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Einführungsvorlesung – Ringvorlesung II (Evolution des Menschen ...

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<strong>Einführungsvorlesung</strong> <strong>–</strong> <strong>Ringvorlesung</strong> <strong>II</strong> (<strong>Evolution</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Menschen</strong>/Ökologie)<br />

Die <strong>Evolution</strong> <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong><br />

Zunächst tritt bei der Abgrenzung <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> von anderen Säugetieren und<br />

Lebewesen die Frage auf, was der Mensch sei; diese kann allerdings nicht<br />

erschöpfend beantwortet werden.<br />

Der zweite Teil der Vorlesung behandelt die Schlüsselereignisse unserer <strong>Evolution</strong><br />

im Känozoikum, welches vor 65 -60 Mio Jahren beginnt.<br />

Zum ersten Themengebiet<br />

Zunächst gibt es 2 wesentliche Gesichtspunkte etwas weiter zutragen. Das Gen<br />

gehört zu diesen Informationstransportern, eine ausreichende Definition gestaltet<br />

sich allerdings als sehr schwierig.<br />

Vor 30 Jahren prägte Richard Dawkins dann einen zweiten Begriff Men (dieser ist<br />

auch nicht präzise und kurz zu definieren); ein Men beschreibt eine Sache, die mit<br />

einer Assoziation in unserem Kopf verbunden wird und eine Information, die<br />

weitergetragen wird. Es handelt sich dabei hauptsächlich um Wörter (aber auch<br />

Symbole, Gestik), die je nach Generation unterschiedlich interpretiert und bewertet<br />

werden (z.B. Neger → Afrikaner, da „Neger“ als rassistischer Begriff gilt, obwohl er<br />

ursprünglich nur „Schwarzer“ bedeutet, genauso Studenten → Studierende). Es<br />

handelt sich bei einem Men also u.a. um Strukturen im Wortschatz für bestimmte<br />

Inhalte, in denen etwas transportiert wird.<br />

Die <strong>Evolution</strong> erfährt nun in der Kultur eine enorme Beschleunigung v.a. durch die<br />

Sprache, aber auch durch Symbole, also Meine. Es gibt als sowohl eine genetische<br />

als auch eine memetische <strong>Evolution</strong>, die wiederum die kulturelle, technische und<br />

ideologische <strong>Evolution</strong> beschleunigen.<br />

Jacques Monod führt den als Jacques-Monod-Modell bekannten Entwurf zur<br />

Genregulation ein, für welchen er den Nobelpreis erhält. Er veröffentlicht das Werk<br />

„Zufall und Notwendigkeit“, wobei der Zufall der Mutation entspricht und die<br />

Notwendigkeit der Selektion. Eine Mutation tritt zufällig auf und kann durch<br />

bestimmte Mutagene beschleunigt werden. Die Selektion kann langsam oder schnell<br />

stattfinden und reduziert die Überproduktion an Nachkommen. Von diesen überlebt<br />

nur der Teil, der sich besser in der Umwelt zurechtfinden kann. (vgl. Hospitalismus <strong>–</strong><br />

Keime, die im Krankenhaus „gezüchtet“ wurden, sind resistent gegen sämtliche dort<br />

verwandten Antibiotika und somit tödlich für alle Patienten, die sich nicht aus eigener<br />

Kraft wehren können).<br />

Auch der Mensch ist ein Produkt von Zufall und Notwendigkeit, wobei dieser einer<br />

besonders scharfen Selektion ausgesetzt ist.<br />

Julian Haxley stellt die Theorie auf, wonach der Mensch sich soweit vom Tierreich<br />

unterscheidet, dass ihm ein eigenes Reich der „Psychozoa“ zustünde. Hierbei<br />

handelt es sich nach Ansicht von Prof. Storch um eine falsche Aussage. Im Vergleich<br />

mit Schimpansen etc. fällt nämlich auf, dass diese Spezies dem Mensch sehr nahe<br />

stehen und u.a. auch ein ähnliches Verhalten aufweisen. Dieses bezieht sich auch<br />

auf die Psyche, da auch Affen z.B. Eifersucht empfinden können. Und Orang Utan<br />

Damen sind scharf auf alte Männer mit Brille ☺.


Jared Diamond, der kürzlich den Pulitzer-Preis erhielt, schieße aber auch über das<br />

Ziel hinaus, indem er den Mensch als dritten Schimpansen bezeichne.<br />

Seit etwa zehn Jahren gibt es ein mittlerweile klar definiertes neues Feld der<br />

Biologie, die Soziobiologie. Diese wurde von dem klugen amerikanischen Biologen<br />

mit zoologischem Hintergrund E. O. Wilkson mit dem Werk „social biology“<br />

begründet. Das (menschliche) Verhalten wird hierbei vorwiegend mit Begriffen der<br />

Ökonomie wie Fitness, Altruismus, Egoismus usw. beschrieben.<br />

Dawkins prägt hier den Begriff „Genegoismus“ (mit dem Werk „The selfish Gen“),<br />

wonach der Körper nur als Vehikel für Gene dient. Damit wird der Mensch als Krone<br />

der Schöpfung entthront (Dawkins ist ein „Religionsverächter“). Aus dieser<br />

Genegoismus-Theorie entwickelt sich dann später die Men-Theorie.<br />

Wie kommt es nun beim <strong>Menschen</strong> zur Parnterbindung?<br />

Mit 20 suchen die jungen Damen (und Herren) nach jungen intelligenten Partnern<br />

und nicht nach einem „sugar Daddy“. Warum? Wer trifft in diesem Fall die<br />

Entscheidung?<br />

Schönheit ist sowohl bei Tieren als auch bei <strong>Menschen</strong> messbar. Die Männer bzw.<br />

Männchen sind im Allgemeinen schöner, lauter und farbenprächtiger als die<br />

Weibchen. Dabei bedeutet Singen ja eigentlich einen Energieverlust. Ein Männchen,<br />

das stundenlang singen kann, wird allerdings vom Weibchen als Männchen<br />

akzeptiert, das mehr kann, und hat somit bessere Chancen eine Partnerin zu finden<br />

<strong>–</strong> es ist fitter. Dies gilt hauptsächlich für Wirbeltiere! (Die meisten Sprachen der Erde<br />

gibt es auf Neuguinea <strong>–</strong> sind die Männer dort am fittesten???? ☺)<br />

Das Weibchen sucht sich das beste Männchen aus, wobei die Männchen denken, es<br />

sei ihre Wahl. Nach der Befruchtung sind die Weibchen aber trotzdem nicht zufrieden<br />

und suchen weiter oder gehen eine „Bindung“ mit dem zweitbesten ein. Es kommt<br />

zum „Fremdgehen“.<br />

Sowohl bei den Vögeln als auch bei den <strong>Menschen</strong> tritt die Einehe (Monogamie) auf,<br />

wobei bei den Vögeln genetisch nachweisbar ist, dass diese fremdgehen.<br />

Beim Infantizid tötet das Männchen das Kind <strong>des</strong> Weibchens, wenn dieses nicht sein<br />

eigenes ist.<br />

Beim <strong>Menschen</strong> tritt weiterhin das Phänomen der Kooperation auf, womit scheinbar<br />

auch die Intelligenz verbunden ist. (Intelligenz <strong>–</strong> Fähigkeit, komplexe Aufgaben durch<br />

Überlegen (nicht durch Versuch und Irrtum) zu lösen).<br />

Die erste Hypothese zur Intelligenzentwicklung und <strong>–</strong>förderung stützt sich auf die<br />

Ernährung. Danach sei die Ernährung <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> (es handelt sich um eine<br />

selektive Ernährung) so kompliziert, dass die Intelligenz dadurch gefördert werde.<br />

Alle Individuen, die nicht selektiv äßen, würden durch aufgenommene Gifte eliminiert.<br />

Aber auch die Lösung sozialer Herausforderungen stellt einen Motor für die<br />

Intelligenz dar. Wer nicht willens ist zu kooperieren, landet z.B. im Gefängnis. Früher<br />

wurde diese Problem über Kannibalismus gelöst (die Fidschi-Inseln sind stolz auf die<br />

Kannibalismus-Tradition <strong>–</strong> „<strong>Menschen</strong>fressermuseum“). Hierbei wird nach dem<br />

Grundsatz „wer nicht für mich ist, ist gegen mich“ gehandelt. So wurden z.B.<br />

Verbrecher, Einwanderer (es gab limitierte Ressourchen; die Eingeborenen wollten<br />

sich nicht beliebig Vorschriften von außen akzeptieren), Behinderte (da<br />

höchstwahrscheinlich Inzest vorgelegen hat) gegessen.<br />

Bei Primaten läuft dies heute im Prinzip noch genauso.


Begriff: Sozietät ???<br />

Empathie: Erkennen einer Sympathie oder Antipathie beim Gegenüber; dafür<br />

zuständig sind so genannte Spiegelneurone im Gehirn, die dem <strong>Menschen</strong> helfen,<br />

sich in andere hineinzuversetzen. Sie spiegeln auch das eigene Empfinden im<br />

Gegenüber wider und helfen uns, vorherzusagen, was unser Gegenüber als<br />

nächstes tun wird.<br />

Das zweite wesentliche Merkmal <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> sind die Extremitäten (der<br />

Bewegungsapparat), diese sind pentadaktyl (jeweils fünf Finger bzw. Zehen). Der<br />

Daumen und die anderen vier Finger sind oppunierbar und ermöglichen so das<br />

Greifen (äußerst bedeutsam für die <strong>Evolution</strong>). Das Greifen ist besonders wichtig für<br />

die Nahrungsaufnahme. Eine Kuh kann sich nur durch das Gras fressen, ein Mensch<br />

dagegen ist in der Lage, auch kleine Beeren zu greifen und so eine große Variation<br />

an Essbarem aufzunehmen.<br />

Die Hand ist außerdem durch die beiden Unterarmknochen Elle und Speiche<br />

beweglich und drehbar <strong>–</strong> Drehung nach oben → Suppination, Drehung nach unten→<br />

Pronation.<br />

Der Mensch vollbringt in keinem Bereich Höchstleistungen, aber überall gute.<br />

Außerhalb der Primaten ist dies nicht realisiert. Der Mensch kann z.B. klettern und<br />

springen usw. andere Säugetiere können jeweils nur wenige dieser Dinge. Außerdem<br />

gibt es Unterschiede bei den Geschlechtern.<br />

Auch innerhalb der Primaten wird unterschieden zwischen der<br />

- quadrupeden (Vierfüßer), die terrestrisch oder arboricol leben<br />

- arboricolen (auf den Bäumen lebend, hangelnd, springend → vertikal)<br />

- brachiatorischen (u.a. der Mensch; Hangler - Brachiatoren)<br />

Lebensweise.<br />

Die arboricole Lebensweise ist für die scharfe Selektion unter den Affen<br />

verantwortlich, da in den Bäumen ein extrem scharfes Sehen erforderlich ist. Alle<br />

Affen mit Sehschärfe werden durch Herabstürzen „aussortiert“ und können ihre Gene<br />

nicht mehr weitergeben.<br />

Hieraus entwickelte sich auch der Geschlechtsdimorphismus, bei Männern tritt ein<br />

verbessertes räumliches Sehen und eine ausgeprägtere Sehschärfe auf.<br />

Für den <strong>Menschen</strong> und die menschliche Kommunikation ist außerdem die Gestik von<br />

wesentlicher Bedeutung. Die Körpersprache verrät viel über die persönliche Haltung<br />

etc., unterliegt aber einer genetischen Tradition.<br />

Charakteristische für den Mensch ist außerdem das binokulare Sehen, im Verlauf der<br />

<strong>Evolution</strong> sind beide Augen von den Seiten nach vorne gewandert. Die Aktivität am<br />

Tag beeinflusste zusätzlich den Aufbau der Retina.<br />

Im Gehirn ist besonders das Telencephalon extrem wichtig. Beim Mensch ist das<br />

Neopallium ganz stark entwickelt, die Enstehung dieses Gehirnteils ist einer der<br />

raschesten <strong>Evolution</strong>svorgänge (entstanden in den letzten 3 Mio Jahren). Das<br />

Wachstum <strong>des</strong> Neopalliums und <strong>des</strong> Telencephalons führt zu einer enormen<br />

Entwicklung der Hirnkapazität. Das Gehirn <strong>des</strong> heutigen <strong>Menschen</strong> besteht zum<br />

größten Teil nur aus Neopallium. Dort befinden sich die Bereiche für Sprache (mit<br />

Syntax, Grammatik, ständig im Wandel begriffen), soziales Miteinander, Intelligenz<br />

und die Assoziationsgebiete. Die basalen Anteile wurden auf Kosten <strong>des</strong><br />

Neopalliums/Telencephalons reduziert.


Frage 2)<br />

Zitat von Max Frisch: „Jeder schreibt sich seine eigene Geschichte.“ Für je<strong>des</strong><br />

Individuum und jede Spezies gibt es also mehrere wichtige oder auch weniger<br />

wichtige Ereignisse. Psychisch gesunde <strong>Menschen</strong> verdrängen dabei negative und<br />

traumatische Ereignisse, um „normal“ weiterleben zu können.<br />

Der Mensch zählt zu den Säugetieren.<br />

Das Mesozoikum wurde dominiert von Reptilien und abrupt durch den Einschlag<br />

eines Meteoriten beendet (Theorie stammt von „Alvarez“). Vor rund 75 Mio Jahren<br />

führte ein Meteoriten- und Asteroidenhagel zu einem Massenaussterben der<br />

Dinosaurier und anderer Lebewesen ( Ende der Kreidezeit und damit auch Ende <strong>des</strong><br />

Mesozoikums).<br />

Vor 65 Mio Jahren beginnt mit dem Känozoikum die Erfolgsgeschichte der<br />

Säugetiere. Allerdings gab es schon ab der Trias (1. Periode <strong>des</strong> Mesozoikums)<br />

Säugetierformen.<br />

Mit dem Aussterben der Saurier werden extrem viele ökologische Nischen frei, die<br />

Säugetiere (z.B. Archaeotaeryx) können sich frei entwickeln. Es tritt die rascheste<br />

Radiation (Entwicklung/<strong>Evolution</strong> in verschiedene Richtungen) der Erdgeschichte auf.<br />

Der Nullpunkt der Säugetiere liegt also in der Trias, der Ausgangspunkt der Radiation<br />

vor etwa 65 Mio Jahren.<br />

Die <strong>Evolution</strong> ging dann außerordentlich schnell von statten. Nahe Verwandte <strong>des</strong><br />

<strong>Menschen</strong> waren über drei Meter groß, andere Säugetiere besaßen eine<br />

Schulterhöhe von über zehn Metern. Zwei andere Tiergruppen, die Teleostia und die<br />

Vögel unterlaufen auch eine Radiation und stellen die Hälfte der Meeresbewohner<br />

bzw. besiedeln den Luftraum.<br />

Das Känozoikum ist das kürzeste Erdzeitalter, die Vorlesung bezieht sich im<br />

Wesentlichen nur auf diesen Zeitraum.<br />

Die Datierung der verschiedenen Fossilien beruht auf physikalischen Methoden und<br />

diese auf dem Zerfall radioaktiver Isotope (gewisse Isotope für bestimmte<br />

Zeitintervalle, vgl. Radiocarbonmethode; je weiter die Messung von der ersten<br />

Halbwertszeit entfernt ist, <strong>des</strong>to ungenauer ist die Messung). Die<br />

Datierungsmethoden stützen sich gegenseitig, <strong>des</strong>halb kommt es bei Verbesserung<br />

einer Methode immer wieder zur geringfügigen Änderung der Daten für verschiedene<br />

Erdzeitalter.<br />

Für uns gilt Folgen<strong>des</strong>:<br />

Quartär<br />

Tertiär<br />

Holozän (Eis geht zurück,<br />

bis heute!!)<br />

Pleistozän (früher<br />

Diluvium)<br />

11500 <strong>–</strong>heute<br />

1,8 Mio -11500 (auch 2,5<br />

Mio -11500, da vor 2,5<br />

Mio Jahren auch<br />

Abkühlung, aber aus and.<br />

Gründen)<br />

Pliozän 5,3 Mio -1,8 Mio<br />

Miozän 23 Mio -5,3 Mio<br />

Oligozän 34 Mio -23 Mio<br />

Eozän (von Eos <strong>–</strong> Göttin<br />

der Morgenröte)<br />

56 Mio -34 Mio<br />

Paleozän 65 Mio -56 Mio


Mögliche Exkursionen (Teilnahme keine Pflicht)<br />

Für Eozän:<br />

Messel, nordöstlich von Darmstadt, bietet den besten Einblick in die terrestrische<br />

Fauna dieser Zeit, einziges Weltnaturerbe in Deutschland (Europa), und in eine<br />

riesige Katastrophe von 50 Mio Jahren (Wasserexplosion)<br />

Für Oligozän:<br />

Alzey, südlich von Mainz, zum damaligen Zeitpunkt höchste Hai- und Seekuhdichte<br />

(bei<strong>des</strong> Meerestiere)<br />

Für Miozän:<br />

Eppelsheim, Urrhein, Säugetiere<br />

Für Holozän/Pleistozän:<br />

Mauer, ältester Mensch<br />

Facies: Ausprägung einer Form, Lebensweise<br />

1. großes Schlüsselereignis<br />

Die KT (Kreide-Tertiär)-Grenze vor 65 Mio Jahren beschreibt das größte<br />

Aussterbeereignis. Vor Yukatan (Mexiko) findet sich ein riesiger Einschlagskrater mit<br />

einem Durchmesser von 180 km, weiterhin findet sich zu diesem Zeitpunkt überall<br />

eine massive Iridiumschicht im Gestein. (Auch Shiva-Krater vor Indien, Ø 60 km)<br />

Durch die Einschläge mehrerer Meteoriten und Asteroiden kommt es zu einer<br />

wesentlichen Reduktion der Sonneneinstrahlung und somit zu einem Kälteabfall.<br />

Indien war zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit Asien verbunden, auch Antarktika<br />

hängt noch mit Australien zusammen. Außerdem gab es keine Alpen, Himalaya,<br />

Kaukasus, Rocky Mountains, Cordelieren, Pyrenäen.<br />

Alfred-Wegener stellte 1912 als erste die Theorie auf, dass die Erdoberfläche aus<br />

sich verschiebenden Platten bestünde (Er starb im Alter von 50 Jahren während<br />

einer Exkursion zum Nordpol in Grönland.). 1912 hielt er einen Vortrag über seine<br />

Theorie in Frankfurt am Main, die aber erst etwa 50 Jahre später Anerkennung fand.<br />

Die Platten bewegen sich danach an den Grenzen untereinander (Subduktion), was<br />

vorwiegend im Pazifik der Fall ist (dadurch ist eine statistische Vorhersage von<br />

Erdbeben möglich).<br />

2. wichtiges Schlüsselereignis<br />

Die Öffnung der Drake-Passage (Trennung von Südamerika, Feuerland und der<br />

Antarktis) führt zur Entstehung der zirkumantarktischen Stroms. Als Konsequenz wird<br />

das Oberflächenwasser <strong>des</strong> gesamten Globus vom Austausch mit dem<br />

antarktischen, extrem kalten Wasser abgeschnitten. Damit fungiert der<br />

zirkumantarktische Strom als Motor für das Weltklima, es kommt zu einer Erwärmung<br />

auf fast der gesamten Erde. Ohne diesen Strom würde sich heute das Klima wieder<br />

dramatisch ändern. Die Antarktis wird durch diesen Strom isoliert, die Vereisung<br />

beginnt vor etwa 40 Mio Jahren.<br />

In Europa herrschte damals ein tropisches Klima, der Ort Messel lag auf der<br />

geographischen Breite von Neapel. Die Erdplatten bestanden außerdem nur aus<br />

dem Südkontinent (Godwana, wird zu Südamerika, Afrika, Indien, Australien,<br />

Neuseeland, Antarktika, Teile von Europa <strong>–</strong> in Deutschland z.B. Sachsen) und dem<br />

Nordkontinent (Laurasia, wird zu eine Großteil von Europa, Nordamerika, Asien).


3. wichtiges Ereignis<br />

Die alpidische Orogenese beschreibt die Entstehung der höchsten Gebirge der<br />

Neuzeit (z.B. Himalaya, die maximale Höhe von Gebirgen auf der Erde beträgt etwa<br />

9000m, die auch in der ersten Zeit <strong>des</strong> Himalaya erreicht werden konnte). Europa<br />

wird durch Italien aufgestaucht, es entstehen die Pyrenäen, Alpen, Karpaten und die<br />

Gebirgskette zieht sich bis zum Himalaya. Die Alpen stauchen auch die Gebiete<br />

nördlich <strong>des</strong> Gebirges, sodass u.a. die Vogesen, die Fränkische und Schwäbische<br />

Alb usw. entstehen.<br />

Die Pazifikplatte hebelt Amerika auf, es entstehen die Cordelieren und die Rocky<br />

Mountains.<br />

4. wichtiges Ereignis<br />

Vor etwa 3 Mio Jahren kommt es in Amerika zur Verbindung <strong>des</strong> Süd- und <strong>des</strong><br />

Nordkontinents. Vor dieser Verbindung gab es in diesem Bereich ein sogenanntes<br />

Teles-Meer, sodass ein zirkumtropischer Strom fließen konnte. Durch die<br />

Unterbrechung kommt es wiederum zu einem gravierenden Klimawechsel. Im Eozän<br />

herrschte ein relativ warmes Klima vor, im Oligozän war es etwas kühler, in der<br />

Kreidezeit lag der Meeresspiegel 300m über dem heutigen.<br />

Die Klimaänderung durch das Fehlen <strong>des</strong> äquatorialen Stroms führt zum<br />

Massenaussterben vieler Organismen.<br />

Der neu entstehende Transatlantik-Strom wird besonders wichtig für das Klima in<br />

Europa.<br />

5. wichtiges Ereignis<br />

Europa und Amerika sind über eine Landbrücke (Grönland), die Amerika-Europa-<br />

Brücke im Atlantik verbunden. Dadurch ist auch ein Organismenaustausch möglich.<br />

6. wichtiges Ereignis<br />

Als letztes großes Ereignis vor der Eiszeit kommt es zu Meereseinbrüchen in Europa;<br />

es entstehen das Wiener Becken, das Pariser Becken, das Mainzer Becken u.a., die<br />

bis ins Pliozän existieren.<br />

7. wichtiges Ereignis<br />

Mit dem Eiszeitalter beginnt vor etwa 1,8 Mio (2,5 Mio) Jahren die kälteste Periode<br />

der Neuzeit. Der Nordpol und das Nordmeer vereisen. Die Eiszeit schulte womöglich<br />

den Geist, förderte die Entstehung der Kunst (Spanien, Frankreich <strong>–</strong> vgl.<br />

Höhlenmalerei) und der Musik (Anfänge in der Schwäbischen Alb).<br />

Literatur: Storch, Welsch, Wink - <strong>Evolution</strong>sbiologie<br />

Quartär „Anthropo“zän<br />

Holozän<br />

Pleistozän<br />

Tertiär Pliozän Neogen<br />

Miozän Neogen 15<br />

Oligozän Paläogen 30<br />

Eozän Paläogen 50 (47)<br />

Paleozän Paläogen


In der letzten Stunde wurde die Frage „Was ist der Mensch?“ behandelt. Im Weiteren<br />

ging es um die Schlüsselereignisse der <strong>Evolution</strong> der Säugetiere, die mit dem großen<br />

Einschlag der Meteoriten vor 65 Millionen Jahren erst richtig beginnen kann. Dieser<br />

GAU ermöglicht erst die Entstehung <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> durch das Aussterben vieler<br />

anderer Arten, da dadurch viele ökologische Nischen (^= Beruf einer Art) frei werden,<br />

wobei es sich bei Schlüsselereignisse immer auch um subjektive Bewertungen<br />

verschiedener Situationen handelt.<br />

Das erste große Ereignis nach dem GAU umfasst die Öffnung der Drake-Passage<br />

vor 20 Mio Jahren, das Weddelmeer ist auch heute noch ein Klimamotor <strong>des</strong> Globus.<br />

Im Verlauf der alpidischen Orogenese entsteht u.a. der Himalaya durch Indien, das<br />

mit relativ großer Geschwindigkeit an Asien andockt. Auch die Rocky Mountains<br />

besitzen einen wesentlichen Einfluss auf das Klima Nordamerikas.<br />

In Amerika gibt es eine Nord-Süd-Ausrichtung der Gebirge, in Europa und Asien<br />

dagegen eine West-Ost-Ausrichtung.<br />

Im heutigen Panama und Mexiko fusionieren dann Teile der alten Nord- und<br />

Südkontinente, sodass es u.a. durch die Zerstörung bzw. Umlenkung <strong>des</strong><br />

zirkumatlantischen Stroms zur Neu-Verteilung der Korallenriffe kommt. Auch heute<br />

noch gibt es am Bermuda-Dreieck noch unglaublich lebendige Strömungen und<br />

enorme Turbulenzen. Ohne den durch dieses Ereignis entstandenen Strom (Golf-<br />

Strom) würde in Europa ein ganz anderes Klima vorherrschen.<br />

Der Mensch kam im Verlauf der <strong>Evolution</strong> aus Afrika nach Europa und dann über die<br />

äußerst wichtige, früher noch vorhandene Landbrücke (Grönland, Spitzbergen)<br />

zwischen Europa und Nordamerika auch auf den amerikanischen Kontinent.<br />

In dieser Vorlesung gibt es einen kleinen Einblick in Zeitfenster; diese sind durch die<br />

verschiedenen Datierungstechniken nicht ganz präzise. Das erste betrachtete<br />

Zeitfenster liegt vor 50 Mio Jahren in der Nähe von Heidelberg: Messel.<br />

Unsere Vorfahren nutzten verschiedene Verfahren zur Wärmegewinnung wie die<br />

Verbrennung von Holz, Gestein (Braunkohle, Steinkohle) und Ölschiefer (dunkel, der<br />

Begriff Schiefer ist nicht ganz präzise, da es sich nicht im eigentlichen Sinn um<br />

Schiefer handelt.) Die Schichtung vom Ölschiefer hat sich über Jahrmillionen<br />

abgelagert und ist sehr wasserreich, weshalb die Verbrennung nicht immer<br />

erfolgreich verlief.<br />

Bei Messel, das etwa 8 km nordöstlich von Darmstadt liegt, handelt es sich um ein<br />

großes Loch, das vor etwa 30 Jahren mit Müll verfüllt werden sollte. Etwa 20 Jahre<br />

später wurde es aber keine Mülldeponie, sondern 1995 das erste Weltnaturerbe von<br />

Deutschland.<br />

Entstanden ist der Krater durch eine Wasserexplosion. In diesem Gebiet gab es<br />

immer wieder vulkanische Aktivität. Das Wasser konnte immer tiefer in die<br />

entstehenden und entstandenen Krater eindringen. In der Tiefe wurde das Wasser<br />

immer heißer, bis es schließlich zur Explosion kam. So entstand ein Maar<br />

(trichterförmiger See) mit steilen Ufern.<br />

In der Eifel gab es noch bis vor 10tausend Jahren vulkanische Aktivität, diese ist<br />

damit noch relativ jung (erdgeschichtlich gesehen).<br />

An diesem Maar kommt es zur Entwicklung von Flora und Fauna. Tiere, die sterben,<br />

sinken zu Boden <strong>des</strong> Sees in einen sauerstoffarmen oder <strong>–</strong>freien Bereich am Boden<br />

(Faulschlamm bildet sich). Es entsteht am Boden eine Grabgemeinschaft<br />

(Thanatocoenose), die aus Fischen, Insekten, Vögeln, Säugetieren und<br />

Fledermäusen zusammengesetzt ist.<br />

65


Verwirrend ist, dass dort so viele Fledermäuse auftreten. Die Vermutung besteht<br />

darin, dass vermutlich Explosionen stattfanden, bei denen giftige Gase frei werden,<br />

sodass alles in der Nähe stirbt.<br />

Wie sah es also vor etwa 5 Mio Jahren in Europa aus?<br />

Zu dieser Zeit war Europa noch eine Insel, die Alpenbildung (sie verlief in 2 Schritten:<br />

