BARIG News März 2010
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safety & security<br />
die sicherheit am Boden und in der luft<br />
Die Gefährdung von Menschen, Institutionen und öffentlichen Lebensräumen<br />
durch terroristische Aktivitäten hat in den letzten Jahren zugenommen. Dies<br />
betrifft Veranstaltungen, bei denen sich zahlreiche Menschen versammeln,<br />
ebenso wie verschiedene Verkehrsträger. Mit Sorge beobachtet <strong>BARIG</strong> die ausufernde<br />
Diskussion um Sicherheitsfragen und ihre einseitige Fokussierung auf<br />
den Luftverkehr. Gefragt ist eine zielführende Debatte um eine zukunftsfähige<br />
Sicherheitsarchitektur, die alle Verkehrsträger und Systempartner einbezieht.<br />
Politische Verantwortung<br />
An erster Stelle steht die politische Verantwortung,<br />
denn Sicherheitsmaßnahmen<br />
dienen dem Schutz der gesamten Gesellschaft<br />
und nicht nur der Luftfahrtbranche<br />
und ihrer Kunden. Dies ist eine hoheitliche<br />
Aufgabe des Staates. Bund und Länder<br />
müssen die Entwicklung, Realisierung und<br />
Kontrolle eines schlüssigen Sicherheitssystems<br />
über alle Verkehrsträger hinweg verantworten.<br />
Aufgrund der Internationalität<br />
des Luftverkehrs sind die politischen Entscheidungsträger<br />
gefordert, international<br />
gültige und kompatible Sicherheitsstandards<br />
zu vereinbaren. In diesem sensiblen<br />
Bereich erwartet das <strong>BARIG</strong> eine klare<br />
Positionierung der höchsten politischen<br />
Entscheidungsträger.<br />
Finanzielle Lasten<br />
Generell schützt sicheres Fliegen nicht nur<br />
die Passagiere an Bord. Die Finanzierung<br />
dieses Systems obliegt demzufolge grundsätzlich<br />
der Allgemeinheit. Im Gegensatz<br />
zu anderen Verkehrsträgern wird die Luftsicherheit<br />
hauptsächlich von den Benutzern<br />
des europäischen Luftfahrtsystems<br />
wie beispielsweise Luftfahrtunternehmen,<br />
Fluggästen und Speditionen finanziert.<br />
Insbesondere in Folge gestiegener Sicherheitsbedürfnisse<br />
nach den Anschlägen vom<br />
11. September 2001 sind die Sicherheitskosten<br />
in den vergangenen Jahren exorbitant<br />
gestiegen und belasten den Luftverkehr<br />
in Deutschland pro Jahr mit über 500 Millionen<br />
Euro. Nach einem aktuellen Bericht<br />
der EU-Kommission in 2009 sind 35 Prozent<br />
der gesamten Flughafenbetriebskosten auf<br />
Sicherheitsmaßnahmen zurückzuführen, im<br />
Vergleich dazu waren es fünf bis acht Prozent<br />
vor den Anschlägen vom September<br />
2001. Der Status Quo bedeutet eine klare<br />
Wettbewerbsverzerrung, da sicherheitsbedingte<br />
Kosten z.B. in den USA als Folge<br />
hoheitlicher Auflagen von der öffentlichen<br />
Hand getragen werden.<br />
w w w . b a r i g . o r g<br />
Die EU-Kommission hat den Mitgliedsstaaten<br />
zwar ausdrücklich erlaubt, Kosten<br />
zu übernehmen. Eine entsprechende<br />
Umsetzung in nationales Recht scheiterte<br />
allerdings bisher am Veto der jeweiligen<br />
Finanzminister, die zusätzliche finanzielle<br />
Lasten für den Staat befürchteten.<br />
© James Steidl - Fotolia.com<br />
Steigende Sicherheitsvorkehrungen verlangen<br />
einen höheren finanziellen Einsatz.<br />
Dieser kann nicht den Luftverkehrsunternehmen<br />
