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Hormontherapie des Prostatakarzinoms im Alter

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MEDIZIN<br />

ÜBERSICHTSARBEIT<br />

<strong>Hormontherapie</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Prostatakarzinoms</strong> <strong>im</strong> <strong>Alter</strong><br />

Jesco Pfitzenmaier, Jens E. Altwein<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

Hintergrund: Das Prostatakarzinom (PCa) ist der häufigste<br />

Tumor bei Männern in Deutschland. Ziel dieser Übersichtsarbeit<br />

ist es, die Indikation für eine <strong>Hormontherapie</strong> bei<br />

über 70-Jährigen zu stellen.<br />

Methoden: Übersicht, basierend auf einer selektiven Literatursuche<br />

bis 2008 in Medline und der Cochrane-Datenbank<br />

sowie auf Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Urologie<br />

2008 (EAU) und der Amerikanischen Krebsgesellschaft<br />

2007 (ASCO). Die Suchbegriffe waren „prostate cancer“,<br />

„androgen suppression and deprivation“, „hormone<br />

therapy“, „LHRH analogs“, „antiandrogens“, „active surveillance“,<br />

„watchful waiting“.<br />

Ergebnisse: Be<strong>im</strong> lokal begrenzten gut bis mäßig differenzierten<br />

PCa und gutem Allgemeinzustand ist eine <strong>Hormontherapie</strong><br />

nicht indiziert; demgegenüber ist sie zweckmäßig<br />

bei lokal fortgeschrittenem PCa mit ungünstigem<br />

Gleason-Score. Bei lokal begrenztem PCa und schlechtem<br />

Allgemeinzustand wartet man bis zum Auftreten von Symptomen<br />

mit der <strong>Hormontherapie</strong>. Liegt ein PSA-Anstieg von<br />

> 1,5 ng/mL nach kurativer Behandlung vor, ist die <strong>Hormontherapie</strong><br />

die leitliniengestützte Therapieform. Symptomatische<br />

Metastasen erfordern eine sofortige <strong>Hormontherapie</strong>.<br />

Eine attraktive Option ist die intermittierende Androgendeprivation.<br />

Schlussfolgerungen: Bei über 70-Jährigen ist ein kurativer<br />

Therapieansatz nur bei einer Lebenserwartung von mehr<br />

als zehn Jahren sinnvoll. Die <strong>Hormontherapie</strong> dominiert<br />

dagegen bei undifferenziertem lokal fortgeschrittenem<br />

PCa, PSA-Rezidiv und symptomatischen Metastasen.<br />

Dtsch Arztebl Int 2009; 106(14): 242–7<br />

DOI: 10.3238/arztebl.2009.0242<br />

Schlüsselwörter: Prostatakarzinom, Geriatrie, <strong>Hormontherapie</strong>,<br />

PSA-Test, Überwachung<br />

Urologische Universitätsklinik Heidelberg: PD Dr. med. Pfitzenmaier<br />

Urologische Abteilung, Chirurgische Klinik München-Bogenhausen:<br />

Prof. Dr. med. Altwein<br />

242 Deutsches Ärzteblatt⏐Jg. 106⏐Heft 14⏐3. April 2009<br />

D as<br />

Prostatakarzinom (PCa) wird heutzutage bei<br />

91 Prozent der Patienten in einem lokalen Stadium<br />

diagnostiziert. In diesem Stadium ist eine kurative<br />

Behandlung dann indiziert, wenn man mit einer Lebenserwartung<br />

von mehr als zehn Jahren rechnet. In<br />

einer populationsbasierten Studie mit 6 183 Männern<br />

hatten 40 Prozent der über 70-Jährigen, die für eine radikale<br />

Prostatektomie ausgewählt wurden, keine adäquate<br />

Lebenserwartung. Von den Patienten, die statt<strong>des</strong>sen<br />

einer lokalen Strahlentherapie zugeführt wurden,<br />

starben sogar 70 Prozent innerhalb von zehn Jahren<br />

(1).<br />

In dieser <strong>Alter</strong>sgruppe ist die <strong>Hormontherapie</strong> eine<br />

Option. Diese Behandlungsmodalität nutzt die Androgenabhängigkeit<br />

<strong>des</strong> <strong>Prostatakarzinoms</strong>. Androgene<br />

st<strong>im</strong>ulieren das Wachstum, die Funktion und die Proliferation<br />

der Prostatazellen. Testosteron ist essenziell<br />

für die Vermehrung der Prostatakarzinomzellen. Die<br />

Hoden sind die Quelle dieses Androgens; fünf bis zehn<br />

Prozent (Androstendion, Dehydroepiandrosteron und<br />

<strong>des</strong>sen Sulfat) entstammen der Nebenniere. Die<br />

Testosteronsekretion wird hypothalamisch-hypophysär<br />

reguliert: Das Luteinisierungshormon-Releasing-<br />

Hormon (LHRH) st<strong>im</strong>uliert via LH die Freisetzung<br />

von Testosteron, das in der Prostatazelle durch die 5-α-<br />

Reduktase zum zehnfach wirksameren 5-α-Dihydrotestosteron<br />

reduziert an den Androgenrezeptor andockt.<br />

Wird den Prostatazellen die androgene St<strong>im</strong>ulation<br />

entzogen, dann resultiert der programmierte Zelltod.<br />

Das ist das Prinzip der androgenentziehenden<br />

<strong>Hormontherapie</strong> <strong>des</strong> PCa beispielsweise durch die bilaterale<br />

