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larvalmorphologie und phylogenie der agromyzidae (diptera)

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LARVALMORPHOLOGIE UND PHYLOGENIE DER<br />

AGROMYZIDAE (DIPTERA)<br />

Dissertation<br />

zur Erlangung des Grades eines Doktors <strong>der</strong> Naturwissenschaften<br />

<strong>der</strong> Fakultät für Biologie <strong>der</strong> Universität Bielefeld<br />

vorgelegt von<br />

MARTIN DEMPEWOLF<br />

Amsterdam<br />

Bielefeld, 2001


INHALT<br />

Zusammenfassung...........................................................................................................1<br />

Abstract ...........................................................................................................................2<br />

Danksagungen .................................................................................................................3<br />

1. Einleitung .................................................................................................................................4<br />

1.1. Zur Monophylie <strong>der</strong> Agromyziden ....................................................................................4<br />

1.2. Die nächsten Verwandten..................................................................................................5<br />

1.3. Bisherige Klassifikationen <strong>der</strong> Agromyziden....................................................................6<br />

1.4. Bionomie ...........................................................................................................................7<br />

1.5. Frühere Beiträge zur Erforschung <strong>der</strong> Agromyzidenlarven <strong>und</strong> Minen ............................9<br />

2. Material ..................................................................................................................................10<br />

3. Methoden................................................................................................................................10<br />

4. Morphologie <strong>der</strong> Agromyzidenlarven .................................................................................12<br />

Übersicht über die äußere Gestalt .................................................................................12<br />

4.1. Das Cephalopharyngealskelett.........................................................................................12<br />

Exkurs: Aufbau <strong>und</strong> Funktion des Cephalopharyngealskeletts bei saprophagen<br />

Cyclorrhapha .................................................................................................................13<br />

Mandibeln <strong>und</strong> benachbarte Teile.................................................................................15<br />

Das Mittelstück .............................................................................................................18<br />

Die Dorsalflügelbrücke .................................................................................................19<br />

Das Basalstück ..............................................................................................................19<br />

4.2. Die Körperoberfläche ......................................................................................................20<br />

Der von außen sichtbare Bereich <strong>der</strong> Mandibeln ..........................................................20<br />

Die M<strong>und</strong>lappen............................................................................................................22<br />

Die Bestandteile des Kopfsegments..............................................................................23<br />

Die äußeren Sinnesorgane des Kopfsegments...............................................................25<br />

Die Stigmen...................................................................................................................28<br />

Das letzte Segment <strong>und</strong> die Position <strong>der</strong> Hinterstigmen...............................................31<br />

4.3. Die Larven des ersten Stadiums ......................................................................................33<br />

4.4. Puparien...........................................................................................................................35<br />

4.5. Prothorakalhörner ............................................................................................................36<br />

4.6. Vergleich <strong>der</strong> larvalen Fraßbewegungen bei saprophagen Cyclorrhapha <strong>und</strong><br />

Agromyzidae...........................................................................................................................37<br />

4.7. Funktionsmorphologische Interpretation einiger Larvalmerkmale .................................38<br />

Räumliche Aspekte .......................................................................................................38<br />

Form <strong>und</strong> Anordnung von M<strong>und</strong>haken im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Lebensweise <strong>der</strong><br />

Larven............................................................................................................................39<br />

Unterstützung <strong>der</strong> Fraßbewegung durch die Lokomotionsgürtel..................................41<br />

5. Einzelbeschreibungen von Arten <strong>und</strong> Taxa........................................................................42<br />

5.1. Untersuchte Agromyzidentaxa ........................................................................................42<br />

5.2. Weitere Agromyzidengattungen....................................................................................210<br />

5.3. Außengruppen ...............................................................................................................212<br />

6. Phylogenie ............................................................................................................................218<br />

6.1. Rekonstruktionsmethoden .............................................................................................219<br />

6.2. Zur Auswahl <strong>der</strong> Außengruppen ...................................................................................219<br />

6.3. Terminale Taxa <strong>der</strong> Innengruppe...................................................................................220<br />

6.4. Merkmale.......................................................................................................................221<br />

II


6.5. Ergebnisse .....................................................................................................................231<br />

6.6. Diskussion .....................................................................................................................233<br />

Die basalen Gruppen <strong>der</strong> Agromyzidae ......................................................................234<br />

Agromyzinae ...............................................................................................................235<br />

Phytomyzinae .............................................................................................................236<br />

Phytomyza-Gruppe .....................................................................................................237<br />

Selachops-Gruppe ......................................................................................................239<br />

Evolution <strong>der</strong> Wirtsnutzung durch Agromyzidenlarven ............................................242<br />

Der Verpuppungsmodus bei Agromyziden.................................................................247<br />

Ausblick ......................................................................................................................248<br />

Literatur...................................................................................................................................249<br />

BESCHRIEBENE LARVEN<br />

Agromyzinae ...............................................................................................................................42<br />

Agromyza.....................................................................................................................................42<br />

Generelle Beschreibung von Agromyza-Larven..........................................................................42<br />

Agromyza-Blattminierer an Urtica ..............................................................................................45<br />

Agromyza anthracina .................................................................................................................45<br />

Agromyza pseudoreptans ...........................................................................................................48<br />

Agromyza reptans .......................................................................................................................49<br />

Agromyza abiens ........................................................................................................................51<br />

Agromyza albipennis ..................................................................................................................52<br />

Agromyza frontella .....................................................................................................................55<br />

Agromyza johannae ....................................................................................................................57<br />

Agromyza filipendulae ................................................................................................................59<br />

Agromyza deserta........................................................................................................................61<br />

Japanagromyza ...........................................................................................................................63<br />

Japanagromyza etiennei .............................................................................................................65<br />

Japanagromyza parvula .............................................................................................................68<br />

Japanagromyza perpetua ...........................................................................................................68<br />

Japanagromyza salicifolii ..........................................................................................................70<br />

Ophiomyia-Gruppe......................................................................................................................71<br />

Ophiomyia, Hexomyza.................................................................................................................72<br />

Ophiomyia alliariae ...................................................................................................................74<br />

Ophiomyia galii ..........................................................................................................................77<br />

Ophiomyia pinguis .....................................................................................................................77<br />

Ophiomyia ?vitiosa......................................................................................................................78<br />

Hexomyza simplex ......................................................................................................................79<br />

Hexomyza-Gallbildner ................................................................................................................80<br />

Tropicomyia ................................................................................................................................82<br />

Tropicomyia theae.......................................................................................................................82<br />

Melanagromyza...........................................................................................................................84<br />

Melanagromyza lappae ..............................................................................................................86<br />

Melanagromyza aloes .................................................................................................................89<br />

Melanagromyza angeliciphaga ..................................................................................................91<br />

Melanagromyza sativae ..............................................................................................................91<br />

Phytomyzinae ..............................................................................................................................91<br />

III


Nemorimyza posticata.................................................................................................................93<br />

Phytobia ......................................................................................................................................95<br />

Phytobia cambii ..........................................................................................................................95<br />

Phytobia cerasiferae ...................................................................................................................99<br />

Amauromyza..............................................................................................................................100<br />

Amauromyza (Amauromyza) ?lamii .........................................................................................101<br />

Amauromyza (Cephalomyza) luteiceps ....................................................................................102<br />

Amauromyza (Cephalomyza) verbasci .....................................................................................104<br />

Cerodontha................................................................................................................................105<br />

Cerodontha (Dizygomyza) ireos ...............................................................................................110<br />

Cerodontha (Butomomyza) scirpi ............................................................................................111<br />

Cerodontha (Butomomyza) angulata .......................................................................................113<br />

Cerodontha (Icteromyza) spec. nov. ........................................................................................115<br />

Cerodontha (Poemyza) incisa ..................................................................................................117<br />

Cerodontha (Poemyza) spec......................................................................................................117<br />

Cerodontha (Phytagromyza) flavocingulata ............................................................................119<br />

Cerodontha (Cerodontha) denticornis .....................................................................................120<br />

Cerodontha (Cerodontha) hennigi ...........................................................................................122<br />

Cerodontha (Xenophytomyza) venturii ....................................................................................123<br />

Calycomyza ...............................................................................................................................125<br />

Calycomyza dominicensis ........................................................................................................125<br />

Calycomyza lantanae ...............................................................................................................128<br />

Phytoliriomyza ..........................................................................................................................129<br />

Phytoliriomyza melampyga ......................................................................................................129<br />

Phytoliriomyza variegata .........................................................................................................132<br />

Metopomyza ..............................................................................................................................134<br />

Metopomyza nigrohumeralis ....................................................................................................134<br />

Metopomyza ornata ..................................................................................................................136<br />

Selachops flavocinctus .............................................................................................................139<br />

Haplopeodes..............................................................................................................................140<br />

Haplopeodes spec. nov. ............................................................................................................140<br />

Galiomyza, Liriomyza ...............................................................................................................142<br />

Galiomyza morio ......................................................................................................................145<br />

Galiomyza galiivora .................................................................................................................146<br />

Liriomyza amoena ....................................................................................................................147<br />

Liriomyza bryoniae ..................................................................................................................148<br />

Liriomyza pusilla.......................................................................................................................150<br />

Liriomyza strigata ....................................................................................................................152<br />

Liriomyza virgo ........................................................................................................................153<br />

Liriomyza lutea .........................................................................................................................155<br />

Liriomyza wachtlii ....................................................................................................................156<br />

Phytomyza-Verwandtschaft.......................................................................................................158<br />

Gymnophytomyza heteroneura .................................................................................................158<br />

Aulagromyza..............................................................................................................................162<br />

Aulagromyza hendeliana ..........................................................................................................164<br />

Aulagromyza cornigera ............................................................................................................166<br />

LI-Stadium einer an Lonicera minierenden Aulagromyza-Art..................................................166<br />

Aulagromyza heringi.................................................................................................................167<br />

IV


Aulagromyza ?orphana ............................................................................................................169<br />

Aulagromyza discrepans ..........................................................................................................172<br />

Zwei erste Larvenstadien aus Galium aparine..........................................................................173<br />

Ptochomyza asparagivora ........................................................................................................175<br />

Napomyza..................................................................................................................................177<br />

Napomyza ?eximia ....................................................................................................................177<br />

Napomyza lateralis ...................................................................................................................179<br />

Phytomyza .................................................................................................................................181<br />

Phytomyza brunnipes ...............................................................................................................181<br />

Phytomyza continua .................................................................................................................183<br />

Phytomyza flavicornis ..............................................................................................................187<br />

Phytomyza ilicis ........................................................................................................................189<br />

Phytomyza krygeri ....................................................................................................................191<br />

Phytomyza lappae ....................................................................................................................194<br />

Phytomyza ranunculi ................................................................................................................195<br />

Phytomyza tussilaginis .............................................................................................................198<br />

Phytomyza virgaureae ..............................................................................................................198<br />

Chromatomyia...........................................................................................................................201<br />

Chromatomyia horticola ..........................................................................................................202<br />

Chromatomyia nigra .................................................................................................................203<br />

Chromatomyia milii ..................................................................................................................204<br />

Chromatomyia primulae ...........................................................................................................206<br />

Chromatomyia scolopendri ......................................................................................................208<br />

Fergusoninidae ..........................................................................................................................212<br />

Fergusonina flavicornis ...........................................................................................................213<br />

Odiniidae ...................................................................................................................................215<br />

Odinia spec. ..............................................................................................................................217<br />

V


Zusammenfassung<br />

Die Larven <strong>der</strong> Minierfliegen (Diptera: Agromyzidae) leben im Innern von Pflanzen <strong>und</strong> ernähren<br />

sich von <strong>der</strong>en Gewebe. Viele leben als Blattminierer, an<strong>der</strong>e als Stengelminierer, Samenparasit<br />

o<strong>der</strong> Gallbildner. Um Merkmale für eine phylogenetische Rekonstruktion zu erhalten,<br />

wurden Agromyzidenlarven mit Rasterelektronenmikroskop <strong>und</strong> Lichtmikroskop untersucht.<br />

Ein zweites Ziel war es, die larvalen M<strong>und</strong>werkzeuge funktionsmorphologisch zu interpretieren.<br />

Zwischen Blattminierern <strong>und</strong> den Bewohnern an<strong>der</strong>er Pflanzenteile besteht eine bemerkenswerte<br />

morphologische Distanz. Erstere weisen generell feinere M<strong>und</strong>werkzeuge auf, <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Körper ist lateral abgeflacht. Dies ist vermutlich auf die dünne, annähernd zweidimensionale<br />

Umwelt im Blatt zurückzuführen. Demgegenüber haben die eher walzenförmigen Stengelminierer<br />

dickere M<strong>und</strong>werkzeuge, die sie dazu befähigen, das härtere Gewebe in Stengeln zu<br />

bewältigen. Samenparasiten <strong>und</strong> Gallbildner besitzen uneinheitliche M<strong>und</strong>werkzeuge <strong>und</strong> eine<br />

dickliche, sackartige Körperform. Auch innerhalb <strong>der</strong> erwähnten Ernährungsgruppen existieren<br />

unterschiedlich stark ausgeprägte Spezialisierungen <strong>und</strong> Anpassungen an die Wirtspflanzen.<br />

In einer kladistischen Untersuchung mit PAUP* wurden 50 exemplarische Agromyzidentaxa<br />

<strong>und</strong> vier Außengruppen ausgewertet. Es wurden nicht nur Larvalmerkmale, son<strong>der</strong>n auch<br />

Merkmale an<strong>der</strong>er Stadien eingesetzt, die teilweise aus <strong>der</strong> Literatur stammen. Die Gesamtzahl<br />

<strong>der</strong> Merkmale betrug 83; 51 davon stammen von den dritten Larvalstadien, 3 von den ersten<br />

Larvalstadien, 4 von den Puparien <strong>und</strong> 25 von Imagines. Phylogenetische Hypothesen wurden<br />

mit verschiedenen Methoden erstellt: Gleichgewichtete Merkmale, Successive Weighting <strong>und</strong><br />

Implied Weighting. Parsimonie mit ungewichteten Merkmalen ergab ein gering aufgelöstes<br />

Konsensus-Kladogramm. Die gewichteten Rekonstruktionsmethoden erbrachten höhere Auflösungen.<br />

Dadurch wurden beide traditionellen Unterfamilien Agromyzinae <strong>und</strong> Phytomyzinae<br />

als monophyletisch bestätigt. Die Topologie <strong>der</strong> basalen Gruppen, erhalten durch alle gewichteten<br />

Methoden, läßt sich wie folgt darstellen: ((Agromyza, (Japanagromyza, (Melanagromyza,<br />

(Ophiomyia + Hexomyza, Tropicomyia)))) (Nemorimyza, (Phytobia, (Selachops-Gruppe,<br />

Phytomyza-Gruppe))). Weitere Gemeinsamkeiten <strong>und</strong> Unterschiede wurden diskutiert.<br />

Die vielfältigen Ernährungsweisen innerhalb <strong>der</strong> Familie führen zu <strong>der</strong> Frage, welche als die<br />

ursprüngliche angesehen werden kann. Um diese Frage auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> bekannten phylogenetischen<br />

Daten zu beantworten, wurden die larvalen Ernährungsweisen auf den Kladogrammen<br />

optimiert..<br />

Deshalb wurde auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> phylogenetischen Hypothesen die Evolution <strong>der</strong> larvalen<br />

Ernährungsweisen <strong>der</strong> Agromyzidae rekonstruiert. Die Ergebnisse deuten darauf hin, daß<br />

das Blattminieren die ursprünglichste <strong>der</strong> rezenten Ernährungsweisen ist. An<strong>der</strong>e Ressourcen,<br />

wie Stengel, Früchte <strong>und</strong> das Kambium von Bäumen, wurden mehrfach unabhängig erschlossen.<br />

Die nächsten Verwandten <strong>der</strong> Gruppen von Nicht-Blattminierern sind überwiegend hinsichtlich<br />

ihrer M<strong>und</strong>werkzeuge spezialisierte Blattminierer. Das Blattminieren wird als möglicher<br />

erster Schritt zur Phytophagie bei Insekten diskutiert.


Abstract<br />

The larvae of all Agromyzidae species (Diptera) are internal fee<strong>der</strong>s of living plant tissue.<br />

They can be leaf-miners, stem-miners, seed-parasites and gall-developers among others. Using<br />

SEM and light microscopy, the larval stages of Agromyzidae were examined in or<strong>der</strong> to find<br />

useful characters for phylogenetic reconstruction of Agromyzidae.<br />

Another aim of this study was the functional interpretation or the larval mouthparts: A consi<strong>der</strong>able<br />

morphological difference can be recognised between leaf-miners and dwellers in<br />

other plant parts. The first mentioned have generally finer mouthparts and their body is laterally<br />

flattened, probably due to their thin, nearly two-dimensional environment within the leaf. In<br />

contrast, the more tube-shaped stem-miners have stronger mouthparts, which enable them to<br />

deal with tough plant tissue. Seed-fee<strong>der</strong>s and gall-developers have variable mouthparts and a<br />

thick, sack-like body shape. Yet also within these outlined feeding types, certain degrees of<br />

specialisation and different adaptations to their host plants can be fo<strong>und</strong>.<br />

The phylogenetic reconstruction was conducted using larval characters and some characters<br />

from other life stages, which were partly obtained from literature. Altogether the data matrix<br />

for the cladistic analysis using PAUP* comprised 50 agromyzid taxa and four outgroups. Of<br />

the 83 morphological characters, 51 were obtained from the third larval instar, 3 from the first<br />

larval instar, 4 from the pupal stage and 25 from the imaginal stage. Cladograms were reconstructed<br />

using several methods: Parsimony with equal weights, Successive Weighting and Implied<br />

Weighting. Equal weights yielded a poor resolved consensus tree. The weighting schemes<br />

revealed trees with higher resolution: The monophyly of the Agromyzidae and the two traditional<br />

subfamilies Phytomyzinae and Agromyzinae are confirmed. The basal part of the agromyzid<br />

phylogeny obtained by every applied weighting schemes can be expressed by the following<br />

representation: ((Agromyza, (Japanagromyza, (Melanagromyza, (Ophiomyia + Hexomyza,<br />

Tropicomyia)))) (Nemorimyza, (Phytobia, (Selachops-group, Phytomyza-group))).<br />

The different phytophagous feeding habits mentioned above, lead to the question, which one<br />

can be proposed to be ancestral. Therefore, the phylogenetic reconstruction was used to infer<br />

the evolution of plant exploitation in Agromyzidae. Evidence from this approach suggests leafmining<br />

to be the ancestral feeding habit in Agromyzidae. Alternative feeding habits emerge independently<br />

at different times. Furthermore the cladistic reconstruction indicates that stem and<br />

seed dwellers are more related to specialised leaf-miners than to more ancient leaf-miners. The<br />

significance of leaf-mining as possible first step towards phytophagy is discussed.<br />

2


Danksagungen<br />

Herrn Professor Thomas Bartolomaeus danke ich für die Überlassung des Themas <strong>und</strong> die<br />

Betreuung <strong>der</strong> Arbeit.<br />

Von Dr. Michael von Tschirnhaus (Bielefeld) stammte die Idee zu diesem Projekt. Er stellte<br />

mir einen Arbeitsplatz in Bielefeld zur Verfügung <strong>und</strong> hat mich auf vielfältige Weise unterstützt<br />

<strong>und</strong> zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen. Ihm sei dafür beson<strong>der</strong>s herzlich gedankt.<br />

Meine Eltern haben durch ihre finanzielle Unterstützung die vorliegende Arbeit erst ermöglicht.<br />

Dr. Sandrine Uhlenberg <strong>und</strong> Lynn Meijerman (Amsterdam) haben die Fortsetzung <strong>der</strong> Arbeit<br />

in Amsterdam geför<strong>der</strong>t.<br />

Professor Rudolf Meier (Kopenhagen) erteilte mir wertvolle Ratschläge für die Arbeit mit<br />

Dipterenlarven, <strong>und</strong> <strong>der</strong> Theorie <strong>der</strong> phylogenetischen Systematik.<br />

Meine Arbeit geför<strong>der</strong>t hat auch die Teilnahme an dem Ph.D.-Kurs “Phylogenetic systematics<br />

and historical biogeography“, <strong>der</strong> im März 1999 an <strong>der</strong> Universität Kopenhagen stattfand.<br />

Mein Dank gebührt allen Beteiligten an diesem Kurs.<br />

Einige Einblicke in die Morphologie <strong>der</strong> Agromyziden verdanke ich einem Aufenthalt im<br />

Natural History Museum in London, <strong>der</strong> durch das Programm “SYS-RESOURCE at The Natural<br />

History Museum, UK” <strong>der</strong> Europäischen Union finanziert wurde.<br />

Folgende Personen haben mich auf unterschiedliche Weise bei meiner Arbeit unterstützt:<br />

Liesbeth Bakker (Amsterdam), John E. Chainey (London), Dr. K.A. Davies (Adelaide, Australien),<br />

Jean Étienne (Petit-Bourg, Guadeloupe), Renate Feist (Bielefeld), Dr. Raymond. J.<br />

Gagné (Washington, USA), Dr. Graham Griffiths (Sherwood Park, Canada), Christian Kassebeer<br />

(Kiel), Heike Neidhardt (Bielefeld), Dr. Brian Pitkin (London), Dr. Jan Scheirs (Antwerpen),<br />

Dr. Sonja Scheffer (Beltsville, USA), Dr. G.S. Taylor (Adelaide, Australien), Dr. Ian M.<br />

White (London), Anura Wijesekara (Peradeniya, Sri Lanka), Nigel P. Wyatt (London), Dr. Tijna<br />

Yloia (Punkaharju, Finnland), Dr. Vladimir V. Zlobin (St. Petersburg, Russland), Hermann<br />

Zoerner (Dessau).<br />

3


EINLEITUNG<br />

Die Agromyziden sind eine artenreiche Gruppe ausschließlich phytophag leben<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

Regel nur wenige Millimeter großer Fliegen. Sie erfreuen sich <strong>der</strong> Aufmerksamkeit <strong>der</strong> Biologen<br />

vor allem aus zwei Gründen: (1) Einige Arten sind von wirtschaftlicher Bedeutung, weil<br />

sie an kultivierten Pflanzen als Nahrungskonkurrent des Menschen auftreten (Spencer 1973).<br />

(2) Die Fraßspuren, welche die Larven auf zahlreichen Blättern hinterlassen, zeugen von <strong>der</strong><br />

Aktivität <strong>der</strong> Agromyziden mehr als die kleinen Fliegen selbst (s. Hering 1951, 1957b).<br />

Aus beiden Gründen ist <strong>der</strong> taxonomische Bearbeitungsstand hoch, bisher sind ca. 2.800 Arten<br />

anerkannt werden. Ebenso sind von einer recht hohen Anzahl von Arten die Wirtspflanzen<br />

<strong>und</strong> Larvalstadien bekannt (nach Spencer 1990 sind es mehr als 1000). Über eine Reihe von<br />

wirtschaftlich wichtigen Arten wurden detaillierte autökologische Untersuchungen durchgeführt.<br />

Es fehlte allerdings bisher eine systematische Darstellung <strong>der</strong> Agromyziden, die konsequent<br />

auf den Methoden <strong>der</strong> phylogenetischen Systematik basiert. Diese Lücke soll mit <strong>der</strong> hier vorgelegten<br />

Arbeit geschlossen werden. Weil wissenschaftliche Arbeiten immer vorläufigen Charakter<br />

haben, soll mit diesem Beitrag auch weitere Beschäftigung mit <strong>der</strong> Phylogenie <strong>der</strong> Agromyziden<br />

angeregt werden.<br />

Merkmale <strong>der</strong> Imagines werden traditionell für Artdiagnosen verwendet <strong>und</strong> sind entsprechend<br />

bereits relativ gründlich untersucht (z. B. Spencer 1990, Zlobin 1995, 1997, 1999). So<br />

war die ursprüngliche Idee, zunächst durch die intensive Untersuchung von Präimaginalstadien<br />

neue phylogenetisch verwendbare Daten zu erheben. Im Verlauf <strong>der</strong> Arbeit begann ich mich jedoch<br />

zunehmend auch mit den Imagines zu beschäftigen, so daß ich nun den Versuch einer<br />

Synthese aller verfügbaren phylogenetischen Daten unternehmen konnte.<br />

Pflanzen sind in vieler Hinsicht ein schwieriger Lebensraum für Insekten, für <strong>der</strong>en Besiedlung<br />

<strong>und</strong> Nutzung zahlreiche Adaptationen auf Seiten <strong>der</strong> Insekten erfor<strong>der</strong>lich waren (Southwood<br />

1972). In einigen Insektengruppen kommt nach neueren Theorien dem Blattminieren als<br />

einem <strong>der</strong> ersten Schritte zur Phytophagie eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung zu (Connor & Taverner<br />

1997); dies gilt vor allem für Lepidoptera (Powell et al. 1999). Um die Bedeutung des Blattminierens<br />

auch bei Agromyziden zu testen, wurde die Evolution larvaler Ernährungsweisen bei<br />

Agromyziden von <strong>der</strong> hier rekonstruierten Phylogenie abgeleitet. Zum besseren Verständnis<br />

dieser Evolutionsvorgänge sind die hier schwerpunktmäßig betrachteten Larven aus funktionsmorphologischer<br />

Sicht von hervorragen<strong>der</strong> Bedeutung, da sie enger mit den Wirtspflanzen in<br />

Kontakt stehen als die adulten Insekten.<br />

1.1. Zur Monophylie <strong>der</strong> Agromyziden<br />

An <strong>der</strong> Monophylie <strong>der</strong> Agromyziden bestanden zu keiner Zeit Zweifel (s. Hennig 1958,<br />

Griffiths 1972b, McAlpine 1989). Vor allem Merkmale des weiblichen <strong>und</strong> männlichen Postabdomens<br />

wurden als Apomorphien interpretiert. Den umfassendsten Überblick lieferte Griffiths<br />

(1972b). Im folgenden werden nur die am wenigsten umstrittenen Merkmale aufgeführt.<br />

Das weibliche Postabdomen erfuhr zahlreiche Abwandlungen, die eine Oviposition in Pflanzengewebe<br />

ermöglichte. Die Ovipositoren <strong>der</strong> Verwandtschaftsgruppe <strong>der</strong> Tephritidae, Fergusoninidae<br />

<strong>und</strong> Lonchaeidae unterscheiden sich so tiefgreifend, daß eine Homologie <strong>der</strong> entsprechenden<br />

Strukturen mit denen <strong>der</strong> Agromyziden nicht angenommen wurde (Griffiths 1972b,<br />

4


Hennig 1958). Die folgenden Merkmale fehlen bei allen an<strong>der</strong>en Dipteren mit einem Ovipositor<br />

zum Anstechen von Pflanzen:<br />

Das siebte Segment bildet ein Syntergosternit (Oviscap), das einen dorsalen <strong>und</strong> einen - kleineren<br />

- ventralen Fortsatz aufweist, die weit unter das sechste Tergit o<strong>der</strong> noch weiter geschoben<br />

sind (Spencer 1987, Figs 21-22). Diese Fortsätze fehlen bei allen an<strong>der</strong>en Dipteren,<br />

<strong>der</strong>en Weibchen einen Oviscap besitzen.<br />

Als Bohrwerkzeug dient ausschließlich das ausstülpbare Dentikelfeld am hinteren Teil des<br />

siebten Segments, mit dem die Pflanzenoberfläche angeraspelt wird. (Die Cerci sind nicht<br />

wie bei den Tephritiden <strong>und</strong> Fergusoniniden als Stechapparat entwickelt.)<br />

In <strong>der</strong> eigenen kladistischen Untersuchung wurde das Oviscap dennoch als gemeinsames<br />

Merkmal von Agromyziden, Tephritiden <strong>und</strong> Fergusoniniden verwendet <strong>und</strong> die Unterschiede<br />

als eigene Merkmale kodiert.<br />

Die wichtigste Apomorphie des männlichen Postabdomens ist wohl folgende:<br />

Die Sternite 6-8 sind stark reduziert o<strong>der</strong> fehlen völlig, das Postabdomen ist damit nahezu<br />

symmetrisch (s. McAlpine 1989).<br />

Apomorphien <strong>der</strong> Larven:<br />

Vor<strong>der</strong>stigmen dorsal zusammengerückt. Dieses Merkmal wurde von McAlpine (1989)<br />

fälschlicherweise auch den Fergusoniniden <strong>und</strong> Odiniiden zugeschrieben.<br />

Mandibularkomplex vertikal verlängert <strong>und</strong> befindet sich damit scheinbar in gewinkelter Position<br />

zum Mittelstück (s. McAlpine 1989).<br />

Die larvalen M<strong>und</strong>werkzeuge sind speziell an die minierende Lebensweise angepaßt (McAlpine<br />

1989). Diese allgemeine Aussage wird in den Teilen 4.1 <strong>und</strong> 4.2 sowie im Schlußteil<br />

weiter ausgeführt <strong>und</strong> durch weitere Merkmale ergänzt.<br />

1.2. Die nächsten Verwandten<br />

So unstrittig die Monophylie <strong>der</strong> Agromyziden bei den Autoren ist, so viele Meinungen<br />

wurden bereits über ihre systematische Position innerhalb <strong>der</strong> Acalyptraten geäußert. Als<br />

Schwesterngruppe <strong>der</strong> Agromyzidae (einschließlich Odiniidae) wurden von Hendel (1936) die<br />

Tephritidae vorgeschlagen. Sowohl Odiniidae als auch Fergusoninidae wurden in manchen früheren<br />

Arbeiten mit den Agromyziden in eine Familie gestellt (Hering 1927, Tonnoir 1937).<br />

Entsprechend vertrat McAlpine (1989) die Verwandtschaftshypothese (Agromyzidae - Fergusoninidae)<br />

- Odiniidae. Griffiths (1972b) brachte vor allem aufgr<strong>und</strong> von Ähnlichkeiten des Aedeagus<br />

mit <strong>der</strong> Familie Clusiidae eine neue Gruppe als Schwesterngruppe in die Diskussion.<br />

Eigene Untersuchungen an männlichen Genitalien von Drosophiliden, Tephritiden, Fergusoniniden,<br />

Clusiiden <strong>und</strong> Odiniiden erbrachten dagegen Anhaltspunkte für ein Schwestergruppenverhältnis<br />

von Odiniiden <strong>und</strong> Agromyziden. Die entsprechenden Merkmale werden im Schlußteil<br />

diskutiert.<br />

5


1.3. Bisherige Klassifikationen <strong>der</strong> Agromyziden<br />

Gemessen an ihrer hohen Artenzahl von mehr als 2.800 validen Taxa ist die gegenwärtig anerkannter<br />

Gattungen mit unter 27 relativ niedrig. Aber auch die Genera sind teilweise nur durch<br />

Präparation <strong>der</strong> Genitalien zuverlässig zu unterscheiden. Die niedrige Anzahl von supraspezifischen<br />

Taxa reflektiert die gewisse morphologische Einheitlichkeit <strong>der</strong> Agromyziden. Diese hat<br />

den Bemühungen um eine phylogenetische Hypothese bisher enge Grenzen gesetzt. Als weitere<br />

Taxa über den Gattungen sind nur zwei Unterfamilien, Agromyzinae <strong>und</strong> Phytomyzinae, anerkannt<br />

worden, die sich an <strong>der</strong> Form des hinteren Teils des Cephalopharyngealskeletts sowie an<br />

<strong>der</strong> ersten Radiala<strong>der</strong> nahe <strong>der</strong> Verbindungsstelle mit <strong>der</strong> Costa unterscheiden lassen. Beide<br />

Merkmale werden im Teil 6 erläutert.<br />

Dieses System wurde von Spencer (1990) zu vier gleichberechtigten Gattungsgruppen erweitert,<br />

die hier in Tab. 1 in leicht aktualisierter Form wie<strong>der</strong>gegeben sind. Die Gruppen wurden<br />

nach jenen Gattungen benannt, die Spencer für die ursprünglichsten gehalten hat, also nicht<br />

nach dem Alter <strong>der</strong> Beschreibungen. Die wichtigste Än<strong>der</strong>ung, die hier vorgenommen werden<br />

mußte, ist, daß die Penetagromyza-Gruppe in Melanagromyza-Gruppe umbenannt wurde, da<br />

sich Penetagromyza als jüngeres Synonym von Melanagromyza erwiesen hat (s. S. 89).<br />

Die Gruppen wurden von Spencer nicht durch Merkmale begründet, ebenso fehlen Hypothesen<br />

über die Verwandtschaft <strong>der</strong> Gruppen untereinan<strong>der</strong>. Die Spencersche Systematisierung<br />

kann deshalb nicht als vollgültige phylogenetische Hypothese anerkannt werden. Es sei kurz<br />

darauf hingewiesen, daß Aulagromyza <strong>und</strong> Gymnophytomyza zusammen mit Liriomyza in die<br />

Phytoliriomyza-Gruppe aufgenommen worden sind <strong>und</strong> daß die Unterfamilie Agromyzinae als<br />

Melanagromyza-Gruppe (Original: Penetagromyza-Gruppe) vollständig erhalten bleibt. Innerhalb<br />

dieser Gruppe hielt Spencer Melanagromyza für die ursprünglichste. Dieser Standpunkt<br />

war unter den Agromyzidenspezialisten keineswegs allgemein anerkannt, manche hielten Agromyza<br />

für diejenige Gattung mit den meisten plesiomorphen Merkmalen (Frick 1952, Sasakawa<br />

1958).<br />

In <strong>der</strong> soeben zitierten Arbeit von Frick (1952) legte <strong>der</strong> Autor im Rahmen einer Revision<br />

<strong>der</strong> Agromyzidengattungen <strong>der</strong> Neuen Welt einen Stammbaum vor, <strong>der</strong> aber kaum durch Merkmale<br />

begründet wurde. Hierin wurden die zwei Unterfamilien als basale Dichotomien anerkannt.<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Phytomyzinae ist eine Phytomyza-Gruppe zu erkennen, die sowohl Gymnophytomyza<br />

als auch an <strong>der</strong> Basis Aulagromyza (als Paraphytomyza) enthält. Ein wichtiges<br />

Problem seiner Rekonstruktion auf Gattungsbasis war, daß die Gattung Phytobia seinerzeit sowohl<br />

die heutigen Phytobia als auch Nemorimyza, Amauromyza <strong>und</strong> ein Großteil <strong>der</strong> heutigen<br />

Cerodontha umfaßte. Diese Taxa erweisen sich in <strong>der</strong> vorliegenden Rekonstruktion als entscheidend<br />

für das Verständnis <strong>der</strong> Agromyzidenevolution (s. Abschnitt 6).<br />

Den bisher gründlichsten Versuch einer phylogenetischen Rekonstruktion unternahm Griffiths<br />

(1993 unveröffentlicht.). Er hat zum ersten Mal einen Stammbaum mit den Methoden <strong>der</strong><br />

phylogenetischen Systematik begründet, doch lei<strong>der</strong> ist diese Arbeit bisher unvollendet geblieben.<br />

6


Tabelle 1: Gattungsgruppen nach Spencer (1990), durch die Untergattungen von Cerodontha ergänzt.<br />

Neue Synonyme sind im Vorgriff auf die im hinteren Teil folgenden Begründungen eingefügt. Nicht berücksichtigt<br />

sind Taxa für fossile Minen.<br />

Phytobia-Gruppe: Phytobia Lioy, 1864<br />

Amauromyza Hendel, 1931<br />

Nemorimyza Frey, 1946<br />

Melanagromyza-Gruppe<br />

(Original: Penetagromyza- Gruppe, entspricht<br />

Agromyzinae):<br />

Hexomyza En<strong>der</strong>lein, 1936<br />

Melanagromyza Hendel, 1920<br />

(= Penetagromyza Spencer, 1959 syn. nov.)<br />

Ophiomyia Brašnikov, 1897<br />

Kleinschmidtimyia Spencer, 1986<br />

Tropicomyia Spencer, 1973<br />

Japanagromyza Sasakawa, 1958<br />

Agromyza Fallén, 1810<br />

Phytoliriomyza-Gruppe Phytoliriomyza Hendel, 1931<br />

Metopomyza En<strong>der</strong>lein, 1936<br />

Selachops Wahlberg, 1844<br />

Pseudoliriomyza Spencer, 1966<br />

Liriomyza Mik, 1894<br />

Cerodontha Rondani, 1861<br />

SG Dizygomyza Hendel, 1920<br />

SG Butomomyza Nowakowski, 1967<br />

SG Icteromyza Hendel, 1931<br />

SG Phytagromyza Hendel, 1920<br />

SG Poemyza Hendel, 1931<br />

SG Cerodontha Rondani, 1861<br />

SG Xenophytomyza Frey, 1946<br />

Galiomyza Spencer, 1981<br />

Xeniomyza Hering, 1936<br />

Calycomyza Hendel, 1931<br />

Aulagromyza En<strong>der</strong>lein, 1936<br />

(= Paraphytomyza En<strong>der</strong>lein, 1936)<br />

Gymnophytomyza Hendel, 1936<br />

Haplopeodes Steyskal, 1980<br />

Napomyza-Gruppe NapomyzaWestwood, 1840<br />

Chromatomyia Hardy, 1849<br />

Phytomyza Fallén, 1810<br />

Pseudonapomyza Hendel, 1920<br />

Ptochomyza Hering, 1942<br />

1.4. Bionomie<br />

Wie bei vielen holometabolen Insekten stellen die Imagines auch bei den Minierfliegen das<br />

Reproduktions- <strong>und</strong> Dispersionsstadium dar, während das Larvalstadium dem Wachstum dient.<br />

Deshalb ist die teilweise unterschiedliche Bionomie <strong>der</strong> Agromyzidenarten wichtig, beson<strong>der</strong>s<br />

7


zum Verständnis <strong>der</strong> Larvalmorphologie. Die Lebensweise wird daher in Gr<strong>und</strong>zügen kurz<br />

skizziert. In den folgenden Teilen wird darüber hinaus dargestellt, daß auch umgekehrt die Larvalmorphologie<br />

die Kenntnisse <strong>der</strong> Bionomie erweitern kann.<br />

Agromyziden leben ausschließlich von lebenden Pflanzen, besiedeln aber sehr unterschiedliche<br />

Teile. Die Mehrheit <strong>der</strong> Arten sind Blattminierer, es kommen jedoch auch zahlreiche Stengel-<br />

<strong>und</strong> Samenminierer sowie Gallbildner vor. Ein Spezialfall sind die auf <strong>der</strong> Innenseite neben<br />

dem Kambium von Laubbäumen minierenden Phytobia-Larven.<br />

Der Lebenszyklus ist aber bei allen Arten relativ einheitlich: Das Weibchen legt einzelne Eier<br />

in das Wirtspflanzengewebe, in dem sich später die Larve ernährt, <strong>und</strong> verfügt dazu über einen<br />

hoch spezialisierten Ovipositor (Hendel 1936, Sasakawa 1958, Spencer 1987). Die Larven<br />

erscheinen normalerweise ein paar Tage später <strong>und</strong> durchlaufen eine Entwicklung, die drei Stadien<br />

umfaßt. In <strong>der</strong> Literatur wird vor allem das dritte Stadium beschrieben <strong>und</strong> abgebildet,<br />

denn viele von dessen Merkmalen sind noch am Puparium erkennbar.<br />

Die Larven reißen mit ihren kratzenden Bewegungen <strong>der</strong> M<strong>und</strong>haken Zellen aus dem Gewebeverband<br />

<strong>und</strong> saugen sie auf. Vermutlich spielt dabei auch eine externe Vorverdauung durch<br />

Speichelflüssigkeit eine Rolle (Tsvetayeva 1963, Schapiro et al. 1967, zitiert nach Roberts<br />

1971).<br />

Es ist schon früh beobachtet worden, daß die meisten Agromyziden sehr selektiv bestimmte<br />

Zellschichten konsumieren, meistens chloroplastenreiche Palisadenparenchymschichten (Hering<br />

1951). Dies gilt nicht nur für Agromyziden, son<strong>der</strong>n auch für an<strong>der</strong>e Gruppen von Blattminierern.<br />

Erst wesentlich später konnte für Ilex opaca <strong>und</strong> <strong>der</strong> zugehörigen Stechpalmen-Minierfliege<br />

Phytomyza ilicicola Loew, 1872 nachgewiesen werden, daß die von <strong>der</strong> Larve konsumierten<br />

Zellschichten tatsächlich einen höheren Nährwert besitzen als das Blatt insgesamt<br />

(Kimmerer & Potter 1987). Ähnliches ist auch von an<strong>der</strong>en Pflanzen <strong>und</strong> ihren Blattminierern<br />

zu erwarten, aber vermutlich existieren auch noch an<strong>der</strong>e Gründe für die Selektivität <strong>der</strong> Blattminierer,<br />

wie zum Beispiel das Verhin<strong>der</strong>n von vorzeitigem Absterben des Blattes sowie die<br />

mögliche Vermeidung <strong>der</strong> Induktion pflanzlicher Abwehr. Über Agromyziden, die sich unspezifisch<br />

von allen Zellschichten innerhalb des Blattes ernähren, wird in Teil 4.7 berichtet.<br />

Zur Verpuppung, die bei den meisten Arten im Boden stattfindet, schneiden die Larven einen<br />

charakteristischen Schlitz in die Epi<strong>der</strong>mis <strong>der</strong> Pflanze, verlassen die Mine <strong>und</strong> lassen sich<br />

zu Boden fallen. Von einigen Liriomyza-Arten ist nachgewiesen, daß die erwachsene Larve<br />

normalerweise frühmorgens die Mine verläßt <strong>und</strong> eine negative phototaktische Reaktion zeigt<br />

(Leibee 1986, s. auch 4.7). Es ist anzunehmen, daß dies auch auf an<strong>der</strong>e Arten zutrifft, denn<br />

dieses Verhalten stellt sicher, daß die sehr austrocknungsempfindlichen Larven keinen großen<br />

Wasserverlust erleiden <strong>und</strong> einen sichereren Verpuppungsplatz im Boden finden. Die Arten einiger<br />

Gruppen, wie <strong>der</strong> Ophiomyia-Gruppe, Chromatomyia, Cerodontha <strong>und</strong> einiger Phytomyza<br />

verpuppen sich ausschließlich innerhalb <strong>der</strong> Mine. Dazu fixieren sie ihren Körper in <strong>der</strong> Regel<br />

mit Kot (frass) direkt unterhalb <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis, die sie teilweise noch als Larve perforieren.<br />

Um ins Freie zu gelangen, zerreißen die ausschlüpfenden Fliegen dann nicht nur die Pupariumhülle<br />

son<strong>der</strong>n auch die Epi<strong>der</strong>mis <strong>der</strong> Wirtspflanze. Dazu verfügen alle Agromyziden, wie auch<br />

fast alle Cyclorrhapha, über eine sogenannte Stirnblase (Ptilinum), die nur in den ersten Minuten<br />

im Leben <strong>der</strong> Fliege expandiert werden kann. Sie hat auch eine wichtige Funktion für Fliegen,<br />

die aus dem Boden ins Freie gelangen müssen.<br />

Die Dauer des Larvalstadiums beträgt bei den meisten Arten nur wenige Tage, kann sich<br />

aber durch Kälteperioden verzögern. Die Länge <strong>der</strong> Puppenstadiums hängt von Diapausezeiten<br />

ab; wenn die Arten kontinuierlich eine Generation nach <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en bilden, dann dauert sie oft<br />

nur fünf bis zehn Tage.<br />

8


Imagines ernähren sich einerseits wie an<strong>der</strong>e Fliegen von Nektar <strong>und</strong> Honigtau, es wird aber<br />

bei Agromyziden noch eine an<strong>der</strong>e wichtige Nahrungsquelle genutzt, nämlich <strong>der</strong> Pflanzensaft<br />

<strong>der</strong> potentiellen Wirtspflanzen. Häufig bohren die Weibchen mit ihrem Ovipositor ausschließlich<br />

in das Pflanzengewebe, um den austretenden Saft aufzusaugen. Auf vielen Blättern sind<br />

Dutzende o<strong>der</strong> h<strong>und</strong>erte von sogenannten 'feeding punctures' zu beobachten. Gelegentlich läßt<br />

sich auch beobachten, daß Männchen, die selbst keine Löcher bohren können, an von Weibchen<br />

produzierten 'feeding punctures' saugen. Diese zusätzliche Nahrungsquelle spielt eine<br />

wichtige Rolle für die Ernährung <strong>der</strong> adulten Agromyziden sowie vermutlich für die Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Eier. Laborexperimente haben gezeigt, daß eine Kohlehydratquelle die Lebensdauer<br />

bei<strong>der</strong> Geschlechter von ca. drei Tagen auf mehr als zwei Wochen erhöhen kann (Minkenberg<br />

& van Lenteren 1986, Parella 1987). Nicht untersucht ist bisher, ob die Inhaltsstoffe <strong>der</strong> Pflanzen<br />

bei den Weibchen die Eireifung induzieren können <strong>und</strong> welche Rolle die Nahrungsaufnahme<br />

<strong>der</strong> Weibchen bei <strong>der</strong> Wirtsauswahl spielt.<br />

1.5. Frühere Beiträge zur Erforschung <strong>der</strong><br />

Agromyzidenlarven <strong>und</strong> Minen<br />

Agromyzidenlarven o<strong>der</strong> Puparien sind sehr zahlreich in <strong>der</strong> Literatur dargestellt worden.<br />

Oft wurden sie nicht näher beschrieben son<strong>der</strong>n nur abgebildet, <strong>und</strong> zwar mit den Cephalopharyngealskeletten<br />

(den larvalen M<strong>und</strong>werkzeugen) <strong>und</strong> Stigmen. Dieser Teil soll nur einen<br />

Überblick über die nach Ansicht des Autors gr<strong>und</strong>legenden Arbeiten, die sich mit <strong>der</strong> Larvalmorphologie<br />

