Corporate Architecture - OBERMEYER Planen + Beraten GmbH
Corporate Architecture - OBERMEYER Planen + Beraten GmbH
Corporate Architecture - OBERMEYER Planen + Beraten GmbH
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Corporate</strong> <strong>Architecture</strong><br />
Flexible Büroraumgestaltung<br />
Kältemaschinen: Systemvergleich<br />
Bewertung von Büroimmobilien<br />
Publikationsorgan der Arbeitsgemeinschaft Industriebau (AGI) 55. Jahrgang<br />
5 / 2009
STANDORT<br />
CAMPUS BAYERNOIL, NEUSTADT<br />
Schwarzes Gold an der Donau<br />
Marktspezifische Entwicklungen veranlassten die Bayernoil Raffineriegesellschaft<br />
ihre Standortpolitik neu zu überdenken. Im Zuge von Umstrukturierungsmaßnahmen<br />
wurde der Betriebsstandort Neustadt ausgebaut und eine neue bauliche<br />
<strong>Corporate</strong> Identity geschaffen.<br />
TEXT: ALEXANDER JECKEL, ANNETTE WILLIGE<br />
Unterschiedliche Höhen, gleiche Grundrissflächen: Durch übereinstimmende Baufluchten verschmelzen Messwarte (links) und Kantine (rechts) zu<br />
einer baulichen Einheit<br />
Die Bayernoil-Raffineriegesellschaft<br />
stellt aus Rohöl Produkte wie Benzin, Diesel,<br />
Heizöl und Bitumen her. An ihr beteiligt<br />
sind die OMV AG (45 %), die Ruhr<br />
Oel <strong>GmbH</strong> (25 %), Agip Deutschland<br />
<strong>GmbH</strong> (20 %) und die Deutsche BP AG<br />
(10 %). An zwei Standorten in Bayern,<br />
Vohburg und Neustadt an der Donau,<br />
wird ein Rohöldurchsatz von knapp 10,3<br />
Millionen Tonnen im Jahr verarbeitet.<br />
Die Entscheidung, die Vorgänger-Raffinerien<br />
der Bayernoil-Raffineriegesellschaft<br />
mbH in Bayern anzusiedeln, entsprang<br />
dem Gedanken, eine gemeinsame Zukunft<br />
mit der Region zu initiieren. Am Beginn<br />
dieser Partnerschaft in den 1960er-Jahren<br />
standen vor allem zwei Ziele: Wachstum<br />
und Sicherheit in der Energieversorgung.<br />
Für Bayern wurde es zunehmend wichtiger,<br />
eine im Vergleich zu Kohle kostengünstige<br />
und dennoch verlässliche Energieversorgung<br />
aufzubauen. Aufgrund der zentralen<br />
Lage und einer sehr guten Infrastruktur<br />
schien die Region zwischen Ingolstadt und<br />
Neustadt an der Donau für eine Raffinerie<br />
bestens geeignet. 1998 wurden die drei<br />
Standorte Ingolstadt, Neustadt und Vohburg<br />
zu einem Unternehmen, der Bayernoil-Raffineriegesellschaft,zusammengeschlossen.<br />
Heute kommen zwei Drittel der<br />
Versorgung Bayerns mit Mineralöl aus dem<br />
Bayernoil Raffinerieverbund.<br />
Umstrukturierungsmaßnahmen<br />
Als vor wenigen Jahren die Anlagen<br />
nicht mehr voll ausgelastet waren und sich<br />
die Nachfrage nach bestimmten Produkten<br />
am Markt geändert hatte, galt es, eine<br />
neue Strategie aufzusetzen. Mit ISAR, der<br />
Initiative für Standortsicherung, Anlagenoptimierung<br />
und Rentabilitätssteigerung,<br />
hat das Unternehmen 600 Millionen Euro<br />
in die Sicherung der eigenen Zukunft investiert.<br />
Ende März dieses Jahres konnte<br />
das ISAR-Projekt nach einer Planungs- und<br />
Bauzeit von fünf Jahren erfolgreich abgeschlossen<br />
werden. Im Zuge dieser Umstrukturierungsmaßnahmen<br />
wurde die<br />
30 industrieBAU 5/09