Orchiektomie.<br />

Anstelle dieses klassischen Prinzips setzt man heute<br />

LHRH-Analoga, Antiandrogene und 5-α-Reduktase-<br />

Inhibitoren ein. Bei über 70-jährigen Patienten stehen<br />

wegen der eingeschränkten Lebenserwartung zwei Behandlungsverfahren<br />

<strong>im</strong> Vordergrund:<br />

❃ die verzögerte <strong>Hormontherapie</strong><br />

❃ die sofortige <strong>Hormontherapie</strong>.<br />

Im Folgenden werden die Grundlagen für die jeweilige<br />

Indikation dargestellt. Die Übersicht stützt sich<br />

auf eine Literatursuche bis zum Jahr 2008 in PubMed<br />

(der Datenbank von Medline) und in der Cochrane-Datenbank<br />

sowie auf den Leitlinien der Europäischen Gesellschaft<br />

für Urologie 2008 (EAU), der Amerikanischen<br />

Gesellschaft für Onkologie 2007 (ASCO) und<br />

der Amerikanischen Gesellschaft für Urologie 2007<br />

(AUA).


Epidemiologische Daten aus Deutschland<br />

In Deutschland erkranken jährlich mehr als 58 000<br />

Männer an einem PCa (2). Dies entspricht 25,4 Prozent<br />

der Tumorerkrankungen bei Männern. Das PCa ist damit<br />

die häufigste Form einer Krebserkrankung be<strong>im</strong><br />

Mann. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 69 Jahren.<br />

Die jährliche Neuerkrankungsrate beträgt bei den<br />

70- bis 74-Jährigen etwa 720/100 000 und gipfelt mit etwa<br />

750/100 000 bei den 75- bis 79-Jährigen. Die relative<br />

5-Jahres-Überlebensrate eines PCa-Patienten beträgt<br />

mittlerweile 87 Prozent (2). Vor diesem epidemiologischen<br />

Hintergrund ist die Wahl der Erstbehandlung<br />

wichtig.<br />

<strong>Hormontherapie</strong> oder „watchful waiting“<br />

bei über 70-Jährigen<br />

Für eine verzögerte <strong>Hormontherapie</strong> <strong>des</strong> PCa-Kranken<br />

hat sich der Begriff „watchful waiting“ eingebürgert.<br />

Erst bei Tumorsymptomen wie Knochenschmerzen<br />

oder Harnstauungsnieren wird palliativ hormonell behandelt.<br />

Davon ist das Prinzip der aktiven Überwachung<br />

zu unterscheiden: Voraussetzung hier ist ein indolentes<br />

PCa (PSA < 15 ng/mL, Gleason-Score ✜ 6 und Stadium<br />

T1c–2a) und eine Lebenserwartung > 15 Jahre (3). Der<br />

Gleason-Score ist nach der europäischen Leitlinie von<br />

2008 das gebräuchlichste Grading System be<strong>im</strong> PCa:<br />

Im Biopsiezylinder werden auf einer Skala von 1 bis 5<br />

(1 = quasi normal, 5 = entdifferenziert) die zwei häufigsten<br />

Krebsmuster addiert; entsprechend reicht der Score<br />

von 2 bis 10.<br />

Der Gleason-Score war die Kenngröße der unkontrollierten<br />

Conneticut-Beobachtungsstudie zum lokalen<br />

PCa, nach der nur sieben Prozent der Patienten mit einem<br />

Gleason-Score 2 bis 4 tumorspezifisch sterben. Allerings<br />

sterben 45 Prozent bei einem Score von 7 und 66<br />

Prozent von 8 bis 10. Das <strong>Alter</strong> beeinflusste die Tumorto<strong>des</strong>rate<br />

