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PROLETARIER ALLER LÄNDER, VEREINIGT EUCH!<br />

PROLETARIER ALLER LÄNDER UND UNTERDRÜCKTE VÖLKER, VEREINIGT EUCH!<br />

Organ für den Aufbau der Revolutionären Kommunistischen Partei Deutschlands<br />

11-12/06 November/Dezember 2006<br />

60 Jahre "Urteil VOlt Nümberg":<br />

Die weltgeschichtliche<br />

Bedeu des<br />

Nürnberger zesses<br />

verteidigen!<br />

Am 30. September bzw.1. Oktober 1946 wurde das Urteil im "Nürnberger Prozeß gegen <strong>die</strong> Haupt­<br />

kriegsverbrecher" verkündet. Nazi- und Wehrmachtsflihrer wie Göring, KaltenbrunneI; Streicher,<br />

Rosenberg, Keitel und Frank etc. wurden zum Tode verurteilt und auch hingerichtet. Teile des<br />

Funktionärskorps der Nazi-Partei, <strong>die</strong> SS, der SD und <strong>die</strong> Gestapo wurden als verbrecherische<br />

Organisationen verurteilt.<br />

Bis heute haben <strong>die</strong> deutschen Imperialisten den Nürnberger Prozeß und sein Urteil nicht offiziell<br />

anerkannt. Mehr noch: Schon 1953 rehabilitierte ein westdeutsches Gericht den Nazi-Verbrecher<br />

.Jodl, der in Nürnberg hingerichtet worden war, posthum öffentlich! Seit 1945 wird der Nürnberger<br />

Prozeß von den Abteilungen des deutschen Imperialisten, in vorderster Front den Nazis, mit Kü­<br />

beln von Lügen überschüttet. Bürgerliche Me<strong>die</strong>n, Berliner Politiker und Nazis arbeiten dabei<br />

heute Hand in Hand. Einerseits geht es um <strong>die</strong> Relativierung der Nazi-Verbrechen, ja der immer<br />

weitergehenden Leugnung der Nazi-Verbrechen mit dem Ziel, <strong>die</strong> Anti-Hitler-Koalition in Abstu­<br />

fungen zu verleumden - von der reaktionären Parole "Das waren ja auch Verbrecher" bis hin zu<br />

"Das waren <strong>die</strong> eigentlichen Verbrecher". Andererseits werden gleichzeitig <strong>die</strong> sogenannten "Nürn­<br />

berger Prinzipien" zur Rechtfertigung flir imperialistische Aggressionen unter UNO-Flagge in al­<br />

ler Welt benutzt, insbesondere auch zur Rechtfertigung des weltweiten militärischen Vormarsches<br />

des deutschen Imperialismus.<br />

<strong>Gegen</strong> <strong>die</strong>se Lügen gilt es, <strong>die</strong> wirkliche Bedeutung des Nürnberger Prozesses zu verteidigen.<br />

Zur Funktion und Rolle des<br />

Nürnberger Prozesses für <strong>die</strong><br />

Aufdeckung der<br />

Nazi-Verbrechen<br />

Im Ver!aufdes Zweiten Weltkrieges wurde es immer<br />

deut! icher und zur schrecklichen Wahrheit: Der Nazi­<br />

Faschismus hatte Verbrechen begangen, <strong>die</strong> in ihrem<br />

Ausmaß, in ihrer Systematik und ihrer Grausamkeit<br />

hisher einmalig in der Weltgeschichte sind.<br />

Schon 1945/46 standen ausreichend Quellen zur Ver­<br />

fugung, um ein realistisches Bild Ober <strong>die</strong> Nazi-Ver­<br />

brechen zu erhalten:<br />

l1li Eine wichtige Quelle ober Nazi-Verbrechen wa­<br />

ren Berichte VOll Nazi-Opjem, von Uberleben­<br />

den und von ermordeten. Zwei Beispiele: Ein Be­<br />

richt eines ernlOrdeten jUdischen Haftlings aus<br />

Ma.idanek beschrieb <strong>die</strong> Massenmorde durch Gift­<br />

gas im Vernichtungslager Majdanek durch <strong>die</strong><br />

Nazis. Dieser Bericht, den der ermordete Haftling<br />

in den Fußboden einer Baracke des Vernichtungs­<br />

lagers eingemauerte hatte, wurde nach 1945 ge­<br />

funden und war ein wichtiges Dokument in vielen<br />

Prozessen gegen Nazi-Verbrecher. (Siehe: Lang·<br />

bein: "Nicht wie <strong>die</strong> Schafe zur Schlachtbank", Frank­<br />

Ein bedeutender Bericht war der von Rudolf Vrba<br />

und A1fred Wetzler, ehemalige Haftlinge im KZ<br />

Auschwitz, denen 1944 <strong>die</strong> Flucht in <strong>die</strong> Tsche­<br />

choslowakei gelang. Sie fertigten dort eine detail­<br />

lierte Beschreibung Uber <strong>die</strong> Ermordung von Milli­<br />

onen von Juden und JUdinnen durch Giftgas in<br />

Gaskammern und Krematorien in Auschwitz-Bir­<br />

kenau an, <strong>die</strong> den Alliierten schon 1944 vorlag. (Sie·<br />

he: Autorenkollektiv: "Über den Widerstand in den KZs<br />

und Vernichtungslagern des Nazi-Faschismus", Verlag<br />

Olga Benario und Herber ! Baum, Offenbach 1998, S. 136<br />

fI)<br />

l1li Eine weitere Quelle waren Nazi­<br />

Dokumellte, <strong>die</strong> von den Armeen<br />

der Anti-Hitler-Koalition gefunden<br />

wurden. Obwohl es Befehle von<br />

Hitler und Himmler gab, alle Spu­<br />

ren der nazistischen Völkermord­<br />

politik zu beseitigen, war <strong>die</strong> Nazi­<br />

Bürokratie nicht so perfekt orga­<br />

nisiert, daß sie alle Hinweise und<br />

Beweise vernichten konnte. Es<br />

blieben viele Dokumente erhalten,<br />

<strong>die</strong> Verbrechen der Nazis' darle­<br />

gen. Die wichtigsten, schon 1945/<br />

46 bekannten Dokumente sind <strong>die</strong><br />

"Lageberichte" der SS-"Einsatz­<br />

Von den bürgerlichen Me<strong>die</strong>n nahezu totgeschwie­<br />

gen oder als Randnotiz abgehandelt, entwickeln sich<br />

im mexikanischen Bundesstaat Oaxaca (dem nördli­<br />

chen Nachbarstaat von Chiapas) seit Mai <strong>die</strong>ses Jah­<br />

res erbitterte, langanhaltende und militante Kämpfe.<br />

Sie begannen, als rund 70.000 Lehrerinnen und Leh­<br />

rer der Gewerkschaft SNTE aus den Dorf- und städti­<br />

schen Schulen des Bundesstaats in einen - bis heu­<br />

te andauernden - Streik traten.<br />

Sehr rasch beselzten <strong>die</strong> Lehrerinnen und Lehrer<br />

als Streikposten den zentralen Hauptplatz im histori­<br />

schen Zentrum von Oaxaca-Stadt, um auf ihren Kampf<br />

aufmerksam zu machen. Anfangs auf eine Erhöhung<br />

ihrer miserablen Löhne beschränkt, entwickelte sich<br />

der Kampf nun zu einer Protestbewegung, sie sich für<br />

ein verbessertes Erziehungssystem, für <strong>die</strong> Freilas­<br />

sung der inzwischen verhafteten Aktivistinnen und<br />

Aktivisten, für ein Ende des Staatsterrors und <strong>die</strong> Ab­<br />

selzung des korrupten PRI-Gouvemeurs Ruiz zum Ziel<br />

selzte. Diesem Kampf schlossen sich nun Arbeite·<br />

rinnen und Arbeiter des Gesundheitswesens, Aktivis­<br />

tinnen und Aktivisten gewerkschaftlicher und vor al·<br />

lern indigener Organisationen sowie Bewohnerinnen<br />

und Bewohner derArmenviertei an. Am zweiten Pro­<br />

testmarsch, der "Megamarcha" , <strong>die</strong> Anfang Juni in<br />

Oaxaca-Stadt stattfand, beteiligten sich rund 200.000<br />

Menschen.<br />

Am 14. Juni kam eszu den ersten schweren Kämp­<br />

fen mit Polizei und paramilitärischen Banden. Rund<br />

3000 Angehörige der Landespolizei Oaxacas mar­<br />

schierten auf, ausgestattet mit scharfer Munition, Trä­<br />

nengas, Panzerwagen und Hubschraubem. Zwei strei­<br />

kende Lehrerinnen und ein Kind wurden ermordet.<br />

Doch <strong>die</strong> Repression erreichte nicht ihr Ziel: Der mas·<br />

siveAngriffwurde von der riesigen Menschenmenge,<br />

<strong>die</strong> ein Netz von Banikaden enichtet hatte, nach stun­<br />

denlangen militanten Straßenkämpfen in der gesam­<br />

ten Innenstadt zurückgeschlagen. Am 16. Juni nahm<br />

eine halbe Million Menschen an der dritten "Mega­<br />

marcha" in Oaxaca·Stadt teil und <strong>die</strong> Proteste weite­<br />

ten sich auf <strong>die</strong> ländlichen Regionen aus, mehrere<br />

Dutzend BOrgermeisterämter und alle wichtigen Ver­<br />

kehrswege wurden beselzt.Als Dachorganisation der<br />

Aufständischen wurde <strong>die</strong>APPO (Asamblea Popular<br />

de los Pueblos de Oaxaca -Volksversammlung der<br />

Völker Oaxacas) gebildet. Es wurden systematisch<br />

Barrikaden und Posten errichtet, <strong>die</strong> Universität wur­<br />

de beselzt, <strong>die</strong> Kämpfenden errichteten dort einen<br />

Radiosender ("Radio Universitaria"), mit dem Ziel, der<br />

staatlichen Hetzkampagne entgegenzuwirken, den<br />

Widerstand in Oaxaca zu organisieren sowie <strong>die</strong> in­<br />

ternationale revolutionäre Öffentlichkeit zu informie­<br />

ren. In den bürgenichen Me<strong>die</strong>n war davon <strong>die</strong> Rede,<br />

