Spezial: PC-Control für Windkraftanlagen - Beckhoff
Spezial: PC-Control für Windkraftanlagen - Beckhoff
Spezial: PC-Control für Windkraftanlagen - Beckhoff
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>PC</strong>-<strong>Control</strong> 02 | 2008<br />
Special: <strong>PC</strong>-<strong>Control</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>Windkraftanlagen</strong><br />
special | wind turbines
Offene Automatisierungslösungen<br />
<strong>für</strong> die Windkraft<br />
Im Zuge dieser Entwicklung drängen, neben den bis vor kurzem noch<br />
dominierenden europäischen Märkten, in rasantem Tempo neue Märkte,<br />
wie z. B. China und Indien oder auch – wieder – die USA, in den Vordergrund<br />
und stellen neue Anforderungen an die Windenergieanlagen<br />
und deren Automatisierung. Stellvertretend da<strong>für</strong> seien die Anforderungen<br />
durch andere Netzeinspeisebedingungen sowie durch drastisch<br />
erweiterte klimatische Einsatzbedingungen genannt. War bis vor wenigen<br />
Jahren der Einsatz von Windenergieanlagen unter arktischen oder<br />
wüstenähnlichen Klima-Verhältnissen die Ausnahme <strong>für</strong> Forschungszwecke,<br />
so wird die Erfüllung dieser Extreme heute nahezu schon zu einem<br />
brancheninternen Standard erhoben. Die Hersteller von Windenergieanlagen<br />
stehen somit vor der Aufgabe, den permanent wechselnden<br />
Anforderungen des Marktes mit maximaler Flexibilität zu begegnen, um<br />
ihre Produkte dauerhaft konkurrenzfähig zu halten.<br />
Die <strong>PC</strong>-basierte Steuerungstechnik und Automatisierungskomponenten<br />
von <strong>Beckhoff</strong> sind heute weltweit auf <strong>Windkraftanlagen</strong> bis zu<br />
einer Größe von 5 MW – auch in Cold-Climate-Regionen wie am Nordkap<br />
und in Extreme-Climate-Regionen wie der Inneren Mongolei – im<br />
Einsatz.<br />
special | wind turbines <strong>PC</strong>-<strong>Control</strong> 02 | 2008<br />
Die Nutzung erneuerbarer Energien, wie der Windkraft, hat sich heute als feste Größe in der weltweiten Energieversorgung<br />
etabliert. Insbesondere die globalen Anstrengungen zur Reduzierung des CO 2-Ausstoßes gaben hierzu entscheidende Impulse.<br />
Kontinuität und Flexibilität durch <strong>PC</strong>-based <strong>Control</strong><br />
<strong>Beckhoff</strong> realisiert offene Automatisierungssysteme auf Grundlage <strong>PC</strong>basierter<br />
Steuerungstechnik. Diese Offenheit in Bezug auf die Softwareund<br />
Hardwareschnittstellen ermöglicht es den Anlagenherstellern, ihre<br />
Systeme sowohl im ersten Designentwurf als auch bei späteren Systemerweiterungen<br />
oder -modifikationen zu geringen Kosten an unterschiedliche<br />
Anforderungen anzupassen.<br />
Die offene, skalierbare Automatisierungssoftware TwinCAT ist eine<br />
Software-SPS <strong>für</strong> <strong>PC</strong>s. Die Programmierung gemäß der internationalen<br />
IEC 61131-3-Norm gewährleistet dem Anlagenhersteller eine hohe Investitionssicherheit.<br />
Die Nutzung technologischer Standards auf der<br />
Basis von Windows-Betriebssystemen eröffnet vielfältige Erweiterungsoptionen<br />
und lässt den Anwender von der raschen Entwicklung der Computer-Industrie<br />
profitieren. Sie ermöglicht zudem den durchgängigen<br />
Einsatz einer Technologie über alle Anlagentypen hinweg.<br />
Vor allem die Datenbereitstellung und das Datenmanagement nehmen<br />
eine Schlüsselstellung bei der Überwachung und Bewertung des Betriebsverhaltens<br />
der Anlagen ein, sowohl vertikal (von der Maschine<br />
zur zentralen Leitwarte) als auch horizontal (zwischen den einzelnen
<strong>PC</strong>-<strong>Control</strong> 02 | 2008<br />
Pitch-<strong>Control</strong> Betriebsführung (Gondel)<br />
Embedded-<strong>PC</strong><br />
ADS over<br />
SOAP, HTTP, WiFi<br />
Leitstation<br />
Ethernet TCP/IP<br />
Parkkommunikation<br />
PROFIBUS<br />
(optional)<br />
EtherCAT (LWL)<br />
Betriebsführung (Turmfuß)<br />
EtherCAT (LWL)<br />
CANopen<br />
(optional)<br />
EtherCAT-I/O-System<br />
Ethernet TCP/IP<br />
Touch Panel<br />
DVI/USB<br />
Embedded-<strong>PC</strong><br />
Ethernet TCP/IP<br />
special | wind turbines<br />
Condition<br />
Monitoring<br />
EtherCAT<br />
Teleservice<br />
Ethernet TCP/IP<br />
EtherCAT (LWL)<br />
Converter<br />
PROFIBUS<br />
TwinSAFE: Direkte Integration<br />
von Sicherheitssensoren und<br />
-Aktoren<br />
EtherCAT
Die Vorteile der <strong>Beckhoff</strong>-Technologie<br />
<strong>für</strong> <strong>Windkraftanlagen</strong><br />
| modernste Technologien, die sich weltweit in vielen Industrieanwendungen<br />
bewährt haben<br />
| flexibles Baukastensystem bestehend aus Industrie-<strong>PC</strong>s, Embedded-<strong>PC</strong>s,<br />
<strong>Control</strong>lern, Displays, I/O- und Feldbussystemen<br />
| Sonderklemmen sind standardmäßig verfügbar (3-Phasen-Leistungsmessklemme,<br />
Oszilloskopklemme, PWM etc.).<br />
| einfache Anbindung an alle relevanten industriellen Bussysteme in freier<br />
Kombination: EtherCAT, Ethernet, DeviceNet, CANopen, PROFIBUS, Modbus,<br />
Interbus, RS232, RS485 etc.<br />
| integrierte Safety-Klemmen (TwinSAFE)<br />
| mit TwinCAT nur ein Softwaretool <strong>für</strong> alle Automatisierungshardwareplattformen<br />
| offene industrielle Standards: IEC 61131-3, Ethernet TCP/IP, PLCopen, O<strong>PC</strong><br />
| hartes Echtzeitverhalten (Jitter < 10 µs)<br />
| windspezifisches Kunden-Know-how in Anwendungssoftware gekapselt<br />
intelligenten Komponenten und Subsystemen der Anlage, und auch zwischen den Anlagen<br />
innerhalb eines Windparks). Lokale Datenbanken als Basis <strong>für</strong> die übergeordnete<br />
Datensicherung und -aufbereitung stellen <strong>für</strong> den <strong>PC</strong> keinerlei Problem dar. Die Portierung<br />
aller Funktionen auf eine <strong>PC</strong>-Hardware vereinfacht zudem den Datentransport – üblicherweise<br />
über Ethernet – zu Produktionsdatenbanken und ERP-Systemen.<br />
EtherCAT: Leistungsfähiges Kommunikationssystem<br />
<strong>für</strong> Turm/Gondel und Leitwarte<br />
<strong>Beckhoff</strong> liefert ein umfangreiches Programm an Feldbuskomponenten <strong>für</strong> alle gängigen<br />
I/Os und Feldbussysteme. Mit den verfügbaren Busklemmen und EtherCAT-Klemmen wird<br />
das komplette Programm <strong>für</strong> alle in der Windkraft relevanten Signalarten und Feldbusse<br />
abgedeckt.<br />