Produktion am Standort Ingolstadt zurückgefahren<br />
und im August 2008 endgültig<br />
abgestellt. Im Gegenzug wurde der<br />
Ausbau der Betriebsstätten in Neustadt an<br />
der Donau und Vohburg vorangetrieben.<br />
Standort Neustadt<br />
Der Betrieb in Neustadt an der Donau<br />
liegt im Südwesten außerhalb der Stadt<br />
und umfasst ein Gelände von ungefähr<br />
300 Hektar. Im Laufe der Zeit kam es dort<br />
zu zahlreichen Erweiterungs- und Umstrukturierungsmaßnahmen,<br />
sodass<br />
allmählich ein heterogen gewachsenes<br />
Firmengelände, bestehend aus Produktionsanlagen<br />
und den zugehörigen notwendigen<br />
Betriebsgebäuden entstanden<br />
war. Neben dem Ausbau der Anlagen<br />
wurden auch neue Gebäude für die Verwaltung,<br />
Labore, eine Messwarte, eine<br />
neue Kantine sowie eine Feuerwache notwendig.<br />
Viele der Bestandsgebäude liegen ohne<br />
erkennbare Struktur oder Bezüge zueinander<br />
über den Campus verteilt. Für die<br />
neuen Gebäude war es deshalb unerlässlich,<br />
ein übergeordnetes städtebauliches<br />
Konzept zu erstellen, das der Anlage eine<br />
repräsentative Erscheinung geben sollte.<br />
Durch die streng orthogonale und kompakte<br />
Anordnung der einheitlich gestalteten<br />
Neubauten gelang es den Planern, der<br />
über die Jahre gewachsenen Bausubstanz<br />
eine zusammenhängende Struktur entgegenzusetzen,<br />
die sich in dem heterogenen<br />
Umfeld behaupten kann. Insbesondere die<br />
Gebäude entlang der Erschließungsstraße,<br />
dem Anfahrtsweg der Mitarbeiter und<br />
Besucher, sollten zu einer gestalteten,<br />
funktionalen und organisatorischen Einheit,<br />
einem identitätsstiftenden Ensemble<br />
zusammengeschlossen werden. Dazu wurden<br />
diese in Gestalt und Höhe aufeinander<br />
sowie auf die den Bestand dominierenden<br />
Bauten abgestimmt. Zudem galt<br />
es bei der Anlage der Baukörper auch zukünftige<br />
Erweiterungsmöglichkeiten zu<br />
berücksichtigen.<br />
Auf dem Gelände wurden die Neuplanungen<br />
auf zwei verschiedenen Bauflächen<br />
angeordnet. Für die Feuerwache<br />
wurde aus funktionalen Gründen ein Bereich<br />
auf dem nördlichen Baufeld entlang<br />
der Erschließungsstraße, die zum Haupteingang<br />
führt, ausgewählt. Die Verwaltung,<br />
die Kantine und die Messwarte situierten<br />
die Planer im südlichen Teil des<br />
Grundstücks nahe zwei bereits bestehen-<br />
den Bürogebäuden. Für den Laborneubau<br />
war ein noch freies Baufeld im Süden des<br />
Bestands westlich der Erschließungsstraße<br />
vorgesehen.<br />
Städtebaulich erweisen sich die Neubauten<br />
als Bestandteile eines ganzheitlichen<br />
Strukturkonzepts: Baulinien und Baufluchten<br />
wurden vorgegeben, um eine einheitliche<br />
Erscheinung zu garantieren. Die<br />
Einordnung der Gebäude in den städtebaulichen<br />
Kontext erfolgte sowohl aus<br />
funktionalen Erwägungen heraus, als auch<br />
durch die im Planungsteam und mit dem<br />
Auftraggeber und Nutzer abgestimmten<br />
Regeln zur Entwicklung einer Gebäudetypologie.<br />
Alle Gebäude wurden als kom-<br />
pakte Baukörper geplant. Die der wirtschaftlichen<br />
Überlegung entspringende<br />
Forderung, Vor- und Rücksprünge zu vermeiden,<br />