<strong>die</strong>Al


Fortset::tmg \'(111 Seite J<br />

gesendet. Gleichzeitig wurde versuchL <strong>die</strong> Bewegung<br />

zu infiltrieren durch Zivilpolizei und Spilzel. Einschüch­<br />

terungen, Hausdurchsuchungen, Razzien, Mißhand­<br />

lungen und Schußwaffengebrauch gegenüber De­<br />

monstrantinnen und Demonstranten, Verhaftungen,<br />

Verschleppungen, Mißhandlungen und Folter von Ver­<br />

hafteten und Verschleppten, Brandanschläge gegen<br />

Büros von APPO-Organisationen und Mord gehörten<br />

und gehören zu ihrem Arsenal. Bis Ende Oktober<br />

wurden elf Menschen ermordet, Hunderte verhaftet und<br />

verschleppt.<br />

Ende Oktober schickte das reaktionäre mexikani­<br />

sche Regime schließlich rund 4.000 schwer bewaff­<br />

nete Polizisten der Bundespolizei PFP, <strong>die</strong> Oaxaca­<br />

Stadt stürmen sollten. Die Kämpferinnen und Kämp­<br />

fer traten den Rückzug auf das Universitätsgelände<br />

an, auch um ihren Radiosender zu schützen. Es ge­<br />

lang ihnen, <strong>die</strong> versuchte Stürmung des Geländes am<br />

2. November nach einer siebenstündigen erbitterten<br />

Schlacht zurückzudrängen. Sechs Menschen wurden<br />

bei <strong>die</strong>ser Verteidigungsaktion ermordet. Am 5. No­<br />

vember demonstrierte über eine Million Menschen in<br />

Oaxaca, um gegen <strong>die</strong> versuchte Räumung zu pro­<br />

testieren.<br />

Am 25. November, dem Tag des siebten .Mega­<br />

marcha", an dem sich wieder Hunderttausende betei­<br />

ligten, starteten Polizei und Paramilitärs den bisher<br />

brutalsten Angriff gegen <strong>die</strong> Kämpfenden.<br />

LautAngaben der APPO wurden fünf Menschen er­<br />

mordet, mehr als 100 Menschen - vor allem durch<br />

Schußwaffen -vertelzL darunter ein fünfjähriges Kind.<br />

149 Menschen wurden verhaftet, <strong>die</strong> seitdem unter<br />

Kontaktsperre in Tlacolula und Miahuatlim inhaftiert<br />

sind. 25 Menschen wurden verschleppt und sind seit­<br />

dem verschwunden. Das Besetzer-Camp auf der Pla­<br />

za Santo Domingo wurde von der PFP zerstört und<br />

<strong>die</strong> Stadt ist sozusagen unter Belagerungszustand.<br />

Die Polizeitruppen, inzwischen ersetzt durch speziel­<br />

le Greiftrupps der PFP, <strong>die</strong> bei ihren Operationen auch<br />

schwere Waffen einselzen, haben Beobachtungspos­<br />

ten und Kontrollen installiert mit Listen von Gesuch­<br />

ten. Paramilitärische Banden fahren Patrouillen und<br />

beschießen. Verdächtige" vom Auto aus. Seit dem<br />

28. November wurden emeut mindestens 60Aktivis­<br />

linnen und Aktivisten verhaften. Am gleichen Tag wur­<br />

de eine Pressekonferenz in der medizinischen Fakul­<br />

tät mit Schüssen angegriffen und <strong>die</strong> Organisatoren<br />

von paramilitärischen Gruppen entführt. Laut letzten<br />

Meldungen hat <strong>die</strong>APPO-Führung Ende November<br />

beschlossen, in <strong>die</strong> Illegalität zu gehen und ihre Kräf­<br />

te zurückzuziehen, um sich zu sammeln.<br />

Quellen: de.indymedia.org; www.chiapas.ch;<br />

WNW.labournet.de; WWVo/.jornada.unam.mx;<br />

WoN'W.proceso.com.mx<br />

Deutsche Waffen, deutscltes GellL..<br />

I<br />

! I<br />

I J<br />

;' 1<br />

/1<br />

Mexikallisdwr Polizist mit G3-Sturmgewehr aus<br />

deul.Kher Produktion wahrend des gewaltsamen Angriffs<br />

J!egen <strong>die</strong> kämpfenden Aktivistinnen lind Aktvisten in<br />

Oaxara-Stadl um 5. Novemher 2006<br />

Polen und der Sowjetunion. AussageIl VOll Nazi­<br />

kriegsverbrechem, wie z. B. von Höß, dem Kom­<br />

mandanten von Auschwitz, waren ebenfalls wich­<br />

tig. Viele <strong>die</strong>ser Nazis schilderten bei den Verneh­<br />

mungen Verbrechen bis ins Detail.<br />

liiI Eine wichtige Quelle, welche <strong>die</strong> Berichte der Nazi-<br />

Opfer und Ergebnisse der Auswertung von Nazi­<br />

Dokumenten zusammen faßte, waren <strong>die</strong> zum Teil<br />

schon vor 1945 in vielen von den Nazis besetzten<br />

Landern durchgefilhrten Prozesse gegell Nazi­<br />

verbrecher sowie <strong>die</strong> Berichte VOll Kommissio­<br />

nell, <strong>die</strong> Naziverbrechel/ IIntersllchtel/.<br />

Insbesondere in der Sowjetunion wurden Prozes­<br />

se gegen Nazi-Verbrecher schon ab Ende 1943 in<br />

den von der Sowjetarmee befreiten Gebieten<br />

durchgefilhrt wie z. B. in Charkow Ende 1943, in<br />

Kiew, Minsk, Lemberg etc. Sowjetische Kommis­<br />

sionen erstellten Berichte zu Nazi-Verbrechen wie<br />

zum Beispiel zu den Massenmorden im Vernich­<br />

tungslager Auschwitz-Birkenau 1945. Wichtig<br />

waren ebenfalls Berichte und Protokolle, <strong>die</strong> von<br />

den Exilregierungen Frankreichs, Polens, Jugosla­<br />

wiens und Griechenlands veröffentlicht wurden, in<br />

denen Nazi-Verbrechen dokumentiert wurden.<br />

Der "Nürnberger Prozeß gegell <strong>die</strong> Hallptkriegs­<br />

verbrecher", der am 20.11.1945 von den Staaten der<br />

sozialistischen Sowjetunion, Englands, Frankreichs und<br />

den USA vor einem internationalen Militärgerichtshof<br />

begonnen wurde, hatte bei der Aufdeckung der Nazi­<br />

Verbrechen zentrale Bedeutung. Er war Ergebnis des<br />

im Londoner Abkommen vom 8.8.1945 getroffenen<br />

Beschlusses (das nicht nur <strong>die</strong> Mitglieder der Anti­<br />

Hitler-Koalition unterzeichnet hatten sondern auch<br />

weitere 19 Länder, darunter In<strong>die</strong>n, sämtliche osteu­<br />

ropäischen Länder, Australien und viele Lander La­<br />

teinamerikas sowie Lander Westeuropas, <strong>die</strong> von den<br />

Nazis uberfallen wurden, wie Niederlande, Belgien,<br />

Danemark), der Bezug nahm auf <strong>die</strong> Erklärung von<br />

Moskau vom November 1943, <strong>die</strong> von der Sowjetuni­<br />

on, den USA und England unterzeichnet worden war.<br />

Diese Erklärung schrieb <strong>die</strong> Verfolgung und Bestra­<br />

fung der Nazi-Verbrechen gegenüber anderen Völ­<br />

kern fest. Die Nazi-Verbrecher sollten weltweit ver­<br />

folgt und in den Landem angeklagt und abgeurteilt<br />

werden, wo sie ihre Verbrechen begangen hatten. Die<br />

Hauptkriegsverbrecher, deren Verbrechen "keine be­<br />

stimmte geographische Begrenzung" hatten, sollten in<br />

einem Hauptkriegsverbrecherprozeß abgeurteilt wer­<br />

den.<br />

Es wurde in NürnbergAnklage gegen filhrende Nazi­<br />

Verbrecher wie Göring, Heß, Keitel, Streicher, Ro­<br />

sen berg oder Kaltenbrunner, erhoben sowie gegen<br />

wichtige Nazi-Organisationen (SS, SA, Korps der po­<br />

litischen Leiter der Nazi-Partei, Reichsregierung, Ge­<br />

stapo, SD, Generalstab und Oberkommando der Wehr­<br />

macht), <strong>die</strong> als "verbrecherisch" angeklagt wurden.<br />

Anklagepunkte waren Verbrechen gegen den Frieden,<br />

d. h. <strong>die</strong> Planung, Vorbereitung und Durchfilhrung des<br />

Nazi-Krieges, Kriegsverbrechen, d. h. Verbrechen, <strong>die</strong><br />

wahrend und im Zusammenhang mit dem Nazi-Krieg<br />

durchgeführt wurden, und Verbrechen gegen <strong>die</strong><br />

Menschlichkeit, d. h. Verbrechen vor oder wahrend<br />

des Krieges in den von den Nazis überfallenen Lan­<br />

dem oder in Deutschland. ("Das Urteil von Nürnberg",<br />

München 1946,S.95ff.u. 119ff.)<br />

Der Nürnberger Prozeß war somit <strong>die</strong> wichtigste<br />

Institution filr <strong>die</strong> Zusammenfassung und Dokumen­<br />

tation der Ergebnisse der bisherigen Untersuchungen<br />

über <strong>die</strong> Nazi-Verbrechen sowie der Dokumentation<br />

und Zusammenfassung aller weiteren damals verfilg­<br />

baren zentralen Beweise. Die wichtigsten gefunde­<br />

nen Nazi-Dokumente wurden als Beweise vorgelegt,<br />

viele Überlebende von Nazi-Verbrechen wurden als<br />

Zeugen gehört, Aussagen von Nazi-Verbrechern, wie<br />

z. B. von Höß, dem Kommandanten von Auschwitz,<br />

wurden gehört oder verlesen, <strong>die</strong> wichtigsten Ergeb­<br />

nisse von Prozessen gegen Nazi-Verbrecher in den<br />

von den Nazis besetzten Ländern sowie Ergebnisse<br />

von Untersuchungskommissionen über Nazi-Verbre­<br />

chen wurden als Beweismaterial für den Prozeß<br />

hinzugezogen und teilweise auch schon 1945/46 ver­<br />

öffentlicht.<br />

In 42 Bänden mit 27 104 Druckseiten wurde <strong>die</strong> ge­<br />

samte Verhandung des Prozesses dokumentiert. In 22<br />

weiteren Banden wurden auf mehreren tausend Sei­<br />

ten <strong>die</strong> Dokumente abgedruckt, <strong>die</strong> im Nürnberger<br />

