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<strong>Diercke</strong> <strong>360°</strong><br />

zum Autor: Knut Heyden, R<strong>at</strong>zeburg<br />

Lauenburgische Gelehrtenschule R<strong>at</strong>zeburg<br />

Fächer: Geographie, M<strong>at</strong>hem<strong>at</strong>ik, Inform<strong>at</strong>ik<br />

<strong>Diercke</strong> Welt<strong>at</strong>las Magazin<br />

Landschaftswandel am Aralsee<br />

Der Aralsee war einst das viertgrößte Binnenmeer der Erde. Ein See solcher<br />

Größe ist aufgrund der kontinentalen Lage in einer abfl usslosen Senke in<br />

Zentralasien in einem Halbwüsten- und Wüstenklima überraschend.<br />

Verursacht durch Klimaschwankungen (Eiszeiten) unterlagen der Wasserspiegel<br />

und damit die Ausdehnung des Sees in jüngerer erdgeschichtlicher<br />

Zeit mehrmals großen n<strong>at</strong>ürlichen Schwankungen.<br />

Die Menschen griffen infolge der<br />

ehrgeizigen Pläne Stalins bzw. der UdSSR<br />

in den 1960er- und 70er-Jahren in den<br />

n<strong>at</strong>ürlichen Wasserhaushalt des Sees ein<br />

und veränderten die Landschaft und<br />

den See gravierend. Die kommunistischen<br />

Machthaber planten eine<br />

Umleitung der beiden Zuflüsse Amudarja<br />

im Süden und Syrdarja im Nordosten,<br />

so dass 95 % des Wassers den See nicht<br />

mehr erreichten. Das Wasser wurde dazu<br />

genutzt, im Süden und Nordosten des<br />

Sees auf riesigen Anbauflächen Baumwolle<br />

künstlich zu bewässern.<br />

Seit diesem massiven Eingriff in das<br />

Wassermanagement verlandet der<br />

Aralsee, d.h. die mit Wasser bedeckte<br />

Fläche h<strong>at</strong> sich etwa halbiert, was z. B.<br />

dazu führte, dass ehemals in Ufernähe<br />

gelegene Orte wie Kasalinsk oder<br />

Muinak nun bis zu 150 Kilometer vom<br />

Aralsee entfernt liegen. Diese Dimensionen<br />

sind kaum vorstellbar. Im<br />

Vergleich zu Deutschland hieße dies,<br />

dass vor 40 Jahren Hannover an der<br />

Nordsee oder Berlin an der Ostsee<br />

gelegen hätten. Das Volumen des<br />

Meeres ist um über 70 % zurückgegangen.<br />

Der See besteht nun aus mehreren<br />

Teilen, von denen der größte Großer<br />

Aralsee heißt. Gleichzeitig ist der<br />

Salzgehalt so stark gestiegen, dass die<br />

Flächen ökologisch tot sind. Der<br />

Salzgehalt ist in den verschiedenen<br />

Teilen des Sees sehr unterschiedlich und<br />

soll bei bis zu 150 g/Liter (15 %) im<br />

östlichen Becken liegen. Zum Vergleich:<br />

Süßwasser weist einen Salzgehalt von<br />

unter 0,1 % auf. Der durchschnittliche<br />

Salzgehalt der Ozeane liegt bei 3,5 %.<br />

Trotz der geringen Niederschläge von<br />

100 mm/a wird der See wohl nicht zur<br />

Gänze austrocknen, allerdings wird der<br />

östliche Teil des Großen Aralsees<br />

aufgrund seiner geringeren Tiefe weiter<br />

sehr schnell an Fläche verlieren.<br />

Die größte von Menschen verursachte<br />

Umweltk<strong>at</strong>astrophe<br />

Die Folgen für die Region sind sehr tief<br />

greifend. Zwar boomte anfangs die<br />

Wirtschaft durch den Bau der Bewässerungskanäle<br />

und die Ausweitung der<br />

landwirtschaftlichen Nutzfläche, doch<br />

mit dem Zusammenbruch des Ökosystems<br />

sind viele neg<strong>at</strong>ive Effekte zu<br />

beobachten:<br />

• Fischsterben als Folge der Versalzung<br />

und damit der Zusammenbruch der<br />

Fischerei.<br />

• Generell geringe Artendichte bei Flora<br />

und Fauna.<br />

• Desertifik<strong>at</strong>ion: Ausbreitung der Wüste<br />

und Dünen bis zum Ostufer.<br />

• Durch die Verlandung und Versalzung<br />

verbleiben Salz- und Staubwüsten, die<br />

Böden sind durch Reste von Herbiziden,<br />

Pestiziden und Kunstdünger<br />

gesundheitsgefährdend. U. a. wurde<br />

das aus dem Vietnamkrieg berüchtigte<br />

Mittel Agent Orange verwendet, das<br />

das Erbgut schädigen kann.<br />

• Die Insel des Aralsees wurde für<br />

Versuche mit biologischen Kampf-<br />

UNTERRICHTSEINHEIT<br />

SEKUNDARSTUFE II<br />

stoffen genutzt. Die abnehmende<br />

Luftfeuchtigkeit führt nun dazu, dass<br />

die Schadstoffe ausgeweht werden und<br />

ein zusätzliches Gesundheitsrisiko<br />

darstellen.<br />

• Durch die Verschmutzung des Wassers<br />

und der Luft steigen verschiedene<br />

Erkrankungen wie Atemwegserkrankungen,<br />

Erbkrankheiten und Magen-<br />

Darm-Erkrankungen an.<br />

• Die Versorgung der Bevölkerung mit<br />

sauberem Trinkwasser und auch<br />

Brennm<strong>at</strong>erial ist ein großes Problem.<br />

• Durch den wirtschaftlichen Niedergang<br />

in der Region aber auch den Zusammenbruch<br />

