Die verjüngenden Kräfte der deutschen Volksseele - Rudolf Steiner ...
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DIE VERJÜNGENDEN KRÄFTE DER DEUTSCHEN VOLKSSEELE<br />
Berlin, 4. März 1915<br />
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die <strong>Kräfte</strong>, sich über die düstere Gegenwart zu erheben; er begnügt<br />
sich mit <strong>der</strong> Aufgabe, die unter <strong>der</strong> Menschheit herrschenden<br />
Wi<strong>der</strong>sprüche in ein abgerundetes System zusammenzufassen<br />
und aus diesem System einige praktische Postulate für<br />
den eigenen Bruchteil <strong>der</strong> Menschen zu ziehen, dem er selbst<br />
angehört.»<br />
Alles das kann man aber erblicken als eine Folge dessen, was<br />
gesagt worden ist: dass die einzelnen Seelenkräfte chaotisch,<br />
unharmonisch wirken in dem Augenblick, wo das über dem<br />
Einzelnen schwebende göttliche Leben eben nicht ergriffen<br />
wird, nicht ergriffen wird in <strong>der</strong> Seele des Einzelnen selbst.<br />
Und das wird gerade durch diesen kundigen Geist in diesen<br />
Worten beson<strong>der</strong>s hervorgehoben. Und wer ist <strong>der</strong> kundige<br />
Geist? Es ist <strong>der</strong>selbe, über den ein bekannter Russe die folgenden<br />
Worte spricht:<br />
«Wer auch nur einmal in seinem Leben Gelegenheit gehabt hatte,<br />
mit Solowjew zusammenzutreffen, konnte diesen außerordentlichen<br />
Menschen, <strong>der</strong> mit gewöhnlichen Sterblichen keine<br />
Ähnlichkeit hatte, nie vergessen. Wer ihn ansah, beson<strong>der</strong>s aber<br />
in seine großen, unergründlichen Augen blickte, war tief ergriffen:<br />
aus diesen Augen strahlten in wun<strong>der</strong>barem Gemisch<br />
Ohnmacht und Kraft, physische Ratlosigkeit und geistige Tiefe.<br />
Er war so kurzsichtig, dass er nicht sehen konnte, was alle sahen.<br />
Er blinzelte mit den Augen und zog die starken Brauen zusammen,<br />
um Gegenstände, die in seiner unmittelbaren Nähe<br />
waren, zu unterscheiden. Richtete er aber seine Augen in die<br />
Ferne, so schien er die den Sinnen zugängliche Hülle <strong>der</strong> Dinge<br />
zu durchbohren und etwas Erdentrücktes zu sehen, ein Etwas,<br />
das für alle verborgen war. Aus seinen Augen leuchteten die<br />
Strahlen <strong>der</strong> Seele und blickten geradeaus ins Herz. Es war dies<br />
<strong>der</strong> Ausdruck eines Menschen, dem die Außenseite <strong>der</strong> Wirklichkeit<br />
an und für sich gleichgültig ist und <strong>der</strong> in unmittelbarem<br />
Verkehr mit einer an<strong>der</strong>en Welt lebt.»<br />
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