06.10.2013 Aufrufe

Teilchenbeschleuniger

Teilchenbeschleuniger

Teilchenbeschleuniger

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Städtische Marian-Batko-Berufsoberschule München<br />

Schuljahr: 1999/2000<br />

Klasse: 13F<br />

Alexander Markus Thomas<br />

Facharbeit zum Thema:<br />

<strong>Teilchenbeschleuniger</strong><br />

Die verschiedenen <strong>Teilchenbeschleuniger</strong> und deren Entwicklung<br />

Fach: Physik<br />

Fachlehrer: R. Weber<br />

1


Inhaltsverzeichnis<br />

1. Einleitung 3<br />

2. Physikalische Grundlagen 4<br />

2.1. Untersuchung von subatomaren Strukturen 4<br />

2.2. Beschleunigen von elektrisch geladenen Teilchen 4<br />

2.3. Ablenkung von elektrisch geladenen Teilchen 5<br />

2.4. Erzeugung von „neuen“ Teilchen durch die Einsteinsche Masse-Energie-<br />

Äquivalents 5<br />

2.5. Relativistische Effekte bei großen Teilchengeschwindigkeiten 6<br />

2.6. Antiteilchen 6<br />

3. Bausteine eines <strong>Teilchenbeschleuniger</strong>s und deren Entwicklung 7<br />

3.1. Quellen für geladene Teilchen 7<br />

3.2. Beschleunigungsröhren 8<br />

3.2. Detektoren 9<br />

4. Die verschiedenen Bauformen von <strong>Teilchenbeschleuniger</strong>n 12<br />

4.1. Das Zyklotron 12<br />

4.2. Das Synchrozyklotron 12<br />

4.3. Das Synchrotron 12<br />

4.4. Das Betatron 13<br />

4.5. Der Linearbeschleuniger 13<br />

5. Fortschritte in der Wissenschaft durch die <strong>Teilchenbeschleuniger</strong> 14<br />

6. Schlußwort 16<br />

7. Literaturverzeichnis 17<br />

8. Erklärung 18<br />

2


1. Einleitung<br />

Diese Facharbeit soll einen kleinen Überblick über die Welt der <strong>Teilchenbeschleuniger</strong><br />

schaffen.<br />

Dieses Thema ist sehr interessant, denn die <strong>Teilchenbeschleuniger</strong> haben unser<br />

physikalisches Weltbild, in diesem Jahrhundert, so stark revolutioniert, wie ca. 300 Jahre<br />

vorher die Erfindung des Teleskops, außerdem kenne ich mich selbst sehr gut mit den<br />

<strong>Teilchenbeschleuniger</strong>n aus, da dieses Thema seit langem interessiert, und ich schon viele<br />

Bücher, die sich mit den <strong>Teilchenbeschleuniger</strong>n und den Theorien die mit den<br />

<strong>Teilchenbeschleuniger</strong>n überprüft werden gelesen habe, des weiteren habe ich 1999 eine<br />

Exkursion nach CERN mitgemacht, die sehr aufschlußreich und interessant war.<br />

Viele Leute meinen in den Beschleunigungsanlagen würde es nicht mit rechten Dingen<br />

zugehen, und die Wissenschaftler währen Magier, die gar Unheimliches tun. Daß dies<br />

nicht so ist und die <strong>Teilchenbeschleuniger</strong> im Prinzip nur gigantische Mikroskope sind,<br />

soll diese Facharbeit zeigen.<br />

Um zu verhindern, daß diese Arbeit ausartet, und vom hundertsten in tausendste kommt,<br />

werde ich mich auf die Ausarbeitung des Aufbaus, der Entwicklung seit dem ersten<br />

<strong>Teilchenbeschleuniger</strong> und den verschiedenen heute verwendeten Beschleunigern<br />

beschränken, außerdem kann ich wegen der Komplexität der physikalischen Theorien,<br />

die mit den <strong>Teilchenbeschleuniger</strong>n überprüft werden, auch nur einen Überblick dieser<br />

Theorien geben.<br />

Ich habe bei dieser Facharbeit zuerst meinen Wissenstand durch lesen der aktuellsten<br />

Forschungsergebnisse aufgebessert, danach habe ich die mir am besten für diese Arbeit<br />

erschienen Bücher zusammengelegt, und eine Skizze der Facharbeit entworfen. Nach<br />

Zusammenstellung der wichtigsten Teilbereiche, ging ich daran die Teilbereiche<br />

zusammenzuschreiben und sie auf Fehler zu überprüfen, erst zum Schluß ging ich daran<br />

Bilder und Diagramme einzufügen.<br />

Bei um an aktuelle Informationen zu gelangen benützte ich das Internet, diverse<br />

wissenschaftliche Zeitschriften und Fachbücher, die ich mir damals direkt in CERN<br />

gekauft hatte oder schon hatte.<br />

3


2. Physikalische Grundlagen<br />

Dieses Kapitel ist eine Einführung in die grundlegende Physik die einen<br />

<strong>Teilchenbeschleuniger</strong> erst ermöglicht, sie soll nur einen Überblick über die<br />

grundsätzlichen Mechanismen bieten.<br />

2.1. Untersuchung von subatomaren Strukturen<br />

Um in einem festen Körper Strukturen zu erkennen, die selbst mit den stärksten<br />

Mikroskopen nicht mehr zu erkennen sind, muß man Teilchen nehmen die wesentlich<br />

kleiner sind, als die Struktur, die man erforschen will. Heutzutage nimmt man Elektronen<br />

oder Protonen und schießt sie auf ein sogenanntes Target, durch die Auslenkung die sie<br />

nach dem austreten aus dem Target aufweisen, kann man auf die innere Struktur der<br />