der Sowjetunion ist die<br />

Gesundheitsvorsorge kaum mehr<br />

gewährleistet.<br />

Lösungsansätze<br />

Da es sich bei dem Bewässerungsprojekt<br />

um ein Vorzeigeprojekt der Sowjetunion<br />

handelte, fühlt sich Russland angeblich<br />

in der Verantwortung zur Lösung<br />

beizutragen. Erste Ansätze in den<br />

1990er-Jahren gingen aber von Kasachstan<br />

aus, als hier ein erster einfacher<br />

Sanddamm gebaut wurde, der das<br />

Wasser des Kleinen Aralsees im Norden<br />

zurückhalten sollte. Dieser Damm wurde<br />

2003-2005 mit Mitteln der Weltbank<br />

durch einen höherwertigen Damm, den<br />

so genannten Kok-Aral-Damm ersetzt.<br />

Während sich die ökologische Situ<strong>at</strong>ion<br />

(Anstieg des Wasserspiegels, geringere<br />

Salz- und Schadstoffkonzentr<strong>at</strong>ion) für<br />

den Kleinen Aralsee verbesserte und es<br />

somit zur Wiederbelebung der Fischerei<br />

kommt, sind die Folgen für den Großen<br />

Aralsee, der hauptsächlich in Usbekistan<br />

liegt, entsprechend neg<strong>at</strong>iv. Hiermit wird<br />

deutlich, dass der See im Spannungsfeld<br />

mehrerer Sta<strong>at</strong>en steht. Alle Anrainersta<strong>at</strong>en<br />

möchten von den Zuflüssen<br />

1


2<br />

möglichst viel abzweigen und dennoch<br />

nicht am Tod des Aralsees schuld sein. In<br />

der Atlaskarte <strong>Diercke</strong> S. 105.1 findet man<br />

zudem Hinweise auf Waldschutzstreifen<br />

mit salzresistenten Saxaul Bäumen, die<br />

die Desertifik<strong>at</strong>ion verhindern sollen.<br />

Multimediale Anwendungsmöglichkeiten<br />

im Unterricht<br />

Im Zusammenspiel der unterschiedlichen<br />

M<strong>at</strong>erialien (Karten, S<strong>at</strong>ellitenaufnahmen,<br />

Texte und Filme) sind die<br />

Schüler gefordert, Inform<strong>at</strong>ionen zu<br />

sammeln und zu ordnen. Wegen der<br />

schnellen Umschaltmöglichkeit zwischen<br />

verschiedenen Karten- und<br />

Globusansichten (physische Karte/<br />

S<strong>at</strong>ellitenbild) bietet es sich an, den<br />

<strong>Diercke</strong> Globus Online in den Unterricht<br />

einzubinden.<br />

Karte auf dem <strong>Diercke</strong> Globus Online<br />

Bei den Erläuterungstexten zu den<br />

Atlaskarten unter www.diercke.<strong>at</strong><br />

können zusätzlich die in M6 und M7<br />

gedruckten S<strong>at</strong>ellitenbilder vom Aralsee<br />

heruntergeladen werden (vgl. Link). Mit<br />

dem Link wird der Globus – sofern<br />

installiert – aufgerufen und dann die<br />

S<strong>at</strong>ellitenbilder auf dem Globus gezeigt.<br />

Der Eins<strong>at</strong>z vom <strong>Diercke</strong> Globus Online<br />

in Kombin<strong>at</strong>ion mit einem Beamer ist als<br />

Ergänzung zum gedruckten Atlas dann<br />

sinnvoll, wenn Schüler ihre Ergebnisse<br />

der Kartenarbeit den Mitschülern<br />

präsentieren sollen. Dies kann den Fokus<br />

<strong>Diercke</strong> Welt<strong>at</strong>las Magazin<br />

einfacher auf bestimmte Details lenken.<br />

Dazu müssen die technischen Voraussetzungen<br />

wie ein Internetanschluss im<br />

Klassenraum/Geographie-Fachraum<br />

gegeben sein.<br />

Falls es Ihnen möglich ist, einen Film<br />

über den Aralsee zu besorgen (vgl.<br />

Filme), sollten Sie Ihre Schüler auffordern,<br />

den Film in Kapitel zu unterteilen<br />

und sich gezielt Notizen zu Wirkungsgefügen<br />

zu machen. Die Filme zeigen meist<br />

auch besonders gut und plastisch den<br />

Aralsee zu Sowjet-Zeiten.<br />

Die anschließende Kombin<strong>at</strong>ion der<br />

gefundenen Inform<strong>at</strong>ionen können die<br />

Schüler gut mit einer Bewertungsm<strong>at</strong>rix<br />

oder einer MindMap umsetzen.<br />

Was lernen wir daraus?<br />

Schüler erkennen am Beispiel des<br />

Aralsees die Notwendigkeit, komplexe<br />

Systeme genau zu untersuchen, bevor es<br />

zu einer grundlegenden Änderung im<br />

System durch einen Eingriff kommt. Sie<br />

lernen im Ans<strong>at</strong>z vernetztes Denken,<br />

indem sie versuchen, Voraussetzungen,<br />

Wirkungsgefüge und Wechselwirkungen<br />

der Komponenten des Systems zu<br />

analysieren. In vielen Fällen denken Menschen<br />

zu kurzfristig und achten nur auf<br />

einfache „monokausale“ Verkettungen.<br />

Da sich solche Fehler in allen politischen<br />

Systemen wiederholen, sollten Schüler<br />

aber nicht vorschnell urteilen, sie selber<br />

hätten das besser gemacht, sondern sich<br />

das Ziel setzen, in ihrer beruflichen und<br />

priv<strong>at</strong>en Situ<strong>at</strong>ion sorgsam und nachhaltig<br />