Prozeß als Beweise der Anklage ge<strong>die</strong>nt hatten. Die<br />

Protokolle der Verhandlungen sowie <strong>die</strong> Dokumente<br />

der Anklage wurden 1946/1947 veröffentlicht.<br />

Der Nürnberger Prozeß war ein öffentlicher Pro­<br />

zeß, an dem Beobachter und Joumalisten aus aller Welt<br />

teilnahmen. Nahezu an jedem Verhandlungstag wur­<br />

den neue Beweise filr Nazi-Verbrechen vorgelegt.<br />

Eine riesige Fülle von Beweisen wurde so in den Ver­<br />

handlungstagen gesammelt und damit öffentlich be­<br />

kanntgemacht.<br />

Die Anklageschrift des Nürnberger Prozesses vom<br />

6.10.1945, <strong>die</strong> Urteilsbegrilndung vom August 1946 und<br />

Reden des sowjetischen Hauptanklagevertreters R.<br />

A. Rudenko, <strong>die</strong> 1945/46 veröffentlicht und in großer<br />

Auflage in der SBZ verbreitet wurden, gehen auf <strong>die</strong><br />

größten Nazi-Verbrechen von 1933 bis 1945 ein.<br />

Dne A1ll!fdeckllllllD.g<br />

der größten<br />

Nazi-Verbrechen im<br />

Nürnberger Prozeß<br />

Nazi-Terror gegen antifaschistische<br />

und kommunistische Kräfte<br />

Am 30. Januar 1933 wurde in Deutschland <strong>die</strong> offen<br />

terroristische Diktatur des deutschen Finanzkapitals<br />

errichtet, <strong>die</strong> Nazi-Partei ilbernahm <strong>die</strong> Regierungs­<br />

geschäfte. Sofort setzte der staatlich orgallisierte<br />

Nazi-Terror gegell <strong>die</strong> deutsche A rbeiterbeweglll/g<br />

und andere Gegner des Nazi-Regimes ein. Schon am<br />

I. April 1933 manifestierte sich der Antisemitismus<br />

im Boykottaufruf gegen jüdische Geschäfte. Die Na­<br />

zis verhafteten, mordeten und folterten vor allem Kom­<br />

munistinnen und Kommunisten, <strong>die</strong> Gef'dngnisse und<br />

<strong>die</strong> errichteten KZs waren bald gefullt vor allem mit<br />

Genossinnen und Genossen der KPD, aber auch mit<br />

anderen wirklichen oder vermeintlichen Gegnern der<br />

Nazis.'<br />

Nach dem Überfall des Nazi-Faschismus auf ande­<br />

re Länder ab 1938 fililten sich <strong>die</strong> KZs mit Genossin­<br />

nen und Genossen aus <strong>die</strong>sen Ländern. Die Nazis<br />

überzogen ganz Europa mit einem System von Gal­<br />

gen, Massenerschießungen, Folter und Terror, um je­<br />

den Widerstand schon im Keim zu ersticken, um eine<br />

Atmosphäre zu erzeugen, in der Widerstand sinnlos<br />

erscheinen sollte. Das wurde während des Nürnber­<br />

ger Prozesses sehr detailliert filr <strong>die</strong> einzelnen Lander<br />

geschildert.'<br />

Plünderungen und Zerstörungen<br />

der Nazis in anderen Ländern<br />

Wahrend des Nürnberger Prozesses wurde ausführ­<br />

lich auf <strong>die</strong> Plünderungen und Zerstörungen eingegan­<br />

gen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Nazis in den von ihnen überfallenen Lan­<br />

dem begangen hatten.'<br />

Insbesondere in der sozialistischen Sowjetunion wur­<br />

de ein immenser materieller Schaden angerichtet. Gan­<br />

ze Städte wurden teilweise oder vollstandig zerstört,<br />

Dörfer vemichtet, in ungeheurem Ausmaß wurde ge­<br />

plündert, geraubt und zerstört.<br />

In der Anklageschrift werden u.a. detaillierte Zah­<br />

len filr <strong>die</strong> Sowjetunion, Frankreich und <strong>die</strong> Tschecho­<br />

slowakei benannt:<br />

R. A. Rudenko geht sehr ausführlich auf <strong>die</strong> Zer­<br />

störungen in der Sowjetunion ein und beziffert den Ge­<br />

samtschaden, der der Sowjetunion durch Nazi­<br />

Deutschland zugefilgt wurde, auf <strong>die</strong> Summe von 679<br />

Milliarden Rubel (in staatlichen Preisen des Jahres<br />

1941, das entsprach 128 Milliarden US-Dollar, A. d.<br />

V). Der materielle Schaden allein durch PlOnderungen<br />

durch <strong>die</strong> Nazis in Frankreich wird auf ca. 312<br />

Milliarden Franc (Stand: 1945) geschätzt. Die Gesamt­<br />

summe der ökonomischen Plünderungen der Nazis in


der Tschechoslowakei wird auf200 Milliarden tsche­<br />

chische Kronen (Stand: 1945) geschätzt.'<br />

Millionenfache Sklavenarbeit<br />

Mit dem Überfall auf andere Lander begannen <strong>die</strong><br />

Nazis in ausgedehnten Treibjagden Menschen einzu­<br />

fangen und ins "Deutsche Reich" zu verschleppen, wo<br />

sie in Betrieben des deutschen Imperialismus Skla­<br />

venarbeit verrichten mußten. Das deutsche Finanz­<br />

kapital preßte aus <strong>die</strong>sen Sklaven arbeiterinnen und -<br />

arbeitern riesige Profite heraus.<br />

Die Anklageschrift beschreibt detailliert <strong>die</strong> grausa­<br />

men Transportbedirigungen. Zusammengepfercht in Ei­<br />

senbahnwaggons, ohne ausreichende Nahrung und<br />

Kleidung, starben Hunderte schon während des je­<br />

weiligen Transports. Die Anklageschrift nennt auch<br />

Zahlen der Verschleppten. Einige wenige Beispiele:<br />

Aus der Sowjetunion wurden 4,98 Millionen, aus der<br />

Tschechoslowakei 750.000, aus den Niederlanden<br />

500.000 nach Deutschland zur Sklavenarbeit ver­<br />

schleppt. Hunderttausende haben den Terror der Skla­<br />

venarbeit in den Betrieben des deutschen Imperialis­<br />

mus nicht überlebt.' Der Nürnberger Prozeß schluß­<br />

folgerte:<br />

"Die Verschleppung zur Sklavenarbeit war<br />

vielleicht das schrecklichste und größte Sklaven­<br />

unternehmen der Geschichte. "6<br />

An <strong>die</strong>sem Punkt war und ist ftlr <strong>die</strong> Kommunistin­<br />

nen und Kommunisten in Deutschland zentral: Nicht<br />

nur <strong>die</strong> Konzerne des deutschen Imperialismus haben<br />

von der Versklavung von Millionen Menschen profi­<br />

tiert' und profitieren davon noch heute, sondern auch<br />

<strong>die</strong> gesamte deutsche Bevölkerung. Aufgabe der Kom­<br />

munistischen Partei war und ist es, das Bewußtsein in<br />

der Arbeiterklasse über ihre Mitschuld und Verant­<br />

wortung ftlr <strong>die</strong>se Verbrechen des deutschen Imperi­<br />

alismus zu schaffen und ftlr einen größtmöglichen<br />

Ausgleich einzutreten.<br />

Bombar<strong>die</strong>rung von Städten,<br />

Geiselerschießungen,<br />

Zwangsgermanisierungspolitil{<br />

Großstlidte wie Rotterdam und Warschau wurdell<br />

bombar<strong>die</strong>rt, ganze Dörfer wurdell ausgelöscht. Die<br />

Anklageschrift nennt hier z. B. Dörfer in Jugoslawi-<br />

en, Griechenland und der Tschechoslowakei. Allein in<br />

der Sowjetunion wurden 1710 Städte und mehr als<br />

70.000 Ortschaften aufs Schlimmste zerstört oder<br />

vollstandig vernichtet.<br />

Die SS, deutsche Polizeieinheiten und <strong>die</strong> Wehrmacht<br />

ftlhrten GeiselerschießuIIgell in den besetzten Lan­<br />

dem durch. In der Anklageschrift finden sich mehre­<br />

re Beispiele aus Frankreich, Polen, Griechenland und<br />

Jugoslawien.8 Allein in Frankreich wurden ober 29.000<br />

Geiseln von den Nazis ermordet. 9<br />

Auch <strong>die</strong> Politik der lIazistischell "Umsiedlull­<br />

gell", der ZWatlgsgermallisierulIg, war ein riesiges<br />

Nazi-Verbrechen. Die Anklageschrift hebt hervor, was<br />

<strong>die</strong>s bedeutete: Zwangsverschleppung der einheimi­<br />

schen Bevölkerung, Ansiedlung von "Volksdeutschen"<br />

in den betreffenden Gebieten wie z. B. in Polen, Frankreich.<br />

10<br />

Nach heutigen Quellen ist bekannt, daß allein in Po­<br />

len fast 2,5 Millionen Menschen zwangsweise von den<br />

Nazis "umgesiedelt" wurden."<br />

Massenmord an Kranken<br />

und Behinderten<br />

Gleichzeitig mit dem Überfall auf Polen 1939 begann<br />

<strong>die</strong> erste systematisch durchgeftlhlte Vernichtungsakti­<br />

on des Nazi-Faschismus in eigens daftlr eingerichteten<br />

Vernichtungszentren vor allem gegen Kranke und Be­<br />

hinderte (Kinder, Erwachsene und Greise), <strong>die</strong> im Nazi­<br />

Jargon als "lebensunwertes Leben" bezeichnet wur­<br />

den. In mehreren Verhandlungstagen wurde <strong>die</strong>ses<br />

Nazi -Verbrechen bewiesen: Es waren Massenmorde<br />

mit Giftgas, <strong>die</strong> von Hitler selbst befohlen wurden. Sie<br />

wurden zum Teil in Deutschland durchgeftlhrt wie z.<br />

B. in Hadamar. Im NOrnberger Prozeß wurde festgestellt,<br />

daß das .. einfache deutsche Volk von <strong>die</strong>sen<br />

(. . .) Morden wußte"<br />

Im N Ornberger Prozeß wurde davon ausgegangen,<br />

daß <strong>die</strong> Nazis durch <strong>die</strong> Vernichtungsaktion gegen Alte,<br />