<strong>der</strong> Agromyziden befassen, geben.<br />

Die erste wichtige Arbeit stammt von Miall & Taylor (1907) <strong>und</strong> ist nur einer Art, Phytomyza<br />

ilicis, gewidmet. Sie enthält bemerkenswert genaue Zeichnungen <strong>der</strong> Gesichtsmaske des<br />

dritten Larvenstadiums, ebenso wie eine hervorragende Darstellung einer Larve des ersten Stadiums<br />

mit Andeutungen <strong>der</strong> Muskulatur des Cephalopharyngealskeletts. Die Autoren haben<br />

nicht nur die asymmetrische Anordnung <strong>der</strong> M<strong>und</strong>haken richtig erkannt, son<strong>der</strong>n auch schon<br />

die M<strong>und</strong>lappen gesehen <strong>und</strong> dargestellt. Diese Arbeit ist bis heute beispielhaft.<br />

De Meijere hat als erster in mehreren umfangreichen Arbeiten zwischen 1925 <strong>und</strong> 1950 (s.<br />

Literaturverzeichnis) eine große Zahl von Agromyzidenlarven beschrieben <strong>und</strong> damit einen ersten<br />

Überblick über die Formen innerhalb <strong>der</strong> Familie geschaffen. Diese Arbeiten waren das<br />

Ergebnis einer Kooperation, de Meijere erhielt als Larvenspezialist von Hering <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Kollegen Material aus Zuchten zugeschickt, das er dann bearbeitete. Nach de Meijeres Tod hat<br />

Hering dann diese Arbeit selbst fortgesetzt (Hering 1954, 1956, 1957a).<br />

Das primäre Ziel dieser Larvenbeschreibungen war die Suche nach diagnostischen Merkmalen<br />

für die jeweiligen Arten, die damals ohne die Verwendung von Merkmalen <strong>der</strong> männlichen<br />

Genitalien schwieriger zu bestimmen waren als heute. Die Abbildungen <strong>und</strong> Beschreibungen<br />

sind demzufolge für systematische o<strong>der</strong> morphologische Zwecke nur begrenzt brauchbar.<br />

Später sind weniger Artikel erschienen, die ausschließlich den Larven o<strong>der</strong> Puparien gewidmet<br />

waren (z.B. Allen 1956, 1957a,b, 1958). Einige taxonomische Publikationen enthalten aber<br />

sehr sorgfältige Larvenbeschreibungen <strong>und</strong> Abbildungen, vor allem solche von Griffiths (z. B.<br />

1963, 1967) <strong>und</strong> Nowakowski (1964, 1973). Wichtige Beiträge, welche die Kenntnisse <strong>der</strong> außereuropäischen<br />

Formen erweiterten, veröffentlichten Sasakawa (1961) sowie Beri (1971-<br />

1983).<br />

Der erste Artikel, <strong>der</strong> REM-Aufnahmen von Agromyziden zeigt (Süss 1971), ist eine umfassende<br />

Beschreibung von Ophiomyia pinguis. Von Tschirnhaus lieferte 1991 REM-Aufnahmen<br />

von Cerodontha venturii, von denen einige auch hier reproduziert sind.<br />

9


2. MATERIAL<br />

Der größte Teil <strong>der</strong> Larven wurde vom Autor in <strong>der</strong> Umgebung von Bielefeld gesammelt.<br />

Die Herkunft des Materials ist jeweils am Anfang <strong>der</strong> Beschreibungen angegeben, jedoch wird<br />

auf eine nähere Spezifikation <strong>der</strong> F<strong>und</strong>orte innerhalb Bielefelds verzichtet. Zucht- bzw. Sammlungsnummern<br />

wird in Klammern hinter den Namen des Sammlers gesetzt. Falls Sammler <strong>und</strong><br />

Besitzer des Materials nicht identisch sind, wird <strong>der</strong> Urheber <strong>der</strong> Zuchtnummer ebenfalls in <strong>der</strong><br />

Klammer hinter dem Sammler vermerkt. Die eigenen Zuchtnummern setzten sich aus <strong>der</strong><br />

sechsstelligen Datumsangabe <strong>und</strong> einer weiteren Zahl zusammen, hier wird auch auf eine nochmalige<br />

Nennung des Datums verzichtet. Häufig gebrauchte Wörter werden wie folgt abgekürzt:<br />

D = Deutschland; NRW = Nordrhein-Westfalen; Bi = Bielefeld; Dem = Dempewolf.<br />

Angaben zu dem Material aus <strong>der</strong> Sammlung Hermann Zoerner (Dessau) beschränken sich<br />

auf die Wirtspflanze <strong>und</strong> Zuchtnummer. Die F<strong>und</strong>daten dieser Sammlung sind von Herrn Zoerner<br />

in umfangreichen Notizen nie<strong>der</strong>gelegt, die dem Autor nicht zu Verfügung standen.<br />

Das Material, das durch v. Tschirnhaus <strong>und</strong> Pakaniškis zur Verfügung gestellt wurde, enthält<br />

nur Etiketten mit Nummern, die in Zuchtjournalen bzw. Datenbanken erläutert werden.<br />

Diese Informationen werden hier nicht immer im genauen Wortlaut zitiert, son<strong>der</strong>n geringfügig<br />

abgewandelt.<br />

3. METHODEN<br />

Die Larven wurden nach Möglichkeit lebend gesammelt <strong>und</strong> im Labor in heißem Wasser getötet.<br />

Für die REM-Präparation wurden die in Alkohol konservierten Larven kurz in destilliertem<br />

Wasser gespült. Die Entwässerung erfolgte über mehrere Zwischenstufen bis zum Aceton,<br />

danach Trocknung mit <strong>der</strong> Kritische-Punkt-Methode <strong>und</strong> Beschichtung mit Gold (sputter coating).<br />

Für die rasterelektronenmikroskopischen Untersuchungen wurde das Hitachi REM S-450<br />

<strong>der</strong> Biologischen Fakultät <strong>der</strong> Universität Bielefeld verwendet. Larven, die ich von Kollegen<br />

erhalten habe o<strong>der</strong> die ich auf weiteren Exkursionen gesammelt habe, wurden auf unterschiedliche<br />

Weise behandelt, aber zumeist direkt in Alkohol fixiert. Die Vorbereitung <strong>der</strong> REM-Präparation<br />

war aber in jedem Fall gleich.<br />

Zur lichtmikroskopischen Präparation des Cephalopharyngealskeletts <strong>und</strong> des Integuments<br />

<strong>der</strong> Larven wurden diese zunächst aufgeschnitten o<strong>der</strong> perforiert, dann in verdünnter KOH gekocht<br />

<strong>und</strong> anschließend in kalter Milchsäure neutralisiert <strong>und</strong> aufgeklart. Die Zeitdauer <strong>der</strong> Behandlung<br />

hängt von dem Zustand <strong>und</strong> <strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> Larven ab. Bei Arten mit sehr dickem, <strong>und</strong>urchsichtigem<br />

Cephalopharyngealskelett wurden nach Möglichkeit mehrere Präparate unterschiedlich<br />

lange in KOH behandelt. Als Einbettungsmedium für Dauerpräparate diente Euparal.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich wurden Larven gegenüber Puparien, <strong>der</strong> verhärteten Larvenhülle, bevorzugt,<br />

da bei diesen einige Informationen nicht mehr verfügbar sind (s. 4.4). Von Tropicomyia theae,<br />

Hexomyza simplex, Selachops flavocinctus <strong>und</strong> Amauromyza luteiceps standen jedoch nur Puparien<br />

zur Verfügung. Neben <strong>der</strong> äußeren Untersuchung des Integuments wurden den Puparien<br />

die Cephalopharyngealskelette des letzten Larvenstadiums entnommen, die zwischen <strong>der</strong> aus<br />

dem letzten Larvenstadium entwickelten Hülle des Pupariums <strong>und</strong> <strong>der</strong> darunter befindlichen<br />

Puppenhaut liegt. Am Cephalopharyngealskelett aus den Puparien hängt in <strong>der</strong> Regel auch ein<br />

Teil <strong>der</strong> larvalen Gesichtsmaske, über die demzufolge auch einige Informationen gewonnen


11<br />

Methoden<br />

werden konnten. Für die Cephalopharyngealskelette <strong>der</strong> ersten Larvenstadien wurden in <strong>der</strong> Regel<br />

Exuvien aus den Minen herauspräpariert, da lebende erste Larvenstadien aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />

kurzen Lebenszeit nur schwer erhältlich sind. Auch diese mußten in <strong>der</strong> Regel kurz mit KOH<br />

mazeriert werden.<br />

Messungen: Die Länge <strong>der</strong> Larven (L) wurde von <strong>der</strong> Gesichtsmaske bis zur Mitte des Hinterendes<br />

gemessen; die Breitenmessung (B) geschah am vierten Segment, wo die Larven in aller<br />

Regel die größte Breite aufweisen. Für die Messungen wurden möglichst erwachsene Larven<br />

ausgewählt, doch ist es bei manchen Arten schwer abschätzbar, wann die Larven wirklich<br />

erwachsen sind <strong>und</strong> ob sich eine solche in <strong>der</strong> Probe befindet. Das Cephalopharyngealskelett<br />

bietet wesentlich einheitlichere <strong>und</strong> verläßlichere Maße, denn die Größe des Sklerits verän<strong>der</strong>t<br />

sich während eines Larvenstadiums nicht. Allenfalls werden die Spitzen <strong>der</strong> M<strong>und</strong>haken abgerieben.<br />

Gemessen wurde einerseits die Länge <strong>der</strong> zwei hinteren Sklerite des Cephalopharyngealskeletts<br />

ohne Mandibularkomplex (vom Vor<strong>der</strong>rand bis zum Ende des pigmentierten Bereichs)<br />

(LPh) sowie die größte Länge (LM) <strong>und</strong> Höhe (HM) des Mandibularkomplexes. Zur<br />

Bestimmung <strong>der</strong> Höhe des Mandibularkomplex (HM) wurde gedanklich eine Linie gezogen,<br />

die von <strong>der</strong> Gesichtsmaske bis um Unterrand reicht <strong>und</strong> möglichst parallel zum Hinterrand <strong>der</strong><br />

Mandibeln verläuft. Eine dazu senkrechte Linie diente <strong>der</strong> Längenmessung. In <strong>der</strong> Regel wurden<br />

die Cephalopharyngealskelette von nur einem bis zwei Tieren gemessen, da die Messungen<br />

zuverlässig nur an mikroskopischen Präparaten vorgenommen werden konnten.<br />

Eine kladistische Auswertung <strong>der</strong> Merkmale wird im letzten Teil durchgeführt, die angewandten<br />

Methoden werden dort beschrieben.<br />

Für die Beschreibungen <strong>der</strong> Taxa wird einerseits dem bisherigen Schema <strong>der</strong> Unterfamilien<br />

<strong>und</strong> Gattungen gefolgt, an<strong>der</strong>erseits werden auch eigene provisorische Gruppen eingeführt <strong>und</strong><br />

beschrieben. Daneben werden auch aus <strong>der</strong> Literatur stammende phylogenetisch wichtige<br />

Merkmale angesprochen. Der Hauptgr<strong>und</strong> für diese Gruppierung ist die Vermeidung überflüssiger<br />

Wie<strong>der</strong>holungen innerhalb einheitlicher Taxa. Die eigentliche Diskussion <strong>der</strong> Phylogenie<br />

<strong>der</strong> Agromyziden folgt im Schlußteil.


4. MORPHOLOGIE DER AGROMYZIDENLARVEN<br />

Übersicht über die äußere Gestalt<br />

Die Larven <strong>der</strong> Agromyziden <strong>und</strong> an<strong>der</strong>er Larven <strong>der</strong> Cyclorrhapha sind weiße o<strong>der</strong> gelbliche<br />

beinlose Maden, <strong>der</strong>en Körper in elf sichtbare Segmente <strong>und</strong> ein durch eine Furche deutlich<br />

abgegrenztes kleines Kopfsegment unterglie<strong>der</strong>t werden kann. Die Segmentgrenzen <strong>der</strong> weichhäutigen<br />

Larven sind durch Gürtel von leichten Vertiefungen, an denen Längsmuskeln ansetzen,<br />

von außen zu erkennen (de Meijere 1925, "muscle scars" cf. Allen 1957b). Vor allem das<br />

erste Segment ist in <strong>der</strong> Regel stark lateral abgeflacht <strong>und</strong> nach dorsal <strong>und</strong> lateral verbreitert.<br />

Das gilt in geringerem Maße für die folgenden Segmente, die in <strong>der</strong> Mine in <strong>der</strong> Regel eher<br />

passiv durch den Druck <strong>der</strong> Zellschichten <strong>der</strong> Pflanze deformiert werden. Die Körperform variiert<br />

abhängig vom Larvalhabitat von oval bis langgestreckt. Generell sind Stengelminierer eher<br />

lang <strong>und</strong> dünn <strong>und</strong> Blattminierer dicker (Allen 1957b). Das letzte Segment einiger Arten<br />

(Agromyza, Japanagromyza, Nemorimyza) ist wie bei vielen an<strong>der</strong>en Cyclorrhapha-Larven<br />

durch Muskelansatzstellen weiter unterglie<strong>der</strong>t, was Hennig (1973) durch sek<strong>und</strong>äre Segmentierung<br />

erklärt. Am ersten <strong>und</strong> letzten sichtbaren Körpersegment befindet sich je ein Paar Stigmenöffnungen.<br />

Die ausmündende Trachee wird von einer sogenannten Filzkammer abgeschlossen,<br />

die fast immer apikal verzweigt ist, so daß an jedem Tracheen-Ende mehrere Öffnungen<br />

existieren. Die Vor<strong>der</strong>stigmen befinden sich auf <strong>der</strong> Dorsalseite des Körpers eng nebeneinan<strong>der</strong>,<br />

während die Hinterstigmen entwe<strong>der</strong> dorsal o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Mitte des letzten Segments lokalisiert<br />

sein können. Das Cephalopharyngealskelett reicht von <strong>der</strong> Spitze des Körpers normalerweise<br />

im Inneren bis in den Bereich des zweiten Segments hinein, eine detailliertere Beschreibung<br />

folgt im nächsten Abschnitt. Die Kopfregion mit dem ersten Thorakalsegment ist im Gegensatz<br />

zu an<strong>der</strong>en Cyclorrhapha-Larven nicht mit Kämmen <strong>und</strong> filamentartigen Strukturen besetzt.<br />

Die Körpersegmente sind an Vor<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Hinterrän<strong>der</strong>n mit charakteristischen überwiegend<br />

nach hinten gerichteten Dornen (Dentikeln) besetzt, die bei wenigen Taxa den ganzen Körper<br />

umgeben <strong>und</strong> meistens dorsal <strong>und</strong> ventral unterbrochen sind. Diese so gebildeten Lokomotionsgürtel<br />

sind hinsichtlich <strong>der</strong> Größe <strong>und</strong> Dichte <strong>der</strong> Dentikel im wesentlichen an allen Segmentgrenzen<br />

gleichartig ausgebildet (s. aber Teil 4.7). Am Hinterrand des Kopfsegments befinden<br />

sich jedoch in kurzen Reihen angeordnete, stets nach hinten gerichtete Dentikel, die etwas<br />

feiner gestaltet sind als jene auf den hinteren Segmenten. Das letzte Segment kann auch an an<strong>der</strong>en<br />

Stellen als dem Vor<strong>der</strong>rand Dentikel vom Typ <strong>der</strong> Lokomotionsgürtel tragen, vor allem<br />

ventral im Bereich <strong>der</strong> Analöffnung. In <strong>der</strong> Mitte auf <strong>der</strong> Segmentoberfläche sind neben nur bei<br />

starker Vergrößerung erkennbaren Sinnesgruben oft in Querreihen angeordnete Campaniforme<br />

Sensillen ausgebildet (z. B. Abb. 155).<br />

4.1. Das Cephalopharyngealskelett<br />

Der Apparat zur Nahrungsaufnahme cyclorrhapher Dipteren, das Cephalopharyngealskelett,<br />

ist vermutlich im Zuge <strong>der</strong> Anpassung an das Filtrieren von Mikroorganismen in aquatischem<br />

o<strong>der</strong> semiaquatischem Milieu entstanden (Schremmer 1957, Hennig 1973). Da es aus Teilen<br />

<strong>der</strong> bei höheren Dipteren weitgehend reduzierten, nach innen verlagerten Kopfkapsel besteht,<br />

werden Teile des durch das Cephalopharyngealskelett hindurchgeführten Nahrungsrohrs mit


13<br />

Allgemeine Morphologie<br />

Cibarium <strong>und</strong> Pharynx homologisiert, obwohl sie sich innerhalb des Thorax befinden. Der zwischen<br />

den teilweise eingezogenen Mandibeln befindliche, Bereich stellt eine Erweiterung des<br />

Nahrungsrohrs dar <strong>und</strong> wird Atrium genannt. (z. B. Teskey 1987, Courtney et al. 2000). Da<br />

diese Namen oft schwer zuzuordnen sind <strong>und</strong> sie für das Verständnis <strong>der</strong> Agromyzidenlarven<br />

nicht von Belang sind, wird im folgenden <strong>der</strong> Begriff "Nahrungsrohr" verwendet.<br />

Obwohl Agromyziden über alle Elemente des Cephalopharyngealskeletts verfügen, haben<br />

diese einen weiteren tiefgreifenden Funktionswandel erfahren, dessen Kenntnis zum Verständnis<br />

<strong>der</strong> phytophagen Minierfliegen von größtem Wert ist. Deshalb soll hier in einem geson<strong>der</strong>ten<br />

Teil eine allgemeine Beschreibung <strong>der</strong> wichtigsten Aspekte <strong>der</strong> Cephalopharyngealskelette<br />

mikrophager Cyclorrhaphenlarven versucht werden, bevor die Charakterisierung <strong>der</strong> M<strong>und</strong>werkzeuge<br />

von Agromyzidenlarven folgt. Für Teile des Cephalopharyngealskeletts <strong>und</strong> Sinnesorgane<br />

sind in <strong>der</strong> Literatur oft jeweils eine ganze Reihe von Begriffen eingeführt <strong>und</strong> verwendet<br />

worden. Einen Überblick darüber geben Ferrar (1987), Ziegler (1998) sowie Courtney et al.<br />

(2000). Bei <strong>der</strong> eigenen Terminologie folge ich keinem <strong>der</strong> genannten Autoren vollständig, was<br />

jeweils in den jeweiligen Teilen diskutiert wird.<br />

Exkurs: Aufbau <strong>und</strong> Funktion des Cephalopharyngealskeletts bei<br />

saprophagen Cyclorrhapha<br />

Ob es sich bei dem vor<strong>der</strong>sten Teil des Cephalopharyngealskeletts wirklich um die Mandibeln<br />

handelt o<strong>der</strong> eher um Maxillen, ist nicht unumstritten. Einen Überblick über die Diskussion<br />

geben Sinclair (1992) <strong>und</strong> Courney et al. (2000), dessen Sichtweise hier übernommen wird.<br />

Die Mandibeln stellen den vor<strong>der</strong>sten Abschnitt des Cephalopharyngealskeletts <strong>der</strong> Cyclorrhapha<br />

dar. Sie sind nicht unabhängig voneinan<strong>der</strong> beweglich, son<strong>der</strong>n werden durch die ventralen<br />

Adduktor- <strong>und</strong> dorsalen Abduktormuskeln synchron <strong>und</strong> ausschließlich vertikal bewegt. Beißende<br />

Bewegungen sind also mit diesen M<strong>und</strong>werkzeugen nicht möglich, die Larven können<br />

nur kratzen o<strong>der</strong>, im Falle <strong>der</strong> räuberischen Arten, zustoßen. An den Ansatzstellen dieser Muskeln<br />

an den Mandibeln sind oft Apodeme ausgebildet (Abb. 1). Der apikale Teil <strong>der</strong> Mandibeln<br />

ist zugespitzt <strong>und</strong> meistens etwas hakenartig nach unten gebogen. Oft ist <strong>der</strong> apikale M<strong>und</strong>haken<br />

gezähnt o<strong>der</strong> gesägt, bei einigen Gruppen wie den Tephritidae <strong>und</strong> Ephydridae sind an einer<br />

Mandibel mehrere Haken vorhanden. Im Bereich des Adduktormuskels findet sich bei vielen<br />

Taxa noch ein M<strong>und</strong>winkelstück.<br />

Das Mittelstück (hypopharyngeal sclerite), das möglicherweise tentorialen Ursprungs ist<br />

(Hennig 1973), besteht bei fast allen höheren Fliegen aus zwei parallelen Leisten, die ventral<br />

durch eine Querbrücke miteinan<strong>der</strong> verb<strong>und</strong>en sind. Zwischen diesen verläuft sowohl das Nahrungsrohr<br />

als auch <strong>der</strong> Speichelgang, welcher unmittelbar hinter <strong>der</strong> Ventralbrücke einmündet.<br />

Zwischen den Mandibeln <strong>und</strong> dem Mittelstück befinden sich noch weitere kleinere Sklerite, die<br />

vermutlich die Nahrungsrinne nach oben bzw. nach unten begrenzen. Das Epipharyngealsklerit<br />

liegt dorsal am Vor<strong>der</strong>rand des Mittelstücks (Teskey 1981). Da es bei den Agromyziden<br />

kaum erkennbar ist <strong>und</strong> auch in <strong>der</strong> Literatur selten beschrieben wird, soll auf dieses Sklerit<br />

nicht weiter eingegangen werden. Die zwei oft paarigen Labialsklerite befinden sich direkt unter<br />

dem Nahrungsrohr (Teskey 1981, Singh & Singh 1984). Das vor<strong>der</strong>e Sklerit ist oft lang <strong>und</strong><br />

ragt unter den Mandibeln weit nach vorne. Die hinteren Labialsklerite sind unterhalb des Mittelstücks<br />

lokalisiert <strong>und</strong> meistens wesentlich kleiner. Sowohl an den Epipharyngeal- als auch<br />

den Labialskleriten befinden sich in <strong>der</strong> Regel auffällige Löcher, die vermutlich die Positionen<br />

von Sinnesorganen darstellen. Diese sind von Singh & Singh (1984) sowohl ventral (Labialsklerite)<br />

als auch dorsal (Epipharyngealsklerite) des Cibariums bei Drosophila melanogaster


14<br />

Allgemeine Morphologie<br />

Abb. 1-2: Cephalopharyngealskelette von 1: Drosophila melanogaster; 2: Agromyza abiens (hier am Basalstück<br />

hyaline Bereiche nicht berücksichtigt). Abkürzungen: BSt = Basalstück, DB = Dorsalflügelbrücke, DFl<br />

= Dorsalflügel, DS = Dorsalsklerit, Man = Mandibeln, MSt = Mittelstück, PS = Parastomalspangen, uT = unterer<br />

Teil (des Basalstücks), VFl = Ventralflügel. Maßstrich = 0,1 mm.<br />

nachgewiesen worden. Diese Löcher sind bei den hinteren Labialskleriten weitaus zahlreicher<br />

als bei den vor<strong>der</strong>en <strong>und</strong> den Epipharyngealskleriten.<br />

Das ebenfalls paarig organisierte Basalstück (tentopharyngeal sclerite) besteht aus zwei Uförmigen<br />

Skleriten, die in <strong>der</strong> Regel dorsal durch eine Dorsalflügelbrücke (Ferrar 1979: dorsal<br />

bridge) miteinan<strong>der</strong> verb<strong>und</strong>en sind. Jedes Sklerit besteht aus einem dorsalen <strong>und</strong> einem ventralen<br />

Flügel (Cornu). Am Hinterrand des Dorsalflügels ist die Bildung von Verdünnungen<br />

<strong>und</strong> Fenstern in <strong>der</strong> Cuticula weit verbreitet. Auf <strong>der</strong> Dorsalflügelbrücke befinden sich Lichtsinnesorgane<br />

(Bolwig 1946), die mit den larvalen Stemmata homolog sind (Melzer 1994). Die<br />

Parastomalspangen sind zwei dünne Leisten, die dorsal am Vor<strong>der</strong>ende des Dorsalflügels an<br />

<strong>der</strong> Grenze zum Mittelstück liegen.<br />

Am Boden des Ventralflügels, dessen Teile innen zusammengewachsen sind, befindet sich<br />

bei <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> Arten ein Filterapparat, mit dem die in Flüssigkeit suspendierten Nahrungspartikel<br />

konzentriert werden (Dowding 1967, Roberts 1969a). Dieses Organ, das vermutlich<br />

schon im Gr<strong>und</strong>muster <strong>der</strong> höheren Dipteren vorhanden ist, wird in <strong>der</strong> Regel bei räuberischen,<br />

parasitoiden o<strong>der</strong> phytophagen Larven reduziert, so auch bei den Agromyziden. Der Filterapparat<br />

ist bei schwach sklerotisierten Larven lichtmikroskopisch an den feinen Längsleisten


15<br />

Allgemeine Morphologie<br />

gut zu erkennen (Abb. 1). Bei den meisten bisher untersuchten Arten befinden sich ebenfalls<br />

am ventralen Flügel auch Ansatzstellen <strong>der</strong> Mandibelabduktoren <strong>und</strong> -adduktoren. Dort ist bei<br />

zahlreichen Arten ein innerer Bereich schwach sklerotisiert, <strong>der</strong> deshalb ventrales Fenster genannt<br />

wird. Mit dem dorsalen Teil sind die spezialisierten Dilator- <strong>und</strong> Constrictormuskeln verb<strong>und</strong>en,<br />

die sowohl Saugfunktion haben als auch den Filtermechanismus betreiben (Dowding<br />

1967, Roberts 1969a).<br />

Abb. 3-4: Mandibeln <strong>und</strong> Mittelstück dorsal von 3: Drosophila melanogaster; 4: Agromyza abiens. Abkürzungen:<br />

LS = Labialsklerit, Man = Mandibeln, VBr = Ventralbrücke (des Mittelstücks). Maßstrich = 0,1 mm.<br />

Bei den meisten mikrophagen Dipterenlarven sind die Abschnitte des Cephalopharyngealskeletts<br />

gegeneinan<strong>der</strong> beweglich, so daß die Larven mit den Thorakalsegmenten wühlende <strong>und</strong><br />

klammernde Bewegungen ausführen können.<br />

Mandibeln <strong>und</strong> benachbarte Teile<br />

Die Mandibeln fast aller Agromyzidenlarven unterscheiden sich von denen an<strong>der</strong>er Cyclorrhapha-Larven<br />

durch ihre vertikale Verlängerung. Distal befinden sich mehrere Spitzen, denen<br />

die Aufgabe des Aufreißens von Pflanzenzellen zukommt. Sie werden im folgenden M<strong>und</strong>haken<br />

genannt. Bei einem Großteil <strong>der</strong> Arten befinden sich genau zwei M<strong>und</strong>haken an je<strong>der</strong><br />

Mandibel, in einigen Taxa wie z. B. Agromyza <strong>und</strong> Japanagromyza kommen Arten mit drei bis<br />

acht M<strong>und</strong>haken an je<strong>der</strong> Mandibel vor. Nicht selten sind auch Reduktionen o<strong>der</strong> das völlige<br />

Fehlen von einzelnen M<strong>und</strong>haken an einer o<strong>der</strong> auch beiden Mandibeln (z. B. Napomyza<br />

lateralis, Chromatomyia scolopendri, Phytomyza flavicornis). Die Mandibeln können gleich<br />

groß o<strong>der</strong>, was häufiger vorkommt, unterschiedlich groß sein, so daß dann die M<strong>und</strong>haken alternieren<br />

(z. B. Abb. 6-8). Welche Mandibel die größere ist, ist ein gruppenspezifisches Merk-


16<br />

Allgemeine Morphologie<br />

mal. Die linke Mandibel ist innerhalb <strong>der</strong> Ophiomyia-Gruppe <strong>und</strong> den hier untersuchten<br />

Japanagromyza-Arten größer, während die Phytomyzinae größere rechte o<strong>der</strong> selten gleichgroße<br />

Mandibeln aufweisen (Allen 1958). Innerhalb von Agromyza sind die Mandibeln in <strong>der</strong> Regel<br />

gleich groß, gelegentlich kommt schwache Asymmetrie in beide Richtungen vor; z. B. hat<br />

A. frontella eine etwas größere linke Mandibel. Nach Abbildungen aus <strong>der</strong> Literatur verstoßen<br />

einige Arten gegen die hier formulierten Regeln. Amauromyza aliena (Malloch, 1914) hat nach<br />

Sasakawa (1972, Fig. 25) eine größere linke Mandibel, Ophiomyia nealae Sasakawa, 1964 hat<br />

nach Ansicht des Erstbeschreibers eine größere rechte Mandibel. Chromatomyia crawfurdiae<br />

(Sasakawa, 1954) hat nach Singh & Ipe (1973, Pl. CLV) eine größere linke Mandibel, nach Sasakawa<br />

(1961, Fig. 99) ist dagegen die rechte Mandibel dieser Art größer (in beiden Artikeln<br />

Napomyza zugeordnet). Diese Zeichnungen sind vermutlich teilweise fehlerhaft, weil sich die<br />

Autoren nicht <strong>der</strong> Regelhaftigkeit dieses Merkmals bewußt waren. In den Texten <strong>der</strong> genannten<br />

Autoren wird die Stellungen von Mandibeln nie erwähnt. Deshalb werden diese Abbildungen<br />

hier als überprüfungsbedürftig eingeschätzt <strong>und</strong> nicht vorläufig berücksichtigt.<br />

Am häufigsten sind die oberen M<strong>und</strong>haken bei<strong>der</strong> Mandibeln geringfügig größer als die darunter<br />

befindlichen. Einige Taxa, vor allem Nicht-Blattminierer, zeichnen sich durch einzelne<br />

gegenüber den unteren stark vergrößerte obere M<strong>und</strong>haken aus, entwe<strong>der</strong> sind rechte <strong>und</strong> linke<br />

vergrößert (Phytomyza flavicornis) o<strong>der</strong> - häufiger - nur einer von beiden (Melanagromyza<br />

lappae, Napomyza lateralis). In solchen Fällen liegen die unteren M<strong>und</strong>haken deutlich hinter<br />

den oberen, also nicht auf nahezu gleicher Höhe darunter. Auch bei den Arten, <strong>der</strong>en M<strong>und</strong>haken<br />

annähernd gleich groß sind, liegen diese nicht genau untereinan<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n die Spitzen<br />

bilden eine leicht schräge Linie. Die oberen M<strong>und</strong>haken ragen also etwas weiter vor. Dieser<br />

letztere Aspekt ist wichtig für das Verständnis <strong>der</strong> Position <strong>der</strong> Mandibeln sowie von <strong>der</strong>en Lage<br />

innerhalb des Kopfsegments, denn demzufolge dringen während <strong>der</strong> Minierbewegung die<br />

oberen bzw. <strong>der</strong> eine obere M<strong>und</strong>haken zuerst in das frische Pflanzengewebe ein.<br />

Nur bei wenigen Arten ist zu beobachten, daß sich die M<strong>und</strong>haken im Laufe des Lebens einer<br />

Agromyzidenlarve abnutzen: Der deutlichste Fall betrifft Agromyza filipendulae (<strong>und</strong> einige<br />

verwandten Rosaceenminierern), die als frisch gehäutete Larve des dritten Stadiums extrem<br />

verlängerte M<strong>und</strong>haken hat, die kurz vor <strong>der</strong> Verpuppung viel kürzer sind (Abb. 52, 53). Weitere<br />

Arten, bei denen Abnutzungserscheinungen direkt beobachtet werden konnten, sind Phytomyza<br />

flavicornis (in Urtica-Stengeln S. 187) <strong>und</strong> Liriomyza virgo (in Schachtelhalm S. 153).<br />

Wenn ausschließlich ältere Larven o<strong>der</strong> Puparien verfügbar sind, dann sind die kantigen, apikal<br />

flachen M<strong>und</strong>haken ein guter Indikator für Abnutzung. Werden solche Formen von M<strong>und</strong>haken<br />

beobachtet, sollte die mögliche Abnutzungen bei Artbeschreibungen diskutiert werden, damit<br />

kein unzuverlässiges diagnostisches Merkmal zur weiteren Neubeschreibungen führt (vergl.<br />

Iwasaki 1997). Der Effekt des Abriebs wird vermutlich durch Calciumoxalat-Kristalle verursacht,<br />

die sich in unterschiedlicher Menge in den Pflanzen befinden. Bei Phytomyza flavicornis<br />

sind auf REM-Aufnahmen deutlich seitliche Kratzspuren auf den M<strong>und</strong>haken zu erkennen<br />

(Abb. 336).<br />

An je<strong>der</strong> Mandibel befinden sich zwei o<strong>der</strong> drei aufgr<strong>und</strong> ihrer Lage nur lichtmikroskopisch<br />

sichtbare Löcher (nach Sinclair 1992 Campaniforme Sensillen), entwe<strong>der</strong> lateral im hinteren<br />

Bereich (Abb. 48) o<strong>der</strong> am Hinterrand (Abb. 74, 75, 124), so daß sie in Lateralansicht nur<br />

schwer zu erkennen sind. Bei jenen Arten mit stark vergrößerten oberen M<strong>und</strong>haken rücken sie<br />

nach vorn an die Basis <strong>der</strong> M<strong>und</strong>haken vor. Diese Strukturen entsprechen vermutlich den auf<br />

REM-Aufnahmen beobachteten Sinnesgruben, die weiter unten Mittlere Lateralorgane genannt<br />

werden. (S. 28)<br />

Bei einzelnen Arten sind auf <strong>der</strong> Oberseite bei<strong>der</strong> Mandibeln am Hinterrand deutliche Erweiterungen<br />

zu erkennen, die an die Abduktorapodeme <strong>der</strong> übrigen Cyclorrhapha-Larven erin-


17<br />

Allgemeine Morphologie<br />

nern, wenngleich sie bei Agromyziden wesentlich kleiner sind. Die untersuchten Arten, bei denen<br />

dieses Merkmal gef<strong>und</strong>en wurde sind Gymnophytomyza heteroneura (Abb. 278), Agromyza<br />

abiens (Abb. 2) <strong>und</strong> Metopomyza ornata (Abb. 229). Da aber nicht erkennbar ist, daß diese<br />

Strukturen Ansatzstellen für Muskel darstellen, werden sie hier nicht als Abduktorapodeme bezeichnet<br />

<strong>und</strong> als Neuentwicklungen interpretiert.<br />

Abb. 5-8: Schematische Darstellung einiger Mandibeln in Frontalansicht. Von links: 5: Agromyza<br />

anthracina; 6: Japanagromyza etiennei; 7: Ophiomyia spec.; 8: Phytomyza lappae.<br />

Die meisten Arten <strong>der</strong> Phytomyzinae mit stark alternierenden Mandibeln haben nur an <strong>der</strong><br />

linken kleineren Mandibel jeweils eine in Lateralansicht deutlich ausgeprägte hintere Kante (z.<br />

B. Abb. 217), die aber viel dünner <strong>und</strong> transparenter ist als die an<strong>der</strong>en Bereiche <strong>der</strong> Mandibel.<br />

Ventral am Hinterrand <strong>der</strong> Mandibeln ist bei zahlreichen Arten eine Kante entwickelt, die<br />

möglicherweise mit den Adduktorapodemen homolog ist, da dort auch Muskeln ansitzen (s.<br />

4.7).<br />

Weit verbreitet in vielen Taxa, beson<strong>der</strong>s bei LI-Larven, sind sogenannte Lateralsklerite,<br />

die vom unteren Teil des Mandibularkomplexes entspringen <strong>und</strong> als Verstärkung des Integuments<br />

an beiden Seiten des Körpers nach dorsal verlaufen. Oft sind sie bei Betrachtung <strong>der</strong> Lateralseite<br />

kaum zu erkennen, wenn sie nicht über den Bereich <strong>der</strong> Mandibeln hinausragen. Bei<br />

manchen Arten, wie Ophiomyia spp. <strong>und</strong> Napomyza lateralis sind sie auffällig nach hinten gerichtet<br />

<strong>und</strong> können als diagnostisches Merkmal verwendet werden. Ob sie mit den sog. M<strong>und</strong>winkelstücken<br />

an<strong>der</strong>er Dipterenlarven homolog sind, ist ungeklärt.<br />

Bei einigen Taxa (Agromyza, Japanagromyza, <strong>der</strong> Ophiomyia-Gruppe, einigen Phytomyza)<br />

befinden sich über o<strong>der</strong> dorsal hinter den Mandibeln dünne paarige Dorsalsklerite, <strong>der</strong>en weichere<br />

Spitze auf REM-Aufnahmen als M<strong>und</strong>lappen o<strong>der</strong> Filamente erkennbar sind. Deshalb<br />

können diese Sklerite ebenso wie die M<strong>und</strong>lappen nur auf das Labrum zurückgeführt werden<br />

(Courtney et al. 2000; s. auch 4.2). Bei an<strong>der</strong>en Dipteren hat <strong>der</strong> Autor bisher keine vergleichbaren<br />

lichtmikroskopische sichtbaren Sklerite gesehen. Vermutlich sind Teile des Labrums sek<strong>und</strong>är<br />

sklerotisiert worden.<br />

Die Dorsalsklerite sollten nicht mit den Fascialskleriten, welche die Seitenrä<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gesichtsmaske<br />

verstärken, verwechselt werden. Innerhalb <strong>der</strong> Ophiomyia-Gruppe kommen z. B.<br />

beide Sklerittypen vor (Abb. 123-125).<br />

In dem engen Raum vorn unterhalb des schmalen Mittelstücks bzw. zwischen den Mandibeln<br />

sind bei Agromyziden die zwei Labialsklerite lokalisiert; sie sind dementsprechend klein,<br />

oft auch miteinan<strong>der</strong> verwachsen. Die vor<strong>der</strong>en haben ein länglich fadenartiges Aussehen <strong>und</strong><br />

ragen weit in den Raum zwischen den Mandibeln hinein (s. Abb. 217, 48) o<strong>der</strong> liegen sogar<br />

darüber (Abb. 2), während sie bei an<strong>der</strong>en Dipterenlarven unterhalb <strong>der</strong> Mandibeln verlaufen.


18<br />

Allgemeine Morphologie<br />

Basal sind sie mit den hinteren Labialskleriten verb<strong>und</strong>en. Sie erscheinen bei wenigen Arten<br />

paarig (z. B. Gym. heteroneura, Agromyza johannae, Selachops flavocinctus). Die hinteren Labialsklerite<br />

sind ein kugelförmiges Gebilde mit in Dorsalansicht deutlich sichtbaren Löchern,<br />

die Aussparungen für Sinnesorgane darstellen (s. Bolwig 1946, S. 169 f., Singh & Singh 1984).<br />

Diese Löcher sind meistens paarig angeordnet, in <strong>der</strong> Regel stehen zwei sehr große vier bis<br />

sechs kleineren gegenüber, bei manchen Arten sind jedoch ausschließlich kleine Löcher von<br />

gleicher Größe vorhanden (z. B. Phl. melampyga, Aulagromyza orphana). Im Gegensatz zum<br />

vor<strong>der</strong>en Sklerit, das oft fehlt o<strong>der</strong> reduziert <strong>und</strong> durchsichtig ist, ist das hintere fast stets vorhanden,<br />

wenn auch oft winzig <strong>und</strong> kaum sichtbar.<br />

Die anhand von REM-Aufnahmen erschlossene vermutliche Lage <strong>der</strong> M<strong>und</strong>öffnungen sowie<br />

die Positionen <strong>der</strong> lichtmikroskopisch untersuchten vor<strong>der</strong>en Labialsklerite stimmen gut<br />

mit <strong>der</strong> Annahme überein, daß sich die Labialsklerite stets unterhalb des vor<strong>der</strong>en Teils des<br />

Nahrungsrohrs befinden. Das gilt insbeson<strong>der</strong>e für das weit nach dorsal verschobene zusammengewachsene<br />

Labialsklerit von Agromyza abiens (Abb. 2).<br />

Abb. 9-10: Zwei Beispiele für das Formenspektrum <strong>der</strong> M<strong>und</strong>haken bei Agromyziden: Von links: 9: Blattminierer<br />

Cerodontha angulata; 10: Stengelminierer Melanagromyza lappae. Maßstriche = 50 µm.<br />

Das Mittelstück<br />

Das Mittelstück ist im Vergleich zu an<strong>der</strong>en cyclorrhaphen Dipterenlarven stark verlängert<br />

<strong>und</strong> verschmälert, oft ist es länger als das folgende Basalstück. Die ursprüngliche Zusammensetzung<br />

von zwei durch eine Ventralbrücke verb<strong>und</strong>enen Leisten ist kaum noch zu erkennen,<br />

da diese Ventralbrücke auf die nahezu ganze Innenseite <strong>der</strong> Leisten ausgedehnt ist. Es bleibt<br />

nur eine r<strong>und</strong>liche Öffnung für den Speichelgang. Diese befindet sich meistens im hinteren<br />

Drittel, bei Calycomyza ausnahmsweise im vor<strong>der</strong>en Viertel des Mittelstücks. Bei zahlreichen<br />

Arten (beson<strong>der</strong>s M. lappae, Cerodontha spp., N. lateralis) sind die Seitenteile zusätzlich dorsal<br />

nach innen aufeinan<strong>der</strong> zu gebogen, so daß im Extremfall eine nahezu vollständig geschlossene<br />

Röhre entsteht. Wie schon erwähnt, ist <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>körper als Anpassung an die blattminie-


19<br />

Allgemeine Morphologie<br />

rende Lebensweise stark lateral abgeflacht, um dünne <strong>und</strong> schmale Minen anlegen zu können.<br />

Die äußerste Körperspitze sollte nicht breiter sein als die zu konsumierenden Zellschicht des<br />

Blattes. Um das zu ermöglichen, wurde die Saugmuskulatur, da sie nicht unbegrenzt verkleinert<br />

werden kann, etwas nach hinten verlagert. In diesem Zusammenhang hat das Mittelstück vermutlich<br />

die Funktion eines "Trinkhalms" erhalten. Bei einigen Nicht-Blattminierern wie Selachops<br />

flavocinctus, Gymnophytomyza heteroneura o<strong>der</strong> Phytomyza flavicornis sind die beschriebenen<br />

Merkmale wesentlich schwächer ausgeprägt, das Mittelstück ist kürzer <strong>und</strong> breiter,<br />

die Ventralbrücke verbindet einen kürzeren Abschnitt <strong>der</strong> lateralen Leisten. Es ist aber auch bei<br />

diesen Arten eindeutig zu erkennen, daß stets die Einmündung des Speichelkanals von <strong>der</strong><br />

Ventralbrücke umschlossen ist. Damit ist die Verbreiterung <strong>der</strong> Ventralbrücke eine überzeugende<br />

Autapomorphie <strong>der</strong> Agromyziden.<br />

Die Dorsalflügelbrücke<br />

Dorsal über dem Mittelstück o<strong>der</strong> innerhalb <strong>der</strong> Röhre des Mittelstücks befindet sich die<br />

Dorsalflügelbrücke (Abb. 2), die an <strong>der</strong> Basis dünn mit dem Basalteil des Cephalopharyngealskeletts<br />

verwachsen ist. Gegenüber an<strong>der</strong>en Dipterenlarven handelt es sich bei <strong>der</strong> Dorsalflügelbrücke<br />

<strong>der</strong> Agromyziden um ein dünnes aber langes Band, das sich oft kaum vom Mittelstück<br />

abhebt. An <strong>der</strong> Spitze befinden sich zwei bis sechs Aussparungen, die wahrscheinlich Standorte<br />

von Lichtsinnesorganen darstellen. Die Dorsalflügelbrücke wurde bisher in <strong>der</strong> Agromyzidenliteratur<br />

noch nicht als solche interpretiert; auf den meisten Zeichnungen ist die entsprechende<br />

Struktur jedoch angedeutet, wenn sie bei <strong>der</strong> betreffenden Art in Lateralansicht über den Rand<br />

des Mittelstücks hinausragt.<br />

Es ist offensichtlich, daß Lichtsinnesorgane für Agromyziden notwendig sind, nämlich zum<br />

Bestimmen eines passenden Zeitpunktes zum Verlassen <strong>der</strong> Mine, um dann in negativ phototaktischer<br />

Reaktion einen dunklen, nicht zu trockenen Verpuppungsort aufsuchen zu können.<br />

Wenn die Larven tagsüber bei sonnigem Wetter zur Verpuppung aus ihrer Mine herauskriechen,<br />

dann besteht die Gefahr, daß sie an Austrocknung sterben bevor sie den Verpuppungsort<br />

im Boden erreicht haben. Leibee (1986) fand in Laborexperimenten an Liriomyza trifolii, daß<br />

die Larven bevorzugt frühmorgens die Minen verlassen, also zu einer Zeit, in <strong>der</strong> es noch kühl<br />

ist <strong>und</strong> gleichzeitig schon das Tageslicht einen Weg ins Dunkle weist. Er konnte auch nachweisen,<br />

daß erwachsene außerhalb <strong>der</strong> Mine befindliche Larven sich in beleuchteter Umgebung signifikant<br />

später verpuppen als in Dunkelheit.<br />

Bei einigen Taxa, <strong>der</strong>en Präimaginalstadien auch die Puppenruhe in <strong>der</strong> Mine verbringen, ist<br />

eine Reduktion <strong>der</strong> Dorsalflügelbrücke zu beobachten, z. B. bei Cerodontha <strong>und</strong> Calycomyza.<br />

Den zweiten <strong>und</strong> dritten Larvalstadien <strong>der</strong> Ophiomyia-Gruppe fehlt die Dorsalflügelbrücke fast<br />

vollständig. Auch die Arten dieser Gruppe verbringen ihre gesamte Präimaginalphase in <strong>der</strong><br />

Mine. Auch bei den Larven von Phytobia ist die Dorsalflügelbrücke reduziert. Diese Larven leben<br />

im licht<strong>und</strong>urchsichtigen Holzkörper, so daß eine Lichtrezeption vor dem Auskriechen ausgeschlossen<br />

ist.<br />

Das Basalstück<br />

Das Basalstück <strong>und</strong> in geringerem Maße auch das Mittelstück sind zumeist keine von <strong>der</strong><br />

Umgebung deutlich abgesetzte Sklerite, vielmehr verdünnen sie an den Rän<strong>der</strong>n dorsal <strong>und</strong> posterior<br />

oft so kontinuierlich, daß sich oft die Grenzen nicht eindeutig bestimmen lassen. Über


20<br />

Allgemeine Morphologie<br />

dem Mittelstück <strong>und</strong> dem Basalstück befindet sich in <strong>der</strong> Regel ein hyaliner Bereich, <strong>der</strong> oft die<br />

Dorsalflügelbrücke umgibt <strong>und</strong> <strong>der</strong> we<strong>der</strong> dem Mittel- noch dem Basalstück zugesprochen werden<br />

kann. Das Basalstück ist oft ganz mit dem Mittelstück verwachsen; bei den meisten Arten<br />

sind jedoch zumindest die unteren zwei Drittel des Grenzbereichs getrennt. Die bei vielen Dipterenlarven<br />

am Vor<strong>der</strong>rand ansitzenden Parastomalspangen (Abb. 1) fehlen den Agromyzidenlarven.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>sartigen Form <strong>der</strong> Dorsalflügelbrücke wirkt <strong>der</strong> Umriß des Basalstücks<br />

schlanker als bei meisten an<strong>der</strong>en Dipterenlarven, besteht aber aus den gleichen Teilen.<br />

Er verzweigt sich nach einer gemeinsamen Basis zu zwei nur basal verwachsenen Dorsalflügel<br />

<strong>und</strong> einem unpaaren Ventralflügel (Abb. 2). In den folgenden Teilen ist <strong>der</strong> Einfachheit halber<br />

von "dem" Dorsalflügel die Rede, gemeint ist <strong>der</strong> auf den Abbildungen einzig sichtbare, denn<br />

diese zeigen nur einen <strong>der</strong> Flügel von <strong>der</strong> Seite. Der Dorsalflügel kann eine weitere hinten offene<br />

Teilung (z. B. Abb. 74) o<strong>der</strong> ein großes hinten geschlossenes Fenster aufweisen (Abb. 2).<br />

Beson<strong>der</strong>s augenfällig ist dies bei den Agromyzinae, die in <strong>der</strong> Bestimmungsliteratur oft inkorrekt<br />

mit dem Vorhandensein von insgesamt drei Flügeln des Basalstücks charakterisiert wird.<br />

Dieser Eindruck entsteht, weil zwei Teile bzw. die oberen <strong>und</strong> unteren Rän<strong>der</strong> des Fensters <strong>der</strong><br />

Dorsalflügels annähernd gleich dick sind, wie bei den Agromyzinae. Der untere Teil des Dorsalflügels<br />

<strong>der</strong> Phytomyzinae ist demgegenüber wesentlich dünner als obere <strong>und</strong> wir deshalb oft<br />

übersehen. Im folgenden soll wie bei Allen (1957b) stets vom unteren bzw. oberen Teil des<br />

Dorsalflügels die Rede sein. Der zweiteilige Dorsalflügel wird insgesamt dem Ventralflügel gegenübergestellt.<br />

Gemäß dieser Interpretation verzweigen sich Dorsal <strong>und</strong> Ventralflügel, bevor<br />

sich ersterer weiter aufteilt. Ausnahmen von dieser Regel stellen die Ophiomyia-Gruppe <strong>und</strong><br />

Japanagromyza dar, wo sich <strong>der</strong> Dorsalflügel schon sehr dicht an seinem Vor<strong>der</strong>rand teilt<br />

(Abb. 74-76). Der Ventralflügel ist in <strong>der</strong> Regel etwa halb so lang wie <strong>der</strong> Dorsalflügel <strong>und</strong> etwa<br />

so hoch wie das Mittelstück, gegenüber dem er etwas nach ventral gebogen ist. Da ein Filterapparat<br />

fehlt <strong>und</strong> die Sklerotisierung zumindest ventral relativ gleichmäßig ist, wirkt <strong>der</strong><br />

Ventralflü-gel wie eine Fortsetzung des Mittelstücks als Nahrungskanal. Sehr verbreitet innerhalb<br />

<strong>der</strong> Agromyzidae ist je ein kleines Fenster an den Seiten des Ventralflügels.<br />

4.2. Die Körperoberfläche<br />

Der von außen sichtbare Bereich <strong>der</strong> Mandibeln<br />

Im folgenden werden die Formen <strong>der</strong> M<strong>und</strong>haken beschrieben wie sie sich von außen mit<br />

REM-Aufnahmen darstellen lassen. Bei den Arten mit symmetrischen o<strong>der</strong> annähernd symmetrischen<br />

Mandibeln (z. B. Gymnophytomyza heteroneura, Abb. 274) haben diese in <strong>der</strong> Regel<br />

einen deutlich großen Abstand voneinan<strong>der</strong>, zwischen beiden befindet sich, deutlich sichtbar,<br />

die M<strong>und</strong>öffnung. Bei einem Teil <strong>der</strong> Agromyza-Arten (z. B. albipennis) divergieren die Mandibeln<br />

nach dorsal o<strong>der</strong> die M<strong>und</strong>haken haben nach vorne auseinan<strong>der</strong>laufende Positionen<br />

(filipendulae). Die meisten Arten, insbeson<strong>der</strong>e jene mit alternierenden M<strong>und</strong>haken, besitzen<br />

jedoch in paralleler Position stehende Mandibeln. Die alternierenden Mandibeln haben in <strong>der</strong><br />

Regel einen so geringen Abstand zueinan<strong>der</strong>, daß die M<strong>und</strong>öffnung kaum zu erkennen ist.<br />

Mit Ausnahme von Calycomyza spp. <strong>und</strong> einigen Agromyza-Arten sind die apikalen Bereiche<br />

<strong>der</strong> Mandibeln bei Agromyziden in je<strong>der</strong> Position sehr gut von außen zu erkennen. Gleiches<br />

gilt in geringerem Maße auch für Fergusoniniden <strong>und</strong> Tephritiden (Carroll & Wharton<br />

1989, Goeden & Headrick 1992). Bei einigen Cyclorrhapha-Larven ist in entspannter Position<br />

<strong>der</strong> Larve äußerlich von den in <strong>der</strong> Regel längeren M<strong>und</strong>haken wenig zu sehen, z. B. Odinia (s.<br />

S.X 217). Sie werden bis zur Spitze vom M<strong>und</strong>rand umhüllt.


