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Leberzirrhose

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Medizinische Klinik III, UKA, RWTH Aachen<br />

makroskopischer Aspekt<br />

<strong>Leberzirrhose</strong><br />

histologische Veränderungen


Medizinische Klinik III, UKA, RWTH Aachen<br />

Definition der <strong>Leberzirrhose</strong><br />

• Untergang von Lebergewebe (mit/ohne<br />

Entzündung)<br />

• diffuse Bindegewebsvermehrung<br />

• knotenförmige Regeneration (Neubildung)<br />

von Lebergewebe<br />

• Aufhebung und Umbau der Läppchenstruktur<br />

im Bereich der gesamten Leber<br />

• Störung der Gefäßversorgung/Durchblutung<br />

der Leber


Medizinische Klinik III, UKA, RWTH Aachen<br />

Ursachen der <strong>Leberzirrhose</strong><br />

Medikamente/<br />

Gifte<br />

Alkohol, NASH<br />

Stoffwechselerkrankungen<br />

Kupfer, Eisen<br />

Infektion<br />

Hepatitis B, C, D<br />

Bilharziose<br />

autoimmun<br />

AIH<br />

Gallenwegserkrankungen<br />

PBC, PSC, sekundär


Medizinische Klinik III, UKA, RWTH Aachen<br />

Leberschädigung


Medizinische Klinik III, UKA, RWTH Aachen<br />

Aufgaben der Leber:<br />

Zentrales Organ des Stoffwechsels<br />

• Verstoffwechslung körpereigener und -fremder<br />

Substanzen (Harnstoffsynthese...)<br />

• Synthese der Gerinnungsfaktoren, Albumin<br />

• Entgiftung, v. a. von körperfremden Stoffen<br />

(Genuß-, Arzneimittel, Umweltschadstoffe)<br />

• Umwandlung und Abbau von Hormonen<br />

• (unspezifische) Abwehr von Krankheitserregern<br />

(v. a. von Erregern aus dem Magen-Darm-<br />

Bereich)<br />

• Regulation des Säure-Basen-Haushalts


Medizinische Klinik III, UKA, RWTH Aachen<br />

Klinische Differentialdiagnose der<br />

chronischen Lebererkrankungen<br />

Gruppe 2<br />

toxisch<br />

Genaue Anamnese<br />

Medikamente etc.<br />

Gruppe 3<br />

autoimmun<br />

γ-Globuline -Globuline<br />

ANA, ASMA, LKM, SLA<br />

Gruppe 1<br />

viral<br />

HBs, HBs,<br />

anti-HBc<br />

anti-HAV, anti-HCV<br />

Gruppe 4<br />

biliär<br />

AMA, p-ANCA, IgM<br />

ERC (MRC)<br />

Gruppe 5<br />

metabolisch<br />

Cu- & Fe-Parameter,<br />

α1-globulins, 1-globulins, Genetik


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Leberarchitektur bei <strong>Leberzirrhose</strong><br />