wurde zur Gestaltungsmaxime.<br />
Gestaltung<br />
STANDORT<br />
Das Spiel zwischen Fensterbändern in tiefen Laibungen und außenbündigen Panoramaverglasungen<br />
gliedert die Fassade des Verwaltungsgebäudes<br />
Durch die großflächige Verglasung öffnet sich die Kantine optisch zum Freibereich. Auf der<br />
differenziert gestalteten Freifläche können die Mitarbeiter ihre Mittagspause genießen<br />
Die neuen Gebäude heben sich in ihrer<br />
Gestaltung deutlich vom Bestand ab und<br />
bilden miteinander eine Einheit. Während<br />
sich die Bestandsgebäude in Weiß und<br />
Blau, den Firmenfarben von Bayernoil präsentieren,<br />
schlugen die Architekten für die<br />
Neubauten ein Farbkonzept vor, das in<br />
übertragenem Sinn das am Standort verarbeitete<br />
„Schwarze Gold“ symbolisieren<br />
5/09 industrieBAU 31
STANDORT<br />
Systemschnitt durch die Fassade<br />
soll. Die Fassaden aller Neubauten sind<br />
mit anthrazit eingefärbten Sichtbetonelementen<br />
verkleidet, die den Bezug zur industriellen<br />
Umgebung herstellen. Unterschiedliche<br />
Formate, eine offenporige<br />
Oberfläche und versetzte Fugen verleihen<br />
der Fassade Lebendigkeit. Die Robustheit<br />
der eingesetzten Materialien sowie der<br />
mehrschichtige Wandaufbau stehen für<br />
das nachhaltige Gesamtkonzept, das auch<br />
einen reduzierten Pflegeaufwand über die<br />
Jahre hinweg berücksichtigt.<br />
Die Fenster sind meist als bandartige<br />
Öffnungen in die Fassade geschnitten und<br />
werden über ihre gesamte Länge von einer<br />
tiefen Laibung gerahmt, die als<br />
schwarzes Aluminiumblech ausgebildet ist.<br />
Dadurch wird der Charakter eines durchlaufenden<br />
Fensterbandes zusätzlich verstärkt.<br />
Zur Verschattung sind goldfarbene<br />
Raffstores in die Fassadenebene integriert.<br />
Zusammen mit der dunklen Fassade ste-<br />
Die breite Front der Toranlage kennzeichnet die Fahrzeughalle der Betriebsfeuerwehr [M]<br />
hen sie für die neue <strong>Corporate</strong> Identity<br />
des Unternehmens. Neben der Anspielung<br />
auf das bereits erwähnte „Schwarze<br />
Gold“, dienen die Stores auch dazu, eine<br />
warme Atmosphäre im Gebäudeinneren<br />
zu verbreiten, das ansonsten ebenfalls von<br />
Grautönen dominiert wird. Dort wo große<br />
Ausblicke aus dem Inneren nach außen ermöglicht<br />
werden, wie zum Beispiel in den<br />
Besprechungsräumen des Verwaltungsgebäudes<br />
oder der Kantine, wurden großformatige,<br />
mit der Fassadenoberfläche bündige<br />
Verglasungen gewählt. Diese<br />
Panoramafenster erlauben großzügige<br />
Ausblicke auf das parkähnliche Gelände,<br />
in das die Neubauten eingebettet sind.<br />
Die Feuerwache<br />
Den Baukörper der Feuerwache dominiert<br />
die typische breite Front der Toranlage<br />
der Fahrzeughalle, die auf der Ostseite<br />
die gesamte Fassadenlänge einnimmt und<br />
auf einen Vorplatz an der Erschließungsstraße<br />
mündet. Auf der Rückseite der<br />
Fahrzeughalle wurden 16 Doppelzimmer<br />
sowie ein Mannschaftsraum für die ständig<br />
einsatzbereite Werksfeuerwehr im<br />
Obergeschoss angegliedert. Im Erdgeschoss<br />
liegen Verwaltungsräume. Hier<br />