nicht; aber fast die Hälfte der Patienten musste<br />

wegen einer Progression hormonell behandelt werden.<br />

Das Ausmaß der Komorbidität, die mit dem Charlson-<br />

Komorbiditätsindex best<strong>im</strong>mt wurde (Tabelle 1), erhöhte<br />

die Gesamt-, jedoch nicht die tumorspezifische Letalität<br />

(Evidenzlevel IIa) (Tabellen 1 und 2) (4, 5).<br />

Der Gleason-Score war auch der entscheidende tumorasssoziierte<br />

Faktor bei einer pr<strong>im</strong>ären <strong>Hormontherapie</strong><br />

in einer prospektiven, nicht kontrollierten Studie<br />

mit 227 Patienten (mittleres <strong>Alter</strong> 72,8 Jahre), von denen<br />

80 Prozent acht Jahre tumorspezifisch überlebten.<br />

Patienten mit einem Gleason-Score = 8 lebten signifikant<br />

kürzer. Der entscheidende patientenassoziierte<br />

Faktor für das Gesamtüberleben war die Komorbidität<br />

<strong>des</strong> Kranken (Tabelle 1). Patienten mit einem Charlson-<br />

Score 0 bis 1 versus einem Score von 2 überlebten doppelt<br />

so lange (Evidenzlevel IIb) (6).<br />

Eine weitere wichtige Kenngröße ist das Tumorstadium.<br />

Wird bei einem lokal fortgeschrittenen oder asymptomatisch<br />

metastasierten PCa die <strong>Hormontherapie</strong> erst<br />

nach Auftreten von Tumorsymptomen eingeleitet, sind<br />

tumorbedingte Komplikationen (Tabelle 3), karzinomspezifische<br />

Letalität und Gesamtletalität signifikant<br />

höher. Dies zeigte die Phase-III-Studie <strong>des</strong> Medical Re-<br />

TABELLE 1<br />

Gewichtung der 19 zum Charlson-Score beitragenden<br />

Krankheitszustände (5)<br />

Gewichtung Komorbidität<br />

TABELLE 2<br />

search Council: karzinomspezifisch starben 203 bei sofortiger<br />

versus 257 bei verzögerter <strong>Hormontherapie</strong><br />

(Evidenzlevel Ib) (7). Bei einem Patienten mit fortgeschrittenem<br />

und asymptomatischem PCa, sollte <strong>des</strong>halb<br />

eine <strong>Hormontherapie</strong> eingeleitet werden.<br />

Eignung von über 70-Jährigen<br />

für eine <strong>Hormontherapie</strong><br />

Die Indikation zur <strong>Hormontherapie</strong> steigt zwar mit dem<br />

<strong>Alter</strong>, aber gänzlich unstrittig ist die Indikation zur <strong>Hormontherapie</strong><br />

nur bei Patienten mit symptomatischen<br />

Metastasen (4). Jedoch können auch irritative sowie obstruktive<br />

Miktionsprobleme mit einer <strong>Hormontherapie</strong><br />

behandelt werden (8).<br />

Entscheidender als das kalendarische ist das biologische<br />

<strong>Alter</strong> respektive die Lebenserwartung. Bei Patienten<br />

mit lokalem PCa unterschied sich die tumorspezifische<br />

Überlebensrate zwischen 60 und 80 Jahren nicht,<br />

wenn die Patienten erst bei PCa-Progression hormonell<br />

behandelt wurden. In dieser <strong>Alter</strong>sgruppe war es der<br />

Gleason-Score – somit ein tumorassoziierter Faktor –,<br />

der das metastasenfreie 10-Jahres-Überleben verkürzte:<br />

hoch differenziertes PCa 81 Prozent versus niedrig differenziertes<br />

PCa 26 Prozent (9).<br />

MEDIZIN<br />

1 Myokardinfarkt, kongestive Herzinsuffizienz, periphere Gefäßerkrankung,<br />

cerebrovaskuläre Gefäßerkrankung, Demenz, COPD,<br />

Bindegewebserkrankung, Ulcus, leichte Hepatopathie,<br />

Diabetes mellitus Typ II<br />

2 Hemiplegie, mäßig schwere Niereninsuffizienz, schwerer Diabetes,<br />

jeder Tumor, Leukämie, Lymphom<br />

3 mäßig schwere Hepatopathie<br />

6 metastasierender Tumor, Aids<br />

Evidenzlevel<br />

Gebräuchlich ist die Einteilung: 0,1 oder 2+;<br />

Der Charlson-Score entspricht dabei der Summe der Einzelerkrankungen<br />

(zum Beispiel Bindegewebserkrankung und leichte Hepatopathie: Charlson-Score 2);<br />

COPD, chronisch obstruktive Lungenerkrankung<br />

Evidenzlevel Typ der Evidenz<br />

Ia Metaanalyse von randomisierten Studien<br />

Ib min<strong>des</strong>tens eine randomisierte Studie<br />

IIa eine gut geplante kontrollierte Studie ohne Randomisierung<br />

IIb min<strong>des</strong>tens eine gut geplante quasi exper<strong>im</strong>entelle Studie<br />

III gut geplante nicht exper<strong>im</strong>entelle Studie<br />

IV Expertenmeinung<br />

Evidenzlevel: US-Department of Health and Human Services 1972<br />

Deutsches Ärzteblatt⏐Jg. 106⏐Heft 14⏐3. April 2009 243


MEDIZIN<br />

TABELLE 3<br />

Gesamtzahl der Komplikationen in der Phase-III-Studie <strong>des</strong> Medical<br />

