br />

Gesundheit geht vor<br />

Jasmin lebt für ihren Beruf – das zeigt<br />

das Leuchten in ihren Augen, wenn<br />

sie darüber spricht. Beim Bundesentscheid<br />

in ihrem Heimat-Bundesland<br />

Baden-Württemberg ist sie in ihrer<br />

Sparte Zweite geworden und hat wie<br />

Anja einen Präventionspreis gewonnen.<br />

„Ich war schon überrascht, als<br />

wir den Fragebogen von der landwirtschaftlichen<br />

Berufsgenossenschaft bekamen.<br />

Doch diese Themen sind ja<br />

Bestandteil der Ausbildung und spielen<br />

immer eine Rolle.“ In Jasmins<br />

Arbeitsalltag gilt es wegen der Vielfalt<br />

der Aufgaben, den unterschiedlichsten<br />

Gefährdungen zu begegnen.<br />

Sicherheit ■ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘<br />

Jasmin hilker und Ausbildungsleiterin Ulrika Biala lesen aufmerksam die sicherheitshinweise<br />

auf dem Reinigungsmittel und entscheiden, ob und welche Körperschutzmittel beim Umgang<br />

benutzt werden müssen<br />

Schließlich ereignen sich die meisten<br />

Unfälle im Haushalt. „Wir müssen<br />

oft irgendwo hochsteigen, um Fenster<br />

zu putzen oder an hohe Schränke<br />

zu kommen. Sichere Tritte und<br />

Leitern sind hier im Ausbildungsbetrieb<br />

Klos ter Untermarchtal überall<br />

zur Hand. Oder die Schneidemaschinen<br />

in der Küche, die alles schneiden,<br />

was ihnen vor die Klinge kommt.<br />

Wenn man da nicht aufpasst und die<br />

Schutzvorrichtungen nicht benutzt,<br />

kann es schnell schief gehen.“<br />

„ich bin für Prävention“<br />

Jasmin hat gelernt, dass Leichtsinn<br />

und Selbstüberschätzung genauso<br />

wenig bringen wie Hau-Ruck-Aktionen:<br />

„Vor jeder Tätigkeit mal innehalten<br />

und den Ablauf überdenken<br />

bewahrt vor Fehlern und damit auch<br />

vor Unfällen. Heute gilt oft: So viel<br />

wie möglich in immer kürzerer Zeit<br />

erledigen. Da muss man auch mal für<br />

seinen Standpunkt eintreten, um dagegen<br />

zu halten. Denn die Arbeitssicherheit<br />

leidet sonst darunter.“<br />

Beim Rundgang durch das Kloster<br />

mit ihrer Ausbildungsleiterin Ulrika<br />

Biala bleibt sie vor einem Hautschutzplan<br />

stehen. „Die eigene Ge-<br />

sunderhaltung ist mir wichtig. Ich<br />

will ja weiter in meinem Beruf arbeiten.<br />

Hier weiß beispielsweise jeder,<br />

dass der häufige Wasserkontakt nicht<br />

ohne Folgen für die Haut bleibt. Da<br />

helfen nur Schutz, Reinigung und<br />

Pflege. Wir nennen das den „unsichtbaren<br />

Handschuh“.<br />

Verantwortung für sich selbst<br />

Besonders bei der Arbeit im Pflegeheim<br />

des Klosters spürt sie, wie wichtig<br />

die persönliche Fitness ist. „Mit einem<br />

gesunden Rücken kann ich Lasten natürlich<br />

besser heben und tragen. Damit<br />

es möglichst lange so bleibt, treibe ich<br />

Sport. Und wenn es zu schwer wird,<br />

benutze ich Hilfsmittel oder bitte eine<br />

Kollegin um Hilfe. Geteilte Last ist<br />

schließlich halbe Last.“<br />

Ihre Zukunftspläne – demnächst die<br />

Geburt ihres ersten Kindes, ein Studium<br />

der Ernährungswissenschaften,<br />

Arbeit im sozialen Bereich –<br />

sind für Jasmin untrennbar mit Sicherheit<br />

und Gesundheitsschutz<br />

verbunden. „Ich bin für Prävention.<br />

Nachher zur Kur oder nach einem<br />

Unfall im Krankenhaus ist es eigentlich<br />

zu spät.“ ■<br />

<strong>Juni</strong> I 11 <strong>LSV</strong> <strong>kompakt</strong> 5


❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ geSundheit<br />

6 <strong>LSV</strong> <strong>kompakt</strong> <strong>Juni</strong> I 11<br />

Prävention:<br />

Die Reise geht weiter<br />

Die ersten Präventionsreisen<br />

waren ein großer erfolg.<br />

Aufgrund der hohen Resonanz<br />

und Zufriedenheit der<br />

teilnehmer soll das Gesundheitsprogramm<br />

nun weiterhin<br />

angeboten werden.<br />

erstmals organisierte die LandwirtschaftlicheSozialversicherung<br />

Nordrhein-Westfalen eine viertägige<br />

Präventionsreise für ihre Versicherten.<br />

Schon in der Anmeldephase<br />

zeigte sich, dass das Angebot<br />

auf großes Interesse stieß. Schnell<br />

waren die freien Plätze restlos ausgebucht.<br />

Aus den ursprünglich vier<br />

Terminen sind schnell sieben geworden.<br />

Hinter der <strong>LSV</strong>-Präventionsreise<br />

verbirgt sich ein viertägiges Gesundheitsprogramm<br />

mit Reisecharakter.<br />

Die <strong>LSV</strong> NRW gibt damit ihren Versicherten<br />

die Möglichkeit dem Alltag<br />

einmal zu entfliehen und aktiv etwas<br />

Gut entspannen: Der hauseigene entspannungsraum bietet alle<br />

möglichkeiten um die Ruhe zu genießen<br />

für ihre Gesundheit zu tun. Von Dezember<br />

bis Februar haben insgesamt<br />

117 Landfrauen und Landwirte diese<br />

Möglichkeit genutzt und sind auf<br />

Präventionsreise gegangen. Die Reise<br />

ging in die Klinik Solequelle in Bad<br />

Westernkotten im Kreis Soest. Die<br />

familiengeführte Rehabilitationsklinik<br />

eignete sich hervorragend für die<br />

Präventionstage und bot den Teilnehmern<br />

ein angenehmes und freundliches<br />

Ambiente.<br />

Programminhalte<br />

Die Landfrauen und Landwirte erwartete<br />

ein volles Programm. Bereits<br />

am Anreisetag stand neben Entspannungstraining<br />

und Aquafitness auch<br />

eine Ergonomieschulung auf dem<br />

Plan. Hierbei ging es um rückengerechte<br />

Körperhaltungen in Beruf und<br />

Freizeit. Neben dem richtigen Heben<br />

und Tragen wurden den Teilnehmern<br />

auch spezielle Ausgleichsübungen<br />

gezeigt. Die folgenden Tage waren<br />

ebenfalls voller interessanter Inhalte.<br />

Verschiedene Bewegungseinheiten<br />

wie Wirbelsäulen- und Wassergymnastik<br />

oder Sport im Ausdauerzirkel<br />

konnten die Landfrauen und Landwirte<br />

erleben. „Sport in der Gruppe<br />

macht viel mehr Spaß“, berichten<br />

die Teilnehmer. Viele haben bereits<br />

schmerzliche Erfahrungen machen<br />

müssen. Bandscheibenprobleme, ein<br />

künstliches Hüftgelenk oder auch Erkrankungen<br />

am Knie waren in den<br />

Gruppen zu finden.<br />

Auch psychische Belastungen und<br />

dauernde Erschöpfung sind in der<br />

Landwirtschaft keine Seltenheit<br />

mehr. Hierzu konnten die Teilnehmer<br />

erfahren wie sie mit ihrem persönlichen<br />

Stress besser umgehen können.<br />

Entspannungstrainerin Petra<br />

Körner-Schmidt stellte den Teilnehmern<br />

verschiedene Techniken vor<br />

und gab Anregungen wie man kleine<br />

