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Der Plöner See heute - und morgen?

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Jürgen Böhrens<br />

<strong>Der</strong> <strong>Plöner</strong> <strong>See</strong> <strong>heute</strong> - <strong>und</strong> <strong>morgen</strong>?<br />

Seit nunmehr 10 Jahren versuche ich herauszubekommen, wer für die Wasserstandshaltung des<br />

Großen <strong>Plöner</strong> <strong>See</strong>s zuständig ist. Dazu habe ich mehrfach bei Behörden <strong>und</strong> Verbänden von Land,<br />

Kreis <strong>und</strong> Stadt nachgefragt. Leider bisher ohne Erfolg, doch die Vermutung verdichtet sich , dass<br />

dieses Sache der Stadt Plön ist. Belegen lässt es sich aber nicht.<br />

Zu wissen, wer verantwortlich ist, ist um so wichtiger, weil immer noch zahlreiche Mängel an der<br />

Wasserbewirtschaftung in Plön festzustellen sind.<br />

Vor gut einem Jahr habe ich meine langjährigen Beobachtungen zur Veränderung des <strong>Plöner</strong> <strong>See</strong>s<br />

zu Papier gebracht <strong>und</strong> veröffentlicht. 1 Was hat sich seitdem ergeben?<br />

Ein erster Erfolg war schon nach kurzer Zeit feststellbar. So wurde still <strong>und</strong> leise der <strong>See</strong>abfluß bei<br />

der Hintersten Wache auf einige h<strong>und</strong>ert Meter Länge ausgebaggert. Dieses war seit Jahrzehnten<br />

unterblieben, obwohl der Abfluß im Programm der Gewässerunterhaltung unverändert enthalten ist<br />

<strong>und</strong> auch die dafür erforderlichen Gelder verfügbar waren. Doch leider fehlen nun noch die letzten<br />

6 - 8 Meter am Ufer der Großen <strong>Plöner</strong> <strong>See</strong>s. Hier hatte sich in den Jahren durch Eisgang ein Wall<br />

gebildet, der den Wasserabfluß nun weiterhin verhindert.<br />

Auch blieb das seit 1980 übliche Aufstauen des <strong>See</strong>s zu Ostern 2012 aus. Durch das Absenken des<br />

Wehres der Stadtschwentine um ca. 5 cm unter die untere Marke, durch das Reinigen des<br />

Frauenortkanals <strong>und</strong> der Sohlgleite Spitzenort <strong>und</strong> Offenhalten des Hochwasserüberlaufes, dazu<br />

geringere Niederschläge über Monate, war der Wasserstand des <strong>See</strong>s auf 20,93 m gesunken. Das<br />

waren nur noch 13 cm über den nach der letzten Absenkung des <strong>See</strong>s vorgesehenen Wasserstand<br />

von 20,80 m . So tief war der Wasserstand , von einzelnen kurzfristigen Ausnahmen abgesehen, seit<br />

1979, dem Jahr der Inbetriebnahme der "Holsteinischen Schweiz", nicht mehr. Die beiden 1931 am<br />

Strandweg gebauten Betonbrücken waren wieder eben über der Wasseroberfläche <strong>und</strong> an den Ufern<br />

bildete sich in ruhigen Ecken erster neuer Bewuchs.Bei diesem Wasserstand ragten die oberen<br />

Borsten des Borstenpasses aus dem Wasser heraus. Auch Kanus konnten nur unbesetzt drüberweg<br />

gezogen werden. Doch die Strömungsgeschwindigkeit war erstmalig gering genug, dass einzelne<br />

Barsche <strong>und</strong> Plötze den Aufstieg schafften.<br />

Doch im Herbst war alles schon wieder vorbei. Anfang November wurde das Wehr der<br />

Stadtschwentine angehoben. Sohlgleite, Frauenortskanal <strong>und</strong> - über das ganze Jahr - die<br />

Fischtreppe waren durch Treibsel teilweise verstopft, dazu einige kräftige, aber für die Jahreszeit<br />

durchaus übliche Regentage ließen den <strong>See</strong> in kurzer Zeit um bis zu 28 cm ansteigen auf den<br />

Wasserstand von 21,21 m.<br />

Im Januar <strong>und</strong> Februar 2013 betrug die Wasserströmung in der Sohlgleite immer noch 1,5 m/Sek.,<br />

obwohl durch den sehr hohen Wasserstand des Kleinen <strong>Plöner</strong> <strong>See</strong>s der Rückstau bremsend wirkte.<br />

<strong>Der</strong> Wasserstand im Einlauf des Hochwasserüberlaufes lag 45 cm unter dem Zustrom. Geäst ließ,<br />

wie so oft, nicht mehr Wasser einströmen. Vom dahinterliegenden ursprünglichen Treibselfanggitter<br />

waren noch immer 4 Stäbe nicht entfernt <strong>und</strong> bildeten mit darin verfangenem Gestrüpp ein weiteres<br />