Materie schließen, so entdeckte E. Rutherford im 19. Jahrhundert den Atomkern, in dem<br />

er eine sehr dünne Goldfolie mit Alpha-Strahlung (Kerne des Helium-Atoms) beschoß.<br />

Will man aber noch kleinere Strukturen erforschen geht man einen anderen Weg: Man<br />

Beschleunigt ein Teilchen sehr stark und führt einen Frontalzusammenstoß mit den<br />

Teilchen des Targets herbei, dabei wird das getroffene Teilchen zersprengt, und man<br />

erkennt an den Resten, die den Impuls des Projektils übernommen haben und somit in<br />

„Schußrichtung“ aus dem Target austreten, wie das ursprüngliche Teilchen ausgesehen<br />

hat, das ist mit einem Puzzle zu vergleichen, auf daß man schießt, und an den Teilen, die<br />

danach entstehen, das ursprüngliche Bild wieder herstellen will.<br />

2.2. Beschleunigen von elektrisch geladenen Teilchen<br />

Um ein Teichen zu beschleunigen muß es elektrisch geladen sein, da es sich sonst nicht<br />

beeinflussen läßt. Die Teilchen werden durch eine Reihe von elektrischen Feldern, in<br />

Flugrichtung, beschleunigt. In den Beschleunigungsvorrichtungen ist eine Reihe von<br />

Metallplatten angebracht, die abwechselnd positiv oder negativ geladen sind (siehe Abb.<br />

2.1), die Platte „hinter“ dem Teilchen ist von gleicher Ladung wie das Teilchen, und die<br />

vor ihm ist entgegengesetzt geladen, so daß es immer nach vorn beschleunigt wird. Die<br />

Potentialunterschiede zwischen den Platten betragen meist mehrere tausend Volt und so<br />

wird das Teilchen immer stärker beschleunigt, bis es, je nach hineingesteckter Energie,<br />

bis zu 99% der Lichtgeschwindigkeit erreicht hat. Die bei dieser Geschwindigkeit<br />

erforderliche hohe Frequenz der Wechselspannung, die an den Platten anliegt, muß sehr<br />

genau abgestimmt werden, da sonst die Teilchen wieder abgebremst werden würden.<br />

Auch zu beachten sind die relativistischen Effekte, die bei sehr hohen Geschwindigkeiten 1<br />

auftreten (siehe 2.5.)<br />

1 Ab 10% der Lichtgeschwindigkeit<br />

2 Lucha, 1997, S. 83<br />

(Abbildung 2.1: Protonen werden durch Feldplatten beschleunigt) 2<br />

4


2.3. Ablenkung von elektrisch geladenen Teilchen<br />

Um nun die Teilchen auf der Bahn zu halten, muß man sich starker Magnetfelder<br />

bedienen, die die Teilchen mit Hilfe der Lorenzkraft wieder auf Bahn bringt, oder sie in<br />

gewünschter Weise ablenkt (siehe Abb. 2.2), diese Magnetfelder müssen sehr stark sein,<br />

da die Energie des Teilchens im Beschleuniger bereits sehr groß ist. Um nun so starke<br />

Magnetfelder zu erzeugen, werden Supraleiterspulen eingesetzt, in denen der elektrische<br />

Widerstand durch sehr tiefe Temperaturen ausgeschaltet wurde.<br />

(Abbildung 2.2: Protonen werden durch einen Dipolmagneten abgelenkt) 3<br />

2.4. Erzeugung von „neuen“ Teilchen durch die Einsteinsche Masse-Energie-<br />

Äquivalents<br />

Bei den hohen Energien, die man heutzutage verwendet, treten neue Phänomene auf, die<br />

man ausnutzt. So entstehen nämlich bei bestimmten Energien neue Teilchen, die so in der<br />

freien Natur nicht meßbar vorkommen, die aber benötigt werden, um die Theorien der<br />

Wissenschaftler zu verifizieren. Und so ist es möglich, bestimmte Teilchen zu<br />

beobachten, die in der Natur nur wenige Millisekunden nach dem Urknall frei auftraten.<br />

Diese neuen Teilchen können „aus dem Nichts heraus entstehen“, weil Einstein 1905 4<br />

festgestellt hat, daß Energie und Masse zwei Erscheinungsformen der gleichen Ursache<br />

sind, und somit ineinander unwandelbar sind, und dies sagt die unscheinbare Formel<br />

E=mc 2 aus. Aus diesen Erkenntnissen heraus hat man auch eine neue Einheit eingeführt,<br />

das Elektronenvolt eV, das ist die Energie die ein Elektron hat, wenn es auf einer Strecke<br />

von einem Meter mit der Spannung von einem Volt beschleunigt wurde. Und nun, da die<br />

Massen in der Teilchenphysik so winzig sind, daß sie schwerlich in Gramm anzugeben<br />

sind, wurden auch die Massen der entdeckten Teilchen in Elektronenvolt angegeben, so<br />

besitzt das Proton zum Beispiel eine Masse von rund einem Gigaelektronenvolt (10 9 eV),<br />

daß scheint viel, aber es sind Umgerechnet nur 1,78*10 -27 kg! Um nun ein Proton zu<br />

erzeugen, muß man nur diese Energie auf einen Punkt von der Größe eines Protons<br />

konzentrieren. Dies gelingt aber nur wenn man z.B. zwei Elektronen so beschleunigt,<br />

daß die Gesamtenergie 10 9 eV beträgt, und sie frontal zusammenstoßen läßt, denn wenn<br />

man die Elektronen auf ein Target auftreffen lassen würde, würde sich die Energie der<br />

Elektronen im Target „verlaufen“, und für das Experiment verloren. Dabei kommt zur<br />

kinetischen Energie der Teilchen auch noch die „Masse-Energie“ der Teilchen hinzu, im<br />