Entspannungsphasen in den Alltag<br />

einbauen kann.<br />

„Gesund“ kann man lernen<br />

Abgerundet wurde das Programm<br />

mit der Kurseinheit zur gesunden Ernährung.<br />

Neben interessanten Vorträgen<br />

über Ernährungsgewohnheiten<br />

und Stoffwechsel durften die<br />

Teilnehmer in der hauseigenen Lehr-<br />

landwirtschaft bewegt sich: Auch wenn es anstrengend aussieht, die<br />

teilnehmer hatten bei der Wirbelsäulengymnastik jede menge spaß


küche selbst aktiv werden. Unter Anleitung<br />

der Diätassistentin der Klinik<br />

Solequelle, Petra Rassenhövel, bereiteten<br />

die Gruppen ein köstliches<br />

Sechs-Gang-Menü zu. Selbst die<br />

Männer waren mit Begeisterung bei<br />

der Sache.<br />

Vier tage sind ideal<br />

Gründe für die Teilnahme gab es<br />

genug. Die meisten wollten sich mal<br />

eine Auszeit gönnen und neue Impulse<br />

für die Gesundheit mitnehmen.<br />

Besonders attraktiv war jedoch das<br />

vielseitige Programm in dem kurzen<br />

Zeitraum. „Vier Auswahltage können<br />

gut zu Hause und im Betrieb organisiert<br />

werden, 3 Wochen Kur dagegen<br />

weniger“, meinten viele Teilnehmer.<br />

Auch der attraktive Preis für die Präventionstage<br />

trug zu der hohen Resonanz<br />

mit bei. Die Kosten für das<br />

gesamte Präventionsprogramm in<br />

Höhe von 180 Euro übernahm vollständig<br />

die <strong>LSV</strong> NRW. Für die Teilnehmer<br />

entstanden lediglich die<br />

Übernachtungs- und Verpflegungskosten<br />

in Höhe von 138 Euro.<br />

Jeder hat in den vier Tagen seinen<br />

speziellen Impuls mit nach Hause genommen<br />

und will das Erlernte gern<br />

in der Freizeit oder am Arbeitsplatz<br />

fortführen. Am liebsten würden die<br />

Landfrauen und Landwirte jedoch<br />

nun jedes Jahr auf Präventionsreise<br />

gehen. „Diese besondere Art der Gesundheitsmaßnahme<br />

war lohnend<br />

für unseren Alltag“, berichtet eine<br />

Physiotherapeutin Ulla mitas zeigt den teilnehmern dazu<br />

rückenschonende techniken zum heben, Bücken und tragen<br />

Teilnehmerin. „Wir sind voller Motivation<br />

und wollen nun wieder mehr<br />

für unsere Gesundheit tun“, sagt eine<br />

andere Teilnehmerin. In einem sind<br />

sich die Teilnehmer aber alle einig,<br />

die <strong>LSV</strong>-Präventionsreise sollte in<br />

jedem Fall wiederholt werden.<br />

so geht es weiter<br />

Die <strong>LSV</strong>-Präventionsreise wird auch<br />

im nächsten Jahr wieder mit neuen<br />

Terminen angeboten. Die nächsten<br />

Kurse werden im Winter <strong>2011</strong>/2012<br />

stattfinden. Die Termine werden voraussichtlich<br />

im September <strong>2011</strong> veröffentlicht.<br />

Derzeit kann man sich für<br />

die neuen Termine noch nicht anmelden.<br />

Wir werden darüber rechtzeitig<br />

informieren. Weitere Informationen<br />

erhalten Sie im Internet unter www.<br />

nrw.lsv.de. ■<br />

Nicole Röhrig<br />

geSundheit ■ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘<br />

Wer sagt, dass männer nicht kochen können? Die<br />

männlichen teilnehmer waren in der lehrküche<br />

mit viel Konzentration und Freude am Werk<br />

Am skelett einer Wirbelsäule erklärt Ulla mitas,<br />

welche Belastungen der Rücken tagtäglich<br />

aushalten muss<br />

Beim Bewegungstraining waren Koordination und muskelkraft gefragt –<br />

die landfrauen und landwirte haben sich sehr gut geschlagen<br />

<strong>Juni</strong> I 11 <strong>LSV</strong> <strong>kompakt</strong> 7


❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ Sicherheit<br />

8 <strong>LSV</strong> <strong>kompakt</strong> <strong>Juni</strong> I 11<br />

Rinderhaltung:<br />

Die sache mit den hörnern<br />

kühe enthornen – ja oder<br />

nein? Diese frage wird seit<br />

vielen Jahrzehnten kontrovers<br />

diskutiert. Aktuell ist eine politische<br />

Diskussion zu diesem<br />

thema entfacht, welche möglicherweise<br />

weit reichende<br />

konsequenzen für die tierhalter<br />

nach sich ziehen könnte.<br />

mit der Umstellung von der<br />

Anbinde- auf die Laufstallhaltung<br />

werden seit den 1980er Jahren<br />

die meisten Rinder enthornt. Die Vorschriften<br />

für Sicherheit und Gesundheitsschutz<br />

der Landwirtschaftlichen<br />

Berufsgenossenschaften fordern, dass<br />

„Kälber von Rinderrassen, von denen<br />

aufgrund ihrer Hörnerbildung und der<br />

Art der Tierhaltung eine zusätzliche<br />

Gefahr ausgeht, gegen Hörnerbildung<br />

zu behandeln sind“ (VSG 4.1 § 10 Absatz<br />

16). Bislang sieht das Tierschutzgesetz<br />

vor, dass Kälber bis zu einem<br />

Alter von sechs Wochen betäubungslos<br />

enthornt werden dürfen. Ältere Tiere<br />

dürfen nur unter Betäubung von einem<br />

Tierarzt enthornt werden. Diese Regelung<br />

könnte sich bald ändern.<br />

Früher eingriff gegen Unfälle<br />

Meist erfolgt das Enthornen durch den<br />

Landwirt selber zwischen der ersten<br />

und zweiten Lebenswoche, da hier die<br />

passive Immunität gegen Krankheiten,<br />

durch die Kolostralmilchversorgung<br />

am Größten ist. Für die Enthornung<br />

dürfen in Deutschland nur spezielle<br />

Brennstäbe verwendet werden, mit<br />

denen die Hornanlagen ausgebrannt<br />

werden. Sicherlich keine schöne Prozedur<br />

für Tier und Halter, dennoch unter<br />

dem Aspekt der Sicherheit durchaus<br />

sinnvoll. Durch das Enthornen reduziert<br />

sich die Verletzungsgefahr des<br />

Tierhalters im Umgang mit den Rin-<br />

dern erheblich. Zudem kommt es zu<br />

geringeren Stoßverletzungen unter den<br />

Tieren, welche schwere Euterverletzungen<br />

nach sich ziehen können.<br />

Dennoch gibt es einige Verfechter, für<br />

die das Horn untrennbar mit der Kuh<br />

verbunden bleibt. Ein Ökoverband beispielsweise<br />

untersagt die Enthornung<br />

bei seinen Mitgliedsbetrieben gänzlich<br />

und auch andere Verbände streben<br />

Überlegungen in diese Richtung an.<br />

Seit 2002 ist der Tierschutz im Grundgesetz<br />

verankert worden und seither<br />

werden von Tierschützern immer wieder<br />

Forderungen geäußert, das Tierschutzgesetz<br />

zu novellieren und zu verschärfen.<br />

Einer der strittigen Punkte ist<br />

unter anderem auch die Enthornung<br />

von Rindern. Verschiedene Stimmen<br />

werden zu diesem Thema laut. Einige<br />

fordern ein generelles Enthornungsverbot,<br />

andere die Rückkehr zur chemischen<br />

Verätzung anstelle der thermischen<br />

Verbrennung, wiederum andere<br />