EtherCAT, der schnelle Ethernet-basierte Feldbus, bietet optimale Echtzeiteigenschaften<br />
bei zeitkritischen Prozessanforderungen ohne <strong>Spezial</strong>hardware in der Zentraleinheit. Mit<br />
der XFC-Technologie (eXtreme Fast <strong>Control</strong> Technology), ist eine zeitliche Auflösung von<br />
< 100 ns mit dem Zeitstempelverfahren möglich. Sensorsignale können mit Abtastzeiten<br />
von weniger als 10 µs eingelesen werden.<br />
Integrierte Sicherheit mit TwinSAFE<br />
In den letzten Jahren spielen die Betriebssicherheit und der Arbeitsschutz eine immer größere<br />
Rolle bei der Maschinenkonstruktion. Mit TwinSAFE bietet <strong>Beckhoff</strong> eine einheitliche<br />
Systemlösung mit optimaler Synergie zwischen Automatisierungs- und Sicherheitstechnologie.<br />
TwinSAFE integriert Sicherheitsfunktionen in die vorhandene Steuerungsarchitektur<br />
und hilft insbesondere, den Verdrahtungsaufwand <strong>für</strong> die überlagerte, hartverdrahtete<br />
Sicherheitskette in der Windkraftanlage drastisch zu reduzieren.<br />
www.beckhoff.de/wind<br />
special | wind turbines <strong>PC</strong>-<strong>Control</strong> 02 | 2008
<strong>PC</strong>-<strong>Control</strong> 02 | 2008<br />
Husum WindEnergy 2008 –<br />
Internationale Leitmesse der Windenergie<br />
Vom 9. bis 13. September 2008 ist die Husum WindEnergy Schauplatz der weltweit größten<br />
Windenergiemesse. Rund 700 Unternehmen, <strong>Windkraftanlagen</strong>hersteller und Zulieferer<br />
aus 35 Ländern zeigen in vier Hallen ihre Lösungen. In Halle 4, Stand C23, präsentiert<br />
<strong>Beckhoff</strong> seine offenen Automatisierungslösungen <strong>für</strong> <strong>Windkraftanlagen</strong>.<br />
Robert Müller, Branchenmanager <strong>für</strong> <strong>Windkraftanlagen</strong> bei <strong>Beckhoff</strong>, prognostiziert <strong>für</strong><br />
das Segment Windkraft ein gesundes Umsatzwachstum: „Eine aktuelle Herstellerbefragung<br />
des Deutschen Windenergie-Instituts (DEWI) zeigt, dass die deutsche Windindustrie<br />
ihre führende Stellung auf dem Weltmarkt im letzten Jahr hervorragend behauptet hat.<br />
Am weltweiten Gesamtumsatz von 22,1 Mrd. Euro hatten deutsche Hersteller und Zulieferer<br />
2007 einen Anteil von knapp 28 Prozent. Die Exportquote stieg von 74 Prozent im<br />
Jahr 2006 auf über 83 Prozent im Jahr 2007 an. Mit unserer <strong>PC</strong>- und EtherCAT-basierten<br />
Steuerungstechnik bieten wir hier<strong>für</strong> eine durchgängige Lösung von der Pitch-Regelung,<br />
Betriebsführung <strong>für</strong> Turm und Gondel, über die Parkvernetzung bis zur Leitwarte, die sich<br />
weltweit bewährt hat.“<br />
Die wichtigsten Informationen auf einen Blick:<br />
| Husum WindEnergy 2008, Deutschland<br />
| 09. – 13. September 2008<br />
| Öffnungszeiten: Dienstag – Freitag: 10.00 – 18.00 Uhr<br />
Samstag: 10.00 – 16.00 Uhr<br />
| <strong>Beckhoff</strong>-Stand: Halle 4, Stand C23<br />
www.beckhoff.de/husumwind<br />
www.husumwind.de<br />
Robert Müller, Branchenmanager<br />
<strong>für</strong> <strong>Windkraftanlagen</strong> bei<br />
<strong>Beckhoff</strong>, beschäftigt sich seit<br />
über zwanzig Jahren mit Automatisierungs-<br />
und Leitsystemen<br />
<strong>für</strong> Windenergieanlagen.<br />
Goldwind-Windpark liefert Strom <strong>für</strong> die Olympiade in Peking. Das Unternehmen Goldwind ist<br />
Marktführer unter den <strong>Windkraftanlagen</strong>-Herstellern in China. Die von Goldwind gebauten „Olympiamühlen“<br />
mit <strong>Beckhoff</strong>-Steuerungstechnik in der kürzlich eröffneten Beijing Guanting Wind Farm, dem<br />
ersten Windpark in Peking, sind das Vorzeigeobjekt sauberer Energiegewinnung zur Olympiade 2008:<br />
5 Prozent des erforderlichen Stroms <strong>für</strong> das Olympiastadion liefert der Windpark.<br />
special | wind turbines<br />
Standardisierte <strong>Windkraftanlagen</strong>kommunikation<br />
nach IEC 61400-25<br />
TwinCAT unterstützt Standards<br />
der Windbranche<br />
Die SPS-Bibliothek „TwinCAT PLC IEC 61400-25“ vereinfacht die Kommunikation<br />
zur Überwachung und Steuerung von <strong>Windkraftanlagen</strong>.<br />
Zur Husum WindEnergy kündigt <strong>Beckhoff</strong> mit „TwinCAT PLC<br />
IEC 61400-25“ eine neue SPS-Bibliothek <strong>für</strong> seine Automationsuite<br />
an. Die Norm IEC 61400-25 definiert die Kommunikation zur<br />
Überwachung und Steuerung von <strong>Windkraftanlagen</strong>. Ihre Integration<br />
in TwinCAT wird die Steuerung heterogener Windparks<br />
deutlich vereinfachen.<br />
Regenerative Energien sind auf dem Vormarsch. Weltweit werden<br />
vermehrt <strong>Windkraftanlagen</strong> – sowohl Onshore als auch Offshore<br />
– installiert; die meisten sind in Windparks organisiert. Um die<br />
Kommunikation in solchen Windparks mit <strong>Windkraftanlagen</strong><br />
unterschiedlicher Hersteller realisieren zu können, gibt es den<br />
Kommunikationsstandard IEC 61400-25. Dieser basiert auf der<br />
IEC 61850-Basisnorm und wird ab Mitte 2009 als SPS-Bibliothek<br />
im Rahmen der TwinCAT-Supplement-Produkte verfügbar sein.<br />
Die IEC 61400-25, wie auch die IEC 61850, sind objektorientiert.<br />
Durch diesen Ansatz gestaltet sich die Konfiguration, Diagnose<br />
und Wartung der Kommunikation besonders einfach. Zusätzlich<br />
zur Basisnorm IEC 61850 enthält die IEC 61400-25 Beschreibungen<br />
<strong>für</strong> windkraftspezifische Objekte. Es werden aber die gleichen<br />
Kommunikationsdienste benutzt, wodurch TwinCAT-Anwender<br />
auch auf Datenobjekte der IEC 61850 zugreifen können. Die<br />
Basisnorm definiert ein allgemeines Übertragungsprotokoll <strong>für</strong><br />
die Schutz- und Leittechnik in elektrischen Schaltanlagen der<br />
Mittel- und Hochspannungstechnik.<br />
Physikalisch basiert diese Kommunikation auf der Ethernet-Technologie.Als<br />
Protokolle sind in der TwinCAT SPS das TCP/IP und die<br />
Manufacturing Message Specification (MMS) realisiert worden.<br />
Über MMS als Application-Layer werden die hierarchischen Datenobjekte<br />
zwischen einer Leitstation und einer Windkraftanlage<br />
kommuniziert.<br />
voraussichtliche Markteinführung Mitte 2009
DeWind mit neuem Antriebssystem <strong>für</strong> Windkraftanlage D8.2<br />
Neues Konzept <strong>für</strong><br />
amerikanischen Markt<br />
Mit einem völlig neuen technischen Konzept macht der deutsche Windenergieanlagenhersteller DeWind wieder auf sich aufmerksam.<br />