1. im Miozän, 2. im Pliozän) hatte noch nicht eingesetzt. Messel lag auf 38°<br />

nördlicher Breite (heutige Breite von Neapel). Der Maarsee ist also im Vergleich zu<br />

heute 3000km nach Norden gerutscht.<br />

Die Entwicklung der Kontinente geht auch heute noch weiter. Die Kanaren werden in<br />

„nächster“ Zeit verschwinden, Europa wird sich teilen …<br />

Die Erde ist ein dynamisches System, seit 1987 ist sogar die Geschwindigkeit<br />

messbar.<br />

Der Messelsee hat etwa 1-1,5 Mio Jahre existiert (lange Zeit, größenordnungsmäßig<br />

entspricht dies dem Zeitraum vom Beginn der Eiszeit bis heute). Es stellt sich die<br />

Frage, ob in dieser Zeit bereits <strong>Menschen</strong> gegeben hat. (Literaturtip:<br />

Wissenschaftsroman „Das Ölschieferskelett“ von Bernhard Kegel, Heine <strong>–</strong>Verlag)<br />

In Messel lebten nur Halbaffen (gehören zu den Primaten), die <strong>Menschen</strong> kommen<br />

erst zwischen Miozän und Pliozän nach Europa, Europa und Nordamerika hängen zu<br />

diesem Zeitpunkt noch zusammen. Es gibt bestimmte Fischformen, die damals<br />

sowohl in Europa als auch in Amerika vorkamen, deren Verwandte heute aber nur<br />

noch in Nordamerika zu finden sind.<br />

Dazu gehören der Cyclurus (Schlammfisch) verwandt mit Amia und der Atractosten<br />

(Knochenfisch) verwandt mit dem Lepidosteus, beide gehören zur Gruppe der<br />

Holostia (nicht zur Gruppe der Teleostia). Die Verwandten der Fische Amia und<br />

Lepidosteus werden als Tertiärrelikte bezeichnet.<br />

Der Blick nach Messel ähnelt einem Blick in die heutigen Sumpfgebiete<br />

Nordamerikas (z.B. Georgia).<br />

Weiterhin gab es in Messel auch Aale und Barsche, die so heute noch in<br />

verschiedenen Flüssen etc. zu finden sind. In Messel trat auch die höchste auf der<br />

Erde und in der Geschichte bekannte Krokodildichte auf (sieben Arten in diesem<br />

Gebiet, wobei heute nur etwa 20 Krokodilarten überhaupt bekannt sind).<br />

Außerdem lebten dort etwa 50 Vogelarten, unter denen der Gastormis (Diatryma) der<br />

spektakulärste war. Er war etwa 2m hoch und in der Lage Pferde zu verspeisen,<br />

wobei es zu der Ernährung durchaus unterschiedliche Angaben gibt. Die Pferde<br />

hatten zu dieser Zeit allerdings auch nur die Größe kleiner Hunde (vergleichbar mit<br />

Terriern). Die Pferde existierten als Propalaeotherium in diesem Gebiet (vgl.<br />

Stammbaum der Pferde). Die Entwicklung dieser Tiere scheint mehr oder weniger in<br />

Nordamerika abgelaufen zu sein, was nicht richtig ist. Aus dem Zeitraum von Messel<br />

stammen fast alle Skelette von Pferden aus Deutschland (60), aus Amerika ist für<br />

diesen nur eins erhalten. Die deutschen Skelette wurden im Hunsrück, in Messel und<br />

in Sachsen-Anhalt gefunden. Die meisten frühen Pferde kamen also aus<br />

Deutschland. Sie entwickelten sich in den Wäldern Mitteleuropas. Im Oligozän<br />

starben dann die Pferde in Europa aus und die Entwicklung konnte nur in Amerika<br />

fortgesetzt werden. Von dort kamen die Pferde dann wieder über Ostasien nach<br />

Europa. Im Pleistozän sterben sie dann in Amerika aus und gelangen erst wieder<br />

nach der Zeit von Kulumbus nach Amerika, wo sie den Indianern zu einem<br />

Zwischenerfolg verhelfen. Es gab also ein dauern<strong>des</strong> hin und her von Pferden, deren<br />

<strong>Evolution</strong> in Europa, Asien und Amerika stattgefunden hat. Heute gibt es nur noch<br />

Pferde, Esel und Zebras.<br />

Zu den Besonderheiten der Fauna in Messel gehört u.a. der Ameisenbär<br />

(Eurotamandur), von dem es heute nur noch Verwandte in Amerika gibt.


Der Amazonas war der längste Fluss (Quelle im heutigen Tschad) und stellte für<br />

relativ lange Zeit einen Wanderweg für viele verschiedene Tiere dar.<br />

Weitere besondere Tiere in Messel waren die Schuppentiere (heute noch in Amerika<br />

und Asien) und die Tapire.<br />

Details werden nur zu den Tieren gegeben, da die Vegetation nicht so extrem<br />

schwankte wie die Fauna. Im Prinzip entspricht die Flora in Messel der heutigen<br />

Vegetation in Südostasien (reicht für diese Vorlesung, nicht präzise genug für<br />

Botaniker).<br />

Die Katastrope, die letztendlich zum Aussterben der Tiere an diesem Standort führte,<br />

ist nicht genau zu beschreiben. Durch einen relativ starken Effekt wurden aber viele<br />

Tiere „in flagranti“ ertappt. Vor allem Schildkröten wurden besonders häufig bei der<br />

Kopulation erwischt; sie gehören zu den ersten Wirbeltieren mit einem<br />

umfangreichen Penis mit Schwellkörper. Die Tiere sind dadurch bei der Kopulation<br />

länger verbunden und bleiben dies auch nach dem Tod durch die Katastrophe. Bei<br />

den toten Tieren lässt sich außerdem der Mageninhalt analysieren, an<br />

Spaltöffnungen können Pflanzengattungen erkannt werden. Einige der Tiere<br />

befinden sich auch in einem schwangeren Zustand, bei den Pferden konnte so<br />

festgestellt werden, dass diese zu jener Zeit immer nur ein Junges zur Welt gebracht<br />

haben.<br />

Auf der Oberfläche <strong>des</strong> Faulschlamms, der sauerstofffrei ist und in dem sich die toten<br />

Tiere befinden, bildet sich ein Bakterienrasen, der heute noch nachweisbar ist.<br />

In Sachsen-Anhalt im Geiseltal bei Halle findet Braunkohleabbau statt. Die<br />

Braunkohle geht zurück auf Angiospermen, die vertorft und verkohlt sind. Auch die<br />

Angiospermen machten nach dem GAU eine Radiation durch. In Europa befinden<br />

sich etwa 20% der gesamten Braunkohle der Welt, davon die Hälfte (also 10% der<br />

Welt-Braunkohlevorkommen) lagert in Deutschland (Aachen, Lausitz, Sachsen-<br />

Anhalt). Im ältesten Teil sind die Braunkohlevorkommen so alt wie Messel, aber in<br />

die Braunkohle eingebettet ist auch Bernstein (erhärtetes Kiefernharz) mit häufigen<br />

Einschlüssen von Insekten. Die damalige Insektenfauna entsprach der heutigen in<br />

den Tropen.<br />

Vor 30 Mio Jahren tritt im rheinhessischen (Alzey, Worms) die höchste auf dem<br />

Globus bekannte Haiartendichte (30 verschiedene Arten) auf. Für die <strong>Evolution</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Menschen</strong> ist dieser Zeitraum nicht so interessant; das Meer befand sich fast überall<br />

in Deutschland, von Norden flutete die heutige Nordsee das Land, von Süden das<br />

heutige Mittelmeer (damals Teil <strong>des</strong> Tetesmeeres).<br />

Etwa 13 Mio Jahre vor heute traf ein zweigeteilter Meteorit in der Nähe von<br />

Heidelberg ein. In der Schwäbischen Alb entstand dadurch u.a. das Steinheimer<br />

Becken. Dieses Ereignis hatte wiederum keine direkte Konsequenz für die <strong>Evolution</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>Menschen</strong>, wohl aber konnte dadurch Darwins <strong>Evolution</strong>stheorie untermauert<br />

werden.<br />

Speziell in Steinheim (diesen Namen gibt es mehrfach, dieses Steinheim liegt in der<br />

Schwäbischen Alb, Landkreis Heiden beim Eselsburger Tal) kam es zu<br />

Ablagerungen von Schnecken in Schichten, die jeweils in der höheren und damit<br />

jüngeren Schicht weiter entwickelt sind. Dies wird als Beweis für die <strong>Evolution</strong><br />

gewertet.<br />

Einen weiteren Einblick ins Miozän bieten verschiedene Fundstellen im Bereich der<br />

Vulkane am Bodensee. Höwenegg bietet einen Einblick in den Zeitraum etwa 10 Mio<br />

Jahre vor heute. Dieser Fundort ist vergleichbar mit Eppelsheim, wo die ältesten


ichtigen Affen auf dem Globus gefunden wurden (Dyopithecus = Paidopithex). Bis<br />

zu den ältesten bisher gefundenen <strong>Menschen</strong> fehlen allerdings immer noch fünf<br />

Millionen Jahre.<br />

Europa wird später dann vereisen und die <strong>Evolution</strong> <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> sich nach Afrika<br />

verlagern.<br />

In der Flora gab es zu diesem Zeitpunkt bereits keine dramatischen Unterschiede<br />

mehr zu der heutigen (z.B. Pappel <strong>–</strong> Populus).<br />

Die Pferde sind zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr pentadaktyl, sondern besitzen<br />

nur noch drei Zehen, sind also auf dem Weg der Entwicklung zum Einhufer (heutige<br />

Form).<br />

Weiterhin treten noch Elefanten mit Stoßzähnen im Unterkiefer auf (Deinotherium)<br />

und Chelikoterium, ein Pflanzen fressen<strong>des</strong> Lebewesen, welches „Baumkronen<br />

gefressen hat wie wir heute das Salatbuffet“.<br />

Abschließend ist festzustellen, das Messel auch als „Pompeji der Paläontologie“<br />

bezeichnet werden kann. Die Biologie wurde bis ins 19. Jahrhundert durch<br />

Aristoteles beeinflusst. Plinius, der sich mit Aristoteles beschäftigte, befand sich zum<br />

Zeitpunkt <strong>des</strong> Ausbruchs vom Vesuv in Pompeji und ist dort dann auch verstorben.<br />

Pompeji zeigt eine Momentaufnahme <strong>des</strong> damaligen Lebens im antiken römischen<br />

Reich. Genauso zeigt Messel eine Momentaufnahme <strong>des</strong> Lebens vor etwa 50 Mio<br />

Jahren.<br />

Die Fossilien aus Messel zerbrechen allerdings sofort sie mit Luft in Berührung<br />

kommen, heute gibt es aber bereits Methoden zur Fixierung. So konnte z.B.<br />

festgestellt werden, dass es damals Ameisen mit einer Spannbreite der Flügel von<br />

bis zu 16cm gegeben hat.<br />

Die Primates (Herrentiere, Begriff geprägt durch Carl von Linee), zu denen auch der<br />

Mensch zählt, sind nicht mit einem Satz zu definieren wie andere Tiergattungen.<br />

Diese Ordnung ist grundsätzlich gegliedert in Halbaffen und Affen. Zu den Halbaffen<br />

zählen die Lorisiformes (heute noch in Afrika, Südasien, Südostasien), die<br />

Lemuriformes (Madagaskar und Inseln in der Umgebung, diese waren auch in<br />

Messel zu finden) und die Tarsiiformes (Südostasien).<br />

Die Affen bestehen aus zehn bis zwölf Familien, 60 Gattungen und etwa 200<br />

rezenten Arten (die Zahl variiert, je nach Methode <strong>–</strong> molekulargenetisch, kryptisch).<br />

Diese Ordnung ist durch folgende Merkmale ausgezeichnet:<br />

1) Sie gehören zu den Placentalia, die Placenta ist allerdings stark differenziert<br />

und die Geburt dadurch verbunden mit starken Blutungen und einer<br />

Nachgeburt. Sie wird als hämochoriale Placenta bezeichnet, d.h. das Kind<br />

nistet sich in der Uteruswand der Mutter ein. Die Geburt verläuft nicht so<br />

einfach wie bei Ratten und Schweinen, da hier die Jungen im Placentalumen<br />

liegen. Bei den Affen wird <strong>des</strong>halb also die Erstlingsgeburt favorisiert.<br />

U.a. hängt die Intelligenz mit diesem Phänomen zusammen; da der Kopf so<br />

groß ist, bleibt in der Gebärmutter kein Platz für ein zweites Kind.<br />

Heute ist das Alter der Frauen bei der Geburt wesentlich höher, <strong>des</strong>halb muss<br />

häufig zur Erfüllung <strong>des</strong> Kinderwunsches die Wissenschaft eingreifen<br />

(künstliche Befruchtung z.B. durch In-vitro-Fertilisation). Die Geburt ist beim<br />

<strong>Menschen</strong> also offensichtlich ein großes Problem, sodass früher viele Frauen<br />

bei der Geburt (meist um die 10.) gestorben sind.<br />

Die Vorfahren <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> auf der Ebene <strong>des</strong> homo erectus bzw. homo<br />

sapiens wurden wahrscheinlich ein Mal im Jahr schwanger (zumin<strong>des</strong>t in


Europa, in Afrika gibt es während der Stillzeit [häufig 2 Jahre] meist keine<br />

neue Schwangerschaft).<br />

Die Sinnesorgane <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> sind bei seiner Geburt bereits stark<br />

differenziert.<br />

2) Nägel an Fingern und/oder Zehen, die aus flächigen, toten Zellen, also<br />

Hornschichten, bestehen stellen ein weiteres Merkmal dar. Sie ermöglichen<br />

das Greifen, Kratzen und Puhlen. Daumen und große Zehe werden häufig<br />

oppuniert und machen so eine größere Fingerfertigkeit möglich.<br />

3) Die Schlüsselbeine (Cladiculae) bilden den Grundbestand <strong>des</strong> Schultergürtels,<br />

der dorsal durch die Schulterblätter geschlossen wird. Er ist beweglich, aber<br />

nicht so kräftig, dass ein ständiges Fortbewegen auf vier Beinen möglich wäre.<br />

4) Die Temporallappen, Occipitallappen und das Telencephalon machen eine<br />

enorme Entwicklung durch.<br />

5) Der Darmkanal ist mit einem Blinddarm versehen. Dieser dient als Gärkammer<br />

zur Verwertung minderwertiger Nahrung. Damit kann auch z.B. Cellulose<br />

verarbeitet werden, der Aufschluss geschieht über Symbionten. Die Hilfe <strong>des</strong><br />

Blinddarms hatte enorme Konsequenzen und war besonders für unsere<br />

Vorfahren wichtig.<br />

6) Auch der Penis pendulus stellt ein besonderes Merkmal dar, da es sich nicht<br />

viele Tiere leisten können, den Hodensack außerhalb <strong>des</strong> Körpers zu<br />

platzieren. Die Erektion dient nicht mehr nur der Kopulation, sondern auch<br />

einer Show (einige Tiere wie z.B. Walross und Wal besitzen einen<br />

Penisknochen). In den Hoden darf die Körpertemperatur nicht erreicht werden,<br />

die Hoden müssen also außerhalb <strong>des</strong> Körpers platziert sein, da es sonst zur<br />

Unfruchtbarkeit kommt.<br />

7) Die Milchdrüsen (früher in der <strong>Evolution</strong> gibt es noch eine Milchleiste) sind<br />

brustständig (bei Elefanten, Seekühen und Primaten) mit zwei Milchdrüsen im<br />

Brustbereich (treten Atavismen auf gibt es u.U. auch eine Milchleiste).<br />

Wahrscheinlich gibt es ab der Entwicklung zu Homo-Gattungen eine<br />

Präsentation der Brüste als Sexualobjekt.<br />

8) Der Sehapparat <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> wird als perfekt bezeichnet. Durch die<br />

Wanderung der Augen von der Seite nach vorne wird der Winkel zwar<br />

eingeschränkt, aber ein binokulares und damit dreidimensionales Sehen in<br />

bester Qualität ermöglicht.<br />

9) Das Geruchsvermögen befindet sich in bezug auf einzelne Stoffe an der<br />

Grenze <strong>des</strong> theoretisch möglichen. Die Vorfahren waren in der Lage, die<br />

Verwandten zu riechen. Von der Natur ist Inzest nicht erwünscht, da in<br />

Sozialgefügen die genetische Belastung dadurch verstärkt würde. Über den<br />

Geruch und eine damit verbundene sexuelle Abneigung konnte Inzest<br />

vermieden werden.<br />

Im Prinzip unterliegt der Mensch in der Vermehrung/Fortpflanzung einer K-<br />

Strategie. Die Mutter ist für die Pflege <strong>des</strong> Nachwuchses zuständig, der Vater<br />

verteidigt das Sozialgefüge. Das Kind muss extrem lange gepflegt werden, bis<br />

es selbständig ist. Deshalb werden auch Nachkommen mit genetischen<br />

Mängeln durchgezogen, die dann aber eine genetische Bürde tragen. Bei der<br />

r-Strategie würde alles nicht-Optimale sofort aussortiert, bei der K-Strategie<br />

können u.U. vermehrt rezessive und gleichzeitig negative Merkmale auftreten.<br />

Eine Antipathie zwischen Geschwistern verhindert sexuelle Attraktion genauso<br />

wie zwischen Mutter und Sohn und Vater und Tochter. Dadurch wird Selektion<br />

möglich unter Bedingungen, unter denen der Geist <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> sich<br />

entwickelt und das Sozialgefüge an Bedeutung gewinnt. Sozialbiologisch ist


das Töten vom eigenen Kind nicht möglich; auch ein Vater der seine Tochter<br />

liebt ist psychologisch schwer gestört <strong>–</strong> solche Phänomene sind also v.a.<br />

sozialbiologisch betrachtet krankhaft.<br />

Durch die Möglichkeit der olfaktorischen Erkennung der Verwandschaft wird<br />

sexuelles Interesse in diesen Bereichen vermieden, was als MHC-Rezeption<br />

bezeichnet wird.<br />

10) Das Gebiss bleibt primitiv, es besteht aus 32 Zähnen in zehn Gruppen und<br />

bricht in zwei Dentitionen durch.<br />

11) Die Verlängerung der postnatalen Lebensphase führt u.a. zu einem sexualen<br />

Dimorphismus der Sinnesorgane. Frauen besitzen eine feineres Geschmacks-<br />

und Geruchsempfinden und können besser hören, was mit der Aufgabe der<br />

Ernährung der Familie und der Warnung vor Feinden in Zusammenhang steht.<br />

Männer dagegen besitzen ein besseres räumliches Vorstellungsvermögen und<br />

Sehen und können dadurch besser jagen und ihr Territorium sichern und<br />

verteidigen. Außerdem ermöglicht es das Führen von Kriegen.<br />

Storch-Vorlesung, Bio <strong>II</strong><br />

Wiederholung:<br />

4-1: Australopithecinen<br />

10 MJ: Öhringen <strong>–</strong> Miozän<br />

30 MJ: Mainzer Sand <strong>–</strong> Oligozän<br />

50 MJ: Messel <strong>–</strong> Eozän (Mahenge in Tansania ist auch ein Zeitfenster für das Eozän)<br />

Hylobates Pongo Gorilla Pan Homo<br />

Vor etwa 50 Mio Jahren existieren in der <strong>Evolution</strong> <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> in Messel bereits<br />

Halbaffen der Gattung Europolemur (heute leben ähnliche Formen auf Madagaskar).<br />

Vor etwa 30 Mio Jahren befindet sich in der Region „Mainzer Sand“ eine marine<br />

Flora und Fauna (vgl. Begriff Facies), für die <strong>Evolution</strong> <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> ist dies nicht<br />

von großer Bedeutung; in Bünde in Westfalen befindet sich ein so genannter „Locus<br />

typicus“, der wichtigste Ort der Archäologie im Oligozän.<br />

In einer Zeit vor etwa 10 Mio Jahren finden sich in Gebieten am Bodensee und in<br />

Eppelsheim bereits richtige Affen (Dryopithecus [Paidopithex].<br />

Durch das Einsetzen einer Kälteperiode kommt es zur Verlagerung der <strong>Evolution</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Menschen</strong> nach Afrika (vgl. Verbreitungskarte von Affen; heute treten in Europa noch<br />

2 Arten auf [der Mensch, ein Affe auf Gibraltar]).<br />

In dieser Vorlesung werden unsere nächsten Verwandten behandelt, bezug vor allem<br />

auf rezente (noch lebende) Arten.


Die Theorie, das auch der Mensch zu den Affen gehöre, wurde erstmals vor etwa<br />

150 Jahren von Darwin aufgestellt. Damals wurde diese Aussage mit größten<br />

Schwierigkeiten aufgenommen, da der Mensch im Mittelalter als Krone von Gottes<br />

Schöpfung angesehen wurde. Es gab eine klare Trennung zwischen Mensch und<br />

Tier. Mit dem kleinen menschlichen Gehirn stellte sich die damalige Bevölkerung<br />

einen Gott in Form <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> vor und trennte den <strong>Menschen</strong> von allen anderen<br />

Lebewesen, was eine unglaubliche Arroganz darstellt.<br />

Aristoteles, Goethe, Kant, Schopenhauer u.a. lehnen die Ansicht <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> als<br />

Krone der Schöpfung ab und auch der Vatikan hat vor etwa sieben Jahren die<br />

<strong>Evolution</strong>stheorie anerkannt.<br />

Der Mensch gilt danach als Teil der belebten Natur.<br />

Die Möglichkeit der Verwandtschaftsbestimmung ist sehr vielfältig und kommt in<br />

vielen Fällen zu unterschiedlichen Ergebnissen.<br />

In der Molekularbiologie gibt es zum einen die Möglichkeit, anhand der DNA den<br />

Verwandtschaftsgrad zu bestimmen, zum anderen kann dies über Proteine, die in<br />

den Organismen exprimiert werden (also auf phänotypischer Ebene) geschehen.<br />

Zwar ist die DNA die Schrift, in der alle körpereigenen Informationen niedergelegt<br />

sind, aber sie kann trotzdem blockiert werden (damit beschäftigt sich die Epigenetik).<br />

Mit den Proteinen dagegen ist es möglich handfest zu arbeiten, sie müssen<br />

exprimiert werden, damit der Organismus überhaupt funktionieren kann (vgl.<br />

Hämoglobin), das Protein wird damit im jetzt betrachtet. Die meisten setzten<br />

momentan auf die DNA, Proteine werden seltener betrachtet, werden aber immer<br />

wichtiger.<br />

Die Molekularbiologie geht davon aus, dass durch molekularbiologische<br />

Untersuchungen, das alter zweifelsfrei bestimmt werden kann. Hierbei ist zu<br />

beachten, dass dieses Forschungsgebiet nicht in der Lage ist, Tiere zu ermitteln, von<br />

denen keine DNA mehr existiert wie z.B. Mammut, Dinosaurier etc. Es müssen also<br />

immer verschiedene Bereiche der Biologie zusammenarbeiten, um das bestmögliche<br />

Ergebnis zu erhalten.<br />

Eine weitere Möglichkeit der Verwandtschaftsbestimmung besteht in der<br />

Beobachtung und dem Vergleich <strong>des</strong> Verhaltens. Die in diesen Fällen am häufigsten<br />

betrachtete Frage besteht darin, zu klären, ob das Verhalten <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong><br />

naturgegeben sei. Dafür geht der Mensch in die Natur und versucht Erklärungen und<br />

Entschuldigungen für sein eigenes Verhalten zu finden, was u.U. zu Problemen<br />

führen kann.<br />

Auch die Ethnologie kann Aufschlüsse über die Verwandtschaftsbeziehung<br />

verschiedener Tiere bringen.<br />

Aus der Kombination all dieser Informationen ergibt sich das oben dargestellte<br />

Schema.<br />

Die Simiae (Affen) sind aufgeteilt in zwei große Gruppen, die Neuweltaffen<br />

(Catarrhini, die allerdings so weit von den Altweltaffen entfernt sind, dass sie in<br />

dieser Vorlesung nicht betrachtet werden; sie liegen größenordnungsmäßig so weit<br />

auseinander wie Messel vor heute) und die Altweltaffen (Platyrrhini), zu denen auch<br />

wir gehören.<br />

Die Altweltaffen werden wiederum aufgeteilt in die Cercopithecoridea (Meerkatzen,<br />

die z.B. in Kenia zu finden sind, aber heute nicht betrachtet werden sollen) und die<br />

Hominoidea, die eine sehr kleine Gruppe umfassen. Die Hominoidea können


wiederum in die Hylobatidae (Gibbons) und die Hominidae (Gorilla, Pongo, Pan,<br />

Homo) unterteilt werden. Die Hominidae umfassen unsere unmittelbare<br />

Verwandtschaft.<br />

Bei der Darstellung der noch lebenden Vertreter der Affen erscheint der Vergleich mit<br />

sich selbst unvermeidbar. Als Faktum besteht die Ansicht, dass die Intelligenz der<br />

Affen sich in Teilen mit der menschlichen Intelligenz überlappen kann. Der Mensch<br />

ist nicht die einzige Spezies, die in der Lage ist, zu denken und zu planen.<br />

Die erste zu stellende Frage sucht eine Antwort darauf, wann sich Schimpanse und<br />

Mensch in ihrer Entwicklung getrennt haben.<br />

Dies trat vor etwa 6 Mio Jahren ein. DNA-Daten haben ergeben, dass das Ereignis<br />

vor etwa 6,6 Mio Jahren eintrat, in dieser Berechnung liegen jedoch gewisse Fehler<br />

(welche <strong>Menschen</strong> werden betrachtet, welche Schimpansenart [es gibt 2]); Protein-<br />

Daten sehen dieses Ereignis erst vor ca. 5,2 Mio Jahren, morphologische und<br />

paläontologische Daten siedeln dieses Ereignis bereits vor etwa 7 Mio Jahren an. 6<br />

Mio Jahre stellen aber den Lern-/Richtwert dar.<br />

Die Datierung läuft im Allgemeinen über die Radioaktivität verschiedener Elemente.<br />

Die Halbwertszeit ist unabhängig von der Temperatur, der Umwelt und der Bindung,<br />

in der das Element sich befindet. Der radioaktive Zerfall kann damit als objektives<br />

Kriterium für die Altersbestimmung verschiedener Funde dienen. Allerdings muss<br />

dafür ein Nullpunkt (ähnlich einer Stoppuhr) gefunden und definiert werden. Dieser<br />

Startpunkt kann allerdings nicht immer ganz präzise festgelegt werden und stellt<br />

somit die erste Fehlerquelle dar. Sind sowohl „Start-„ als auch „Ziellinie“ bekannt,<br />

kann die Datierung ablaufen.<br />

Funktioniert die Altersbestimmung über die Schicht, in der der Fund entdeckt wurde,<br />

treten folgende Probleme auf: Zum einen kommt es durch die Bewegungen der<br />

Erdoberfläche zu Verschiebungen der Schichten, sodass nicht unbedingt die jüngste<br />

Schicht oben und die älteste unten ist. Die Aussage „die eine Schicht ist älter als die<br />

andere“ sagt zum anderen noch nichts aus über das absolute Alter der Schicht. Mit<br />

der C14-Methode lassen sich außerdem nur organische Materialien datieren (die<br />

ältesten Tiere sind etwa 500 Mio Jahre alt).<br />

Der Nullpunkt ist <strong>des</strong> Weiteren mit einer Spekulation verbunden, wobei das<br />

„Aktualitätsprinzip“ verbunden ist. Gewisse Gesetze aus der Physik und Chemie<br />

werden dabei als gegeben aktzeptiert und auch als vor etwa 2 Mrd Jahren genauso<br />

geltend angenommen. In dieser Angelegenheit handelt es sich um den Glauben der<br />

Wissenschaft.<br />

Zur C14-Methode: Der Kohlenstoff liegt in der Natur in verschiedenen Isotopen vor,<br />

in bestimmten Teilen der Atmosphäre, in den auch wir uns befinden, liegt ein<br />

Gleichgewicht der Isotopenverteilung vor. Alle lebendigen Organismen (v.a.<br />

Pflanzen) nehmen die Kohlenstoffisotope in diesem gegebenen Verhältnis auf. Beim<br />

Tod <strong>des</strong> Organismus bleibt das Verhältnis der Atmosphäre weiterhin im<br />

Gleichgewicht, der radioaktive Kohlenstoff zerfällt jedoch. Der Tod stellt hier den<br />

Ausgangspunkt der Messung dar und entspricht dem Nullpunkt. Die Halbwertszeit<br />

<strong>des</strong> radioaktiven Kohlenstoffs beträgt 5740 Jahre, damit ist eine Altersbestimmung<br />

bis zu 60 000 Jahren (im Max-Planck-Institut in Heidelberg bis zu 100 000 Jahren)<br />

verlässlich möglich. Über die Bestimmung der Verhältnisse von radioaktiven und<br />

nicht radioaktiven Isotopen im Körper lässt sich das Alter ermitteln. Für andere<br />

Verhältnisse oder Größenordnungen kann z.B. Uran zur Altersbestimmung<br />

herangezogen werden.


