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ERGSTE . . . UND WIR IM RUHRTAL! Das Bürgermagazin für die Bürger des Ruhrtals Mai 2013 60 j i Am 27. Dezember 2012 um 19 Uhr wurde das große Geheimnis um die Nachfolge des Schwerter Nachtwächters endlich gelüftet. Doch bevor „der Neue“ pünktlich zum Glockenschlag um 19 Uhr die Bühne des winterlich beleuchteten Marktplatzes des alten Hansestadt Schwerte an der Ruhr betrat, richtete der aus dem Amt scheidende Nachtwächter noch ein paar Worte an die gespannten Besucher. Währenddessen wartet bereits der aufgeregte und von Lampenfieber geplagte „Neue“ im Dunkeln des Torbogens des Alten Rathauses auf seinen Einsatz. August 2012: Nichtsahnend hatte Ferdinand Ziese eine Einladung von Uwe Fuhrmann auf einen Kaffee angenommen. Doch noch bevor dieser seine Frage zu Ende gestellt hatte, wusste Ferdinand Ziese: Ja, das Amt des Nachtwächters übernehme ich auf jeden Fall. 46 Jahre früher: Als 12jähriger besuchte Ziese erstmals das Ruhrtalmuseum, das damals noch von Josef Spiegel geleitet wurde. Wie kaum ein anderer verstand es „der alte Spiegel“ insbesondere die Jugend für die Geschichte der Stadt Schwerte zu begeistern. Und eben dieser war es, der das historische Interesse des jungen Ferdinand Ziese weckte. Mit 13 Jahren brachte er dem Museumsleiter Schwarzschiefer aus den Ruhrwiesen, später alte Zeitungsartikel aus der Kaiserzeit, die er hinter einem alten Bilderrahmen entdeckt hatte. Ferdinand Ziese verbrachte soviel Zeit im Ruhrtalmuseum, dass er bereits mit 14 Jahren selbstständig Touristen durch die Ausstellung führte. 16 Jahre später: Als er im Jahre 1984 seinen Der neue Nachtwächter Behnesstraße 2 58239 Schwerte Telefon (02304) 94121-0 Telefax (02304) 46650 service@ewg-schwerte.de j i dreißigsten Geburtstag feierte, war der neue Nachtwächter Ziese bereits verheiratet, hatte drei Töchter und war als Einzelhandelskaufmann tätig. Dabei blieb seine Hingabe zur Heimatkunde ungebrochen. Etwa zu dieser Zeit begann er damit Führungen durch verschiedene Teile des Schwerter Stadtgebiets anzubieten; besonders ein bestimmter Vorort lag dem alten, gebürtigen Villigster schon immer am Herzen. In den folgenden Jahren, insbesondere ab Mitte der 1990er Jahre, ergaben sich für Ziese zahlreiche Betätigungsfelder: Er schrieb für die „Aktiven Senioren“, er führte als Zauberer Merlin Kinder über die Hohensyburg, als Räuberhauptmann Mohr durch Holzen. August 2012: Nichtsahnend hatte Ferdinand Ziese eine Einladung von Uwe Fuhrmann auf einen Kaffee angenommen. Doch noch bevor dieser seine Frage zu Ende gestellt hatte, wusste Ferdinand Ziese: Ja, das Amt des Nachtwächters übernehme ich auf jeden Fall. 27. Dezember 2012: Der alte Nachtwächter beendet seine Abschiedsrede und schaut auf die Uhr. In diesem Moment ertönt der erste Glockenschlag von St. Viktor. Ferdinand Ziese ist aufgeregt und spürt das Lampenfieber. Der zweite Glockenschlag. Ein halbes Jahr lang hat er sich intensiv auf diesen Auftritt vorbereitet. Der dritte Glockenschlag. Er weiß, dass er seine Sache gut machen wird. Der vierte Glocken- Kontakt: Ferdinand Ziese 02304 – 8892 oder 0176 – 66 10 50 30 Wir schaffen Lebensqualität durch... • Lebenslanges Wohnrecht • Wohnungen für jedes Alter • Serviceangebote rund ums Wohnen • Veranstaltungen für Jung und Alt • Schutz vor Ausverkauf und Eigenbedarfskündigung …wohnen bei Genossenschaften ist eben etwas Besonderes… von Chris Wartenberg schlag. Eine kurze Erinnerung an seine erste Museumsführung flimmert auf. Der fünfte Glockenschlag. Gespannte Stille auf dem Marktplatz. Der sechste Glockenschlag. Ferdinand Ziese macht den ersten Schritt aus dem Torbogen des Ruhrtalmuseums heraus. Der siebte Glockenschlag. Der neue Nachtwächter tritt würdevoll vom Schatten der St. Viktor Kirche ins Licht des Marktplatzes. Sein Vorgänger überreicht ihm feierlich die Hellebarde. Die Führung beginnt. DAS UMFELD ZUM WOHLFÜHLEN Ferdinand Ziese führt als Schwerter Nachtwächter von November bis März jeden Donnerstag Schlag 19 Uhr eine Stunde lang durch die Schwerter Altstadt. Gruppenführungen sind nach Vereinbarung möglich.