Fall vom Elektronen 0,5MeV zusätzlich. Will man noch höhere Energien, so nimmt man<br />

schwerere Teilchen, wie etwa Protonen mit 1GeV.<br />

2.5. Relativistische Effekte bei großen Teilchengeschwindigkeiten<br />

3 Lucha, S. 83<br />

4 Nach Bültel, 1999<br />

5


Aber man muß auch beachten, daß bei Energieberechnungen von Teilchen mit sehr hoher<br />

Energie, die relativistischen Effekte mit einberechnet werden müssen. So kommt es, das<br />

ein Teilchen mit 90% der Lichtgeschwindigkeit mehr kinetische Energie in sich hat, als es<br />

der klassische Ansatz von Newton vorhersagt. Dadurch müssen die Beschleuniger an die<br />

Vorhersagen der allgemeinen Relativitätstheorie angepaßt werden.<br />

2.6. Antiteilchen<br />

Um einen noch sauberen Stoß zu erzielen, greift man darauf zurück, daß man ein<br />

Teilchen und sein Antiteilchen gegenläufig beschleunigt, und sie zusammenprallen läßt.<br />

Das Teilchen reagiert mit seinem Antiteilchen, und erzeugen ein hochenergetisches<br />

Photon, das seine große Energie, nach einiger Zeit, durch quantenphysikalische Effekte,<br />

seine Energie abgibt, aus der neue Teilchen entstehen. (siehe 2.4.)<br />

Antimaterie wurde das erste mal 1929 5 von P. Dirac in einer Theorie zur Vereinigung<br />

von Einsteins Speziellen Relativitätstheorie und der Quantenmechanik vorhergesagt, und<br />

schließlich wurde 1932 das erste Antiteilchen nachgewiesen.<br />

5 Nach Fraser, 1998, S. 44<br />

6


3. Bausteine eines <strong>Teilchenbeschleuniger</strong>s und deren Entwicklung<br />

<strong>Teilchenbeschleuniger</strong> ist heutzutage riesige Apparaturen, aber auch hier haben die<br />

Forscher einmal klein Angefangen. Um nun zu verstehen, wie sich die<br />

<strong>Teilchenbeschleuniger</strong> entwickelt haben, muß man auch die Entwicklung der einzelnen<br />

Komponenten ansehen.<br />

Die Grundbausteine eines <strong>Teilchenbeschleuniger</strong>s gleichen den Komponenten einer<br />

Fernsehbildröhre.<br />

(Abbildung 3.1: „Die Fernsehröhre. Sie enthält alle Grundbausteine eines Beschleunigers.“) 6<br />

3.1. Quellen für geladene Teilchen<br />

Es gibt verschiedene Quellen für geladene Teilchen, Diese sind je nach Teilchen<br />

unterschiedlich.<br />

Will man Elektronen beschleunigen, so verwendet man einen einfachen Glühdraht, wie in<br />

einem Fernseher, aus dem Elektronen durch die Wärmeenergie ausgeschwitzt werden.<br />

Diese Elektronen werden werden durch ein schwaches elektrisches Feld abgesaugt und<br />

zur Beschleunigungsanlage transportiert. Will man Protonen beschleunigen, so muß man<br />

erst Wasserstoffgas ionisieren, anschließend die Protonen und Elektronen durch ein<br />

elektrisches Feld aussortieren und die Protonen, die wegen ihrer positiven Ladung zur<br />

negativ geladenen Platte des felderzeugenden Kondensators gewandert sind, der<br />

Beschleunigungsanlage zuführen.<br />

Diese zwei Teilchenquellen waren am Anfang des 20. Jahrhunderts bereits bekannt, und<br />

mußten nur durch ein paar Modifikationen verbessert werden, um in den<br />

Beschleunigungsanlagen Verwendung zu finden.<br />

Andererseits ist es oft besser, wenn man ein Teilchen und sein Antiteilchen (siehe 2.6)<br />

miteinander reagieren läßt. Wenn man ein Teilchen und sein Antiteilchen gegenläufig<br />

beschleunigt, und sie frontal miteinander Kollidieren läßt, annihilieren sie sich und die<br />

Energie, die dabei frei wird, ist an einem Punkt, in einem Photon, konzentriert. Dieses<br />

Photon kann nicht lange existieren, da es zu energiereich ist. Es zerfällt nach kurzer Zeit<br />

in ein, oder mehrere Teilchen, deren Gesamtmasse gleich der Masse des Photons ist. Mit<br />

diesen Stößen kann man den Wirkungsgrad der Kollision zusätzlich erhöhen. Aber<br />

Antiteilchen kommen in der freien Natur nicht sehr lange vor, denn sie reagieren sehr<br />

schnell mit normalen Teilchen, und wandeln sich in energiereiche Photonen um, deshalb<br />

muß man Antiteilchen, erst künstlich erzeugen, und von normaler Materie fernhalten.<br />

Positronen werden erzeugt, in dem erstmal normale Elektronen auf eine Blechplatte, z.B.<br />

aus Wolfram geschossen werden, durch verschiedenste Wechselwirkungen in den<br />

Atomkernen entstehen Positronen, diese müssen noch von den Elektronen durch ein<br />

elektrisches Feld aussortiert werden, anschließend kann man die Positronen der<br />

Beschleunigungsanlage zuführen. Antiprotonen werden nach dem gleichen Prinzip<br />

6 Lucha, S. 76<br />

7


erzeugt, dabei wird aber ein etwas anderes Target verwendet.<br />

3.2. Beschleunigungsröhren<br />

In den Beschleunigungsanlagen werden die Teilchen in den Beschleunigungsröhren auf<br />

die erforderliche Geschwindigkeit gebracht. Am Anfang hat man einfach das Prinzip der<br />

