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Rechtsmodernismus und Säuberung. Der türkische Nationalismus ...

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<strong>Rechtsmodernismus</strong> <strong>und</strong> <strong>Säuberung</strong>. <strong>Der</strong> <strong>türkische</strong><br />

<strong>Nationalismus</strong> <strong>und</strong> der Völkermord an den Armeniern<br />

1915/16<br />

von Rolf Hosfeld 1<br />

Am 7. Juli 1915 kabelte der deutsche Botschafter in Konstantinopel, dem späteren Istanbul, an<br />

Reichskanzler Bethmann-Hollweg in Berlin eine beunruhigende Nachricht: „Die Austreibung <strong>und</strong><br />

Umsiedlung der armenischen Bevölkerung beschränkte sich bis vor etwa 14 Tagen auf die dem<br />

östlichen Kriegsschauplatz benachbarten Provinzen <strong>und</strong> auf einige Bezirke der Provinz Adana.<br />

Seitdem hat die Pforte beschlossen, diese Maßregel auch auf die Provinzen Trapezunt, Mamuret ul-<br />

Aziz <strong>und</strong> Siwas auszudehnen, <strong>und</strong> mit der Ausführung begonnen, obwohl diese Landesteile vorläufig<br />

von keiner feindlichen Invasion bedroht sind. Dieser Umstand <strong>und</strong> die Art, wie die Umsiedlung<br />

durchgeführt wird, zeigen, dass die Regierung tatsächlich den Zweck verfolgt, die armenische Rasse<br />

im <strong>türkische</strong>n Reiche zu vernichten.“ 2 Das war eine eindeutige Aussage.<br />

Sie bedeutet nicht mehr <strong>und</strong> nicht weniger, als dass die deutsche Regierung spätestens Anfang Juli<br />

1915 zu der seitdem nie revidierten Erkenntnis gekommen war, dass die Deportationen <strong>und</strong><br />

Massaker, die man verstärkt seit den Frühlingsmonaten in den anatolischen Provinzen beobachten<br />

konnte, dem erklärten Ziel dienten, eine ethnische Gruppe - die osmanischen Armenier -<br />

systematisch der Vernichtung zuzuführen. Und dies als Ergebnis einer staatlich gelenkten Politik.<br />

Nach heutigen rechtlichen Maßstäben nennt man so etwas einen Völkermord. Für die deutsche<br />

Politik war die Sachlage offenbar bereits Mitte 1915 zweifelsfrei <strong>und</strong> unmissverständlich - eindeutiger<br />

als manche diplomatisch ausweichende Formulierung der Gegenwart vermuten lässt.<br />

Was sich im Frühjahr <strong>und</strong> Sommer 1915 in der Türkei abspielte, fand im Unterschied zur Shoah<br />

unter der Augen der Weltöffentlichkeit statt. Überall im Land gab es deutsche, österreichisch-<br />

ungarische, italienische <strong>und</strong> amerikanische Konsulate, Missionsstationen, Krankenhäuser <strong>und</strong><br />

Schulen. Nach wie vor lagern allein im Archiv des Auswärtigen Amts in Berlin Unmengen von Akten<br />

aus dieser Zeit, aus denen man manchmal ganze Tagesabläufe rekonstruieren kann, <strong>und</strong> aus denen<br />

die Selektions- Massaker- <strong>und</strong> Sammelplätze, die Zeit, der Umfang, der Mechanismus <strong>und</strong> die<br />

politisch Verantwortlichen der Vernichtungspolitik genauestens hervorgehen. Für die historische<br />

1 Gekürzte Fassung eines für die Akademie der Wissenschaften in Eriwan ausgearbeiteten Vortrags vom April 2010<br />

2 Wangenheim an Bethmann-Hollweg, 7.7.1915. Politisches Archiv des Auswärtigen Amts Berlin (im folgenden<br />

PAAA) R 14086<br />

1


Forschung sind das - neben anderem wie autobiografischen Aufzeichnungen, nachträglichen<br />

Erlebnisberichten von Augenzeugen, heimlich aufgenommenen fotografischen Dokumenten sowie<br />

osmanischen Regierungs - <strong>und</strong> Militärunterlagen - reichhaltige Quellen, aus denen allein schon ein<br />

belastbares Zeugnis für die eindeutige <strong>und</strong> zweifelsfreie Bewertung der Vorgänge in dieser Zeit<br />

hervorgeht.<br />

Sie hatte Botschafter Hans von Wangenheim vorliegen, als er sein hartes Urteil über die <strong>türkische</strong><br />

Politik fällte, das einem Kriegsverbündeten des Osmanischen Reichs bestimmt nicht leicht gefallen<br />

ist. Allzu gern hätte er vermutlich die Vorgänge verharmlost, in ihnen Maßnahmen eines mit totaler<br />