zu handeln. Die persönliche Verantwortung<br />

des Einzelnen greift auch gut<br />

der Einstiegstext über den Fußballer<br />

Pfannenstiel auf, der auf den ersten Blick<br />

etwas abseits eines üblichen Einstiegs in<br />

die Them<strong>at</strong>ik liegt. Am Ende sollte der<br />

Lehrer einen Rückblick auf diesen Text<br />

fordern.<br />

<strong>Diercke</strong> <strong>360°</strong><br />

Stundensequenz<br />

1. Stunde<br />

Einstieg: Die Angst des Torwarts vor<br />

dem Klimawandel<br />

Kartenanalyse: Lage, Klima, Wasserregime,<br />

wirtschaftliche Nutzung im<br />

Laufe der Jahre<br />

2. Stunde<br />

Ökologische Untersuchung, Auswertung<br />

der Falschfarbenaufnahmen,<br />

Versalzung<br />

Vergleich Karte – S<strong>at</strong>ellitenbild<br />

3. Stunde<br />

Maßnahmen in den 1960er-Jahren<br />

- Film über den Aralsee/Internetrecherche<br />

bei www.aralsee.org<br />

und Wikipedia<br />

4. Stunde<br />

Zukunftschancen des Aralsees<br />

Rückblick und Diskussion über die<br />

eigene Rolle in Umweltfragen<br />

Liter<strong>at</strong>ur:<br />

Conrad, C. und Schierer, A.: Wassernutzung in<br />

Zentralasien: Bewässerungsfeldbau im Amu Darja<br />

Delta. In: Praxis Geographie 11/2008, S. 26 ff.<br />

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt<br />

(DLR) (Hrsg): Globaler Wandel. Die Erde aus dem<br />

All 2008<br />

Merian „Unsere Erde“ Jubiläumsausgabe 12/2008,<br />

S. 80-81<br />

Westermann Wien (Hrsg.): <strong>Diercke</strong> Welt<strong>at</strong>las<br />

Österreich Handbuch, S. 170–171<br />

Filme:<br />

Aralsee – ein Meer stirbt. Arte „WunderWelten“,<br />

Dokument<strong>at</strong>ion, Frankreich 1999<br />

Das Geheimnis des Aralsees. Dokument<strong>at</strong>ion,<br />

Deutschland/Kasachstan/Usbekistan 2005<br />

Links:<br />

de.wikipedia.org/wiki/Aralsee<br />

www.aralsee.org<br />

www.diercke.<strong>at</strong>/diercke_karten.xtp<br />

(Erläuterungstext und S<strong>at</strong>ellitenbilder: bei<br />

„Auswahl Seitennummer” 105, bei „Auswahl<br />

Kartennummer” 1 eingeben)<br />

www.uni-bielefeld.de/biologie/Oekologie/<br />

aralsee.html


Autor: Knut Heyden <strong>Diercke</strong> <strong>360°</strong> 2/2009<br />

M 1 Die Angst des Torwarts vor dem Klimawandel<br />

Beim Hallenturnier in Riesa h<strong>at</strong>ten sie ihren ersten Auftritt, die<br />

Retter des Erdballs. Das Team von Global United repräsentierte<br />

auf den ersten Blick eine Ansammlung in die Jahre gekommener<br />

Spieler, die quasi von Beruf Ex-Profi sind. (…) Die<br />

Mannschaft will auf die Klimaerwärmung aufmerksam machen<br />

und Geld sammeln, um gegen deren Folgen anzugehen. Geld,<br />

das Institutionen wie dem World Wildlife Fund und Forschungsprojekten<br />

zugutekommen soll. Die erstklassige Idee<br />

entspringt dem Kopf eines – mit Verlaub – zweitklassigen<br />

Torwarts, der es dennoch auf seine individuelle Weise geschafft<br />

h<strong>at</strong>, berühmt zu werden. Lutz Pfannenstiel (35) aus<br />

Zwiesel h<strong>at</strong> als erster Fußballprofi auf allen Kontinenten<br />

gespielt, für mittlerweile 27 Vereine, und ist in der ganzen Welt<br />

zu Hause. (…) Er war zunächst ein ganz normaler Profi: „Schnelle<br />

Autos, am Pool liegen und es krachen lassen“, sagt er, das<br />

war sein Motto. Als er 2000 in Singapur für 101 Tage zu Unrecht<br />

ins Gefängnis musste – ihm war Spielmanipul<strong>at</strong>ion vorgeworfen<br />

worden – und durchs Zellenfenster Hinrichtungen mit<br />

ansah, begriff er, dass es im Leben Wichtigeres gibt. Nach<br />

seiner Freilassung beschloss er, sich sozial zu engagieren. Da er<br />

bei seinen zahlreichen St<strong>at</strong>ionen Zeuge des Klimawandels<br />

wurde, auf den Malediven Inseln untergehen sah, „wenn es ein<br />

bisschen regnete oder stürmte“, und beim Anblick des beinahe<br />

ausgetrockneten Aralsees an „eine <strong>at</strong>omare Wüste“ denken<br />

musste, h<strong>at</strong>te er sein Thema gefunden: globaler Sport gegen<br />

das globale Problem. „Mit Fußball kann man die beste Öffentlichkeit<br />

erreichen“, ist er überzeugt. Nun plant Pfannenstiel<br />

Gestrandete Schiffe im ausgetrockneten Aralsee<br />

Aufgaben<br />

1. Beschreiben Sie kurz Ihre persönliche Einstellung zum Klimawandel<br />

und vergleichen Sie diese in der Klasse mit der von<br />

Lutz Pfannenstiel (M1).<br />

2. Beschreiben Sie mit der Atlaskarte Nordasien – physisch<br />

<strong>Diercke</strong> S. 100/101 die Lage des Aralsees (geographische und<br />

politische Lage, Höhe über NN).<br />

bearbeitet von:<br />

COPY<br />

zehn bis zwölf Spiele an besonders vom Klimawandel bedrohten<br />

Orten: in der Antarktis, in Australien und Tansania, wo am<br />

Kilimandscharo der Schnee schmilzt. Er h<strong>at</strong> bereits Verträge mit<br />

rund 50 früheren Spielern wie den Brasilianern Aldair und Cafu<br />

sowie Argentiniens WM-Torwart von 1978, Ubaldo Fillol,<br />

geschlossen. Deutsche sind auch dabei: die Ex-N<strong>at</strong>ionalspieler<br />

