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Herunterladen - Mehr Demokratie in NRW - Mehr Demokratie eV

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KURz NOTIERT<br />

FREIE NETZE,<br />

FREIE SCHULEN,<br />

FREIER ZUGANG<br />

Kurznachrichten<br />

Liechtenste<strong>in</strong> In e<strong>in</strong>er Volksabstimmung<br />

lehnten die Bewohner Liechtenste<strong>in</strong>s am<br />

18. September e<strong>in</strong>e Legalisierung der Abtreibung<br />

mit 52,3 Prozent der Stimmen ab.<br />

Berl<strong>in</strong> Das „Volksbegehren Grundschulen“<br />

ist gescheitert. Die Initiatoren konnten<br />

nur e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Teil der erforderlichen<br />

Stimmen sammeln.<br />

Karlsruhe Das Bundesverfassungsgericht<br />

hat am 9. November 2011 die Fünf-<br />

Prozent-Klausel bei Europawahlen für<br />

verfassungswidrig erklärt.<br />

Mississippi Bei e<strong>in</strong>em Volksentscheid<br />

stimmten <strong>in</strong> dem US-Bundesstaat am 8.<br />

November 60 Prozent der Abstimmenden<br />

gegen e<strong>in</strong> radikales Abtreibungsverbot.<br />

Bayern Anfang 2012 startet vermutlich<br />

e<strong>in</strong> von der ÖDP <strong>in</strong>itiiertes Volksbegehren<br />

zur Direktwahl des bayerischen M<strong>in</strong>isterpräsidenten.<br />

Ilm-Kreis Für das erste Thür<strong>in</strong>ger Bürgerbegehren<br />

auf Landkreisebene wurden<br />

am 9. November 18.341 Unterschriften<br />

übergeben. Das Bürgerbegehren richtet<br />

sich gegen die beschlossene Schließung<br />

der Kneipp-Grundschule <strong>in</strong> Stützerbach.<br />

Brandenburg Der Hauptausschuss des<br />

Parlaments erklärte am 2. November<br />

2011 die beiden <strong>in</strong> Gang gesetzten Volks<strong>in</strong>itiativen<br />

für zulässig. Für das Nachtflugverbot<br />

kamen den Angaben zufolge<br />

knapp 24.000, für die freien Schulen gut<br />

22.000 Unterschriften zusammen. Vorgeschrieben<br />

ist <strong>in</strong> der Verfassung e<strong>in</strong>e<br />

M<strong>in</strong>destzahl von 20.000 Unterzeichnern.<br />

Nun muss der Landtag sich mit beiden<br />

Initiativen beschäftigen.<br />

Mecklenburg-Vorpommern Mit Hilfe<br />

e<strong>in</strong>er Volks<strong>in</strong>itiative soll die E<strong>in</strong>führung<br />

e<strong>in</strong>es gesetzlichen M<strong>in</strong>destlohns <strong>in</strong><br />

Deutschland vorangetrieben werden.<br />

Berl<strong>in</strong> Anwohner haben <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

Volksbegehren gegen alle Baupläne auf<br />

dem Tempelhofer Feld geplant.<br />

München Seit dem 29. Oktober werden<br />

Unterschriften für e<strong>in</strong> Bürgerbegehren<br />

gegen den Bau e<strong>in</strong>er dritten Startbahn<br />

auf dem Flughafen München gesammelt.<br />

Das Bündnis muss rund 34.000 Unterschriften<br />

zusammen bekommen.<br />

Duisburg Die Bürger<strong>in</strong>itiative „Neuanfang<br />

für Duisburg“ hat 79 193 Unterschriften<br />

für e<strong>in</strong>en Bürgerentscheid zur Abwahl<br />

von Oberbürgermeister Adolf Sauerland<br />

gesammelt. Im März 2012 werden die<br />

Duisburger über die politische Zukunft<br />

Adolf Sauerlands entscheiden dürfen.<br />

Hamburg SPD und CDU drängen auf<br />

e<strong>in</strong>en möglichst frühen Term<strong>in</strong> für den<br />

Volksentscheid zum Rückkauf der Energienetze.<br />

Das zeigte sich bei der Anhörung<br />

der Volks<strong>in</strong>itiative „Unser Hamburg<br />

- unser Netz“ im Haushaltsausschuss der<br />

Bürgerschaft.<br />

Neuseeland Am 26. November durften<br />

die Neuseeländer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Referendum<br />

darüber abstimmen, ob sie das bisherige<br />

Wahlrecht beibehalten möchten oder e<strong>in</strong><br />

anderes System bevorzugen.<br />

Berl<strong>in</strong> Das Bündnis Berl<strong>in</strong>er S-Bahn-<br />

Tisch hat zur Halbzeit des Antrags auf<br />

Volksbegehren „Rettet unsere S-Bahn –<br />

Stoppt Privatisierungen und Ausplünderungen“<br />

die Hälfte der notwendigen Unterschriften<br />

gesammelt. Bis zum 23.<br />

Dezember sollen 20.000 Unterschriften<br />

zusammen kommen, damit die 2. Stufe<br />

erreicht wird.<br />

Schleswig-Holste<strong>in</strong> Das «Bündnis für<br />

mehr <strong>Demokratie</strong> <strong>in</strong> Schleswig-Holste<strong>in</strong>»<br />

