03.10.2013 Aufrufe

Die Wahrheit über #Haengetitten (eine neue Episode aus meiner Kurzgeschichtensammlung)

Mein Freund, ich bitte nicht nur dich, sondern auch Sie, ja genau Sie, sehr verehrte mittelalte Leserin um Verzeihung. Es ist mir bewusst, dass dieses Schriftstück vor nicht allzu langer Zeit ein verwerfliches Dokument war. Aber ich kann Sie beruhigen, auch ich wachse an meinen Aufgaben. Lange, eigentlich viel zu lange habe ich mit mir und meinem Gewissen gerungen. Soll ich oder soll ich nicht? Bin ich so mutig, dass ich es tun soll, oder soll ich nicht, weil ich nicht darf? Darf ich es wagen, oder steht es mir, rein anatomisch gesehen, nicht zu, dieses brisante Thema anzureißen? Werde ich unter absingen wüster Lieder in die diskriminierende Schublade des „infantilen Schmierfinks mit Mutterkomplex“ gestellt, oder was für mich und mein Gewissen noch schlimmer wäre, verdächtigt und diffamiert, mit der ausbeuterischen Miederschlüpferindustriemafia aus Paris und Burladingen gemeinsame Sache zu machen? Lässt sich mein künstlerisches Schaffen, orientiert an Schop(p)enhauerschen Ansprüchen, auch jetzt und in Zukunft noch mit den hohen Erwartungen meiner Leserschaft vereinbaren? Große Zweifel waren meine ständigen Begleiter, und auf schlichte Fragen fand ich lange Zeit keine vernünftige Antwort. Nachdem jedoch bei Ausgrabungen im altertümlichen Alexandria eine über fünf Meter hohe Kolossalstatue mit Hängetitten gefunden worden ist, und der von mir verehrte Loriot einst altersweise und mit einem Anflug von wissendem Lächeln sagte: „Ein Leben ohne Möpse ist möglich, aber sinnlos“, fiel mir die Entscheidung leichter. Trotz vieler Zweifel und seelenbedrohender Anfeindungen muss ich heute mit vollem Herzen zu meinen Taten stehen. Die demokratische Mehrheit hat mich dazu gedrängt, und die Entscheidung ist unabänderlich getroffen. Was offen, ehrlich und schonungslos auf blütenweißes Papier gehört, muss auch geschrieben werden. Dazu stehe ich und ich kann nicht anders. Die Mehrzahl meiner vermutlich männlichen Leser in vorzugsweise gesetzteren Jahren wird meine Motivation verstehen. Doch das ist noch nicht alles. Nur heute erhalten auch aufgeschlossene Leserinnen einen wichtigen Zusatznutzen, sofern sich der rosamundeverwirrte Geist nicht zu sehr gegen das zu Unrecht literarisch verpönte, und darum unaussprechliche Wort sträubt. Und hier ist es - das Ergebnis meiner langjährigen Arbeit. Doch zuvor noch einige erklärende Vorworte.

Mein Freund, ich bitte nicht nur dich, sondern auch Sie, ja genau Sie, sehr verehrte mittelalte Leserin um Verzeihung. Es ist mir bewusst, dass dieses Schriftstück vor nicht allzu langer Zeit ein verwerfliches Dokument war. Aber ich kann Sie beruhigen, auch ich wachse an meinen Aufgaben.
Lange, eigentlich viel zu lange habe ich mit mir und meinem Gewissen gerungen. Soll ich oder soll ich nicht? Bin ich so mutig, dass ich es tun soll, oder soll ich nicht, weil ich nicht darf? Darf ich es wagen, oder steht es mir, rein anatomisch gesehen, nicht zu, dieses brisante Thema anzureißen? Werde ich unter absingen wüster Lieder in die diskriminierende Schublade des „infantilen Schmierfinks mit Mutterkomplex“ gestellt, oder was für mich und mein Gewissen noch schlimmer wäre, verdächtigt und diffamiert, mit der ausbeuterischen Miederschlüpferindustriemafia aus Paris und Burladingen gemeinsame Sache zu machen? Lässt sich mein künstlerisches Schaffen, orientiert an Schop(p)enhauerschen Ansprüchen, auch jetzt und in Zukunft noch mit den hohen Erwartungen meiner Leserschaft vereinbaren? Große Zweifel waren meine ständigen Begleiter, und auf schlichte Fragen fand ich lange Zeit keine vernünftige Antwort. Nachdem jedoch bei Ausgrabungen im altertümlichen Alexandria eine über fünf Meter hohe Kolossalstatue mit Hängetitten gefunden worden ist, und der von mir verehrte Loriot einst altersweise und mit einem Anflug von wissendem Lächeln sagte: „Ein Leben ohne Möpse ist möglich, aber sinnlos“, fiel mir die Entscheidung leichter. Trotz vieler Zweifel und seelenbedrohender Anfeindungen muss ich heute mit vollem Herzen zu meinen Taten stehen. Die demokratische Mehrheit hat mich dazu gedrängt, und die Entscheidung ist unabänderlich getroffen. Was offen, ehrlich und schonungslos auf blütenweißes Papier gehört, muss auch geschrieben werden. Dazu stehe ich und ich kann nicht anders. Die Mehrzahl meiner vermutlich männlichen Leser in vorzugsweise gesetzteren Jahren wird meine Motivation verstehen. Doch das ist noch nicht alles. Nur heute erhalten auch aufgeschlossene Leserinnen einen wichtigen Zusatznutzen, sofern sich der rosamundeverwirrte Geist nicht zu sehr gegen das zu Unrecht literarisch verpönte, und darum unaussprechliche Wort sträubt.
Und hier ist es - das Ergebnis meiner langjährigen Arbeit. Doch zuvor noch einige erklärende Vorworte.

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