machen sich für die Betäubungspflicht<br />

stark.<br />

Weitreichende<br />

Konsequenzen möglich<br />

Denn im Jahr 2009 wurden der Landwirtschaftlichen<br />

Berufsgenossenschaft<br />

NRW 1.171 Unfälle gemeldet, die sich<br />

im Umgang mit Rindern ereigneten.<br />

Schwerpunktmäßig waren besonders<br />

Milchviehhalter von diesem Unfallgeschehen<br />

betroffen. Alleine 235 Unfälle,<br />

also ein Fünftel aller Rinderunfälle,<br />

wurden durch das Stoßen der<br />

Tiere verursacht, die meisten durch<br />

das Kopfstoßen. Diese Unfälle lagen<br />

mit einer Differenz von 500 € weit über<br />

dem durchschnittlichen Kostenniveau<br />

der Rinderunfälle und zogen somit<br />

eine höhere Ver-letzungsschwere nach<br />

sich (siehe Abbildung). Und das, obwohl<br />

der Großteil der Rinder in NRW<br />

enthornt ist!<br />

Sollte sich also die Forderung durchsetzen,<br />

dass die Enthornung verboten<br />

wird, so wäre voraussichtlich mit<br />

einem dramatischen Anstieg der Unfallzahlen<br />

im Rinderbereich zu rechnen!<br />

Viele Risiken<br />

Bereits bei enthornten, ausgewachsenen<br />

Tieren ist das Einziehen einer<br />

verloren gegangenen Ohrmarke äußerst<br />

riskant und bei Weitem nicht<br />

ungefährlich, so jedoch fordert es das<br />

Cross-Compliance-Regelwerk. Das<br />

Nachziehen von Ohrmarken bei behörnten<br />

Kühen kann jedoch lebensgefährlich<br />

werden.<br />

Dies zeigt auch ein Unfall der sich Anfang<br />

<strong>2011</strong> im Rheinland ereignet hat.<br />

Hier wurde ein Mutterkuhhalter, bei<br />

dem Versuch einer im Fressgitter fi-


Das erneute einziehen einer verlorenen<br />

Ohrmarke stellt jeden tierhalter vor eine<br />

schwere Aufgabe, trägt die Kuh zudem<br />

hörner, wird es noch gefährlicher<br />

xierten Kuh eine ausgefallene Ohrmarke<br />

wieder einzuziehen, von dem Horn<br />

des Tieres so schwer verletzt, dass auch<br />

nach mehreren Operationen nicht sichergestellt<br />

ist, ob dem Landwirt sein<br />

Augenlicht erhalten bleibt (Bild links).<br />

Ob sich das generelle Enthornungsverbot<br />

bei einer Novellierung des Tierschutzgesetzes<br />

durchsetzen wird, ist<br />

fraglich. Zwar ist dem Tierschutz ein<br />

hoher Stellenwert einzuräumen, jedoch<br />

darf dies nicht zu Lasten der Arbeitssicherheit<br />

der Landwirte geschehen!<br />

Allerdings zeichnet sich ab, dass die<br />

Enthornung zukünftig nur noch unter<br />

Betäubung erfolgen könnte und zwar<br />

unabhängig vom Alter des Kalbes.<br />

Rücksicht auf die tiere<br />

Für die Tiere wäre die Prozedur somit<br />

deutlich schmerz- und stressfreier,<br />

aber auch für den Landwirt wäre die<br />

Enthornung eines betäubten Kalbes<br />

leichter und ungefährlicher durchzuführen,<br />

als die eines nicht betäubten<br />

Tieres (Bild Mitte).<br />

Sollte die Betäubungspflicht bei der<br />

Enthornung tatsächlich gesetzlich verankert<br />

werden, wird jeder Tierhalter<br />

vor der Entscheidung stehen, ob er bereit<br />

ist die zusätzlichen Kosten zu zahlen<br />

oder ob er seinen Tieren die Hörner<br />

lässt. Eine Entscheidung die zwischen<br />

betriebswirtschaftlichen Aspekten, tierschützerischem<br />

Gedanke und der eigenen<br />

Gesundheit getroffen werden muss.<br />

Die Vorstellung, jede Bestandskontrolle<br />

und Trächtigkeitsuntersuchung,<br />

jeden Melkvorgang und Weideaustrieb<br />

Bei betäubten Kälbern lassen sich die horn-<br />

knospen leichter entfernen – ist danach kein<br />

durchgehender Ring bis zur Knochenhaut<br />

erkennbar, wird das horn weiterwachsen<br />

in einer behörnten Herde durchzuführen,<br />

lässt jedoch den meisten Tierhaltern<br />

die Entscheidung leichter treffen.<br />

Denn die Frage, ob der letzte unbehörnte<br />

Kuhangriff mit Hörnern ebenso<br />

glimpflich abgelaufen wäre, muss<br />

sich jeder Landwirt selbst beantworten.<br />

Rangordnung nicht<br />

zu vernachlässigen<br />

Zudem muss bedacht werden, dass<br />

sich behornte Tiere nicht einfach<br />

in ein bestehendes Laufstallsystem<br />

enthornter Tiere einstallen lassen,<br />

denn die Tiere benötigen ein größeres<br />

Platzangebot um Rangordnungskämpfen<br />

entweichen zu können.<br />

Bestehende Fressgitter könnten<br />

von den Hornträgern möglicherweise<br />

nicht genutzt werden, da sie mit<br />

den Hörnern an den Schräggittern<br />

hängen blieben (Bild rechts oben).<br />

Zudem müsste der gesamte Bestand<br />

auf horntragende Kühe umgestellt<br />

werden, da in einem Mischbestand<br />

die Horntragenden den Hornlosen<br />

in Rangordnungskämpfen immer<br />

überlegen wären. Im Milchviehbereich<br />

müsste zudem jede brünstige<br />

Kuh von der Herde separiert werden,<br />

denn Aufsprungversuche könnten<br />

bei anderen Tieren erhebliche Verletzungen,<br />

bis hin zu Tierabgängen, verursachen<br />

(Bild rechts unten).<br />

Die Frage, ob die Kosten für die Betäubung<br />

bei der Enthornung im Verhältnis<br />

zu den Kosten für die baulichen<br />

Veränderungen und dem zeitlichen<br />

Mehraufwand stehen, muss<br />

Diese Kuh hat sich ihr horn im schräggitter<br />

abgerissen, das andere horn musste<br />

vom tierarzt abgesägt werden<br />

Rangordnungskämpfe unter behörnten<br />

tieren – Rippenbrüche werden durch<br />

hornstöße verursacht<br />

sich ebenfalls jeder Landwirt selber<br />

beantworten.<br />

Gesundheit des<br />

menschen hat Vorrang<br />

Fakt ist: Sollte es zu einer Novellierung<br />

des Tierschutzgesetzes kommen,<br />

welche das Enthornen von Kälbern<br />

nur noch unter Betäubung zulässt,<br />

wird besonders der Milchviehsektor<br />

von dieser Neuregelung betroffen<br />

sein. Die zusätzlichen Kosten ließen<br />

den Erlös weiter sinken. Eine Alternative<br />

für ein sicheres Arbeiten im<br />

Laufstall gibt es jedoch nicht. Denn<br />

die eigene Gesundheit muss weiterhin<br />

das oberste Ziel in einer produktiven<br />

Landwirtschaft bleiben. ■<br />

Britta Schumacher<br />

geSundheit ■ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘<br />

<strong>Juni</strong> I 11 <strong>LSV</strong> <strong>kompakt</strong> 9


❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ Sicherheit<br />

unfallversicherungsbeiträge:<br />

mahnkosten sind ärgerlich<br />

Seit einiger Zeit sind Jahresbeiträge<br />

ab 750 euro nach<br />

Gesetz und Satzung in drei<br />

gleichen teilbeträgen zu entrichten.<br />

<br />

am 23. Februar <strong>2011</strong> hat die<br />

Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

(LBG NRW) den Umlagebescheid für<br />

das Jahr 2010 versandt. In diesem war<br />

der Gesamtjahresbeitrag ausgewiesen.<br />

Sofern drei Teilzahlungen in Betracht<br />

kamen, waren die jeweiligen Teilsummen<br />

zu den Fälligkeitsterminen (15.<br />

März, 15. <strong>Juni</strong>, 15. September <strong>2011</strong>)<br />

aufgeführt. Ausdrücklich ist erläutert<br />

worden, dass der Betrag am Fällig-<br />

keitstag auf dem Konto der LBG gutgeschrieben<br />

sein muss und Banklaufzeiten<br />

deshalb einzukalkulieren sind.<br />

Zahltermine nicht vergessen<br />

Nach Zustellung des Beitragsbescheides<br />

sind die Beitragspflichtigen allein<br />

für die Einhaltung der Zahltermine<br />

verantwortlich. Leider hat sich gerade<br />

erneut zum 15. <strong>Juni</strong> gezeigt, dass<br />

die Zahlung des zweiten Teilbetrages<br />

häufig offensichtlich einfach vergessen<br />

wurde. Die LBG ist gesetzlich verpflichtet,<br />

hier kostenpflichtige Mahnungen<br />

zu erteilen. Auf Mahngebühren<br />

und Säumniszuschläge darf<br />

sie nicht verzichten.<br />

Nächste Fälligkeit: 15. september <strong>2011</strong><br />

Bereits jetzt sollten Landwirte die<br />

Zahlung des letzten Beitragsteils<br />

sorgfältig terminieren und überwachen.<br />

lastschriftverfahren<br />

Diese Probleme ergeben sich natürlich<br />

nur bei Beitragszahlern, die sich immer<br />

noch nicht zur Teilnahme am Lastschriftverfahren<br />

entschließen konnten.<br />

Dabei hatte der Gesetzgeber bei der<br />

rechtlichen Einführung mehrerer Zahlungstermine<br />

ausdrücklich das Abbuchungsverfahren<br />

eingefordert.<br />

Kurz: Wer Kosten und Ärger gar<br />

nicht erst entstehen lassen will, erteilt<br />

der LBG eine Lastschriftermächtigung.<br />

Ein entsprechendes Formular<br />

ist nachstehend abgedruckt. Bitte<br />

vollständig ausfüllen, unterschreiben<br />

und der LBG zusenden. ■<br />

Heinrich Mönstermann<br />

name, Vorname Aktenzeichen (siehe Anschriftenaufkleber oder letzten Schriftwechsel)<br />

Straße, Hausnummer<br />

PLZ, Wohnort<br />

landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Beitragseinzug<br />

Postfach 61 05<br />

48136 münster<br />

einzugseRmächtigung<br />

Hiermit trete ich bis auf Widerruf dem Lastschriftverfahren bei und ermächtige die Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft<br />

nordrhein-Westfalen die fälligen Beträge von meinem nachstehend näher bezeichneten konto einziehen zu lassen:<br />

konto-nummer Bankleitzahl<br />

bei der (Bitte den vollständigen namen und Ort des Geldinstituts angeben)<br />

kontoinhaber<br />

Wenn mein konto die erforderliche Deckung nicht aufweist, besteht seitens des kontoführenden Geldinstituts keine Verpflichtung<br />

zur einlösung. Hierdurch gegebenenfalls entstehende kosten gehen zu meinen Lasten.<br />

Ort, Datum unterschrift des kontoinhaber


Gute nachrichten aus der krankenkasse<br />

Beitragsstabilität<br />

ist gewährleistet<br />

In Zeiten der Beitragszuschläge bei einigen gesetzlichen krankenkassen<br />

in Deutschland ist es erfreulich, wenn in der berufsständischen Landwirtschaftlichen<br />

krankenkasse nordrhein-Westfalen die Beiträge stabil bleiben.<br />

nachdem der Jahresabschluss<br />

2010 positiver als zunächst<br />

erwartet ausgefallen ist und auch in<br />

diesem Jahr wieder Beitragsentlastungen<br />

des Bundes eingeplant werden<br />

können, ist zum 1. Juli <strong>2011</strong> von<br />

der Vertreterversammlung der LKK<br />

NRW ein neuer Beitragsklassenzuschnitt<br />

beschlossen worden. Die Monatsbeiträge<br />

zur LKK bleiben daher<br />

stabil. Für einige Landwirte führt die<br />

Beitragstabelle der LKK NRW ab 1. Juli <strong>2011</strong><br />

Beitragsklasse Korrigierter Flächenwert<br />

(Euro)<br />

geänderte Beitragsklassenstaffelung<br />

sogar zu einer günstigeren Beitragseinstufung.<br />

Wie sich die Beitragsgestaltung zum<br />

1. Januar 2012 darstellen wird, kann<br />

derzeit noch nicht abgesehen werden.<br />

Neben weiteren Faktoren, wie z. B.<br />

der Änderung der Beziehungswerte<br />

in der Arbeitseinkommensverordnung<br />

Landwirtschaft (AELV), spielt<br />

auch die Ausgabenentwicklung im<br />

Monatsbeitrag<br />

(Euro)<br />

1 Kleinunternehmer 70,00<br />

2 bis 5.250,00 74,00<br />

3 bis 10.500,00 127,00<br />

4 bis 15.750,00 146,00<br />

5 bis 21.000,00 165,00<br />

6 bis 26.250,00 184,00<br />

7 bis 31.500,00 203,00<br />

8 bis 36.750,00 222,00<br />

9 bis 42.000,00 241,00<br />

10 bis 47.250,00 260,00<br />

11 bis 52.500,00 279,00<br />

12 bis 57.750,00 298,00<br />

13 bis 63.000,00 317,00<br />

14 bis 68.250,00 336,00<br />

15 bis 73.500,00 355,00<br />

16 bis 78.750,00 373,00<br />

17 bis 84.000,00 391,00<br />

18 bis 89.250,00 409,00<br />

19 bis 94.500,00 427,00<br />

20 über 94.500,00 473,00<br />

Jahr <strong>2011</strong> eine entscheidende Rolle.<br />

Sofern sich zunächst zum 1. Juli <strong>2011</strong><br />

eine andere Beitragsklasse ergibt, erhalten<br />

Sie Anfang Juli einen neuen<br />

Beitragsbescheid.<br />

Horst Schneider<br />

geSundheit ■ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘<br />

<strong>Juni</strong> I 11 <strong>LSV</strong> <strong>kompakt</strong> 11


❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ geSundheit<br />

ein „iGel“ in der Arztpraxis?<br />

Zusätzliche Gesundheitsleistungen<br />

die „IGel“ genannten Leistungen<br />

sind ärztliche Diagnose-<br />

und Behandlungsmethoden, die<br />

nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen<br />

Krankenversicherung gehören.<br />

Die Patienten müssen diese<br />

Leistungen grundsätzlich selbst bezahlen.<br />

Eine Erstattung der Kosten<br />

durch die Landwirtschaftliche<br />

Krankenkasse (LKK) ist nicht möglich.<br />

Deshalb beachten<br />

Die gesetzlichen Krankenkassen<br />

übernehmen grundsätzlich die Kosten<br />

für alle Behandlungsmethoden,<br />

wenn sie die Bedingungen erfüllen,<br />

die der Gesetzgeber vorgibt:<br />

Sie müssen ausreichend, zweckmäßig<br />

und wirtschaftlich sein und<br />

dürfen das Maß des Notwendigen<br />

nicht überschreiten. Dazu gehören<br />

IGel-Leistungen nicht. Einige dieser<br />

Angebote mögen durchaus nützlich<br />

sein. Viele sind jedoch schlicht<br />

überflüssig und lediglich eine lukra-<br />

12 <strong>LSV</strong> <strong>kompakt</strong> <strong>Juni</strong> I 11<br />

