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Aus der Geschichte eines Warendorfer Bildstockes Der ... - Pilotfisch

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Dieser ursprüngliche Standort muss in Warendorf auf dem Klostergelände <strong>der</strong> Franziskaner<br />

gewesen ein, und zwar vermutlich nahe <strong>der</strong> Nepomukkapelle (abgebrochen 1968); denn diese<br />

Kapelle gehörte zum Marienfel<strong>der</strong> Hof, einem Besitz des Marienfel<strong>der</strong> Zisterzienserklosters<br />

innerhalb des Klostergeländes <strong>der</strong> Franziskaner.<br />

Es ist allerdings ebenso möglich, dass die Madonna ihren Platz am Franziskanerkloster erst<br />

infolge <strong>der</strong> <strong>Aus</strong>wirkungen <strong>der</strong> Säkularisation gefunden hat:<br />

Denn durch die beschlossene Säkularisation (Reichsdeputationshauptschluss von 1803) trat an<br />

die Stelle des Fürstbistums Münster die preußische Monarchie als Landesherr; diese politische<br />

Verän<strong>der</strong>ung hatte erhebliche <strong>Aus</strong>wirkungen auf die bis dahin geltenden Rechte <strong>der</strong> Kirche<br />

Von <strong>der</strong> Säkularisation verschont blieb das Franziskanerkloster.<br />

(Es verfügte nicht wie die alten Klöster und Stifte <strong>der</strong> Nachbarschaft über großen<br />

Grundbesitz, son<strong>der</strong>n lebte nach dem Armutsideal des Ordens hauptsächlich von<br />

seelsorgerischen Tätigkeiten und Almosen; allerdings befand sich auch das Kloster viele Jahre<br />

in einer schwierigen Situation: z.B. wurde das Gymnasialgebäude als Lazarett belegt und<br />

Teile des Klostergebäudes wurden durch das stationierte Landwehrbatallion genutzt;<br />

außerdem schien <strong>der</strong> Franziskanerorden aufgrund des Verbotes <strong>der</strong> Neuaufnahme von<br />

Novizen zum <strong>Aus</strong>sterben verurteilt zu sein.)<br />

Die übrigen Nie<strong>der</strong>lassungen benachbarter Klöster – so z.B. das Zisterzienserkloster<br />

Marienfeld – waren teils wenige Jahre zuvor verkauft worden. Somit könnte im<br />

Zusammenhang dieser Verkäufe die Marienstatue ihren Platz am Franziskanerkloster<br />

gefunden haben (Marienfel<strong>der</strong> Hof des Zisterzienserordens).<br />

Weitere einschneidende Maßnahmen gegen den Einfluss <strong>der</strong> katholischen Kirche wurden<br />

wenige Jahrzehnte später durch die Politik getroffen.<br />

Schon Ende des Jahres 1869 beschäftigte sich das preußische Abgeordnetenhaus mit<br />

Petitionen, die die Einziehung sämtlicher geistlicher Güter und die Aufhebung aller Klöster<br />

zum Thema hatten. (Klöster galten als „Pflanzstätten des Aberglaubens, <strong>der</strong> Faulheit und <strong>der</strong><br />

Unzucht“.) Nachdem im Rahmen des Kulturkampfes – ausgelöst vom ersten Reichskanzler<br />

Otto von Bismarck – schon 1862 die Jesuiten und an<strong>der</strong>e Orden aus Deutschland ausgewiesen<br />

worden waren, zweifelten die Franziskaner nicht daran, dass ihnen ein ähnliches Schicksal<br />

bevorstehe. Angesichts <strong>der</strong> drohenden Gefahr bereiteten sie sich – bevor das sog.<br />

Klostergesetz veröffentlicht wurde – auf ihre Verbannung aus Deutschland vor.<br />

Folgende politischen Maßnahmen waren für das Franziskanerkloster von existenzieller<br />

Bedeutung:<br />

- <strong>Der</strong> Konvent wurde am 20.Augusr 1875 aufgelöst.<br />

- Die Kirche wurde für öffentliche Gottesdienste geschlossen.<br />

Das am 31. Mai 1875 publizierte Klostergesetz verbannte die Franziskaner aus Deutschland;<br />

sie mussten sich eine neue Wirkungsstätte im <strong>Aus</strong>land suchen; die Franziskaner fanden diese<br />

in Nordamerika. Das Klosterinventar wurde deshalb im Mai 1875 verkauft bzw. versteigert.<br />

Das Klostergebäude wurde vermutlich an den Baron von Nagel in Ostenfelde vermietet. In<br />

diese Zeit fällt auch <strong>der</strong> Verkauf <strong>der</strong> Immaculata. Dieser Verkauf ist schriftlich belegt und<br />

wird uns außergewöhnlich anschaulich geschil<strong>der</strong>t.

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