hat am 4. Oktober 2011 <strong>in</strong> Kiel <strong>in</strong>sgesamt<br />

mehr als 50 000 Unterschriften für den<br />

Ausbau der direkten <strong>Demokratie</strong> an<br />

Landtagspräsident Torsten Geerdts<br />

(CDU) übergeben.<br />

Hamburg Die Volks<strong>in</strong>itiative „Transparenz<br />

schafft Vertrauen“ setzt sich für e<strong>in</strong>e<br />

„Veröffentlichungspflicht“ e<strong>in</strong> und will<br />

bis 8. Dezember 10.000 Unterschriften<br />

gesammelt haben.<br />

Thür<strong>in</strong>gen 23.783 gültige Unterschriften<br />

für den Antrag auf e<strong>in</strong> Volksbegehren<br />

„Für gerechte und bezahlbare Kommunalabgaben“<br />

wurden am 13. Oktober<br />

an die Landtagspräsident<strong>in</strong> übergeben.<br />

Die Landesregierung hat angekündigt,<br />

gegen das Volksbegehren zu klagen.<br />

Schweiz Für das nächste Frühjahr s<strong>in</strong>d<br />

bereits fünf Volksabstimmungen geplant,<br />

die am 11. März 2012 stattf<strong>in</strong>den<br />

sollen. Themen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Baustop für<br />

Zweitwohnungen, steuerlich begünstigtes<br />

Bausparen, 6 Wochen Ferien für alle,<br />

Regelung von Geldspielen und die Buchpreisb<strong>in</strong>dung.<br />

20 md magaz<strong>in</strong> | Nr. 91 | 4/2011<br />

WENIGER DEMOKRATIE WAGEN?<br />

E<strong>in</strong> Buch erregt Aufmerksamkeit im Blätterwald: Der Journalist Laszlo Trankovits will e<strong>in</strong>en<br />

Gegenpol bieten zu der Ausweitung der <strong>Demokratie</strong>, die für ihn die Wurzel fast aller übel ist.<br />

Text Ronald Pabst, <strong>Mehr</strong> <strong>Demokratie</strong> Bild Frankfurter Allgeme<strong>in</strong>e Buch<br />

Kernthese: „Wer regiert, verliert.“<br />

Leitgedanke: Eliten von Politik und Wirtschaft haben es zu<br />

schwer, vernünftige Entscheidungen durchzusetzen. Die Medien<br />

verlangen nur gute Schauspielleistungen und e<strong>in</strong>fache Antworten.<br />

Damit fehle es an der Zeit, klare Gedanken zu fassen.<br />

Die Situation werde durch das Internet weiter verschärft. Der<br />

Autor analysiert manche moderne Entwicklung. Viele E<strong>in</strong>zelthesen<br />

lassen sich nett lesen: Nur e<strong>in</strong>er Prüfung halten sie gerade<br />

dann nicht stand, wenn sie die Forderung nach weniger <strong>Demokratie</strong><br />

stützen sollen.<br />

Plattheiten zur direkten <strong>Demokratie</strong><br />

Über Seiten beschäftigt sich der Autor mit Informationen von<br />

<strong>Mehr</strong> <strong>Demokratie</strong>. Wenig überraschend ist, dass er dabei zu eigenen<br />

Schlussfolgerungen kommt. Durch Abstimmungen sieht<br />

er die Tendenz zum permanenten Wahlkampf gestärkt: „Je häufiger<br />

sich die Politiker dem Wählervotum ausgesetzt fühlen,<br />

desto mehr rückt der politische Überlebenskampf <strong>in</strong> den Vordergrund.<br />

Ganz sicher dient es nicht der Wahrheitsf<strong>in</strong>dung für<br />

die geme<strong>in</strong>same Sache, was der Auftrag der Politik ist, oder<br />

wenigstens langfristigen Perspektiven dazu“ (S. 85). Hier zeigt<br />

sich e<strong>in</strong> mangelhaftes <strong>Demokratie</strong>verständnis. Wahrheitsf<strong>in</strong>dung<br />

ist Sache der Religionen, <strong>in</strong> der politischen Arena werden<br />

Interessen ausgeglichen. Entsprechend simpel s<strong>in</strong>d die Gegenmodelle.<br />

So sollen etwa die Wahlperioden länger werden – allerd<strong>in</strong>gs:<br />

