China im Wasserstress - - SERI
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Seminararbeit<br />
731.310 Bewertung nachhaltiger Entwicklung<br />
WS 2009/2010<br />
<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong><br />
-<br />
Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
Dr. Stefan Giljum<br />
Universität für Bodenkultur Wien<br />
von<br />
Angelika Adamcyk 0640312<br />
Melanie Haefner 0540861<br />
Theresa Linke 0540273<br />
Warnstorff, Jürgen 9514106
731.310 Bewertung nachhaltiger Entwicklung<br />
<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Titelblatt<br />
Inhaltsverzeichnis ..................................................................................................II<br />
1. Einleitung........................................................................................................ 1<br />
2. Die Ressource Wasser..................................................................................... 3<br />
3. Naturraum der VR <strong>China</strong>................................................................................. 7<br />
3.1 Landschaftliche Gliederung........................................................................... 7<br />
3.2 Kl<strong>im</strong>a........................................................................................................ 9<br />
3.3 Natürliche Ressourcen ............................................................................... 10<br />
3.3.1 Bodenschätze................................................................................. 10<br />
3.3.2.Energieressourcen.......................................................................... 10<br />
3.3.3 Ackerland...................................................................................... 11<br />
3.3.4 Weideland..................................................................................... 11<br />
3.3.5 Wald............................................................................................. 11<br />
3.4 <strong>China</strong>s Wasserressourcen .......................................................................... 11<br />
3.4.1 Oberflächengewässer....................................................................... 13<br />
3.4.2 Grundwasser ................................................................................. 15<br />
3.4.3 Gletscher....................................................................................... 15<br />
4. <strong>China</strong>s Umgang mit der Ressource Wasser.................................................... 17<br />
4.1 Natürliche Wasserknappheit: ungleiche Verteilung zwischen Norden und Süden.. 18<br />
4.2 Wasserverschwendung............................................................................... 19<br />
4.3 Wasserverschmutzung............................................................................... 20<br />
4.3.1 Gesundheitliche Auswirkungen der Wasserverschmutzung.................... 21<br />
4.3.2 Bedrohung aquatischer Lebensräume................................................ 22<br />
4.4 Grundwasserzustand und Bodenverluste...................................................... 22<br />
5. Lösungsansätze und Strategien der chinesischen Regierung gegen die<br />
Wasserknappheit............................................................................................. 24<br />
6. <strong>China</strong>s Wassermanagement - Großprojekte ................................................ 26<br />
6.1 Süd-Nord-Wasserumleitungsprojekt............................................................. 26<br />
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<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
6.1.1 Die Wasserlinien............................................................................ 27<br />
6.1.2 Auswirkungen des Projektes............................................................ 29<br />
6.2 Der drei Schluchten Staudamm................................................................. 29<br />
6.2.1 Projektdaten................................................................................. 29<br />
6.2.2 Enstandene Probleme..................................................................... 31<br />
7. Bewertung der Nachhaltigkeit des chinesischen Wassermanagements........ 33<br />
8. Lösungsansätze für ein nachhaltiges Wassermanagement........................... 37<br />
9. Diskussion und kritische Betrachtung der Lösungsansätze........................... 41<br />
10. Fazit.......................................................................................................... 43<br />
Literaturverzeichnis.............................................................................................. IV<br />
Abbildungsverzeichnis - Tabellenverzeichnis.............................................................. V<br />
WS09 / Boku Wien III
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<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
1. Einleitung<br />
Die Volksrepublik <strong>China</strong>, kurz VR <strong>China</strong> oder <strong>China</strong> (chinesisch: Zhonghua Renmin<br />
Gongheguo) mit der Hauptstadt Beijing (alt: Peking) ist ein autoritärer Staat unter der<br />
Führung der Kommunistischen Partei <strong>China</strong>s. Das Land befindet sich <strong>im</strong> Osten des<br />
asiatischen Kontinents, an der Westküste des Pazifik und besitzt eine 14.500 km lange<br />
Küstenlinie. Es grenzt, zwischen Nord Korea und Vietnam, <strong>im</strong> Osten an das<br />
Ostchinesische Meer, die Korea Bay, das Gelbe Meer und das Südchinesisches Meer. Mit<br />
rund 9,6 Millionen km 2 ist <strong>China</strong>, nach Russland, Kanada und den USA, das viertgrößte<br />
und mit 1,3 Milliarden (Stand Juli 2009) Einwohnern das bevölkerungsreichste Land der<br />
Welt. (CIA WORLD FACTBOOK, 2009)<br />
Topographisch fällt das überwiegend gebirgige Land vom Westen nach Osten ab. Der<br />
niedrigste Punkt ist mit 154 m die Senke Turpan Pendi, der höchste Punkt mit 8.848 m<br />
über dem Meeresspiegel, der in der H<strong>im</strong>alaya-Kette liegende und zugleich höchste Berg<br />
der Erde - der Mount Everest. Das Kl<strong>im</strong>a ist extrem vielfältig, tropisch <strong>im</strong> Süden bis<br />
subarktisch <strong>im</strong> Norden.(CIA WORLD FACTBOOK, 2009)<br />
Ebenso vielfältig wie das Kl<strong>im</strong>a ist das Naturkatastrophenpotential. Die häufigsten<br />
Naturrisiken denen das Land ausgesetzt ist sind regelmäßige Typhone (etwa fünf<br />
Ereignisse jährlich, entlang der südlichen und östlichen Küstenregionen), Flutkatastro-<br />
phen, Tsunamis, Erdbeben und Dürren. Viele Regionen <strong>China</strong>s leiden ebenso an den<br />
Folgen schwerer Umweltverschmutzung. Zu den hervorzuhebenden markantesten<br />
Umweltproblemen zählen Luftverschmutzung (Treibhausgase, Schwefeldioxide,<br />
Feinstaub), Saurer Regen, Wasserknappheit, Wasserverschmutzung, Entwaldung,<br />
Verlust landwirtschaftlich nutzbarer Flächen und Desertifikation um nur einige heraus<br />
zugreifen. (CIA WORLD FACTBOOK, 2009)<br />
<strong>China</strong> ist zudem ein ressourcenreiches Land. Zu <strong>China</strong>s Ressourcen gehören u.a. Kohle,<br />
Eisenerz, Erdöl, Erdgas, Wolfram, Zinn, Quecksilber, Mangan, Aluminium, Blei, Zink,<br />
Uran und das weltweit größte Wasserkraft Potential.<br />
<strong>China</strong>s Wasserressourcen sind enorm, der Gesamtvorrat an Wasser in <strong>China</strong> zählt zu<br />
einem der höchsten der Welt. Jedoch ist der Vorrat pro Person weniger als der in vielen<br />
anderen Ländern. <strong>China</strong> ist reich an Flüssen und Seen. Der bedeutendste Fluss ist der<br />
Yangtse-Fluss, der mit einer Länge von 6.300 km der größte Fluss <strong>China</strong>s und dritt<br />
längste Strom der Welt sowie eine Lebensader für Millionen von Menschen ist. Zudem<br />
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<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
besitzt <strong>China</strong> eine große Gletscherfläche, die eine wichtige Süßwasserressource bildet.<br />
(CIA WORLD FACTBOOK, 2009)<br />
<strong>China</strong>s Wasserressourcen sind geographisch jedoch ungleichmäßig verteilt. Der Süden<br />
und der Osten des Landes besitzt viel Wasser, während Gebiete <strong>im</strong> Norden und Westen<br />
mit wenig Wasser auskommen müssen. Durch das Bevölkerungswachstum, das<br />
Wachstum der Städte, die rasante Wirtschaftsentwicklung - <strong>China</strong> erwirtschaftete 2008,<br />
das weltweit drittgrößte BIP (CIA WORLD FACTBOOK, 2009) - die rapide Industrialisierung,<br />
aber auch durch die veränderten Lebensstile der Menschen, steigt der<br />
Wasserverbrauch. Indes wird aber nicht nur mehr Wasser verbraucht und die Reserven<br />
werden knapp, es wird auch mehr Wasser verschmutzt als je zuvor. Das Resultat:<br />
Millionen Bewohner der Volksrepublik haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser,<br />
Flüsse und Seen sind verschmutzt, die chinesischen Städte leiden unter akuter<br />
Wasserknappheit - <strong>China</strong> leidet zunehmend unter einer Wasserkrise.<br />
Wie geht <strong>China</strong> mit diesem Problem um? Wie schaut das Wassermanagement <strong>China</strong>s<br />
aus, existieren Wasserversorgungskonzepte? Stellt sich <strong>China</strong> der enormen Heraus-<br />
forderung, das Land und die Bevölkerung mit Wasser zu versorgen? Mit welchen<br />
Projekten versucht <strong>China</strong> die Wasserprobleme zu lösen und die Wasserversorgung der<br />
Bevölkerung zu sichern?<br />
Ausgehend von den naturräumlichen Gegebenheiten, der Wasserverfügbarkeit und<br />
<strong>China</strong>s Umgang mit dieser lebenswichtigen Ressource werden wir <strong>im</strong> zweiten Teil der<br />
Arbeit das Management der Ressource Wasser in der Volksrepublik erarbeiten.<br />
Beispielhaft werden zwei aktuelle Projekte der Wasserwirtschaft vorgestellt und diese<br />
anhand von sozialen, ökonomischen und ökologischen Aspekten bewertet.<br />
Das Thema Nachhaltigkeit beherrscht auch den Hauptteil der Ausführung. Dieser soll<br />
die Beantwortung der Fragen nach einer nachhaltigen Bewirtschaftung der Ressource<br />
Wasser einnehmen: Welche Potentiale einer nachhaltigen Wassernutzung hat die VR<br />
<strong>China</strong>? Mit welchen Strategien kann man der Wasserknappheit begegnen und wie sind<br />
diese in Hinblick auf Nachhaltigkeit zu bewerten?<br />
Abschluss der Arbeit bildet der Versuch die Lösungsansätze, die für ein zukünftiges<br />
Wassermanagement aufgezeigt wurden, zu diskutieren und kritisch zu hinterfragen.<br />
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<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
2. Die Ressource Wasser<br />
Wasser ist ein kostbares Gut - Wasser ist Leben - Wasser ist weltweit nur begrenzt<br />
verfügbar. Ca. 71 % der Erdoberfläche sind mit Wasser bedeckt, den Rest nehmen die<br />
Kontinente ein. Es sind jedoch lediglich 2,5 % des globalen Wasservorkommens<br />
Süßwasser und davon sind weniger als 1 % vom Menschen als Ressource nutzbar, da<br />
der Großteil des Süßwassers der Landmassen in Eiskappen und Gletschern gespeichert<br />
ist wie in Abbildung 1 ersichtlich.<br />
Abb.1: Wasserverteilung auf der Erde<br />
Quelle: WBGU, 1997 (zitiert nach REISS)<br />
Das Problem der globalen Wasserversorgung liegt <strong>im</strong> wesentlichen darin, dass die<br />
geringe nutzbare Süßwassermenge, die als Ressource dient, der Erde sehr ungleich<br />
verteilt ist. Vor allem aus kl<strong>im</strong>atischen Gründen gibt es Wasserüberschuss- und<br />
Wassermangelgebiete. Neben den kl<strong>im</strong>atischen Gegebenheiten resultiert Wassermangel<br />
aus der Wassernutzung der Anlieger und ist meist ein lokal wirksames Problem. Somit<br />
kann die Ressource Wasser als regionale Ressource gelten. Der regionale Bezug zur<br />
Ressource Wasser zeigt sich auch in der Tatsache, dass mit Wasser über weitere<br />
Distanzen nicht gehandelt wird. (REISS, 2006)<br />
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<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
Wesentlichster globaler Wasserverbraucher ist die Landwirtschaft, wobei in den<br />