Eine andere Möglichkeit ergibt sich durch genau datierbare Vulkanausbrüche, durch<br />

die das Alter verschiedener Schichten bestimmbar ist. Beim Ausbruch von Vulkanen<br />

entstehen bestimmte Isotope, die Schichten kühlen ab und zu diesem Zeitpunkt wird<br />

auch der Nullpunkt der Messung angesetzt.<br />

Allerdings werden die Methoden ständig weiterentwickelt, sodass 2004 auch in der<br />

Größenordnung von Mrd. Jahren neue Daten zustande gekommen sind, die<br />

aufgrund der wesentlich verbesserten Methoden sofort anerkannt wurden.<br />

Veränderungen treten auch in anderen Bereichen auf; so galt lange Zeit der homo<br />

heidelbergensis (gefunden im Neckarsand bei Mauer in der Nähe von Heidelberg) als<br />

ältester Mensch Europas. Größenordnungsmäßig ist das Alter dieses <strong>Menschen</strong> bei<br />

etwa 0,5 Mio Jahren anzusiedeln.<br />

Bei der Altersbestimmung ist allerdings zu beachten, dass durchaus die Möglichkeit<br />

besteht, dass der Neckar zu früherer Zeit an anderer Stelle und in andere Richtung<br />

geflossen ist. Hinweise dafür stellen u.a. ein Knick dar, der genau in Richtung der<br />

Donau weist (der Neckar könnte ein Nebenfluss der Donau gewesen sein), ein<br />

weiterer Knick zeigt in Richtung <strong>des</strong> Mains (Neckär könnte auch ein Nebenfluss <strong>des</strong><br />

Mains gewesen sein). Der Main ist auch einmal bei Mainz in den Rhein geflossen<br />

und der eigentliche Ursprung <strong>des</strong> Rheins liegt im Kaiserstuhl. Die Flusssysteme<br />

haben sich also verändert und „bringen Kraut und Rüben mit“. Die Datierung von<br />

Fundstücken über die Sedimente ist also schwierig, nicht immer sehr genau und<br />

damit auch spekulativ.<br />

Über die Plattentektonik, bestimmte Vulkanausbrüche und Grabenbrüche lässt sich<br />

allerdings relativ genau festlegen, wann der Mensch sich wo entwickelt hat und das<br />

der Hauptteil der <strong>Evolution</strong> <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> in Afrika stattgefunden hat. Aus den Affen,<br />

die vor etwa 10 Mio Jahren in Europa existierten, ist nichts geworden.<br />

Einige Informationen zu den Mitgliedern <strong>des</strong> Stammbaums <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong>:<br />

• Nach Angaben der Molekularbiologie trennten sich Lemuren und <strong>Menschen</strong><br />

bereits vor 60 Mio Jahren (entspricht größenordnungsmäßig der Zeit von<br />

Messel).<br />

• Hylobates und <strong>Menschen</strong> trennten sich vor etwa 20 Mio Jahren, wobei es sich<br />

hierbei um sehr ungenaue Daten handelt, da zahlreiche Gibbonarten<br />

existieren. Die Hylobatidae sind langarmige Tiere ohne Schwanz, die in<br />

Südostasien beheimatet sind. Sie gehören zu den elegantesten Schwing-<br />

Hanglern und können ca. 10m von einem Baum zum anderen schwingen.<br />

Daher finden sich in Gibbonpopulationen auch relativ viele Individuen mit<br />

Knochenbrüchen, die allerdings wieder in das soziale Netz aufgenommen<br />

wurden und so überleben konnten und können. Die Hylobates lauen biped,<br />

stützen sich mit den Händen auf, gehören zu den Früchtefressern, nehmen<br />

allerdings auch Blätter, Insekten, Eier und kleine Vögel als Nahrungsmitteln<br />

auf.<br />

Aufgrund beobachteter Verhaltensweisen wurden die Gibbons lange als<br />

monogam angesehen, wobei es sich hierbei um einen Kardinalfehler die<br />

Verhaltensbiologie handelt. Die Monogamie ist, wie molekularbiologische<br />

Untersuchungen der DNA (PCR zeigte, dass ein Partnerwechsel häufig<br />

vorkommt) zeigten, relativ selten. Trotzdem leben die Tiere im Alltag in 2er<br />

Gemeinschaften, es handelt sich um soziale Monogamie (wie sie heute auch<br />

von der Kirche eingefordert wird). Die in der Gemeinschaft lebenden Paare<br />

unternehmen relativ viel gemeinsam, sie singen z.B. zusammen. Wird im


Duett gesungen, dominiert die Frau, die Männchen singen häufiger auch solo;<br />

das Duett besitzt eine wichtige Funktion im Zusammenhalt von Sozialgefügen,<br />

es handelt sich hierbei z.T. um sehr komplizierte Gesänge.<br />

Der Zyklus bei den Gibbonweibchen dauert 28 Tage, eine Schwangerschaft<br />

etwa 210 Tage. Geschlechtsreif werden die Tiere mit etwa 7 Jahren.<br />

Mittlerweile ist der Gesang als Fitnesstest identifiziert (vgl. Soziobiologie,<br />

Begründer Simpson, einer der „am differenziertesten denkenden Biologen<br />

seiner Zeit“; führt Verhalten von Mensch und Tier zurück auf Basisstock der<br />

Ökonomie).<br />

• Pongo und Mensch haben sich dagegen bereits vor etwa 15 Mio Jahren (nach<br />

der Proteinbiologie vor 16 Mio Jahren) in ihrer Entwicklung getrennt.<br />

Die Urang Utans finden sich heute noch auf Bormeo und Sumatra und werden<br />

neuerdings in zwei Arten unterteilt. Mit jeweils immer nur etwa 8000 Individuen<br />

handelt es sich um relativ kleine Populationen. Zwischen 1985 und 1995<br />

wurde in Indonesien etwa 50% <strong>des</strong> Lebensraums dieser Tiere vernichtet.<br />

Das Männchen ist etwa 1,35m groß, das Weibchen 1,15m. Es handelt sich um<br />

Baumbewohner, die sich durch einen starken Sexualdimorphismus<br />

auszeichnen. Die Männer sind alleinstehende Einzelgänger, tagaktiv und<br />

herbivor und bauen bereits bettenähnliche Schlafmöglichkeiten.<br />

Der Zyklus der Weibchen beträgt auch hier 28 Tage, die Schwangerschaft 245<br />

bis 250 Tage, es wird jeweils nur ein Kind geboren. Dies ist dadurch bedingt,<br />

dass das Kind bereits relativ groß wird, im Uterus ist damit nur Platz für ein<br />

Kind, er wird zu einem Raum wie beim <strong>Menschen</strong>; das Kind befindet sich<br />

außerdem nicht mehr im Uteruslumen, sondern in der Uteruswand. Dadurch<br />

kommt ein besonders intimer Kontakt zustande, <strong>des</strong>sen Funktion noch nicht<br />

genau erforscht ist. Die Nachteile bestehen in Blutungen während der Geburt<br />

und einer Nachgeburt. Bleibt ein Teil der Placenta im Bauchraum, kommt es<br />

zu einer Blutvergiftung und dem Tod der Mutter.<br />

Bei den Urang Utans werden die Kinder nach 2 bis 3 Jahren, eine<br />

Schwangerschaft direkt nach der Geburt ist nicht möglich.<br />

• Gorilla und Mensch haben sich vor etwa 9 Mio Jahren (Proteindaten 7, 4 Mio<br />

Jahren) getrennt.<br />

Beim Gorilla handelt es sich um den Riesen unter den Primaten (es existierten<br />

bis zu 3m große Gorillas, die ausgestorben sind). Sie werden in zwei Arten<br />

unterteilt (es besteht auch die Ansicht, es gebe nur 1 Art).<br />

Die mimische Muskulatur entspricht in etwa der <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong>, weshalb diese<br />

für uns auch relativ leicht zu interpretieren ist (bei Schimpansen kommt es fast<br />

immer zu Fehlinterpretationen). Von den Berggorillas gibt es nur noch eine<br />

geringe Individuenzahl, die der Landgorillas liegt höher.<br />

Die Männchen sind etwa 1,60 m groß (aber auch 2m sind möglich, max.<br />

260kg), die Weibchen 1,40m bei einem Gewicht von 95kg. Sie leben in<br />

Haremsgruppen, einem System aus einem Männchen (Silberrücken), etwa 10<br />

Weibchen, 4 bis 5 Jungtieren und etwa 5 Adulten. Die Männchen glauben<br />

jeweils über dieses System zu herrschen. Dadurch ergibt sich allerdings ein<br />

Problem der Inzucht, die bei Arten, die in ihrer Fortpflanzung der K-Strategie<br />

unterliegen, nicht erwünscht ist. Die jungen Gorilla-Männchen müssen den<br />

Harem also verlassen, allerdings wird der Vater sehr häufig durch den Sohn<br />

ersetzt. Es kommt bei einem Wechsel sehr häufig zum Infantizid, der bei<br />

manchen Affen weit verbreitet ist, wodurch genetisches Material eliminiert<br />

wird, welches für die Population nicht wünschenswert ist. Die Weibchen sind<br />

nach einem Infatizid sofort wieder empfängnisbereit.


Die Entwöhnung der Jungen tritt nach etwa 2 bis 4 Jahren ein, eine erneute<br />

Schwangerschaft ist nach 4 bis 5 Jahren möglich, die Lebenserwartung<br />

beträgt 40 Jahre.<br />

• Die Differenz der DNA zwischen Pan und Homo beträgt nur etwa 1,6%, wobei<br />

hierbei von gesunden <strong>Menschen</strong> und Affen ausgegangen wird. Hierin finden<br />

wir also unsere nächsten Verwandten.<br />

Bei den Schimpansen tritt wie auch bei einigen <strong>Menschen</strong> eine Glatzenbildung<br />

auf. Die Männchen werden hier 1,20m groß, die Weibchen 1,10m.<br />

(Bekannteste „Schimpansen-Forscherin“ ist Jane Goodall, deren Leistung<br />

kaum zu überschätzen ist. Sie bringt die Komponente der Empathie ein und<br />

versucht mit den Schimpansen zu kommunizieren und hat beeindruckend<br />

vorgeführt, dass dies möglich ist. Sie glaubte zunächst, bei den Schimpansen<br />

sei die Welt noch in Ordnung, stellte dann aber doch fest, dass sie auch<br />

Carnivore sind und somit auch als weiterer Mensch bezeichnet werden<br />

können oder der Mensch als dritter Schimpanse. Sie klauen genauso<br />

Werkzeuge (diese entsprechen in etwa denen der Steinzeitmenschen),<br />

besitzen eine Kultur und Tradition, machen Musik, führen Kriege und v.a. die<br />

Männchen haben Freude am Sadismus.<br />

Weiterhin sind die Schimpansen in der Lage die Taubstummensprache zu<br />

erlernen und am Unterricht in einer Schulklasse teilzunehmen. Außerdem<br />

können sie depressiv werden und auch mit Antidepressiva behandelt werden.<br />

Sie leben in einer sozialen Einehe, der Zyklus dauert 33 Tage, eine<br />

Schwangerschaft 230 Tage, die Entwöhnung findet nach 4 Jahren statt.<br />

Es geht mal wieder um den Einfluss der Großmutter auf die Entwicklung der Kinder<br />

in einer Familie und somit die Funktion der Großmütter in der Entwicklung und<br />

<strong>Evolution</strong> <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> (wer sollte sonst auf die Idee kommen dies zu untersuchen<br />

außer den Ostfriesen??? Vgl. Ostfriesenwitze, die sind echt gut!! ☺)<br />

Zunächst ergibt sich kein Einfluss der Großmutter auf die Entwicklung und das<br />

Überleben der Kinder. Werden allerdings Schwiegermütter und Mütter der Mutter der<br />

Kinder getrennt betrachtet ergeben sich beträchtlich Unterschiede, die sich in der<br />

Gesamtbetrachtung allerdings aufheben. So wirkt sich die Anwesenheit der<br />

Schwiegermutter negativ auf das Wohl der Kinder aus, die Anwesenheit der<br />

Großmutter mütterlicherseits jedoch positiv. Die Ursache dieses Phänomens ist noch<br />

nicht geklärt.<br />

Im Verlauf der adaptiven Radiation <strong>des</strong> Bauplans der Säugetiere nach dem<br />

Aussterben der Dinosaurier stellen die Nagetiere die größte Gruppe der Säugetiere.<br />

Einige Gruppen sterben während der <strong>Evolution</strong> immer wieder aus. In Messel<br />

existierten fast alle zu dieser Zeit lebenden Säugetiere, in Eppelsheim finden sich<br />

Formen aller Säugetiere.<br />

Die Beuteltiere entfernen sich bereits am Anfang der Radiation von den anderen<br />

Säugetieren, bei diesen Spezies werden die Jungtiere unfertig geboren und<br />

entwickeln sich im Beutel weiter. Nach den Kloakentieren bilden sie die zweite<br />

organisatorische Ebene. In der Entwicklungsbiologie und <strong>Evolution</strong>slehre kommen<br />

hier Begriffe wie Konvergenz, analoge und homologe Organe zum Tragen.<br />

Der Säberzahntiger z.B. gehört zu den Placentatieren und ist konvergent entstanden.<br />

Stammbaum der Pferde


Die ältesten Pferde (Hyracotherium, Hallensia) treten bereits im Eozän auf, also etwa<br />

55 Mio Jahre vor heute. Die besten und vollständigsten fossilen Skelette von Pferden<br />

stammen aus Deutschland. Daraus lässt sich schließen, dass die erste Entfaltung<br />

der Pferde in Mitteleuropa stattgefunden hat. Wo sie ursprünglich herkommen ist<br />

damit nicht geklärt, die Vorfahren der Pferde stammen eventuell aus Afrika.<br />

Im Oligozän ist Europa frei von Pferden. Die <strong>Evolution</strong> der Pferde verläuft eigentlich<br />

nur in Nordamerika kontinuierlich.<br />

Die erste Radiation findet also in Europa, die zweite Radiation und alle weiteren in<br />

Nordamerika.<br />

Europa wird dann wieder über Südostasien mit Pferden besiedelt, diese sterben in<br />

der postglazialen Zeit in Amerika aus. In Südamerika gibt es im Pleistozän keine<br />

<strong>Menschen</strong>, das Aussterben der Pferde ist zu dieser Zeit dort nicht erklärbar, in<br />

Nordamerika haben wahrscheinlich die <strong>Menschen</strong> die Pferde in dieser Zeit<br />

ausgerottet.<br />

Beim Brontotherium handelt es sich um einen ausgestorbenen Huftierverwandten,<br />

das Indricotherium ist wahrscheinlich mit 6 m Höhe und 9 m Länge das größte<br />

Säugetier.<br />

Zurück zum <strong>Menschen</strong>:<br />

Der australopithecus afarensis (zu diesen gehört auch Lucie) entsteht wahrscheinlich<br />

aufgrund der Vertrocknung der Wälder in Afrika und stellt eine Weiterentwicklung der<br />

Affen dar. Er besitzt einen leicht aufrechten Gang, ist aber noch vorgebeugt.<br />

Außerdem sind die Arme noch relativ lang, der Mund und die Zähne stehen noch<br />

weit vor (prognad) und er besitzt keine Stirn und kein Kinn. Die hohe Stirn entsteht in<br />

der <strong>Evolution</strong> <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> durch die Erweiterung <strong>des</strong> Telencephalons, das Kinn ist<br />

auch von enormer Bedeutung für den <strong>Menschen</strong>. Die Psychologie forscht noch an<br />

den Gründen für dieses Phänomen.<br />

Auch die Behaarung der Weiterentwicklung der Affen geht zurück, der Grund dafür<br />

steht bis heute noch nicht sicher fest. Eine skurrile These besagt, dass der Mensch<br />

sich im Wasser entwickelt habe und daher die Behaarung ablegen musste. Abhängig<br />

von der Rasse treten auch heute noch unterschiedliche Behaarungsmuster auf,<br />

allerdings gibt es unter den Rassen Ähnlichkeiten. Warum gibt es bestimmte Formen<br />

der Behaarung?<br />

Der homo erectus ist bereits in der Lage komplizierte Waffen und Werkzeuge<br />

herzustellen. Auch der homo heidelbergensis gehört zu dieser Spezies und lebte<br />

etwa 400 000 Jahre vor heute. Dieser Vormensch ist bereits in der Lage Speere<br />

herzustellen, die den heutigen Damenspeeren im Leistungssport entsprechen. Er<br />

verlässt Afrika und besiedelt Asien und damit auch Australien.<br />

In China finden sich auch Zähne, die zu <strong>Menschen</strong> mit einer Körpergröße von etwa<br />

3m gehören sollen, die aber zusammen mit dem homo erectus ausgerottet worden<br />

sind.


Die <strong>Menschen</strong> der Spezies homo erectus sind bereits in der Lage mit Schiffen zu<br />

fahren, die auch seetüchtig gewesen sind, sodass sie von Asien nach Australien<br />

gelangen konnten.<br />

Es ist nicht genau klar, wann die Sprache entstanden. Allerdings wird angenommen,<br />

dass der Bootsbau nicht ohne exakte Verständigung möglich ist, sodass die Sprache<br />

in dieser Zeit entstanden sein muss.<br />

Bei den Affen liegt bereits ein starker Sexualdimorphismus vor, sodass auch bei<br />

unseren Vorfahren ein starker Sexualdimorphismus auftritt.<br />

In Afrika leben zeitweise sechs bis sieben verschiedene <strong>Menschen</strong>arten<br />

nebeneinander, sodass sich die Frage stellt, ob die <strong>Menschen</strong> zu dieser Zeit sich<br />

unter den Rassen verlieben konnten.<br />

Es steht außer Frage, dass Tiere in der Lage sind, Trauer zu empfinden. Sind also<br />

bei der eventuellen Paarung dieser <strong>Menschen</strong> fertile oder sterile Nachkommen<br />

entstanden?<br />

Der australopithecus anamensis (am Seeufer gefunden) wird als erster „echter“<br />

Mensch bezeichnet. Unter den Australopithecinen gibt es zwei große Gattungen,<br />

homo und australopithecus. Eine weitere erwähnenswerte Form der<br />

Australopithecinen stellt der australopithecus bosei dar, der homo habilis ist der erste<br />

homo der Erde, ist dieser also erst der erste Mensch?<br />

Die so genannte „replacement theorie“ besagt nun, dass der homo sapiens alle<br />

anderen Spezies von homo verdrängt hat.<br />

Einige Wissenschaftler behaupten jetzt, im heutigen <strong>Menschen</strong> seien auch Anteile<br />

<strong>des</strong> homo erectus enthalten, der allerdings sehr kontrovers eingeschätzt wird.<br />

Als sicher gilt dabei aber, dass der homo neandertalensis vom homo sapiens<br />

ausgerottet worden ist. Zeitweise sind diese beiden aber in Palästina gemeinsam<br />

bestattet worden. Dabei zeigen sich bereits eventuelle Vorstufen einer Religion<br />

(warum sind die <strong>Menschen</strong> sonst bestattet worden??)<br />

Etwa 40 000 Jahre vor heute kommt es zur Entstehung der Kunst (in der Biologie<br />

wird Kunst als die Fähigkeit bezeichnet, mit der Hand etwas gegenständlich<br />

darzustellen; auch Affen sind in der Lage mit Papier und Pinsel etwas herzustellen,<br />

was in der Biologie allerdings nicht als Kunst bezeichnet wird!)<br />

Die Kunst entsteht in Höhlen in Frankreich, Spanien, Baden-Würtemberg und der<br />

Schwäbischen Alb. Als erstes Musikinstrumen entsteht die Flöte in der<br />

Schwäbischen Alb.<br />

Darstellung der rezenten <strong>Menschen</strong>affen<br />

Der Schimpanse ist dem <strong>Menschen</strong> genetisch am nächsten. Die Gattung Pan<br />

besteht aus zwei Arten. Einzelne <strong>Menschen</strong>affen unterscheiden sich sehr stark<br />

untereinander und vom <strong>Menschen</strong>, was das soziale Miteinander betrifft.<br />

Von den Bonobos (Pan paniscus) leben nur noch einige 1000 Tiere im<br />

Kongobecken. Diese ernähren sich zum Großteil herbivor, fressen aber auch<br />

Insekten oder Leichenteile. Das Sexualleben dieser Affen ist beliebig, aber stark vom<br />

Weibchen geprägt. Es treten u.a. enge Kontakte zwischen zwei Männchen oder zwei<br />

Weibchen auf, aber auch enge Paare, „die alles miteinander machen, aber nichts mit<br />

anderen“. Das Leben besteht bei diesen Affen also nur aus Sex und Essen.


Ausgestorbene Verwandte <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong><br />

Die ausgestorbenen Verwandten werden gegliedert in Phasen der Menschwerdung,<br />

dabei kommt es zu einer Schematisierung, die einzelnen Phasen lassen sich nicht<br />

klar gegeneinander abgrenzen.<br />

Die Rassenkunde stellt sich in Deutschland als äußerst problematisches<br />

Forschungsfeld dar. Die deutsche Anthropologie lässt <strong>des</strong>halb die Rassenkunde<br />

ganz aus. Der moderne homo sapiens ist möglicherweise an verschiedenen Stellen<br />

der Erde gleichzeitig aus dem homo erectus entstanden (vor allem in Asien ist diese<br />

Theorie verbreitet).<br />

Weit verbreitet ist aber die „out of africa theorie“, wonach der heutige Mensch in<br />

Afrika entstanden sei und sich von dort aus verbreitet habe. Momentan sprechen<br />

mehr Fakten für diese Theorie.<br />

Einzelne Gruppen lassen sich jedoch abgliedern, aber dazwischen gibt es<br />

Übergänge. Vorgestellt wird die am weitesten verbreitete Gliederung.<br />

1. Australopithecinenphase<br />

Diese beginnt etwa 5 Mio Jahre vor heute und ist nur aus Afrika bekannt. Dort kommt<br />

es zu diesem Zeitpunkt zur Savannenbildung und die Wälder gehen zurück. Die<br />

Australopithecinen sind noch arboricol (gute Kletterer) und die Daumen sind noch<br />

nicht richtig oppunierbar. Es tritt <strong>des</strong> Weiteren ein so genanntes Duramata auf, eine<br />

Flüssigkeit, die das Gehirn schützt. Die Größe <strong>des</strong> Gehirns wird mit der<br />

Schädelkapazität in Verbindung gesetzt. Diese beträgt bei den Australopithecinen<br />

etwa 530 cm 3 (im Vergleich: heute beträgt die Schädelkapazität etwa das Dreifache,<br />

wobei es Unterschiede zwischen den Rassen gibt).<br />

Außerdem sind diese Affen grazil und klein.<br />

2. Habilinenphase<br />

In dieser Phase tritt der homo habilis auf, die Schädelkapazität beträgt bereits bis zu<br />

800 cm 3 . In relativ kurzer Zeit (4 Mio Jahre vor heute bis 10 000 Jahre vor heute)<br />

findet eine dramatische Gehirnentwicklung statt, wobei nicht bekannt ist, warum.<br />

3. ergaster erectus Phase<br />

Diese Phase ist in der Wissenschaft viel umstritten. Die Schädelkapazität beträgt<br />

jetzt etwa 1000 cm 3 .<br />

Diese <strong>Menschen</strong> haben Asien bereits besiedelt (sie stehen in der Entwicklung <strong>des</strong><br />

<strong>Menschen</strong> im Prinzip für Asien) und kommen offensichtlich aus Afrika.<br />

Sowohl die <strong>Menschen</strong> dieser als auch der nächsten Phase besitzen möglicherweise<br />

ein größeres Hirnvolumen als der heutige Mensch!!<br />

4. Heidelberger Phase<br />

Die Schädelkapazität beträgt jetzt 1000 bis 1200 cm 3 (im Einzelfall bis zu 1400 cm 3 ,<br />

ein 1907 gefundener Schädel). Im Prinzip steht diese Phase für Europa, sie liegt<br />

bereits relativ nah an der Jetztzeit, ist aber nicht genau datierbar (auch der homo<br />

heidelbergensis stammt aus dieser Zeit), etwa 500 000 bis 600 000 Jahre vor heute.<br />

Der Neandertaler lebt auch zu dieser Zeit, ist aber auf Europa beschränkt.<br />

5. Sapiens Phase


Die <strong>Menschen</strong> dieser Phase sind auf keinen Fall älter als 200 000 Jahre. Die<br />

Schädelkapazität beträgt nun etwa 1200 bis 1700 cm 3 und Stirn und Kinn werden<br />

ausgebildet.<br />

Die Körpergröße ist nicht kontinuierlich gewachsen, obwohl im Großen und Ganzen<br />

das Köperwachstum schon zugenommen hat (es gibt hierbei viele Ausnahmen).<br />

Heute sind die <strong>Menschen</strong> von 1,2 bis 2m groß.<br />

Nach vorherrschender Meinung kommt diese Spezies aus Afrika und hat dann auch<br />

Europa und eventuell Asien besiedelt.<br />

Artbegriffsdefinition<br />

Bei der Definition <strong>des</strong> Artbegriffs gerät die Biologie in Beweisnot, biologisch läuft<br />

diese zwar über die sexuelle Fortpflanzung. Ausgehend von den Formen unserer<br />

Verwandtschaft ergibt sich dabei eine weiche Zone. Der Mensch züchtet den Hund<br />

seit 15 000 bis 10 000 Jahren, dabei ist aber nicht eindeutig definierbar, ob sich der<br />

Hund eindeutig vom Wolf abgegrenzt hat oder nicht.<br />

Eine Chronospezies beschreibt eine Art zu einer bestimmten Zeit mit bestimmten<br />

Merkmalen, die sich mit der Zeit weiterentwickelt hat. Die alte und die neue Form<br />

dieser Art können sich z.B. auch nicht mehr paaren bzw. es lässt sich nicht mehr<br />

nachweisen, wenn nicht alte und neue Form nicht nebeneinander existieren.<br />

Es stellt sich also die Frage, wie lange Tiere brauchen, um eine neue Art<br />

hervorzubringen (in einem See in Afrika funktioniert dies nachgewiesenermaßen<br />

unter 100 Jahren).<br />

Zurück zu den ausgestorbenen <strong>Menschen</strong><br />

Die Australopithecinen sind nicht aus Amerika, Antarktika und Australien bekannt und<br />

haben etwa 5 Mio Jahre vor heute auf der Erde gelebt. Der Ardipithecus stellt dabei<br />

den ältesten der Australopithecinen dar. Dieser Afrikaner ist etwa 4 Mio Jahre alt. Er<br />

ist kleinwüchsig und stirbt bei Beginn der Eiszeit aus. Seine Überreste sind gehäuft<br />

im Senegal zu finden, welches der Stelle <strong>des</strong> alten Amazonasbeckens entspricht.<br />

