04.10.2013 Aufrufe

Programmatische Erklarung des Vorsitzenden des Staatsrats der ...

Programmatische Erklarung des Vorsitzenden des Staatsrats der ...

Programmatische Erklarung des Vorsitzenden des Staatsrats der ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Programmatische</strong> <strong>Erklarung</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>Vorsitzenden</strong> <strong>des</strong> <strong>Staatsrats</strong><br />

<strong>der</strong><br />

Deutschen Demokratischen Republik<br />

vor <strong>der</strong> Volkskammer<br />

am 4.0ktober 1960


<strong>Programmatische</strong> <strong>Erklarung</strong><br />

<strong>des</strong> Vorsiaenden <strong>des</strong> <strong>Staatsrats</strong><br />

<strong>der</strong><br />

Deutschen Demokratischen Republik,<br />

Walter Ulbricht,<br />

vor <strong>der</strong> Volkskammer<br />

am 4. Oktober 1960


5. Aunaee . 271.-:no. l'ausenc:'J<br />

Dietz Verlag cmbn, Berlin. 1. Autlage 1960· Printed In Germany<br />

AIle Rechte vorbehalten.L1zenznummerl<br />

Gesamlherstellung: (140) Neues Deutsdlland


Verehrte Abgeordnete <strong>der</strong> Volkskammerl<br />

Vollig zu Recht erwarten Sie - und mit Ihnen aile Burger unseres<br />

Staates -, dall <strong>der</strong> neugewahlte Staatsrat <strong>der</strong> Deutschen Demokratischen<br />

Republik offentlich Aufschlull dariiber gibt, wie er unsere<br />

gegenwartige nationale und internationale Position einschiitzt,<br />

welche Perspektive er fUr unseren Staat und fUr unser Yolk, filr<br />

unsere Wirtschaft wie fUr unsere Kultur sieht, wie er die von <strong>der</strong><br />

Volkskammer Iestgelegte Politik zu vertreten gedenkt und von welchen<br />

Grundsatzen er sich in seiner Arbeit nach innen und aullen<br />

leiten lassen wird.<br />

Bevor ich jedoch in einer programmatischen politischen <strong>Erklarung</strong><br />

im Namen <strong>des</strong> Staatsrates diese Fragen beantworte, gestatten Sie<br />

mir bitte einige von Herzen kommende Worte <strong>des</strong> Dankes und <strong>der</strong><br />

Verpflichtung. Der Staatsrat und ich als sein Vorsitzen<strong>der</strong> erhielten<br />

nach <strong>der</strong> Wahl durch die Volkskammer aus allen Teilen <strong>der</strong> Deutschen<br />

Demokratischen Republik, aus allen Schichten <strong>der</strong> Bevolkerung<br />

und auch von westdeutschen Biirgern viele, viele Gluckwunsche<br />

und Beweise eines grollen Vertrauens, das uns fur unsere neue<br />

Aufgabe entgegengebraeht wird. Ich moehte von dieser Stelle im<br />

Namen aller Mitglie<strong>der</strong> <strong>des</strong> Staatsrates und in meinem eigenen Namen<br />

allen Burgern <strong>der</strong> DDR und Westdeutschlands, die uns in dieser<br />

o<strong>der</strong> jener Form ihr Vertrauen und ihre besten Wiinsche aussprachen,<br />

von ganzem Herzen dank en. Seien Sie versichert, dall wir alles<br />

tun werden, was nur in unserer Kraft steht, urn uns <strong>des</strong> grollen<br />

Vertrauens, das unser Yolk in uns setzt, wtirdig zu erweisen. Wir<br />

werden im Sinne unserer grollen humanistischen Ideale Menschenwurde<br />

und Freiheit schutzen, Gerechtigkeit gegenuber je<strong>der</strong>mann<br />

uben und unsere Kraft nicht schonen, urn unsere Deutsche Demokratische<br />

Republik zu starken und nach Kraften dazu beizutragen,<br />

den Burgern <strong>der</strong> DDR und dem ganzen deutschen Yolk ein Leben in<br />

Frieden, Gluck und Wohlstand, in Freiheit und Demokratie zu<br />

ermoglichen,


Die geschichtliche Rolle <strong>der</strong> Deutschen Demokratischen Republik<br />

Verehrte Abgeordnete <strong>der</strong> Volkskammer!<br />

Die Deutsche Demokrutische Republik ist <strong>der</strong> erste deutscl.e Friedensstaat.Je<strong>der</strong>vonuns,dasganzedeutscheVolk,voneinemkleinen<br />

Hauflein wahnwitziger Militaristen und Revanchepolitiker in Westdeutschland<br />

abgesehen, ersehnt den Frieden, braucht den Frieden<br />

so notig wie die Luft zum Atmen, so notig wie das tagliche Brot. Wir<br />

lieben unser Volk, wirlieben die Menschen und arbeiten unermiidlich,<br />

urn ihnen ein gliickliches Leben in Frieden und Wohlstand zu<br />

sichern. Aber militaristische Abenteurer bedrohen wie<strong>der</strong> einmal<br />

den Frieden und das Leben unseres Volkes. Die Denkschrift <strong>der</strong><br />

Hitlergenerale zeugt von diesen gegcn die friedliebenden Volker<br />

gerichteten Planen,<br />

Obwohl wir erst vor fiinfzehn Jahren erfahren haben, wie furchtbar<br />

ein Krieg auf deutschern Boden aussieht, verfiigt wohl niemand<br />

von uns iiber hinreichend Phantasie, urn sich auszumalen, was aus<br />

grofsen Teilen deutschen Lan<strong>des</strong> und seiner Bewohner wiirde, wenn<br />

die unbelehrbaren Bonner Revanchepolitiker und ihre Hitlergcnerale<br />

mit ihren Aggressionsplanen zum Zuge kamen,<br />

Ich werde nie vergessen, wie Berlin 1945 aussah. Die Stadt war ein<br />

Triimmerhaufen. Konnte sich in diesem noch rauchenden Meer von<br />

Ruinen denn Leben entwickeln? fragten wir uns. Keinen Strom,<br />

kein Gas, keine Wasserversorgung mehr und auch kein Brot, urn den<br />

Hunger von Millionen Menschen zu stillen, Und nicht an<strong>der</strong>s war es<br />

in Dresden, in Magdeburg, in Plauen und in Potsdam, in Prenzlau<br />

und in hun<strong>der</strong>tan<strong>der</strong>en Stadten, Es war erschiitternd zu sehen, wie<br />

mutlos und ratios viele vor den Triimmern standen und wie das Erbe<br />

<strong>des</strong> Faschismus in mehr als einer Hinsicht auf den Menschen las tete.<br />

Die Sowjetarmee war es, die dem deutschen Volk in dieser Lage<br />

selbstlosdie Bru<strong>der</strong>hand reichteund ihmhalf,aus<strong>der</strong>schrecklichen<br />

Katastrophe herauszukommen. Es war damals nicht nur ein wirtschaftliches<br />

Chaos, son<strong>der</strong>n es war ein Chaos im Denken und Fiihlen<br />

<strong>der</strong> Menschen. Damals ging es nicht nur urn die Organisierung <strong>des</strong><br />

Allernotwendigsten zum Leben, damals galt es, neu zu beginnen, den<br />

Menschen Weg und Ziel eines neuen Lebens zu zeigen, ihren Lebensmut<br />

wie<strong>der</strong> zu starken. Wir haben vom ersten Tage an aile unsere<br />

Kraft eingesetzt, urn das deutsche Volk aus dieser schrecklichen<br />

Lage herauszufiihren in dem heiBen Bemiihen, ihm eine Wie<strong>der</strong>holung<br />

zu ersparen. Und heute, fiinfzehn Jahre nach dem zweilen<br />

Weltkrieg, bewegt unser ganzes deutsches Volle wie<strong>der</strong> die Fruge<br />

<strong>des</strong> Friedens. Heute ist <strong>der</strong> Hauptinhalt <strong>der</strong> Deutschlandfrage die<br />

Sicherung <strong>des</strong> Friedens. Deshalb ist das wichtigste Anliegen unserer<br />

Deutschen Demokratischen Republik, alles zu unternehmen, was <strong>der</strong>


totalen Abrustung in Deutschlanddient, damitauch in Westdeutschland<br />

die Friedenskrafte das Obergewicht bekommen und die nationale<br />

Wie<strong>der</strong>geburt Deutschlands als friedlieben<strong>der</strong>, demokratischer<br />

Staat Wirklichkeitwird.<br />

Das Ungliick unseres Volkes besteht darin, daB in Westdeutschlandjenepolitischen<br />

Machte herrschen, diesichnuran die tote Vergangenheitgebunden<br />

fUhlen, abel' blind sind gegeniiberdem Neuen,<br />

das in Deutschland, in Europa und in del' Welt Gestalt und Kraft<br />

gewonnen hat. Del' Vorsitzende <strong>des</strong> Ministerrates del' UdSSR,<br />

N. S. ChTltschtsc1lOW, rief auf del' 15. Vollversammlung del' UNO<br />

alle Volker auf, das Neue, Fortschrittliche, das Gerechte zu for<strong>der</strong>n!<br />

"Unsere Epoche", so sagte er, "ist die Epoche del' konsequenten<br />

Erneuerung del' Existenzformen del' menschlichen Gesellschaft,<br />

eines unvergleichlichen Hohenflugs zur Beherrschung del' Naturkriifte,zu<br />

elnem rortschrittlicheren sozialen System."<br />

Abel' in un serer Epoche, da in Europa bereits die Halfte del' Bevolkerung<br />

den Kommunismus und Sozialismus aufbaut, herrschen<br />

in Westdeutschland Militarismus und politi scher Klerikalismus und<br />

starkealte undneue faschisttsche Krafte. Nochheute tragen wirdie<br />

Foigen, daB Deutschland jahrhun<strong>der</strong>telang infolge del' abenteuerlichen<br />

Politik seiner herrschenden Klassen zersplittert war und die<br />

fortschrittlichen Krafte es in del' Vergangenheit nicht vermochten,<br />

dieneuen Probleme unserer Epoche zu meistern.<br />

Seit BeginndiesesJahrhun<strong>der</strong>tsmiBachtendie herrschendenKreise<br />

Deutschlands die Hinweise eines so hervorragenden Vertreters <strong>des</strong><br />

kapitalistischen Deutschlands wie Bismarck, del' festgestellt hatte,<br />

Deutschland durfe keinen Krieg mehr fiihren, da es sonst alles<br />

verlieren werde. Die in Deutschland herrschende Koalition <strong>des</strong><br />

Monopolkapitals und del' feudalen Junker wollte durch eine Neuaufteilung<br />

del' Welt ihre Herrschaft auf an<strong>der</strong>e Lan<strong>der</strong> Europas<br />

und die Lan<strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>asiens ausdehnen. Das deutsche Volk muBte<br />

diese Politik mit del' Katastrophe <strong>des</strong> ersten Weltkrieges bezahlen,<br />

Was haben diese militaristischen Kreise aus Deutschland gemacht?<br />

Wiesah Deulschlandvor und nachdemersten Weltkrieg aus? Je<strong>der</strong><br />

kann es aus den Landkarten del' damaligen Zeit ersehen. Und was<br />

hat Deutschland durch den zweiten Weltkrieg verloren? Je<strong>der</strong> kann<br />

das aus den Landkarten del' heutigen Zeit ersehen. Wie die Landkarten<br />

nach einem dritten Weltkrieg aussehen wiirden, weiB kein<br />

Mensch. In Westdeutschland jedenfalls bliebe wahl kaum eine Stelle,<br />

wosiegedrucktwerden konnten,<br />

Es ist doch fUr uns Deutsche bescharnend: Fiinfzehn Jahre etwa<br />

brauchte das deutsche Kaiserreich, um den ersten Weltkrieg vorzubereiten<br />

und unser deutsches Volk in eine schwere Katastrophe


zu stiirzen. Fiinfzehn Jahre nach dem ersten Weltkrieg waren die<br />

bosen Erfahrungen schon wie<strong>der</strong> vergessen, brach die Nacht <strong>des</strong><br />

Faschismus iiber Deutschland herein und damit - wie heute je<strong>der</strong><br />

weil3 - <strong>der</strong> zweite Weltkrieg, <strong>der</strong> das deutsche Volk in eine noch<br />

grol3ere Katastrophe stiirzte. Und jetzt sind wie<strong>der</strong> fiinfzehn Jahre<br />

seit dem Ende <strong>des</strong> zweiten Weltkrieges ins Land gegangen. Wie<strong>der</strong><br />

sehen wir in einem Teil Deutschlands dieselben alten Krafte am<br />

Werk, fieberhaft einen neuen Krieg vorzubereiten, <strong>der</strong> schon verloren<br />

ist, bevor er nur begonnen wurde, und <strong>der</strong> im Zeichen <strong>der</strong><br />

Atomwaffen die physische Existenz unserer Nation bedroht.<br />

Die westdeutschen Militaristen wollen die l.1Ulbiin<strong>der</strong>lichen Ergebnisse<br />

<strong>des</strong> zweiten Weltkrieges riickgiingig machen und bilden<br />

sich ein - diesmal gestiitzt auf die amerikanischen Imperialisten<br />

und als <strong>der</strong>en Satellit -, doch noch mit den alten imperialistischen<br />

Eroberungspliinen durchkommen zu konnen. Welch tOrichte Einbildung!<br />

Schon <strong>der</strong> erste Weltkrieg ging gesetzmaflig verloren, weil<br />

<strong>der</strong> deutsche Imperialismus keine Chance hatte, zur Weltherrschaft<br />

zu kommen. Auch <strong>der</strong> zweite Weltkrieg ging gesetzmiil3ig veri oren.<br />

weil nach <strong>der</strong> Entstehung <strong>der</strong> sozialistischen Sowjetunion <strong>der</strong> Kampf<br />

<strong>der</strong> vom Imperialismus unterdriickten und ausgepliin<strong>der</strong>ten Volker<br />

urn ihre Freiheit das Ende <strong>der</strong> imperialistischen Beherrschung frem<strong>der</strong><br />

Lan<strong>der</strong> iiberhaupt einleitete und die Zeit fUr eine imperialistische<br />

Neuaufteilung <strong>der</strong> Welt Iangst vorbei ist. Jetzt existiert das<br />

grol3e sozialistische Lager, <strong>des</strong>sen Ubergewicht in je<strong>der</strong> Beziehung<br />

von Tag zu Tag grol3er wird, das Uberlegenheit auf dem Gebiete <strong>der</strong><br />

mo<strong>der</strong>nsten Waffen besitzt. Die Starke <strong>des</strong> sozialistischen Lagers<br />

garantiert, dal3 je<strong>der</strong> Angreifer, <strong>der</strong> ein sozialistisches Land anzuriihren<br />

wagt, binnen kurzer Zeit vernichtet ware.<br />

Die DDR - <strong>der</strong> Repriisentant <strong>der</strong> friedliebenden deutschen Nation<br />

Die geschid,tliche Lehre <strong>der</strong> Kriege und Krisen in <strong>der</strong> ersten<br />

Hiilfte dieses Jahrhun<strong>der</strong>ts in Deutschland besteht darin, dal3 in<br />

<strong>der</strong> neuen Periode <strong>der</strong> Weltgeschichte, in <strong>der</strong> Periode <strong>des</strong> Kampfes<br />

aller Volker urn ihre Freiheit, die mit <strong>der</strong> Grol3en Sozialistischen<br />

Oktoberrevolution begann, Deutschland niemals durch Imperia­<br />

Iistische Politik vorwartskornmen kann. Unser deutsches Volk<br />

kann nur einen wiirdigen Platz im Kreise <strong>der</strong> Volker einnehmen.<br />

wenn es sein ganzes Tun auf die Entfaltung <strong>der</strong> schopferischen<br />

Fahigkeiten <strong>des</strong> Volkes zur Entwicklung <strong>der</strong> Wissenschaft, Technik<br />

und Kulturkonzentriert und den friedlichen Wettbewerb mit<br />

an<strong>der</strong>en Volkern in Ehren besteht.<br />

Diese geschichtliche Erkenntnis uber die Stellung Deutschlands<br />

In <strong>der</strong> neuen Epoche <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Menschheit lag dem Ent-


schluf zugrunde, nach del' Kapitulation del' Hitlerarmee und dem 1<br />

Bankrott del' deutschen Bourgeoisie die Sache <strong>des</strong> Friedens, <strong>des</strong><br />

Wie<strong>der</strong>aulbaus und <strong>des</strong> demokratischen Fortschritts in die Hande<br />

del' Arbeiterklasse, del' Bauern und del' fortschrittlichen Intelligenz<br />

zu nehmen. Getreulich haben wir die Koalition <strong>der</strong> antifaschistischdemokratischen<br />

Kriifte, die zwischen den Staaten <strong>der</strong> Anti-Hitler­<br />

Koalitian 1945 getroffenen Vereinbarungen, in denen die endgilltige<br />

Liquidierung <strong>des</strong> Nazismus und Militarismus gefor<strong>der</strong>t wurde,<br />

erfiillt.<br />

Wenn in diesen Wochen auf <strong>der</strong> 15. Vollversammlung del' UNO die<br />

Delegierten del' friedliebenden Volker, und voran die Sowjetunion,<br />

aufrulen rnuflten, dem Treiben del' Militaristen in Westdeutschland<br />

Einhalt zu gebieten, so zeigt das, wie weit die herrschenden militaristischen<br />

Kreise in Westdeutschland den deutschen Namen wie<strong>der</strong>um<br />

in Verruf gebracht haben und aufs neue den Frieden ge­<br />

Iahrden.<br />

Die BevOlkerung del' Deutschen Demokratischen Republik kann<br />

stolzdaraufsein, daBesin unserem ersten deutschen Arbeiter-und­<br />

Bauern-Staat gelungen ist, die Lehren aus del' Geschichte zu ziehen,<br />

die grol3te Umwalzung del' deutschen Geschichte durchzufiihren, die<br />

Wurzel <strong>des</strong> deutschen Militarismus zu beseitigen, die Ausbeutung<br />

<strong>des</strong>Menschendurch den MpnschenabzuschaffenunddieSeuche<strong>des</strong><br />

Rassenhasses gegen an<strong>der</strong>e VOlker zu iiberwinden. Und diese<br />

graBte Umwalzung wurde mit friedlichen Mitteln durchgefiihrt. Sie<br />

wurde getragen von del' Einheit del' Arbeiterschaft und ihrem<br />

Bilndnis mit del' Bauernschaft, mit del' Intelligenz und an<strong>der</strong>en<br />

werktatigen Schichten. Diese Umwalzung hat eine riesige Aufkllirungs-<br />

und Uberzeugungsarbelt erfor<strong>der</strong>t, abel' keinen SchuB Munition.<br />

So ist heute die Deutsche Demokratische Repllblik ein stabiler<br />

Staat, <strong>der</strong> die fricdlicbenden Interessen <strong>der</strong> ganzen deutschen Nation<br />

in <strong>der</strong> Welt vcrtritt und del' mit Freude bereit ist, den von den<br />

beiden deutschen Staaten erfor<strong>der</strong>lichen beson<strong>der</strong>en Beitrag zur<br />

Abriistung zu leisten.<br />

Bei uns sind die gesellschaftlichen Veran<strong>der</strong>ungen durchgefiihrt<br />

worden, die unumganglich notwendig sind, urn die Entwicklung del'<br />

Produktlvkrafte von allen Fesseln del' kapitalistischen Gesellschaftsordnung<br />

zu befreien und die schopferischen Fahigkelten del' Menschen<br />

zur vollen Entfaltung zu bringen. 1m Zeitalter <strong>der</strong> Automatisierung,<br />

<strong>der</strong> Weltraumschiffahrt, <strong>der</strong> Ausnutzung <strong>der</strong> Atomkriiite<br />

In allen Bereichen <strong>der</strong> Produktion tritt im Kapitalismus del' unlosbare<br />

Wi<strong>der</strong>spruch zwischen dem gesellschaftlichen Charakter del'<br />

Produktion und <strong>der</strong> privatkapitalistischen Form<strong>der</strong> Aneignung ihrer<br />

Ergebnisse durch eine kleine Gruppe von Finanzkapitalisten immer<br />

krasser hervor. Beson<strong>der</strong>s in Westdeutschland ist diese Kapitalkon-


zentration und Ausbeutung <strong>des</strong> arbeitenden Volkes auf die Spitze<br />

getrieben. In dieser Situation verhartet das deutsche Finanzkapital<br />

seine Herrschaft, indem es mit Hilfe <strong>des</strong> Militarismus unter Anwendung<br />

faschistischer Methoden, durch die Notstandsgesetzgebung<br />

seine Herrschaft zu sichern sucht. Es ist kennzeichnend fUr den<br />

Charakter <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Bonner Regierung betriebenen Notstandsgesetzgebung,<br />

daf sie im Bonner Bun<strong>des</strong>tag von <strong>der</strong> Adenauer­<br />

Partei selbst mit <strong>der</strong> Feststellung begriindet wurde, die Bevolkerung<br />

sei "immer ein unberechenbarer Faktor". Zynischer konnte das<br />

nicht ausgesprochen werden. Die Notstandsgesetzgebung dient also<br />

ausschlieBlich <strong>der</strong> Unterdriickung und <strong>der</strong> brutalen Nie<strong>der</strong>haltung<br />

<strong>des</strong> Volkes, wenn es demokratische Rechte for<strong>der</strong>t und die Politik<br />

<strong>des</strong> Krieges nicht mitzumachen wiinscht. Aber gerade durch die<br />

Atomkriegsriistung und den Ausbau <strong>der</strong> Machtpositionen <strong>des</strong> Militarismus<br />

im Innern wachsen die politischen und okcnomischen<br />

Wi<strong>der</strong>spriiche in Westdeutschland. Schon halten die Menschen in<br />

Westdeutschland Ausschau nach dem Ausweg. Die Deutsche Demokratische<br />

Republik, die sicher auf dem Wege <strong>der</strong> Demokratie und <strong>des</strong><br />

gesellschaftlichen Fortschritts voranschreitet, zeigt diesen Ausweg.<br />

Es gehort zu den eindrucksvollsten Erfahrungen dieses Jahres<br />

1960, daB die Entwicklung <strong>der</strong> Deutschen Demokratischen Republik,<br />

ihre Friedenspolitik und ihr wirtschaftlicher Aufschwung auf <strong>der</strong><br />

einen Seite und die Ereignisse im Bonner Staat, die Denkschrift<br />

<strong>der</strong>Generale unddie Atomkriegsriistung auf<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite vor<br />

aller Welt bestatigen, daB es in Deutschland nur einen rechtmiifJigcn<br />

deutschen Staat gibt, das ist die Deutsche Demokratische Republik.<br />

Die westdeutsche Bun<strong>des</strong>regierung als Satellit <strong>der</strong> USA kann<br />

Infolge ihrer Bindung an die Pariser Vertriige und ihrer NATO­<br />

Politik nicht den Anspruch erheben, Vertreter deutscher Staatspolitikzusein.<br />

Vielmehr<br />

allein die Staatspolitik <strong>der</strong> Deutschen Demokratischen Republik<br />

entspricht den nationalen Interessen unseres friedliebenden deutschen<br />

Volkes.<br />

Ich rnochte diese Feststellung etwas naher begriinden.<br />

Nachdem die westdeutschen Militaristen, vorgeschoben und unter­<br />

8tiitztvondenreaktionarsten Kraften <strong>des</strong> amerikanischen Monopolkapitals,<br />

den westdeutschen Staat an dieamerikanische Kettegelegt,<br />

IhreeigeneMachtinWestdeutschlandgefestigtundeinenbestimmten<br />

Grad <strong>der</strong>Aufriistungerreichthaben,iiuBern sich bei Ihnen Raubgier<br />

und Eroberungslust mit phantastischer Offenheit. Der Bun<strong>des</strong>kanzler<br />

Adenauer schwarmt von <strong>der</strong> Eroberung OstpreuBens, sein<br />

Stellvertreter Erhard hat es mit Oberschlesien, und das weitere<br />

Regierungsmitglied Seebohm ist bereits dabei, die TschechoslowakischeSozialistische<br />

Republik aufdem Papicraufzuteilen.


an<strong>der</strong>en VOikern niemals zu rechtfertigen, daf die schandliehe<br />

Hitlersche Revanche- und Eroberungspolitik mit nur geringfiigig<br />

abgewandelten Methoden fortgefUhrt wird.<br />

Die Bonner Regierung behauptet, sie sei mit allgemeiner, geheirner<br />

Wahl zur Macht gelangt, das Yolk selbst habe also diese<br />

Politik in den Wahlen beschlossen.<br />

Das ist unwahr. Die Bildung <strong>des</strong> Westzonenstaates wurde auf<br />

Befreiben <strong>der</strong> USA auf <strong>der</strong> Konferenz <strong>der</strong> Westrnachte in London<br />

1948 beschlossen. Die Bonner Regierung wurde durch die arnerlkanische<br />

Besatzungsmacht geschaffen. Niemals hat das Volk in<br />

Westdeutschland darilber entscheiden dilr/en, ob von seiner Regierung<br />

ein Kurs <strong>des</strong> Krieges o<strong>der</strong> ein Kurs <strong>des</strong> Friedens eingeschlagen<br />

wird. Ihm wurde das elementarste Recht eines jeden Volkes verweigert,<br />

tiber Krieg und Frieden, uber allgemeine Wehrpflicht,<br />

tiber atomare Aufrlistung, tiber das Recht zur Vorbereitung und<br />

Auslosung eines Atomkrieges selbst zu entscheiden. VoIIig <strong>des</strong> primitivsten<br />

Selbstbestimmungsrechts beraubt, soIl die westdeutsche<br />

Bevolkerung nunmehr zum willenlosen Werkzeug fUr die Plane <strong>der</strong><br />

westdeutschen Militaristen gemacht werden. Wer Yom Frieden<br />

spricht, wird in diesem westdeutschen Unrechtsstaat aIs Verbrecher<br />

hoehsten Gra<strong>des</strong> verfolgt. Hun<strong>der</strong>te und Tausende westdeutscher<br />

Patrioten wurden nur <strong>des</strong>halb verurteilt und eingekerkert, weil sie<br />

es wagten, offentlich fUr Frieden und Verstandigung einzutreten.<br />

Antwort an Priisident Eisenhower<br />

Del' Prasident <strong>der</strong> USA, Herr Eisenhower, soIl nach Pressemeldungen<br />

vor <strong>der</strong> Vollversammlung <strong>der</strong> Vereinten Nationen gefor<strong>der</strong>t<br />

haben, die VOlker liber ihr Schicksal frei bestimmen zu lassen.<br />

Ich mochte Herrn Eisenhower darauf antworten:<br />

Sie, Herr Prasldent, sind <strong>der</strong> Reprasentant eines Lan<strong>des</strong>, <strong>des</strong>sen<br />