Trockengebieten der Erde insbesondere der Bewässerungsfeldbau zu nennen ist. Die<br />
Landwirtschaft wird <strong>im</strong> wesentlichen zu einer verschärften Verknappung der Ressource<br />
Wasser beitragen. Das Problem: Das Wasserdargebot kann nicht wesentlich gesteigert<br />
werden. Die Weltbevölkerung wächst jedoch in einem rasanten Tempo. (REISS, 2006)<br />
Der Begriff Wasserdargebot umfasst die Menge an Süßwasser, die aus dem natürlichen<br />
Wasserkreislauf für eine best<strong>im</strong>mte Zeit in einem best<strong>im</strong>mten Gebiet als Ressource zur<br />
Verfügung steht. In der Wasserwirtschaft ist das Wasserdargebot eine wichtige Größe<br />
als Grundlage zur quantitativen Berechnung der zur Verfügung stehenden Wasser-<br />
menge in Einzugsgebieten. Es kann ein potentielles Wasserdargebot und ein genutztes<br />
Wasserdargebot unterschieden werden. (REISS, s.a)<br />
Eine weiteres Missverhältnis besteht in dem freien Zugang zu sauberen Trinkwasser auf<br />
der Erde. Insbesondere in den Ländern des Südens haben die Menschen oft keinen<br />
Zugang zu sauberen Wasserressourcen, dies ist Ursache für zahlreiche Krankheiten<br />
bzw. Todesfälle in Verbindung mit Wassermangel und der Nutzung verschmutzten<br />
Wassers. (REISS, 2006)<br />
Wassermangel bedeutet, es stehen weniger als 1.000 m³ Wasser pro Kopf und Jahr zur<br />
Verfügung. 1.000 m³ gelten laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Mindestmaß<br />
für eine ausreichende Versorgung. Näher erläutert lässt sich Wassermangel<br />
unterscheiden in:<br />
• periodischer oder regelmäßiger Wassermangel, wenn zwischen 1.700 und 1.000<br />
Kubikmeter Wasser pro Kopf und Jahr (m 3 /pro Kopf/a)<br />
• chronischer Wassermangel, wenn weniger als 1.000 m 3 /pro Kopf/a<br />
• absoluter Wassermangel, wenn weniger als 500 m 3 /pro Kopf/a<br />
zur Verfügung stehen. (ENGELMANN et al., 2000)<br />
Um das komplexe Wirkungsgefüge der Ressource Wasser darzustellen, soll die folgende<br />
Abbildung dienen, die vereinfacht den Zusammenhang zwischen menschlichen<br />
Tätigkeiten und der Ressource Wasser (Süßwasser) verdeutlicht.<br />
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Abbildung 2: Beziehungen zwischen Bevölkerung und Ressource Süßwasser<br />
Quelle: IUCN et al. 1996, verändert (zitiert nach REISS)<br />
Wasserkrise - "Eine Krise kann ein Vorstadium zu einem Konflikt sein. Allerdings ist der<br />
Begriff auch vielschichtig zu verstehen. Wasserkrise wird oft synonym bzw. <strong>im</strong><br />
Zusammenhang mit Wassermangel benutzt. Der Begriff fällt jedoch auch in Verbindung<br />
mit wasser- oder gewässerrelevanten kritischen Situationen, wie Hochwasserereig-<br />
nissen oder Wasserverschmutzung. Auch der Begriff Katastrophe ist eng mit dem Wort<br />
Wasserkrise gekoppelt (z.B. Dürre- oder Überschwemmungskatastrophe)."(REISS, 2006)<br />
Während unsere Vorfahren das Wasser als wichtigste Grundlage ihrer Existenz<br />
erkannten, hat die moderne Technologie diese Abhängigkeit aufzuheben versucht. An<br />
Stelle der Quelle oder des Brunnens ist der Wasserhahn getreten, fließend Wasser ist<br />
zumindest in unseren Breiten selbstverständlich. Im Handumdrehen ist Wasser<br />
jederzeit und in scheinbar beliebiger Menge verfügbar. Wir sind uns dabei jedoch nur<br />
selten bewusst, dass alles Leitungswasser aus der Natur stammt (GREENPEACE, s.a.)<br />
Durch das Wachstum der Weltbevölkerung und die wirtschaftliche Entwicklung in<br />
aufstrebenden Nationen wie <strong>China</strong> oder Indien werden die Reserven knapp. Veränderte<br />
Lebensweisen erfordern künftig den Einsatz von mehr Wasser. Zudem sind in vielen<br />
Großstädten der Industrienationen die Wasserleitungen völlig marode, Millionen Liter<br />
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<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
Wasser versickern ungenutzt <strong>im</strong> Untergrund. Die Vereinten Nationen erwarten, dass die<br />
Welt <strong>im</strong> Jahr 2025 bis zu 40 Prozent mehr Wasser verbrauchen wird als heute. Neben<br />
Öl, Gold und Solarenergie gehört Wasser sogar schon bei Anlegern in der<br />
Finanzbranche zu kostbaren und investitionsgefälligen Gütern. In Produktprospekten<br />
der Zertifikate-Emittenten heißt es, Wasser sei ein kostbares Gut und die Preise würden<br />
künftig deutlich steigen. Wasser als handelbarer Rohstoff? - Richard Stathers von der<br />
britischen Fondsgesellschaft Schroders sagt dazu: "Es ist ganz klar, dass sich der<br />
Umgang mit diesem Rohstoff ändern wird - was wiederum neue Märkte eröffnet und<br />
Chancen verspricht". Wasser wird <strong>im</strong> Gegensatz zu anderen Rohstoffen wie Öl, Weizen<br />
oder Zucker nicht an der Börse gehandelt. Anleger müssen deshalb auf Umwegen in<br />
Wasser investieren, etwa über Aktien von Unternehmen, die ihr Geld mit Wasser<br />
verdienen, etwa Unternehmen, die sich auf die Infrastruktur sowie die Reinigung oder<br />
die effizientere Nutzung von Wasser spezialisiert haben. Außerdem seien die<br />
klassischen Wasserversorger wie Veolia, United Utilities oder Wavin für Anleger<br />
interessant, da diese von steigenden Wasserpreisen profitieren dürften. (HACKHAUSEN und<br />
PANSTER, 2009)<br />
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<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
3. Naturraum der VR <strong>China</strong><br />
<strong>China</strong> liegt am Ostrand des eurasischen Kontinents und bildet den größten Teil von Ost-<br />
und Zentralasien. Die Fläche <strong>China</strong>s entspricht mit fast 9,6 Millionen Quadratkilometern<br />
(km 2 ) ungefähr der Fläche der USA (9,8 Mio. km 2 ) oder Europas (10,5 Mio. km 2 ). <strong>China</strong><br />
bedeckt damit 6,4 % der festen Erdoberfläche und grenzt an 14 Staaten - Afghanistan,<br />
Bhutan, Burma, Indien, Kazakhstan, Nord Korea, Kyrgyzstan, Laos, Mongolei, Nepal,<br />
Pakistan, Russland, Tajikistan, Vietnam. Das Territorium <strong>China</strong>s wird zum größten Teil<br />
von der festen Landmasse gebildet. In den chinesischen Hoheitsgewässern liegen<br />
verstreut 5.400 meist kleine und unbewohnte Inseln. (CIIC, 2007) Hainan, <strong>im</strong> Westen<br />
des Südchinesischen Meeres, ist mit einer Fläche von 34.000 km 2 die größte Insel des<br />
Landes. [1] (DOMRÖS, 2003a)<br />
Aufgrund der riesigen Ausdehnung ist <strong>China</strong> ein Land vielfältiger und gegensätzlicher<br />
Oberflächenformen und Landschaften. <strong>China</strong> als Ganzes muss als gebirgiges Land<br />
betrachtet werden. Gebirge und Hochländer nehmen rund 60 % des Territoriums ein,<br />
der Rest entfällt auf Becken, Ebenen und Flusslandschaften. Eine Einteilung des Landes<br />
nach Höhenstufen sieht folgendermaßen aus (DOMRÖS, 2003a): 14 % der Fläche liegen<br />
unter 500m, 18 % befinden sich zwischen 500 – und 1.000m, 35 % zwischen 1.000<br />
und 2.000m, 17 % zwischen 2.000 und 5.000m und 16 % über 5.000m wobei die<br />
Gebirgigkeit von den pazifischen Küstentiefländern <strong>im</strong> Osten in Richtung Westen<br />
zun<strong>im</strong>mt.<br />
3.1 Landschaftliche Gliederung<br />
Der Naturraum <strong>China</strong>s lässt sich in vier Großlandschaften einteilen (DOMRÖS, 2003a):<br />
1. Ostchinesische Ebenen und Südchinesisches Bergland<br />
Dazu gehören die Nordostchinesische Ebene (Mandschurei), die Nordchinesische<br />
Ebene (auch Große Ebene), untere und mittlere Stromebenen am Yangtse und<br />
Südchinesisches Bergland (<strong>im</strong> Mittel unter 1.000m hoch)<br />
[1] Taiwan ist mit einer Fläche von 36.000 km 2 die größte Insel der VR <strong>China</strong>. (CIIC, 2007) Der rechtliche Status<br />
Taiwans ist jedoch ungeklärt; De-facto wird Souveränität über die Insel Taiwan von der Republik <strong>China</strong> (ROC) ausgeübt,<br />
nicht von VR <strong>China</strong>; De jure Souveränität ungeklärt.<br />
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<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
3.2 Kl<strong>im</strong>a<br />
Die riesige Ausdehnung und die Höhenstufen von der Meeresküste bis zu den<br />
Hochplateaus ergeben große kl<strong>im</strong>atische Gegensätze. Typisch für <strong>China</strong> sind außerdem<br />
häufig auftretende kurzzeitige Wetterveränderungen. Kl<strong>im</strong>asteuerndes Element ist der<br />
Chinesische Monsun. Darunter versteht man den deutlich ausgeprägten jahreszeit-<br />
lichen Wechsel zwischen trockenen, kühlen bis kalten Wintern und feuchten, warmen<br />
bis heißen Sommern. Vom strengen Monsuncharakter sind nur die östlichen Landesteile<br />
betroffen, das sind die am dichtesten besiedelten und wirtschaftlich bedeutendsten<br />
Gebiete. Der Rest des Landes ist ganzjährig durch die globale Westwindströmung<br />
geprägt, was starke jahreszeitliche Temperaturunterschiede und ganzjährig geringe<br />
Niederschläge bedeutet. Die Niederschläge variieren beträchtlich und nehmen<br />
großräumig von Südosten nach Nordwesten ab. Die östlichen Landesteile besitzen eine<br />
hygrische (die Luftfeuchte betreffend) Siedlungsgunst, die sich in der Bevölkerungsag-<br />
glomeration niederschlägt. Generell bedeutet der Winter eine sehr trockene Zeit, der<br />
Sommer ist von Dauer- und Starkregen geprägt (DOMRÖS, 2003b).<br />
Abb. 4: Niederschlagsverteilung der VR <strong>China</strong><br />
Quelle: HUBER, s.a.<br />
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3.3 Natürliche Ressourcen<br />
Als natürliche Ressourcen gelten alle in der Natur vorkommenden Rohstoffe. Im<br />
Allgemeinen fallen Bodenschätze, Wälder, Wasservorkommen, das Meer, Energie-<br />
ressourcen, Ackerland, Wald, Weide und Süßwasser in diese Kategorie. <strong>China</strong> ist,<br />
verglichen mit dem Rest der Welt, ein äußerst ressourcenreiches Land, hat aber auch<br />
1,3 Milliarden Menschen zu versorgen und dabei, aufgrund verschiedener Umstände<br />
(z.B. geographische Gegebenheiten, historische Entwicklung), große Schwierigkeiten.<br />
Im Folgenden werden die Ressourcen <strong>China</strong>s beschrieben, die Ressource Wasser wird in<br />
einem eigenen Kapitel behandelt (Kap.3.4).<br />
3.3.1 Bodenschätze<br />
<strong>China</strong> verfügt über 149 der bisher 163 entdeckten nutzbaren Mineralien und Pr<strong>im</strong>är-<br />
energieträger, bei einigen besitzt es davon weltweit am meisten (z.B. Eisen, Zink und<br />
Zinn). Kohle spielt eine besondere Rolle, sie ist mit rund drei Vierteln der wichtigste<br />
Energiegrundstoff. Mehr als 115 Mrd. Tonnen an Kohle werden nach vorsichtigen Schät-<br />
zungen als gesicherte Reserven angegeben. Neben ihrem Einsatz in der Stahlindustrie<br />
bildet sie auch die Grundlage der Stromversorgung. Auch Erdöl kommt in großem<br />
Ausmaß vor, wird aber aufgrund der steigenden Wirtschaftsleistung <strong>im</strong>mer stärker<br />
<strong>im</strong>portiert. Weitere wichtige Vorkommen betreffen die Stahlveredler Mangan, Vana-<br />
dium, Titanium, Ant<strong>im</strong>on, Zinn und Molybdän. So lässt sich auch der Rang als welt-<br />
größter Stahlproduzent erklären. Die Stahlindustrie ist gleichzeitig einer der größten<br />
Umweltverschmutzer <strong>China</strong>s (saurer Regen und Abwässer, siehe dazu Kapitel 4). Auch<br />
bei den Vorkommen an Bauxit, Blei und Gold liegt <strong>China</strong> in der Weltspitze. (BÖHN, 2003)<br />
3.3.2. Energieressourcen<br />
<strong>China</strong> ist zweitgrößter Verbraucher und drittgrößter Produzent kommerzieller<br />
Pr<strong>im</strong>ärenergieträger. Der Pr<strong>im</strong>ärenergieverbrauch beträgt allerdings nur die Hälfte des<br />
weltweiten Durchschnitts und weniger als ein Zehntel der USA. Durch das starke<br />
Wirtschaftswachstum steigt der Energieverbrauch und Energie<strong>im</strong>porte sind nötig. Um<br />
die steigende Stromnachfrage zu befriedigen, wurde und wird unter anderem die Zahl<br />
der Wasserkraftwerke erhöht. (ÖGÜTCÜ, 2003)<br />
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<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
3.3.3 Ackerland<br />
Die Volksrepublik besitzt 7 % der agrarischen Nutzfläche, muss aber 20 % der<br />
Weltbevölkerung ernähren. Die Fläche des Ackerlands sinkt, da sie <strong>im</strong> siedlungs-<br />