Viele Ärzte bieten sogenannte „individuelle<br />

Gesundheitsleistungen“ – kurz IGel – an.<br />

tive zusätzliche Einnahmequelle für<br />

Ärzte und Zahnärzte.<br />

Eine umfassende, allgemeingültige<br />

Zusammenstellung von IGeL existiert<br />

nicht. Deshalb nachfolgend<br />

einige Beispiele:<br />

■ Bestimmung des<br />

Pros tataspezifischen<br />

Antigens (PSA)<br />

ohne Hinweis auf<br />

Pros tata-Krebs<br />

■ Sportmedizinische<br />

Beratung<br />

■ Blutgruppenbestimmung<br />

■ Schilddrüsen-Vorsorge<br />

■ Ultraschalluntersuchung einzelner<br />

Organe<br />

■ Osteoporose-Vorsorge mittels<br />

Knochendichtemessung<br />

■ Glaukomvorsorge zur Früherkennung<br />

„Grüner Star“<br />

■ Augeninnendruck-Messung<br />

■ Zusätzliche Diagnostik in der<br />

Schwangerschaft<br />

Was bei der entscheidung hilft<br />

■ Es ist nicht selbstverständlich<br />

davon auszugehen, dass IGeL für<br />

die Gesundheit medizinisch notwendig<br />

oder sinnvoll sind. Deshalb<br />

vor einer Entscheidung besonders<br />

sorgfältig informieren.<br />

■ Bei Interesse für eine bestimmte<br />

IGeL sollte man sich möglichst<br />

schon vor einem Arztbesuch über<br />

diese Methode informieren.<br />

■ Der Arzt klärt darüber auf,<br />

welchen Nutzen die Methode<br />

haben könnte,<br />

welche Risiken mit der Methode<br />

verbunden sind,<br />

warum diese Leistung keine<br />

Kassenleistung ist,<br />

welche Kosten entstehen.<br />

■ Keine übereilten Entscheidungen<br />

treffen. IGel sind niemals drin-<br />

gend. In Zweifelsfällen besser bei<br />

der LKK informieren (Ansprechpartner<br />

siehe unten), ob die gewünschte<br />

Leistung in der jeweiligen<br />

Situation Kassenleistung ist.<br />

■ Immer auf einen schriftlichen<br />

Vertrag bestehen, der den genauen<br />

Rahmen der IGeL und die<br />

damit verbundenen Kosten enthält.<br />

Ohne schriftliche Vereinbarung<br />

muss keine Rechnung bezahlt<br />

werden.<br />

Weitere Informationen zu IGeL enthält<br />

unter anderem ein Ratgeber der<br />

Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen<br />

Bundesvereinigung.<br />

Er ist unter<br />

www.patienten-information.de/<br />

mdb/edocs/pdf/info/<br />

igel-checkliste-barrierefrei.pdf<br />

einzusehen.<br />

Paul Florien<br />

<strong>LSV</strong>-KontaKt<br />

ansprechpartner bei der lkk nRW:<br />

■ münster: stephanie saabe<br />

( 0251 2320-427<br />

■ düsseldorf: monika mende<br />

( 0211 3387-416


Gemeinsamer Internet-Auftritt in nRW zur<br />

selbsthilfeförderung<br />

unter der Adresse: www.gkvselbsthilfefoerderung-nrw.de<br />

finden sich ab sofort alle Informationen<br />

über die Förderung der Selbsthilfe<br />

auf Landesebene, der Kontaktstellenförderung<br />

und der Förderung von örtlichen<br />

Selbsthilfegruppen. Beispielsweise<br />

können Mitglieder von örtlichen<br />

Selbsthilfegruppen nun auf der Internet-Seite<br />

die Postleitzahl ihrer Stadt<br />

eingeben und sie erhalten eine Liste<br />

mit Ansprechpartnern aller Krankenkassen<br />

vor Ort.<br />

Die Homepage enthält auch die Antragsformulare,<br />

außerdem wird regelmäßig<br />

über laufende Förderverfahren<br />

informiert und darüber, wohin welche<br />

Fördergelder geflossen sind.<br />

Die gesetzlichen Krankenkassen in<br />

NRW möchten mit dem Internetauftritt<br />

die Transparenz über die Selbsthilfeförderung<br />

in NRW noch weiter erhöhen.<br />

Seit einer Neuregelung des Paragrafen<br />

20c SGB V wird die gesundheitsbezogene<br />

Selbsthilfe in zwei parallelen Fördersträngen<br />

organisiert. Mit der kassenartenübergreifenden(Pauschalförderung)<br />

Selbsthilfeförderung werden<br />

die Grundkos ten (wie Miete, Porto)<br />

einer Selbsthilfegruppe unterstützt<br />

und über die krankenkassenindividuellen<br />

(Projektförderung) Selbsthilfeförderung<br />

können besondere Aktivitäten<br />

(Seminare, Werbemaßnahmen<br />

und anderes) beantragt werden.<br />

Die Krankenkassen und -verbände in<br />

Nord rhein-Westfalen sind:<br />

■ AOK Rheinland-Hamburg<br />

■ AOK NORDWEST,<br />

■ BKK-Landesverband NORD-<br />

WEST,<br />

■ Knappschaft,<br />

■ Landwirtschaftliche Kranken kasse<br />

Nord rhein-Westfalen,<br />

■ vdek Nord rhein-Westfalen und<br />

■ die Vereinigte IKK.<br />

Sitzungen der VertreterVerSaMMLungen<br />

Landwirtschaftliche Sozialversicherungsträger<br />

nordrhein-Westfalen<br />

Berufsgenossenschaft, Alterskasse,<br />

krankenkasse und Pflegekasse<br />

Am Donnerstag, dem 15. September <strong>2011</strong> finden folgende Sitzungen statt:<br />

11.00 uhr Abschlusssitzungen der Vertreterversammlungen der<br />

X. Amtsperiode<br />

14.30 uhr konstituierende Sitzungen der Vertreterversammlungen<br />

zu den Sozialwahlen <strong>2011</strong><br />

ort Gartenbauzentrum Münster Wolbeck der<br />

Landwirtschaftskammer nordrhein-Westfalen (Sitzungssaal)<br />

Münsterstraße 62-68<br />

48167 Münster statt.<br />

Die Sitzungen sind öffentlich.<br />

geSundheit ■ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘<br />

<strong>Juni</strong> I 11 <strong>LSV</strong> <strong>kompakt</strong> 13


❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ Sicherheit<br />

die Transporttechnik in der<br />

Landwirtschaft stellt zunehmend<br />

höhere Anforderungen an die<br />

Fahrer. Vor Arbeitsschwerpunkten<br />

wie der Ernte ist es wichtig, das Gefahrenbewusstsein<br />

zu schärfen.<br />

schnelle Fahrt<br />

Moderne Traktoren fahren mit bis zu<br />

60 km/h und meist voll beladen auf<br />

der Straße. Wenn der Fahrer plötzlich<br />

bremsen oder ausweichen muss,<br />

die Straße zusätzlich noch nass und<br />

glatt ist, hilft kein ABS oder ESP – das<br />

Fahrzeug schleudert. Häufigste Unfallursachen<br />

bei der Fahrt mit großen<br />

Transportzügen sind:<br />

■ nicht angepasste Geschwindigkeit,<br />

■ mangelnde Fahrpraxis mit großen<br />

Zuggespannen,<br />

■ keine oder mangelhafte Ladungssicherung,<br />

■ im Verhältnis zur Zugmaschine zu<br />

hohe angehängte Last.<br />

Traktoren mit stufenlosem Fahrantrieb<br />

sind bequemer zu steuern. Allerdings<br />

kann es im Vergleich zu<br />

konventionellen Getrieben durch<br />

den Hydrostat zu speziellen Gefährdungen<br />

kommen, wenn der Fahrer<br />

den Fuß vom Fahrpedal nimmt. Bei<br />

der Verzögerung des Traktors wird<br />

der Anhänger nicht mitgebremst.<br />

Dieser kann den Traktor wegschie-<br />

14 <strong>LSV</strong> <strong>kompakt</strong> <strong>Juni</strong> I 11<br />

Risiko raus! – Den überblick behalten im<br />

transportunternehmen<br />

landwirtschaft<br />

Pro Jahr werden von Landwirten<br />

in Deutschland etwa 500<br />

Millionen tonnen Güter transportiert<br />

– das ist mehr als auf<br />

dem Schienennetz. Die erntesaison<br />

ist Höhepunkt – und<br />

eine Zeit mit vielen Gefahren<br />

im Landwirtschaftsbetrieb.<br />

Der Kollege hinter dem Futterverteilwagen ist auf dem monitor deutlich erkennbar –<br />