Research Council (7)<br />

sofortige verzögerte<br />

<strong>Hormontherapie</strong> <strong>Hormontherapie</strong><br />

(N = 469) (N = 465)<br />

pathologische Fraktur 11 21<br />

Rückenmarkskompression* 9 23<br />

Ureterobstruktion* 33 55<br />

extraskeletale Metastasen* 37 55<br />

TABELLE 4<br />

* signifikant<br />

10-Jahres-Überlebensrate für > 70-jährige Männer mit einem lokal<br />

begrenzten Prostatakarzinom (T 1,2) unter konservativer (in der Regel Androgendeprivation)<br />

Behandlung (Exzerpt aus [11])<br />

PSA Charlson-Score 0–1 Charlson-Score ✞ 2<br />

ng/mL Gleason- Gleason- Gleason- Gleason-<br />

Score 7 Score 8–10 Score 7 Score 8–10<br />

0–9,9 59 % (50–68) 51 % (40–64) 24 % (15–38) 16 % (8–32)<br />

10–19,9 41 % (31–54) 32 % (22–48) 9 % (4–21) 5 % (1–16)<br />

✞ 20 35 % (26–47) 26 % (17–40) 6 % (2–15) 3 % (1–10)<br />

in Klammern: Konfidenzintervall<br />

In den genannten Fallstudien, die das Überleben abschätzen,<br />

war stets das kalendarische <strong>Alter</strong> gelistet. Allerdings<br />

ist zu vermuten, dass sich der behandelnde Arzt<br />

bei seiner Therapiewahl auch von der Komorbidität seiner<br />

Patienten leiten ließ. In einer holländischen, bevölkerungsbezogenen<br />

Studie mit PCa-Patienten hatten lediglich<br />

acht Prozent der unter 60-Jährigen zwei oder mehr<br />

Komorbiditäten versus 27 Prozent der 80-Jährigen (10).<br />

Be<strong>im</strong> 70- bis 74-jährigen Patienten mit hoher<br />

Lebenserwartung, steigt die karzinomspezifische Letalität<br />

mit zunehmendem Gleason-Score an (11). Das<br />

heißt, auch bei über 70-jährigen Patienten überwiegt bei<br />

entsprechender Lebenserwartung der tumorassoziierte<br />

Faktor (Gleason-Score) den patientenassoziierten Faktor<br />

(Komorbidität/Charlson-Score). Kombiniert man<br />

tumorassoziierte und patientenassoziierte (Charlson-<br />

Score) Faktoren vor Einleitung der <strong>Hormontherapie</strong>,<br />

eignen sich die aktuellen Überlebenstabellen von Tewari<br />

et al. (11), um den Wert einer hormonellen Behandlung<br />

abzuschätzen (Evidenzlevel III) (Tabelle 4).<br />

Beginn der <strong>Hormontherapie</strong> –<br />

sofort oder verzögert<br />

Androgenentzug<br />

In der ASCO-Leitlinie werden die sechs randomisierten<br />

Studien, die der Frage nach dem Beginn <strong>des</strong> Androgenentzugs<br />

(LHRH-Analoga, Orchiektomie) nachgingen,<br />

metaanalysiert. Die tumorspezifische Letalität<br />

nahm zwar um 17 Prozent ab, aber das Gesamtüberle-<br />

ben dieser Prostatakarzinom-Patienten wurde hierdurch<br />

nicht beeinflusst (Evidenzlevel Ia) (12). Allerdings<br />

waren die Patienten nach 7,8 Jahren länger<br />

schmerzfrei (66,5 gegenüber 57,8 Prozent) und hatten<br />

seltener Harnstauungsnieren (4,7 gegenüber 11,4 Prozent)<br />

oder pathologische Frakturen (0,6 gegenüber 3,7<br />

Prozent) unter sofortigem Androgenentzug. Dabei<br />

kommt zum Tragen, dass etwa ein Viertel der Patienten<br />

starben, bevor eine <strong>Hormontherapie</strong> begonnen werden<br />

musste (Evidenzlevel Ib) (13).<br />

Wenn die Patienten pr<strong>im</strong>är kurativ mittels Prostatektomie<br />

behandelt wurden und es zu einem PSA-Rezidiv<br />

kam, steht ein Androgenentzug oder eine Androgenblockade,<br />

zum Beispiel mit Bicalutamid (150 mg/d),<br />

<strong>im</strong> Einklang mit der EAU-Leitlinie 2008. Eine lokale<br />

Bestrahlung wird nachrangig und nur bei einem PSA-<br />

Wert < 1,5 ng/mL empfohlen. Bei einem PSA-Rezidiv<br />

nach Radiotherapie <strong>des</strong> <strong>Prostatakarzinoms</strong> ist ein<br />

Androgenentzug lediglich bei Patienten mit Verdacht<br />

auf eine systemische Progression in Betracht zu ziehen<br />

(EAU-Leitlinie 2008). Bei gesicherten Fernmetastasen<br />

ist der Androgenentzug notwendig.<br />

Antiandrogene Monotherapie<br />

Auch be<strong>im</strong> über 70-jährigen Patienten kann anstatt der<br />

Injektion eines LHRH-Analogons eine Monotherapie<br />

mit einem Antiandrogen <strong>im</strong> Stadium T3,4 je<strong>des</strong> N oder<br />