freundlichen Osten in Konkurrenz zu Wohnbauten, Industrieanlagen und Verkehrs-<br />
flächen steht. Die Ressource Ackerland lässt sich kaum mehr erweitern und wird daher<br />
<strong>im</strong>mer intensiver genutzt. Durch tausende Bewässerungsanlagen will man die<br />
Abhängigkeit von den ständig schwankenden Niederschlägen vermindern. (BÖHN, 2003)<br />
3.3.4 Weideland<br />
Weideland gibt es vor allem <strong>im</strong> ariden Westen (Innere Mongolei, Xinjiang und Tibet).<br />
Der Ertrag ist aufgrund von Mangel an Investitionen und rationalem Management<br />
gering. Der Ertrag soll in Zukunft mit Hilfe von Düngung und Bewässerung gesteigert<br />
werden (BÖHN, 2003).<br />
3.3.5 Wald<br />
Knapp 14 % <strong>China</strong>s sind heute mit Wäldern bedeckt, vom borealen Nadelwald bis zum<br />
tropischen Regenwald. Die absolute Fläche ist mit 1,3 Mio. km 2 fünfmal größer als<br />
Großbritannien. Die heute wichtigste Funktion der Wälder ist der Schutz vor<br />
Bodenerosion, Überschwemmung und Dürre. So sind die Wälder eine Grundvoraus-<br />
setzung für die an der obersten Belastungsgrenze stehende, intensiv bewässerte<br />
Landwirtschaft (ASH, 2003). Die starke Abholzung hat Einflüsse auf das Grundwasserre-<br />
g<strong>im</strong>e, Fluten und Erosion. Das bekannteste Aufforstungsprojekt ist das der Grünen<br />
Mauer, ein Versuch, das Vordringen der Steppen und Wüsten an der Nordgrenze des<br />
Ackerbaus zu verhindern (BÖHN, 2003).<br />
3.4 <strong>China</strong>s Wasserressourcen<br />
<strong>China</strong>s Wasserressourcen sind enorm. Die Volksrepublik besitzt einen erneuerbaren<br />
Süßwasservorrat von 2.800 Kubikkilometern (km 3 ) und gehört somit zu den<br />
wasserreichsten Staaten der Welt. Mit dieser Wassermenge verfügt das Land über<br />
ungefähr sieben Prozent des weltweiten Wasservorkommens jedoch auch über 20 %<br />
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<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
der Weltbevölkerung. (STERNFELD, 2003) <strong>China</strong> zählt demnach mit einer<br />
einwohnerspezifisch zur Verfügung stehenden Wassermenge von 2.200 - 2.300 m³/pro<br />
Kopf/a, die weniger als ein Drittel des globalen Durchschnittswerts ist, zu den dreizehn<br />
wasserärmsten Ländern der Welt. (XU, 2005)<br />
Nach Niederschlägen lässt sich <strong>China</strong> durch die 500 mm Isohyete (Linie gleicher<br />
Niederschlagsmenge) in zwei Hälften trennen. Die Osthälfte erhält 96 % aller<br />
Niederschläge. Der Osten lässt sich nochmals differenzieren. Südlich der Linie, die von<br />
West nach Ost vom Qin-Ling-Gebirge über den Huai-Fluss zum Gelben Meer geht und<br />
mit der 750 mm-Isohyete zusammenfällt, gibt es ganzjährig ausreichend<br />
Niederschläge, es kommt sogar <strong>im</strong>mer wieder zu Überschwemmungen. Nördlich davon<br />
gibt es durch die monsunalen Regenfälle <strong>im</strong> statistischen Mittelmaß ausreichende<br />
Regenmengen, diese sind allerdings sehr unregelmäßig. Es wechseln Hochwässer und<br />
Dürren. (STERNFELD, 2003)<br />
Die durchschnittliche einwohnerspezifisch zur Verfügung stehende Wassermenge pro<br />
Person beträgt in den nördlichen Huanghe-, Huaihe- und Haihe-Flussgebieten nur<br />
501m 3 /pro Kopf/ Jahr, dies entspricht 20 % des Durchschnittes des ganzen Landes,<br />
einem Sechzehntel des globalen Durchschnittswertes (XU, 2005) und bedeutet für diese<br />
Regionen absoluten Wassermangel.<br />
Abb. 5: Heihe Tengchong Linie - östlich der Linie leben mehr als 9/10 der gesamten Bevölkerung <strong>China</strong>s<br />
Quelle: WIKIMEDIA FOUNDATION INC., s.a.<br />
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<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
3.4.1 Oberflächengewässer<br />
Die Verteilung der Wasservorkommen ist stark divergent. Die Oberflächengewässer in<br />
<strong>China</strong> sind räumlich extrem ungleich verteilt. Die Vorkommen sind in Südchina<br />
wesentlich höher als in Nordchina und ebenfalls deutlich ergiebiger in Ostchina als in<br />
Westchina. Beispielsweise verfügten die 14 südchinesischen Provinzen <strong>im</strong> Jahr 2001<br />
über 2.251 Mrd. m 3 Oberflächenwasser. Dies entspricht 83,8% des Gesamtvolumens<br />
des Oberflächenwassers. Dagegen besitzen die 17 nördlichen Provinzen nur 435 Mrd.<br />
m 3 (16,2%). (Angaben jeweils inkl. der regierungsunmittelbaren Städten und autono-<br />
men Gebiete) (Xu, 2005)<br />
Flüsse<br />
<strong>China</strong> besitzt mehr als 50.000 Flüsse, 79 davon haben ein Einzugsgebiet von<br />
mindestens 10.000 km 2 . Die Wassermenge aller Flüsse und Ströme beträgt rund 2.600<br />
Milliarden m 3 . Da <strong>China</strong>s wichtigste Flüsse auf dem Qinghai-Tibet-Plateau entspringen,<br />
haben sie eine große Fallhöhe und verfügen über eine gewaltige Wasserkraft. <strong>China</strong>s<br />
Flüsse besitzen gemeinsam rund 680 Mio. Kilowatt an Wasserkraftreserven. <strong>China</strong><br />
belegt in dieser Hinsicht den ersten Platz in der Welt. (STERNFELD, 2003)<br />
Diese Flüsse können grob unterteilt werden in Flüsse, die südlich der Qinling – Huaihe<br />
(Wasserscheide) und jenen, die nördlich davon abfließen. Zu den südlichen Flüssen<br />
gehören der Yangtse, der Qiantangjiang, der Minjang und der Zhu Jiang (Perlfluss).<br />
Diese Flüsse liegen <strong>im</strong> feuchten Einzugsgebiet, die Vegetation dort ist üppig, was sich<br />
günstig auf den Erosionsschutz auswirkt. Sie gefrieren nicht, führen wenig Sed<strong>im</strong>ent<br />
mit sich und haben keine starken Hochwasserspitzen, wodurch sie für die Wasser-<br />
kraftnutzung und die Schifffahrt äußerst attraktiv sind. Die Flüsse nördlich der Wasser-<br />
scheide, wie z.B. der Liaohe, der Haihe und der Huanghe (Gelber Fluss) besitzen diese<br />
Eigenschaften nicht. Sie fließen durch die halbfeuchte und halbtrockene Zone mit<br />
konzentrierten Niederschlägen <strong>im</strong> Juli und August, durch den geringen Pflanzenwuchs<br />
ist die Bodenerosion stark und sie gefrieren unterschiedlich lange. (STERNFELD, 2003)<br />
Die beiden größten Flüsse sind der Yangtse mit einer Länge von 6.300 km und der<br />
Huanghe (Gelbe Fluss) mit 5.464 km. (Jöst et al., 2006) Der Yangtse entwässert ein<br />
Fünftel des Landes und ein Drittel der gesamten Wassermenge <strong>China</strong>s fließt darin ab.<br />
Er ist damit nicht nur der größte und wasserreichste Fluss <strong>China</strong>s, sondern nach Länge<br />
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731.310 Bewertung nachhaltiger Entwicklung<br />
<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
und Wasserführung auch der drittgrößte Fluss der Erde. Sein Einzugsgebiet mit rund<br />
700 Nebenflüssen umfasst 1,8 Millionen Quadratkilometer. Der mittlere Jahresdurch-<br />
fluss liegt bei 1.050 Milliarden Kubikmeter. (ALLMRODT, 2008)<br />
Abb. 6: Der Lauf des Yangtse<br />
Quelle: ALLMRODT, 2008<br />
Zur Erneuerung der Wassermengen in den Fließgewässern tragen die Niederschläge zu<br />
71 %, das <strong>im</strong> Boden gespeicherte Grundwasser zu 22 % und das Schmelzwasser von<br />
Gletschern und Schnee zu 7 % bei. (JÖST et al., 2006)<br />
Seen<br />
<strong>China</strong>s Seen besitzen eine Gesamtfläche von über 80.000 km 2 , das entspricht beinahe<br />
der Fläche von Österreich. Mehr als 130 Seen sind größer als 100 km 2 . Zusätzlich dazu<br />
gibt es tausende künstliche Seen (meist Stauseen). Es gibt sogar eine "Provinz der<br />
tausend Seen", die Provinz Hubei. Auch die Seen sind ungleich verteilt, die Mehrzahl<br />
liegt relativ dicht in zwei Gebieten, der Ebene am Mittel- und Unterlauf des Yangtse,<br />
sowie am Qinghai-Tibet-Plateau. Die Seen <strong>China</strong>s lassen sich außerdem in Süß- und<br />
Salzwasserseen einteilen. Sie werden grob geteilt durch die Linie vom Südteil des<br />
großen Hinggan-Gebirges über den Yinshan und den Ostteil des Qilian bis zum<br />
Gangdise. Südöstlich dieser Linie liegen die Süßwasserseen, deren Abläufe ins Meer<br />
münden. Nordwestlich der Linie liegen die Salzwasserseen, das sind Binnenseen, deren<br />
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731.310 Bewertung nachhaltiger Entwicklung<br />
<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
Salzgehalt sich durch den fehlenden Abfluss stark erhöht hat. 55 % der Seen sind<br />
Salzwasserseen. Rund 36.000 km 2 entfallen somit auf Süßwasserseen. Ihre Fläche<br />
wurde in den letzten Jahren stark verkleinert um Ackerland zu gewinnen. Dadurch<br />
wurde ihr Vermögen, Hochwässer zu puffern vermindert und die Gefahr von Deich-<br />
brüchen erhöht. Zusätzlich wurde die Qualität des Seewassers durch die Einleitung von<br />
Abwässern der Industrie reduziert. Programme zur Rückgewinnung der Seefläche und<br />
der Wasserqualität sind am Laufen. (STERNFELD, 2003)<br />
3.4.2 Grundwasser<br />
Die Grundwasserreserven <strong>China</strong>s werden auf rund 829 km 3 geschätzt. Die Grundwas-<br />
serreserven machen damit ein Drittel der Süßwasserreserven aus und spielen eine<br />
Schlüsselrolle in der Trinkwasserversorgung <strong>China</strong>s. Rund 70 % des Trinkwassers und<br />
40 % des Wassers für die landwirtschaftliche Bewässerung werden vom Grundwasser<br />
geliefert (YAN, 2006). Wie die Verteilung der Oberflächengewässer ist jene des<br />
Grundwassers ebenfalls ungleich. Die durchschnittlichen Grundwasserreserven des<br />
Südens sind viermal so hoch wie die des Nordens.<br />
3.4.3 Gletscher<br />
<strong>China</strong>s Gletscher sorgen für Wassernachschub vieler großer Ströme Asiens, wie z.B.<br />
Yangtse, Mekong, Gelber Fluss oder Ganges und sind für die Wasserversorgung des<br />
westlichen Teil <strong>China</strong>s von existenzieller Bedeutung. Die Gletscher des Tibetischen<br />
Plateaus werden aufgrund ihrer Ausdehnung auch das "dritte Polargebiet" genannt. In<br />
<strong>China</strong> sind 46.298 Gletscher bekannt, das ist rund die Hälfte aller asiatischen Gletscher.<br />
(STRACK, 2005) Dem weltweiten Trend entsprechend schmelzen auch diese Gletscher,<br />
wie zahlreiche Untersuchungen belegen (WWF, 2005). In den letzten 40 Jahren hat sich<br />
die Eismasse um 7 % verringert, 2.000 Gletscher sind allein <strong>im</strong> Osth<strong>im</strong>alaya<br />
verschwunden. (STRACK, 2005) Auf der Grundlage des IPCC-Berichts 2007 muss sogar<br />
befürchtet werden, dass bis zum Jahr 2100 fast alle Gletscher <strong>China</strong>s abschmelzen<br />
werden. (STRACK, 2005) Weltweite Auswirkungen sowie enorme Einflüsse auf die Region<br />
werden durch diese Schmelze befürchtet. Es bilden sich neue Gletscherseen,<br />
bestehende werden vergrößert, es besteht die Gefahr, dass Dämme brechen und es zu<br />
katastrophalen Überschwemmungen kommt. (GREENPEACE, s.a.)<br />
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<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
Die Speisung der Flüsse durch Gletscher hat auch eine ausgleichende Funktion<br />
während der Dürreperioden. Aufgrund der Gletscherschmelze wird kurzfristig mehr<br />
Wasser durch die Flüsse abfließen, langfristig wird jedoch weniger Wasser zur<br />
Verfügung stehen. Viele Flüsse werden sogar austrocknen, die ohnehin schlechte<br />
Versorgung der chinesischen Bevölkerung mit Trinkwasser würde zusätzlich erschwert.<br />
Handelt es sich bei der Gletscherschmelze um ein weltweites Phänomen, muss in<br />
regionaler Hinsicht besonders <strong>China</strong> verantwortlich gemacht werden, ist doch ein<br />
Hauptgrund der Schmelze die Ablagerung feinster Rußpartikel auf der Oberfläche der<br />
Gletscher. Rußpartikel, die zum größten Teil von chinesischen, mit Kohle befeuerten<br />
Industrieanlagen emittiert werden. (STRACK, 2005)<br />
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<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
4. <strong>China</strong>s Umgang mit der Ressource Wasser<br />
Von den 2.800 Kubikkilometern an erneuerbarem Süßwasservorrat werden jährlich<br />
rund 550 km 3 an Frischwasser entnommen, rund 20 % der vorhandenen Ressourcen.<br />
Davon entfallen 68 % der Entnahmen auf die Landwirtschaft und 26 % auf die<br />
Industrie, wobei der Verbrauch des Industriesektors anteilig in den letzten Jahren<br />
gestiegen ist. Dennoch ist die Landwirtschaft nach wie vor der größte Wasserver-<br />