Kranke und Behinderte ca. 270.000 Menschen ermor­<br />

det hatten.!'<br />

Die Verbrechen der Nazis<br />

und der Nürnberger Prozess<br />

ÄIl..8S dem Inhalt:<br />

1. Das Urteil von Nürnberg<br />

2. Die abweichende Meinung des sow­<br />

jetischen Mitglieds des Internationa­<br />

len Militärgerichtshofes, L.T. Nikit­<br />

schenko, zum Urteil von Nürnberg<br />

3. "Die Gerechtigkeit nehme ihren<br />

Lauf!" , Die Reden des sowjetischen<br />

Hauptanklägers R. Ä. Rudenko im<br />

Nürnberger Prozeß<br />

440 Seiten, 30 Euro, ISBN 3-86589-055-5; Vertrieb<br />

Ober Buchladen Georgi Dimitroff Frankfurt<br />

Massenmord an Polen und Polinnen<br />

In Polen verObten <strong>die</strong> Nazi-Wehrmacht, SS und deut­<br />

sche Polizeieinheiten insbesondere ab 1941 Massell­<br />

mordaktiollell nicht nur gegen <strong>die</strong> jüdische Bevölke-<br />

ANZEIGE<br />

Der Nürnberger Prozess gegen <strong>die</strong><br />

Hauptkriegsverbrecher 1946 war <strong>die</strong> wichtig­<br />

ste Institution für <strong>die</strong> Zusammenfassung und<br />

Dokumentation der bis dahin erfolgten<br />

Untersuchungen über <strong>die</strong> Nazi-Verbrechen in<br />

Europa und der Sowjetunion.<br />

Das Urteil von Nürnberg enthält mit der<br />

Anklageschrift eine riesige Fülle von Beweisen<br />

über das Ausmaß und <strong>die</strong> Grausamkeit der<br />

Nazi-Verbrechen und ist somit für <strong>die</strong><br />

Enthüllung und Dokumentation der<br />

Verbrechen von grundlegender Bedeutung.<br />

Auf <strong>die</strong> Verbrechen, <strong>die</strong> in der Sowjetunion<br />

begangen wurden, geht R. A. Rudenko aus­<br />

führlich ein. Die Schwächen des Nürnberger<br />

Prozesses bei der Verurteilung hoher<br />

Funktionäre zu milden Strafen oder gar ihr<br />

Freispruch wurden auch unmittelbar durch <strong>die</strong><br />

abweichende Haltung eines Mitglieds des<br />

internationalen Militärgerichtshofs der UdSSR<br />

kritisiert.<br />

Der Band enthält neben einem ausführlichen<br />

Vorwort als Reprint <strong>die</strong> nebenstehenden<br />

Schriften.<br />

-3-<br />

rung, sondern auch gegell MelIscheIl polllischer<br />

Natiollalitlit.<br />

Insgesamt, so <strong>die</strong> Schätzung im Urteil von NOmberg,<br />

wurden in Polen ein Drittel der gesamten Bevölkerung<br />

von den Nazis ermordet, d.h. fast 8 Millionen Men­<br />

sehenD<br />

Nach der in erster Linie betroffenen jodischen Be­<br />

völkerung Polens mit3,4 MiIIionen Opfern waren ins­<br />

besondere <strong>die</strong> Menschen polnischer Nationalitat der<br />

Verfolgung und Vernichtung ausgesetzt. Über eine<br />

Million wurden in KZs und Vernichtungslagern ermor­<br />

det. Massenmorde an Polen und Polinnen wurden auch<br />

durch sogenannte "Befriedungsakiionen" begangen, bei<br />

denen Hunderte, ja Tausende in regelrechten Treib­<br />

jagden ermordet wurden, hinzu kamen öffentliche Hin­<br />

richtungen, furchtbar elende Lebensbedingungen, bru­<br />

tale Sklavenarbeit bis hin zu kOnstlich erzeugten Epi­<br />

demien und Hungersnöten - alles Methoden des nazi­<br />

stischen Massenmords. J4<br />

Massenmord an der<br />

sowjetischen Bevölkerung und<br />

an sowjetischen Kriegsgefangenen<br />

Am 22. Juni 1941 Oberfiel Nazi-Deutschland <strong>die</strong> so­<br />

zialistische Sowjetunion unter Bruch des bestehenden<br />

Nichtangriffspaktes. Die Nazi-Wehrmacht begann zu­<br />

sammen mit SS-Truppen und mit Unterstotzung deut­<br />

scher Polizeieinheiten einen grausamen Raub- und Ver­<br />

nichtungskrieg in der Sowjetunion. Auf mehreren Sei­<br />

ten in der Anklageschrift werden Massellmordaktio­<br />

lIell der Nazi-Wehrmacht, von SS und deutschen Po­<br />

lizeieinheiten ill der Sowjetullioll geschildert: Mas­<br />

senmord durch Erschießen, Erschlagen, Ertranken und<br />

durch Anwendung von Giftgas an Hunderttausenden<br />

Mannern, Frauen, Kindern und Greisen. Hier einige<br />

der Beispiele von nazistisehern Massenmord, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

Anklageschrift belegt: Allein im Gebiet um Leningrad<br />

ermordeten <strong>die</strong> Nazis ober 170.000 Menschen, im<br />

Gebiet von Odessa 200.000, in Charkow 195.000, in<br />

Kiew 195.000."<br />

Insgesamt fielen dem Nazi-Krieg gegen <strong>die</strong> Sowjet­<br />

union über 20 Millionen Menschen in der Sowjetunion<br />

zum Opfer.<br />

Auch <strong>die</strong> sowjetischeIl Kriegsgefallgellell wurden<br />

von den Nazis gemäß ihrem Programm der ,,Ausrot­<br />

tung der bolschewistischen Untermenschen" systema­<br />

tisch vernichtet. Aushungern, Vergiften und Erschie­<br />

ßen, Mord durch grausame medizinische Versuche­<br />

das waren einige der grausamen Mittel, mit denen <strong>die</strong><br />

Nazi-Mörder sowjetische Kriegsgefangene systema­<br />

tisch ermordeten.'6<br />

In der Anklageschrift heißt es daher: "Die Behand­<br />

lung von Sowjet-Kriegsgefangenen war durch ganz<br />

besondere Unmenschlichkeit charakierisiert."17 Bei­<br />

spielhaft wird <strong>die</strong> Ermordung von Zehntausenden von<br />

sowjetischen Kriegsgefangenen durch <strong>die</strong> Nazi-Wehr­<br />

macht benannt. \8<br />

Insgesamt wurden nach neueren Forschungen von<br />

der Nazi-Wehrmacht und der SS von den 5,7 MiIIio­<br />

nen gefangenen Rotarmisten 3,3 Millionen ermordet,<br />

davon zwei Millionen allein bis zum Februar 1942, also<br />

in acht Monaten."<br />

Antisemitischer Terror und Pogrome<br />

sowie rassistischer Völkermord an der<br />

jüdischen Bevölkerung in Europa<br />

Die Anklageschrift stellt richtig heraus, daß <strong>die</strong> Nazis<br />

direkt nach 1933 den staatlich organisierten alltise­<br />

mitischell Terror gegell <strong>die</strong> ludeIl ulld lUditmeIl<br />

begannen. In der Anklageschrift und im Urteil von<br />

NOrnberg werden drei Etappen des antisemitischen<br />

Terrors der Nazis von 1933 bis 1938 benannt<br />

• <strong>die</strong> von den Nazis als "Boykott" der jüdischen Ge­<br />

schafte bezeichnete antisemitische Terrorwelle vom<br />

April 1933,<br />

• <strong>die</strong> rassistischen "NOrnberger Gesetze" von 1935"


