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Aspekte des Übergangs von der Schule in den Beruf

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LANDES<br />

SCHUL<br />

BEIRAT<br />

Ba<strong>den</strong>- Württemberg<br />

<strong>Aspekte</strong> <strong>des</strong> <strong>Übergangs</strong> <strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Beruf</strong><br />

In Zusammenarbeit mit dem<br />

M<strong>in</strong>isterium für Kultus, Jugend und Sport<br />

Ba<strong>den</strong> – Württemberg<br />

Seite 1


Vorwort<br />

Der Lan<strong>des</strong>schulbeirat (LSB) hat <strong>den</strong> Auftrag, das Kultusm<strong>in</strong>isterium <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Arbeit zu beraten und zu unterstützen. Dazu bedarf es sowohl e<strong>in</strong>es breit angelegten<br />

Sachverstan<strong>des</strong> <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>, als auch e<strong>in</strong>er über die verschie<strong>den</strong>en im LSB<br />

vertretenen Interessengruppen h<strong>in</strong>weg zu schaffen<strong>den</strong> Me<strong>in</strong>ungsbildung, <strong>der</strong>en<br />

Ergebnisse u.a. <strong>in</strong> die Stellungnahmen <strong>des</strong> Beirats e<strong>in</strong>fließen sollen. Nicht die<br />

Reaktion auf Initiativen <strong>des</strong> M<strong>in</strong>isteriums und das zustimmende zur Kenntnis<br />

nehmen sollten im Vor<strong>der</strong>grund stehen, son<strong>der</strong>n das auf eigener Me<strong>in</strong>ungsbildung<br />

basierende, aktive Hervorbr<strong>in</strong>gen <strong>von</strong> Vorschlägen und Anregungen, die die<br />

Schulpolitik positiv bee<strong>in</strong>flussen können.<br />

<strong>Schule</strong> hat - neben <strong>der</strong> Familie und <strong>den</strong> an<strong>der</strong>en Institutionen unserer<br />

Gesellschaft - die Aufgabe, junge Menschen auf e<strong>in</strong> selbständiges und<br />

eigenständiges Leben vorzubereiten. Dies gilt <strong>in</strong> gleicher Weise für<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit guten Startchancen wie für solche , die <strong>den</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Arbeitswelt vor<strong>der</strong>gründig nicht gewachsen ersche<strong>in</strong>en. Dabei darf nie außer Acht<br />

gelassen wer<strong>den</strong>, dass es <strong>in</strong> Erziehung und Bildung zuerst immer um <strong>den</strong> ganzen<br />

Menschen und se<strong>in</strong> Menschse<strong>in</strong> geht und danach - aber nicht weniger bedeutsam -<br />

um Qualifikationen und Anpassungen an die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Umwelt.<br />

Ausgangspunkt für die Befassung mit dem Thema „Übergang <strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

<strong>Beruf</strong>" ist das Verständnis <strong>von</strong> <strong>Schule</strong> als e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtung, <strong>der</strong>en Erziehungs- und<br />

Bildungsauftrag <strong>den</strong> Menschen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Gesamtheit im Blick hat. Für die<br />

eigenständige Lebensbewältigung <strong>von</strong> großer Bedeutung ist aber auch, wie es dem<br />

e<strong>in</strong>zelnen gel<strong>in</strong>gt, sich <strong>in</strong> das <strong>Beruf</strong>s- und Arbeitsleben e<strong>in</strong>zuglie<strong>der</strong>n.<br />

Es ist daher zu erörtern, welche Hilfestellungen <strong>Schule</strong> dem jungen Menschen geben<br />

kann, welche Voraussetzungen sie ihm mitgeben sollte, damit er die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>des</strong> <strong>Beruf</strong>s- und Arbeitslebens bewältigen kann.<br />

Der Lan<strong>des</strong>schulbeirat dankt <strong>der</strong> Firma Daimler - Benz AG und <strong>der</strong><br />