vereinbarte Zeichen eingeschlossen<br />

ben und das Gespann knickt ein. So<br />

kam es schon zu tödlichen Unfällen.<br />

Abbiegen vom Feldweg auf die straße<br />

Es kann über 30 Sekunden dauern,<br />

wenn beispielsweise der Mähdrescher<br />

mit angehängtem Schneidwerkswagen<br />

oder ein Traktor mit beladenen<br />

Anhängern vom Feld auf die Straße<br />

einbiegt. Besonders in Kurvenbereichen<br />

kann es dabei zu brenzlichen<br />

Situationen mit dem übrigen Straßenverkehr<br />

kommen. Regen, Nebel<br />

oder Dunkelheit verschärfen die Situation.<br />

Hier haben sich retroreflektierende<br />

Streifen an den Längs- und<br />

Rückseiten der Fahrzeuge bewährt.<br />

toter Winkel: eingeschränkte sicht<br />

Große Geräte und Maschinen – oft<br />

im Einmannbetrieb – gestatten dem<br />

Fahrer meist keinen sicheren Rundumblick<br />

mehr. Besonders schwierig<br />

wird es beim Rangieren, An- und Abkuppeln<br />

oder wenn beengte Hofstellen<br />

oder Wirtschaftsgebäude befahren<br />

werden müssen. Rückwärtsfahren<br />

ist ohne Einweiser meist nicht si-<br />

cher möglich. Wenn dazu noch mit<br />

Kindern und weiteren Personen in<br />

der Nähe der Maschinen gerechnet<br />

werden muss, hilft ein „drittes Auge“,<br />

die Übersicht zu behalten.<br />

Durch die Ausstattung von Fahrzeugen<br />

und angehängten Maschinen mit<br />

Rückfahrkameras kann der Fahrer<br />

vom Führerplatz aus Arbeitsabläufe<br />

überwachen und den Bereich hinter<br />

der Maschine komplett einsehen.<br />

Das bedeutet für ihn eine deutliche<br />

Entlas tung und mehr Sicherheit.<br />

Neue spiegelgeneration<br />

Neuartige Rückspiegel haben ein ungewöhnlich<br />

breites Sichtfeld und ermöglichen<br />

vor allem eine gute Sicht<br />

nach unten. Spielt ein Kind am Hinterreifen<br />

des Schleppers, ist es mit<br />

herkömmlichen Rückspiegeln nicht<br />

erkennbar (toter Winkel). Dank eines<br />

unter dem großen Hauptspiegel angebrachten<br />

kleinen Nahbereichspiegels<br />

wird auch diese Zone einsehbar. ■


Störungen im Arbeitsablauf:<br />

sommer ohne Zwischenfälle<br />

Der Beginn der ernte<br />

scheint auch Startschuss<br />

für eine „unfallsaison“<br />

zu sein. Die Zahl der<br />

Zwischenfälle steigt dann<br />

jedes Jahr an. Wer einige<br />

Grundregeln beachtet,<br />

kann sicher durchs Jahr<br />

kommen.<br />

die meisten Unfälle haben ihre<br />

Ursache in menschlichem Fehlverhalten,<br />

häufig ausgelöst durch Hektik<br />

unter Zeitdruck. Vor Arbeitsbeginn<br />

oder nach Störungen sollen schnell kleinere<br />

Wartungs- und Reparaturarbeiten<br />

erledigt werden – damit nur ja kein<br />

Zeitverzug eintritt. Unter solchen Voraussetzungen<br />

sind Fehler mit Folgen<br />

vorprogrammiert.<br />

schnell passiert<br />

Ein Landwirt hatte an seinem Mähdrescher<br />

eine Störung bemerkt. Unter dem<br />

Stroh auswurf liegend, suchte er nach<br />

dem Grund für die Klappergeräusche.<br />

Um wieder aufzustehen, tastete er mit<br />

der Hand nach einem Halt zum Hochziehen.<br />

Dabei kam er an das laufende<br />

Aggregat und zog sich so schwere Verletzungen<br />

zu, dass der Zeigefinger spä-<br />

ter abgenommen werden musste. So<br />

oder ähnlich lesen sich viele Unfallanzeigen<br />

– und meist wurde vor der Störungssuche<br />

oder bei Entstör- und Wartungsarbeiten<br />

der Antrieb der Maschine<br />

nicht abgestellt.<br />

Tipps fürs sichere Arbeiten sind im Kasten<br />

zusammengestellt.<br />

Festgefahren – was nun?<br />

Ackerschlepper, Landmaschinen und<br />

selbst fahrende Arbeitsmaschinen sind<br />

nur unzureichend für das Freischleppen<br />

auf dem Acker ausgerüstet. In den<br />

Bedienungsanleitungen werden oft nur<br />

Abschlepppunkte an der Vorderachse<br />

der Fahrzeuge ausgewiesen, für das<br />

„rückwärts“ Herausziehen sind solche<br />

kaum zu finden.<br />

Daran muss vor dem Freischleppen gedacht<br />

werden:<br />

■ Mitarbeiter einweisen, eindeutige<br />

Signale vereinbaren,<br />

■ keine Personen zwischen den Fahrzeugen<br />

und im Gefährdungsbereich<br />

dulden,<br />

■ geeignete, gekennzeichnete Zugmittel<br />

sowie nur geprüfte, intakte<br />

Verbindungselemente verwenden,<br />

■ Zugmittel nur an vom Hersteller gekennzeichneten<br />

Anschlagpunkten<br />

befestigen, jedoch niemals an der<br />

Lenkachse,<br />

■ Spaten zum Freischaufeln der Räder<br />

in Zugrichtung mitführen,<br />

■ frei zu schleppende Fahrzeuge<br />

durch Entladen entlasten. ■<br />

Anhängekupplungen sind ungeeignet für das Freischleppen auf dem Feld<br />

Sicherheit ■ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘<br />

Vor jedem eingriff in die maschine Antrieb<br />

ausschalten und den stillstand der Aggregate<br />

abwarten<br />

Tipps füR‘s sicheRe ARBeiTeN<br />

■ Gerade, wenn es eilt: Ruhig und überlegt<br />

vorgehen. Hektik vermeiden.<br />

■ Antrieb abschalten, Stillstand bewegter<br />

und nachlaufender teile abwarten.<br />

■ fahrzeug gegen Wegrollen sichern.<br />

■ Achtung: unter Spannung stehende<br />

teile und durch Verstopfungen blockierte<br />

Maschinenteile können sich<br />

plötzlich lösen.<br />

■ Angehobene Maschinenteile abstützen<br />

oder absenken.<br />

■ Mit Werkzeugen und Hilfsmitteln,<br />

nicht mit bloßen Händen arbeiten.<br />

■ Auch beim Probelauf nicht in die<br />

Maschine greifen.<br />

■ nach Abschluss der Reparaturarbeiten<br />

alle entfernten Schutzvorrichtungen<br />

wieder anbringen.<br />

■ Immer auf unbeteiligte Personen wie<br />

neugierige kinder achten.<br />

■ notrufmöglichkeiten organisieren,<br />

Handy mitführen. Bei Dritten den<br />

Arbeitsort hinterlassen.<br />

<strong>Juni</strong> I 11 <strong>LSV</strong> <strong>kompakt</strong> 15


❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ geSundheit<br />

füße auf Händen tragen<br />

Gesund zu Fuß<br />

Sommerzeit: Wer genießt es<br />

nicht, barfuß zu laufen. Doch<br />

nicht jeder fuß ist ein schöner<br />

Anblick.<br />

bei jedem zehnten Deutschen<br />

ist die Haut der Füße gerötet,<br />

schuppig oder sie juckt. Häufig handelt<br />

es sich dabei um einen Fußpilz. Für<br />

viele ein Tabuthema, das gern ignoriert<br />

wird. Doch das hat Folgen, denn Fußpilz<br />

ist ein treuer Begleiter, der unbehandelt<br />

die Gesundheit der Füße ruiniert.<br />

Fußpilz (lat. Tinea pedis) ist eine der<br />

häufigsten Hauterkrankungen. Männer<br />

sind häufiger betroffen als Frauen.<br />

Übertragen wird der Pilz von Mensch<br />

zu Mensch. Bei jedem Schritt verlieren<br />

Erkrankte infizierte Hautschuppen,<br />

die sich an die Fußhaut oder in kleine<br />

Wunden des nächsten barfuß Gehenden<br />

heften und dort ebenfalls zu<br />

einer Infektion führen können.<br />

Dort, wo gewöhnlich barfuß gelaufen<br />

wird und ein feucht-warmes Klima<br />

Vorbeugen – aber wie?<br />

■ So oft wie möglich barfuß laufen. In<br />

öffentlichen Bereichen wie Schwimmbädern<br />

sind Badelatschen ein sicherer<br />

Schutz.<br />

■ In der freizeit Schuhe aus kunststoff<br />

meiden und luftiges oder atmungsaktives<br />

Schuhwerk vorziehen. Im Betrieb<br />

immer Sicherheitsschuhwerk tragen.<br />

■ füße nach dem Baden oder Duschen<br />

gründlich abtrocknen (Zwischenräume<br />

der Zehen), bevor Strümpfe und Schuhe<br />

angezogen werden.<br />

■ Socken auswählen, in denen der fuß<br />

möglichst wenig schwitzt.<br />

■ Socken täglich wechseln.<br />

■ Socken (kochwäsche) und Schuhe<br />

(Pulver oder Spray) desinfizieren.<br />

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herrscht, also in Schwimmbädern,<br />