Der homo, der heute in verschiedene Arten aufgeteilt ist, kommt vor etwa 2,4 Mio<br />

Jahren (Miozän) hinzu. Er ist als erster Mensch komplett biped gelaufen. Bei Bipeden<br />

wandert das Hinterhauptsloch an die Unterseite <strong>des</strong> Schädels. Im Bereich der Tibia<br />

bilden sich breite Flächen, an denen die Muskulatur ansetzen kann, die einen<br />

aufrechten Gang ermöglicht.<br />

Die Australopithecinen bestehen zum größten Teil aus Australopithecus, der direkt in<br />

unserer Vorfahrenreihe steht. Er ist vor allem aus Äthiopien bekannt. Der große Zeh<br />

ist bei dieser Spezies noch abspreizbar, sie können also Äste noch gut halten und<br />

leben noch arboricol. Dies ermöglichte das Schwing-Hangeln. Das Lebendgewicht<br />

liegt bei etwa 30 bis 40 kg, wobei die Männchen schwerer sind als die Weibchen.<br />

Lebensort sind wahrscheinlich die Savanne oder die Galeriewälder. Da es zu dieser<br />

Zeit in Afrika warm und trocken wird, ziehen sich die <strong>Menschen</strong>affen ins Wasser<br />

zurück (sind wir <strong>des</strong>wegen nicht mehr behaart?, vgl. neugeborene Kinder, die in<br />

Wasser gut zurecht kommen). Die Australopithecinen sind Vegetarier, Opportunisten<br />

und Selektirer. Ob sie auch bereits Werkzeug gebrauchen, ist unsicher. Letzte<br />

Spuren dieser menschlichen Vorfahren finden sich etwa 1,4 Mio Jahre vor heute.<br />

Zu den Australopithecus-Arten gehören


• anamensis, diese älteste bekannte Art ist v.a. in Kenia und Äthiopien zu<br />

finden und etwa 4,2 bis 3,9 Mio Jahre alt<br />

• afarensis, die Schädelkapazität beträgt hier etwa 530 cm 3 (Lucie gehört<br />

hierzu), sie sind 1,5m groß und leben 3,9 bis 3 Mio Jahre vor heute, zu finden<br />

in Äthiopien<br />

• gari, diese Art ist der nächste Verwandte von homo, ist in Äthiopien zu finden,<br />

wird etwa 20 Jahre alt und hat den Schlusspunkt seiner Entwicklung etwa 1,4<br />

Mio Jahre vor heute.<br />

Neben diesen menschlichen Vorfahren, die zu den grazilen Formen gehören, treten<br />

auch grobe Formen auf, die nicht in die Reihe unserer Vorfahren gehören. Dies sind<br />

die robusten Australopithecinen. Dazu gehören Australopithecus rubustus und<br />

Australopithecus bosei sowie der Äthiopicus. Sie sind ausgesprochen kräftig und<br />

besitzen einen so genannten Christa sagitalis, einen Knochenkamm mit<br />

Muskelansätzen auf dem Schädel. Zusätzlich besitzen sie eine starke Kaumuskulatur<br />

(u.a. durch den Christa sagitalis) und starke Backen, sodass sie harte<br />

Pflanzennahrung, Knochen und Leichenteile verzehren können. Sie haben in Afrika<br />

gelebt und sind dann ausgestorben.<br />

In der letzten Zeit der Australopithecinen hat homo bereits existiert (er lebt seit 2,5<br />

Mio Jahren vor heute) und ist nach heutigem Kenntnisstand in Ostafrika entstanden.<br />

Er ist größer als der Australopithecus, hat aber auch mit diesem zusammen gelebt.<br />

Zu diesen homo-Arten gehören<br />

• habilis<br />

• ergaster<br />

• rudolfensis<br />

Sie leben in Horden zusammen und es kommt zu Auseinandersetzungen mit Waffen.<br />

Der Krieg als aktive Komponente wird von bewaffneten Männchen ausgeführt, die<br />

ausziehen um etwas (Töten, Quälen) zu erreichen, im Wesentlichen ist dies wohl<br />

aufs männliche Geschlecht beschränkt. Die Schimpansen z.B. werden einfach<br />

verdroschen oder getötet. Kampf dient also nicht mehr nur der Verteidigung.<br />

In dieser Phase entstehen auch erste Werkzeuge, Steinwerkzeugfunde mit einem<br />

Alter von 2,3 bis 2,6 Mio Jahren gibt es in Äthiopien.<br />

Außerdem entsteht die Stirn, es kommt zu einer rasch anwachsenden<br />

Schädelkapazität, Kiefer und Zähne werden aber interessanterweise wieder kleiner.<br />

Ein kompliziertes Sozialsystem entsteht, sodass in dieser Zeit auch die Sprache<br />

entstanden sein muss; für den Krieg ist diese noch nicht notwendig, für den<br />

einsetzenden Schiffsbau jedoch schon.<br />

Die <strong>Menschen</strong> leben in Gruppen von 100 bis 150, teilweise auch 200 Individuen.<br />

Letzte Woche ist die Entwicklung der Australopithecinen besprochen worden.


Ein weiteres Schlüsselereignis findet vor etwa 40 000 bis 30 000 Jahre vor heute<br />

statt, als der Mensch aus den Reihen der Tiere austritt. Die Nahrungsaufnahme und<br />

die Art der Fortpflanzung sind soweit optimiert, dass viel Zeit für andere Dinge bleibt.<br />

So kommt es zur Entstehung der Kunst, der Ausbildung von Religionen (durch die<br />

Separation von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und die Möglichkeit eines<br />

Gedächtnisses wird die Religion als Verständnis für alle Dinge notwendig). Die Musik<br />

entsteht vermutlich in der Schwäbischen Alb, wo zunächst eine Flöte aus den<br />

Knochen <strong>des</strong> Singschwans gefunden worden ist. Später werden auch Flöten aus<br />

Mammutzähnen hergestellt, wofür enorme technische Kenntnisse notwendig sind.<br />

Die wichtigste Aussage dieser Erkenntnisse ist, dass der Mensch Zeit für Aktivitäten<br />

hat, die seine Vorgänger nicht gehabt haben.<br />

Die Gattung homo beginnt ihre Existenz etwa 2,5 Mio Jahre vor heute und besteht<br />

bis heute. Diese <strong>Menschen</strong> gehen aufrecht, entwickeln Kulturen und sind deutlich<br />

größer als die Australopithecinen.<br />

In Afrika leben zu dieser Zeit vier bis fünf <strong>Menschen</strong>arten gleichzeitig nebeneinander,<br />

wobei die Interpretation der Daten sich problematisch und schwierig gestaltet. Zu<br />

diesen Arten gehören:<br />

• australopithecus aethiopicus<br />

• australopithecus bosei<br />

• homo habilis (der ursprünglichste Mensch)<br />

• homo rudolfensis<br />

• homo ergaster (aus diesem sind wir letztendlich hervorgegangen)<br />

Dabei stellt sich die Frage, wie diese <strong>Menschen</strong> zusammen gelebt haben.<br />

Das unterschiedliche Verhalten dieser <strong>Menschen</strong> führt zum Aussterben der meisten<br />

Arten; eine weitere Theorie (replacement theorie) besagt, dass einige Arten andere<br />

ersetzen, verdrängen oder ausrotten.<br />

Der „dash of civilization“ (amerik. Historiker) beschreibt, dass die Hochkulturen in der<br />

Geschichte eine Wanderung durchgemacht haben (vom Irak über Griechenland,<br />

Rom, Europa [Imperialismus] und die USA) und weiter westlich wandern werden<br />

(nach Asien, in den Iran), wobei sich hier die Frage stellt, wie weit die Vergangenheit<br />

auf die Zukunft übertragen werden kann. Der Sozialdarwinismus stellt hier eine<br />

Möglichkeit der Erklärung für diese Entwicklung der Hochkulturen dar.<br />

Der entstehende homo habilis ist eine Form <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> mit flacherem<br />

Gesichtsschädel (orthognad, das Profil ist senkrecht, senkrechte Stirn,<br />

vorspringenden Nase, schwach ausgeprägtes Kinn). Der Logus frontalis dehnt sich in<br />

dieser Phase aus, da die assoziativen Bereiche sich ausweiten. Das Denken nimmt<br />

zu und dominiert letztendlich das Gefühl. Außerdem entwickelt sich der<br />

Präzisionsgriff.<br />

Der homo habilis ist Afrikaner und nach augenblicklicher Vorstellung die älteste Art<br />

der Gattung homo und hat etwa 2 Mio Jahre vor heute begonnen zu existieren.<br />

1996 gibt es den ersten Fund in Hada (Äthiopien), weitere Funde gibt es in Tansania<br />

und Südafrika. Diese <strong>Menschen</strong> sind in der Lage Faustkeile herzustellen (diese<br />

Werkzeugherstellung gilt als sicher), mit denen etwas (Holz, Stein, Feinde) bearbeitet<br />

werden kann. Es kommt auch zu Kannibalismus, wobei nur die Feinde gegessen<br />

werden.


Der homo habilis isst außerdem viel mehr Fleisch als seine Vorfahren, die meisten<br />

Primaten sind überwiegend Vegetarier. Der hohe Fleischkonsum wird in<br />

Zusammenhang mit der raschen Gehirnentwicklung gebracht.<br />

Der hohe Fleischkonsum birgt durch die Jagd auch ein hohes Risiko und wird<br />

dadurch zum raschen Motor für die <strong>Evolution</strong>!<br />

Es kommt zu einem ausgeprägten Sexualdimorphismus; die Männer sind größer und<br />

kräftiger und es gibt eine harte Selektion in Richtung Visus (Kurzsichtige sind ohne<br />

Chance). Die Frauen müssen wegen der langen Schwangerschaft geschützt werden<br />

und müssen so kooperativ agieren, um diesen zu gewährleisten.<br />

Kooperation und Jagd üben einen großen Selektionsdruck aus.<br />

Kleine <strong>Menschen</strong>kinder schreien, sodass potentielle Räuber diese leicht finden<br />

könnten. Der Grund für das Geschrei ist nicht immer ersichtlich, die Kinder werden<br />

aber durch die Männer geschützt und dadurch das soziale Gefüge gestärkt.<br />

Die Erweiterung von Broca und Wernicke ermöglichen zusätzliche eine Vokalisation,<br />

die Sprache mit Synthax und Grammatik entsteht, sodass ein verfeinertes soziales<br />

Gefüge entstehen kann.<br />

Durch die extreme Gehirnentwicklung entsteht in diesem Organ eine Asymmetrie.<br />

Das corpus callosum verbindet beide Gehirnteile. Wird das corpus callosum<br />

durchtrennt, gibt es keine Kommunikation mehr zwischen den zwei Gehirnhälften.<br />

Die Trennung bedeutet aber auch eine schwerpunktsmäßige Aufteilung<br />

verschiedener Aufgaben in eine Hälfte. Die intellektuelle Umsetzung verschiedener<br />

Zeichen und Informationen findet in unterschiedlichen Hirnhälften statt.<br />

Diese Asymmetrie weist außerdem Unterschiede zwischen den Geschlechtern auf.<br />

Weiterhin muss zu dieser Zeit die Entwicklung der Spiegelneurone im Gehirn<br />

stattgefunden haben, die es ermöglichen, seinen Gegenüber sehr differenziert<br />

einzuschätzen und seine Gestik und Mimik zu interpretieren. Dadurch wird auch ein<br />

Eingehen auf die Gefühle <strong>des</strong> anderen möglich. Asoziale werden aber auch aus der<br />

Gruppe ausgestoßen, da sie „schädlich“ für die Gemeinschaft sind. Durch diese<br />

Auslese wird die Gruppe immer enger und ist dann besonders eng, wenn sich<br />

gleiche Gene in der Gruppe befinden (vgl. Nepotismus, Vetternwirtschaft).<br />

[In Deutschland hat man sich während und durch die Aufklärung wieder weitgehend<br />

von solchen Verhaltensweisen entfernt. Das Individuum wird mehr geschützt und<br />

gefördert und ist mehr von Interesse.]<br />

Die Verwandten-Selektion (kin selection) stellt ein erhebliches Problem dar, da<br />

ähnliche Gene gefördert werden. Wenn die Verwandtschaft sich untereinander<br />

fortpflanzt, wird die genetische Last (genetical load) immer größer, das heißt, die<br />

Gene sind nicht mehr lupenrein. Die Menschheit begreift dies, die Verwandtenehe<br />

wird verboten und die Gesellschaft greift ein, wenn sich doch Verwandte fortpflanzen<br />

wollen/sollten. Es entsteht eine Moral (z.B. durch Kirche verbreitet), die in allen<br />

Gesellschaften ähnlich aussieht. Inzucht (Fortpflanzung relativ naher Verwandter)<br />

und Inzest (Geschlechtsverkehr unmittelbar Verwandter) werden mit Verboten belegt<br />

und u.U. mit To<strong>des</strong>strafen geahndet.<br />

Die Kooperativität innerhalb der Gruppen (100 bis 200 Individuen) besitzt eine große<br />

Bedeutung; für schwache Gruppenmitglieder wird Empathie empfunden und diese<br />

werden versorgt. Dieses Phänomen ist extrem selten im Tierreich und kommt fast nur<br />

beim <strong>Menschen</strong> vor; auch Schwache oder schwer Verletzte werden geschützt<br />

(Beleg: Funde von schwer verletzten Mensche, die mit diesen Verletzungen noch<br />

einige Zeit überlebt haben, also gepflegt worden sein müssen).<br />

Den Toten werden außerdem Blumen u.Ä. in ihre Gräber beigegeben, sie werden<br />

häufig in bestimmten Positionen auf Samen gebettet gefunden.


Die Entwicklung von Religion will den Gang in den Tod einfacher machen, <strong>des</strong>halb<br />

werden für einen einfachen Weg Blumen, Schmuck und Werkzeuge beigegeben.<br />

Das soziale Gefüge mit Hilfe für Schwache, Kranke und Verletzte stellt also einen<br />

Ausgangspunkt für die Religion dar.<br />

Die Betrachtung <strong>des</strong> homo rudolfensis gestaltet sich aufgrund der momentanen<br />

kontroversen Diskussion um diesen <strong>Menschen</strong> als problematisch und wird im<br />

Gegensatz zu den anderen Jahren extrem kurz gehalten. Er kann eventuell auch zu<br />

homo habilis gerechnet werden.<br />

Dann kommt es zur Entstehung von homo ergaster und homo erectus.<br />

Homo erectus ist weit verbreitet, aber in seiner genauen Abgrenzung umstritten. Er<br />

verteilt sich frühzeitig aus Afrika kommend über die alte Welt (Eurasien).<br />

Die asiatische Theorie besagt nun, dass sich aus dieser Population an<br />

verschiedenen Stellen der heutige Mensch entwickelt hätte. In Ostasien seien so die<br />

Mongoliden (geschlitzte Augen, flaches Gesicht, klein, geringe Körperbehaarung)<br />

entstanden, zu denen heute die Han-Chinesen, die Mongolei, Japan, Korea und viele<br />

<strong>Menschen</strong> aus den weiteren Ländern Südostasiens zählen.<br />

In Südostasien leben aber auch die Nesiden (erhalten einen juvenilen Sexualhabitus,<br />

junge Frauen dort sehen aus wie Teenager in Europa); auch die Indianer gehören zu<br />

diesen Gruppen.<br />

Die zweite Gruppe beschreibt die Europiden (Kaukasier); die Bezeichnung „Weiße“<br />

ist hier nicht sachgerecht, da Europide zwar sehr hell (und oftmals rothaarig) sein<br />

können, aber auch schwarz wie auf Sri Lanka oder in Indien. Sie zeichnen sich aus<br />

durch die größte Vielfalt z.B. an Haarfarben (blond, rot, braun) oder Hauttönungen<br />

(dunkel, hell, sommersprossig).<br />

Die dritte Gruppe der Negriden stellt die heterogenste Gruppe dar, einige<br />

Untergruppen müssen hier separiert werden (Buschmänner, Hottentotten). Sie sind<br />

dunkel- und kraushaarig und relativ stark prognad. Aufgrund der Anatomie lassen<br />

sich singende Negride und Chinesen extrem leicht unterscheiden.<br />

Eine vierte Gruppe stellen die Australiden (Aborigines), die wohl mit Schiffen aus<br />

Südostasien nach Australien gelangt sind. Heute stellen sie die politisch am stärksten<br />

benachteiligte Gruppe dar, da sie am stärksten ausgerottet sind (vergleichbar nur mit<br />

den Indianern in Kalifornien)<br />

Die Negriden sind die komplizierteste Gruppe dieser aufgezählten, was als deutlicher<br />

Beleg für die „out of africa theorie“ gewertet wird. Die Einteilung der <strong>Menschen</strong> in die<br />

oben genannten Gruppen bleibt dabei die gleiche.<br />

Nach dieser Theorie haben sich nun einzelne homogene Gruppen aus der großen<br />

heterogenen Gruppe in Afrika abgespalten und über die ganze Welt verteilt. Der<br />

homo erectus kommt demnach aus Afrika und wird später durch den homo sapiens<br />

ersetzt. Durch neue Einwanderungsschübe aus Afrika kommen immer neue<br />

Populationen, die die alten verdrängen (dies steht in Einklang mit den erhobenen<br />

genetischen Daten).<br />

Da das menschliche Genom eine ernorme Vielfalt aufweist, wird häufig auch die<br />

mitochondriale DNA zur Untersuchung von Verwandtschaftsbeziehungen<br />

herangezogen, die die Mitchondrien nur vom weiblichen Geschlecht weitergegeben<br />

werden. Sie stellen somit eine Art Flaschenhals dar. Die Mutationshäufigkeit ist hier<br />

bekannt, sodass sich erschließen lässt, dass nur wenige Frauen ihre Mitochondrien<br />

weitergegeben haben (1. homo erectus, 2. homo sapiens)


In der <strong>Evolution</strong> der Fische (von denen wir letztendlich abstammen) kommt es nach<br />

neuen Erkenntnissen (noch spekulativ) zu einer Genverdopplung. Aus den<br />

verdoppelten Genen wird zwar wieder viel eliminiert, aber einige Gene liegen noch<br />

doppelt vor. Der Mensch besitzt nun in vielen Bereichen (v.a. das Immunsystem<br />

betreffend) den dreifachen Bausatz.<br />

Die genetische Distanz der verschiedenen Formen von homo sapiens geht zurück<br />

auf die erste Welle der Ausbreitung vor maximal 200 000 Jahren (minimal 150 000<br />

Jahre). Die erhobenen Daten basieren immer auf 500 bis 1000 Fundstücken.<br />

Der homo heidelbergensis stammt nach verbreiteter Ansicht von homo erectus ab.<br />

Lange Zeit galt er als ältester Europäer (etwa 500 000 Jahre alt), allerdings wird 1994<br />

in Spanien der homo antecessor gefunden, der etwa 800 000 Jahre vor heute gelebt<br />

hat. („Zweifellos spielt hier Lokalpatriotismus eine Rolle.“)<br />

Vor maximal 1 Mio Jahren wurde Europa durch den homo besiedelt. Neben Mauer<br />

gibt es in Deutschland noch weitere Funde für den homo heidelbergensis. In<br />

Schöningen (Sachsen-Anhalt) gibt es außerdem Speerfunde. Diese werden<br />

wahrscheinlich nach Katapult-Art geworfen, wodurch die Kraft ausreicht, um Tiere zu<br />

töten. In Bilzingsleben (Thüringen) gibt es in den letzten Jahren die spannendsten<br />

Funde. Hier gibt es die größten Geparden und Hyänen <strong>des</strong> Globus und außerdem<br />

kleine Nilpferde. Der homo heidelbergensis aus Reilingen ist etwa 125 000 Jahre alt,<br />

derjenige aus Steinheim bei Marbach 250 000 Jahre.<br />

Der homo heidelbergensis hat sich dann in zwei Arten aufgegliedert: den homo<br />

neanderthalensis und den homo sapiens. Der homo neanderthalensis ist vor etwa<br />

200 000 Jahren erschienen und dann vor ca. 28 000 Jahren wieder verschwunden.<br />

Er ist ein kräftiger Mensch mit hochentwickelter Werkzeugkultur, besitzt ein<br />

ausgeprägtes Sozialgefüge, aber auch Kannibalismus ist weit verbreitet (auch beim<br />

homo sapiens weit verbreitet. Der Kannibalismus betrifft allerdings nur Feinde, keine<br />

Verwandten (vgl. Infantizid von Stiefkindern).<br />

Auf Neuguinea existieren heute noch zwei verschiedene Formen von Kannibalismus.<br />

Feinde werden verzehrt, von verehrten Verwandten bekommen vor allem Frauen und<br />

Kinder Teile <strong>des</strong> Gehirns zu essen, um den Geist und das Wissen <strong>des</strong> Toten<br />

aufzunehmen. Dies liefert eine Erklärung für die Häufung von Demenzerkrankungen<br />

bei Frauen in dieser Gegend.<br />

Das Lebensalter <strong>des</strong> homo neanderthalensis beträgt jetzt 30 bis 40 Jahre<br />

(Verdopplung!!)<br />

40 000 Jahre vor heute (eventuell auch bereits 60 000 Jahre vor heute) gibt es dann<br />

den nächsten großen Schritt in der Menschwerdung, indem der homo sapiens in<br />

Europa Fuß fasst. Es gibt es relativ kurzes Nebeneinander von homo sapiens und<br />

homo neanderthalensis in Europa. Der Neanderthaler wird durch den homo sapiens<br />

ausgerottet (Genozid), allerdings finden sich auch gemeinsame Grabstätten beider<br />

Spezies in Palästina.<br />

Die Frage, ob sich Überreste <strong>des</strong> Neanderthalers auch in unseren Genen befinden,<br />

kann nicht mit Sicherheit beantwortet werden, da die DNA für verlässliche<br />

Untersuchungen nicht älter als 10 000 Jahre sein darf.<br />

Mit Beginn der Eiszeit (das zweithärteste Eiszeitalter der Erdgeschichte) beschleunigt<br />

sich die Entwicklung <strong>des</strong> homo sapiens (schlanker, intelligente, brutaler als der<br />

Neanderthaler) und der Neanderthaler wird durch einen Genozid ausgerottet.


Die Entwicklung <strong>des</strong> homo sapiens hält bis heute an, es kommt zu einem Novum im<br />

Tierreich: Die Art tritt aus den Gesetzen der normalen Fortpflanzung heraus und es<br />

kommt zu einer extremen Vermehrung, die bis heute anhält (6,5 Mrd. <strong>Menschen</strong>).<br />

Diese kleine und sich schnell entwickelnde Gruppe aus der heterogenen<br />

<strong>Menschen</strong>gruppe in Afrika entwickelt als intelligenter, moderner homo sapiens<br />

verschiedene Strategien zum Zeitvertreib außerhalb von Fortpflanzung und<br />

Ernährung. Es kommt relativ rasch zu der Einsicht, dass es eine Vergangenheit und<br />

Zukunft gibt. Die Sprache entsteht, wobei über die Entwicklung dieser wenig bekannt<br />

ist. Die Kunst bildet sich in den Höhlen von Altamira (Spanien) und Lascaux<br />

(Frankreich) heraus. Hierbei stellt sich die Frage, was Schönheit ist. Es „entsteht<br />

etwas ganz, ganz Wichtiges: der Passungscharakter zwischen einem Objekt und<br />

unserem System.<br />

Die Suche nach Partnern, die das gleiche als schön empfinden beginnt<br />

(Sozialattraktivität), dabei werden die „Miesepeter“ aussortiert.<br />

Angst z.B. ist sinnvoll, wenn man an einem Felsabgrund steht, der Mensch wird also<br />

gezüchtet, eine Erkenntnis zu entwickeln, die uns Schönheit erkennen lässt.<br />

Schönheit ist damit relativ, wir lernen, was schön sein muss, damit wir überleben<br />

können.<br />

Der homo sapiens macht außerdem Musik, die Werkzeugkultur wird komplizierter,<br />

wobei die Beschleunigung der Entwicklung in unterschiedlichen Regionen<br />

unterschiedlich schnell abläuft.<br />

Ein Gegensatz zu den anderen Primaten entsteht z.B. durch den Kannibalismus,<br />

aber auch durch den unglaublichen Vermehrungsdruck; Fortpflanzung findet immer<br />

dann statt, wenn Zeit ist.<br />

Es kommt zur raschesten Vermehrung einer Population, die es je in der <strong>Evolution</strong><br />

gegeben hat. Bis vor etwa 2000 Jahren leben die <strong>Menschen</strong> immer noch in relativ<br />

kleinen Populationen, das rasche Wachstum wird durch die industrielle Revolution<br />

enorm beschleunigt.<br />

1830: 1 Mrd. <strong>Menschen</strong><br />

1930: 2 Mrd. <strong>Menschen</strong><br />

1960: 3 Mrd. <strong>Menschen</strong><br />

1974: 4 Mrd. <strong>Menschen</strong> (in diesem Jahr findet die erste Weltbevölkerungskonferenz<br />

statt, allerdings ohne Ergebnis, weitere folgen)<br />

1987: 5 Mrd. <strong>Menschen</strong><br />

1999: 6 Mrd. <strong>Menschen</strong><br />

2006: 6,5 Mrd. <strong>Menschen</strong><br />

Die Entstehung einer Moral ist der letzte Schritt der Menschwerdung.<br />

Storch 6<br />

Letzte Woche wurde die biologisch-ökologische Entwicklung <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong><br />

besprochen; der Mensch tritt durch das Gehen und seinen Fleischkonsum aus der<br />

Reihe der Primaten heraus.<br />

Kannibalismus tritt bei den Primaten nur als Infantizid auf, beim <strong>Menschen</strong> allerdings<br />

auch in anderen Formen.<br />

Der Vermehrungsdruck führt beim <strong>Menschen</strong> zu einer extremen<br />

Populationsentwicklung, sodass der Mensch auch in diesem Fall aus der Reihe der


Tiere austritt. Die Frau kann jetzt jeden Monat schwanger werden, nicht mehr nur 1<br />

mal im Jahr. Die Grenze <strong>des</strong> Populationswachstums wird bestimmt durch die<br />

Umweltkapazität (Erläuterungen dazu weiter unten), die u.a. durch Feinde etc.<br />

bestimmt wird, die der Mensch in der Form allerdings nicht mehr besitzt.<br />

Die Intelligenz grenzt den <strong>Menschen</strong> weiter ab. Er entwickelt Waffen z.B. gegen Tiger<br />

und richtet diese auch gegen andere <strong>Menschen</strong> (z.B. homo erectus, homo<br />

neanderthalensis) oder <strong>Menschen</strong>rassen (unterschiedliche <strong>Menschen</strong>rassen<br />

besitzen zum einen den positiven Aspekt der Vielfalt, weshalb sie als etwas<br />

"schönes" bezeichnet werden können; zum anderen besitzt die Diskreditierung<br />

anderer den Sinn, Fehlverhalten in der Gesellschaft zu eliminieren).<br />

Der Mensch beginnt auch Ressourcen auszubeuten, wobei nicht nur<br />

nachwachsende, sondern auch fossile Ressourcen abgebaut werden (erste<br />

kommerzielle Förderung von Erdöl 1850). Pro Jahr werden momentan so viele fossile<br />

