Gemeindebrief - Evangelische Clarenbach-Kirchengemeinde Köln ...
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Momentaufnahmen<br />
10<br />
Clarius<br />
Unter den Erwachsenen,<br />
die auf klassische Musik<br />
abweisend reagieren, sind<br />
nicht wenige, die als Kinder von bildungseifrigen<br />
Eltern früh zu Besuchen in der<br />
Philharmonie animiert wurden. Ein ähnliches<br />
Phänomen zeigt sich, wenn ehemalige<br />
Messdiener oder Kindergottesdienstbesucher<br />
sich als Volljährige demonstrativ kirchenfern<br />
geben.<br />
So kann es gehen, wenn Angebote ehrenwerten<br />
Inhalts sehr offensiv an andere,<br />
zumal junge Menschen herangebracht werden.<br />
Statt sich der Angebote zu erfreuen,<br />
distanziert sich der Adressat skeptisch.<br />
Fühlt er sich gar bedrängt, geht er in Gegenwehr.<br />
Die gut gemeinte Offensive forciert<br />
ungewollt die Opposition.<br />
Pädagogen wissen solche Effekte als „paradoxe<br />
Reaktion“ zu deuten. Die stellt sich<br />
beispielsweise ein, wenn nach einer eindringlichen<br />
Unterrichtsstunde über Minderheitenschutz<br />
die Witze gerade gegen eine<br />
Minderheit besonders krass ausfallen.<br />
Nun können Leidenschaftslosigkeit und<br />
das Unterlassen von Angeboten nicht die<br />
Alternative sein. Wer ein Profil zu bieten<br />
hat, muss sich nicht verstecken. Andere sollen<br />
hören, wenn es im Hause „lebendiger<br />
und kräftiger und schärfer“ zugeht. Unter<br />
diesem Motto freut sich Clarius dann auch<br />
auf einen vitalen Kirchentag in <strong>Köln</strong>. Allerdings<br />
lehrt ihn die Lebenserfahrung, dass es<br />
kein Widerspruch sein muss, engagierte<br />
Slogans auch mit „gelassener“ Erwartung<br />
umzusetzen.<br />
Eine entspannte Vorfreude<br />
wünscht in diesem Sinne<br />
Ihr<br />
Damals,<br />
vor 30 Jahren, im April 1977<br />
standen im <strong>Gemeindebrief</strong>…<br />
... ein Beitrag von Pfarrer Rudolf Schulz,<br />
der das Motto des Kirchentags vorweg zu<br />
nehmen scheint: „Lebendig und kräftig<br />
und schärfer“.<br />
„Die Zeiten, in denen der Gottesdienstbesuch<br />
ein selbstverständlicher Bestandteil<br />
des Sonntags war, ist – zumindest für<br />
die meisten evangelischen Menschen –<br />
längst vorbei. Namentlich in der Großstadt<br />
ist der Gewohnheitskirchgänger so<br />
gut wie ausgestorben. Entfallen sind auch<br />
sämtliche gesellschaftlichen Zwänge und<br />
Anreize hinsichtlich des Gottesdienstbesuchs:<br />
Man braucht sich nicht mehr in der<br />
Kirche „sehen zu lassen.“…<br />
… Die Kirche sollte darüber nicht traurig<br />
sein. Die Gottesdienstsituation ist ehrlicher<br />
geworden: Die Gottesdienstbesucher<br />
kommen, weil sie kommen wollen und<br />
nicht, weil sie kommen müssen…<br />
… Wo im Gottesdienst der Mensch in seiner<br />
Alltagssituation ernstgenommen und<br />
angesprochen wird, hat der Gottesdienst<br />
durchaus eine Chance. Das Bedürfnis,<br />
über sich selbst im Lichte der Botschaft<br />
Jesu Christi nachzudenken, besteht auch<br />
in der Gegenwart uneingeschränkt.“