Kathodenstrahlröhre benützt, das Target wurde Positiv aufgeladen, und Elektronen<br />

wurden von der Kathode auf des als Anode dienende Target geschossen, die Energien<br />

wahren dementsprechend nicht sehr groß. Deswegen ist man dazu übergegangen, die<br />

Elektronen - und andere Teilchen - zusätzlich in Beschleunigungsvorrichtungen zu<br />

beschleunigen.<br />

In den Beschleunigungsvorrichtungen muß man zwischen teilchenführenden und<br />

beschleunigenden Bauteilen unterscheiden. Bei den beschleunigenden Bauteilen handelt<br />

es sich immer um Bauteile, die ein elektrisches Feld aufbauen, das die Teilchen<br />

beschleunigt (siehe auch 2.1). Die erste Konzept eines beschleunigenden Bauteils war<br />

das eines Strahlentransformators, das 1926 von R. Wideröe veröffentlicht wurde. „Die<br />

Analogie zum Transformator bestand darin, die Sekundärwicklung eines Transformators<br />

durch eine ringförmige Hochvakuumelektronenröhre zu ersetzen und die Elektronen in<br />

dem dort (durch das zeitlich veränderliche Magnetfeld) induzierten elektrischen<br />

Wirbelfeld zu beschleunigen“ 7 (siehe Abb. 4.3) Dieses Konzept war zwar sehr<br />

erfolgversprechend, aber damals gab es einfach noch nicht die technischen Möglichkeiten<br />

einen Elektronenstrahl magnetisch zu fixieren, die magnetischen Felder waren zu<br />

inhomogen und die Elektronen luden die Röhrenwände auf, was den Strahl zusätzlich<br />

ablenkte, deshalb war das Konzept in experimenteller Hinsicht ohne Erfolg. Danach<br />

wurde von R. Wideröe das Konzept des schwedischen Wissenschaftlers G. Ising<br />

aufgegriffen, nach dem positiv geladene „Ionen in einer linearen Hochvakuumröhre,<br />

indem sie sozusagen auf der Vorderseite einer über mehrere Elektroden zugeführten<br />

Wanderwelle reiten, starke Beschleunigungen erfahren“, und vereinfacht. Er nahm nur<br />

eine einzige Röhrenelektrode, an die er eine elektrische Wechselspannung anlegte, die<br />

dafür sorgen sollte das die Ionen beim Eintritt in die Röhre und beim Austritt eine<br />

Beschleunigung erfahren. Man konnte damals aber nur sehr schwere Ionen verwenden,<br />

wie etwa Natrium oder Kalium, da die damals möglichen Frequenzen eher bescheiden,<br />

und die Länge der Röhren begrenzt waren. Kleine und leichte Teilchen wären nämlich<br />

einfach schon durch die Röhre durch geflogen, und währen von hinteren Ende der Röhre<br />

wieder abgebremst worden. Heutzutage verwendet man statt vieler Röhrenelektroden<br />

sogenannte Hohlraumresonatoren, die einem halboffenen Schwingkreis entsprechen.<br />

(Abbildung 3.2: „Elektronisches Ersatzschaltbild für einen Hohlraumresonator“) 8<br />

Nach dem man nun auch immer größere Energien in die Teilchen steckte, war es nun<br />

auch erforderlich den Teilchenstrahl zu fokosieren, da sonst der Großteil der Teilchen an<br />

die Wand des Beschleunigers fliegt und somit verloren währe. Diese Fokosierung<br />

erreichte man durch teilchenführende Bauteile. Ein solches Bauteil sind die<br />

7 Kaiser, 1999<br />

8 Lucha, S. 80<br />

8


magnetischem Linsen, die sogenannten Quadrupole. In den Quadrupolen sind vier<br />

Magneten zu jeweils 90°, so angeordnet, daß sich immer zwei gleiche Pole<br />

gegenüberstehen.<br />

(Abbildung 3.3: „Quadrupol. In einer Richtung wirkt die Lorenzkraft fokossierend, in der anderen<br />

defokossierend.“) 9<br />

Die Teilchenbündel werden durch eine Anordnung von Quadrupolen, wie optische<br />

Linsen wieder fokosiert, und damit wieder auf Kurs gebracht. Wie man dazu überging<br />

Teilchen mehrmals in einer Beschleunigungsröhre zu beschleunigen, mußte man erst den<br />

Teilchenstrahl biegen, so daß er auf einer Kreisbahn fliegt, dies erreichte man durch<br />

einfache Dipolmagneten (siehe Abb. 2.2). Früher waren diese Ablenkmagneten noch<br />

einfache Elektromagneten, denn Festmagneten können kein homogenes Magnetfeld der<br />

brauchten Reinheit erzeugen, aber heutzutage verwendet man supraleitende<br />

Magnetspulen, die einen viel höheren Wirkungsgrad haben, und außerdem können sie<br />

stärkere Magnetfelder erzeugen.<br />

3.3.Detektoren<br />

Nachdem nun die Teilchen in einer Beschleunigungsvorrichtung auf die erforderliche<br />

Energie gebracht wurden, werden sie in den Detektoren zur Kollision gebracht. Die<br />

Detektoren messen heutzutage, den Impuls, die Masse, die Geschwindigkeit, die Ladung<br />

und alles was es zu messen gibt. Die ersten Detektoren waren noch einfache<br />

Blasenkammern, in denen ionisierte Teilchen eine Nebelspur in einer überhitzten<br />

Flüssigkeit hinterlassen, die man auf Fotoplatten aufgenommen hat. Sie waren außerdem<br />

in einem homogenen Magnetfeld eingebettet, dadurch konnte man die Ladung der<br />