Saunen oder in den Duschen beim<br />

Sport, kann man davon ausgehen, dass<br />

Pilzfäden in großer Zahl den Boden<br />

besiedeln. Aber auch auf dem heimischen<br />

Teppichboden und im eigenen<br />

Badezimmer kann man sich mit<br />

Fußpilz anstecken, wenn ein Familienmitglied<br />

bereits erkrankt ist. Ein<br />

Infektionskreislauf mit immer neuen<br />

Ansteckungen beginnt, wenn der Fußpilz<br />

nicht frühzeitig erkannt und unter<br />

ärztlicher Aufsicht behandelt wird.<br />

Der Pilz liebt es feucht und warm. Die<br />

besten Wachstumsbedingungen findet<br />

er daher zwischen den Zehen, wenn<br />

geschlossene Schuhe getragen werden<br />

müssen.<br />

Die Arbeitsabläufe in der Landwirtschaft<br />

erfordern betriebsabhängig das<br />

tageweise Tragen von Sicherheitsschuhen<br />

oder Gummistiefeln, so dass in<br />

dieser Zeit keine Luft an den Fuß gelangt.<br />

Luftundurchlässiges Schuhwerk<br />

bietet geradezu ideale Bedingungen für<br />

die Entstehung von Fußpilz.<br />

Für die Arbeitssicherheit ist das richtige<br />

Schuhwerk dennoch ohne Alternative.<br />

Sandalen haben bei der Arbeit<br />

im Betrieb nichts zu suchen.<br />

erste Anzeichen<br />

Typische Anzeichen für eine Infektion<br />

können Juckreiz, Brennen, Rötung<br />

oder Schuppung der Haut besonders<br />

zwischen den Zehen und auf der Fußsohle<br />

sein. In den Zwischenräumen der<br />

Zehen findet sich hierbei manchmal<br />

weißliche, aufgeweichte Haut.<br />

Den unbehandelten Verlauf der Erkrankung<br />

begleiten häufig Entzündungen<br />

und kleine Bläschen, die sich<br />

nach und nach auf der gesam ten Fußhaut<br />

ausbreiten. Der Pilz kann sich<br />

auch auf anderen Regionen des Körpers<br />

mit hoher Hautfeuchtigkeit – wie<br />

den Achseln – ansiedeln.<br />

Ohne ärztlich überwachte Behandlung<br />

bleibt der Fußpilz ein ständiger<br />

Begleiter. Nicht vollständig ausgeheilte<br />

und konsequent behandelte Infektionen<br />

kehren zurück und zeigen<br />

nicht selten einen hartnäckigeren Verlauf.<br />

Unter einem Fußpilz und hässlich<br />

aussehenden Füßen leidet nicht<br />

nur der Erkrankte. Die Infektion zieht<br />

schnell Kreise und befällt dann nicht<br />

nur Fami lienmitglieder, sondern auch<br />

andere Menschen.<br />

Das hilft<br />

Bereits beim ersten Verdacht, an Fußpilz<br />

erkrankt zu sein, sollte umgehend<br />

der Hausarzt aufgesucht werden. Der<br />

Hausarzt oder bei Bedarf ein Facharzt<br />

für Dermatologie (Hautkrankheiten)<br />

führt zunächst eine körperliche Untersuchung<br />

durch und nimmt ggf. eine<br />

mikroskopische Untersuchung der<br />

Hautschuppen vor. Eine mit den Hautschuppen<br />

angelegte Pilzkultur kann<br />

im Labor Aufschluss über den genauen<br />

Erreger geben. Diesen zu kennen, ist<br />

besonders dann von Bedeutung, wenn<br />

eine erste Therapie mit einer pilztötenden<br />

Creme oder einem Spray nicht<br />

den gewünschten Behandlungserfolg<br />

bringt.<br />

In besonderen Fällen können die notwendigen<br />

Wirkstoffe auch in Form von<br />

Tabletten verabreicht werden.<br />

selbsthilfe<br />

Wenn ein Familienmitglied erkrankt<br />

ist, sollte zusätzlich zu den zur Vorbeugung<br />

gegebenen Tipps (siehe Kasten)<br />

daran gedacht werden, auch Badematten<br />

und Handtücher in die Kochwäsche<br />

zu geben. Zusammen mit der<br />

ärztlichen Behandlung kann der Infektionskreislauf<br />

mit diesen Hygieneregeln<br />

unterbrochen und der Fußpilz<br />

wirksam bekämpft werden. ■


❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ geSundheit<br />

Den Rücken freut es<br />

Nimm‘s leicht<br />

Rückenbeschwerden sind<br />

längst die Volkskrankheit<br />

nummer eins. Die ursachen<br />

sind oft im privaten Alltag zu<br />

finden. Aber auch der Arbeitsplatz<br />

bietet einige Möglichkeiten<br />

der Vorbeugung.<br />

heben und Tragen führen stets<br />

zu einer verstärkten Belastung<br />

der Wirbelsäule. Wer das falsch<br />

18 <strong>LSV</strong> <strong>kompakt</strong> <strong>Juni</strong> I 11<br />