Normale<br />

Leber<br />

• Basal lamina -like ECM in space of Disse<br />

• Quiescent vitamin A-rich Ito (stellate ( stellate) ) cells<br />

• Hepatocytic microvilli and sinusoidal<br />

fenestrae<br />

Leber mit<br />

fibrotischem Umbau<br />

• Fibrillar ECM in space of Disse<br />

• Activated Ito (stellate ( stellate) ) cells and<br />

myofibroblasts<br />

• Loss of hepatocytic microvilli and<br />

sinusoidal fenestrae


Medizinische Klinik III, UKA, RWTH Aachen<br />

Initiation und Aufrechterhaltung der<br />

Fibrogenese


Medizinische Klinik III, UKA, RWTH Aachen<br />

normale Leber<br />

ruhende<br />

Sternzelle<br />

Initiation und Aufrechterhaltung der<br />

Fibrogenese<br />

portaler<br />

Fibroblast<br />

MΦ<br />

T<br />

Zytokine<br />

Myofibroblast<br />

Leberepithelien<br />

Endothel


Medizinische Klinik III, UKA, RWTH Aachen<br />

normale Leber<br />

ruhende<br />

Sternzelle<br />

Initiation und Aufrechterhaltung der<br />

Fibrogenese<br />

portaler<br />

Fibroblast<br />

MΦ<br />

T<br />

Zytokine<br />

Myofibroblast<br />

Viren<br />

Toxine<br />

Cholestase<br />

Lipidperoxide<br />

Autoimmunität<br />

Hypoxie<br />

Leberepithelien<br />

Endothel<br />

repetitiver Schaden<br />

„second hit“


Medizinische Klinik III, UKA, RWTH Aachen<br />

normale Leber<br />

ruhende<br />

Sternzelle<br />

Initiation und Aufrechterhaltung der<br />

Fibrogenese<br />

MΦ<br />

T<br />

Zytokine<br />

Myofibroblast<br />

Viren<br />

Toxine<br />

Cholestase<br />

Lipidperoxide<br />

Autoimmunität<br />

Hypoxie<br />

Leberepithelien<br />

MMP-1/3/13 ↓<br />

TIMP-1 ↑<br />

TIMP-2 ↑<br />

Endothel<br />

repetitiver Schaden<br />

„second hit“<br />

fibrotische Leber<br />

portaler<br />

Fibroblast<br />

↑↑ Kollagensynthese<br />

Organ-<br />

Versagen<br />

Kollagenakkumulation


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Ursachen und Häufigkeit der <strong>Leberzirrhose</strong>


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Klinische Symptome der <strong>Leberzirrhose</strong><br />

Latente Zirrhose: keine Beschwerden (ca. 15-25 %)<br />

Manifeste Zirrhose:<br />

• eingeschränkte Leistungsfähigkeit<br />

+ rasche Ermüdbarkeit 60-80 %<br />

• abdominelle Beschwerden 50-60 %<br />

• Gewichtsabnahme 30-40 %<br />

• Libido- u. Potenzverlust 25-35 %<br />

• generelle Blutungsneigung ca. 10 %<br />

• Sistieren der Monatsblutungen


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Klinische Symptome der <strong>Leberzirrhose</strong><br />

• Gefäßspinnen<br />

• Palmarerythem (Rötung der Handflächen)<br />

• Lacklippen, Lackzunge<br />

• Ikterus mit Juckreiz und zerkratzter Haut<br />

• beim Mann Verlust der Brust- und<br />

Bauchbehaarung<br />

• Brustentwicklung (Gynäkomastie)<br />

• bei der Frau ggf. Menstruationsstörungen<br />

• Tastbefund: Leber vergrößert, verhärtet,<br />

höckerig, später geschrumpft


Medizinische Klinik III, UKA, RWTH Aachen<br />

Klinik der <strong>Leberzirrhose</strong>


Medizinische Klinik III, UKA, RWTH Aachen<br />

Klinik der <strong>Leberzirrhose</strong>


Medizinische Klinik III, UKA, RWTH Aachen<br />

Essentielle Laboruntersuchungen<br />

bei <strong>Leberzirrhose</strong><br />

AST/GOT hepatozellulärer Schaden, Verlauf<br />

ALT/GPT GOT / GPT > 1: alkoholischer Schaden<br />

ALP Cholestase, Gallengangsprozeß<br />

γ-GT Cholestase, alkohol. Schaden<br />

Albumin Synthesleistung<br />

γ-Globulin Zirrhose, chron. Hepatitis<br />

Quick Syntheseleistung<br />

Bilirubin metabolische Leistung<br />

MCV Folsäuremangel, alkohol. Schaden


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Synthesefunktion der zirrhotischen Leber<br />

Gestörte Gerinnung<br />

• Quick<br />

• PTT<br />

• Fibrinogen<br />

• Faktoren II, VII, IX, X,<br />

V, IX, XII, XIII<br />

• AT III, Proteine C + S<br />

erhöhte Blutungsneigung<br />

prognostisch bedeutsam<br />

Andere Proteine<br />

• Albumin → wichtigstes Plasmaprotein<br />

→ Ödeme, Aszites<br />

→ prognostisch bedeutsam<br />

• Cholinesterase → sensitiver Parameter<br />

Sonstige Syntheseparameter<br />

• Cholesterin


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Labor bei <strong>Leberzirrhose</strong><br />

Bilirubin<br />

GOT<br />

alkalische<br />

Phosphatase<br />

γ-Globuline<br />

Copenhagen Study Group for Liver Diseases


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Beispiel: „ausgebrannte“ alkoholtoxische <strong>Leberzirrhose</strong>