Teilchen, und deren Zerfallsprodukten, ihre Masse und ihrer Geschwindigkeit<br />

bestimmen, dies ist möglich, da sich je nach Ladung, Masse und Geschwindigkeit eine<br />

unterschiedliche Spiralbahn zeigte. Diese Messmethode ist so genau, daß sie bis in die<br />

70´er Jahre, und mit einigen Verbesserungen sogar noch bis in die 80´er Jahre, bei den<br />

großen Beschleunigungsanlagen Verwendung fand. Sie wurde aber durch die<br />

Entwicklung der Computertechnologie durch elektronische Meßvorrichtungen abgelöst,<br />

da es sehr mühsam war viele tausende Fotografien zu analysieren und miteinander zu<br />

vergleichen, den nur circa einer von tausend Tests ist wirklich erfolgreich und zeigt ein<br />

interessantes Ereignis. Mit den Computern ist es nun möglich Fehlschläge gleich<br />

auszusortieren und sich eine Grobanalyse geben zu lassen.<br />

Diese modernen elektronischen Meßeinrichtungen sind aus vielen verschiedenen<br />

Sensoren zusammengesetzt, da ein Sensor allein nicht alle Größen messen kann, die<br />

erforderlich sind. „Das Kernstück fast jeden Detektors ist ein Spurdetektor zur<br />

Vermessung der Spuren der als Reaktionsprodukt entstandenen geladenen Teilchen. Die<br />

Größe und Richtung des Impulses eines geladenen Teilchens werden von einem Satz von<br />

9 Lucha, S. 81<br />

9


Ortsdetektoren bestimmt, welche, wie früher schon die Blasenkammern, die Ablenkung<br />

der Teilchenbahn in einem Magnetfeld messen. Einen solchen Satz von Ortsdetektoren<br />

nennt man zusammen mit dem zugehörigen Magneten ein Spektrometer. Vervollständigt<br />

wird das Experiment durch Geräte zur Identifizierung der Teilchen und zur Messung der<br />

Energie neutraler Teilchen [...].“ 10 Hinzu kommen noch Cherenkov-Zähler 11 , die die<br />

Geschwindigkeit geladene Teilchen identifizieren. Außerdem wird noch zwischen<br />

Detektoren für Experimente mit einem unbeweglichen Ziel und Detektoren für<br />

Kollisionsexperimente unterscheiden. Erstere haben eine Topfform und besitzen<br />

zusätzliche Szintillationszähler, die die Anzahl der Teilchen die auf das Target treffen<br />

messen. Letztere sind in einer Art Zwiebelstruktur um den Kollisionspunkt gebaut.<br />

(Abbildung 3.4: Aufbau der verschiedenen Detektoren. Oben: Detektor für Experimente mit ruhenden<br />

Target. Unten: Detektor für Kollisionsexperimente.) 12<br />

Die einzelnen Sensoren in den Detektoren, sind so unterschiedlich konstruiert wie die<br />

Größen die sie messen. Die Szintillatoren bestehen heute „[...] entweder aus<br />

anorganischen Kristallen [...] oder aus in Plexiglas eingebettete organische Substanzen.“ 13<br />

Sie erzeugen einen Lichtblitz, sobald ein Teilchen auf sie trifft, und werden verwendet<br />

um nach Messung von Weg, Flugzeit und Energie der Teilchen bei interessanten<br />

Ereignissen den Rest es Detektor auslesen zu lassen. Denn viele Sensoren haben eine<br />

lange Leerlaufzeit nach der Messung, in der sie keine Daten sammeln können. Außerdem<br />

kommen noch elektronische Spurenkammern zum Einsatz. Die ersten Spurenkammern<br />

waren noch einfache Drahtkammern, in denen viele Drähte unterschiedlich geladen<br />

nebeneinander aufgespannt werden. Wenn nun ein Teilchen die Kammer durchfliegt,<br />

wird das Gas zwischen den Drähten ionisiert, und ein Funke kann von einem Draht zum<br />

anderen überspringen. Dieser kurze Stromstoß wird angemessen und in Computern<br />

ausgewertet. Diese Sensoren wurden noch ein etwas weiterentwickelt, aber schließlich<br />

von den Vieldrahtproportionalkammern abgelöst, da sie nur schwache Signale liefern.<br />

Außerdem konnte man an die Drähte nur bei der Messung eine hohe Spannung anlegen,<br />

die nach jeder Messung wieder ausgebaut werden mußte. Daraus ergaben sich lange<br />

Leerlaufzeiten.<br />

Anders die Vieldrahtproportionalkammern, sie wurde aus dem Geiger-Müller-Zählrohr<br />

10 Lucha, S. 114<br />

11 Der Cherenkov-Effekt: Wenn ein Teilchen sich schneller als das Licht in dem Medium bewegt,<br />

strahlt es einen Lichtkegel aus, um seine Geschwindigkeit zu verringern.<br />

12 Lucha, S. 115f<br />

13 Ebenda, S. 117<br />

10


entwickelt, und funktionieren nach dem gleichen Prinzip. Wenn ein Teilchen durch das<br />

Zählrohr fliegt, ionisiert es das Füllgas im Inneren, es entstehen freie Elektronen, diese<br />

werden nun von der Drahtanode im Inneren angezogen, ionisieren durch die starke<br />

Anziehung weitere Atome und lösen somit eine Kettenreaktion aus, die ein deutlich<br />

meßbares Signal liefert. Der Vorteil dieser Meßkammern liegt darin, daß man die Anlage<br />

ständig unter Spannung betreiben kann, auch ist das Signal durch die Kettenreaktion<br />

stärker.<br />

(Abbildung 3.5: Links ist ein Zählrohr und rechts eine Vieldrahtproportionalkammer zu sehen.) 14<br />