Mit der neuen DeWind D8.2 soll primär der amerikanische Markt aufgerollt werden. <strong>Beckhoff</strong> war der zentrale<br />
Partner bei der Entwicklung des Leit- und Automatisierungssystems.<br />
Am 7. Januar 2007 gab es etwas zu feiern bei DeWind. An diesem Tag ging die<br />
neue DeWind D8.2 am Standort Cuxhaven in Betrieb. Damit meldete sich der Lübecker<br />
Anlagenhersteller nicht nur energisch in der Windbranche zurück, er legte<br />
zugleich ein völlig überarbeitetes Konzept seines Flagschiffs vor.<br />
Von außen scheint alles gleich geblieben zu sein bei der DeWind D8. Lediglich die<br />
Schaufenster auf dem Gondeldach geben etwas mehr Einblick als dies früher<br />
möglich war. Ansonsten ist das Aufsehen erregende Porsche-Design beibehalten<br />
worden: Die Anlage ist, wie alle Großanlagen heute, pitchgesteuert; Nabenhöhe<br />
(80 und 100 Meter) und Rotordurchmesser (80 Meter) haben die gewohnten<br />
Maße. Auch die Leistung ist mit 2 Megawatt identisch.<br />
Nur im Inneren der Anlage ist wenig, wie es war. Der Grund da<strong>für</strong> ist, dass De-<br />
Wind, nach dem Verkauf an einen englisch-amerikanischen Investor, seine Wind-<br />
special | wind turbines <strong>PC</strong>-<strong>Control</strong> 02 | 2008<br />
kraftanlagen vor allem auf dem US-amerikanischen Markt platziert hat. Entsprechend<br />
musste auf die Besonderheiten des amerikanischen Energieversorgungssystems<br />
Rücksicht genommen werden. Das Netz wird dort mit 60 statt 50 Hz wie<br />
in Europa betrieben. Außerdem hält der amerikanische Anbieter General Electric<br />
ein Patent auf feldorientierte Umrichtersysteme <strong>für</strong> Windenergieanlagen und versperrte<br />
so den Zugang zum amerikanischen Markt.<br />
Auf ganz neuen Wegen<br />
DeWind entschied sich deshalb zu einem radikalen Konzeptwechsel und damit zu<br />
einem Bruch mit der eigenen technologischen Geschichte. Seit der Gründung<br />
1995 hatte DeWind auf den drehzahlvariablen Betrieb von Windenergieanlagen<br />
gesetzt. Dabei wird mit Hilfe eines doppelt gespeisten Asynchrongenerators und
<strong>PC</strong>-<strong>Control</strong> 02 | 2008<br />
DeWind D8.2 in den argentinischen<br />
Anden in einer Höhe von 4.300 Metern<br />
eines Umrichters die <strong>für</strong> das Netz notwendige gleichmäßige Spannung und damit<br />
hohe Stromqualität erzeugt. Die stark wechselnden Windgeschwindigkeiten auf<br />
der Rotorseite müssen zwingend zu der immer gleichen Frequenz auf der Netzseite<br />
umgewandelt werden. Das Konzept erlaubte DeWind,Anlagen zu bauen, die<br />
im Binnenland in relativ windschwachen Arealen wirtschaftlich eingesetzt werden<br />
können. Anlagen dieses Typs werden bis heute in Europa erfolgreich vertrieben.<br />
Der Schritt in die USA zwang das Unternehmen, über völlig neue Wege nachzudenken<br />
–, und er führte es zu einem Konzept, das in der Windenergie bislang<br />
seinesgleichen sucht. Kern des Konzeptwechsels ist ein drehzahlvariables hydraulisches<br />
Getriebe. An die Stelle des dreistufigen Planetenstirnradgetriebes, das<br />
in der „europäischen“ DeWind D8 eingesetzt wird, ist nun ein zweistufiges Ge-<br />
special | wind turbines<br />
Im Januar 2007 wurde der Prototyp der DeWind D8.2 am Standort<br />
Cuxhaven, Deutschland, errichtet und im Januar in Betrieb genommen.<br />
triebe getreten. Die dritte Stufe wird durch den WinDrive ® , ein hochdynamisches<br />
mechatronisches Antriebssystem, der Voith Turbo ersetzt.<br />
Die Technologie ist bewährt und wird seit Jahrzehnten in der Energiewirtschaft<br />
eingesetzt, insbesondere dort, wo es auf Betriebssicherheit, genaue Regeldynamik<br />
und geringen Betriebs- und Wartungsaufwand ankommt.<br />
Mit Hilfe des WinDrive ® wandelt die DeWind D8.2 die variablen Umdrehungen<br />
des Windrotors in konstante Umdrehungen des direkt mit dem Energienetz verbundenen<br />
Synchrongenerators um. Der Umrichter, der bei einem doppeltgespeisten<br />
Asynchrongenerator diese Aufgabe übernimmt, fällt weg. Damit entfällt auch<br />
eine sehr komplexe elektronische Baugruppe. An dessen Stelle tritt ein verschleißarmes<br />
Antriebssystem ganz ohne Leistungselektronik. DeWind umgeht damit<br />
das GE-Patent, kann seine Anlagen frei und ohne weitere Kosten in den USA
Die Errichtung der DeWind D8.2 als 60-Hz-Variante<br />
in Sweetwater (Texas), USA, erfolgte im März 2008.<br />
platzieren und wird – deutlich effektiver als der Wettbewerb – die heutigen und<br />
auch die bereits sich abzeichnenden Netzanschlussregeln umfänglich erfüllen<br />
können.<br />
Fast 40 Mrd. kWh speisten deutsche Windenergieanlagen im Jahr 2007 ins Netz,<br />
mehr als sieben Prozent des bundesdeutschen Strombedarfs. Dieser Erfolg führt<br />
zu neuen Aufgaben: Windenergieanlagen müssen ins Netzmanagement eingebunden<br />
werden, was vor allem bei Störfällen, Spannungseinbrüchen oder Kurzschlüssen<br />
relevant wird. Anlagen mit Synchrongenerator sind da<strong>für</strong> besser geeignet<br />
als Anlagen mit anderen Generatorensystemen. Über 95 Prozent der gesamten<br />
elektrischen Energie wird durch Synchrongeneratoren erzeugt, weshalb die<br />
Übertragungs- und Schutzsysteme auf deren natürliches Verhalten im Fehlerfall<br />
ausgerichtet sind. Umrichtersysteme können, trotz aufwändiger Lösungen, nur<br />
schwer die harmonische Netzqualität eines Synchrongenerators erreichen.<br />
special | wind turbines <strong>PC</strong>-<strong>Control</strong> 02 | 2008<br />
EtherCAT und TwinSAFE als Grundlage<br />
<strong>für</strong> modernes Steuerungskonzept<br />
Mit der Umstellung des Anlagenkonzepts war auch die Umstellung des Leit- und<br />
Automatisierungssystems verbunden. In enger Zusammenarbeit mit <strong>Beckhoff</strong><br />
hatte DeWind bereits das Leitsystem der DeWind D8 entwickelt, das auf einem<br />
<strong>Beckhoff</strong> Industrie-<strong>PC</strong> und der Automatisierungssoftware TwinCAT von <strong>Beckhoff</strong><br />
beruht. Die Anwendungssoftware wurde von DeWind entwickelt. Etwa 350 I/Os<br />
werden von der Steuerung ausgewertet. Die Echtzeitanforderungen des Systems<br />
liegen im Bereich einer deterministischen Taktzeit von 10 ms, bei Netzeinspeisung<br />
und Überwachung bei 1 ms. Eingesetzt wurden bereits in der DeWind D8 Flashlaufwerke<br />
als Massenspeicher – nicht zuletzt wegen der rauen Betriebsumgebung.<br />
Das Steuerungssystem ist offen angelegt und erlaubt den Anschluss über<br />
alle handelsüblichen <strong>PC</strong>-Schnittstellen.