Fredi Bobic, Marko Rehmer und Jörg Heinrich. Sein Ziel sind 70<br />

Spieler „mit hoher Berühmtheit von allen Kontinenten“. In<br />

aussichtsreichen Verhandlungen für das erste Spiel zweier<br />

Teams von Global United, geplant für den 18. Dezember 2009<br />

auf einem Fluglandepl<strong>at</strong>z in der Antarktis, steht er mit Zinedine<br />

Zidane. Wobei über Geld nicht verhandelt wird – die Weltrettung<br />

erfolgt selbstverständlich ehrenamtlich. Pfannenstiel<br />

hofft pro Spiel auf Einnahmen von drei bis vier Millionen Euro<br />

durch Sponsoring, weniger durch Zuschauereinnahmen. Auf<br />

der King-George-Insel in der Antarktis werden mangels<br />

Infrastruktur gar keine Fans erwartet, Öffentlichkeit wird<br />

dennoch hergestellt. „Jedes Event bekommt einen 90-minütigen<br />

Film. Darin wird vor allem über die Klimaprobleme der<br />

Region, weniger über das Spiel berichtet“, sagt Pfannenstiel.<br />

(…) „Was man in Deutschland nur liest, habe ich selbst gesehen.<br />

Die meisten Menschen denken doch immer noch, da muss<br />

irgendein Gesetz her, und die Merkel macht das schon mit dem<br />

Obama.“ Er macht lieber selbst etwas.<br />

Quelle: DIE WELT, 7. 1.2009 (gekürzt)<br />

M 2 Klimadiagramm von Cimbaj (50 km nördlich<br />

von Nukus, Usbekistan)<br />

°C<br />

Cimbaj (Usbekistan)<br />

66m ü.M. 42°57`N/59°49`E<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

–10<br />

–20<br />

–30<br />

–40<br />

11,0°C 142 mm 774 mm<br />

J F M A M J J A S O N D<br />

mm<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Mon<strong>at</strong>smittelwerte<br />

Temper<strong>at</strong>ur<br />

Niederschlag<br />

potenzielle Landschaftsverdunstung<br />

(maximal mögliche Verdunstung)<br />

Jahresmittelwerte<br />

11,0°C Temper<strong>at</strong>ur<br />

145 mm Niederschlag<br />

774 mm<br />

potenzielle Landschaftsverdunstung<br />

(maximal mögliche Verdunstung)<br />

3. Orden Sie das Klimadiagramm aus M2 in die Klimaklassifik<strong>at</strong>ion<br />

nach Siegmund/Frankenberg ein (<strong>Diercke</strong> S. 172/173).<br />

3


4<br />

Autor: Knut Heyden <strong>Diercke</strong> <strong>360°</strong> 2/2009<br />

M 3 Der verlandete Aralsee<br />

Noch vor 40 Jahren war das Umland des Aralsees eine fruchtbare,<br />

wald- und artenreiche Landschaft. Die Bevölkerung lebte<br />

überwiegend von Fischfang und Landwirtschaft. Heute prägen<br />

riesige Monokulturen das Landschaftsbild. Von Süden her<br />

erhält der Aralsee sein Wasser von dem nur noch spärlich<br />

einfließenden Fluss Amudarja. Da es sich bei dem zweiten<br />

einmündenden Fluss – dem von Norden kommenden<br />

Syrdarja – ebenfalls um einen Zufluss handelt, gilt der Aralsee<br />

als Endsee ohne Abfluss. Der n<strong>at</strong>ürliche Wasserverlust resultierte<br />

aus Versickerung und Verdunstung; im Laufe der<br />

Erdgeschichte h<strong>at</strong>te sich ein Gleichgewicht mit dem Schmelzund<br />

Regenwasserzufluss eingestellt. Die Störung dieses<br />

Gleichgewichts durch den immer geringeren Wasserzufluss<br />

führt nicht nur zu einer Wasserspiegelabsenkung, sondern<br />

auch zu einem deutlichen Anstieg des Salzgehaltes im Aralsee.<br />

Bislang h<strong>at</strong> das Volumen des Sees um zwei Drittel abgenommen,<br />

der Salzgehalt h<strong>at</strong> sich dagegen fast vervierfacht. Es<br />

kommt zu einem verstärkt kontinental geprägten Klima mit<br />

heißeren Sommern und kälteren Wintern, da die n<strong>at</strong>ürliche<br />

Mäßigung des Klimas durch die Wasserfläche immer schwächer<br />

wird.<br />

Quelle: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (Hrsg.): Globaler Wandel.<br />

Die Erde aus dem All 2008, S. 241 (gekürzt)<br />

M 4 Entwicklung von Wasserfläche, Volumen und<br />

Salzgehalt des Aralsees<br />

Jahr Wasserfläche<br />

Aufgaben<br />

4. Untersuchen Sie das Wasserregime des Aralsees (Zufl uss-<br />

Abfl uss) anhand der Atlaskarte Nordasien – physisch<br />

(<strong>Diercke</strong> S. 100/101), M3 und M4.<br />

bearbeitet von:<br />

Wasservolumen<br />

Salzgehalt<br />

1960 100 % 100 % 0,9 % = 9 g/Liter<br />

1970 90 % 89 % 1,0 %<br />

1980 76 % 59 % 1,7 %<br />

1990 66 % 26 % 3,5 %<br />

2000 40 % 19 % 4,3 %<br />

2003 30 % 12 % Großer Aralsee:<br />

> 7,5 % im westlichen Teil<br />

> 15 % im östlichen Teil<br />

Kleiner Aralsee: 2 %<br />

Quelle: Uni Bielefeld<br />

M 5 Das Geheimnis des Aralsees<br />

COPY<br />

Der Aralsee liegt im Tiefland von Turan und gehört zu Kasachstan<br />

und Usbekistan. Um zu verstehen, was in der Region<br />

geschehen ist, muss man den Läufen der beiden Zuflüsse des<br />

Aralsees – Syrdarja und Amudarja – folgen. Der Aralsee, einst<br />

doppelt so groß wie die Niederlande, h<strong>at</strong> seit 1960 über zwei<br />