„Die heute meistverwendete Variante der Drahtkammer ist die Driftkammer. Sie besteht<br />

aus drei Ebenen paralleler Drähte, die in einem gasgefüllten Raum aufgespannt und von<br />

einem elektrischen Feld umgeben sind.“ 15 Driftkammern werden bevorzugt, da sie<br />

einfacher aufgebaut sind, da die Drähte weiter voneinander entfernt sind. Werden nun<br />

Elektronen durch ein ionisierenes Teilchen frei, driften sie zum nächsten Anodendraht,<br />

und erzeugen ein Signal. Gemessen wird die Zeit, die die Elektronen gebraucht haben um<br />

vom Ursprungsort zur Anode zu kommen, da die Elektronen mit konstanter<br />

Geschwindigkeit driften ist es möglich, „[...] Teilchenspuren bis zu einer Genauigkeit von<br />

etwa 50 μm zu lokalisieren.“ 16 Läßt man die Drähte weg, hat man eine<br />

Zeitprojektionskammer. Bei dieser Kammer wird es aber erforderlich die Flugbahnen der<br />

Elektronen mit einem Magnetfeld zu stabilisieren, da die Elektronen meterweit Driften<br />

müssen. Diese Kammern bestehen „[...] je aus einer rechten und linken Hälfte mit<br />

entgegengesetzter Feldrichtung, wobei der Detektor allerdings einige 10 kV<br />

Spitzenspannung aushalten muß.“ 17<br />

(Abbildung 3.6: Links ist eine Driftkammer und rechts ein Driftkammerstapel zu sehen, aus ihr hat sich<br />

die Zeitprojektionskammer entwickelt.) 18<br />

Ab den 80´er Jahren wurden auch immer mehr Halbleiterdetektoren eingesetzt, sie sind<br />

sehr hochauflösende Ortsdetektoren. In ihnen werden ebenfalls Elektronen durch<br />

elektrisch geladene Teilchen freigesetzt, die für einen kurzen Stromimpuls sorgen.<br />

14 Lucha, S. 121f<br />

15 Ebenda, S. 122<br />

16 Ebenda, S. 123<br />

17 Ebenda, S. 123f<br />

18 Ebenda, S. 122, 124<br />

11


4. Die verschiedenen Bauformen von <strong>Teilchenbeschleuniger</strong>n<br />

4.1. Das Zyklotron<br />

Das erste Zyklotron, wurde 1932 von „[...] E. O. Lawrence zusammen mit S. Livingston<br />

in Berkeley (USA) nach einer von Lawrence 1930 veröffentlichten Idee realisiert.“ 19<br />

Das Zyklotron war eine Blechdose, die in der Mitte auseinander gesägt wurde. In dieser<br />

„Dose“, werden schwere Teilchen beschleunigt, in dem man sie in ein homogenes<br />

Magnetfeld bettet, und die beiden Hälften der Dose an eine elektrische Wechselspannung<br />

konstanter Frequenz anschließt. Durch das Magnetfeld werden die Teilchen auf eine<br />

Kreisbahn gezwungen, und die Polarität der beiden Hälften wechselt bei jedem<br />

Durchgang. So gewinnen die Teilchen bei jedem Durchgang an Energie<br />

(Geschwindigkeit), wobei die Teilchen sich in einer Spiralbahn nach außen bewegen. Ist<br />

die maximale Energie (maximaler Radius) erreicht, so verlassen die Teilchen, durch eine<br />

Öffnung, das Zyklotron und werden auf ein Target gelenkt.<br />

Heute werden supraleitende Zyklotrone gebaut, die in der Medizin, „[...] z.B. für die<br />

Neutronentherapie [...]“ 20 , eingesetzt werden.<br />

4.2. Das Synchrozyklotron<br />

Eine Weiterentwicklung des Zyklotrons ist das sogenannte Synchrozyklotron, hier wird<br />

das elektrische Wechselfeld mit dem Umlauf synchronisiert, deshalb der Name. Mit<br />

dieser Verbesserung wurde es wiederrum möglich noch höhere Energien zu erzeugen.<br />

Das erste Synchrozyklotron wurde in dem erst gegründeten Kernforschungszentrum<br />

CERN von W. Genter am Genfer See gebaut. „Das Synchrozyklotron lieferte schon am<br />

1. August 1957 den ersten Strahl. GENTNERS Name ist der erste in der Liste der<br />

Physiker, die im Protokollbuch den Vermerk der erfolgreichen Inbetriebnahme<br />

unterschrieben haben.“ 21<br />

Aber auch hier sind den Energien Grenzen gesetzt, da die Magnetfelder ab einer<br />

bestimmten Feldstärke mit sich selbst wechselwirkt, und somit keine Homogenität mehr<br />

gewährleistet ist. Außerdem kann man die Dose nicht grenzenlos vergrößern, da man<br />

auch die Magneten nicht grenzenlos vergrößern kann.<br />

(Abbildung 4.1: Ein Zyklotron, in dem ein Teilchen durch das Wechselfeld beschleunigt wird.) 22<br />

4.3. Das Synchrotron<br />

Da sich das Konzept der Zyklotrone bei höheren Energien als Sackgasse erwiesen hat,<br />

ging man daran einen Linearbeschleuniger zu nehmen und ihn zu einen Kreis zu biegen.<br />

Das Konzept eines Synchrotrons beruhte auf den Arbeiten von V. I. Veksler (1944) und<br />

E. M. McMillan (1945) über Phasenstabilität und ermöglichte die Energie auf<br />

theoretisch 8 MeV zu erhöhen. Das erste Synchrotron, wurde nach dieser theoretischen<br />

Vorarbeit im August 1946 in den „General Electric Laboratory´s“ in Betrieb genommen<br />