<strong>PC</strong>-<strong>Control</strong> 02 | 2008<br />
Neben seiner Performance und den geringen Systemkosten zeichnet<br />
sich EtherCAT durch seine flexiblen Topologieeigenschaften aus.<br />
Mit Standard-Ethernet-Kabel (100BASE-TX) kann die Entfernung zwischen<br />
zwei Stationen bis zu 100 m betragen. Mit den Lichtwellenleiter-Modulen<br />
ist eine Vernetzung bis 2 km möglich (100BASE-FX).<br />
Als Kommunikationssystem wurde EtherCAT ausgewählt: Die DeWind D8.2 ist mit<br />
zwei getrennten Hochgeschwindigkeits-EtherCAT-Kommunikationskreisen versehen,<br />
getrennt <strong>für</strong> die Anlagen- und Parkkommunikation. Die Kommunikation wird<br />
über Lichtwellenleiter abgewickelt. Die Sicherheit und Verfügbarkeit des Systems<br />
ist über eine redundante Auslegung gewährleistet.<br />
Die in der Windbranche zumeist hart verdrahtete Sicherheitskette wurde mit<br />
TwinSAFE, der Safety-Lösung von <strong>Beckhoff</strong>, in die Automatisierungshardware<br />
integriert. <strong>Beckhoff</strong> flexibilisiert damit die Sicherheitskette, ohne Einbußen an<br />
Zuverlässigkeit im Notfall, aber mit Erweiterungs- und Anpassungsoptionen.<br />
Rasante Entwicklung<br />
Im Dezember 2005 fand das Kick-Off-Meeting zwischen DeWind und Voith Turbo,<br />
dem Lieferanten des Antriebsystems WinDrive ® , statt. Bereits zwölf Monate später,<br />
im Dezember 2006, wurde der Prototyp am Standort Cuxhaven, Deutschland,<br />
errichtet und im Januar 2007 in Betrieb genommen. DeWind ist zufrieden: Ein<br />
Jahr, vom Zeitpunkt der Entscheidung, Voiths WinDrive ® -Konzept zu nutzen, bis<br />
zur fertig errichteten Anlage – ohne ein engagiertes, kompetentes und vor allem<br />
mutiges Team wäre dies nicht möglich gewesen.<br />
Mittlerweile hat DeWind zwei weitere Anlagen des Typs errichtet, davon eine in<br />
der Rekordhöhe von 4.300 Metern in den argentinischen Anden. Die dritte Anlage<br />
wurde im März 2008 als 60-Hz-Variante in Sweetwater, Texas, errichtet und in<br />
Betrieb genommen.<br />
Gebaut wurde diese dritte Anlage bereits bei dem strategischen Produktionspartner<br />
DeWinds, Teco Westinghouse, in Round Rock, Texas. Teco Westinghouse<br />
richtet derzeit eine Produktionslinie ein, die eine Kapazität von fünf Anlagen pro<br />
Woche haben wird. Noch im Jahr 2008 sollen bis zu 80 Anlagen gebaut und in<br />
den USA aufgestellt werden.<br />
DeWind Inc. www.dewind.de<br />
Voith Turbo Wind GmbH & Co. KG<br />
www.voithturbo.de/windtechnologie.htm<br />
special | wind turbines<br />
Der WinDrive ® ist ein hochdynamisches<br />
mechatronisches<br />
Antriebssystem, vom Unternehmen<br />
Voith Turbo. Der WinDrive ®<br />
ersetzt den IGBT-Umrichter.<br />
DeWind umgeht damit das<br />
GE-Patent, kann seine Anlagen<br />
frei und ohne weitere Kosten<br />
in den USA platzieren und<br />
wird die heutigen und auch<br />
die bereits sich abzeichnenden<br />
Netzanschlussregeln umfänglich<br />
erfüllen können.<br />
© Voith Turbo Wind GmbH & Co. KG<br />
Dewind D8.2: Eine ausgereifte Lösung<br />
dank Echtzeit-Testumgebung<br />
Um das D8.2-Projekt in einer so kurzen Zeit umsetzen zu können,<br />
entschloss sich DeWind einen neuen Entwicklungsweg zu<br />
beschreiten. Windturbine und Antriebssystem wurden in einer<br />
Simulation mit ihren physikalischen Elementen abgebildet, miteinander<br />
getestet und aufeinander abgestimmt. So hatte die<br />
Turbine, schon bevor sie das erste Mal ihren Leistungsschalter<br />
zum Energienetz schloss, mehrere hundert Stunden Betriebsdauer<br />
und alle erdenklichen schwierigen Betriebssituationen hinter<br />
sich gebracht. Als Teil dieses Entwicklungskonzeptes ist der<br />
WinDrive ® mit einer separaten <strong>Beckhoff</strong>-Steuerung ausgestattet<br />
worden, in die <strong>für</strong> die Erprobungsphase Reglersysteme direkt<br />
aus der Simulation heruntergeladen wurden. Nach Abschluss<br />
der Testphase wird die WinDrive ® -Steuerung in die Turbinensteuerung<br />
integriert werden.<br />
Ergänzend zu den Simulationsmodellen entwarf das Entwicklerteam<br />
mit Unterstützung von <strong>Beckhoff</strong> eine simulierte Real-<br />
Testumgebung, mit der rechnergestützt die auf die Turbine einwirkenden<br />
physikalischen Effekte und das reale Verhalten der<br />
Turbine simuliert werden konnten: die D8.x Real-Time Test<br />
Environment (RTSim). Die RTSim besteht auf beiden Seiten aus<br />
<strong>Beckhoff</strong>-Komponenten und ist, wie in der realen Turbine, auf<br />
die Turbinen-Steuerungsklemmen verdrahtet. Mit diesem RTSim<br />
konnte das dynamische Verhalten der Anlage im Vorfeld der<br />
Installation und Inbetriebnahme mit sehr großer Detailgenauigkeit<br />
abgebildet werden. Ein enormer Vorteil stellt hierbei die<br />
Möglichkeit dar, das Modell an beliebiger Stelle zu „schneiden“<br />
und so verschiedenste Komponenten und Geräte im Hardwareloop<br />
zu testen. Die Simulation ersetzt damit nicht den realen<br />
Testbetrieb, aber sie ermöglicht es, vorliegende Erfahrungen aus<br />
dem Anlagenbetrieb bereits im Vorfeld in einer Neuentwicklung<br />
zu berücksichtigen, das Verhalten der Anlage zu testen und<br />
damit das Konzept zu optimieren. Die Nullserie wird damit deutlich<br />
reifer als bislang möglich.
Vom Prototyp zur Serienreife: Multibrid M5000 <strong>für</strong> Offshore-Markt<br />
<strong>PC</strong>-<strong>Control</strong> <strong>für</strong> Offshore-Park<br />
special | wind turbines <strong>PC</strong>-<strong>Control</strong> 02 | 2008<br />
Mit Onshore-<strong>Windkraftanlagen</strong> hat sich die Multibrid GmbH nie aufgehalten: Das Konzept der 5-Megawatt-Offshore-Anlage<br />
M5000 war von Anfang an <strong>für</strong> den Einsatz auf See ausgerichtet. Für die Serienfertigung hat Multibrid das Steuerungskonzept,<br />
in enger Zusammenarbeit mit <strong>Beckhoff</strong>, überarbeitet und auf eine einheitliche Plattform gestellt.