Regierung unser Land gespalten, den westdeutschen Separatstaat<br />

als Territorium fiir die Bediirfnisse aggressiver amerikanischer<br />

Militarpolittk gegrtindet und zu diesem Zweck West deutschland aus<br />

dem deutschen Nationalverband herausgelost hat. Ihre Regierung<br />

und die von ihr abhangige westdeutsche Regierung verhin<strong>der</strong>n hartnackig<br />

jede Verstiindigung <strong>der</strong> beiden deutschen Staaten und ihre<br />

friedliche Wie<strong>der</strong>vereinigung. Sie verweigern hartnackig <strong>der</strong> westdeutschen<br />

Bevolkerung das primitivste Recht auf Selbstbestimmung,<br />

auf Entscheidung tiber das eigene Schicksal. So wurde von Ihrer<br />

Regierung und <strong>der</strong> von ihr abhangigen westdeutschen SateIIitenregierung<br />

das Recht <strong>der</strong> westdeutschen Bevolkerung auf Entscheidung<br />

uber so lebenswichtige Fragen grob verletzt wie liber die Pariser<br />

Kriegsvertrage, allgemeine Wehrpflicht, liber den Beitritt zur


aggressiven NATO, die atomare Bewaffnung, den AbschluB eines<br />

Friedensvertrages, von den von Ihnen zerfetzten Grundsatzen <strong>des</strong><br />

Potsdamer Vertrages del' Antl-Hitler-Koalition ganz zu schweigen.<br />

1ch for<strong>der</strong>e Sie auf, Herr Priisident, endlich Westdeutschland [reizugeben,<br />

die USA-MilitiirstiLtzpunkte In Westdeutschland zu riiumen<br />

und <strong>der</strong> westdeutschen Beviilkerung das Recht auf freie<br />

Selbstbestimmung tiber ein Leben in Frieden und Sicherheit, Freiheit<br />

und Demokratie nicht liinger vorzuenthalten. Lassen Sie Ihre<br />

Hiinde von Westdeutschlandl Uber freie Selbstbestimmung, Herr<br />

Prasident, darf man nicht nul' reden. Sie solite von Ihnen erst<br />

einmal 1m eigenen Bereich verwirklicht werden. Geben Sie also<br />

del' westdeutschen Bevolkerung Freiheit und Selbstbestimmung,<br />

und del' Frieden In Europa wird den Nutzen haben.<br />

Fragen an die deutsche Nation<br />

Ich stelle an Sie die Frage, verehrte Abgeordnete del' Volkskammer,<br />

Burger del' Deutschen Demokratlschen Republik und Westdeutschlands:<br />

Kann denn ein solcher deutscher Staat wie die westdeutsche<br />

Bun<strong>des</strong>republik rechtmiij3ig sein, in dem die Durchfiihrung<br />

<strong>des</strong> Potsdamer Abkommens sabotiert wurde, das ein Wie<strong>der</strong>erstehen<br />

<strong>des</strong> deutschen Militarismus verhin<strong>der</strong>n und eine friedliche<br />

und demokratische Entwicklung in Deutschland sichern solIte? Kann<br />

denn ein solcher deutscher Staat rechtmiij3ig sein, In dem <strong>der</strong> Frieden<br />

verfolgt wird, in dem nicht die Interessen und Bedurfnisse <strong>des</strong><br />

deutschen Volkes, son<strong>der</strong>n die Interessen <strong>der</strong> amerikanischen Imperialisten<br />

und del' NATO oberstes Gesetz sind?<br />

Nein, ein solcher Staat wie die westdeutsche Bun<strong>des</strong>republik 1st<br />

ein Staat <strong>des</strong> Unrechts. Nach allem, was dem deutsehen Volk in<br />

zwel Weltkriegen und zwei schweren .Nachkriegszeiten wi<strong>der</strong>fahren<br />

1st, konnen wir nur einen solchen deutschen Staat als rechtmiiBig<br />

anerkennen, del' den Friedenswillen <strong>des</strong> deutschen Volkes vertritt,<br />

In dem <strong>der</strong> Friede eine feste Heimstatt hat, in dem die Interessen<br />

del' deutschen Nation oberstes Gesetz sind: Der rechtmiij3ige deutsche<br />

Staat 1st die Deutsche Demokratische Republik. Es wird die<br />

Zeit kommen, daB auch in Westdeutschland die Fr iedenskrafte bestimmen<br />

und Westdeutschland als friedlicher Staat bezeichnet<br />

werden kann. Dann wird die Wie<strong>der</strong>vereinigung Deutschlands bald<br />

moglich sein.<br />

Rechtmallig kann doch auch nul' ein solcher deutscher Staat sein,<br />

del' alles tut, urn eine Verstandigung <strong>der</strong> beiden deutschen Staaten<br />

zu for<strong>der</strong>n, del' die Kluft zwischen ihnen nicht wei tel' aufreiBt, son<strong>der</strong>n<br />

bereit 1st, sie allmahlich wie<strong>der</strong> zuzuschutten. Was abel' geschieht<br />

in Westdeutschland im Jahre 19601 Die Bonner Regierung


hat ganz offensichtlich [eglidie friedliche Wie<strong>der</strong>vereinigung abgeschrieben.<br />

Sie bereitet den Krieg und - fUr den Fall, dall das nicht<br />

klappen sollte - die Verewigung del' Spaltung Deutschlands VOl'.<br />

Das geschieht ganz systematisch auf allen Gebieten. Nicht einmal<br />

die Stadte und Gernelnden im Osten und Westen Deutschlands sollen<br />

noch miteinan<strong>der</strong> iiber ihre Probleme reden diirfen. Dresden und<br />

Stuttgart zum Beispiel sollen sich nach dem Willen del' Bonner<br />

Militaristen spinnefeind sein. Del' kulturelle Austausch soll unterbunden<br />

werden. Ist es nicht eine Schande, welchen wl<strong>der</strong>wartigen<br />

Anwiirfen del' herrschenden Partei <strong>des</strong> Bonner Kanzlers das weltberuhrnte<br />

Berliner Ensemble, das in London, Paris, Moskau und<br />

an<strong>der</strong>en Stadten del' Welt mit ungeheurem Erfolg fUr die humanistische<br />

deutsche Kultur warb, bei scinem Gastspiel in Westdeutschland<br />

ausgesetzt war? Zum Ruhme del' westdeutschen Bevelkerung<br />

mull gesagt werden, dall sich we<strong>der</strong> die Theaterleiter noch<br />

das westdeutsche Theaterpublikum von diesen amtlichen Versuchen<br />

del' Unterbindung kultureller Kontakte beeindrucken liellen.<br />

Die hervorragenden Kiinstler del' Deutschen Demokratischen Republik<br />

fanden trotz allem in Westdeutsch1and ein begeistertes Publikum<br />

und eine Zustimmung, wie sie groller nicht hatte seln<br />

konnen. Abel' die Versuche <strong>des</strong> Bonner Regimes, aile kulturellen<br />

Verbindungen, jeglichen Kulturaustausch zwischen den belden<br />

deutschen Staaten radikal zu unterdrucken, gehen weiter.<br />

Publizisten und Philosophen werden mobilisiert, urn nachzuweisen,<br />

dall eine Wie<strong>der</strong>vereinigung Deutschlands in Frieden, Demokratie<br />

und Freiheit we<strong>der</strong> notwendig noch erwunscht sei. Die westdeutschen<br />

Konzernblatter bringen seitenlange Abhandlungen iiber<br />

dieses Thema. Es wird ganz offen ausgesprochen, dall nul' militarlsche<br />

Eroberung und vollige Unterwerfung del' Deutschen Demokratisch<br />

en Republik un tel' das Bonner Regime akzeptiert wiirde. Und<br />

falls das nicht moglich sein sollte, dann miisse eben auf Trennung<br />

fUr immer Kurs genom men werden,<br />

lch Irage Sie, verehrte Abgeordnete del' Volkskammer, alle Burger<br />

del' Deutschen Demokratischen Republik und Westdeutschlands:<br />

Kann ein westdeutscher Staat rechtmiipig sein, del' den<br />

Graben, del' die deutsche Nation spaltet, bewufit und systematisch<br />

durch eine Atomkriegsriistung vertieft und verbreitert, del' die<br />

Wic<strong>der</strong>verelnigung in Frieden und Freiheit ablehnt, del' Kurs<br />

darauf nimmt, entwe<strong>der</strong> das deutsche Volk in einem atomaren<br />

Krieg dezimieren zu lassen o<strong>der</strong> abel' die Teilung Deutschlands zu<br />

verewigen? Nein, niemals! :<br />

Wir meinen: Nul' <strong>der</strong> deutsche Staat kann Anspruch darauf erheben,<br />

rechtmiif3iger deutscher Staat zu sein, del' beharrlich und<br />

konsequent fur die Verstandigung del' beiden deutschen Staaten


und ihrer Burger, fUr ihre schrittweise Annaherung und die schlieBliche<br />

Uberwindung <strong>der</strong> Spaltung eintritt. Angesichts <strong>des</strong> Bestehens<br />

von zwei gesellschaftlichen Systemen in Deutschland kann nur<br />

durch einen Friedensvertrag mit beiden deutschen Staaten und die<br />

Bildung einer Konfo<strong>der</strong>ation <strong>der</strong> Weg <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vereinigung beschritten<br />

werden. Konfd<strong>der</strong>ation bedeutet doch nlchts an<strong>der</strong>es als<br />

sich verstiindigen, sich naherkommen, den Weg <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vereinigung<br />

auf friedlichem Wege schrittweise vorwartsgehen,<br />

Die Deutsche Demokratische Republik tut das bekanntlich. Obwohl<br />

die Bonner Regierung antinationale Interessen vertritt, hat<br />

die Regierung <strong>der</strong> DDR Immer wie<strong>der</strong> die Hand zur Verstiindigung<br />

hingestreckt, sie hat immer wie<strong>der</strong> Vorschlage zur Sicherung <strong>des</strong><br />

Friedens und zur Uberwlndung <strong>der</strong> Spaltung gemacht. Sie hat jetzt<br />

erst wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vollversammlung <strong>der</strong> Vereinten Nationen die vollstandige<br />

und allgemeine Abriistung In Deutschland vorgeschlagen,<br />

urn damlt auch die Hin<strong>der</strong>nlsse aus dem Wege zu raumen, die <strong>der</strong><br />

Annaherung <strong>der</strong> beiden deutschen Staaten, ihrer Zusammenarbeit<br />

1m Rahmen einer Konfo<strong>der</strong>ation und ihrer schlieBlichen Wie<strong>der</strong>vereinigung<br />

gegenwiirfig entgegenstehen, Auch die Einstellung zur<br />

Frage <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vereinigung beweist also, daB nur die Deutsche<br />

Demokratische Republik <strong>der</strong> rechtmiiBige deutsche Staat ist.<br />

Zu <strong>der</strong> RechtmiiBigkeit eines deutschen Staates gehort auch<br />

<strong>des</strong>sen Fiihigkeit, die Lehren <strong>der</strong> Geschichte zu beherzigen.<br />

Die Deutsche Demokratische Republik hat die Lehren gezogen<br />

und das Potsdamer Abkommen durehgefuhrt,<br />

In <strong>der</strong> Deutschen Demokratischen Republik wurden die Konsequenzen<br />

aus den Lehren <strong>der</strong> Geschichte gezogen. Den Kreisen, die<br />

das deutsche Volk in das Ungliick zweier Weltkriege gejagt haben,<br />

wurde die Macht genommen, Sie wurden aus allen entscheidenden<br />

Positionen ausgeschaltet. Durch Uberfiihrung <strong>der</strong> Betriebe <strong>der</strong><br />

groBen Konzerne und Monopole in die Hiinde <strong>des</strong> Volkes und <strong>der</strong><br />

groBen Giiter in die Hiinde <strong>der</strong> Bauern wurde ein fUr allemal dafiir<br />

gesorgt, daB diese Kreise nie wie<strong>der</strong> den Hebel <strong>der</strong> Mal:ht in die<br />

Hiinde bekommen konnen, .<br />

1m deutschen Volk gibt es gute und schlechte Traditlonen. Die<br />

schlechten Traditionen, durch die zwei Weltkriege ausgelost wurden,<br />

haben in einem halben Jahrhun<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Geschichte deutscher Eroberungskriege<br />

dazu gefiihrt, daf <strong>der</strong> deutsche Name besudelt und<br />

geschandet war. Eine sehr schwere Erbschaft hatten wir anzutreten.<br />

Diese schlechten Traditionen werden In Westdeutschland wie<strong>der</strong><br />

gepflegt.<br />

Kann ein Staat, so frage Ich, in dem die Verantwortlichen fUr<br />

'die Ermordung von Millionen unschuldiger Menschen In Amt und<br />

Wiirden sltzen und sogar Regierungspositionen beklelden, kann ein


afrikanischer Koloniens- sie aile sind in New York versammelt und<br />

verleihen damit den Beratungen dieser UNO-Vollversammlung eln<br />

aul3erordentllch grol3es Gewicht. Auch die Regierungschefs einiger<br />

imperialistischer Lan<strong>der</strong> haben ihre Politik <strong>des</strong> Fernbleibens von<br />

dieser UNO-Vollversammlung nicht durchhalten konnen, wenn sich<br />

auch einer von ihnen nur durch einen Hintereingang zum Rednerpult<br />

begab.<br />

Diese 15. Tagung ist wirklich eine Vollversammlung <strong>der</strong> Organisation<br />

<strong>der</strong> Vereinten Nationen, die vor einer hohen, verantwortlichen<br />

Aufgabe steht. Die Vereinten Nationen konnen heute vor<br />

den Volkern nur bestehen, wenn sie vereint sind im Kampf urn den<br />

Frieden, die vollstandige Abrustung und damit ftir die Verbannung<br />

<strong>des</strong> Krieges Iur immer aus dem Leben <strong>der</strong> Volker. Die VOlker erwart<br />

en von <strong>der</strong> 15. Vollversammlung Beschlusse, die zu ernsten<br />

Schritten auf dem Wege <strong>der</strong> kontrollierten Abrustung vorwartsfiihren.<br />

Moge sich die entscheidende Mehrheit <strong>der</strong> Delegationen<br />

<strong>des</strong>sen bewul3t sein, daB das schaffende Yolk in allen Lan<strong>der</strong>n gewHIt<br />

ist mitzuhelfen, daB in <strong>der</strong> zweiten Halfte dieses Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

<strong>der</strong> Krieg aus dem Leben <strong>der</strong> Volker verbannt wird. Nachdem die<br />

Kommissionsverhandlungen uber die Elnstellung <strong>der</strong> Atomrustung<br />

in die Sackgasse gekommen sind und die imperialistischen Kriifte<br />

<strong>der</strong> USA und Westdeutschlands noch immer die Eisenhower-Doktrin<br />

vom Recht auf Aggression vertreten, ist die Zeit gekommen, dal3 auf<br />

<strong>der</strong> 15. Tagung <strong>der</strong> UNO das wirkliche Kriifteverhiiltnis in <strong>der</strong> Welt,<br />

das heillt die Uberlegenheit <strong>der</strong> Friedenskriifte, zum Ausdruck<br />

kommt. Wir hoffen, dal3 grundsiitzliche Besehlusse gefal3t werden,<br />

die zur Beseitlgung <strong>der</strong> Reste <strong>des</strong> zweiten Weltkrieges, zur Abrilstung<br />

und zur Sicherung <strong>der</strong> friedlichen Koexistenz <strong>der</strong> Staaten<br />

mit verschiedenen Gesellschaftssystemen fUhren.<br />

Die friedliebenden Menschen in Deutschland erwarten 1m Zusammenhang<br />

mit <strong>der</strong> UNO-Tagung, daB von den fiihrenden Staatsmannern<br />

die Notwendigkeit einer Gipfelkonferenz zur Vorbereitung<br />

einesFriedensvertrages mit beiden deutschen Staaten undzur friedlichen<br />

Losung <strong>der</strong> Westberlinfrage erkannt wird, die, wie Ministerpriisident<br />

Chruschtschow sagte, in einigen Monaten stattfinden<br />

sollte.<br />

Natiirlich ist die Organisation <strong>der</strong> Vereinten Nationen in lhrer<br />

heutigen Zusammensetzung noch weit davon entfernt, ein Idealbild<br />

von Gerechtigkeit und ein getreues Spiegelbild <strong>des</strong> tatsaehllchen<br />

Krafteverhaltnlsses in <strong>der</strong> Welt zu sein, Noch immer sitzt auf dem<br />

Platz,<strong>der</strong>demVertreter<strong>des</strong>grol3enchinesischen Volkesgehort,eine<br />

klelns amerikanische Marionettenfigur aus Taiwan. Das zahlenmamg<br />

groBte Yolk <strong>der</strong> Welt ist in <strong>der</strong> UNO nicht vertreten. Der<br />

rechtmiiBige deutsche Staat, die Deutsche Demokratische Republik, hat


In <strong>der</strong> UNO noch nicht Sitz und Stimme. Ebenso ergeht es <strong>der</strong> Mongolischen<br />

Volksrepublik und an<strong>der</strong>en sozialistischen Llin<strong>der</strong>n, denen<br />

die Imperialisten das Recht <strong>der</strong> Mitsprache In den Angelegenheiten<br />

<strong>der</strong> Welt vorenthalten wollen. Aber dennoch 1st <strong>der</strong> Fortschritt In<br />

<strong>der</strong> UNO unverkennbar. Das wahre Kriifteverhiiltnis in <strong>der</strong> Welt ­<br />

das erweist sich immer mehr - wird auf die Dauer trotz aller Sabotage<br />

<strong>der</strong> USA sich auch in <strong>der</strong> Organisat ion <strong>der</strong> Vereinten Nationen<br />

wi<strong>der</strong>spiegeln.<br />

Natiirlich gibt es in <strong>der</strong> UNO noch genugend Satellitenstaaten<br />

<strong>der</strong> amerikanischen Imperialisten. Aber das Bild in <strong>der</strong> UNO-Vollversammlung<br />

wird doch mehr und mehr bestimmt von dem selbstbewuJ3ten<br />

Auftreten <strong>der</strong> sozialistischen Lan<strong>der</strong> und <strong>der</strong> jungen<br />

antiimperialistischen Nationalstaaten, die eben erst die politische<br />

Freiheit errungen haben und jetzt In dem schweren Kampf urn<br />

okonomische Freiheit und Unabhangigkeit stehen.<br />

. Das deutsche Yolk begrilpt die Vorschliige <strong>der</strong> Sowjetunion<br />

Mit Begeisterung wurden von <strong>der</strong> Mehrheit <strong>des</strong> deutschen Volkes<br />

die iiberzeugenden Darlegungen <strong>des</strong> Vorkampfers <strong>des</strong> Friedens,<br />

N. S. Chruschtschow, iiber den Kampf um die Freiheit und Unabhangigkeit<br />

fUr alle Volker und den Weg zur Losung <strong>des</strong> Problems<br />

<strong>der</strong> allgerneinen und vollstandigen Abriistung begriiJ3t. Die konstruktiven<br />

Vorschlage <strong>der</strong> Regierung <strong>der</strong> UdSSR in <strong>der</strong> "Deklaration<br />

iiber die Gewahrung <strong>der</strong> Unabhangigkeit an die kolonialen Lan<strong>der</strong><br />

und VOlker", In <strong>der</strong> "Deklaration zur Abrustungsfrage" und in dem<br />

Dokument "Hauptgrundsatze eines Vertrages iiber allgemeine und<br />

vollstandige Abriistung" entsprechen den Wiinschen und For<strong>der</strong>ungen<br />

aller friedliebenden Menschen In <strong>der</strong> Welt. Die Rede von<br />

N. S. Chruschtschow, in <strong>der</strong> er die Aufgaben <strong>der</strong> Volker in unserer<br />

Epoche klarstellt, die Politik <strong>der</strong> Kriegsvorbereitung und <strong>der</strong> Verletzung<br />

<strong>der</strong> souveranen Rechte <strong>der</strong> Volker verurteilt, sofortige<br />

Beseitigung <strong>des</strong> Kolonialregimes for<strong>der</strong>t und die friedliche Koexistenz<br />

als den einzigen verniinftigen Weg zur Entwick1ung <strong>der</strong> internationalen<br />

Beziehungen In unserer Zeit bezeichnet, ist eine beson<strong>der</strong>e<br />

Hilfe filr unser deutsches Yolk.<br />

Bonn auf <strong>der</strong> Anklagebank<br />

Die Kennzeichnung <strong>der</strong> Gefahrenherde fiir den Frieden In Westdeutschland<br />

durch N. S. Ciiruschtschow, den Prasidenten <strong>der</strong> CSSR,<br />

A. NQvotny, den Leiter <strong>der</strong> Delegation <strong>der</strong> Volksrepublik Polen,<br />

W. Gomulka, ur.d die Delegierten weiterer Lan<strong>der</strong> entspricht <strong>der</strong><br />

wirklichen Lage .


Wir begriijlen den Vorschlag in <strong>der</strong> Rede <strong>des</strong> Leiters <strong>der</strong> poln!schen<br />

Delegation, Gomulka, die Volker <strong>der</strong> Welt mogen ein Plebiszit<br />

ilber die Einstellung <strong>der</strong> Kernwaffen- und Raketenriistung<br />

und iiber die allgemeine und vollstiindige Abriistung durchfiihren.<br />

Wir sind dankbar, daB auf del' 15. UNO-Vollversammlung von<br />

den Vertretern del' sozialistischen Staaten, dem Ministerpriisidenten<br />

del' Republik Kuba, Fidel Castro, und von den Vertretern<br />

an<strong>der</strong>erneuiralerStaatenin so uberzcugen<strong>der</strong> Weise zur Deutschlandfrage<br />

Stellung genommen wurde. Die Denkschrift del' Regierung<br />

del' Deutschen Demokratischen Republik tiber die allgemeine<br />

und vollstandige Abriistung in Deutschland in drei Etappen<br />

liegtallen Delegierten vorund ist Gegenstand vielerAussprachen.<br />

Die Deutsche Demokratische Republik und die Friedenskriifte<br />

in Deutschland sind auf del' 15. UNO-Vollversammlung auf diese<br />

Weise zu Wort gekomrnen. Gegen den westdeutschen Militarismus<br />

und seine Bonner Regierung wurde jedoch Anklage auf Anklage<br />

erhoben.<br />

Die Menschheit braucht Abriistung<br />

Die groBe Mehrheit del' Volker aller Lan<strong>der</strong> hat die Vorschliige<br />

<strong>des</strong> sowjetischen Ministerpriisidenten, N. S. Chruschtschow, auf<br />

vollige Beseitigung <strong>des</strong> Kolonialsystems in allen seinen Formen und<br />

vollige Befreiung aller Volker von jeglicher Unterdriickung und<br />

Ausbeutung, auf allgemeine und vollstandige AbrUstung mit Begeisterung<br />

aufgenommen. Gerade das ist es, was die Menschheit<br />

heute braucht. Und die Vertreter del' jungen Nationalstaaten, del'<br />

eben erst selbstiindig gewordenen ehemaligen KolonialvOlker verstehen<br />

sehr gut, daB fill' sie die Sicherung <strong>des</strong> Friedens zugleich das<br />

Unterpfand fill' ihre Freiheit und fill' die Losung del' ungeheuer<br />

schwierigen Aufgaben ist, VOl'denen sie stehen.<br />

Die allgemeine und vollstandige Abriistung wiirde so viel materielle<br />

Mittel und menschliche Energien frei machen, daB del' durch<br />

das sehandliche Kolonialregime hervorgerufene Riickstand in del'<br />

wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung, daB die mit dem<br />

Kolonialsystem untrennbar verbundenen Begleiterschelnungen wie<br />

Hunger, Elend, Krankheit, Analphabetentum und Unwissenheit in<br />

den so lange unterdriickten VOlkern schneller beseitigt werden<br />

konnten, Ministerprasident Chruschtschow hat ausdriicklich darauf<br />

hingewiesen, daB die Mittel, die bei einer vollstandigen und allgemeinen<br />

Abriistung eingespart wurden, zu einem Teil fill' die schnelle<br />

Entwicklung del' durch Schuld del' Imperialisten zuriickgebliebenen<br />

Lan<strong>der</strong> aufgewandt werden konnten. Del' Lowenanteil del' Ersparnisse<br />

wiirde dabei immer noch den Volkern del' entwickelten Industriestaaten<br />

verbleiben, die heute die Riistungen finanzieren.


