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Das Einfache Leben

Das erste Kapitel von Die Rache Nimué's

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<strong>Das</strong> einfache <strong>Leben</strong><br />

I<br />

n einem fernen Land, in einer längst vergangenen Zeit, lebten<br />

die Menschen einfach und schlicht. Doch viele waren sich gar<br />

nicht bewusst, was sich außerhalb ihrer Landesgrenzen<br />

abspielte. Sie waren zufrieden, mit dem was sie hatten, sie<br />

schärten sich nicht um das Außenvolk. Sie kümmerten sich nicht um die<br />

Elben, Elfen, Zwerge, Orks und seltsame Wesen, die in den fernen<br />

Landen lebten. So auch nicht der Schmieds Junge Ben und sein<br />

Kindsfreund Tom. Sie waren schon seit jeher unauffällig, sie bekamen<br />

nie Ärger, noch verursachten sie ihn. Sie liebten ihre Bücher, die sie in<br />

der kleinen Stadtbibliothek fanden, sie liebten das Rauschen des Flusses<br />

und das sanfte Flüstern der Bäume.<br />

Die Menschen, die in dem kleinen Land namens Brithaldien lebten,<br />

waren stets höflich und freundlich. Sie lebten von dem, was in ihrem<br />

Garten wuchs und in ihren Ställen lebten. Diebe waren selten zu Gast,<br />

doch ihrer Freundlichkeit zu trotz konnten sie sehr Grausam zu<br />

Verbrechern sein. Ihre große Begabung galt dem Bierbrauens sowie<br />

dem Weinkeltern. Doch sie konnte die schönsten Feste feiern, zu diesen<br />

Festen luden sie sogar „Außenseiter“ ein. Sie kamen haufenweise aus<br />

dem Eichenwald, aus der Minenstadt Bur-khalass und aus den<br />

Elfenhöhlen. Es kam auch jedes Jahr ein Zauberer, er schaute sich die<br />

wunderbaren Feuerwerke an, die die Dorfbewohner abbrannten. Sie<br />

waren faszinierend, Schmetterlinge aus gelben und weißen Funken<br />

flatterten durch die Luft, Pfeile aus blauen Funken schnellten durch die<br />

Nacht. Doch das Meisterstück der Dorfbewohner war „der alte Drache“.<br />

Es war ein riesiger Sprengkörper, der wie ein in die Luft steigender<br />

Drache aussah, er wurde nur zu besonderen Festen gezündet. <strong>Das</strong><br />

Jahrtausendfest war ein solches Fest, man feierte den letzten großen<br />

Krieg, gegen die dunkle Herrin, die in ganzer Welt nur Nimué genannt<br />

wurde.