<strong>PC</strong>-<strong>Control</strong> 02 | 2008<br />
Einen Prototyp seiner Windkraftanlage hatte Multibrid bereits 2004 entwickelt,<br />
aber bis zur Serienreife sollte es noch weitere drei Jahre dauern. Seit Mitte 2007<br />
wird die Multibrid M5000 mit einem Rotordurchmesser von 116 Metern und einer<br />
Nabenhöhe von 90 Metern in einer eigenen Produktionsstätte in Bremerhaven,<br />
Deutschland, gefertigt.<br />
Die Situation, die Projektleiter Bernd Zickert vorfand, als er 2005 in das Unternehmen<br />
einstieg, war typisch: Steuerung und Automatisierung der Anlage basierten<br />
auf keiner einheitlichen Plattform. Die Hardwarekomponenten stammten<br />
von vier verschiedenen Herstellern, entsprechend vielfältig waren die Systemkenntnisse,<br />
die von den Multibrid-Ingenieuren gefordert wurden, und entsprechend<br />
problematisch gestalteten sich die Abstimmung der Komponenten und die<br />
Erhebung von Daten.<br />
Für den Prototyp war diese anlageninterne „Artenvielfalt“ sinnvoll, sollte sie<br />
doch vor allem die Belastbarkeit des Konzepts demonstrieren und gleichzeitig eine<br />
Entscheidungsgrundlage <strong>für</strong> die Serienproduktion schaffen. Zu diesem Zweck<br />
musste getestet werden, was in Frage kam. Den ersten Praxistest hatte die M5000<br />
bereits zwei Jahre zuvor absolviert: Das Konzept funktionierte. Nun aber ging es<br />
um den Ernstfall namens Serienproduktion und den Offshore-Betrieb.<br />
Durch präzise Simulation der komplexen Umwelteinflüsse, die auf eine Windenergieanlage<br />
einwirken – unter Einschluss aller möglichen Störfälle und Störfallkomplexe,<br />
mit denen gerechnet werden muss (Hardware in the Loop) –, wurde<br />
der Prototyp getestet. „Wir haben in der Simulation alle Schnittstellen der Anlage<br />
eins zu eins abgebildet“, erläutert Bernd Zickert. „Dabei konnten auch Weiterentwicklungen<br />
umgesetzt werden, welche die Performance der Anlage verbesserten.“<br />
Im Vordergrund stand die Praktikabilität des Systems <strong>für</strong> Produktion,<br />
special | wind turbines<br />
Technische Daten der M5000<br />
| Nennleistung: 5 MW<br />
| Rotordurchmesser: 116 m<br />
| Rotordrehzahl: 4,5 – 14,8 min-1 | Blattspitzengeschwindigkeit: 90 m/s<br />
| Nabenhöhe Offshore: 90 m (Prototyp 102 m)<br />
| Kopfmasse/Rotorfläche: < 30 kg/m2 Montage und Service im Betrieb. Immerhin will Multibrid noch im Jahr 2008 bis<br />
zu 13 Anlagen produzieren und sechs davon im Offshore-Windpark „Alpha Ventus“<br />
(siehe Text auf Seite 39) installieren. Alpha Ventus ist der erste deutsche Offshore-Windpark<br />
auf hoher See und ein gemeinsames Pionierprojekt der Unternehmen<br />
E.ON Climate & Renewables, EWE und Vattenfall Europe New Energy.<br />
Verschleißarme Technologie minimiert Anlagenausfälle<br />
Das Konzept von Multibrid ist ambitioniert. Anders als die meisten Windenergieanlagenhersteller<br />
setzt Multibrid auf einen Permanentmagnet-Synchrongenerator.<br />
Zwar arbeiten die meisten Stromlieferanten mit Synchrongeneratoren, nur die<br />
Windindustrie nutzt bevorzugt Asynchrongeneratoren. Mit der Wahl eines multipoligen<br />
Synchrongenerators, der als Ring aufgebaut ist, hat Multibrid sich an eine<br />
bewährte Technologie angeschlossen – mit dem großen Vorteil, ein deutlich<br />
verschleißärmeres Konzept gewählt zu haben. Das bringt insbesondere beim Einsatz<br />
auf dem Meer entscheidende Pluspunkte, sind hier doch Service-, Wartungsund<br />
Reparatureingriffe deutlich aufwändiger als an Land, da Schlechtwetterperioden<br />
den Zugang erschweren. Damit die Anlagen zuverlässig betrieben werden<br />
können, ist alles von Nutzen, was weniger störanfällig ist und seltener ausfällt.<br />
Geringes Gewicht erleichtert Aufbau und Montage<br />
Um den Transport zu vereinfachen und eine sichere und schnelle Montage im<br />
Offshore-Bereich zu gewährleisten, wurde beim Bau der M5000 größter Wert auf<br />
geringes Gewicht von Gondel und Rotor gelegt. Multibrid hat zwischen Rotor und<br />
Generator ein einstufiges Getriebe platziert und reduziert damit die Umdrehungsvarianz<br />
des Rotors um den Faktor von nahezu 1:10. Der Generator ist durch
Die Fertigung in Bremerhaven bietet einen direkten Zugang<br />
zum Hafen <strong>für</strong> den Transport per Schiff.<br />
einen 4-Quadranten-Vollumrichter mit dem Netz verbunden, was den drehzahlvariablen<br />
Betrieb erlaubt. Zugleich lassen sich alle Anforderungen, die von den<br />
Netzbetreibern an moderne <strong>Windkraftanlagen</strong> gestellt werden, erfüllen. Mit diesem<br />
Konzept hat Multibrid das Gewicht des Gesamtkomplexes von Rotor, Nabe<br />
und Gondel auf etwa 310 t reduzieren können.<br />
Trotz der hohen Nennleistung baut Multibrid auch sehr kompakt: Die Höhe der<br />
zwei Etagen umfassenden Gondel beträgt lediglich sieben Meter, die Länge zehn<br />
Meter. Damit ist die Anlage deutlich kleiner und leichter als vergleichbar leistungsstarke<br />
Anlagen. Das hat mehrere Vorteile: Die Auslegung des Stahlrohrturms,<br />
der auf einem Tripod-Fundament aufsitzt, lässt sich anders dimensionieren.<br />
Außerdem kann die Gondel an Land vormontiert und als Ganzes auf See installiert<br />
werden.<br />
Zentral <strong>für</strong> den Offshore-Betrieb ist die hermetische Kapselung der Gondel: Ein<br />
Luftaufbereitungssystem saugt die Umgebungsluft an, scheidet Salz- und Wasserpartikel<br />
ab und erzeugt einen Überdruck in der Gondel, der die aggressive Seeatmosphäre<br />
fernhält und die empfindlichen Steuerungselemente vor Korrosion<br />
schützt.<br />
Einheitliche Steuerungsplattform vereinfacht das Anlagenhandling<br />
Die Überarbeitung von Steuerung und Automatisierung, die vom Team Bernd<br />
Zickerts unternommen wurde, führte zu einer Vereinfachung des Systems. Die Zahl<br />
der <strong>Control</strong>ler wurde von fünf auf zwei reduziert. Neben dem Hauptrechner im<br />
Turm ist ein Nabenrechner als Redundanz vorgesehen, um Datenverluste beim<br />
Transfer über die Schleifringkupplung zu unterbinden.<br />
Die gesamte Hardware wurde auf <strong>Beckhoff</strong>-Komponenten umgestellt und damit<br />
eine durchgängige Steuerungsplattform eingerichtet, sodass die Handhabung sowie<br />
alle Schnittstellen und Datenflüsse einfacher werden und aufeinander abgestimmt<br />
sind. Immerhin werden etwa 500 digitale und analoge Signale verarbeitet.<br />
Speziell im Service macht sich das bemerkbar, da sich die Servicetechniker nur<br />
noch in eine einzige Bedienerführung einarbeiten müssen; Schulungs- und Inbetriebnahmeaufwand<br />
reduzieren sich dadurch drastisch.<br />
special | wind turbines <strong>PC</strong>-<strong>Control</strong> 02 | 2008