Die westdeutschen Militaristen und Imperialisten, die an dem<br />

kollektiven Kolonialismus del' NATO Anteil haben und selbst eifrig<br />

dabei sind, mit neokolonialistischen Methoden an<strong>der</strong>e Volker auszupHin<strong>der</strong>n,<br />

reagierten auf den sowjetischen Antrag auf Beseitigung<br />

jeglicher kolonialer Herrschaft mit erbitterter Ablehnung, ja mit<br />

HaBausbriichen. Am Prufstein del' Einstellung zum Kolonialismus<br />

zeigt sich del' unterschiedliche Charakter del' belden deutschen<br />

Staaten. Die Deutsche Demokratische Republik, del' erste deutsche<br />

Friedensstaat, hat im eigenen Land die Wurzeln <strong>des</strong> Imperialismus<br />

und die Ausbeutung <strong>des</strong> Menschen durch den Menschen beseitigt.<br />

Sie kann infolge<strong>des</strong>sen auch ohne jeden Vorbehalt den Freiheitskampf<br />

an<strong>der</strong>er Volker unterstutzen und tut dies auch. In Westdeutschland<br />

herrschen die Imperialisten, geiibt in Unterdriickung<br />

und Auspliin<strong>der</strong>ung an<strong>der</strong>er Volker. Sie kommen aus ihrer Haut<br />

nicht heraus.<br />

Die Bevolkerung del' Deutschen Demokratischen Republik unterstutzt<br />

aus ganzem Herzen und im BewuBtsein del' beson<strong>der</strong>en Verantwortung<br />

<strong>des</strong> deutschen Volkes fUr den Frieden die Vorschlage,<br />

die die Sowjetregierung del' Vollversammlung del' Vereinten Nationen<br />

unterbreitet hat. Das aeutsche Yolk hat abel' beson<strong>der</strong>en<br />

AnlaB, einen eigenen Beitrag zur Sicherung <strong>des</strong> Friedens zu leisten,<br />

denn zwei Weltkriege gingen von deutschem Boden aus.<br />

Sicherung <strong>des</strong> Friedens - die gropte nationale Aufgabe<br />

Es ist die geschichtliche Aufgabe del' Deutschen Demokratischen<br />

Republik, gemeinsam mit den friedliebenden Kraften in Westdeutschland<br />

den Krieg aus dem Leben <strong>des</strong> deutschen Volkes ein fiir<br />

allernal zu verbannen. Das ist eine Aufgabe von nationaler und<br />

europaischer Bedeutung und auch von Weltbedeutung. Denn wenn<br />

sie gelost wird, dann wi I'd es in Europa keinen Krieg geben, und<br />

wenigstens ware ein potentieller Weltkriegsherd geloscht, Kein<br />

an<strong>der</strong>er Staat in Europa stellt territoriale For<strong>der</strong>ungen an an<strong>der</strong>e<br />

Lan<strong>der</strong> au Bel' Westdeutschland. Nul' in Westdeutschland sind die<br />

militaristischen Krafte an del' Macht, die den zweiten Weltkrieg<br />

vorbereitet und durchgefiihrt haben und wie<strong>der</strong> Revanchefor<strong>der</strong>ungen<br />

stellen. Ihre abenteuerliche Politik abel' wird von del' gegenwartigen<br />

Regierung del' USA gefor<strong>der</strong>t. Wenn die Regierungen del'<br />

USA, GroBbritanniens und Frankreichs endlich aufhoren wiirden, die<br />

Kriegsvorbereitungen del' westdeutschen Militaristen und Revanchepolitiker<br />

zu unterstutzen, wenn die Regierungen del' genannten Staaten<br />

endlich dazu bereit waren, bei del' Beseitigung del' Reste <strong>des</strong><br />

zweiten Weltkrieges und dem AbschluB eines Friedensvertrages mit


eiden deutschen Staaten mitzuwirken, dann konnte <strong>der</strong> Frieden In<br />

Deutschland und Europa gesichert werden.<br />

Sehen Sie, verehrte Abgeordnete: In Deutschland haben wir doch<br />

eineganz beson<strong>der</strong>e Lage.<br />

Sie ist dadurch gekennzeichnet, daB die In <strong>der</strong> Welt wirkenden<br />

beiden Hauptkriifte, die sozialistischen Staaten mit <strong>der</strong> Sowjetunion<br />

an <strong>der</strong> Spitze und die Imperialistischen Staaten mit den<br />

USA an <strong>der</strong> Spitze, unmittelbar und gleichzeitig in Deutschland<br />

wirken. Alle unsere inneren Auseinan<strong>der</strong>setzungen treffen auf<br />

die Interessen <strong>der</strong> genannten belden Hauptkriifte in <strong>der</strong> Welt. Diese<br />

beson<strong>der</strong>e Lage bringt es aber auch mit slch, daB wir ein lebenswichtiges<br />

Interesse daran haben miissen, daB die friedliche Koexistenz<br />

<strong>der</strong> Staaten verschiedener gesellschaftlicher Systeme gesichert,<br />

daB die allgemeine und vollstandige Abriistung In <strong>der</strong><br />

Welt durchgefiihrt wird. Denn das ist die Logik <strong>der</strong> Dinge: Je<strong>der</strong><br />

etwaige Konflikt zwischen den beiden Groflmachten wiirdegleichgiiltig,<br />

ob er urspriinglich eine deutsche Frage betraf o<strong>der</strong><br />

nlcht - unmittelbar auf deutschem Boden ausgetragen, solange<br />

USA-Truppen sich auf westdeutschem Boden befinden und Westdeutschland<br />

<strong>der</strong> NATO angehort, Gerade <strong>des</strong>halb 1st es solch ein<br />

Wahnsinn, den westdeutschen Staat mit atomaren Waffen auszuriisten<br />

und Ihm eine Rolle zuzuweisen, die einem To<strong>des</strong>kommando<br />

gleichkommt.<br />

Die atom are Aufriistung Westdeutschlands und die Aufstellung<br />

elner Angriffsarmee In NATO-Uniform 1st in je<strong>der</strong> Beziehung sinnlos.<br />

Da niemand die Absicht hat, Westdeutsch1and anzugreifen, schon<br />

gar nicht die sozialistischen Lan<strong>der</strong>, die solcher Absichten von Bonn<br />

beschuldigt werden, hat Westdeutsch1and es auch nlcht ndtig, sich<br />

gegen irgendeinen Angriff verteidigen zu milssen, Wenn Bonn keine<br />

aggressiven Ziele verfolgte, miiBte es doch <strong>der</strong> allgemeinen und vollstandigen<br />

Abriistung zustimmen, denn sle bote doch den besten<br />

Schutz vor jedem Angriff. Aber davon will Bonn nichts wissen.<br />

Als Mittel <strong>der</strong> politischen Erpressung 1st die westdeutsche Atomriistung<br />

auch nutzlos. Denn nlemand liiBt slch durch Bonner Kriegsdrohungen<br />

erpressen. Es ist schlieBlich geschichtsnotorisch, wie deutscheMilitaristengebiindigtwerden.<br />

Die atomare Aufriistung Westdeutschlands erhalt auch dadurch<br />

nicht mehr Sinn, daB ein Tell <strong>der</strong> FUhrung <strong>der</strong> Sozialdemokratischen<br />

Partei durch ihre Zustimmung zur NATO-Politik zu allem [a<br />

und amen sagt, Es bleibt letztlich doch nur iibrig, daB die westdeutschen<br />

Kriegsrtistungen dazu dienen, die letzten demokratischen<br />

Rechte <strong>des</strong> Volkes abzuschaffen, <strong>der</strong> Arbeiterklasse und allen Patrieten<br />

aus dem Burgertum einen Maulkorb anzulegen und die Ausbeutung<br />

zu verschiirfen, urn die Herrschaft <strong>des</strong> kleinen Klungels von


Mi!itaristen und Pinanzhyanen auf moglicast lange Zeit zu sichern.<br />

Riistungsprofite regen den Appetit an und rauben manchen Leuten<br />

sogar den Verstand.<br />

Was ist jetzt vor allern notwendig? Es ist jetzt notwendig - so<br />

meinen wir -, dall wir In Deutschland mit <strong>der</strong> Sicherung <strong>des</strong> Friedens<br />

ernst machen. Es ist notwendig, dap wir wenigstens einmal<br />

den an<strong>der</strong>en Liin<strong>der</strong>n bei <strong>der</strong> Sicherung <strong>des</strong> Friedens vorangehen,<br />

daPwir in beiden deutschen Staaten die allgemeine und vollstiindige<br />

Abrustung durchfuhren. Sle aile, verehrte Abgeordnete, kennen unseren<br />

Vorschlag an die Vollversammlung <strong>der</strong> Organisation <strong>der</strong> Vereinten<br />

Nationen, <strong>der</strong> die allgemeine und vollstandlge Abriistung In<br />

beiden deutschen Staaten in drei Etappen - beginnend 1960/61 und<br />

endend 1963/64 - sowie die durch die Grofimachte garantierte Neutralitat<br />

bei<strong>der</strong> deutscher Staaten vorsieht. Diesen unseren Abrilstungsvorschlaghabenwirausfiihrlichbegriindet.<br />

Ichdarfin diesem<br />

Zusammenhang auf die zahlreichen Veroffentlichungen und auch<br />

auf meine Begriindung <strong>der</strong> Denkschrift vor dem Ministerrat <strong>der</strong><br />

Deutschen Demokratischen Republik verweisen.<br />

Die herrschenden Kreise in Bonn haben den Vorschlag eines deutschen<br />

Beitrages zum Frieden <strong>der</strong> Welt abgelehnt. Die Mehrhelt <strong>der</strong><br />

Bevolkerung Westdeutschlands begriillt jedoch die Abrustungsvorsehlage<br />

und die mllitarische Neutralisierung Deutschlands. Sie anerkennt<br />

unsere VorschUige als entscheidende Mallnahme zur Sicherung<br />

<strong>des</strong> Friedens und zugleich zur Losung <strong>der</strong> nationalen Frage. DIe<br />

Bonner Militaristen und Revanchepolitiker sind mit unserem Vorschlag<br />

nicht zufrieden. Schon <strong>der</strong> Gedanke <strong>der</strong> AbrUstung regt sle<br />

auf,wei! sie Aggressionsplane verfolgen.<br />

ImJuniundAnfangJuli dieses Jahres [iihrie <strong>der</strong>Bonner Kriegsminister<br />

Straup Besprechungen mit Abgeordneten <strong>der</strong> CDU, <strong>der</strong><br />

FDP und <strong>der</strong> SPD durch. Er informierte sie uber die Militiirpolitik<br />

<strong>der</strong> Bonner Regierung. Auf einer Pressekonferenz In Berlin habe<br />

Ich am 19. Juli 1960 dariiber Informlert, dall Herr Straull einigen<br />

Abgeordneten die Konzeption <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Bonner Regierung beabsichtigten<br />

Krlegsprovokationen gegen die Deutsche Demokratische<br />

Republik dargelegt hat. Einige Abgeordnete <strong>der</strong> Parteien <strong>des</strong> Bonner<br />

Bun<strong>des</strong>tages kennen also nicht nur die Grundkonzeption <strong>des</strong> Herrn<br />

StrauB und seiner Hitlergenerale, son<strong>der</strong>n dariiber hinaus such die<br />

Methoden, wie die Kriegsprovokation zum gegebenen Zeitpunkt<br />

durchgefiihrt werden soll,<br />

Ich frage die betreffenden Abgeordneten <strong>des</strong> Bonner Bun<strong>des</strong>tages:<br />

Konnen Sie es vor Ihrem Gewissen verantworten, noch weiter dar­<br />

(Iller zu schwelgen? Wer schweigt, macht sich mitschuldig.


Antteortan dcn britischcn Prcmierminister<br />

Der britische Premierrninister, Herr Macmillan, hat in New York<br />

vor <strong>der</strong> UNO-Vollvcl'sammlung - dem heftigen Drangcn <strong>der</strong> Adenauer-Regierung<br />

nachgebend - den Versuch unternommen, die Bonner<br />

Militaristen und Revanchepolitiker, die zu Recht auf <strong>der</strong> Anklagebank<br />

<strong>der</strong> Weltgeschichte sitzen, in Schutz zu nehmen und zu<br />

ermuntern. Zwei Griinde fiihrt Herr Macmillan als Beweis del' angeblichen<br />

Friedfertigkeit und Unge liihrlichkeit <strong>des</strong> B?nner Regimes<br />

an. .<br />

Die Regierung Adenauers, so sagte er, habe im Jahre 1954 eine<br />

<strong>Erklarung</strong> iiber Verzicht auf die Anwendung von Gewalt abgegeben.<br />

Ich moehte Herrn Macmillan dazu sagen: Das ist nichts als ein<br />

Tauschungsmanover.<br />

Auch Hitler hat gern und oft vom Frieden gesprochen, urn hinter<br />

einem Rauchvorhang friedlich klingen<strong>der</strong> Phrasen den zweiten Weltkrieg<br />

vorzubereiten. Diese Politik Hitlers wurde von denselben Leuten<br />

durchgefiiltrt, die heute in Westdeutscltland an <strong>der</strong> Spitze deT<br />

Armee, Marine und Luftwaffe stehen und im Bonner Staat fiiltrende<br />

Positionen einnehmen. Wir haben mehr als einmal nachgewiesen,<br />

daf die Politik <strong>der</strong> Adenauer-Regierung in den Zielen wie in<br />

den Methoden die Fortsetzung del' Hitlerschen Politik <strong>des</strong> Krieges<br />

und del' Eroberung ist,<br />

Es Iallt mir schwer, Herr Macmillan, zu glauben, dafi Sie so<br />

schlecht inforrniert sein sollten, daf Sie die westdeutschen Hitlergenerale<br />

und Revanchepolitiker Iiir Friedensengel halten. Es diirfte,<br />

wie vor einigen Tagen <strong>der</strong> Leiter del' polnischen Delegation zur<br />

Vollversammlung del' UNO, W. Gomulka, treffend feststellte, Herrn<br />

Adenauer leichter fallen, das Geschlecht del' Engel zu bestimmen,<br />

als iiberzeugend darzulegen, wie er Polen ohne Messer zerstiickeln<br />

will.<br />

Herr Macmillan behauptete zum an<strong>der</strong>en, die NATO harte die<br />

atomaren Waffen in ihrer Verfiigungsgewalt, so daf ein Alleingang<br />

<strong>der</strong>westdeutschen Bun<strong>des</strong>republik nicht moglich sei.<br />

In diesem Zusammenhang mochte ich Herro Macmillan daran<br />

erinnern, daB die westdeutschen Hitlergenerale und -admirale wichtigste<br />

Schliisselpositionen del' NATO besetzt haben und daf es gerade<br />

das erklarte Ziel <strong>der</strong> westdeutschen Militaristen ist, ihren Krieg so<br />

zu provozieren, daf die an<strong>der</strong>en NATO-Machte - auch gegen ihren<br />

Willen - von Anfang an mit in das blutige und selbstmor<strong>der</strong>ische<br />

Abenteuer hineingezogen werden.<br />

Del' Leiter <strong>der</strong> polnischen Delegation, W. Gomulka, <strong>der</strong> Staatsprasident<br />

<strong>der</strong> Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik, A. Novotny,<br />

und AuBenminister David sowie an<strong>der</strong>e Staatsmanner haben


Herm Macmillan gleich an Ort und Stelle tiberzeugend wi<strong>der</strong>legt.<br />

Ichmochtedemabernochetwashinzufligen:<br />

Wir,dieVertreter<strong>des</strong>friedliebendendemokratischenDeutschlands.<br />

konnen nur mit groBer Bitterkeit die Hilfs- und Liebesdienste <strong>der</strong><br />

britischen Regierung flir die argsten Feinde <strong>der</strong> Menschheit, die<br />

Hitlermilitaristen und unverbesserlichen Revanchepolitiker in Bonn,<br />

betrachten.<br />

Schon einmal - daran mussen wir gerade jetzt denken -, vor tiber<br />

zwanzig Jahren, reiste ein britischer Premierminister nach MUnchen.<br />

Er ermunterte die deutschen Faschisten und Militaristen, die Tschechoslowakei<br />

zu zerstiickeln und den zweiten Weltkrieg zu entfesseln.<br />

Herr Chamberlain und <strong>der</strong> heutige britische AuBenminister, Lord<br />

Home, ermunterten die Hitler und Goring. Und Sie, Herr Macmillan,<br />

und wie<strong>der</strong>um Lord Home ermuntern die StrauB und Speidel und<br />

Heusinger, die keinen Deut besser sind. Ihr Vorganger, Herr Chamberlain,<br />

wiegte sich noch in <strong>der</strong> illusion, daB er mit seiner Handlungsweise<br />

England aus dem Krieg heraushalten konnte.<br />

Sie, Herr Macmillan, konnen doch eigentlich diese Illusion nicht<br />

mehr haben. Heute, angesichts <strong>der</strong> Raketenbasen und an<strong>der</strong>en Aggressionsstiitzpunkte<br />

auch auf britischem Territorium, wUrde GroBbritannien<br />

unverztiglich in einen von Bonn provozierten Krieg hineingezogen.<br />

Wir hegen keinerlei Abneigung dem englischen Volk gegenuber.<br />

Deshalb ist es flir uns urn so angenehmer, feststellen zu<br />

konnen, daB breite Schichten <strong>der</strong> BevOlkerung mit <strong>der</strong> Politik von<br />

Herm Macmillan und Lord Home offen bar nicht tibereinstimmen.<br />

Die letzten Beschliisse <strong>der</strong> groBen Gewerkschaftsbewcgung, dartiber<br />

hinaus aberauchemsthafte liberale und konservative Kreise spra-<br />

, chen sich gegen die atomare Aufrtistung in Westdeutschland und<br />

flir die allgemeine und vollstandige Abrtistung in <strong>der</strong> Welt aus.<br />

Die Bonner Militaristen und Revanchepolitiker sind unbelehrbar<br />

undunverbesserlich.<br />

Es ist ganz klar: Die allgemeine und vollstiindige Abriistung In<br />

beiden deutschen Staalen mull von dem ganzen deutschen Volk<br />

gegen den erbitterten Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> Bonner Militaristen und<br />

Revanchepolitikerdurchgesetzt werden.<br />

Eine Reihe weiterer wichtiger Fragen unserer AuBenpolitik und<br />

unserer intemationalen Beziehungen habe ich bereits in meiner<br />

Erkliirung vor dem Diplomatischen Korps am 26. September behandelt.<br />

Ich mochte mich in diesem Zusammenhang damit begniigen,<br />

auf diese <strong>Erklarung</strong> zu verweisen.


solche freimutige Aussprache rnufste zum Inhalt haben: den Verzicht<br />

bei<strong>der</strong> deutscher Staaten auf Gewaltanwendung, den Verzicht<br />

auf jede Kriegspropaganda, Grenzfor<strong>der</strong>ungen und [ede Form del'<br />

Revanchepropaganda, die volle Freiheit fUr die Friedensbewegung<br />

auch in Westdeutschland, das heiflt den Verzicht auf die Notstandsgesetzgebung<br />

In Westdeutschland,die del' Kriegsvorbereitung dient.<br />

Die grundlegende Aufgabe <strong>der</strong> Sicherung <strong>des</strong> Friedens ist jedoch<br />

die Hcrbeifiihrung einesFriedensvertrages.Neuerdingswird vonden<br />

Vertretern <strong>des</strong> Bonner Staates behauptet, ein Friedensvertrag sei<br />

uberhaupt nicht notig, weil die Westrnachte schon mit den Pariser<br />

Vertragen den Krieg beendet hatten. Die Pariser Vertrage sollen<br />

also sozusagen den Friedensvertrag ersetzen.<br />

Das ist eine eigenartige Begrundung, del' wir nicht zustimmen<br />

konnen, Die Pariser Vertrage hatten den Zweck, Westdeutschland<br />

ausdem deutschen Staatsverband herauszulosen un<strong>des</strong>zurzentralen<br />

Militarbasis <strong>des</strong> aggressiven amerikanischen Bundnissystems in Europa<br />

zu machen. Gerade die Pariser Vert rage sollten den Weg frel<br />

machen fUr die westdeutsche Aufrustungs: Iur die Errichtung del'<br />

Herrschaft <strong>des</strong> deutschen Militarismus und Neonazismus. Die Pariser<br />

Vertrage waren und sind in keiner Weise zu vereinbaren mit dem<br />

Potsdamer Abkommen und den Zielen del' Antl-Hitler-Koalition, Das<br />

Hauptziel del' Anti-Hitler-Koalition, festgelegt auch im Potsdarner<br />

Abkommen, das mit den Interessen <strong>des</strong> deutschen Volkes vollig ubereinstimmt,<br />

war doch, fUr aile Zeiten zu sichern, daB nie wie<strong>der</strong> von<br />

deutschem Boden aus del' Frieden bedroht werden kann, Ein Friedensvertrag,<br />

del' diesen Namen verdient, muB auch heute zweifellos<br />

diesen lnhalt haben. Und gerade <strong>des</strong>halb versuchen sowohl Bonn<br />

als auch seine amerikanischen Gonner, dem Friedensvertrag aus dem<br />

Wegezugehen.<br />

Manche Leute in Bonn behaupten, sie seien im Prinzip fUr einen<br />

Friedensvertrag, abel' nul' fUr einen Friedensvertrag mit einem einheitlichen<br />

Deutschland. Diese Behauptung halt einer Nachprtifung<br />

nicht stand. Bonn verhin<strong>der</strong>t bekanntlich seit Jahren systematisch<br />

jede Moglichkeit del' Verstandigung del' beiden deutschen Staaten<br />

und ihrer Zusammenarbeit mit dem Ziel del' Sicherung <strong>des</strong> Friedens<br />

und del' Uberwindung del' deutschen Spaltung. In Wirklichkeit will<br />

das Bonner Regime keinen Friedensvertrag, weil es we<strong>der</strong> Frieden<br />

Iiir das deutsche Volk noch Iilr Europa wiinscht, weil es seine ganze<br />

Existenz auf del' Politlk del' Vorbereitung eines Krieges aufgebaut<br />

hat.<br />

Wir werden - das mochte ich von dieser Stelle ausdrUcklich betonen-<br />

dafUr sorgen, daD <strong>der</strong> Friedensvertrag auf <strong>der</strong> Tagesordnung<br />

bleibt, bis diese Frage im Interesse <strong>des</strong> Friedens und <strong>der</strong><br />

Zukunft del' deutschcn Nationgellistist.l\1it demFriedensvertrag


spatestens, <strong>der</strong> so o<strong>der</strong> so auf jedcn Fall abgeschlossen werden<br />

wird, wird auch die Wcstberlinfrageihre Ldsung linden.<br />

Unser Vorschlag <strong>der</strong> allgemeinen und vollstii.ndigen Abriistung<br />

in beiden deutschen Staaten sieht in seiner ersten Etappe auch den<br />

AbschluJ3 eines Frledensvertrages und die Umwandlung Westberlins.<br />

In eine entmilitarisierte Freie Stadt VOl'.<br />

Unsere KompromiJ3vorschliige in del' Westberlinfrage habe ich<br />

bereits VOl' del' beabsichtigten Pariser Gipfelkonferenz ausfiihrlich<br />

begriindet. Ich brauche sie [etzt nicht zu wie<strong>der</strong>holen. Diese Vorschlage<br />

enthalten aile Garantien fUr die Freiheit Westberlins. Ihre<br />

DurchfUhrung wiI'd normale Beziehungen Westberlins mit del' Deutschen<br />

Demokratischen Republik und mit allen Staaten, mit denen<br />

WestberlinBeziehungenzu pflegenwiinscht, ermoglichen,<br />

Unabhiingig von unserem Abriistungsvorschlag behalten del' Friedensvertrag<br />

und die Schaffung del' entmilitarisierten Freien Stadt<br />

Westberlin ihre vorrangige Bedeutung. Die von mil' bereits geschil<strong>der</strong>te<br />

Entwicklung dieses Jahres, die Hiiufung del' von Bonn gesteuerten<br />

Provokationen haben die unbedingte Notwendigkeit del'<br />

vorrangigen Losung diesel' Fragen noch unterstrichen.<br />

Einige Bemerkungen zur Westberlinfrage<br />

Gestatten Sie mil', verehrte Abgeordnete, hierzu einige Bemerkungen.<br />

Von del' Bonner Regierung, von gewissen Vertretern <strong>des</strong> Westberliner<br />

Senats und einigen Westmiichten werden Versuche un ternommen,<br />

die tatsiichliche Lage und die Rechtslage del' Westberlinfragezuverschleiernundsogarzuverfii.lschen.<br />

Deshalb moehte ich im Namen <strong>des</strong> Staatsrates del' Deutschen DemokratischenRepublik<br />

unmiJ3verstiindlicherkliiren:<br />

Berlin liegt auf dem Territorium del' Deutschen Demokratischen<br />

Republik. Je<strong>der</strong>mann kann sich die Karte ansehe.n und das feststellen.<br />

Ganz Berlin gehort rechtens zum Territorium del' Deutschen<br />

Demokratischen Republik. Nicht nul' das. Berlin ist die Hauptstadt<br />

del' Deutschen Demokmtischen Republik. Das ist so seit elf Jahren.<br />

Das miiJ3te sich also in diesel' Zeit auch in sehr langsam arbeitenden<br />

AuJ3enministerien einiger Westmiichte herumgesprochen haben. Berlin<br />

wird schon in del' Verfassung del' Deutschen Demokratischen Republik<br />

Hauptstadt del' Deutschen Demokratischen Republik genannt.<br />

Daran ist nicht zu riitteln. Weshalb also die Aufregung und die<br />

tdrichten Versuche, die Sache so darzustellen, als sei die Bevolkerung<br />

del' Deutschen Demokratischen Rcpublik erst 1960 auf die Idee<br />

gekomrnen, Berlin zu ihrer Hauptstadt zu machen,<br />

Ein Teil unserer Hauptstadt, niimlich West berlin, hat - das bestreiten<br />

wir nicht - eine an<strong>der</strong>e Entwicklung genommen als die


Deutsche Demokratische Republik, ist in gesellschartlicher Hinsicht<br />

eine ganze Epoche zuruekgeblieben, gegenwiirtig dazu auch noch von<br />

den Truppen del' drei Westmaehte besetzt und <strong>der</strong>en Besatzungsstatut<br />

unterworfen. Ich stelle nul' die einfachen Tatsachen fest. Zu<br />

ihnen gehort auch, daB Westberlin systematisch als Zentrum von<br />

Revanchehetze und Unterminiertatigkeit gegen die Deutsche Demokratische<br />

Republik und an<strong>der</strong>e Lan<strong>der</strong> <strong>des</strong> sozialistischen Lagers<br />

miGbraucht wird.<br />

Wir haben in diesen Fragen langere Zeit eine - wie sich inzwischen<br />

erwiesen hat - ubermajJig liberale Haltung eing enommen. Das hat<br />

einige Leute zu del' irrigen Meinung veranlaflt, sie konnten auf unserern<br />

Territorium machen, was sie wollen. Dem mullten wir einen<br />

Riegel vorschieben.<br />

In letzter Zeit hiiujte sich del' l\1ipbrauch Westberlins fur Zwecke<br />

del' Revanchehetze und del' Unterminienmg del' Delltschen Demokratischen<br />

Republik und an<strong>der</strong>er sozialistischer Lan<strong>der</strong> in !tnertrag­<br />

Iichem /I1ajJe, beson<strong>der</strong>s nachdem es den USA und del' Bonner Regierung<br />

gelungen war, die PariseI' Gipfelkonferenz zu verhin<strong>der</strong>n.<br />

Es gibt einen unlosbaren Zusammenhang zwischen den Provokationen<br />

an del' Grenze zwischen del' Deutschen Demokratischen RepublikundWestdeutschlandunddenstandigenProvokationeninWestberlin.<br />

Es gab auch amtlich gefOr<strong>der</strong>te Brandstiftungen, provokatorische<br />

Demonstrationen und SchieGereien an del' Grenze zwischen<br />

del' Deutschen Demokratischen Republik und Wesldeutschland. Minister<br />

del' Bonner Regierung sprachen auf Revanchekundgebungen,<br />

in den en del' Geist eines Goebbels auferstand, in denen territoriale<br />

For<strong>der</strong>ungen gegenuber del' Volksrepublik Polen und del' Tschechoslowakischen<br />

Sozialistischen Republik gestellt wurden. Und in<br />

Westberlin begann dasselbe Treiben mit Unterstutzung <strong>des</strong> Senats.<br />