angeht, kann sicher mit Rückenbeschwerden<br />

rechnen. Ungeübt neigt<br />

der Mensch dazu, die eher schwachen<br />

Rückenmuskeln zu nutzen und<br />

nicht, was besser wäre, die kräftigere<br />

Beinmuskulatur. Beim Heben geringer<br />

Gewichte darf man schon mal<br />

den Rücken beugen. Das ist so gut wie<br />

Gymnastik. Ab etwa fünf Kilogramm<br />

sollte auf die richtige Haltung geachtet<br />

werden – gerader Rücken und gebeugte<br />

Knie. Und das gilt für Lasten<br />

am Arbeitsplatz genau so wie für Getränkekisten.<br />

Die (hebe-)technik macht es<br />

Eine gute Technik schont nicht nur<br />

die Bandscheiben durch gleichmäßige<br />

Belastung, sondern den ganzen<br />

Bewegungsapparat. Ganz nebenbei<br />

wird die Muskulatur trainiert und<br />

gestärkt. Mit gebeugtem Rücken werden<br />

die Bandscheiben vorn viel stärker<br />

belas tet als hinten. Je weiter man<br />

sich nach vorne beugt und je größer<br />

das Gewicht ist, umso größer ist die<br />

Belastung der Bandscheiben (Grafik).<br />

so bleibt der Rücken gesund<br />

■ Auf sicheren Stand achten.<br />

■ Last sicher greifen, nach Möglichkeit<br />

mit beiden Händen.<br />

Heben und Tragen vermeiden – die bessere Lösung<br />

Beispiele aus der betrieblichen Praxis<br />

zeigen, dass eine Investition und gute<br />

Ideen helfen, die Gesundheit zu erhalten:<br />

nicht immer sind so aufwändige Hilfsmittel<br />

wie diese pneumatische Hebevorrichtung<br />

für Saatgutsäcke bei Landwirt Scherb<br />

in Gudensberg nötig, um nicht selbst zu<br />

heben. Die Vorrichtung hat durch einen<br />

flexi b len Ansaugschlauch eine große<br />

Reichweite und kann „mit dem kleinen<br />

finger“ bewegt werden (titelbild).<br />

Viele Ideen und eine gute Werkstatt, die<br />

diese umsetzt: Das ist das Rezept von<br />

familie Veigl in kemnath für die Ablösung<br />

schwerer körperlicher Arbeit in<br />

ihrem fischzuchtbetrieb. Abfischen – herkömmlich<br />

ein knochenjob bei oft wid-<br />

rigem Wetter – wird durch einen fischtransportanhänger<br />

mit containern und<br />

Hebezeug und das (fast) vollmechanisierte<br />

fischhaus beinahe zum „kinderspiel“<br />

(rechts). Auch beim einsetzen der<br />

fische in die teiche ist nur ein Hebel zu<br />

betätigen (unten).<br />

■ Aus der Hocke heben.<br />

■ Last nah am Körper halten.<br />

■ Mit gestrecktem, flachem Rücken<br />

heben und tragen.<br />

■ Auch für das Absetzen gilt: In die<br />

Knie gehen, Rücken gerade halten.<br />

■ Hilfsmittel einsetzen.<br />

■ Last aufteilen und lieber zweimal<br />

gehen. Wege kurz halten.<br />

■ Last zu zweit tragen.<br />

■ Die Dosis macht‘s – Lasten an<br />

Alter und Geschlecht anpassen.<br />

Besser vermeiden<br />

Das führt garantiert zu Rückenschmerzen:<br />

■ krummer Rücken oder Hohlkreuz,<br />

■ ruckartige Bewegungen,<br />

■ Verdrehen des Oberkörpers beim<br />

Anheben und Abstellen der Last,<br />

■ schweres einseitiges Heben/Tragen.<br />

Heben und Tragen lassen sich nicht<br />

immer vermeiden. Deshalb: Erst die<br />

Arbeit planen, dann die Muskeln<br />

spielen lassen. Trotzdem bleibt das<br />

Vermeiden von Heben und Tragen<br />

der bessere Weg.<br />

Übrigens: Praktische Anleitungen<br />

und Tipps zum richtigen Heben und<br />

Tragen gibt es auch in der „Rückenschule“.<br />


Auszeit vom Pflegealltag<br />

Was tun, wenn die pflegende<br />

Person verhindert<br />

ist und die pflegebedürftige<br />

Person nicht alleine<br />

gelassen werden kann?<br />

für solche fälle gibt es<br />

zwei Leistungen der Pflegekasse:<br />

kurzzeit- und<br />

Verhinderungspflege.<br />

in landwirtschaftlichen Familien<br />

werden pflegebedürftige Angehörige<br />

meist zuhause versorgt. Eine Aufgabe,<br />

die vor allem den Bäuerinnen<br />

neben ihrer Arbeit im Haus und auf<br />

dem Hof zufällt. „Das stellt die Pflegenden<br />

oft vor große Herausforderungen“,<br />

erklärt Martina Opfermann-<br />

Kersten, Referentin der landwirtschaftlichen<br />

Pflegekasse. „Es ist schon<br />

schwer, den normalen Alltag zu bewältigen.<br />

Stehen aber Erledigungen<br />

außerhalb, ein Krankenhausaufenthalt<br />

oder eine Kur an, wird es oft<br />

kompliziert, dies zu organisieren.“ Die<br />

Kurzzeit- und die Verhinderungspflege<br />

sind Leistungen der Pflegekasse,<br />

die greifen, wenn die Pflege zuhause<br />

vorübergehend nicht gewährleistet ist.<br />

leben für den Anderen<br />

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

der Pflegekasse betreuen mit den<br />

Pflegeberatern alle Versicherten, die<br />

diese Leistungen in Anspruch nehmen.<br />

Opfermann-Kersten schildert<br />

ein Beispiel, das die Situation vieler<br />

Familien beschreibt: Die Landwirtin<br />

mit Ackerbaubetrieb, die seit zwei<br />

Jahren ihre Mutter betreut und pflegt.<br />

„Vor einem halben Jahr wurde die<br />

Mutter in Pflegestufe zwei eingestuft.<br />

Sie braucht unter anderem beim Laufen<br />

und Stehen Hilfe. Aber auch der<br />

Vater will versorgt sein. Die beiden<br />

erwachsenen Söhne sind außerhalb<br />

der Landwirtschaft tätig und wohnen<br />

weit entfernt.“ Früher, so die Referentin<br />

weiter, sei die Frau in vielen Ehrenämtern<br />

aktiv gewesen. Diese habe<br />

sie aufgrund der Pflegesituation abgeben<br />

müssen. Inzwischen nehme sie<br />

regelmäßig stundenweise die Verhinderungspflege<br />

in Anspruch. „In den<br />

Zeiten ihrer Abwesenheit übernimmt<br />

eine Nachbarin die Pflege, die Mutter<br />

und Tochter gleichermaßen vertraut<br />

ist. Für die Familie ist das sehr praktisch.“<br />

Gerade sei der älteste Sohn des<br />

Landwirtsehepaares Vater geworden.<br />

Ihr erstes Enkelkind zu besuchen sei<br />

etwas, das die Frau nur dank der Verhinderungspflege<br />

organisieren könne.<br />

sich selbst nicht vergessen<br />

„Die Mehrfachbelastungen durch<br />

den landwirtschaftlichen Betrieb und<br />

die Pflegesituation bringen die Pflegenden<br />

oft an ihre Grenzen“, fasst Opfermann-Kersten<br />

zusammen. „Es ist<br />

wichtig, mit seinen Kräften hauszuhalten<br />

und auch einmal etwas für<br />

sich selbst zu tun.“ Kurzzeit- und Verhinderungspflege<br />

sollen helfen, diese<br />

Auszeiten von der täglichen Pflege<br />

wahrzunehmen. ■<br />

KoMpLizierte begriffe –<br />

unKoMpLizierte hiLfe<br />

<strong>LSV</strong>-info<br />

information rund um die Pflege gibt es<br />

bei den mitarbeitern der Pflegekasse.<br />

Martina Opfermann-kersten, Referentin der landwirtschaftlichen<br />

Pflegekasse, über Hilfsangebote für Pflegende:<br />

Verhinderungs pflege ...<br />

... ist die ersatzweise Pflege durch eine andere Person, wobei<br />

die Pflegekasse hierfür entstehende kosten übernimmt. Die<br />

Verhinderungspflege kann grundsätzlich von jeder Person,<br />

beispielsweise von Angehörigen, Bekannten oder nachbarn,<br />

durchgeführt werden. Bei Personen, die mit dem Pflegebedürftigen bis zum zweiten<br />

Grad verwandt oder verschwägert sind, darf die Pflegekasse die kosten in Höhe des<br />

anteiligen Pflegegeldes erstatten. Aufwendungen wie fahrkosten oder Verdienstausfall<br />

können bei nachweis zusätzlich berücksichtigt werden. Die Verhinderungspflege<br />

kann für längstens vier Wochen und für einen Betrag von bis zu 1.510 euro (ab 2012:<br />

1.550 euro) je kalenderjahr in Anspruch genommen werden. Ist die pflegende Person<br />

an einzelnen tagen nur zeitlich begrenzt verhindert, kann die Verhinderungspflege<br />

auch stundenweise in Anspruch genommen werden. Dann entfällt die Beschränkung<br />

auf 28 tage im Jahr. eine weitere wichtige Voraussetzung ist, dass die Pflegeperson<br />

den Pflegebedürftigen schon mindestens sechs Monate in seiner häuslichen umgebung<br />

gepflegt hat.<br />

Kurzzeitpflege ...<br />

... findet in einer vollstationären einrichtung statt. Der zu pflegende Angehörige lebt<br />

vorübergehend in einem Pflegeheim. Der Höchstanspruch beträgt auch hier pro<br />

kalenderjahr 1.510 euro (ab 2012: 1.550 euro) längstens für vier Wochen. Als Leistungen<br />

werden die pflegebedingten Aufwendungen übernommen.<br />

Weitere Informationen sind im Internet unter www.lsv.de/spv > Leistungen > Pflege<br />

zu finden.<br />

pfLege ■ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘<br />

<strong>Juni</strong> I 11 <strong>LSV</strong> <strong>kompakt</strong> 19


starke Bausteine<br />

für das Wachstum und die funktion<br />

braucht der menschliche organismus<br />

mehr als 15 mineralstoffe. sie müssen<br />

in ausreichenden mengen über die<br />

nahrung aufgenommen werden.<br />

interessantes zu diesem thema<br />

in der september-ausgabe<br />

Menge der Spuren- und Mengenelemente im<br />

Körper eines Erwachsenen (Gramm)<br />

calcium 1.500<br />

phosphor 860<br />

schwefel 300<br />

Kalium 180<br />

chlor 74<br />

Natrium 64<br />

Magnesium 25<br />

eisen 4,5<br />

fluor 2,6<br />

Zink 2,0<br />

Kupfer 0,1<br />

Kobalt 0,015<br />

selen 0,013<br />

Mangan 0,012<br />

Jod 0,011<br />

Molybdän 0,009<br />

chrom 0,006

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