21<br />

Allgemeine Morphologie<br />

Abb. 11-14: REM-Aufnahmen <strong>der</strong> M<strong>und</strong>region einiger Agromyziden. Von l. o. nach r. u.: 11: Gesichtsmaske<br />

<strong>und</strong> mittlere M<strong>und</strong>lappen von Agromyza pseudoreptans; 12: Die M<strong>und</strong>öffnung von Agromyza filipendulae<br />

zeigt die Fortsetzung <strong>der</strong> M<strong>und</strong>lappen nach innen (Pfeilspitze); 13: Gesichtsmaske von Phytomyza ilicis mit<br />

seitlichen M<strong>und</strong>lappen; 14: Mandibeln <strong>und</strong> seitliche M<strong>und</strong>lappen von Aulagromyza discrepans. Abkürzungen:<br />

FP = Frontalprozeß, L = Labium, LF = Lateralfalte, MH = M<strong>und</strong>haken, ML = M<strong>und</strong>lappen. Maßstriche =<br />

5 µm.


Die M<strong>und</strong>lappen<br />

22<br />

Allgemeine Morphologie<br />

Bei den meisten Agromyzidentaxa befinden sich unter dem Gesichtsunterrand blatt- o<strong>der</strong> filamentartige<br />

Strukturen, die in etwas an<strong>der</strong>er Form auch bei an<strong>der</strong>en cyclorrhaphen Dipteren<br />

vorkommen (z. B. bei Sepsiden cf. Meier 1996, dort "braces" genannt). Vermutlich handelt es<br />

sich bei den M<strong>und</strong>lappen um das Labrum bzw. um dessen Abkömmlinge. Diese Sichtweise legen<br />

Vergleiche mit den ursprünglicheren Nematoceren nahe (s. Abb. 25-34 in Courtney et al.<br />

2000). Durch die Drehung <strong>der</strong> Mandibeln nach ventral wurde das Labrum teilweise dorsal in<br />

den Zwischenraum <strong>der</strong> Mandibeln geschoben<br />

Die M<strong>und</strong>lappen liegen bei Agromyza in <strong>der</strong> Mitte zwischen den oft deutlich voneinan<strong>der</strong><br />

entfernt stehenden Mandibeln (Mittlere M<strong>und</strong>lappen, Abb. 11). Bei Agromyza filipendulae<br />

<strong>und</strong> A. johannae liegen noch zwei Paare von blattartigen M<strong>und</strong>lappen dicht nebeneinan<strong>der</strong>,<br />

während bei an<strong>der</strong>en Arten nur noch ein paariges o<strong>der</strong> einzelnes Bündel von Filamenten (A.<br />

frontella) o<strong>der</strong> nur ein einzelner dünner Prozeß (A. abiens) ausgebildet ist. M<strong>und</strong>lappen fehlen<br />

vollständig bei Japanagromyza <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ophiomyia-Gruppe.<br />

Unter den Phytomyzinae ist Nemorimyza posticata, die einzige Art, bei <strong>der</strong> ebenfalls Mittlere<br />

M<strong>und</strong>lappen nachweisbar sind (Abb. 132). Die ventralen Erweiterungen <strong>der</strong> Gesichtsmaske<br />

sind jedoch äußerlich vollständig mit <strong>der</strong> Gesichtsmaske verwachsen, so daß diese Sichtweise<br />

bezweifelt werden kann. Jedoch unterscheiden sich die Fortsätze von Nemorimyza deutlich von<br />

allen an<strong>der</strong>en Formen von Protuberanzen <strong>der</strong> Gesichtsmaske, die sonst innerhalb <strong>der</strong> Phytomyzinae<br />

vorkommen. Bei den übrigen Phytomyzinae befinden sich die M<strong>und</strong>lappen - wenn sie<br />

überhaupt vorhanden sind - lateral unter <strong>der</strong> Gesichtsmaske. Diese sind in manchen Fällen auch<br />

lichtmikroskopisch sichtbar (s. Miall & Taylor 1907), aber in den meisten Fällen nur durch<br />

REM-Aufnahmen nachweisbar (z. B.Abb. 13). Abweichend von <strong>der</strong> verbreiteten blattartig,<br />

dünnen Form <strong>der</strong> M<strong>und</strong>lappen, kommen Arten vor, bei denen diese eher die Form von kurzen<br />

apikal abger<strong>und</strong>eten Stümpfen aufweisen, z. B. Aulagromyza discrepans (Abb. 14). Dem stehen<br />

Formen mit großflächigen, breiten Lappen gegenüber, die eine nur schmale Ansatzstelle<br />

am M<strong>und</strong>rand haben, z. B. Amauromyza ?lamii (Abb. 153). Beson<strong>der</strong>s bei Phytomyza sind<br />

breite <strong>und</strong> großflächige Formen vorhanden, die sehr breit mit dem M<strong>und</strong>rand lateral o<strong>der</strong> auch<br />

zusätzlich dorsal verwachsen sind. Es kann ihnen deshalb größere Formstabilität zugeschrieben<br />

werden. Die zuvor beschriebenen Typen bilden meistens laterale o<strong>der</strong> dorsolaterale Erweiterungen<br />

<strong>der</strong> M<strong>und</strong>rän<strong>der</strong>. Jene M<strong>und</strong>lappen mit den kürzeren Ansatzstellen ragen dagegen oft nach<br />

innen in den Zwischenraum <strong>der</strong> Mandibeln.<br />

Gelegentlich sind die M<strong>und</strong>lappen geteilt o<strong>der</strong> eingeschnitten, so bei Gymnophytomyza heteroneura<br />

(Abb. 274), Chromatomyia horticola, Aulagromyza heringi. In dem Fall liegt oft ein<br />

Abschnitt des M<strong>und</strong>lappens unter <strong>der</strong> Gesichtsmaske <strong>und</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e neben dem Seitenrand <strong>der</strong><br />

M<strong>und</strong>öffnung direkt über dem oberen M<strong>und</strong>haken. Korrespondierend mit <strong>der</strong> Asymmetrie <strong>der</strong><br />

Mandibeln sind auch oft die rechten M<strong>und</strong>lappen, die sich neben den größeren Mandibeln befinden,<br />

verkleinert o<strong>der</strong> fehlen ganz (z. B. bei Liriomyza). Die linken sind hingegen gut entwikkelt<br />

<strong>und</strong> füllen den Bereich am Rand <strong>der</strong> M<strong>und</strong>öffnung zwischen dem Gesichtsunterrand <strong>und</strong><br />

dem linken oberen M<strong>und</strong>haken aus. Daraus läßt sich folgende Funktion erschließen: Die größeren,<br />

vorgestreckten M<strong>und</strong>lappen könnten den Einstrom <strong>der</strong> Nahrung durch die Erweiterung <strong>der</strong><br />

Rän<strong>der</strong> <strong>der</strong> M<strong>und</strong>öffnung verbessern. Das erklärt auch, daß <strong>der</strong> rechte M<strong>und</strong>lappen oft reduziert<br />

ist, wenn er durch die rechte Mandibel vom M<strong>und</strong>rand getrennt ist. Für den funktionsmorphologischen<br />

Zusammenhang mit <strong>der</strong> Nahrungsaufnahme spricht auch die Position <strong>der</strong> M<strong>und</strong>lappen<br />

bei Agromyza. Dort bewirken sie einen dorsalen Abschluß <strong>der</strong> M<strong>und</strong>öffnung in <strong>der</strong><br />

Mitte zwischen den Mandibeln. Die gerade beschriebene Funktion läßt sich nicht bei allen Ar-


23<br />

Allgemeine Morphologie<br />

ten vermuten, da die M<strong>und</strong>lappen oft so kurz sind, daß sie keinen Einfluß auf den Nahrungseinstrom<br />

haben dürften. Dies gilt beson<strong>der</strong>s für Nicht-Blattminierer (z. B. Liriomyza lutea).<br />

Die äußere Struktur <strong>der</strong> Umgebung vieler M<strong>und</strong>lappen macht es wahrscheinlich, daß sie<br />

nicht einfache Erweiterungen <strong>der</strong> Gesichtsmaske o<strong>der</strong> <strong>der</strong> seitlichen Bereiche des Kopfsegments<br />

sind, son<strong>der</strong>n sich von inneren Skleriten in <strong>der</strong> Umgebung <strong>der</strong> Mandibeln ableiten. Sie<br />

liegen oft zwischen dem M<strong>und</strong>rand <strong>und</strong> <strong>der</strong> Gesichtsmaske <strong>und</strong> scheinen aus dem Inneren herauszuragen.<br />

Dies ist am deutlichsten bei Agromyza: Anhand von <strong>der</strong>en filamentartigen mittleren<br />

M<strong>und</strong>lappen ist es lichtmikroskopisch klar zu bestätigen, daß es sich um die Spitzen jener<br />

als Dorsalsklerite bezeichneten paarigen Strukturen über den Mandibeln handelt (s. 4.1; Abb.<br />

2). Aber auch innerhalb <strong>der</strong> Phytomyzinae läßt sich z. B. bei Ph. flavicornis dieser Zusammenhang<br />

erkennen, auch wenn nur selten bzw. <strong>und</strong>eutlich Dorsalsklerite zu erkennen sind. Vermutlich<br />

gehen die M<strong>und</strong>lappen <strong>und</strong> Dorsalsklerite aus maxillaren Elementen hervor, welche die<br />

Mandibeln <strong>der</strong> cyclorrhaphen Dipterenlarven umgeben, (Schremmer 1957). Die M<strong>und</strong>lappen<br />

des überwiegenden Teils <strong>der</strong> Phytomyzinae <strong>und</strong> einiger Agromyza-Arten sind äußerlich allerdings<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger stark mit dem M<strong>und</strong>rand o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gesichtsmaske verwachsen, so daß<br />

sie oft nicht als eigenständige Strukturen erkennbar sind. Bei einigen Gruppen fehlen sie ganz,<br />

so einigen Cerodontha-, allen bekannten Japanagromyza-Arten <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ophiomyia-Gruppe.<br />

Der ventrale Bereich <strong>der</strong> Mandibeln wird in <strong>der</strong> Regel durch das Labium ausgefüllt (z. B.<br />

Abb. 21, 132) (Courtney et al. 2000), dessen Breite stark von dem Abstand <strong>der</strong> Mandibeln zueinan<strong>der</strong><br />

abhängt. An dessen Basis befindet sich das Labialorgan, das im Kapitel über die Sinnesorgane<br />

beschrieben wird.<br />

Die Bestandteile des Kopfsegments<br />

Die Gesichtsmaske, die Trägerin <strong>der</strong> wichtigsten Sinnesorgane <strong>der</strong> Dipteren (s. u.), ist innerhalb<br />

des Kopfsegments ein deutlich verdickter <strong>und</strong> stabilisierter Bereich, <strong>der</strong> die Spitze des<br />

Kopfsegments über den Mandibeln bildet. Der Unterrand <strong>der</strong> Gesichtsmaske ist in <strong>der</strong> Regel<br />

mit dem Oberrand <strong>der</strong> M<strong>und</strong>öffnung zumindest äußerlich identisch. Bei Agromyza-Arten ist es<br />

jedoch an<strong>der</strong>s, dort liegt die Gesichtsmaske oft deutlich oberhalb <strong>der</strong> M<strong>und</strong>öffnung (Abb.<br />

44,54). Die Breite <strong>der</strong> Gesichtsmaske entspricht in <strong>der</strong> Regel etwa jener des Mandibularkomplexes,<br />

so daß die dortigen Sinnesorgane während <strong>der</strong> Minierbewegung unmittelbaren Kontakt<br />

mit <strong>der</strong> aufzunehmenden Nahrung haben. Wie bei zahlreichen weiteren Dipterentaxa sind die<br />

zwei symmetrischen Gesichtshälften deutlich durch eine Einschnürung o<strong>der</strong> Furche geteilt. Die<br />

längliche <strong>und</strong> schmale Mittelfurche <strong>der</strong> Agromyziden ist bei den meisten Arten deutlich pigmentiert,<br />

also auch lichtmikroskopisch gut wahrnehmbar. Am Dorsalende <strong>der</strong> längs verlaufenden<br />

Furche befindet sich oft noch eine Querfurche. Wenn lichtmikroskopisch keine Pigmentierung<br />

sichtbar ist, dann ist die Mittelfurche oft verbreitert, weniger tief <strong>und</strong> somit <strong>und</strong>eutlicher<br />

ausgeprägt (z. B. Liriomyza pusilla, Chromatomyia milii, Aulagromyza orphana) o<strong>der</strong> reduziert<br />

(Chromatomyia scolopendri). Einigen Taxa fehlt sie aber auch ganz, z. B. Phytoliriomyza<br />

melampyga, Cerodontha spp. o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ophiomyia-Gruppe. Bei letzterem Taxon bestimmt<br />

die Struktur <strong>der</strong> Terminalorgane (s. u.) die äußere Form <strong>der</strong> Gesichtsmaske. Die Cuticularringe,<br />

welche die Terminalkomplexe bei<strong>der</strong> Gesichtshälften einfassen, sind hier miteinan<strong>der</strong> fusioniert,<br />

so daß eine charakteristisch nasenartig vorgewölbte Spitze entsteht (Abb. 15, 102).<br />

Die Mittelfurche kann sich nach unten hin verbreitern, an ihrem unteren Ende kann die Gesichtsmaske<br />

eine Einkerbung aufweisen. Bei zahlreichen Arten sind die Rän<strong>der</strong> <strong>der</strong> Mittelfurche<br />

zu Inneren Protuberanzen verdickt, die sich gelegentlich auch nach unten ausdehnen (Liriomyza<br />

strigata, Abb. 260).


24<br />

Allgemeine Morphologie<br />

Abb. 15-17: Sinnesorgane <strong>der</strong> Gesichtsmaske. Die Zeichnungen basieren auf Exuvien. 15: Tropicomyia<br />

theae (I1, I2 <strong>und</strong> T; sind miteinan<strong>der</strong> verwachsen, M befinden sich in einem sklerotisierten Bereich); 16:<br />

Japanagromyza salicifolii, L2 (Facialsklerit vorhanden); 17: Selachops flavocinctus. Abkürzungen: D = Dorsalkomplex,<br />

FS = Facialsklerit, I1 = obere Innere Sinnesorgane, I2 = untere Innere Sinnesorgane, L = Labialorgan,<br />

M = Marginalorgan, Man = Mandibel, MF = Mittelfurche, ML = M<strong>und</strong>lappen, T = Terminalkomplex.<br />

Oft ist die Gesichtsmaske an den Rän<strong>der</strong>n durch Gesichtsrandfurchen von <strong>der</strong> Umgebung<br />

abgesetzt; bei zahlreichen Arten sind die Grenzen zum Kopfsegment jedoch nur ungenau anhand<br />

<strong>der</strong> Wölbung <strong>der</strong> Gesichtsmaske zu erkennen. Ausschließlich lichtmikroskopisch erkennbar<br />

sind bei den Japanagromyza <strong>und</strong> allen Melanagromyza-Arten, <strong>der</strong>en Larven bekannt sind,<br />

in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Hinterrän<strong>der</strong> lateral stark pigmentierte Facialsklerite ausgebildet (Abb. 16).<br />

Diese sollten nicht mit den dicht nebeneinan<strong>der</strong> liegenden an den Rän<strong>der</strong>n stark pigmentierten<br />

Marginalsinnesorganen, wie sie bei manchen Ophiomyia- <strong>und</strong> Tropicomyia-Arten vorkommen,<br />

verwechselt werden (Abb. 15).<br />

Der Unter- bzw. Seitenrand <strong>der</strong> Gesichtsmaske ist häufig durch Furchen vom M<strong>und</strong>rand <strong>und</strong><br />

dem übrigen Kopfsegment abgesetzt. Entwe<strong>der</strong> verläuft eine Randfurche vom Unterrand <strong>der</strong><br />

Gesichtsmaske aufwärts <strong>und</strong> bildet eine Seitenabgrenzung (Phytomyza). Gerade, wenn diese<br />

fehlt, verläuft stattdessen oft eine Lateralfurche vom Gesichtsunterrand horizontal nach hinten<br />

(Liriomyza u. a.). Bei Agromyza-Arten befindet sich an vergleichbarer Position eine nach außen<br />

gewölbte Lateralfalte. Beispiele für das völlige Fehlen von Abgrenzungen zwischen Gesichtsmaske,<br />

M<strong>und</strong>rand <strong>und</strong> Kopfsegment sind Chromatomyia scolopendri (Abb. 386) <strong>und</strong> Hexomyza<br />

spec. (Abb. 107). Seitlich hinter <strong>der</strong> Gesichtsmaske liegen vor allem bei Arten <strong>der</strong><br />

Phytomyza-Gruppe eine o<strong>der</strong> zwei Lateralplatten. Das sind r<strong>und</strong>liche, leicht aufgewölbte Platten,<br />

in <strong>der</strong>en Mitte sich die oberen Lateralsinnesorgane befinden.


25<br />

Allgemeine Morphologie<br />

Als Stirn wird hier <strong>der</strong> Bereich über dem Gesicht <strong>und</strong> unterhalb <strong>der</strong> Kopfgrenze bezeichnet.<br />

Sie ist manchmal durch die sich verzweigende Mittelfurche von <strong>der</strong> Gesichtsmaske getrennt. In<br />

den meisten Fällen ist <strong>der</strong> Übergang aber nicht eindeutig, dann kann man die Stirn über den<br />

Oberen Inneren Sinnesorganen beginnen lassen. Von <strong>der</strong> Stirn kann bisweilen eine Stirnfalte<br />

nach hinten verlaufen, wie bei einigen Phytomyza-Arten (Abb. 358). Auf <strong>der</strong> Stirn zwischen<br />

Segmentgrenze <strong>und</strong> Gesichtsmaske befindet sich gelegentlich ein Frontalprozess (Phytomyza,<br />

Ophiomyia, Tropicomyia). Bei Phytomyza handelt es sich um ein r<strong>und</strong>es, gelegentlich antennenartig<br />

segmentiertes Gebilde (Abb.13, 358) mit unbekannter Funktion <strong>und</strong> Homologie, das in<br />

an<strong>der</strong>en Gattungen gar nicht vorkommt. Die Basis <strong>der</strong> Frontalprozesse von Ophiomyia-Arten<br />

ist so etwas wie eine Querfalte, die als Muskelansatzstelle in Betracht kommt. Der obere Rand<br />

ist gelegentlich zu einem halbmondförmigen Frontalprozess erweitert (Abb. 95, s. auch Süss<br />

1971).<br />

Mikrotrichien kommen auf dem Kopfsegment nur im Bereich <strong>der</strong> Stirn <strong>und</strong> bei einigen<br />

Agromyza-Arten auch am Unterrand des Mandibularkomplexes vor (Abb. 55), die übrige Oberfläche<br />

ist glatt. Im folgenden werden die Mikrotrichien nur noch "Haare" genannt. Haare mit<br />

Sinnesfunktion werden geson<strong>der</strong>t gekennzeichnet. Auf <strong>der</strong> Stirn sind Haare sehr häufig, sie treten<br />

in allen größeren Untergruppen auf. Innerhalb von Cerodontha <strong>und</strong> Metopomyza ist eine<br />

Son<strong>der</strong>form verbreitet, die sehr langen <strong>und</strong> dünnen Haare sind hier an <strong>der</strong> Spitze zurückgebogen<br />

(Abb. 171). Die Haare <strong>der</strong> übrigen Gruppen sind dicker, borstenartiger <strong>und</strong> von einheitlicher<br />

Form (Abb. 252).<br />

Nicht nur <strong>der</strong> untere Teil <strong>der</strong> Mandibeln, son<strong>der</strong>n auch das Integument unmittelbar unter den<br />

Mandibeln dient als Ansatzstelle für Muskulatur (s. 4.6). Auf lichtmikroskopischen Präparaten<br />

ist zu erkennen, daß das Integument in diesem Bereich stark pigmentiert <strong>und</strong> vermutlich auch<br />

verstärkt ist. REM-Untersuchungen zeigen an dieser Stelle in unterschiedlichem Abstand unter<br />

dem Mandibularkomplex vor <strong>der</strong> Segmentgrenze oft eine tiefe Querfurche, die vermutlich die<br />

Hauptansatzstelle für die Muskulatur darstellt. Dieser Bereich ist beson<strong>der</strong>s oft durch ventrale<br />

Verdickungen des ersten Thorakalsegments o<strong>der</strong> durch die häufige ventrale Retraktion des<br />

Kopfsegments verdeckt. Beide Phänomene sind in hohem Maße artspezifisch, manche Arten,<br />

vor allem Nicht-Blattminierer, ziehen ihr Cephalopharyngealskelett in Ruhestellung stets nach<br />

ventral zurück.<br />

Die äußeren Sinnesorgane des Kopfsegments<br />

Bei Agromyziden ist generell zu beobachten, daß die Sinnesorgane kleiner <strong>und</strong> einfacher gestaltet<br />

sind als bei den meisten an<strong>der</strong>en bekannten Dipterenlarven, von denen REM-Aufnahmen<br />

existieren. Sinneshaare o<strong>der</strong> -stifte sind nur noch in seltenen Fällen ausgeprägt. Gesockelte Papillensinnesorgane,<br />

die charakteristisch für die Gesichtsmaske von muscomorphen Dipteren<br />

sind (s. z. B. Chu-Wang & Axtell 1972a), fehlen bei Agromyziden. Sinnesgruben sind in <strong>der</strong><br />

Regel so klein bzw. deformiert, daß mögliche Unterschiede <strong>und</strong> Strukturen am Gr<strong>und</strong>e <strong>der</strong><br />

Gruben nur in den seltensten Fällen registriert werden können. Allgemein wird bei den Beschreibungen<br />

neben den unspezifizierten Gruben von zwei weiteren Gr<strong>und</strong>formen ausgegangen:<br />

Papillensinnesorgane bestehen aus einer Wölbung mit ringförmiger Vertiefung (marginaler<br />

Invagination). Als Campaniforme Sensillen werden Wölbungen ohne marginale Invagination<br />

mit einer feinen Pore in <strong>der</strong> Mitte bezeichnet (Grünert & Gnatzy 1987).<br />

Die Begriffe Dorsal- <strong>und</strong> Terminalorgane stammen von Bolwig (1946). Zahlreiche an<strong>der</strong>e<br />

Autoren homologisieren diese Sinnesorgane mit Antennen (Dorsalorgan) <strong>und</strong> Maxillen (Terminalorgan)<br />

(z. B. Hertweck 1931, Teskey 1981, Courtney et al. 2000).


26<br />

Allgemeine Morphologie<br />

Abb. 18-20. Linker Terminalkomplex einiger Agromyziden, von links: 18: Agromyza anthracina; 19: Chromatomyia<br />

milii; 20: Liriomyza strigata. Die Numerierung entspricht den Beschreibungen im Text.<br />

Die Dorsalorgane (Abb. 15-17) bestehen aus einem großem kuppelförmigen Sinnesorgan,<br />

das bei zahlreichen Dipterentaxa auf einem Sockel sitzt <strong>und</strong> befinden sich in <strong>der</strong> Regel in dorsolateraler<br />

Position des Kopfsegments. Bei den Agromyziden sind sie eher dicht nebeneinan<strong>der</strong><br />

über den Mandibeln lokalisiert. Ebenso wie die Papillen des Terminalkomplex sind sie ungesockelt,<br />

haben aber einen stark invaginierten Rand. Sie ragen kaum über die Oberfläche des Integuments<br />

hinaus. Die Feinstruktur <strong>der</strong> Dorsalorgane von Cyclorrhapha-Larven sind am Beispiel<br />

von Musca domestica von Chu & Axtell (1971) ausführlich untersucht worden. Danach<br />

ist die Kuppel auf <strong>der</strong> Oberfläche mit zahlreichen sehr kleinen <strong>und</strong> an <strong>der</strong> Basis mit größeren<br />

Poren besetzt. Des weiteren fanden die Autoren neben <strong>der</strong> Kuppel noch eine weitere Sinnesgrube.<br />

Bei Agromyzidenarten werden oft ebenfalls solche Poren auf <strong>der</strong> Oberfläche gef<strong>und</strong>en.<br />

Auch marginale Gruben neben den eigentlichen Sinneskuppeln sind bei Agromyziden anzutreffen<br />

(13097).<br />

Der Terminalkomplex (Abb. 15-20) ist ein Feld mit einer Anzahl von dicht nebeneinan<strong>der</strong><br />

liegenden, unterschiedlichen Sinnesorganen, die von einem gemeinsamen pigmentierten Cuticularring<br />

umgeben werden. Bei den meisten bisher untersuchten Dipterentaxa ist er vor allem<br />

durch fünf gesockelte Papillensinnesorgane gekennzeichnet (z. B. Odiniidae (S. 217, Tephritidae:<br />

Carroll & Wharton 1989, Anthomyiidae: Ross & An<strong>der</strong>son 1991). Daneben umfaßt <strong>der</strong><br />

Terminalkomplex einige an<strong>der</strong>e Typen von Sinnesorganen, <strong>der</strong>en vollständige Zahl in <strong>der</strong> Regel<br />

nicht durch äußere Inspektion ermittelt werden kann. Bei Musca domestica <strong>und</strong> Drosophila<br />

melanogaster sind durch TEM-Studien 14 Elemente gef<strong>und</strong>en worden (Chu-Wang & Axtell<br />

1972a, Singh & Singh 1984). Von außen sind vermutlich deshalb weniger Elemente zu erkennen,<br />

weil kleinere Grubensinnesorgane durch die stark gewölbten gesockelten Papillen verdeckt<br />

werden.<br />

Der Terminalkomplex besteht aus zwei Gruppen von getrennt innervierten Sinnesorganen,<br />

nämlich <strong>der</strong> dorsolateralen Gruppe, <strong>der</strong>en Zellkörper im Ganglion des Dorsalorgans liegt, <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> distalen Gruppe, die ein eigenes Ganglion bildet. Die dorsolaterale Gruppe besteht normalerweise<br />

aus zwei Elementen, bei Musca domestica aus zwei gesockelten Papillen, während die<br />

distale Gruppe weitere drei gesockelte Papillen <strong>und</strong> zusätzliche kleinere Elemente umfaßt<br />

(Chu-Wang & Axtell 1972a).<br />

Bei vielen Dipterenlarven, darunter auch den Agromyziden, sind diese zwei Gruppen nicht<br />

mehr von außen zu unterscheiden, da alle Elemente dicht beieinan<strong>der</strong> auf einem gemeinsamen<br />

Sockel liegen. Im Falle <strong>der</strong> Agromyziden <strong>und</strong> Fergusoniniden kommt noch hinzu, daß die Pa-


27<br />

Allgemeine Morphologie<br />

pillensinnesorgane zumindest hinsichtlich ihrer äußeren Form reduziert worden sind. Der Terminalkomplex<br />

besteht hier aus kleinen, ungesockelten Papillensinnesorganen, Campaniformen<br />

Sensillen <strong>und</strong> Gruben-Sinnesorganen, die sowohl flach <strong>und</strong> klein sind als auch einen großen<br />

Abstand zueinan<strong>der</strong> aufweisen (dies gilt auch für die Sciomyzide Sepedon sphegea, siehe Gasc<br />

et al. 1984). Von dem Versuch einer Homologisierung <strong>der</strong> maximal elf von außen sichtbaren<br />

Elemente mit denen an<strong>der</strong>er Dipteren muß aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> großen Unterschiedlichkeit abgesehen<br />

werden. Innerhalb <strong>der</strong> Agromyzidae ist die Anordnung <strong>und</strong> Form <strong>der</strong> einzelnen Elemente jedoch<br />

so ähnlich, daß ein allgemeines Muster erkennbar wird <strong>und</strong> durch ein Nummernsystem<br />

charakterisiert werden kann (Abb. 18-20). Das auffälligste Element ist ein größeres Papillensinnesorgan,<br />

das sich außen am Oberrand befindet <strong>und</strong> von mir T1 genannt wird. In aller Regel<br />

befindet sich am Innenrand ein zweites Papillensinnesorgan, T2, welches in <strong>der</strong> Regel das<br />

zweitgrößte Element ist. Es kann aber auch Grubenform annehmen. Zwischen T1 <strong>und</strong> T2 am<br />

oberen Rand befinden sich immer nur höchstens zwei Gruben-Sinnesorgane, T3 <strong>und</strong> T4. Unterhalb<br />

von T1 <strong>und</strong> T4 liegen zwei oft unauffällige Campaniforme Sensillen, T5 <strong>und</strong> T6. Bei<br />

Agromyza-Arten können sie zwar stark aufgewölbt sein, aber es fehlt in allen Fällen die seitliche<br />

Invagination. Die übrigen Elemente, die sich im unteren Teil des Terminalkomplexes befinden,<br />

sind schwieriger zu identifizieren als T1-6, weil die Positionen weniger konstant sind.<br />

Bei einigen Agromyza-Arten befindet sich unter T2 eine deutlich gewölbte Campaniforme Sensille<br />

von gleicher Gestalt wie T5,6. Diese wird als T7 bezeichnet. Bei allen an<strong>der</strong>en Gruppen ist<br />

T7 demgegenüber als Grube ausgeprägt. Innerhalb <strong>der</strong> Phytomyzinae <strong>und</strong> abermals Agromyza<br />

deserta befindet sich eine Campaniforme Sensille noch unterhalb von T7 <strong>und</strong> einer weiteren<br />

Grube. Diese wird deshalb als T9 bezeichnet.<br />

Neben dem Terminalkomplex auf <strong>der</strong> Außenseite am Rand <strong>der</strong> Gesichtsmaske liegen weitere<br />

zwei Paare von Gruben, die Marginalen Sinnesorgane. Normalerweise liegt die hintere<br />

(M1) dieser zwei Gruben auf einer Beule. Die weiter vorne <strong>und</strong> niedriger gelegene Grube M2<br />

ist meistens etwas größer <strong>und</strong> liegt auf einem flachen Bereich des Integuments. Dieser Typ von<br />

Sinnesorganen entspricht vermutlich den von Bolwig (1946) "Ventralorgane" genannten Strukturen.<br />

Der Name wurde im folgenden von zahlreichen Autoren übernommen (Chu-Wang &<br />

Axtell 1972 b, Kankel et al. 1980, Yamada et al. 1981, Ross & An<strong>der</strong>son 1991). Weitere Begriffe<br />

sind "stomal (sense) organ" (Carrol & Wharton 1989, Goeden & Headrick 1992, Headrick<br />

et al. 1995), "maxillary organ" (Schmidt 1993) sowie "anterior pore" (Meier 1996). Da sie<br />

bei Agromyziden keine gegenüber den Terminalorganen ventrale Position haben, wird hier eine<br />

die Randlage auf <strong>der</strong> Gesichtsmaske reflektierende Bezeichnung verwendet. Der Begriff beinhaltete<br />

ursprünglich ebenfalls keine Homologieaussage.<br />

Das Labialorgan (Bolwig 1946, Kankel et al. 1980, Teskey 1981, Courtney et al. 2000) befindet<br />

sich ventral auf dem Labium zwischen beiden Mandibeln unmittelbar über ihrer Verwachsungsstelle.<br />

Es besteht aus einer variablen Anzahl von sehr kleinen, schwer erkennbaren<br />

Sinnesorganen. Lichtmikroskopisch ist das Mandibularorgan bei manchen Arten als ein<br />

schwach pigmentiertes Sklerit zwischen den Mandibeln zu erkennen, in das die auch durch die<br />

REM-Studien nachgewiesenen Gruben eingesenkt sind. Die Labialorgane kommen in zahlreichen<br />

REM-Studien von Dipterenlarven nicht vor, da sie verdeckt sind, wenn die Larve in ventraler<br />

Mandibelstellung fixiert wird. Auch bei vielen Agromyziden konnten sie nicht beschrieben<br />

werden.<br />

Unter dem Unterrand <strong>der</strong> Mandibeln, in unmittelbarer Nachbarschaft zu den zuvor erwähnten<br />

Labialorganen, befinden sich weitere Sinnesgruben. Sie liegen außerhalb des Mandibularkomplexes<br />

<strong>und</strong> nicht innerhalb wie die Labialorgane. Als Name wird hier Submandibularorgane<br />

gewählt. Innerhalb <strong>der</strong> Ophiomyia-Gruppe sind zwei Paare ausgebildet (Abb. 116), bei allen<br />

übrigen Agromyziden, soweit bekannt, nur ein Paar.


Abb. 21: Labium <strong>und</strong> Labialorgan von Metopomyza nigrohumeralis. Maßstrich = 5 µm.<br />

28<br />

Allgemeine Morphologie<br />

Am Kopfsegment sind zahlreiche weitere Gruben lokalisiert, <strong>der</strong>en Lage hier beschrieben<br />

wird <strong>und</strong> die mit neuen, ihre Position reflektierenden Namen belegt werden: Zwei Paare von<br />

Gruben befinden sich auf <strong>der</strong> Gesichsmaske zwischen Dorsal- <strong>und</strong> Terminalkomplex <strong>und</strong> werden<br />

Innere Sinnesorgane (I) genannt (Abb. 15-17). Das obere Paar (I1) liegt in variablem Abstand<br />

über den Dorsalpapillen, I2 im allgemeinen am Oberrand des Terminalkomplexes. Die an<br />

den Seiten <strong>der</strong> Gesichtsmaske <strong>und</strong> <strong>der</strong> Mandibeln befindlichen Sinnesgruben werden dementsprechend<br />

Lateralsinnesorgane genannt. Sie fehlen oft o<strong>der</strong> sind so klein, daß sie nicht beobachtet<br />

werden können. Hinter <strong>der</strong> Gesichtsmaske liegen zwei Paare Oberer<br />

Lateralsinnesorgane, die oft einen großen Abstand voneinan<strong>der</strong> aufweisen <strong>und</strong> sich auf den<br />

Lateralplatten befinden (Abb. 376). Sowohl Lateralplatten als auch die Lateralsinnesorgane<br />

fehlen aber auch nicht selten. Neben dem M<strong>und</strong>rand liegen in variabler Position zwei Paare von<br />

meistens sehr kleinen Gruben dicht beieinan<strong>der</strong>, die Mittleren Lateralsinnesorgane. Diese<br />

zwei Gruben sind daran zu erkennen, daß die vor<strong>der</strong>e immer eine etwas höhere Position einnimmt<br />

als die hintere. Im unteren Bereich des M<strong>und</strong>randes liegt oft noch ein weiteres Paar von<br />

Gruben, die Unteren Lateralsinnesorgane. Diese ähneln den Submandibularorgane <strong>und</strong> befinden<br />

sich innerhalb <strong>der</strong> Ophiomyia-Gruppe neben ihnen unter den Mandibeln. Zumindest ein<br />

Teil <strong>der</strong> Lateralsinnesorgane sind, wenn das Präparat nicht zu dunkel ist, auch lichtmikroskopisch<br />

erkennbar. Beson<strong>der</strong>s die Mittleren Lateralorgane fallen als helle Punkte auf den Mandibeln<br />

auf.<br />

Die Stigmen<br />

Die Stigmenanordnung <strong>der</strong> Agromyziden ist wie bei fast allen cyclorrhaphen Larven amphipneustisch;<br />

ein Paar Tracheenöffnungen befindet sich jeweils auf dem ersten Thorakalsegment<br />

<strong>und</strong> dem elften Segment. Die Tracheenöffnungen werden von Filzkammern abgeschlossen,<br />

an <strong>der</strong>en Ende sich in <strong>der</strong> Regel mehrere Öffnungen befinden. Diese stellen eine Anpassung<br />

an aquatische <strong>und</strong> semiaquatische Habitate dar <strong>und</strong> sind schon innerhalb <strong>der</strong> Nematoceren


29<br />

Allgemeine Morphologie<br />

vorhanden (de Meijere 1895) Eine gründliche Beschreibung einer Filzkammer des dritten Larvalstadiums<br />

einer Tephritide liefern Jones & Kim (1988). Jede Öffnung endet in einer terminalen<br />

Knospe (engl. bulb), die mit dem Rest <strong>der</strong> Filzkammer in Verbindung steht. Die Anordnung<br />

<strong>und</strong> Anzahl <strong>der</strong> Knospen spielte in <strong>der</strong> Larvaldiagnostik eine bedeutende Rolle. In den Arbeiten<br />

de Meijeres (1925-1950) werden die Stigmen von neu beschriebenen Larven wesentlich öfter<br />

dargestellt als die Cephalopharyngealskelette. Merkmale, mit denen sich damals bestehende supraspezifische<br />

Taxa beschreiben ließen, fanden sich an den Stigmen kaum. Eine deutlich an<strong>der</strong>e<br />

Art von Hinterstigmen kommt bei Japanagromyza vor. Hier scheinen Öffnungsschlitze ganz<br />

zu fehlen o<strong>der</strong> an die Basis <strong>der</strong> Knospen verlagert zu sein (Abb. 84).<br />

Die folgenden Charakterisierungen gelten gleichermaßen für das zweite <strong>und</strong> dritte Stadium<br />

<strong>der</strong> Agromyzidenlarven. Beson<strong>der</strong>heiten des ersten Stadiums werden in Teil 4.3 beschrieben.<br />

Die terminalen Knospen <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Hinterstigmen lassen sich lichtmikroskopisch gut erkennen,<br />

während die auf je<strong>der</strong> Knospe befindliche Öffnung in den meisten Fällen nur durch<br />

REM-Aufnahmen sichtbar gemacht werden kann. Demgegenüber läßt sich die Zahl <strong>und</strong> Anordnung<br />

<strong>der</strong> Knospen insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>stigmen durch REM-Untersuchungen kaum bestimmen,<br />

weil sie bei den meisten Arten so eng zusammengewachsen von einem gemeinsamen Integument<br />

überzogen sind, daß sie nur eine mehr o<strong>der</strong> weniger glatte Oberfläche mit den Öffnungen<br />

besitzen. Die Untersuchung <strong>der</strong> Oberfläche durch REM-Aufnahmen zeigt aber auch,<br />

daß in manchen Fällen interessante Abweichungen vorkommen. So haben die Vor<strong>der</strong>stigmen<br />

<strong>der</strong> meisten Cerodontha-Arten <strong>und</strong> die Hinterstigmen von Metopomyza nigrohumeralis <strong>und</strong> Selachops<br />

flavocinctus sehr deutlich voneinan<strong>der</strong> abgesetzte terminale Knospen.<br />

Die auf <strong>der</strong> Dorsalseite des ersten Thorakalsegments eng nebeneinan<strong>der</strong> gelegenen Vor<strong>der</strong>stigmen<br />

haben an ihren terminalen Knospen im Gegensatz zu den Hinterstigmen <strong>und</strong> den Vor<strong>der</strong>stigmen<br />

<strong>der</strong> meisten Cyclorrhapha-Larven sehr kleine punktförmige Öffnungen. Die Häutungsnarbe<br />

befindet sich im Unterschied zu jener <strong>der</strong> Hinterstigmen auf <strong>der</strong> Außenseite. Häufig<br />

ist eine rosettenförmige Reihe (Cerodontha, Liriomyza, Amauromyza) o<strong>der</strong> eine mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

geordnete Doppelreihe von terminalen Knospen (Melanagromyza, Aulagromyza cornigera,<br />

Agromyza).<br />

Die Hinterstigmen <strong>der</strong> Agromyziden besitzen wie an<strong>der</strong>e Dipterenlarven fast stets schlitzförmige<br />

Öffnungen. Ursprünglich haben die Hinterstigmen <strong>der</strong> Cyclorrhapha-Larven vermutlich<br />

drei Öffnungen, flankiert von vier Drüsenöffnungen mit vier Büscheln von Spirakularhaaren<br />

(s. Jarial & Engstrom 1995). Auf <strong>der</strong> Innenseite gegenüber den Öffnungen liegt die Häutungsnarbe<br />

(s. Keilin 1944). Dieser Typ ist in nahezu allen Familien dominant, wie schon ein Blick<br />

in Sammelwerke über Larven wie Ferrar (1987) o<strong>der</strong> Smith (1989) zeigt. Auch bei Agromyziden<br />

ist dieser plesiomorphe Zustand präsent (Agromyza Abb. ). Verglichen mit an<strong>der</strong>en Dipterengruppen,<br />

ist allerdings bei Agromyziden <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Arten mit stark erhöhter Zahl von<br />

terminalen Knospen wesentlich größer. Der Modus <strong>der</strong> Knospen-Amplifikation sowie Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Stigmen, die weiterhin nur drei Knospen haben, lassen sich auf folgende morphologische<br />

Gr<strong>und</strong>typen zurückführen (Beispieltaxa in Klammern):<br />

Die drei terminalen Knospen sind gleich groß <strong>und</strong> können entwe<strong>der</strong> deutlich voneinan<strong>der</strong><br />

abgesetzt (Abb. 22) o<strong>der</strong> zusammengewachsen sein (Abb. 65), Spirakularhaare sind manchmal<br />

vorhanden (Agromyza, Nemorimyza, einige Amauromyza, Phytobia, Aulagromyza<br />

discrepans, Cerodontha (Poemyza)).<br />

Die drei terminalen Knospen sind deutlich unterschiedlich entwickelt, die hintere ist verlängert<br />

<strong>und</strong> die mittlere ist deutlich verkürzt. Drüsenöffnungen sind noch vorhanden (Abb. 24,<br />

155) (einige Amauromyza, Calycomyza, Phytoliriomyza, Liriomyza, Cerodontha). Auf die-


30<br />

Allgemeine Morphologie<br />

sem Verteilungsmuster aufbauend, kann sich die Zahl <strong>der</strong> Knospen in <strong>der</strong> Mitte um eine<br />

o<strong>der</strong> mehrere erhöhen (Cerodontha (B.) angulata).<br />

Die erhöhte Anzahl an Knospen bildet eine mehr o<strong>der</strong> weniger kreisförmige Kette, an <strong>der</strong>en<br />

offenen Enden die Häutungsnarbe liegt (Abb. 285; viele Liriomyza, Phytomyza krygeri, Aulagromyza<br />

hendeliana, Galiomyza morio). Die Form <strong>der</strong> Kette kann von <strong>der</strong> Kreisform abweichen,<br />

so z.B. seitlich zusammengedrückt sein, so daß eine Stigmenoberfläche mit zwei<br />

Hälften <strong>und</strong> je einer inneren <strong>und</strong> einer äußeren Reihe von Knospen entsteht (Abb. 381); die<br />

hintere <strong>der</strong> beiden Hälften kann wesentlich länger sein als die vor<strong>der</strong>e (Chromatomyia<br />

milii); die Kette kann auch weit geöffnet sein, so daß die Stigmen einreihig erscheinen (Phytomyza<br />

brunnipes). Ferner können sich die Reihen von Knospen vervielfachen.<br />

Die Stigmenoberfläche ist dicht mit Knospen ausgefüllt (Phytomyza flavicornis, Abb. 328;<br />

Metopomyza nigrohumeralis, Abb. 219, 220; Cerodontha s.str., Abb. 196). Lichtmikroskopisch<br />

ist in diesen Fällen oft erkennbar, daß die Filzkammer im Inneren baumartig verzweigt<br />

ist <strong>und</strong> die Knospen an diesen Zweigen sitzen.<br />

Die drei ursprünglichen Öffnungen liegen weit voneinan<strong>der</strong> entfernt dicht auf <strong>der</strong> Oberfläche.<br />

Aus den drei Knospen können artspezifisch unterschiedlich geformte voneinan<strong>der</strong> unabhängige<br />

Verzweigungen werden (Abb. 81-82; Sasakawa 1961, Fig. 18,20)<br />

(Japanagromyza).<br />

Eine Erklärung für die Vergrößerung <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> terminalen Knospen gibt es bisher nicht.<br />

Es ist aber unwahrscheinlich, daß die Agromyzidenlarven einen erhöhten Sauerstoffbedarf haben,<br />

denn mit <strong>der</strong> Amplifikation geht in fast allen Fällen eine Verkleinerung <strong>der</strong> Knospen <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Öffnungsschlitze einher. Bei <strong>der</strong> weiteren Suche nach möglichen Erklärungen sollte auch<br />

das Puparium berücksichtigt werden, das bei den meisten Agromyziden nicht über Prothorakalhörner<br />

verfügt (s. 4.5). Die nach wie vor geöffneten Stigmenöffnungen könnten, indem die<br />

Oberfläche <strong>der</strong> Puppe belüften, ein indirektes Atemorgan sein.<br />

Oft haben die Stigmen neben <strong>der</strong> Transpiration zusätzliche Funktionen erhalten. Einige Vor<strong>der</strong>-<br />

<strong>und</strong> Hinterstigmen bilden nach <strong>der</strong> Puparisation abstehende Strukturen, mit denen sich die<br />

Puparien in <strong>der</strong> Mine verankern (z. B. einige Chromatomyia Cerodontha). Die Knospen vieler<br />

Cerodontha (Poemyza)-Arten sind vermutlich deshalb verlängert <strong>und</strong> mit zusätzlichen Vorsprüngen<br />

versehen (Abb. 190), damit die Seide um sie herumgewickelt <strong>und</strong> befestigt werden<br />

kann, mit <strong>der</strong> das Puparium in <strong>der</strong> Mine aufgehängt ist. Bei einigen Nicht-Blattminierern erhalten<br />

die Hinterstigmen eine Lokomotionsfunktion; ein Beispiel sind die stark sklerotisierten zentralen<br />

Dornen <strong>der</strong> Hinterstigmen von Melanagromyza-Arten (Abb. 23), mit <strong>der</strong>en Hilfe sie sich<br />

vermutlich in den Stengelminen verankern können, während sich <strong>der</strong> Körper <strong>der</strong> Larve zusammenzieht<br />

o<strong>der</strong> streckt. Die Hinterstigmen <strong>der</strong> Samenminierer Phytomyza krygeri <strong>und</strong> Ph. tenella<br />

Meigen, 1830 sind breite, apikal abgeflachte hufartige Strukturen, die dem letzten Segment<br />

relativ weit seitlich ansitzen. Bei <strong>der</strong> letzteren Art sind sie zusätzlich auffallend stark sklerotisiert.<br />

Sie könnten als Abstoßorgan dienen. Wenn die Larve in einen neuen Samen innerhalb <strong>der</strong><br />

Kapsel einzudringen versucht, kann sie sich gegen ihn drücken, indem sie sich mit Hilfe <strong>der</strong><br />

Hinterstigmen von <strong>der</strong> gegenüberliegenden Kapselwand abstößt.