• sowie <strong>die</strong> antisemitischen Pogrome vom November<br />

1938 im Herrschaftsbereich der Nazis. Dazu heißt<br />

es in der Anklageschrift:<br />

"Auf Befehl des Chefs der Gestapo fanden im<br />

November 1938 antisemitische Demonstratio­<br />

nen in ganz Deutschland statt Jüdisches Eigen­<br />

tum wurde zerstört, 30.000 Juden wurden ver­<br />

haftet und in Konzentrationslager geworfen und<br />

ihr Eigentum beschlagnahmt. ,,"<br />

Im Zusammenhang mit dem Überfall auf <strong>die</strong> Sowjet­<br />

un ion 1941 begann der systematische Völkermord all<br />

derjüdischell Bevölkerullg ulld deli Sillti ulld Roma<br />

ElITOPas. DieAnklageschrift nennt Massenermordun­<br />

gen durch Wehrmacht, SS und deutsche Polizeieinhei­<br />

ten vor allem in der Sowjetunion und in Jugoslawien<br />

von insgesamt mehreren Hunderttausendn Allein <strong>die</strong><br />

"EinsatzgruppeA" hat in der Sowjetunion über 229.000<br />

Jüdinnen und Juden ermordet."<br />

Weiter heißt es in der Anklageschrift:<br />

"Von den 9,6 Millionen Juden, <strong>die</strong> in Gebieten<br />

Europas unter Nazi-Herrschaft lebten, sind nach<br />

vorsichtiger Schätzung 5,7 Millionen verschwun­<br />

den, von denen <strong>die</strong> meisten absichtlich von den<br />

Nazi-Verschwörern ums Leben gebracht worden<br />

sind."24<br />

Im Urteil von Nürnberg wird <strong>die</strong> Zahl der von den Na­<br />

zis ermordeten Jüdinnen und Juden auf6 Millionen ge­<br />

schätzt, was auch der heutigen Forschung entspricht."<br />

Allein in Polen ermordeten <strong>die</strong> Nazis 3,2 Millionen Ju­<br />

den und Jüdinnen, stellte der sowjetische Hauptanklä­<br />

ger R. A. Rudenko in einer seiner Reden fest.'"<br />

Im Urteil des Nürnberger Prozesses wird <strong>die</strong> i1zdu­<br />

strielle Massellvemiclztullg VOll Jüdi1111ell utzd Ju­<br />

deli ill Nazi-Vemiclztll1zgslagem wie Treblinka oder<br />

Auschwitz-Birkenau durch Giftgas beschrieben.<br />

Rudenko stellt heraus, daß allein im Vernichtungsla­<br />

ger Chclmno mit Giftgas 340.000 Juden und Jüdinnen<br />

ermordet wurden.<br />

Insgesamt wurden von den 6 Millionen ermordeten<br />

Jüdinnen und Juden 4 Millionen in den Nazi-Vernich­<br />

tungslagern ermordet, so <strong>die</strong> Schätzung im Urteil von<br />

Nürnberg."<br />

Rassistischer Völkermord an<br />

"Zigeunern", den Sinti und Roma<br />

Von Anfang an wurden <strong>die</strong> Sinti und Roma von den<br />

Nazis rassistisch verfolgt. Von den rassistischen "Nürn­<br />

berger Gesetzen" von 1935, in deren Kommentaren es<br />

heißt. daß ,Juden und Zigeuner artfremden Blutes sind",<br />

über <strong>die</strong> unzähligen Demütigungen und Verfolgungen<br />

vor 1939 begann mit der 1939 beschlossenen systema­<br />

tischen Deportation aller Sinti und Roma nach Polen<br />

<strong>die</strong> direkte Vorbereitung zum Völkermord. Im Dezem­<br />

ber 1942, als schon Zehntausende Roma in Polen und<br />

in der Sowjetunion von den Nazis ermordet worden<br />

waren, wurde der sogenannte "Auschwitz-Erlaß" von<br />

den Nazis beschlossen, worin der Plan zum Völker­<br />

mord, der Vernichtung aller Sinti und Roma festge­<br />

schrieben ist. Die Umsetzung <strong>die</strong>ses Plans wurde so­<br />

fort begonnen. Aufgrund neuerer Forschungen wird<br />

geschätzt, daß von den in Europa lebenden Sinti und<br />

Roma ungefllhr 500.000 von den Nazis ermordet wur­<br />

den." Die Anklageschrift im Nürnberger Prozeß hob<br />

völlig richtig hervor, daß besonders auch Sinti und Roma<br />

von der rassistischen Vernichtung durch <strong>die</strong> Nazis be­<br />

troffen waren.<br />

Die Massellvemiclztzlllg an den sogenannten "Zi­<br />

geunern", also den Sinti zllld Roma, wurde im Nürn­<br />

berger Prozeß konkret benannt und mit den "Ereignis­<br />

meldungen" der "Einsatzgruppen" der SS und deutscher<br />

Polizeieinheiten belegt. In den meisten <strong>die</strong>ser ,,Meldun­<br />

gen" wird neben den Massenmorden an Jüdinnen und<br />

Juden in der Sowjetunion detailliert aufgelistet, wie viele<br />

,Zigeuner" ernlOrdet wurden. Zum Beispiel heißt es in<br />

einem "Lagebericht" der ,,Einsatzgruppen" von 1943,<br />

daß" 1 000 Juden und Zigeuner exekutiert"" wurden.<br />

Der NÜlmlberger lP'mzeJß ZUll<br />

delll 9,verlbreclb!ernsclb!elll Nazn­<br />

Orgalllisatiolllelll" Ullllld ZUllr<br />

Massellllbasis <strong>die</strong>s<br />

Nazi-Fasclb!ismUlls<br />

Im Nürnberger Prozeß wurden nicht nur deutsche<br />

Hauptkriegsverbrecher des Nazi-Faschismus verur­<br />

teilt, sondern dort wurden auch sehr wichtige und weit­<br />

reichende Feststellungen über den verbrecherischen<br />

Charakter der Nazi-Partei und ihrer Untergliederun­<br />

gen getroffen. (Rudenko: "Die Gerechtigkeit nehme ih­<br />

ren Lau!''', S. 162 ff)<br />

1m "Statut ftlr den Internationalen Militärgerichts­<br />

hof' war in Artikel 9 und 10 festgelegt worden, daß<br />

der Militärgerichtshof eine Gruppe oder Organisati­<br />

on, deren Mitglied einer der Angeklagten war, ftlr ver­<br />

brecherisch erklären konnte. Dies ermöglichte dann<br />

in künftigen Prozessen, jedes Mitglied einer solchen<br />

Organisation wegen der Mitgliedschaft in <strong>die</strong>ser ver­<br />

brecherischen Organisation zu verurteilen und daftlr<br />

auch mit dem Tod zu bestrafen. Der Nachweis des<br />

verbrecherischen Charakters der Organisation muß­<br />

te nicht noch einmal erbracht werden. (Siehe: "Das<br />

Urteil von Nümberg 1946", München 1979, S. 136/137)<br />

Dies hatte weitreichende Bedeutung ftlr den Anti­<br />

Nazi-Kampf nicht nur in Deutschland, sondern in al­<br />

len von den Nazis überfallenen Ländern. Dazu er­<br />

klärte Rudenko.<br />

"".Wenn der Internationale Gerichtshof eine<br />

Organisation als verbrecherisch erldlirt hat,<br />

l(önnen <strong>die</strong> nationalen Gerichtshöfe den ver­<br />

brecherischen Charakter <strong>die</strong>ser Organisatio­<br />

nen nicht verneinen oder gar bestreiten."<br />

(Rudenko: "Die Gerechtigkeit nehme ihren Laufl", S. 155)<br />

Die Aufgabe der jeweiligen nationalen Anti-Nazi­<br />

Gerichte war es, <strong>die</strong> individuelle Schuld der jeweils<br />

angeklagten Mitglieder verbrecherischen Organisa­<br />

tionen festzustellen. (ebenda)<br />

Das alliierte Kontrollratsgesetz Nr. 10 ftlr Deutsch­<br />

land: "Bestrafung von Personen, <strong>die</strong> sich Kriegsver­<br />

brechen, Verbrechen gegen Frieden oder gegen<br />

Menschlichkeit schuldig gemacht haben" vom 20. De­<br />

zember 1945 bestimmte dann im Hinblick auf den zu<br />

<strong>die</strong>sem Zeitpunkt noch stattfindenden Nürnberger Pro­<br />

zeß, daß <strong>die</strong> Zugehörigkeit zu Organisationen, deren<br />

verbrecherischer Charakter vom Internationalen Mi­<br />

litärgerichtshof festgestellt worden ist, ein Verbrechen<br />

darstellt. (Siehe: "Das Urteil von Nürnberg 1946", Mün­<br />

chen 1979, S. 136/137)<br />

Das Kontrollratsgesetz Nr. 10 erklärt <strong>die</strong> Bestim­<br />

mungen der Moskauer Deklaration vom 30. Oktober<br />

1943 "über <strong>die</strong> Verantwortlichkeit der Hitleranhan­<br />

ger ftlr begangene Greueltaten" und des Landoner Ab­<br />

kommens vom 8. August 1945 "über <strong>die</strong> Verfolgung<br />

und Bestrafung der Hauptkriegsverbrecher der Eu­<br />

ropäischen Achse" als untrennbare Bestandteile <strong>die</strong>­<br />

ses Kontrollratsgesetzes. Demnach stellt jeder der fol­<br />

genden Tatbestände ein Verbrechen dar:<br />

"a) Verbrechen gegen den Frieden ...<br />

b) Kriegsverbrechen ...<br />

c) Verbrechen gegen <strong>die</strong> Menschlichkeit. ..<br />

d) Zugehörigkeit zu gewissen Kategorien von<br />

Verbrechervereinigungen oder Organisationen,<br />

deren verbrecherischer Charakter vom<br />

Internationalen Militlirgerichtshof festge­<br />

stellt worden ist.<br />

( .. Die Berliner Konferenzder Drei Mächte", Berlin 1946, S. 721<br />

73)<br />

-4<br />

Das Gesetz bestimmt im weiteren in allgemeiner<br />

Form, wer alles schuldig ist an <strong>die</strong>sen Verbrechen, von<br />

der Planung bis zur Durchftlhrung, welche Strafen<br />

dafur vorgesehen sind, von der Todesstrafe bis zur<br />

völligen oder teilweisenAberkennung der bürgerlichen<br />

Ehrenrechte, und legt <strong>die</strong> durchzuftlhrenden Maßnah­<br />

men bei der Verfolgung <strong>die</strong>ser Verbrechen fest.<br />

Die Ankläger von Nürnberg forderten in der Ankla­<br />

geschrift, neben der Gestapo, dem SD, der SS, der<br />

SA, der Naziregierung und dem Generalstab und Ober­<br />

kommando der Nazi-Armee vor allem auch das ge­<br />

samte Korps der Politischen Leiter der Nazi-Partei<br />

zur verbrecherischen Organisationen zu erklären.<br />

Damit waren alle Personen erfaßt, <strong>die</strong> nach allgemei­<br />

ner Naziterminologie zu irgendeiner Zeit"politische<br />

Leiter" von irgendeinem Grad oder Rang waren<br />

(Siehe:"Der Nürnberger Prozeß gegen <strong>die</strong> Hauptkriegsver­<br />

brecher" Band I, S. 86 ff): vom obersten Nazi-Führer<br />

Hitler über <strong>die</strong> Reichsleitung, <strong>die</strong> Gauleiter und ihre<br />

Stäbe, <strong>die</strong> Kreisleiter und ihre Stäbe, <strong>die</strong> Ortsgrup­<br />

penleiter bis zu den Zellenleitern und Blockleitern.<br />

Insgesamt war <strong>die</strong>s eine Gruppe, <strong>die</strong> schätzungsweise<br />

mindestens 600000 Menschen umfaßte. (Siehe: "Das<br />

Urteil von Nürnberg 1946", München 1979, S. 140)<br />

Die Anklageschrift lenkte dabei <strong>die</strong> Aufmerksam­<br />

keit gerade auch auf <strong>die</strong> wichtige Rolle der niedrige­<br />

ren "Politischen Leiter" ftlr <strong>die</strong> Durchsetzung der Nazi­<br />

Politik und ftlr <strong>die</strong> Durchftlhrung der Nazi-Verbrechen.<br />

So waren <strong>die</strong> Blockleiter durch das Handbuch der<br />

Nazi-Partei angewiesen, den Ortsgruppenleitern all<br />

jene Personen anzuzeigen, <strong>die</strong> sich kritisch gegenüber<br />

den Nazis äußerten. (ebend .. S. 141)<br />

Nach der Beweisaufnahme erklärte der sowjetische<br />

HauptankIager Rudenko in seiner Abschlußrede auf<br />

dem NUrnberger Prozeß, daß <strong>die</strong> Beweise, <strong>die</strong> gegen<br />

<strong>die</strong> Hauptkriegsverbrecher vorgelegt wurden, sogar<br />

voll ausreichen, um <strong>die</strong> gesamte Nazi-Partei zu einer<br />

verbrecherischen Organisation im Sinne des Artikels<br />

9 des Statuts des Internationalen Militärgerichtshofes<br />

zu erklären. Dies war jedoch nicht <strong>Gegen</strong>stand der<br />

Anklage. (Rudenko: "Die Gerechtigkeit nehme ihren Laufl",<br />

S. 162)<br />

Im weiteren Verlauf seiner Schlußrede legte Ruden­<br />

ko dann nochmals besonderes Gewicht auf <strong>die</strong> ver­<br />

brecherische Rolle der sogenannten kleinen Nazis, der<br />

Zellenleiter und Blockleiter. Er zeigte auf, daß <strong>die</strong> Be­<br />

triebszellenleiter systematisch zur Bespitzelung auch<br />

der Arbeiter und Arbeiterinnen in den besetzten Ge­<br />

bieten eingesetzt wurden. Eine Richtlinie Himmlers<br />

verpflichtete<br />

" ... <strong>die</strong> Betriebszellenleiter, besonders sorg­<br />

fIlltig auf <strong>die</strong> Stimmung der ausllindischen Ar­<br />

beiter zu achten. Zu <strong>die</strong>sem Zweck ist <strong>die</strong> enge<br />