Lan<strong>des</strong>vere<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> Arbeitgeberverbände Ba<strong>den</strong> - Württemberg für die<br />

freundliche Unterstützung <strong>der</strong> Arbeitsgruppen bei ihren Klausursitzungen.<br />

Ingeborge Schöffel-Tsch<strong>in</strong>ke<br />

Vorsitzende<br />

Seite 2


Grundgedanken<br />

Der Übergang <strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> das <strong>Beruf</strong>sleben stellt <strong>in</strong>sofern e<strong>in</strong> Novum für junge<br />

Menschen dar, als sich ihre neuen Bezugspersonen und das Lebensumfeld<br />

grundlegend <strong>von</strong> <strong>den</strong> bisher bekannten unterschei<strong>den</strong>. Das bezieht sich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

auch auf die <strong>in</strong> diesem Umfeld herrschen<strong>den</strong> Regeln und Sanktionen sowie auf die<br />

Tragweite <strong>von</strong> Entscheidungen und Verhaltensweisen <strong>der</strong> jungen Menschen.<br />

Gleichgültig, ob <strong>der</strong> ehemalige Schüler direkt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Arbeitsprozess <strong>in</strong>tegriert wird,<br />

e<strong>in</strong>e Ausbildung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em dualen Ausbildungsberuf beg<strong>in</strong>nt, o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Studium an<br />

e<strong>in</strong>er Hochschule aufnimmt: Die jetzt zu treffen<strong>den</strong> Entscheidungen, die<br />

Lernbereitschaft und <strong>der</strong> Lernfortschritt s<strong>in</strong>d nahezu lebensbestimmend; es wer<strong>den</strong><br />

zum<strong>in</strong><strong>des</strong>t die Weichen gestellt, wie <strong>der</strong> junge Mensch se<strong>in</strong>en beruflichen Weg<br />

mitgestaltet, welche Chancen er nutzt und wie viel Initiative er e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen lernt.<br />

Der Lan<strong>des</strong>schulbeirat hat sich im Wesentlichen darauf konzentriert, Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an Schulabgänger zu diskutieren, die ihnen beim E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Ausbildung bzw. <strong>in</strong><br />

die Arbeitswelt begegnen. Daraus resultierende Erwartungen an <strong>den</strong> ,3üdungsbetrieb<br />

<strong>Schule</strong>" wur<strong>den</strong> formuliert, wobei diese vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> vielfältigen Kritik<br />

und <strong>der</strong> Vorwürfe an die <strong>Schule</strong> diskutiert wur<strong>den</strong>. Der LSB ist nicht <strong>der</strong> Ansicht,<br />

dass Pauschalkritik hilfreich ist und dass die <strong>Schule</strong> alle<strong>in</strong> die Last <strong>von</strong><br />

Verän<strong>der</strong>ungen <strong>des</strong> Billdungssystems tragen muss; <strong>den</strong>noch wird e<strong>in</strong>e Reihe <strong>von</strong><br />

Ansätzen für die Weiterentwicklung <strong>von</strong> <strong>Schule</strong>. Lehrern und ihrer Beziehung zur<br />

Gesellschaft gesehen.<br />

Neue Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

Die am Bildungsauftrag beteiligten Menschen können nur dann erfolgreich se<strong>in</strong>,<br />

wenn sie die Anfor<strong>der</strong>ungen kennen, die auf unsere jungen Menschen zukommen<br />

und wenn sie Verän<strong>der</strong>ungen dieser Anfor<strong>der</strong>ungen erkennen und <strong>in</strong> die<br />

Bildungsbemühungen e<strong>in</strong>beziehen. Die heutige und zukünftige Arbeitswelt ist<br />

geprägt <strong>von</strong> sich immer schneller vollziehen<strong>den</strong> Verän<strong>der</strong>ungen bzgl. Produkten und<br />

Dienstleistungen, <strong>den</strong> Produktionstechnologien und <strong>der</strong> Arbeitsorganisation. Großen<br />