zeigt sich die Westfassade überwiegend<br />
geschlossen. Ein langes Fensterband in<br />
beiden Geschossen betont die Horizontale<br />
der Fassade. So wird das bei den südlicher<br />
gelegenen Neubauten wie Verwaltungsgebäude,<br />
Kantine und Messwarte angewandte<br />
Konzept auch hier bei dem solitär<br />
Durch die raumhoch verglasten Besprechungsräume an den Gebäudeenden dringt besonders<br />
viel Licht ins Gebäudeinnere. Zudem geben sie den Ausblick auf das parkähnliche Gelände frei<br />
32 industrieBAU 5/09
Die Flurbereiche des Verwaltungsgebäudes sehen mittig eine Multifunktionszone vor. Raumhoch<br />
verglaste Trennwände unterstützen den Eindruck von Geräumigkeit und Transparenz<br />
Die Treppenhäuser wurden puristisch gestaltet. Abgesehen vom schwarzen Stahlgeländer dominiert<br />
Sichtbeton<br />
STANDORT<br />
stehenden Baukörper aufgegriffen und eine<br />
optische Verbindung mit den anderen<br />
neuen, an der internen Erschließungsstraße<br />
gelegenen Gebäuden hergestellt.<br />
Verwaltungsgebäude<br />
Das Verwaltungsgebäude, ein dreigeschossiger<br />
Gebäuderiegel von ungefähr 85<br />
Meter Länge, liegt in Nord-Südrichtung am<br />
östlichen Rand der zu bebauenden Fläche<br />
und markiert den baulichen Abschluss des<br />
Geländes. Über einen eingeschossigen Zwischenbau<br />
ist er im Norden mit den beiden<br />
bestehenden Bürogebäuden verknüpft.<br />
In seiner Grundrissdisposition wurde der<br />
Neubau als dreibündige Anlage mit einem<br />
breiten Mittelflur, einer so genannten Multifunktionszone,<br />
konzipiert. An den Gebäudeenden<br />
befinden sich die Besprechungsräume,<br />
die durch ihre raumhohe<br />
Verglasung Ausblicke in das parkähnliche<br />
Gelände bieten.<br />
Alle Innenbereiche sind durch einen hohen<br />
Grad an Transparenz gekennzeichnet.<br />
Die Trennwände der meist doppelt belegten<br />
Büros sowie die der Besprechungsräume<br />
sind zum Flur hin raumhoch verglast<br />
und verbessern somit die Möglichkeiten<br />
der natürlichen Belichtung bis in die mittig<br />
im Gebäude liegende Multifunktionszone.<br />
Zudem unterstützt die Transparenz das offene<br />
Betriebsklima. Farblich ist das Innere<br />
zurückhaltend gestaltet: Anthrazitfarbener<br />
Nadelfilz als Bodenbelag, schwarz gerahmte<br />
Trennwände und schwarz lackierte<br />
Innentüren hinterlassen einen kühlen<br />
Gesamteindruck. Lediglich die bronzefarbenen<br />
Glastrennwände bei den Teeküchen<br />
sowie heruntergelassene Raffstores im gleichen<br />
Farbton sorgen für eine warme<br />
Atmosphäre.<br />
Kantine<br />
Die neue Kantine bietet Platz für rund<br />
150 Mitarbeiter. Der eingeschossige Baukörper<br />
ist als Pavillontypus zwischen den<br />
mehrgeschossigen Neubauten wahrzunehmen.<br />
Während der Gastraum auf der Ostseite<br />
angeordnet ist und sich über eine<br />
raumhohe Verglasung zu einem Freibereich<br />
hin öffnet, liegen die Küche sowie die<br />
dazugehörigen Vorrats- und Wirtschaftsräume<br />
im Südwesten des Baukörpers. Sie<br />
sind somit zum weniger attraktiven Umfeld<br />
hin orientiert und liegen günstig für die<br />
Belieferung über die interne Erschließungsstraße.<br />
5/09 industrieBAU 33
STANDORT<br />