braucher in <strong>China</strong>. (CIA WORLD FACTBOOK, 2009)<br />
Frischwasserentnahme nach Sektoren<br />
26%<br />
Angaben in Prozent von Gesamtentnahme<br />
6%<br />
domestic industrial agricultural<br />
68%<br />
Abb.7: <strong>China</strong> - Frischwasserentnahme aufgeteilt nach Sektoren<br />
Quelle: eigene Darstellung<br />
Die Ressource Wasser ist stark gefährdet. Nach einer Untersuchung der FAO (Food and<br />
Agriculture Organisation der UNO) waren 1995 80 % der untersuchten Flussläufe<br />
<strong>China</strong>s mit einer Länge von 50.000 km so verschmutzt, dass die für die Fischerei<br />
notwendige Wasserqualität nicht erreicht wurde. (STERNFELD, 2003) Zwei Drittel der<br />
Bevölkerung konnten nur mit gesundheitlich bedenklichem Wasser versorgt werden,<br />
rund 250 Mio. Menschen <strong>im</strong> ländlichen <strong>China</strong> hatten keinen ausreichenden Zugang zu<br />
Trinkwasser. In urbanen Gebieten liegen die Belastungen des frischen Wassers weit<br />
über den vertretbaren Kennwerten. Die Einstufung von 40 % der Trinkwasserquellen<br />
erfolgt <strong>im</strong> Bereich von Gesundheitsrisiken. (ORLOWSKI, 2006) Insbesondere durch häufige<br />
Industrieunfälle, bei denen große Mengen an Chemikalien in Gewässer gelangen, und<br />
die rasche Ausweitung des Industriesektors in der aufstrebenden chinesischen<br />
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<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
Wirtschaft haben sich mit den vorhandenen Beständen schwerwiegende Probleme<br />
ergeben - die Wasserverfügbarkeit ist eines der größten und aktuellsten Probleme der<br />
Volksrepublik <strong>China</strong>. Die Wasserverschmutzung n<strong>im</strong>mt stetig zu, während die Verfüg-<br />
barkeit sich <strong>im</strong>mer weiter beschränkt. Zwischen den Sektoren Landwirtschaft und<br />
Industrie ist ein Konkurrenzkampf um die Nutzung der vorhandenen Wasserressourcen<br />
ausgebrochen - es kommt zu Spannungen zwischen urbanen und ländlichen Gebieten.<br />
Hervorgerufen durch den Wassermangel und die Verschmutzung der Oberflächenge-<br />
wässer wird zudem vermehrt Wasser aus Grundwasserkörpern entnommen. Auch die<br />
unzureichende Kontrolle illegaler Wasserentnahme ist für die Wasserknappheit<br />
verantwortlich, da sich zahlreiche Industrien ohne Lizenzen des Flusswassers bedienen.<br />
(ORLOWSKI, 2006)<br />
<strong>China</strong>s Wasserkrise ist so gesehen ein komplexes System aus den vier großen<br />
Wasserproblemen: regionale Ungleichheit des Wasservorkommens, Verschwendung,<br />
Verschmutzung und kritischer Grundwasserzustand. Die expandierende Industrie und<br />
regionale Disparitäten sind dabei die Hauptfaktoren für die Problematik.<br />
4.1 Natürliche Wasserknappheit: ungleiche Verteilung zwischen Norden<br />
und Süden<br />
In <strong>China</strong> ist eine der Hauptursachen für die Wasserknappheit der regionale Unterschied<br />
zwischen Norden und Süden. Wie bereits in Kapitel 3 ausführlich beschrieben, ist der<br />
nördliche Teil <strong>China</strong>s bezüglich Wasserversorgung stark benachteiligt.<br />
Besonders die jährlichen Schwankungen in der Stärke des Niederschlages - saisonales<br />
Ungleichgewicht: Winter und Frühling sind in der Regel niederschlagsarm, Sommer und<br />
Herbst niederschlagsreich - sind für die Wasserknappheit ausschlaggebend. Große<br />
Unsicherheiten in der landwirtschaftlichen Produktion sind die Folge. (XU, 2005) Im<br />
Norden gibt es enorme Probleme mit der Wasserverfügbarkeit. Der Gelbe Fluss<br />
trocknet regelmäßig vollständig aus. Im Unterlauf führt der Fluss mittlerweile eine so<br />
geringe Menge Wasser, dass er über lange Zeiträume hinweg das Meer nicht mehr<br />
erreichen kann. Zwischen Beijing und den umliegenden Gebieten ergeben sich<br />
regelmäßig Auseinandersetzungen über die Aufteilung des verbleibenden Wassers.<br />
(KÜRSCHNER, 2007)<br />
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<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
4.2 Wasserverschwendung<br />
Wirtschaftswachstum und Bevölkerungsexplosion<br />
In den letzten Jahren hat sich <strong>China</strong> in vielen Bereichen stark verändert. Nicht nur das<br />
rasante Wachstum der chinesischen Wirtschaft, auch die <strong>im</strong>mense Urbanisierung und<br />
Bevölkerungsexplosion haben für einen Wandel <strong>im</strong> Leben der Chinesen gesorgt.<br />
(ORLOWSKI, 2006) Der sich <strong>im</strong>mer mehr ausbreitende Industriesektor, der veränderte<br />
Lebensstil und weitere Faktoren haben einen enormen Einfluss auf den Umgang <strong>China</strong>s<br />
mit seinen Wasserressourcen. Nicht nur der industrielle Sektor selbst, auch die aus<br />
dem Wirtschaftswachstum unmittelbar folgenden Veränderungen, so z.B. die<br />
steigenden Bedürfnisse der Beschäftigten und ihrer Familien, wie beispielsweise der<br />
Ausbau sanitärer Anlagen, Waschmaschinen, etc., führen zu einem Anstieg des<br />
Wasserverbrauchs. Im Zeitraum von 1995 bis 2000 stieg der Gesamtwasserverbrauch<br />
in <strong>China</strong> um das 4,5fache an, was großteils auf den enormen Bevölkerungszuwachs in<br />
den Städten und den damit vermehrten Wasserkonsum zurückzuführen ist. Besonders<br />
in der Großstadt Beijing gibt es große Probleme. Dort führt der steigende Wohlstand zu<br />
enormen Verbrauchsspitzen. Zudem wird die Bevölkerung in umliegenden ländlichen<br />
Gebiet durch attraktivere Lebensbedingungen in die Stadt gezogen, was den<br />
Wasserverbrauch zusätzlich in die Höhe klettern lässt. (ORLOWSKI, 2006) Trotz des<br />
enormen Verbrauchs wird vor allem <strong>im</strong> nördlichen Teil <strong>China</strong>s, wo die Verfügbarkeit des<br />
Wassers eingeschränkt ist, wenig Wasser gespart beziehungsweise effizient genutzt. Es<br />
herrscht diesbezüglich kein ernst zu nehmendes Bewusstsein in der Bevölkerung.<br />
Täglich kommt es zu <strong>im</strong>mensen Wasserverschwendungen, angefangen von Verlusten<br />
durch das marode Wasserleitungssystem bis hin zu beschädigten<br />
Rückhaltevorkehrungen bei der Toilettenspülung. (ORLOWSKI, 2006) Der Wasserpreis ist<br />
<strong>im</strong> Vergleich zu anderen Ländern sehr gering, wodurch die Verschwendung der<br />
einhe<strong>im</strong>ischen Bevölkerung zusätzlich gefördert wird. (WWF, 2008) Zum Vergleich:<br />
Wasserpreis in Beijing rund € 0,3/m 3 (JIE, 2008), in Wien € 1,3/m 3 (MA 31, 2009)<br />
Landwirtschaft<br />
Der Großteil des Wasserverbrauchs entfällt auf die Landwirtschaft. Im trockenen<br />
Norden befinden sich zahlreiche landwirtschaftliche Flächen, die auf Bewässerungs-<br />
systeme angewiesen sind - <strong>China</strong> ist weltweit das Land mit den größten künstlich<br />
bewässerten Flächen. (WWF, 2008) Die Landwirtschaft, die häufig auf veralteten<br />
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<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
Bewässerungssystemen basiert, verbraucht 70 % der gesamten Wasservorräte.<br />
Aufgrund der Überalterung der Bewässerungsanlagen und der hohen Verdunstungsrate<br />
ist ihre Effizienz sehr gering. Fast die Hälfte der entnommenen Wassermenge<br />
verdunstet oder versickert ungenutzt. Besonders in abgelegenen Gebieten sind<br />
Anbauflächen nicht an das Bewässerungssystem angeschlossen. Viele Bauern<br />
bewässern ihre Felder, indem sie diese fluten – eine Methode, die als veraltet und<br />
verschwenderisch gelten muss. (WRI, s.a.)<br />
Als besonders wasserintensiv gilt auch der Reisanbau, Reis - das „Nationalgericht“ der<br />
Chinesen, der in der Nähe von Städten bereits beschränkt wurde, denn werden keine<br />
nachhaltigen Systeme verwirklicht, könnte die Ernährungssicherheit der chinesischen<br />
Bevölkerung gefährdet werden. (KÜRSCHNER, 2007)<br />
4.3 Wasserverschmutzung<br />
Wie bereits erwähnt verschärft die Wasserverschmutzung den Mangel an (Trink)Wasser.<br />
Die Verunreinigung der Gewässer durch Industrie und urbane Gebiete ist eine der<br />
Hauptursachen für den Wassermangel in <strong>China</strong>. (ORLOWSKI, 2006) Die Expansion des<br />
Industriesektors wird nicht <strong>im</strong> nachhaltigen Sinn und Ressourcen schonend betrieben,<br />
sondern auf Kosten der Umwelt. (KÜRSCHNER, 2007) Die meisten Städte besitzen keine<br />
Kläranlagen und leiten ihre Abwässer direkt in nahe gelegene Gewässer ein. Aufgrund<br />
der starken Luft- und Wasserverschmutzung sind bereits 70 % aller Oberflächenge-<br />
wässer verunreinigt, gleichwohl wird der Großteil der Wasserversorgung aus Flüssen<br />
gedeckt. Tatsache ist, dass die Wasserversorgung in Städten zu 90 % aus verschmutz-<br />
ten Ressourcen erfolgt. (ORLOWSKI, 2006)<br />
Die ungefilterten Abgase der Industrie und der wachsende Autoverkehr führen zu<br />
saurem Regen, der den pH-Wert der Gewässer beeinflusst und die Gewinnung von<br />
Trinkwasser zusätzlich erschwert. (ORLOWSKI, 2006)<br />
Neben den genannten Faktoren spielen Chemikalien und Pestizide bei der<br />
landwirtschaftlichen Düngung und weitere Abfälle eine entscheidende Rolle. Die<br />
Wasserverschmutzung erfährt zudem eine rasante Beschleunigung durch den<br />
gestiegenen Lebensstandard und die Schwerindustrie. (ORLOWSKI, 2006)<br />
Zusätzlich zu absichtlichen Abwassereinleitungen in die Gewässer kommen hohe<br />
Belastungen aus industriellen Unfällen, bei denen hohe Konzentrationen an meist hoch<br />
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<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
giftigen Chemikalien in die Flüsse gelangen. Weiters sind zahlreiche Mülldeponien nicht<br />
ausreichend abgedichtet und Substanzen gelangen durch das Sickerwasser ins<br />
Grundwasser. (WWF, 2008)<br />
Die Trinkwasserversorgung vieler Städte entlang der Flüsse ist gefährdet. Im südlichen<br />
Shanghai ist die Situation aufgrund der hohen Verschmutzung kritisch: der Yangtse ist<br />
derart stark mit Chemikalien und Industrieabfällen belastet, wird teilweise sogar als<br />
kontaminiert eingeschätzt, dass aufwendige und teure Anlagen für die Reinigung<br />
notwendig wären. Laut WWF ist der Yangtse aufgrund seiner Verschmutzung die größte<br />
ökologische Belastung für den Pazifik. (KÜRSCHNER, 2007)<br />
4.3.1 Gesundheitliche Auswirkungen der Wasserverschmutzung<br />
Die Verschmutzung des Wassers, das auf menschliche und tierische Ausscheidungen<br />
oder chemische Abfälle zurückzuführen ist, wird von den Menschen als Nahrung<br />
aufgenommen. Die Krankheitserreger sind meistens Bakterien oder Viren. Sie werden<br />
direkt über das Trinkwasser, oder über die Nahrung aufgenommen. Sie lösen z.B.<br />
Cholera, Salmonellenerkrankungen, Meningitis, Hepatitis A oder Kinderlähmung aus.<br />
Durchfallerkrankungen können zum Tod durch Austrocknen führen. (WELTHUNGERHILFE,<br />
2008) Fast 700 Millionen Chinesen, somit mehr als die Hälfte der Bevölkerung<br />
konsumieren durch Abwässer verunreinigtes Trinkwasser, das die höchstzulässigen<br />
Kennwerte überschreitet. Ein Anstieg der Sterblichkeit an Infektionskrankheiten,<br />
Durchfallerkrankungen und Hepatitis sind die Folge. Hauptinfektionskrankheiten in<br />
<strong>China</strong> sind wasserbedingte Krankheiten. Jährlich leiden in der Volksrepublik zwei Mil-<br />
lionen Menschen an Krebs, ausgelöst durch an Arsen reich belastetes Trinkwasser.<br />
(JIANHUA, s.a.) Leber und Magenkrebs in <strong>China</strong> sind verursacht durch Wasserverunrei-<br />
nigungen - <strong>China</strong> hat die höchsten Leber und Magenkrebs Todesraten der Welt. (WRI,<br />
s.a.) Die Situation der Krebserkrankungen ist in den belasteten ländlichen Gebieten<br />
(z.B. Shanxi Provinz oder Shenyang in der Liaoning Provinz) drei bis sieben mal höher<br />
als in Regionen mit Zugang zu vergleichsweise sauberem Trinkwasser. Auch Schäden<br />
bei Neugeborenen sind <strong>im</strong> Zusammenhang mit dem Konsum von verunreinigten Wasser<br />
zu setzen. (WRI, s.a.)<br />
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<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
4.3.2 Bedrohung aquatischer Lebensräume<br />
Durch große Staudammprojekte und Hochwasserdämme werden Tiere und Pflanzen,<br />
die ihren Lebensraum in Feuchtgebieten und Gewässern haben, <strong>im</strong>mer mehr bedroht.<br />