19 Guratzsch, 1999<br />

20 Ebenda<br />

21 Schmidt-Rohr, 1999<br />

22 Lucha, S. 87<br />

12


und lieferte eine Strahlenergie von 70 MeV 23 . Dabei werden die Teilchen durch<br />

Ablenkmagneten zu einer Kreisbahn gezwungen, da ist sonst einfach, den Gesetzen der<br />

Trägheit folgend, geradeaus weiterfliegen würden, und damit an die Wand der Röhre.<br />

Nun ist ist es möglich geworden noch höhere Energien zu erreichen, da man, falls man<br />

größere Energien braucht, einfach einen größeren Ring bauen, oder die Ablenkmagneten<br />

austauschen kann.<br />

Heutzutage werden Synchrotrone bis zu einem Umfang von 30 km gebaut.<br />

4.4. Das Betatron<br />

(Abbildung 4.2: Schematischer Aufbau eines Synchrotrons) 24<br />

Beim Betatron, das ein Vorläufer der Linearbeschleuniger und Synchrotrone ist, griff<br />

man auf das von von R. Wideröe entwickelte Konzept eines Strahlentransformators<br />

zurück. Aber in Zuge der Weiterentwicklung des Betatrons hat sich gezeigt, das diese<br />

Entwicklung eine Sackgasse ist, „[...] da bei höheren Energien Stabilitätsprobleme<br />

auftraten.“ 25 Das Betatron wurde Anfang der Vierzigerjahre entwickelt und hat heute<br />

noch eine sehr große Bedeutung in der medizinischen und technischen Forschung.<br />

4.5. Der Linearbeschleuniger<br />

(Abbildung 4.3: Schnitt durch ein Betatron) 26<br />

Der Linearbeschleuniger wurde aus dem Betatron entwickelt, verwendete aber statt<br />

Strahlentransformatoren eine Anordnung von gelochten Elektrodenplatten und<br />

Hohlraumresonatoren (siehe Abb. 2.1 und 3.2). Bei einem Hochfrequenz-<br />

Linearbeschleuniger muß die Beschleunigungsstrecke der Geschwindigkeit der Teilchen<br />

angepaßt werden, d. h. In Flugrichtung wird der Abstand zwischen den Platten immer<br />

größer.<br />

Linearbeschleuniger haben heute neben den Synchrotronen eine sehr große Bedeutung<br />

23 Nach Wilson, 1999, S. 1<br />

24 Lucha, S. 88<br />

25 Ebenda, S. 84<br />

26 Ebenda, S. 86<br />

13


ei den theoretischen Forschungen.<br />

14


5. Fortschritte in der Wissenschaft durch die <strong>Teilchenbeschleuniger</strong><br />

Die <strong>Teilchenbeschleuniger</strong> haben es möglich gemacht, viele physikalische Theorien zu<br />

bestätigen oder zu widerlegen. So wurde durch <strong>Teilchenbeschleuniger</strong> die Quantenphysik<br />

mehr als bestätigt. Dazu muß man die Entwicklung in den Ergebnissen anschauen.<br />

War die atomare Welt am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts noch einfach aufgebaut,<br />

man hatte Protonen, Neutronen und Elektronen, die ein Atom aufbauen, so zeigten sich<br />

durch den Einsatz von <strong>Teilchenbeschleuniger</strong>n bei jedem Experiment, neue Teilchen, die<br />

scheinbar nutzlos waren, und Teilchen, die zur Bestätigung wichtiger Theorien gebraucht<br />

wurden, konnten mit den damals üblichen Energien noch nicht erzeugt werden.<br />

So wurde der Teilchenzoo, ein Begriff der sich damals Eingebürgert hat, immer größer.<br />

Er zeigte auf, daß die Theorien noch unvollständig waren. Es wurde erforderlich die<br />

neuen Teilchen, die man auch schon in der kosmischen Höhenstrahlung fand, zu<br />

katalogisieren, und zu sortieren. Und dann zeigten sich erste Zusammenhänge. So wurde<br />

von M. Gell-Mann 1964 27 vorgeschlagen, eine neue Teilchenklasse einzuführen, die<br />

Quarks, aus denen alle Hadronen zusammengesetzt sein sollen. Anfangs ging man von<br />

drei verschiedenen Quarks (up, down und strange) aus, aber mit der Zeit wurden drei<br />

weitere Quarks (charm, bottom und top) eingeführt, um weitere Teilchen erklären zu<br />

können. Es hat sich auch gezeigt, daß sich die Quarks in Gruppen zu je zwei Vertretern<br />

einsortieren lassen, diese Gruppen bilden mit den Fermionen Familien, so stehen das Upund<br />

Down-Quark dem Elektron und Elektronenneutrino gegenüber, so auch in den<br />

anderen Gruppen.<br />

Auch in einer anderen Richtung wurden durch die <strong>Teilchenbeschleuniger</strong> enorme<br />

Fortschritte erzielt. Seit die vier Grundkräfte (elektromagnetische Wechselwirkung,<br />

schwache- und starke Kernkraft und Gravitation) entdeckt wurden, versuchte man sie zu<br />

einer Urkraft zu vereinigen, allein die gleiche Struktur der Terme zur Berechnung der<br />

elektromagnetischen Wechselwirkung und der nichtrelativistischen Gravitation legen dies<br />

nahe. Aber die Vereinigung dieser beiden Kräfte blieb ohne Erfolg, da die Gravitation,<br />

wie durch Einstein gezeigt, eine völlig andere Struktur als der Elektromagnetismus hat.<br />

Danach ging man daran, die anderen Kräfte, die man inzwischen entdeckte, mit dem<br />