Energieträger verbraucht wie in 1 Mio Jahre entstanden sind.<br />

Ca. 1970 erkennt der <strong>Menschen</strong> zum ersten Mal, dass er an eine Grenze stößt, es<br />

wird eine Überbevölkerung der Erde befürchtet und bereits eine teilweise<br />

Überfischung der Weltmeere festgestellt.<br />

Es stellt sich dabei die Frage, wie viele <strong>Menschen</strong> der Globus ernähren kann.<br />

Schätzungen besagen, dass 2050 etwa 10 Mrd <strong>Menschen</strong> auf der Erde leben<br />

werden und frühestens zu diesem Zeitpunkt das Bevölkerungswachstum beendet<br />

sein wird. Bei hinreichend richtiger Nutzung der Intelligenz könnte diese Population<br />

noch auf der Erde ernährt werden.<br />

Die geistig-kulturelle Sonderstellung <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> wird besonders bedingt durch die<br />

Tradition, die Sprache und den Intellekt.<br />

Die Tradition wird über Kommunikation (Unterhaltung, Bücher, Erziehung)<br />

weitergegeben und besitzt besondere Bedeutung im ethischen und technischen<br />

Bereich. Im Tierreich finden sich für die Tradition kaum Wurzeln, Traditionsbrecher<br />

bei den <strong>Menschen</strong> sind vorwiegend junge Leute.<br />

Ohne Sprache funktioniert eigentlich gar nichts. Positiv einsetzbar ist die Sprache für<br />

die Kommunikation, die Erziehung, Instruktion und das soziale Miteinander, negativ<br />

einsetzbar ist dieses Mittel als eine der fürchterlichsten Waffen, die im Ernstfall töten<br />

kann (Auslösen von Kriegen, Abschalten <strong>des</strong> Intellekts).<br />

Der Intellekt ist messbar als IQ, der in der Bevölkerung der Gauß'schen Verteilung<br />

unterliegt. (Ein IQ von 100 reicht nicht aus, um Biologie zu studieren :-), liegt<br />

zwischen 110 und 140!!). Der niedrigste IQ liegt etwa bei 50, der höchste bei 150.<br />

Bei einem IQ von über 130 treten bereits gewisse Defekte z.B. im Verhalten auf, die<br />

die Gesellschaft nicht immer tragen kann. Mit einem unterdurchschnittlichen IQ ist<br />

aber z.B. ein Erfolg im wirtschaftlichen oder politischen Bereich durchaus möglich,<br />

was mit einem überdurchschnittlichen IQ nicht immer gewährleistet sei.<br />

Moral bzw. Ethik gibt sich der Mensch, um mit der Umgebung fertig zu werden (z.B.<br />

gewalttätigen Aktivitäten seiner Mitmenschen). Innerhalb einer Gruppe werden Dinge<br />

wie Töten, Stehlen u.Ä. negativ betrachtet, soziale Fürsorge und Hilfe z.B. dagegen<br />

positiv.<br />

Die Gebote zwei bis zehn der christlichen Religion finden sich leicht verändert in<br />

allen größeren Religionen der Welt. Auch bei Kant treten ähnliche Formulierungen<br />

auf (vgl. Kategorischer Imperativ <strong>–</strong> Goldene Regel).<br />

Kant entwickelte außerdem (wie Humboldt, Goethe) die evolutionäre<br />

Erkenntnistheorie (Literatur dazu von Vollmer, „<strong>Evolution</strong>äre Erkenntnistheorie“), in


der die Wurzeln der biologischen <strong>Evolution</strong> erkannt werden und mit der Moral in<br />

Zusammenhang gebracht werden, sodass diese kompatibel seien.<br />

Der Passungscharakter beschreibt die Orientierung <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> an der Realität,<br />

wir besitzen z.B. gewisse Kenntnisse über einen Steilhang und was passiert, wenn<br />

wir dort herunterfallen. Diese Kenntnisse stimmen mit der Realität überein (psychisch<br />

Kranke und Anhänger bestimmter Religionsgruppen sind dazu nicht in der Lage oder<br />

wollen andere Dinge glauben, stürzen sich also in diesem Beispiel u.U. den<br />

Steilhang hinunter). Im islamischen Fundamentalismus ist dieser Passungscharakter<br />

z.B. aufgebrochen <strong>–</strong> die Vorstellung <strong>des</strong> Gehirns und die Realität im Jenseits passen<br />

nicht zusammen (eigene Anmerkung: da weiß doch auch der Prof. Storch nichts<br />

drüber, wie es im Jenseits aussieht oder ob es das überhaupt gibt, meiner Meinung<br />

nach ein bisschen gewagt, aber gut).<br />

Kant bezeichnet dieses Wissen als „a-priori-Erkenntnis“, die z.B. zur Entwicklung von<br />

Angst gegenüber bestimmten Lebewesen oder Situationen führt und ist in den<br />

Genen festgelegt (nur Indivuduen mit Angst vor gefährlichen Situationen können<br />

diese überleben!), aber auch Freude bei der Berührung durch bestimmte <strong>Menschen</strong><br />

z.B. bei Babys und deren Eltern ist in gewisser Weise angeboren.<br />

Der Kern der evolutionären Erkenntnistheorie stimmt nicht überein mit den<br />

wesentlichen Bestandteilen der Erkenntnisreligionen. Die bisherige Moral reicht nur<br />

für das Zusammenleben einer kleinen Gruppe aus, die Umwelt hat sich jedoch<br />

verändert. Die Umweltkapazität <strong>des</strong> Globus ist beschränkt und erfordert eine Moral,<br />

in der Nachhaltigkeit eine wesentliche Rolle spielt (mehr Stabilität ist erforderlich,<br />

dafür muss global agiert werden). Dieses Verhalten muss global neu eingeübt<br />

werden, da erst seit ca. 30 Jahren die Erkenntnis existiert, dass unsere Ressourcen<br />

begrenzt sind.<br />

Außerdem ist die Moral zeitabhängig (vgl. Kreuzzüge und die Ablehnung von Gewalt<br />

durch die christliche Kirche heute!; im Osmanischen Reich spielte der Naturschutz<br />

eine große Rolle, heute wird dieser in der Türkei etc. kaum beachtet)<br />

Zusatz zu den vorherigen Vorlesungen aufgrund einer Frage: Der homo floresiensis<br />

ist nicht besprochen worden, da er nicht wichtig sei. Dieser kleine Mensch ist 2004<br />

auf Floris entdeckt worden und hat bis vor etwa 20 000 Jahren gelebt.<br />

Ökologie<br />

In dieser Vorlesung wird das Thema immer wieder humanzentriert bearbeitet.<br />

Lehrbuch: „Lehrbuch der Zoologie“<br />

Die Vorlesung kann in sechs Kapitel unterteilt werden:<br />

1) Populationsökologie (Beschreibung der Ökologie beschränkt sich auf eine<br />

Population)<br />

2) Produktionsbiologie (betrachtet die belebte Welt als Produktionsbetrieb)<br />

3) Parasiten/Schädlinge (im generellen Kontext)


4) Chronobiologie (geht der Theorie nach, dass alles Leben einem Fahrplan<br />

unterliege)<br />

5) Bioindikation (Zusammenhang zwischen Naturschutz und Kultur)<br />

6) Invasionsbiologie (beschreibt welche Organe wohin wandern)<br />

Zu 1)<br />

Durch extremes Wachstum tritt der Mensch aus der belebten Natur in gewisser<br />

Weise heraus.<br />

Die Populationsdynamik beschreibt hierbei die Entwicklung von Populationen in der<br />

Zeit. Eine Population bezeichnet eine Gruppe von Individuen einer Art z.B. eine<br />

Gruppe von <strong>Menschen</strong>, Schlangen oder Blattläusen.<br />

Bei der Fortpflanzung kommen zwei Individuen zusammen und produzieren<br />

Nachkommen. Bei den Prokaryoten stellt die Fortpflanzung das Gegenteil von<br />

Vermehrung dar, durch Verschmelzung entsteht aus zwei Individuen zunächst eines<br />

und ermöglicht so die Rekombination von Erbmaterial, was wiederum zu einer<br />

größeren Variabilität <strong>des</strong> Genpools führt.<br />

Die Fortpflanzung ist auch mit einem Generationswechsel verbunden und führt beim<br />

<strong>Menschen</strong> im Gegensatz zu den Prokaryoten gleichzeitig zur Vermehrung, da aus<br />

zwei Indivuduen drei oder mehrere werden. Bei der Vermehrung wird immer die<br />

Individuenzahl vergrößert!<br />

Der Mensch unterliegt in seinem Populationswachstum der K-Strategie bzw. K-<br />

Selektion, was nur auf wenige Tiere zutrifft. Bei der r-Selektion wird alle Energie auf<br />

die Fortpflanzung gesetzt, wie es z.B. bei den Blattläusen zu beobachten ist. Der<br />

Mensch kümmert sich dagegen extrem lange um seinen Nachwuchs.<br />

Länder mit einem Anteil zwischen 50% und 70% unter 20jähriger an der Population<br />

wird sich in einem relativ kurzen Zeitraum verdoppeln und das Populationswachstum<br />

wird nicht zu bremsen sein.<br />

Für eine sinnvolle Aussage über die Populationsdynamik muss die<br />

Bevölkerungspyramide bekannt sein.<br />

Die optimale Pyramide gestaltet sich folgendermaßen:<br />

♀<br />

80<br />

Daraus lässt sich eine Aussage, wie viele Kinder notwendig sind, um die Population<br />

zu erhalten, ableiten. Nach dieser Pyramide sind etwa 2,3 Kinder pro Frau<br />

notwendig, damit die Populationszahl konstant bleibt. In dieser Zahl sind bereits alle<br />

To<strong>des</strong>fälle von Kindstod etc. berücksichtigt. Allerdings tritt dieses Optimum extrem<br />

selten auf.<br />


In unterentwickelten Ländern tritt als Bevölkerungspyramide die so genannte<br />

Pagodenform auf. In diesen Ländern werden Antikonzeptiva und Präservative etc.<br />

meist abgelehnt, sodass eine Frau teilweise mehr als acht Kinder bekommt (z.B.<br />

Schwarzafrika, arabische Staaten).<br />

♀<br />

Die hohe Säuglings- und Kindersterblichkeit sorgen für eine geringe Zahl an<br />

Erwachsenen und die Infektionskrankheiten im mittleren Alter (z.B. Aids) sorgen für<br />

eine extrem geringe Zahl an alten <strong>Menschen</strong>.<br />

In Russland sinkt momentan die Lebenserwartung v.a. der Männer wieder<br />

(normalerweise steigend aufgrund der verbesserten medizinischen Versorgung etc.)<br />

unter 60, da immer mehr Männer dort alkoholabhängig sind.<br />

In einem Land wie Deutschland funktioniert die Ersatzfortpflanzung (zwei<br />

erwachsene <strong>Menschen</strong> ersetzen sich durch zwei Kinder) nicht mehr, wobei<br />

Deutschland das erste Land für diesen Fall darstellt.<br />

Normalerweise braucht ein Ehepaar zwei Kinder um mittelfristig die Population zu<br />

erhalten, in Deutschland sind jedoch nur knapp über 50% der Jüngeren bereit zu<br />

heiraten und zwei Kinder zu bekommen. Etwa seit 1970/71 liegt diese Lage vor.<br />

Daraus ergibt sich folgende Bevölkerungspyramide der Urnenform:<br />

Die Lebenserwartung liegt bei etwa 80 Jahren (der Unterschied zwischen Männern<br />

und Frauen muss hier nicht betrachtet werden).<br />

Als erstes Problem ergibt sich hierbei die Frage, wer die <strong>Menschen</strong> über 65 (z.B.<br />

finanziell) trägt. Durch den immer größer werdenden Anteil an alten <strong>Menschen</strong><br />

steigen die Geldausgaben für die ältere Generation, der helfende Eingriff im Umgang<br />

mit sehr alten <strong>Menschen</strong> wird dem Staat überlassen. Der Generationenvertrag zu<br />

dem alle stehen, hat zwar positive Seiten, ist aber mit diesem Populationsverhalten<br />

50<br />


nicht mehr tragbar. Die jüngere Generation müsste mehr zahlen, lösbar sei dieses<br />

Problem durch mehr Bescheidenheit.<br />

In Norwegen wird als Modell der Altersversorgung das Geld durch den Staat<br />

gewinnbringend angelegt, in den USA wird die Selbstversorgung praktiziert.<br />

Das biologische Problem bei der Bevölkerungsentwicklung in der Pagodenform<br />

besteht im Import von Wissen aus anderen Ländern. Der Jugendsockel, der<br />

auswächst, führt zu einem steigenden Anteil an potentiellen Arbeitnehmern, die<br />

allerdings keine Position finden, da es längst nicht ausreichend Arbeitsplätze gibt (in<br />

früheren Generationen sind nicht so viele ältere vorhanden gewesen). Die Jugend<br />

läuft also in eine demographische Falle, da keine Arbeitsplätze vorhanden sind und<br />

es kommt zur Migration (zur Zeit befinden sich ca. 3% der Bevölkerung auf<br />

Migration).<br />

Bei der Urnenform müssen alle Bevölkerungsmitglieder in ihren Ansprüchen<br />

zurückgehen oder den Kindermangel durch den so genannten Babyimport lösen.<br />

Eine Prognose zum Bevölkerungswachstum ist nur möglich, wenn sowohl die<br />

Pyramide als auch die Demographie (Beschreibung von Bevölkerungsstrukturen)<br />

bekannt sind.<br />

Es ergeben sich nur zwei Möglichkeiten der Bevölkerungsentwicklung:<br />

• Fortpflanzung<br />

• Immigration<br />

Die Immigration spielt zunehmend eine Rolle und erfolgt zur Zeit global<br />

wirtschaftsorientiert.<br />

Japan lässt z.B. keine Immigration zu, in den USA wird zum Teil die illegale<br />

Immigration (v.a. aus Mexiko) nachträglich legalisiert (sehr umstritten, vgl.<br />

Nachrichten).<br />

Die Bevölkerungsabnahme erfolgt durch Tod oder Emigration. In Deutschland tritt<br />

eine starke Binnenwanderung von Norden nach Süden und von Osten nach Westen<br />

auf, woraus sich politische Schwierigkeiten für Nord- und Ostländer ergeben.<br />

In unterschiedlichen Ländern werden unterschiedliche Einwanderungsstrategien<br />

verfolgt, in Deutschland gibt es z.B. zehnmal so viele Einwanderer wie in den USA.<br />

Die Abundanz bezeichnet die Bevölkerungsdichte (pro km 2 ). In Deutschland liegt<br />

diese Zahl bei 250 Einwohnern pro km 2 , in Kairo (die am dichtesten bevölkerte<br />

Region der Erde) bei 250 000 pro km 2 .<br />

Aus der Abundanz lassen sich verschiedene Dinge z.B. in Bezug auf das Verhalten<br />

ableiten.<br />

An Orten größerer Bevölkerungsdichte liegt z.B. eine höhere Kriminalitätsrate vor,<br />

wobei sich die Frage stellt, ob Kriminelle in die Städte gehen oder ob Städte kriminell<br />

machen.<br />

Tiere wie der Elefant können z.B. eine dichteabhängige Fortpflanzung haben,<br />

Blattläuse besitzen eine dichteunabhängige Fortpflanzung.<br />

Ein Abundanzwechsel (auch Massenwechsel genannt, wobei hier mit Masse eine<br />

Anzahl gemeint ist) kann innerhalb einer Generation oder zwischen Generationen<br />

auftreten.<br />

Innerhalb einer Generation ergibt sich <strong>des</strong>halb eine Oszillation, die statistisch über<br />

Einwohnermeldeämter (in den USA gibt es keine Einwohnermeldeämter, weshalb


dort gewisse organisatorische Probleme nicht gelöst werden können) festgestellt<br />

werden kann.<br />

Ein Abundanzwechsel zwischen den Generationen wird auch als Fluktuation<br />

bezeichnet, die Gradation bezeichnet dabei eine Massenvermehrung. Die<br />

Individuenzahl wird durch die Umweltkapazität begrenzt.<br />

Den so genannten Pillenknick (angeblich konnte die Frau ab diesen Zeitpunkt über<br />

sich selbst regieren) gibt es in der Biologie bzw. Bevölkerungsentwicklung nicht (in<br />

Japan liegt der „Pillenknick“ etwa 100 Jahre vor Zulassung der Pille.<br />

Zum Populationswachstum:<br />

Letzte Woche ist erwähnt worden, dass Deutschland das erste Land sei, in dem die<br />

Ersatzfortpflanzung nicht mehr funktioniert hat. Es kommt dadurch zu einem<br />

Bevölkerungsrückgang derer, die den Generationenvertrag finanzieren müssen, der<br />

eigentlich von einer konstanten Populationsgröße ausgeht.<br />

Warum der Pillenknick nicht existiert, wird weiter unten erläutert.<br />

Das generelle Wachstum einer Population, die aus zwei Geschlechtern besteht,<br />

verläuft exponentiell. In der ursprünglichen Form der sexuellen Fortpflanzung (bei<br />

den Prokaryoten) kommt es zur Halbierung der Individuenzahl, diese wird durch<br />

Teilung wieder vergrößert. Beim <strong>Menschen</strong> geht die Fortpflanzung zunächst mit einer<br />

Vermehrung der Individuenzahl einher. Bei den Blattläusen leben nur weibliche<br />

Individuen in einer Population, woraus sich eine andere Populationsdynamik ergibt.<br />

Auch eineiige Zwillinge, Vierlinge etc. bilden Sonderfälle, die hier nicht betrachtet<br />

werden.<br />

Das Populationswachstum verhält sich (nach Darwin) für je<strong>des</strong> sich disexuell<br />

fortpflanzende Tier folgendermaßen:<br />

n<br />

Überschreiten der Umweltkapazität<br />

Umweltkapazität<br />

Zusammenbruch der Population<br />

t<br />

Die Umweltkapazität wird z.B. einem 400l Aquarium, in dem sich eine disexuell<br />

fortpflanzende Population von Fischen befindet, sichtbar begrenzt; die Population<br />

bricht zusammen, bevor das Becken platzt. U.U. kommt es zum kompletten<br />

Aussterben (Extinktion) der Population. Dies gilt auch für Pflanzen.<br />

Die Umweltkapazität kann unter bestimmten Umständen überschritten werden.<br />

Weizenspeicher bilden z.B. eine gute Umwelt für unterschiedliche Schädlinge. Diese<br />

nisten sich dort ein, vermehren sich ohne Ende, wenn der Weizenvorrat<br />

aufgebraucht, stirbt die gesamte Population aus, sie hatte vorher die<br />

Umweltkapazität überschritten. Heute werden immer noch große Teile der Ernte<br />

durch Schädlinge vernichtet, weshalb häufig mit Giften vorgegangen werden muss.


Was genau beim Übertritt der Umweltkapazität passiert, ist nicht genau<br />

vorhersagbar, es kommt jedoch zu einer extrem starken Abnahme der Individuenzahl<br />

einer Population.<br />

Auch der Mensch pflanzt sich mit einer extremen Geschwindigkeit fort und vermehrt<br />

sich.<br />

Findet das Wachstum einer Population ohne Einfluss <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> und nur unter<br />

Einfluss biotischer und abiotischer Faktoren statt und wird durch diese geregelt,<br />

spricht man von Ökologie. Es ergibt sich eine logistische Wachstumskurve.<br />

n<br />

Umweltkapazität<br />

t<br />

Kommt es zu einer dramatischen Verschiebung, wird dies als <strong>Evolution</strong> bezeichnet.<br />

Ressourcen werden zu eigenen Gunsten entnommen.<br />

Der Mensch hat eventuell die Umweltkapazität bereits überschritten, liegt vielleicht<br />

aber auch noch darunter, wobei die Umweltkapazität auch vom Lebensstandard<br />

abhängt. So ist z.B. der heutige Lebensstandard in Europa nicht übertragbar auf die<br />

dritte Welt oder den Lebensstandard bei einer Weltbevölkerung von etwa 10 Mrd.<br />

<strong>Menschen</strong>.<br />

Für manche Situation kann die Umweltkapazität jedoch sehr präzise beschrieben<br />

werden, für andere jedoch gestaltet sich dies sehr schwierig oder unmöglich.<br />

Der demographische Übergang spielt eine wesentliche Rolle für die<br />

Populationsentwicklung der Menschheit. In einer primitiven Gesellschaft, die einer<br />

Population von homo sapiens vor Entwicklung der Medizin entsprechen soll (keine<br />

Antikonzeptiva, keine medizinische Versorgung), liegen Natalitätsrate (=<br />

Geburtenrate) und Mortalitätsrate (= Sterberate) dicht beieinander bzw. entsprechen<br />

sich, sodass die Population konstant bleibt.<br />

Durch die Entwicklung der Medizin (diese entsteht in gewisser Weise aus<br />

Konsequenz <strong>des</strong> Sozialverhaltens) und ausgeprägtere Sozialsysteme kommt es<br />

jedoch zum Absinken der Mortalitätsrate, dem Mensch wird jetzt über den Standard<br />

der Hilfe bei den Neanderthalern hinaus geholfen, sodass mehr <strong>Menschen</strong> und auch<br />

Kinder überleben können. Das Absinken der Mortalitätsrate lässt sich auch heute<br />

noch bei sich ausweitender medizinischer Hilfe in Ländern der dritten Welt<br />

beobachten.<br />

Im Prinzip können die Frauen aber immer noch einmal pro Jahr schwanger werden.<br />

Der Zusammenhang zwischen Geschlechtsverkehr und Schwangerschaft ist auch<br />

noch nicht so lange bekannt. Spät in der Renaissance wird zunächst in<br />

Froschversuchen festgestellt, das Geschlechtsverkehr und Kaulquappen<br />

zusammenhängen. Da auch das Mikroskop zu dieser Zeit entstanden ist, kann das<br />

Sperma entdeckt werden. Es wird die so genannte Präformationsvorstellung<br />

entwickelt, wonach im Spermium bereits der Kopf, die Schultern etc. zu erkennen<br />

gewesen seien.


Die Erkenntnis, dass für die Entstehung eines neuen Lebewesens erst Ei- und<br />

Samenzelle verschmelzen müssen, ist erst etwa 100 Jahre alt.<br />

Es bildet sich also eine Schere zwischen Natalitätsrate, die konstant bleibt, und<br />

Mortalitätsrate, die absinkt. Die Regierung unternimmt jetzt verschiedene Dinge zur<br />

Lösung dieses Problems. Diese liegen vor allem in ausgeweiteter sozialer Hilfe, was<br />

an sich gut ist, womit allerdings schlechtes, nämlich ein weiterhin extremes<br />

Populationswachstum, erreicht wird.<br />

Die Natalitätsrate muss also reduziert werden. Dies kann z.B. durch Abstinenz wie<br />

bei den Mönchen, Nonnen oder Unverheirateten (zumin<strong>des</strong>t im christlichen<br />

Abendland) geschehen. Dadurch kann die Natalitätsrate wieder an die Mortalitätsrate<br />

angenähert werden, sodass das Populationswachstum zumin<strong>des</strong>t abgebremst<br />

werden kann.<br />

Das Absenken von Sterberate und nachfolgend von der Geburtenrate wird als<br />

demographischer Übergang bezeichnet.<br />

Dieser ist zum ersten Mal in Großbritannien gelungen, da dort die Industrialisierung<br />

(es gab viele kluge <strong>Menschen</strong> in England, die begannen Ressourcen zu nutzen;<br />

andere mussten unter schwierigsten Bedingungen arbeiten) beginnt. Der<br />

demographische Übergang vollzieht sich in Großbritannien von 1740 bis 1940. In<br />

Schweden liegt diese Zeitspanne zwischen 1810 und 1940, in Deutschland zwischen<br />

1870 (Bismarcks Sozialgesetzgebung) und 1940.<br />

Mittlerweile hat in Deutschland nur noch die Hälfte aller Paare zwei Kinder, weshalb<br />

sich die Frage stellt, weshalb so viele Paare nur ein Kind wollen. Hierfür sind v.a.<br />

wirtschaftliche Gründe anzuführen, aber auch der Druck durch die Umwelt, Kinder zu<br />

bekommen (obwohl das Paar keines möchte). Also damit sind Einzelkinder aus<br />

Trotzhaltung zweier karrieregeiler <strong>Menschen</strong> entstanden, die zeigen wollen, dass sie<br />

es auch können.<br />

Neben Deutschland funktioniert die Ersatzfortpflanzung mittlerweile auch nicht mehr<br />

in Spanien und in Italien. Die Politik versucht z.B. durch Einführung <strong>des</strong> Elterngel<strong>des</strong><br />

gegenzusteuern.<br />

Wie viel Zeit dürfen sich nun unterentwickelte Staaten für den demographischen<br />

Wandel nehmen?<br />

In bestimmten Regionen wie z.B. dem Gaza-Streifen, Schwarzafrika und dem Jemen<br />

verdoppelt sich die Population momentan innerhalb von 17 Jahren.<br />

Die erste Weltbevölkerungskonferenz 1974 wurde von den Entwickelungsländern<br />

gesprengt, die für sich das Recht forderten, sich genauso fortpflanzen zu dürfen, wie<br />

die westliche Welt; die 1984 stattfindende Weltbevölkerungskonferenz verlief unter<br />

der Führung von Südpakistani (und einer Frau an der Spitze!!! „Der Islam sieht diese<br />

Sache sachlich.“) recht erfreulich. Die Konferenz 1994 wird durch den damaligen<br />

Papst gesprengt, der der Ansicht ist, „das wird sich schon richten“.<br />

Es ergeben sich folgenden Anteile an der Weltbevölkerung für die einzelnen Länder:<br />

Jahr/Länder Industrieländer Entwicklungsländer<br />

1950 0,8 Mrd. <strong>Menschen</strong> 1,7 Mrd. <strong>Menschen</strong><br />

1960 0,9 Mrd. <strong>Menschen</strong> 2,1 Mrd. <strong>Menschen</strong><br />

2000 1,3 Mrd. <strong>Menschen</strong> 5 Mrd. <strong>Menschen</strong><br />

2025 1,4 Mrd. <strong>Menschen</strong> 7,2 Mrd. <strong>Menschen</strong>


Bisherige Schätzungen haben sich immer als äußerst präzise erwiesen.<br />

Überspitzt formuliert verschmutzen die reichen Länder die Welt mit Giften, die armen<br />

Länder mit Nachwuchs.<br />

Für die Populationsentwicklung gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten. Der K-<br />

Selektion (K-Strategie; K <strong>–</strong> Kapazität) unterliegen alle Tiere, die sich relativ intensiv<br />

um den Nachwuchs kümmern und relativ wenige Nachkommen produzieren. Diese<br />

Strategie führt zu einer relativ konstanten Population.<br />

Der r-Strategie (r-Selektion) folgen viele Schadinsekten, Unkraut aber in manchen<br />

Fällen rutscht auch der Mensch in diese Strategie.<br />

Wünschenswert wäre eine frühere Reaktion auf das extreme Bevölkerungswachstum<br />

(es war ab einem gewissen Zeitpunkt vorhersehbar, vgl. Prognosen) von Seiten der<br />

Politik gewesen.<br />

Auch AIDS wird dieses Problem nicht „lösen“, da auch im schlimmsten Fall der AIDS-<br />

Ausbreitung in Afrika das Populationswachstum dort immer noch am größten sein<br />

wird.<br />

In diesem Teil wird für die Populationsökologie immer nur eine Gruppe einer Art<br />

betrachtet, die im Folgenden besprochene Produktionsbiologie betrachtet nicht die<br />

Arten einzeln, sondern den Naturbetrieb als einen Produktionsbetrieb.<br />

Der Produktionsbetrieb basiert im Wesentlichen auf der von Pflanzen und vielen<br />