Sinkende Wasserqualität, Zerschneidung der Lebensräume und die Umwandlung von<br />
Feuchtgebieten in landwirtschaftliche Nutzflächen bringen schwerwiegende Folgen mit<br />
sich. Durch den Verlust an Retentionsflächen wird die Selbstreinigung der Flüsse<br />
ausgeschaltet und wichtige Überflutungsbereiche, die früher als Hochwasserschutz<br />
gedient haben, gehen verloren. Die aquatischen Bewohner geraten <strong>im</strong>mer mehr in<br />
Bedrängnis durch die Bedrohung ihrer Lebensräume. Die hydrologischen Ökosysteme<br />
<strong>China</strong>s weichen <strong>im</strong>mer mehr zurück. (WWF, 2008)<br />
4.5 Grundwasserzustand und Bodenverluste<br />
Durch den natürlichen Wassermangel und die sich stetig verschlechternde Qualität des<br />
Oberflächenwassers, wird die Grundwasserförderung erhöht, um die steigende Nachfra-<br />
ge zu befriedigen. Verglichen mit dem Bodenwasser hat Grundwasser grundsätzlich<br />
mehrere Vorteile: stabile Wassermenge, gute Wasserbeschaffenheit, niedrige<br />
Wassertemperatur und sofortige Nutzbarkeit. Es gibt bis dato noch kein umfassendes<br />
Grundwassermonitoring in <strong>China</strong>, einige Studien weisen allerdings nicht nur auf eine<br />
mengenmäßige, sondern auch eine qualitative Verschlechterung der Grundwasserreser-<br />
ven hin. (WRI, 1999) Die Hauptverursacher für die Grundwasserverunreinigung sind<br />
Chemikalien der Erdölindustrie, flüchtige Phenole, Ammoniak und Quecksilber. Laut<br />
einer Studie ist bereits mehr als die Hälfte des Grundwasservorkommens chinesischer<br />
Städte verunreinigt (YAN, 2006).<br />
In den rasch wachsenden Städten kam der Ausbau der Wasserversorgung nicht mit der<br />
steigenden Nachfrage mit. Viele Betriebe und Institutionen bezogen und beziehen ihr<br />
Wasser aus Brunnen, was ein Sinken des Grundwasserspiegels zur Folge hat. Die<br />
Grundwasserkörper können sich nicht entsprechend regenerieren und werden<br />
anfälliger. Die Wasserversorgung von vielen wichtigen chinesischen Industriestädten,<br />
wie Beijing und Shenyang stützt sich weitgehend auf Grundwasser. Durch die<br />
übermäßige Ausbeutung kommt es zu Problemen in der Versorgung, insbesondere<br />
jener Regionen der Küstenregionen, wo es zu einem verstärkten Eindringen von<br />
Salzwasser kommt. (WRI, 1999)<br />
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Durch den Abbau der Grundwasserkörper ergeben sich auch neue Probleme wie die<br />
Gefahr von Erdrutschen oder ein Absinken des Bodens aufgrund mangelnder Stabilität.<br />
(WWF, 2008) 87 % des Grundwassers <strong>im</strong> nördlichen <strong>China</strong> werden entnommen um den<br />
Wasserbedarf der Stadt Beijing zu decken. Dies hat in den vergangenen 30 Jahren in<br />
Kombination mit Oberflächenversiegelung und hohem Wasserverbrauch zu einem<br />
Absinken des Grundwasserspiegels um durchschnittlich 18 m geführt. (ORLOWSKI, 2006)<br />
In <strong>China</strong> sind 37 % der Landfläche von Bodenverlusten betroffen. Gründe für die<br />
Erosion sind industrielle und Siedlungsbaumaßnahmen: Die natürliche Vegetation wird<br />
zerstört, der Boden hat keinen Halt mehr und wird vom Regen weg gespült. Zudem<br />
begünstigt die Erosion die Zerstörung großer Waldgebiete. Durch die abgetragene<br />
Bodenschicht und die fehlende Vegetation fließt das Wasser schneller ab und es erhöht<br />
sich die Flutgefahr, Stauseen versanden und die Versickerung geht zurück. Durch die<br />
geringe Versickerung kann der überbeanspruchte Grundwasserkörper nicht ausreichend<br />
wiederbefüllt werden. Die chinesische Regierung hat als Gegenmaßnahme <strong>im</strong> Oberlauf<br />
der wichtigsten Flüsse Programme zur Wiederaufforstung eingeleitet. (WWF, 2008)<br />
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5. Lösungsansätze und Strategien der chinesischen Regierung gegen die<br />
Wasserknappheit<br />
Die chinesische Regierung ist gezwungen Maßnahmen zu ergreifen, um die Wasserkrise<br />
ihres Staates zu lösen. Das gehandelt werden muss ist bei der Regierung angekom-<br />
men, nicht zuletzt da das chinesische Wirtschaftwachstum eng an die Verfügbarkeit<br />
und Qualität der Wasserressourcen gekoppelt ist. Es wurden bereits zahlreiche<br />
Richtlinien und Gesetzestexte zum Gewässerschutz und zu Sparmaßnahmen erlassen.<br />
Im Rahmen von Fünfjahresplänen wurden verschiedene Konzepte erstellt, um der<br />
Wasserknappheit, Verschmutzung und Versorgung Herr zu werden. (ORLOWSKI, 2006) Die<br />
Umleitung der Wasserquellen in wasserarme Regionen befindet sich ebenfalls in<br />
Planung. (Xu, 2005) Der vernünftige Leitgedanke der Volksrepublik <strong>China</strong> lautet,<br />
Sparsamkeit bei den vorhandenen, sowie Erschließung neuer, Wasserressourcen. Dabei<br />
setzt man auf Regenwassersammlung und Meerwasserentsalzung. (XU, 2005)<br />
Allerdings gilt auch das Projekt des Wassertransfers von Süden nach Norden als eine<br />
„neu“ erschlossene Quelle.<br />
Das ein Umsteuern stattfindet ist auch an diversen Bildungsangeboten zu erkennen. So<br />
werden <strong>im</strong> Auftrag der UNESCO und einhe<strong>im</strong>ischer Ministerien bereits Kurse und<br />
Konferenzen zur Nachhaltigkeit in der Wasserwirtschaft organisiert an denen<br />
Entscheidungsträger und Hochschulwissenschaftler teilnehmen. Lehrveranstaltungen an<br />
ausgewählten Universitäten sollen zudem Studenten aus den Ingenieur-, Wirtschafts-<br />
und Rechtswissenschaften die Grundlagen dieses Wissensgebiets vermitteln. Ein<br />
erfolgreiches Konzept stellt das deutsch-chinesische Gemeinschaftsprojekt "Neue<br />
Konzepte der Regenwasserbewirtschaftung in Stadtgebieten" dar. Ein Erfolg dieses<br />
Projektes ist, dass die Beijinger Wasserbehörde ihre Entwässerungssatzung änderte<br />
und Wassersparmaßnahmen, den dezentralen Regenwasserrückhalt und die Wiederver-<br />
wendung von Grauwasser bei allen Neubaumaßnahmen seit zwei Jahren bindend<br />
vorschreibt. (KOSTKA, 2006) "Auch Wasserschulen am Yangtse und seinen Nebenflüssen<br />
bringen Schülern Umweltschutz nahe und wecken Bewusstsein für die Zerstörung ihrer<br />
Lebensgrundlage. Das chinesische Bildungsministerium, die UNESCO und das österrei-<br />
chische Unternehmen Svarovski sind Partner des Programms." (YIDONG, 2009)<br />
Des Weiteren will "die chinesische Regierung die Kosten für die Wasserversorgung und<br />
den Gewässerschutz generell nach dem Verursacherprinzip umlegen. Sie scheut sich<br />
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<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
jedoch, Gebühren für Wasser in der Landwirtschaft zu erheben, in der etwa 70 % des<br />
Wassers verbraucht werden. Denn dann würde die arme Landbevölkerung ihre<br />
Lebensgrundlage verlieren und es könnte zu sozialen Unruhen kommen. Wasserspar-<br />
maßnahmen in Städten und Industrie sind mittlerweile Vorschrift." (KOSTKA , 2006)<br />
Zudem hat die Regierung <strong>im</strong> Mai 2005 <strong>im</strong> „Policy Outline for <strong>China</strong>’s Water Conser-<br />
vation Technologies“ Richtlinien zum sparsameren Wasserverbrauch in Landwirtschaft,<br />
Industrie und privaten Haushalten festgelegt. In Zukunft könnte die Erhöhung der<br />
Wasserpreise, einen Anreiz für die Bevölkerung zum Wassersparen darstellen. Weiters<br />
wurde <strong>im</strong> Wassersparplan 2007 festgelegt den Wasserverbrauch erheblich zu senken.<br />
Durch die Behandlung von Abwässern solle die Qualität des Wassers gesteigert werden.<br />
Seit Juni 2008 sind strengere Kontroll- und Sanktionsmaßnahmen in Kraft getreten, die<br />
die industrielle Verschmutzung von Gewässern einschränken soll. (ORLOWSKI, 2006)<br />
Als eine „neu“ erschlossene Quelle bereits erwähnt, stellen Großprojekte einen starken<br />
Pfeiler für den Kampf gegen die Wasserkrise der Volksrepublik dar. Die ungünstig<br />
verteilten Wassermengen führen zu verzweifelten Versuchen, die Lage durch technische<br />
Lösungen zu verbessern. Der Wasserbau hat in <strong>China</strong> eine lange Geschichte, Beispiele<br />
sind der Bau des steinernen Du-Jiang-Wehrs (256 v.Ch.), der Zhengguo-Kanal (246<br />
v.Ch.) oder der Bau des Großen Kanals (Da Yunhe) <strong>im</strong> frühen siebten Jahrhundert. Eine<br />
Linderung der Wassernot der Nordchinesischen Tiefebene mit den Metropolen Beijing<br />
und Tianjin (Oval in Abb. 8) soll der geplante Süd-Nord-Transfer, der <strong>im</strong> folgenden<br />
Kapitel besprochen wird, bringen (STERNFELD, 2003).<br />
Abb.8: Bevölkerungsverteilung der VR <strong>China</strong><br />
Quelle: HUBER, s.a.<br />
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6. <strong>China</strong>s Wassermanagement - Großprojekte<br />
Um den Energiehunger der aufstrebenden Industrienation zu stillen, liegt es nahe, die<br />
Flüsse wie beispielsweise den Yangtse, die ein enormes Gefälle aufweisen,<br />
energiemäßig zu nutzen. Aus diesem Grund hat die chinesische Regierung mehrere<br />
Wasserkraftwerke errichtet und plant über 40 Staudämme. Aber auch das Wasserdar-<br />
gebot des Yangtse zu nutzen um den Wassermangel in anderen, wasserärmeren<br />
Regionen auszugleichen war Teil der Planung. So wird versucht die Wasserkrise durch<br />
die technische Lösung "Megaprojekt" zu verbessern. Gewählt haben wir als Beispiele<br />
für diese Projekte das Süd-Nord-Wasserumleitungsprojekt und den – auch in <strong>China</strong> -<br />
umstrittenen Drei-Schluchten-Staudamm, der den Yangtse über mehr als 600<br />
Kilometer aufstaut.<br />
6.1 Süd-Nord-Wasserumleitungsprojekt<br />
Wie in den vorangegangenen Kapiteln erläutert, ist Wassermangel seit Jahrzehnten ein<br />
Problem. Resümierend: In <strong>China</strong> gibt es nur ein sehr ungleich verteiltes Wasserreser-<br />
voir, denn mehr als 80 % des Oberflächenabflusses kommen vom Yangtse-Flusstal und<br />
den südlich gelegenen Flüssen. Die Täler des Huanghe, des Huaihe und des Haihe<br />
sowie das ausgedehnte nordwestliche Hinterlands umfassen 50 % von <strong>China</strong>s Boden,<br />
45 % des kultivierten Bodens und 36 % der chinesischen Bevölkerung, aber nur 12 %<br />
von <strong>China</strong>s Wasservorkommen. Der Wasserengpass in Beijing und anderen nördlichen<br />
Metropolen, insgesamt 44 Städte des Nordens, soll durch die Wasserumleitung des<br />
Yangtse behoben werden. (CIIC, 2009) Bereits in den 1950er Jahren gab es von Mao<br />
Zedong die Idee den Norden <strong>China</strong>s mit Wasser aus Süd-<strong>China</strong> zu versorgen. (KOLONKO,<br />
2007) Im Jahr 2002 wurde mit dem Bau des Süd-Nord-Wasserumleitungsprojekt in<br />
<strong>China</strong> begonnen, dessen D<strong>im</strong>ension mit dem Bau der Großen Mauer verglichen werden<br />
kann. Es ist das wohl anspruchsvollste Projekt aller Infrastrukturmaßnahmen, sowohl<br />
von der Planungsphase her als auch aufgrund der notwendigen Mittel. Die geplanten<br />
Investitionen belaufen sich auf 50,4 Mrd. Euro, das Bauende soll das Jahr 2050 sein.<br />
Um das nördliche <strong>China</strong> ausreichend mit Wasser zu versorgen, sollen nach Bauende<br />
jährlich 44,8 Mrd. Kubikmeter Wasser vom Yangtse nach Norden fließen, dies entspricht<br />
der jährlich transportierten Wassermenge des Huanghe. (CIIC, 2009)<br />
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In der langen Planungsphase wurde das Projekt in drei separate Routen unterteilt, die<br />
Östliche, die Mittlere und die Westliche. Entlang dieser Wege wurde das Wasser auf<br />
best<strong>im</strong>mte Qualitätsstandards getestet. Es wurde genug qualitatives Wasser gefunden<br />
um den Bau weiter voran zu treiben, jedoch wurde auch eine erhebliche Wassermenge<br />
als weder trinkbar noch für die Landwirtschaft geeignet eingestuft. Als Konsequenz<br />
wurden umwelttechnische Maßnahmen ergriffen um den Verschmutzungsgrad zu<br />
verringern. Dies beinhaltet den Bau von Wasseraufbereitungsanlagen und strikten<br />
Emissionsgrenzen für alle an den Ufern gelegenen Fabriken. (RITCHIEWIKI, 2009)<br />
6.1.1 Die Wasserlinien<br />
Abb. 9: Wasserrouten des Süd-Nord Wasserumleitungsprojekt<br />
Quelle: LORENZ, 2005<br />
Der östliche Wasserweg soll u.a. vom Jiangdu-Abschnitt in Yangzhou am Unterlauf des<br />
