Rote Liste Grosspilze - WSL
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2 > Empfehlungen 13<br />
2 > Empfehlungen<br />
2.1 Ungestörte Biotopentwicklung, Prozessschutz<br />
Die meisten der gefährdeten Arten sind an ganz bestimmte Entwicklungstadien im<br />
jeweiligen Lebensraum gebunden und sind störungsanfällig. Zusätzlich zum Substrat<br />
muss meistens auch das Mikroklima stimmen, womit sich Ausholzungsaktionen,<br />
Entbuschungsaktionen etc. in der Regel als ungünstig erweisen. Insbesondere Arten der<br />
späten Sukzessionsstadien, wie beispielsweise an alte Bäume gebundene Arten, brauchen<br />
oft viele Jahre um sich etablieren zu können.<br />
Altholzinseln sind in allen Vegetationsstufen zu fördern, insbesondere jedoch in den<br />
Laubholzstufen. Totholz ist insbesondere an schattigen Nordhängen zu fördern, wo<br />
sich ein für viele Pilze günstiges, etwas feuchteres Mikroklima entwickelt. Besonders<br />
artenreich und reich an gefährdeten Arten scheint Totholz zu sein, das bereits am<br />
stehenden Baum abgestorben ist. An frisch geschlagenen Ästen, die zu Haufen aufgeschichtet<br />
werden, entwickeln sich nach bisherigen Beobachtungen kaum seltenere<br />
Arten.<br />
In Moorgebieten ist die Pilzflora genauer als bisher zu beobachten. Findet wirklich ein<br />
Rückgang der typischen Moorpilze statt, trotz des seit 20 Jahren gültigen Flächenschutzes<br />
für Moore?<br />
Im Landwirtschaftsland gilt es die letzten Reste der einst weit verbreiteten mageren<br />
Wiesen und Weiden so zu erhalten, dass auch die Pilzflora profitieren kann. Zahlreiche<br />
gefährdete und seltene Arten scheinen an erste Vergandungsstadien gebunden zu sein.<br />
In der alpinen Stufe ist an empfindlichen Stellen wie sandige Gletschervorfelder auf<br />
eine geeignete Besucherlenkung zu achten.<br />
Weil sehr viele Pilze sensibel auf Luftverschmutzung respektive deren Depositionen<br />
reagieren, bedingt ein wirksamer Pilzschutz Luftreinhaltemassnahmen. Insbesondere<br />
die Stickstoffbelastung ist zu senken.<br />
Vermehrtes Augenmerk sollte in den Siedlungsgebieten auf die Pflege von grösseren<br />
Parks gerichtet werden. Insbesondere um alte Bäume herum sollten düngungsfreie<br />
Zonen eingerichtet werden. Extensiv genutzte, nährstoffarme Standorte sind zu fördern.<br />
Alte bemooste Mauern nicht reinigen, sondern sie eingriffsfrei belassen. Bei der<br />
Neupflanzung von Bäumen kann auf pilzartenreiche Wirtsarten geachtet werden wie<br />
Eichen, Ulmen, Linden, wogegen Platanen und Ahorne als Beispiele von pilzarmen<br />
Substraten weniger empfehlenswert sind.