Härte geführten Krieges gesehen, wie sie auch deutschen militärischen Planern vorschwebten, als es<br />

darum ging, in Osteuropa durch die Deportation der polnischen Grenzbevölkerung eine „völkische<br />

Militärgrenze“ gegen die Russen einzurichten. 3 Spätestens Anfang Juli 1915 wurde Wangenheim<br />

jedoch klar, dass dies nur ein vorgeschobenes Argument war.<br />

Er erinnerte sich bei dieser Gelegenheit an eine Aussage des Innenministers <strong>und</strong> späteren<br />

Großwesirs Mehmet Talaat, der einen Monat zuvor ihm gegenüber geäußert hatte, die <strong>türkische</strong><br />

Regierung wolle den Weltkrieg dazu benutzen, Zitat: „um mit ihren inneren Feinden, (den<br />

einheimischen Christen, sprich, in erster Linie den Armeniern) gründlich aufzuräumen, ohne dabei<br />

durch die diplomatische Intervention des Auslands gestört zu werden.“ 4<br />

Talaats Ankündigung bedeutete deshalb weit mehr als die einer kriegsbedingten Deportation. Es war<br />

die Ankündigung einer neuen <strong>und</strong> im Kern rein <strong>türkische</strong>n Ordnung nach dem Krieg, die man nur<br />

erreichen konnte, wenn man die inneren Feinde nicht nur deportierte, sondern sie vom Territorium<br />

verschwinden ließ, sie also regelrecht vernichtete.<br />

Eine solche Ankündigung hatte es in der Geschichte bisher nicht gegeben. <strong>Der</strong> deutsch-israelische<br />

Historiker Dan Diner hat angeregt, die Ursprünge der Problemzonen <strong>und</strong> der<br />

Katastrophengeschichte des Zwanzigsten Jahrh<strong>und</strong>erts von den östlichen Rändern Europas her in<br />

den Blick zu nehmen, aus der Perspektive der sogenannten Orientalischen Frage. 5 War der als dritter<br />

Balkankrieg begonnene Erste Weltkrieg nach den Worten George F. Kennans die Seminal Catastrophe,<br />

die Urkatastrophe des zwanzigsten Jahrh<strong>und</strong>erts, so gilt das für den Völkermord an den Armeniern<br />

in besonderer Weise.<br />

3 Wolfgang J. Mommsen: <strong>Der</strong> „polnische Grenzstreifen“. Anfänge der „völkischen Flurbereinigung“ <strong>und</strong> der<br />

Umsiedlungspolitik. In. <strong>Der</strong>s.: <strong>Der</strong> Erste Weltkrieg. Anfang vom Ende des bürgerlichen Zeitalters, S. 118-136<br />

4 Wangenheim an Bethmann-Hollweg, 17.6.1915. PAAA R 14086<br />

5 Dan Diner: Das Jahrh<strong>und</strong>ert verstehen. Eine universalhistorische Deutung, S. 12 f., S. 195 ff.<br />

2


Aus den zahllosen Berichten, die der deutschen Botschaft in Konstantinopel bis Anfang Juli 1915<br />

vorlagen, ergibt sich die gleiche Schlussfolgerung. Sie summieren sich, beginnend mit den ersten<br />

großen Deportationen Mitte Mai, zu dem sehr präzisen Bild einer systematisch angelegten<br />

Vernichtungsaktion.<br />

Exekutionsorgan war das herrschende nationalistische Komitee für Einheit <strong>und</strong> Fortschritt <strong>und</strong> seine<br />

politisch-revolutionären Paramilitärs, die „Spezialorganisation“ Teskilati Mahsusa unter Führung des<br />

Parteiaktivisten Bahaeddin Schakir. <strong>Der</strong> <strong>türkische</strong> Historiker Serif Mardin bezeichnete ihn als eine<br />

Art <strong>türkische</strong>n Stalin 6 .<br />

Das Komitee, 1908 nach einer Revolution an die Macht gekommen <strong>und</strong> nach den Worten des<br />

damaligen britischen Botschafters eine „okkulte Gruppe“, die „sich von Anfang an wie eine<br />

Geheimorganisation verhalten“ hat 7 , war nach einem Putsch im Sommer 1913 endgültig mit den<br />

diktatorischen Vollmachten einer Einparteienherrschaft ausgestattet 8 .<br />

Die Teskilati Mahsusa genannten Sonderkommandos unterstanden nicht dem Kommando der Armee,<br />

sondern dem des Komitees. Diese politische Truppe mit weitreichenden Kompetenzen <strong>und</strong> kaum<br />

definierbaren Einsatzfeldern war nur dem „heiligen Komitee” <strong>und</strong> sonst niemandem verpflichtet.<br />

„Es ist eine Tatsache, dass diese Sonderkommandos Aufgaben durchführten”, so Kushcubashi<br />