E<strong>in</strong>fluss haben auch die Halbwertszeit <strong>des</strong> Wissens sowie die rasante Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Informationstechnologie und die fortschreitende Internationalisierung und Globalisierung<br />

<strong>der</strong> Weltwirtschaft.<br />

Seite 3


Die <strong>in</strong> <strong>den</strong> letzten 5-10 Jahren e<strong>in</strong>geleiteten bzw. vollzogenen Strukturverän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen Wirtschaft waren begleitet <strong>von</strong> erheblichen <strong>in</strong>ternen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen, z. B. <strong>der</strong> Arbeitsorganisation <strong>in</strong> <strong>den</strong> Unternehmen. Neben<br />

gestiegenen Anfor<strong>der</strong>ungen an die Beherrschung mo<strong>der</strong>ner Techniken tritt e<strong>in</strong>e<br />

spürbare Erweiterung <strong>von</strong> Kompetenzen und Handlungsspielräumen für die<br />

Mitarbeiter. Sie erhalten zunehmend Verantwortung für die eigene Arbeitsgestaltung,<br />

für die<br />

Qualität ihres gesamten Produktionsauftrages (bzw. e<strong>in</strong>er Beratungs- o<strong>der</strong><br />

Dienstleistung), sowie für die E<strong>in</strong>bettung „ihres" Arbeitsumfanges <strong>in</strong> das gesamte<br />

Umfeld. Um dies zu bewältigen, bedarf es neben <strong>den</strong> re<strong>in</strong> fachbezogenen<br />

Spezialkenntnissen immer mehr <strong>der</strong> Beherrschung <strong>von</strong> (Arbeits-) Metho<strong>den</strong> und<br />

e<strong>in</strong>er wirkungsvollen Sozialkompetenz. Diese wird unabd<strong>in</strong>gbar, wenn<br />

unterschiedliche Ansichten zu diskutieren s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> Konflikte mit Menschen aus<br />

dem Arbeitsumfeld ausgetragen wer<strong>den</strong> müssen. Auch erfor<strong>der</strong>t die immer weiter<br />

fortschreitende Integration <strong>von</strong> Menschen ausländischer Herkunft die Bereitschaft<br />

zur Toleranz gegenüber an<strong>der</strong>en Kulturen, Lebens- und Arbeitsweisen. Unabd<strong>in</strong>gbar<br />

s<strong>in</strong>d zudem für je<strong>den</strong> arbeiten<strong>den</strong> Menschen Verän<strong>der</strong>ungsfähigkeit und<br />

Verän<strong>der</strong>ungsbereitschaft, wie auch das Bewusstse<strong>in</strong> für die Notwendigkeit<br />

lebenslangen Lernens.<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an Schulabgänger<br />

In <strong>den</strong> For<strong>der</strong>ungskatalogen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit diskutiert wer<strong>den</strong>, geht es<br />

immer wie<strong>der</strong> um Schlüsselqualifikationen, bestimmte Arbeitstugen<strong>den</strong> und Kulturtechniken.<br />

Der Lan<strong>des</strong>schulbeirat legt wert auf die Feststellung, dass immer auch<br />

Attribute <strong>der</strong> Persönlichkeitsbildung sowie H<strong>in</strong>weise auf <strong>den</strong> Menschen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Ganzheitlichkeit betrachtet wer<strong>den</strong> müssen.<br />

Griffiger <strong>in</strong> <strong>den</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen s<strong>in</strong>d häufig jedoch die vorgebrachten Defizite<br />

<strong>in</strong> Deutsch, Mathematik und Fremdsprachen, aber auch <strong>der</strong> Mangel an technischem<br />

Verständnis und Kenntnis über wirtschaftliche Zusammenhänge. Es wer<strong>den</strong> ebenfalls<br />

Defizite <strong>in</strong> <strong>der</strong> sozialen Kompetenz genannt.<br />