Prokaryoten ausgeführten Photosynthese.<br />

Durch die Sauerstoffproduktion im Verlauf der Photosynthese steigt der<br />

Sauerstoffgehalt in der Atmosphäre. Es wird angenommen, dass über 99% <strong>des</strong><br />

molekularen Atmosphärensauerstoffs aus Organismen stammen. Die Atmosphäre<br />

besteht zu etwa 20% aus molekularem Sauerstoff und wenig Ozon. Der molekulare<br />

Sauerstoff ist notwendig für die Atmung, das Ozon dient in höheren Schichten der<br />

Atmosphäre als Schutzschicht und somit als DNA-Schutz. Dadurch wird der<br />

Landgang möglich, da unter verringert UV-Einstrahlung die Mutationsrate sinkt.<br />

Durch die ersten sauerstoffproduzierenden Organismen wird die Erde extrem<br />

verändert.<br />

Eisen kann oxidiert werden, der Globus verrostet gewissermaßen, es entstehen<br />

Eisenerze, die durch Bakterien kompartimentiert werden (Kompartimentierung <strong>–</strong> eine<br />

Substanz wird zusammengezogen und an einem Ort konzentriert). Auch SiO2 wird<br />

stark kompartimentiert z.B. durch Radiolarien und Schwämme, das aus Organismen<br />

stammende SiO2 wird als Bio-Opal bezeichnet. Feuersteine sind ausnahmslos Bio-<br />

Opal.<br />

Calciumcarbonat in reiner Form besteht erst, seit es Tiere gibt, vorher liegt es nur als<br />

Gemisch von Calciumcarbonat (eigentlich alle Berge bestehen aus diesem Material)<br />

und Magnesiumcarbonat vor. Über 90% <strong>des</strong> Calciumscarbonats sind<br />

organismogenen bzw. biogenen (aus Organismen stammend) Ursprungs. Besonders<br />

Foraminiferen und Korallen bilden Calciumcarbonat.<br />

Organismen, die vor der Anreicherung der Erdatmosphäre mit Sauerstoff entstanden<br />

sind, gehören zu den Anaerobiern, somit ist molekularer Sauerstoff das erste Giftgas<br />

der Erde.<br />

Heute liegt eine Art Gleichgewicht der Organismen vor, die Mehrheit ist auf<br />

Sauerstoff angewiesen, allerdings existiert z.B. im Meer oder Watt noch eine


Minderheit von Anaerobiern, die immer noch eine große Rolle spielen (vlg. Eiternde<br />

Wunden, die mit viel Sauerstoff in Kontakt kommen sollten).<br />

Die Biosphäre befindet sich heute in einem Gleichgewicht, das wir noch nicht<br />

begriffen haben.<br />

Bei den Vorgängen in der Biosphäre handelt es sich nicht in erster Linie um zyklische<br />

Vorgänge, sondern es wird an verschiedenen Stellen etwas entfernt oder hinein<br />

gegeben. Alle Organismen sind im Grunde ernorme „Abfallproduzenten“, von dem<br />

andere Lebewesen jedoch wieder profitieren.<br />

So sind auch die Abfalllager Kohle und Erdöl entstanden.<br />

Die Kohle geht im Wesentlichen zurück auf Pflanzen, wobei die angeführte Erklärung<br />

für die Entstehung nicht ganz präzise ist.<br />

Die Steinkohle ist vor etwa 300 Mio. Jahren entstanden und hat sich unter hohem<br />

Druck und hoher Temperatur herausgebildet. Dabei wird alles an sich organische<br />

herausgepresst, sodass fast reiner Kohlenstoff vorliegt. Die Steinkohle geht auf<br />

Kryptogame zurück und besitzt einen hohen Brennwert. Viel Steinkohle findet sich in<br />

den USA, Deutschland, China und Großbritannien (vgl. Industrienationen).<br />

Auch bei der Braunkohleentstehung handelt es sich wie bei der Steinkohle um einen<br />

Vorgang der Kompartimentierung. Diese ist vor etwa 50 Mio. Jahren entstanden und<br />

hat sich unter einem geringen Druck und einer niedrigeren Temperatur als die<br />

Steinkohle gebildet. Der Brennwert liegt auch niedriger, da sich in der Braunkohle<br />

mehr echt organische Bestandteile befinden, wodurch bei der Verbrennung mehr<br />

schädliche Abgase entstehen. Deutschland ist am reichsten an Braunkohle.<br />

Von den ehemals zu Kohle gewordenen Pflanzen sind ca. 90% bis zum Abbau durch<br />

die <strong>Menschen</strong> Kohle geblieben. Die Menschheit profitiert jetzt, indem sie Kohle<br />

entnimmt.<br />

Erdöl geht hauptsächlich auf im Wasser schwebende Organismen zurück, die zu<br />

Boden sinken. Hierbei handelt es sich um Einzeller, die sich auf Calciumcarbonat<br />

ablagern. Hierbei handelt es sich meist um Rudistenkalk, Rudisten sind Muscheln,<br />

die leicht zerbrechlich sind und in der Kreidezeit v.a. im Tetes-Meer gelebt und dort<br />

Riffe ausgebildet haben. Heute liegen dort die arabischen Staaten, Venezuela, die<br />

Karibik etc. und profitieren von dem Ölreichtum.<br />

Von dem entstehenden Erdöl werden über 90% in die belebte Umwelt zurückgeführt,<br />

nur ein kleiner Teil überdauert also bis zum Abbau durch die Menschheit.<br />

In Pensylvania findet die erste wirtschaftliche Förderung von Erdöl statt, nach dem 2.<br />

Weltkrieg entwickelt sich die Petrochemie. Die OPEC „kontrolliert“ den Abbau von<br />

Erdöl und 1973 kommt es zur ersten Erpressung der westlichen Staaten durch die<br />

erdölfördernden Länder.<br />

Trophische Ebenen<br />

Bei den Primärproduzenten handelt es sich um Organismen, die aus anorganischen<br />

Stoffen (Wasser, Licht, Mineralien <strong>–</strong> dazu zähle auch Kohlenstoffdioxid) organisches<br />

Material produzieren, also um Substanzen von grünen Pflanzen (nicht beachtet wird<br />

hierbei z.B. Chemosynthese). Klassischerweise geschieht der Anbau von Pflanzen<br />

auf offenen Flächen in der Landwirtschaft, immer öfter werden aber auch<br />

Hydrokulturen oder Aquakulturen eingesetzt. Biologisch wird die Produktion in<br />

gewonnenem Kohlenstoff bzw. fixiertem Kohlenstoff pro Hektar pro Jahr angegeben,<br />

in der Landwirtschaft dagegen in dt (deci-Tonne entspricht einem Doppelzentner =<br />

100kg) pro Hektar (10 000 m 2 ) an Ertrag (diese Einheit soll in der Vorlesung<br />

verwendet werden) von dem, was produziert werden sollte. Für Weizen liegt dieser<br />

Wert bei ca. 80 dt.


Nur in den USA, Kanada, Argentinien, Frankreich und Australien gibt es eine<br />

Überschussproduktion an Weizen, die auf dem Weltmarkt angeboten und verkauft<br />

werden kann.<br />

Indien wird z.B. zum Weizenexporteur, wenn die Weltmarktpreise hoch liegen,<br />

obwohl im eigenen Land dann <strong>Menschen</strong> verhungern müssen (diese werden durch<br />

Hilfsorganisationen versorgt).<br />

Werden die Primärprodukte an die zweite trophische Ebene (Sekundärproduzenten,<br />

Konsumenten 1. Ordnung, Herbivore) verfüttert, kann nur ein Teil der<br />

aufgenommenen Energie wieder gespeichert werden. Die Tiere (Herbivore oder<br />

Carnivore bzw. Konsumenten 1. oder 2. Ordnung, höhere sind selten) sind total<br />

abhängig von den Primärproduzenten.<br />

Von einer trophischen Ebene zur nächsten gehen bei der Nahrungsaufnahme etwa<br />

90% der Energie verloren. Deshalb sind Nahrungsketten und Nahrungsnetze auch<br />

immer recht kurz.<br />

In einer Planktonprobe aus dem Meereswasser finden sich jedoch viel mehr Tiere als<br />

Pflanzen, die Pflanzen im Meerwasser sind einzellig und besitzen nur eine kurze<br />

Lebensdauer.<br />

Der „standing stock“, die Biomasse, die sich zu einem Zeitpunkt an einem<br />

bestimmten Ort befindet, ist an Land hoch, im Wasser dagegen niedrig. Für die<br />

Verwertung der Biomasse ist allerdings von Bedeutung, wie diese angelegt ist, wie<br />

also der „Zinsertrag“ ausfällt, also der Teil, der vom Konsumenten verbraucht werden<br />

kann. Der Ertrag an Land entspricht in etwa dem Ertrag aller Meere gemeinsam.<br />

Die Produktion der Meere nimmt allerdings polwärts zu.<br />

In China leben heute etwa 20% der Weltbevölkerung. Nach dem 2. Weltkrieg machte<br />

China eine dramatische Populationsentwicklung durch, die sowohl für China als auch<br />

den Rest der Weltbevölkerung Furcht erregend gewesen ist. Unter MaoTse Tung<br />

(um 1960), der sich für mehr Chinesen auf der ganzen Welt einsetzt, werden alle<br />

verfolgt, die sich für Verhütung und Familienplanung einsetzen. Heute wird er als<br />

einer der größten Verbrecher <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts bezeichnet und in China auf eine<br />

Stufe mit Hitler und Stalin gestellt. Unter seiner Führung erreichte China zweistellige<br />

Wachstumsraten.<br />

Sein Nachfolger führte das System der Einkindfamilie ein, alle Familien mit mehr als<br />

einem Kind werden verfolgt und bestraft (z.B. Gefängnis, Arbeitsplatzverlust). Diese<br />

chinesische Taktik ist aber (ohne es unter moralischen/ethischen Gesichtspunkten zu<br />

betrachten) auch ein Segen für den Globus, da es zur Stabilisierung der Bevölkerung<br />

in China kommt. Den Minderheiten und der landwirtschaftlichen Bevölkerung werden<br />

Sonderrechte eingeräumt. Frauen, die mit dem zweiten Kind schwanger sind oder<br />

nicht das richtige Alter für eine Geburt haben, werden bis zum 6. Monat zur<br />

Abtreibung gezwungen.<br />

In anderen Regionen der Erde gibt es noch ein ungehemmtes<br />

Bevölkerungswachstum (höchste Vermehrungsrate), häufig handelt es sich dabei um<br />

Krisengebiete wie z.B. den Gaza Streifen, in dem die Vermehrungsrate bis zu 5% pro<br />

Jahr beträgt.<br />

Noch einmal zur Literatur:<br />

Der Teil „<strong>Evolution</strong> <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong>“ wird in Kapitel 5 „<strong>Evolution</strong>sbiologie“ beschrieben,<br />

der Ökologie-Teil in „Kurzes Lehrbuch der Zoologie“, Kapitel 17 und 18.


Letze Woche sind u.a. die Begriffe Ökosystem, Biozönose, Biomasse (Nassgewicht,<br />

Trockengewicht etc.), Trophische Pyramide, Nahrungskette, Nahrungsnetz usw.<br />

besprochen worden.<br />

Diesen Teil fand ich konfus: Bei Meeresströmungen handelt es sich zunächst um<br />

Oberflächenströmungen (zur Entstehung vgl. entsprechende Vorlesung), Europa wird<br />

durch Meeresströmungen stärker erwärmt, als es dem Breitengrad entspricht.<br />

Durch Meeresströmungen erfolgt auch ein Stofftransport. In den warmen Gebieten,<br />

den Tropen (ganzes Jahr lang mehr oder weniger die gleiche Temperatur), ist auch<br />

das Wasser der Temperatur entsprechend mehr oder weniger stark geschichtet.<br />

Dadurch findet kein oder kaum Wasseraustausch zwischen den Schichten statt.<br />

In den höheren Breiten dagegen entstehen extremere Temperaturunterschieden v.a.<br />

durch die unterschiedliche Sonneneinstrahlung über das Jahr verteilt (im Sommer 24<br />

Std. ohne Unterbrechung). Die Polargebiete unterscheiden sich allerdings in der<br />

Intensität der Temperaturunterschiede. Gemeinsam ist beiden, dass das<br />

aufgewärmte Wasser, welches wieder abkühlt, sinkt und für eine Durchmischung <strong>des</strong><br />

Wassers verschiedener Schichten sorgt. Am Südpol ist dieser Vorgang jedoch<br />

stärker, daher wird der Zirkumspolarstrom (und die angrenzenden<br />

Meeresströmungen) auch als stärkster Strom bezeichnet, der sogar die<br />

Nordhemisphäre noch erreicht. Vor allem vor Peru und Chile steigt das Wasser<br />

wieder auf (bedingt durch die Drehrichtung der Erde).<br />

Die am Äquator absinkenden Organismen sind für das biochemische System<br />

verloren, in kälteren Regionen gibt es das so genannte „upwelling“, einen Auftrieb<br />

<strong>des</strong> Meerwassers, welches Mineralstoffe vom Boden mitbringt. Der Ozean düngt sich<br />

an diesen Stellen also selbst. Im Norden verlaufen diese Vorgänge ein wenig<br />

komplizierter als im Süden durch die Anwesenheit der eurasischen Platte.<br />

Durch die Düngung <strong>des</strong> Ozeans aufgrund der Auftriebsströmung erfolgt hier die<br />

höchste Produktion von Biomasse. Bei hoher Sonneneinstrahlung findet viel<br />

Photosynthese statt und es kann viel pflanzliche Biomasse aufgebaut werden, die<br />

von Zooplankton aufgenommen wird, welches wiederum den Fischen als Nahrung<br />

dient. Wichtige Fischereinationen (China, Japan, nordeuropäische Länder, auch<br />

Kanada, USA; mehr dazu später) finden sich <strong>des</strong>halb auch in den nördlichen<br />

Bereichen der Nordhemisphäre.<br />

Merke: Die höchste Produktion der Meere findet polnah statt!!!<br />

Die größten Lachsbestände der Welt sind in Alaska zu finden.<br />

An Land verhält sich die Produktion grundsätzlich anderes, da die<br />

Sonneneinstrahlung ganz anders rezipiert wird.<br />

Die Biomasse, quasi das Kapital oder „standing stock“ beträgt zu einem bestimmten<br />

Zeitpunkt<br />

Im Meer 3 Gt (Gigatonnen)<br />

An Land 550 Gt<br />

Die Meere nehmen etwa 2/3 der Erdoberfläche ein (wird das Volumen betrachtet,<br />

liegt dieser Anteil noch höher).<br />

Der höhere Anteil an Biomasse an Land ist durch die <strong>Evolution</strong> erklärbar, da diese<br />

auf dem Land in Richtung große Organismen (Bäume) und im Wasser nur Richtung<br />

Einzeller geht.<br />

Die Produktionsraten liegen aber in beiden Fällen im Bereich der gleichen<br />

Größenordnung, im Meer liegt diese bei ca. 50 GT pro Jahr (hierbei handelt es sich<br />

um eine sehr grobe Schätzung), die Produktionsmaschinerie im Meer läuft also auf


Hochtouren, allerdings handelt es sich um nur kurzfristig lebende Organismen. Auf<br />

der Landfeste beträgt die Produktionsrate etwa 100 GT pro Jahr.<br />

Die Vorstellung, das Meer sei unbegrenzt, ist also falsch.<br />

Im Meer steht die Nahrungspyramide außerdem auf dem Kopf (in einer Probe finden<br />

sich mehr tierische als pflanzliche Organismen), da die Pflanzen schnell wachsen,<br />

die Tiere dagegen nur langsam.<br />

Bei der pflanzlichen Produktion gibt es zwei Minimumfaktoren, die<br />

Wasserverfügbarkeit und die Sonneneinstrahlung.<br />

Um die maximale Produktion in Europa zu erreichen, fehlen hier etwa 2/3 Wasser.<br />

Vor dem Hintergrund der maximal möglichen Produktion stellt Europa also ein<br />

Wassermangelgebiet dar.<br />

Die produktivste Landwirtschaft findet erstaunlicherweise in den Wüsten statt, die<br />

Sonneneinstrahlung wirkt hier nicht als limitierender Faktor. Eine<br />

Hochleistungslandwirtschaft gibt es so z.B. in Arizona, Israel und einigen arabischen<br />

Staaten (die mittelalten Politiker bereiten sich auf die Zeit nach dem „Ölboom“ vor).<br />

Auch im mediterranen Raum verändert sich die Landwirtschaft. Dort wird immer<br />

häufiger unter Glas in Gewächshäusern angebaut. Dabei handelt es sich um<br />

geschlossene Systeme, in denen es z.B. keinen Ärger mit Pilzen (Schadorganismen)<br />

gibt, da dort keine Vorkommen; es muss also weniger gespritzt werden. Über einen<br />

PC wird die Wasser- und Mineralstoffzufuhr reguliert, sodass es nicht zur<br />

Überdüngung kommen kann.<br />

Zur Überdüngung kommt es vor allem in regenreichen Gebieten, da der Dünger<br />

wasserlöslich ist und durch den Regen wieder aus dem Boden ausgewaschen wird.<br />

Besonders in Irland und Neuseeland (regenreichen Gebieten) wird häufig<br />

nachgedüngt, wodurch es dann zur Überdüngung <strong>des</strong> Bodens und damit auch <strong>des</strong><br />

Grundwassers kommt. In Polen, einem ehemals sozialistischen Land, wird die<br />

Landwirtschaft zentral reguliert, bei der Düngermenge „kommt es nicht so drauf an“,<br />

sodass häufig zu viel gedüngt wird. Zu schlimmsten Zeiten <strong>des</strong> Sozialismus ist die<br />

Ostsee <strong>des</strong>halb am Boden sauerstofffrei gewesen (vgl. Algenblüte, Umkippen von<br />

Gewässern etc.).<br />

In Deutschland sind die Bauern dagegen selbstständige Unternehmer, die<br />

wirtschaftlich arbeiten müssen und <strong>des</strong>halb die benötigte Düngermenge genau und<br />

knapp kalkulieren, sodass auch keine Überdüngung stattfinden kann.<br />

Stoffkreisläufe hängen mit der Produktion eng zusammen. Im 20. Jahrhundert ist<br />

festgestellt worden, dass auch Pflanzen „gefüttert“ werden müssen.<br />

Als limitierender Faktor wirkt bei einer gewissen Menge an möglichen limitierenden<br />

Faktoren derjenige, der prozentual gesehen in der geringsten Menge vorliegt (vgl.<br />

Optimumkurve). In Europa ist der Minimumfaktor das Wasser.<br />

Im folgenden werden Stoffe besprochen, die der Mensch beeinflusst.<br />

Sauerstoff/Ozon<br />

Der in der Atmosphäre vorhandene Sauerstoff (Anteil 21%) stammt zu 99% aus der<br />

Photosynthese von Pflanzen und photosynthetischen Prokaryoten. Wahrscheinlich<br />

gibt es seit dem Carbon ein Gleichgewicht zwischen Sauerstoffproduktion und <strong>–</strong><br />

verbrauch. Dieses Gleichgewicht besteht seit mehreren 100 Mio. Jahren, ist aber<br />

noch unverstanden (andere Dinge bleiben nicht im Gleichgewicht, werden z.B. durch<br />

Meteoriteneinschläge gestört). Je<strong>des</strong> Jahr wird also durch die Photosynthese neuer<br />

Sauerstoff produziert und durch die Atmung der Organismen wieder verbraucht.


Physiker entwickeln zum Verständnis <strong>des</strong> Gleichgewichts die so genannte GAIA-<br />

Vorstellung, wonach der Bio-Planet Erde als ein sich selbst regulierender<br />

Superorganismus betrachtet wird. Das System regelt sich selbst.<br />

Die Menschheit (v.a. die Industrie) übernimmt mehr als 10% <strong>des</strong> von den Pflanzen<br />

produzierten Sauerstoffs, die Auswirkungen sind allerdings nur gering. In den<br />

nächsten 1000 Jahren wird eine Absenkung <strong>des</strong> Sauerstoffgehalts der Atmosphäre<br />

um 1% erwartet.<br />

Auch Ozon ist ein Teil der Atmosphäre und hält die mutagene Strahlung zurück. Seit<br />

etwa 20 Jahren ist bekannt, dass der Ozongürtel wesentlich durch den <strong>Menschen</strong><br />

gestört wird.<br />

Das so genannte Ozonloch ist besonders über der Südhemisphäre ausgeprägt,<br />

wodurch sich dort extreme Probleme ergeben. In der Südhemisphäre gibt es große<br />

Meeresanteile, wodurch besonders marine Organismen betroffen sind, andererseits<br />

ruft das Ozonloch größere Oszillationen der Eismassen hervor.<br />

Die modernen <strong>Menschen</strong> in Australien und Neuseeland sind meist hellhäutig und<br />

blond, durch das anwachsende Ozonloch gibt es dort den stärksten Anstieg der<br />

Hautkrebsrate.<br />

In Sydney z.B. zeigen 1/3 der Erwachsenen deutliche Anzeichen für Hautkrebs im<br />

Gesicht.<br />

Die Ozonschicht wird vor allem beeinflusst durch FCKW (Fluor-Chlor-<br />

Kohlenwasserstoffe) und bestimmte Komponenten von Düngern. Die FCKW wurden<br />

in der Vergangenheit sehr intensiv eingesetzt (teilweise heute noch) und<br />

akkumulieren in Bereichen der Atmosphäre, in denen sich das Ozon befindet und<br />

zerstören dies.<br />

In Stickstoffdünger sind Nitrate und Ammoniumsalze enthalten (vgl. Haber-Bosch-<br />

Verfahren, durch welches Stickstoff gebunden werden kann, der dann den Pflanzen<br />

zugänglich gemacht werden kann). Bei der Düngung mit Stickstoffdünger können<br />

bestimmte Stickoxide freigesetzt werden, die auch in die Ozonschicht eingreifen.<br />

„ Brot für die Armen bedeutet Hautkrebs für alle.“<br />

Wasser<br />

Massive Niederschlagsereignisse rufen die Illusion hervor, es gebe beliebig viel<br />

Wasser. Das Wasser, das sich zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Atmosphäre<br />

befindet wird allerdings im Laufe von 10 Tagen komplett ausgetauscht. Eigentlich<br />

gibt es also nur eine winzige Wassermenge in der Atmosphäre. Das Süßwasser ist<br />

im Wesentlichen in den Eismassen der Antarktis festgesetzt, der Eingriff in den<br />

Wasserhaushalt führt zu Problemen.<br />

Würden in Mitteleuropa alle Wälder abgeholzt (keine Betrachtung von Arten-<br />

/Tierschutz), hätte dies keine großen Konsequenzen für den Wasserhaushalt. Der<br />

Regen kommt etwa zur Hälfte aus der Nordsee, die Abholzung hätte kaum<br />

Auswirkungen auf das Klima, der Wald könnte auch schnell wieder regeneriert<br />

werden.<br />

In Schottland und Norwegen ist die Regenerationsfähigkeit eines abgeholzten<br />

Wal<strong>des</strong> sehr gering, dort gibt es häufig Niederschläge. Der Regen kommt nur aus der<br />

Nordsee, im Boden gibt es eine ständige Staunässe, die das Ansiedeln von Wald<br />

erschweren würde.<br />

Der Amazonas stellt das größte zusammenhängende Waldgebiet der Tropen dar, die<br />

Cordelieren schirmen dieses Waldgebiet vom Pazifik ab. Der Regen kommt in<br />

diesem Fall komplett aus dem verdunsteten Wasser aus dem Wald. Wird dieser<br />

Wald abgeholzt, fehlt der „Produzent“ von Wasser, auf dieser freien Fläche kann die<br />

Sonneneinstrahlung extrem einwirken, sodass die Temperatur steigt und eine Art


Sahara entstünde. In einer Wüste tropft das Wasser nicht mehr als Regen, es schlägt<br />

sich nur nachts auf dem Sand nieder.<br />

Ein weiteres Problem liegt darin, dass in den Tropen fast alle verfügbare Substanz in<br />

Biomasse verbaut ist. Der tropische Regenwald steht also auf einer Wüste (Wüste<br />

bedeutet in diesem Fall Nährstoffarmut; ein Korallenriff wächst unter einer<br />

Nährstoffwüste), wodurch er allerdings auch nur eine minimale<br />

Regenerationsfähigkeit besitzt.<br />

Auf Sauerstoff bezogen hätte die Abholzung <strong>des</strong> Amazonas enorme Auswirkungen<br />

auf die Atmosphäre, bezogen auf den Wasserhaushalt wären diese aber noch<br />

schlimmer, da 12% der Landfeste zerstört würden.<br />

Das Tempo, mit dem der Amazonas vernichtet wird, ist trotzdem atemberaubend.<br />

Kohlenstoff<br />

Kohlenstoff ist bereits in früheren Erdepochen auf verschiedene Art und Weise<br />

gebunden worden z.B. in Form von Carbonat (durch Foraminiferen, andere Einzeller,<br />

vorwiegend marine Organismen) oder Kohle und Erdöl. Die Gesamtmenge <strong>des</strong><br />

Kohlendioxids in der Atmosphäre wird etwa alle drei bis vier Jahre ersetzt (immer<br />

noch eine relativ kurze Zeit).<br />

Der gebundene Kohlenstoff wird in Form von Kohlendioxid wieder freigesetzt. Die<br />

Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre ist von ca. 260 ppm (parts per million)<br />

vor der Industrialisierung auf etwa 360 ppm heute gestiegen. Dieser Anstieg geht<br />

zurück auf die Menschheit. Die Konzentration wurde in Periode so stark gesteigert<br />

wie sonst in der ganzen Erdgeschichte nicht.<br />

Bei den klimarelevanten Gasen steht Kohlendioxid an zweiter Stelle hinter<br />

Wasserdampf.<br />

Derzeit werden von der Menschheit ewa 8 bis 10 Mrd. T (?) Kohlenstoff umgesetzt, 6<br />

Mrd. gehen zurück auf fossile Brennstoffe, 2 bis 4 Mrd. auf Rezentes.<br />

Alle Klimatologen stimmen darin überein, dass Kohlendioxid für den Klimawandel<br />

verantwortlich ist.<br />

Die Nordhemisphäre (die Industrieländer) emittieren die größte Menge an<br />

Kohlendioxid.<br />

Schwefel<br />

Dieser ist meist festgelegt in Proteinen und wird häufig mit dem Verbrauch von Kohle<br />

freigesetzt, wodurch im Endeffekt saurer Regen (Schwefelsäure) entsteht. Normaler<br />

Regen ist bereits durch Kohlendioxid sauer (pH 5,6), saurer Regen (anthropogen<br />

bedingt) hat also einen niedrigeren pH, der niedrigste in einer Wolke gemessene pH<br />

liegt bei 1,9 (vgl. Speiseessig pH 3 bis 4).<br />

Sichtbar wird saurer Regen an korrodierenden Gebäuden und Metallen. In<br />

Norwegen, Schweden und Kanada, die aus alten Gesteinen bestehen und während<br />

der Eiszeit vollständig bedeckt gewesen sind, gibt es keine gepufferten Seen und<br />

Böden, saurer Regen ist dort also besonders zu spüren. „Neben“ diesen Nationen<br />

liegen aber die Industrienationen, aus denen z.B. SO2 nach Schweden, Norwegen<br />

und Kanada transportiert wird und dort wieder abregnet.<br />

Eine weitere Komponente <strong>des</strong> sauren Regens stellen Stickoxide dar, die v.a. in<br />

Japan durch den dichten Autoverkehr zum Problem werden.<br />

Chronobiologie<br />

Die Chronobiologie (Professor Aschhoff aus Bayern begründete quasi die<br />

Chronobiologie durch Experimente mit Studenten) betrachtet nur die biologische


Rhythmik. Mit steigendem Alter wächst z.B. die Gefahr, Alkoholiker zu werden<br />

(besonders Intellektuelle werden Alkoholiker, 10% der russischen Bevölkerung sind<br />

Alkoholiker).<br />

Die Tatsache morgens keinen Alkohol trinken zu wollen, abends aber schon,<br />

demonstriert Gesundheit. Alkohol morgens hat andere Konsequenzen als ein<br />

Alkoholkonsum am Abend.<br />

Gewisse Verhaltensweisen unterliegen einer cirkadianen Rhythmik.<br />

Bei einem Versuch mit Studenten in einem Bunker ohne Licht und ohne Zeitgeber<br />

oder Fernseher wird festgestellt, dass einige bereits nach 21 Std. ihren Tag beendet<br />

haben, andere erst nach 27 Std. Die gesamte Menschheit oszilliert in ihrem<br />

Rhythmus zwischen 21 und 27 Std.<br />

Morgens aktive <strong>Menschen</strong> werden als Lärchen bezeichnet, abends aktive als Eulen.<br />

Bei diesem Tagesrhythmus handelt es sich um einen endogenen, angeborenen<br />

Rhythmus, der allerdings exogen modifiziert werden kann. Durch Zeitgeber z.B. wird<br />

dieser exogen verändert, die Menschheit wird synchronisiert. Zunächst<br />

synchronisieren die Herrschenden, später gibt es nationale Zeiten. Vom<br />

Viktorianischen England wird dann die Einteilung in Zeitzonen eingeführt, wobei<br />

Greenwich die Nulllinie darstellt (Peking macht nicht mit).<br />

Die Zeit dient also als Machtinstrument, um die <strong>Menschen</strong> zu synchronisieren.<br />

Kommt es zur Desynchronisation (z.B. durch falsch laufende Uhren, von denen man<br />

glaubt sie gingen richtig), gibt es also Unterschiede, zwischen dem was man glaubt<br />

und dem was man ist, kommt es zu Störungen und zu Krankheiten.<br />

Im Körper gibt es verschienen Zyklen, die präzise eingestellt sind (z.B.<br />

Kaliumabgabe), andere können durch äußere Faktoren beeinflusst werden.<br />

Schichtarbeiter z.B. werden immer wieder in andere Rhythmen gezwungen, weshalb<br />

besonders Wechselschichten schlimm für diese Arbeitnehmer sind.<br />

Zur Chronobiologie<br />

Alle Lebensvorgänge unterliegen einem gewissen Zeitschema und werden u.a. durch<br />

die Eigendrehung der Erde (Dauer 24h) synchronisiert.<br />

Das Tempo der Eigenrotation der Erde nimmt ab, was über 300 Mio. Jahre alte<br />

Korallen festgestellt werden konnte. Ein Jahr hatte zu der Zeit noch mehr Tage als<br />

ein heutiges (ein Tag entspricht einer Eigenrotation der Erde um sich selbst).<br />

Organismen, die sterben, lassen etw. auf der Erde zurück. Im Fall der Korallen<br />

handelt es sich um Calciumcarbonat, <strong>des</strong>sen Abscheidung mit der Photosynthese<br />

synchronisiert ist. Die Photosynthese ist wiederum mit der Lichteinwirkung<br />

synchronisiert und die mit dem Tag (dieser wird hier als Photoperiode bezeichnet).<br />

Über Tages- und Jahresringe lässt sich dann die Taganzahl pro Jahr ermitteln. Die<br />

Anzahl der Photosynthesetage pro Jahr lässt sich ablesen, es ergibt sich außerdem<br />

eine heute verlängerte Tageslänge.<br />

Die Jahreszahl, mit der wir unser Jahr benennen ist frei wählbar, die Jahreslänge<br />

dagegen nicht.<br />

Ein Tag wird eingeteilt in die Photoperiode, Dämmerungsperiode und Dunkelperiode.<br />

Wir sind genetisch auf das Tagessystem geprägt.<br />

Eine ganze Reihe von Tieren kann nicht vom Mondmonat abweichen, ob Frauen<br />

auch davon abhängen, ist noch ungeklärt.<br />

<strong>Menschen</strong> haben einen endogenen Rhythmus von 21 bis 27 Std., am häufigsten<br />

dauert dieser 25 Std. Halten sich <strong>Menschen</strong> im Dauerdunkel (es gibt noch nicht mal<br />

Lichtschalter) führt dies zum „Chronochaos“.