Hindernis für den Wasserablauf. Und selbst im <strong>See</strong>auslauf des Rohres hatten sich Zweige verfangen<br />

<strong>und</strong> wirkten bremsend.<br />

Die mir erst nun vorliegende "Machbarkeitsstudie" zur "Umgestaltung des Aalwehres Spitzenort<br />

in Plön zur Verbesserung der ökologischen Durchgängig der Schwentine" vom März 2006 geht an<br />

1 veröffentlicht im "Jahrbuch für Heimatk<strong>und</strong>e" 2011, S. 117 ff; im "<strong>Plöner</strong> <strong>See</strong>blick" 2012, Heft 4 <strong>und</strong> 5


330 Tagen im Jahr von einer mittleren Strömungsgeschwindigkeit von bis zu 0,6 m/Sek. aus, am<br />

Boden von max. 0,4 m/Sek (S. 51). Dieses Ziel ist nicht erreicht. Eine Erfolgskontrolle ist bisher<br />

unterblieben, wohl, weil die Nichterfüllung der Forderung offensichtlich ist. Geplant war dafür eine<br />

Breite der Sohlgleite von 6,95 m sowie der halbe Borstenpass mit 1,25 m (S. 66). Dabei wurden die<br />

andere Hälfte des Borstenpasses <strong>und</strong> der unterströmte Teil des Treidelpfades nicht angesetzt.<br />

Diese Forderungen wären kaum umsetzbar. Die Brückenöffnung unter der B 430 hat eine schräg<br />

versetzte Länge von 13,20 m bei einer Breite von 7,30 m. Um die Standsicherheit der<br />

Brückenf<strong>und</strong>amente nicht zu gefährden wurden zusätzliche Stützmauern errichtet. Diese, je 0,9 m<br />

in den Freiraum ragenden Mauern verengten den Querschnitt auf 5,5 m.. <strong>Der</strong> in der Studie nicht<br />

vorgesehene Hochwasserüberströmkanal besteht im Oberteil aus einem Rohr mit 1,4 m<br />

Außendurchmesser. Unter der Brücke geht das Rohr in einen Vierkantschacht von 2 m Breite über,<br />

der nun den gesamtverfügbaren Querschnitt auf 3,5 m einengt Das Wasser schießt hier nur so durch.<br />

Die vor der Brücke befindlichen Borstenelemente waren schon zwei Tage nach Inbetriebnahme der<br />

Sohlgleite durch die Strömung versetzt, der Hang vor der Brücke ausgekolkt <strong>und</strong> das Geröll unter<br />

der Brücke weitgehend fortgespült. Zudem liegt der Anteil der Sohlgleite, hier mit 1 m Breite, in<br />

der Außenkurve, in der das Wasser schneller fließt. Und der Treidelpfad liegt auf dem Kanal, kann<br />

also nicht untersrömt werden.<br />

Doch wie läßt sich Abhilfe schaffen um das Ziel der ökologischen Durchgängigkeit der Schwentine<br />

zu erreichen?<br />

<strong>Der</strong> Ausschuss für Stadtentwicklung <strong>und</strong> Umweltschutz der Stadt Plön hat sich in seiner Sitzung am<br />

2. Mai 2012 mit diesem Thema befaßt. Es lagen keine oder falsche Basisdaten vor. Die<br />

Verantwortlichen träumen von einer automatischen Steuerung. Folgender Auszug aus dem Protokoll<br />

spricht für sich:<br />

"Noch in den 70er Jahren lag der durchschnittliche mittlere Wasserstand im Großen <strong>Plöner</strong> <strong>See</strong><br />

etwa bei 21,00 m üNN, während er in den letzten drei Jahrzehnten kontinuierlich auf etwa 21,03 m<br />

üNN gestiegen ist. In den letzten beiden Jahren lag der durchschnittliche Wasserstand sogar noch<br />

etwas höher. Eine langfristige Prognose auf weitere steigende Wasserstände sollte dennoch daraus<br />

nicht geschlossen werden.<br />

Zum Abschluss werden noch die Schwierigkeiten erläutert, die sich bei der automatischen<br />

Steuerung der Entlastungsklappe ergeben. Die Klappe sollte so gefahren werden, dass sie sich<br />

automatisch je nach bestimmten einprogrammierten Wasserständen selbständig öffnet <strong>und</strong> schließt.<br />

Sie kann also nur auf bestimmte Wasserstände reagieren. Besser wäre es, sie könnte so gefahren<br />

werden, dass sie sich vorausschauend auf kommende, abzusehende Wasserstände einstellt. Das<br />

würde ein System bedingen, das aus einer Vielzahl von Parametern künftige Wasserstände<br />

„voraussagt“. Zum Beispiel könnten Meldungen einfließen, ob die Schleusen oberstrom in Malente<br />

<strong>und</strong> Eutin geöffnet werden, kombiniert mit der dadurch zu erwartenden Wassermenge oder auch<br />