31<br />

Allgemeine Morphologie<br />

Abb. 22-25: Verschiedene Hinterstigmen: Von l. o. nach r. u.: 22: drei gleiche Knospen mit Spirakularhaaren<br />

(Agromyza albipennis); 23: Vervielfältigte Knospen mit zentralem Horn <strong>und</strong> weiterhin vorhandenen Drüsenöffnungen<br />

(Pfeile) (Melanagromyza lappae); 24: drei Knospen von unterschiedlicher Größe ohne Spirakularhaare,<br />

mit auffälligem Spirakularorgan (schwarzer Pfeil) (Phytoliriomyza melampyga); 25: Vervielfältigte<br />

Knospen (Phytomyza ranunculi). Maßstriche = 50 µm.<br />

Das letzte Segment <strong>und</strong> die Position <strong>der</strong> Hinterstigmen<br />

Das elfte <strong>und</strong> letzte Körpersegment <strong>der</strong> Agromyzidenlarven beginnt deutlich vor <strong>der</strong> ventral<br />

gelegenen Analöffnung <strong>und</strong> ist bei manchen Taxa durch zwei Reihen Muskelansatzstellen <strong>und</strong><br />

Dentikeln weiter unterglie<strong>der</strong>t (Abb. 45), was von Hennig (1973) bei allen cyclorrhaphen Dip-


32<br />

Allgemeine Morphologie<br />

terenlarven mit sek<strong>und</strong>ärer Segmentierung erklärt wird. Eine zumeist auf den ventralen Teil beschränkte<br />

Reihe von Muskelansatzstellen <strong>und</strong> Dentikeln liegt hinter <strong>der</strong> Analöffnung (einige<br />

Agromyza, Nemorimyza). Bei den Agromyza-rufipes- <strong>und</strong> -albipennis-Gruppen bildet <strong>der</strong> Bereich<br />

<strong>der</strong> Hinterstigmen zusammen mit den mit Sinnesorganen besetzten Subspirakularprozessen<br />

ein deutlich zugespitztes Körperende (Stigmenplatte). Einige Melanagromyza-,<br />

Tropicomyia- <strong>und</strong> Cerodontha-Arten besitzen Hinterstigmen, die hier aber ohne Subspirakularprozesse<br />

ebenfalls eine Einheit an <strong>der</strong> Spitze des letzten Segments bilden. Die übrigen Taxa<br />

(darunter Japanagromyza <strong>und</strong> die übrigen Agromyza-Arten) haben ein stumpfes, kurzes Hinterende<br />

mit am Dorsalrand getrennt inserierenden Hinterstigmen. Die zwei Subspirakularprozesse<br />

befinden sich, soweit vorhanden, nebeneinan<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> ventralen Hälfte des Segments. Muskelansatzstellen<br />

<strong>und</strong> seltener auch Dentikel verteilen sich oft in kurzen Reihen unregelmäßig<br />

auf dem Segment.<br />

An <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Hinterstigmen befindet sich bei nicht sehr vielen Arten noch je ein Sinnesorgan,<br />

das ich hier Spirakularorgan nenne (Abb. 26-27). Bei Agromyza <strong>und</strong> Japanagromyza<br />

ist es als Stäbchensinnesorgan entwickelt, während es unter an<strong>der</strong>em bei zahlreichen<br />

Liriomyza- <strong>und</strong> Calycomyza-Arten die Struktur von Campaniformen Sensillen hat (Abb. 24,<br />

214). Cerodontha (Butomomyza) <strong>und</strong> C. (Poemyza) haben ein ungewöhnlich vergrößertes Spirakularorgan<br />

mit unbekannter Funktion (Abb. 379, 180), das von Nowakowski (1973)<br />

"Raspelwarzen" genannt wurde.<br />

Bei den erwähnten Subspirakularprozessen handelt es sich um lichtmikroskopisch erkennbare<br />

Wölbungen, die an <strong>der</strong> Spitze Sinnesorgane tragen. Gelegentlich sind an den entsprechenden<br />

Stellen keine Wölbungen son<strong>der</strong>n ausschließlich Sinnesorgane vorhanden, solche Strukturen<br />

werden dann Subspirakularorgane genannt. Diese nicht aufgewölbten Prozesse liegen<br />

z. B. bei Amauromyza verbasci <strong>und</strong> A. lamii sowie innerhalb <strong>der</strong> Phytomyza-Gruppe noch in einigen<br />

Fällen (Napomyza eximia, N. lateralis) vor, bei weiteren Arten letzterer Gruppe fehlen<br />

die Spirakularprozesse ganz. Auch innerhalb <strong>der</strong> meisten an<strong>der</strong>en Gruppen fehlen sie bei zahlreichen<br />

Arten, z. B. innerhalb <strong>der</strong> Ophiomyia-Gruppe, bei Nemorimyza posticata, Ptochomyza<br />

asparagivora, Selachops flavocinctus <strong>und</strong> einigen Liriomyza- <strong>und</strong> Cerodontha-Arten. Innerhalb<br />

von Agromyza <strong>und</strong> Japanagromyza sind sie dagegen stets präsent. Die beobachtete maximale<br />

Zahl <strong>der</strong> zugehörenden Sinnesorgane beträgt drei, dies kommt bei einigen Agromyza-Arten vor.<br />

Dort weisen die direkt unter den Stigmen befindlichen Subspirakularprozesse (s. u.) je zwei<br />

Stäbchensinnesorgane <strong>und</strong> noch eine Campaniforme Sensille auf. Zwei Stäbchensinnesorgane<br />

sind ebenfalls bei Japanagromyza perpetua <strong>und</strong> J. parvula gef<strong>und</strong>en worden, ein Stäbchensinnesorgan<br />

<strong>und</strong> eine Campaniforme Sensille haben J. etiennei, Gymnophytomyza heteroneura<br />

<strong>und</strong> die zwei untersuchten blattminierenden Amauromyza-Arten. Bei Aulagromyza,<br />

Phytoliriomyza, Liriomyza (<strong>und</strong> Galiomyza) sind nur noch <strong>und</strong>eutlich zwei campaniforme Sensillen<br />

zu erkennen.<br />

Die längliche, in Längsrichtung verlaufende Analöffnung liegt ventral auf einem halbkugeligen<br />

o<strong>der</strong> nur schwach gewölbten Bereich, <strong>der</strong> hier als Ganzes Analwölbung genannt wird. Sie<br />

ist bei jenen Taxa, <strong>der</strong>en letzte Segmente auch an an<strong>der</strong>en Stellen behaart o<strong>der</strong> bedornt sind,<br />

normalerweise ebenfalls mit Dentikeln o<strong>der</strong> feineren Haaren besetzt. Der Begriff “Analwölbung“<br />

wird zur Abgrenzung von “Analplatte“ (“anal plate“, Meier 1996; “perianal pad“ Teskey<br />

1981) verwendet, mit <strong>der</strong> eine stets unbehaarte Fläche mit extrem dünner Cuticula beschrieben<br />

wird (Stoffolano 1970).<br />

Auf je<strong>der</strong> Hälfte befindet sich häufig ein flaches Sinnesorgan, das Analsinnesorgan (Abb.<br />

247) genannt wird. Vermutlich sind die Analprozesse (Abb. 213) mit diesen homolog. Diese<br />

bezeichnen paarige, oft sehr lange zugespitzte Zipfel auf je<strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Analwölbung, auf denen<br />

oft Sinnesorgane nicht mehr nachzuweisen sind (z. B. Calycomyza, Amauromyza,


33<br />

Allgemeine Morphologie<br />

Phytoliriomyza, einige Liriomyza). Diese Analprozesse sind bei zahlreichen Calycomyza-Arten<br />

sklerotisiert <strong>und</strong> extrem vergrößert <strong>und</strong> dienen dort vermutlich <strong>der</strong> Verankerung des Pupariums<br />

in <strong>der</strong> Mine. Die Sinnesorgane am hinteren Körpersegment <strong>der</strong> Cyclorrhapha-Larven werden in<br />

vielen REM-Untersuchungen zugunsten <strong>der</strong> Hinterstigmen <strong>und</strong> des Kopfsegments vernachlässigt.<br />

Vorhandene Abbildungen deuten jedoch darauf hin, daß an<strong>der</strong>e Larven über erheblich<br />

mehr Sinnesorgane verfügen (z. B. Tephritidae: Phillips 1946, figs 95-147; Carroll & Wharton<br />

1989 Fig. 37; Whyatt & Elson-Harris 1992; Drosophila: Kankel 1980, Fig. 20). Deshalb ist es<br />

wahrscheinlich, daß es sich bei den vorhandenen Sinnesorganen um Plesiomorphien handelt.<br />

Von weitergehenden Interpretationen wird jedoch abgesehen.<br />

Abb. 26-27: Subspirakularprozesse. Von links: 26: Subspirakularproze? mit einem Stäbchensinnesorgan<br />

<strong>und</strong> einer Campaniformen Sensille (Pfeil) (Amauromyza ?lamii); 27: Subspirakularproze? mit zwei Campaniformen<br />

Sensillen (Pfeile) (Liriomyza bryoniae). Maßstriche = 5 µm. (Pfeile).<br />

4.3. Die Larven des ersten Stadiums<br />

Während die Larven des zweiten Stadiums in <strong>der</strong> Regel eine verkleinerte Ausführung des<br />

dritten Stadiums darstellen (Ausnahme: Phytomyza flavicornis), zeigen sich bei den ersten Stadien<br />

einige deutliche Unterschiede, die vor allem die Mandibeln, das Cephalopharyngealskelett<br />

<strong>und</strong> die Stigmen betreffen. Allgemein ist die Ausstattung mit Haaren <strong>und</strong> Sinnesorganen geringer<br />

als bei den größeren Larven.<br />

Beson<strong>der</strong>s interessant ist die strukturelle Vielfalt <strong>der</strong> L1-M<strong>und</strong>haken, über die in <strong>der</strong> Literatur<br />

bisher noch nichts berichtet wurde: Zum einen kommen Arten vor, bei denen hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> Form <strong>der</strong> Mandibeln keine deutliche Abweichung von den späteren Stadien festzustellen<br />

ist. Folgende Gr<strong>und</strong>typen sind zu unterscheiden:<br />

Die M<strong>und</strong>haken alternieren nicht, ebensowenig wie jene <strong>der</strong> späteren Stadien (einige<br />

Agromyza, Abb. 88, 89; Nemorimyza, Abb. 164).


34<br />

Allgemeine Morphologie<br />

Die M<strong>und</strong>haken alternieren auf verschiedene Weise <strong>und</strong> können hierin sowohl den späteren<br />

Stadien entsprechen (z. B. Japanagromyza, Abb. 92; Amauromyza, Abb. 165, 166; Phytomyza<br />

continua Abb. 351) als auch abweichen. So haben nur die ersten Larvalstadien von<br />

Agromyza johannae <strong>und</strong> filipendulae größere rechte Mandibeln, in den späteren Stadien sind<br />

sie gleich (Abb. 89, 90, 51, 52).<br />

Die Mandibeln bilden eine funktionelle Einheit <strong>und</strong> sind in unterschiedlichem Grade miteinan<strong>der</strong><br />

verwachsen (z. B. Aulagromyza, Abb. 290, 299-302; viele Phytomyza, Abb. 351-355,<br />

367). An <strong>der</strong> Verwachsung sind vor allem die oberen M<strong>und</strong>haken bei<strong>der</strong> Mandibeln beteiligt.<br />

Zwischen diesen entsteht ein Hohlraum, dem die Funktion eines vorgezogenen Nahrungsrohrs<br />

zukommt. In an<strong>der</strong>en Fällen sind die Mandibeln am Oberrand deutlich über den<br />

oberen M<strong>und</strong>haken miteinan<strong>der</strong> verwachsen (z. B. Phytoliriomyza variegata Abb. 216). In<br />

diesem Fall bleiben die M<strong>und</strong>haken selbst getrennt, <strong>und</strong> es entsteht kein erweitertes Nahrungsrohr.<br />

Es ist nur noch eine Reihe von M<strong>und</strong>haken vorhanden, <strong>der</strong>en Zugehörigkeit zu einer bestimmten<br />

Mandibel nicht feststellbar ist (Napomyza lateralis, Abb.321, 350; Melanagromyza<br />

lappae Abb. 87, 129). Ein zentraler Hohlraum fehlt.<br />

Die Anzahl <strong>der</strong> M<strong>und</strong>haken erster Stadien weicht in vielen Fällen von denen <strong>der</strong> späteren<br />

Stadien <strong>der</strong> jeweiligen Art ab. Sie kann sowohl erniedrigt als auch erhöht sein.<br />

Durch die Fusion <strong>der</strong> oberen M<strong>und</strong>haken entstehende vorgezogene M<strong>und</strong>öffnung wird vermutlich<br />

die Effizienz <strong>der</strong> Nahrungsaufnahme verbessert. Der aus den durch die Minierbewegung<br />

zerstörten Zellen austretende Saft kann mit Hilfe dieser M<strong>und</strong>haken vermutlich unmittelbar<br />

aufgesaugt werden bevor er sich durch Adhäsionskräfte in den Zwischenräumen <strong>der</strong> umgebenden<br />

Pflanzenzellen verteilt <strong>und</strong> damit nicht mehr als Nahrung verfügbar ist.<br />

Die bei manchen Nicht-Blattminierern zu beobachtende Bildung einer einzelnen Reihe von<br />

M<strong>und</strong>haken kann eine Anpassung an härteres Substrat sein, für das die Muskelkraft <strong>der</strong> Larve<br />

auf wenige M<strong>und</strong>haken konzentriert werden muß. In jedem Fall deutet die Diversität <strong>der</strong><br />

M<strong>und</strong>hakenbildungen auf sehr unterschiedliche Lebensbedingungen <strong>der</strong> Entwicklungsstadien<br />

von Agromyzidenlarven hin.<br />

Oft sind an den Mandibeln nicht nur zwei son<strong>der</strong>n drei Löcher zu erkennen (Abb. 168, 169);<br />

gelegentlich ist ihre Zahl an den beiden Mandibeln verschieden (einige Cerodontha). Lateralsklerite<br />

sind bei ersten Larvenstadien weit verbreitet, oft finden sie sich auch bei solchen Arten,<br />

<strong>der</strong>en spätere Stadien keine solchen mehr erkennen lassen, vor allem bei Cerodontha (s. auch<br />

Nowakowski 1973) <strong>und</strong> Liriomyza. Das Labialsklerit ist in <strong>der</strong> Regel (Ausnahmen: Agromyza,<br />

Japanagromyza) gut sichtbar, aber ein Hineinragen des vor<strong>der</strong>en Teils in den Mandibelzwischenraum<br />

ist nur bei Phytoliriomyza melampyga deutlich erkennbar. Das Mittelstück ist stets<br />

mit dem Basalteil verwachsen. Die Dorsalflügelbrücke fehlt bei keiner Art, auch nicht innerhalb<br />

<strong>der</strong> Ophiomyia-Gruppe, innerhalb <strong>der</strong> sie in den späteren Stadien reduziert ist. Der in fast<br />

allen Fällen ungeteilte Dorsalflügel kann recht unterschiedliche Formen <strong>und</strong> Größen annehmen.<br />

Oft ist er an <strong>der</strong> Basis schmaler als im Mittelteil; entwe<strong>der</strong> stark gebogen o<strong>der</strong> auch fast gerade.<br />

Der Ventralflügel ist in <strong>der</strong> Regel gerade <strong>und</strong> kann sowohl deutlich kürzer als auch etwa genauso<br />

lang wie <strong>der</strong> Dorsalflügel sein. Ein Fenster, das sich dann eher im vor<strong>der</strong>en Bereich befindet,<br />

kommt nur gelegentlich innerhalb <strong>der</strong> Phytomyza-Gruppe <strong>und</strong> bei Aulagromyza vor. Das Cephalopharyngealskelett<br />

hat insgesamt eine eher schlanke Form <strong>und</strong> eine gleichmäßigere Pigmentierung<br />

als jene <strong>der</strong> späteren Entwicklungsstadien.<br />

Generell galten die ersten Larvenstadien <strong>der</strong> Agromyziden <strong>und</strong> Cyclorrhapha im allgemeinen<br />

als metapneustisch, d.h. es befindet sich nur ein Paar Stigmen am letzten Segment. Die<br />

Vor<strong>der</strong>stigmen scheinen aber zumindest teilweise aufgr<strong>und</strong> ihrer Kleinheit übersehen worden


35<br />

Allgemeine Morphologie<br />

zu sein. Kitching (1976) fand bei einigen Larven <strong>der</strong> Calyptraten auch im ersten Stadium unauffällige<br />

Vor<strong>der</strong>stigmen mit je einer schlitzförmigen Öffnung. Auch bei Liriomyza pusilla<br />

konnten sehr kleine Vor<strong>der</strong>stigmen mit je einer punktförmigen Öffnung gef<strong>und</strong>en werden<br />

(Abb. 158).<br />

Die Hinterstigmen besitzen nach <strong>der</strong> mir zugänglichen Literatur zwei Öffnungen <strong>und</strong> in <strong>der</strong><br />

Regel vier Drüsenöffnungen mit Spirakularhaaren. Die folgenden Literaturzitate enthalten<br />

Nachweise für die jeweils genannten Taxa (es handelt sich nicht um Beschreiber): Drosophila<br />

melanogaster (Bodenstein 1965), Tephritidae (z. B. Carroll & Wharton 1989, Goeden & Headrick<br />

1992), Chamaemyiidae: Leucopis ninae (Gaimari & Turner 1996), Otitidae: Tetanops myopaeformis<br />

(Bjerke et al. 1992), Anthomyiiae: Acidia heraclei (Keilin & Tate 1944). Souto Couri<br />

(1992) berichtet dagegen von nur einer Öffnung bei Fannia pusio.<br />

Bei den ersten Larvenstadien <strong>der</strong> Agromyziden sind die Öffnungen kaum zu erkennen, <strong>der</strong><br />

Form nach ist es aber wahrscheinlich, daß ebenfalls zwei Öffnungen vorhanden sind. Spirakularhaare<br />

fehlen bei allen untersuchten Agromyziden, auch bei Agromyza anthracina, <strong>der</strong>en spätere<br />

Stadien Spirakularhaare aufweisen.<br />

4.4. Puparien<br />

Das Integument <strong>der</strong> Puparien besteht aus <strong>der</strong> nachträglich verstärkten Larvencutikula des<br />

dritten Larvenstadiums, darin befindet sich die dünnhäutige Puppe. Während <strong>der</strong> Puparisation<br />

erfährt die Cuticula einige Umgestaltungen. Die Oberflächenstruktur wird durch die Sklerotisierung<br />

äußerlich verän<strong>der</strong>t <strong>und</strong> verliert nach bisherigen Erfahrungen gegenüber <strong>der</strong> Larve an<br />

Details. Der vor<strong>der</strong>e Teil des Larvenkörpers wird auf <strong>der</strong> Ventralseite eingezogen, so daß we<strong>der</strong><br />

M<strong>und</strong>haken noch Gesichtsmaske von außen noch einsehbar sind (s. Hennig 1973). Die<br />

Vor<strong>der</strong>stigmen werden aus ihrer dorsalen Position nach vorne geschoben <strong>und</strong> bilden die Spitze<br />

des Pupariums o<strong>der</strong> rücken sogar nach ventral, wie Chromatomyia-Arten (Abb. 21). Um das<br />

Ausschlüpfen <strong>der</strong> Imago zu ermöglichen, werden Sollbruchstellen gebildet, an denen sich das<br />

Puparium leicht öffnen kann. Es entstehen normalerweise zwei Pupariumsdeckel, ein dorsaler,<br />

<strong>der</strong> die Vor<strong>der</strong>stigmen umfaßt, <strong>und</strong> ein ventraler, mit dem innen das Cephalopharyngealskelett<br />

<strong>der</strong> L3-Larve verb<strong>und</strong>en ist. Innerhalb <strong>der</strong> Ophiomyia-Gruppe existiert eine weitere längs verlaufende<br />

Bruchnaht, die den oberen Deckel in zwei symmetrische Hälften teilt (Abb. 31). Die<br />

Funktion dieser Naht kann durch folgende Überlegungen erklärt werden:<br />

Die ursprüngliche Situation ist mit Sicherheit, daß sich das Puparium im Boden befindet,<br />

wenn die adulte Fliege schlüpft. Die Verpuppung sowie das anschließende Ausschlüpfen in <strong>der</strong><br />

jeweiligen Mine, wie es vor allem bei den Arten <strong>der</strong> Ophiomyia-Gruppe, Chromatomyia, Cerodontha<br />

<strong>und</strong> Calycomyza vorkommt, stellt damit eine neue Situation dar. Neue Anpassungen in<br />

diesem Zusammenhang können z. B. die Verankerung des Pupariums in <strong>der</strong> Mine betreffen (s.<br />

Stigmenteil, S. 28 ff.), aber auch die Schaffung einer komfortablen Öffnung zum Entweichen<br />

geschlüpften Fliege. Ein wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang ist zweifellos auch, daß<br />

sich die präformierte Öffnung <strong>der</strong> Mine genau dorsal über dem Kopfteil des Pupariums befindet.<br />

Die Position des Pupariums in <strong>der</strong> Mine kann es erfor<strong>der</strong>n, daß die schlüpfenden Imagines<br />

das Puparium nicht in gera<strong>der</strong> Richtung verlassen können, wie es im Boden möglich ist, son<strong>der</strong>n<br />

nach dorsal abknicken müssen. Dabei führen sie nicht nur eine "unnatürliche" Biegung des<br />

Körper in dorsale Richtung aus, es kann ihnen dabei auch <strong>der</strong> dorsale Öffnungsdeckel des Pupariums<br />

zum Hin<strong>der</strong>nis werden. Die zusätzliche Längsspaltung des oberen Deckels innerhalb<br />

<strong>der</strong> Ophiomyia-Gruppe läßt sich also als Adaptation an die Verpuppung in <strong>der</strong> Mine erklä-


36<br />

Allgemeine Morphologie<br />

ren. Die zwei Hälften können von <strong>der</strong> schlüpfenden Fliege zur Seite geschoben werden <strong>und</strong><br />

sind kaum noch beim Verlassen <strong>der</strong> Mine im Wege.<br />

Abb. 28-31: Vor<strong>der</strong>teile von Puparien mit Öffnungsnarben. Von l. o. nach r. u.: Chromatomyia milii, 28: lateral;<br />

29: dorsal; Tropicomyia theae, 30: lateral, 31: dorsal. Maßstrich = 0,5 mm.<br />

Eine weitere Lösung des gleichen Problems stellt das in <strong>der</strong> Mine umgedrehte Puparium von<br />

Chromatomyia, Phytomyza ilicis <strong>und</strong> zahlreichen Cerodontha-Arten dar. Die Fliege liegt mit<br />

ihrer Unterseite nach oben <strong>und</strong> kann beim Schlüpfen eine für sie wesentlich leichtere Ventralbiegung<br />

des Körpers ausführen. Hinzu kommt, daß durch die "Pantoffelform" (vor allem bei<br />

Chromatomyia) des Pupariums <strong>der</strong> untere Deckel genau an <strong>der</strong> Blattepi<strong>der</strong>mis. Diese wird dann<br />

zusammen mit dem Aufsprengen des Pupariums geöffnet.<br />

4.5. Prothorakalhörner<br />

Ein weiteres Merkmal, das die Puparien von den Larven des dritten Stadiums unterscheidet,<br />

sind die "Prothorakalhörner". Diese sind, obwohl von außen sichtbar, keine eigentlichen Bestandteile<br />

<strong>der</strong> Pupariumhülle son<strong>der</strong>n sklerotisierte Verlängerungen <strong>der</strong> Prothorakalstigmen <strong>der</strong><br />

Puppe. Erst im Verlauf <strong>der</strong> Puppenentwicklung brechen diese spitzen mit winzigen Poren besetzten<br />

Verlängerungen im Bereich <strong>der</strong> hinteren quer verlaufenden Bruchnaht an präformierten<br />

Stellen durch das Integument des Pupariums. Ihre Funktion besteht in <strong>der</strong> Sauerstoffversorgung<br />

<strong>der</strong> Puppe. Zahlreiche Arten sowohl <strong>der</strong> Agromyzidae als auch an<strong>der</strong>er Dipterengruppen benötigen<br />

dieses Organ jedoch offensichtlich nicht. Über die nach wie vor geöffneten Knospen <strong>der</strong><br />

larvalen Vor<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Hinterstigmen dringt vermutlich Luft in Zwischenräume zwischen Pupariumhülle<br />

<strong>und</strong> Puppe. Sie tragen damit indirekt zur Sauerstoffversorgung bei. Die Puppe kann


37<br />

Allgemeine Morphologie<br />

sich dann entwe<strong>der</strong> durch Hautatmung o<strong>der</strong> durch Prothorakalstigmen, die nicht zu Hörnern<br />

verlängert sind, mit Sauerstoff versorgen. Das Fehlen von Prothorakalhörnern bedeutet nicht<br />

notwendigerweise die völlige Abwesenheit <strong>der</strong> entsprechenden Stigmen unter <strong>der</strong> Oberfläche<br />

des Pupariums. Prothorakalstigmen, die nicht durch die Cuticula des Pupariums brechen, wurden<br />

von mir bei beiden untersuchten Galiomyza-Arten gef<strong>und</strong>en.<br />

Prothorakalhörner sind vermutlich ein plesiomorphes Merkmal, denn sie sind schon von Nematocera<br />

bekannt (de Meijere 1902). Innerhalb <strong>der</strong> Cyclorrhapha wurden sie häufig bei Calyptraten<br />

beschrieben, man sie bei den Acalyptraten dagegen neben den Agromyziden bisher nur<br />

von Odiniiden <strong>und</strong> Heleomyziden (Ferrar 1987). Innerhalb <strong>der</strong> Agromyziden sind schon frühzeitig<br />

Prothorakalhörner bei Agromyza- (de Meijere 1925) <strong>und</strong> Cerodontha-Arten (SG<br />

Butomomyza, Dizygomyza) (Nowakowski 1973) beschrieben worden. Untersuchungen durch v.<br />

Tschirnhaus <strong>und</strong> mir zeigen jedoch, daß Prothorakalhörner innerhalb <strong>der</strong> Agromyziden wesentlich<br />

weiter verbreitet sind.<br />

Für den sicheren Nachweis des Fehlens von Prothorakalhörnern sollten Puparien vorliegen,<br />

aus denen adulte Fliegen geschlüpft sind. Dieses gilt, weil die Prothorakalhörner, wie erwähnt,<br />

erst im Verlauf <strong>der</strong> Puppenentwicklung die Pupariumhülle durchbrechen. Schon wenn die Puppen<br />

vorzeitig absterben o<strong>der</strong> parasitiert sind, ist ein sicherer Bef<strong>und</strong> nicht mehr möglich. Deshalb<br />

wurden von mir neben eigenem Material zahlreiche Puparien aus <strong>der</strong> Sammlung des Natural<br />

History Museum, London (NHM) durchgemustert, die sich an den Nadeln von gezogenen<br />

Imagines befinden.<br />

Bei folgenden Arten bzw. supraspezifischen Taxa sind Prothorakalhörner sicher nachgewiesen:<br />

Agromyza (zahlreiche Arten, nicht bei Fabaceen-Minierern), Japanagromyza salicifolii, J.<br />

perpetua, Phytobia cambii, Nemorimyza posticata, N. fuscibasis (Malloch, 1934), Nemorimyza<br />

maculosa (Malloch, 1913), Amauromyza (nicht alle Arten), Calycomyza (einige Arten), Cerodontha<br />

(einige Vertreter <strong>der</strong> SG Dizygomyza <strong>und</strong> Butomomyza).<br />

Die Prothorakalhörner von Cerodontha-Arten sind teilweise von bemerkenswerter Größe.<br />

Innerhalb <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Gruppen, in denen sie nachgewiesen werden konnten, sind sie dagegen<br />

sehr klein, unauffällig <strong>und</strong> erst bei stärkerer Vergrößerung zu erkennen. Deshalb ist es nicht unwahrscheinlich,<br />

daß sie in an<strong>der</strong>en Dipterenfamilien gelegentlich übersehen worden sind <strong>und</strong><br />

daß noch weitere Familien <strong>der</strong> Acalyptratae existieren, bei denen sie vorkommen.<br />

4.6. Vergleich <strong>der</strong> larvalen Fraßbewegungen bei<br />

saprophagen Cyclorrhapha <strong>und</strong> Agromyzidae<br />

In diesem Teil soll eine erste Interpretation <strong>der</strong> Muskulatur des Cephalopharyngealskeletts<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> beobachteten Bewegungen des Kopfsegments vorgestellt werden. Dabei wird auf bereits<br />

in früheren Abschnitten erklärte Skelettmerkmale zurückgegriffen. Die Beobachtungen basieren<br />

auf einfachen Totalpräparaten frischer, in Glycerin fixierter Larven. Eine lohnende Aufgabe<br />

könnte es sein, durch Schnittserien die Kenntnisse <strong>der</strong> Muskulatur über die Agromyziden<br />

im Vergleich mit an<strong>der</strong>en Dipterenlarven zu vertiefen.<br />

Bei den sapro- <strong>und</strong> mikrophagen Cyclorrhapha-Larven, die anerkanntermaßen den ursprünglichen<br />

Ernährungstyp darstellen, werden die Mandibeln von Adduktoren <strong>und</strong> Abduktoren bewegt,<br />

die am unteren Flügel des Basalteils des Cephalopharyngealskeletts inserieren (Schremmer<br />

1956, Roberts 1969b, 1971). Bei einigen Arten kann auch das Mittelstück relativ zum Basalstück<br />

bewegt werden; dies geschieht vermutlich indirekt, ebenfalls verursacht durch die Adduktoren<br />

<strong>und</strong> Abduktoren (Roberts 1971). Die vor<strong>der</strong>en Teile des Cephalopharyngealskeletts<br />

werden also gegen das Basalteil bewegt. Daneben spielen auch die außen am Basalteil ansit


38<br />

Allgemeine Morphologie<br />

zenden <strong>und</strong> mit dem Integument verb<strong>und</strong>enen Protraktor- <strong>und</strong> Retraktormuskeln eine wichtige<br />

Rolle für den gesamten Bewegungsablauf (Roberts 1971). Sie ermöglichen vor- <strong>und</strong> rückziehende<br />

Bewegungen. Die Larven können entsprechend grabende <strong>und</strong> wühlende Bewegungen in<br />

schlammigen semiaquatischen Substraten ausführen o<strong>der</strong> präoral vorverdaute Nahrung in die<br />

M<strong>und</strong>öffnung beför<strong>der</strong>n.<br />

Die hier beschriebene Bewegungsweise saprophager Dipterenlarven ist von Frick (1952) ungeprüft<br />

auf die Agromyziden übertragen worden. Die Beobachtung leben<strong>der</strong> Larven zeigt jedoch,<br />

daß die Eigenbewegung <strong>der</strong> Mandibeln gegen den Rest <strong>der</strong> M<strong>und</strong>werkzeuge bei den Minierbewegungen<br />

eine nur geringe o<strong>der</strong> gar keine Rolle spielt. Vielmehr wird <strong>der</strong> ganze Vor<strong>der</strong>körper<br />

mit Art- <strong>und</strong> Substratspezifisch unterschiedlicher Geschwindigkeit dorsoventrad hin<strong>und</strong><br />

herbewegt, während sich die Stellung <strong>der</strong> Mandibeln zum hinteren Teil des Cephalopharyngealskeletts<br />

kaum verän<strong>der</strong>t. Die Größe des Bewegungswinkels kann art- <strong>und</strong> substratspezifisch<br />

stark unterschiedlich sein. Streck- <strong>und</strong> Rückziehbewegungen des Vor<strong>der</strong>teils, wie sie charakteristisch<br />

für viele Dipterenlarven sind, kommen bei Agromyziden nicht vor. Wenn diese<br />

die Pflanzenzellen in Reichweite <strong>der</strong> M<strong>und</strong>haken konsumiert haben, schieben sie stattdessen<br />

den ganzen Körper ein Stück vor.<br />

Für die oft weit ausholenden Minierbewegungen, die das komplette Cephalopharyngealskelett<br />

einbeziehen, ist die beschriebene Muskulatur nutzlos. Anhand von Totalpräparaten frischer<br />

Larven im dritten Stadium konnten auch tatsächlich keine Muskeln mehr gef<strong>und</strong>en werden, die<br />

von den Mandibeln zum Ventralflügel des Basalteils reichen. Am Mandibularkomplex inserieren<br />

ventral zwei dickere Muskelbündel <strong>und</strong> dorsal ein dünneres. Alle sind offenbar weit hinter<br />

dem Cephalopharyngealskelett mit dem Integument verb<strong>und</strong>en. Auch die bildliche Darstellung<br />

des ersten Larvalstadiums von Phytomyza ilicis in Miall & Taylor (1907), die von den Autoren<br />

nicht im Text kommentiert o<strong>der</strong> beschrieben wurde, läßt diese Interpretation zu. Die Ventralbewegung,<br />

die mehr Kraft erfor<strong>der</strong>t als die Rückbewegung, wird vermutlich auch durch die sehr<br />

starken Längsmuskeln <strong>der</strong> folgenden Segmente unterstützt. Das Basalstück als Gegenpart für<br />

die Bewegung <strong>der</strong> Mandibeln hat damit bei den Agromyziden seine Bedeutung verloren. Aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> noch unvollständigen Ergebnisse dieser Untersuchung läßt sich <strong>der</strong>zeit kaum abschätzen,<br />

ob Teile <strong>der</strong> beobachteten Muskeln an den Mandibeln <strong>der</strong> Agromyziden mit den Abduktoren<br />

<strong>und</strong> Adduktoren an<strong>der</strong>er Cyclorrhapha homolog sind. Die Tatsache, daß das Kopfsegment<br />

<strong>der</strong> Agromyziden unmittelbar am Ventralrand <strong>der</strong> Mandibeln endet, macht es jedoch<br />

wahrscheinlich, daß das untere Muskelbündel zur Längsmuskulatur des ersten Thorakalsegments<br />

gehört. Bei vielen Arten ist gut zu erkennen, daß dieses Bündel nicht vollständig an den<br />

eigentlichen Mandibeln ansitzt, son<strong>der</strong>n auch an <strong>der</strong> etwas darunter befindlichen stärker sklerotisierten<br />

Cuticula.<br />

Auf <strong>der</strong> Dorsalseite des Cephalopharyngealskeletts ist die Muskulatur wesentlich schwächer<br />

ausgeprägt, da die Rückziehbewegung verständlicherweise erheblich weniger Kraft erfor<strong>der</strong>t<br />

als die ventrad gerichtete Kratzbewegung. Die hintere Erweiterung <strong>der</strong> linken, kleineren Mandibel<br />

bei vielen Phytomyzinae (z. B. Abb. 150) könnte mit dem Ansatz <strong>der</strong> Muskulatur in Zusammenhang<br />

stehen.<br />

4.7. Funktionsmorphologische Interpretation einiger<br />

Larvalmerkmale<br />

Räumliche Aspekte<br />

Die folgenden Überlegungen sollen einige spezifische Eigenheiten unterschiedlicher Minentypen<br />

verdeutlichen, die für das Verständnis <strong>der</strong> Larvalmorphologie wichtig sind.