Elektromagnetismus zu vereinigen. Den ersten erfolgreichen Schritt zu einer Vereinigung<br />

vom Elektromagnetismus hat 1956 28 J. Schwinger durch die Vorstellung einer<br />

elektroschwachen Kraft getan. Die Idee war folgende, Elektromagnetismus und<br />

schwache Kernkraft sind zwei verschiedene Erscheinungsformen der gleichen Urkaft.<br />

Diese Theorie erforderte drei zusätzliche Teilchen, das W + , W - und das Z 0 Teilchen. Das<br />

Z 0 -Teilchen wurde schließlich 1983 29 in CERN entdeckt. Es wurden auch die<br />

Wechselwirkungen zwischen Quarks untersucht, und festgestellt, daß Quarks niemals<br />

ungebunden auftreten können. Es war erst nicht klar wie dieser Einschluß zustande<br />

kommt. Daraus wurde eine neue Theorie aufgestellt, die Quantenchromodynamik, sie<br />

erklärt den Einschluß der Quarks durch eine Farbladung 30 . Diese Farbladung muß nach<br />

außen Weiß ergeben, z. B. im Proton das aus zwei Up-Quarks und ein Down-Quark<br />

(Rot+Blau+Grün=Weiß) besteht. Auch hier wurde versucht die starke Kernkraft mit der<br />

elektroschwachen Kraft zu verbinden, und es entstand die SU(5)-Theorie, die zu großen<br />

Teilen bereits bewiesen wurde.<br />

Alles in allem wurde durch die <strong>Teilchenbeschleuniger</strong> unser heutiges physikalisches<br />

Weltbild entscheidend mitgestaltet, aber auch außerhalb der Physik brachten die<br />

<strong>Teilchenbeschleuniger</strong> entscheidende Fortschritte, so zum Beispiel in der Medizin. Viele<br />

medizinische Geräte, wie Kernspintomographen und andere Meßapparaturen sind aus<br />

27 Fraser, S. 60<br />

28 Ebenda, S. 66<br />

29 Bültel<br />

30 Rebbi, S. 78<br />

15


den Forschungen um die <strong>Teilchenbeschleuniger</strong> entstanden, außerdem wurden viele neue<br />

intelligente Materialien entwickelt.<br />

Auch in der Zukunft werden uns die <strong>Teilchenbeschleuniger</strong> helfen, das Universum zu<br />

verstehen, und uns eine Antwort auf die Frage geben, wie Gott arbeitet. Zur Zeit werden<br />

neue <strong>Teilchenbeschleuniger</strong> gebaut oder alte Umgebaut, um noch höhere Energien zu<br />

erzeugen, denn je größer die Energie wird, desto kleiner werden die Strukturen, die man<br />

aufzeigen kann.<br />

16


8. Schlußwort<br />

Die Entwicklung der <strong>Teilchenbeschleuniger</strong> zu den heutigen Großanlagen, ist eine sehr<br />

spannende von Fehlentwicklungen und Irrtümern geprägte Geschichte. Es ist sehr<br />

spannend wie sich aus einfachen Kathodenstrahlröhren die ersten Beschleuniger aus<br />

diesen wiederrum die ersten Zyklotrone und Linearbeschleuniger, und später die großen<br />

Ringbeschleuniger die Synchrotrone.<br />

<strong>Teilchenbeschleuniger</strong> haben unser Weltbild revolutioniert, sie haben geholfen neuartige<br />

Materialien zu entwickeln und haben die Entwicklung von medizinischen Geräten<br />

möglich gemacht, die viel schonendere Behandlungsmethoden ermöglichen.<br />

17


7. Literaturverzeichnis<br />

[1] Bültel, Christian: Geschichte der Physik [Deutsch]. Internetadresse:<br />

http://medsun08.uni-muenster.de/~bultel/Geschi/PhysikGe.html, aufgerufen<br />

am 27.12.1999<br />

[2] Fraser, Gordon u.a.: The search for infinity, solving the mysteries of the<br />

Universe; George Philip Limited; 1998<br />

[3] Guratzsch, H.: Das Rossendorfer Zyklotron U-120 von 1958 bis heute.<br />

Internetadresse: http://www.fz-rossendorf.de/FWN/Ereignisse.d.html,<br />

aufgerufen am 28.12.1999<br />

[4] Kaiser, Walter: Rolf Wideröe, Doktorand Walter Rogowskis und Erbauer<br />

des ersten Linearbeschleunigers. Internetadresse: http://www.histech.rwthaachen.de/www/leute/kaiser/abstracts/wiederoe.htm,<br />

aufgerufen am<br />

27.12.1999<br />

[5] Lucha, Wolfgang; Regler, Meinhard: Elementarteilchenphysik, Theorie und<br />

Experiment; Paul Seppl; Hufstein/Ebbs 1997<br />

[6] Rebbi, Claudio: Die Gitter-Eichtheorie: Warum Quarks gesperrt sind. In:<br />

Verständliche Forschung. Teilchen, Felder und Symmetrien; Spektrum<br />

Akademischer Verlag; Heidelberg 1995 2<br />

[7] Schmidt-Rohr, Ulrich: Wolfgang Gentner. Internetadresse:<br />

http://www.physik.uni-frankfurt.de/paf/paf181.html, aufgerufen am<br />

27.12.1999<br />

[8] Wilson, E.J.N.: Fifty years of synchrotrons; CERN; Internetadresse:<br />

http://www.cern.ch/accelconf/e96/PAPERS/ORALS/FRX04A.PDF,<br />

aufgerufen am 28.12.1999<br />

18


8. Erklärung<br />

„Ich erkläre, dass ich die Facharbeit ohne fremde Hilfe angefertigt und nur die im<br />

Quellen- bzw. Literaturverzeichnis angegebenen Quellen und Hilfsmittel benützt habe.“<br />

................... ......................................<br />

Ort, Datum Unterschrift<br />

19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!