Der Lan<strong>des</strong>schulbeirat befasste sich zunächst vorrangig mit folgen<strong>den</strong><br />

grundlegen<strong>den</strong> Komplexen:<br />

1. Deutsche Sprache<br />

2. Lern- u. Leistungsbereitschaft<br />

3. Geme<strong>in</strong>schaftsfähigkeit<br />

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zu 1. Deutsche Sprache<br />

Begriffsbestimmung<br />

Die Beherrschung <strong>der</strong> deutschen Sprache: d.h. die Fähigkeit, Tätigkeits- u.<br />

Gedankenabläufe aufzunehmen und zu verstehen, um diese selbst mündlich und<br />

schriftlich auf <strong>der</strong> angemessenen Sprachebene auszudrücken und zu strukturieren.<br />

Warum ist das beson<strong>der</strong>s wichtig ?<br />

Diese Fähigkeit, die sich auf alle Lebensbereiche und auf alle Schulfächer - also<br />

nicht nur und primär auf das Fach Deutsch - erstreckt, ist die wesentliche<br />

Voraussetzung für gel<strong>in</strong>gende Kommunikation. Sie ist aber auch Voraussetzung zur<br />

I<strong>den</strong>titätsf<strong>in</strong>dung <strong>des</strong> e<strong>in</strong>zelnen Menschen und umfasst neben <strong>der</strong> Hochsprache auch<br />

die Differenziertheit <strong>der</strong> Mundarten.<br />

Integration <strong>in</strong> Arbeitswelt und Gesellschaft sowie Partizipation an demokratischen<br />

Rechten und Pflichten erfolgen über die Fähigkeit <strong>der</strong> angemessenen sprachlichen<br />

Vermittlung <strong>von</strong> Gedanken und Emotionen.<br />

Formale Elemente, wie die weitgehende Beherrschung <strong>von</strong> Orthographie und<br />

Zeichensetzung, angemessenes Schriftbild und verständliche Artikulation s<strong>in</strong>d als<br />

Merkmale sozialer Rücksichtnahme zu beachten, darüber h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong> ihrer Funktion als<br />

I<strong>den</strong>titätsnachweis differenziert nach Begabung und Neigung <strong>des</strong> e<strong>in</strong>zelnen. Für<br />

<strong>den</strong>jenigen, <strong>der</strong> aufgrund e<strong>in</strong>er technischen Begabung e<strong>in</strong>en handwerklichen <strong>Beruf</strong><br />

anstrebt, bestehen an<strong>der</strong>e und ggf. ger<strong>in</strong>gere sprachliche Anfor<strong>der</strong>ungen, als für <strong>den</strong><br />

kaufmännisch o<strong>der</strong> sprach- gestalterisch tätigen.<br />

I<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen für die <strong>Schule</strong><br />

In <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> muss, unabhängig vom e<strong>in</strong>zelnen Bildungsgang, die aktive<br />

Sprachschulung <strong>der</strong> Schüler e<strong>in</strong> vorrangiges Bildungsziel wer<strong>den</strong>. Sprache ist durch<br />

Ausweitung <strong>der</strong> Sprechzeiten <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler <strong>in</strong> allen Fächern zu<br />

för<strong>der</strong>n. Das heißt nicht, dass nonverbale Ausdrucksmöglichkeiten über die Körpersprache<br />

und kreative Gestaltung <strong>in</strong> Schauspiel, Pantomimik und Kunst nicht auch<br />

weiterh<strong>in</strong> ihre große Bedeutung im Unterricht behalten. Nicht die Menge <strong>des</strong><br />

durchgenommenen Stoffes ist für die Qualität <strong>des</strong> Unterrichts vorrangig, son<strong>der</strong>n<br />

exemplarisches Lernen bei gleichzeitigem Schaffen <strong>von</strong> vielen Sprechanlässen.<br />

Aufgabe <strong>des</strong> Lehrers ist die Leitung <strong>von</strong> Unterrichtsgesprächen unter E<strong>in</strong>beziehung<br />

möglichst vieler Schüler, um gleichzeitig das Zuhörenkönnen und die<br />

Dialogfahigkeit zu entwickeln. Regel sollte es se<strong>in</strong>, dass Lehrer und Schüler ihre<br />