T1–4 bei N+ sinnvoll sein (14). Ein Argument gegen<br />

einen sofortigen Androgenentzug be<strong>im</strong> über 70-jährigen,<br />

mult<strong>im</strong>orbiden Patienten sind <strong>des</strong>sen Nebenwirkungen.<br />

Im Vergleich zum sofortigen Androgenentzug<br />

ist die antiandrogene <strong>Hormontherapie</strong> nebenwirkungsärmer<br />

und ein sekundärer Androgenentzug <strong>im</strong>mer noch<br />

wirksam (Tabelle 5).<br />

Die Wirksamkeit <strong>des</strong> Antiandrogens Bicalutamid <strong>im</strong><br />

Vergleich zum „watchful waiting“ wurde in der SP-<br />

CG6-Studie untersucht: Patienten mit einem lokal begrenzten<br />

(T 1,2 N 0-x M 0 ) oder lokal fortgeschrittenen<br />

PCa (T 3,4 N 0-+ M 0 ) erhielten in dieser Phase-III-Studie<br />

150 mg Bicalutamid oder ein Placebo. Nach einer medianen<br />

Nachbeobachtungszeit von 7,1 Jahren senkte<br />

Bicalutamid das Progressionsrisiko relativ um 53 Prozent<br />

bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem PCa<br />

(Progressionsfreiheit 8,8 versus 7,1 Jahre). Das Letalitätsrisiko<br />

fiel um 35 Prozent (105/255 [41,2 Prozent]<br />

mit Bicalutamid versus 131/250 [52,4 Prozent] ohne<br />

Bicalutamid) (Evidenzlevel Ib) (14). Nebenwirkungen<br />

waren Brustschmerzen (63 Prozent), Gynäkomastie<br />

(58 Prozent), seltener Impotenz.<br />

Kontinuierliche oder<br />

intermittierende <strong>Hormontherapie</strong><br />

Die Nachteile eines kontinuierlichen Androgenentzugs<br />

sind die Nebenwirkungen und die Kosten. Be<strong>im</strong> über<br />

70-jährigen Patienten mit einem asymptomatischen<br />

PCa sind die Nebenwirkungen in hohem Maße belastend<br />

(Tabelle 5). Aus den zahlreichen Phase-II-Studien<br />

(15–17) ist bekannt, dass mit zunehmender Behandlungsdauer<br />

be<strong>im</strong> intermittierenden Androgenentzug<br />

die Behandlungspausen <strong>im</strong>mer kürzer werden.<br />

244 Deutsches Ärzteblatt⏐Jg. 106⏐Heft 14⏐3. April 2009


Der PSA-Nadir nach eingeleitetem Androgenentzug<br />

ist prognostisch bedeutsam für die Progression und die<br />

Überlebenszeit. Günstig ist ein PSA-Nadir von < 0,2<br />

ng/mL (18). Die Zwischenauswertung der Phase-III-<br />

Studie der Südosteuropäischen Gesellschaft für Urologie<br />

von Calais Da Silva et al. auf der ASCO 2006 (Abstract<br />

4513), zeigte zwischen einer kontinuierlichen<br />

und intermittierenden <strong>Hormontherapie</strong> keinen Unterschied<br />

hinsichtlich der Progression. Die Lebensqualität<br />

war besser unter intermittierender Behandlung,<br />

beispielsweise waren Hitzewallungen wesentlich seltener.<br />

Die einzige abgeschlossene randomisierte Phase-III-Studie<br />

bei Patienten mit einem lokal fortgeschrittenen<br />

oder metastasierten Prostatakarzinom unter<br />

Goserelin und Bicalutamid ergab eine längere progressionsfreie<br />

Zeit unter intermittierender Therapie gegenüber<br />

der kontinuierlichen Therapie. Die Ergebnisse<br />

wurden von Miller et al. auf der ASCO 2007 (Abstract<br />

5015) präsentiert. Die Nebenwirkungen waren in beiden<br />

Armen gleich.<br />

Patienten unter intermittierender Androgendeprivation<br />

sollten stets so lange behandelt werden, bis PSA<br />

und Testosteron max<strong>im</strong>al abgefallen sind; in der Regel<br />

min<strong>des</strong>tens sieben Monate. Die Therapiepausen werden<br />

von Zyklus zu Zyklus kürzer: zehn Monate <strong>im</strong> ersten<br />

Zyklus versus drei Monate <strong>im</strong> achten Zyklus (19).<br />

Art und Nebenwirkungen der<br />

<strong>Hormontherapie</strong><br />

Wenn nach der Beratung mit dem über 70-jährigen<br />

Patienten die Einleitung einer <strong>Hormontherapie</strong> indiziert<br />

ist, dann ist die Gabe eines LHRH-Analogons<br />