Drittel seiner Fläche eingebüßt.<br />

Stolze, sowjetische Kolchosen meldeten immer größere Ernten<br />

an Reis und Baumwolle. Doch unkontrollierte Wasserverschwendung<br />

ließ das salzige Grundwasser dicht an die<br />

Oberfläche steigen, und Salzkristalle machten den Boden für<br />

die Nutzpflanzen unfruchtbar. Eine rapide Verdunstung<br />

verwandelte das Süßwasser des Sees in eine Lake, deren<br />

Salzgehalt dreimal so hoch ist wie der des Meeres. Alle Fische<br />

starben. Durch Wind und Staubstürme gelangt das Salz in die<br />

Luft, gefährdet die anliegenden Felder und sogar Gletscher bis<br />

nach Skandinavien. Die sowjetische Fangflotte zog einst Netze<br />

voll mit Edelfisch an Bord, heute wirken die endlosen Dünenfelder<br />

auf dem ehemaligen Seeboden aus der Luft auch fast<br />

wie Wellen. Und sie bewegen sich t<strong>at</strong>sächlich. Einige Häuser im<br />

ehemaligen Fischerdorf sind schon zugeschüttet.<br />

Eines der größten Probleme der Aralregion ist das Trinkwasser.<br />

Die Quellen vor Ort sind nur bedingt genießbar, da ungehindert<br />

Herbizide, Pestizide und Dünger aus den Feldern in den<br />

Wasserkreislauf fließen. Ärzte in Aralsk beklagen eine der<br />

weltweit höchsten Kindersterblichkeit, während die UNO<br />

Destill<strong>at</strong>oren zur Wasseraufbereitung an die Haushalte verteilt.<br />

Für die N<strong>at</strong>ur ist das Phänomen des schwindenden Wassers<br />

nichts Neues. Auch der Mensch muss lernen, damit fertig zu<br />

werden. Doch die kasachische Regierung will den nördlichen<br />

Fluss Syrdarja nicht nach Süden zu den Usbeken abfließen<br />

lassen und baut für 80 Millionen Dollar einen Damm. Das<br />

Projekt ist nicht unumstritten, denn viele Wissenschaftler<br />

warnen, dass dadurch der übrige Teil des Sees noch schneller<br />

austrocknet. Im Jahr 2010 wird voraussichtlich nur ein Zehntel<br />

davon bleiben.<br />

Quelle: Paul Pfander: Das Geheimnis des Aralsees, Dokument<strong>at</strong>ion, Deutschland/<br />

Kasachstan/Usbekistan 2005, ZDF (16.11.2006) (verändert)<br />

5. Vergleichen und erläutern Sie anhand der Karten<br />

Nordasien – Wirtschaft (<strong>Diercke</strong> S. 102/103) und Aralsee – Landschaftswandel<br />

(<strong>Diercke</strong> S. 105.1) die wirtschaftliche Nutzung<br />

in der Großregion des Aralsees in den Jahren 1960 und 2007.<br />

Welche Maßnahmen wurden in sowjetischen Zeiten durchgeführt<br />

(M5)?<br />

Weitere Inform<strong>at</strong>ionen fi nden Sie z.B. unter www.aralsee.org<br />

oder bei Wikipedia.


Autor: Knut Heyden <strong>Diercke</strong> <strong>360°</strong> 2/2009<br />

M 6 Der Aralsee 1973<br />

M 8 Ausbeutung der Armen<br />

1960 war der Aralsee das viertgrößte Binnengewässer der Erde<br />

und doppelt so groß wie Baden-Württemberg. In den 1960er-<br />

Jahren wollte die Sowjetunion mit einem gigantischen<br />

Bewässerungsprojekt die landwirtschaftliche Produktion in der<br />

Region steigern. Neue Devisenquellen sollten durch den<br />

Export von Baumwolle erschlossen werden. Die Abbildung aus<br />

dem Jahr 1973 ist eine Falschfarbendarstellung und hebt die<br />

Anbauflächen im Süden und Nordosten des Sees in Rot hervor.<br />

Die Zuflüsse Amudarja (im Süden) und Syrdarja (im Norden)<br />

wurden zu 95 Prozent in Landwirtschaftsprojekte umgeleitet,<br />

was seither zu einer kontinuierlichen Verlandung des Aralsees<br />

führte. Heute ist das Gewässer in den Kleinen und den Großen<br />

Aralsee geteilt. Die neue Küstenlinie von 2007 ist im zweiten<br />

Aufgaben<br />

6. Werten Sie die S<strong>at</strong>ellitenaufnahmen des Aralsees (M6+M7)<br />

und den beschreibenden Text M8 aus. Erörtern Sie dabei die<br />

Probleme der Wasserversorgung und den Prozess der Versalzung.<br />

Stimmen Sie der Behauptung zu, dass der Aralsee<br />

die größte, vom Menschen verursachte Umweltk<strong>at</strong>astrophe<br />

darstellt? Beziehen Sie für Ihre Begründung auch M5 ein.<br />

7. Vergleichen und bewerten Sie die Karten (<strong>Diercke</strong> S. 105.1) und<br />

bearbeitet von:<br />

M 7 Der Aralsee 2007<br />

COPY<br />

Bild gut entlang der weißen Salzschicht zu sehen. Hochauflösende<br />

S<strong>at</strong>ellitenbilder erlauben die Identifizierung gestrandeter<br />