Im Dunkeln schlafen die <strong>Menschen</strong> zunächst alle 12h und später sogar alle 4h,<br />

nehmen also wieder den Rhythmus <strong>des</strong> Säuglings an. Unter Umständen wird dann<br />

zwei oder vier mal am Tag geschlafen.<br />

Mittagsschläfer (z.B. Siesta, Sitte der Mediterranen) werden von Seiten der<br />

Schlafforscher äußerst positiv beurteilt, in China gibt es bereits ein Recht auf<br />

Mittagsschlaf. In den USA wird der Mittagsschlaf als „power napping“ bezeichnet.<br />

Die Dauer <strong>des</strong> Schlafes richtet sich im christlichen Abendland nach der Dauer der<br />

Helligkeit; aus der älteren Moral gibt es die Vorgabe, dass man im Bett nur schlafen<br />

solle, läge man bei Sonnenaufgang noch im Bett, sündige man. Traditionelle<br />

Chinesen schlafen im Winter länger als im Sommer, was dem Hormonhaushalt<br />

besser angepasst ist.<br />

Goethe z.B. war ein extremer Langschläfer, Edison (Erfinder der Glühbirne) ein<br />

Kurzschläfer. Autogenes Training wurde im ersten Weltkrieg entwickelt und<br />

beinhaltet die Konzentration auf einen Teilschlaf.<br />

Problematisch ist die Phasenverschiebung z.B. durch Schichtarbeit (an einem Tag<br />

gibt es z.B. drei 8h-Schichten), nachts von 12 bis 4 Uhr passieren die meisten Fehler<br />

an Präzisionsgeräten. Wechselschichten stellen dabei das größte Problem dar.<br />

Wechselschichtarbeiter leiden etwa 10 mal so häufig an Magenfehlern etc. wie<br />

andere Arbeitnehmer.<br />

Die circadiane Periodik in der Biologie beschreibt diese Phänomene.<br />

Studierende leben besonders unregelmäßig und erkranken später häufig an<br />

Magenkrebs oder Magenschleimhautentzündung usw. (Intellektuelle erkranken<br />

hieran wesentlich häufiger).<br />

Kinder müssen erst in ein Zeitschema erzogen werden, Neugeborene sind noch<br />

arhythmisch und können erst mit der Zeit an ein Zeitschema gewöhnt werden. Würde<br />

man nicht an ein solches Schema gewöhnt, ergäben sich bereits im Alltag die<br />

gleichen Probleme wie bei Schichtarbeitern.<br />

Die meisten Schlaganfälle und Herzinfarkte passieren morgens, auch bei To<strong>des</strong>fällen<br />

gibt es eine bestimmte Zeitperiodik.<br />

Die Vorgabe der Zeiteinteilung wurde zunächst von den Kirchen gemacht und später<br />

durch nationalstaatliche Zeit ersetzt.<br />

Lunar-Periodik<br />

Einige Tiere halten sich ganz streng an die Mondperioden wie z.B. die Mücke Clunio<br />

sushimensis. Bei dieser Mücke wurde die Abhängigkeit und Synchronisation <strong>des</strong><br />

Rhythmus zum ersten Mal untersucht.<br />

Die Gezeitenperiodik ist sehr komplex (abhängig vom Mond, der Art <strong>des</strong> Ozeans),<br />

marine und terrestrische Tiere in der Gezeitenzone werden als „eulitoral“ bezeichnet.<br />

Diese Mücke legt die Eier im Bereich der Gezeitenzone ab, es kommt zur<br />

kurzfristigen Monogamie, die ca. eine halbe Stunde andauert, in der alles (Häutung<br />

<strong>des</strong> Weibchens, Kopulation, Eiablage) passieren muss. Die Tiere sind so mit dem<br />

Mond und dem Tidenhub synchronisiert, dass alles immer gut geht.<br />

Der Fisch Leuresthes legt die Eier mit der Springflut am Strand an die äußerste<br />

Grenze der Springflut ab, einen Monat später gelangen dann die Organismen in das<br />

Meer zurück. Der marine Feinddruck wird dadurch auf null reduziert.<br />

Der Palolo-Wurm (Eunice [Palola] varidis) ist sogar in der Lage, drei Rhythmen zu<br />

integrieren, einen Jahresrhythmus, eine Lunar-Periodik und einen Tages-Rhythmus.


Das Phänomen wird als Epitokie bezeichnet. Die Tiere sind getrenntgeschlechtlich<br />

und bilden als Vorbereitung auf die Fortpflanzung zu einem bestimmten Zeitpunkt im<br />

Jahr Gonaden aus, die Spermien bzw. Oocyten produzieren. Diese werden in den<br />

hinteren Bereich <strong>des</strong> Körpers gepumpt, der dann eine Metamorphose durchmacht,<br />

sich danach anders bewegt und Bauchaugen ausbildet. Vor der Kopulation reißt<br />

dann die hintere Hälfte ab, der Kopf bleibt in einer Koralle stecken. Die hinteren<br />

Hälften zerplatzen dann und lassen Spermien bzw. Oocyten frei.<br />

Dieses Ereignis findet immer in Oktober oder November in einer bestimmten<br />

Mondphase um Mitternacht statt.<br />

Eingeborene können dieses Ereignis voraussagen (sie feiern ein Fest, das<br />

monatelanger Vorbereitung bedarf), Wissenschaftlern ist dies nicht gelungen.<br />

Eine abgewandelte, allerdings nicht so extreme Form dieser Organismen und dieses<br />

Ereignisses ist auch u.U. in der Ostsee zu beobachten.<br />

Jahresperiodik<br />

Um den kalten Winter zu überleben, ist von Seiten der Tiere eine gewisse<br />

Antizipation notwendig, da die Tiere sich auf diese kalte Zeit vorbereiten müssen. Die<br />

Erkenntnis, dass der nächste Winter kommt, lässt sich aus der Verkürzung der<br />

Photoperiode ableiten ([einziges] verlässliches Zeichen, dass der Winter kommt; wird<br />

von allen Organismen genutzt, die darauf angewiesen sind). Alle Organismen in den<br />

gemäßigten Breiten sind auf die Photoperiode programmiert, die in der ersten<br />

Jahreshälfte an Dauer zunimmt und in der zweiten Jahreshälfte wieder kürzer wird.<br />

Bei den Tieren gibt es das Phänomen der Dormanz, sie schlafen in der kalten<br />

Jahreszeit ein (Kryptobiose, manchmal auch als Anabiose bezeichnet, allerdings<br />

kann auch das Aufwachen als Anabiose bezeichnet werden). Die Mechanismen<br />

dieses Vorgangs sind noch weitgehend unverstanden. Tiere, die diesem Phänomen<br />

unterliegen (dies sind nur wenige), können verschiedene Frostschutzmittel<br />

produzieren oder auch eintrocknen.<br />

Zur „Diapause“ kommt es dadurch, dass der Organismus die verkürzte Photoperiode<br />

erkennen und messen kann und sich dann darauf einstellt. Insekten z.B. legen dann<br />

Eier ab, die mit einem Gefrierschutz (z.B. Glycerin, bestimmte Eiweiße) ausgestattet<br />

sind.<br />

Die Winterruhe betrifft Säugetiere und Vögel, die sich für den Winter Fett anfressen<br />

und ihren Stoffwechsel absenken können. Wenn es zu kalt wird, gehen sie jedoch<br />

wieder wie z.B. der Bär wieder auf Futtersuche. Das Säugetier muss also lange<br />

vorher antizipieren und Fett anfressen.<br />

Der Igel speichert dieses als so genanntes braunes Fett (= plurivakuoläres Fett),<br />

welches durch verschiedene Enzyme braun gefärbt ist. Es kann kontrolliert durch das<br />

adrinerge Nervensystem gesteuert werden, ob und wie viel dieses Fettes oxidiert<br />

wird. Die Zellen, in welchen braunes Fett gespeichert wird, sind Mitochondrien reich.<br />

Als Konsequenz der Winterrruhe ergibt sich eine umgestellte Nervenimpulsleitung,<br />

die bei diesen Tieren auch noch bei 2 bis 4°C möglich ist (im Normalfall nur bei<br />

Temperaturen bis 12/14°C), die Herzfrequenz wird auf wenige Schläge pro Minute<br />

reduziert. Beim Aufwachen wird die Schlaganzahl innerhalb von 30 min wieder auf<br />

ein normales Maß gebracht. Bei Fledermäusen schlägt das Herz in der Winterrruhe<br />

etwa 25 mal, unter Normalbedingungen 400 mal und im Flug sogar etwa 1000 mal<br />

pro Minute. In einer Fledermauskolonie passen immer einige Fledermäuse auf, dass<br />

es nicht zu kalt wird.<br />

Der Winterschlaf ähnelt im Prinzip dem normalen Nachtschlaf.


Bewegen sich Erwachsene in kalten Bereichen, kommt es zur Ausbildung einer<br />

Gänsehaut (dient eigentlich dem Aufstellen <strong>des</strong> Haarklei<strong>des</strong>, um eine zusätzliche<br />

Isolationsschicht zu erhalten; heute sinnlos) und zum Muskelzittern (Kältezittern,<br />

kontrolliert durch Acetylcholin). Ein Säugling ist dazu nicht in der Lage, denn er<br />

besitzt noch nicht die entsprechende Muskulatur zum Aufstellen der Haare und auch<br />

noch keine Haare. Er besitzt dafür noch braunes Fett um die Nieren herum<br />

(Nierenfettkörper).<br />

Der Nachtschlaf ist ein ultravialer Rhythmus (kürzer als 12 Std.); zum Schlaf von<br />

Tieren kann relativ wenig ausgesagt werden, der menschliche Schlaf ist dagegen<br />

relativ gut untersucht.<br />

Wir schlafen in 90-min-Zyklen, die aus REM-Schlaf (rapid-eye-movement,<br />

Traumphase, die dringend nötig ist), Tiefschlaf und einigen weiteren Phasen<br />

bestehen.<br />

Bei Älteren kommt es zur Schlaffragmentierung, einige ältere <strong>Menschen</strong> wachen alle<br />

90 Minuten auf. Der Schlaf wird durch eine starke genetische Komponente reguliert,<br />

bei Eltern gibt es meist einen 90-min-Zyklus weniger.<br />

Bioindikation<br />

Dieser Zweig der Biologie betrachtet die Ökologie unter einem anderen<br />

Gesichtswinkel und dient dem Schätzen von Werten verschiedener Gebiete zur<br />

Umweltüberwachung, Risiko-Abschätzung und Prognose z.B. für die Fischerei oder<br />

Jagd.<br />

Als Instrumentarium dienen verschiedene Indikationssysteme, die bestimmte lebende<br />

Organismen sind. Ein guter Botaniker kann aus einer Wiese oder einem Wald sehr<br />

schnell Rückschlüsse ziehen auf den pH-Wert <strong>des</strong> Bodens (aufgrund der Existenz<br />

bestimmter Pflanzen). Anhand <strong>des</strong> Artenfehlbetrags (bestimmte Arten fehlen) kann<br />

auch festgestellt werden, wenn etwas nicht in Ordnung ist.<br />

Im Gegensatz zu komplexen biologischen Organismen, die in die Umwelt integrieren,<br />

liefern chemische und physikalische Messungen weniger brauchbare Daten.<br />

Der Mensch akkumuliert gewisse Substanzen genauso wie Tiere und Fische. Diese<br />

können jedoch in ihrer Menge bestimmt werden, womit aber noch längst nicht<br />

bekannt ist, was der Organismus damit macht.<br />

Cadmium- und Quecksilberionen z.B. werden bis zu einem gewissen Grad<br />

akkumuliert, können dann aber nicht mehr über Metalliothionin (?) gespeichert<br />

werden und werden dann ionisch gespeichert, sodass sie dann toxisch wirken (vgl.<br />

Itai-Itai- und Minamata-Krankheit). So warnt auch das Umweltbun<strong>des</strong>amt in<br />

regelmäßigen Abständen vor dem Konsum bestimmter Produkte (z.B. Innereien von<br />

Wildtieren).<br />

Fazit: Biologische „Messgeräte“ sind besser als physikalische oder chemische.<br />

Vor allem in Gewässern werden bestimmte Organismen als Indikationssyteme<br />

genutzt, in den USA werden bestimmte Muscheln („mussel watch“) zu diesem Zweck<br />

eingesetzt, mit denen die Verschmutzer nachgewiesen werden können. Beim<br />

passiven „Monitoring“ werden Tiere einfach aus dem Gewässer entfernt und<br />

anschließend untersucht. Beim aktiven Monitoring dagegen werden die Tiere in<br />

Körben in die Gewässer eingebracht (z.B. direkt in das Abwasser verschiedener<br />

Firmen). Es handelt sich dabei vor allem um biologische Systeme/Organismen, über<br />

deren biologische Systeme besonders viel bekannt ist.<br />

Bei Wirbeltieren akkumulieren vorwiegend Nieren und Leber giftige Stoffe.


Der Naturschutz und die Bewirtschaftung kümmert sich um Systeme, die interpretiert<br />

werden, um sie dann zu schützen oder zu vernichten.<br />

Unter natürlichen Bedingungen wird ein Wald einmal pro Jahrhundert abgebrannt<br />

(z.B. durch einen Blitzeinschlag). Die Eiche ist allerdings (wie die Lerche) in der Lage<br />

Brände durchzustehen und kann so mehrere hundert Jahre alt werden. Andere<br />

Pflanzen und Bäume werden abgebrannt und ersetzt.<br />

Die Aufforstung geschieht z.T. mit Fichten, sodass Monokulturen entstehen (v.a. in<br />

Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern).<br />

Heute gibt es noch eine Feuervegetation z.B. in Arizona, Kalifornien oder Australien.<br />

Einige Gebiete (auch Naturschutzgebiete) brauchen Feuer, so genanntes kaltes<br />

Feuer, das schnell über die Vegetation hinwegläuft. Die Feuer sind besonders auf<br />

armem Boden notwendig, um ihn quasi zu „düngen“.<br />

Viele Insekten z.B. legen ihre Eier nur nach einem Brand.<br />

Auch die Heide müsste eigentlich einmal im Jahr abgebrannt werden, diese Rolle<br />

übernehmen in gewisser Weise die Schafe (calluna vulgaris ist Konkurrenz-schwach,<br />

die Konkurrenten werden durch die Schafe vernichtet).<br />

Das Feuer dient als Motor, durch den ein Ökosystem wieder in Gang gebracht<br />

werden kann.<br />

Der Naturschutz (will möglichst große Gebiete erhalten) steht z.T. im Widerspruch<br />

zum Tierschutz.<br />

Der Mensch hat im letzten Jahrhundert viele Tiere ausgerottet, dabei kann<br />

unterschieden werden zwischen einer direkten und einer indirekten Ausrottung. Die<br />

direkte Ausrottung soll durch den Artenschutz verhindert werden (vgl. Washingtoner<br />

Abkommen, etwa 30 Jahre alt). Die indirekte Ausrottung soll durch einen<br />

Biotopschutz verhindert werden, der in etwa mit Naturschutz gleichgesetzt werden<br />

kann. Daran sind vor allem internationale Organisationen wie z.B. WWF beteiligt. In<br />

Deutschland gibt es verschiedene Biosphären-Reservate, die durch das Projekt MAB<br />

(Men and Biosphäre) gefördert werden. In diesen Gebieten sind bestimmte Dinge<br />

verboten, die Zentralgebiete sind meist nur für Wissenschaftler zugängig.<br />

Die direkte Ausrottung geht auf verschiedene Motive zurück, das häufigste Motiv<br />

stellt immer noch das Vergnügen dar, weiterhin gibt es ein Erwerbsmotiv oder<br />

Konkurrenz.<br />

Beispiele für ausgerottete Tiere stellen dar:<br />

• Ectopistes migratories, die Wandertaube<br />

• Pinguinus impennis (Riesenalg), der um 1850 durch Napoleon<br />

ausgerottet wurde, der <strong>des</strong>sen Fett als Brennstoff nutzte<br />

• Raphus cucullatus (Dronten), die innerhalb weniger Jahre ausgerottet<br />

wurden<br />

• Thylacinus cynocephalus (Beutelwolf), das letzte Tier dieser Art ist<br />

1930 in Tasmanien gestorben; wurde unter Schutz gestellt, nachdem er<br />

ausgerottet war<br />

Haustiere werden durch den <strong>Menschen</strong> „dumm“ gemacht/gezüchtet, die Gehirne von<br />

Haustieren sind grundsätzlich kleiner als von Wildtieren. Der Urochse/Auerochse<br />

wurde 1790 etwa ausgerottet.<br />

Bis heute wurden etwa 100 bis 200 Säugetierarten durch den <strong>Menschen</strong> ausgerottet,<br />

bei den Vögeln verhält es sich ähnlich. Die Zahl der bekannten Säugetierarten liegt<br />

etwa bei 4500, bei den Vögeln zwischen 9000 und 10 000. Bei Fischen und anderen<br />

Wirbeltieren sieht es bereits ganz anders aus, es sind kaum Zahlen bekannt.<br />

Merke: Washingtoner Artenschutzabkommen, WWF, IUCN


Der Tierschutz umfasst meist einen Individualschutz und ist, was den Lebensraum<br />

einzelner Arten betrifft, irrelevant.<br />

Kürzeste Definition von Leben: Leben ist durch den Tod gekennzeichnet. Verhindert<br />

man also den Tod von Lebewesen, verhindert man auch Leben.<br />

Sicher ist, dass wir einen globalen Biotop- und Naturschutz brauchen, ob das gleiche<br />

auch für den Artenschutz gilt, ist unter Biologen umstritten.<br />

Neozoen<br />

Literatur: „Neue Tiere & Pflanzen in der heimischen Natur“ (Mario Ludwig u.a.)<br />

Überblick<br />

1) Was sind Neozoen?<br />

2) Einwanderung von Tier- und Pflanzenarten als natürlicher Prozess<br />

3) Vorraussetzung für die Etablierung von Neozoen<br />

4) Wege der Einbürgerung von Neozoen<br />

5) Folgen der Einschleusung von Neozoen<br />

1)<br />

Neozoen sind Tierarten, die nach 1492 unter direkter oder indirekter Mitwirkung <strong>des</strong><br />

<strong>Menschen</strong> in bestimmte Gebiete gelangt sind und dort wild leben (beachte: es gibt<br />

eine biologische und eine gesetzliche Definition!).<br />

Als Archaezoen werden vor 1492 vom <strong>Menschen</strong> eingeführte und eingeschleppte<br />

Tierarten (z.B. Hausmaus <strong>–</strong> Mus musculus, Heimchen <strong>–</strong> Achaeta doemestica,<br />

Karpfen <strong>–</strong> Cyprinos carpio) bezeichnet.<br />

Analoge Begriffe sind z.B. Einwanderer, Eindringling, Exot, Neubürger, invasive<br />

Tierart, allochthone Tierart oder gebietsfremde Tierart.<br />

Etablierte Neozoen leben bereits über einen längeren Zeitraum (mind. 25 Jahre) oder<br />

min<strong>des</strong>tens drei Generationen im neuen Gebiet. Der Neozoenstatus gilt nur für Arten,<br />

nicht für Rassen.<br />

Im Gegensatz dazu stehen die einheimischen Arten.<br />

2)<br />

Auf den Vulkan-Inseln Surtsey (Island) und Krakatau kommt es nach<br />

Vulkanausbrüchen auch zur Einwanderung neuer (Pflanzen- und) Tierarten.<br />

Allerdings handelt es sich hierbei nicht um Neozoen (bzw. Neophyten), da sie nicht<br />

durch den <strong>Menschen</strong> dorthin gebracht werden.<br />

Die Insel Surtsey ist 1963 bis 1967 durch vulkanische Aktivität entstanden. 1968<br />

lebten dort bereits 70 Arthropoden, 43 Dipteren und auch 5 höhere Pflanzen.<br />

Die Insel Krakatau ist 1883 explodiert und wurde danach durch eine dicke<br />

Ascheschicht belegt (Nebeneffekt: riesiger Tsunami). Die nächste belebte Insel ist<br />

hier etwa 18,5 km entfernt. 1923 lebten dann aber bereits wieder 500 Arthropoden,<br />

20 Landschnecken, 3 Reptilien (1 Schlange), 26 Brutvogelarten und 3 Säuger.<br />

3)<br />

a) Hohe Anpassungsfähigkeit -> tolerant gegenüber vielen<br />

Umweltparametern (besonders bevorzugt sind hier Opportunisten,<br />

Ubiquisten)<br />

b) Geeignete Standortfaktoren -> klimatische Bedingungen,<br />

Vorhandensein ökologischer Nischen, Vorhandensein von Nahrung


4)<br />

c) Hohe Zahl von Nachkommen -> r-Strategie<br />

d) Leicht zu verbreiten -> schwimmen, fliegen, festhalten, Dauerstadien<br />

e) Geringer Feinddruck -> leichte Ausbreitung der Population wird möglich<br />

f) Genetische Konstitution der Gründerpopulation (Verwandtschaftsgrad,<br />

Inzuchtproblematik)<br />

a) Bewusste Einbürgerung (z.B. Wild)<br />

Bsp.:<br />

• Mufflon (Ovis ammon), der Ursprung ist hier nicht ganz geklärt,<br />

seit dem 18. Jhd. In Europa, Einbürgerung zur Jagd<br />

• Diverse asiatische Hirscharten z.B. Damhirsch (Cervus dama),<br />

Einbürgerung zur Jagd<br />

• Zander (Stizostedion lucioperca) aus Nordamerika oder<br />

Osteuropa eingewandert (Herkunft unsicher); kann in<br />

anthropogen geprägten Flusssystemen ablaichen, der Hecht<br />

braucht dazu Überschwemmungsgebiete (Vorteile für den<br />

Zander)<br />

• Regenbogenforelle (Oncorhyncus mykiss), Herkunft<br />

Nordamerika (1880), die später laicht als die einheimische<br />

Bachforelle; Laich der Bachforelle wird dadurch aufgewirbelt<br />

• Forellenbarsch (Micropterus salmoi<strong>des</strong>) und Schwarzbarsch<br />

(Micropterus dolomieu) sind 1883 aus Nordamerika<br />

eingewandert, sie sind Laichräuber<br />

• Tigerflohkrebs (Gammarus tigrinus) als Nahrung für eingeführte<br />

Tierarten bewusst eingebürgert, Herkunft: Nordamerika (1957)<br />

• Graskarpfen (Ctenopharyngodon idella), gegen Verkrautung der<br />

Gewässer eingesetzt, eingebracht aus China (1965), wiegt 20<br />

bis 25kg und frisst täglich bis zu 120% <strong>des</strong> eigenen<br />

Körpergewichts, es kommt zur Schädigung von Wasserpflanzen<br />

(aber bedenke Aufwuchs der Pflanzen durch Eutrophierung der<br />

Gewässer); ursprünglich handelte es sich um eine rein<br />

männliche Population, allerdings gibt es beim Karpfen die<br />

Möglichkeit der Geschlechtsumkehr<br />

b) Unbeabsichtigte Einschleusung/Einbürgerung (z.B. mit Waren) -><br />

häufigster Grund für die Einbürgerung von Neozoen<br />

• Kartoffelkäfer (Leptinotarsa decemlineata), 1876 aus Colorado<br />

eingeführt<br />

• Gefleckter Strudelwurm (Dugesia tigrina) vor 1924 mit Pflanzen<br />

aus Nordamerika eingebracht<br />

• Gelbfüßige Bodentermite (Reficulitermes flavipes) aus<br />

Nordamerika 1837<br />

• Rosskastanien-Miniermotte (Camerania ohridella), vermutlich<br />

aus dem Balkan eingebracht, dort erstmals 1990 beschrieben,<br />

seit 1994 in Deutschland<br />

c) Entweichen aus Haltungen/Zucht (Züchter, Amateure)<br />

• Aussetzung von Aquarianern z.B. Zwergwels (1885, USA),<br />

Sonnenbarsch (1887, USA), Blaubandbärbling (1984, Ostasien),<br />

Pacu (Südamerika)