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Child-Pugh-Klassifikation<br />

Score-Punkte<br />

1 2 3<br />

Enzephalopathie keine Grad 1-2 Grad 3-4<br />

Aszites nicht leicht Mittelgrad/schwer<br />

Bilirubin (µmol/l)


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Diagnose der <strong>Leberzirrhose</strong> durch Ultraschall<br />

- Oberfläche unregelmäßig<br />

- unterer Leberrand plump<br />

- Echomuster inhomogen<br />

- Lebervenen rarefiziert<br />

- Pfortader erweitert mit verlangsamtem Fluß<br />

- vergrößerte Milz<br />

- Umgehungskreisläufe (Umbilikalvene)<br />

- Aszites<br />

- Splenomegalie<br />

- ggf. Pfortaderthrombose mit cavernöser<br />

Transformation


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Feingewebliche Untersuchung<br />

(Histologie) der <strong>Leberzirrhose</strong><br />

Möglichkeiten der<br />

Leberbiopsie<br />

• Perkutan<br />

• Transjugulär<br />

• Lapraskopisch<br />

• Feinnadel-Aspiration


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Leberbiopsie<br />

Hopper et al., Radiology 1993


Medizinische Klinik III, UKA, RWTH Aachen<br />

Histologische Beurteilung der Leber<br />

• Grading = Entzündung (insgesamt 18 Punkte)<br />

A. periportal oder periseptale Hepatitis (0-4 P.)<br />

B. konfluierende Nekrosen (0-6 P.)<br />

C. Nekrose, Apoptose (0-4 P.)<br />

D. portale Entzündung (0-4 P.)<br />

• Staging = Umbau der Leber (0-6 Punkte)<br />

Veränderung der Leberarchitektur, Fibrose, Zirrhose<br />

Ishak et al. 1995


Medizinische Klinik III, UKA, RWTH Aachen<br />

Indikationen zur Leberbiopsie<br />

• Grading und Staging (AIH, Virushepatitis)<br />

• Grading, Staging und Diagnose (Steatohepatitis,<br />

PBC, PSC, Hämochromatose, M. Wilson, nach<br />

LTx)<br />

• Unklare Erhöhung der Leberenzyme im Rahmen<br />

der differenzierten Abklärung<br />

• Abklärung der Effektivität einer Therapie<br />

• Abklärung von unklaren Leberraumforderungen


Medizinische Klinik III, UKA, RWTH Aachen<br />

Indikation für transjuguläre Leberbiopsie<br />

• Ausgeprägte Gerinnungsstörung<br />

• Massiver Aszites<br />

• Ausgeprägte Fettleibigkeit<br />

• Erfolglose perkutane Leberbiopsie<br />

• Anschließend geplante vaskulärer<br />

Eingriff (z.B. TIPS)