Beiträge <strong>in</strong> ganzen Sätzen formulieren. Die sprachliche Formulierung <strong>der</strong> Lernergebnisse<br />

sollte e<strong>in</strong>en gleichrangigen Wert neben dem fachlichen Wissenszuwachs<br />

<strong>in</strong> möglichst je<strong>der</strong> Unterrichtsstunde haben.<br />

zu 2. Lern- u. Leistungsbereitschaft<br />

Begriffsbestimmung:<br />

Der Lan<strong>des</strong>schulbeirat versteht darunter <strong>den</strong> Willen zum Erfolg, Ergebnisse auch<br />

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gegen <strong>in</strong>nere und äußere Wi<strong>der</strong>stände zu erarbeiten. Dazu gehören Anstrengungsbereitschaft,<br />

Interesse und Engagement. Lernen ist demnach nicht <strong>der</strong> Konsum<br />

aufgezwungenen Lernstoffes.<br />

Warum ist das beson<strong>der</strong>s wichtig?<br />

• Das Leben steht unter Anfor<strong>der</strong>ungen, die ohne Leistungsfähigkeit und<br />

Leistungsbereitschaft nicht zu befriedigen s<strong>in</strong>d.<br />

• Menschen setzen sich Ziele, die ohne Anstrengungen oft nicht erreicht<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

• Erfolg führt zu Anerkennung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

• Motivatoren s<strong>in</strong>d: neben Traditionen und Werten Selbstentfaltung und<br />

Erfolgserlebnisse (auch auf <strong>in</strong>dividuell unterschiedlichem Niveau).<br />

Leistung sichert Überleben, Nichtleistung kann zu Angst und<br />

Bedrohungszustän<strong>den</strong> führen; Leistung dient auch <strong>der</strong><br />

Misserfolgsbewältigung<br />

• Leistung ist e<strong>in</strong> Beitrag für die Solidargeme<strong>in</strong>schaft<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen für die <strong>Schule</strong>:<br />

Gründe für Leistungsdefizite können se<strong>in</strong>: Ger<strong>in</strong>ge Frustrationstoleranz,<br />

Verwöhnung, totale Verweigerung. Gegen die „Null-Bock"-Haltung kann die <strong>Schule</strong><br />

außer auf Zwang nur auf <strong>den</strong> Versuch <strong>von</strong> Motivation durch Anreize setzen. Dabei<br />

hat weniger <strong>der</strong> Lernstoff als solcher e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss, als die Unterrichtsgestaltung.<br />

Sowohl gegen Konzentrationsmangel als auch Sprunghaftigkeit ist mit Lernformen,<br />

die <strong>in</strong>dividuelle Spielräume zulassen, am ehesten erfolgreicher Unterricht möglich.<br />

Hierdurch können auch zur gleichen Zeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Klasse auftretende Unterfor<strong>der</strong>ung<br />

wie Überfor<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>zelner Schüler gemil<strong>der</strong>t wer<strong>den</strong>.<br />

Das Arbeiten mit konkreten Zielen för<strong>der</strong>t <strong>den</strong> Überblick, so dass erwartete<br />

Leistungsmenge und -e<strong>in</strong>satz für <strong>den</strong> Schüler überschaubar s<strong>in</strong>d. Hierbei sollten die<br />

Ziele und die Bewertungsmaßstäbe für <strong>der</strong>en Erreichung <strong>von</strong> Lehrern und Schülern<br />

geme<strong>in</strong>sam festgelegt wer<strong>den</strong>; Teilerfolge müssen anerkannt wer<strong>den</strong>, die Zielüberprüfung<br />

und Zielerreichung s<strong>in</strong>d geme<strong>in</strong>sam zu besprechen.<br />

zu 3. Geme<strong>in</strong>schaftsfähigkeit<br />

Begriffsbestimmung<br />

• Fähigkeit zu umfassen<strong>der</strong> Kooperation<br />

• Fähigkeit zur Arbeit im Team<br />

• Fähigkeit zur Zusammenarbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>schaft<br />