39<br />

Allgemeine Morphologie<br />

Obwohl einige Blattminierer <strong>der</strong> Gattung Agromyza sich sehr frei in <strong>der</strong> Mine bewegen <strong>und</strong><br />

nicht immer ihre Lateralseiten den Epi<strong>der</strong>misschichten zuwenden, so sind doch die meisten Arten<br />

in ihrer Bewegungsmöglichkeit in <strong>der</strong> Mine sehr eingeschränkt. Sie leben unter <strong>der</strong> oberen<br />

Epi<strong>der</strong>misschicht wie unter einer Decke, die sie langsam anheben, um eine Zellschicht als Nahrung<br />

aufzunehmen, <strong>der</strong>en Dicke etwa <strong>der</strong> Breite <strong>der</strong> Mandibeln o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Spitze des Kopfsegments<br />

entspricht, die aber in <strong>der</strong> Ebene weit ausgedehnt ist. Der Lebensraum <strong>der</strong> Blattminierer<br />

kann damit als zweidimensional charakterisiert werden, da die M<strong>und</strong>werkzeuge <strong>der</strong> Larven<br />

auch etwa <strong>der</strong> Dicke <strong>der</strong> Nahrungsschicht entsprechen. Der nach hinten hin deutlich dickere<br />

Körper wird von den Blattschichten passiv zusammengepreßt <strong>und</strong> beult diese an<strong>der</strong>erseits auch<br />

etwas aus. In ähnlichen Bedingungen leben auch viele Agromyzidenlarven, die von dünnen<br />

Zellschichten im Randbereich von Stengeln leben (zahlreiche Ophiomyia- <strong>und</strong> Aulagromyza-<br />

Arten).<br />

An<strong>der</strong>s ist <strong>der</strong> Lebensraum <strong>der</strong> Stengelmarkminierer bzw. Stengeltunneler. Sie legen Gänge<br />

an, die mindestens die Breite ihres eigenen Körpers haben. Da ihre M<strong>und</strong>werkzeuge schmaler<br />

sind als <strong>der</strong> Gang, können <strong>und</strong> müssen sie sich innerhalb ihres Ganges in mehrere Richtungen<br />

des Raumes bewegen. Außerdem können sie - bei entsprechen<strong>der</strong> Dicke des besiedelten Pflanzenorgans<br />

- dreidimensional in alle Richtungen minieren. Diese Eigenschaft trifft nicht nur auf<br />

Stengelmarkminierer zu, son<strong>der</strong>n auch auf manche Minierer in Blattstielen <strong>und</strong> dicken Blättern.<br />

Dreidimensionale Bewegung ist auch bei Blattminierern wie Agromyza johannae zu erkennen,<br />

die im dritten Stadium prinzipiell in allen Blattschichten frißt <strong>und</strong> dabei die Blattnerven skelettiert.<br />

Die Grenzen zwischen zwei- <strong>und</strong> dreidimensionaler Fraßtätigkeit läßt sich also nicht immer<br />

mit bestimmten Pflanzenteilen korrelieren.<br />

Den Samenparasiten lassen sich eher Eigenschaften von Tunnelern zuschreiben. Es existieren<br />

aber auch Arten, die nicht nur die Samen fressen, son<strong>der</strong>n fakultativ auch nach Art <strong>der</strong><br />

Blattminierer in den Fruchtwänden leben (z. B. Phytomyza krygeri).<br />

Die skizzierten Kategorien korrelieren deutlich mit einigen Larvalmerkmalen. Tunneler haben<br />

in aller Regel eine breitere Gesichtsmaske <strong>und</strong> breitere M<strong>und</strong>haken sowie eine r<strong>und</strong>lichere<br />

Körperform.<br />

Form <strong>und</strong> Anordnung von M<strong>und</strong>haken im Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />

Lebensweise <strong>der</strong> Larven<br />

Die meisten blattminierenden Agromyziden besitzen asymmetrische Mandibeln mit deutlich<br />

versetzt stehenden M<strong>und</strong>haken (Abb. 6, 8, 9). Dies ist in bezug auf alle untersuchten Außengruppen<br />

ein apomorphes Merkmal. REM-Aufnahme vieler Arten zeigen deutlich, daß in den<br />

meisten Fällen einer <strong>der</strong> beiden obersten M<strong>und</strong>haken vorgeschoben ist, was zu einer apikalen<br />

Zuspitzung des Mandibularkomplexes <strong>und</strong> des ganzen Kopfsegments führt. Bei einigen Japanagromyza-Arten<br />

mit sehr hohen Mandibeln <strong>und</strong> zahlreichen M<strong>und</strong>haken sind beide Mandibeln<br />

nach oben hin konvergierend angeordnet, was den Effekt <strong>der</strong> Zuspitzung verstärkt (Abb.<br />

77). Das gleiche kann auch bei <strong>der</strong> blattminierenden Schwebfliege Cheilosia semifasciata beobachtet<br />

werden (Rotheray 1988). Bei den meisten Agromyziden befindet sich durch die beim<br />

Minieren leicht angewinkelte Position des Mandibularkomplexes <strong>der</strong> durch die Asymmetrie<br />

isoliert stehende oberste M<strong>und</strong>haken in vor<strong>der</strong>ster Position (Abb. 357). Es läßt sich vermuten,<br />

daß diese M<strong>und</strong>hakenstellung ein behutsameres Minieren dünner Zellschichten ermöglicht.<br />

Evidenz für diese Vermutung liefert ein Vergleich von Minen <strong>der</strong> unterschiedlichen M<strong>und</strong>hakentypen.<br />

Der symmetrische Typ ist vor allem unter den Agromyza-Arten verbreitet, <strong>der</strong>en Minen,<br />

soweit sie von mir beobachtet werden konnten, durchweg die gesamte Dicke des Blattes


40<br />

Allgemeine Morphologie<br />

erfassen, wobei normalerweise nur die Leitbündel weniger stark beschädigt werden. Die Minen<br />

wirken unsauber, weil in ihnen zerstörte, aus dem Gewebeverband gerissene aber nicht konsumierte<br />

Zellen verbleiben <strong>und</strong> sich mit Kot vermischen. Von außen sehen solche Minen oft<br />

grünlich aus, weil die Epi<strong>der</strong>mis auf ihrer Unterseite nicht so gründlich von Resten <strong>der</strong> darunter<br />

befindlichen chloroplastenhaltigen Zellen befreit werden. Das Blatt wird im Bereich <strong>der</strong> Mine<br />

oft vollständig zerstört. Ein weiteres von mir nicht untersuchtes Beispiel ist Agromyza<br />

phragmitidis, (Scheirs et al. 1997). Fig. 1e dieses Artikels zeigt den Querschnitt einer Mine dieser<br />

Art. Die Blattminierer mit asymmetrischen Mandibeln sind hingegen durchweg Verursacher<br />

dünner selektiver Minen. Diese umfassen Japanagromyza, Ophiomyia <strong>und</strong>, mit Ausnahme von<br />

Nemorimyza, alle blattminierenden Phytomyzinae. Ein Extremfall sind die in <strong>der</strong> sehr dünnen<br />

Epi<strong>der</strong>mis-Schicht von Blättern minierenden Tropicomyia-Arten, <strong>der</strong>en gezähnte Außenflächen<br />

<strong>der</strong> Mandibeln vollständig übereinan<strong>der</strong> liegen.<br />

Bei Stengel-, Samenminierern <strong>und</strong> Gallbildnern kommen ebenfalls Formen mit asymmetrischen<br />

<strong>und</strong> seltener mit nahezu symmetrischen Mandibeln vor. Hier lassen sich jedoch keine<br />

deutlichen Abhängigkeiten <strong>der</strong> Minen bzw. Bohrgänge vom Mandibeltyp zu erkennen. Bei<br />

zahlreichen Formen (Melanagromyza, Phytobia, die Hexomyza-Gallbildner, viele Napomyza,<br />

viele Cerodontha s. str.) ist die Asymmetrie verstärkt, indem <strong>der</strong> vor<strong>der</strong>ste vergrößert <strong>und</strong> verdickt<br />

ist, während untere M<strong>und</strong>haken teilweise o<strong>der</strong> ganz reduziert sein können (Abb.). Es handelt<br />

sich bei solchen Vergrößerungen zweifellos um eine Anpassung an festeres Substrat. Dies<br />

wird durch ähnliche Unterschiede zwischen Mandibeln blatt- <strong>und</strong> stengelminieren<strong>der</strong><br />

Cheilosia-Arten (Syrphidae) bestätigt (Rotheray 1990). Die Stengelminierer Phytomyza<br />

continua, Ph. flavicornis <strong>und</strong> Metopomyza ornata sind Beispiele für die Symmetrie o<strong>der</strong> nur<br />

schwache Asymmetrie ihrer M<strong>und</strong>haken. Auch hier können die unteren M<strong>und</strong>haken reduziert<br />

sein, so bei Ph. flavicornis. Die Stengelrandminierer <strong>der</strong> Gattungen Ophiomyia <strong>und</strong> Aulagromyza<br />

o<strong>der</strong> auch Liriomyza virgo (in Equisetum fluviatile) unterscheiden sich hinsichtlich ihrer<br />

M<strong>und</strong>haken am geringstenvon Blattminierern. Die M<strong>und</strong>haken sind nur dicker <strong>und</strong> oft etwas<br />

verlängert. Formen mit symmetrischen Mandibeln kommen unter den Stengelrandminierern<br />

nicht vor.<br />

Bei dieser Diskussion wurden die gelegentlich vorkommenden Unterschiede zwischen <strong>der</strong><br />

Lebensweise jüngerer <strong>und</strong> älterer Stadien nicht berücksichtigt. Zahlreiche junge Larven von<br />

Ophiomyia (s. Talekar 1990) <strong>und</strong> Aulagromyza schlüpfen in Blättern <strong>und</strong> wan<strong>der</strong>n erst in die<br />

Stengel ein, wenn sie das zweite o<strong>der</strong> sogar dritte Larvenstadium erreicht haben. L1-Larven<br />

von Agromyza-Arten erzeugen oft sehr dünne Gangminen bevor sie im zweiten <strong>und</strong> dritten Stadium<br />

die Ganze Tiefe des Blattes konsumieren. Die früheren Stadien erzeugen also oft dünnere<br />

Minen, die einem an<strong>der</strong>en Typ zuzuordnen sind als die späten, obwohl sich die M<strong>und</strong>haken<br />

nicht immer in zu erwarten<strong>der</strong> Weise von jenen <strong>der</strong> späteren Stadien unterscheiden. Die bei<br />

zahlreichen - vor allem blattminierenden - Arten vorkommenden morphologischen Unterschiede<br />

zwischen dem ersten <strong>und</strong> den folgenden Stadien scheinen nicht in allen Fällen die Fähigkeit<br />

zu verbessern, dünne Minen anzulegen (für einen Überblick über die Mandibelformen von L1-<br />

Larven s. ). So haben die ersten Stadien einiger Agromyza-Arten symmetrische Mandibeln. In<br />

vielen Fällen ist deshalb anzunehmen, daß die Larven des ersten <strong>und</strong> zweiten Stadiums schon<br />

aufgr<strong>und</strong> ihrer noch geringeren Größe flache Minen erzeugen, die sich auf bestimmte Zellschichten<br />

eines Blattes beschränken können.


41<br />

Allgemeine Morphologie<br />

Unterstützung <strong>der</strong> Fraßbewegung durch die Lokomotionsgürtel<br />

Ein Gr<strong>und</strong>merkmal <strong>der</strong> Agromyzidenlarven ist, daß sie für die dorsoventralen Fraßbewegungen<br />

den ganzen Körper bewegen müssen, da sie keine beißenden, son<strong>der</strong>n nur kratzende, schabende<br />

Bewegungen ausführen können. Diese Bewegungen erfor<strong>der</strong>n eine zumindest teilweise<br />

Fixierung des Körpers, da die Larven sonst mit ihren M<strong>und</strong>werkzeugen keinen Druck auf das<br />

Nahrungssubstrat ausüben können. Hierzu dienen die Cuticulardornen (Dentikel) <strong>der</strong> Lokomotionsgürtel,<br />

die also in ihrer Funktion über die Fixierung zum Zweck <strong>der</strong> Fortbewegung hinausgehen.<br />

Dies gilt vor allem für Blattminierer <strong>und</strong> hier vor allem die Bewohner geräumiger Platzminen.<br />

Die Wände dieser Minen eignen sich nicht beson<strong>der</strong>s gut zum Fixieren, denn sie sind zu<br />

nachgiebig. Hier haken sich die Larven hauptsächlich mit Hilfe ihrer Lokomotionsgürtel fest,<br />

die hier eine größere Bedeutung haben als bei Stengelminierern. In härteren Blättern, Stengelminen<br />

o<strong>der</strong> Gangminen, in denen die Larven enger umschlossen o<strong>der</strong> sogar deformiert werden,<br />

ist die Fixierung durch peristaltische Bewegungen des Körpers effizienter.<br />

Dem entsprechend läßt sich generell beobachten, daß Arten, die in beson<strong>der</strong>s weichen Blättern<br />

leben o<strong>der</strong> Platzminen anlegen, stärker ausgeprägte Lokomotionsgürtel aufweisen als solche<br />

Larven, die in starren Blättern o<strong>der</strong> engen Gangminen wenig Bewegungsfreiheit besitzen.<br />

Beispiele für Platzminen in weichen Blättern liefern Phytoliriomyza melampyga, Amauromyza<br />

verbasci <strong>und</strong> Agromyza reptans; hier sind große auch nach dorsal gerichtete Dentikel vorhanden.<br />

Für Arten mit eher feinen Dentikeln, welche entsprechend in engen Minen leben, können<br />

Phytomyza ranunculi <strong>und</strong> die meisten Cerodontha-Arten als Beispiele gelten. Beson<strong>der</strong>s winzig<br />

sind die Lokomotionsgürtel bei den stengelminierenden Melanagromyza-Arten <strong>und</strong> Phytomyza<br />

continua.<br />

Die Dentikel <strong>der</strong> Lokomotionsgürtel sind größtenteils nach hinten gerichtet <strong>und</strong> ermöglichen<br />

<strong>der</strong> Larve, in <strong>der</strong> Mine Druck gegen das Substrat auszuüben. Weniger bekannt ist, daß sich bei<br />

zahlreichen blattminierenden Arten auch zusätzlich an<strong>der</strong>s orientierte Dentikel auf den Lokomotionsgürteln<br />

befinden, wenn auch die nach hinten gerichteten in <strong>der</strong> Überzahl bleiben. Bei<br />

vielen Agromyza-Arten sind auf dem letzten Gürtel zusätzlich nach vorne gerichtete Dentikel<br />

vorhanden, die vermutlich die Fähigkeit, rückwärts zu kriechen, verbessern. In <strong>der</strong> Tat können<br />

sich diese Larven nach eigener Beobachtung wesentlich schneller in <strong>der</strong> Mine rückwärts bewegen<br />

als solche ohne rückwärts gerichtete Dentikel. Ebenfalls an den letzten Segmenten sind gelegentlich<br />

ventrad gerichtete Dentikel, die vermutlich die Ventralbiegung <strong>der</strong> vor<strong>der</strong>en Segmente<br />

unterstützen.<br />

In engstem Zusammenhang mit <strong>der</strong> Minierbewegung stehen aber die nach oben gerichteten<br />

Dentikel einer wechselnden Anzahl vor<strong>der</strong>er Segmente. Die ventrad gerichtete Minierbewegung,<br />

an <strong>der</strong> normalerweise die ersten zwei bis drei Segmente beteiligt sind (s. u.) bewirkt eine<br />

nach dorsal gerichtete Gegenkraft, die den Vor<strong>der</strong>körper dorsad drückt. Diese Kraft wird durch<br />

die erwähnten rechtwinklig abstehenden Dentikel auf die Minenwand übertragen.<br />

Das Problem des Weggleitens des Vor<strong>der</strong>körpers tritt natürlich eher bei Arten auf, die Platzminen<br />

<strong>und</strong> breite Gangminen anlegen, weniger in engen Gangminen (Phytomyza ranunculi)<br />

<strong>und</strong> bei röhrenförmigen Stengelminen bzw. Tunneln. Diese Larven werden durch die Seitenwände<br />

<strong>der</strong> Mine bzw. des Tunnels in ihrer Position gehalten. Sie können sich auch eher durch<br />

peristaltische Bewegungen in <strong>der</strong> Mine vorwärtsschieben. So sind innerhalb <strong>der</strong> Ophiomyia-<br />

Gruppe <strong>und</strong> bei Phytobia ausschließlich eher kleine nach hinten o<strong>der</strong> vorne gerichtete, aber nie<br />

rechtwinklig abstehende Dentikel entwickelt.


5. EINZELBESCHREIBUNGEN VON ARTEN UND TAXA<br />

5.1. Untersuchte Agromyzidentaxa<br />

Agromyzinae<br />

Zwei diagnostische Merkmale werden traditionell zur Erkennung dieser Unterfamilie eingesetzt.<br />

Um Mißverständnisse <strong>und</strong> Verwechslungen zu vermeiden, werden sie hier neu formuliert:<br />

1. Imagines: R1 ist unmittelbar am Flügelrand verdickt, nicht vor dem Flügelrand. Die Subcosta<br />

verläuft bis zum Flügelrand <strong>und</strong> vereinigt sich mit R1.<br />

2. Larven: Der Dorsalflügel des Cephalopharyngealskeletts besteht aus zwei nahezu gleich<br />

dicken oberen <strong>und</strong> unteren Teilen. Innerhalb <strong>der</strong> Phytomyzinae ist <strong>der</strong> untere Teil wenn vorhanden<br />

viel dünner als <strong>der</strong> obere.<br />

Agromyza<br />

Die einzige eindeutige Autapomorphie dieses Taxons sind die Stridulationsorgane <strong>der</strong> Imagines<br />

(vgl. v. Tschirnhaus 1972). An<strong>der</strong>e Merkmale sind entwe<strong>der</strong> plesiomorph o<strong>der</strong> in ihrer<br />

Polarität unklar. Die Stridulationsorgane befinden sich bei beiden Geschlechtern an den lateral<br />

miteinan<strong>der</strong> verschmolzenen Abdominaltergiten eins <strong>und</strong> zwei. Die an<strong>der</strong>sartigen, bei Männchen<br />

von Liriomyza vorkommenden Stridulationsorgane können aufgr<strong>und</strong> unterschiedlicher<br />

Lage problemlos als konvergent interpretiert werden. Eine detaillierte Beschreibung <strong>der</strong> Stridulationsorgane<br />

bei Agromyziden gibt von v. Tschirnhaus (1972).<br />

In <strong>der</strong> taxonomischen Literatur sind die meisten Agromyza-Arten in einige distinkte Artgruppen<br />

unterteilt worden (Spencer 1976). Zur rufipes-Gruppe gehören Minierer mehrerer<br />

Pflanzenfamilien, beson<strong>der</strong>s Boraginaceen, untersucht wurden in <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit<br />

anthracina, abiens, reptans <strong>und</strong> pseudoreptans. A. filipendulae ist ein Vertreter einer ausschließlich<br />

an Rosaceen minierenden Gruppe. Eine weitere Gruppe (nigripes-Gruppe sensu<br />

Griffiths 1963) miniert ausschließlich an monocotylen Pflanzen <strong>und</strong> wird hier durch albipennis<br />

repräsentiert. Beispiele für eine an Fabaceen minierende Gruppe sind A. frontella, johannae<br />

<strong>und</strong> deserta. Einige Arten entziehen sich bisher <strong>der</strong> Einteilung in eine Gruppe. Solche Arten<br />

sind z. B. A. flaviceps Fallén, 1823 <strong>und</strong> A. cinerascens Macquart, 1835.<br />

Generelle Beschreibung von Agromyza-Larven<br />

Die Gesichtsmaske <strong>der</strong> Larven hat fast immer eine deutliche <strong>und</strong> pigmentierte Mittelfurche,<br />

jedoch keine Querfurche darüber. Der Unterrand <strong>der</strong> Gesichtsmaske ist deutlich vom M<strong>und</strong>rand<br />

abgesetzt (Abb. albipennis). Vom Unterrand <strong>der</strong> Gesichtsmaske o<strong>der</strong> etwas darunter verläuft<br />

eine kurze Lateralfalte nach hinten, auf o<strong>der</strong> über <strong>der</strong> die mittleren Lateralsinnesorgane<br />

liegen. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Lage dieser Sinnesorgane über <strong>der</strong> Falte kann ausgeschlossen werden, daß<br />

sie mit <strong>der</strong> Lateralfurche an<strong>der</strong>er Taxa homolog ist, denn diese verläuft zwischen den zwei<br />

Oberen Lateralorganen. Die Lateralfurche entspricht wohl eher <strong>der</strong> bei einer Anzahl von Arten<br />

über <strong>der</strong> Lateralfalte etwas schräg verlaufenden Diagonalfurche (Abb. 66). Die Stirn (<strong>der</strong> Bereich<br />

über <strong>der</strong> Gesichtsmaske) ist bei Agromyza-Arten oft behaart.


43<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Die Sinnesorgane sind in <strong>der</strong> Regel wesentlich größer als bei an<strong>der</strong>en Taxa; in vielen Fällen<br />

sind Stiftsinnesorgane an Stellen ausgebildet, an denen bei an<strong>der</strong>en Arten nur noch Gruben zu<br />

erkennen sind. Das gilt für die Spirakular- <strong>und</strong> Subspirakularprozesse sowie die Gruben <strong>der</strong><br />

Gesichtsmaske. Die Elemente des Terminalkomplexes sitzen auf einem gemeinsamen Sockel<br />

o<strong>der</strong> zumindest einer von <strong>der</strong> Umgebung abgesetzten Platte.<br />

Fast alle Agromyza-Arten verfügen über zentral über den Mandibeln gelegene, Mittlere<br />

M<strong>und</strong>lappen (Abb. 11), welche die Spitze von zwei über den Mandibeln gelegenen Dorsalskleriten<br />

bilden (Abb. 2). Die mittleren M<strong>und</strong>lappen sind oft schon lichtmikroskopisch zu erkennen<br />

<strong>und</strong> als filamentartige Strukturen schon länger bekannt (de Meijere 1925, Nowakowski<br />

1964).<br />

Die Mandibeln sind überwiegend mit je zwei o<strong>der</strong> mehr symmetrisch angeordneten M<strong>und</strong>haken<br />

besetzt. Es kommt aber auch leichte Asymmetrie vor, z.B. bei frontella (Abb. 61). Viele<br />

Abbildungen <strong>der</strong> Literatur bedürfen dagegen <strong>der</strong> Überprüfung, da es schon einige Beispiele für<br />

Fehlinterpretation von M<strong>und</strong>haken in <strong>der</strong> Literatur gibt, z.B. wurden die M<strong>und</strong>haken von Agromyza<br />

anthracina <strong>und</strong> albipennis von de Meijere (1925) als asymmetrisch interpretiert (s. auch<br />

Griffiths 1963); die Mandibeln von Liriomyza chinensis wurden von Sasakawa (1961) als symmetrisch<br />

gezeichnet (s. S. 142 f.).<br />

Die Labialsklerite des Cephalopharyngealskeletts sind bei einigen Arten deutlich zweiteilig<br />

<strong>und</strong> ragen oft in den Zwischenraum <strong>der</strong> Mandibeln (Abb.). Das Mittelstück ist oft breiter als bei<br />

Agromyziden üblich. Die Dorsalflügelbrücke des Basalabschnitts ist dünn, aber lang <strong>und</strong> meist<br />

weit abstehend. Bei einigen Arten bilden beide Teile des Dorsalflügels ein geschlossenes Fenster,<br />

z.B. A. abiens. (Abb. 2). Der Ventralflügel hat fast immer ein deutlich sichtbares geschlossenes<br />

o<strong>der</strong> offenes Fenster (Abb. 2).<br />

Die Vor<strong>der</strong>stigmen von Agromyza-Arten sind in <strong>der</strong> Regel klein <strong>und</strong> in Doppelreihen kompakt<br />

angeordnet. Es kommen aber auch an<strong>der</strong>e Formen vor.<br />

Die Lokomotionsgürtel umgeben in <strong>der</strong> Regel den ganzen Körper <strong>und</strong> bestehen in <strong>der</strong> Regel<br />

aus großen bzw. sehr großen Dentikeln. Häufig ist die Größe <strong>und</strong> Dichte <strong>der</strong> Dentikel dorsal<br />

<strong>und</strong> ventral geringer.<br />

Das letzte Segment, das Analwölbung <strong>und</strong> Hinterstigmen enthält, ist meistens mit mehr<br />

o<strong>der</strong> weniger zahlreichen Dentikeln besetzt. Es ist durch unvollständige Dentikelgürtel <strong>und</strong><br />

Muskelansatzstellen häufig in Abschnitte aufgeteilt. Den Schluß bildet das "Stigmensegment",<br />

das Hinterstigmen <strong>und</strong> Subspirakularprozesse umfaßt <strong>und</strong> oft viel schmaler ist als <strong>der</strong> vorangehende<br />

Bereich. Ein solches "Stigmensegment" ist sonst noch bei einigen Cerodontha-Arten<br />

verwirklicht <strong>und</strong> fehlt bei den Agromyza-Arten johannae, filipendulae <strong>und</strong> frontella. Vor <strong>der</strong><br />

Analwölbung befindet sich meistens eine geschlossene Reihe von Muskelansatzstellen, die im<br />

ventralen Bereich mit Dentikeln flankiert sind. Diese Reihe teilt den verbleibenden Teil des<br />

letzten Segments bei allen untersuchten Agromyza-Arten in zwei weitere Abschnitte auf.<br />

Bis auf wenige Arten ist mit drei weitgehend gleich ausgebildeten Öffnungen bei den Hinterstigmen<br />

das hypothetische Gr<strong>und</strong>muster <strong>der</strong> Agromyzidae realisiert, da in fast allen Familien<br />

<strong>der</strong> Acalyptraten, Calyptraten <strong>und</strong> Syrphoidea diese Form die am weitesten verbreitete ist.<br />

Spirakularhaare sind nur bei Agromyza-Arten vorhanden, unter den hier untersuchten Arten alle<br />

Urtica-Minierer sowie albipennis. Auch bei phragmitidis Hendel, 1922 sind Spirakularprozesse<br />

gef<strong>und</strong>en worden (Sasakawa 1961). Die bei Agromyziden verbreitete Amplifikation <strong>der</strong>


44<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Abb. 32-35: Agromyza anthracina, drittes Larvalstadium. Von l. o. nach r. u.: 32: Kopfsegment; 33: Lokomotionsgürtel<br />

zwischen den Segmenten vier <strong>und</strong> fünf; 34: Hinterstigmen; 35: Subspirakularprozess mit zwei<br />

Stäbchensinnesorganen. Maßstriche: 32-34 = 50 µm; 35 = 5 µm.<br />

Hinterstigmenöffnungen ist nur bei wenigen Agromyza-Arten zu beobachten (Abb. 13).<br />

L1: Der Mandibularkomplex ist in <strong>der</strong> Regel dorsal sehr breit <strong>und</strong> wird nach unten hin<br />

schmaler. Die M<strong>und</strong>haken bei<strong>der</strong> Mandibeln sind unabhängig voneinan<strong>der</strong> <strong>und</strong> können abweichend<br />

zu den späteren Stadien alternieren, so bei johannae <strong>und</strong> filipendulae. Innerhalb <strong>der</strong> untersuchten<br />

Vertreter <strong>der</strong> reptans-Gruppe <strong>und</strong> bei albipennis alternieren die M<strong>und</strong>haken jedoch<br />

nicht. Die Zahl <strong>der</strong> M<strong>und</strong>haken pro Mandibel beträgt zwei bis drei. Die Labialsklerite sind von<br />

lateral betrachtet fast unsichtbar. Die Dorsalflügelbrücke befindet sich eher im hinteren Drittel


45<br />

Einzelbeschreibungen<br />

des etwas nach unten gebogenen Mittelstücks. Ventral- <strong>und</strong> Dorsalflügel sind etwa gleich lang<br />

<strong>und</strong> -dick.<br />

Minen: Zahlreiche Larven des dritten Stadiums legen einen für Agromyziden ungewöhnlichen<br />

Typ von Minen an, nämlich Minen, welche die ganze Tiefe des Blattes umfassen. Die<br />

meisten Agromyziden minieren sehr selektiv in bestimmten Blattschichten. Häufig bleiben bei<br />

Agromyza-Minierern nur Blattnerven zwischen den Epi<strong>der</strong>misschichten zurück. Die Larven legen<br />

überwiegend Platzminen an, in denen sie sich ungewöhnlich schnell bewegen können. Es<br />

wurde auch beobachtet, daß sie nicht ausschließlich in seitlicher Position Nahrung aufnehmen.<br />

Diese Verhaltensweise werden als ursprünglich interpretiert. Der Zusammenhang zwischen<br />

M<strong>und</strong>werkzeugen <strong>und</strong> dem Miniertyp wurde bereits in Abschnitt 4.7 ausführlich dargestellt.<br />

Weitere Beobachtungen werden in den Einzelbeschreibungen dargestellt.<br />

Agromyza-Blattminierer an Urtica<br />

Die folgenden drei Arten anthracina, pseudoreptans <strong>und</strong> reptans sind häufige Blattminierer<br />

an <strong>der</strong> Brennessel. Zumindest die zwei letztere Arten sind eng verwandt. Die Gesichtsform, die<br />

Hinterstigmen <strong>und</strong> die Gestalt <strong>der</strong> Minen ist bei allen drei Arten sehr ähnlich. Deshalb werden<br />

diese Arten zusammenfassend dargestellt.<br />

Beson<strong>der</strong>s auffällig ist, daß alle drei Arten Hinterstigmen mit auffällig großen Spirakularprozessen<br />

aufweisen.<br />

Alle drei Arten waren in Bielefeld häufig <strong>und</strong> scheinen mehrere Generationen zu bilden, fast<br />

immer wurden gleichzeitig mindestens zwei Arten gef<strong>und</strong>en. Noch Ende September wurde anthracina<br />

gesammelt.<br />

Bemerkungen zu den Minen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Nahrungsaufnahme: Die Minen <strong>der</strong> drei betrachteten<br />

Brennessel-Minierer nehmen die gesamte Dicke des Blattes ein, alle Zellen zwischen den<br />

zwei Epi<strong>der</strong>misschichten werden als Nahrung genutzt. Die Mine wirkt stark verunreinigt, da an<br />

vielen Stellen noch Zellen <strong>und</strong> Zelltrümmer übrig bleiben <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kot <strong>der</strong> Minierer in kleinen<br />

Portionen abgegeben wird. Es wurde auch beobachtet, daß bei feuchter Witterung die Minen<br />

oft mit grün verfärbten Wasser gefüllt sind. Oft haben die Larven während dieser Phasen ihre<br />

Nahrungsaufnahme fortgesetzt. Die Minen an<strong>der</strong>er Arten sind nach eigenen Beobachtungen<br />

fast stets trocken, o<strong>der</strong> selten mit klarem Wasser gefüllt. Die Spirakularprozesse könnten also<br />

notwendig sein, um die Atemorgane vor Verunreinigung <strong>und</strong> Feuchtigkeit zu schützen. An<strong>der</strong>e<br />

Minierer, die in sauberer Umgebung leben, könnten sie demnach zurückbilden. Von reptans<br />

<strong>und</strong> pseudoreptans werden oft mehrere Larven in einer Mine beobachtet.<br />

Agromyza anthracina Meigen, 1830 (Abb. 18, 32-35, 36-37, 48)<br />

Material: Z 2207; Z 3791; Z 3601; D, NRW, Bi./Vilsendorf, ex Urtica dioica, leg. Dem.<br />

(0107987); L1: D, NRW, Bi., ex Urtica dioica, leg. Dem. (0906994).<br />

Diagnose: Mandibeln sind gleich groß mit je drei gleichen M<strong>und</strong>haken, Das Mittelstück des<br />

Cephalopharyngealskeletts ist gleichmäßig dunkel; keine Dentikel auf <strong>der</strong> Analwölbung; das<br />

letzte Segment ist lateral schwach bedornt. Die Erwähnung Nowakowskies (1964), daß anthracina<br />

im Gegensatz zu reptans <strong>und</strong> pseudoreptans keine ventralen Dentikel am letzten Segment<br />

hat, kann hier bestätigt werden. Die Minen lassen sich eindeutig daran erkennen, daß das erste<br />

Larvenstadium eine spiralig, kurvige Gangmine auf einer ovalen Blattfläche bildet (Hering<br />

1927). Diese ist oft in <strong>der</strong> Mitte des Blattes <strong>und</strong> seltener am Rand. Die folgenden Stadien bil-


46<br />

Einzelbeschreibungen<br />

den meistens gerade Gangminen, die sich zum Platz vereinigen. Es befindet sich stets nur eine<br />

Larve in <strong>der</strong> Mine.<br />

Beschreibung: L: - 4,0 mm; B: 1,0 mm; LPh: 0,41 mm; LM: 0,04 mm; HM: 0,09 mm. Beide<br />

Hälften <strong>der</strong> zweigeteilten Gesichtsmaske sind am unteren Rand jeweils abger<strong>und</strong>et. Kurz<br />

vor dem Ende <strong>der</strong> langen Mittelfurche befinden sich an dem untersuchten Exemplar von Zoerner<br />

wenige Setulae, ein Fleck mit dichtem Haarbesatz bei dem Exemplar aus Bielefeld. Der<br />

Unterrand <strong>der</strong> Gesichtsmaske ist deutlich von dem M<strong>und</strong>rand abgesetzt. Die kurze Lateralfalte<br />

(keine Lateralfurche) verläuft etwas tiefer als <strong>der</strong> Oberrand <strong>der</strong> M<strong>und</strong>öffnung. Sie hat weniger<br />

als ein Drittel <strong>der</strong> Länge des Kopfsegments. Sinnesorgane: Die Elemente des Terminalkomplexes<br />

liegen auf einem r<strong>und</strong>lichen, gut von <strong>der</strong> Umgebung abgesetzten Sockel. Alle elf Elemente<br />

sind gut zu erkennen. Die Papillen-Sinnesorgane T1, 2 sind von tiefen Invaginationen<br />

umgeben, T2 hat etwa die Größe <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Elemente. T5, 6 sowie T7 sind als Campaniforme<br />

Sensillen ausgeprägt. Die übrigen Elemente sind grubenförmig, T8 enthält im Innern zwei winzige<br />

nebeneinan<strong>der</strong> liegende Gruben. T11 liegt in einer Furche teilweise verborgen. I1 liegen<br />

deutlich über den Dorsalorganen; I2, an <strong>der</strong> üblichen Stelle an <strong>der</strong> Oberkante des Terminalkomplexes<br />

gelegen, sind auffallend groß <strong>und</strong> tief. Die Marginalorgane haben die bereits allgemein<br />

beschriebene Form. Auf den Lateralfalten befinden sich die zwei Paare Mittlerer Lateralsinnesorgane.<br />

Die Mandibeln haben je drei etwa gleichgestaltete M<strong>und</strong>haken. Der Mittlere M<strong>und</strong>lappen<br />

hat die Form einer einzelnen Protuberanz, die mit dem M<strong>und</strong>rand verwachsen ist. Filamente<br />

sind nicht zu erkennen. Die Basis <strong>der</strong> Mittleren M<strong>und</strong>lappen, die Dorsalsklerite, sind<br />

Lichtmikroskopisch erkennbar (Abb. 48). Cephalopharyngealskelett: Auf <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> mittleren<br />

M<strong>und</strong>haken befindet sich am Hinterrand je<strong>der</strong> Mandibel eine kleine Wölbung. Die zwei<br />

Löcher <strong>der</strong> Mandibeln stehen weit voneinan<strong>der</strong> entfernt. Es sind zwei Labialsklerite vorhanden,<br />

das vor<strong>der</strong>e ist nadelartig dünn <strong>und</strong> ragt in den Zwischenraum zwischen den Mandibeln (Abb.<br />

48), während das hintere oval geformt ist <strong>und</strong> zwischen den zwei Leisten des Mittelstücks liegt.<br />

Von dorsal sind zwei größere hintereinan<strong>der</strong> liegende Löcher zu erkennen. Mittel- <strong>und</strong> Basalstück<br />

sind vollständig getrennt. Die zwei Teile des Dorsalflügels sind hinten nicht miteinan<strong>der</strong><br />

verb<strong>und</strong>en; das Fenster des Ventralflügels ist offen. Vor<strong>der</strong>e Thoraxsegmente: Der "Kopf"<br />

liegt auf einem "Hals", <strong>der</strong> vom ersten Thoraxsegment gebildet wird <strong>und</strong> ca. sechs regelmäßig<br />

unterbrochene Zähnchenreihen aufweist. Der übrige Teil des Segmentes ist nackt. Auf <strong>der</strong> Ventralseite<br />

befinden sind we<strong>der</strong> Dentikel noch Papillen. Vor<strong>der</strong>stigmen: Die Spitzen sind klein<br />

<strong>und</strong> kugelförmig, etwas nach vorne gebogen. Die Zahl <strong>der</strong> in Doppelreihe angeordneten Knospen<br />

beträgt je sechs bis acht. Lokomotionsgürtel: Der erste beginnt am Übergang zwischen<br />

zweiten <strong>und</strong> dritten Thorakalsegment. Die kräftigen <strong>und</strong> spitzen Dentikel sind in leicht diagonalen<br />

Reihen angeordnet, weisen eine deutliche Größenvariabilität auf <strong>und</strong> sind sehr stark konisch.<br />

Die Reihen sind lateral am zahlreichsten, sie umfassen aber den ganzen Körper. Die kleinen,<br />

in ihrer Fläche <strong>der</strong> Basis eines <strong>der</strong> größeren Dentikel entsprechenden Muskelansatzstellen<br />

markieren die Segmentgrenzen. Die Hinterstigmen liegen wie erwähnt auf einem schmalen<br />

"Stigmensegment". Auf diesem liegen die Stigmenhügel <strong>und</strong> knapp unterhalb die Subspirakularprozesse,<br />

die mit je zwei Stift-Sensillen besetzt sind. Auf <strong>der</strong> Dorsalseite <strong>der</strong> Stigmenträger<br />

befinden sich die Spirakularorgane in Form von Stiftsensillen. Lateral stehen zwei Reihen von<br />

je ca. drei kleinen Zähnchen. Die Hinterstigmen selbst entsprechen genau dem Gr<strong>und</strong>typ <strong>der</strong><br />

brachyceren Dipterenlarven: Sie bestehen aus drei gleichen schlitzförmigen Öffnungen, dazwischen<br />

befinden sich vier Haarbüschel. Die Analwölbung ist glatt, nur mit abgesetztem Rand<br />

<strong>der</strong> Analöffnung. An den Seiten liegen gut entwickelte Analorgane.<br />

L1 (Abb. 36-37): Der Kopf ist durch seine geringe Größe deutlich vom ersten Thorakalsegment<br />

abgehoben. Die Gesichtsmaske ist bis weit über den I1 gefurcht. Am oberen Ende <strong>der</strong><br />

Mittelfurche befinden sich keine Setulae. Außer den großen Dorsalorganen <strong>und</strong> dem Terminal-


47<br />

Einzelbeschreibungen<br />

komplex sind I1 <strong>und</strong> 2 deutlich entwickelt. M<strong>und</strong>lappen fehlen. Die symmetrischen Mandibeln<br />

bestehen aus zwei großen M<strong>und</strong>haken, von denen die oberen etwas näher nebeneinan<strong>der</strong> liegen<br />

<strong>und</strong> etwas stärker gebogen sind als die unteren. Unter den oberen M<strong>und</strong>haken befinden sich<br />

noch zwei Paar kleiner Häkchen. Das Labium ist breit <strong>und</strong> reicht bis etwa zum Unterrand <strong>der</strong><br />

oberen M<strong>und</strong>haken. Das Labialorgan umfaßt zwei Elemente.<br />

Abb. 36-39: Agromyza anthracina, erstes Larvalstadium, Kopfsegment lateral (36) <strong>und</strong> frontal (37). 38-39:<br />

Agromyza pseudoraptans, drittes Larvalstadium, Kopfsegment lateral (38), Sinnesorgane <strong>der</strong> Gesichtsmaske<br />

(39). Abkürzungen: I2 = untere Innere Sinnesorgane; M = Marginalorgane. Maßstriche: 36, 37, 39 = 5 µm;<br />

38 = 50 µm.


48<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Abb. 40-43: Agromyza pseudoreptans, drittes Stadium. Von l. o. nach r. u.: 40: Kopfsegment frontal mit<br />

M<strong>und</strong>haken, Gesichtsmaske <strong>und</strong> Stirnbehaarung; 41: letztes Segment mit Stigmen <strong>und</strong> Subspirakularprozessen;<br />

42: Vor<strong>der</strong>stigma; 43: Labium mit Labialorgan. Maßstriche: 40, 41 = 50 µm; 42, 43 = 5 µm.<br />

Agromyza pseudoreptans Nowakowski, 1967 (Abb. 11, 36-43, 49, 88)<br />

Material: D, NRW, Bi., ex Urtica dioica, leg. Dem. (2805991); L1:D, NRW, Bi., ex Urtica<br />

dioica, leg. Dem. (0906993).<br />

Diagnose: Die zwei nicht M<strong>und</strong>haken alternieren nicht; das Mittelstück des Cephalopharyngealskeletts<br />

ist vollständig dunkel pigmentiert; Form A: Zahlreiche Dentikel auf <strong>der</strong> Analwöl-


49<br />

Einzelbeschreibungen<br />

bung; hinten lateral schwach behaart. Form B: Keine Dentikel auf <strong>der</strong> Analwölbung, hinten lateral<br />

stark behaart. Die Mine beginnt mit einer unauffälligen <strong>und</strong> dünnen Gangmine am Blattrand,<br />

dann werden während des zweiten <strong>und</strong> dritten Larvenstadiums breitere Gangminen angelegt,<br />

die sich auch vom Blattrand entfernen können. Die Gänge vereinigen sich in <strong>der</strong> Regel<br />

zum Platz. Oft befinden sich zwei Larven in einer Mine.<br />

Beschreibung: L: - 4,3 mm; LPh: 0,41 mm; LM: 0,05 mm; HM: 0,08 mm. Die Form <strong>der</strong><br />

Gesichtsmaske <strong>und</strong> die darauf befindlichen Sinnesorgane entsprechen weitgehend A.<br />

anthracina, so daß hier nur Unterschiede erwähnt werden sollen: Oberhalb <strong>der</strong> Lateralfalte befindet<br />

sich eine Diagonalfurche, die neben dem Unterrand <strong>der</strong> Gesichtsmaske beginnt <strong>und</strong><br />

schräg nach oben verläuft. Sie endet bereits vor <strong>der</strong> Grenze des Kopfsegments. Auf <strong>der</strong> Stirn<br />

befindet sich eine behaarte r<strong>und</strong>liche Fläche, die Haare sind in einzelnen Gruppen o<strong>der</strong> kurzen<br />

Reihen zu acht bis zehn Haaren angeordnet. Am REM-Präparat sind von den Mandibeln nur<br />

die Spitzen <strong>der</strong> vier M<strong>und</strong>haken zu sehen, da sie vom M<strong>und</strong>rand <strong>und</strong> dem Labium verdeckt<br />

werden. Der Mittlere M<strong>und</strong>lappen ist an <strong>der</strong> Basis einteilig <strong>und</strong> mit dem M<strong>und</strong>rand verwachsen,<br />

apikal teilt er sich in vier bis fünf Filamente. Cephalopharyngealskelett: Die Dorsalsklerite<br />

sind bei dieser Art stärker ausgeprägt als bei den verwandten Arten A. anthracina <strong>und</strong> A.<br />

reptans. Sie reichen bis zu dem Bereich hinter dem Mandibularkomplex <strong>und</strong> sind dort deutlich<br />

verdickt <strong>und</strong> pigmentiert (Abb. 49). Zwischen den ebenfalls dunkel pigmentierten Spitzen, welche<br />

zu den M<strong>und</strong>lappen auslaufen, sind die Sklerite dagegen farblos. Die M<strong>und</strong>haken liegen<br />

dicht übereinan<strong>der</strong> <strong>und</strong> sind apikal kantig. Die gesamte Mandibel ist unten zugespitzt <strong>und</strong> sitzt<br />

etwas schräg zum gleichmäßig konischen Mittelstück. Mittel- <strong>und</strong> Basalteil sind dorsal zusammengewachsen.<br />

Die zwei Teile des Dorsalflügels sind zu einem großen Fenster geschlossen.<br />

Der recht kräftige untere Arm hat ebenfalls ein Fenster, das jedoch nicht immer klar geschlossen<br />

ist.<br />

Die Vor<strong>der</strong>stigmen sind noch kleiner als jene von anthracina <strong>und</strong> kugelförmig mit einer etwas<br />

gebogenen Reihe von ca. fünf terminalen Knospen. Lokomotionsgürtel: Gegenüber A.<br />

anthracina verfügt die vorliegende Art über noch größere Dentikel, die auch hier nicht auf die<br />

Lateralbereiche beschränkt sind, son<strong>der</strong>n den ganzen Körper umr<strong>und</strong>en. Dorsal <strong>und</strong> lateral sind<br />

die Lokomotionsgürtel dünner als an den Seiten. Die Analwölbung <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Umgebung ist<br />

dicht besetzt mit Dentikeln. Die Analsinnesorgane sind deutlich reduziert (28069).<br />

L1 (Abb. 88): Das erste Stadium hat zwei nicht alternierende Mandibeln mit je zwei M<strong>und</strong>haken<br />

mit einem darunter befindlichen Häkchen, ansonsten entspricht die Gestalt des Kopfsegments<br />

dem von A. anthracina.<br />

Agromyza reptans Fallén, 1823 (Abb. 44-45)<br />

Material: D, Nie<strong>der</strong>sachsen, Hannover, ex Urtica dioica, leg. Dem. (0706982); D, NRW,<br />

Bi., ex Urtica dioica, leg. Dem. (2906981).<br />

Diagnose: zwei nicht alternierende M<strong>und</strong>haken; Mittelstück des Cephalopharyngealskeletts<br />

hinten aufgehellt; hinten lateral stark behaart; Analwölbung kaum behaart.<br />

Beschreibung: L: - 4,6 mm; LPh: 0,46 mm; LM: 0,07 mm; HM: 0,1 mm. Die Form <strong>der</strong> Gesichtsmaske<br />

sowie die Anordnung <strong>der</strong> Sinnesorgane entsprechen <strong>der</strong> von anthracina. Auf <strong>der</strong><br />

Stirn befindet sich eine behaarte dreieckige Fläche, die Haare sind in waagerechten Reihen angeordnet.<br />

Der Kopfbereich ist von in Reihen zu je sechs bis zehn angeordneten kurzen Dentikeln<br />

sowohl dorsal als auch lateral umsäumt. Am Ende dieser Dornen liegt ventral ein Paar Papillen<br />

mit Gruben. Die Mandibeln bestehen aus je zwei nicht alternierenden M<strong>und</strong>haken, die<br />

an<strong>der</strong>s als bei pseudoreptans deutlich hervortreten. Der Mittlere M<strong>und</strong>lappen besteht apikal aus


50<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Abb. 44-45: Agromyza reptans, drittes Stadium. 44: Kopfsegment lateral; 45: letztes Segment ventral; Maßstriche<br />

= 50 µm. 46-47: Agromyza abiens, drittes Stadium. 46: Mandibeln; 47: Gesichtsmaske. Maßstriche<br />

= 5 µm.<br />

zwei verwachsenen Filamenten. Cephalopharyngealskelett: Die unteren M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong><br />

Mandibeln sind etwas höher als die oberen. Der gesamte Mandibularkomplex ist unten zugespitzt<br />

<strong>und</strong> sitzt etwas schräg zum gleichmäßig konischen Mittelstück. Die Sinnesorgane <strong>und</strong> die<br />

lange Mittelfurche sind im lichtmikroskopischen Präparat gut zu erkennen. Die Dorsalbrücke<br />

des Mittelstücks ist sehr lang; gegenüber <strong>der</strong>en Mitte liegt die Ventralbrücke, hinter welcher<br />

<strong>der</strong> Unterrand des Skeletts fast gerade verläuft. Der Obere Arm beinhaltet ein geschlossenem<br />

Fenster. Der recht kräftige untere Arm hat ebenfalls ein Fenster, das nicht immer klar geschlos-


51<br />

Einzelbeschreibungen<br />

sen ist. Die Vor<strong>der</strong>stigmen sind noch kleiner als jene von anthracina <strong>und</strong> kugelförmig mit einer<br />

etwas gebogenen Reihe von ca. fünf terminalen Knospen. Das letzte Segment hat einen beson<strong>der</strong>s<br />

starken Warzengürtel <strong>und</strong> ist etwas verbreitert. Analwölbung: nur im Randbereich finden<br />

sich einzelne Dentikel<br />

.<br />

Abb. 48-49: Cephalopharyngealskelette dritter Stadien. 48: Agromyza anthracina; 49: Agromyza<br />

pseudoreptans. Maßstrich = 0,1 mm.<br />

Agromyza abiens Zetterstedt, 1848 (Abb. 2, 4, 46,-47)<br />

Material: D, NRW, Bi., ex Borago officinalis, leg. v. Tschirnhaus (Sammlungsnummer,<br />

Dempewolf: 1507961).<br />

Beschreibung: L: -6,4 mm; B: -1,2 mm; LPh: 0,48 mm; LM: 0,04 mm; HM: 0,09 mm. Die<br />

Gesichtsmaske ist kurz <strong>und</strong> breit. Die Mittelfurche endet nur knapp über den Dorsalorganen;<br />

die Sinnesorgane sind eher nach vorne orientiert. Der Unterrand je<strong>der</strong> Gesichtshälfte ist r<strong>und</strong>.<br />