Standard. Die s<strong>im</strong>ultane Gabe der nichtsteroidalen<br />

Antiandrogene Bicalutamid oder Flutamid (= max<strong>im</strong>ale<br />

Androgenblockade, MAB) senkt nach einer Metaanalyse<br />

von 27 prospektiven Phase-III-Studien die<br />

Gesamtletalität um etwa 2,9 Prozent (72,4 mit MAB<br />

versus 75,3 Prozent ohne MAB bei 6 500 Patienten)<br />

(Evidenzlevel Ia) (12, 20). Daher müssen mit dem Patienten<br />

die nachstehenden Nebenwirkungen ausführlich<br />

diskutiert werden, bevor eine MAB eingeleitet<br />

wird.<br />

Vasomotorische Symptome<br />

Über vasomotorische Symptome (Hitzewallungen)<br />

klagen circa 80 Prozent der über 70-jährigen Männer<br />

nach einem Androgenentzug durch LHRH-Analoga<br />

oder Kastration. Dies ist nach acht Jahren noch bei circa<br />

40 Prozent der Fall. Die symptomatische Therapie<br />

kann mit Clonidin, Zyproteronazetat oder Medroxyproteronazetat<br />

erfolgen (21).<br />

Depressive Verst<strong>im</strong>mung<br />

Eine depressive Verst<strong>im</strong>mung ist mit etwa sechs Prozent<br />

eine der regelmäßigen Nebenwirkungen unter einer<br />

<strong>Hormontherapie</strong> (22). Erschwerend wirkt sich die<br />

Tumordiagnose in Verbindung mit den Nebenwirkungen<br />

unter Androgenentzug aus. Nach Unterbrechen der<br />

<strong>Hormontherapie</strong> klingt die Depression auch ohne Antidepressiva<br />

ab (23).<br />

TABELLE 5<br />

Nebenwirkungen der <strong>Hormontherapie</strong> be<strong>im</strong> PCa<br />

Kastration Antiandrogene<br />

(Orchiektomie, Monotherapie<br />

LHRH-Analoga)<br />

Hitzewallungen +++ (+)<br />

kardiovaskulär* + bis ++<br />

Insulinresistenz* +<br />

Adipositas ++ +<br />

Depression +<br />

Libidoverlust +++ (+)<br />

kognitive Einbußen ++ (+)<br />

Muskelschwäche ++<br />

Osteoporose +++<br />

Gynäkomastie + +++<br />

Brustschmerzen + +++<br />

Kognitive Toxizität<br />

Die kognitive Toxizität einer gonadalen Androgendeprivation<br />

wurde bisher unterschätzt. Ein eingeschränktes<br />

Wahrnehmungs- und Denkvermögen ist bei Männern<br />

über 65 Jahre mit fallenden Testosteronspiegeln ohnehin<br />

problematisch (24). Bei etwa jedem zweiten<br />

PCa-Patienten ist wegen Androgenentzug die kognitive<br />

Funktion eingeschränkt. Dieser Effekt wird durch einen<br />

zusätzlichen/weiteren medikamentös iniziierten Androgenentzug<br />

noch verstärkt (Evidenzlevel Ib) (25). Östrogene<br />

können den kognitiven Defekt bessern, wie in einer<br />

Fall-Kontroll-Studie an 18 Patienten unter <strong>Hormontherapie</strong><br />

versus 17 Gesunden gezeigt wurde (e1).<br />

Rückgang der Muskelstärke<br />

Unter Androgendeprivation geht be<strong>im</strong> Mann die Muskelstärke<br />

um 12 bis 66 Prozent zurück. Außerdem<br />

schrumpft die Muskelmasse bis zum 70. Lebensjahr<br />

um 20 bis 30 Prozent (e2). Da eine Androgendeprivation<br />

die Proteinsynthese sowie die fettfreie Körpermasse<br />

reduziert, ist Adipositas die Folge. Daher sollte<br />

der ältere Patient durch ein gezieltes Krafttraining<br />

dem muskulären Abbau entgegensteuern (Evidenzlevel<br />

IV).<br />

Osteoporose<br />

Generell wird die Knochendichte <strong>im</strong> <strong>Alter</strong> geringer.<br />

Die Gabe eines LHRH-Analogons erhöht das Risiko<br />

für einen Knochenbruch <strong>im</strong> Laufe von fünf Jahren von<br />

12,6 (ohne LHRH-Analoga) auf 19,4 Prozent (e3).<br />

Vergleichende Messungen der Knochendichte unter<br />

dem LHRH-Analogon Leuprorelin und dem Antiandrogen<br />

Bicalutamid zeigten: Unter Leuprorelin nahm<br />

die Knochendichte um 2,5 Prozent ab, wohingegen sie<br />

MEDIZIN<br />

+, schwach; ++, mittel; +++, stark; * nur LHRH-Analoga;<br />

LHRH, Analoga <strong>des</strong> Neurohormons Gonadotropin-Releasing-Hormon;<br />