„Der dunkle Wald, ich erinnere mich noch genau daran. Ich wurde von<br />

Madril, dem Erschaffer, zum König geschickt, ich sollte den Lebewesen<br />

des Lichts helfen Nimué zu besiegen. Die Elfen, Elben und Menschen<br />

hatten ein Bündnis gegründet, sie marschierten mit vereinter Kraft auf<br />

den dunklen Wald zu. Wir hatten fast 20.000 Mann, doch Nimué hatte<br />

100.000 Orks, die in dem dunklen Wald auf uns lauerten. Der Weg war<br />

lang und beschwerlich, alles in diesem verfluchten Wald wollte uns<br />

töten. Die Bäume, die Tiere, einfach alles. Der Angriff war schwieriger<br />

als wir dachten, Nimué hatte in ihrem Wald eine riesige Festung<br />

aufgebaut, doch das Schlimmste war: Sie zog selbst in den Krieg. Sie<br />

kam aus dem Tor heraus, eine schwarze Rüstung schützte sie vor<br />

Pfeilen und vor Schwertern, selbst er, der damalige König konnte sie<br />

nicht aufhalten, als seine Klinge auf ihre schwarze Rüstung traf,<br />

zersplitterte sie. Seine Frau namens Elrà musste zusehen, wie ihr Mann<br />

von dem Schwert Nimué’s durchbohrt wurde. Sein Gesicht wurde<br />

bleich, seine Augen trüb. Die Klinge war mit einem starken Zauber<br />

belegt, der jeden den es trifft an ihr Schattenreich bindet. Doch nicht<br />

den König, er wusste es zu vermeiden. Er nahm sein Heft, an dem noch<br />

ein Teil der Klinge war und rammte sie sich in sein Herz. Elrà raste vor<br />

Wut, sie rannte auf die dunkle Herrin zu und zuckte einen mit Juwelen<br />

bestückten Dolch. Er war ein Geschenk ihres Mannes, „Er gehört jetzt<br />

dir, bewahre ihn gut.“, das hatte er zu ihr gesagt, bevor er in die<br />

Schlacht zog. Sie wich einem Schlag von Nimué aus und konnte ihre<br />

verderbte Seele in ihren Augen sehen. Voller Wut rammte sie den<br />

Dolch in ihr Herz. Er durchbohrte ihre Rüstung, die nun wie eine Wolke<br />

aus Düsternis zu sein schien. Nimué sank zu Boden und ihre Rüstung<br />

verschwand und enthüllte ein Kleid aus Schatten. Und so hatten wir die<br />

Schlacht gewonnen und rissen die Festung nieder. Doch den Wald<br />

konnten wir nicht zerstören, er widerstand Äxten und Feuer. Bis Heute,<br />

so sagt man, soll das Grab Nimué’s dort stehen und sich öffnen, sobald<br />

„der Auerwählte“ es berührt. So das war’s, hoffentlich hat es euch<br />

gefallen.“, sagte ein alter Mann, mit weißem, langem Haar und Bart, zu<br />

einem Haufen kleiner Kinder. „Vielen Dank Herr Indul“, sagten sie alle<br />

zusammen, „Ein alter Zauberer wie ich ist immer froh, wenn sich<br />

jemand für seine Geschichten interessiert.


Es war ein Fest, wie man es selten erlebt, Wesen aus dem ganzen Land<br />

kamen, sogar alte Ärgernisse wurden beiseitegeschoben, niemand<br />

ärgerte sich, wegen nichts. <strong>Das</strong> Bier floss in Strömen, die Tafeln waren<br />