Schiffe inmitten der neu entstandenen Wüste. Sie sind stille<br />

Zeugen des totalen Zusammenbruchs der Fischerei und des<br />

Wegfalls von 60 000 Arbeitsplätzen. Doch nicht nur das<br />

Aussterben aller Fischarten ist eine der k<strong>at</strong>astrophalen Folgen<br />

dieses Großprojekts. Durch verseuchtes Grundwasser gelangen<br />

Entlaubungsmittel und Pestizide in die Nahrungskette der<br />

50 Millionen Anwohner. Überdurchschnittlich häufig kommen<br />

Missbildungen bei Neugeborenen sowie Fehlgeburten vor.<br />

Die Folgen für Menschen und N<strong>at</strong>ur wurden von den Verantwortlichen<br />

nie evaluiert.<br />

Quelle: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (Hrsg.): Globaler Wandel. Die<br />

Erde aus dem All 2008, S. 241 (gekürzt)<br />

S<strong>at</strong>ellitenbilder: Welche Inform<strong>at</strong>ionen können Sie auf den<br />

S<strong>at</strong>ellitenaufnahmen besser bzw. schlechter erkennen als in<br />

der Karte?<br />

8. Erörtern Sie die Zukunftschancen der Region. Welche Maßnahmen<br />

werden diskutiert? Welche Chance geben Sie dem<br />

russischen Versprechen einer „historischen Verantwortung“?<br />

Wird Ihrer Meinung nach der Fußballer Pfannenstiel der<br />

Entwicklung neue Impulse geben können?<br />

5


Autor: Knut Heyden <strong>Diercke</strong> <strong>360°</strong> 2/2009<br />

zu 1:<br />

C O P Y<br />

„Landschaftswandel am Aralsee“ – Lösungen zur Unterrichtseinheit im <strong>Diercke</strong> <strong>360°</strong> Magazin 2/2009<br />

M<strong>at</strong>erialseite 1<br />

Mögliche Einstellung eines<br />

Schülers<br />

- Gefahr des Klimawandels bewusst<br />

- möglichst energiesparendes Leben<br />

- Gesetze notwendig, sollten verschärft<br />

werden (Verbot von Glühbirnen)<br />

- Problem<strong>at</strong>ik Aralsee nur am Rande<br />

bekannt<br />

- Fußballer Pfannenstiel unbekannt, da<br />

kein aktueller Star (Vergänglichkeit<br />

von Ruhm?)<br />

zu 2:<br />

Kritik an der Einstellung von Pfannenstiel<br />

neg<strong>at</strong>iv positiv<br />

- alter Lebensstil sehr unbedarft, nun Sinneswandel<br />

(vgl. Paulus von Tarsus = Saulus)<br />

- unklar, welche Organis<strong>at</strong>ionen unterstützt werden<br />

- Vermarktung des Themas zum eigenen Vorteil (?)<br />

- gut gemeint, aber Kosten-Nutzen-Verhältnis un-<br />

günstig<br />

- Spiele in der Antarktis sind ebenfalls umweltschäd-<br />

lich<br />

- falsche Zielgruppe<br />

Politisch: Grenzgebiet zwischen Usbekistan und Kasachstan,<br />

gut 400 km südlich der Grenze zu Russland<br />

Geographisch: 45° Nord und 60° Ost<br />

Höhe ü. NN (bzw. ü. M.): -43 m<br />

Wassertiefe: 46 m<br />

zu 3:<br />

Erster Klimaschlüssel Klimazonen:<br />

142 mm Jahresniederschlag (also unter 250 mm)<br />

fi B Trockenklim<strong>at</strong>e<br />

Zweiter Klimaschlüssel Wasserhaushalt:<br />

etwa 5 humide Mon<strong>at</strong>e fi sa semiarid<br />

Dritter Klimaschlüssel Wärmehaushalt/Kontinentalität:<br />

außerhalb der Tropen, kontinentales Klima, hohe Jahresamplitude<br />

von 32 °C (d. h. Jahresschwankung zwischen 20 °C und 40 °C)<br />

fi 3 kontinental<br />

Fazit: Bsa3, ein kontinentales, semiarides Trockenklima, laut Karte<br />

Tendenz zu B3a<br />

Hinweis: Falls diese Klimaklassik<strong>at</strong>ion den Schülern noch unbekannt<br />

sein sollte, kann dazu auch der „Entscheidungsbaum“<br />

von Prof. Dr. Alexander Siegmund eingesetzt werden.<br />

- erreicht viele Menschen,<br />

die sonst nicht über das<br />

Thema nachgedacht hätten<br />

- Fußball verbindet unterschiedlicheGesellschaftsgruppen<br />

- Inform<strong>at</strong>ion der Gesellschaft<br />

1


Autor: Knut Heyden <strong>Diercke</strong> <strong>360°</strong> 2/2009<br />

C O P Y<br />

„Landschaftswandel am Aralsee“ – Lösungen zur Unterrichtseinheit im <strong>Diercke</strong> <strong>360°</strong> Magazin 2/2009<br />