Dazu ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit <strong>des</strong> Heranwachsens die <strong>Schule</strong> nicht nur e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> wichtigsten<br />

Orte, son<strong>der</strong>n auch die e<strong>in</strong>zige Möglichkeit, alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> gleichermaßen<br />

e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />

Warum ist das beson<strong>der</strong>s wichtig ?<br />

• Geme<strong>in</strong>schaftsfähigkeit ist die Grundlage zu verständigem demokratischem<br />

Verhalten. Dies ist nicht angeboren, es muss erlernt wer<strong>den</strong>.<br />

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• Kooperation entsteht aus dem Willen, mit an<strong>der</strong>en zusammenzuarbeiten. Sie<br />

ist Voraussetzung e<strong>in</strong>er multikulturellen Gesellschaft und für <strong>den</strong> offenen<br />

Umgang mit gesellschaftlichen M<strong>in</strong><strong>der</strong>heiten.<br />

Teamarbeit ist die wirksamste Form, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e komplexe Aufgabenbereiche zu<br />

lösen. Dabei s<strong>in</strong>d alle <strong>in</strong>dividuellen Fähigkeiten je<strong>des</strong> Mitwirken<strong>den</strong> erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Diese Fähigkeiten unterliegen so bereits im Entstehungsprozess <strong>den</strong> Anregungen und<br />

Kriterien an<strong>der</strong>er.<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen für die <strong>Schule</strong><br />

Mangelnde Geme<strong>in</strong>schaftsfähigkeit äußert sich häufig <strong>in</strong> Des<strong>in</strong>teresse <strong>von</strong> Schülern<br />

(aber auch Eltern) an <strong>der</strong> Schulgeme<strong>in</strong>schaft. Dem könnte begegnet wer<strong>den</strong> durch<br />

das Umsetzen folgen<strong>der</strong> Überlegungen:<br />

• Geme<strong>in</strong>schaft braucht Zeit und damit mehr Selbstbestimmung für<br />

die e<strong>in</strong>zelne <strong>Schule</strong>. Notwendig s<strong>in</strong>d das E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> die<br />

gesellschaftliche Solidarität, e<strong>in</strong>e aktive Mitarbeit <strong>von</strong> Eltern, die<br />

E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Schüler <strong>in</strong> die Organisation <strong>des</strong> Unterrichts. Lernen ist<br />

mehr, als Belehrung; lernen muss auch <strong>den</strong> Alltag e<strong>in</strong>beziehen. Die<br />

Selbstverwaltung <strong>der</strong> Leiter und Lehrer muss gestärkt wer<strong>den</strong>. Dem<br />

Vorbildlehrer sollte mehr E<strong>in</strong>fluss gegeben wer<strong>den</strong>.<br />

• Geme<strong>in</strong>schaft braucht Raum - auch für Gruppen. Darauf ist die Architektur<br />

<strong>von</strong> Schulhausbauten e<strong>in</strong>zustellen.<br />

• E<strong>in</strong> spezifisches Defizit ist die mangelnde Konfliktfähigkeit bei<br />

Schülern, die personenbezogene Konkurrenzorientierung - auch im negativen<br />

S<strong>in</strong>n, falscher Umgang mit <strong>der</strong> Leistungsbeurteilung. Problematische Signale<br />

kommen aus <strong>der</strong> Konkurrenz <strong>der</strong> Fächer. Fächerverb<strong>in</strong><strong>den</strong><strong>des</strong> muss<br />

weiter ausgebaut wer<strong>den</strong>.<br />

• E<strong>in</strong>zelprüfungen sollten generell durch Gruppenprüfungen ersetzt<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Weiterentwicklung , <strong>der</strong> „Organisation <strong>Schule</strong>"<br />