Zusammenarbeit der Partei-, Staats- und Wirt­<br />

schaftsstellen mit der Gestapo erforderlich."<br />

(Ebenda, S. J 68)<br />

Und weiter zu den Blockleitern:<br />

"Der BlocIdeiter war der Vermittler der nati­<br />

onalsozialistischen Weltanschauung inmitten der<br />

ihm politisch anvertrauten Bevölllerung und der<br />

Mitglieder der faschistischen Partei, er warb<br />

Mitglieder für <strong>die</strong> Hitlerjugend, SA, SS und DAF,<br />

er sorgte für den Besuch der nationalsozialisti­<br />

schen Veranstaltungen, für <strong>die</strong> Teilnahme an<br />

Demonstrationen usw . ... jeder Deutsche kann­<br />

te seinen BlocWeiter, und <strong>die</strong>ser BlocWeiter<br />

verbreitete stlindig <strong>die</strong> faschistische Infektion,<br />

vergiftete das Bewußtsein der Menschen und<br />

förderte damit <strong>die</strong> Erftillung der allgemeinen Plä­<br />

ne der Hitlerverschwörer.<br />

Die BlocWeiter waren ldeine Führer, aber sie<br />

hatten eine durchaus reale Macht über alle Bür­<br />

ger, <strong>die</strong> in ihrem Block wohnten.<br />

Natürlich haben <strong>die</strong> BlocWeiter <strong>die</strong> Plline der<br />

Angriffskriege nicht ausgearbeitet, aber sie ha-


en viel dazu beigetragen, daß <strong>die</strong>se Pläne Wirk­<br />

lichkeit wurden.<br />

Sie waren ferner ein sehr wichtiger Bestand­<br />

teil der Hitlerpartei, <strong>die</strong> den Mittelpunkt der<br />

faschistischen Verschwörung darstellte.<br />

Deshalb bestehen wir darauf, daß <strong>die</strong> Gruppe<br />

der Leiter der Hitlerpartei, all <strong>die</strong> großen und<br />

kleinen Führer, Reichsleiter und Gauleiter,<br />

Kreisleiter und Ortsgruppenleiter, Zellenleiter<br />

und Blockleiter, das gesamte Führerkorps des<br />

ungeheuerlichen Mechanismus der faschisti­<br />

schen Diktatur als eine verbrecherische Orga­<br />

nisation erldärtwird."<br />

(Ebenda. S 16911 70)<br />

Zum Urteil von Nürnberg<br />

Das Urteil von NUrnberg war in bestimmter Hin­<br />

sicht richtungsweisend. Das betonen wir im Bewußt­<br />

sein der Tatsache, daß der Nürnberger Urteilsspruch<br />

auch Fehler und Mangel enthielt, <strong>die</strong> zum großen Teil<br />

von der sowjetischen Seite unmittelbar kritisiert wor­<br />

den sind. Das am 30. September und I . Oktober 1946<br />

in NUrnberg verkOndete Urteil blieb jedoch leider hin­<br />

ter den Anträgen der Ankläger zurück.<br />

Denn es wurden auch einige wenige Naziverbre­<br />

cher aufgrund der Intervention der Richter der USA,<br />

Englands und Frankreichs entweder fre igesprochen<br />

oder sie bekamen viel zu niedrige Haftstrafen. wie<br />

Speer, Dönitz und Schacht. Trotz vehementer Protes­<br />

te der Anklager und der Richter aus der sozialistischen<br />

Sowjetunion, <strong>die</strong> zu Recht fUr Heß <strong>die</strong> Todesstrafe<br />

und fü r <strong>die</strong> freigesprochenen Angeklagten eine Ver­<br />

urteilung forderten, konnte <strong>die</strong>s nicht verhindert wer­<br />

den.<br />

Das sowjetische Mitglied<br />

des Internationalen Militllr- " Anzeige<br />

geriChtshofes kritisierte den<br />

unbegrUndeten Freispruch<br />

des angekl agten Nazis<br />

Schacht, des angeklagten<br />

Nazis von Papen, des ange­<br />

klagten Nazis Fritzsche. das<br />

geringe Strafmaß fUr den<br />

angek lagten Nazi Heß so­<br />

wie <strong>die</strong> unrichtigen Ent-<br />

scheidungen, das Reichska-<br />

BUCHLAD EN<br />

Georgi Dimitroff<br />

Abweichende Meinung des sowjetischen Mitgliedes des<br />

Internationalen Militärgerichtshofes. in: "Das Urteil von<br />

NOrnberg 1946". MOnehen 1979. S. 266 fT.).<br />

Rudenko machte vor allem auch klar, daß das OKW<br />

und der Generalstab der Wehrmacht. ja <strong>die</strong> gesamte<br />

Nazi-Wehrmacht <strong>die</strong> entscheidende Kraft war, um <strong>die</strong><br />

Weltherrschaftsziele des deutschen Imperialismus und<br />

seiner Nazis überhaupt durchsetzen zu können, um<br />

überhaupt <strong>die</strong> Nazi-Verbrechen in anderen Ländern<br />

durchfUhren zu können:<br />

"Die hitlerische Kriegsmaschine, an deren<br />

Spitze das Oberkommando der Wehrmacht und<br />

der deutsche Generalstab standen, stellte <strong>die</strong><br />

entscheidende Kraft dar, mit deren Hilfe all <strong>die</strong><br />

verbrecherischen Angriffspläne der Hitlerregie­<br />

rung sowie all <strong>die</strong> Kriegsverbrechen und Ver­<br />

brechen gegen <strong>die</strong> Menschlichkeit geplant und<br />

ausgeführt wurden."<br />

(Rudenko: "Die Gerechtigkeit nehme ihren Lauft". S. 21 6)<br />

Das politische Korps der Nazi-Partei wurde nicht<br />

insgesamt fUr verbrecherisch erklärt. Die Verbrechen<br />

des pOlitischen Korps wurden zwar angeprangert und<br />

richtig wie folgt charakterisiert:<br />

Speyerer Straße 23, 60327 Frankfurt<br />

-.. -.- ---.. -- . .. _-.<br />

binelt, den Generalstab und das Oberkommando der<br />

deutschen Wehrmacht (OKW) nicht für verbrecheri­<br />

sche Organisationen im Sinne des Status des Interna­<br />

tionalen Nürnberger Gerichtshofs zu erklaren. (Siehe:<br />

Anmerkullgell ulld QuelleIl<br />

1 Siehe dazu "Der Nürnberger Prozeß gegen <strong>die</strong> Hauplkriegs­<br />

verbrecher" Band I. Erslveröffentlichung 1947. Nachdruck Mün­<br />

chen und Zürich 1984, S. 35, im folgenden zitiert als n ••• Haupt­<br />

kriegsverbrecher". Allein 150.000 der 300.000 Mitglieder der KPD<br />

wurden in Gefängnisse, KZs und Folterkeller gesperrt,<br />

mindestens 26000 davon ermordet. Nach heutigen bürgerlichen<br />

Analysen wurden von den Nazis über 12000 Menschen zwi<br />

sroen 1933 und 1944 nach Gerichtsurteilen offiziell hingerichtet<br />

(ohne <strong>die</strong> Opferzahlen der Nazi-Standgerichte). Durch Nazi­<br />

Standgerichte wurden allein in den ersten vier Monaten des Jah­<br />

res 1945 weitere 8000 ermordet, vor allem auch viele Deser­<br />

teure aus der Nazi-Wehrmacht (Weisenborn: Der lautlose AufN<br />

sland". Frankfurt/M. 1974, S . 17).<br />

2 Siehe dazu im Indexband der Dokumentenbände "Der Nürn<br />

berger Prozeß gegen <strong>die</strong> Hauptkriegsverbrecher" , wo OutzenN<br />

de Seiten zu den Nazi-Verbrechen gegen <strong>die</strong> Widerstandsbe­<br />

wegung in anderen landern zu finden sind<br />

3 Bei der exemplarischen Darlegung der Nazi-Verbrechen in den<br />

verschiedenen von den Nazis überfallenen Ländern konzentrie<br />

ren wir uns im folgenden bewußt vor allem auf <strong>die</strong> Verbrechen<br />

der Nazis in der SOYo1etunion, Polen und Frankreich.<br />

Einerseits auf Polen und <strong>die</strong> Sowjetunion, weil dort mit <strong>die</strong> senlimm­<br />

slen Völkermordverbrechen der Nazis begangen wurden, an­<br />

dererseits auf Frankreich, um klarzumachen, daß <strong>die</strong> Nazis<br />

auch in Westeurapa ungeheuerliche Verbrechen begangen<br />

haben, <strong>die</strong> oftmals verharmlost oder gar vergessen" werden. Der<br />

Nürnberger Prozeß geht auf Ve rbrechen der Nazis in allen von<br />

den Nazis überfallenen Ländem ein, auen auf Verbrechen inAfri­<br />

ka.<br />

4 Anklageschrift, in: , ... Hauptkriegsverbrecher". Band I, S. 62 ff.;<br />

5 Ebenda. Band XIXlXX. S. 55/56; 6 Ebenda. Band 11, S. 164.<br />

Fax 0691730920<br />

ÖFFNUNGSZEITEN<br />

Freitag 16.30 - 19.30 Uhr<br />

Samstag 10.00 - 13.00 Uhr<br />

"Das Korps der Politischen Leiter wurde zu<br />

Zwecken benutzt, <strong>die</strong> vom Statut als verbreche­<br />

risch bezeichnet werden und <strong>die</strong> folgendes be­<br />

deuten: Die Germanisierung einverleibter Ge­<br />

biete, <strong>die</strong> Verfolgung der Juden, <strong>die</strong> Durchfüh­<br />

rung des Sklavenarbeitspr'ogramms lind <strong>die</strong><br />

Mißhandlung VOll Kriegsgefangenen."<br />

("Das Urteil von Nümberg", München t 946. S. 145)<br />

Dennoch wurden nur <strong>die</strong> Gruppe der Reichsleiter,<br />

Gauleiter, Kreisleiter und Ortsgruppenleiter als Teil des<br />

politischen Korps fü r verbrecherisch erklärt.") Die<br />

Blockleiter und Zellenleiter wurden ausgenommen.<br />

und zu verurteilen.<br />

Eine Erklärung fUr <strong>die</strong>se<br />

Einschränkung findet sich<br />

nicht. Der sowjetische An­<br />

kläger Rudenko hatte also<br />

<strong>die</strong> argumentative Grundla­<br />

ge dafUr dargelegt und mit<br />

entsprechenden Beweisen<br />

ausgearbeitet, <strong>die</strong> in den<br />

Dokumenten des Nürnber­<br />

ger Prozesses festgehalten<br />

sind, um auch <strong>die</strong> sogenann­<br />

ten "kleinen"Naziführerzur<br />

Rechenschaft zu ziehen<br />

Die SA wurde f'd lschlicherweise nicht als verbre­<br />

cherische Organisation verurteilt, sondern entgegen<br />

7 So wurden allein 1944 acht bis neun Millionen Männer, Frauen<br />

und Kinder vor allem aus der Sowjetunion und Polen (aus Polen<br />

allein 2,46 Millionen) durch <strong>die</strong> Konzerne des deutschen Impe­<br />

rialismus im Deutschen Reich" (dazu zählten <strong>die</strong> Nazis außer<br />