Wir haben uns dieses Treiben einige Zeit ruhig angesehen und<br />

mehrfach gewarnt, Dann haben wir Ma13nahmen getroffen, um die<br />

Provokateure zu ztigeln und den Burgern 'ganz Berlins zu helfen,<br />

in Frieden und Ruhe leben und arbeiten zu konnen.<br />

Die /I1apnahmen del' Regierung del' Deutschen Demokratischen<br />

Republik rich ten sich gegen /I1ilitaristen und Revanchisten und entsprechen<br />

sowohl den Bestimmllngen <strong>des</strong> Potsdamer Abkommens als<br />

del' Charta del' Vereinten Nationen. Wir sind fUr Freiheit fur die<br />

friedliebende Bevolkerung. Abel' wir sind nicht Iur Freiheit fiir<br />

Militaristen und Revanchisten und ganz beson<strong>der</strong>s dann nicht, wenn<br />

sie sich in del' Hauptstadt del' Deutschen Demokratischen Republik<br />

austoben wollen.<br />

Die Westrnachte protestieren gegen die MaBnahmen del' Regierung<br />

del' Deutschen Demokratischen Republik, die sich gegen aktive Militaristen,<br />

Revanchepolitiker und Neonazisten richten, Sie berufen<br />

26


sich auf ein Viermachtestatut. Bei del' Grilndung del' Deutschen<br />

Demokratischen Republik hat uns jedoch niemand auf ein solches<br />

Viermachtestatut hingewiesen, weil ein solches schon damals nicht<br />

mehr bestand. Wie war das mit dem einstmaligen Viermachtestatusf<br />

1945 erhielt GroB-Berlin - das ist richtig - einmal einen Viermachtestatus,<br />

weil hier del' Sitz <strong>des</strong> Alliierten Kontrollrates war,<br />

del' Aufgaben in bezug auf ganz Deutschland zu erfilllen hatte. Nul'<br />

<strong>des</strong>halb und nul' im Zusammenhang mit diesen Aufgaben in bezug<br />

auf ganz Deutschland wurde die Verwaltung GroB-Berlins durch ein<br />

beson<strong>der</strong>es Organ <strong>des</strong> Kontrollrates angeleitet. Die Aufgaben <strong>des</strong><br />

Kontrollrates waren im Potsdamer Abkommen festgelegt, Abel' von<br />

den Wostmachten selbst wurde das Potsdamer Abkommen gebrochen,<br />

Deutschland gespalten und del' Kontrollrat und sein Groll-Berliner<br />

Organ aufgelost, Del' Kontrollrat horte auf zu existieren. Damit war<br />

faktisch wie auch rechtlich die Viermachteverwaltung GroB-Berlins<br />

beendet. Das haben iibrigens die Westmachteauchdadurchbestatigt.<br />

daBsieselbsteinen Dreimachtestatus fur Westberlin festlegten.<br />

In del' Note del' UdSSR vom 26. September 1960 zur Frage <strong>des</strong><br />

Berlinverkehrs wird eindeutig bestatigt, daB ein Viermachteabkommen<br />

fill' Berlin nicht besteht. Wortlieh heiBt es in del' Note:<br />

"Del' Regierung del' USA ist bekannt, dafl entsprechend dem Vertrag<br />

libel' die Beziehungen zwischen del' Union del' Sozialistischen<br />

Sowjetrepubliken und del' Deutschen Demokratischen Republik<br />

vom 20. September 1955 und dem damit im Zusarnmenhang<br />

stehenden Abkommen die Deutsche Demokratische Republik auf<br />

dem ihrerSouveranitatunterliegenden Territorium, darunterauch<br />

in Ihrer Hauptstadt, volle Machtbefugnisseund Entscheidungsfreiheit<br />

in Fragen ihrer inneren und auBeren Politik, einschliel3lich<br />

del' Beziehungen zur Deutschen Bun<strong>des</strong>republik, genieBt. Dies<br />

trifftauch in vollem MaBe auf die Fragen <strong>des</strong> Verkehrs del' deutschen<br />

Bevolkerung zwischen del' Deutschen Demokratischen Republik<br />

und del' Deutschen Bun<strong>des</strong>republik zu, die nul' durch die<br />

deutschenStaatenselbstentschiedenwerdenkonnen."<br />

Und gleichzeitig macht die Regierung del' Sowjetunion darauf<br />

aufmerksam, daB das New-Yorker Abkommen libel' den Verkehr<br />

von und nach Berlin zwischen den ehemaligen Siegermtichten vom<br />

Mal <strong>des</strong> Jahres 1949, aufdas sich die USA heute berufen,<br />

"wahrend del' Besatzungszeit Deutschlands abgeschlossen wurde,<br />

als die Fragen <strong>des</strong> Verkehrs del' deutschen BevOikerung zwischen<br />

Berlin und den ehemaligen Besatzungszonen Deutschlands durch<br />

die Behorden del' vier Maehte geregelt wurden. Mit del' BiJdung<br />

zweier deutscher Staaten gehoren diese Fragen ausschlieBlich in<br />

die Zustandigkeit del' entsprechenden deutschen Behorden."<br />

Del' sowjetische Garnisonskommandant ist nul' verantwortlich fill'


die sowjetische Garnison. Er iibt auf die Fragen del' Hauptstadt del'<br />

Deutschen Demokratischen Republik und auf die Tatigkeit ihres<br />

Magistrats keinerlei EinfluB aus. In Westberlin ist die Lage eine<br />

grundsatzlich an<strong>der</strong>e. Dort herrscht ein Okkupationsregime del' drei<br />

Westmachte mit einem Besatzungsstatut, und die Kommandanten<br />

Ieiten die Arbeit del' Westberliner Behorden,<br />

Die For<strong>der</strong>ung einiger aggressiver imperialistischer Kreise in<br />

Washington und Bonn, GroB-Berlin als Okkupationsgebiet zu betrachten,<br />

kann doch von keinem Menschen ernst genommen werden.<br />

Statt in Westberlin das Besatzerregime endlich - fiinfzehn Jahre<br />

nach Beendigung <strong>des</strong> Hitlerkrieges - abzuschaffen, wollen diese<br />

Aggressoren ihr Okkupationsregime auch noch auf den <strong>der</strong>nokratischen<br />

TeiI del' Hauptstadt del' Deutschen Demokratischen Republik<br />

ausdehnen.<br />

Ich moehte ausdriickIich betonen: In <strong>der</strong> Hauptstadt <strong>der</strong> Deutschen<br />

Demokratischen Republik jedenfalls, die seit elf Jahren<br />

existiert, hat es noch zu keinem Zeitpunkt irgendeinen Viermiichtestatus<br />

gegeben. Ich schlage also VOl',daf die Liebhaber eines Vierrnachtestatus<br />

doch endlleh aufhoren, uns mit ihren sinnlosen Behauptungen<br />

zu langweiIen.<br />

Die Deutsche Demokratische Republik ist ein souveraner Staat.<br />

Und wie ich bereits feststellte, ist seit elf Jahren die Hauptstadt<br />

dieses souveranen Staates Berlin. Daran werden sich auch einige<br />

westliche ehernalige Besatzungsrnachte gewohnen mussen, die auf<br />

langst iiberlebten, langst hinfiiIIig gewordenen und durch nichts<br />

mehr zu begriindenden Vorrechten beharren moehten. Wir werden<br />

unsere Souveranitatsreehte auch in unserer Hauptstadt zu wahren<br />

wissen und wei sen die Versuche del' Vertreter einiger ehernaliger<br />

Besatzungsrnachte, sich in unsere inneren Angelegenheiten einzumischen,ganzentschiedenzuriick.<br />

Diesen ehemaligen Besatzungsrnachten rnochte ich doch empfehlen,<br />

nicht soviel von nicht vorhandenen Rechten zu reden, son<strong>der</strong>n einmal<br />

ganz niichtern ihre wirklichen Interessen auf diesem o<strong>der</strong> jenem Gebiet<br />

festzustellen und dann zusammen mit del' Regierung del' Deutschen<br />

Demokratischen Republik die Moglichkeiten eines Ausgleiches<br />

<strong>der</strong>lnteressenzuerortern.WirhabennichtdieAbsicht,dabei kleinlich<br />

zu sein. Abel' wir konnen es nicht einfach hinnehmen, daf von<br />

irgendeiner Seite unsere Souveranitatsrechte verletzt werden.<br />

Dem Westberliner Senat geben wir den guten Rat, sich nicht<br />

we iter von den Militaristen in Bonn unter Druck setzen zu lassen.<br />

Das zahlt sich niemals aus. Mage del' Westberliner Senat im Interesse<br />

del' eigenen Bevolkerung dafiir sorgen, daB die illegal in Westberlin<br />

befindlichen Bonner Behorden und die Spionage- und Diversionsagenturen,<br />

die sich in Westberlin eingenistet haben, abziehen.


Die Bonner Regierung, <strong>der</strong>en revanchistische Lieblinge jetzt nicht<br />

mehr unkontrolliert in del' Hauptstadt del' Deutschen Demokratischen<br />

Republik auftreten konnen, hat das zum Vorwand genom men,<br />

von den Westmiichten wirtschaftliche Zwangsmal3nahmen gegen die<br />

Deutsche Demokratische Republik zu for<strong>der</strong>n. Diese For<strong>der</strong>ungen und<br />

das Bestreben, im Interesse <strong>des</strong> Auftretens von fUhrenden Militaristen<br />

und Revanchisten auch die wirtschaftlichen Beziehungen, die<br />

zwischen den beiden deutschen Staaten bestehen, zu zerreiflen, kennzeichnen<br />

die Politik <strong>des</strong> Herrn Adenauer.<br />

Die Bonner Regierung beschlof die Kundigung <strong>des</strong> Abkommens<br />

libel' den innerdeutschen Handel zum 31. Dezember 1960. Sie traf<br />

diese Mal3nahme, die ernste Folgen Iur die westdeutsche Wirtschaft<br />

hat, ohnesich mit den betroffenen Wirtschaftskreisen auch nul' zu<br />

beraten. Was hat del' innerdeutsche Warenverkehr mit dem Verkehr<br />

von Militaristen und Revanchepolitikern von Westdeutschland nach<br />

Weslberlin zu tun? Del' Gutertransport auf den Zugangswegen del'<br />

Deutschen Demokratischen Republik nach Westberlin geht normal<br />

VOl' sich. Auch del' Westberliner Senat hat keine Beanstandungen<br />

mitgeleilt. Nicht normal ist lediglich, dal3 Westberlin von Kriegsminister<br />

Strauf und seinen Hitlergeneralen ausgenutzt wird fUr die<br />

Organisierung del' Kriegshetze gegen die sozialistischen Staaten. Es<br />

wurden nul' die Reisen von Fuhrern del' revanchistischen Verbande, .<br />

von SS-Leuten und SA-Leuten, die seit 1945 nichts gelernt haben,<br />

unterbunden. Sollte abel' die Kilndigung <strong>des</strong> Handelsabkommens<br />

etwa ablenken von den schweren Anklagen, die auf del' 15. Vollversammlung<br />

del' UNO gegen die westdeutsche Bun<strong>des</strong>republik erhobenwurden?<br />

Es kann auch niemand sagen, die Grenzkontrolle durch die Behorde<br />

del' Deutschen Demokratischen Republik habe sich geiin<strong>der</strong>t.<br />

Seit Grundung del' Deutschen Demokratischen Republik wurde del'<br />

Personen- und Gilterverkehr so kontrolliert, wie das an del' Staatsgrenze<br />

eines jeden an<strong>der</strong>en Staates del' Fall ist. Lediglich <strong>der</strong>Transport<br />

von Militiirpersonen del' Westmiichte unterliegt zeitweilig den<br />

Abmachungen <strong>des</strong> Oberkommandierenden del' in del' Deutschen<br />

Demokratischen Republik stationierten sowjetischen Streitkriifte mit<br />

den Oberkommandierenden del' Westmiichte, den en wir zugestirnmt<br />

haben.<br />

Del' Beschlup del' Bonner Regierung iiber den Abbruch <strong>des</strong> innerdeutschen<br />

Handels ab 1. Januar 1961 ist ein aggTessiver Akt, del'<br />

dem Geist del' Denkschrijt del' Hitlergenerale entspricht. Die westdeutschen<br />

Unternehmer, die an Wirtschaftsbeziehungen zur Deutschen<br />

Demokratischen Republik interessiert sind, stehen VOl' del'<br />

Frage: Soweit sie fUr den Frieden sind und fUr den Ausbau dec<br />

wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden deutschen StaatenTm


Interesse del' spateren Wie<strong>der</strong>vereinigung, dann fiihren sie den<br />

Handel weitel' und erzwingen die Aufhebung <strong>der</strong> Kiindigung <strong>des</strong><br />

innerdeutschen Handelsabkommens, o<strong>der</strong> im an<strong>der</strong>en Fall un terstiitzen<br />

sie die Plane <strong>der</strong> westdeutschen Militaristen und helfen den<br />

Hitlergeneralen, ob sie das wollen o<strong>der</strong> nicht.<br />

Wirsind iiberzeugt, daB <strong>der</strong> grofste Teil <strong>der</strong>westdeutschen Un ternehmer,<br />

die an Wirtschaftsbeziehungen zur Deutschen Demokratischen<br />

Republik interessiert sind, es ablehnen wird, die Wie<strong>der</strong>vereinigung<br />

noch mehr zu erschweren. Wir sind auch del' Uberzeugung,<br />

daB die Unternehmer in an<strong>der</strong>en Staaten es ablehnen<br />

worden, fiir die Interessen eines kleinen, abel' machtigen Haufleins<br />

westdeutscher Militaristen und Neonazisten in einen Wirtschaftskriegzu<br />

ziehen.<br />

Wir wiirden es begriiBen, wenn im Interesse <strong>der</strong> internationalen<br />

Entspannung und <strong>der</strong> Entspannung in Deutschland die wirtschaftlichen<br />

Beziehungen zwischen beiden deutschen Staaten erweitert<br />

wiirden, damit wenigstens noch auf diesem Gebiet Verbindungen<br />

bestehenbleiben, die sich spater bei <strong>der</strong> notwendigen Annaherung<br />

und Verstandigung <strong>der</strong> beiden deutschen Staaten als unentbehrlich<br />

und niitzlich erweisen konnten, Ein Abbruch <strong>der</strong> Wirtschaftsbeziehungen<br />

durch Bonn wilrde die letzten staatlichen Bande liisen,<br />

die die beiden deutschen Staaten heute noch miteinan<strong>der</strong> verbinden.<br />

Der Handel ist <strong>der</strong> Wegbereiter friedlicher Beziehungen, er setzt<br />

keine bestimmte Ideologie o<strong>der</strong> politische Stellungnahme voraus.<br />

Wer die Handelsbeziehungen zerstort, ganz gleich unter welchem<br />

Vorwand, zeigt damit nur, daB er ein Feind <strong>des</strong> Friedens ist.<br />

Auch viele GroBkapitalisten haben sich durch eigene Erfahrung<br />

davon iiberzeugt, daB fUr sie friedliche wirtschaftliche Beziehungen<br />

zwischen den Volkern, ein friedlicher AuBenhandel zu gegenseitigem<br />

Nutzen auch mit <strong>der</strong> Deutschen Demokratischen Republik bei weitern<br />

vorteilhafter sind als die Unterstiitzung del' Bonner Politik <strong>des</strong><br />

kalten Krieges.<br />

Die Bonner Regierung fiihlt selbst, daB ihre Handlungsweise als<br />

aggressiver Akt gewertet wird, und hat sich <strong>des</strong>halb zu Verhandlungen<br />

bereit erklart, Verhandeln kann man abel' doch nul' iiber die<br />

Verbesserung <strong>des</strong> Handels. Wenn man das will, kiindigt man nicht<br />

vorher willkiirlich den Handelsvertrag. Es ist Sache del' Bonner<br />

Regierung, ihre Vorsehlage zu Verhandlungen mitzuteilen. Das<br />

Ministerium fiir AuBenhandel und Innerdeutschen Handel del'<br />

Deutschen Demokratischen Republik ist je<strong>der</strong>zeit bereit, mit dem<br />

WestberlinerSenatiiberHandelsfragenzusprechen und uber Garantien<br />

fiirdennormalenWirtschaftsverkehrzwischen West berlin und<br />

beliebigen Lan<strong>der</strong>n, Auch mit Vertretern <strong>der</strong> Bonner Regierung sind<br />

wir bereit, iiber die Ausweitung <strong>des</strong> Handels, iiber den Transport


del' Waren zu den Handelspartnern Westdeutschlands, soweit diesel'<br />

Handel iiber das Hoheitsgebiet del' Deutschen Demokratischen<br />

Republik geht, auf gleichberechtigter Grundlage zu verhandeln. Die<br />

Vertreter del' Deutschen Demokratischen Republik wiirden in diesem<br />

Faile auch Regelungen vorschlagen, damit von westdeutscher Seite<br />

aus del' Druck auf neutrale und an<strong>der</strong>e Lan<strong>der</strong> zum Zwecke del'<br />

Behin<strong>der</strong>ung del' normalen Beziehungen zur Deutschen Dernokratischen<br />

Republik unterbleibt (Hallstein-Doktrin).<br />

Wenn die Bonner Regierung politisehe Verhandlungen im Auge<br />

hat, so sind dafiir nul' die Regierungen in Berlin und in Bonn zustan<br />

dig. Die Regierung del' Deutschen Demokratischen Republik ist<br />

zu solchen Verhandlungen je<strong>der</strong>zeit bereit. Die Mehrheit <strong>des</strong> deutschen<br />

Volkes erwartet solche Verhandlungen, zum Beispiel iiber die<br />

Min<strong>der</strong>ung del' Spannungen und die Sicherung <strong>des</strong> Friedens in<br />

Deutschland, iiber die Beseitigung del' Reste <strong>des</strong> zweiten Weltkrieges,<br />

iiber einen Rustungsstopp und die Einstellung jedwe<strong>der</strong><br />

Kriegspropaganda. Diese Fragen unterliegen del' Zustandigkeit <strong>des</strong><br />

deutschen Volkes und del' Regierungen del' beiden deutschen<br />

Staaten.<br />

Die friedliche L6sung del' Westberlinfrage hingegen, die Abschaffung<br />

<strong>des</strong> Besatzungsstatuts in Westberlin und del' schrittweise Abzug<br />

del' Besatzungstruppen, das sind Fragen, die zwischen den vier<br />

Maehten hoffentlich recht bald im Zusammenhang mit del' Vorbereitung<br />

eines Friedensvertrages beraten werden miissen.<br />

Was die innere Ordnung in del' Hauptstadt del' Deutschen Demokratischen<br />

Republik betrifft, so geht das die Bonner Regierung nicht<br />

das geringste an. Wir stellen auch keine For<strong>der</strong>ungen iiber die<br />

innere Ordnung in Bonn, del' Hauptstadt del' westdeutschen Bun<strong>des</strong>republik,<br />

und iiber die Zugangswege nach Bonn.<br />

Friede ist die erste Bilrgerpflicht<br />

Die Meinung <strong>der</strong> Westberliner Bevolkerung jedenfalls steht fest.<br />

Sie lautet: Friede ist die erste Bilrgerpflicht. Niemand aus del' friedliebenden<br />

Bevolkerung ist daran interessiert, daf es wegen del' unverniinftigen<br />

Haltung del' Bonner Regierung in del' Westberlinfrage<br />

zu einem Krieg kommt. Mit Krieg ist heutzutage ohnehin nichts zu<br />

erreichen, son<strong>der</strong>n nul' alles zu zerstoren. Auch das franz6sische und<br />

das englische Volk, auch die Bev61kerung in den USA haben offensichtlich<br />

nicht das Bediirfnis, sich ·fiir die Interessen del' westdeutschen<br />

Militaristen und Revanchepolitiker in ein lebensgefiihrliches<br />

Abenteuer hineinziehen zu lassen. Die Position del' Westmachte in<br />

Westberlin ist in del' Tat schwach, und die britische Zeitung "Times"<br />

hat nicht so unrecht, die Westberlinfrage mit einem "Milhlstein am


Huls <strong>der</strong> Westmiiellte" zu vergleichen. An<strong>der</strong>e britische Zeitungen<br />

for<strong>der</strong>n den Abzug<strong>der</strong>britischen Truppenaus West berlin und sogar<br />

aus Westdeutschland, urn nicht in die Gefahr zu geraten, fiir die<br />

Interessen westdeutscher Revanchepolitiker und unbelehrbarer Militaristen<br />

wie<strong>der</strong> Kopf und Kragen riskieren zu miissen.<br />

Wir mdehten den Westmathten eine Entstheidung <strong>der</strong> Vernunft naeh<br />

lUoglithkeiterleithtern. Wir denken, dalles wirkllch an <strong>der</strong> Zeit lst, dall<br />

auch die westltehen ehemaligen Besatzungsmaehte ihre ganze politische<br />

Konzeption in <strong>der</strong> Weslberlinfrage noch einmal iiberlegen und dall sie<br />

<strong>der</strong> einzig verniinftigen. den versehiedensten Interessen Rechnung tragenden<br />

Kompromilllosung zustimmen, namlith <strong>der</strong> Bildung <strong>der</strong> entmililarisierlenFreienSladtWestberlin,diesoo<strong>der</strong>so,friihero<strong>der</strong>spater,ohnebin<br />

uuvermcidtteh kommt,<br />

Volksdemokratischer Staat und Staatsrat<br />

VerehrteAbgeordnete!<br />

Gestalten Sie mir einige Bemerkungen zur Entwicklung un seres<br />

volksdemokratischen Staates und zur Funktion <strong>des</strong> Staatsrates und<br />

seines Vorsitzendcn.<br />

Die Bildung <strong>des</strong> Staatsrates mit einem <strong>Vorsitzenden</strong> an <strong>der</strong> Spitze<br />

entspricht den tiefgreifenden Veran<strong>der</strong>ungen auf allen Gebieten <strong>des</strong><br />

politischen, wirtschaftliehen und kulturellen Lebens, die sich bei uns<br />

seit <strong>der</strong> Grundung <strong>der</strong> Deutschen Demokratischen Republik vollzogen<br />

haben.<br />

1m Staatsrat t:erkorpert sieh die patriotiselle Einheit <strong>der</strong> Bevolke­<br />

Tung, die Einheit <strong>der</strong> staatliehen Fiihrung und die Einheit <strong>der</strong> Bevolkerung<br />

mit <strong>der</strong> staatliehen Fiihrung. Die Wahl <strong>des</strong> Staatsrates<br />

ist <strong>der</strong> Ausdruck <strong>der</strong> immer breiter werdenden sozialistisehen<br />

Demokratie, <strong>der</strong> rasch wachsenden Bewufltheit und Initiative unserer<br />

Menschen bei <strong>der</strong> Losung <strong>der</strong> gerneinsarnen grofsen Aufgaben<br />

im Kampf urn die Sicherung <strong>des</strong> Friedens, urn den Sieg <strong>des</strong> Sozialismus<br />

und urn die Losung <strong>der</strong> nationalen Frage.<br />

Durch die Bildung <strong>des</strong> Staatsrates wird die Einheit <strong>der</strong> staatlichen<br />

Fuhrung gef'estigt und gestarkt und die patriotische Einheit unseres<br />

Volkes gef6r<strong>der</strong>t. Durch seine Zusammensetzung aus Vertretern <strong>der</strong><br />

Arbeiterschaft, <strong>der</strong> Genossenschaftsbauern, <strong>der</strong> Intelligenz sowie aus<br />

Vertretern <strong>der</strong>Parteien, <strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong> den verschiedenstenSchichten<br />

<strong>der</strong> Bev61kerung angehoren, ist <strong>der</strong> Staatsrat in <strong>der</strong> Lage, die<br />

Probleme grundlich und allseitig zu beurteilen und wesentlich zur<br />

weiteren Zementierung <strong>der</strong> Einheit von Staatsmacht und Volk be izutragen.<br />

In Deutschland stellt das Bestehen zweier deutscher Staa-


ten mitgegensatzlicherGesellschaftsordnungsowledieTatsache,dall<br />

die Bonner Regierung durch ihre Revanchefor<strong>der</strong>ungen und Atomrustung<br />

das deutsche Volk und die Welt gefiihrdet, an die Staatsmacht<br />

<strong>des</strong> ersten Arbeiter-und-Bauern-Staates ganz beson<strong>der</strong>e Anfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Diese beson<strong>der</strong>e Lage stellt an die Staatsmacht <strong>der</strong><br />

Deutschen Demokratischen Republik die For<strong>der</strong>tmg, so ZlL arbeiten,<br />

dap unsere Friedenspolitik und die Erfolge <strong>des</strong> sozialistischen<br />

AufbausdenfriedliebendenKriiften<strong>des</strong>deutschen Volkeshelfen,das<br />

Ubergewicht in ganz Deutschland ZlL erreichen.<br />

Zur Wahl <strong>des</strong> Staatsrates erklartcn einige nicht zu unseren Freunden<br />

gohorende Politiker im Westen, sie bedeute eine Starkung <strong>der</strong><br />

Staatsmacht <strong>der</strong> Deutschen Demokratischen Republik. Das ist in <strong>der</strong><br />

Tat die Absicht, die die Volkskammer mit ihrem Beschlull verfolgte.<br />

Bei einer so wichtigen An<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Struktur un serer Staatsfiihrung<br />

wie <strong>der</strong> Bildung eines Staatsrates ergibt sich sofort die<br />

Frage nach den Beziehungen <strong>der</strong> neuen Institution zu dem groflen<br />

Anliegen unseres Volkes auf Wie<strong>der</strong>vereinigung. Wir konnen hierzu<br />

feststellen: Die Schaffung <strong>des</strong> Staatsrates <strong>der</strong> Deutschen Demokratischen<br />

Republik entspricht auch den Bedingungen und den Bediirfnissen<br />

<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vercinigung Deutschlands zu einem fricdliebenden,<br />

demokratischen Staat.<br />

Die Stellung <strong>des</strong> gegenwartigen Prasidenten <strong>der</strong> westdeutschen<br />

Bun<strong>des</strong>republik ist in doppeltem Sinne nur ein Provisorium: Einmal,<br />

weil seine Politik <strong>des</strong> Militarismus und Revanchismus, die er seit<br />

seiner Wahllautstark vertritt, keinerlei Zukunft hat; zum an<strong>der</strong>en<br />

wird es im Verlauf <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vereinigung nur moglich sein, einen<br />

Staatsrat o<strong>der</strong> ein ahnliches demokratisches Organ zu schaffen, an<br />

<strong>des</strong>sen Spitze zwei Vorsitzende mit gleichen Rechten stehen.<br />

Die Bildung <strong>des</strong> Staatsrates <strong>der</strong> Deutschen Demokratischen Republikentsprichtalsosowohl<br />

den Entwicklungsbedingungen in Deuts chland<br />

als auch den nationalen Interessen <strong>des</strong> deutschen Volkes.<br />

ZlL einigen Grundfragen unserer Staatspolitik<br />

Verehrte Abgeordnete!<br />

Bei <strong>der</strong> Darlegung <strong>der</strong> Bedeutung <strong>des</strong> Staatsrates <strong>der</strong> Deutschen<br />