Esref, einer ihrer Führer, „die den Regierungstruppen <strong>und</strong> den gesetzlichen Ordnungskräften strikt<br />

untersagt waren.” 9 Aus der Praxis der politischen Banden während der Balkankriege hervorgegangen,<br />

<strong>und</strong> der Idee der Fedaii, der bedingungslos dem Komitee ergebenen „Selbstaufopferungskämpfer”,<br />

verpflichtet, waren die Teskilati Mahsusa anfangs eigentlich nur die organisatorische<br />

Zusammenfassung bereits existierender irregulärer politisch-militärischer Kommandos. Fedaii führten<br />

politische Morde durch, Fedaii operierten hinter den italienischen Linien während des<br />

Kolonialkrieges 1911 in Libyen. 10<br />

Sie arbeiteten als Agenten <strong>und</strong> Propagandisten, oft mit hoher Intelligenz, als Bandenführer <strong>und</strong><br />

Attentäter, meist ohne jeden Skrupel. Sie waren eine „schwarze Elite” des Komitees, fest davon<br />

überzeugt, dass jeder Individualismus, jede Berufung auf die menschliche Gleichheit die Nation in<br />

den Abgr<strong>und</strong> führe, wie ihr Chefideologe Ziya Gökalp predigte, <strong>und</strong> dass alles, was das Vaterland<br />

6 Serif Mardin: Jörn Türklerin Siyasi Fikirleri. Nach: M. Sükrü Hanioglu: Preparation for a Revolution. The Young<br />

Turks 1902-1908, S. 140<br />

7 Sir G. Lowther an Foreign Office, 22.2.1909. Nach: William Yale: The Near East. A Modern History, S. 165<br />

8 Achmed Djemal Pascha: Erinnerungen eines <strong>türkische</strong>n Staatsmannes, S. 34 ff.<br />

9 Cemal Kutay: Birinci dünya harbinde Teskilati-i Mahsusa. Nach: Vahakn N. Dadrian: Documentation of the<br />

Armenian Genocide in Turkish Scources, S.126<br />

10 Erik Jan Zürcher: The Unionist Factor. The Role of the Committee of Union and Progress in the Turkish National<br />

Movement, S. 48 ff. <strong>und</strong> passim; Nur Bilge Criss: Istanbul <strong>und</strong>er Allied Occupation, S. 94 ff<br />

3


verlangte, ohne Ansehen heilig <strong>und</strong> gerechtfertigt war. 11<br />

Es war Kriegsminister Enver Pascha, auf dessen Initiative die Gründung der Teskilati Mahsusa am 2.<br />

August 1914 zurückging. Sie war <strong>und</strong> blieb aber ein präziser Ausdruck jenes grauen Bereichs, aus<br />

dem heraus das Komitee <strong>und</strong> seine Führer den Staat wie ihr Eigentum behandelten <strong>und</strong> regierten.<br />

Bahaeddin Schakir, im Übrigen kein Militär, sondern promovierter Mediziner, ehemaliger Privatarzt<br />

des Prinzen Yusuf Izzedin <strong>und</strong> der führende Parteiaktivist schlechthin, leitete von Erzurum aus die<br />

Unternehmungen in den Einsatzgebieten Ostanatoliens, die sich bald auf das ganze Land erstrecken<br />

sollten.<br />

<strong>Der</strong> Chef der Sicherheitspolizei im Innenministerium Ismail Djanbolat erklärte Ende Juni 1915<br />

Generalkonsul Mordtmann mit einer Generalstabskarte Anatoliens in der Hand, man habe<br />

beschlossen, Zitat: die „Ausweisungsmaßregeln noch weiter auszudehnen“ 12 . Es war Mordtmann<br />

sofort klar, dass das Komitee damit auf eine die Grenzgebiete weit übersteigende „totale“ Lösung<br />

zielte. Das jung<strong>türkische</strong> Komitee für Einheit <strong>und</strong> Fortschritt wollte jetzt offenbar, vermutete Konsul<br />

Bergfeld, „auf diese Weise der armenischen Frage endgültig ein Ende machen.“ 13 Ganz<br />

unumw<strong>und</strong>en gab Innenminister Talaat zur gleichen Zeit Mordtmann gegenüber zu, alleiniger Zweck<br />

aller dieser Maßnahmen sei es, Zitat: „die Armenier zu vernichten“. 14<br />

Ein flächendeckendes System von Politkommissaren (wenn man ein heute geläufiges Wort benutzen<br />

will, das den Sachverhalt einigermaßen genau beschreibt) sollte den reibungslosen Ablauf dieser<br />

„Endlösung“ garantieren.<br />

Die Entscheidungsgewalt über das, was im Land passierte, lag dabei voll <strong>und</strong> ganz in den Händen<br />

der eigens dafür abgeordneten Politkommissare des Komitees, denen sich die Repräsentanten des<br />