5)<br />

• Ochsenfrosch (Rana catesbeiana) aus Nordamerika 1930 zur<br />

Produktion von Froschschenkeln in Italien eingeführt, kurz<br />

danach auch in Deutschland, aber dann wieder verboten; seit<br />

den 70ern gibt es in Süddeutschland eine konstante Population<br />

• Nutria (Myocastor coypus), 1935 als Pelztier aus Südamerika<br />

eingeführt<br />

• Halsbandsittich (Psittacula krameri), 1967 aus Afrika/Südasien<br />

• Karolinensittich (Lonuropsil carolinensis)<br />

Die Etablierung solcher Wildpopulationen ist dabei nicht beabsichtigt.<br />

d) Vernichtung von Ausbreitungsbarrieren (Kanalbau, z.B. Suezkanal)<br />

• Dreikantmuschel (Dreissena polymorpha) aus dem kaspischen<br />

Raum ist mehrfach unabhängig eingewandert<br />

• Körbchenmuschel (Corbicula fluminea, C. fluvititis), seit 1980 aus<br />

Südwesteuropa eingewandert; Jährlich 10 Milliarden t in<br />

Ballastwasser, 7,4 Millionen pro Tag -> 86 Individuen pro<br />

Sekunde<br />

e) Einwanderung aus Gebieten, wo die betroffene Art bereits Neozoe ist<br />

• Marderhung<br />

f) Einschleppen mit Bilgenwasser (Ballastwasser in Schiffen)<br />

g) Aufwuchs auf dem Schiffsrumpf und an Ankerketten („Biofouling“)<br />

• Dreikantmuschel, Schichtdicke ca. 30 cm<br />

• Keulenpolyp aus dem kaspischen Raum (1858)<br />

• Wollhandkrabbe (aus China, 1912)<br />

h) Natürliche Ausbreitung, aber indirekte Beeinflussung durch den<br />

<strong>Menschen</strong> (z.B. durch Vernichtung potentieller Feinde)<br />

i) Wiedereinbürgerung ehemaliger einheimischer Arten<br />

• Huchen (hucho hucho) -> das ist ein Fisch!!<br />

• Storch (Coconia ciconia)<br />

• Steinbock (Capra idex)<br />

Es ergeben sich Probleme bei der Unterscheidung zwischen ursprünglicher<br />

und eingeborener Population.<br />

j) Stützung natürlicher Wanderung durch Transporte<br />

• Europäischer Aal (anguilla anguilla) -> Problematik <strong>des</strong><br />

japanischen Aals (Anguilla japonica) und Anguillicola crassus<br />

(ein Nematode), der Aal verblutet, der japanische Aal kommt<br />

allerdings damit zurecht, der Nematode wird verbreitet<br />

k) Einfuhr zum Zweck der Forschung und anschließende (versehentliche)<br />

Verwilderung<br />

• Varroa jacobsoni (Acari, Milben) befallen Bienen (Apis millifera)<br />

und saugen Hämolymphe; aus Südostasien 1977 eingewandert;<br />

Bekämpfung durch 60%ige Ameisensäure über Nassenheider<br />

Verdunster oder Akarizide (Persistenzen! <strong>–</strong> Tiere werden nach<br />

und nach resistent, die Akarizide finden sich auch im Honig)<br />

• Killeralge <strong>des</strong> Mittelmeers (Caulerpa taxifolia) aus Pazifik 1984,<br />

aus dem ozeanographischen Institut in Monaco, Verbreitung<br />

vermutlich durch Ankerketten und Netze, überwuchert<br />

Seegraswiesen und verdrängt das Seegras<br />

a) Veränderung in der Zusammensetzung von Faunen


• An der Nordsee stammt fast jede zehnte Tierart (jede zweite<br />

Muschel!) aus Übersee -> Verdrängung der europäischen<br />

Muschel (Ensis siliqua, Ensis ensis) durch die amerikanische<br />

Muschel<br />

• Schlickkrebs verdrängt Dreissena, Asellus aquaticus und diverse<br />

Chironomiden -> deren Prädatoren (z.B. Egel) nehmen ab<br />

• Schwarzbarsch/Forellenbarsch -> Bruträuber<br />

b) Verdrängung einheimischer Arten<br />

• Genetische Veränderung durch Hybridisierung: in Australien<br />

eingebürgerte Stockente mit einheimischer Augenbrauenente,<br />

diese durch Hybridisierung gebietsweise völlig verdrängt<br />

c) Verbastardisierung mit autochthonen Arten -> stabile Mischpopulation<br />

• Süßwasserschnecke -> polyploide Bastarde -> zur Bildung eines<br />

Enzymtyps fähig, den keine der ursprünglichen Arten bilden<br />

konnte<br />

• Italienspatz: fertile Hybride aus Hausspatz und Weidenspatz<br />

(oder <strong>–</strong>sperling???, da gings eindeutig zu schnell :-/)<br />

• Schwanen- und Höckergans bzw. Grau- und Hausgans sind<br />

uneingeschränkt zu paaren<br />

• Hybride der Anatidae -> weltweit 149 Arten, 430 Hybride<br />

• Neben Verlust genetischer Diversität kommt es hierbei auch zur<br />

Bereicherung mit Genen (finde das einen Widerspruch, stand<br />

aber so da)<br />

d) Veränderung der Landschaft<br />

• Ziegen, Ratten, Katzen, Schweine auf Inseln angesiedelt als<br />

Nahrung für Seefahrer -> Vernichtung ozeanischer<br />

Seevogelbrutkolonien/Zerstörung der Vegetation<br />

• Kaninchen für Jagdzwecke nach Australien eingeführt -> mit Gift,<br />

Bomben, Krankheiten, Parasiten (Myxomatose-Virus -><br />

Resistenzenbildung) bekämpft/Zaun quer durch den ganzen<br />

Kontinent<br />

• Rattenplage in Zuckerrohrplantage auf Jamaika -> Einführung<br />

von Mungos (Schleichkatzen) zur Bekämpfung -> rasche<br />

Dezimierung der Ratten -> Übergang auf einheimische<br />

(jamaikanische Arten) -> Bekämpfung der Mungos notwendig<br />

e) Erreichen einer unkontrollierten Dominanz und wirtschaftliche Schäden<br />

• Dreikantmuschel in Nordamerika in Kraftwerken -> 5 Mrd. US $<br />

in den vergangenen 12 Jahren<br />

• Schlickkrebs sehr starke Dominanz -> 55% aller Individuen <strong>des</strong><br />

Makrozoobenthos<br />

• Wollhandkrabbe durch Massenauftreten -> Minderung <strong>des</strong><br />

fischereilichen (tolles Wort ☺) Ertrags/ Graben Wohnhöhlen -><br />

Schäden an Dämmen und Deichen<br />

f) Medizinische und tiermedizinische Schäden<br />

• Pest: fatale Ausweitung durch Einschleusung <strong>des</strong> Biosystems<br />

Wanderrate (1750 aus Asien) und Pestfloh, der das Bakterium<br />

Yersinia pestis überträgt; auch die Hausratte (Rattus rattus)<br />

überträgt dieses Virus -> vor 1500 Jahren aus Indien<br />

eingewandert -> Archaezoa


• Pharaoameise (aus Afrika/Indien), nur 2 mm groß, wurde vor<br />

1900 durch Handel/Verkehr eingeschleppt und wird durch<br />

Blut/Eiter angelockt -> überträgt dadurch auch Krankheiten, Stich<br />

schmerzhaft; dringt auch in sterile Geräte, Instrumente und<br />

elektronische Komponenten ein<br />

• Kartoffelkäfer aus mittlerem Westen der USA (Colorado) befällt<br />

wilde Solonaceen -> Übergang auf Kulturkartoffel -><br />

Massenvermehrung, Seuchenzug quer durch die USA -><br />

Ostküste wird 1874 erreicht -> bereits 2 Jahre später in Bremen -<br />

> langsame Ausdehnung über Deutschland Richtung Süden -><br />

1920-35 in Frankreich ausgedehnt (2.Welle) -> 1936<br />

Massenvorkommen im Saarland (Ausdehnung wiederum nach<br />

Osten)<br />

• Reblaus (Viteus vitifolli, 1855 in den USA entdeckt) besitzt<br />

ursprünglich nur geringe Bedeutung als Rehparasit, kommt<br />

1962/63 mit bewurzelten amerikanischen Reben nach Europa<br />

(da diese bessere Resistenz gegen Mehltau besitzen, häh??,<br />

ach so, <strong>des</strong>wegen werden sie eingeführt, hmm) -> viel stärkerer<br />

Befall der europäischen Rebe (Vitis vinifera) -> nach 20 Jahren<br />

in Frankreich etwa 20% Verlust<br />

• San-José-Schildlaus (Quadraspidiosus perniciosus) kommt aus<br />

Nordchina und Korea und ist heute weltweit verschleppt<br />

• Reptilien: Rotwangen-Schmuckschildkröte aus Nordamerika<br />

(1982), 95% der freigelassenen Tiere überleben nicht<br />

• Ochsenfrosch<br />

• Vögel, umstrittenes Beispiel ist die Türkentaube, kommt<br />

vermutlich aus Pakistan/Indien, lebte ursprünglich in<br />

Halbwüsten/Trockensavannen, seit 1930 in Europa ausgebreitet,<br />

erst in jüngerer Vergangenheit Ausbreitung in Städten<br />

• Säugetiere<br />

g) Psychosoziales Gefahrpotential<br />

Beispiele für Neozoen bei den Wirbeltieren:<br />

a) Reptilien: Rotwangen-Schmuckschildkröte aus Nordamerika (1982),<br />

95% der freigelassenen Tiere überleben nicht<br />

b) Ochsenfrosch<br />

c) Vögel, umstrittenes Beispiel ist die Türkentaube, kommt vermutlich aus<br />

Pakistan/Indien, lebte ursprünglich in Halbwüsten/Trockensavannen,<br />

seit 1930 in Europa ausgebreitet, erst in jüngerer Vergangenheit<br />

Ausbreitung in Städten<br />

d) Säugetiere<br />

• Waschbär <strong>–</strong> kommt ursprünglich vor vom südlichen Kanada bis<br />

Panama (6 Arten), seit ca. 80 Jahren auch in Deutschland, gut<br />

etablierte Neozoe, erstes Vorkommen am Edersee, in Berlin und<br />

auch Nordost-Frankreich, Jungtiere wandern -> rasche<br />

Ausbreitung; Dichte in Deutschland bis zu 1 Tier auf 100 ha (in<br />

den USA bis zu 177 Individuen pro 100 ha); Vorkommen seit den<br />

80er Jahren auch in Randzonen von Städten; keine nachteiligen<br />

Folgen bekannt, den meisten Bürgern völlig unsichtbar<br />

• Bisamratte kommt ursprünglich aus Nordamerika und ist heute<br />

weltweit verbreitet (Fellfarmen, rasche Fortpflanzung,


ausgeprägtes Wanderverhalten); verursacht umfangreiche<br />

Schäden an Schilfbeständen, unterminiert Dämme, Deiche und<br />

Uferböschungen, greift unter Bedrohung auch <strong>Menschen</strong> an<br />

Abschließende Zusammenfassung:<br />

Neozoen sind Tierarten, die unter direkter und indirekter Mitwirkung <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> in<br />

ein bestimmtes Gebiet gelangt sind und dort wild leben.<br />

Merke besonders (für die Klausur) [Beispiele für] Wege der Einbringung von<br />

Neozoen.<br />

Wiederholung: Als Neozoen (und auch Neophyten) werden Organismen bezeichnet,<br />

die nach 1492 nach Europa gekommen sind.<br />

Wie sehen jetzt die Auswirkungen dieser Organismen auf die Natur etc. aus?<br />

Um die USA für längere Zeit einzureisen, muss man z.B. gegen Tuberkulose geimpft<br />

sein, was sich als sinnvoll erwiesen hat. Auch die Einfuhr von Lebensmitteln ist<br />

untersagt, wobei diese Regeln nur zum Teil sinnvoll erscheinen. (Die USA seien mit<br />

ihrer Gesetzgebung ein wenig „überzogen“.)<br />

Führt man Karpfen nach Australien ein, drohen sogar Gefängnisstrafen oder hohe<br />

Geldstrafen, die auch sinnvoll sind, da die <strong>Evolution</strong> in diesem Teil der Erde in eine<br />

ganz andere Richtung gegangen ist (vgl. Auswirkungen <strong>des</strong> Neozoen Kaninchen in<br />

Australien! <strong>–</strong> 1859 wurden 10 Kaninchen eingeführt, heute kommen auf einen<br />

Australier 10 Schafe und auf 1 Schaf 10 Kaninchen; es kam und kommt dort zur<br />

größten Bekämpfung von Kaninchen überhaupt, z.B. mit Viren, Zäunen etc.).<br />

Australien wurde also besonders stark geschädigt durch ignorante Einwanderer, die<br />

das Kaninchen zum Zweck <strong>des</strong> Jagdvergnügens eingeführt haben.<br />

Ein Neozoe kann in einigen Gebieten großen Schaden anrichten, in anderen keine<br />

oder nicht nennenswerte Einflüsse auf seine Umgebung haben („Dikarianz“).<br />

Deutschland hat in diesem Bereich die liberalsten Gesetze. Da Deutschland ein Teil<br />

von Eurasien ist und somit evolutiv in einer Ebene mit den Nachbarländern liegt,<br />

wären Transportverbote auch sinnlos. Die Gesetze in Deutschland und Australien<br />

sind aus (evolutions)biologischer Sichtweise also vollkommen in Ordnung, die<br />

Gesetze der USA überzogen.<br />

Eine Minderheit der Neozoen ist sehr gefährlich, so z.B. der Kartoffelkäfer, der im 2.<br />

Weltkrieg auch zur Feindbekämpfung eingesetzt werden konnte, da die Kartoffel in<br />

weiten Teilen Europas ein Hauptnahrungsmittel ist.<br />

In Irland (katholisch) rief ein Pilzparasit (macht aus Kartoffeln eine stinkige, faulende<br />

Masse) eine große Hungersnot hervor. England, das nicht katholisch ist, war nicht<br />

unglücklich darüber, dass die Iren in so großer Zahl gestorben sind (-> „billigste<br />

Variante Katholiken loszuwerden“).<br />

Die Wollhandkrabbe richtet in der Elbe enormen Schaden an, ist in China aber einer<br />

der wichtigsten Nutzorganismen (als beliebtes Nahrungsmittel in<br />

Feinschmeckerrestaurants).<br />

Ambrosia (Pflanze!!!) ist ein Albtraum für Pollenallergiker, weshalb es eigentlich ein<br />

Vernichtungsgebot und einen Bekämpfungszwang geben sollte.<br />

Der Kosten und Nutzen von Haustieren ist auf einer emotionalen und auf einer<br />

rationalen Ebene zu bewerten.<br />

Vor etwa 10 000 Jahren hat der Mensch aus Wildtieren Haustiere gezüchtet<br />

(neolithische Revolution, ausgehend vom Irak), diese „Züchtung“ hatte zunächst


enorme positive Konsequenzen, da die Haustiere Fleisch, Milch und Eier liefern<br />

konnten. Die negative Seite der Haustiere besteht in den größenordnungsmäßig<br />

etwa 50 Krankheiten, die von jedem neuen Haustier auf den <strong>Menschen</strong> übertragen<br />

worden sind.<br />

So ist auch die Katze im Prinzip einen Gesundheitsgefahr für Schwangere<br />

(Toxoplasmose <strong>–</strong> Kinder werden mit allerschwersten Schädigungen geboren), die<br />

Gefahr besteht allerdings nur, wenn die Frau als Schwangere zum allerersten Mal mit<br />

einer Katze bzw. dem Erreger in Berührung kommt.<br />

Kolumbus trifft in Amerika zwar auf andere <strong>Menschen</strong>, allerdings sind beide<br />

<strong>Menschen</strong>gruppen bereits längere Zeit in der <strong>Evolution</strong> getrennt (die Indianer<br />

stammen aus dem Mongolidenbereich). Indianer sind keine Europäer und damit auch<br />

nicht auf europäische Krankheitserreger eingestellt bzw. dagegen immun. Die<br />

Ausbreitung von Krankheiten verläuft also im Schnelldurchgang, die Indianer rächen<br />

sich dann mit Syphilis (Verbreitung über Bordelle). Bemerke: „Intelligente Syphiliker<br />

bringen grandiose Gedanken hervor (vgl. Nietzsche, Heine), aber der Tod kommt<br />

schnell und grausam“.<br />

Eine „getrennte“ <strong>Evolution</strong> sorgt also für die Gewöhnung an verschiedene Keime.<br />

HGT <strong>–</strong> horizontaler Gentransfer<br />

Heutzutage können kleine Genome schon in sehr kurzer Zeit sequenziert werden<br />

(z.B. Mycoplasma genitaliae, 0,85 Mio bp, in 4 Std.).<br />

Der Mensch besteht aus unzähligen von Zellen, die Zahl der fremden Zellen im Darm<br />

ist aber 10 bis 100 mal so hoch. Bei einer Stimme pro Zelle (Zellgleichberechtigung)<br />

besitzen wir also eigentlich nur ein Minderheitenvotum von 1% bis 10% in unserem<br />

Körper.<br />

Auch bei der Zahl der unterschiedlichen Chromosomen ist der Mensch in der<br />

Minderheit, aufgrund der großen Variabilität der Darmbakterien besitzen diese etwa<br />

100 mal so viele Gene wie wir. Die Darmbakterien besitzen allerdings eine äußerst<br />

wichtige Funktion für den <strong>Menschen</strong>.<br />

Antibiotika, vor allem über längere Zeit eingenommen, zerstören die Bakterien im<br />

Darm, die wir brauchen.<br />

Gute Krebsforscher stellen fest, dass ca. 40% unseres Genoms aus externen<br />

Organismen eingeschrieben werden.<br />

Nach momentanen Stand sind min<strong>des</strong>tens 100 Gene in das menschliche Genom<br />

eingeschrieben, die von Bakterien stammen, die in uns leben.<br />

Der Unterschied <strong>des</strong> menschlichen Genoms zum Schimpansen-Genom beträgt nur<br />

etwa 1,5%.<br />

Escherichia coli ist ubiquitär und weit verbreitet. E.coli K 12 ist nicht weiter gefährlich,<br />

gefährlich sind die Stämme EHEC (enterohämorarische E.coli, produzieren Gifte, die<br />

zur Darmblutung führen) und UPEC (im Urogenitaltrakt pathogen). Vor allem jüngere<br />

Frauen sind von UPEC betroffen (Blasenentzündung, vgl. „zieht euch warm an, vor<br />

allem um die Nieren!!“ ☺).<br />

Diese drei E.coli-Stämme haben nur etwa 70% ihres Genoms gemeinsam, was durch<br />

den immer wiederkehrenden Genaustausch liegt. Größenordnungsmäßig haben sie<br />

die Hälfte (40-70%) ihres Genoms gemeinsam, dieses wird als Pangenom<br />

bezeichnet.<br />

Auch der <strong>Menschen</strong> und Drosophila haben etwa 70% ihres Genoms gemeinsam.


Objektiv gesehen sind Affen als Haustiere wesentlich gefährlicher als Hund und<br />

Katze, da von diesen Individuen Krankheiten wie Ebola und AIDS auf den <strong>Menschen</strong><br />

übergehen.<br />

Organismen, die eingewandert sind, lassen sich in positive und negative Gruppen<br />

aufteilen (unter Biologen ungern gesehen). Schadorganismen bzw. Unkraut sind<br />

schädlich, durch Monokulturen <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> wird aber die Entwicklung von<br />

Schadorganismen gefördert.<br />

Momentan gibt es etwa 3500 Käferarten, die systematisch bekämpft werden, 3000<br />

Schmetterlingsarten sind weltweit als Schädlinge eingeordnet.<br />

1967 <strong>–</strong> 6-Tage-Krieg, im April und Mai brodelt es in Ägypten und anderen Staaten.<br />

Ägypten hatte zu diesem Zeitpunkt drei Einnahmequellen, Tourismus, Erdöl bzw. den<br />

Suezkanal (Durchfahrt der Erdöltanker) und Baumwolle. Der ägyptische Präsident<br />

Nasser „verpennt“ die Vernichtung von Schmetterlingen, deren Massenvermehrung<br />

im Frühjahr zu beobachten bzw. vorauszusehen war. Zu diesem Zeitpunkt stand<br />

bereits fest, dass im Herbst keine Baumwolle geerntet werden könnte. Ein Tier<br />

konnte die Wirtschaft eines Lan<strong>des</strong> so in Schwierigkeiten bringen, dass ein Krieg<br />

ausbricht.<br />

Früher wurde das Vorgehen gegen Schädlinge als Schädlingsbekämpfung<br />

bezeichnet, heute wird es Pflanzenschutz genannt.<br />

Vor allem in Österreich und der Schweiz (Monokulturen von Fichten,<br />

schwerwiegender Fehler in der Vergangenheit) kommt es seit etwa 10 Jahren<br />

vermehrt zu Problemen mit Ips typographus (Buchdrucker, Borkenkäfer), der auf<br />

absterbenden Picea lebt. In weniger starkem Umfang treten diese Probleme auch am<br />

Neckar auf. Der Käfer zerstört nun die Fichten, sodass Wälder absterben und es zu<br />

verstärkter Erosion kommt. Die Bekämpfung <strong>des</strong> Käfers bringt nicht viel bzw. ist<br />

kaum möglich, das Aufforsten in Steillagen gestaltet sich als schwierig. Katastrophen<br />

drohen durch Bodenerosion und Überschwemmungen (durch vermehrte, plötzliche<br />

Niederschläge noch forciert.<br />

Das Anlegen von Monokulturen ist also meist mit enormen Folgen verbunden, die<br />

auch extrem teuer sind.<br />

Ein weiteres Beispiel ist Mytus persicae, ein Kartoffelnematode, der sich durch die<br />

Monokultur vermehrt hat. Bestimmte Organismen können sich in Monokulturen<br />

extremer vermehren als unter normalen Bedingungen.<br />

Parasiten <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> und der Haustiere <strong>–</strong> es gibt drei große Parasitengruppen<br />

1) Protozoen<br />

• Plasmodium, der Malariaerreger, wird über die weibliche<br />

Anophelesmücke übertragen, die Krankheit endet im Allgemeinen<br />

tödlich. Es gibt ca. 3 Mio Tote pro Jahr, 300 Mio Infizierte weltweit und<br />

500 Mio Neuinfizierte jährlich (durch Neuinfektionen als geheilt<br />

geltender). Plasmodium hat den Genotyp der Schwarzafrikaner<br />

wesentlich mit beeinflusst (vlg. Sichelzellanämie).<br />

• Die Schlafkrankheit wird ausschließlich übertragen durch die weibliche<br />

Tsetsefliege. Die Wahrscheinlichkeit, sich als Reisende zu infizieren, ist<br />

sehr gering (aufgrund <strong>des</strong> Verhaltens <strong>–</strong> Europäer waren eine größere<br />

Distanz zu Fliegen)<br />

• Leishmaniose


• Entamoeba histolytica <strong>–</strong> die Infektion geschieht per os (durch den<br />

Mund) über nicht hinreichend zubereitete Nahrung (nicht ausreichend<br />

erhitzt). In den Tropen sollte kein Eis gegessen werden.<br />

Schätzungsweise sind ca. 500 Mio <strong>Menschen</strong> infiziert (nach höchsten<br />

Schätzungen bis zu 1 Mrd.), die Krankheit endet relativ rasch tödlich.<br />

• Pneumocystis wird durch Katzen übertragen und ruft eine<br />

Lungenentzündung hervor (erhebliche Störungen bei Neugeborenen,<br />

für immungeschwächte Personen (z.B. durch AIDS) besonders<br />

gefährlich und häufig tödlich, ansonsten kaum problematisch)<br />

• Cryptosporidium ruft Verdauungsstörungen hervor. Sowohl<br />

Pneumocystis als auch Cryptosporidium sind Opportunisten.<br />

• Trichomonas ist ein Protozoe im Geschlechtstrakt bei Männern und<br />

Frauen und kann Sterilität hervorrufen.<br />

2) Helminthen (medizinischer Begriff für wurmförmige Parasiten)<br />

• Die Infektion erfolgt per os (durch den Mund), per cutan (über die Haut)<br />

oder über Vektoren (für den <strong>Menschen</strong> meist Arthropoden)<br />

• Trichinella (Muskeltrichine, aus Schweinefleisch) <strong>–</strong> die Infektion wird<br />

vermieden durch Fleischbeschau (in Europa zu 100%)<br />

• Ascaris <strong>–</strong> das Jugendstadium perforiert die Lunge, es gibt ca. 1 Mrd.<br />

Ascaristräger<br />

• Dracunculus gelangt über Wasser, das nicht ausreichend gereinigt<br />

wurde, in den <strong>Menschen</strong>.<br />

• Trichuris wird u.a. eingesetzt zur Milderung von Morbus Crohn<br />

• Wuchereria ruft z.B. Elephantitis hervor<br />

• Schistosoma sorgt für Blut im Stuhl und Harn und kann Krebs auslösen.<br />

3) Arthropoden<br />

• Pestfloh (Xenopsylla cheopis) sorgte für den Tod von 25 Mio <strong>Menschen</strong><br />

in 5 Jahren (damals ein Viertel der europäischen Bevölkerung) und war<br />

zunächst nur ein Erreger im Nagetierbereich. Gelangt über Rattus<br />

rattus (Hausratte) verstärkt an den <strong>Menschen</strong>. Die Bevölkerung hatte<br />

nichts gegen Ratten und Flöhe. Außerdem herrschten in den Häusern<br />

ideale Bedingungen für Flohlarven (Speisereste am Boden) und Ratten<br />

und Flöhe. In Lübeck seien 99% der <strong>Menschen</strong> durch die Pest<br />

gestorben, in China mehr als 10 Mio.<br />

• Pediculus humanus ist der Erreger vom Flecktyphus oder Fleckfieber,<br />

Rickettsia prowazekii der Überträger. 1921/22 gibt es 2 Mio Tote und<br />

30 Mio Erkrankte.<br />

• Aë<strong>des</strong> ist der Gelbfieberüberträger, häufig ist die Einreise nur gestattet<br />

bei Impfnachweis gegen Gelbfieber. Die Krankheit stammt vom Affen,<br />

aus welcher Region der Welt ist allerdings unbekannt. In den Tropen ist<br />

sie sehr weit verbreitet, der Tod tritt schnell ein. Die Erkrankten werden<br />

aufgedunsen, gelb und spucken Blut. Beim Bau <strong>des</strong> Panamakanals<br />

starben etwa 80% der Bauarbeiter an Gelbfieber.<br />

AIDS ist etwa seit Anfang der 80er Jahre bekannt, an dieser Krankheit wird vor allem<br />

die (politische)Zeitverzögerung in der (Fehl-)Einschätzung von Problemen deutlich.


Triatoma (Chagas-Krankheit)<br />

Zecken (Ixo<strong>des</strong> ricinus) sind leider auf dem Vormarsch (bemerke: Infektionsgefahr<br />

bei Exkursionen ☺). Gegen FSME ist eine Impfung möglich, der Erreger ist ein Virus.<br />

Bei Borrelia (burgdorferi, bezeichnet zahlreiche Arten) ist eine Impfung nicht möglich,<br />

diese Erreger gehen in den Gelenkbereich, in dem keine Immunkompetenz<br />

vorhanden ist. Die Antikörper werden nur schubweise gebildet.<br />

Ehrlichien sind noch relativ unerforschte, vermutlich humanpathogene Erreger.

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