Ringförmige, goldfarbene Hängeleuchten<br />
Heinrich<br />
M.<br />
tauchen den in dunklen Tönen gehaltenen<br />
Gastraum in ein warmes Licht Fotos:<br />
Im Inneren gibt sich der Gastraum puristisch.<br />
Sichtbetonwände, eine Streckmetallverkleidung<br />
als abgehängte Decke<br />
sowie ein dunkler bituminöser Terrazzofußboden<br />
werden durch ringförmige,<br />
goldfarbene Hängeleuchten sowie innenliegende<br />
Raffstores im gleichen Farbton in<br />
ein warmes Licht getaucht. Drei große,<br />
doppelflügelige Türen, die auf den angegliederten<br />
Freibereich führen, bieten die<br />
Möglichkeit, Innen und Außen zu verknüpfen.<br />
Ein differenziertes Gestaltungskonzept<br />
der Außenanlagen sorgt für eine<br />
nahezu kontemplative Atmosphäre auf<br />
der Kantinenterrasse. Ein Wasserbecken<br />
und unterschiedliche Bodenbeläge grenzen<br />
diesen Ort der Erholung von den Erschließungswegen<br />
ab. Die Aussicht auf<br />
das parkähnliche Gelände verstärkt diesen<br />
Effekt.<br />
Messwarte<br />
Die zweigeschossige Messwarte liegt<br />
südlich des Kantinengebäudes über einer<br />
gleich großen Grundrissfläche, was durchlaufende<br />
Baufluchten zur Folge hat und<br />
den Gebäuden eine größere Einheit verleiht.<br />
Im Erdgeschoss der Messwarte befinden<br />
sich die Technikerbüros. Die dort<br />
arbeitenden Personen stehen in ständigem<br />
Austausch mit ihren Kollegen bei<br />
den Produktionsanlagen und müssen das<br />
Gebäude auf kurzem Weg verlassen und<br />
wieder erreichen können. Der Kontrollraum<br />
mit den Monitoren zur Überwachung<br />
der Prozesse befindet sich im Ober-<br />
geschoss und ist nahezu fensterlos gestaltet,<br />
um Blendfreiheit auf den Bildschirmen<br />
zu gewährleisten. Die wenigen,<br />
bewusst platzierten Panoramafenster sind<br />
bei den Mitarbeitern sehr beleibt, da sie<br />
in den ansonsten hermetisch abgeschlossenen<br />
Räumen einen Bezug zur Außenwelt<br />
herstellen.<br />
Laborgebäude<br />
Das gegenüber der Erschließungsstraße<br />
gelegene bestehende Laborgebäude aus<br />
den 70er-Jahren wurde ertüchtigt und<br />
über einen Verbindungsgang mit einem<br />
Neubau verknüpft. Bei diesem wurde das<br />
von Gesamtplaner Obermeyer aufgestellte<br />
Gestaltungsprinzip fortgesetzt, was<br />
Fassadenoptik und Baukörpergeometrie<br />
betrifft. Der zweigeschossige Bau beherbergt<br />
im Erdgeschoss Labore, um unter<br />
anderem die Qualität des gelieferten<br />
Rohöls zu analysieren. Im ersten Obergeschoss<br />
sind Lehr- und Schulungsräume<br />
untergebracht.<br />
Da beide Gebäude, Bestand und Neubau,<br />
in einem durch die benachbarten<br />
Produktionsstätten gefährdeten Bereich<br />
liegen, waren dort besondere Auflagen<br />
hinsichtlich des Explosionsschutzes zu berücksichtigen.<br />
Die Fassade musste für eine<br />
Drucklast von 20 Kilopascal ausgelegt<br />
werden, was in der Praxis bedeutete,<br />
dass dort keine großzügigen Verglasungen<br />
möglich waren und Fensteröffnungen<br />
in diesem Bereich mit Glasstärken bis<br />
zu fünf Zentimetern ausgestattet werden<br />
mussten. Zudem wurden die Fensterrahmen<br />
aus Aluminium mit Stahlprofilen verstärkt.<br />
Diese Schutzmaßnahmen waren<br />