Yangtse via Kaiserkanal Beijing-Hangzhou Wasser nach Norden umlenken, indem es auf<br />
die höheren Terrassen durch Pumpstationen befördert wird. Die Seen Hongze, Luoma,<br />
Nansi und Dongping werden auf dieser Strecke verbunden, diese haben eine wichtige<br />
Rolle bei der Regulierung und Speicherung des Wassers inne. Nachdem das Wasser den<br />
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<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
Dongping-See durchflossen hat, wird es entweder nordwärts bis zum Huanghe<br />
kanalisiert oder ostwärts durch den Hauptfluss in das Jiaodong-Gebiet via Jinan in die<br />
Städte Yantai und Weihai. Der komplette Weg wird über 1.100 km lang und mit 23<br />
Pumpstationen ausgestattet sein. Das ganze Projekt wird in drei Bauphasen realisiert,<br />
begonnen wurde es <strong>im</strong> Dezember 2002. (CIIC, 2009)<br />
Be<strong>im</strong> mittleren Wasserweg wird Wasser vom Danjiangkou-Stausee in der Provinz Hubei<br />
nach Beijing, Tianjin, Henan, Hebei und weiteren Städten entlang der Eisenbahnlinie<br />
Beijing-Guangzhou geleitet. Das Wasser wird in den Huanghe an der Yakou-<br />
Wasserscheide in Fangcheng einfließen, nachdem es durch den Westen der Huanghe-<br />
Huaihe-Ebene und die Stadt Zhengzhou geflossen ist. Die mittlere Route wird eine<br />
Länge von über 1.200 km erreichen und in zwei Bauabschnitte eingeteilt, begonnen<br />
wurde <strong>im</strong> Dezember 2003. Ab 2030 sollen hier 12 bis 13 Milliarden Kubikmeter Wasser<br />
jährlich befördert werden. (CIIC, 2009)<br />
Am westlichen Wasserweg ist Wasser von den Flüssen Dadu, Yalong und Tongtian am<br />
Oberlauf des Yangtse für den Bedarf der autonomen Gebiete Ningxia und Innere<br />
Mongolei und der Provinzen Shaanxi, Shanxi, Qinghai und Gansu sowie der<br />
Guanzhong-Ebene vorgesehen. Durch unterirdische Kanäle soll Wasser zur Wasser-<br />
scheide zwischen dem Yangtse und dem Huanghe fließen und den Yangtse mit dem<br />
Oberlauf des Huanghe verbinden. Dieser Projektteil kann auch den Hexi-Korridor in der<br />
Provinz Gansu und, wenn notwendig, die Gebiete am Unterlauf des Huanghe mit<br />
Wasser versorgen. Die westliche Route ist die meist diskutierteste. Der Bau beinhaltet<br />
Arbeiten auf dem Qinghai-Tibet Plateau auf einer Seehöhe zwischen 3.000 und 4.800m,<br />
dies stellt eine Herausforderung aufgrund der kl<strong>im</strong>atischen Bedingungen für die<br />
angewandte Technik dar. Diese Strecke wird 3,8 Milliarden Kubikmeter Wasser fast<br />
500km über das Bayankala Gebirge nach Nordwesten führen. Diese Bauphase wird<br />
nicht vor Ende 2010 begonnen werden. (CIIC, 2009)<br />
Geplant ist, dass 2014 mit der Wasserversorgung des Nordens durch den Süden<br />
begonnen wird. (CIIC, 2009)<br />
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<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
6.1.2 Auswirkungen des Projektes<br />
Ähnlich wie bei einem anderen gigantischen chinesischen Bauprojekt, dem Drei<br />
Schluchten Staudamm, werden viele Altertümer und Weideplätze zerstört und offiziell<br />
über 400.000 Menschen umgesiedelt werden. (RITCHIEWIKI, 2009)<br />
Es gibt die Befürchtungen von weiteren Verschmutzungen des umgeleiteten Wassers.<br />
Die Industrie entlang der neuen Wasserrouten stellt hierfür ein ernsthaftes Risiko dar.<br />
Um dem entgegen zu wirken hat die Regierung zusätzlich 56 Millionen Euro bereitge-<br />
stellt um neue Wasseraufbereitungsanlagen zu bauen. (RITCHIEWIKI, 2009)<br />
Dieser Bau birgt gewaltige Möglichkeiten für die eingebundenen Industrien, v.a.<br />
Industrien, die mit Gewässerschutz zu tun haben, die Bauwirtschaft, die<br />
Abwasserwirtschaft und den Maschinenbau. Auch deren Zulieferer und Unternehmen,<br />
die in Damm- oder Tunnelbau, v.a. in Gebieten mit schwierigen Naturbedingungen<br />
spezialisiert sind, werden hiervon profitieren. (CIIC, 2009) Grundsätzliche Zweifel am<br />
Projekt dürfen öffentlich nicht mehr geäußert werden. Die Umleitung gilt als<br />
„Staatliches Projekt von Vorrang“ und ist somit nicht zur Diskussion freigegeben. Dies<br />
wurde durchgesetzt da Kritik aufkam und eine Grundsatzdebatte soll vermieden<br />
werden. Umweltschützer kritisieren, dass die chinesische Führung zur Lösung der<br />
Wasserfragen auf große Wasserbauprojekte wie das Nord-Süd-Umleitungsprojekt setzt,<br />
statt bei Verbrauchern und Verschmutzern anzusetzen. (KOLONKO, 2007)<br />
6.2 Der drei Schluchten Staudamm<br />
Be<strong>im</strong> Drei-Schluchten-Staudamm wird der Yangtse <strong>im</strong> Bereich der Qutang-Schlucht,<br />
der Wu-Schlucht und der Xiling-Schlucht auf der Länge von 660 km zu einem Stau-<br />
damm aufgestaut. Die vorrangigen Ziele dieses Projektes sind der Hochwasserschutz<br />
und die Stromproduktion. (ASSMANN et al., 2007)<br />
6.2.1 Projektdaten<br />
Die Fläche des Stausees ist mit ca. 1.100 km² doppelt so groß wie der Bodensee. Die<br />
Achsenlänge des Staudammes beträgt über 2.300 m, die Staumauer weist eine Höhe<br />
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von 185 m auf und das Stauvolumen beträgt 39.3 Milliarden m³. Der Baubeginn war <strong>im</strong><br />
Jahre 1993 und die Bauzeit betrug 17 Jahre. Für dieses Großprojekt wurden 140<br />
Ortschaften überflutet und 1,1 Mio. Menschen umgesiedelt. (CTGPC, 2009)<br />
Abb. 10: Drei-Schluchten-Staudamm - Darstellung<br />
Quelle: ASSMANN et. al, 2007<br />
Weitere 500.000 Menschen müssen in den kommenden Jahrzehnten umgesiedelt<br />
werden, wenn sich der Wasserspiegel wegen der zunehmenden Versandung des Sees<br />
anheben wird. (ASSMANN et al., 2007) Das Wasserkraftwerk hat eine Leistung von 18.200<br />
Megawatt, dies entspricht der Leistung von 10 bis 15 der leistungsfähigsten<br />
Atomkraftwerke und etwa einem Neuntel der chinesischen Stromproduktion. Offiziell<br />
beliefen sich die Kosten auf 21 Mrd. Euro (CTGPC, 2009), inoffiziell gibt es Schätzungen<br />
die von bis zu 39 Mrd. Euro ausgehen. (ASSMANN et al., 2007) Niemand weiß genau wie<br />
teuer dieses Projekt wirklich geworden ist oder wieviel die Umsiedlung tatsächlich<br />
gekostet hat, welche Werte <strong>im</strong> Wasser untergegangen und wie hoch die<br />
Umweltschäden sind und noch werden. (FAZ, 2006)<br />
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<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
6.2.2 Entstandene Probleme<br />
Der Drei-Schluchten-Staudamm befindet sich in einer seismisch aktiven Region, zudem<br />
kann das Gewicht des Stausees selbst Erdbeben auslösen. Nach offiziellen Angaben<br />
kann das Bauwerk Erdbeben der Stärke 7 standhalten. (ASSMANN et al, 2007)<br />
Der Hochwasserschutz kann nur den mittleren Küstenabschnitt schützen, da er die<br />
großen Zuflüsse am Unterlauf nicht mehr erfasst. Der Schutz steht dazu auch <strong>im</strong><br />
Konflikt mit der Stromerzeugung. Der gefüllte Stausee kann periodische Hochwasser<br />
nicht mehr auffangen, trotzdem wurde zugunsten der Stromerzeugung entschieden<br />
und der geplante Wasserpegel auf 175 Meter angehoben. (ASSMANN et al., 2007) Billig ist<br />
der Yangtse Strom nicht, denn die staatlichen Stromversorger müssen für den Drei-<br />
Schluchten-Strom das Doppelte zahlen als sonst üblich. (FAZ, 2006)<br />
Durch den Bau des Damms wird sich ein Großteil der Sandfracht des Yangtse <strong>im</strong> See<br />
ablagern. Dadurch wird der fruchtbare Schlamm nicht wie bisher die landwirtschaft-<br />
lichen Gebiete des Unterlaufs düngen können. Auch kann die ansteigende Sed<strong>im</strong>en-<br />
tation <strong>im</strong> Staubecken die Stromproduktion massiv einschränken. (ASSMANN et al., 2007)<br />
Auch fließt der Yangtse langsamer als vor dem Bau des Damms und kann sich dadurch<br />
nicht mehr selbst reinigen. Weil weitere Staudämme am Oberlauf gebaut werden und<br />
Wasser abgeleitet wird, gibt es auch weniger Wasser <strong>im</strong> Flusslauf. (FAZ, 2006) Die<br />
Erderwärmung wird die chinesische Wasserknappheit noch verschärfen, da die<br />
Gletscher <strong>im</strong> H<strong>im</strong>alaya schmelzen und so auf lange Sicht weniger Wasser aus den<br />
Berggebieten in die Ebene getragen wird. Das heißt <strong>im</strong> Ursprungsgebiet des Yangtse<br />
trocknen die Feuchtgebiete aus. (KOLONKO, 2007)<br />
Die Schifffahrt kann nur durch die Überwindung des Staudamms über fünf aufeinander<br />
folgende Schleusen erfolgen. Wenn nur eine dieser Schleusen ausfällt, wird die<br />
Lebensader Yangtse für Schiffe blockiert. (ASSMANN et al., 2007)<br />
Probleme ergeben sich auch durch die Einleitung von Abwässern und die Entsorgung<br />
von Abfällen in den Stausee. Die Mengen der entsorgten Abwässer <strong>im</strong> See steigen<br />
jährlich an, das liegt vor allem an der Tatsache, dass die Mittel für die 140 geplanten<br />
Klärwerke von den jeweiligen Verwaltungen teilweise zweckentfremdet werden und der<br />
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<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
Bau der notwendigen Entsorgungsinfrastruktur so gar nicht stattfindet. (ASSMANN et al.,<br />
2007)<br />
Im Bereich der Drei Schluchten befinden sich hunderte historische und kulturelle<br />
Stätten, darunter 5.000 Jahre alte Gräber. Neben dem Naturschauspiel einer Schifffahrt<br />
machen diese Stätten die Drei-Schluchten zu einer beliebten touristischen Attraktion.<br />
Hier wurde eine technische Lösung gefunden, denn ein Teil der Stätten wurde aus dem<br />
Stauseebereich entfernt, ein weiterer Teil für den zukünftigen Tauchtourismus<br />
präpariert. (ASSMANN et al., 2007)<br />
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<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
7. Bewertung der Nachhaltigkeit des chinesischen<br />
Wassermanagements<br />
Bei der nachhaltigen Nutzung einer Ressource kommt es zu keiner Übernutzung und<br />
die Regenerierung eines Systems oder der Ressource ist langfristig gegeben. Die<br />
Komponenten Ökologie, Ökonomie und Soziales stützen den Begriff der Nachhaltigkeit<br />
und sollten <strong>im</strong> Einklang miteinander stehen um eine Entwicklung zukunftsfähig zu<br />
gestalten. Nachhaltigkeit ist vorwiegend aufgrund der begrenzten Ressourcen und der<br />
endlichen Regenerationskapazität der Erde vordringlich. (XU, 2005)<br />
Die Beurteilung nachhaltiger Entwicklung <strong>im</strong> Wassersektor kann, wie in Tabelle 1<br />
ersichtlich, aufgrund der drei Nachhaltigkeitskriterien ermittelt werden.<br />
Tab.1: Nachhaltigkeitsbewertung Wasserwirtschaft<br />
Quelle: XU, 2005<br />
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Bei der ökonomischen Bewertung werden die einwohnerspezifischen Projektkosten zur<br />
Beurteilung herangezogen. Auf der anderen Seite sind ökologische Faktoren wie die<br />
organische Belastung, die Regenerierung des Grundwassers und andere Beurteilungs-<br />
kriterien gegeben. Im sozialen Bereich werden Gesundheit, Gesetze oder der Einfluss<br />
auf das alltägliche Leben berücksichtigt. (Xu, 2005)<br />
Ein nachhaltiges Wasserressourcenmanagement sollte somit folgende Bereiche<br />
integrieren:<br />
• soziale, ökonomische und Umweltaspekte<br />
• Grundwasser und Oberflächenwasser<br />
• Wasserdargebot und Wasserqualität<br />
Das bisherige Wassermanagement <strong>China</strong>s kann nach diesen Kriterien als nicht<br />
nachhaltig bezeichnet werden, da um wirtschaftlich international mithalten zu können,<br />
<strong>im</strong> industriellen Sektor Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung in den vergangenen<br />
Jahren nicht weiter beachtet wurden. Ökonomisches Wachstum hieß das oberste Ziel<br />
der Regierung. <strong>China</strong>s Wasserkrise induziert schwerwiegende Probleme, welche die<br />
sozioökonomische Entwicklung, die Lebensqualität und die Ökologie in der Region stark<br />
beeinflussen.<br />
Besonders schwerwiegend bei der Beurteilung wiegt der soziale Aspekt:<br />
• Umsiedlungen in den Überflutungsgebieten - für die Großprojekte stehen<br />
Millionen Menschen zum Teil Zwangsumsiedlungen bevor<br />
• Millionen Menschen erleiden durch verunreinigtes Trinkwasser schwerwiegende<br />
Krankheiten und bleibende gesundheitliche Schäden<br />
• Kulturgüter werden durch Überflutungen zerstört und Traditionen der<br />