Die Dorsalpapillen haben auf ihrer Oberfläche kleine Poren. Der gesockelte Terminalkomplex<br />

enthält größenmäßig die deutlich abgesetzten Papillen T1,2. Die drei für Agromyza charakteristischen<br />

Campaniformen Sensillen, T5,6,7, sind ebenfalls gut zu erkennen. Die übrigen Gruben<br />

sind teilweise nicht nachweisbar. I2 sind deutlich größer als I1, welche mit den Dorsalorganen<br />

in einer Höhe auf einer schwachen Wölbung liegen. Die Marginalen Sinnesorgane weichen in<br />

ihrer Position von denen an<strong>der</strong>er Arten ab, indem sie sich lateral an <strong>der</strong> Oberkante des Terminalkomplexes<br />

befinden. Auf <strong>der</strong> Oberseite <strong>der</strong> Lateralfalte befinden sich die zwei mittleren Lateralsinnesorgane.<br />

Die oberen Lateralsinnesorgane wurden nicht gef<strong>und</strong>en. Charakteristisch ist


52<br />

Einzelbeschreibungen<br />

am Kopfsegment, daß die Gesichtsmaske in größerem Abstand über den Mandibeln liegt als<br />

bei je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en untersuchten Art (Abb. 2, 46). Auch <strong>der</strong> Oberrand <strong>der</strong> M<strong>und</strong>öffnung ist weit<br />

über die Oberkante <strong>der</strong> oberen M<strong>und</strong>haken erhöht. Lichtmikroskopisch ist zu erkennen, daß die<br />

apikal zusammengewachsenen Dorsalsklerite sich weit über den Mandibeln befinden (Nowakowski<br />

1964 S. ; Abb. Zeichnung). Zwischen Gesichtsmaske <strong>und</strong> Mandibeln befindet sich eine<br />

bei dieser Art beson<strong>der</strong>s stark vorgewölbte, kurze Lateralfalte, auf <strong>der</strong>en Unterseite sich Setulae<br />

befinden (Abb. 46). Über <strong>der</strong> Gesichtsmaske liegt ein breiter, aus dichten <strong>und</strong> regelmäßigen<br />

Haarreihen bestehen<strong>der</strong> Haarkranz, <strong>der</strong> bis zum Ende <strong>der</strong> Lateralfurche reicht. Die Mandibeln<br />

sind jeweils zweizähnig, nicht alternierend, die M<strong>und</strong>haken sind eher kurz. Die apikal zugespitzten<br />

M<strong>und</strong>haken liegen sehr dicht untereinan<strong>der</strong>, <strong>der</strong> Abstand ist deutlich kürzer als jener<br />

<strong>der</strong> Mandibeln voneinan<strong>der</strong>. Der untere M<strong>und</strong>haken ist etwas stärker nach unten gebogen als<br />

<strong>der</strong> obere. Die M<strong>und</strong>haken werden lateral von den Wangen umschlossen, so daß sie lateral fast<br />

vollständig verdeckt sind. Der breite Zwischenraum zwischen den Mandibeln wird durch das<br />

Labium ausgefüllt. In <strong>der</strong> Mitte am Oberrand <strong>der</strong> Gesichtsmaske befindet sich ein mit diesem<br />

verwachsener mittlerer M<strong>und</strong>lappen, <strong>der</strong> nicht aus Filamenten zusammengesetzt ist. Cephalopharyngealskelett:<br />

Die M<strong>und</strong>haken befinden sich auf <strong>der</strong> oberen Hälfte des Mandibularkomplexes.<br />

Die schon erwähnte Vergrößerung des Abstands zwischen Gesichtsmaske <strong>und</strong> Mandibeln<br />

zeigt sich auch an den inneren Strukturen. Die zu einem langen Intermediärsklerit verschmolzenen<br />

Labialsklerite befinden sich nicht auf mittlerer Höhe zwischen den Mandibeln,<br />

son<strong>der</strong>n liegen lateral gut sichtbar über den Mandibeln, nur von den deutlich ausgebildeten Abduktorapodemen<br />

verdeckt. Sie enden auf <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> oberen M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> Mandibeln (s.<br />

auch Nowakowski 1964). Das Mittelstück ist breit mit leicht zugespitzten Ventralrän<strong>der</strong>n. Die<br />

von einem ausgedehnten membranösen Bereich umgebene Dorsalflügelbrücke ist lang <strong>und</strong> apikal<br />

etwas hochgebogen. Die zwei Teile des Dorsalflügels des Basalteils bilden ein großes geschlossenes<br />

Fenster. Die Vor<strong>der</strong>stigmen sind klein <strong>und</strong> kugelförmig. Sie haben sieben bis acht<br />

in einer unregelmäßigen Doppelreihe angeordnete terminale Knospen. Die Lokomotionsgürtel<br />

werden von großen Dentikeln gebildet, die nicht nur auf die Lateralbereiche beschränkt sind.<br />

Der letzte Lokomotionsgürtel zwischen dem vorletzten <strong>und</strong> letzten Segment ist beson<strong>der</strong>s verbreitert<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Körper an dieser Stelle verdickt. Die Hinterstigmen <strong>und</strong> Subspirakularorgane<br />

liegen zwar nahe beieinan<strong>der</strong>, sie bilden aber kein durch Muskelansatzstellen <strong>und</strong> Dentikel abgesetztes<br />

"Stigmensegment". Die nach hinten gerichteten Hinterstigmen bestehen aus drei Öffnungen<br />

auf einer flachen Platte. Über den Stigmen sind die Spirakularorgane als Stiftsinneszellen<br />

entwickelt, die Subspirakularprozesse liegen dicht unter den Stigmen <strong>und</strong> enthalten innen je<br />

zwei Stiftsensillen <strong>und</strong> eine Campaniforme Sensille. Vor <strong>der</strong> Analwölbung liegt ein Ring von<br />

Muskelansatzstellen <strong>und</strong> im Ventralbereich auch mit Dentikeln. Sie ist halbkugelig, sehr ausgeprägt,<br />

mit kräftigen Dentikeln besetzt, eher posterior liegt ein Paar Stiftsinnesorgane.<br />

Bionomie: Blattminierer an Borago <strong>und</strong> zahlreichen an<strong>der</strong>en Boraginaceen.<br />

Agromyza albipennis Meigen, 1830 (Abb. 22, 50, 54-57, 58, 89)<br />

Die Identität <strong>der</strong> Art ist durch Auszucht von Imagines gesichert. Gute Beschreibungen <strong>und</strong><br />

Abbildungen enthalten Sasakawa (1961 S. 313) <strong>und</strong> Griffiths (1963, S. 117). Die Art gehört zur<br />

ausschließlich an Monocots minierenden nigripes-Gruppe (Griffiths 1963). Die Arten, die in<br />

dieser Gruppe zusammengefaßt sind, haben sehr unterschiedliche Formen von M<strong>und</strong>haken.<br />

Griffiths (1963) erwähnt als gemeinsames Merkmal die Abwesenheit eines "patch of spines below<br />

the mandibles". Dies ist inkorrekt (Abb. 55). Ein weiteres Merkmal, das als Apomorphie in<br />

Frage kommt, ist die bauchig gebogene Form des Mittelstücks. Dieses ist auch bei zahlreichen<br />

Arten in <strong>der</strong> Arbeit von Griffiths (1963) zu erkennen.


53<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Abb. 50-53: Cephalopharyngealskelette <strong>und</strong> Mandibeln dritter Stadien. Von oben: 50: Agromyza albipennis;<br />

51: Agromyza johannae; 52: Agromyza flilipendulae, Cephalopharyngealskelett einer jungen Larve; 53: Agromyza<br />

flilipendulae, Mandibularkomplex aus einem Puparium (s. Text S. 16). Maßstriche = 0,1 mm.<br />

Material: D, NRW, Bi., ex Phalaris ar<strong>und</strong>inacea, leg. Dem. (0707981).<br />

Beschreibung: L3: L: - 4,9 mm; B: - 0,9 mm; LPh: 0,43 mm; LM: 0,05 mm; HM: 0,12 mm.<br />

Die Gesichtsmaske ist schmal <strong>und</strong> steht gegenüber <strong>der</strong> Umgebung stark ab, es fehlt aber eine<br />

seitliche Begrenzungsfurche. Die Paare <strong>der</strong> Sinnesorgane liegen dicht nebeneinan<strong>der</strong> <strong>und</strong> sind<br />

eher lateral orientiert. Terminalkomplex: Eine deutlich gesockelte r<strong>und</strong>e Fläche mit elf Elementen,<br />

unter denen die Papille T1 sowie anhand <strong>der</strong> Topologie die Campaniformen Sensillen<br />

T5,6,7 eindeutig zu erkennen ist. T2 ist nicht als Papille ausgebildet son<strong>der</strong>n als Grube. Während<br />

die I1-Gruben nicht gef<strong>und</strong>en wurden, sind die I2-Gruben über den Terminalorganen groß<br />

<strong>und</strong> auffällig. M1 <strong>und</strong> M2 sind so entwickelt wie bei anthracina. Der Kopfbereich in <strong>der</strong> Umgebung<br />

des Gesichtes ist unbehaart. Neben dem Unterrand <strong>der</strong> Gesichtsmaske befindet sich die<br />

fast gerade nach hinten verlaufende Diagonalfurche. Darüber ist eine <strong>der</strong> oberen Lateralgruben<br />

nachweisbar. Darunter befindet sich vorne unter den Oberen M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> Mandibeln die etwas<br />

reduzierte Lateralfalte. Der M<strong>und</strong>lappen ist an <strong>der</strong> Basis einteilig mit dem Gesichtsoberrand<br />

verwachsen. An <strong>der</strong> Spitze befinden sich acht Filamente, deutlich nach vorne gerichtet.<br />

Am Unterrand des Mandibularkomplexes liegt eine weitere Gruppe von ca. vier Filamenten,<br />

ähnlich denen am M<strong>und</strong>lappen. Die Dorsalsklerite über den Mandibeln sind schwach pigmentiert<br />

<strong>und</strong> unauffällig. Die Mandibeln bestehen aus je vier kleinen, nicht alternierenden M<strong>und</strong>ha-


54<br />

Einzelbeschreibungen<br />

ken. Die unteren zwei sind etwas kleiner als die oberen. Sämtliche M<strong>und</strong>haken sind etwas nach<br />

außen gerichet. Cephalopharyngealskelett: Der in Ruhestellung etwas nach vorne geneigte<br />

Mandibularkomplex ist sehr hoch <strong>und</strong> kurz. Der Oberrand des Mittelstücks ist konkav, <strong>der</strong> Unterrand<br />

deutlich bauchig. Wie bei an<strong>der</strong>en Agromyza-Arten ragt die Dorsalflügelbrücke stark<br />

nach oben, ist aber relativ dünn. Der obere Teil des Dorsalflügels ist stark <strong>und</strong> gleichmäßig ger<strong>und</strong>et.<br />

Die zwei Teile des Dorsalflügels bilden kein geschlossenes Fenster. Der Ventralflügel<br />

ist etwa halb so lang wie <strong>der</strong> Dorsalflügel <strong>und</strong> hat im hinteren Teil ein längliches geschlossenes<br />

Abb. 54-57: Agromyza albipennis, drittes Stadium. Von l. o. nach r. u.: 54: Gesichtsmaske; 55: Kopfsegment;<br />

56: hinterer Abschnitt lateral; 57: Subspirakularprozeß mit Stäbchensinnesorganen. Maßstriche: 54,<br />

57 = 5 µm; 55, 56 = 50 µm.


55<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Fenster. Die kleinen Vor<strong>der</strong>stigmen haben die Form einer Rosette, die aus einer Doppelreihe<br />

von 12-16 Knospen besteht. Die Dentikel <strong>der</strong> Lokomotionsgürtel sind groß mit breiter Basis<br />

<strong>und</strong> stark konisch. Die Muskelansatzstellen sind flächenmäßig nur wenig größer als die Dentikel.<br />

Die drei Öffnungen <strong>der</strong> Hinterstigmen sind mit feinen Spirakularhaaren umgeben (Abb.<br />

22). Die Häutungsnarbe innen auf <strong>der</strong> gleichen Ebene wie die Öffnungen. Subspirakularprozesse<br />

sind lang <strong>und</strong> spitz. Das Letzte Segment ist fast glatt mit vergleichsweise wenigen kleineren<br />

Dentikeln. Die charakteristische Unterglie<strong>der</strong>ung des Segments ist dennoch durch Muskelansatzstellen,<br />

die wenigen Dentikeln <strong>und</strong> die posterior spitz zulaufenden Form hervorgehoben.<br />

Die nicht stark hervortretende Analwölbung ist mit kräftigen Dentikeln besetzt <strong>und</strong> weist<br />

ein hinten gelegenes Paar von Stiftsinnesorgane auf.<br />

Mandibeln des zweiten Larvenstadiums:<br />

L2: Der Mandibularkomplex des zweiten Larvenstadiums unterscheidet sich von jenem des<br />

dritten in den Größenverhältnissen <strong>der</strong> M<strong>und</strong>haken, während ihre Zahl identisch ist. Im zweiten<br />

Stadium sind die ersten <strong>und</strong> dritten M<strong>und</strong>haken bei<strong>der</strong> Mandibeln deutlich größer als die zweiten<br />

<strong>und</strong> vierten.<br />

L1 (Abb. 89): Das erste Larvenstadium hat nicht gleichgroße Mandibeln mit je drei schräg<br />

angeordneten M<strong>und</strong>haken. Der Mandibularkomplex ist am Dorsalrand am breitesten <strong>und</strong> läuft<br />

nach unten hin spitz zu. Das Mittelstück ist gerade <strong>und</strong> länger als <strong>der</strong> Basalteil, die Dorsalflügelbrücke<br />

ist kurz, sie endet deutlich vor <strong>der</strong> Mitte des Mittelstücks. Dorsal- <strong>und</strong> Ventralflügel<br />

des Basalteils sind etwa von gleicher Länge.<br />

Bionomie: Blattminerer an Phalaris ar<strong>und</strong>inaceae, aber auch aus an<strong>der</strong>en Gräsern bekannt<br />

(Griffiths 1963). Zwischen den Epi<strong>der</strong>misschichten werden nahezu sämtliche Parenchymzellen<br />

zerstört <strong>und</strong> Blattnerven skelettiert. Die Larve ist sehr beweglich <strong>und</strong> liegt oft nicht auf <strong>der</strong> Lateralseite<br />

son<strong>der</strong>n in verschiedensten Positionen. Die glänzend schwarzen Puparien von albipennis<br />

kleben an <strong>der</strong> Pflanze in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Minen. Prothorakalhörner sind vorhanden. Es<br />

werden mindestens zwei Generationen pro Jahr gebildet, da Imagines schon Mitte Juli schlüpften.<br />

Griffiths (1963) vermutet drei Generationen <strong>und</strong> berichtet auch von Verpuppungen in <strong>der</strong><br />

Mine.<br />

Agromyza frontella (Rondani, 1857) (Abb. 59-61)<br />

Material: Zoerner Nr. 3974 ex Medicago.<br />

Beschreibung: L: 2,3 mm. Die Gesichtsmaske ist umgekehrt herzförmig mit einem tiefen<br />

Spalt; sie endet mit einer spitz zulaufenden Stirnfalte, die Dorsalorgane liegen dabei etwa über<br />

<strong>der</strong> Mitte. Beide Hälften bilden eine nur wenig zurückgebogene Ebene. Die sehr kurze Lateralfalte<br />

reicht nicht ganz an die Gesichtsmaske heran. Eine Diagonalfurche schließt unmittelbar an<br />

den Gesichtsunterrand an, während die kurze Lateralfurche unterhalb des oberen M<strong>und</strong>randes<br />

lokalisiert ist. Sinnesorgane: Der Terminalkomplex ist vollständig gesockelt, die Elemente<br />

sind teilweise nicht zu erkennen, von den Campaniformen Sensillen ist nur T6 erkennbar. Dies<br />

gilt nicht für die Papillen T1 <strong>und</strong> T2. Wie bei anthracina befindet sich ventral parallel zum Unterrand<br />

eine Furche, in <strong>der</strong> zumindest ein Element verborgen ist. Zwei feine Gruben sind innerhalb<br />

von T8 gut zu erkennen. Am Rand <strong>der</strong> Gesichtsmaske zwischen Dorsal- <strong>und</strong> Terminalorgan<br />

befindet sich noch ein Paar Gruben. Vier laterale Sinnesgruben sind auf je<strong>der</strong> Seite erkennbar:<br />

Zwei obere Lateralsinnesorgane liegen auf leichten Wölbungen zu beiden Seiten <strong>der</strong> Diagonalfurche.<br />

Die mittleren Lateralorgane liegen über <strong>der</strong> Lateralfalte. Die Labialorgane umfassen<br />

bei dieser Art insgesamt sechs unterschiedlich große Gruben. Mandibeln: bestehen aus je<br />

zwei M<strong>und</strong>haken, die geringfügig asymmetrisch angeordnet sind, die linke ist etwas größer als<br />

die rechte. Sie haben einen etwa mandibelbreiten Abstand voneinan<strong>der</strong>. Der Mittlere M<strong>und</strong>lap-


56<br />

Einzelbeschreibungen<br />

pen ist einteilig mit ca. acht apikalen Filamenten. Das Labium ist breit <strong>und</strong> füllt den weiten Bereich<br />

zwischen den Mandibeln aus. Vor<strong>der</strong>e Thoraxsegmente: Lateral <strong>und</strong> dorsal in weniger<br />

als dem vor<strong>der</strong>en Drittel des ersten Segments befinden sich regelmäßige Reihen von etwas abgeflachten<br />

spitzen Zähnchen <strong>und</strong> zwei Reihen von Campaniformen Sensillen. Die Vor<strong>der</strong>stigmen<br />

liegen dicht aneinan<strong>der</strong> <strong>und</strong> weisen ausgeprägte Stigmenträger <strong>und</strong> gut sichtbarer Häutungsnarben<br />

auf. Die zahlreichen terminalen Knospen sind unregelmäßig auf zwei Äste verteilt.<br />

Abb. 58-61: Von l. o. nach r. u.: 58: Agromyza albipennis, Lokomotionsgürtel; Maßstrich = 50 µm. Abb. 59-<br />

61: Agromyza frontella. 59: Hinterteil; 60: Vor<strong>der</strong>stigmen; 61: Gesichtsmaske. Maßstriche: 59, 60 = 5 µm;<br />

61 = 5 µm.


57<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Lokomotionsgürtel: Mittelgroße, spitze Dentikel, eher unregelmäßig angeordnet. Die Dentikel<br />

liegen an den breiten Stellen des Gürtels auf beiden Segmenten, an schmaleren ausschließlich<br />

auf dem hinteren. Die Hinterstigmen sitzen getrennt auf <strong>der</strong> Oberfläche des letzten Segmentes<br />

<strong>und</strong> sind nach hinten gerichtet. Spirakularprozesse <strong>und</strong> Drüsenöffnungen fehlen. Letztes Segment:<br />

Hinter <strong>der</strong> Analwölbung auf <strong>der</strong> unteren Hälfte liegt eine Reihe von Muskelansatzstellen,<br />

die von Dentikeln umgeben ist. Diese sind auf <strong>der</strong> Ventralseite, in <strong>der</strong> Umgebung <strong>der</strong><br />

Analwölbung, länger <strong>und</strong> dichter als lateral. Auf je<strong>der</strong> Seite liegt eine sowie in <strong>der</strong> weiteren<br />

Umgebung liegen vier Papillen. Die Subspirakularorgane sind deutlich ausgebildet <strong>und</strong> enthalten<br />

je zwei beulenartige Sinnesorgane. Die Analwölbung ist nicht sehr stark gewölbt, Analorgane<br />

fehlen.<br />

Bionomie: Blattminierer an Medicago sativa, Medicago ssp. Melilotus ssp. (Fabaceae).<br />

Diese Art wurde vermutlich in den 1960-er Jahren nach Nordamerika eingeführt <strong>und</strong> breitet<br />

sich noch immer weiter aus. Dort kann frontella an M. sativa (Lucerne, Alfalfa), die als Futterpflanze<br />

angebaut wird <strong>und</strong> hohe wirtschaftliche Bedeutung hat, zu Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ernte<br />

führen. In Europa sind dagegen Schäden noch nicht beobachtet worden. Aus diesem Gr<strong>und</strong><br />

wurde vor allem zwischen 1975 <strong>und</strong> 1990 eine große Anzahl von ökologischen Studien über<br />

diese Art durchgeführt. Agromyza frontella kann heute als die am besten verstandene Minierfliege<br />

<strong>der</strong> Welt gelten. Einen Überblick über aktuelle Verbreitung <strong>der</strong> Art in Nordamerika geben<br />

Venette et al. (2000).<br />

Agromyza johannae de Meijere, 1924 (Abb. 51, 62-65, 91)<br />

Material: Z 4802 ex Sarothamnus; D, Rheinland-Pfalz, Lützerath, ex Sarothamnus<br />

scoparius, leg. Dem. (1206992).<br />

Beschreibung: L: - 3,0 mm; B: - 0,8 mm; LPh: 0,26 - 0,27 mm; LM: 0,03 mm; HM: 0,06 -<br />

0,07 mm. Die Gesichtsmaske ist vollständig durch eine Furche von <strong>der</strong> Umgebung abgegrenzt.<br />

Insgesamt ist sie eher breit, in <strong>der</strong> Mitte kaum zugespitzt. Im unteren Bereich neben <strong>der</strong> deutlich<br />

ausgeprägten Mittelfurche befinden sich kurze innere Protuberanzen (Abb. 63). Der Unterrand<br />

<strong>der</strong> Gesichtsmaske ist nicht mit dem oberen Rand <strong>der</strong> M<strong>und</strong>öffnung verschmolzen. Die<br />

Dorsalorgane liegen niedrig, etwa in <strong>der</strong> Mitte zwischen Unterrand <strong>und</strong> <strong>der</strong> das Gesicht begrenzenden<br />

oberen Falte. Die inneren Sinnesgruben I1,2 liegen dicht übereinan<strong>der</strong> auf gleicher Höhe<br />

wie Dorsal- <strong>und</strong> Terminalorgane. Die eher am unteren Rand befindlichen Marginalorgane<br />

sind reduziert. Der Terminalkomplex ist gesockelt <strong>und</strong> weist parallel zum Unterrand eine längere<br />

Furche auf. Neben den deutlichen Papillen T1 <strong>und</strong> T2 sind noch die Campaniformen Sensillen<br />

T5,6 <strong>und</strong> 7 gut zu erkennen. Die übrigen Gruben sind an den vorliegenden Präparaten nur<br />

<strong>und</strong>eutlich zu erkennen. Das Kopfsegment ist unbehaart; Die oberen Lateralorgane sind von<br />

<strong>der</strong> Querfurche getrennt. Das Lateralorgan, das sich unterhalb <strong>der</strong> Querfurche befindet, liegt auf<br />

einer großen, scharf abgesetzten Wölbung. Die Lateralfalte macht unter den Lateralplatten einen<br />

scharfen Knick, läuft auf die Querfurche zu <strong>und</strong> vereinigt sich mit dieser. Die M<strong>und</strong>lappen<br />

sind schon an <strong>der</strong> Basis zweiteilig <strong>und</strong> bilden je eine variabel eingeschnittene blattartige<br />

Struktur. Damit unterscheidet sich johannae von den an<strong>der</strong>en hier untersuchten Agromyza-Arten.<br />

Die Mandibeln sind gleich groß mit je zwei M<strong>und</strong>haken, von denen aber nur die sehr dünnen<br />

äußersten Spitzen zu erkennen sind. Der Rest ist von den Lateralbereichen <strong>der</strong> Kopfregion<br />

<strong>und</strong> dem Labium umschlossen. Dieses füllt den breiten Raum zwischen den Mandibeln bis auf<br />

eine Lücke in <strong>der</strong> Mitte zwischen Mandibeln <strong>und</strong> Gesichtsunterrand völlig aus. Cephalopharyngealskelett:<br />

Die vier M<strong>und</strong>haken sind kurz <strong>und</strong> gleichmäßig zugespitzt. Der Mandibularkomplex<br />

ist r<strong>und</strong>licher als bei den an<strong>der</strong>en hier untersuchten Arten. Das Dorsalsklerit über den<br />

Mandibeln ist lang <strong>und</strong> deutlich pigmentiert. Das Mittelstück ist kurz <strong>und</strong> dick, vom Basalteil


58<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Abb. 62-65: Agromyza johannae. Von l. o. nach r. u.: 62: Vor<strong>der</strong>teil lateral; 63: Gesichtsmaske; 64: Gesichtsmaske,<br />

Detail; 65: Hinterstigma. Maßstriche: 62, 65 = 50 µm; 63, 64 = µm.<br />

deutlich getrennt. Die Ventralbrücke ist von <strong>der</strong> Seite deutlich zu erkennen. Wie bei den an<strong>der</strong>en<br />

untersuchten Agromyza-Arten ist auch hier die bis etwa zur Mitte des Mittelstück reichende<br />

Dorsalflügelbrücke dünn, aber deutlich vom Mittelstück abstehend. Zwischen Dorsalflügelbrücke<br />

<strong>und</strong> Mittelstück befindet sich ein membranöser Bereich. Das Basalstück ist kurz <strong>und</strong> gedrungen.<br />

Der Ventralflügel ist nur wenig kürzer als <strong>der</strong> Dorsalflügel <strong>und</strong> weise ein deutliches<br />

Fenster auf. Vor<strong>der</strong>stigmen mit ca. zehn terminale Knospen, die in einem offenen Kreis angeordnet<br />

sind. Die Dentikel <strong>der</strong> Lokomotionsgürtel sind groß <strong>und</strong> breit, stark anliegend <strong>und</strong> in<br />

Reihen zu drei bis sechs angeordnet. Letztes Segment: Die Hinterseite des Körpers ist mit we-


59<br />

Einzelbeschreibungen<br />

nigen kräftigen Dornen besetzt. Ein vom letzten Segment abgesetztes schmaleres<br />

"Stigmensegment", auf dem die Stigmen <strong>und</strong> Subspirakularprozesse liegen, fehlt. Die Subspirakularprozesse<br />

sind groß <strong>und</strong> eher ventral gelegen. Je zwei Stiftsinnesorgane sind gut sichtbar.<br />

Hinterstigmen befinden sich am Dorsalrand des letzten Segments auf getrennten, eher dicken<br />

Stigmenträgern. Ihre je drei Knospen haben auffallend lange Öffnungsschlitze. Die vier Drüsenöffnungen<br />

an den Rän<strong>der</strong>n sind gut erkennbar; Spirakularhaare fehlen. Die Analwölbung<br />

ist klein mit kräftigen Dornen in <strong>der</strong> Umgebung, wenige befinden sich auch auf <strong>der</strong> Platte<br />

selbst. Analsinnesorgane sind nicht sichtbar.<br />

L1 (Abb. 91): Die Mandibeln haben je zwei sehr unterschiedlich große alternierende M<strong>und</strong>haken,<br />

wobei <strong>der</strong> rechte obere M<strong>und</strong>haken über dem linken liegt. Der obere Teil des Mandibularkomplexes<br />

ist gegenüber dem unteren stark verlängert. Die Dorsalflügelbrücke reicht bis zur<br />

vor<strong>der</strong>en Hälfte des eher kurzen Mittelstücks. Dieses <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ventralflügel des Basalstücks bilden<br />

ventral eine nahezu gerade Linie. Ventral- <strong>und</strong> Dorsalflügel sind etwa von gleicher Länge.<br />

Bionomie: Blattminierer an Sarothamnus scoparius. A. johannae miniert in einem einzelnen<br />

<strong>der</strong> drei Blättchen Die ersten zwei Stadien bilden eine hufeisenförmige Randmine am Außenrand.<br />

Dabei wird meistens nur die obere Hälfte des Blattes unregelmäßig ausminiert. Oft wird<br />

auf <strong>der</strong> Unterseite jedoch ein weiterer Gang gebildet, <strong>der</strong> vom unteren nur durch skelettierte<br />

Blattnerven getrennt ist. Die Larve des dritten Stadiums miniert von <strong>der</strong> Blattspitze nach innen<br />

bis kurz vor den Stiel <strong>und</strong> zerstört dort alle Zellen zwischen den Epi<strong>der</strong>misschichten. Dabei miniert<br />

sie nicht nur auf <strong>der</strong> Seite liegend, son<strong>der</strong>n auch mit den M<strong>und</strong>werkzeugen <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis<br />

zugewandt. Das geringe Hervorragen <strong>der</strong> M<strong>und</strong>haken aus dem Kopfsegment ließe sich damit<br />

erklären: Es könnte so eine Beschädigung <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis durch zu weit herausragende M<strong>und</strong>haken<br />

vermieden werden. Die Mine ist durch verwelkende Pflanzenzellen dunkelbraun gefärbt, so<br />

daß Larve <strong>und</strong> Ausbohrschlitz von außen, ohne Vergrößerung kaum zu erkennen sind.<br />

Agromyza filipendulae Spencer, 1976 (Abb. 12, 52-53, 66-69, 90)<br />

Material: D, NRW, Bi., ex Filipendula ulmaria, leg. Dem. (0107985).<br />

Beschreibung: L: - 3,1 mm; LPh: 0,42 mm; LM: 0,05 mm; HM: 0,06 mm. Das Kopfsegment<br />

liegt deutlich am ventralen Bereich des ersten Segments. Die Gesichtsmaske ist sehr<br />

schmal, etwas zugespitzt, die Mittelfurche endet knapp über den Inneren Sinnesorganen I1. Die<br />

zwei Gesichtshälften sind unten abger<strong>und</strong>et <strong>und</strong> deutlich vom oberen M<strong>und</strong>rand abgesetzt. Sinnesorgane<br />

<strong>der</strong> Gesichtsmaske: Der Terminalkomplex weicht von <strong>der</strong> üblichen Anordnung <strong>der</strong><br />

Sinnesorgane stark ab: Die größte Papille, vermutlich handelt es sich um T1, liegt am Unterrand<br />

neben den Marginalen Sinnesorganen. Ansonsten sind sieben gleichmäßig kleine Elemente<br />

vorhanden, am Vor<strong>der</strong>rand könnten noch die Spuren von zwei weiteren Sinnesorganen vorhanden<br />

sein. Sowohl I1 als auch I2 sind groß <strong>und</strong> tief, beide nahe <strong>der</strong> Mittellinie. I1 befinden<br />

sich knapp über den Dorsalorganen am Ende <strong>der</strong> Mittelfurche, während I2 zwischen Dorsal<strong>und</strong><br />

Terminalorganen liegen. Während M1 klein ist <strong>und</strong> auf <strong>der</strong> bekannten Wölbung liegt, handelt<br />

es sich bei M2 um eine deutlich vertiefte Papille, in <strong>der</strong>en Mitte sich eine Grube befindet.<br />

Auf <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Terminalorgane beginnt die bis zur Grenze des Kopfsegments steil nach oben<br />

verlaufende Diagonalfurche. Die Lateralfalte ist breit <strong>und</strong> r<strong>und</strong>. Die zwei mittleren Lateralsinnesorgane<br />

liegen über <strong>der</strong> Lateralfalte. Die Mandibeln sind größtenteils verdeckt, da sie innerhalb<br />

<strong>der</strong> erweiterten M<strong>und</strong>öffnung liegen. Sie sind symmetrisch, nach oben etwas divergierend<br />

<strong>und</strong> durch das sehr breite Labium getrennt. Cephalopharyngealskelett: Die M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong><br />

Larve sind sehr lang <strong>und</strong> an <strong>der</strong> Spitze zweikantig. Bei älteren Larven <strong>und</strong> Puparien sind die<br />

M<strong>und</strong>haken deutlich verkürzt (Abb. 52, 53, S. auch S. 16). Die zwei Löcher <strong>der</strong> Mandibeln liegen<br />

dicht nebeneinan<strong>der</strong> <strong>und</strong> sind vermutlich nach hinten geöffnet. Das Mittelstück ist dorsal


60<br />

Einzelbeschreibungen<br />

mit dem Basalstück verwachsen. Der Dorsalflügel des Basalstücks ist schmaler als bei den<br />

Agromyza-Arten <strong>der</strong> reptans-Gruppe; oberer <strong>und</strong> unterer Teil laufen posterior dicht aufeinan<strong>der</strong><br />

zu. Der Ventralflügel weist ein offenes Fenster auf.<br />

Abb. 66-69: Agromyza filipendulae. Von l. o. nach r. u.: 66: Gesichtsmaske; 67: Vor<strong>der</strong>stigmen; 68: letztes<br />

Segment; 69: Hinterstigma. Maßstriche: 66 = 5 µm; 67-69 = 50 µm.<br />

Zwei M<strong>und</strong>lappen liegen in <strong>der</strong> Mitte über <strong>der</strong> M<strong>und</strong>öffnung. Je<strong>der</strong> Teil sitzt an einem von<br />

<strong>der</strong> Seite kommenden Ausläufer zwischen Oberkante <strong>der</strong> Mandibeln <strong>und</strong> den Sinnesorganen<br />

des Gesichtes (Abb. 12). Hierbei handelt es sich um die Dorsalsklerite, die bei filipendulae auffällig<br />

entwickelt sind (Abb. 52). Jede Hälfte des terminalen Bereichs besteht aus einem apikal<br />

verbreiterten oberen Blatt <strong>und</strong> je zwei kleineren unteren Fortsätzen. Das Labium beginnt deut-


61<br />

Einzelbeschreibungen<br />

lich unterhalb <strong>der</strong> M<strong>und</strong>haken. Er füllt nicht den gesamten Raum zwischen den Mandibeln aus,<br />

so daß ein deutlicher Hohlraum frei bleibt. Ventral unter dem Mandibularkomplex ist ein kleiner<br />

r<strong>und</strong>licher Haarfleck lokalisiert. Thoraxsegmente: Auf <strong>der</strong> Dorsalseite direkt über dem<br />

Kopf liegen zahlreiche Reihen feiner Setulae. Die größten Setulae befinden sich direkt über<br />

dem Gesicht, an den Seiten werden sie kleiner. Dieser Bereich nimmt nur einen kleinen Teil<br />

des ersten Thorakalsegments ein. Auf <strong>der</strong> Ventralseite befinden sich ebenfalls Reihen von Setulae,<br />

diese sind aber dünner <strong>und</strong> weniger zahlreich. Ebenfalls auf dem ersten Segment befindet<br />

sich ventral in <strong>der</strong> Mitte ein Bereich von großen langen Dentikeln, ebenso am Anfang <strong>der</strong> zweiten<br />

<strong>und</strong> dritten Segmente. Die Vor<strong>der</strong>stigmen sind klein, mit einer Reihe von ca. acht Öffnungen.<br />

Die Knospen sind auf dem Stigmenträger asymmetrisch angeordnet, <strong>der</strong> längere Teil ist<br />

nach vorne gerichtet. Lokomotionsgürtel mit sehr kräftigen, stark konischen Dentikeln unterschiedlicher<br />

Größe. Die Dentikel sind nicht auf die Lateralbereiche <strong>der</strong> Segmente beschränkt.<br />

Die größten liegen direkt an den Segmentgrenzen in einer unregelmäßigen Reihe. Zu beiden<br />

Seiten folgen etwa drei bis sechs diagonale Reihen kleinerer Zähnchen. Muskelansatzstellen<br />

sind nur <strong>und</strong>eutlich wahrzunehmen. Hinterstigmen <strong>und</strong> Subspirakularprozessen liegen auf einem<br />

schmalen Bereich, <strong>der</strong> durch Muskelansatzstellen <strong>und</strong> Dentikel abgesetzt ist. Dieses<br />

"Stigmensegment" ist aber nur <strong>und</strong>eutlich. Auf den Subspirakularprozessen liegen zwei Stiftsinnesorgane.<br />

Die Hinterstigmen befinden sich am Dorsalende <strong>und</strong> sind etwas nach außen gestreckt.<br />

Von den drei Öffnungen sind die beiden äußeren in einer Linie angeordnet. Die Knospen<br />

ragen kaum aus dem Stigmenträger heraus. Die Häutungsnarbe befindet sich innen, etwas<br />

an den Rand verschoben. Spirakularprozesse <strong>und</strong> Drüsen sind nicht gef<strong>und</strong>en worden. Letztes<br />

Segment: Außer dem beschriebenen <strong>und</strong> einigen zusätzlichen Dentikeln an <strong>der</strong> Seite ist das Integument<br />

glatt. Analwölbung klein, glatt, mit Dornen besetzt. Sinnesorgane befinden sich hinten<br />

neben <strong>der</strong> Platte.<br />

L1 (Abb. 90): Im Gegensatz zu den symmetrischen Mandibeln <strong>der</strong> späteren Larvenstadien<br />

alternieren im ersten Stadium die vier gleich großen M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> Mandibeln deutlich. Die<br />

rechte Mandibel ist größer. Das Mittelstück ist leicht gebogen <strong>und</strong> sehr lang. Die dünne Dorsalflügelbrücke<br />

endet deutlich vor <strong>der</strong> Mittel des Mittelstücks. Das Basalstück hat zwei etwa<br />

gleichlange Flügel.<br />

Bionomie: Minierer an den Blättern von Filipendula ulmaria, eng verwandt mit potentillae,<br />

beide Arten gehören zu einer auf Rosaceen spezialisierten Gruppe.<br />

Agromyza deserta (Patton, 1897) (70-73)<br />

(Cecidomyiaceltis deserta Patton, 1897)<br />

Imagines <strong>der</strong> vorliegenden Art sind erst kürzlich von R.J. Gagné in Kanada gezüchtet <strong>und</strong><br />

durch v. Tschirnhaus aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> vorhandenen Stridulationsorgane als Agromyza identifiziert<br />

worden. Auch aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Larvalmerkmale ist die Zugehörigkeit zu dieser Gattung eindeutig.<br />

Bisher steht deserta in <strong>der</strong> eigenen monotypischen Gattung Cecidomyiaceltis Patton, 1897. In<br />

<strong>der</strong> vorliegenden Arbeit wird im Vorgriff auf die später erfolgende formale Synonymierung (v.<br />

Tschirnhaus in prep) <strong>der</strong> durch die Merkmale begründete Name verwendet. Eine weitere Verwendung<br />

eines wissenschaftlich obsoleten Namens allein aus formalen Gründen erscheint mir<br />

unangemessen.<br />

Material: F<strong>und</strong>ortetikett, original: Lock #10, C + O Cand; Montgomery Co., MD; 29-IV-<br />

1982; R. J. Gagné.<br />

Beschreibung: L: 3,6 mm; B: 1,2 mm; LPh: 0,61 mm; LM: 0,12 mm; HM: 0,16 mm. Gesichtsmaske<br />

mit deutlicher sklerotisierter Mittelfurche, aber ohne Querfalte am Oberrand. Die<br />

Gesichtshälften sind jeweils am Unterrand gleichmäßig r<strong>und</strong>: Sie laufen nach unten etwas aus-


62<br />

Einzelbeschreibungen<br />

einan<strong>der</strong>. Der Seitenrand ist durch eine deutliche Falte abgesetzt. Sinnesorgane: Der Terminalkomplex<br />

liegt auf einem vollständigem Sockel. Die Anordnung <strong>und</strong> Form <strong>der</strong> Elemente ist typisch<br />

für Agromyza. T2 ist hier deutlich das zweitgrößte Element. T4,6 sind so flach wie bei<br />

den meisten Arten <strong>der</strong> Phytomyzinae. Sowohl T7 als auch T9 haben die Form einer Campaniformen<br />

Sensille. T7 hat die gleiche Oberflächenstruktur wie T5,6, T9 ist dagegen stärker ge-<br />

Abb. 70-73: Agromyza deserta. Von l. o. nach r. u.: 70: Gesichtsmaske; 71: Vor<strong>der</strong>stigma; 72: letztes Segment;<br />

73: Hinterstigma. Maßstriche: 70, 71, 73 = 50 µm; 72 = 500 µm.<br />

wölbt. Beide Paare Innerer Sinnesgruben sind auffallend groß. Das obere Paar liegt wenig oberhalb<br />

<strong>der</strong> Dorsalorgane, das untere über dem Oberrand des Terminalkomplexes. Beide Marginalen<br />

Sinnesgruben am Gesichtsrand sind vorhanden. Die charakteristische Form einer einfachen


63<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Grube <strong>und</strong> einer Grube auf einer Aufwölbung ist nicht ausgebildet. Neben den Dorsalorganen<br />

befindet sich seitlich ein weiteres Paar Gruben. Mandibeln: Die symmetrischen Mandibeln haben<br />

je zwei etwa gleiche, dicht zusammen liegende M<strong>und</strong>haken. Wie bei Selachops <strong>und</strong> Japanagromyza<br />

divergieren die Mandibeln an <strong>der</strong> Basis. Die lichtmikroskopische Untersuchung offenbart<br />

unterhalb <strong>der</strong> auf den REM-Aufnahmen erkennbaren auf je<strong>der</strong> Mandibel einen weiteren<br />

sehr kleinen M<strong>und</strong>haken. Cephalopharyngealskelett: Die Mandibeln <strong>und</strong> <strong>der</strong> vor<strong>der</strong>e Teil des<br />

Mittelstücks sind viel breiter als <strong>der</strong> hintere Teil. Das Mittelstück ist, von lateral betrachtet, außerordentlich<br />

hoch. Die Ventralbrücke vor dem Speichelgang ist stark ausgeprägt. Eine Dorsalflügelbrücke<br />

ist vorhanden. Der untere Dorsalflügel ist genauso lang <strong>und</strong> etwas dicker als <strong>der</strong><br />

obere, beide liegen eher dicht nebeneinan<strong>der</strong>. Der Ventralflügel ist etwa halb so lang wie <strong>der</strong><br />

dorsale <strong>und</strong> weist ein großes geschlossenes Fenster auf. Über den Mandibeln liegt ein Paar<br />

Mittlerer M<strong>und</strong>lappen, beide bestehen von <strong>der</strong> Basis an aus sehr zahlreichen Filamenten. Das<br />

Kopfsegment ist ventral in das erste Segment eingeschlagen, so daß vom ventralen Teil <strong>der</strong><br />

M<strong>und</strong>region nichts <strong>und</strong> vom lateralen Kopfbereich wenig zu erkennen ist. Am Unterrand des<br />

Gesichts entspringen zwei deutliche Lateralfalten. Über <strong>der</strong> Gesichtsmaske befinden sich zahlreiche<br />

flachere <strong>und</strong> vermutlich wenig spezifische Falten, jedoch keine Haare. Der Vor<strong>der</strong>rand<br />

des ersten Segments hinter <strong>der</strong> Kopfregion ist sehr breit mit dichten Reihen von Dentikeln besetzt,<br />

zwischen denen sich auch Papillen befinden. Die Vor<strong>der</strong>stigmen liegen nicht unmittelbar<br />

auf <strong>der</strong> Dorsalseite, son<strong>der</strong>n etwas seitlich in deutlichem Abstand voneinan<strong>der</strong>. Die zahlreichen<br />

Knospen sind in einem unvollständigen Kreis um die Häutungsnarbe gruppiert. Die<br />

punktförmigen Öffnungen sind gut sichtbar. Lokomotionsgürtel: Die Dentikel umgeben den<br />

Körper vollständig <strong>und</strong> sind an den Segmenten sehr unterschiedlich entwickelt. Im hinteren<br />

Teil des Körpers sind die Lokomotionsgürtel breiter mit unregelmäßiger angeordneten Dentikeln.<br />

Die Segmente ab dem zweiten sind in <strong>der</strong> Mitte mit Campaniformen Sensillen besetzt, die<br />

im Unterschied zu allen an<strong>der</strong>en Agromyziden kleine Gruben in <strong>der</strong> Mitte aufweisen. Die Hinterstigmen<br />

liegen nicht auf einem gemeinsamen Stigmenträger. Die Knospen sind ähnlich angeordnet<br />

wie jene <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>stigmen <strong>und</strong> sind, an<strong>der</strong>s als bei den meisten an<strong>der</strong>en Agromyziden<br />

kaum miteinan<strong>der</strong> verschmolzen. Das letzte Segment ist lateral <strong>und</strong> posterior reich mit<br />

Dentikeln <strong>und</strong> den charakteristischen Papillen besetzt. Subspirakularprozesse fehlen an <strong>der</strong> üblichen<br />

Stelle in <strong>der</strong> Mittel des Segments. Es ist kurz <strong>und</strong> deutlich schmaler als die vor<strong>der</strong>en<br />

Segmente. Analwölbung ist gleichmäßig mit Dentikeln besetzt. Am posterioren Rand liegen<br />

große Wülste mit zwei schwach ausgeprägten Sinnesorganen. Es könnte sich bei diesen um<br />

stark nach unten verschobene Subspirakularprozesse handeln.<br />

Bionomie: Gallbildner an Zweigen des Laubbaums Celtis occidentalis (Ulmaceae). Agromyza<br />

deserta <strong>und</strong> die Wirtspflanze sind aus den USA <strong>und</strong> Kanada bekannt.<br />

Japanagromyza<br />

Dieses Taxon ist nicht auf Japan beschränkt, son<strong>der</strong>n nahezu weltweit verbreitet. Es fehlt allerdings<br />

in Mitteleuropa. Die bisher bekannte Autapomorphien sind <strong>der</strong> Putzkamm an den Hintertibien<br />

<strong>der</strong> Imagines (v. Tschirnhaus 1991) <strong>und</strong> die Borste an den Vor<strong>der</strong>tibien (Sasakawa<br />

1961). Weiterhin lassen sich die stark verbreiterten Cerci <strong>und</strong> verlängerten Surstyli des männlichen<br />

Postabdomens Apomorphien interpretieren.<br />

Auch die Larven haben einige sehr charakteristische Merkmale. Folgende Apomorphien lassen<br />

sich sowohl anhand von Literaturabbildungen (z.B. Sasakawa 1961, Singh & Ipe 1973,<br />