<strong>PC</strong>-<strong>Control</strong> 02 | 2008<br />
special | wind turbines<br />
Multibrid<br />
Das Unternehmen Multibrid ist seit der Gründung im Jahre 2000 in der<br />
Entwicklung und Herstellung der Offshore-Windenergieanlage Multibrid<br />
M5000 tätig. Ein Team aus <strong>Spezial</strong>isten <strong>für</strong> alle wesentlichen Anlagenkomponenten<br />
arbeitet zusammen mit Zulieferern kontinuierlich an der<br />
Weiterentwicklung der Multibrid-Technologie. Darüber hinaus fließen<br />
durch die Zugehörigkeit zur Prokon-Nord-Gruppe langjährige Erfahrungen<br />
aus der Windparkrealisierung in die Multibrid-Technologie ein.<br />
Der Projektplaner Prokon Nord hatte sich bereits früh in den Offshore-<br />
Bereich gewagt und plante drei Windparks in der Nordsee und vor der<br />
Küste der Normandie, in denen 181 Anlagen mit einer Leistung von je<br />
fünf Megawatt errichtet werden sollten. Prokons Engagement war also<br />
sinnvoll: Das Unternehmen konnte sich auf eine Nachfrage stützen, mit<br />
der eine Neuentwicklung wirtschaftlich wird. Spätestens mit dem Einstieg<br />
des französischen Energiekonzerns Areva, im September 2007,<br />
der 51 Prozent der Multibrid-Anteile übernahm, war die Zukunft von<br />
Multibrid auch finanziell gesichert. Aus der guten Idee konnte nun auch<br />
ein gutes Geschäft werden. Inzwischen ist die Multibrid-Produktion<br />
angelaufen.<br />
Steuerungsarchitektur M5000<br />
Steuerung<br />
| Hauptrechner: Embedded-<strong>PC</strong> CX1020 mit Windows XP<br />
| Nabenrechner: Embedded-<strong>PC</strong> CX9000 mit Windows CE<br />
| Automatisierungssoftware: TwinCAT PLC<br />
HMI<br />
| Einbau-<strong>Control</strong>-Panel CP6832<br />
I/O<br />
| Bussystem: EtherCAT (PROFIBUS unterlagert über EtherCAT-Klemmen)<br />
| I/O-Systeme: Busklemmen/EtherCAT-Klemmen<br />
| I/O-Klemmen:<br />
– diverse Digital-/Analog-I/Os<br />
– Leistungsmessklemme<br />
– Relaisklemme<br />
– SSI-Winkelmessklemme<br />
– Inkremenal-Encoder-Interface<br />
– serielle Schnittstelle
Systemoffenheit setzt<br />
Weiterentwicklung keine Grenzen<br />
Um Ausfällen vor Ort begegnen zu können, sind Sensorik, Aktorik und Hilfssysteme<br />
gleichfalls redundant ausgelegt. Das betrifft insbesondere Luftaufbereitung,<br />
Ölversorgung und Hydraulik, die Batterieladegeräte der Nabe und die<br />
Kühlung, die auf diese Weise doppelt gesichert sind.<br />
Mit der <strong>PC</strong>-basierten Steuerungstechnik ist die Offenheit des Systems garantiert<br />
– ein Plus, an dem Multibrid-Ingenieur Zickert besonders viel liegt, da hiermit<br />
die Weiterentwicklung von Steuerung und Automatisierung gewährleistet<br />
ist: „Immerhin bewegen wir uns in einer Branche, die im Fluss ist und sich<br />
ständig verändert.“ Fremdgeräte können unkompliziert über die vorhandenen<br />
Schnittstellen integriert werden. Die Offenheit des Systems ermöglicht es auch,<br />
I/O-Klemmen mit neuen Funktionalitäten jederzeit zu integrieren.<br />
Da <strong>Beckhoff</strong> mit seiner Steuerungssoftware TwinCAT auf den MS-Windows-<br />
Standard aufsetzt, ist auch die Bedienerführung deutlich erleichtert und konventionellen<br />
Oberflächen sehr ähnlich. Das wirkt sich auch auf die Visualisierung<br />
der Datenströme und Informationen aus, die dem Nutzer über ein SCADA-System<br />
zur Verfügung gestellt werden. Die Steuerung lässt den gesicherten Zugriff<br />
vor Ort und in der Leitzentrale zu; es können auch mehrere Anwender gleichzeitig<br />
auf die Steuerung zugreifen. Außerdem lassen sich Parameter verändern und<br />
den spezifischen Anforderungen der Nutzer anpassen. Dadurch verbessert sich<br />
auch die Fehleranalysefähigkeit des Systems. Die Überwachung der Anlage geschieht<br />
per Glasfaserkabel in Echtzeit über Internet-Protokoll.<br />
Angebunden ist zudem ein ORACLE-Datenbanksystem, das Daten – etwa bei<br />
Störungen der Anlagenkommunikation – bis zu 50 Tage offline vorhalten kann,<br />
bevor sie an die Leitstelle weitergegeben werden. Die Speicherkapazität ist abhängig<br />
von der Leistungsfähigkeit der eingesetzten Flashkarte. Gespeichert wer-<br />
special | wind turbines <strong>PC</strong>-<strong>Control</strong> 02 | 2008<br />
Der M5000-Teststand dient primär zur<br />
Zeitreduzierung <strong>für</strong> Funktionsprüfung und<br />
Inbetriebnahme sowie der Optimierung der<br />
Betriebsabläufe und Regelungsvorgänge.<br />
den alle Daten, die <strong>für</strong> das Windparkmanagement relevant sind, unter anderem<br />
Betriebsdaten (10-Minuten-Mittelwert, Trace, Zähler), Fehler-Log-Analyse, Leistungskurve,<br />
Produktion, Blindleistung, Eigenverbrauch und Betriebsmodus.<br />
Umfassende und komplexe Simulation sichert Qualität<br />
Besonders wertvoll ist <strong>für</strong> Multibrid die Qualität der Simulation, die das Multibrid-Team<br />
in enger Zusammenarbeit mit dem ISET (Institut <strong>für</strong> Solare Energieversorgungstechnik,<br />
Universität Kassel) entwickelt hat. Sie ermöglicht die Simulation<br />
der Anlagenzustände und des Datenaustauschs über TwinCAT in Echtzeit.<br />
<strong>Beckhoff</strong> lieferte hierzu die notwendige Hardware und arbeitete bei der Entwicklung<br />
des SCADA-Systems mit.<br />
Der Teststand dient nicht nur dazu, theoretische Annahmen und Konzepte einer<br />
ersten Plausibilitätsprüfung zu unterziehen sowie Mitarbeiter und Betreiber zu<br />
schulen, sondern wurde von Multibrid zu einem höchst leistungsfähigen und effektiven<br />
Qualitätssicherungsinstrument ausgebaut: Alle Steuerungskomponenten<br />
der Anlage sind auf dem Teststand abgebildet. Das System ist in der Lage,<br />
alle Aktoren und Sensoren sowie die Kommunikation mit der Steuerung der Anlage<br />
zu simulieren. Damit lässt sich die Funktionalität von Steuerung und Betriebsführung<br />
vollständig im Vorfeld der Installation testen. Statt auf See, unter<br />
erschwerten Bedingungen, Komponenten installieren zu müssen, deren Funktionsfähigkeit<br />
nur bedingt gesichert ist, kann so, bereits vor Auslieferung, die<br />
Qualität der Komponenten und Teilsysteme sichergestellt werden. Dies wirkt<br />
sich auch bei der Installation von Updates und Retrofitmaßnahmen aus, die<br />
nicht mehr als Betaversionen im Feld getestet werden müssen, sondern bereits<br />
mit weitreichenden Funktionstests versehen installiert werden können.<br />
Multibrid GmbH www.multibrid.com
<strong>PC</strong>-<strong>Control</strong> 02 | 2008<br />
Alpha Ventus: Erster deutscher<br />
Windpark auf hoher See<br />
Der Offshore-Windpark Alpha Ventus ist ein gemeinsames Pionierprojekt der Unternehmen<br />
E.ON Climate & Renewables, EWE und Vattenfall Europe New Energy. In der<br />