Bevölkerung <strong>im</strong> wahrsten Sinne des Wortes ersäuft - Landschaften gehen unter,<br />
ganze Städte, unzählige Dörfer und Fabriken<br />
• der Wassermangel und die fortschreitende Grundwasserspiegelabsenkung zwingt<br />
viele Bauern die Landwirtschaft aufzugeben, da sie Ihre Felder nicht mehr<br />
bewässern können und sie gezwungen sind ihre He<strong>im</strong>at zu verlassen<br />
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<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
Auch die Umwelt trägt schwere ökologische Wunden davon. Einige ökologische<br />
Auswirkungen und Risiken, die besonders auf die Großprojekte bezogen, aber auch<br />
Folgen der industriellen Abwasserentsorgung sind, seien hier erwähnt.<br />
Ökologischer Aspekt:<br />
• aquatische Lebensräume werden zerstört, durch Verschmutzung und<br />
Entschwinden des Wassers<br />
• der Selbstreinigungsprozess der Flüsse wird durch den Verlust an Retentions-<br />
flächen ausgeschaltet<br />
• eine Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten sind bedroht, da deren natürlicher<br />
Lebensraum zerstört wird oder ganz verschwindet<br />
• zurückgehaltenes Sed<strong>im</strong>ent steht flussabwärts nicht mehr für Ablagerungen zur<br />
Verfügung, dadurch verschlechtert sich der Nährstoffgehalt der Böden<br />
• die Abtragung der Flusssohle kann nicht mehr durch frisches Sed<strong>im</strong>ent aus dem<br />
Oberlauf ausgeglichen werden. Die Folge ist die Gefahr der Eintiefung und<br />
Grundwasserabsenkung.<br />
Ökonomischer Aspekt:<br />
Es gibt <strong>im</strong>mer einen offiziellen Deckmantel unter dem Großprojekte wie der Drei-<br />
Schluchten-Staudamm oder die Süd-Nord-Wasserumleitung gebaut werden, Gründe<br />
wie Hochwasserschutz oder Energieproduktion stehen zu Beginn an oberster Stelle.<br />
Schnell müssen zweitrangige Beweggründe den eigentlichen weichen, so wie be<strong>im</strong><br />
Drei-Schluchten-Staudamm. Hier wird jetzt nur noch auf die Energiegewinnung gesetzt<br />
und saisonale Hochwässer können kaum noch aufgefangen werden, da bewusst<br />
entschieden wurde, dass der Stausee bis zum Max<strong>im</strong>um gefüllt wird, damit möglichst<br />
viel Strom produziert werden kann. Wirtschaftlich verkaufen sich vor allem die<br />
Großprojekte sehr gut, die nationale Industrie wird eingebunden, ausländisches Know-<br />
how angewendet und jegliche Zulieferer haben ein sicheres Auskommen. Sollte<br />
öffentlich Kritik laut werden, gibt es in <strong>China</strong> die Möglichkeit ein Projekt zum<br />
"staatlichen Projekt von Vorrang" zu erklären um so Kritiker verstummen zu lassen.<br />
In Bezug auf die Nachhaltigkeit, sind besonders die kritisch Großprojekte zu sehen, da<br />
es fast unmöglich ist die ökologischen, aber auch die ökonomischen Langzeitfolgen und<br />
Auswirkungen abzuschätzen. Zu einem ökonomischen Problem könnten unter anderem<br />
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<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
die nicht kalkulierten Kosten für die Beseitigung der Versandungen <strong>im</strong> Stauraum der<br />
riesigen Staumauern führen, die die Energiegewinnung beeinträchtigen. Der Drei-<br />
Schluchten-Staudamm sollte für die Bevölkerung die Stromversorgung mit günstigerem<br />
Strom sichern, aber der Strom des Staudamms ist einer der teuersten. Auch ist das<br />
Potential der riesigen Staumauern als ein empfindliches Angriffsziel <strong>im</strong> Falle eines<br />
militärischen Konfliktes zu beachten.<br />
Kritisch und als nicht nachhaltig müssen auch die fehlenden Wasseranschlüsse in den<br />
ländlichen Gebieten gewertet werden, da dort die Bauern noch <strong>im</strong>mer veraltete<br />
Bewässerungsmethoden, wie z.B. das Fluten der Felder, praktizieren.<br />
Das ein Umdenken der Regierung stattfindet ist zu erkennen, denn der Wassermangel<br />
bedroht auch das wirtschaftliche Wachstum. Erste Maßnahmen, wie gesetzliche<br />
Regelungen, bessere Überwachung und Schutzprogramme wurden gesetzt. Das Land<br />
ist allerdings riesig, eine effektive Verwaltung offensichtlich noch nicht möglich. Die<br />
Korruption ist in <strong>China</strong> stark vertreten, das Land liegt mit 3,6 von 10 möglichen<br />
Punkten (CPI - Corruption Perception Index) an 79. Stelle von 180 Staaten (TRANSPARENCY<br />
DEUTSCHLAND, 2009). Gesetzliche Vorgaben, wie zum Beispiel Emissionsgrenzwerte,<br />
werden oft nicht ausreichend kontrolliert und Überschreitungen von ortsansässigen<br />
Staatsorganen "übersehen", um der lokalen Wirtschaft und dem Arbeitsmarkt nicht zu<br />
schaden.<br />
Die Umstellung der Industrie, neben der Landwirtschaft der stärkste Verschmutzer, auf<br />
neue Technologie und der Verbesserung der alten Anlagen, wird noch viele Jahre<br />
dauern, <strong>China</strong> ist hier auf einem Stand von Europa vor 20 Jahren. Erst wenn neue<br />
Anlagen mit den neuesten Umweltstandards verwendet werden, kann ein gewisser<br />
Grad an Nachhaltigkeit erreicht werden.<br />
Das ökonomische Wachstum wird das erste Ziel der Regierung bleiben, ein Hauptgrund<br />
weshalb es schwierig bleiben wird, bereits vorhandene Gesetze und Vorschriften <strong>im</strong><br />
Umweltschutz umzusetzen. Jedoch ist es, um soziale Unruhen und Aufstände zu<br />
vermeiden, <strong>im</strong> Sinne der chinesischen Regierung, das Wasserproblem rasch zu lösen<br />
und zu versuchen, die ökologisch notwendigen Ziele mit den ökonomischen Bedürfnisse<br />
und Interessen zu verknüpfen und so auch auf lange Sicht die Bevölkerung mit<br />
ausreichend und vor allem sauberem Wasser zu versorgen.<br />
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8. Lösungsansätze für ein nachhaltiges Wassermanagement<br />
Wasser ist eine lebensnotwendige Ressource, die essentiell für alle Lebewesen ist und<br />
durch nichts ersetzt werden kann. Es ist daher notwendig, ein nachhaltiges<br />
Wassermanagement zu betreiben. Welche Potentiale einer nachhaltigen Wassernutzung<br />
hat die Volksrepublik <strong>China</strong> und mit welchen Strategien kann man der herrschenden<br />
und sich verschärfenden Wasserknappheit begegnen?<br />
Bewusstsein wecken und aufbauen<br />
Allen voran sollte die Verankerung ins Bewusstseins der Chinesischen Bevölkerung<br />
stehen Wasser als kostbare Ressource wahrzunehmen um so langfristig gesehen,<br />
wirksamen Umweltschutz etablieren zu können. Ob mit Wasserschulen am Yangtse,<br />
Konferenzen oder Studienangeboten, die Umweltbildung muss als Fundament gelten<br />
und weiter vorangetrieben werden. Die Bevölkerung muss sich bewusst über die<br />
Wassersituation werden. Nur wenn die Menschen aufgeklärt sind ist es möglich<br />
Sparsamkeit <strong>im</strong> Umgang mit Wasser zu verankern.<br />
Effizienz steigern<br />
Nicht nur den Verbrauch einschränken auch die Effizienz der Wassernutzung steigern<br />
soll ein Ziel sein. Es ist notwendig, ein nachhaltiges Wassermanagement zu betreiben<br />
und die natürlichen und künstlichen Kreisläufe miteinander zu verbinden. Um eine<br />
nachhaltige Wasserwirtschaft zu betreiben sollte man Kreislaufwirtschaft, den „Aufbau<br />
von Nutzungskaskaden“ und geschlossene Stoffkreisläufe etablieren. (XU, 2005) Die<br />
Kreislaufwirtschaft sollte laut Xu bei:<br />
• Trinkwassergewinnung und Aufbereitung<br />
• Abwasserreinigung<br />
• Rückgewinnung nützlicher Inhaltsstoffe (Abwasser)<br />
• Rückführung gesäuberter Abwässer in Gewässer<br />
•<br />
eingeführt werden. (Xu, 2005)<br />
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<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
Wassersparende Landwirtschaft<br />
Da der Großteil des Wasserverbrauchs auf die Landwirtschaft entfällt wäre es sinnvoll<br />
dort anzusetzen, die intensive Landwirtschaft umzugestalten, auf eine nachhaltige,<br />
wassersparende Landwirtschaft und Bewirtschaftung der Flächen zu setzen und neue<br />
Bewässerungssysteme zu <strong>im</strong>plementieren. Es könnte angestrebt werden:<br />
• Abwässer nach Klärprozessen für die Bewässerung von Feldern zu verwenden<br />
• neue landwirtschaftliche Methoden: z.B. Aussaat verschiedener angepasster,<br />
wenig wassergieriger Saaten über das Jahr verteilt anzustreben um der<br />
unvorhersehbaren Wasserverfügbarkeit und Dürreperioden gewachsen zu sein<br />
• Einführung Wasser sparender Bewässerungstechniken, z.B. Tropfbewässerung/<br />
Tropfschlauchbewässerung, ein auf den Boden abgest<strong>im</strong>mter Düngemitteleinsatz<br />
sowie Strategien natürlicher Schädlingsbekämpfung können eine Erleichterung<br />
der angespannten Wassersituation bringen<br />
• Sanierung der Infrastruktur und der Rohrleitungssysteme -> Versickern<br />
verhindern<br />
• Schulung der Bauern in nachhaltiger und alternativer Bewirtschaftung<br />
In der chinesischen Landwirtschaft wird doppelt soviel Dünger verwendet wie<br />
hierzulande. Es wäre notwendig, Best Management Practices zu erstellen und den<br />
Landwirten näher zu bringen.<br />
Sanierung und Neubau der Infrastruktur<br />
Durch die Entwicklung neuer Strategien in Bezug auf den Umgang mit<br />
Wasserversorgung, Abwasserentsorgung und -behandlung können Verbesserungen der<br />
Wassersituation herbeigeführt werden. Der genannte Einsatz alternativer<br />
Abwasserlösungen (Kreislaufwirtschaft) ist in diese Konzepte in jedem Fall zu<br />
integrieren. Anlagen zur Trinkwasseraufbereitung und Abwasserbehandlung sind zu<br />
modernisieren. Rohrleitungssysteme sind zu erneuern um Wasserverluste und<br />
Versickern zu verhindern.<br />
Intensiver Gewässerschutz<br />
Wichtig für eine Verbesserung der Wassersituation <strong>China</strong>s wäre eine flächendeckende<br />
sanitäre Infrastruktur. Eine Abwasserbehandlung würde zur Verbesserung der<br />
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<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
Trinkwasserversorgung, der Verminderung hygienischer Probleme und der<br />
Verbesserung der Gewässergüte von Oberflächengewässern führen. (Xu, 2005)<br />
Bestehende Kläranlagen müssen in Betrieb genommen werden um dadurch den<br />
Sauberkeitsstandard der Oberflächengewässer zu verbessern. Ein Management, das auf<br />
hochwertige Monitoring- und Anlagentechnik setzt hat Vorrang gegenüber<br />
rücksichtsloser Profitmax<strong>im</strong>ierung. Darüber hinaus ist eine Sanierung der Flüsse<br />
unumgänglich, um das aquatische Ökosystem zu regenerieren.<br />
Grundwasser sichert das Überleben, wenn es einmal zu längeren Trockenperioden<br />
kommt. Daher ist es wesentlich, die Grundwasservorräte nicht völlig aufzubrauchen.<br />
Konzepte zur Regenwasserbewirtschaftung können den Grundwasserkörper entlasten<br />
und helfen die Lage zu entspannen.<br />
Kritisch zu hinterfragende Ansätze:<br />
Die Meerwasserentsalzung sehen wir nicht als einen nachhaltigen Lösungsansatz um<br />
der Wasserkrise Herr zu werden, da diese Methode sehr energieintensiv und teuer ist.<br />
Zudem sind die Auswirkungen auf die <strong>im</strong> Ozean lebenden Organismen noch nicht<br />
ausreichend untersucht und somit unsicher. Dieser Ansatz kann als kurzfristige Lösung<br />
der Probleme, gerade in den östlichen Gebieten dienen, jedoch wird sich der Aufwand<br />
langfristig ökologisch nicht rechnen.<br />
"Eine weitere Möglichkeit wäre die Reduktion der Nahrungsmittelproduktion und der<br />
verstärkte Import von Nahrung, wodurch indirekt Wasser eingeführt werden würde."<br />
(JÖST et al., 2006) Die Idee Wasser in Form von Waren nach <strong>China</strong> zu <strong>im</strong>portieren ist<br />
einerseits schwer realisierbar und andererseits muss mit Konsequenzen für den<br />
Welthandel gerechnet werden. Die Möglichkeit einer Reduktion der Nahrungsmittel-<br />
produktion und der verstärkte Import von Nahrung, würde auch eine Abhängigkeit<br />
<strong>China</strong>s vom Import bedeuten, so wäre die Steigerung der Effizienz und die effektivere<br />
Nutzung des Wassers durch, z.B. neue, sanierte Rohrleitungen und Bewässerungs-<br />
alternativen, wie z.B. die Tropfenbewässerung die bessere Variante.<br />
Der Süd-Nord Wassertransfer sowie die anderen Megaprojekte sind wie bereits erwähnt<br />