Demokratischen Republik kann es nicht rneine Aufgabe sein, Versprechungen<br />

zu machen. Es ist vielmehr meine Aufgabe, in diesem<br />

Zusammenhang einige Grundfragen unserer Staatspolitik zu erliiutern.<br />

Unsere Politik beruht auf wissenschaftlicher Grundlage. Es gehort<br />

zu ihren Prinzipien, stets von einer realen Einschatzung <strong>des</strong> internationalen<br />

Krafteverhaltnisses und <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Lage in<br />

Deutschland auszugehen, rechtzeitig das Neue, Fortschrittliche zu


erkennen, die bei <strong>der</strong> Entwicklung <strong>des</strong> Sozialismus und <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

neu auftauchenden Probleme rechtzeitig zu durchdenken, zu<br />

beraten und zu entscheiden. Das Wichtigste sind: Wahrheit und Klarheit.<br />

Je<strong>der</strong> Fortschritt in <strong>der</strong> Deutschen Demokratischen Republik<br />

setzt die Entfaltung <strong>der</strong> sehopferischen Krafte <strong>des</strong> Volkes voraus,<br />

Deshalb ist es die Aufgabe <strong>des</strong> Staatsrates wie aller staatlichen Organe<br />

<strong>der</strong> Deutschen Demokratischen Republik, sich eng mit dem Yolk<br />

zu verbinden, aus den Erfahrungen <strong>der</strong> Arbeiter, <strong>der</strong> Bauern, <strong>der</strong><br />

Intelligenz und an<strong>der</strong>er Werktatiger zu lernen, die fortgeschrittensten<br />

Erkenntnisse <strong>der</strong> Sowjetunion und <strong>der</strong> volksdemokratischen<br />

Lan<strong>der</strong> auszuwerten und die weitere Entwicklung vorausschauend zu<br />

gestalten.<br />

Viele Burger nehmen an, ein Staatsoberhaupt habe vorwiegend<br />

reprasentative Funktionen. Der Vorsitzende und die Mitglie<strong>der</strong> <strong>des</strong><br />

Staatsrates haben selbstvcrstandlich auch bestimmte reprasentativs<br />

Aufgaben. Aber auch bei <strong>der</strong>en ErfUllung mull die schopferische<br />

Tatigkeit <strong>des</strong> Staatsrates im Sinne <strong>der</strong> Beschllisse <strong>der</strong> Volkskammer<br />

und <strong>der</strong> Gesamtinteressen <strong>des</strong> Volkes zum Ausdruck kommen. Der<br />

Prasident <strong>der</strong> Republik hatte keine direkten Beziehungen zur gesetzgeberischen<br />

Tatigkeit <strong>der</strong> Volkskammer o<strong>der</strong> zur DurchfUhrung <strong>der</strong><br />

Gesetze durch den Ministerrat. Diese Frage blieb in <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong><br />

antifaschistisch-demokratischen Ordnung offen. Aber die volksdemokratische<br />

Ordnung unterliegt auch einer Entwicklung.<br />

Als die Bedingungen fur den Ubergang zum Sozialismus herangereift<br />

und die Grundlagen <strong>des</strong> Sozialismus geschaffen waren, nahmen<br />

wir zur Weiterentwicklung <strong>der</strong> volksdemokratischen Ordnung<br />

Stellung. In <strong>der</strong> Praarnbel zum "Gesetz tiber die Vervollkommnung<br />

und Vereinfachung <strong>der</strong> Arbeit <strong>des</strong> Staatsapparates in <strong>der</strong> Deutschen<br />

Demokratischen Republik" vom 11. Februar 1958 sind in diesem<br />

Sinne einige grundsatzliche Bestimmungen enthalten. Die staatliche<br />

Entwicklung im Hinblick auf die konsequente Anwendung <strong>des</strong> demokratischen<br />

Zentralismus, das heiBt <strong>der</strong> einheitlichen, systematischen<br />

zentralen Leitung bei gleichzeitiger Entwicklung <strong>der</strong> schopferischen<br />

Initiative und Mitarbeit <strong>der</strong> Volksmassen, erfor<strong>der</strong>te die Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> Arbeitsweise <strong>der</strong> Organe <strong>des</strong> Staatsapparates und<br />

die starkere Heranziehung <strong>der</strong> gesellschaftlichen Organisationen. Es<br />

wurde also notwendig, die Arbeit <strong>der</strong> leitenden Staatsorgane weiter<br />

zu qualifizieren und den staatlichen Organen in den Bezirken, Kreisen<br />

und Gemeinden eine groBere Verantwortung zu iibertragen.<br />

Die Volkskammer ist das hbchste Organ unseres Staates, dem auch<br />

<strong>der</strong> Staatsrat r2chenschajtspjlichtig ist. Es war die Zeit herangereift,<br />

daB die Volkskammer aus sich heraus den Staatsrat als Organ <strong>der</strong><br />

Arbeiter-und-Bauern-Macht bildete, als ein arbeiten<strong>des</strong> kleines Gremium,<br />

das imstande ist, durch seine Zusammensetzung aus Vertre-<br />

34


tern aller Schichten <strong>des</strong> Volkes und aller Parteien die Einheit <strong>der</strong><br />

Staatspolitik, wie sie von <strong>der</strong> Volkskammer festgelegt wird, zu starken<br />

und ihre DurchfUhrung entsprechend den Prinzipien <strong>des</strong> demokratischen<br />

Zentralismus zu sichern. Der Vorsitzende <strong>des</strong> Staatsrates<br />

leitet die Arbeit.<br />

Der Staatsrat erfullt zwischen den Tagungen <strong>der</strong> Volkskammer die<br />

grundsiitzlichen Aufgaben, die sich aus Gesetzen und Beschlussen<br />

del' Volkskammer ergeben. Das betrifft zum Beispiel die standige<br />

Beobachtung und Vervollkommnung <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> Staatsorgane,<br />

<strong>der</strong> Methoden <strong>der</strong> Leitung, <strong>der</strong> Durchsetzung <strong>des</strong> <strong>der</strong>nokratischen<br />

Zentralismus, <strong>der</strong> Einbeziehung <strong>der</strong> Volksmassen und ihrer gesellschaftlichen<br />

Organisationen in die staatliche Tatigkelt.<br />

Wenn <strong>der</strong> Ministerrat es fur notwendig halt, daf Beschliisse mit<br />

Gesetzeskraft, die in Beschliissen <strong>der</strong> Volkskammer nicht vorgesehen<br />

sind, ergehen, dann wendet er sich mit entsprechenden Ersuchen an<br />

den Staatsrat. Das bezieht sich in <strong>der</strong> Hauptsache auf Fragen, die die<br />

Rechte <strong>der</strong> Burger betreffen. Del' Staatsrat nimmt Berichte <strong>des</strong> Obersten<br />

Gerichts entgegen. Er entscheidet, soweit sich die Notwendigkeit<br />

hierzu ergibt, iiber die Gesetzesauslegung.<br />

Der Staatsrat erortert auch den Entwurf <strong>des</strong> Ministerrates fur den<br />

Volkswirtschaftsplan, den Haushaltsplan, den Perspektivplan und<br />

groBe Gesetzgebungswerke wie zum Beispiel das Zivilgesetzbuch VOl'<br />

del' Beratungin <strong>der</strong> Volkskammer.<br />

Del' Staatsrat entwickelt die Grundsatze sozialistischer staatlichcr<br />

Leltungstatigkeit im Zusammenhang mit <strong>der</strong> DurchfUhrung <strong>des</strong> Siebenjahrplanes,<br />

insbeson<strong>der</strong>e im Hinblick auf die Einl:ieziehung del'<br />

Massen, die durch die Produktionsberatungen, die Arbeit del' Standigen<br />

Kommissionen und ihrer Aktivs, die gesellschaftlichen Organisationen<br />

und solche Organe wie Handelskommissionen und -ak tive<br />

erfolgt. Das heiBt, <strong>der</strong> Staatsrat besehaftigt sich hauptsachlich mit<br />

den Beziehungen zwischen <strong>der</strong> Bevolkerung und den staatlichen 01'ganen,<br />

Er widmet den Briefen und Eingaben <strong>der</strong> Werktatigen beson<strong>der</strong>eAufmerksamkeit.<br />

Worin bestehen nun die Aufgaben <strong>des</strong> Ministerrates?Sie bestehen<br />

in <strong>der</strong> Vorbereitung und DurchfUhrung <strong>der</strong> Gesetze. Der Ministerrat<br />

leitetdiegesamteRegierungstatigkeit.ErverfUgtauchiiberdiemateriellen<br />

und rechtlichen Mittel zur ErfUllung dieser Aufgaben.<br />

Ieh dad hier erklaren, dafs aile Mitglie<strong>der</strong> <strong>des</strong> Staatsrates ihre<br />

ganze Kraft einsetzen werden, damit die Politik unseres Arbeiterund-Bauern-Staates<br />

erfolgreich und konsequent fortgefUhrt und<br />

weiterentwickeltwird.


Der volksdemokratische Staat und die Suuiisbiirqer<br />

Wir sind uns <strong>des</strong>sen bewuflt: In del' Periode <strong>des</strong> entfalteten Aufbaus<br />

<strong>des</strong> Sozialismus in del' Deutschen Demokratischen Republik<br />

haben die Staatsorgane groBe Aufgaben als Organisatoren del' gesellschaftlichen<br />

Produktion, als Organisatoren del' Steigerung del' Arbeitsproduktivitiit<br />

im Interesse del' Erhohung <strong>des</strong> Wohlstan<strong>des</strong> <strong>des</strong><br />

Volkes durch standiges Ringen urn Erreichung und Mitbestimmung<br />

<strong>des</strong> wissenschaftlich-technischen Hochststan<strong>des</strong> in del' Welt.<br />

Wir sind uns <strong>des</strong>sen bewufst: Der Sieg <strong>des</strong> Sozialismus kann nur<br />

erreicht werden, wenn <strong>der</strong> Staat den Schutz <strong>des</strong> sozialistischen Eigen ­<br />

t1l1llS, die Einhaltung <strong>der</strong> sozialistischen Rechtsordnllng und auch den<br />

Schutz <strong>des</strong> VeT1Iliigens und <strong>der</strong> Rechte seiner Burger gewiihrleistet.<br />

Zwischen unserem volksdemokratischen Staat lind seiner Politik<br />

lind den Inleressen del' Burger gibt es keinen Wi<strong>der</strong>spruch. Deshalb<br />

kann je<strong>der</strong> zum bewuflten Glied del' Gesellschaft werden, Er sucht<br />

die Befriedigungseiner Interessen nicht auf Kosten <strong>der</strong>an<strong>der</strong>en, son<strong>der</strong>n<br />

gemeinsam mit den an<strong>der</strong>en, durch das gemeinschaftliche Zusammenwirken<br />

zum Nutzen aller und zu seinern eigenen Nulzen. Es<br />

ist eine wahrhaft humanistische Aufgabe, beim Aufbau einer solchen<br />

Gesellschaft mitzuwirken, in del' das Wolfsgesetz <strong>des</strong> Kapilalismus,<br />

del' Kampf aller gegen alle, beseitigt ist, in del' je<strong>der</strong> einzelne eine n<br />

geachteten Platz einnimmt und Verantwortung fUr das Ganze tra gt,<br />

in del' die Menschen nicht nul' nebeneinan<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n zusammen<br />

leben und zusammen wirken und eine wirkliche Gemeinschaft bilden.<br />

Die offene, freimiitige Aussprache del' Abgeordneten del' Volkskammer<br />

und del' ortlichen Volksverlrelungen, del' Milarbeiter <strong>des</strong><br />

Staatsapparates von del' Regierung bis zu den Biirgermeistern, del'<br />

Funktioniire<strong>der</strong>ParteienundMassenOl'ganisalionen,<strong>der</strong>Wil'tschaftsund<br />

Kulturfunktionare mit den Biirgern del' Deutschen Demo kra tischen<br />

Republik iiber die Grundfragen unserer Politik und ihre Verwirklichung<br />

in den Betrieben, Stadten und Gemeinden ist bei uns<br />

bereitszu einerselbstverst1indlichen Praxisgeworden. Die Mitarbeit<br />

del' Burger del' Deutschen Demokratisehen Republik bei del' Ausarbeitung<br />

und Durchfiihrung del' Beschliisse del' Partei del' Arbeiterklasse,<br />

del' Volkskammer lind del' Regierung sowie del' Nationalen<br />

Front voIlzieht sich in den vielfaltigsten Formen. Sie wird wirksam<br />

auf den Tagungen <strong>des</strong> Zentralkomitees del' SED, del' Volkskammer<br />

und del' Parteien und Organisationen, die in del' Nationalen Fron t<br />

<strong>des</strong> demokratischen Deutschland zusammengeschlossen sind, sowie in<br />

den Beratungen del' Produktionsbrigaden. Hierin Iiegt unsere gewa ltige<br />

Uberlegenheit gegeniiber dem imperialistischen Regime, das die<br />

Masse del' Staatsbiirger fUr unfiihig erklart, in del' Politik o<strong>der</strong> ga r<br />

in del' Leitung <strong>des</strong> Staates mitreden zu konnen,<br />

36


Die zunehmende bewuBte Mitwirkung del' Burger unserer Republik<br />

an del' Staatspolitik fuhrt zur tiefgreifenden Umgestaltung del'<br />

Menschen selbst, zur Veriin<strong>der</strong>ung ihres Denkens, ihrer Lebensgewohnheiten,<br />

ihrer Beziehungen zueinan<strong>der</strong>. In diesem WandlungsprozeB,<br />

del' vom Ich zum Wir filhrt, vom isolierten Individuum zur<br />

sozialistischen Gemeinschaft, werden schrittweise viele schlechte Gewohnheiten<br />

und die Ruckstandigkeit uberwunden, die uns del' Kapitalismus<br />

hinterlassen hat. Es wachst die politisch-rnoralische Einheit<br />

<strong>des</strong> Volkes, die in del' Nationalen Front <strong>des</strong> demokratischen Deutschlandihren<br />

Ausdruck findet. Die Nationale Front hat sich zur breiten<br />

sozialistischen Volksbewegung entwickelt. Sie vereint aile Schichten<br />

<strong>des</strong> Volkes im Kampf fUr die gemeinsamen friedlichen, sozialen,<br />

kulturellen und nationalen Interessen.<br />

Die wachsende BewuBtheit un serer Bevolkerung und die hohen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen bei del' DurchfUhrung <strong>des</strong> Siebenjahrplanes verlangen<br />

auch eine hiihere QualWit in del' Arbeit del' Organe del' Staatsmacht.<br />

VOl' all em wachst die Rolle del' ortlichen Volksvertretungen<br />

und ihrer Rate, Die komplizierten Aufgaben erfor<strong>der</strong>n, daB die Qualitat<br />

del' Arbeit del' Leitungen gesteigert, das Zusammenwirken del'<br />

Kriifte und ihre Orientierung auf die Hauptaufgaben verbessert und<br />

die personliche Verantwortung eines jeden Abgeordneten und Mitarbeiters<br />

<strong>des</strong> Staatsapparates erhoht wird. Es muB ehernes Grundgesetz<br />

del' leiten<strong>der</strong> Tatigkeit all unserer Staats- und Wirtschaftsorgane<br />

sein, daB jede Aufgabe in engster Verbindung mit del' Bevolkerung<br />

gelost wird. Es bestiitigt sich immer wie<strong>der</strong>, daB diejenigen<br />

Staals-und Wirtschaftsfunktioniire ihre Aufgaben am erfolgreichsten<br />

losen, die es verstehen, die Erfahrungen del' Fortgeschrittensten<br />

anzuwenden, und selbst hiiufig an del' DurchfUhrung del' Aufgaben<br />

in den Industrie- und Verkehrsbelrieben, den volkseigenen Giltern,<br />

den landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften, den Prod uktionsgenossenschaften<br />

<strong>des</strong> Handwerks und den Handelsorganisationen<br />

teilnehmen.<br />

Die Staatsorgane milssen das Gesetz ilber den Volkswirtschaftsplan<br />

streng einhalten und seine Durchfilhrung gewiihrleisten. Abel'<br />

sie milssen sich stets bewupt sein, dap die Durchfilhrung del' von den<br />

Vertretern <strong>des</strong> Volkes beschlossenen Gesetze nul' durch eine stiindige<br />

Vberzeugungsarbeit und die Verbreitung del' fortschrittlichsten Erfahrungenmiiglichist.<br />

Im Vor<strong>der</strong>grund del' leitenden Tatigkeit steht die For<strong>der</strong>ung <strong>des</strong><br />

Neuen, diebreitesteAnwendung del' fortgeschrittensten Erfahrungen<br />

im Kampf gegen das Alte und Rilckstiindige.<br />

Mit del' Verwirklichung <strong>des</strong> Siebenjahrplanes und dem Wachsen<br />

del' Menschen treten das Neue und Positive in del' Arbeit del' Staatsorgane,aberauchdieMiingel<br />

undSchwiichen schiirferhervor, alsdas<br />

37


frliher <strong>der</strong> Fall war. In den letzten Monaten hat sich sehr deutli ch<br />

gezeigt, daO eine Reihe von Staats- und Wirtschaftsorganen mit den<br />

wachsenden Anfor<strong>der</strong>ungen nicht Schritt halten. Mangelnde Wissenschaftlichkeit<br />

in <strong>der</strong> Leitungstatigkeit, Ressortwirtschaft, formales<br />

Administrieren und mangeln<strong>des</strong> Vertrauen in die Kraft <strong>der</strong> Werk ­<br />

tatigen erweisen sich in manchen Organen <strong>des</strong> Staates als ernstes<br />

Hemmnis bei <strong>der</strong> Durchllihrung <strong>der</strong> staatlichen und wirtschaftlichen<br />

Aufgaben. Unter unseren Bedingungen ist staatliche Leitung nicht<br />

Ausubung administrativer Kommandogewalt, son<strong>der</strong>n Fuhrung <strong>der</strong><br />

Menschen auf dem Weg <strong>des</strong> bewuflten Kampfes fur den Sieg <strong>des</strong><br />

Sozialismus.<br />

Eine hiihere Qualitiit <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> staatlichen Organe ist notwendig<br />

Was wir jetzt auf allen Gebieten brauchen, das iSt <strong>der</strong> Schritt Zit<br />

einer hiiheren Qualitiit <strong>der</strong> Arbeit in den Staats- und Wirtschaftsorganen<br />

und in den gesellschaftlichen Organisationen. Beson<strong>der</strong>s<br />

hohe Anfor<strong>der</strong>ungen stell en wir natiirlich an die Mitarbeiter <strong>der</strong><br />

Partei- und Staatsorgane, denn sie stehen an <strong>der</strong> Spitze unseres Aufbaus,<br />

sie rnussen ihn organisieren und leiten.<br />

Heute sind wir in einer besseren Lage als in den Jahren na ch<br />

1945. Wir haben heute viele kluge und verantwortungsbewuOte Menschen,<br />

die in den letzten Jahren in die Aufgaben <strong>der</strong> Leitung unsere s<br />

Staates und unserer Wirtschaft hineingewachsen sind, die uber urnfassende<br />

Kenntnisse verfUgen und treu zur Sache <strong>des</strong> Sozialismus<br />

stehen.<br />

Was die hohere Qualitat <strong>der</strong> Arbeit betrifft, so erwarten wir von<br />

unseren Staats- und Wirtschaftsorganen, daf sie sie vor allem in<br />

zweierlei Hinsicht verwirklichen. Einmal brauchen wir eine qualifizierte<br />

und straffe Leitung mit klaren Weisungcn. Es mull eine klar e<br />

Ordnung geben, wofur je<strong>der</strong> verantwortlich ist und von wem welche<br />

Entscheidungen getroffen werden. All das erfor<strong>der</strong>t in hohem MaOe<br />

Disziplin und Verantwortungsbewufltsein,<br />

Aber das ist nul' das eine.<br />

Gleichzeitig sind die Initiative und die Mitarbeit del' Volksmassen<br />

notwendig, denn die Einbeziehung del' Werktatigen in die Leitun g<br />

unseres Staates und <strong>der</strong> Wirtschaft ist kein Lippenbekenntnis,<br />

son<strong>der</strong>n eine Lebensfrage unserer sozialistischen Gesellschaftsordnung.<br />

Hier liegen letzten En<strong>des</strong> die entscheidenden Ursache n<br />

fUr die Uberlegenheit <strong>des</strong> Sozialismus, filr seine Starke, fUr seine<br />

Lebenskraft und fUr seine Wachstumspotenzen.<br />

Das milssen aile Partei-, Staats- und Wirtsehaftsfunktionare wirk ­<br />

lich begreifen und zum Inhalt ihrer Arbeit machen. Das ist es auch,<br />

was Lenin meinte, als er sagte, daB es darauf ankommt, "in jede r<br />

38


Frage, in jedem Moment die Stimmung del' Massen, ihre wirklichen<br />

Bestrebungen, Bedlirfnisse, Gedanken unmittelbar zu erfassen und<br />

zu verstehen". Wenn aile so arbeiten, dann wird auch ein besserea<br />

Verstiindnis fUr die Sorgen und Belange unserer Bevolkerung uberall<br />

Platz greifen.<br />

Das neue Recht <strong>der</strong> sozialistischen Demokratie<br />

Die sozialistische Demokratie, die die Menschen zu selbstbewullten,<br />

aktiven Gestaltern ihres eigenen Lebens und <strong>des</strong> Lebens del' ganzen<br />

Gesellschaft erhebt, bestimmt auch unser neues Recht. Es bringt zum<br />

Ausdruck, daf die engen Mauern <strong>des</strong> Privatinteresses, <strong>des</strong> Egoismus<br />

und <strong>des</strong> Konkurrenzkampfes, die del' Kapitalismus zwischen den<br />

Menschen errichtet hat, gebrochen sind und dem neuen Prinzip del'<br />

Zusammenarbeit, del' gegenseitigen kameradschaftlichen Hilfe, del'<br />

gemeinsamen Arbeit an del' schnellen Verbesserung <strong>des</strong> Lebens del'<br />

Gesellschaft und dadurch <strong>des</strong> Wohlstan<strong>des</strong> je<strong>des</strong> einzelnen Platz gemachthaben.<br />

Es ist <strong>des</strong>halb mliBig, mit den Junkern und Militaristen libel' unser<br />

Recht zu streiten. Ihr Recht ist nicht unser Recht. Ihr Recht ist nicht<br />

das Recht <strong>des</strong> Volkes. Sie betrachteten es in del' Vergangenheit und<br />

betrachten es heute noch in Westdeutschland als ihr ausgesprochenes<br />

"Recht", die Menschen durch allerlei Kniffe und mit tausend [uristischen<br />

- nach ihrer Terminologie vollig rechtlichen - Winkelzugen<br />

von del' Teilnahme an del' Staatspolitik auszuschliefsen, jeden EinfluB<br />

del' Massen auf die staatlichen Angelegenheiten zu verhin<strong>der</strong>n,<br />

urn so moglichst ungestort ihre volksfeindlichen Ziele durchsetzen<br />

zu konnen.<br />

Kann es etwa das Recht <strong>des</strong> Volkes sein, wenn mit Hilfe <strong>des</strong> kapitalistischen<br />

Staatsrechtes die Volksbefragung gegen die Atombewaffnung<br />

del' Bun<strong>des</strong>wehr verboten wird? Kann es etwa das Recht <strong>des</strong><br />

Volkes sein, wenn mit seiner Hilfe die deutsche Nation zerrissen und<br />

ein Teil del' Nation an die NATO verkauft wird, ohne seine Meinung<br />

auflern zu dlirfen? Dieses "Recht" del' Militaristen und Revanchisten,<br />

das die Kriegshetze erlaubt und die Friedenskiimpfer knebelt, das<br />

den Ver<strong>der</strong>bern <strong>des</strong> Volkes aile Freiheit verschafft und den Massen<br />

nul' das eine Recht lassen mochte, namlich sich willig und ohne MU1'ren<br />

fUr den nachsten abenteuerlichen Raubkrteg vorbereiten zu lassen.Tst<br />

das groflte Unrecht Iur das Volk, die gl'ollte Erniedrigung del'<br />

Wiirde und del' Personllchkelt <strong>des</strong> Menschen, die das Bonner Grundgesetz<br />

zu wahren vorgibt. Dieses Unrecht ist in del' Deutschen Demokratischen<br />

Republik, so wie die reaktionare Herrschaft del' Milltarlsten<br />

und Kriegsverbrecher, ein fur allemal verschwunden.<br />

39


So, wie die Menschen in unserer Republik sich von den politische n,<br />

wirtschaftlichen und geistigen Fesseln del' alten militaristischen un d<br />

imperialistischen Gesellschaft befreiten, wie sie ihren neuen Staat,<br />

die Deutsche Demokratische Republik, schufen und gestalteten, so<br />

schufen und gestalteten sie auch ihr neues Recht. So erhoben sie ihre<br />

Freiheit von Ausbeutung und Unterdrilckung, die freie und ungehin<strong>der</strong>te<br />

Entfaltung ihrer Krafte, Talente und Fahigkeiten, ihre kameradschaftliche<br />

Zusammenarbeit und gegenseitige Hilfe, Ihr Familienrecht<br />

zu den realen Grundrechten aller Burger,<br />

Die Mitwirkung an <strong>der</strong> bewupten Gestaltung <strong>des</strong> gesamten wirt ­<br />

schaftlichen, kulturellen und vor aHem politisch-staatlichen Leben!<br />

unserer Republik ist daher das entscheidende, grundlegende Recht<br />

<strong>der</strong> Burger unserer Republik. Es bringt am sichtbarsten die t1efgreifende<br />

Umwalzung zum Ausdruck, die In <strong>der</strong> Lage <strong>des</strong> werktatigen<br />

Volkes gegenuber den friiheren Herrschaftsverhaltnlssen in<br />

Deutschland vor sich gegangen Ist, Die werktiitigen Menschen sind<br />

zum Herm <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> geworden und ilben diese Herrschaft imme r<br />

bewupter und immer besser aus, indem sie immer aktiver und tat ­<br />

kraftiger ihre Rechte verwirklichen, das hei13t an <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong><br />

Volksvertretungen teilnehmen, die Arbeit del' staatlichen Organe<br />

kontrollieren und durchfiihren helfen. Die werktatigen Mensche n<br />

iiben ihre Herrschaft immer bewufiter und bessel' aus, Indem sie in<br />

den Betrieben und landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften<br />