Staats unterzuordnen hatten. <strong>Der</strong> Einfluss „dieser dunklen Komitee-Hintermänner“, meinte der<br />

deutsche Vizekonsul in Erzurum, sei doch weitaus stärker als man bisher im Allgemeinen<br />

anzunehmen geneigt war. 15 Die Komiteemitglieder bildeten nach seinem Urteil überall eine Art<br />

Parallel- oder „Nebenregierung.“ 16<br />

Anfang Mai war die Verantwortung für die Ausführung der Massendeportationen Talaats<br />

Innenministerium übertragen worden, das schon den “Bevölkerungsaustausch” zwischen Muslimen<br />

<strong>und</strong> Bulgaren 1913 in seinen Händen hatte. Aber Talaat war auch der führende Kopf der<br />

Einheitspartei. Die Fäden von “Bevölkerungspolitik”, innerer Staatssicherheit <strong>und</strong> Geheimpolizei<br />

11 Uriel Heydt: Fo<strong>und</strong>ations of Turkish Nationalism. The Life and Teachings of Ziya Gökalp, S. 52<br />

12 Aufzeichnung Mordtmann, 30.6.1915. PAAA/BoKon/169<br />

13 Bergfeld an Bethmann-Hollweg, 7.7.1915. PAAA/BoKon/169<br />

14 Aufzeichnung Mordtmann, 30.6.1915, PAAA/BoKon/169<br />

15 Scheubner-Richter an Hohenlohe-Langenburg, 5.8.1915. PAAA R 14088<br />

16 Scheubner-Richter an Botschaft Konstantinopel, 7.7.1915. PAAA/BoKon/169<br />

4


liefen in seinem Ministerium zusammen, das so selbst zu einer staatlichen Grauzone wurde. Hier<br />

arbeitete man mit einer methodischen Präzision an einem flächendeckenden <strong>Säuberung</strong>s- <strong>und</strong><br />

Vernichtungsprogramm, wie man sie man nach den Worten der New York Times von den Türken nie<br />

erwartet hätte. 17<br />

Am 14. Juni forderte Ali Münif Bey, der stellvertretende Innenminister, von den Provinzbehörden<br />

genaue Angaben über die Lage der deportierten armenischen Dörfer <strong>und</strong> ihr landwirtschaftliches<br />

Potential an. Gleichzeitig wollte er wissen, wie viele Muslime dort angesiedelt werden könnten. Am<br />

22. Juni instruierte Ali Münif die Provinzverwaltung von Erzurum, dass armenische Schulen für<br />

muslimische Siedler genutzt werden sollten, am 24. Juni wollte er genaues über Lage <strong>und</strong> Zahl der<br />

geräumten <strong>und</strong> noch zu räumenden Dörfer wissen. Am 20. Juli verlangte das Innenministerium eine<br />

Karte mit detaillierten Angaben über die Verwaltungsstruktur der Provinzen bis zur Dorfebene,<br />

einschließlich einer Statistik über die demographische Zusammensetzung der Bevölkerung vor <strong>und</strong><br />

nach der Deportation. Am 24. Juli wollte das Innenministerium wissen, wie viele Armenier bisher<br />

deportiert wurden, wie viele sich noch an ihren Orten befinden, <strong>und</strong> wie viele zur Deportation<br />

anstehen. 18 Die Vertreibung <strong>und</strong> Vernichtung der osmanischen Armenier war ein durch <strong>und</strong> durch<br />

geplanter Vorgang.<br />

Und sie war durch einen Propagandafeldzug gut vorbereitet. Im Frühjahr 1915 wurde, unter<br />

anderem durch mit Folter erzwungene „Geständnisse“ armenischer Führer, Intellektueller <strong>und</strong><br />

Geistlicher, ein Feindbild regelrecht produziert, das es in dieser Schärfe zu Beginn des Krieges, wo<br />

kaum ethnische Spannungen zu bemerken waren, nicht gegeben hatte. Es sollte in den Armeniern,<br />

so wörtlich: die „Menge schädlicher Mikroben“ kenntlich machen, die nach den Worten des sehr<br />

modern <strong>und</strong> materialistisch denkenden Gouverneurs von Diyarbakir, des Arztes Dr. Mehmed<br />

Reschid, „den Körper des Vaterlands befallen hatten“, den man folglich einer gründlichen Therapie<br />

unterziehen musste. „War es nicht die Pflicht des Arztes“, folgerte Reschid, „diese Mikroben zu<br />

töten?“ 19<br />

Die Entmenschlichung der sogenannten inneren Feinde ging - <strong>und</strong> darin waren die Jungtürken<br />

Avantgarde für jede zukünftige politische Vernichtungsgewalt des in vieler Hinsicht eher dunklen<br />

zwanzigsten Jahrh<strong>und</strong>erts - den Taten voraus. Solche bereits auf nationalsozialistische Xenophobien<br />