Therapieabbruch bei Kastration/Androgenentzug bei 10 % der Fälle,<br />

bei antiandrogener Monotherapie bei 21 % der Fälle (12)<br />

Deutsches Ärzteblatt⏐Jg. 106⏐Heft 14⏐3. April 2009 245


MEDIZIN<br />

mit Bicalutamid (150 mg) um 2,5 Prozent zunahm<br />

(e4). Ebenso waren Antriebslosigkeit, der Verlust der<br />

Libido und die Hitzewallungen in der Bicalutamidgruppe<br />

geringer ausgeprägt. Krafttraining und Bisphosphonate<br />

nach Androgenentzug steigern die Knochenmasse<br />

<strong>im</strong> Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant.<br />

Gynäkomastie<br />

Eine Gynäkomastie entwickelt sich nach Androgenentzug<br />

in bis zu 25 Prozent der Fälle, nach Bicalutamid<br />

oder Flutamid bei jedem zweiten Patienten; Brustschmerzen<br />

entstehen in gleicher Häufigkeit. Eine Therapieunterbrechung<br />

wird aber nur selten gewünscht.<br />

Eine Prophylaxe gelingt durch Bestrahlung der Brustdrüsen<br />

vor Therapiebeginn mit (12–15 Gy) oder Tamoxifen<br />

(20 mg), das ebenfalls therapeutisch eingesetzt<br />

werden kann (Evidenzlevel III) (Tabelle 5) (e5).<br />

Kardiovaskuläre Probleme<br />

Kardiovaskuläre Komplikationen sind bekannt aus der<br />

früher praktizierten Östrogentherapie <strong>des</strong> fortgeschrittenen<br />

PCa, wurden aber nicht mit der Injektion von<br />

LHRH-Agonisten assoziiert. Eine aktuelle Studie an<br />

73 000 Männern mit lokoregionärem PCa ergab ein erhöhtes<br />

Risiko einer koronaren Herzerkrankung (Hazard<br />

Ratio [HR]: 1,16), eines Herzinfarktes (HR: 1,14)<br />

und eines plötzlichen Herzto<strong>des</strong> (HR: 1,16). Daraus<br />

leiteten die Autoren ab, dass eine lang dauernde Behandlung<br />

mit LHRH-Analoga das PCa-unabhängige<br />

Sterberisiko stärker erhöht als eine kurzzeitige Gabe.<br />

Diabetiker mit einem PCa haben ein 1,44-fach erhöhtes<br />

Risiko einen Insulin-resistenten Diabetes zu entwickeln.<br />

Die chirurgische Kastration geht zwar auch<br />

mit einem höheren Risiko für einen Diabetes mellitus<br />

einher, ist aber <strong>im</strong> Gegensatz zu den LHRH-Analoga<br />

kardiovaskulär neutral (Evidenzlevel III) (e6).<br />

Schlussfolgerung<br />

Be<strong>im</strong> über 70-jährigen Patienten ist eine lokale Therapie<br />

mit kurativer Zielsetzung nur dann sinnvoll, wenn<br />

die Lebenserwartung zehn Jahre übersteigt. Darüber<br />

hinaus best<strong>im</strong>mt das Verhältnis von tumorassoziierten<br />

zu patientenassoziierten Faktoren und den zu erwartenden<br />

Nebenwirkungen die Indikation für einen Androgenentzug<br />

oder eine antiandrogene <strong>Hormontherapie</strong>:<br />

Be<strong>im</strong> lokal begrenzten PCa, günstigem Gleason-Score<br />

✜ 6, einem PSA < 15 ng/mL und gutem Allgemeinzustand<br />

ist eine pr<strong>im</strong>äre <strong>Hormontherapie</strong> nicht indiziert;<br />

alternativ kann eine Radiotherapie bei hoher Lebenserwartung<br />

(> 10 Jahre) und starkem Therapiewunsch <strong>des</strong><br />

Patienten gewählt werden. Be<strong>im</strong> lokal fortgeschrittenen<br />

(T3,4) PCa mit ungünstigem Gleason-Score (7 aus<br />

4+3 statt 3+4 und ✞ 8) ist die <strong>Hormontherapie</strong> zweckmäßig,<br />

um die Entwicklung von Tumorsymptomen<br />

hinauszuzögern. Bei schlechtem Allgemeinzustand<br />

und lokoregionärem PCa ist eine langfristige Beobachtung<br />

(„watchful waiting“) sinnvoll. Eine hormonelle<br />

Behandlung sollte nur bei einsetzenden Symptomen in<br />

Betracht gezogen werden.<br />

Bei asymptomatischen Metastasen senkt die sofortige<br />

<strong>Hormontherapie</strong> die Progressionsrate <strong>im</strong> Vergleich<br />

zu einem Behandlungsbeginn bei Symptomen. Bei<br />

symptomatischen Metastasen ist die <strong>Hormontherapie</strong><br />

indiziert. Das PSA-Rezidiv nach radikaler Prostatektomie<br />

sollte pr<strong>im</strong>är mittels <strong>Hormontherapie</strong> behandelt<br />

werden; eine Strahlentherapie ist bei einem Lokalrezidiv<br />

und PSA < 1,5 ng/mL sinnvoll. Bei PSA-Rezidiv<br />

nach pr<strong>im</strong>ärer Radiotherapie ist die <strong>Hormontherapie</strong><br />

eine Option be<strong>im</strong> systemischen Rückfall.<br />

Klinische Kernaussagen<br />

❃ Bei Prostatakarzinom-Patienten > 70 Jahre mit PSA<br />

< 15, Gleason-Score ✜ 6 und gutem Allgemeinzustand<br />

ist eine pr<strong>im</strong>äre <strong>Hormontherapie</strong> nicht indiziert.<br />