reich gedeckt und Rauchringe schwebten durch die Luft. Eine<br />

wunderbare Musik erfüllte die hell erleuchtete Nacht, das Lachen von<br />

tausenden Menschen hallte durch die Lande. Man erlaubte sogar den<br />

kleinsten Kindern bis zum Ende des Festes wachzubleiben, es ging<br />

immerhin bis 3:00 Uhr morgens. Auf der riesigen Tanzfläche fanden<br />

sich nicht nur alte Verliebte ein, sondern es fanden sich auch neue<br />

Paare. Es war das beste Fest, das es seit langem gab. Dier Geschichten<br />

von Indul, dem Zauberer, wurden die ganze Zeit erzählt, die Menschen,<br />

und besonders die Kinder, waren fasziniert davon, auch wenn sie sonst<br />

eher weniger Interesse für die Außenseiter hatten. Eine Sängerin der<br />

Elben wurde auf die Bühne gebeten. Es war überall bekannt, dass Elben<br />

(und besonders die Frauen) die schönsten Stimmen haben, die man sich<br />

nur vorstellen kann. Sie kamen als erste in diese Welt, sie erfanden das<br />

Singen, das Schreiben, nähten als erste, sie bauten als erste Häuser,<br />

ernteten als erste und schmiedeten als erste Waffen und<br />

Schmuckstücke. Und im Schmieden konnten nur die Zwerge sie<br />

übertreffen. Die Zwerge, obwohl sie nur halb so groß wie ein Mensch<br />

sind, waren sie um einiges stärker. Sie schmiedeten seit jeher die<br />

schönsten Gegenstände und gruben die tiefsten Tunnel. Sie kamen 479<br />

Jahre nach den Elben nach Aman, doch zwischen Elben und Zwergen,<br />

gab es nie ein gutes Verhältnis, sie stritten sehr oft. Dann, 2850 Jahre<br />

nach der Ankunft der Zwerge und 7439 Jahre nach der Entstehung der<br />

Welt, kamen die Menschen, sie waren ein kurzlebiges Volk, denn bis<br />

heute werden sie nur 235 Jahre alt. Was manchen als unvorstellbar<br />

erscheint, erscheint das Alter der Zwerge noch viel seltsamer, denn sie<br />

werden bis zu 1000 Jahre alt. Doch die Elben und Elfen waren<br />

unsterblich, keine Krankheit konnte sie töten. Nur Waffen vermochten<br />

ihnen zu schaden. Die Sängerin betrat die Bühne, einige ihres Volkes<br />

folgten ihr. Sie trugen Harfen, Flöten und Geigen mit sich. Sie sang mit<br />

einer Stimme, als wäre sie nicht von dieser Welt, jeder der ihr zuhörte<br />

sah die Geschichte, von der sie sang, vor seinem inneren Auge. Die<br />

Zusschauer fühlten sich wie in einen Traum versetzt, niemand<br />

vermochte sich von ihr abzuwenden. Die Schönheit der Elben machte<br />

jeden blind, denn sie sind die schönsten, reinsten und edelsten


Geschöpfe Amans. Die Sängerin verstummte und ein Sturm aus Beifall<br />

kam über sie, es wurde gestampft, geklatscht, gepfiffen und gerufen.<br />

Edel, aber geschmeichelt, verließ sie die Bühne. Ben und Tom, die sich<br />

einen Platz in der ersten Reihe besorgt hatten, verließen das Fest, sie<br />

hatten vor in Richtung der Bibliothek zu gehen. Sie kamen an<br />

verschiedenen Ständen vorbei. Elfen, die Pflanzen verkauftem, Elben<br />

die Vasen und Figuren aus Glas verkauften, Zwerge die edlen Schmuck<br />

verkauften und Menschen die Möbel aus Holz unter die Leute brachten.<br />

„<strong>Das</strong> ist ein tolles Fest!“, sagte Ben, „Du hast Recht, doch mir ist es zu<br />