17 The New York Times, 21.8.1915<br />

18 Hilmar Kaiser: „A scene from the Inferno”. The Armenians of Erzurum and the Genocide 1915-1916. In: Hans-<br />

Lukas Kieser <strong>und</strong> Dominik W. Schaller (Hg.): <strong>Der</strong> Völkermord an den Armeniern <strong>und</strong> die Shoah, S. 151<br />

19 Salahattin Güngör, Bir Canli Tarih Konusuyor, Resimli Tarih, 5.7.1953. Nach: Hans-Lukas Kieser: Dr. Mehmed<br />

Reshid (1873-1919). A Political Doctor. In: Hans-Lukas Kieser <strong>und</strong> Dominik W. Schaller (Hg.): <strong>Der</strong> Völkermord an<br />

den Armeniern <strong>und</strong> die Shoah, S. 262. Die Bezeichnung „Mikroben“ für den sogenannten „inneren Feind“ taucht<br />

zum ersten Mal bei der protofaschistischen Action Francaise auf. Siehe: Ernst Nolte: <strong>Der</strong> Faschismus in seiner Epoche,<br />

S. 171<br />

5


hindeutenden medizinischen Metaphern <strong>und</strong> <strong>Säuberung</strong>svisionen wurden befördert durch eine von<br />

den politischen Scharfmachern zu Kriegsbeginn selbst erzeugte Bedrohungspsychose bezüglich eines<br />

angeblich umfassenden inneren armenischen Feindes.<br />

Es war ein Prozess der kumulativen <strong>und</strong> bewusst gesteuerten Selbstradikalisierung der Täter. Er<br />

öffnete sich seit dem 24. April 1915 stufenweise allen denkbaren Optionen, von gewaltsamen<br />

Strafaktionen <strong>und</strong> politischen Morden über die systematische Deportation bis zur Vernichtung. Mitte<br />

Mai 1915 war die letzte Eskalationsstufe - der von nationalistischen Politkommissaren systematisch<br />

geplante <strong>und</strong> von politischen Einsatzgruppen des Komitees exekutierte Völkermord - tatsächlich<br />

erreicht.<br />

Die radikale nationalistische Fraktion des herrschenden jung<strong>türkische</strong>n Komitees für Einheit <strong>und</strong><br />

Fortschritt war ohnehin schon seit längerem von türkistischen Reinheitsideologien <strong>und</strong><br />

antiarmenischen Stereotypen beherrscht. „In Wahrheit kann es für verschiedene Völker kein<br />

gemeinsames Zuhause <strong>und</strong> Vaterland geben“ 20 , schrieb der Chefideologe des Komitees, Ziya<br />

Gökalp: „Die neue Zivilisation wird von der <strong>türkische</strong>n Rasse geschaffen werden.“ 21<br />

Darin war für Armenier kein Platz vorgesehen. Das Hauptproblem der jung<strong>türkische</strong>n Nationalisten<br />

bestand darin, dass man in dem Nationsbildungsprozess, der mit der Revolution von 1908,<br />

besonders aber nach den verheerenden, den multinationalen <strong>und</strong> multireligiösen Charakter des<br />

osmanischen Reichs zerstörenden Balkankriegen 1912/13 eingesetzt hatte 22 , die auf gewissen<br />

Autonomierechten beharrenden christlichen Armenier nicht en masse zu sunnitischen Türken<br />

machen konnte. Das betraf insbesondere das heutige Anatolien, das schon die Osmanen als<br />

„Kernland“ betrachteten, <strong>und</strong> in dem man nun zunehmend den eigentlichen „Lebensraum“ der<br />

Türken erblickte.<br />

Die Utopie des <strong>türkische</strong>n <strong>Nationalismus</strong> bedeutete die Gewaltvision einer in sich absolut<br />

homogenen Nation - die innere Einheit eines (nur in der Phantasie existierenden) rein <strong>türkische</strong>n<br />

Volkes ohne sogenannte Fremdkörper oder „Mikroben“ als Voraussetzung des Fortschritts in eine<br />

glücksverheißende moderne Zukunft der Türken. 23 Die Idee eines <strong>türkische</strong>n <strong>Nationalismus</strong>, der auf<br />

ethnischen Prinzipien beruht, stammte von Yusuf Akchura, 1904 zum ersten Mal veröffentlicht in<br />

20 Ziya Gökalp: The Ideal of Nationalism. In. Niyazi Berkes (Hg.): Turkish Nationalism and Western Civilisation,<br />

Selected Essays of Ziya Gökalp, S. 81<br />

21 Uriel Heydt: Fo<strong>und</strong>ations of Turkish Nationalism. The Life and Teachings of Ziya Gökalp, S. 79<br />

22 Robert Melson: Provocation or Nationalism: A Critical Inquiry into the Armenian Genocide of 1915. In: Richard G.<br />