VOl'allem durch Produktionsberatungen, die Neuererbewegung,<br />

die sozialistischen Brigaden und Gemeinschaften aktiven Einflu13<br />

auf die Produktion und die Arbeitsbedingungen nehmen. In den<br />

Wohngebieten und Schul en nehmen sie durch eine Vielzahl von<br />

Aussehussen und in zahlreichen an<strong>der</strong>en Formen die Gestaltung<br />

aller Bereiche <strong>des</strong> Lebens in die eigenen Hande.<br />

Das Recht auf Arbeit, das unsere Republik zum erstenmal in <strong>der</strong><br />

deutschen Geschichte aus einer papiernen Deklaration in gesicherte<br />

soziale Wirklichkeit verwandelte, wird heute schon in den sozialistischen<br />

Brigaden und Gemeinschaften zu einer Sache <strong>des</strong> verantwortungsbewu13ten<br />

Verhaltens del' Menschen zur Gesellschaft, zum Bewu13tsein<br />

del' personlichen Verantwortung je<strong>des</strong> einzelnen gegenu ber<br />

del' Gesellschaft. Immel' mehr wird die Erfiillung und Ubererfiillung<br />

del' Plane zu einer Sache <strong>der</strong> personlichen Ehre und die Arbeit zu<br />

einem echten Lebensbedurfnis.<br />

So entsteht in unserer Gesellschaft eine neue Disziplin <strong>der</strong> Mensehen:<br />

die freiwillige, bewupte Disziplin <strong>der</strong> Gemeinschaft [reier,<br />

gleichberechtigter Menschen, die ihre Krafte rationell, ohne un pro ­<br />

duktives, egoistisches Gegeneinan<strong>der</strong> Iiir die schnellere Erreichung<br />

<strong>des</strong> gemeinsam gesteckten Zieles einsetzen. Je starker un d schneller<br />

sich diese Disziplin entwickelt, [e bewu13ter wir arbeiten, um so pro -


duktiver wird unsere Arbeit auf allen Gebieten sein, wodurch die<br />

schrittweise Verkjlrzung <strong>der</strong> Arbeitszeit errnoglicht wird.<br />

Allein die Tatsache, daB sich diese freiwillige, bewuBte Disziplin<br />

in unserer Gesellschaft entwickelt, zeigt uns aber deutlich, wie tief<br />

die Kluft ist, die uns schon von <strong>der</strong> unseligen preuffisch-deutschen<br />

Vergangenheit, <strong>der</strong> Zeit <strong>des</strong> Kadavergehorsarns und <strong>des</strong> kapitalistischen<br />

Zwanges trennt. Fur uns ist sie geschichtliche Vergangcnheit,<br />

fUr die westdeutschen Werktatigen ist sie noch Gegenwart. In dcr<br />

Deutschen Demokratischen Republik liegt eine ganze historische<br />

Epoche dazwischen: die Epoche <strong>des</strong> erfolgreichen Kampfes <strong>der</strong> Volksmassen<br />

urn ihr Recht, ihre Freiheit, ihre Selbstbestlmmung.<br />

Die Rechte <strong>der</strong> Arbeiter haben in <strong>der</strong> Deutschen Demokratischen<br />

Republik eine Entwicklung genomrnen, die unter den Bedingungen<br />

<strong>der</strong> kapitalistischen Macht undenkbar ist. In <strong>der</strong> Deutschen Demokratischen<br />

Republik: verwirklicht die Arbeiterklasse ihre historische Mission<br />

als Fiihrerin <strong>des</strong> Volkes auf dem Weg zur sozialistischen Gesellschaft.<br />

Sie ubt im Bundnis mit den Genossenschaftsbauern und mit<br />

allen Schichten <strong>des</strong> Volkes die Staatsmacht aus, bestimmt die staatliche<br />

Politik und lenkt die Wirtschaft. Die revolutionare Vorhut del'<br />

Arbeiterklasse, ihre marxistisch-leninistische Partei, ist die fUhrende<br />

Kraft in den Machtorganen <strong>des</strong> Staates, in <strong>der</strong> Nationalen Front und<br />

in den demokratischen Massenorganisationen. Eine grope Verantwortung<br />

tragen die Gewerkschaften als Klassenorganisation <strong>der</strong> Arbeiter,<br />

die die Teilnahme <strong>der</strong> Arbeiter an <strong>der</strong> Staats- und Wirtschaftslenkung,<br />

an del' Ausarbeitung und Durchfuhrung del' Plane, an del'<br />

unmittelbaren Leitung <strong>der</strong> Produktion organisieren. Die Arbeiter<br />

eignen sich die Schatze <strong>der</strong> Weltkultur an und werden Schopfer del'<br />

neuen sozialistischen Kultur. Sie haben umfassende soziale Rechte<br />

errungen, wie zum Beispiel das Recht auf gleichen Lohn Iilr gleiche<br />

Leistung, das Recht auf Urlaub und Erholung, auf Unterstiitzung bei<br />

Krankheit und Invaliditat,<br />

Es erweist sich, daB die Gewerkschaften als Klassenorganisation <strong>der</strong><br />

Arbeiter nul' in del' sozialistischen Gesellschaft in <strong>der</strong> Lage sind.<br />

dauerhafte Rechte und umfassende soziale Errungenschaften fur die<br />

Arbeiter und Angestellten zu sichern.<br />

Solche Rechte konnen nul' dort entwickelt werden, wo das Yolk<br />

den Staat regiert, wo sich die Produktionsmittel in den Handen <strong>des</strong><br />

Volkes befinden, wo das Yolk auch die Grundsatze del' Rechtsprechung<br />

bestimmt. Das Recht <strong>des</strong> Kapitalismus ist das Recht <strong>der</strong> Konkurrenz,<br />

wo sich je<strong>der</strong> auf Kosten <strong>des</strong> an<strong>der</strong>en bereich ern kann, wo<br />

<strong>der</strong> Starkere den Schwaeheren friBt. Es ist das Recht <strong>des</strong> kapitalistischen<br />

Wolfsgesetzes, wo je<strong>der</strong> gegen jeden karnpft, wo die machtigsten<br />

Monopole die Arbeiter und Bauern auspliin<strong>der</strong>n und die Handwerker<br />

und Kleingewerbetreibenden, die kleinen und mittleren Un-<br />

41


terrrehmer in den sicheren Ruin treiben. Unser Recht hingegen ist<br />

das Recht <strong>der</strong> freundschaftlichen Zusammenarbeit, <strong>der</strong> gegenseitigen<br />

Hilfe und <strong>der</strong> gegenseitigen Achtung, wo einer dem an<strong>der</strong>en hilft und<br />

das personliche gesicherte Leben in Wohlstand und Frieden auf <strong>der</strong><br />

Grundlage <strong>der</strong> uneigenniitzigen Mitarbeit an <strong>der</strong> Steigerung <strong>des</strong> gesellschaftlichen<br />

Reichtums garantiert ist und so je<strong>der</strong> Burger in unserer<br />

Republik beim Kampf urn den Sieg <strong>des</strong> Sozialismus eine gesicherte<br />

Perspektive hat.<br />

Unser Recht ist die Verwirklichung <strong>der</strong> menschlichen Freiheit. Zum<br />

Wese n <strong>des</strong> sozialistischen Rechts gehdrt die Gerechtigkeit, ein e wahre<br />

Gere chtigkeit, die nicht nur eine papierne Formel lst, sonde rn aile<br />

Bereiche<strong>des</strong>Lebens durchdringt.<br />

Wir verstehen unter Gerechtigkeit,<br />

daB die friedlichen Bestrebungen <strong>des</strong> Volkes geschiitzt und aile Ansehlage<br />

<strong>der</strong> Militaristen, aile Versuche, die Menschen fUr ihr e aggressiven<br />

Ziele zu miBbrauchen, riicksichtslos unterbunden wer den.<br />

Wir verstehen unter Gerechtigkeit,<br />

daB die sozialistischen Errungenschaften unantastbar sind un d kein<br />

Angriff auf diese groBen Errungenschaften <strong>des</strong> Volkes geduldet<br />

wi rd.<br />

Wir verstehen unter Gerechtigkeit,<br />

daB aile Burger gleichberechtigt am sozialistischen Aufba u teilnehmen<br />

und durch ihre gerneinsame Arbeit ein schoneres Leben<br />

fur aile schaffen, daB es keine privilegierten Klassen gibt, die das<br />

Yolk ausbeuten und unterdriicken.<br />

Wirverstehen unter Gerechtigkeit,<br />

daB <strong>der</strong> sozialistische Grundsatz "Je<strong>der</strong> nach seinen Fiihigkeiten ­<br />

jedem nach seiner Leistung" verwirklicht wird, daB die Burge r, die<br />

die groBten Leistungen fUr die Gesellschaft vollbringen, die hoehste<br />

Achtung genie Ben und geehrt werden,<br />

Wir'l:erstehen unter Gerechtigkeit,<br />

daB jedem Burger aile Bildungsmoglichkeiten offenstehen un d daB<br />

je<strong>der</strong> sich das hochstmogliche Wissen aneignet, urn das Hochstmogliche<br />

fur die Gesellschaftzu leisten.<br />

Wir verstehen unter Gerechtigkeit,<br />

daB wir solche Menschen geduldig uberzeugcn und erziehen, die<br />

noch nicht in vollem Umfang ihre Verantwortung gegenii ber <strong>der</strong><br />

Gesellschaft erkannt haben; daB aber jene hart bestraft wer den,<br />

die das Leben unseresVolkes,den Bestand unserer Nation bedro hen.<br />

Wir verstehen unter Gerechtigkeit,<br />

da B die Macht <strong>des</strong> deutschen Militarismus und Imperialismus gebrochen<br />

wird.<br />

42


Gropziigiger Straterlap durch Gnadenerweis<br />

In <strong>der</strong> Deutschen Demokratischen Republik hat sich die sozialistlsche<br />

Gesellschaftsordnung weiter gefestigt. In steigendem MaBe werden<br />

die Reste <strong>des</strong> egoistischen, menschenfeindlichen Denkens und<br />

Hande1ns aus <strong>der</strong> kapitalistischen Zeit uberwunden, und es entwickeln<br />

sich neue, sozialistische Beziehungen <strong>der</strong> Menschen. Durch diese Entwicklung<br />

wird dem Verbrechen und Vergehen gegen die Gesetze<br />

immer mehr <strong>der</strong> Boden entzogen und die bewuBte Einhaltung <strong>der</strong><br />

sozialistischen Gesetzlichkeit gefor<strong>der</strong>t. Diese Fortschritte geben dem<br />

Staatsrat <strong>der</strong> Deutschen Demokratischen Republik die Mogliehkeit,<br />

anliiBlich seiner Wahl und Konstituierung von seinem in <strong>der</strong> Verfassung<br />

<strong>der</strong> Deutschen Demokratischen Republik gegebenen Begnadigungsrecht<br />

Gebrauch zu machen.<br />

Der Staatsrat <strong>der</strong> Deutschen Demokratischen Republik hat auf<br />

seiner Tagung vom 1. Oktober 1960 einen StraferlaB durch Gnadenerweis<br />

beschlossen. Er betrifft Freiheitsstrafen bis zu einem Jahr,<br />

Freiheitsstrafen bis zu drel Jahren, die bis zur Hiilfte verbufst wurden,<br />

und Freiheitsstrafen von mehr als drei Jahren, die zu zwei Dritteln<br />

verbufit sind, wenn die Verurteilten nach ihrem jetzigen Verhalten<br />

die Gewiihr dafiir bieten, daB sie kunftig die sozialistische<br />

Gesetzlichkeit einhalten werden. Bei Strafgefangenen, die durch die<br />

heimttickischen und den freien Willen <strong>der</strong> Burger beeintrachtigenden<br />

Methoden westlicher Geheimdienste und Agentenorganisationen<br />

zur Begehung schwerer Verbrechen gegen die Deutsche Demokratische<br />

Republik veranlaBt worden waren, werden unter Berucksichtigung<br />

<strong>der</strong> Umstande und <strong>der</strong> Schwere <strong>der</strong> Tat und ihres jetzigen<br />

Verhaltens die Strafen herabgesetzt, Die Entlassung <strong>der</strong> begnadigten<br />

Strafgefangenen hat bis zum 30. November 1960 zu erfolgen. Den<br />

entlassenen Strafgefangenen ist durch die Rate <strong>der</strong> Kreise sowie<br />

durch die Betriebe und Genossenschaften eine ihren Kenntnissen<br />

und Fiihigkeiten entsprechende Arbeit zu vermitteln und Hilfe bel<br />

<strong>der</strong> Einglie<strong>der</strong>ung in das gesellschaftliche Leben <strong>der</strong> DDR zu gewahrleisten.<br />

Dieser Gnadenerwels betrifft mehr als 12 000 Person en.<br />

Wir erwarten, daB durch die eigenen Bernuhungen und die Erziehungsarbeit<br />

in den Betrieben die Begnadigten sich <strong>des</strong> Gnadenerweises<br />

wurdig erweisen werden.<br />

Die Schopferkraft <strong>des</strong> Volkes im Aufbau <strong>des</strong> Sozialismus<br />

Verehrte Abgeordnete! Liebe Freunde!<br />

Vor uns liegen groBe, sehr groBe Aufgaben. Es geht urn die Erfiillung<br />

unseres Siebenjahrplanes und die Verwirklichung <strong>der</strong> okonomi-<br />

43


schon Hauptaufgabe. Denkcn Sie an die Rekonstruktion vieler Betr<br />

i-bc, an die bedeutende Entwicklung un serer chemischen Industrie,<br />

nicht zuletzt auch an die fur unsere Wirtschaft so wichtigenAufgaben<br />

<strong>des</strong> AuBenhandels und an viele an<strong>der</strong>e groBe Auf'gaben.<br />

Ich denke, Sie sind mit mir einer Meinung, wenn ich sage:<br />

Die Volkskammer hat in ihrem BeschluB tiber den Siebenjahrplan,<br />

vertrauend auf die Fahigkeiten <strong>des</strong> Volkes und auf die innere Starke<br />

unserer sozialistischen Gesellschaftsordnung, keine kleinen Aufgaben<br />

gestellt,<br />

Woher nehmen wir die Ubcrzeugung, daB wir alle diese Aufgaben<br />

loscn werden? Diese Gewil3heit, dal3 wir es schaffen, geben uns die<br />

Vorzuge del' sozialistischen Planwirtschaft, die die Grundlage Iiir das<br />

Wirksamwerden <strong>der</strong> grol3en Aktlvitat <strong>der</strong> Massen sind, diese Gewil3heit<br />

geben uns das schopferische Kollektiv aller Werktatigen sowie<br />

die Erfahrungen und Ergebnisse <strong>der</strong> hinter uns liegenden fUnfzehn<br />

Jahre.<br />

Wenn man einst die Geschichte <strong>der</strong> Jahre nach 1945 in Deutschland<br />

schreibt, dann wird man mit Stolz davon berichten, was 1m<br />

Osten Deatschlands unter unsagbar schweren Bedingungen vollbracht<br />

wurde. Man wird von den grol3en Arbeitstaten und dem Flei13 <strong>des</strong><br />

Volkes berichten, das sich buchstablich alles, was das Leben lebenswert<br />

macht, selbst erarbeitet und erkampft hat.<br />

Sie alle wissen, dal3 wir viele Jahre gebraucht haben, um die Fol ­<br />

gen <strong>des</strong> Kricges zu iiberwinden, Wir hat ten es beson<strong>der</strong>s schwer,<br />

denn bei uns, im Osten Deutschlands, waren die Kriegszerstorungen<br />

In Industrie und Verkehr beson<strong>der</strong>s grol3. Im Westen dagegen waren<br />

die Produktionsbetriebe im wesentlichen erhalten geblieben. VOl'<br />

allern abel' verfugte West deutschland mit dem Ruhrgebiet tiber die<br />

entscheidende Rohstoffbasis und die Verarbeitungsstatte von Steinkohle,<br />

Eisen und Stahl. Auf dem Gebiet <strong>der</strong> Deutschen Demokratischen<br />

Republik dagegen wurden - bezogen auf den Produktionsstand<br />

Deutschlands VOl'dem Kriege - nul' sechs Prozent <strong>der</strong> Eisenerze<br />

und zwei Prozent <strong>der</strong> SteinKohle gefor<strong>der</strong>t, nur ein Prozent <strong>des</strong><br />

Roheisens und sieben Prozent <strong>des</strong> Rohstahls produziert.<br />

Wir hatten zwar einen Maschinenbau, aber keine metallurgische<br />

Basis. Mit fUnf veralteten Hochofen haben wir angefangen. West ­<br />

deutschland hingegen besal3 120 meist recht mo<strong>der</strong>ne Hochofen. Ahnlich<br />

war auch die Lage in an<strong>der</strong>en Industriezweigen, Wir hatten also<br />

die wesentlich ungunstigere wirtschaftliche Ausgangsposition.<br />

Wir waren uns daruber im klaren, dal3 sich unser deutsches Volk<br />

den elementarsten Grundsatzen del' Gerechtigkeit und del' Mensch ­<br />

lichkeit nicht entziehen durfte und zumin<strong>des</strong>t einen Teil del' vom<br />

Nazismus in <strong>der</strong> Sowjetunion und an<strong>der</strong>en von den deutschen Arrnee<br />

n okkupierten Lan<strong>der</strong>n angerichteten Sehaden wie<strong>der</strong>gutmachen<br />

i4


muBte. Sie wissen, daf wir praktisch in den ersten zehn Jahren nach<br />

]945 unsere okonomlsche Kraft zum groBten Teil darauf verwenden<br />

muBten, urn Wie<strong>der</strong>gutmachung zu leisten und urn die Kriegsfolgen<br />

und vor allem die schwerwiegenden Disproportionen innerhalb <strong>der</strong><br />

eigenen Industrie zu tiberwinden. Es waren oftmals schwere Entscheidungen,<br />

die wir treffen mufiten, urn un sere Wirtschaft zu entwickeln.<br />

Damals war auch die Versorgung unserer Bevolkerung noch<br />

unbefriedigend.<br />

Ich konnte jetzt Zahlen anfilhren. Ich konnte darlegen, wie die<br />

Wirtschaft in den letzten Jahren standig gewachsen ist. Ich konnte<br />

aufzahlen, wie wir die Lehne erhoht und die Freise gesenkt haben,<br />

wie die Ausgaben filr soziale und kulturelle Leistungen gesteigert<br />

wurden.<br />

Grof3es wurde in diesen Jahren geschajjt. AU das haben wir mit<br />

Hilfe <strong>der</strong> sozialistischen Planwirtschajt gemeistert und sogar noch<br />

ein weitaus hbheres wirtschajtliches Entwicklungstempo als in Westdeutschland<br />

erzielt. Konnen wir nicht stolz darauf sein, daB wir<br />

nicht nur das Chaos und die Armut von 1945 hinter uns gelassen<br />

haben, son<strong>der</strong>n daf wir heute unter den fiihrenden Industriestaaten<br />

Europas an filnfter Stelle stehen? Jawohl, das grenzt in <strong>der</strong> Tat fast<br />

aneinWun<strong>der</strong>.<br />

Grundlage filr diese Erfolge ist nicht zuletzt die Anerkennung <strong>der</strong><br />

Wissenschajt als Basis unserer Volkswirtsehajt. Forschung und Technik<br />

gelten in unserem sozialistischen Staat als gleichberechtigte und<br />

gleichwertigeTeile<strong>der</strong>Wissenschaft.<br />

Ich glaube, daf woh1 aile Abgeordneten <strong>der</strong> Volkskammer und das<br />

ganze Volk mit mir einer Meinung sind:<br />

-All das, worauf wir stolz sind, was wir erreicht haben, das haben<br />

die Werktatigen un serer Republik mit ihren Handen und mit ihrem<br />

Verstand geschaffen. Viel FleW, viel Mtihe, Heldentum und auch<br />

grofie Opfer stehen dahinter.<br />

Die Deutsche Demokratische Republik, so wie sie heute in <strong>der</strong> Welt<br />

dasteht, innerlich gefestigt und stabil, mit einer starken Wirtschaft,<br />

ist das Werk unserer Arbeiter und Angestellten, unserer<br />

Bauern, unserer Wissenschaftler und Kiinstler und <strong>der</strong> Angehdrigen<br />

<strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong>.<br />

In freiwiIliger Arbeit schufen MiIlionen Menschen aus allen Schiehten<br />

<strong>der</strong> BevOlkerung, darunter nicht zuletzt auch Hun<strong>der</strong>ttnusende<br />

Hnusfrauen und Rentner, im Nationalen Aufbauwerk grofle Werte,<br />

die dazu beitragen, das Leben aller schdner und reicher zu gestalten.<br />

pafiir gebUhrt allen Werktiitigen Ehre, Achtung und Dank.<br />

Gestatten Sie mir, in diesem Zusammenhang noch etwas auszusprechen:<br />

Sie wissen, daf ich ein Arbeiter bin. Ihnen allen ist bekannt,<br />

daB die Arbeiterklasse seit etwa einem Jahrhun<strong>der</strong>t urn eine<br />

45


essere Ordnung und ein sehoneres Leben fUr alle Menschen karnpft,<br />

Als Sohn <strong>der</strong> Arbeiterklasse bin ich sehr froh dariiber, daB wir manches<br />

von dem, was friiher in weiter Ferne lag, bei uns bereits verwirklichen<br />

konnten.<br />

Wir haben durch den sozialistischen Aufbau allen Werktatlgen eine<br />

sichere Existenz fUr alle Zeiten geschaffen. Denn wir haben fUr<br />

immer die Ursachen von Arbeitslosigkeit und Krisen beseitigt. Bei<br />

uns gab es bei allen Schwierigkeiten, die wir hatten und die wir<br />

iiberwinden muBten, zu keiner Zeit eine krisenhafte Entwicklung.<br />

Im Augenblick lauft die westdeutsche Wirtschaft zwar auf Hochtouren,<br />

aber wer kann sagen, wie lange das anhalt? Welcher westdeutsche<br />

Arbeiter hat in den letzten Jahren nicht urn seine soziale<br />

Sicherheit gebangt, hat nicht Entlassungen und Feierschichten erlebt?<br />

Wir wollen mit unseren Erfolgen nicht prahlen, aber wir freuen<br />

uns natiirlich iiber das, was wir geschaffen haben, Und so gibt es<br />

viele Dinge, die zeigen, daB wir eine gute Politik machen. Wir sagen<br />

aber nicht, daB wir mit allem zufrieden sind. Nein, manches wiinschen<br />

wir uns besser, und es gibt noch viele Dinge, die noch nicht in Ordnung<br />

sind.<br />

Arbeitsmoral - Disziplin und besseres Leben<br />

Das Wort <strong>der</strong> Textilarbeiterin Frida Hockauf: "So wie wir heute<br />

arbeiten, weTden WiTmorgen Ieben", ist zum Leitspruch <strong>des</strong> Handelns<br />

von Millionen geworden. Die Mehrheit <strong>der</strong> BevOlkerung hat in <strong>der</strong><br />

VE'rgangenheit bewiesen, und sie beweist es tagtaglich aufs neue,<br />

daB sle gut arbeiten will, daB ihr Schlendrian und Arbeitsbummelel<br />

zuwi<strong>der</strong> sind. Die Menschen achten die Arbeit. Sie wissen, daB es<br />

chne Arbelt kein Leben und kein Vorwartskommen gibt. Sie machen<br />

keine groBen Worte, sind sieh aber bewuBt, daB die Stadte, die<br />

Fabriken, die Maschlnen und all die an<strong>der</strong>en Dinge unseres Lebens<br />

durch ihre Arbeit geschaffen werden.<br />

Im Grunde genommen hat uns alle <strong>der</strong> Sozialismus - oft, ohne<br />

daB wir es beson<strong>der</strong>s wahrgenommen haben - geformt und unser<br />

Denken und Handeln veran<strong>der</strong>t, Sind nicht die sozialistischen Brigaden<br />

und Gemeinschaften beredter Ausdruck dafUr? Die Werktatigen<br />

<strong>der</strong> Deutschen Demokratischen Republik beginnen, sozialistisch zu<br />

arbeiten, zu lernen und zu leben. In immer stiirkerem MaBe verwirklichen<br />

sie In ihrem Leben die edlen Prinzipien <strong>der</strong> sozialistischen<br />

Moral. Welchen groBen Schritt haben diese Wcrktatlgen bereits<br />

getan?<br />

Bei uns verneigen sich die Menschen nicht mehT vor dem Reichtum<br />

dieses o<strong>der</strong> jenes Kapitalisten. WiT verneigen uns VaT dem<br />

Verstand, den Fiihigkeiten und den Arbeitstaten <strong>der</strong> Menschen.<br />

46


Eigentlich dilrfte es im Sozialismus keine Menschen mehr geben,<br />

die nicht mit ihrer Arbeit verbunden sind, die sie nicht lieben o<strong>der</strong><br />

die sich gar vor <strong>der</strong> Arbeit drucken und auf Kosten an<strong>der</strong>er leben<br />

mochten. Aber soweit sind wir noch nicht. Es gibt noch manche<br />

Gewohnheiten aus <strong>der</strong> Zeit <strong>des</strong> Kapitalismus. Es gibt bei uns immer<br />

noch Leute, die von dem leben mochten, was an<strong>der</strong>e in fleifliger<br />

Arbeit geschaffen haben, selbst aber bummeln, zu Unrecht krank<br />

feiern und filr die das Wort Arbeitsdisziplin ein Fremdwort ist. Die<br />

Alteren von uns wissen noch, wie das 1m kapitalistischen Betrieb<br />

zugeht. Dort herrscht eine harte Disziplin. Dort herrscht Zwang. Er<br />

wird durch ein ausgeklugeltes Akkord- und Strafsystem ausgeubt.<br />

Die Angst vor dem Verlust <strong>des</strong> Arbeitsplatzes wirkt in <strong>der</strong>selben<br />

Richtung. Wer bummelt und pfuscht, fliegt erbarmungslos aus dem<br />

Betrieb heraus.<br />

Die sozialistische Disziplin kann und solI nicht mit Druck erreicht<br />

werden. Aber kann ein sozialistischer Betrieb ohne feste Ordnung<br />

und Disziplin auskommen? In keinem Falle. Letzten En<strong>des</strong> siegt<br />

doch <strong>der</strong> Sozialismus iiber den Kapitalismus durch seine hohere<br />