Historisches aus Westhofen Eine Geschichte rundum Fritzenkötters Gaststätte ERGSTE . . . UND WIR IM RUHRTAL! Das Bürgermagazin für die Bürger des Ruhrtals Mai 2013 Wie es früher war ... Mein Name ist Margret Gerke geb. Kramer, wohnhaft in Westhofen. Am 18.01.1932 wurde ich als älteste Tochter von Willi und Martha Kramer geb. Fritzenkötter in der Niederstrasse in Westhofen geboren. Meine Eltern wohnten zu dieser Zeit bei Oma Ida, sie betrieb die Gastwirtschaft Fritzenkötter. Die Eltern meiner Oma waren früh gestorben so wuchs Ida Schöne bei Weibergs auf, die die Gaststätte bewirtschafteten. Ida und Hermann Weiberg hatten auch Kinder die die elterliche Gasstätte bewirtschafteten. Durch den Bahnhof und die Nähe zur Hohensyburg wurde sie Margret Gerke von vielen Ausflugsgästen aufgesucht. Ich hatte noch drei Schwestern Renate, Rosmarie und Elke. Mein Vater war beim Wasserwerk Dortmund in der Verwaltung tätig zu dem auch die Pumpstation in Westhofen gehörte. Oma Ida übernahm um 1900 die Wirtschaft, sie war schon einige Jahre mit Friedrich-Wilhelm Fritzenkötter verheiratet. Und nun zur Gaststätte Fritzenkötter: 1950 feierte man bei Fritzenkötters 50 Jahre Wirtschaft Fritzenkötter. 1965 wurde Martha Kramer krank, die Wirtschaft wurde an Familie Paffrath vermietet. 1973 wurde die ganze Ecke verkauft und heute stehen dort Mietwohnungen und Eigentumswohnungen. Fritzenkötters Gaststätte bestand um 1900 aus Wirtschaftsstube, Gesellschaftszimmer, Saal und in den frühen Jahren auch einer Gartenwirtschaft. Unter schattigen Bäumen waren Tische aufgestellt und die Gäste erholten sich bei selbstgebackenem Obstkuchen (Johannisbeer, Stachelbeer, Himbeer, Brombeer, Pflaumen, Kirschen, Äpfel) je nachdem was der Garten hergab. Ebenso gab es Sand- oder Marmorkuchen sowie leckere Sahnetorten. 1905 gab es den großen Wettstreit der Sänger, hier liegt uns eine Festzeitschrift vor. Die Fritzenkötters haben aber auch in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg die Wirtsschaft weiter geführt. Sie hatten drei Mädchen. Else Pape zog nach Dortmund, Emmi Viebahn blieb in Westhofen und Martha Kramer blieb zu Hause sie übernahm später die elterliche Gaststätte Fritzenkötter (1952-1965). Hier fanden im Saal die großen Dorffeiern von Westhofen statt. Vor 100 Jahren stand in dieser Wirtschaft ein großes Glas mit Soleiern (Rezept findet sich am Ende der Textes), ein großes Glas mit Gurken und ein Glas mit selbst eingelegten Rollmöpsen auf der Theke. Diese Spezialitäten gehörten dazu wie Schnaps und Bier. Das Bier lieferte die Westhofener Brauerei Wenker und den Schnaps bezog man aus Ergste von Fried- Gaststätte Fritzenkötter Westhofen von Margret Gerke rich Hidding und Moritz Beckhaus oder von Gutreichsmark, den guten, alten Reichsmärker. Zwischendurch wurde eine Kegelbahn gebaut bei Fritzenkötter. In den zwanziger Jahren starb mein Opa Fritzenkötter und mein Vater half nach Feierabend und zapfte Bier bis er 1940 eingezogen wurde. Der Krieg verschlug ihn nach Russland und dort im Kessel von Stalingrad wurde Willi Kramer vermisst. Willi Kramer galt als vermisst und meine Mutter bekam keine Rente, weil ihr Mann nicht entnazifiziert wurde. Erst 1950 stand ein früherer Kriegskamerad in der Wirtschaft und wollte Mutter sprechen. Er sei dabei gewesen als ihr Mann in der Gefangenschaft umkam. Er bezeugte dieses am nächsten Tag im Amt in Westhofen. 1939 wurde der Saal von der SA beschlagnahmt und es wurden Möbel eingelagert, die nach dem Überfall auf Holland bei reichen Juden beschlagnahmt worden waren. Plötzlich waren diese wertvollen Schränke, Tische, Sessel und Stühle bei Nacht und Nebel abgeholt worden. Man munkelte, hohe Funktionäre hätten sie sich „unter den Nagel gerissen“. 1941 wurde der Saal mit 50 zivilen Polen belegt. Sie waren eingesetzt im Ruhrtal um dort Klärbecken und Gräben auszuheben. Sie waren als Zwangsarbeiter eingewiesen worden. Um, neben und hinter der Wirtschaft standen 12 große alte Linden. Um die kalte Jahreszeit zu überbrücken machten uns die Polen diese Bäume ab und sie wurden zu Brennholz. Nachdem der Krieg auch in die Ukraine ge- Die Dampfkornbrennerei Gut Reichsmarkt lieferte mit dem Pferdewagen den Reichsmärker in die Alte Freiheit Westhofen aus. 61
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