Hovannisian (Hg.): The Armenian Genocide in Perspective, S. 72<br />

23 Die Idee der Volksnation enthält ohnehin gr<strong>und</strong>sätzlich „ein latentes Potential zur Abwertung anderer Völker als<br />

minderwertig“. M. Rainer Lepsius: Nation <strong>und</strong> <strong>Nationalismus</strong> in Deutschland. In: Michael Jeismann <strong>und</strong> Henning<br />

Ritter (Hg.): Grenzfälle. Über alten <strong>und</strong> neuen <strong>Nationalismus</strong>, S. 201<br />

6


der in Kairo erscheinenden Zeitschrift Türk. Diese Idee, so Akchura - ein ursprünglich russischer<br />

Tatar aus Simbirsk, dem späteren Uljanowsk, der Heimat Lenins an der Wolga - war damals „ganz<br />

neu“. 24<br />

Akchuras Gründungsschrift des <strong>türkische</strong>n <strong>Nationalismus</strong> auf ethnischer Gr<strong>und</strong>lage <strong>und</strong> ein frühes<br />

Dokument des von Eric Hobsbawm so genannten Age of Extremes, des modernen Zeitalters der<br />

Extreme 25 - entfaltete eine ungeheure Wirkung. Zum ersten Mal war hier eine so genannte<br />

„türkistische“ Politik formuliert <strong>und</strong> eine klare Unterscheidung zwischen <strong>türkische</strong>m <strong>und</strong><br />

osmanischem <strong>Nationalismus</strong> getroffen worden, die hinfort die politische Entwicklung verhängnisvoll<br />

bestimmen würde.<br />

Was nun folgte, liest sich wie die auf das Komitee für Einheit <strong>und</strong> Fortschritt gemünzte <strong>türkische</strong><br />

Blaupause einer Bolschewisierungskampagne, die im wesentlichen die Handschrift des „<strong>türkische</strong>n<br />

Stalins“ Bahaeddin Schakir trägt, nur dass sie in den Reihen einer rechtsmodernistischen,<br />

gewissermaßen „neokonservativen“ Revolutionspartei durchgeführt wurde. Femegerichte gegen<br />

„Verräter“ <strong>und</strong> „Feinde des Vaterlands“ wurden eingeführt. Codes wurden ausgegeben, die sich von<br />

Zelle zu Zelle unterschieden, so dass diese nie untereinander, sondern nur mit dem Zentralkomitee<br />

kommunizieren konnten. Vor allem aber wurde alles dem Diktat des Zentralkomitees unterworfen,<br />

das auch die Losung ausgab, in Zukunft darauf zu achten, dass das Komitee „rein türkisch“ zu<br />

bleiben habe. 26<br />

Die diktatorisch herrschende Partei des Landes zur Zeit des Ersten Weltkriegs hieß nicht von<br />

ungefähr Komitee für Einheit <strong>und</strong> Fortschritt. Dabei signalisierte das Wort Einheit ursprünglich den<br />

gr<strong>und</strong>legenden Impuls des Komitees, das osmanische Reich durch den Weg einer konservativen<br />

Modernisierung vor dem Auseinanderbrechen bewahren zu wollen. Im Pariser Exil lernten<br />

jung<strong>türkische</strong> Intellektuelle vor der Revolution von 1908 auch die Verbindung von Positivismus <strong>und</strong><br />

<strong>Nationalismus</strong> kennen, wie sie von Charles Maurras <strong>und</strong> der protofaschistischen Action Francaise<br />

repräsentiert wurde. 27<br />

Maurras’ atheistischer katholischer Integralismus, ein militanter, gewaltbereiter <strong>und</strong> antisemitischer<br />

nationalfranzösischer „Kulturkatholizismus“ 28 , hat sich stilbildend auf das Verhältnis der<br />

24 Yusuf Akchura: Three Types of Politics. In: H.B. Paksoy (Hg.): Central Asian Reader. A Rediscovery of History, S.<br />

106 f.<br />

25 Eric Hobsbawm: Age of Extremes. The Short Twentieth Century 1914-1991<br />

26 Entsprechende Belege bei M. Sükrü Hanioglu: Preparation for a Revolution. The Young Turks 1902-1908, S. 136 ff.<br />

<strong>und</strong> Erik Jan Zürcher: The Unionist Factor. The Role of the Committee of Union and Progress in the Turkish<br />

National Movement 1905-1926, passim<br />

27 M. Sükrü Hanioglu: The Young Turks in Opposition, S. 205<br />

28 „Integrale Politik ist aber vermutlich das Zweideutigste <strong>und</strong> Gefährlichste, was die europäische Entwicklung<br />

hervorgebracht hat.” Ernst Nolte: <strong>Der</strong> Faschismus in seiner Epoche, S. 102<br />