Produktivitat <strong>der</strong> Arbeit. Kann man aber in den Betrieben eine<br />

hohere Arbeitsproduktlvitat erreichen ohne Ordnung und Disziplin?<br />

Davon kann keine Rede sein. Wir brauchen also in den sozialistischen<br />

Betrieben sogar eine hohere Arbeitsmoral und eine bessere, niimlich<br />

eine bewuj3te Disziplin, und wir kiinnen das auch erreichen. Bei uns<br />

arbeiten dieWerktatigen nicht mehr filr die Profite <strong>der</strong> Kapitalisten,<br />

son<strong>der</strong>n fiir ihre eigene Sache. Daher mull bei uns im Sozialismus<br />

die werktiitige BevOlkerung selbst im eigenen Interesse diejenigen<br />

erziehen, die sich nur langsam an Ordnung und sozialistische Disziplin<br />

gewohnen konnen und die nur darauf aus sind, all- Vorteile<br />

eigenniitzig fUr sich in Anspruch zu nehmen.<br />

Wir haben bereits viele Beispiele, wo Werktiitige und ganze Brigaden<br />

sich nicht nur fUr die eigene Arbeit verantwortlich fuhlen,<br />

son<strong>der</strong>n fUr die <strong>des</strong> Kollektivs, <strong>des</strong> Betriebes, und die insbeson<strong>der</strong>e<br />

jene erziehen, die die Arbeitszeit nicht nutzen, die nicl.t sparsam<br />

mit Material umgehen o<strong>der</strong> fiir die das Wort noch nicht gilt: Mein<br />

Name Iur mein Produkt!<br />

Unsere gesellschaftlichen Organisationen sollten noch mehr die<br />

Arbeitsmoral starken und die Arbeitsdisziplin heben. Sie sind doch<br />

die Interessenvertreter <strong>der</strong> grofien Masse <strong>der</strong> fleil3igen und pflichtbcwufsten<br />

Arbeiter und diirfen keine Erscheinungen <strong>der</strong> Nachlassigkeit,<br />

Disziplinlosigkeit und Unordnung zulassen. Die neue, sozialistische<br />

Disziplin kann nur Resultat einer standigen und beharrtichen<br />

Erziehungsarbeit sein. Natiirlich erwarten unsere Werktatigcn auch,<br />

daB ihre Arbeit gut organisiert wird, daB etwas Niitzliches dabei<br />

herauskommt, dafs nicht einmal auf Hochtouren gearbeitet und dann


wie<strong>der</strong> auf del' Stelle getreten wiI'd und uaB ihre Kenntnisse un d<br />

Erfahrungen au sgewertet werden. Es gibt noch viel Leerlauf, un d<br />

oft wird nicht verstanden, die bes ten Er fahrungen zu erkennen, auf ­<br />

zugrei fen und zu verallgem einern un d sich fiir die Losung del' A,ufgaben<br />

eine Massenb asis zu schaffen .<br />

Un sere Gesells chaft sordnun g bi etet in del' Tat all en Menschen<br />

Moglichk eit en zur En twicklun g un d zur Anwend ung ih rer person ­<br />

lichen Fahi gk eiten und Tal ente.<br />

1m erst en A rbc itcr- und-Bauern-S taat, im ersten Frieden ssiaat <strong>der</strong><br />

deutschen Geschichte, ist je<strong>der</strong> im grof3en Kollek tiv <strong>der</strong> Schmie d<br />

seines eigenen Gliickes .<br />

Die lI1enschen un serer sozialistischen Epoche<br />

Was zeichnet die Men schen unserer sozialistischen Epoche aus ?<br />

Es sind Menschen, die sich nicht nul' das Ziel stellen, auf sozialistische<br />

Weise zu arbeiten, son<strong>der</strong>n sich aueh allseitige solide Kenntnisse<br />

anzueignen, die bewuflt gegen diese Uberreste del' Vergangenheit<br />

kampfen, Es sind Menschen, die sich bernuhen, im tagliehen<br />

Leben Vorbild zu sein, in denen sich immer starker die hohen sitt ­<br />

lichen und moralischen Eigenschaften von Menschen unserer Gese llschaft<br />

entwickeln, die sich im wahrsten Sinne <strong>des</strong> Wortes wie Br u<strong>der</strong><br />

verhalten, sich geg enseitig helfen, achten und Iieben. In hochst er<br />

Pfli chterfUllung uben sie jeden Tag, zu [e<strong>der</strong> Stunde eine hohe<br />

Arb eits-, Staats- und Plandisziplin. So werden die Gebote del' sozialistischen<br />

Moral in immer starkerem MaLle zum Grundsatz ihrc s<br />

Handelns.<br />

Unaufhorlich wachsen die Neuerer und vorbildlichen sozialistischen<br />

Arbeiter in del' Produktion. Unser sozialistischer Aufbau hat<br />

solche bekannten Per sonlichkeit en wie Adolf Rennecke, Fra nz<br />

Franik , Erich Seifert, Fritz Ludwig, Willy Wehner, Gustav Zabe l,<br />

Luise Ermisch, Frida Rockauf und viele an<strong>der</strong>e hervorgebracht, die<br />

im ganzen Volke hoch geschatzt und bekannt sind. Solche Perso nlichkeiten<br />

wie del' Metallarbeiter Gunter Chr istoph aus dem Fe<strong>der</strong>nwerk<br />

in Zittau, del' Bauarbeiter Paul Strauf3 au s Rostock, die Texti lar<br />

beiterin Irrngard Richter aus Zittau, die Arbeiterin Annemarie<br />

Somb aus den Netzwerken Heidenau, del' Textilarbeiter Paul Simo n<br />

aus Werdau und viele an<strong>der</strong>e durch un sere Gesellschaft geformte<br />

Menschen verkorpern in sich die neue, sozialistische Personlichkcit.<br />

GroB ist die Kraft solcher Beispiele in unserer sozialistischen<br />

Gesellschaft, wie das del' Kollegin Irmgard Richter, die uneigermutzig<br />

un d sel bstlos sozialistische Hilfe gegenuber an<strong>der</strong>en Mensehen und<br />

Brigaden leistet und die urn das Wohi del' Gesellschaft besorgt 1st.<br />

48


Viele unserer Menschen eifern solchen hervorragenden Menschen<br />

und ihren Leistungen nacho<br />

Ein neuer Menschentyp: Arbeiterforscher<br />

Einen immer griiBeren EinfluB auf den Kampf um das Weltniveau<br />

del' Erzeugnisse und del' Technologie nehmen die Neuerer, Rationalisatoren<br />

und Erfin<strong>der</strong>. In diesem Ringen um Weltstand entwickelt<br />

sich durch die enge kameradschaftliche Zusammenarbeit mit del'<br />

technischen Intelligenz <strong>der</strong> Typ <strong>des</strong> Arbeiterforschers. Diesen linden<br />

wir auf allen Stufen del' Entwicklung, in del' Werkhalle, im Laboratorium<br />

und bei del' Durchsetzung neuer technologischer Verfahren.<br />

Del' Arbeiterforscher stellt die unmittelbare Wechselbeziehung her<br />

zwischen Forschung und Praxis. Del' Arbeiterforscher ist del' Typ<br />

<strong>des</strong> neuen Menschen, dem unsere Jugend nachstrebt und del' die<br />

Zukunft unserer Produktion in allen ihren Teilen maBgebend bestimmenwird.<br />

Del' Schlosser Hans Richter aus dem VEB Eisenwerke Schonhei<strong>der</strong>- .<br />

hammer, Kreis Aue, verkiirpert zum Beispiel den Typ <strong>des</strong> Arbeiterforschers.<br />

Geleitet von einem hohen sozialistischen BewuBtsein, das<br />

gepaart ist mit Erfin<strong>der</strong>geist, leistet er GroBes fUr den wissenschaftlich-technischen<br />

Fortschritt unserer Republik. Kollege Richter hat<br />

122 Verbesserungsvorschliige fUr die Vervollkommnung del' Produktlon<br />

und Technologie eingereicht. 118 diesel' Vorschlage wurden realisiert.<br />

Sie erbrachten einen volkswirtschaftlichen Nutzen von tiber<br />

64000 DM. Aus diesen Vorschlagen wurden vom Kollegen Richter<br />

ein Patent und fUnf Gebrauchsmuster entwickelt. Den Nutzen davon<br />

hatte nicht nul' del' eigene Betrieb. Ftinfzehn seiner Verbesserungsvorsehlage<br />

wurden von an<strong>der</strong>en Betrieben mit Erfolg angewandt,<br />

Das Bedeutungsvolle an del' Initiative <strong>des</strong> Kollegen Richter<br />

ist, daf er solche Vorschlage entwickelt, die den Hauptweg del' sozialistischen<br />

Rekonstruktion bestimmen.<br />

Die Tat <strong>des</strong> Kollegen Richter zeigt, daf Arbeiterforscher Menschen<br />

sind, die ihre schopferischen Kriijte im Kampf um die Meisterung<br />

<strong>der</strong> Hohen <strong>der</strong> Technik einsetzen, die voller schopferischer Unmhe<br />

sind, die kuhn in <strong>der</strong> Produktion noch nicht beschrittene Wege gehen<br />

und mit ihren goldenen Hiinden, ihrem Ideenreichtum die Wissenschaft<br />

und Technik bereichern.<br />

Von groBer Bedeutung fUr die gesamte Volkswirtschaft ist, daB<br />

die Stahl- und Walzwerker unserer Republik sich das Ziel setzen,<br />

noch in diesem Jahr 65000 Tonnen Walzmaterial in ausgezeichneter<br />

Qualitiit und dringend benotigten Sortimenten iiber den<br />

Plan hinaus zu produzieren. Wir danken den Stahl- und Walzwerkern<br />

aus Thale und Hen gsdorf, die Z1L dieser Tat schritten.<br />

t Programmatlsche ErkUirung


sichtlich del' Materialbereitstellung, hinsichtlich von Zulieferungen,<br />

Investitionen o<strong>der</strong> Arbeitskriiften aufbaut. Es ist doch ein Irrturn, anzunehmen.<br />

daB sich <strong>der</strong>artige Probleme im Laufe <strong>des</strong> Jahres irgendwie<br />

von selbst klaren, Nein, alles muB genau festgelegt werden. Wir<br />

sollten daher den Finger auf jeden Posten un seres Planes legen und<br />

priifen: Ist das begriindet? Ist das solide?<br />

Warum ist das so wiehtig, daB wir so herangehen? Weil wir unbedingt<br />

kontinuierlich. arbeiten und Stetigkeit in <strong>der</strong> Produktion<br />

erreichen mussen. Das ist eine del' entscheidendsten Aufgaben. Und<br />

dann heiBt es: Die ganze Kraft und die ganze Initiative auf die Erfilllung<br />

und Ubererfilllung <strong>der</strong> Pliine konzentrieren. FUr uns steht<br />

in je<strong>der</strong> Hinsicht im Vor<strong>der</strong>grund, daB wir uberlegt und sparsam<br />

wirtschaften. Dazu gehdrt, daf wir die sozialistische Rekonstruktion<br />

in den Betrieben zUgig durchfilhren. Wir mUssen in den einzelnen<br />

Industriezweigen und Betrieben sehr konzentriert unsere Prod uktionsanlagen<br />

mc<strong>der</strong>nisieren, die Technologie und Arbeitsorganisation<br />

auf den neuesten Stand bringen, dam it wir mit den vorhandenen<br />

Arbeitskriiften die Aufgabe Iosen. Es mull eine typische Eigenschaft<br />

<strong>des</strong> sozialistischen Wirtsehaftens werden, daB die Arbeiter, Techniker<br />

und Konstrukteure darum ringen, daB <strong>der</strong> Materialverorauch.<br />

gesenkt wird, daB wlr mit gerlngsten Kosten produzieren und unsere<br />

Produktionsanlagen gut ausnutzen.<br />

Allen Wissensch.aftlern in Forsch.ung und Produktion sowie allen<br />

Werktiitigen, die sich im Kampf um die Verbesserung <strong>der</strong> Qualitiit<br />

<strong>der</strong> Produktion, um die Senkung <strong>der</strong> Selbstkosten und die Erfilllung<br />

<strong>der</strong> Pliine bewiihrt haben, gilt <strong>der</strong> Dank <strong>des</strong> ganzen Volkes.<br />

Die Entwicklung <strong>der</strong> genossensch.aftlich.en Arbeit in den LPG<br />

In diesem Jahr sind aile Bauern zur genossenschaftlichen Arbeit<br />

in landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften ilbergegangen.<br />

Diesel' Fortschritt ist von groBter Bedeutung fill' die Stiirkung del'<br />

Friedenskriifte, die Festigung del' Arbeiter-und-Bauern-Macht. die<br />

Uberwindung del' RUckstiindigkeit <strong>des</strong> Dorfes und fill' die Erhohung<br />

<strong>des</strong> Wohlstan<strong>des</strong> del' Bauern und <strong>des</strong> ganzen Volkes. Die Bauern<br />

haben sehr gut verstanden, daB die mo<strong>der</strong>n en Maschinen, die neuen<br />

Erkenntnisse del' Agrotechnik und del' Chemie nich! auf kleinen<br />

Fliichen angewandt werden konnen, Den Wi<strong>der</strong>spruch zwischen <strong>der</strong><br />

Entwicklung <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Tech.nik und <strong>der</strong> Rilckstiindigkeit de.<br />

individuellen Bauernbetriebes iiberwinden die Bauern durch ihrB<br />

genossensch.aftlich.e Arbeit in den LPG.<br />

Die Entwicklung del' genossenschaftlichen Arbeit. die Uberwindung<br />

ruckstandiger Methoden und die Erarbeitung <strong>des</strong>.Neuen, Fortschrltt-<br />

31


lichen ist selbstverstandlich mit vielen Diskussionen und auch mit<br />

gewissen perstinlichen Konflikten verbunden.<br />

Alte Moralbegriffe wie "Je<strong>der</strong> ist sich selbst <strong>der</strong> Nachste" verschwind<br />

en immer mehr. Die gemeinsame Arbeit in <strong>der</strong> Genossenschaft<br />

und ihren Brigaden bringt mehr Nutzen, fiir<strong>der</strong>t das gemeinsame<br />

Lernen und entwickelt die freundschaftlichen Beziehungen<br />

zwischen den Genossenschaftsbauern. Viele Bauern organisieren<br />

jetzt zum erstenmal die genossenschaftliche Arbeit und vollbringen<br />

dabei groBe Leistungen. Unsere Bauern sind kluge Menschen. Sie<br />

verstehen gut, daB die genossenschaftliche Produktion voll den<br />

Interessen <strong>der</strong> Gesellschaft und auch ihren eigenen Interessen entspricht<br />

und <strong>der</strong> einzige Weg zu Gluck und Wohlstand im Dorf ist.<br />

Mit <strong>der</strong> Vergenossenschaftlichung in den Dorfern wird eine hiihere<br />

QualWit <strong>der</strong> Arbeit aller staatlichen Organe bei <strong>der</strong> Leitung <strong>des</strong> sozialistischen<br />

Aufbaus in <strong>der</strong> Landwirtschaft erfor<strong>der</strong>llch. Die staatliche<br />

Leitung <strong>der</strong> Landwirtschaft darf nicht bei <strong>der</strong> Erfassung <strong>der</strong> landwirtschaftlichen<br />

Produkte beginnen, son<strong>der</strong>n sie muB in erster Linie<br />

auf die planmafiige Organisierung <strong>der</strong> sozialistischen Produktion<br />

gerichtet sein. Das heiBt vor allem, daB die staatlichen Organe unmlttelbar<br />

im Dorf helfen mussen, die genossenschaftliche Arbeit nach<br />

dem Statut zu entfalten, die sozialistische Arbeitsorganisation zu<br />

entwickeln und den wissenschaftlich-technischen Fortschrltt durchzusetzen,<br />

Die staatlichen Organe werden ihre Aufgaben erfolgreich<br />

losen, wenn sie diese mit <strong>der</strong> gesamten DorfbevOlkerung beraten<br />

und gemeinsam mit ihr durchsetzen. Immer mehr festigt sich in<br />

unseren Dorfern <strong>der</strong> Grundsatz, daB aile wiehtigen politischen und<br />

okonomischen Probleme und Aufgaben zur Angelegenheit <strong>der</strong> gesam<br />

ten DorfbevOlkerung werden und aile Fragen <strong>der</strong> Entwicklung<br />

<strong>des</strong> Dorfes demokratisch beraten werden. Das ist auch die Gewahr<br />

fUr die Mitarbeit aller bei <strong>der</strong> Schaffung <strong>des</strong> sozialistischen Dorfes.<br />

Die Frauen und Jugendlichen in <strong>der</strong> LPG<br />

Fur die Vorstande aller LPG muB es zu einer Selbstverstandlichkeit<br />

werden, daB sie ihr beson<strong>der</strong>es Augenmerk <strong>der</strong> breiten Einbeziehung<br />

<strong>der</strong> Frauen und Jugendlichen <strong>des</strong> Dories in die Losung<br />

aller Aufgaben <strong>der</strong> LPG widmen. Noch nie waren in unserer Landwirtschaft<br />

solche Mogliehkeiten fUr die Entwicklung <strong>der</strong> schopferischen<br />

Fahigkeiten <strong>der</strong> Bauerinnen, fUr die Verwirklichung ihrer<br />

Gleichberechtigung gegeben wie unter den Bedingungen <strong>des</strong> vollgenossenschaftlichen<br />

Dorfes. Es ist eine vordringliche Aufgabs <strong>der</strong><br />

Vorstiinde <strong>der</strong> LPG, alle Biiuerinnen als Mitglied <strong>der</strong> LPG zu gewinnen<br />

und ihre Entwicklung und Qualifizierung planmlijjig zu fiir<strong>der</strong>n;<br />

Dadurch werden die Bauerinnen in npr LPG zu einer groBen Kraft<br />

52


LPG zu gewinnen und alle tibrigen Arbeitskraftereserven <strong>des</strong> Dorfes<br />

zu mobilisieren.<br />

Die Genossenschaftsmitglie<strong>der</strong> werden auch begreifen, daB <strong>der</strong><br />

Aufbau <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen, mechanisierten sozialistischen Landwirtschaftsbetriebe<br />

mit mo<strong>der</strong>nster Technologie elnige Jahre Zeit<br />

erfor<strong>der</strong>t. Jetzt 1st es noch unumgiinglich, die alte und neue Technik<br />

in richtiger Kombination einzusetzen, urn hochste Produktionsleistungen<br />

<strong>der</strong> LPG zu sichern .<br />

Die Losung <strong>der</strong> Aufgaben in <strong>der</strong> Landwirtschaft erfor<strong>der</strong>t die tligliche<br />

schopferische Mitarbeit je<strong>des</strong> Genossenschaftsmitglie<strong>des</strong>. Dazu<br />

1st die strenge Einhaltung <strong>des</strong> Statuts und die Entwicklung <strong>des</strong> genessenschaftlichen<br />

BewuBtseins die entscheidende Voraussetzung.<br />

In den LPG muj3 die innergenossenschaftliche Demokratie bei voller<br />

Wahrung und Anerkennung <strong>der</strong> Gesetze verwirklicht werden.<br />

Aile Genossenschaftsmitglie<strong>der</strong> mogen unduldsam gegentiber VerstoB'en<br />

gegen die Gesetzlichkeit, gegen das Statut und gegen den Produktionsplan<br />

sein.<br />

Die verantwortungsvolle Teilnahme alle Genossenschaftsbauerlnnen<br />

und -bauern an <strong>der</strong> Leitung ihrer LPG 1st die slcherste Gewahr<br />

fur eine hohe Produktion und fUr die erfolgreiche Entwicklung <strong>der</strong><br />

LPG. Beson<strong>der</strong>s die Vorstande und die Brigadiere <strong>der</strong> LPG haben<br />

die Aufgabe, das Kollektiv <strong>der</strong> Genossenschaftsbauern zu einer hohen<br />

sozialistischen Arbeitsmoral zu erziehen und alle grundsatzliehen<br />

Fragen <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> LPG mit den Genossenschaftsmitglie<strong>der</strong>n<br />

zu beraten. Nur so konnen die Erfahrungen und Kenntnisse <strong>des</strong> einzelnen<br />

zur vervlelfachten Kraft <strong>des</strong> Kollektivs vereint werden.<br />

Es kann kein Zweifel daruber bestehen, daB die vollstandige Befreiung<br />

<strong>der</strong> Bauern und <strong>der</strong> Ubergang aller Bauern zur genossenschaftlichen<br />

Produktion in den LPG zum weiteren Aufschwung<br />

fuhrt, Es 1st von groBer Bedeutung, daB die Bauern noch mehr<br />

Moglichkeiten haben, an <strong>der</strong> Leitung <strong>des</strong> Staates teilzunehmen. Sie<br />

werden jetzt gewiB eine noch groBere Zahl <strong>der</strong> besten Genossenschaftsbauern<br />

In die leitenden Organe <strong>des</strong> Staates, von <strong>der</strong> Gerneindevertretung<br />

bis zur Volkskammer, entsenden.<br />

Aufgabe <strong>der</strong> sozialistischen Kulturarbeit: die gebildete Nation<br />

Auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> gemelnsamen sozialistischen Arbeit entwickeln<br />

sich die kulturellen Bedtirfnisse <strong>der</strong> Werktatigen und ein<br />

Kulturleben, wie es in Deutschland Iruher unbekannt war.<br />

Angesichts <strong>des</strong> wachsenden Dranges zur Kultur konnten wir uns,<br />

gestutzt auf den steigenden Wohlstand <strong>der</strong> Bevolkerung und ein immer<br />

besser und mannigfaltiger ausgebautes Bildungswesen, die hohe<br />

Aufiabe stellen, unser ganzes Volk zur gebildeten Nation zu ent-


wickeln. Die besten Krafte <strong>der</strong> alten gebildeten Schichten, Lehrer,<br />

Wissenschaftler, Professoren, Arzte, Kultur- und Kunstschaffende,<br />

haben ihre Erfahrungen und ihr Konnen in den Dienst dieser groBen<br />

Volkserziehungsaufgabe gestellt, in <strong>der</strong> sie mit Recht die Verwirkllchung<br />

<strong>der</strong> besten humanistischen deutschen Bildungstraditionen<br />

sehen. Aus <strong>der</strong> jungen Generation <strong>der</strong> Arbeiter und Genossenschaftsbauern<br />

wachsen begabte Kultur- und Kunstschaffende heran, die<br />

in enger Verbundenheit mit den Werktatigen in den Betrieben und<br />

genossenschaftllchen Dorfern die Gedanken und Gefiihle <strong>der</strong> einst<br />

von <strong>der</strong> Bildung ausgeschlossenen und nun zu einer neuen, hoheren<br />

Kultur aufstelgenden Werktatigen in Kunstwerken neuer Pragung<br />

zu gestalten fiihig sind.<br />

Dabei blelbt aber das Schaffen von Werken <strong>der</strong> sehdnen Kiinste,<br />

zu denen den Mllllonen <strong>der</strong> Bevolkerung <strong>der</strong> Zugang eroffnet wird,<br />

nlcht mehr Angelegenheit aliein <strong>der</strong> Berufskiinstler. Vielmehr werden<br />

immer mehr Werktiitige auf vielfiiltige Art In den ProzeB <strong>des</strong><br />

Kunstschaffens elnbezogen, So sind wir Zeugen <strong>der</strong> Entstehung einer<br />

sozialistischen nationalen Volkskultur, in <strong>der</strong> die graBen Kulturtraditionen<br />

unseres Volkes bewahrt und weitergebildet werden. Wie<br />

in <strong>der</strong> Arbeit und 1m Lemen bildet sieb In diesem sozialistischen<br />

Kulturschaffen das moralische Antlitz <strong>des</strong> neuen, sozialistischen Menschen.<br />

Zu einigen Fragen <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />

und menschlichen Beziehungen<br />

In unserer sozialistischen Demokratie sind durch die Beseitigung<br />

<strong>der</strong> kapitalistischen Ausbeuterklasse und die Abschaffung <strong>der</strong> Ausbeutung<br />

<strong>des</strong> Menschen durch den Menschen die Bedingungen fUr<br />

Humanitiit und Gerechtigkelt, fUr die Verwirklichung <strong>der</strong> Ideale<br />

<strong>der</strong> Menschheit geschaffen worden. Nach <strong>der</strong> Schaffung <strong>der</strong> materiellen<br />

Grundlage steht die noch kompliziertere Aufgabe, das Bewuf3tsein<br />

und die Beziehungen <strong>der</strong> Menschen wirklich sozialistisch zu<br />

gestalten. Es gibt noch Menschen, die sich nur schwer mit den neuen<br />

geselischaftlichen Verhiiltnissen befreunden konnen.<br />

Es sind erst zwei Jahre vergangen, seitdem die Grundsiitze <strong>der</strong><br />

sozialistischen Moral und Ethik verkiindet wurden; allen Burgern<br />

<strong>der</strong> Deutschen Demokratischen Republik wurde damit <strong>der</strong> Weg zur<br />

Verwirklichung einer neuen, sozialistischen Lebensweise gewiesen.<br />

Heute schon konnen wir feststellen, daB sich in diesen zwei Jahren<br />

wesentliche Veriin<strong>der</strong>ungen im gesellschaftlichen BewuBtsein und in<br />

den Beziehungen zwischen den Menschen vollzogen haben,<br />

5iJ


Eine wichtige Seite del' neuen, sozlalistischen Beziehungen ist das<br />

Bestreben, iiberall die Grundslitze del' sozialistischen Moral zu einfach<br />

selbstverstandlichen Normen <strong>des</strong> tagliehen Lebens zu machen.<br />

Beson<strong>der</strong>s bedeutungsvoll ist es, daB sich dabei immer starker gute<br />

Eigenschaften del' Menschen entwickeln wie Liebe zur Arbeit und<br />

VerantwortungsbewuBtsein, Wahrheitsliebe und Kiihnheit, Offenheit<br />

und Selbstlosigkeit, abel' auch Treue zum Sozlalismus und Unversohnlichkeit<br />

gegenuber seinen Feinden, Liebe zum sozialistischen<br />

Vaterland del' Arbeiter und Bauern, unverbriichliehe Freundschaft<br />

mit den Volkern del' an<strong>der</strong>en sozialistischen Lan<strong>der</strong> und feste SoIidaritat<br />

mit all denen, die in an<strong>der</strong>en Lan<strong>der</strong>n und Erdteilen fill' die<br />

erhabenen Ziele <strong>des</strong> Sozialismus kampfen. In del' sozialistischen<br />