Deutschland in den Grenzen von 1937 Österreich, Teile Polens<br />

und Teile derTschechoslowakei) brutal ausgebeutet. Nicht milge­<br />

zählt sind dabei <strong>die</strong> Menschen. <strong>die</strong> auf sowjelischem Gebiet und in<br />

den anderen von den Nazis besetzten Ländern zur Sklavenar<br />

beil gezwungen wurden (vgl. Flugblall 2-3/00 von .<strong>Gegen</strong> <strong>die</strong><br />

<strong>Strömung</strong>": .. Die Forderungen der VerfOlgten des Nazifaschismus<br />

sind berechtigt!" undAutorenkollektiv: .Überclen Widerstand in den<br />

KZs und Vernichtungslagern des Nazifaschismus" S. 149, im fol­<br />

genden zitiert als . Über den Widerstand, . .")).<br />

8 •... Hauplkriegsverbrecher'. Band I, S. 66; 9Ebenda. BandVI.<br />

S. 154/155; 10 Ebenda. Band I. S. 68169; 11 .Überden Wider­<br />

sland .. .". S. 149.<br />

12 Ebenda, Band I. S. 340. Laul neueren Forschungen ermorde­<br />

ten <strong>die</strong> Nazis von Oklober 1939 bis August 1940 unter dem Tarn­<br />

namen "T 4" ca. BOOOO Kranke und Behinderte aus Polen,<br />

Deutschland und Osterreich durch Giftgas in eigens dafür<br />

errichteten Vemichtungsanstalten in Deutschland und Osterreien.<br />

Insgesamt, so <strong>die</strong> heutigen Schätzungen, ähnlich wie im Nürn­<br />

berger Prozeß, fielen den Euthanasie-Morden der Nazis Ober<br />

200000 Kranke und Behinderte vor allem aus Polen. der So­<br />

wjelunion. Deulschland und Österreich zum Opfer (vgl. Flugblatt<br />

11 -12104 von .<strong>Gegen</strong> <strong>die</strong> Slrömung": .Die Nazi-Ideologie vom .Ie­<br />

bensunwerten Leben-: Von der Diskriminierung zum Massen­<br />

mord·).<br />

13 •... Hauptkriegsverbrecher". Band I, S. 266; 14 .Überden Wi­<br />

derstand . .". S. 148: 15 .... Hauptkriegsverbrecher". Band I. S.<br />

52/53: 16 .Das Urteil von Nürnberg 1946', München 1979, S.<br />

100 ff .• 17 •. . Hauptkriegsverbrecher". Band I. S. 256:<br />

5·<br />

Rot Front Nr. 8/9/1 0<br />

Die Gründung der SED<br />

I und! ihre Vorgeschichte<br />

! (1945 - 46)<br />

" Vorausetzungen: Die Verbrechen des Nazifa­<br />

schismus und ihre Bedeutung für <strong>die</strong> Linie der<br />

KPD/SED<br />

CI Kritische Einschätzung des KPD-Aufrufs<br />

vom 11. Juni 1945<br />

" Hauptkettenglied Entnazifizierung - ein Prüf­<br />

stein<br />

CI Gründung der SED - Verzicht auf Kernpunkte<br />

des wissenschaftlichen Kommunismus<br />

! 706 Seiten. 33 Euro. ISBN 3-932636-38-4;<br />

! Ober Buchladen Georgi Dimifroff Frankfurt<br />

L-___ ... _. ___ ... __ .<br />

den vor allem vom sowjetischen Anklagevertreter Ru­<br />

denko (siehe: "Die Gerechtigkeit nehme ihren Lauf1", S.<br />

182 ff.) vorgebrachten Beweisen als "zu einem großen<br />

Teil aus Raufbolden und Draufgängern zusammenge­<br />

setzten Gruppe" und nach 1934 als "unbedeutende Na­<br />

zianhangergruppe" verharmlost ( .. Das Urteil von NOm­<br />

berg 1946", MOnchen 1979,S. 165).<br />

Genosse Rudenko stellte insbesondere drei zentrale<br />

Funktionen der SA im System des Nazi-Faschismus<br />

heraus:<br />

"Während des Kampfes um <strong>die</strong> Macht und in<br />

der nachfolgenden Zeitwaren <strong>die</strong> SA-Leute vor<br />

allem das Werkzeug der rohen Gewalt, ein Mit­<br />

tel für <strong>die</strong> Beseitigung und Ausrottung der po­<br />

litischen Gegner.<br />

Diese Sachlage wurde mit voller Offenheit von<br />

Goebbels in einer im Jahre 1935 gehaltenen<br />

Rede zum Ausdrucl'gebracht. Er sagte damals:<br />

,Die inneren politischen Widersacher sind<br />

nicht aus irgend welchen unbekannten geheim­<br />

nisvollen GrUnden verschwunden. Nein, sie<br />

verschwanden deshalb, weil unsere Bewegung<br />

über <strong>die</strong> stärkste Waffe im Lande verfügte. Die­<br />

se stärkste Waffe waren <strong>die</strong> Sturmabteilun­<br />

gen.' ...<br />

Die SA-Leute ftIhrten unmittelbar <strong>die</strong> ersten<br />

antisemitischen Pogrome durch. Neben ande­<br />

ren, von der An klage vorgelegten Dokumen­<br />

ten wird das durch authentische Berichte der<br />

18 Ebenda. Band I. S. 58; 19 Ebenda. S. 128.<br />

20.Das Urteil von Nürnberg 1946·. München 1979. S. 31. Zu den<br />

wichtigsten antisemitischen Nazi-Verbrechen sowie zum No<br />

vemberpogrom von 193B siehe genauer: Flugblatt 11-12/98 von<br />

<strong>Gegen</strong> <strong>die</strong> <strong>Strömung</strong>": Der Novemberpogrom 1938: Vor aller<br />

Augen)'. abgedruckl in: .Politische Stellungnahmen 1997-1998.<br />

Zu Themen und Fragen des revolutioni!ren Kampfes und des<br />

wissenschaftlichen Sozialismus in Flugblättern und Plakaten von<br />

.<strong>Gegen</strong> <strong>die</strong> <strong>Strömung</strong>". S. 175-1 86. Zum Völkermord gegen <strong>die</strong><br />

jüdische Bevölkerung Europas und gegen <strong>die</strong> Sinti und Roma<br />

sowie auch zu anderen Nazi-Verbrechen siehe ausführlich: .Über<br />

den Widersland .. .", S. 128 ff.<br />

21 .... Hauptkriegsverbrecher", Band I. S. 72: 22 Ebenda; 23<br />

Ebenda. Band VI, S. 72: 24 Ebenda. Band 1 , 8. 36/37: 25 .Das<br />

Urleil von Nürnberg". München 1946, S. 92: 26 Rudenko: .Die<br />

Gerechtigkeit nehme ihren Lauf''', Oie Reden des sowjetischen<br />

Hauptanklägers Generalleutnant R. A. Rudenko im Nürnberger<br />

Prozeß der deutschen Hauptkriegsv8rbrecher, Berlin 1946, S.<br />

193: 27 .Das Urteil von Nürnberg". München 1946. S. 92: 28<br />

.Überden Widerstand .. .". S. 111 1.: 29 •... Hauplkriegsverbrecher",<br />

Band IX. S. 296.<br />

30 Hier suggeriert <strong>die</strong> Ausgabe .Das Urteil von Nürnberg 1946·.<br />

München 1979. erstmals 1961 herausgegeben vom Deutschen<br />

Taschenbuch Verlag. auf S. 146. daß nur <strong>die</strong> Gruppe der Reichs­<br />

leiter als verbrecherisch erklärt worden sei, indem aus einem<br />

Absatz im Originaldokument zwei Absätze gemacht werden. Im<br />

nachfolgenden Absatz heißt es nämlich: .Der Gerichtshof er­<br />

klärt, daß im Sinne des Status <strong>die</strong>jenige Gruppe verbrecherisch<br />

ist, <strong>die</strong> sich aus den Mitgliedern des Korps der Politischen Leiter<br />

zusammensetzt, welche <strong>die</strong> im vorhergehenden Absatz aufge<br />

zählten Stellungen innehatten." (vgl. _Das Urteil von NOmberg",<br />

München 1946. S. 102. Hervorhebung von .<strong>Gegen</strong> <strong>die</strong> <strong>Strömung</strong>').


Broschüre in DIN A5 und Plakatserie in DIN A<br />

, 2; Vertrieb über Buchladen Georgi Dimitroff<br />

___ . ________ __ __________ __ _______<br />

Kommandeure der SA-Verbände und -Einhei­<br />

ten bestätigt Neben der SS wurd auch <strong>die</strong> SA<br />

im Geiste des gleichen bestialischen Antisemi­<br />

tismus erzogen, der schließlich durch <strong>die</strong> Schaf­<br />

fu ng der Lager von Treblinka und Chelmno sei­<br />

ne Krönung gefunden hat.<br />

Bei der Analyse des verbrecherischen Cha­<br />

rakters der Organisation darf man jedoch eine<br />

weitere, äußerst wichtige Funktion der SA nicht<br />

außer acht lassen, <strong>die</strong> von ihr im Rahmen des<br />

Gesamtplanes der Entwicklung der Hitlerver­<br />

schwörung enüllt wurde.<br />

Die SA war <strong>die</strong> Organisation, uuter deren<br />

Deckmantel <strong>die</strong> Massenansbildung rein militä­<br />

rischer Kader fIIr <strong>die</strong> Wehrmacht durchgefllhrt<br />

wurde, <strong>die</strong> berufen waren, später <strong>die</strong> Pläne der<br />