7


jung<strong>türkische</strong>n Intelligenz zum Islam ausgewirkt. Die Lehre des Propheten hatte für sie als Religion<br />

kaum eine Bedeutung. Sie war eher eine nationalkulturelle Quelle weltanschaulich begründeter<br />

Politik. So sehr man wie selbstverständlich von christlichen Arabern spricht, so sehr ist bis heute der<br />

Begriff „christlicher Türke“ etwas Undenkbares.<br />

Hinzu kam die zeitgenössische Faszination des Sozialdarwinismus 29 - <strong>und</strong> nach dem Sieg der Japaner<br />

über die Russen im fernöstlichen Krieg von 1905 die Idee einer potentiellen Überlegenheit der<br />

nichteuropäischen Völker. Die japanischen Erfolge waren ein eindeutiger Beweis dafür, dass die<br />

Rassenhierarchie der europäischen Sozialdarwinisten nicht stimmen konnte. Zudem: Die Japaner<br />

waren ein Kriegervolk. Die Türken auch.<br />

„Ich fühlte, wie tief die Bestrebungen der neuen Türkei im Wesen unserer Vorfahren verwurzelt<br />

sind“; schrieb die jung<strong>türkische</strong> Schriftstellerin Halide Edib Hanum. Ihr kriegerischer Idealtypus des<br />

modernen Türken war „der Typus eines Attila oder Dschingis Khan, der sich zu einem zivilisierten<br />

Menschen entwickelt hat“. 30 Tatsächlich verdankte sich der Eroberungsdrang des Hauses Osman<br />

eher zentralasiatisch-schamanischen als - wie im Fall Mohammeds <strong>und</strong> seiner Nachfolger -<br />

islamischen Impulsen. 31 In diesem geistigen Klima avancierte auch ein Buch wie Das Volk in Waffen<br />

des deutschen Generalfeldmarschalls Colmar von der Goltz zum Geheimtipp unter jung<strong>türkische</strong>n<br />

Revolutionären. 32<br />

Eine Ablehnung westlicher Werte bei gleichzeitiger Inanspruchnahme westlicher wissenschaftlicher<br />

<strong>und</strong> technischer Errungenschaften waren das Markenzeichen dieser frühen rechtsmodernistischen<br />

Bewegung, die durch die von Schakir forcierte Entwicklung zu einer zentralistischen Kampfpartei<br />

einem erheblichen <strong>und</strong> zunehmend „türkistischen“ Radikalisierungsschub in Ideologie <strong>und</strong> Praxis<br />

unterworfen wurde. Im Krieg entwickelte sie sich schnell zu einer Partei des Völkermords.<br />

„<strong>Der</strong> moderne Genozid verfolgt ein höheres Ziel“, schreibt der in England lebende jüdisch-<br />

polnische Historiker <strong>und</strong> Soziologe Zygmunt Bauman: „Die Beseitigung des Gegners ist ein Mittel<br />

zum Zweck, eine Notwendigkeit, die sich aus der übergeordneten Zielsetzung ergibt: Dieses Ziel ist<br />

die Vision einer besseren, von Gr<strong>und</strong> auf gewandelten Gesellschaft. <strong>Der</strong> moderne Genozid ist ein<br />

Element des Social Engineering, mit dem eine soziale Ordnung realisiert werden soll, die dem Entwurf<br />

einer perfekten Gesellschaft entspricht.“ 33<br />

29 M. Sükrü Hanioglu: The Young Turks in Opposition, S. 200-212<br />

30 Hans Kohn: A History of Nationalism in the East, S. 238<br />

31 Ferenc Majoros/ Bernd Rill: Das Osmanische Reich 1300-1922. Die Geschichte einer Großmacht. S. 39, S. 94<br />

32 M. Sükrü Hanioglu: The Young Turks in Opposition, S. 211<br />

33 Zygmunt Bauman: Dialektik der Ordnung. Die Moderne <strong>und</strong> der Holocaust, S.106<br />

8


<strong>Der</strong> Terror der Moderne unterscheidet sich weniger durch seine Quantität vom Terror früherer<br />

Epochen als durch seine erklärte Absicht, das menschliche Leben zu vervollkommnen. Er war ein<br />

Erbe der Aufklärung, <strong>und</strong> zwar „der Aufklärung in einer ihrer bösartigsten Erscheinungen“ 34 , für die<br />

der moderne medizinische Materialismus des Arztes Dr. Mehmed Reshid, ein Gründungsmitglied<br />

des Komitees für Einheit <strong>und</strong> Fortschritt, ein<br />

frühes <strong>und</strong> abschreckendes Beispiel ist. Reshid träumte bereits als Gouverneur in Westanatolien vor<br />

dem Krieg von blühenden Landschaften <strong>und</strong> neuen <strong>türkische</strong>n Menschen, die hier einmal entstehen<br />

könnten, wenn alle nicht<strong>türkische</strong>n, „fremden“ Elemente daraus entfernt seien. Dabei, so meinte er,<br />

müsste nicht an den Symptomen herum kuriert, es müssten die so genannten „Ursachen“ bekämpft<br />

werden.<br />

Typisch modern ist dabei weniger die Idee einer vollkommenen Gesellschaft eines neuen Menschen.<br />

