Die verjüngenden Kräfte der deutschen Volksseele - Rudolf Steiner ...
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DIE VERJÜNGENDEN KRÄFTE DER DEUTSCHEN VOLKSSEELE<br />
Berlin, 4. März 1915<br />
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Wesenheiten, die sich vor den Sinnen ausbreiten, die mit dem<br />
Verstand begriffen werden können, <strong>der</strong> an das Gehirn gebunden<br />
ist, auch noch an<strong>der</strong>e übersinnliche, unsichtbare Wesenheiten<br />
existieren, die nur mit dem geschaut werden können, was Goethe<br />
Geistesaugen, Geistesohren genannt hat; Wesenheiten, die<br />
aber eine Wirklichkeit haben, wie die um uns befindlichen Wesenheiten<br />
des mineralischen, des tierischen, des pflanzlichen<br />
Reiches. Und so spricht denn die Geisteswissenschaft auch von<br />
<strong>der</strong> <strong>deutschen</strong> <strong>Volksseele</strong> als von einer realen, einer wirklichen<br />
Wesenheit. Sie spricht so von dieser Wesenheit, dass sie es ist,<br />
welche das schon in dem vorigen Vortrage über die tragenden<br />
<strong>Kräfte</strong> des <strong>deutschen</strong> Geistes erwähnte Zwiegespräch - unterbewusste,<br />
unbewusste Zwiegespräche mit <strong>der</strong> menschlichen<br />
Einzelseele führt. Es ist nicht möglich, auf das Wesen <strong>der</strong> realen,<br />
<strong>der</strong> wirklichen <strong>Volksseele</strong> hinzudeuten, ohne wenigstens<br />
mit einigen Worten auf dasjenige einzugehen, was Geistesforschung<br />
allmählich <strong>der</strong> Menschheit zu sagen haben wird über<br />
das Wesen <strong>der</strong> einzelnen menschlichen Seele. <strong>Die</strong>se menschliche<br />
Seele wird ja von <strong>der</strong> gegenwärtigen offiziellen Seelenkunde<br />
o<strong>der</strong> Psychologie so angesprochen, dass man in ihr, ich mochte<br />
sagen, eine mehr o<strong>der</strong> weniger chaotische, aber sich ordnende<br />
Einheit sieht, in welcher durcheinan<strong>der</strong>wirken Wille, Gefühl<br />
und Denken.<br />
Nun aber muss Geisteswissenschaft sprechen von dieser<br />
menschlichen Seele heute schon in einem solchen Sinne, wie<br />
die Physik etwa von <strong>der</strong> aus dem Lichte sich gebärenden Farbe<br />
und von Farbennuancen spricht. <strong>Die</strong> Physik ist sich dessen bewusst,<br />
dass sie die Wesenheit des Lichtes nur studieren kann,<br />
wenn sie dieses Licht aufsucht in seinen Wirkungen, die eben<br />
erscheinen als die verschiedenen Farbennuancen des Regenbogens,<br />
des Spektrums. Da haben wir auf <strong>der</strong> einen Seite die rotgelben<br />
Farbennuancen, in <strong>der</strong> Mitte die grünlichen und auf <strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>en Seite die violett-bläulichen Farbennuancen. So wie nun<br />
heute schon die Physik zugibt, dass man die Natur des Lichtes<br />
ergründet dadurch, dass man die Wirkung des Lichtes durch<br />
die Materie in den verschiedenen Farbennuancen studiert, so<br />
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