„Es muss garantiert se<strong>in</strong>, dass sich großes Unbehagen<br />

<strong>in</strong> der Bevölkerung über politische Entscheidungen und Entwicklungen<br />

politisch Ausdruck verschaffen kann – <strong>in</strong> Ausnahmefällen<br />

auch außerhalb von Wahlterm<strong>in</strong>en. Denkbar wäre bei<br />

e<strong>in</strong>er längeren Legislaturperiode des Bundestages die Möglichkeit<br />

von bundesweiten Volksbegehren. Allerd<strong>in</strong>gs müsste es<br />

hohe Hürden geben: Unterschriften von m<strong>in</strong>destens 10 Prozent<br />

der Wähler könnten e<strong>in</strong>e solch notwendige Bed<strong>in</strong>gung se<strong>in</strong>.“ In<br />

<strong>NRW</strong> gibt es e<strong>in</strong>e Acht-Prozent-Hürde beim Volksbegehren, es<br />

hat noch ke<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Volksentscheid gegeben. Das Land ist<br />

mittlerweile 65 Jahre alt. Geht da noch weniger <strong>Demokratie</strong>?<br />

Wege zur e<strong>in</strong>er handlungsfähigen Politik?<br />

Der Klappentext wirbt mit umsetzbaren Möglichkeiten, mit denen<br />

Wirtschaft und Politik wieder handlungsfähig werden könnten.<br />

E<strong>in</strong> Vorschlag dazu ist, die gesamte Organisation des föderalen<br />

Systems durch e<strong>in</strong>e <strong>Demokratie</strong>-Enquete neu ausarbeiten<br />

zu lassen. Das ist weder orig<strong>in</strong>ell noch e<strong>in</strong>fach: Zwei Föderalis-<br />

md magaz<strong>in</strong> | Nr. 91 | 4/2011<br />

BUCHBESPRECHUNG<br />

mus-Kommissionen s<strong>in</strong>d daran gescheitert, weil die beteiligten<br />

Parteivertreter eifersüchtig jedes Privileg verteidigten. Vielleicht<br />

bräuchte es gerade für e<strong>in</strong>e Staatsreform e<strong>in</strong>en Volksentscheid?<br />

Die Bayern s<strong>in</strong>d damit 1998 die verkümmerte Ständevertretung<br />

namens Senat losgeworden, die der CSU dazu diente, altgedienten<br />

Funktionären e<strong>in</strong> Gnadenbrot zu gewähren.<br />

Außerdem sollen unabhängige<br />

Gremien und Institute<br />

e<strong>in</strong>e Kontroll-Funktion übernehmen.<br />

Dabei s<strong>in</strong>d Politik-<br />

Institute sehr wohl von jemandem<br />

abhängig – nämlich<br />

ihren Geldgebern.<br />

Trankovits möchte die<br />

Macht von Nichtregierungsorganisationen<br />

beschränken.<br />

Natürlich s<strong>in</strong>d diese Organisationen<br />

nicht gewählt, mith<strong>in</strong><br />

auch nicht demokratisch<br />

legitimiert. Aber: Haben diese<br />

e<strong>in</strong>en entscheidenden E<strong>in</strong>fluss? Foodwatch fordert seit Jahren<br />

e<strong>in</strong>e Kennzeichnung für Lebensmittel. Die Lebensmittel<strong>in</strong>dustrie<br />

hat e<strong>in</strong>e millionenschwere Gegenkampagne gestartet. Und raten<br />

Sie mal, wer sich <strong>in</strong> Brüssel durchgesetzt hat? Richtig, die Lebensmittel<strong>in</strong>dustrie.<br />

Aus vollem Herzen kann ich jedoch se<strong>in</strong>er Forderung zustimmen,<br />

dass mehr Mut zur Führung gezeigt und für e<strong>in</strong>e liberale<br />

Wirtschaftsweise geworben werden soll. Die Gestaltung der politischen<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen können wir dann dem freien und<br />

demokratischen Wettbewerb überlassen.<br />

Fazit: Überflüssig<br />

Beim Schreiben des Buches hat der Autor sicher viel nachgedacht.<br />

An diesem Denkprozess lässt er den Leser teilhaben und so manch<br />

e<strong>in</strong>en Missstand beschreibt er korrekt. Aber er hat bei se<strong>in</strong>er<br />

„Wahrheitssuche“ <strong>in</strong> polemischem Tonfall und redundantem Stil<br />

wahrlich weit genug ausgeholt. In e<strong>in</strong>em Atemzug werden direkte<br />

<strong>Demokratie</strong>, das Web 2.0, lasche Richter und faule Lehrer verdammt.<br />

Dazu kann ich nur e<strong>in</strong>s sagen: „Jaja...“ Das Buch ist rundweg<br />

überflüssig, auch wenn dessen reißerischer Titel für e<strong>in</strong>e gute<br />

Auflage und e<strong>in</strong>e gewisse Medienpräsenz gesorgt hat.<br />

Ronald Pabst ist für den Internetauftritt von <strong>Mehr</strong> <strong>Demokratie</strong> zuständig.<br />

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