Zwei Liedzyklen
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42 Hindemiths große Vokalwerke<br />
• Zuletzt – und für Hörer vielleicht am eindrücklichsten – legt Hindemith<br />
den beiden Liedern sogar motivisches Material zugrunde,<br />
das entfernt verwandt wirkt, insofern sich beide in ruhigem Tempo<br />
bewegen, wobei ihnen mehrere Intervallbausteine – die gebunden<br />
fallende Quart [vgl. x], der diatonische Dreitonaufstieg [y] und der<br />
hemiolische <strong>Zwei</strong>takter [z] – sowie eine häufige Verwendung des<br />
lang-kurz-Rhythmus gemeinsam sind:<br />
NOTENBEISPIEL 4: Das motivische Material der Rahmenlieder in Die junge Magd<br />
Keines der Lieder ist tonal komponiert, doch lässt sich schon in diesen<br />
frühen Werken ausmachen, was später charakteristisch für Hindemiths<br />
Denken werden soll: die Organisation um einen Zentralton, ein Zentraltonpaar<br />
oder zentrale Dreiklänge. Letztere finden sich hier in den Rahmengesängen:<br />
Lied I bewegt sich zwischen cis-Moll und E-Dur, Lied VI beginnt<br />
und schließt mit Bezug auf dieselben Akkorde. Dazwischen kreist Lied II<br />
um a, Lied III um f, Lied IV um f/a/f und Lied V wieder um a.<br />
Die vier mittleren Lieder zeichnen sich vor allem durch ihre lautmalerischen<br />
Grundmotive aus, in denen Hindemith Attribute aus dem Leben der<br />
Magd musikalisch umsetzt. In Lied II steht die am Ende der ersten Strophe<br />
kläglich flötende Amsel Pate für die quälend langsamen Vogeltriller, die<br />
das rahmengebende Duett aus zwei Instrumentalstimmen ganz beherrschen,<br />
den entsprechenden <strong>Zwei</strong>zeiler der Singstimme begleiten und in der Anspielung<br />
auf das Singen des Knechtes in alle Streicherparts Eingang finden.<br />
NOTENBEISPIEL 5: Kläglichkeit bei Amsel und Magd