M<strong>at</strong>erialseite 2<br />

zu 4:<br />

Es gibt zwei Zuüsse: Amudarja (von Süden) und Syrdarja<br />

(von Norden). Der Syrdarja entspringt im Bereich des Tian Shan-<br />

Gebirge. Der Amudarja entspringt im Hindukusch.<br />

Es gibt aber keinen Abuss, daher ein Endsee.<br />

Die Versickerung und Verdunstung entspricht dem Zuuss.<br />

Wird dieses Gleichgewicht gestört, muss zwangsläug der<br />

Wasserspiegel sinken und gleichzeitig der Salzgehalt steigen.<br />

DieWerte der Veränderung des Salzgehaltes lassen sich gut in<br />

-<br />

M4ablesen. Die unterschiedliche Entwicklung seit 2003 muss<br />

mitder Aufspaltung in den Kleinen und Großen Aralsee und<br />

derenUnterschiede im Wassermanagement erklärt werden.<br />

zu 5:<br />

Verortung der Gebiete z. B. in immer größer werdenden konzentrischen<br />

Kreisen:<br />

– Direkt am Aralsee: wirtschaftliches Ödland, Wüste/Halbwüste,<br />

kaum nutzbar<br />

– Im Bewässerungsland: Bewässerungslandwirtschaft, Baumwolle,<br />

Kleinindustrie wie Textilien/Bekleidung, Dienstleistungszentren<br />

mit regionaler Bedeutung<br />

– Großregion (ca. 1000 km um den Aralsee):<br />

Im Westen: Kaspisches Meer, chemische Industrie, Erdöl;<br />

Im Süden ca. 700 km (Usbekistan/Kirgistan): Erdgas, Textilindustrie,<br />

Industrieballungsraum, Verkehrsinfrastruktur;<br />

Im Osten (Kasachstan): Raumfahrtzentrum Bajkonyr, Kupfer, Buntmetallverhüttung<br />

– Lage der Hauptstädte: Usbekistan (Taschkent) und Kasachstan<br />

(Astana) sehr weit vom Aralsee entfernt<br />

Fazit: Der Aralsee h<strong>at</strong> kaum wirtschaftliche Bedeutung, ist politisch<br />

im Abseits.<br />

Veränderung 1960-2007:<br />

1960 2007<br />

- 67 m Tiefe<br />

- 45 m Tiefe<br />

- Seespiegel auf 53 m ü. M. - Seespiegel auf 31 m ü. M.<br />

- Flussdelta südlich vom - Fluss: nur noch periodisch<br />

Aralsee: Auenwald<br />

- Baumwolle/Reis<br />

- Fischereihafen/ Nahrungs- - Bodenversalzung<br />

mittelindustrie/Textilindus- - Bewässerungsland<br />

trie<br />

- Waldschutzstreifen mit<br />

- Baustondustrie<br />

salzresistenten Bäumen<br />

- Baumwolle<br />

- Salz- und Sandverwehungen<br />

Den Zuüssen werden seit der Stalin-Ära große Wassermengen<br />

für die künstliche Bewässerung riesiger Anbauächen für Baumwolle<br />

in Kasachstan und Usbekistan entnommen. Durch den<br />

geringeren Zuuss sank seitdem der Wasserspiegel des Sees<br />

kontinuierlich ab.<br />

Um zumindest den kleineren (nördlichen) Teil des Aralsees zu<br />

retten, wurde in den 1990er-Jahren von Kasachstan ein Deich<br />

gebaut, um das Wasser zurückzuhalten. Während seines Bestehens<br />

erhöhte sich der Wasserspiegel im Kleinen Aralsee, das<br />

Klima verbesserte sich, und es konnten wieder mehr Fische gefangen<br />

werden. Aufgrund der unzulänglichen Bauweise brach<br />

dieser Damm jedoch nach kurzer Zeit. Daraufhin wurde 2003<br />

erneut mit dem Bau eines Dammes begonnen. Da auch die Weltbank<br />

Mittel hierfür bereitstellte, konnte diesmal Beton als Baum<strong>at</strong>erial<br />

verwendet werden. Dieser neue Damm wird auch Kok -<br />

Aral-Damm genannt. Zusätzlich zu diesem Dammbau wurden<br />

auch Maßnahmen ergrien, um die Bewässerungssysteme des<br />

Syrdarja zu verbessern, welcher in den nördlichen Teil des Sees<br />

mündet. Dabei wurden Kanäle repariert und zum Teil auch ausbetoniert.<br />

Damit sollte zusätzliches Wasser in den See geleitet<br />

werden. 2005 wurde der Kok-Aral-Damm fertiggestellt.<br />

M<strong>at</strong>erialseite 3<br />

zu 6:<br />

Deutlich wird die Verkleinerung/Verlandung des Sees und Aufteilung<br />

in zwei Seen. Der gestiegene Salzgehalt ist durch die<br />

Falschfarbendarstellung ebenfalls gut sichtbar. Vergleicht man<br />

die Intensität der roten Farbe in den ehemaligen Auenwäldern<br />

und den Bewässerungsbereichen, fällt auf, dass die Veget<strong>at</strong>ion<br />

stark geschädigt sein muss. Wobei unklar ist, ob die Bilder zu<br />

ähnlichen Jahreszeiten aufgenommen wurden.<br />

Probleme bei der Wasserversorgung: Salzgehalt ist so hoch, dass<br />

das Seewasser nicht als Trinkwasser genutzt werden kann; auch<br />

das Grundwasser ist durch Herbizide, Pestizide sowie Dünger und<br />

das unterirdische Eindringen von Salz verseucht. Mit aufwendigen<br />

Anlagen muss Trinkwasser per Destill<strong>at</strong>ion/Solaranlagen gewonnen<br />

werden. Auch der Eins<strong>at</strong>z von UV-Entkeimungsgeräten ist<br />

notwendig. Da diese technischen Möglichkeiten der Bevölkerung<br />

vor Ort meist nicht zur Verfügung stehen bzw. aus Mangel an<br />

Altern<strong>at</strong>iven unbedarft mit dem verseuchten Wasser umgegangen<br />

wird, kommt es zu Missbildungen und Fehlgeburten.<br />

Die Folgen sind durch die Wechselwirkung und Verkettung der<br />

Faktoren immens.<br />

– Fischsterben als Folge der Versalzung und damit der Zusammenbruch<br />

der Fischerei. Generell geringe Artendichte bei Flora<br />

und Fauna.<br />

– Desertik<strong>at</strong>ion: Ausbreitung der Wüste und Dünen bis zum<br />

Ostufer.<br />

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Autor: Knut Heyden <strong>Diercke</strong> <strong>360°</strong> 2/2009<br />