zum Teil auch bei den anderen Neubauten<br />
vorzusehen, allerdings in abgeminderter<br />
Form, da sie sich nicht in unmittelbarer<br />
Nähe zu potenziellen Explosionsquellen<br />
befinden.<br />
Verwaltungsgebäude, Kantine und<br />
Messwarte sind durch die Freiflächenkonzeption<br />
in das parkähnliche Bestandsgrundstück<br />
eingebettet. Bei der Anordnung<br />
der Neubauten auf dem Grundstück<br />
wurde der vorhandene alte Baumbestand<br />
berücksichtigt. Neben der Erhaltung der<br />
ökologischen Wertigkeit, fungiert dieses<br />
baumbestandene Areal als grüne Fuge<br />
zwischen den Bestandsgebäuden. Gezielte<br />
Neupflanzungen ergänzen den Bestand,<br />
sodass sich der Charakter einer grünen<br />
Oase inmitten des Industrieareals verstärkt.<br />
Zusätzlich wurden neue Baumblöcke zwischen<br />
den Gebäuden gepflanzt, sodass<br />
sich im Zusammenspiel aus Bauvolumen<br />
und Grünvolumen eine durchgängige,<br />
städtebauliche Figur ergibt. Als Wegebelag<br />
findet bei den orthogonal angeordneten<br />
Verbindungswegen tiefschwarzer Gussasphalt<br />
Verwendung.<br />
Das Gesamtkonzept transportiert ein<br />
neues Firmenimage der Bayernoil Raffineriegesellschaft.<br />
Der Bauherr bekam mit<br />
dem Städtebau, der Gesamtplanung für<br />
die Neubauten, der Freiflächengestaltung<br />
und der neuen Erschließung des Betriebsgeländes<br />
inklusive der Parkplätze alle Planungsleistungen<br />
aus einer Hand.<br />
34 industrieBAU 5/09
Namen und Daten<br />
Objekt Campus Bayernoil<br />
Standort Raffineriestraße 100, Neustadt<br />
a. d. Donau<br />
Bauherr BAYERNOIL Raffineriegesellschaft<br />
mbH, Neustadt<br />
Planung <strong>OBERMEYER</strong> <strong>Planen</strong> + <strong>Beraten</strong><br />
<strong>GmbH</strong>, München (Gesamtplanung<br />
LPH 1-4, 6 u. 8)<br />
Projektteam Reinhard Lang (Projektleitung),<br />
Alfred Barmeier, Miriam Burger,<br />
Anita Christl, Heike Fischer, Herbert<br />
Fischer, Wilfried Halbeisen<br />
(Erschließung), Andreas Isenberg,<br />
Alexander Jeckel, Tobias<br />
Kobler (TGA), Monika Moosleitner<br />
(LA), Hans Dietmar Plattner,<br />
Stefan Rampl (Statik), Markus<br />
Rudolph, Bernhard Schirmer, Richard<br />
Vollmar, Reinhard Wengel,<br />
Oliver Wetzel (TGA), Sabine<br />
Wutzlhofer<br />
Bruttogrundfläche ca. 11 000 m 2<br />
Bruttorauminhalt ca. 46 000 m 3<br />
Baukosten netto ca. 23 Mio. Euro (inkl. Freiflächen<br />
und Erschließung)<br />
Fertigstellung August 2008<br />
Alexander Jeckel war für die architektonische<br />
Gesamtplanung bei Obermeyer verantwortlich.<br />
Annette Willige ist Referentin für Presse- und<br />
Öffentlichkeitsarbeit bei Obermeyer.<br />
STANDORT<br />
Auf dem für die Neubauten vorgesehenen Areal konzipierten die Architekten Verwaltungsgebäude<br />
(rechts), Kantine (links oben) und Messwarte (links unten) als ein bauliches Ensemble<br />
Das Bayernoil-Betriebsgelände gliedert sich in das Feld der Raffinerieanlagen (links) und die Betriebs-,<br />
Verwaltungs- und Sozialbauten (rechts). Dort wurden auch die Neubauten (rot) situiert<br />
5/09 industrieBAU 35<br />
Pläne: <strong>OBERMEYER</strong> <strong>Planen</strong> + <strong>Beraten</strong> <strong>GmbH</strong>