Lcbensweise, die sich entwickelt und urn giiltige Formen ringt, werden<br />

die besten humanistischen Traditlonen gewahrt, die das deutsche<br />

Volk hervorgebracht hat.<br />

Gemeinschaftsgeist 1st heute zum bestimmenden Faktor in den<br />

Beziehungen zwischen den Menschen geworden. Das Prinzip <strong>des</strong><br />

biirgerlichen Indivlduallsmus wird mehr und mehr Uberwunden<br />

durch das humanistische Prinzip del' sozialistischen Gemeinschaft,<br />

die auf del' Gemeinsamkeit del' Interessen aller Werktiitigen beruht.<br />

Indem die geseilschaftlichen Interessen, die gemelnsamen Interessen<br />

aller den Vorrang haben, wlrd den IndividueIlen, personllchen Interessen<br />

am besten entsprochen.<br />

Wie das neue Bewuptseln entstekt<br />

Del' entscheidende Bereich, In dem sich del' neue Mensch entwickelt,<br />

ist die Arbeit unter den soziallstischen Produktlonsverhaltnissen.<br />

Unter den Verhaltnissen del' Arbeiter-und-Bauern-Macht In<br />

del' Deutschen Demokratischen Republik hat sich del' Charakter del'<br />

Arbeit grundlegend gewandeIt. Vie.1e haben schon begriffen, daB<br />

das Ringen urn das Wohl del' ganzen Gesellschaft und demzufolge del'<br />

Beitrag, den je<strong>der</strong> einzelne durch seine Arbeit zum Wohl del' sozialistischen<br />

GeseIIschaft leistet, gleichzeitig die entscheidende Voraussetzung<br />

fill' das Wohlergehen eines jeden Biirgers unserer Republik<br />

ist. Die Erkenntnis del' Vbereinstlmmung ihrer personlichen mit<br />

den gesellschajtlichen Interessen hat bel MiIIionen Werktatiger bereits<br />

zu einer tlefgreifenden Wandlung ihres Verhaltnisses zur Gesellschaft,<br />

zur Arbeit und zum soziallstischen Staat gefiihrt. Ein tiefgreifen<strong>der</strong><br />

WandlungsprozeB hat slch auch bel den Handwerkern,<br />

Gewerbetreibenden, Unternehmern und an<strong>der</strong>en Gesehaftsleuten<br />

vollzogen, Viele von Ihnen gingen zur gemeinschafUichen Arbeit<br />

Uber, und 1m Prozefr del' gemeinsamen Arbeit entwickelten sich aueh<br />

bei Ihnen Keime eines neuen BewuBtseins.


das? Nein, wer Menschen uber.vugen will, muB den Weg zu ihnen<br />

finden, zu ihrem Verstand und zu ihrem Herzen.<br />

Die Menschen haben eine unterschiedliche Vergangenheit, Herkunft<br />

und Lebenserfahrung. Ihre Gedanken sind folglich recht verschieden.<br />

Abel' del' Sozialismus spricht sie aile an. Allen gibt er eine<br />

Perspektive. Eben davon wollen wir aile uberzeugen, Abel' dabei<br />

miissen wir die manchmal noch vorhandene Engstirnigkeit, den<br />

Biirokratismus, den Schematismus und das formale Herangehen beseitigen.<br />

Wir miissen die Menschen mit all ihren Voreugen und mit<br />

manchen Schwa chen sehen, uns in ihre Gedankengange hineinfinden,<br />

seIber im Leben und in del' Arbeit immer Vorbild sein, ein echtes<br />

Vertrauensverhaltnis schaffen und unsere besseren Argumente wirklich<br />

uberzeugend wirken lassen.<br />

In prinzipiellen Fragen <strong>der</strong> Theorie und <strong>der</strong> Praxis <strong>des</strong> Sozialismus<br />

gehen wir keinen Schritt zuruck. Wir werden es so wie bisher<br />

halten und alle Opportunisten und Revisionisten in die Schranken<br />

weisen. In diesen Fragen lassen wir nicht mit uns handeln. Aber<br />

um Menschen zu iiberzeugen. braucht man nicht nur prinzipielle<br />

Klarheit. son<strong>der</strong>n auch grope Geduld. Nicht die Lautstiirke ist ausschlaggebend.<br />

son<strong>der</strong>n das bessere Argument. Wer das Leben kennt<br />

und wer selbst zutiefst von del' Gerechtigkeit und del' hohen Moral<br />

<strong>des</strong> Sozialismus erfiillt ist, wem die Wiinsche und Sorgen del' Werktatigen<br />

nicht fremd sind, del' wird immer das richtige Wort und den<br />

richtigen Ton finden. Del' wird nie Menschen abstofien, son<strong>der</strong>n<br />

wird iiberzeugen. Menschen iiberzeugen ist eine schwierige, abel'<br />

eine schone und dankbare Aufgabe. Sie erfor<strong>der</strong>t viel Zeit und Milhe,<br />

viel Takt, Fingerspitzengefiihl und menschliche GroBe.<br />

Natiirlich vergessen wir dabei nieht, daB del' Gegner alles tut, urn<br />

die Menschen vom guten Weg <strong>des</strong> Sozialismus abzulenken. Abel' wir<br />

miissen verstehen, die Menschen guten Willens von <strong>der</strong> kleinen Zahl<br />

del' Gegner zu unterscheiden.<br />

Den Gegner sehlagen wir, wo er sein Haupt erhebt. Ihn packen<br />

wir unversohnlich an, und mit ihm sprechen wir eine harte Sprache.<br />

Denn wir hassen die Militaristen und Revanchisten, die VOl' dem<br />

Volk uber und iiber mit Schuld beladen sind und wie<strong>der</strong>um alles<br />

vernichtenwollen.<br />

Abel' del' groBen Masse <strong>des</strong> Volkes, die ehrlich arbeitet und die<br />

den Frieden will, del' gilt un sere ganze Liebe und Achtung. Unsere<br />

politischen Prinzipien sind klar und gut. Dafiir konnen wir jeden<br />

gewinnen.<br />

Unserc beson<strong>der</strong>e Aujmerksamkeit gilt <strong>der</strong> heranwachsenden jungen<br />

Generation. Seit Bestehen unserer Republik gilt ihr unsere Liebe<br />

und Fiirsorge, geben wir ihr aile Unterstutzung und For<strong>der</strong>ung, Die<br />

Entwicklung del' Deutschen Demokratischen Republik ist untrenn-


ar mit dem Kampf ihrer Jugend urn ein besseres Leben im Sozialismus<br />

verbunden. Alle Madehen und Jungen sollen kluge, vorwartsdrangende<br />

Staatsbtirger werden, die die Vollendung <strong>des</strong> Sieges <strong>des</strong><br />

Sozialismus und den Triumph tiber den Todfeind un seres Volkes,<br />

den Militarismus, als ihren Lebensinhalt betrachten. Die Jugend<br />

wird auf diesem Entwicklungsweg in dem MaBe vorwartsschreiten,<br />

wie sie sich bewuBte Disziplin und Ordnung zu eigen macht, aktiv<br />

an <strong>der</strong> Festigung <strong>der</strong> Staatsmacht teilnimmt und sich bei <strong>der</strong> Losung<br />

unserer groBen .wirtschaftl ichen Aufgaben bewahrt, Viele [unge<br />

Menschen sind durch ihre Tat und ihr Eintreten fUr den Sieg <strong>des</strong><br />

Sozialismus <strong>der</strong> lebendige Ausdruck fUr die Wirklichkeit unserer<br />

groBen Perspektive. In ihnen pragt sich das moralische Antlilz <strong>des</strong><br />

neuen, sozialistischen Menschen.<br />

Ehe und Familie<br />

Ein Wort noch zur Rolle und Bedeutung <strong>der</strong> Familie. Wir gehen<br />

davon aus, daB die Ehe eine fUr das ganze Leben geschlossene Gemeinschaft<br />

zwischen Mann und Frau sein soli. In dieser Lebensgemeinschaft<br />

sind beide Ehepartner in je<strong>der</strong> Beziehung vollig gleichberechtigt.<br />

Sie beruht auf gegenseitiger Liebe und Achtung. Ihr vornehmstes<br />

ZieI ist, <strong>der</strong> gemeinsamen Entwicklung <strong>der</strong> Ehegalten zu<br />

dienen und die Erziehung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> zu fahigen, fleiBigen und sauberen<br />

Menschen im Geiste <strong>der</strong> sozialistischen Weltanschauung und<br />

Moralzu sichern.<br />

Es gibt heute lei<strong>der</strong> noch manche negative Erscheinungen in den<br />

Familienbeziehungen, mit den en sich auch unsere Gerichte viel zu<br />

oft besehaftigen miissen. Wir konnen aber feststellen, daB in <strong>der</strong><br />

Deutschen Demokratischen Republik Ehe und Familie sich in den<br />

letzten Jahren sehr gefestigt haben, weil schlieJ31ich immer mehr<br />

Menschen bemtiht sind, auch in ihrem Familienleben die Prinzipien<br />

<strong>der</strong> sozialislischen Moral zu achten. Damit Ehe und Familie noch<br />

fester werden, noch besserden Prinzipien <strong>der</strong> sozialistischen Lebensweise<br />

entsprechen, erscheint es mir notwendig, daO auch im taglichen<br />

Leben <strong>der</strong> Familie die volle Gleichberechtigung <strong>der</strong> Frau<br />

schneller verwirklicht wird. Oft ist doch auch heute noch die Frau<br />

dem Manne gegenilber ernsthaft benachteiligt. Zur volJen Gleichberechtigung<br />

gehort zum Beispiel, daB die Frau soweit als moglich<br />

von <strong>der</strong> eintonigen, aberkeineswegsleichten Hausarbeit befrert wird,<br />

daB also noch weit mehr gesellschaftliche Einrichtungen geschaffen<br />

werden, die das Leben <strong>der</strong> Frau erleichtern.<br />

Wir mochten gern, daf unsere Menschen sich innerhalb <strong>der</strong> Familie<br />

starker <strong>der</strong> geistig-kulturellen Betiitigung und Entwicklung<br />

aller ihrer Angehorigen widmen konnen, Erst auf diese Weise kommt


die kulturelle und erzieherische Funktion <strong>der</strong> Familie voll zur Geltung.<br />

Viele unserer gesellschaftlichen und sozialen MaBnahmen, angefangen<br />

vom Wohnungsbau tiber die Ganztagsschulen und die<br />

kommunalen Einrichtungen zur Erieichterung <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> Frauen<br />

bis zur Arbeitszeitverktirzung, Lohnerhohung und den sich stiindig<br />

verbessernden Urlaubs- und Erholungsbedingungen, wirken in dieser<br />

Richtung und ford ern die sozialistische Familie.<br />

Unser Staat wird sich auch weiterhin mit ganzer Kraft Iur diese<br />

Ziele e vsetzen, Es ist das ZieI unseres Strebens, allen Glie<strong>der</strong>n unserer<br />

schonen sozialistischen Menschengemeinschaft die allseitige<br />

Entfaltung ihrer Fiihigkeiten, ein gliickliches Leben in Frieden und<br />

Freundschaft mit allen Volkern, ein kulturvolles Leben in standig<br />

wachsendem WohIstand zu gewiihrleisten.<br />

Zum Verhiiltnis unseres Staates zur Kirche<br />

Gestatten Sie mir, verehrte Abgeordnete, nunmehr einige Bernerkungen<br />

tiber unser Verhiiltnis zu den Religionsgemeinschajten. Die<br />

Angehorigen <strong>der</strong> evangelisehen Kirche, <strong>der</strong> katholischen Kirche sowie<br />

<strong>der</strong> Judischen Gemeinde haben in unserer Deutschen Demokratischen<br />

Republik die Moglichkeit, in <strong>der</strong> Kirche beziehungsweise Synagoge<br />

ihre religiOsen Anliegen zu pflegen, Zwischen den fUhrenden Personllchkeiten<br />

<strong>der</strong> evangelischen Kirche in <strong>der</strong> Deutschen Demokratischen<br />

Republik und <strong>der</strong> Regierung ist, wie Sie wissen, ein Protokoll<br />

vereinbart worden, <strong>des</strong>sen DurchfUhrung normale Beziehungen<br />

von Kirche und Staat ermoglieht. Mit <strong>der</strong> Leitung <strong>der</strong> katholischen<br />

Kirche in <strong>der</strong> DDR i!it infoIge <strong>des</strong> von Bonn gesteuerten Einflusses<br />

<strong>des</strong> militaristisch gefiirbten Klerikalismus eine entsprechende Vereinbarung<br />

noch nicht zustande gekommen,<br />

Wir kiinnen nicht daran vorbeigehen, dap sich injolge <strong>der</strong> Verwand<br />

lung Westdeutschlands in die Hauptaujmarschbasis <strong>der</strong> aggressiven<br />

NATO, injolge <strong>der</strong> vertraglich jestgelegten Verjilzung kirchlicher<br />

Stellen mit Militarismus und NATO-Politik und injolge <strong>der</strong><br />

Propaganda jilhren<strong>der</strong> westdeutscher Kirchenleute jilr die Atomkriegspolitik<br />

<strong>des</strong> Bonner Staates die jrilher einmal miiglich gewesene<br />

Zusammenarbeit zwischen <strong>der</strong> Regierung <strong>der</strong> Deutschen Demokratischen<br />

Republik und einer westdeutschen sogenannten deutschen<br />

Kirchenleitung unmiiglich geworden ist. Mit unscrer Einstellung zur<br />

Kirche hat dasjedoch nichtszu tun.<br />

Ich freue mich, heute feststeIIen zu konnen, daB bei einer zunehmenden<br />

ZahI maflgeblicher Amtstriiger <strong>der</strong> evangelischen Kirche <strong>der</strong><br />

Deutschen Demokratischen Republik das Verstiindnis Iilr unsere Einstellung<br />

zu den westdeutschen NATO-Politikern im geistlichen Gewand<br />

und den von Ihnen vertretenen Institutionen wachst, Die kirch-<br />

60


lichen Arntstrager in del' Deutschen Demokratischen Republik ubereugen<br />

sich mehr und mehr von <strong>der</strong> Richtigkeit <strong>der</strong> von Friedensliebe<br />

und den Prinzipien wahrer Menschlichkeit geleiteten Politik<br />

unsererRegierung.<br />

Im Verlaufe dieses Jahres haben an vielen Orten Pfarrer und Gemeindekirchenrate,<br />

Theologen und an<strong>der</strong>e kirchliche Amtstriigeraus<br />

christlicher Verantwortung heraus dazu beigctragcn, christlichen<br />

Bauern die Entscheidung fUr den guten Weg in die sozialistische<br />

Zukunft zu erleichtern. Als unlangst durch die Unbilden dsr<br />

Witterung eine reiche Ernte auf unseren Fel<strong>der</strong>n in Gefahr geriet,<br />

haben hohe kirchliche Amtstrager, zum Beispiel die evangelischen<br />

Lan<strong>des</strong>bisch6fe D. Mitzenheim und D. Krumacher, die Pfarrer und<br />

die Gemeindemitglie<strong>der</strong> aufgerufen, tatkriiftig bei <strong>der</strong> Bergung <strong>der</strong><br />

Ernte zu helfen. Auch Pfarrer und Mitarbeiter <strong>der</strong> evangelisehen<br />

Kirche del' Deutschen Demokratischen Republik haben auf den Fel<strong>der</strong>n<br />

landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften zugepackt<br />

und mitgeholfen, dieerste Ernte <strong>des</strong> vollgenossenschaftlichen DorIcs<br />

einzubringen.<br />

Wir schen darin cin Zcichen <strong>des</strong> in del' evangelischen Kirche del'<br />

Deutschen Demokratischen Republik wachsenden Verstiindnisses [iir<br />

die Ziele und Aufgaben unserer sozialistischen Gcmeinschaft. Das<br />

Christentum und die humanistischen Ziele <strong>des</strong> Sozialismus sind<br />

keine Cegensatze, Nur ist das Christentum, einst als Religion <strong>der</strong><br />

Armen und <strong>des</strong> Friedens begrundet, seit Jahrhun<strong>der</strong>ten von den<br />

herrschenden Klassen mil3braucht worden. Heute wird es in Westdeutschland<br />

von den Kriiften <strong>des</strong> Militarismus, diesmal Itir die menschenfeindliche<br />

Atomriistungspolitik, mil3braucht. Die alte Sehnsucht<br />

<strong>der</strong> christlich gesinnten Bevolkerung, die sich in del' Botschaft:<br />

..Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen" aul3ert,<br />

kann ihre ErfUllung nur durch die Verwirklichung del' hohen Ideen<br />

<strong>des</strong> Humanismus und Sozialismus finden.<br />

Schneller Aufschwung <strong>des</strong> Bildungswesens<br />

Verchrte Abgeordnete del' Volkskammer!<br />

Der Wert einer jeden Gesellschaftsordnung wird unter an<strong>der</strong>cm<br />

daran gemessen, welche Bildungsmiiglichkeiten sie dem Volk bietet,<br />

WirkiinnenheutemitGenugtuung feststellen,dal3 in unserer Deutschen<br />

Demokratischen Republik bereits ein hoher Stand <strong>des</strong> Bildungswesenserreicht<br />

wurde, del' weil hoher ist als del' in del' westdeutschen<br />

Bun<strong>des</strong>republik. Bei uns hat sich eine breite Bewegung<br />

<strong>des</strong> Lernens entwickelt. Jung und alt, das ganze Volk strcbt nnch<br />

hiiherem Wissen. Das ist das Neue und Schone. Hier auflert sich 00-<br />

61


sen<strong>der</strong>s eindrucksvoll die Uberlegenheit unserer sozialistischen Gesellsehaftsordnung<br />

iiber diekapitalistische Herrschaft. _<br />

Die sozialistische Gesellschaft kann gar nicht genug kluge Kopfe<br />

und geschickte Hiinde haben. Und was heute an Bildung ausreichen<br />

mag, wird morgen auf einer hoheren Stufe <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong><br />

sozialistischen Gesellschaft und Wissenschaft schon nicht mehr ausreichen.<br />

Deshalb darf niemand das Lernen vernachlassigen,<br />

Durch die Beseitigung <strong>des</strong> Bildungsprivilegs haben wir zum ersten<br />

Mal in <strong>der</strong> deutschen Geschichte ein einheitliches Bildungssystem<br />

schaffen konnen, das - vom Kin<strong>der</strong>garten bis zur Hochschule und<br />

Universitiit - allen Kin<strong>der</strong>n aller Schichten <strong>des</strong> Volkes und auch<br />

den Erwachsenen in Stadt und Land die Moglichkeit zur allseitigen<br />

wissenschaftlichen. Bildung bietet. Die EinfUhrung <strong>der</strong> zehnklassigen<br />

allgemeinbildenden polytechnischen Oberschule hat sich im vergangenen<br />

Schuljahr bereits bewiihrt. Es ist jetzt erwiesen, dafl <strong>der</strong> polytechnische<br />

Unterricht zu hoheren Leistungen <strong>der</strong> Schiller und besseren<br />

Ergebnissen in <strong>der</strong> Erziehung Itihrt,<br />

Unsere Lehrer und Erzieher hat die Entwicklung <strong>der</strong> sozialistlschen<br />

Schule vor neue padagogisehe und methodische Probleme gestellt,<br />

<strong>der</strong>en Losung die schopferische Mitarbeit <strong>der</strong> gesamten Lehrerschaft<br />

erfor<strong>der</strong>t. 1ch weip, dap die piidagogische Arbeit eine<br />

schwcre und verantwortungsvolle Tiitigkeit ist. Zugleich gehiirt sie<br />

aber zur schonsten Arbeit, die es im gesellschaftlichen Leben zu erfii,llen<br />

gilt. Der Lehrer ist <strong>der</strong> wichtigste Helfer <strong>der</strong> Werktiitigen bei<br />

<strong>der</strong> Erziehung <strong>der</strong> Jugend und lest durch seine verantwortungsvolle<br />

Tiitigkeit die Grundlagen fUr die Entwicklung zur gebildeten sozialistischen<br />

Nation.<br />

Durch engere Verbindung <strong>der</strong> Ausbildung und Forschung mit den<br />

Erfor<strong>der</strong>nissen <strong>der</strong> Praxis <strong>des</strong> sozial'istischen Aufbaus wurde an unseren<br />

Hochschulen und Universitiiten eine Erhohung <strong>des</strong> wissenschaftlichen<br />

Niveaus erreicht. An manchen Fakultiiten konnte die<br />

KIuft zwischen Theorie und Praxis verringert werden.<br />

Wir konnen, liebe Abgeordnete, mit Genugtuung feststelIen, dafl<br />

es in <strong>der</strong> Deutschen Demokratischen Republik auf allen Gebieten<br />

<strong>des</strong> Bildungswesens und <strong>der</strong> Kultur einen Aufschwung gibt. Das ist<br />

so, weil hier bei uns eine friedliche Politik fUr das Volk und durch<br />

das Volk betrieben wird. Der Aufbau <strong>des</strong> Sozialismus eroffnet allen<br />

Werktiitigen den ganzen unerschopflichen Reichtum <strong>der</strong> Kultur,<br />

offnet Ihnen das Tor zur Wissenschaft, zu einem Leben In Kultur,<br />

Schonheit und Freude.


Zielbewujlt und kuhn zum Sieg <strong>des</strong> Sozialismus<br />

Wir gehen zielbewujlt und kuhn den Weg zum Sieg <strong>des</strong> Sozialismus,<br />

wie er im Beschlujl <strong>der</strong> Volkskammer iiber den SiebenjahTplan<br />

vorgezeichnet ist. Del' Sozialismus gibt dem Volk die Moglichkeit,<br />

in den Fragen, wie del' Friede gesichert und wie das Leben reicher<br />

und schoner gestaltet werden kann, selbst zu entscheiden und<br />

mitzugestalten.<br />

Unsel'e Werktiitigen wissen bereits an Hand sehr guter Erfahrungen,<br />

daf unsere Politik auf die standige Steigerung ihres Lebensstandards<br />

gerichtet ist. Und so wird das auch in den kommendcn<br />

Jahren sein. Wir glauben, daf wir es nicht notwendig haben, Vcrsprechungen<br />

zu machen. AIle wissen ohnehin: Del' Staat kann nul'<br />

dasgeben, was von allenerarbeitet worden ist.<br />

Reute messen wir uns bereits mit Westdeutsrhland im Wettbewerb.<br />

Wir werden allen Menschen in Westdeutschland beweisen, dajl<br />

<strong>der</strong> Sozialismus in je<strong>der</strong> Beziehung die bessere, menschlichere Gesellschaftsordnung<br />

ist. Del' Sozialismus verwirklicht solche edlen<br />

Ziele del' Menschheit wie Frieden, soziale Sicherheit und Wohlstand.<br />

Das sind die wahren Griinde, warum dem Sozialismus die Zukunft<br />

gehort.<br />

Fur die Perspektiven, die del' Sozialismus den Menschen geben<br />

kann, Iohnt es sich wahrhaftig zu arbeiten, Es wird die Zeit kornmen,<br />

wo del' Krieg nul' noch del' Erinnerung angehort. Das wird die<br />

Zeit sein, wo die Menschheit durch ihren Aufstieg auf die Hohen<br />

<strong>des</strong> Sozialismus endgiiltig zur wahren Menschlichkeit gekommen ist,<br />

wo das Wort von Maxim Gorki: Ein Mensch sein, wie stolz das<br />

klingt - einen tie fen Sinn erhiilt.<br />

In diesem Sinne gestaltet in <strong>der</strong> Deutschen Demokratischen Republik<br />

das Volk sein neues Leben.<br />

Der Sieg <strong>des</strong> Sozialismus ist gewijlI<br />

63


Inbalt<br />

(Einleitung) ...• ; I I ••..• I .. I •••••• 3<br />

Die gcschichtliche Rolle <strong>der</strong> Deutschen Demokratischen Republik<br />

Die DDR - del' Reprlisentant <strong>der</strong> friedliebenden deutschen Nation<br />

Nur <strong>der</strong> deutsche Friedensstaat kann rechtmafiiger deutseher Staat<br />

sein •••••••. , .•••••••••••••• 9<br />

Antwort an Prasident Eisenhower .••• I ••• I I I •• 10<br />

Fragen an die deutsche Nation ..••• I ••• I I I •• 11<br />

Des Abrilstllngsprogramm <strong>der</strong> Sow;etunion und <strong>der</strong> Vorschlag<br />

fur totole Abrustllng in Deutschland . . . . . . • . . , .. 14<br />

Das deutsche Volk begrii13t die Vorschlage del' Sowjetunion ; I • 16<br />

Bonn auf <strong>der</strong> Anklagebank ..... I I I ••• I •••• 16<br />

Die Mcnschheit braucht Abriistung .. I ••••• I ••• I 17<br />

Sicherung <strong>des</strong> Friedens - die gro13te nationale Autgabe I I ••• 18<br />

Antwort an den britlschen Premlerminlster .. , ... , .. 21<br />

WestdeutscheBiirgerschlagenvor:VolksbefragunginganzDeutschland<br />

iiber die allgemeine und vollstandlge Abriistung ..• I •• 23<br />

Was 1st notwendig? ..•••.. I •••••••••• 23<br />

Einlge Bemerkungen zur Westberlinfrage .•••••••• I 25<br />

Friede ist die erste Biirgerpflicht... I I ••• I ••••• 31<br />

Volksdcmokrotischer Staat und Siaatsrat . . . • I I ••• I 32<br />

Zu einigen Grundfragen unserer Staatspolitik ...••.•• 33<br />

Der volksdemokratische Staat und die Staatsbiirger .•. , •. 36<br />

Eine hohere Qualitiit <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> staatlichen Organe ist notwendig 38<br />

Das neue Recht <strong>der</strong> soziallstischen Demokratie •. I ••••• 39<br />

Groflzugiger StraferlaB durch Gnadenerweis ..••••••• 43<br />

Die SchiJpferkraft <strong>des</strong> Volkes 1m Aufbau <strong>des</strong> Sozialismus. • • • 43<br />

Arbeitsmoral - Diszlplin und besseres Leben . . . . . I • I 46<br />

Die Menschen unserer sozialistischen Epoche ..• I ••••• 48<br />

Ein neuer Menschentyp: Arbeiterforscher, .•.....•• 49<br />

Die Entwicklung <strong>der</strong> genossenschaftlichen Arbeit In den LPG .• I 51<br />

Die Frauen und Jugendltdien In <strong>der</strong> LPG. • . . . . . • . • 52<br />

Diesjahrlge Ernte erwies Uberlegenheit <strong>der</strong> LPG. • • . . . • 53<br />

Aufgabe <strong>der</strong> sozialistischen Kulturarbeit: die gebiidete ·Nation .• 54<br />

Zu einigen Fragen <strong>der</strong> gesellschaftlichen und menschlichen Belflehungen<br />

., •..••..••••••••••.•• 55<br />

Wie das neue Bewu13tsein entsteht .•••••• , •••• I 56<br />

Es gibt noch manche Mangel. , .•••••• I ••••• 57<br />

Ehe und Familie ..•••••...•••••••••. 5D<br />

Zum Verhiiltnis unseres Staates zur Kirche. I ••••••• , 60<br />

Schneller Aufschwung <strong>des</strong> Blldungswesens ; • • • • • • I • • 61<br />

Zielbewu13t undkiihn zum Sleg dee Sozraltsmus •• I •• I •• 63

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!