hitlerischen Aggression zu verwirklichen.<br />

(Rudenko: "Die Gerechtigkeit nehme ihren Lauft", S, 184/185)<br />

Bei allen anderen Nazi-Organisation wurde <strong>die</strong> fal­<br />

sche Einschränkung gemacht, daß nur <strong>die</strong> Mitglied­<br />

schaft ab dem I. September 1939, also mit dem Über­<br />

fall auf Polen, eine Rolle spiele, da vorher angeblich<br />

der verbrecherische Charakter <strong>die</strong>ser Organisationen<br />

nicht für jeden zu erkennen gewesen sei.<br />

Bei der Analyse der Fehler und Mängel des Nürn­<br />

berger Urteilsspruchs muß bewußt sein: Der Nürn­<br />

berger Prozeß, der am 20.11.1945 begann, war schon<br />

vor dem 8.Mai 1945 im Rahmen der Anti-Hitler-Koa­<br />

lition verabredet und vorbereitet worden. Es versteht<br />

sich, daß sich <strong>die</strong> während der ganzen Zeit des Be­<br />

stehens der Anti-Hitler-Koalition vorhandenen Wider­<br />

sprüche zwischen der sozialistischen Sowjetunion und<br />

den imperialistischen Teilnehmer-Staaten nach dem mi­<br />

litärischen Sieg Uber den Nazi-Faschismus verschärf­<br />

ten und auch <strong>die</strong> Dokumente und Urteile des Nürn­<br />

berger Prozesses beeinflußten. Ja, <strong>die</strong>ser Prozeß be­<br />

gann im Grunde schon in der Endphase der Anti-Hit­<br />

Ier-Koalition, <strong>die</strong> sich Stück für Stück auflöste, bis<br />

schließlich das im August 1945 verabschiedete Pots­<br />

damer Abkommen offen von den imperialistischen<br />

Staaten gebrochen und bekämpft wurde. Schon 1947,<br />

erst recht 1948 und danach wäre an einen solchen<br />

- ,-,_ •• • - - _ - . 0 __ ""W_ __ """''''"" ,",,,",_0'''''F''''''-<br />

Jahre deutscher Impe:fi!";lSIDUS.- 100 Jahre Ra<br />

. .. . . " . "<br />

Im Jahr 1900: Deutsche Soldateska raubt und mor­<br />

detin China<br />

1904-1907: DerVölkenmord der deutschen Impe­<br />

rialisten in Afrika an den Völkem der Herero und<br />

Namal<br />

1914-1918: Mit der Entfesselung des imperialisti­<br />

schen 1. Weltkrieges greift der deutsche Imperia­<br />

lismus erstmals zur Weltherrschaft!<br />

1918/19: Niederrnetzelung der revolutionären Kämpfe<br />

der Arbeiterinnen und Arbeiter durch <strong>die</strong> imperiali­<br />

stische Konterrevolutionl<br />

1918-1933: Der deutsche Imperialismus bereitet<br />

Stück für Stück seinen Revanchekrieg und seine<br />

offen ter ro ristische Diklaturvor!<br />

Im Jahr 1933: Beginn der olfen terr o ristischen nazi­<br />

faschistischen Diktatur des deutschen Finanzka­<br />

pitals<br />

1938-1 939: Militärische Intervention Nazi-Deutsch-<br />

lands zur Niedenmetzelung des revolutionären be­<br />

waffneten Kampfes der Vö lker Spaniens!<br />

Im Jahr 1938: Vor allerAugen: Der mörderische an-<br />

tisemitiSch eTerr _ _ _ o<br />

rdes NoVembeg _ __ _ ro<br />

__<br />

__<br />

' <br />

__<br />

Prozeß wie 1945/46 in Nürnberg nicht mehr zu den­<br />

ken gewesen!<br />

Z1Illr Bedle1llltmmg <strong>die</strong>s<br />

Niünnlberger ]Prozesses<br />

Der Nürnberger Prozeß hatte große Bedeutung im<br />

Kampf für <strong>die</strong> Vernichtung der Überreste des<br />

Nazi-Faschismus nach 1945. Nicht nur, daß <strong>die</strong><br />

Nazi-Kräfte in Deutschland einen schweren Schlag<br />

versetzt bekommen hatten durch <strong>die</strong> Vollstreckung des<br />

Urteils von Nümberg, was Hinrichtung und langjähri­<br />

ge Haftstrafen ftlr führende Nazi-Verbrecher bedeu­<br />

tete. Für <strong>die</strong> Anti-Nazi-Kräfte in Deutschland war vor<br />

allem auch sehr bedeutend, daß Nazi-Organisationen<br />

wie <strong>die</strong> SS oder <strong>die</strong> Gestapo zu "vebrecherischen Or­<br />

ganisationen" erklart wurden, was für den Kampfum<br />

<strong>die</strong> Entnazifizierung eine wichtige Hilfe war.<br />

Der Nazi-Faschismus hatte bisher weltgeschicht­<br />

lich einmalige Verbrechen begangen, insbesondere<br />

den rassistischen Völkermord an der jüdischen Be­<br />

völkerung und den Sinti und Roma.<br />

"Die Nazis" - das waren nicht nur <strong>die</strong> "reaktionärs­<br />

ten, am meisten chauvinistischen, am meisten imperi­<br />

alistischen Elemente des Finanzkapitals", <strong>die</strong> <strong>die</strong> of­<br />

fen terroristische Diktatur des deutschen Finanzkapi­<br />

tals, den Nazi-Faschismus errichtet hatten, wie Geor­<br />

gi Dimitroff auf dem 7. Weltkongreß der Komintern<br />

1935 richtig ausführte. Eines der wesentlichen Merk­<br />

male des Nazi-Faschismus war, daß er sich in Deutsch­<br />

land auf eine breite Massenbasis von Millionen von<br />

verhetzten Werktätigen stützen konnte - gerade<br />

auch mit Hilfe der Nazi-Partei und der SA. Das war<br />

auch gerade ein Ergebnis des Nürnberger Prozesses.<br />

Die Analysen und Dokumente des Nürnberger Pro­<br />

zesses waren und sind wesentlicher Ausgangs­<br />

pUDltt fü r <strong>die</strong> Aufklärung über <strong>die</strong> Nazi-Verbre­<br />

chen. Im Kampf gegen <strong>die</strong> Gleichsetzung der Nazi­<br />

Vebrechen heute beispeilsweise mit den Verbrechen<br />

im Irak, Kongo oder Ex-Jugoslawien, mitbegangen von<br />

Kreaturen des Imperialismus wie Hussein oder Milo­<br />

sevic, ist der Nürnberger Prozeß auch heute nach wie<br />

vor eine scharfe Waffe.<br />

Die monatlich erscheinenden Flugh/litter von n<strong>Gegen</strong> <strong>die</strong> <strong>Strömung</strong>U sind U.Q. erhältlich ;11:<br />

FrankfurtIM.: Buchladen Georgi Dimitroff, Speyerer Str. 23; Berlin: M99, Manteufelstr. 99; Bonn: Antiquariat, Breite Str.<br />

52; Braunschweig: Antifaschistisches Cafe, Cyriaksring 55; Göttingen: Buchladen Rote Straße, Nikolaikirchhof7; Hamburg:<br />

Buchhandlung im Schanzenviertel, Schulterblatt 55; Hannover: Internationalismus-Buchhandlung. Engelbosteler Damm 10;<br />

Karlsruhe: Der ander Buchladen, Marienstr. 15; Kiel: Buchladen Zapata, Jungfernstieg 27; Köln: Der andere Buchladen,<br />

Zülpicher Str. 197; München: Basis Buchhandlung, Adalbertstr. 41-43; Nürnberg: Libresso Buchhandlung, Bauerngasse 14<br />

,<br />

1939/1 941: Überfall der nazifaschistischen Wehr­<br />

macht auf Polen und <strong>die</strong> sozialistische Sowjetuni­<br />

on!<br />

Ab Mai 1940: Überfall der nazifaschistischen Wehr­<br />

macht auf Belgien, <strong>die</strong> Niederlande, Frankreich ... I<br />

1939-1945: Der nazifaschistische Völkenmord an<br />

der jüdischen Bevölkerung und an den Sinti und<br />

Roma<br />

Ab 1950: Remilitarisierung des westdeutschen<br />

Imperialismus und Aufbau der Bundeswehr in der<br />

Tradition der Nazi-Wehnmacht!<br />

Ab Mitte der 60er Jahre: Der deutsche Imperialis­<br />

mus verschärft <strong>die</strong> Faschisierung und Verfolgung<br />

von antiimperialistischen und revolution.:lren Kräf­<br />

ten in Deutschland!<br />

Der deutsche Militarismus - Kriegsherd und Tod­<br />

feind derVölker<br />

Sett 1990: Die Einverleibung der DDR: der deut­<br />

sche Imperialismus, Revanchismus und Militaris­<br />

mus auf dem Vonmarsch!<br />

m _ s _ ! _____ _ _ _ _____________________ <br />

Die KPD/SED mußte möglichst umfassend <strong>die</strong><br />

Nazi-Verbrechen kennen, um überhaupt <strong>die</strong> Aufgabe<br />

anpacken zu können, nach 1945 einen antinazistisch­<br />

demokratischen Kampf gegen alle Bestandteile des<br />

Nazi-Faschismus, filr <strong>die</strong> umfassende Entnazifizierung<br />

und Aburteilung der Nazi-Verbrecher und <strong>die</strong> giganti­<br />

scheAufgahe der Aufklärung über <strong>die</strong> Verbrechen des<br />

Nazi-Faschismus durchführen zu können.<br />

Es galt - was mindestens genauso wichtig war -,<br />

aber auch wirklich tiefgehend und ehrlich zu analysie­<br />

ren, daß große Teile der deutschen werktätigen und<br />

ausgebeuteten Massen an den Nazi-Verbrechen be­<br />

teiligt waren bzw. <strong>die</strong>se stillschweigend geduldet hat­<br />

ten. Die genaue Kenntnis der Nazi-Verbrechen war<br />

und ist also auch nötig, um das ganze Ausmaß der<br />

Mitschuld der werktätigen und ausgebeuteten Mas­<br />

sen an den Nazi-Verbrechen überhaupt erkennen zu<br />

können.<br />

Ein dritter Punkt ist, daß <strong>die</strong> Nazi-Opfer völlig<br />

berechtigterweise Reparationen forderten - und zwar<br />

auf der Grundlage der an ihnen begangenen Verbre­<br />

chen. Wollen <strong>die</strong> kommunistischen Kräfte bei der Fra­<br />

ge der Reparationen führend vorangeheri, mußten und<br />

müssen <strong>die</strong> Nazi-Verbrechen aufgedeckt und im vol­<br />

lem Umfang bekannt gemacht werden, um den Ar­<br />

beiterinnen und Arbeiter, den werktatigen und ausge­<br />

beuteten Massen <strong>die</strong> Pflicht zu Reparationszahlungen<br />

Uberhaupt bewußt machen zu können.<br />

Der Nürnberger Prozeß gegen <strong>die</strong> Nazi-Hauptver­<br />

brecher sind ein gewisser Einschnitt in der Geschich­<br />

te des Sieges über den deutschen Nazi-Faschismus.<br />

Der Nazi-Faschismus wurde durch <strong>die</strong> Besetzung<br />

Deutschlands in vielerlei Hinsicht geschlagen - der<br />

Großteil seiner Kader, seine Traditionen, seine ideolo­<br />

gischen und vor allem seine materiellen Wurzeln; das<br />

Finanzkapital in Deutschland, der deutsche Imperia­<br />

lismus und das kapitalistische System, konnten nicht<br />

wirklich zerschlagen und vernichtet werden. Diese Auf­<br />

gabe steht bis heute an und wird täglich aktueller, der<br />

deutsche Imperialismus wächst und expan<strong>die</strong>rt - aber<br />

er muß und wird zerschlagen werden!<br />

Drucker, Herausgeber, und verantwortlicher Redakteur: J. Strütt, Osnabrücker Str. 26 HH, 10589 Berlin ISSN 094815090<br />

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