aufgebürdet, sondern muss den<br />
Mitteln zur Terrorabwehr und damit dem<br />
Staat zugerechnet werden. Das <strong>BARIG</strong> fordert<br />
hier eine angemessene Beteiligung an<br />
den Aufwendungen für die Sicherheit im<br />
Luftverkehr.<br />
Orientierung auf die Zukunft<br />
Die Einführung neuer Sicherheitsmaßnahmen<br />
erfolgte in den vergangenen<br />
Jahren immer als Reaktion auf versuchte<br />
oder realisierte terroristische Aktivitäten.<br />
Während alle Passagiere von immer neuen<br />
Maßnahmen betroffen waren, entwickelten<br />
Terroristen immer wieder neue Möglichkeiten<br />
für Eingriffe in das bestehende<br />
System. <strong>BARIG</strong> dringt auf eine Optimierung<br />
der Sicherheitsarchitektur, die bestehende<br />
Vorschriften kritisch hinterfragt, sinnvoll<br />
miteinander verknüpft und präventiv<br />
der Entwicklung neuer Terrorszenarien<br />
entgegenwirkt.<br />
news<br />
Ausufernde Sicherheitsmaßnahmen haben<br />
in den letzten Jahren trotz erheblich gestiegenem<br />
technischen und personellen<br />
Aufwand den gesamten Prozess der Passagierabfertigung<br />
deutlich verlangsamt.<br />
Damit hat das Fliegen auf zahlreichen<br />
Strecken seinen Wettbewerbsvorteil gegenüber<br />
anderen Verkehrsträgern verloren.<br />
<strong>BARIG</strong> verlangt die zügige Entwicklung<br />
und Einführung moderner Technologien<br />
zur Beschleunigung der Kontrollvorgänge.<br />
Dabei müssen menschliche und religiöse<br />
Aspekte (z.B. Wahrung der Intimsphäre)<br />
berücksichtigt werden.<br />
Technische Möglichkeiten vs.<br />
menschliche Intelligenz<br />
Technische Optionen wie das Sammeln von<br />
Passagierdaten aus den Reservierungssystemen<br />
und deren Übertragung an Behörden<br />
oder der Einsatz von Bodyscannern bei der<br />
Zugangskontrolle können eine intelligente<br />
Sicherheitsarchitektur sinnvoll ergänzen<br />
und unterstützen. Die Prognose möglicher<br />
Risiken und sich daraus ergebende Maßnahmen<br />
verlangen jedoch weiterhin eine<br />
komplexe Betrachtung gesellschaftlicher,<br />
politischer, psychologischer, organisatorischer<br />
und technischer Zusammenhänge.<br />
<strong>BARIG</strong> plädiert für einen international<br />
koordinierten Einsatz von Spezialisten, die<br />
in der Lage sind, derartige Szenarien zu prognostizieren<br />
und Präventivmaßnahmen zu<br />
entwickeln.<br />
Systempartnerschaft im Luftverkehr<br />
und in der Sicherheitsarchitektur<br />
Der Luftverkehr ist ein komplexes Gebilde<br />
von der Entwicklung der Fluggeräte über<br />
den Verkauf der Transportleistung, die<br />
Abfertigung von Passagieren und Fracht an<br />
den Flughäfen bis zum operativen Flugbetrieb<br />
der Airlines in enger Verzahnung mit<br />
den Flugsicherungsorganen und Servicebereichen<br />
sowie der Verknüpfung mit anderen<br />
Verkehrsträgern (Intermodalität). Alle<br />
Segmente können theoretisch als Angriffsflächen<br />
für terroristische Aktivitäten definiert<br />
werden. Es ist nach menschlichem<br />
Ermessen unmöglich, all diese Bereiche so<br />
lückenlos abzuschotten, dass das System<br />
insgesamt unangreifbar wird. <strong>BARIG</strong> hält<br />
es für unabdingbar, alle Systempartner in<br />
eine ganzheitlich vernetzte Sicherheitsarchitektur<br />
einzubeziehen.