über die Wetterlage z. B. am Bungsberg, die dort gefallenen Regenmengen, die dann zwei Tage<br />

später in der Schwentine auch in Plön auftauchen."<br />

Nach meiner Auffassung sind folgende Maßnahmen erforderlich <strong>und</strong> geeignet, damit sich der<br />

<strong>See</strong>spiegel <strong>und</strong> der Abfluß der Schwentine selbst regelt ohne steuernd einzugreifen. Wetterbedingte<br />

Schwankungen sind normal <strong>und</strong> hinzunehmen.<br />

1. <strong>Der</strong> mittlere Wasserstand ist auf ca. 20,85 - 20,90 m abzusenken. Dazu sind die beiden oberen<br />

Borstenblöcke der Sohlgleite Spitzenort um ca 15 cm abzusenken. Hierbei sollten sie auch nicht<br />

als horizontale Sperre sondern leicht v-förmig gestaltet werden, um auch bei niedrigen<br />

Wasserständen eine Befahrbarkeit zu gewährleisten. Und um ihre Funktion, die Strömung zu<br />

bremsen, zu erfüllen, sind die Lücken nicht wie nun linear, sondern versetzt als Mäander<br />

anzuordnen..


2. Das Klappenwehr der Stadtschwentine ist ca. 10 cm unter der unteren Marke zu fahren. Damit<br />

das Wehr beim wöchentlichen Spülen (um Treibsel fortzuwaschen) wieder in die gleiche<br />

Ausgangslage angehoben wird ist ein Zeiger anzubringen. Bei der bisherigen Praxis geht alles<br />

nach Augenmaß mit der Folge dauernder Stauänderungen.<br />

3. Vor der Fischtreppe ist ein Leitblech anzubringen, um so das Einströmen von Treibsel zu<br />

unterbinden. Außerdem ist die Fischtreppe regelmäßig zu reinigen. Einmal jährlich ist nicht<br />

ausreichend.<br />

4. Im <strong>und</strong>/oder hinter dem Tosbecken unterhalb der Wehrklappe sollte ein Findling als Störstein<br />

eingebracht <strong>und</strong> außerden ein Loch von ca. 15 cm Durchmesser zur Fischtreppe geschaffen<br />

werden. Nur so haben aufsteigende Jungfische die Möglichkeit, die durch die Lockströmung<br />

ind der Wasserwalze gefangen sind <strong>und</strong> nun dort von Möwen <strong>und</strong> Enten weggefressen werden,<br />

den <strong>See</strong> zu erreichen.<br />

5. In der Stadtschwentine sollte die Wassergeschwindigkeit - wie früher - durch Verschwenkungen<br />

gebremst <strong>und</strong> dadurch auch der Wasserstand erhöht werden. So läßt sie sich besser befahren.<br />

Auf lange Sicht sollten auch die verspielten, aber nicht zweckmäßigen Hängebrücken wieder<br />

entfernt <strong>und</strong> dafür der ursprünglich hier vorhandene Treidelsteg erneuert werden.<br />

6. <strong>Der</strong> Abfluß Hinterste Wache ist seeseitig zu öffnen. Bei einem Wasserstand um 20,90 m <strong>und</strong><br />

bei mäandernden 400 m Länge ist eine sehr moderate Fließgeschwindigkeit zu erwarten.<br />

7. <strong>Der</strong> noch vorhandene Vertikalträger im kleinen Aalfang ist zu entfernen, damit eine Staubildung<br />

durch Treibsel verhindert wird.<br />

8. Ein verantwortlicher Ansprechpartner für die Betreuung <strong>und</strong> Mängelbehebung der Anlagen ist<br />

zu benennen <strong>und</strong> dessen Erreichbarkeit zu veröffentlichen.<br />

Ein großer Erfolg ist beim Frauenortskanal zu verbuchen. Hier hat der Verein "Wasser, Otter,<br />

Mensch" den Sohlabsturz in Eigenarbeit mit Steingeröll aufgefüllt. Das Wasser stürzt nun nicht<br />

mehr 60 cm herab sondern fließt verwirbelnd gleichmäßig herunter. Die Strömungsgeschwindigkeit<br />

beträgt selbst beim jetzigen Hochwasser im Schnitt nur 1 m/Sek. Bei einem auf ca. 20,90 m<br />

abgesenkten Wasserstand des <strong>See</strong>s dürfte die Geschwindigkeit deutlich geringer ausfallen <strong>und</strong> so<br />

einer Vielzahl von Tieren den Aufstieg ermöglichen.


Unterlauf des kleinen Aalwehres: Das vorher abstürzende Wasser fließt nun verwirbelt über Geröll. In der Bildmitte<br />

ist der noch nicht entfernte Träger der alten Sperrschotten erkennbar.<br />

<strong>Der</strong> 10 m breite Zustrom für Sohlgleite <strong>und</strong> Borstenpass verengt sich unter der Straßenbrücke auf 3,5 m.<br />

Als Folge erhöhen sich dort der Wasserstand <strong>und</strong> die Strömungsgeschwindigkeit.

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