laut, ich ziehe die Stille der Bücherei vor.“, meinte Tom. „Hallo Jungs,<br />

es ist schön euch wiederzusehen.“, sagte Indul. Er begleitete sie zur<br />

Bücherei, er war genau wie sie ein Verehrer der Literatur, sowie ein<br />

Freund, ein alter Freund. In Brithaldien war und ist er ein stets<br />

willkommener Gast.<br />

Sie kamen an den Eingang der Bibliothek, die Tür war aus reinem<br />

Stahl, der Gebäudekomplex aus Marmor. „Ah, meine geliebten Bücher,<br />

was habe ich sie vermisst!“, flüsterte Tom leise vor sich hin. Sie gingen<br />

in die Abteilung für Geschichte, sie baten Indul, ihnen die Schlacht von<br />

Dunkelwald noch einmal zu erzählen. Indul nahm ein Buch heraus und<br />

begann zu lesen. „Indul, ist es war, dass das Grab Nimué’s immer noch<br />

dort steht und geöffnet werden kann?“, fragte Ben neugierig. „Selbst<br />

wenn es so wäre, der Rat der Zauberer hat einst diesen Wald mit einem<br />

Bann belegt, sollte Nimué befreit werden könnte sie den Wald nicht<br />

verlassen.“, sagte Indul, „Doch der Wald ist noch gefährlich, mal<br />

abgesehen von den Pflanzen gibt es riesige Giftspinne und hungrige<br />

Wölfe, von den Orks ganz zu schweigen. Sie mögen zwar ganz lustig<br />

aussehen, mit ihren großen Augen und ihrem kleinen Körper, doch sie<br />

sind hinterhältig und gemein!“. „Warum habt ihr denn nicht den Wald<br />

mit eurer Magie zerstört, wenn ihr doch so mächtig seid wie Ihr immer<br />

behauptet?“, fragte Tom verwirrt, „Der Zauber der Hexe wirkt immer<br />

noch, uns ist keine Macht bekannt die ihn brechen könnte, der Wald ist<br />

und bleibt verflucht.“ Sagte Indul schläfrig, „Ich werde euch mal allein<br />

lassen, ich muss dringend ein Bier trinken“. Er schlenderte hinaus,<br />

nachdem er die quietschende Tür geöffnet hatte. Ben und Tom sahen<br />

sich einen Moment schweigend an. Ben spürte wie sich sein Mund<br />

bewegte, doch die Worte schienen nicht seine eigenen zu sein: „Der<br />

Wald ist nicht weit von hier, komm wir gehen morgen hin. Ich möchte


wissen ob die Geschichten Induls stimmen.“. Seltsamerweise stimmte<br />

Tom dem Vorschlag zu. „Aber wir dürfen Indul nichts sagen, und auch<br />

keinem anderen. Sonst werden wir einen riesigen Ärger bekommen.“,<br />

antwortete er. Ben stieß Tom heftig am Arm und gerade noch<br />

rechtzeitig, denn die Eisentür wurde aufgedrückt und Indul kam herein.<br />

Er stützte sich mit der einen Hand auf einen großen hölzernen Stab, der<br />

an der Spitze einen Kristall umschlungen hielt, in der anderen Hand<br />

hielt er einen riesigen Bierkrug. Er lehnte seinen Stab an ein<br />

Bücherregal und setzte sich hin. Er nahm einen Schluck aus dem Krug<br />

und sagte lächelnd: „Letztes Jahr waren die Krüge größer, die sind ein<br />

Witz dagegen.“. „Indul, was ist denn das für ein Stab?“, fragte Ben<br />

neugierig, „Ich habe meinen Elbenfreund gebeten ihn mir zu reparieren,<br />

er hatte letztes einen kleinen Riss, das kann manchmal eine Katastrophe<br />

auslösen, die ich gerne vermeiden wollte. Beim letzten Mal begrub ich<br />

das Nachbardorf unter einer riesigen Lawine…“, „Ok wir haben<br />

verstanden“, warf Ben ein, „…und bei dem Mal davor habe ich<br />

ausversehen den Aschewald in Brand gesetzt, wodurch er seien Namen<br />

bekam, und beim ersten Mal erschuf ich die Wirbelebene, auf der<br />

tagtäglich mehrere Stürme wüten.“. Indul brach in ein lautes Gelächter<br />

aus. Er nahm seine Pfeife in die er etwas Kraut hineinstopfte und hielt<br />

seinen Zeigefinger hinein. Auf wundersame Weise fing das Kraut<br />

Feuer, und Induls Finger auch. Schnell tauchte er den Finger in den<br />

Krug. Ein lautes Zischen war zu hören, danach stieg eine große<br />

Rauchwolke aus dem Krug auf. Daraufhin fingen Ben und Tom laut an<br />

zu lachen. <strong>Das</strong> grimmige Gesicht Induls wandelte sich in ein kleines<br />

Lächeln um und er fing auch an unkontrolliert zu lachen.<br />

„Seht, im Osten braut sich ein Sturm zusammen.“, sagte Ben. Indul<br />

rutschte auf seinem Stuhl hoch, sein Gesicht war so rot wie ein reifer<br />

Apfel: „Nimué kehrt zurück!“, flüsterte er. Er war schon sehr<br />

angetrunken. Er fiel in den Stuhl zurück und fing an laut zu schnarchen.<br />

Seine Pfeife qualmte noch immer, doch Indul schlief tief und fest.<br />

„Sollen wir ihn einfach hier lassen?“, fragte Tom, „<strong>Das</strong> können wir<br />

doch nicht einfach machen.“, antwortete er, „Wie willst du ihn denn<br />

aufwecken, du weißt doch, wenn er schläft, dann schläft er auch“. Indul<br />

ließ den großen Bierkrug fallen, er war völlig leer getrunken. Ben und<br />

Tom sahen sich einen Moment lang an, standen auf und schlichen sich<br />

leise davon. Selbst außerhalb der Bibliothek war das Schnarchen von


Indul nicht zu überhören. Die Feier ging munter weiter, an Müdigkeit<br />

war noch lange nicht zu denken. Es wurde ein Biertrinkwettbewerb<br />

begonnen. Der alte Boldur, der aus dem Dorf stammt, tritt gegen den<br />

Elben Landuri und den Zwerg Naugra an. Sie alle waren berühmt für ihr<br />

Talent im Biertrinken. Ihnen wurden 20 Krüge hingestellt, sie mussten<br />

so lange trinken, bis der letzte Mann noch steht. Sie durften den Krug<br />

weder absetzten, noch etwas verschütten. <strong>Das</strong> Startsignal wurde<br />