C O P Y<br />

„Landschaftswandel am Aralsee“ – Lösungen zur Unterrichtseinheit im <strong>Diercke</strong> <strong>360°</strong> Magazin 2/2009<br />

– Durch die Verlandung und Versalzung verbleiben Salz- und<br />

Staubwüsten, die Böden sind durch Reste von Herbiziden, Pes-<br />

tiziden und Kunstdünger gesundheitsgefährdend.<br />

– Die Insel des Aralsees wurde für Versuche mit biologischen<br />

Kampfstoen genutzt. Die abnehmende Luftfeuchtigkeit führt<br />

nun dazu, dass die Schadstoe ausgeweht werden und ein<br />

zusätzliches Gesundheitsrisiko darstellen.<br />

– Durch die Verschmutzung des Wassers und der Luft steigen<br />

verschiedene Erkrankungen wie Atemwegserkrankungen, Erb-<br />

krankheiten und Magen-Darm-Erkrankungen an.<br />

– Die Versorgung der Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser und<br />

auch Brennm<strong>at</strong>erial ist ein großes Problem.<br />

– Durch den wirtschaftlichen Niedergang in der Region aber auch<br />

den Zusammenbruch der Sowjetunion ist die Gesundheitsvor-<br />

sorge kaum mehr gewährleistet.<br />

Infolge des Wegfalls der wirtschaftlichen Nutzung des Aralsees<br />

fehlen der Region nun auch die nanziellen Mittel zur Erneue-<br />

rung. D. h. es ist eine langfristige Abhängigkeit von der Weltbank<br />

oder anderen Finanzquellen wahrscheinlich.<br />

Die Frage, ob es die größte, vom Menschen verursachte K<strong>at</strong>astro-<br />

phe sei, wird vermutlich von den Schülern aus mehreren Gründen<br />

verneint:<br />

Den Schülern fehlt ein „normierender“ Vergleich mit anderen<br />

K<strong>at</strong>astrophen; die globale Erwärmung ist bekannter und auch<br />

global bedeutend; die Region des Aralsees ist im Abseits der<br />

Weltpolitik und Weltöentlichkeit. Da zudem beim Kleinen Aral-<br />

see erste Rettungsversuche gefruchtet haben, ist denkbar, dass<br />

der Große Aralsee eine „Müllhalden-Funktion“ einnimmt. Nie-<br />

mand will eine Mülldeponie in der Nachbarschaft haben, hier<br />

dient der Große Aralsee dem Kleinen als Mülldeponie.<br />

zu 7:<br />

Die S<strong>at</strong>ellitenbilder wirken insbesondere hinsichtlich der Wasser-<br />

ächen meist echter und überzeugender – obwohl es sich ja um<br />

Falschfarbenaufnahmen handelt. Die erwähnten Abweichungen<br />

in den Rotwerten der Anbauächen im Süden und Nordosten<br />

mögen für Schüler auf den ersten Blick verwirrend sein, ohne den<br />

Text M8 würde sich die Aussage „rot = grün“ kaum erschließen.<br />

Um welche Panzen es sich in den intensiv roten Flächen handelt,<br />

kann anhand der S<strong>at</strong>ellitenaufnahmen nicht festgestellt werden.<br />

Gleichzeitig wird aber dadurch deutlich, dass die Atlaskarte „nur“<br />

über die angebauten Panzen und Ausdehnung der Bewässe-<br />

rungsgebiete informiert, aber nichts zu der Vitalität der Panzen<br />

aussagen kann. Die beiden Medien ergänzen sich daher sehr gut.<br />

Der Vergleich der Karten mit den S<strong>at</strong>ellitenbildern macht auch<br />

deutlich, wie die Karten entstanden sind: Die Karten sind das<br />

Ergebnis einer gezielten Auswertung von Luftbildern, die somit<br />

für „Nichtexperten“ in einfacher zugängliche Karten „übersetzt“<br />

wurden.<br />

zu 8:<br />

Maßnahmen: Bau des Kok-Aral-Dammes und Wiederbelebung<br />

der Fischerei-Industrie (im Norden), Verbesserung der Bewässe-<br />

rungssysteme, Panzungen von Waldschutzstreifen mit salzre-<br />

sistenten Saxaul Bäumen (im Norden und Süden).<br />

Das Versprechen einer „historischen Verantwortung“ Russlands<br />

kann aufgrund der geringen wirtschaftlichen Nutzung der Region<br />

angezweifelt werden. Russland interveniert zurzeit in den<br />

ehemaligen Sowjetrepubliken, wo es um eindeutig russische<br />

Interessen wie die Förderung oder den Transport von Erdöl oder<br />

Erdgas geht. Die Führung Kasachstans oder Usbekistans wird<br />

kaum genügend Einuss auf die russische Regierung haben,<br />

dieses Versprechen einzufordern.<br />

Möglicherweise wird Pfannenstiel viele Fußballfans mit den Spielen<br />

der Global United erreichen und sie klimapolitisch anregen.<br />

Welche Auswirkungen das konkret haben wird, ist oen. Die<br />

Auswirkungen für den Aralsee, der ja nur ein Teilaspekt des Projektes<br />

des ehemaligen Fußball-Pros ist, werden gering/kaum wahr -<br />

nehmbar sein. Neben dem Projekt von Pfannenstiel sind im Jahr<br />

2009 auch andere Projekte gestartet, z. B. der Dokumentarlm<br />

„Home“ des französischen Fotografen und Journalisten Yann Arthus-Bertrand.<br />

Jedoch ist dieses Projekt schnell aus den Nachrichten<br />

verdrängt worden. Pfannenstiel wird es vermutlich ähnlich<br />

ergehen. Sind dann nicht doch Obama oder Merkel gefordert?<br />

3

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