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Hanns Frericks: "Wer einmal lügt, ...". Kant und das - Korbmacher

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Das schadet dir. Das spricht sich doch herum.<br />

Ich wollt es dir nur sagen, unter Frauen,<br />

in aller Offenheit, ganz im Vertrauen,<br />

<strong>und</strong> weil ich unsre Fre<strong>und</strong>schaft nie vergesse.<br />

Es ist ja nur in deinem Interesse.“<br />

Was liegt hier vor? Ein guter Rat der Fre<strong>und</strong>in an die Fre<strong>und</strong>in? Aufrichtig gemeint? Lesen<br />

wir weiter, was antwortet Célimène?<br />

(Molière, S. 58-60)<br />

„Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll.<br />

Du bist so selbstlos <strong>und</strong> so rücksichtsvoll!<br />

Und selbstverständlich hör ich mit Entzücken,<br />

was man mir nachsagt hinter meinem Rücken.<br />

Damit ich deine Fre<strong>und</strong>schaft nicht verliere,<br />

erlaubst du wohl, <strong>das</strong>s ich mich revanchiere.<br />

Es wär nicht richtig, wenn ich dir verschwiege,<br />

was ich die ganze Zeit zu hören kriege.<br />

Erst gestern Abend war ich wieder mal<br />

bei meinen Fre<strong>und</strong>en - wo, ist ja egal -,<br />

<strong>und</strong> worum glaubst du, <strong>das</strong>s bei dieser Fete<br />

sich <strong>das</strong> Gespräch die ganze Nacht lang drehte?<br />

Um dich! Nur <strong>das</strong>s <strong>das</strong> keine Stänkerei war,<br />

<strong>und</strong> zwar schon deshalb nicht, weil ich dabei war;<br />

im Gegenteil, man sprach sehr positiv<br />

von deiner herben Art; davon, wie tief<br />

du jede Ausgelassenheit verachtest,<br />

die du als eitel <strong>und</strong> frivol betrachtest.<br />

»Wenn jemand ihren Hintern nur erwähnt,<br />

wird sie ganz weiß, ihr strenges Auge tränt,<br />

<strong>und</strong> wenn man ihr versichert, Sex sei schön,<br />

dann dreht sie durch. Das findet sie obszön;<br />

besonders, wenn der Mann, um den es geht,<br />

in irgendeiner Illustrierten steht.<br />

Man merkt es wirklich auf den ersten Blick:<br />

Die Ärmste hat den Prominententick.<br />

Naja, in ihrem Bett ist halt nichts los.«<br />

Entschuldige bitte, ich zitier ja bloß -<br />

<strong>das</strong> bin ich unsrer Fre<strong>und</strong>schaft einfach schuldig.<br />

Nur dir zuliebe war ich so geduldig<br />

<strong>und</strong> hielt <strong>das</strong> durch - sonst wär ich nicht geblieben.<br />

Mir scheint es nämlich maßlos übertrieben,<br />

was man so hört, <strong>und</strong> reichlich sonderbar.<br />

Die Herzogin behauptete sogar,<br />

du hättest stets ein Homo-Magazin<br />

bei dir im Bett. Auf ihrem Schloss bei Wien<br />

hat sie dich angeblich dabei ertappt,<br />

<strong>und</strong> seitdem wärst du furchtbar eingeschnappt.<br />

Da hättest du mich aber sehen sollen!<br />

Das ging mir doch zu weit. An dieser tollen<br />

Geschichte ist bestimmt kein wahres Wort.<br />

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