gegeben und das Trinken begann In wenigen Sekunden waren die ersten<br />

Krüge geleert, es wurde gerülpst und gehustet. Vor allem Naugra<br />

hustete stark, er hatte sich überschätzt, er hatte sich zu viel auf einmal<br />

hineingeschüttet und hatte sich verschluckt. Der Boldur und Landuri<br />

lieferten sich ein tapferes Duell, es stand die ganze Zeit unentschieden,<br />

Landuri hielt sich sehr wacker. Die Elben sind sehr anfällig für<br />

Alkoholische Getränke. Doch Boldur taumelte. Er stellte den leeren<br />

Krug hin und versuchte etwas zu sagen: „Wie isch schon g’sagt heb,<br />

Isch Scheweweweeeeeee…“, mitten in dem Satz fiel er um und wurde<br />

Bewusstlos. „Tja…“, sagte Landuri, „… Spiel vorbei:“. Aus den Reihen<br />

der Zwerge ertönten verzweifelte Schreie, Naugra lag mit dem Kopf in<br />

einem der Krüge. Die Elben jubelten, sie fingen an zu singen und zu<br />

tanzen. Sie zeigten den Zwergen nicht gerade höfliche Gesten. Sie<br />

ließen ihre Abscheu gegen die Zwerge frei heraus. Hier und dort wurde<br />

eine Schlägerei angefangen, dort und da richtete ein Elb seinen Bogen<br />

auf einen Zwerg und manchmal bedrohte ein Zwerg einen Elben mit<br />

seiner frisch geschärften Axt. Ein lauter Tumult ertönte, die Menschen<br />

mussten sich für eine Seite entscheiden, das Dorf wurde in zwei Teile<br />

zerrissen, ein Teil stand für die Zwerge und ein Teil für die Elben. Nur<br />

die Elfen hielten sich zurück, die setzten sich auf die Bänke die überall<br />

standen, oder setzten sich auf die Bäume, und genossen den schönen<br />

Streit. Sie schlossen Wetten ab und genossen die Unruhe. Sie rätselten,<br />

wer nun eigentlich den Streit angefangen hat. Waren es die Elben mit<br />

ihren unhöflichen Gesten, oder waren es die Zwerge mi ihrer<br />

aggressiven Reaktion, vielleicht waren es auch die Elfen selbst, die das<br />

Ganze auch noch unterstützten?<br />

Indul war während dessen wieder aufgewacht und sah sich die ganze<br />

Streiterei an. Genervt schüttelte er den Kopf: „Wie kann man nur so<br />

hohl sein?“, fragte er sich leise. Er räusperte sich kurz und stellte sich<br />

dann auf eine Holzbank. „SEIT RUHIG!“, schrie er, mit solch einer


Stimme, dass in der Nähe alle Biergläser platzten. „Wie könnt ihr euch<br />

nur so benehmen. Eure Vorfahren würden sich schämen, wenn sie euch<br />

so sehen könnten.“. „Sie haben geschummelt, wir haben ein Recht<br />

darauf sauer zu sein!“, schrie ein Zwerg, „Wir haben nicht<br />

geschummelt, was könne n wir dafür, wenn Naugra zu blöd zum<br />

Trinken ist?“, schrie ein Elb. „Dann haben eben die Zwerge einen<br />

Trinkwettbewerb verloren, was Solls?“. „Du hast Recht, wie immer.“,<br />

sagte Naugra widerspenstig. „Warum feiert ihr nicht weiter?!“, rief<br />

Indul der Menge zu. Nachdem er keine Antwort bekam streckte er<br />

seinen Holzstab ‘gen Himmel. Ein Funkenstrom schoss aus der Spitze<br />

und erleuchtete den gesamten Himmel. Langsam begann die Kapelle<br />

wieder zu spielen und die Sänger zu singen. In kurzer Zeit war so das<br />

Fest wieder voll in Gang. Indul schlenderte etwas zwischen den<br />

Ständen umher. Jetzt da es so spät war, boten die Händler interessantere<br />

Dinge an. So wurden aus einfachen Hühnereiern Dracheneier, jedoch<br />

konnte ein gekonnter Blick den Schwindel sofort enttarnen, denn es<br />

waren nur schön verzierte Fasan Eier. Doch ein Stand wies keinen<br />

Schwindel auf: „Zaubertränke für alle Gelegenheiten“, stand über dem<br />

Holzstand. Indul trat näher und erkundete sich nach den Angeboten:<br />

Stimmstärkungstrank, Furunkulatrank, Tod in der Flasche…. „Ich habe<br />

sie noch nie hier gesehen, sind sie neu im Land?“ fragte Indul den<br />

Verkäufer. Doch er bekam keine Antwort, die seltsame Gestalt nickte<br />