❃ Bei lokal fortgeschrittenem Prostatakarzinom mit ungünstigem<br />

Gleason-Score ist eine <strong>Hormontherapie</strong><br />

zweckmäßig.<br />

❃ Bei lokal begrenztem Prostatakarzinom und schlechtem<br />

Allgemeinzustand ist eine Beobachtung bis zur Progression<br />

sinnvoll.<br />

❃ Bei symptomatischen Knochenmetastasen ist eine <strong>Hormontherapie</strong><br />

indiziert.<br />

❃ Bei einem PSA-Rezidiv > 1,5 ng/mL nach kurativer Therapie<br />

ist die <strong>Hormontherapie</strong> die leitliniengestützte Option.<br />

Interessenkonflikt<br />

PD Dr. Pfitzenmaier erhielt als Mitglied <strong>des</strong> Advisory Board Südwest Prostatakarzinom<br />

finanzielle Unterstützung von der Firma Astra Zeneca. Prof. Altwein<br />

wurde von den Pharmafirmen Astellas, Astra Zeneca, Bayer, GSK, Ipsen, MSD<br />

(USA), Novartis, Pfizer, Sanofi-Aventis und Takeda für Forschungsarbeiten und<br />

Vorträge finanziell unterstützt.<br />

Manuskriptdaten<br />

eingereicht: 25. 2. 2008, revidierte Fassung angenommen: 20. 11. 2008<br />

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Anschrift für die Verfasser<br />

Prof. Dr. med. Jens E. Altwein<br />

Urologische Abteilung<br />

Chirurgische Klinik München Bogenhausen GmbH<br />

Denninger Strasse 44<br />

81679 München<br />

E-Mail: Altwein.Muenchen@t-online.de<br />

SUMMARY<br />

Hormonal Therapy in the Elderly Prostate Cancer Patient<br />

Background: Prostatic cancer (PCa) is the most common cancer in men<br />

in Germany. The goal of this review is to define the indication for hormonal<br />

treatment in patients over age 70.<br />

Methods: A selective search of the literature up to 2008 for the terms<br />

„prostate cancer“, „androgen suppression and deprivation“, „hormone<br />

therapy“, „LHRH analogs“, „antiandrogens“, „active surveillance“, and<br />

„watchful waiting“ was performed in the Medline and Cochrane databases.<br />

The guidelines of the American Society of Clinical Oncology (ASCO,<br />

2007) and the European Society of Urology (EAU, 2008) were also taken<br />

into account.<br />

Results: Hormonal therapy is not indicated for patients with organconfined,<br />

well-differentiated or moderately differentiated tumors who<br />

are otherwise in good health. It is beneficial in the treatment of locally<br />

advanced cancer with an unfavorable Gleason score. For patients with<br />

organ-confined cancers who are in poor general condition, hormonal<br />

therapy is deferred until symptoms arise. The guidelines recommend<br />

hormonal therapy in case of PSA elevations greater than 1.5 ng/mL after<br />

attempted curative treatment. Symptomatic metastases require <strong>im</strong>mediate<br />

hormonal therapy. Intermittent androgen deprivation is an attractive<br />

alternative.<br />

Conclusions: In patients over age 70, an attempt at curative treatment is<br />

only reasonable if the life expectancy exceeds 10 years. Hormonal<br />

therapy is the treatment of choice for patients with undifferentiated,<br />

locally advanced prostate cancer, recurrences as defined by PSA elevation,<br />

and symptomatic metastases.<br />

Dtsch Arztebl 2009 Int; 106(14): 242–7<br />

DOI: 10.3238/arztebl.2009.0242<br />

Key words: prostate cancer, geriatric medicine, hormonal therapy,<br />

PSA testing, surveillance<br />

@<br />

Mit „e“ gekennzeichnete Literatur:<br />

www.aerzteblatt.de/lit1409<br />

The English version of this article is available online:<br />

www.aerzteblatt-international.de<br />

MEDIZIN<br />

Deutsches Ärzteblatt⏐Jg. 106⏐Heft 14⏐3. April 2009 247


ÜBERSICHTSARBEIT<br />

<strong>Hormontherapie</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Prostatakarzinoms</strong> <strong>im</strong> <strong>Alter</strong><br />

Jesco Pfitzenmaier, Jens E. Altwein<br />

eLITERATUR<br />

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