Nordsee, rund 45 Kilometer nördlich vor der Insel Borkum gelegen, in einer Wassertiefe<br />
von 30 Metern, ist Alpha Ventus der erste deutsche Windpark, der auf hoher See<br />
unter echten Offshore-Bedingungen errichtet wird. Mit Konstruktion, Bau, Betrieb und<br />
Netzintegration des Forschungsprojekts Alpha Ventus als Testfeld werden grundlegende<br />
Erfahrungen im Hinblick auf die zukünftige kommerzielle Nutzung von Offshore-Windparks<br />
gesammelt.<br />
Für 2008 sind die Errichtung der südlichen Hälfte des Windparks mit sechs Windenergieanlagen<br />
vom Typ Multibrid M5000 und des Offshore-Umspannwerks geplant.<br />
Der Netzanschluss des Windparks ist <strong>für</strong> Herbst 2008 vorgesehen. Im Sommer 2009<br />
sollen in der nördlichen Hälfte des Windparks sechs weitere Windenergieanlagen<br />
eines anderen Typs folgen.<br />
Die <strong>Windkraftanlagen</strong> werden als Einzelkomponenten an Land vorproduziert. Die<br />
Montage von Gondel, Rotorblättern, Turmsegmenten und Gründungsstruktur zur<br />
kompletten Windenergieanlage erfolgt auf See.<br />
Die 12 Windenergieanlagen werden auf einer Gesamtfläche von vier Quadratkilometern<br />
errichtet. Die Aufstellung erfolgt in einem Rechteck mit – von Norden nach Süden<br />
betrachtet – vier parallel verlaufenden Reihen à drei Anlagen. In der entstehenden<br />
gitterähnlichen Formation haben die Windenergieanlagen einen Abstand von jeweils<br />
etwa 800 Metern voneinander.<br />
Die Multibrid M5000 werden mit einem „Tripod“ (Dreifuß) als Gründungstruktur auf<br />
dem Meeresgrund verankert. Die Wassertiefe beträgt an dieser Position rund 30 Meter.<br />
Um die dreieckige Standfläche eines Tripod von 255 m2 zu umspannen, benötigt<br />
man 56 Männer. Die Stahlmasse einer Anlage entspricht mit rund 1.000 Tonnen dem<br />
Gewicht von 200 ausgewachsenen Elefanten oder 22 Eisenbahnwaggons. Der Rotor<br />
fängt den Wind auf einer Fläche ein, die rund anderthalb mal so groß ist wie ein Fußballfeld.<br />
Bei maximaler Drehgeschwindigkeit des Rotors schneiden die Blattspitzen<br />
der Windenergieanlagen mit etwa 300 Kilometern pro Stunde durch die Luft.<br />
Die durchschnittliche Windgeschwindigkeit am Standort beträgt 10 Meter pro Sekunde<br />
(m/s), dies entspricht Windstärke 5. Die Planer rechnen mit etwa 3.800 Vollbetriebsstunden<br />
im Jahr. Gute Standorte an Land liefern etwa 5 m/s und 2.200–2.500<br />
Vollbetriebsstunden.<br />
special | wind turbines<br />
Eckdaten Alpha Ventus<br />
| Anlagenzahl: 12<br />
| Gesamtleistung: 60 MW<br />
| erwarteter Energieertrag/Jahr: ca. 220 Gigawattstunden<br />
(= Jahresverbrauch von ca. 50.000 Drei-<br />
Personen-Haushalten)<br />
Weitere Informationen: www.alpha-ventus.de
In China gehört der Windenergie die Zukunft<br />
special | wind turbines <strong>PC</strong>-<strong>Control</strong> 02 | 2008<br />
Mingyang setzt auf <strong>Beckhoff</strong>-Know-how<br />
In den letzten Jahren herrschte ein wahrer Windkraft-Boom in China. Nachdem die größten internationalen <strong>Windkraftanlagen</strong>hersteller<br />
Werke in China gegründet haben, wollen nun verstärkt chinesische Maschinenbauer in der Windbranche Fuß<br />
fassen. Die aus Südchina stammende Mingyang-Gruppe startete mit einer 1,5-Megawatt-Anlage und setzt dabei auf Steuerungstechnik<br />
und Branchen-Know-how von <strong>Beckhoff</strong>.<br />
China ist mittlerweile das Land mit den meisten Windparks. Die Gründe <strong>für</strong> den<br />
Einsatz der Windenergie sind naheliegend: Mit mehr als 1,3 Mrd. Einwohnern –<br />
das ist ca. ein Viertel der Weltbevölkerung – verbraucht China etwa 10 Prozent<br />
der weltweiten Primärenergieressourcen. Kohle ist <strong>für</strong> China die wichtigste Energiequelle,<br />
mit allen Konsequenzen, die die Kohleverstromung hat. Vor allem der<br />
hohe CO2-Ausstoß veralteter Kraftwerke sorgt <strong>für</strong> eine schlechte Umweltbilanz.<br />
Das Wirtschaftswachstum sorgt zudem <strong>für</strong> eine weitere Herausforderung: China<br />
muss mehr – und schneller – saubere und moderne Kraftwerkskapazitäten aufbauen<br />
als der Energiebedarf steigt.<br />
Windenergie ist einer der Aktivposten im dynamischen Energiemarkt Chinas, entsprechend<br />
will man bis zu 40 GW Windenergie bis zum Jahre 2020 installiert haben.<br />
Ende 2007 waren es bereits rund 6 GW, davon allein ca. 3,3 GW im Jahr 2007.<br />
Mingyang: <strong>Windkraftanlagen</strong> <strong>für</strong> In- und Ausland<br />
Die in der südchinesischen Provinz Guandong heimische Mingyang Electric Group<br />
Co., die 1993 gegründet wurde, ist seit längerem auf dem Gebiet der Windenergie<br />
tätig. Im vergangenen Jahr errichtete das Unternehmen am Standort Zhanjiang,<br />
im äußersten Süden Chinas, die erste Windkraftanlage aus eigener Produktion,<br />
mit einer Nennleistung von 1,5 MW. 33 weitere Anlagen sollen folgen. Zurzeit<br />
baut Mingyang Produktionskapazitäten auf, die nicht nur den chinesischen<br />
Binnenmarkt zufrieden stellen, sondern auch den Export bedienen sollen: Im Jahr<br />
2008 will man 72 Anlagen in die USA exportieren. Insgesamt 2.000 MW will<br />
Mingyang in den kommenden Jahren ausliefern, davon allein 1.000 in die USA.<br />
Neben dem Preis sind die Leistungsfähigkeit und die Zuverlässigkeit der Anlage<br />
die schlagenden Argumente, die <strong>für</strong> den Neuling am Markt sprechen.<br />
Anlagenkonzept „made in Germany“<br />
Mingyang setzt auf ein bewährtes und erprobtes Konzept, das von der Aerodyn<br />
Energiesysteme GmbH, einem in Rendsburg, Deutschland, ansässigen Ingenieurbüro<br />
stammt, das bereits seit den frühen achtziger Jahren Windenergieanlagen<br />
entwickelt. Das Leit- und Automatisierungssystem liefert <strong>Beckhoff</strong>. „Das Grundkonzept<br />
ist erprobt und wird seit Jahren am Markt erfolgreich eingesetzt“, erklärt<br />
Robert Müller, <strong>Beckhoff</strong>-Projektleiter und Branchenmanager <strong>für</strong> <strong>Windkraftanlagen</strong>,<br />
die Grundidee der Mingyang-Anlage. Die Windkraftanlage hat eine Nennleistung<br />
von 1,5 MW, bei einer Nabenhöhe und einem Rotordurchmesser von jeweils<br />
80 Metern. Mingyang bietet die Anlage als Stark- und Schwachwindvariante<br />
sowie in einer „Cold Climate“-Version an. Die Anlage ist pitchgeregelt, drehzahlvariabel<br />
und mit einem doppelt gespeisten Asynchrongenerator ausgerüstet.<br />
Alles Features, die im Markt bekannt und erprobt sind.<br />
Dennoch war das Projekt ambitioniert: Der Auftrag <strong>für</strong> die Entwicklung des Leitsystems<br />
wurde im Spätherbst 2006 erteilt. Bereits ein Jahr später errichtete man<br />
einen Prototypen, der im Oktober 2007 in Betrieb genommen wurde.