nur. Erst jetzt bemerkte Indul, dass der Verkäufer in schwarze Tücher<br />

gehüllt war. Der Zauberer bückte sich ein Stück nach unten, so als hätte<br />

er etwas fallen gelassen. Dabei versuchte er einen kurzen Blick in das<br />

Gesicht des Geheimnisvollen zu erhaschen. Doch er sah kein Gesicht,<br />

der Fremde wendete den Blick ab. Indul hörte ein keuchen, danach ein<br />

husten. „Wollen sie etwas kaufen oder nur weiter meine Zeit<br />

verschwenden?“, fragte der Verkäufer mit kratziger Stimme. Er klang<br />

sehr nervös und genervt. Indul verließ den Stand, konnte jedoch noch<br />

lange den Blick des Fremden auf ihm spüren. Die Leute wurden<br />

weniger denn die ersten Sonnenstrahlen waren hinter den Berggipfeln<br />

zu erkennen. Indul, Ben und Tom hatten schon lange das Bett<br />

aufgesucht. Jetzt da das Fest vorbei war, musste jeder wieder an seine<br />

Arbeit gehen. Ben musste in der Schmiede seiner Eltern aushelfen, Tom<br />

musste Inventur im Laden seines Vaters machen und Indul, nun ja, er<br />

machte das, was er immer machte. Doch niemand genau wusste, was er


in seiner Freizeit machte. Man sah ihn nur selten im Dorf. Manche<br />

hatten die Vermutung, er wäre in einem Rat von Magiern, manche<br />

achten er wäre ein Pilger, der irgendetwas suchte. Doch genau wusste es<br />

niemand. In den Morgenstunden hörte man schon den Hammer des<br />

Schmiedes durch das Tal. Der Morgen fing zwar sehr verschlafen an,<br />

doch gegen Mittag wurde die Stadt wieder lebendig. Kinder rennten<br />

durch die Stadt, Händler hielten am Marktplatz an, Ben lieferte die<br />

Schwerter für seinen Vater ab und Tom half seinem Vater bei der<br />

Inventur im „alten Lädchen“. Tom und Ben hatten vor, ihr Plan in<br />

wenigen Stunden in die Tat umzusetzen. Sie hatten einen Kutscher<br />

gefunden, der sie die Nähe des Waldes bringt und zwei Tage später<br />

wieder abholt, so hatten sie auch genug Vorräte um mehrere Tage in der<br />

Wildnis überleben zu können und hatten zwei Schwerter aus der<br />

Schmiede um sich zu verteidigen, sollte etwas passieren. Doch Ben<br />

hatte immer noch seine Zweifel, die Geschichten die er über Nimué<br />

gehört hatte, machten ihm schon zu schaffen. Was wäre, wenn die<br />

Geschichten doch wahr waren, wenn die böse Hexe doch wieder<br />

kommen würde? „Mach dir keine Sorgen, es wird schon alles gut<br />

werden.“, sagte Tom beruhigend. Sie gingen die die Straße entlang, sie<br />

sahen wie der Kutscher schon auf sie wartete. „Also, wenn alle da sind,<br />

können wir los. Aber bevor ich fahre, wolltet ihr nochmal hin, ihr seid<br />

ja wahrscheinlich nicht so dumm in den Finsterwald zu gehen, oder?“,<br />

fragte der Kutscher misstrauisch, „Nein, wir gehen vom Finsterwald aus<br />

zu den großen Wasserfällen.“, antwortete Tom nervös. „Na dann ist ja<br />

gut.“, murrte der Kutscher. „Steigt ein!“. Sie fuhren mehrere Stunden,<br />

dann konnten sie schon einen dunklen Wald Saum sehen. „Da ist er“,<br />

sagte Ben ängstlich. Plötzlich schrie er auf, „Reingelegt!“, rief Tom<br />

„Sei nicht so ein Angsthase!“. Ben wusste, dass Tom Recht hatte, er<br />

musste wirklich etwas mutiger sein. Was könnte denn schon passieren,<br />

die Geschichten Induls waren immerhin nur Geschichten. Es waren<br />

noch einige Kilometer bis sie ihr Ziel erreichten. Die Aufregung<br />

steigerte sich, bis sie es fast nicht mehr aushielten. Doch plötzlich<br />

überkam sie eine Müdigkeit, ihre Augenlieder wurden zu schwer um sie<br />

aufzuhalten. Sie schliefen ein, ohne es zu wollen, doch es war kein<br />

ruhiger Schlaf, sie fielen in einen tiefen Alptraum, aus dem es kein<br />

Entrinnen zu geben schien.

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