Spencer & Steyskal 1986) als auch <strong>der</strong> hier untersuchten Arten nachweisen: Mandibeln mit<br />

zahlreichen M<strong>und</strong>haken, von denen die obersten größer sein können als die folgenden; die Ge-


64<br />

Einzelbeschreibungen<br />

sichtsmaske weist ähnlich einigen Melanagromyza-Arten zwei pigmentierte laterale vertikale<br />

Facialsklerite auf, die Pigmentierung <strong>der</strong> Mittelfurche ist jedoch reduziert. Die Filzkammer<br />

<strong>der</strong> Hinterstigmen ist jeweils drei- o<strong>der</strong> mehrästig <strong>und</strong> verzweigt sich direkt auf <strong>der</strong> Körperoberfläche.<br />

Sie kann eine sehr große Fläche auf <strong>der</strong> Oberfläche einnehmen.<br />

Abb. 74-76: Cephalopharyngealskelette dritter Stadien. 74: Japanagromyza etiennei; 75: J. perpetua; 76: J.<br />

salicifolii. Maßstriche: 74, 75 = 0,1 mm; 76 = 25 µm.<br />

Auf diesen langen, teilweise weit voneinan<strong>der</strong> entfernten Ästen <strong>der</strong> Hinterstigmen können<br />

sich jeweils zahlreiche weitere Verzweigungen befinden (Abb. 81; Sasakawa 1961 fig. 21 n).<br />

Fast alle verfügbaren Literaturabbildungen sowie lichtmikroskopische Untersuchungen bestätigen,<br />

daß die Knospen <strong>der</strong> Hinterstigmen eine an<strong>der</strong>e Struktur aufweisen als jene an<strong>der</strong>er Agromyziden.<br />

Es gibt keine terminalen Knospen son<strong>der</strong>n einen einzigen verzweigten Raum, <strong>der</strong> an<br />

den verzweigten Spitzen etwas verdickt sein kann. Auffällig ist weiterhin, daß bei keiner untersuchten<br />

Art auf REM-Aufnahmen Öffnungsschlitze gef<strong>und</strong>en werden konnten.<br />

Weitere Merkmale, die nur an den hier untersuchten vier Arten gef<strong>und</strong>en wurden <strong>und</strong> nicht<br />

in <strong>der</strong> Literatur dokumentiert sind, seien kurz zusammengefaßt: Der Gesichtsmaske fehlt eine<br />

deutlich pigmentierte, lichtmikroskopisch sichtbare Mittelfurche, dagegen ist die Zweiteilung<br />

<strong>der</strong> Gesichtsmaske auf REM-Aufnahmen deutlich zu erkennen. Die Elemente des Terminal-


65<br />

Einzelbeschreibungen<br />

komplexes liegen auf einem relativ großen, am Rand scharf abgesetzten o<strong>der</strong> urglasartig gewölbten<br />

Sockel. T1 liegt am oberen Rand dieses Sockels, in deutlichem Abstand von den an<strong>der</strong>en<br />

Elementen, die im unteren Bereich eine Gruppe bilden. Die dorsal spitz zulaufenden Mandibeln<br />

haben in aller Regel mehr als je vier eher kleine M<strong>und</strong>haken. Die linke Mandibel ist<br />

deutlich größer als die rechte. M<strong>und</strong>lappen fehlen den untersuchten Arten. Cephalopharyngealsklelett:<br />

Mittelstück <strong>und</strong> Basalteil sind deutlich auf <strong>der</strong> Dorsalseite miteinan<strong>der</strong><br />

verwachsen. Am Vor<strong>der</strong>ende des Basalteils befinden sich gelegentlich drei parallele Kiele, die<br />

bei allen an<strong>der</strong>en Agromyziden bisher nicht gef<strong>und</strong>en wurden. Die Dorsalflügelbrücke ist kurz<br />

<strong>und</strong> dünn, ragt aber steil nach oben (Abb. 74-76). Die zwei Abschnitte des Dorsalflügels liegen<br />

vergleichsweise dicht übereinan<strong>der</strong>. Das Fenster des Ventralflügels ist deutlich ausgebildet <strong>und</strong><br />

geschlossen. Zwischen den Knospen <strong>der</strong> Hinterstigmen, also auf <strong>der</strong> Körperoberfläche, sind<br />

bei den hier untersuchten Exemplaren auch die Drüsenöffnungen <strong>der</strong> Hinterstigmen vorhanden.<br />

Auf dem Letzten Segment befindet sich auf <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Analwölbung ein weiterer Gürtel mit<br />

Muskelansatzstellen <strong>und</strong> Dentikeln. Auch <strong>der</strong> Bereich zwischen den Hinterstigmen <strong>und</strong> den<br />

zwei Stiftsensillen aufweisenden Subspirakularprozessen ist mit Dentikeln besetzt. Auch über<br />

den Stigmen liegt ein Paar Stiftsensillen. Die Analwölbung ist deutlich in einen breiten inneren<br />

<strong>und</strong> einen äußeren Bereich unterteilt, letzterer ist mit Dentikeln o<strong>der</strong> feineren Haaren besetzt,<br />

Analsinnesorgane sind vorhanden.<br />

Zwei Arten, <strong>der</strong>en Larvalstadien beide von Sasakawa (1961) dargestellt wurden stehen mit<br />

<strong>der</strong> vorliegenden Beschreibung im Wi<strong>der</strong>spruch: J. yanoi (Sasakawa, 1955) <strong>und</strong> J. duchesneae<br />

(Sasakawa, 1954). Beide haben nach den vorliegenden Beschreibungen nicht alternierende<br />

Mandibeln mit nur je zwei M<strong>und</strong>haken sowie Hinterstigmen, mit Knospenstruktur, wie sie bei<br />

Agromyza vorkommen. Damit passen diese Arten hinsichtlich <strong>der</strong> Laralmerkmale nicht zu dem<br />

hier vorgestellten Konzept <strong>der</strong> Gattung Japanagromyza. Die männlichen Genitalien stimmen<br />

demgegenüber mit den übrigen Japanagromyza-Arten überein. Möglicherweise handelt es sich<br />

um ursprünglichere Arten, da es sich bei den Merkmalen um Plesiomorphien handelt. Bei<br />

Nachuntersuchungen müßte diesen zwei Arten beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit gewidmet werden.<br />

Bionomie: Alle bekannten Arten sind Blattminierer.<br />

Japanagromyza etiennei Martinez, 1994 (Abb. 74, 77-80, 81-82)<br />

Material: Gouadeloupe, Baier Mahault, ex Phaseolus lunatus (Fabaceae), 11. VIII. 1998,<br />

leg Jean Étienne (GR 2189).<br />

Beschreibung: L: - 3,4 mm; B: - 0,7 mm; LPh: 0,39 mm; LM: 0,05 mm; HM: 0,11 mm.<br />

Das unbehaarte Kopfsegment hat einen verbreiterten, nicht vorstehenden Kopfgrenzstreifen auf<br />

<strong>der</strong> Dorsalseite, <strong>der</strong> dem Frontalprozeß einiger Ophiomyia-Arten ähnelt. Die flache, lichtmikroskopisch<br />

nicht sichtbare Mittelfurche <strong>der</strong> Gesichtsmaske endet direkt über den Dorsalorganen.<br />

Gesichtsrandfalten sind nicht eindeutig definierbar. Am Kopf ist keine distinkte Lateralfalte erkennbar.<br />

Lichtmikroskopisch sind an den Seiten <strong>der</strong> Gesichtsmaske zwei dorsal verwachsene<br />

Facialsklerite zu erkennen. Sinnesorgane: Die Elemente des Terminalkomplexes liegen auf einer<br />

auffällig großen Wölbung. T1 liegt sehr hoch in einigem Abstand von den übrigen Elementen,<br />

auf welche das Nummernschema nicht anwendbar ist. Es ist nicht zu erkennen, wieviele<br />

Elemente es überhaupt sind. Die I1-Gruben liegen über dem Ende <strong>der</strong> Mittelfurche, I2 am<br />

Oberrand des Terminalkomplexes. Beide Marginalen Sinnesorgane sind vorhanden, Es wurde<br />

keine Aufwölbung von M1 beobachtet. Auch die oberen Lateralorgane sind neben <strong>der</strong> Gesichtsmaske<br />

deutlich sichtbar. Die Mandibeln weisen je sechs M<strong>und</strong>haken von abwärts gleichmäßig<br />

abnehmen<strong>der</strong> Größe auf. Die Anzahl <strong>der</strong> M<strong>und</strong>haken stimmt möglicherweise nicht bei


66<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Abb. 77-80: Drittes Stadium von Japanagromyza etiennei. Von l. o. nach r. u.: 77: Kopfsegment; 78: Vor<strong>der</strong>stigmen;<br />

79: Subspirakularprozeß; 80: Analwölbung. Maßstriche: 77, 78, 80 = 50 µm; 79 = 5 µm.<br />

allen Individuen überein. Die linke Mandibel ist um exakt die Länge des oberen M<strong>und</strong>hakens<br />

vergrößert. Zusammen mit <strong>der</strong> Tatsache, daß die M<strong>und</strong>haken bei<strong>der</strong> Mandibeln nach unten hin<br />

weiter voneinan<strong>der</strong> entfernt sind, entsteht ein perfekter oben zugespitzter Kratzapparat. Es ist<br />

anhand <strong>der</strong> REM-Aufnahmen zu sehen, daß auch hier die Mandibeln zumindest oben nach innen<br />

sich stark verdünnen, <strong>der</strong> obere Rand <strong>der</strong> kleineren rechten Mandibel liegt dabei an <strong>der</strong> linken<br />

an. Die M<strong>und</strong>öffnung befindet sich vermutlich direkt darunter. Am Unterrand ist das Labium<br />

kaum nach oben verlängert. Es reicht nur bis zu den vorletzten M<strong>und</strong>haken. Sinnesgruben<br />

sind dort nicht zu erkennen. Cephalopharyngealsklelett: Die M<strong>und</strong>haken besetzen ca. zwei


67<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Drittel des Vor<strong>der</strong>rands des Mandibularkomplexes. Die zwei Löcher <strong>der</strong> Mandibeln befinden<br />

sich dicht übereinan<strong>der</strong> weit am Hinterrand <strong>und</strong> öffnen sich vermutlich nach hinten. Das Mittelstück<br />

ist eher schmal mit einem extrem vorgezogenen ventralen Innenkanten (Abb.74). Wie<br />

in <strong>der</strong> allgemeinen Beschreibung erwähnt, ist das Mittelstück an <strong>der</strong> oberen Hälfte des Hinterrands<br />

gut sichtbar mit dem Basalteil verschmolzen. Unterhalb <strong>der</strong> Verwachsungszone beginnen<br />

die drei dünnen Kiele des Basalteils. Die dünne, fast nicht pigmentierte Dorsalflügelbrücke ist<br />

apikal etwas verdickt, ragt aber relativ steil nach oben. Die oberen <strong>und</strong> unteren Teile des Dorsalflügels<br />

trennen sich schon vor <strong>der</strong> Abzweigung des Ventralflügels. Die Vor<strong>der</strong>stigmen bestehen<br />

aus ca. fünf bis sechs in einer Reihe angeordneten Knospen. Lokomotionsgürtel umfassen<br />

den ganzen Körper <strong>und</strong> sind dorsal <strong>und</strong> ventral kaum dünner als lateral. Dentikel sind kurz,<br />

schmal <strong>und</strong> in kurzen Reihen eng angeordnet. Hinterstigmen: Die drei ursprünglichen Teile<br />

<strong>der</strong> Hinterstigmen verzweigen sich weit. Je<strong>der</strong> dieser drei Teile hat am Ende drei Verzweigungen.<br />

Der gesamte Stigmenkomplex ist nach hinten gerichtet. Letztes Segment: Am Oberrand<br />

<strong>der</strong> Hinterstigmen befindet sich je eine Stiftsensille (vermutlich homolog mit den Spirakularorganen.<br />

Die Subspirakularprozesse sind präsent <strong>und</strong> enthalten je zwei Stiftsinnesorgane <strong>und</strong> eine<br />

Campaniforme Sensille. Zwischen letzteren <strong>und</strong> den Hinterstigmen befinden sich einzelne Flächen,<br />

die mit Dentikeln besetzt sind. Analwölbung: Gleichmäßig aufgewölbt <strong>und</strong> glatt, dicht<br />

mit feinen Haaren besetzt. In <strong>der</strong> Mitte liegen zwei Campaniforme Sensillen, die vermutlich<br />

den Analorganen homolog sind. Etwas weiter hinten liegt jedoch noch ein Paar von Stiftsinnesorganen.<br />

Bionomie: Blattminierer an Phaseolus lunatus (Fabaceae) (Étienne & Martinéz 1996).<br />

Abb. 81-82: Japanagromyza etiennei, drittes Larvalstadium. Von l. o. nach r. u.: 81: Hinterteil; 82: terminaler<br />

Abschnitt eines Hinterstigmas. Maßstriche: 81 = 50 µm; 82 = 5 µm.


Japanagromyza parvula Spencer, 1961 (Abb. 83-84)<br />

68<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Material: Nairobi, ex Crotalaria agatiflora, leg. Spencer, Coll. v. Tschirnhaus (P103). (Näheres<br />

Spencer 1990, S. 135). Da nur ein Individuum zur Verfügung stand, wurde das Cephalopharyngealskelett<br />

nicht präpariert.<br />

Beschreibung: L: 2,6 mm; B: 0,6 mm. Die breite <strong>und</strong> flache Gesichtsmaske hat eine etwas<br />

schiefe Mittelfurche, was durch die geringe Sklerotisierung dieses Bereiches zu erklären ist.<br />

Der an dieser Stelle etwas verdickte Unterrand ist in <strong>der</strong> Mitte spitz eingeschnitten. Dort befinden<br />

sich die sehr kleinen oberen M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> Mandibeln. Der Seitenrand <strong>der</strong> Gesichtsmaske<br />

ist durch eine dünne Falte vom Kopfsegment abgesetzt. Eine Lateralfalte o<strong>der</strong> -furche fehlt.<br />

Sinnesorgane: Die Dorsalpapillen sind mit winzigen Gruben besetzt. Der auf einem geschlossenen<br />

Sockel liegende Terminalkomplex entspricht <strong>der</strong> generellen Beschreibung, unter den Elementen,<br />

von denen sich viele in einer ventralen Rille befinden, sind die Papille T2 <strong>und</strong> die Beulen<br />

T5,6 erkennbar. Beide Paare Innerer Sinnesgruben sind präsent, I1 ist flach <strong>und</strong> beulenartig<br />

<strong>und</strong> I2 eine deutliche r<strong>und</strong>e Grube. Hinter den Dorsalorganen liegt ein weiteres Paar von Sinnesorganen.<br />

Die Marginalen Sinnesorgane sind normal entwickelt. Von den Mandibeln ist auf<br />

dem einzigen Präparat kaum etwas zu erkennen. Sie enthalten kleine M<strong>und</strong>haken <strong>und</strong> laufen<br />

dorsal aufeinan<strong>der</strong> zu; die linke Mandibel scheint wenig höher zu sein als die rechte. Die Vor<strong>der</strong>stigmen<br />

sind klein <strong>und</strong> kugelförmig <strong>und</strong> lassen die Anordnung <strong>der</strong> terminalen Knospen<br />

nicht erkennen. Die Dentikel <strong>der</strong> Lokomotionsgürtel sind einheitlich groß. Breite Gürtel umgeben<br />

den ganzen Körper <strong>und</strong> sind dorsal etwas verbreitert. Von den Hinterstigmen sind nur<br />

die je drei nicht verzweigten terminalen Abschnitte <strong>und</strong> die Häutungsnarbe zu erkennen, <strong>der</strong><br />

basale Bereich <strong>der</strong> drei Abschnitte ist nicht erkennbar. Der Bereich <strong>der</strong> Stigmen wird aber von<br />

einem breiten Ring von großen <strong>und</strong> sehr spitzen Dentikeln umgeben. Letztes Segment: Über<br />

<strong>der</strong> Analwölbung auf <strong>der</strong> unteren Hälfte befindet sich ein Gürtel von Dentikeln. Dazwischen<br />

sind sehr kleine Analpapillen zu erkennen.<br />

Bionomie: Blattminierer an Crotalaria agatiflora (Fabaceae: Minosoideae) (Spencer 1990).<br />

Japanagromyza perpetua Spencer, 1973 (Abb. 75, 85-86)<br />

Material: Gouadeloupe Duclos, ex Desmodium tortuosum (Fabaceae), 5.IX.1996, leg Jean<br />

Étienne (GR 1838).<br />

Beschreibung: L: - 2,6 mm; B: - 0,9 mm; LPh: 0,32 mm; LM: 0,04 mm; HM: 0,08 mm. Die<br />

eher breite, lichtmikroskopisch unsichtbare Gesichtsmaske hat keine Mittelfurche, son<strong>der</strong>n nur<br />

eine spitze Einkerbung in <strong>der</strong> Mitte. Die Gesichtshälften sind asymmetrisch, die linke Hälfte ist<br />

entsprechend <strong>der</strong> darunter befindlichen größeren linken Mandibel etwas kürzer als die rechte<br />

Hälfte. Innere Protuberanzen fehlen. Eine Gesichtsrandfurche ist vorhanden. Die Facialsklerite<br />

sind breit <strong>und</strong> dorsal nicht miteinan<strong>der</strong> verwachsen. Sinnesorgane: Dorsalpapillen sind aus je<br />

acht kugeligen Facetten zusammengesetzt, ein Merkmal, das von keiner an<strong>der</strong>en Art bekannt<br />

ist. Die Terminalorgane liegen auch bei dieser Art auf halbkugeligen Wölbungen. Außer dem<br />

deutlich abgesetzten Element T1 sind weitere sieben Gruben <strong>und</strong> die Papille T2 erkennbar. I1<br />

befinden sich deutlich oberhalb <strong>der</strong> Dorsalorgane, I2 scheinen zu fehlen. Die linke Mandibel<br />

ist geringfügig größer als die rechte, beide Mandibeln konvergieren dorsal. Die oberen M<strong>und</strong>haken<br />

bei<strong>der</strong> Mandibeln sind größer als die unteren. Die Anzahl <strong>der</strong> sehr flachen, an Spitze<br />

abger<strong>und</strong>eten unteren M<strong>und</strong>haken liegt im Bereich von vier auf je<strong>der</strong> Mandibel. Ihre Anzahl<br />

ist aber nicht konstant. Cephalopharyngealskelett: An <strong>der</strong> Basis des Mandibularkom<br />

plexes befindet sich eine auffällige Protuberanz. Das Mittelstück ist breit mit einem ventral et-


69<br />

Einzelbeschreibungen<br />

was zugespitzten Vor<strong>der</strong>rand (Abb. 75). Der Basalabschnitt ähnelt dem von etiennei. Die Dorsalflügelbrücke<br />

ist noch kleiner <strong>und</strong> nicht apikal verdickt. Die lateralen Kiele sind dünner als<br />

bei etiennei. Die Dentikel des ersten Thorakalsegments liegen sowohl dorsal als auch lateral<br />

hinter dem Kopfsegment. Die kleinen Vor<strong>der</strong>stigmen liegen nicht sehr dicht nebeneinan<strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> bestehen aus ca. fünf terminalen Knospen. Die Lokomotionsgürtel umfassen den ganzen<br />

Körper <strong>und</strong> bestehen aus nicht sehr regelmäßig, aber sehr dicht angeordneten mittelgroßen<br />

Dentikeln.<br />

Abb. 83-86: Von l. o. nach r. u.: 83-84: Japanagromyza parvula, drittes Stadium. 83: Gesichtsmaske; 84:<br />

Hinterstigma. 85-86: J. perpetua. 85: Gesichtsmaske; 86: letztes Segment. Maßstriche: 83, 85 = 5 µm; 84,<br />

86 = 50 µm.


70<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Die vor<strong>der</strong>en Reihen eines Gürtels sind deutlich stumpfer als die hinteren. Die Hinterstigmen<br />

ähneln denen von parvula, die jeweils drei nach hinten gerichteten terminalen Abschnitte <strong>der</strong><br />

Filzkammer liegen weit voneinan<strong>der</strong> getrennt auf <strong>der</strong> Körperoberfläche; die Häutungsnarbe ist<br />

dazwischen zu erkennen. Die zwei unteren Knospen liegen näher aneinan<strong>der</strong> als die obere zu<br />

den unteren. Spirakularorgane <strong>und</strong> Subspirakularprozeß sind deutlich ausgeprägt <strong>und</strong> umfassen<br />

eines bzw. zwei Stäbchensinnesorgane. Auf dem letzten Segment finden sich Ansätze zu einer<br />

weiteren Unterteilung. Von <strong>der</strong> Analwölbung verläuft ein mit Dentikeln flankierter Gürtel, <strong>der</strong><br />

allerdings dorsal unterbrochen ist. Ober- <strong>und</strong> unterhalb liegen weitere mit Dentikeln besetzte<br />

Flächen. Auf dem äußeren Bereich <strong>der</strong> Analwölbung verlaufen die Dentikel, die größenmäßig<br />

den Lokomotionsgürteln entsprechen, in regelmäßigen Querreihen. Dazwischen befinden sich<br />

papilliforme Analprozesse.<br />

Japanagromyza salicifolii (Collin, 1911) (Abb. 16, 76, 92)<br />

Material: Jordanien, Al Bakkath bei Amman, Blattminen an Salix spec. 23.V.99 leg. B.<br />

Massa (das Material besteht aus Minen, Exuvien <strong>und</strong> Resten toter Larven aller Stadien).<br />

Italien, F<strong>und</strong>ortetikett wörtlich, Zeilenumbrüche durch Semicola getrennt: "Riberta (AG)<br />

cda; Castello, su; Populus nigra; 10-9-97 IV. Caleca." v. Tschirnhaus, Zuchtnummer P 181<br />

(Minen, Imagines).<br />

Beschreibung: LPh: 0,38 mm; LM: 0,07 mm; HM: 0,1 mm. Wie bei an<strong>der</strong>en beschriebenen<br />

Arten zeichnet sich die Gesichtsmaske von salicifolii durch beson<strong>der</strong>s große Terminalorgane<br />

<strong>und</strong> auffällige Facialsklerite aus. Diese sind bei allen betrachteten Individuen klar zweiteilig.<br />

Die sklerotisierte Umrandung <strong>der</strong> Terminalorgane ist nicht geschlossen (Abb. 16).<br />

Die linke Mandibel ist klar größer als die rechte <strong>und</strong> überragt diese um die Breite des obersten<br />

M<strong>und</strong>hakens. Insgesamt sind zehn bis dreizehn sehr spitze M<strong>und</strong>haken vorhanden, an denen<br />

keine Abnutzungserscheinungen festgestellt werden konnten. Die oberen vier M<strong>und</strong>haken<br />

sind wesentlich breiter <strong>und</strong> länger als die Gruppe <strong>der</strong> schwach pigmentierten unteren (Abb. 76).<br />

Wie die an<strong>der</strong>en zwei Arten, von denen das Cephalopharyngealskelett untersucht wurde, ist<br />

<strong>der</strong> Mandibularkomplex an <strong>der</strong> Verbindungsstelle zum Mittelstück eingekerbt. Die ventralen<br />

Innenrän<strong>der</strong> am Vor<strong>der</strong>rand des Mittelstücks sind wie bei etiennei stark vorgezogen. Beson<strong>der</strong>s<br />

auffällig bei dieser Art ist, daß das vor<strong>der</strong>e Drittel des Mittelstücks extrem verbreitert ist <strong>und</strong><br />

die Öffnung für den Speicheldrüsenkanal ähnlich wie innerhalb <strong>der</strong> Ophiomyia-Gruppe gangartig<br />

verlängert ist. Der hintere Teil des Cephalopharyngealskeletts unterscheidet sich kaum von<br />

dem an<strong>der</strong>er Arten. Die Dorsalflügelbrücke ist sehr dünn, aber fast im 45°-Winkel gegenüber<br />

dem Mittelstück abstehend. Die Dentikelgürtel sind nicht dorsal <strong>und</strong> ventral unterbrochen. Die<br />

Vor<strong>der</strong>stigmen des dritten Larvenstadiums bestehen aus drei kleeblattartig angeordneten<br />

Knospen. Die Filzkammern <strong>der</strong> Hinterstigmen bestehen aus drei auf dem Integument befindlichen,<br />

weit voneinan<strong>der</strong> entfernten Gruppen, die sich am Ende abermals verzweigen.<br />

LII (Abb. 16): Das Cephalopharyngealskelett gleicht dem des dritten Stadiums, ist aber etwas<br />

schlanker. Die Hinterstigmen bestehen aus nur drei dicht beieinan<strong>der</strong> liegenden Verzweigungen.<br />

L1 (Abb. 92): Die vier vertikal übereinan<strong>der</strong>liegenden M<strong>und</strong>haken alternieren deutlich, die<br />

linke Mandibel ist größer als die rechte. Die zwei M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> kleineren rechten Mandibel<br />

liegen dichter übereinan<strong>der</strong> als jene <strong>der</strong> linken. Am Vor<strong>der</strong>rand des Mittelstücks ist ventral eine<br />

ausgezogene Innenkante zu erkennen, Labialsklerite scheinen jedoch zu fehlen. Das lange Mittelstück<br />

ist genau unterhalb <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Mitte des Cephalopharyngealskeletts gelegenen Dorsalflügelbrücke<br />

nach unten gebogen. Ventral- <strong>und</strong> Dorsalflügel sind wie bei Agromyza-Arten etwa<br />

gleich lang.


71<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Bionomie: Blattminierer an Salix- <strong>und</strong> Populus-Arten, verbreitet im Mittelmeerraum (Spencer<br />

1973). Es werden zunächst unauffällige Gangminen am Blattrand gebildet, die sich am Ende<br />

des zweiten Larvenstadiums zu Plätzen erweitern. Oft sind mehrere Larven in einem Blatt,<br />

nicht aber in einer gemeinsamen Mine. Der Kot wird dicht in dunklen Körnern abgelegt. Eine<br />

Mine ist in <strong>der</strong> Regel auf eine Blattseite beschränkt.<br />

Abb. 87, 88: Cephalopharyngealskelette erster Larvalstadien. Von links: 87: Melanagromyza lappae; 88:<br />

Agromyza pseudoreptans. Der Pfeil markiert die Dorsalflügelbrücke. Maßstrich = 0,1 mm.<br />

Ophiomyia-Gr.<br />

Unter dieser Gruppe werden die Gattungen Ophiomyia, Melanagromyza, Hexomyza, Tropicomyia<br />

<strong>und</strong> Kleinschmidtimyia (letztere hier nicht untersucht) zusammengefaßt. Obwohl die<br />

Monophylie einiger dieser Gattungen ungeklärt ist, so ist die Gruppe insgesamt sowohl durch<br />

zahlreiche Imaginal- als auch Larvalmerkmale gut charakterisiert.<br />

Ein Rest einer Mittelfurche bzw. eine Zweiteiligkeit <strong>der</strong> Gesichtsmaske ist äußerlich allenfalls<br />

unterhalb <strong>der</strong> Terminalorgane vorhanden, so bei O. pinguis (s. Süss 1971). Die Terminalorgane<br />

sowie die Inneren Sinnesorgane sind paarweise miteinan<strong>der</strong> verschmolzen (Abb. 15). I2<br />

bildet überdies einen gemeinsamen Komplex mit den Terminalorganen.<br />

Die linke Mandibel ist wie bei Japanagromyza stets deutlich größer als die rechte. Bei den<br />

meisten Arten alternieren die M<strong>und</strong>haken ähnlich wie bei Blattminierern <strong>der</strong> Phytomyzinae.<br />

Zahlreiche weitere Merkmale des Cephalopharyngealskelets lassen sich als Apomorpien dieser<br />

Gruppe interpretieren: Das Mittelstück des Cephalopharyngealskeletts besitzt am Vor<strong>der</strong>rand<br />

eine zusätzliche Ventralbrücke (s. u.). Die Öffnung des Speichelkanals ist erweitert <strong>und</strong> bildet<br />

einen Kanal im Inneren des Mittelstücks. Die Dorsalflügelbrücke des Cephalopharyngealskeletts<br />

ist bei den zweiten <strong>und</strong> dritten Larvenstadien vollständig reduziert, ist aber im ersten Stadium<br />

noch vorhanden. Eine weitere Beson<strong>der</strong>heit sind vier Submandibularorgane anstelle <strong>der</strong><br />

üblichen zwei. Sie sind in <strong>der</strong> Regel lichtmikroskopisch besser zu erkennen sind als auf REM-<br />

Aufnahmen (vergl. Abb. 15, 102).<br />

Eine einmalige Apomorphie <strong>der</strong> ganzen Gruppe ist auch eine zusätzliche längs verlaufende<br />

Bruchlinie auf dem oberen Pupariumsdeckel (Abb. 30, 31). Beim Ausschlüpfen <strong>der</strong> Imago<br />

zerfällt <strong>der</strong> obere Pupariumsdeckel in <strong>der</strong> Regel in zwei Teile (s. 4.4). Das Puparium von Hexomyza<br />

simplex hat zwar diese Längsnaht, jedoch konnte an geschlüpften Exemplaren keine tatsächliche<br />

Spaltung an dieser Naht beobachtet werden. Die Puparien verbleiben bei allen bekannten<br />

Arten in <strong>der</strong> Wirtspflanze.<br />

An den Imagines können die durchweg schwarzen Halteren als Apomorphie interpretiert<br />

werden. Die vermin<strong>der</strong>te Zahl von je zwei Dorsozentralborsten teilt die Ophiomyia-Gruppe mit<br />

den meisten Japanagromyza. Auch an den männlichen Genitalien lassen sich für diese Gruppe<br />

Apomorphien finden. So wurde Die Form <strong>der</strong> Gonite (s. Merkmale 77-79, Teil 6) wurde auch<br />

in <strong>der</strong> kladistischen Auswertung berücksichtigt.


72<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Abb. 89-94: Cephalopharyngealskelette erster Larvalstadien. 89: Agromyza albipennis; 90: A. filipendulae;<br />

91: A. johannae; 92: Japanagromyza salicifolii; 93: Ophiomyia galii; 94 Hexomyza simplex (Lateralsklerite<br />

sind bei dieser Art nicht gezeigt). Maßstrich = 15 µm.<br />

Ophiomyia, Hexomyza<br />

Diese beiden Gattungen sind eng mit Melanagromyza verwandt <strong>und</strong> haben eine sehr vielfältige<br />

Biologie; die meisten Ophiomyia-Arten sind Stengelminierer. Gallbildner wurden bisher in<br />

<strong>der</strong> Gattung Hexomyza zusammengefaßt. Inzwischen wurde durch v. Tschirnhaus (2000) ein<br />

neues Konzept für Hexomyza entwickelt, das auch den Stengelminierer simplex einschließt. Da<br />

die untersuchten Larven bei<strong>der</strong> Gattungen weitgehend übereinstimmen, wird hier eine verallgemeinerte<br />

Beschreibung geliefert, welche zusätzliche Informationen zur Beschreibung <strong>der</strong><br />

Ophiomyia-Gruppe enthält.<br />

Sinnesorgane des Kopfsegments: Die Dorsalorgane sind normal ausgebildet <strong>und</strong> liegen an<br />

den Seiten des sehr schmalen Gesichts. Die Elemente des Terminalkomplex sind auf <strong>der</strong> Oberfläche<br />

des Integuments deutlich reduziert. Die Anzahl <strong>der</strong> äußerlich sichtbaren Elementen ist<br />

stets geringer als elf, eine Homologisierung <strong>der</strong> Elemente mit jenen an<strong>der</strong>er Agromyzidenlarven<br />

ist mit Ausnahme des Papillensinnesorgans T1 nicht möglich. Dieses liegt wie bei an<strong>der</strong>en<br />

Agromyzidenlarven am oberen Rand hinten. Vor T1 weiter in <strong>der</strong> Mitte liegt eine Campaniforme<br />

Sensille, die hier TO2 genannt wird. Daneben befindet sich bei zahlreichen Taxa eine etwas<br />

größere Grube, die oft etwas eckig geformt ist (TO3). Darüber hinaus kommen bis zu fünf


73<br />

Einzelbeschreibungen<br />

weitere Elemente vor, die entwe<strong>der</strong> die Gestalt feiner Gruben o<strong>der</strong> flacher Beulen mit zentralen<br />

Poren haben. Der gesamte Bereich ist nicht von <strong>der</strong> benachbarten Cuticula abgesetzt.<br />

Die übrigen Sinnesorgane <strong>der</strong> Gesichtsmaske <strong>und</strong> des Kopf-Seitenrandes sind anhand von<br />

REM-Aufnahmen, wenn überhaupt, nur als winzige Vestigien wahrnehmbar. Lichtmikroskopisch<br />

ist die Ausstattung an Sinnesorganen dagegen gut erkennbar <strong>und</strong> entspricht <strong>der</strong> in Abb.<br />

XX dargestellten Gesichtsmaske von Tropicomyia theae. Die zwei I1-Gruben sind miteinan<strong>der</strong><br />

fusioniert <strong>und</strong> liegen in <strong>der</strong> Mitte über den Dorsalorganen. I2 sind sowohl miteinan<strong>der</strong> als auch<br />

mit dem Terminalkomplex verschmolzen, an <strong>der</strong>en Oberrand sie liegen. Die Marginalorgane<br />

sind von einer auffälligen Sklerotisiertung umgeben (Abb. 15, 124; Singh & Ipe 1973, pl. CX,<br />

CXV, CXVI, CXVIII). In einigem Abstand hinter den Marginalorganen sind auch die oberen<br />

Lateralorgane ausgeprägt.<br />

Vom Unterrand <strong>der</strong> Gesichtsmaske zieht sich bei allen untersuchten Ophiomyia-Arten eine<br />

kräftige Lateralfurche nach hinten, die aber zumindest teilweise bei Hexomyza fehlt. Auf <strong>der</strong><br />

oberen Falte dieser Furche können winzige Setulae lokalisiert sein. Unterhalb <strong>der</strong> Lateralfurche<br />

können die Rän<strong>der</strong> <strong>der</strong> Seitenteile des Kopfsegments etwas hervorragen. Bei drei <strong>der</strong> mit dem<br />

REM untersuchten vier Arten liegt vor dem Oberrand <strong>der</strong> Kopfregion ein wenig herausragen<strong>der</strong><br />

Frontalprozeß mit einer halbkreisförmigen Gr<strong>und</strong>fläche, dessen Rand glatt o<strong>der</strong> deutlich ausgefranst<br />

sein kann. Dieser kann extrem verlängert sein, wie z. B. bei Ophiomyia nealae Sasakawa,<br />

1964 (s. Originalbeschreibung). Solche Frontalprozesse sind auch von Tropicomyia-Arten<br />

beschrieben worden, z. B. T. atomella Malloch, 1914 (Singh & Ipe 1973 pl. CX, als<br />

Melanagromyza). Die Stirn ist stets unbehaart. Die linke Mandibel ist, wie schon erwähnt,<br />

stets größer als die rechte. M<strong>und</strong>lappen sind bei keiner Art festgestellt worden. Bei letzterer<br />

Gattung sind sie so auffällig, daß sie auch in Literaturdarstellungen vorkommen (z. B. Singh &<br />

Ipe 1973, pl. CXVI). Cephalopharyngealskelett: Der Mandibularkomplex ist in <strong>der</strong> Regel gegenüber<br />

dem Mittelstück etwas nach vorne geneigt <strong>und</strong> an <strong>der</strong> Grenze zum Mittelstück etwas<br />

verdickt. Die jeweils zwei Löcher <strong>der</strong> Mandibeln befinden sich am Hinterrand <strong>und</strong> sind auch<br />

nach hinten geöffnet. Ventral ist die Grenze <strong>der</strong> Mandibeln oft verschleiert, da das Integument<br />

dort ebenfalls stark pigmentiert ist. Die leicht gebogenen Dorsalsklerite liegen hinter dem Terminalkomplex<br />

über den Mandibeln <strong>und</strong> können von sehr unterschiedlicher Größe sein. Lateralsklerite<br />

sind häufig vorhanden <strong>und</strong> setzen in <strong>der</strong> Regel deutlich unterhalb des Mandibularkomplexes<br />

an. Abgesehen von <strong>der</strong> Öffnung des Speichelkanals sind die Seitenteile des Mittelstücks<br />

ventral fast vollständig miteinan<strong>der</strong> verwachsen. Dorsal befindet sich nur eine schmale<br />

schlitzartige Lücke zwischen den nach innen gebogenen Seitenteilen. Es entsteht also eine fast<br />

geschlossene Röhre. Die Öffnung des Speichelkanals liegt etwa in <strong>der</strong> Mitte. Die zwei den<br />

Speichelkanal umgebenen Teile <strong>der</strong> Ventralbrücke sind stark erweitert <strong>und</strong> überlappen einan<strong>der</strong>,<br />

so daß eine längere sklerotisierte Kanalmündung entsteht, die in <strong>der</strong> Regel lateral als eine<br />

Verbreiterung des Mittelstücks zu erkennen ist (Abb. 124). Von dorsal <strong>und</strong> ventral ist in <strong>der</strong><br />

Mitte diese Öffnung deshalb nicht zu erkennen. Die Labialsklerite sind entwe<strong>der</strong> mit den Seitenteilen<br />

des Mittelstücks verschmolzen o<strong>der</strong> reduziert.<br />

Ein Vestigium einer Dorsalflügelbrücke ist gelegentlich an <strong>der</strong> Grenze zwischen nicht verwachsenem<br />

Mittelstück <strong>und</strong> Basalteil erkennbar. Die zwei Äste des Dorsalflügels des Basalteils<br />

sind fast gleichdick <strong>und</strong> verlaufen nahezu parallel. In <strong>der</strong> Regel sind sie nicht hinten geschlossen<br />

o<strong>der</strong> auch nur zusammenlaufend. Der untere Ast ist bei allen Ophiomyia-Arten länger als<br />

<strong>der</strong> obere. Der Ventralflügel zweigt erst nach <strong>der</strong> Teilung des Dorsalflügels von diesem ab <strong>und</strong><br />

ist in <strong>der</strong> Regel schwach pigmentiert <strong>und</strong> stets ohne Fenster. Vor<strong>der</strong>e Thoraxsegmente: Hinter<br />

dem unbehaarten Kopfsegment befinden sich wie bei fast allen Agromyzidenlarven regelmäßige<br />

Reihen von feinen Dentikeln, <strong>der</strong> hintere Teil des ersten Thorakalsegments ist nackt. Die<br />

Vor<strong>der</strong>stigmen liegen auf <strong>der</strong> Dorsalseite sehr dicht beieinan<strong>der</strong> <strong>und</strong> weisen zwei Reihen


74<br />

Einzelbeschreibungen<br />

von r<strong>und</strong>en Öffnungen auf. Die Lokomotionsgürtel bestehen aus zwei sehr deutlich voneinan<strong>der</strong><br />

abgesetzten Typen von Dentikeln. Die einen, sie liegen in wenigen Reihen an den beiden<br />

Außenrän<strong>der</strong>n eines jeden Lokomotionsgürtels, sind flach <strong>und</strong> blattartig geformt. Sehr kleine<br />

Dentikel bilden eine breite Fläche dazwischen, direkt an den Segmentgrenzen. Aufgr<strong>und</strong> des<br />

dichten Besatzes sind die glatten Muskelansatzstellen beson<strong>der</strong>s auffällig. Am Rand dieser Fläche<br />

befinden sich ein paar lange fast ununterbrochene Reihen von Dentikeln etwa vierfacher<br />

Größe. Hinterstigmen liegen am dorsalen Teil des letzten Segmentes <strong>und</strong> sind nach hinten gerichtet.<br />

Die apikalen Knospen ragen deutlich heraus <strong>und</strong> sind kranzförmig angeordnet, ihre<br />

Zahl liegt meistens zwischen 3 <strong>und</strong> 15. Der vermutlich ursprüngliche Zustand von drei Öffnungen<br />

ist selten realisiert, z. B. bei O. centrosematis (de Meijere, 1940) (s. Singh & Ipe 1973, pl.<br />

61, als Melanagromyza; Telekar 1990). Der Kranz steht oft etwas ab. Die Häutungsnarbe liegt<br />

an <strong>der</strong> Basis des Kranzes <strong>der</strong> Knospen. Das letzte Segment ist oft deutlich dünner als die vorangegangenen.<br />

Subspirakularprozesse sind bei einigen Arten vorhanden.<br />

Bemerkung: Ophiomyia ist zweifellos die formenreichste Gattung <strong>der</strong> Gruppe, ihre Monophylie<br />

ist trotz <strong>der</strong> Einheitlichkeit <strong>der</strong> hier untersuchten Larven zweifelhaft, eine Apomorphie<br />

ist unbekannt. Um den Status von Ophiomyia zu klären, müßten einige tropische Arten wie z.<br />

B. O. centrosematis untersucht werden, um zu überprüfen, ob bei ihnen die apomorphen Merkmale<br />

<strong>der</strong> europäischen Arten ebenfalls vorhanden sind.<br />

Bionomie: Die Lebensweisen <strong>der</strong> Larven sind vielseitig. Neben den Hexomyza-Gallbil<strong>der</strong>n<br />

kommen reine Blattminierer wie auch Stengelrandminierer vor; letztere sind <strong>der</strong> artenreichste<br />

Teil. Bei einigen Arten wie z. B. <strong>der</strong> bekannten Bohnenfliege Ophiomyia phaseoli (Tryon,<br />

1888), die in tropischen Län<strong>der</strong>n große Schäden an kultivierten Fabaceen verursacht, minieren<br />

die frühen Larvenstadien im Blatt <strong>und</strong> wan<strong>der</strong>n zur Vollendung ihrer Entwicklung in den Stengel<br />

bzw. auch den Wurzelbereich ein (Telekar 1990).<br />

Ophiomyia alliariae Hering, 1954 (Abb. 95-98, 105)<br />

Material: Zoerner Nr. 5521 an Alliaria petiolata; Litauen, Šiauliai distr., Karpiškiai, ex Sinapis<br />

arvensis, 05.08.1999, leg Pakaniškis (7601).<br />

Beschreibung: LPh: 0,55 mm; LM: 0,07 mm; HM: 0,16 mm. Der untere Teil <strong>der</strong> Gesichtsmaske<br />

unterhalb <strong>der</strong> Dorsalorgane ist etwas vorgestreckt <strong>und</strong> r<strong>und</strong> aufgewölbt. Sinnesorgane<br />

des Kopfsegments: acht Elemente des Terminalkomplex sind deutlich zu erkennen, darunter<br />

T1 als Papillensinnesorgan. Darunter befinden sich sechs beulenförmige Elemente mit winziger<br />

zentraler Pore. Unter diesen ragt das etwas stärker gewölbte Element TO2 deutlich hervor. Am<br />

Hinterrand unterhalb von T1 <strong>und</strong> neben TO2 liegt die längliche schlitzförmige Grube TO3. Die<br />

I1-Gruben fehlen äußerlich vollständig; von I2 sind lediglich genau an <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> Gesichtsmaske<br />

noch Spuren von Verdickungen zu erkennen. In deutlicher Entfernung vom Terminalkomplex<br />

im hinteren Teil des Gesichts befindet sich eine Wölbung, die als Vestigium von<br />

M1,2 gedeutet werden kann. Der Frontalprozeß liegt deutlich vor dem Oberrand <strong>der</strong> Kopfregion<br />

<strong>und</strong> wirkt am Rand aufgr<strong>und</strong> von winzigen Setulae ausgefranst. Hinter dem Gesichtsunterrand<br />

beginnt eine sehr regelmäßige <strong>und</strong> tiefe laterale Gesichtsfurche mit einem gesägten Rand.<br />

Knapp darunter befindet sich parallel eine Falte. Beide enden auf <strong>der</strong> Höhe des Frontalprozesses.<br />

Dahinter liegen zwei kleine Beulen, die möglicherweise mit den lateralen Campaniformen<br />

Sensillen des Kopfes zu homologisieren sind. Der Seitenrand des M<strong>und</strong>es ist unter <strong>der</strong> Gesichtsmaske<br />

nur wenig vorgestreckt. Die Mandibeln alternieren so stark, daß beide Haken <strong>der</strong><br />

linken höher liegen als <strong>der</strong> obere M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> rechten Mandibel. Die linke Mandibel ist apikal<br />

etwas nach innen gebogen, so daß sie den Unterrand des Gesichtes ganz einnimmt, da sie<br />

etwa so breit ist wie die Gesichtsmaske. Die M<strong>und</strong>haken sind von ähnlicher Größe. Die


75<br />

Einzelbeschreibungen<br />

M<strong>und</strong>öffnung befindet sich vermutlich auf <strong>der</strong> rechten Seite <strong>der</strong> linken Mandibel oberhalb <strong>der</strong><br />

rechten. Die Lokomotionsgürtel sind an den ersten drei Abdominalsegmenten am stärksten<br />

ausgebildet. Die Hinterstigmen haben ca. 8-9 Öffnungen, die in einem abstehenden Kranz angeordnet<br />

sind. Das Letzte Segment ist unbehaart <strong>und</strong> etwas länger als die vorangegangenen.<br />

Unter den Hinterstigmen befindet sich eine größere Protuberanz, auf <strong>der</strong> die deutlich<br />

Abb. 95-98: Ophiomyia alliariae, drittes Larvalstadium. Von l. o. nach r. u.: 95: Kopfsegment (Der Pfeil deutet<br />

auf den Frontalprozeß; 96: Terminalorgan (Abkürzungen, s. Text); 97: Hinterteil mit Stigmen, Subspirakularprozesse<br />

<strong>und</strong> Analwölbung; 98: Subspirakularprozeß. Maßstriche: 95, 97, 98 = 50 µm; 96 = 5 µm.