Eine moderne Erfindung ist aber der Abgr<strong>und</strong>, in den diese Idee durch das radikalrevolutionäre<br />

Konzept des Social Engineering geführt wurde.<br />

Das Ergebnis der Vernichtung der osmanischen Armenier, der mörderischen Gewalttaten gegen<br />

andere christliche Minoritäten <strong>und</strong> der Vertreibung der kleinasiatischen Griechen war die nach dem<br />

Krieg im wesentlichen nur noch aus Türken oder zwangstürkisierten Kurden <strong>und</strong> muslimischen<br />

Minoritätenvölkern bestehende <strong>türkische</strong> Republik des Nationalhelden Mustafa Kemal Atatürk, die<br />

seitdem stolz auf ihre „Nationsfindung“ <strong>und</strong> die damit einhergehende Modernisierung des Landes<br />

zurückschaut. Es konnte, das wusste schon Yusuf Akchura, keine nennenswerte <strong>türkische</strong><br />

Bourgeoisie - in seinen Augen die „Gr<strong>und</strong>lage aller modernen Staaten“ - geben, so lange das<br />

Geschäftsleben weitgehend in den Händen der christlichen Minderheiten lag. 35 In den Jahren<br />

1915/16 wurde Eigentum in großem Maßstab „türkisiert“, <strong>und</strong> das, meldete der deutsche<br />

Botschafter Wolff-Metternich in deutlichen Worten nach Berlin, hieß, Zitat: „alles nicht Türkische<br />

vertreiben oder töten, vernichten <strong>und</strong> sich gewaltsam anderer Leute Besitz aneignen.“ 36 Die<br />

Vermögenswerte der durch „Türkisierung“ vorgenommenen Umverteilung, das durch Völkermord<br />

zustande gekommene „Gründungskapital“ der <strong>türkische</strong>n Republik, schätzte die Pariser<br />

Friedenskonferenz 1919/20 auf etwa acht Milliarden französischer Francs nach dem Stand von<br />

1919. 37<br />

34 John Gray: Politik der Apokalypse, S. 64, S. 74<br />

35 Fatma Müge Göcek: Rise of the Bourgeoisie, Demise of the Empire. Ottoman Westernization and Social Change, S.<br />

109<br />

36 Wolff-Metternich an Bethmann-Hollweg, 30.6.1916. DA 282<br />

37 Christian Gerlach: Nationsbildung im Krieg. Wirtschaftliche Faktoren bei der Vernichtung der Armenier <strong>und</strong> beim<br />

Mord an den ungarischen Juden. In: Hans-Lukas Kieser <strong>und</strong> Dominik W. Schaller (Hg.): <strong>Der</strong> Völkermord an den<br />

Armeniern <strong>und</strong> die Shoah, S. 368<br />

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Wie der deutsche Talaatfre<strong>und</strong> Ernst Jäckh, seit den vierziger Jahren Professor für Middle East<br />

Studies an der New Yorker Columbia University, es formulierte: Für die jung<strong>türkische</strong>n Führer hatte<br />

der Weltkrieg ein Hauptziel. „Die Türkei wollte türkisch werden“. 38 In Jäckhs Augen war Talaat<br />

Pascha eine Art <strong>türkische</strong>r Bismarck. Mustafa Kemal, weiß er, ließ deshalb nie einen Zweifel daran,<br />

„dass seine Leistung in einem beträchtlichen Ausmaß auf Talaats Schultern ruhte’“ 39 . Ohne<br />

Völkermord <strong>und</strong> Vertreibung keine <strong>türkische</strong> Republik.<br />

<strong>Der</strong> exterminatorische Ethno-<strong>Nationalismus</strong> einer auch später immer wieder zu bedingungslosen<br />

Gewaltlösungen neigenden politisch-militärischen Parallelwelt war ihr bleibender Geburtsfehler, <strong>und</strong><br />

so lange dessen Nachwirkungen nicht aus der Welt sind, wird es in der Türkei keine wirkliche<br />

Aufarbeitung der Vergangenheit <strong>und</strong> keine Anerkennung des Völkermords an den Armeniern geben<br />

können. Und folglich, auch wenn sehr viele Türken als Individuen bereits wie selbstverständlich in<br />

der modernen offenen Gesellschaft angekommen sind, keine Ankunft eines nach wie vor durch diese<br />

Traditionen geprägten <strong>türkische</strong>n Staats in Europa.<br />

38 Ernst Jäckh: The Rising Crescent. Turkey Yesterday, Today and Tomorrow, S. 131 f.<br />

39 Ibid., S. 90<br />

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