äußerst kritisch zu betrachten, vor allem in Hinblick auf die diskutierten großen<br />
ökologischen Risiken, die mit der Verwirklichung eingegangen werden. Nur wenn<br />
intensiver Gewässerschutz betrieben wird und weitere Maßnahmen baldmöglichst<br />
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731.310 Bewertung nachhaltiger Entwicklung<br />
<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
umgesetzt werden, wäre es theoretisch möglich, dass der Süd-Nord-Wassertransfer die<br />
Wasserkrise <strong>China</strong>s entschärft. Langfristig und unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit ist<br />
der Wassertransfer jedoch keine akzeptable Lösung.<br />
Egal ob das Recycling von Abwässern, Gewässerschutz, Ausbau von Umweltgesetzen<br />
oder technischen Vorschriften, es ist wichtig, dass die Regierung demonstriert, dass es<br />
ihr ernst ist mit dem Streben nach Verbesserung. Die Umweltschäden könnten<br />
langfristig gestoppt werden. Die größte Hürde, die zu überwinden ist, ist <strong>China</strong>s<br />
ungebremste Gier nach Wachstum. Allein aus diesem Grund ist es schwierig, bereits<br />
vorhandene Gesetze und Vorschriften konsequent umzusetzen. Aber genau das ist<br />
nötig: ein strengeres Vorgehen bei der Verwirklichung von Richtlinien und<br />
Gesetzestexten.<br />
Da es eindeutig ist, dass die Verteilung des Wassers und der aktuelle Umgang <strong>China</strong>s<br />
mit der Ressource die ökonomische Entwicklung früher oder später begrenzen wird ist<br />
zu hoffen, dass dadurch ein engagiertes Einlenken Seitens der Regierung erfolgt.<br />
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731.310 Bewertung nachhaltiger Entwicklung<br />
<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
9. Diskussion und kritische Betrachtung der Lösungsansätze<br />
Gemeinsam mit der steigenden Bevölkerungsdichte, dem zunehmenden Wohlstand<br />
aber auch durch den Kl<strong>im</strong>awandel werden sich die Probleme bezüglich dem<br />
Wasserschutz und der grundsätzlichen Wasserversorgung noch weiter verschärfen.<br />
Von ökologischer Nachhaltigkeit kann wohl noch Jahrzehnte nicht gesprochen werden,<br />
erst muss <strong>China</strong> Probleme wie die Ernährung und die Trinkwasserversorgung der<br />
wachsenden und in die Städte ziehenden Bevölkerung lösen.<br />
Der Druck, der aufgrund des Bevölkerungwachstums (<strong>im</strong> Jahr 2050 soll es 1,4<br />
Milliarden Chinesen geben) auf der Landwirtschaft liegt, ist enorm. Landwirtschaftliche<br />
Flächen, die man kaum mehr erweitern kann – <strong>im</strong> Gegenteil, die Desertifikation<br />
schreitet voran und muss mit allen Mitteln bekämpft werden – werden so wohl<br />
weiterhin äußerst intensiv genutzt werden (müssen) und die Landwirtschaft damit ein<br />
großer Wasserverbraucher und zum anderen ein Wasserverschmutzer bleiben.<br />
Ein Thema ist auch die verbreitete Armut, besonders in den ländlichen Regionen. Wer<br />
sich Sorgen machen muss, was er oder sie am nächsten Tag essen soll, wird nicht an<br />
die Umwelt denken, Umweltschutzmaßnahmen müssen daher von oben, also top-down,<br />
kommen. Die Idee, den Preis Wasserpreis weiter anzuheben, scheint zwar <strong>im</strong> ersten<br />
Moment geeignet, um das Bewusstsein zu fördern. Für den großen, in Armut lebenden<br />
Anteil der Bevölkerung wäre das jedoch eine Katastrophe, wie in einigen Fällen bereits<br />
berichtet wird.<br />
Die Landflucht hat sich in den letzten Jahren noch verstärkt, jeder Chinese möchte am<br />
Reichtum und Wohlstand der Städte teilhaben. Es ist sogar verständlich, dass auch die<br />
Chinesen den Lebensstandard Europas und der USA erreichen wollen und dabei auf die<br />
natürlichen Grundlagen "vergessen", Vergleiche mit den Vorgängen seit der<br />
Industrialisierung in den heute reichen Ländern sind hier angebracht.<br />
Alle Maßnahmen, die den Ursachen der Wasserkrise entgegenwirken können, nehmen<br />
viel Zeit in Anspruch. Betrachtet man die gewaltigen Probleme, denen <strong>China</strong> in den<br />
nächsten Jahren und Jahrzehnten gegenüber steht, scheinen Projekte wie das Süd-<br />
Nord-Wasserumleitungsprojekt verständlich, zumindest verständlicher, weil relativ<br />
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731.310 Bewertung nachhaltiger Entwicklung<br />
<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
kurzfristig umsetzbar. Für nachhaltige Maßnahmen scheint keine Zeit mehr zu<br />
verbleiben. Die Fehler, die ein sehr wohl nötiges, nachhaltiges Wassermanagement<br />
heute unmöglich machen, wurden in den vergangenen Jahrzehnten begangen. Hier<br />
sind die reichen Industrienationen gefordert, <strong>China</strong> auf dem Weg der (ökologischen)<br />
Nachhaltigkeit zu unterstützen.<br />
Was bei der Diskussion oft außer Acht gelassen wird, ist, dass der Großteil der Welt aus<br />
<strong>China</strong> stammende „Billigprodukte“ bezieht. Den wahren Preis für die günstig<br />
produzierte Massenware, die in aller Welt zu kaufen ist, hat <strong>China</strong>s Umwelt zu zahlen.<br />
Die Wasserkrise, in der sich <strong>China</strong> befindet, ist also nicht nur ein Problem der<br />
chinesischen Bevölkerung, sondern geht uns alle an. <strong>China</strong> geht mit seinem<br />
Wirtschaftswachstum enorme ökologische Belastungen ein, das heißt die heute<br />
eingegangenen Umweltkosten werden eines Tages beglichen werden müssen. Offen<br />
bleibt, wie die exorbitanten Kosten finanziert werden sollen, das heißt wer letztendlich<br />
diese Rechnung begleichen wird müssen. Dabei ist zu beachten, dass die Volksrepublik<br />
<strong>China</strong> enorme amerikanische Staatsanleihen besitzt. <strong>China</strong> besitzt aktuell US-<br />
Staatsanleihen von rund 776 Mrd. USD (CIG, 2008). Als Vergleich das BIP von<br />
Österreich 2008: 400 Mrd. USD. (WKO, 2009) Schon für die Finanzierung des Süd-<br />
Nord-Wassertransfers sind enorme Summen aufzubringen. Es steht <strong>im</strong> Raum, ob <strong>China</strong><br />
gegebenenfalls dazu gezwungen sein könnte, diese Staatspapiere einzulösen, was<br />
bedeutende wirtschaftliche Folgen für die USA und danach für die gesamte<br />
Weltwirtschaft hätte.<br />
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<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
10. Fazit<br />
In der Volksrepublik <strong>China</strong> ist Wasserknappheit, verursacht durch regionale<br />
Disparitäten und Verschmutzung ein schwerwiegendes, wenn nicht das Umweltproblem<br />
höchster Priorität - die Volksrepublik befindet sich in einer Wasserkrise.<br />
Der Mangel an ausreichend sauberem Trinkwasser <strong>im</strong> Zusammenspiel mit den<br />
initiierten Großprojekten des Regierungsreg<strong>im</strong>es, gefährdet die Gesundheit der<br />
Bevölkerung, fordert Umsiedlungen, den Verlust von Traditionen und wertvollen<br />
Kulturgütern, bedroht Anbauflächen und lässt Desertifikation voranschreiten. Die<br />
Ökosysteme des Landes werden durch die Megabauten, die einerseits für die<br />
Energiegewinnung und auf der anderen Seite als Versuch, die naturgegebene<br />
Wasserarmut auszugleichen, gebaut werden, stark und nachhaltig beschädigt.<br />
Grundwasservorkommen werden ausgebeutet, Ökosysteme über die Regenerations-<br />
fähigkeit hinaus beansprucht, oder müssen komplett einem Bauvorhaben weichen.<br />
Hinzukommt, das das Problem der Wasserkrise sich durch den Kl<strong>im</strong>awandel und bei<br />
weiterhin wachsender Population und Wirtschaftsentwicklung verschärfen wird.<br />
Die Wasserkrise hat das Land fest <strong>im</strong> Griff und stört die sozioökonomische Entwicklung,<br />
die Lebensqualität und die Ökosysteme. Wasserkonflikte, die sich aufgrund der<br />
herrschenden Situation verschärfen, müssen als Risikofaktor für die Stabilität<br />
betrachtet und Kernpunkt der nachhaltigen Überlegungen werden.<br />
In Zukunft gilt es, den Problembereichen Wasserbelastung, Versalzung der Grundwas-<br />
servorkommen und den sich daraus ergebenden sozialen und ökologischen<br />
Konsequenzen engagiert und konsequent entgegen zu treten, nicht zuletzt da der<br />
Wassermangel ebenso droht das ökonomische Wachstum zu begrenzen.<br />
Ob <strong>China</strong> mit seinen gigantischen Großprojekten dem Wassermangel wirklich auf Dauer<br />
begegnen kann bleibt offen. Sicher ist das diese Strategie, die zum größten Teil die<br />
Macht <strong>China</strong>s repräsentieren soll und die Wirtschaftsentwicklung ankurbelt, ökologisch<br />
und sozial nicht bestehen kann, sei es das Jahrhundertprojekt der Wasserumleitung in<br />
den Norden oder das Megaprojekt Drei-Schluchten Staudamm.<br />
Es darf nicht nur darum gehen neue Wasserressourcen und -wege zu erschließen, das<br />
Wasser muss besser genutzt werden.<br />
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<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
Die aufgezeigten Ansätze zur Abschwächung der Krise, Wasserbildung fördern, Effizienz<br />
und eine wasser(ein)sparende Landwirtschaft zu realisieren sind unerlässlich,<br />
gleichwohl schwer umzusetzen und werden dem ersten Ziel der Regierung -<br />
ökonomisches Wachstum - <strong>im</strong>mer hinten an stehen.<br />
Umweltfragen sind <strong>im</strong>mer vor allem auch ein politisches Problem. Die herrschende<br />
Entwicklungspolitik hat <strong>China</strong> an den Rand des Zusammenbruchs seiner Umwelt und<br />
seiner Ressourcen gebracht, das Leben der Menschen ist in Gefahr.<br />
Um einen nachhaltigen Kurs einzuschlagen und vorhandene Risiken einzudämmen,<br />
muss Umweltverträglichkeit der Produktion ein Kriterium werden. Strukturelle<br />
Reformen - mehr Demokratie, Transparenz, öffentliche Diskussion und Kontrolle -<br />
könnten helfen den Wassermangel in den Griff zu bekommen.<br />
Um einen Umschwung zu bewirken, muß das Regierungsreg<strong>im</strong>e, die Kommunistische<br />
Partei, umdenken, bereit sein eine politisch-gesellschaftliche Einheit anzustreben - das<br />
Ziel Nachhaltigkeit erfordert: Good Governance!<br />
Wenn die Regierung der Volksrepublik <strong>China</strong> weiterhin ökonomisches Wachstum als<br />
Hauptziel versteht, wird die Umwelt und die Bevölkerung unter der wachsenden Krise<br />
leiden und ein Zuspitzen der Probleme ist unabdingbar.<br />
Ohne entsprechende politische und rechtliche Grundlagen wird <strong>China</strong> nach wie vor<br />
einer eklatanten Umweltzerstörung gegenüber stehen. Selbige wird die Macht, das<br />
Wachstum der Volksrepublik bremsen oder sogar stoppen und die finanziellen<br />
Auswirkungen werden auf Kosten von <strong>China</strong>s Entwicklung gehen.<br />
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731.310 Bewertung nachhaltiger Entwicklung<br />
<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
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WS09 / Boku Wien VI
731.310 Bewertung nachhaltiger Entwicklung<br />
<strong>China</strong> <strong>im</strong> <strong>Wasserstress</strong> - Der Umgang der Volksrepublik mit der Ressource Wasser<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Abb. 1: Wasserverteilung auf der Erde<br />
Abb. 2: Beziehungen zwischen Bevölkerung und Ressource Süßwasser<br />
Abb. 3: Topographie <strong>China</strong>s<br />
Abb. 4: Niederschlagsverteilung der VR <strong>China</strong><br />
Abb. 5: Heihe Tengchong Linie<br />
Abb. 6: Der Lauf des Jangtse<br />
Abb. 7: <strong>China</strong> - Frischwasserentnahme aufgeteilt nach Sektoren<br />
Abb. 8: Bevölkerungsverteilung der VR <strong>China</strong><br />
Abb. 9: Wasserrouten des Süd-Nord Wasserumleitungsprojekt<br />
Abb.10: Drei-Schluchten-Staudamm - Darstellung<br />
Tabellenverzeichnis<br />
Tab. 1: Nachhaltigkeitsbewertung Wasserwirtschaft<br />
WS09 / Boku Wien VII
Universität für Bodenkultur Wien<br />
Gregor Mendel Straße 33<br />
A-1180 Wien, Österreich<br />
Leitung:<br />
Dr. Stefan Giljum<br />
<strong>SERI</strong> – Nachhaltigkeitsforschungs und –kommunikations GmbH<br />
Garnisongasse 7/21<br />
A -1090 Wien, Österreich<br />
Email:stefan.giljum@seri.at<br />
Endredaktion:<br />
Melanie Haefner<br />
m.haefner@nologo.at<br />
Theresa Linke<br />
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Erstellt <strong>im</strong> Wintersemester 2009