Medizinische Klinik III, UKA, RWTH Aachen<br />

Transjuguläre Leberbiopsie


Medizinische Klinik III, UKA, RWTH Aachen<br />

Transjuguläre Leberbiopsie


Medizinische Klinik III, UKA, RWTH Aachen<br />

Komplikationen der <strong>Leberzirrhose</strong><br />

Portale Hypertension Malnutrition<br />

Ascites<br />

bakt. Peritonitis<br />

Varizen<br />

Hypertensive<br />

Gastropathie<br />

Nierenfunktionsstörungen<br />

Blutungen<br />

Kalorienmangel<br />

Muskelschwund<br />

Prognose<br />

verschlechtert<br />

Karzinogenese<br />

HCC CCC<br />

Eiweiß<br />

unverträglichkeit<br />

Enzephalopathie


Medizinische Klinik III, UKA, RWTH Aachen<br />

Überleben: kompensierte versus<br />

dekompensierte <strong>Leberzirrhose</strong><br />

Überleben<br />

mittleres Überleben<br />

Akompensierte Zirrhose 8.9 Jahre<br />

Bnach der ersten 1.6 Jahre<br />

Dekompensation<br />

B<br />

Ginès et al. Hepatology 1987; 7: 122-8<br />

A<br />

Dekompensation:<br />

Erstes Auftreten von<br />

klinischen Komplikationen<br />

bei <strong>Leberzirrhose</strong> (z.B.<br />

Aszites,<br />

Ösophagusvarizenblutung<br />

oder Enzephalopathie


Medizinische Klinik III, UKA, RWTH Aachen<br />

Prognose bei <strong>Leberzirrhose</strong>


Medizinische Klinik III, UKA, RWTH Aachen<br />

Pathophysiologie portale Hypertension<br />

Backward-Flow-Theorie<br />

• Prinzip:<br />

Rückstau des portalen Bluts durch einen erhöhten<br />

Flußwiderstand der Leber<br />

• Fixe Komponente:<br />

Strömungsbehinderung durch abgelagerte<br />

extrazelluläre Matrix und Verlust an Sinusoiden<br />

• variable Komponente:<br />

Sinusoide Lumenreduktion durch eine potentielle<br />

Kontraktion der hepatischen Sternzellen (NO,<br />

Endothelin)


Medizinische Klinik III, UKA, RWTH Aachen<br />

Pathophysiologie portale Hypertension<br />

Forward-Flow-Theorie<br />

• Prinzip:<br />

Erhöhter arterieller Einstrom in das<br />

Splanchnikusgebiet über die Milz und den Darm<br />

durch Vasodilatation<br />

• Sympathikoadrenerges System:<br />

– erhöhte Katecholaminspiegel bei <strong>Leberzirrhose</strong><br />

– α-Rezeptoren, β2-Rezeptoren im<br />

Splanchnikusgebiet<br />

– nicht-kardioselektive β-Blockade führt zur<br />

splanchnischen Vasokonstruktion


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Ösophagusvarizen bei <strong>Leberzirrhose</strong><br />

Normale Speiseröhre: Ausgeprägte Varizen:


Medizinische Klinik III, UKA, RWTH Aachen<br />

<strong>Leberzirrhose</strong>: Varizen


Medizinische Klinik III, UKA, RWTH Aachen<br />

Varizen bei <strong>Leberzirrhose</strong>:<br />

• Häufigkeit: 30 - 60 % bei der Erstdiagnose<br />

einer Zirrhose<br />

• Warnsymptome: in der Regel keine<br />

• Blutung: Bluterbrechen, Teerstuhl<br />

• (Risikofaktoren: Größe, „rote Zeichen“,<br />

frühere Blutung)<br />

• Rezidivblutungsrisiko ohne Therapie: > 60%<br />

innerhalb eines Jahres


Medizinische Klinik III, UKA, RWTH Aachen<br />

Entwicklung von Ösophagusvarizen<br />

bei <strong>Leberzirrhose</strong><br />

keine Ösophagusvarizen<br />

4-5% / Jahr<br />

geringradige Ösophagusvarizen<br />

D‘Amico et al., Semin Liver Dis 1999


Medizinische Klinik III, UKA, RWTH Aachen<br />

Entwicklung von Ösophagusvarizen<br />

bei <strong>Leberzirrhose</strong><br />

keine Ösophagusvarizen<br />

10%<br />

2 Jahre<br />

Ösophagusvarizen-<br />

Blutung<br />

4-5% / Jahr<br />

geringradige Ösophagusvarizen<br />

D‘Amico et al., Semin Liver Dis 1999


Medizinische Klinik III, UKA, RWTH Aachen<br />

Entwicklung von Ösophagusvarizen<br />

bei <strong>Leberzirrhose</strong>


Medizinische Klinik III, UKA, RWTH Aachen<br />

Therapie der Varizen bei <strong>Leberzirrhose</strong><br />

• Prophylaxe (primär, vor Blutung):<br />

- medikamentös (β-Blocker: Propanolol)<br />

- Ligatur (Ösophagusvarizen ab red spots )<br />

• Therapie:<br />

- akute Blutung:<br />

Sklerosierung > Endoskopische Ligatur<br />

Somatostatin (250 µg Bolus, 250 µg/h)<br />

Ballonsonden<br />

- Rezidivprophylaxe:<br />

Ligatur > Sklerosierung, β-Blocker, TIPS


Medizinische Klinik III, UKA, RWTH Aachen<br />

Ösophagusvarizenligatur<br />

(Unterbindung der Krampfadern)

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