Nach Auffassung <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>schulbeirates sollten folgende <strong>Aspekte</strong> bei <strong>der</strong><br />

Weiterentwicklung <strong>der</strong> „Organisation <strong>Schule</strong>" beson<strong>der</strong>s beachtet wer<strong>den</strong>:<br />

• Mehr Selbstbestimmung für die <strong>Schule</strong>, z.B.: Schulleiter und Lehrer<br />

gestalten <strong>den</strong> Schulalltag zeitlich, <strong>in</strong>haltlich, räumlich nach <strong>den</strong><br />

Erfor<strong>der</strong>nissen <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>. Mitwirkung <strong>der</strong> Schüler bei z. B. Gestaltung <strong>von</strong><br />

Lernprozessen, Planung <strong>des</strong> Unterrichts, Schüler lernen <strong>von</strong> Schülern.<br />

• <strong>Schule</strong>ntwicklungsprozesse professionell begleiten:<br />

Beratung, Organisation; „Aus-Zeiten" e<strong>in</strong>planen für die Reflexion <strong>des</strong><br />

eigenen Tuns <strong>von</strong> Lehrern und Schülern.<br />

• Lehrer aus ihrem E<strong>in</strong>zelkämpfer - Dase<strong>in</strong> befreien durch Lehrer-<br />

Kooperation, geme<strong>in</strong>same Unterrichtsplanung, mehr noch als<br />

fächerübergreifen<strong>der</strong> Unterricht.<br />

• Wettbewerb <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> zulassen, auch Wettbewerb zwischen <strong>Schule</strong>n.<br />

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• Zusammenarbeit <strong>Schule</strong> mit „äußeren"' Institutionen stärker nutzen.<br />

• Umsetzung bestehen<strong>der</strong> Vorschriften zur Schüler - Mitverwaltung.<br />

Gesprächskultur aufbauen, SMV spricht regelmäßig mit dem Schulleiter.<br />

• Neubestimmung <strong>des</strong> Verhältnisses <strong>von</strong> Didaktik und Methodik.<br />

• Das Metho<strong>den</strong>repertoire <strong>der</strong> Lehrer gezielter / anlassgerechter e<strong>in</strong>setzen.<br />

• Kont<strong>in</strong>uität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anwendung <strong>der</strong> Lernmetho<strong>den</strong> und Unterrichtsstile <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Abfolge <strong>der</strong> Schularten.<br />

• Konzentration <strong>der</strong> Lehrpläne auf das Wesentliche<br />

Rahmenpläne als Prozessgestaltungselement.<br />

• Stärkerer Austausch zwischen <strong>den</strong> Ebenen <strong>Schule</strong> Verwaltung <br />

außerschulische Bereiche.<br />

• Projektlemen E<strong>in</strong>beziehung <strong>von</strong> Gruppenprojekten <strong>in</strong> die<br />

regelmäßige Schularbeit.<br />

• Auflösen <strong>von</strong> Stun<strong>den</strong>takten: Flexibilisierung; ggf. auch Ausweitung <strong>der</strong> tägl.<br />

Schul- Anwesenheitszeit.<br />

• Kollegien bil<strong>den</strong> sich auch <strong>in</strong> ihrer Gesamtheit fort.<br />

• Freiarbeit: Auswertung <strong>der</strong> Erfahrungen» Weiterentwicklung, Dokumentation<br />

und Publikation. Verbreitung durch Multiplikatoren <strong>Schule</strong>ntwicklung<br />

braucht Öffentlichkeit.<br />

Der Lan<strong>des</strong>schulbeirat hat beschlossen, sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> nächsten Vertiefungsphase<br />

und <strong>in</strong> Weiterverfolgung <strong>der</strong> Schwerpunktthemen mit <strong>der</strong> „Lehrer- Aus-, Fort-<br />

und Weiterbildung zu beschäftigen. Auch hierüber soll e<strong>in</strong>e entsprechende<br />

Dokumentation vorgelegt wer<strong>den</strong>.<br />

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