<strong>PC</strong>-<strong>Control</strong> 02 | 2008<br />
Am Standort Zhanjiang, im äußersten Süden Chinas, errichtete Mingyang<br />
eine der ersten <strong>Windkraftanlagen</strong> mit einer Nennleistung von 1,5 MW.<br />
Steuerungskonzept <strong>für</strong> extreme Einsatzbedingungen<br />
Die spezifischen Einsatzbedingungen von Automatisierungskomponenten in der<br />
Windenergie unterscheiden sich von denen anderer industrieller Anwendungen<br />
und setzen beim Automatisierer spezielles technologisches Know-how voraus:<br />
Raue, rasch wechselnde Umweltbedingungen und Wettereinwirkungen, wie<br />
Windstärke und Windrichtung, müssen gemeistert werden, damit die Anlagen den<br />
hohen Anforderungen an die gelieferte Stromqualität gerecht werden. Insbesondere<br />
in der südchinesischen Provinz Zhanjiang ist die Windqualität zwar in der Regel<br />
hoch und von einer gleichmäßigen Anströmung bestimmt, aber der Standort<br />
ist zugleich ganzjährig taifungefährdet. Bereits während der Errichtungsphase<br />
passierten zwei Taifune den Standort und hinterließen ihre Spuren. Windgeschwindigkeiten<br />
von deutlich über 50 m/s (180 km/h), verbunden mit starken<br />
Niederschlägen, werden hier erreicht, die die Windenergieanlagen schadlos überstehen<br />
sollen.Auch klimatisch ist die Lage am Südchinesischen Meer, etwas nördlich<br />
des 20. Breitengrades, extremer als mitteleuropäische Standorte.<br />
„Die Steuerung muss auf solche Extrembedingungen angepasst werden“, erläutert<br />
Windkraftexperte Robert Müller und fährt fort: „Sie muss sehr schnell reagieren,<br />
die Notfallsysteme müssen redundant angelegt sein, der Sicherheitsstandard<br />
<strong>für</strong> Mensch und Anlage muss höchstes Niveau haben.“ Das Automatisierungssystem<br />
reagiert auf die Parameter der Umwelteinflüsse selbständig. Die Betriebszustände<br />
werden sowohl vor Ort als auch remote – per Daten-Fernkommunikation<br />
– überwacht und ermöglichen die Kontrolle der Anlage. Die erhobenen Daten werden<br />
gespeichert, um auch retrospektiv – etwa nach Unterbrechungen der Anlagenkommunikation<br />
– eine Grundlage zur Analyse von Störfällen zu haben.<br />
<strong>PC</strong>-basierte Steuerungsplattform bietet Offenheit<br />
<strong>für</strong> zukünftige Entwicklungen<br />
Basis der <strong>PC</strong>-Steuerung im Turm ist ein Embedded-<strong>PC</strong> CX1020 mit der Automatisierungssoftware<br />
TwinCAT. Das modulare CX-System ist mit einer CAN-Bus-<br />
special | wind turbines<br />
Extreme Bedingungen: Die Steuerung muss sich an die rauen, rasch<br />
wechselnden Umweltbedingungen und Wettereinwirkungen, wie<br />
Windstärke und Windrichtung, einstellen, damit die Anlagen den hohen<br />
Anforderungen an die gelieferte Stromqualität gerecht werden.<br />
Die <strong>PC</strong>-Steuerung im Turm:<br />
Embedded-<strong>PC</strong> CX1020 mit der<br />
Automatisierungssoftware TwinCAT<br />
schnittstelle <strong>für</strong> die Kommunikation mit dem autonomen Umrichter des doppelt<br />
gespeisten Asynchrongenerators sowie den Standardschnittstellen (USB, DVI und<br />
Ethernet TCP/IP) ausgerüstet. Weitere I/O-Stationen <strong>für</strong> die Anbindung der Sensoren<br />
und Aktoren sind über das Highspeed-Kommunikationssystem EtherCAT angebunden.<br />
Das autonome Pitchsystem mit PROFIBUS-Master wird über entsprechende<br />
Feldbusklemmen im EtherCAT-I/O-System eingebunden. Auch die Sicherheitssensoren<br />
und -Aktoren in Gondel und Turmfuß sind direkt in das EtherCAT-<br />
System eingebunden. Auf ein weiteres Safety-Bussystem kann also verzichtet<br />
werden.<br />
In Gondel und Turmfuß können die aktuellen und historischen Betriebsdaten auf<br />
<strong>Beckhoff</strong> <strong>Control</strong> Paneln angezeigt werden. Optional ist die Einbindung der Einzelanlage<br />
in eine Parkkommunikation oder deren Anbindung an eine Leitwarte<br />
zur Fernüberwachung möglich, die aber bislang in der Anlage in Zhanjiang nicht<br />
realisiert wurde. Diese Funktionalität kann aber bei Bedarf nachgerüstet werden.<br />
Neben den Automatisierungskomponenten lieferte <strong>Beckhoff</strong> auch die Applikationssoftware<br />
und unterstützte die Mingyang-Ingenieure bei der Inbetriebnahme.<br />
Da das Applikationsprogramm offengelegt ist, kann Mingyang die Software<br />
eigenständig anpassen und weiterentwickeln – ein großer Vorteil der offenen<br />
<strong>PC</strong>-basierter Steuerungstechnik.<br />
Mit der Nutzung von Windows als Betriebssystem und Ethernet als Kommunikationsplattform<br />
erschließen sich, was die Geschwindigkeit der Kommunikation und<br />
der Datenverarbeitung angeht, neue Potenziale. Kontroll- oder Kommunikationskomponenten,<br />
wie Notebooks, sind jederzeit anschließbar. Sämtliche Komponenten<br />
können bei zukünftigen Weiterentwicklungen gegen Baugruppen ausgetauscht<br />
werden, die den jeweils neuesten Stand der Entwicklung repräsentieren.<br />
Guandong Mingyang Wind Power Technology Co., Ltd<br />
www.mingyang.com.cn
2 | 2008 September 2008<br />
www.beckhoff.de<br />
www.pc-control.net