76<br />

Einzelbeschreibungen<br />

entwickelten Subspirakularprozesse <strong>und</strong> die Analöffnung liegen. Erstere weisen zwei papillenartige<br />

Spuren von Sinnesorganen auf. Die Analwölbung ist unbehaart, Analsinnesorgane sind<br />

in <strong>der</strong> Mitte einer Hälfte schwach ausgebildet.<br />

Bionomie: Stengelrandminierer in Alliaria <strong>und</strong> Cardamine (Brassicaceae).<br />

Abb. 99-102: Ophiomyia galii, drittes Larvalstadium. Von l. o. nach r. u.: 99: Kopfsegment; 100: Vor<strong>der</strong>teil<br />

lateral; 101: Hinterteil mit Hinterstigmen <strong>und</strong> Analwölbung; 102: Gesichtsmaske. Maßstriche: 99-101 =<br />

50µm; 102 = 5 µm.


Ophiomyia galii Hering, 1937 (Abb. 93, 99-102, 124)<br />

77<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Material: D, NRW, Bi., ex Galium mollugo, leg. Dem. (1407991).<br />

Beschreibung: L: - 3,5 mm; B: - 0,7 mm; LPh: 0,34 - 0,36 mm; LM: 0,05 - 0,06 mm; HM:<br />

mm. Der Terminalkomplex zeigt nur T1 als deutliche Papille, TO2 ist nur schwach sichtbar<br />

<strong>und</strong> TO3 hat die Form einer etwas länglichen Grube. Die übrigen fünf Elemente sind feine Gruben.<br />

Außer Terminal- <strong>und</strong> Dorsalorganen sind durch REM-Aufnahmen keine weiteren Sinnesorgane<br />

auf dem Kopfsegment erkennbar. Die Dorsalsklerite sind auffallend lang; außerdem ist<br />

auch eine pigmentierte Mittellinie direkt unter den I1-Organen vorhanden. Ein Frontalprozeß<br />

fehlt, die Lateralfurche ist glatt <strong>und</strong> die M<strong>und</strong>rän<strong>der</strong> oben schwach vorgezogen. Die Mandibeln<br />

enthalten je zwei M<strong>und</strong>haken <strong>und</strong> alternieren stark. Stärker als bei an<strong>der</strong>en Arten ist <strong>der</strong> obere<br />

M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> linken Mandibel stark in die Mitte gerückt, während <strong>der</strong> untere stark seitlich<br />

positioniert ist. Bei dem vorliegenden Präparat ist fast kein Zwischenraum zwischen den Mandibeln<br />

vorhanden. Lateralsklerite sind stark pigmentiert <strong>und</strong> deutlich unter den Mandibeln lokalisiert.<br />

Die Hinterstigmen bilden je einen leicht abstehenden Kranz mit fünf Öffnungen, Subspirakularprozesse<br />

<strong>und</strong> Analsinnesorgane fehlen.<br />

L1: Die Mandibeln bestehen aus langen, weit vorragenden oberen M<strong>und</strong>haken, die sich etwa<br />

auf gleicher Höhe befinden, aber unterschiedlich geformt sind. Vermutlich bilden sie ähnlich<br />

wie Phytomyza-Arten einen inneren Hohlraum. Die etwas breitere linke Mandibel hat noch<br />

einen zweiten kleinen M<strong>und</strong>haken hinter dem ersten. Wie bei den späteren Stadien ist <strong>der</strong> Mandibularkomplex<br />

ventral zugespitzt. Lateralsklerite sind deutlich ausgeprägt. Das Mittelstück ist<br />

sehr lang <strong>und</strong> nahezu gerade; die Dorsalflügelbrücke befindet sich weit hinten, kurz vor <strong>der</strong><br />

Abzweigung <strong>der</strong> etwa gleich langen Ventral- <strong>und</strong> Dorsalflügel.<br />

Bionomie: Stengelrandminierer von Galium mollugo <strong>und</strong> Asperula (Rubiaceae). In Bielefeld<br />

wurde diese Art eher selten <strong>und</strong> nur im Juli gef<strong>und</strong>en. Die an <strong>der</strong> gleichen Pflanze minierenden<br />

Aulagromyza waren häufiger.<br />

Ophiomyia pinguis (Fallén, 1820)<br />

Die Beschreibung erfolgt im wesentlichen nach den Abbildungen von Süss 1971; nur das<br />

Cephalopharyngealskelett wurde lichmikroskopisch nachuntersucht.<br />

Material: Baden-Württemberg, Jagsthausen, Kreis Heilbronn ex Lactuca cult. (Zuckerhutsalat),<br />

leg. Klaus Schrameyer 3.11.99.<br />

Beschreibung: L: - 4,7 mm; B: - 1,0 mm; LPh: 0,46 mm; LM: 0,07 mm; HM: 0,13 mm (eigene<br />

Messung). Im untersten Fünftel, neben dem unteren Teil des Terminalkomplexes, ist die<br />

Gesichtsmaske schwach zweilappig. Von den Elementen <strong>der</strong> Terminalorgane ist nur T1 deutlich<br />

zu erkennen. Die Lateralfurche weist eine Reihe breiter nach unten gerichteter Setulae<br />

auf. Der Frontalprozeß ist glatt. Vermutlich befindet er sich vor <strong>der</strong> Segmentgrenze, aber<br />

diese ist nicht eindeutig zu erkennen. Die Mandibeln scheinen nur im ersten Larvenstadium<br />

noch je einen kleinen unteren M<strong>und</strong>haken zu besitzen, die erwachsenen Larven verfügen nur<br />

noch über insgesamt zwei M<strong>und</strong>haken (Süss 1971). Die obere Mandibel ist etwas nach rechts<br />

gebogen, so daß die zwei M<strong>und</strong>haken fast genau übereinan<strong>der</strong> zu stehen kommen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Zwischenraum<br />

zwischen den Mandibeln nicht mehr auf den Gesichtsunterrand trifft. Der Seitenrand<br />

des M<strong>und</strong>es unter dem Gesichtsunterrand ist direkt am Beginn etwas nach vorne vorgestreckt.<br />

Die nach hinten gerichteten Hinterstigmen haben ca. acht Öffnungen, die im Halbkreis<br />

abstehend angebracht sind. Die Stiele sind breit <strong>und</strong> konisch, an <strong>der</strong> Basis dicker als die Spirakularplatte,<br />

apikal schmaler. Die Häutungsnarbe ist unterhalb <strong>der</strong> Platte zu erkennen. Letztes


78<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Segment: Die Analwölbung ist schräg nach hinten auffällig vorgewölbt. L1 (nach Süss 1971):<br />

Die Larven des ersten Stadiums haben neben den großen oberen M<strong>und</strong>haken noch je einen kleineren<br />

unteren. Die rechte Mandibel ist größer als die linke.<br />

Bionomie: Die Art miniert in Blattstielen, dem unteren Teil <strong>der</strong> Blätter <strong>und</strong> den Stengeln<br />

von Taraxacum, Lactuca <strong>und</strong> Cichorium.<br />

Ophiomyia ?vitiosa Spencer, 1964 (Abb. 103-104)<br />

Von Zoerner <strong>und</strong> Pakaniškis wurden Ophiomyia-Arten in Linaria vulgaris beobachtet. Pakaniškis<br />

identifizierte seine Art als vitiosa. Vermutlich handelt es sich um die gleiche Art wie die<br />

unbestimmte Larve von Zoerner. O. vitiosa gilt als mögliches Synonym für alliariae (s. v.<br />

Tschirnhaus, 1999), es zeigen sich aber deutliche Unterschiede zwischen den hier untersuchten<br />

Larven, vor allem hinsichtlich des Frontalprozesses.<br />

Material: Z 590 ex Linaria vulgaris, Litauen, Šiauliai distr., Karpiškiai, ex Linaria<br />

vulgaris, 05.08.1999, leg. Pakaniškis (7594)<br />

Beschreibung: L: 1,8 mm; B: 0,6 mm (ein Exemplar); LPh: 0,46 mm; LM: 0,06 mm; HM:<br />

0,11 mm. Sinnesorgane des Kopfsegments: Terminalkomplex: Die Elemente sind auf <strong>der</strong><br />

Oberfläche des Integuments nicht sehr deutlich abgesetzt, die Gesamtzahl ist nicht zu ermitteln,<br />

T1, TO2 <strong>und</strong> TO3 haben die gleiche Anordnung wie galii. Innere Sinnesgrube: I1 ist von außen<br />

unsichtbar; von I2 sind genau an <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> Gesichtsmaske noch Spuren von Verdickungen<br />

<strong>und</strong> winzigen Gruben zu erkennen. Marginale Sinnesgruben: In deutlicher Entfernung vom<br />

Terminalkomplex im hinteren Teil des Gesichts befindet sich eine Wölbung, die als Vestigium<br />

von M1, 2 gedeutet werden kann. Gruben von Campaniformen Sensillen im Lateralbereich <strong>der</strong><br />

Kopfregion sind nicht zu erkennen. Der Frontalprozeß ist glatt mit einem etwas gewellten<br />

Rand, es ist bei diesem Präparat nicht deutlich zu erkennen, ob er an <strong>der</strong> hinteren Grenze des<br />

Kopfbereiches liegt, da <strong>der</strong> Kopf etwas in das erste Thorakalsegment zurückgezogen ist. Seitlich<br />

vom Unterrand <strong>der</strong> Gesichtsmaske nach hinten läuft bei dieser Art oberhalb eine kräftige<br />

Längsfalte, die aber nicht mit Dentikeln besetzt ist. Unterhalb dieser Falte sind die Seitenteile<br />

des Kopfsegments spitz ausgezogen. Die Lateralfurche besitzt einen glatten Rand. Der Seitenrand<br />

des M<strong>und</strong>es unter dem Gesichtsunterrand ist direkt am Beginn deutlich nach vorne vorgestreckt.<br />

Die je zwei langen, etwas nach unten gerichteten M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> Mandibeln sind so<br />

angeordnet, daß <strong>der</strong> obere <strong>der</strong> rechten Mandibel ziemlich genau neben dem unteren <strong>der</strong> linken<br />

liegt. Insgesamt sind hier, bezogen auf die Körperlängsachse, die oberen <strong>und</strong> unteren M<strong>und</strong>haken<br />

eher hintereinan<strong>der</strong> als übereinan<strong>der</strong> angeordnet, wie es typisch für Nicht-Blattminierer ist.<br />

Die Mandibeln haben einen so großen Abstand, daß unter <strong>der</strong> Gesichtsmaske Platz für eine größere<br />

M<strong>und</strong>öffnung bleibt. Vor<strong>der</strong>e Thoraxsegmente: In <strong>der</strong> Umgebung des Kopfes weist das<br />

erste Thorakalsegment zahlreiche Reihen von Dentikeln auf. Die Vor<strong>der</strong>stigmen sind dicht nebeneinan<strong>der</strong><br />

auf <strong>der</strong> Dorsalseite angeordnet. Die Knospen sitzen in zwei Reihen auf längeren<br />

Stigmenträgern. Der innere Teil <strong>der</strong> Lokomotionsgürtel ist durch Deformationen verdeckt, so<br />

daß nur die äußeren schuppenartig flachen Dentikel sichtbar sind. Die Hinterstigmen bilden<br />

einen abstehenden Kranz von Öffnungen. Die Analwölbung ist schräg nach hinten gerichtet.<br />

Bionomie: Stengelminierer.


79<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Abb. 103-106: Von l. o. nach r. u.: 103: Ophiomyia ?vitiosa, drittes Larvalstadium, Kopfsegment lateral;<br />

104: O. ?vitiosa, drittes Larvalstadium, Vor<strong>der</strong>stigmen; 105: O. alliariae, drittes Larvalstadium, Lokomotionsgürtel;<br />

106: Hexomyza simplex, Puparium, Lokomotionsgürtel. Die Spalte in <strong>der</strong> Mitte von Abbildung<br />

106 ist eine Integumenteinfaltung des Puppenstadiums. Ein Teil <strong>der</strong> Dentikel ist nicht mehr sichtbar. Maßstriche<br />

= 50 µm.<br />

Hexomyza simplex (Loew, 1869) (Spargelminierfliege) (Abb. 94, 106, 110)<br />

= Ophiomyia simplex: (s. v. Tschirnhaus 2000).<br />

Material: Puparien <strong>und</strong> Cephalopharyngealskelette erster Larvenstadien ex. Asparagus<br />

officinalis, leg Klaus Schrameyer, 10.8.99.


80<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Beschreibung: LPh: 0,59 - 0,6 mm; LM: 0,11 - 0,12 mm; HM: 0,16 mm. Die Umgebung<br />

<strong>der</strong> Marginalorgane <strong>der</strong> Gesichtsmaske ist stark pigmentiert. Die Vor<strong>der</strong>stigmen liegen an <strong>der</strong><br />

Spitze des oberen Pupariumsdeckels. Sie bestehen aus 12 bis 14 zweireihig angeordneten<br />

Knospen. Die Lokomotionsgürtel entsprechen hinsichtlich <strong>der</strong> Struktur jenen an<strong>der</strong>er Ophiomyia-<br />

<strong>und</strong> Hexomyza-Arten. Die äußeren, in längeren Reihen angeordneten großen Dentikel<br />

sind auf je<strong>der</strong> Seite <strong>der</strong> Segmentgrenze unterschiedlich orientiert. Sie sind nicht blattartig son<strong>der</strong>n<br />

apikal zugespitzt. Die Hinterstigmen weichen von denen an<strong>der</strong>er untersuchter Arten <strong>der</strong><br />

Ophiomyia-Gruppe insofern ab, als die mindestens 16 terminalen Knospen nicht gleichmäßig<br />

in einer Reihe stehen, son<strong>der</strong>n unregelmäßig zusammengerückt sind. Subspirakularprozesse<br />

wurden nicht gef<strong>und</strong>en. Die Analwölbung hat einen faltigen äußeren Bereich, an dessen Innenrand<br />

sich zwei Reihen Dentikel befinden. Ein Innerer Bereich ist ebenfalls erkennbar.<br />

L1: Der Mandibularkomplex ist ventral stumpf; die zwei großen oberen M<strong>und</strong>haken alternieren<br />

schwach <strong>und</strong> haben unterseits ein o<strong>der</strong> zwei kleine Zähne. Die Oberkante <strong>der</strong> M<strong>und</strong>haken<br />

befindet sich nahezu auf gleicher Höhe; <strong>der</strong> M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> rechten Mandibel ist aber insgesamt<br />

länger <strong>und</strong> breiter. Die unteren M<strong>und</strong>haken sind stark reduziert. Die Lateralsklerite sind<br />

breit <strong>und</strong> verdecken den vor<strong>der</strong>en Teil des Mittelstücks vollständig (auf <strong>der</strong> Abbildung nicht<br />

gezeigt). Vermutlich ist neben dem hinteren ein dünnes vor<strong>der</strong>es Labialsklerit entwickelt. Das<br />

Mittelstück <strong>und</strong> <strong>der</strong> Dorsalflügel bilden eine nahezu gerade Linie. Die Dorsalflügelbrücke befindet<br />

sich weit hinten über <strong>der</strong> Abzweigung des schwach sklerotisierte Ventralflügels.<br />

Bionomie: Die Larven leben im unteren Stengelbereich <strong>und</strong> <strong>der</strong> Wurzel von Asparagus <strong>und</strong><br />

legen direkt unter <strong>der</strong> Rinde flache Minen an. Die Puparien liegen mit <strong>der</strong> Ventralseite auf dem<br />

Minenboden <strong>und</strong> sind dorsoventral abgeflacht.<br />

Hexomyza-Gallbildner (Abb. 107-109)<br />

Material: Zoerner 3958 Populus (REM, Ceph); Zoerner 3956 Salix (Ceph).<br />

Beschreibung: L: 2,1 mm; B: 0,9 mm. Die gesamte Körperform <strong>der</strong> Gallbildner ist aber<br />

r<strong>und</strong>er <strong>und</strong> gedrungener, was als Anpassung an das Leben in einer Galle interpretiert werden<br />

kann. Die folgende äußere Beschreibung basiert ausschließlich auf dem Material von Populus.<br />

Für die Beschreibung des Cephalopharyngealskeletts wurden beide Proben von Zoerner verwendet.<br />

Es ist keine Grenze zwischen Gesicht <strong>und</strong> Stirn vorhanden, aber es existiert eine angedeutete<br />

Wölbung, die dem Frontalprozeß von Ophiomyia entsprechen könnte. Die Gesichtsmaske<br />

hat eine sehr ähnliche Form wie jene <strong>der</strong> untersuchten Ophiomyia-Arten, die Spitze mit<br />

dem Terminalkomplex ist jedoch kugelförmig von <strong>der</strong> übrigen Gesichtsmaske scharf abgeschnürt.<br />

Lateralfalten fehlen. Unterhalb <strong>der</strong> "Terminalkugel" setzt sich die Gesichtsmaske<br />

zweiteilig fort. Sinnesorgane: Die Dorsalpapillen sind klein <strong>und</strong> weit auseinan<strong>der</strong>liegend. Der<br />

Terminalkomplex besteht aus sieben Elementen, dem sehr unscheinbaren Element TO2, TO3<br />

<strong>und</strong> fünf Gruben; T1 fehlt. Innere <strong>und</strong> laterale Sinnesgruben fehlen. Die Mandibeln bestehen<br />

aus je zwei M<strong>und</strong>haken ähnlicher Größe, wobei die unteren M<strong>und</strong>haken bei<strong>der</strong> Mandibeln auf<br />

<strong>der</strong> gleichen Mandibel hinter den ersten liegen <strong>und</strong> nicht unter diesen. Die M<strong>und</strong>haken sind<br />

vergleichsweise lang <strong>und</strong> deutlich gebogen. Wie bei Ophiomyia <strong>und</strong> Melanagromyza liegt die<br />

linke Mandibel direkt unter dem Gesicht <strong>und</strong> die kleinere rechte seitlich versetzt tiefer. Vor<strong>der</strong>e<br />

Thoraxsegmente: Das erste Segment ist dicht mit regelmäßigen Zähnchenreihen besetzt.<br />

An <strong>der</strong> Grenze <strong>der</strong> ersten beiden Segmente ist kein vollständiger Lokomotionsgürtel vorhanden.<br />

Die Vor<strong>der</strong>stigmen sind klein <strong>und</strong> r<strong>und</strong>, sie liegen wie bei Melanagromyza-Arten tief eingesenkt.<br />

Die Dentikel <strong>der</strong> Lokomotionsgürtel sind klein <strong>und</strong> stumpf. Ihre Anordnung weicht<br />

nicht von den hier beschriebenen Ophiomyia-Arten ab, <strong>der</strong> Größenunterschied zwischen den<br />

äußeren <strong>und</strong> den inneren Dentikeln ist aber geringer. Die äußeren Dentikelreihen sind an den


81<br />

Einzelbeschreibungen<br />

vor<strong>der</strong>en Segmenten zahlreicher. Die letzten Segmente haben keine Lokomotionsgürtel. Zusätzlich<br />

befinden sich anscheinend auf jedem Segment auf <strong>der</strong> dorsalen Hälfte Campaniforme<br />

Sensillen. Die Hinterstigmen sind von einfach r<strong>und</strong>er Form, von einer Membran bedeckt, die<br />

eine genaue Erkennung <strong>der</strong> zahlreichen Knospen nicht zuläßt. Vermutlich sind sie in einer<br />

leicht gebogenen Reihe angeordnet. Analwölbung <strong>und</strong> Hinterstigmen liegen dicht übereinan<strong>der</strong><br />

in <strong>der</strong> Mitte des letzten Segments <strong>und</strong> sind nach hinten orientiert. Die Analwölbung ist breiter<br />

als lang mit großer Öffnung. Cephalopharyngealskelett: Es wurden die Cephalopharyngeal-<br />

Abb. 107-109: Gallbildene Hexomyza-Art, drittes Larvalstadium. Von l. o. nach r. u.: 107: Gesichtsmaske<br />

<strong>und</strong> Mandibeln; 108: Vor<strong>der</strong>teil; 109: Lokomotionsgürtel. Abb. 110: H. simplex, Puparium, Hinterstigmen<br />

<strong>und</strong> Analöffnung. Maßstriche = 50 µm.


82<br />

Einzelbeschreibungen<br />

skelette mehrerer unbestimmter Arten aus Salix <strong>und</strong> Populus untersucht. Das Material ist einige<br />

Jahre alt <strong>und</strong> deutlich ausgeblichen. Die fehlende o<strong>der</strong> vorhandene Pigmentierung <strong>der</strong> Umgebung<br />

<strong>der</strong> Marginalorgane konnte deshalb nicht untersucht werden. Deutliche Unterschiede zwischen<br />

den Arten bestehen in <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> M<strong>und</strong>haken (Populus 4; Salix: 2) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Grenze<br />

zwischen Mittel- <strong>und</strong> Basalteil des Cephalopharyngealskeletts. Bei <strong>der</strong> Art aus Populus sind die<br />

Teile getrennt, bei jener aus Salix verwachsen.<br />

Das Mittelstück ist dick, gerade <strong>und</strong> etwas nach hinten verbreitert. In <strong>der</strong> Länge entspricht<br />

das Mittelstück denen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en untersuchten Ophiomyia- <strong>und</strong> Hexomyza-Arten. Der Basalteil<br />

ist kurz <strong>und</strong> eher schwach sklerotisiert. Die Flügel sind deutlich dicker als bei den hier<br />

ebenfalls untersuchten Ophiomyia-Arten.<br />

Bionomie: Die Larven <strong>der</strong> traditionell in diese Gattung gestellten Arten (Ausnahme H. simplex<br />

s. o.) leben als Gallbildner an Ästen von Salix, Populus <strong>und</strong> Sarothamnus.<br />

Tropicomyia<br />

Diese Gattung wurde von Spencer (1973) für eine Reihe von Arten errichtet, die in Epi<strong>der</strong>miszellen<br />

von Blättern minieren <strong>und</strong> dazu eigentümliche, unverwechselbare larvale M<strong>und</strong>werkzeuge<br />

aufweisen. Weiterhin lassen sich auch Apomorphien an den Vor<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Hinterstigmen<br />

finden. Das hier beschriebene Puparium ist ein typischer Vertreter dieser Gruppe 1990 hat<br />

Spencer das Konzept dieser Gattung deutlich erweitert <strong>und</strong> einige Nicht-Epi<strong>der</strong>misminierer<br />

aufgr<strong>und</strong> von nicht näher beschriebenen Genitalmerkmalen mit in Tropicomyia aufgenommen,<br />

<strong>der</strong>en Larvalstadien sich teilweise deutlich von den Epi<strong>der</strong>misminierern unterscheiden. Ein<br />

Beispiel für eine solche Art ist T. clutiae (Spencer, 1964). Eine Diskussion <strong>und</strong> Abbildung <strong>der</strong><br />

larvalen Mandibeln befindet sich in in Spencer (1990). Da diese Arten hier nicht untersucht<br />

werden konnten, wurden die Frage ihrer systematischen Position nicht behandelt.<br />

Tropicomyia theae (Green in Côtes, 1896) (Abb. 15, 30-31, 111-114, 123)<br />

Material: Puparien in Teilen von Minen: Sri Lanka ex. Camellia (Theaceae): Nuwaraeliva<br />

Hakgala 27.vii. 99, leg. Anura Wijesekara.<br />

Beschreibung: L (Puparium): - 2,2 mm; B (Puparium, Dorsallage): 1,2 mm; LPh: 0,52 mm;<br />

LM: 0,06 mm; HM: 0,11 mm. Diese sind dorsoventral abgeflacht <strong>und</strong> befinden sich in <strong>der</strong><br />

Mine mit <strong>der</strong> Ventralseite nach unten. Beim Ausschlüpfen <strong>der</strong> Imago kommt es zu einer glatten<br />

Längsspaltung des oberen Pupariumsdeckels, <strong>der</strong> die Vor<strong>der</strong>stigmen <strong>der</strong> Larve beinhaltet. Das<br />

Material stimmt weitgehend mit den Illustrationen zahlreicher Tropicomyia-Arten (als<br />

Melanagromyza) von Singh & Ipe (1973) überein. Gesichtsmaske: Die Umgebung <strong>der</strong> Marginalorgane<br />

<strong>der</strong> Gesichtsmaske ist stark pigmentiert. Über bzw. hinter den Mandibeln befinden<br />

sich hintereinan<strong>der</strong> zwei Typen von Dorsalskleriten, von denen das hintere beson<strong>der</strong>s lang <strong>und</strong><br />

auffällig ist. Cephalopharyngealskelett: Die linke Mandibel ist auch hier wesentlich größer<br />

als die rechte. An den Vor<strong>der</strong>enden befinden sich keine eigentlichen M<strong>und</strong>haken, son<strong>der</strong>n je<br />

eine Sägekante. Die Sägen bei<strong>der</strong> Mandibeln befinden sich fast genau übereinan<strong>der</strong> <strong>und</strong> überlappen<br />

sich nicht; die Zahl <strong>und</strong> Größe <strong>der</strong> Zähne sowie auch die Länge <strong>der</strong> Kante variiert innerhalb<br />

vorliegenden Puparien stark. Mittel- <strong>und</strong> Basalstück entsprechen weitgehend <strong>der</strong> in dem<br />

Teil zur Ophiomyia-Gruppe beschriebenen Form. Eine - möglicherweise plesiomorphe - Abweichung<br />

ist, daß die Teile des Dorsalflügels hinten zusammenlaufen. In Singh & Ipe (1973)<br />

werden Arten sowohl mit parallelen als auch mit zusammenlaufenden Dorsalflügel (darunter


83<br />

Einzelbeschreibungen<br />

auch theae) illustriert. Die Vor<strong>der</strong>stigmen <strong>der</strong> untersuchten Individuen haben einen extrem<br />

langen Stiel mit stark ovalem Querschnitt, sie übertreffen die Länge aller in Singh & Ipe (1973)<br />

gezeigten Arten. Sie liegen nicht an <strong>der</strong> Spitze des dorsalen Deckels, son<strong>der</strong>n dorsal etwas dahinter<br />

(Abb. 31). Die r<strong>und</strong>e Spitze enthält ca. Fünf punktförmige Öffnungen in einer Reihe.<br />

Abb. 111-114: Tropicomyia theae, Puparium: Von l. o. nach r. u.: 111: Vor<strong>der</strong>stigma; 112: Lokomotionsgürtel;<br />

113: Hinterteil (Pfeil zeigt die Position <strong>der</strong> Hinterstigmen); 114: Hinterstigmen. Maßstriche: 111, 112,<br />

113 = 5 µm; 114 = 50 µm.<br />

Die Dentikel <strong>der</strong> Lokomotionsgürtel sind schmal, spitz <strong>und</strong> von einheitlicher mittlerer Größe.<br />

Die kleinen Hinterstigmen liegen bei den bisher bekannten Tropicomyia-Arten auf einem gemeinsamen<br />

zylindrischen Träger auf <strong>der</strong> Dorsalseite des letzten Segments. Die vorliegende Art


84<br />

Einzelbeschreibungen<br />

hat in Übereinstimmung mit den bisher bekannten Literaturdaten (Spencer, 1973, 1990) drei<br />

terminale Knospen mit schlitzförmigen am Puparium nicht verschlossenen Öffnungen. Ventral<br />

genau unterhalb <strong>der</strong> Hinterstigmen befinden sich zwei r<strong>und</strong>e Löcher in <strong>der</strong> Cuticula von etwa<br />

<strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> Hinterstigmen. Die unauffällige <strong>und</strong> flache Analwölbung liegt dicht unter den<br />

Hinterstigmen. Ein glatter innerer Bereich ist deutlich vorhanden. Zwischen Hinterstigmen <strong>und</strong><br />

Analwölbung liegen zwei Paare lateraler Wölbungen, die an den vorliegenden Puparien nicht<br />

als Sinnesorgane eindeutig nachgewiesen werden können. Bionomie: Die meisten bekannten<br />

Tropicomyia-Arten ernähren sich von Epi<strong>der</strong>miszellen verschiedener Pflanzen <strong>und</strong> bilden entsprechende<br />

dünne, kaum sichtbare Minen auf <strong>der</strong> Oberfläche <strong>der</strong> Blätter, die mit den beson<strong>der</strong>s<br />

feinen M<strong>und</strong>werkzeugen angelegt werden. Die Verpuppung erfolgt in <strong>der</strong> Mine. Wie einige Arten<br />

<strong>der</strong> Gattung ist auch die vorliegende Art polyphag <strong>und</strong> miniert unter an<strong>der</strong>em sowohl in<br />

Blättern <strong>der</strong> Tee- als auch <strong>der</strong> Kaffeepflanze.<br />

Melanagromyza<br />

=Penetagromyza Spencer, 1959 syn. nov. (s. S. 89).<br />

Die Angehörigen dieses vor allem in tropischen Län<strong>der</strong>n artenreichen Taxons sind in <strong>der</strong><br />

Regel Stengelmarkminierer. Typische Imaginalmerkmale ist die dunkle bläulich o<strong>der</strong> grünlich<br />

schillernde Körperoberfläche.<br />

Die in <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit mit dem REM untersuchten Larven stammen im wesentlichen<br />

aus <strong>der</strong> Westpaläarktis <strong>und</strong> zeigen eine hohe Übereinstimmung untereinan<strong>der</strong>. Dies bestätigen<br />

auch lichtmikroskopische Untersuchung zahlreicher weiterer Melanagromyza-Arten, die<br />

Pakaniškis zur Verfügung gestellt hat <strong>und</strong> aloes (s. u.). Im folgenden wird nur lappae exemplarisch<br />

<strong>und</strong> ausführlich beschrieben, diese Beschreibung steht deshalb am Anfan diese Teils. Für<br />

die weiteren mit dem REM untersuchten Arten angeliciphaga <strong>und</strong> sativae werden lediglich Unterschiede<br />

aufgezeigt.<br />

Die Form <strong>der</strong> Gesichtsmaske weicht nicht wesentlich von Ophiomyia <strong>und</strong> Hexomyza ab.<br />

Das Paar <strong>der</strong> Terminalorgane ist durch charakteristische laterale Einschnürungen von dem hinteren<br />

Teil <strong>der</strong> Gesichtsmaske abgesetzt. Die Mandibeln sind kräftig <strong>und</strong> breit, breiter als die<br />

Gesichtsmaske. Der Körper ist eher langgestreckt <strong>und</strong> zylindrisch. Hinter dem Terminalkomplex<br />

liegt ein breites, stark pigmentiertes Facialsklerit, das den an<strong>der</strong>en Taxa <strong>der</strong> Ophiomyia-<br />

Gruppe fehlt. Es kann sich dabei um ein plesiomorphes Merkmal handeln, denn ein solches<br />

Sklerit ist auch bei Japanagromyza ausgeprägt. Die Marginalorgane befinden sich nicht, wie<br />

bei an<strong>der</strong>en Gattungen <strong>der</strong> Gruppe, auf einem lichtmikroskopisch sichtbaren, stark sklerotisierten<br />

Bereich. Das Mittelstück des Cephalopharyngealskeletts ist kurz <strong>und</strong> breit, kürzer als <strong>der</strong><br />

Basalteil. Beson<strong>der</strong>s auffallend sind die stark sklerotisierten Hinterstigmen mit einem zentralen<br />

sklerotisierten Dorn unter <strong>der</strong> Häutungsnarbe, <strong>der</strong> von den ringförmig angeordneten terminalen<br />

Knospen umgeben ist. Inmitten dieser Knospen befinden sich auch die vier Drüsenöffnungen<br />

<strong>der</strong> Hinterstigmen, die größenmäßig den Knospen entsprechen (Abb. 23). Dies sind überzeugende<br />

Apomorphien, welche die Monophylie zumindest einer Gruppe innerhalb von Melanagromyza<br />

begründen. Die Zahl <strong>der</strong> terminalen Knospen <strong>und</strong> die Größe <strong>und</strong> Form des zentralen<br />

Dornes ist artspezifisch <strong>und</strong> kann zu diagnostischen Zwecken verwendet werden.<br />

Es sind auch Arten mit reduzierten o<strong>der</strong> schwach sklerotisierten zentralen Dornen beschrieben<br />

worden, dazu gehört die äußerlich untersuchte Art M. astragali (Vilnius, Visoriai, ex<br />

Astragalus glycyphyllus, 06.09.1999 leg. Pakaniškis (7632)). Das Vorhandensein eines Facialsklerits<br />

<strong>und</strong> die große Übereinstimmung <strong>der</strong> Form des Cephalopharyngealskeletts läßt die Zugehörigkeit<br />

auch dieser Art zu dem Taxon Melanagromyza als gesichert erscheinen. Weitere Bei-


85<br />

Einzelbeschreibungen<br />

spiele dafür sind M. tokunagai Sasakawa, 1953 (Larvenabbildung: Sasakawa 1954), <strong>der</strong> Samenparasit<br />

obtusa (Malloch, 1914) (Larvenabbildung: Singh & Ipe 1973) <strong>und</strong> metallica<br />

(Thomson, 1869) (Larvenabbildung: Singh & Ipe 1973).<br />

Abb. 115-118: Melanagromyza lappae, drittes Larvalstadium. Von l. o. nach r. u.: 115: Gesichtsmaske (die<br />

Pfeile deuten auf dei Marginalorgane); 116: Bereich unter den Mandibeln (die Pfeile zeigen Submandibularorgane);<br />

117: Lokomotionsgürtel; 118: Vor<strong>der</strong>stigma. Maßstriche: 115 = 5 µm; 116-118 = 50 µm.


86<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Melanagromyza lappae (Loew, 1850) (Abb. 10, 23, 87, 115-118, 119-122, 125, 127-129)<br />

Material: D, NRW, Bi., ex Arctium minus, leg. Dem. (2007971, 2407971, L1: 2206991, L1:<br />

2806991)<br />

Beschreibung: Die Larve ist mit bis zu 6,1 mm relativ lang. Mit <strong>der</strong> zylindrischen schmalen<br />

Form (B: 0,7 mm) <strong>und</strong> den breiten M<strong>und</strong>haken ist diese Art ein typischer Stengelminierer. LPh:<br />

0,51 - 0,56 mm; LM: 0,17 - 0,18 mm; HM: 0,17 - 0,18 mm. Die Gesichtsmaske ist breit, die<br />

Sinnesorgane deutlich nach vorne gerichtet. Der Bereich <strong>der</strong> verschmolzenen Terminalorgane<br />

bildet die Spitze <strong>der</strong> Gesichtsmaske <strong>und</strong> liegt direkt über dem linken M<strong>und</strong>haken. Der Terminalkomplex<br />

ist durch zwei breite seitliche Furchen vom hinteren Bereich <strong>der</strong> Gesichtsmaske<br />

getrennt. Der M<strong>und</strong>rand ist etwa bis zu diesen Furchen vorgezogen. Die Lateralfurche darüber<br />

ist deutlich ausgeprägt, hinter <strong>der</strong> Gesichtsmaske zweigt von da noch eine Gesichtsrandfalte ab.<br />

Der Terminalkomplex enthält nur sieben äußerlich sichtbare Elemente. Das einzige Papillensinnesorgan,<br />

T1, liegt dorsal etwas an den Vor<strong>der</strong>rand verschoben, TO2 <strong>und</strong> TO3 befinden sich<br />

an <strong>der</strong> üblichen Position. Darunter liegen drei weitere Gruben. Abweichend von den an<strong>der</strong>en<br />

Taxa <strong>der</strong> Ophiomyia-Gruppe befindet sich noch eine sehr kleine Grube zwischen T1 <strong>und</strong> TO3.<br />

Die Marginalorgane befinden sich in <strong>der</strong> Mitte zwischen Dorsalpapillen <strong>und</strong> Lateralfurche<br />

(Abb. 115). Seitlich neben dem M<strong>und</strong>rand befindet sich ein Lateralorgan. Die linke Mandibel<br />

befindet sich unmittelbar in <strong>der</strong> Mitte unter dem Gesicht <strong>und</strong> hat auch die gleiche Breite wie<br />

dieses. Die schmalere rechte ist asymmetrisch seitlich <strong>und</strong> nach unten verschoben. Die obere<br />

linke Mandibel läuft wie die rechte zu einem einzigen großen M<strong>und</strong>haken aus. Unterhalb <strong>der</strong><br />

Spitze befinden sich zwei nebeneinan<strong>der</strong> liegende ventrale Kiele <strong>und</strong> darunter zwei kleinere<br />

Zähnchen, von denen nur <strong>der</strong> äußere lichtmikroskopisch wahrnehmbar ist. Ein schmaler Raum<br />

an <strong>der</strong> Basis zwischen den Mandibeln wird von dem Labialorgan, an dem einige Gruben zu erkennen<br />

sind, ausgefüllt. Cephalopharyngealskelett: Die linke obere Mandibel von <strong>der</strong> Hakenspitze<br />

bis zum Hinterende ist länger als hoch. Der obere <strong>und</strong> hintere Rand ist sehr r<strong>und</strong>, er bildet<br />

nahezu den Teil eines Kreises. Der zweite M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> linken <strong>und</strong> <strong>der</strong> erste <strong>der</strong> rechten<br />

Mandibel liegen ziemlich genau übereinan<strong>der</strong>. Schmale Lateralsklerite ziehen sich vom unteren<br />

Teil <strong>der</strong> Mandibeln nach oben bis über das Mittelstück hinaus. Diese liegen zumindest im dritten<br />

Larvenstadium dem Mandibularkomplex so dicht geschlossen an, daß sie leicht übersehen<br />

werden. Das Mittelstück ist sehr breit <strong>und</strong> kurz; hinsichtlich <strong>der</strong> Architektur <strong>der</strong> Seitenteile, <strong>der</strong><br />

Ventralbrücke <strong>und</strong> des Speichelganges sind aber keine gr<strong>und</strong>legenden Abweichungen von den<br />

übrigen Taxa <strong>der</strong> Ophiomyia-Gruppe festzustellen. Der Hinterrand des Mittelstücks ist gerade.<br />

Auch bei Melanagromyza-Arten sind Vestigien <strong>der</strong> Dorsalflügelbrücke vorhanden (Abb. 125).<br />

Das schwach pigmentierte Mittelstück ist gedrungener als jenes <strong>der</strong> meisten Ophiomyia- <strong>und</strong><br />

Tropicomyia-Arten. Beide Teile des Dorsalflügels sind etwa gleich lang <strong>und</strong> laufen parallel, <strong>der</strong><br />

untere Teil ist dicker als <strong>der</strong> obere. Vor<strong>der</strong>e Thoraxsegmente: Hinter dem glatten Kopfsegment<br />

befinden sich dorsal <strong>und</strong> lateral zahlreiche Reihen von eng nebeneinan<strong>der</strong>stehenden relativ<br />

breiten Dentikeln. Jedes Segment hat in <strong>der</strong> Mitte eine Reihe von Campaniformen Sensillen,<br />

auf dem ersten Thorakalsegment befinden sich dorsal noch einige mehr. Die Vor<strong>der</strong>stigmen<br />

liegen in Gruben, so daß die Knospen nicht über die Körperoberfläche hinausragen. Der Abstand<br />

bei<strong>der</strong> Stigmen ist vergleichsweise groß. Die stark verwachsenen terminalen Knospen<br />

sind in zwei unregelmäßigen Reihen angeordnet <strong>und</strong> bilden eine kugelförmige Oberfläche. Die<br />

Lokomotionsgürtel bestehen aus kleinen stumpfen Dentikeln von einheitlicher Größe. Dazwischen<br />

liegt eine Reihe von Muskelansatzstellen. Die Dentikel sind in gleicher Dichte <strong>und</strong> Anzahl<br />

auf den Dorsal- <strong>und</strong> Ventralseiten vertreten. Die Lokomotionsgürtel werden zum Körperende<br />

hin schwächer, die letzte Segmentgrenze hat gar keine Dentikel.


87<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Die Cuticula des hinteren Körperteils hat eine charakteristisch faltige Oberflächenstruktur<br />

(Abb. 119-122), die we<strong>der</strong> bei Ophiomyia noch bei an<strong>der</strong>en Agromyzidenlarven gef<strong>und</strong>en wurde.<br />

Die Hinterstigmen sind von einem glatten Vorhof umgeben. Da die Falten auch lichtmikroskopisch<br />

nachweisbar sind, handelt es sich nicht um Trocknungsartefakte. Das letzte Segment<br />

ist nach hinten gleichmäßig konisch verjüngt <strong>und</strong> weist vor den das Ende bildenden Hinterstigmen<br />

eine Reihe von Campaniformen Sensillen auf. Wie bei Agromyza-Arten ist das letzte Segment<br />

durch zwei, hier allerdings auf die ventrale Hälfte beschränkte Reihen von Muskelansatz-<br />

Abb. 119-122: Melanagromyza lappae, drittes Larvalstadium. Von l. o. nach r. u.: 119: Hinterteil lateral;<br />

120: Hinterteil posterior; 121: Analwölbung; 122: Sinnesorgan am letzten Segment. Die Umgebung zeigt<br />

die für Melanagromyza typische gefaltete Oberflächenstruktur <strong>der</strong> letzten Segmente. Maßstriche: 119 = 500<br />

µm; 120-122 = 50 µm.


88<br />

Einzelbeschreibungen<br />

stellen unterglie<strong>der</strong>t, eine über <strong>der</strong> Analöffnung <strong>und</strong> eine Reihe knapp hinter den erwähnten<br />

Campaniformen Sensillen. Die breiten <strong>und</strong> kurzstieligen Hinterstigmen liegen dicht nebeneinan<strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> sind nach hinten gerichtet. Die ca. 15 terminalen Knospen sind halbkreisförmig angeordnet.<br />

Dazwischen sind auf je<strong>der</strong> Stigmenoberfläche vier Drüsenöffnungen vorhanden, die<br />

neben den schlitzförmigen Öffnungen auf <strong>der</strong> Oberseite sichtbar sind. Auf <strong>der</strong> Innenseite befindet<br />

sich jeweils <strong>der</strong> erwähnte stark sklerotisierte, etwas nach oben gekrümmte Dorn direkt unter<br />

<strong>der</strong> Häutungsnarbe (Abb. 23). Die Analwölbung ist klein <strong>und</strong> flach mit starken Längsfalten.<br />

Die Analorgane sind ebenfalls klein. Es ist kein an<strong>der</strong>s strukturierter innerer Bereich am Rand<br />

<strong>der</strong> Analöffnung vorhanden.<br />

Abb. 123-125: Cephalopharyngealskelette dritter Larvalstadien. Von oben: 123: Tropicomyia theae; 124:<br />

Ophiomyia galii; 125: Melanagromyza lappae. Abkürzungen: DBr = Dorsalflügelbrücke (bei den vorliegenden<br />

Arten reduziert), DS = Dorsalsklerit, FS = Facialsklerit, LS = Lateralsklerit, M = Marginalorgane (bei T.<br />

theae <strong>und</strong> O. galii von einem stark sklerotisieren Integument umgeben). Maßstriche: 123, 124 = 25 µm; 125<br />

= 0,1 mm.


89<br />

Einzelbeschreibungen<br />

L1 (Abb. 87, 128-129): Die Terminalorgane liegen dicht nebeneinan<strong>der</strong> am vorgestreckten<br />

Unterrand <strong>der</strong> Gesichtsmaske. Zwischen den Terminalorganen verläuft noch eine schmale Mittelfurche,<br />

die noch vor dem papillenförmigen Element T1 endet. Der Gesichtsunterrand ist zu<br />

einer Lateralfurche verlängert, darüber ist die Gesichtsmaske nicht durch Furchen vom Kopfsegment<br />

abgesetzt. Außer Dorsal- <strong>und</strong> Terminalorganen sind auf REM-Aufnahmen keine Sinnesorgane<br />

auf dem Kopfsegment zu erkennen. Die Facialsklerite sind auch bei den ersten Larvenstadien<br />

vorhanden. Die Mandibeln sind in einem weiten Bereich zusammengewachsen, nur<br />

im unteren Drittel ist noch das beide Mandibeln trennende Labium zu erkennen. Insgesamt sind<br />

zwei etwa gleichgroße M<strong>und</strong>haken vorhanden. Die ursprüngliche Zugehörigkeit <strong>der</strong> M<strong>und</strong>haken<br />

zu einer Mandibel ist nicht eindeutig zu klären, aber die erheblich geringere Breite <strong>der</strong> linken<br />

Mandibel an <strong>der</strong> Basis spricht dafür, daß M<strong>und</strong>haken hauptsächlich von <strong>der</strong> rechten Mandibel<br />

gebildet worden sind. Der Mandibularkomplex ist relativ zu den hinteren Bereichen des<br />

Cephalopharyngealskeletts sehr groß; Lateralsklerite sind vorhanden. Das Mittelstück ist etwas<br />

kürzer als das Basalstück (gemessen vom Beginn <strong>der</strong> Verbreiterung); Ventral- <strong>und</strong> Dorsalflügel<br />

sind etwa gleich lang. Die kurz vor dem Basalstück liegende Dorsalflügelbrücke ist so stark<br />

ausgeprägt wie bei an<strong>der</strong>en Larven des ersten Stadiums, also nicht reduziert.<br />

Puparium: Die Pupariumshülle ist, wie bei allen untersuchten Arten, hell <strong>und</strong> transparent.<br />

Auf <strong>der</strong> Oberfläche sind die wichtigsten Larvalmerkmale gut erkennbar. Der obere Öffnungsdeckel<br />

ist zweigeteilt. Das Cephalopharyngealskelett ist mit dem unteren Deckel verb<strong>und</strong>en, es<br />

liegt auf <strong>der</strong> Seite, <strong>der</strong> Mandibularkomplex befindet sich in einer charakteristisch winkligen<br />

Position gegenüber den hinteren Teilen, die bei den Larven nie auftritt.<br />

Bionomie: Stengelmarkminierer an Arctium-Arten (Spencer 1976).<br />

Melanagromyza aloes (Spencer, 1959) comb. nov.<br />

=Penetagromyza aloes Spencer, 1959<br />

Material: NHM: Ein Männchen mit Puparium auf einem Klebeplättchen an <strong>der</strong> gleichen<br />

Nadel, Etiketten an <strong>der</strong> Nadel von oben nach unten: 1. Mine an Aloe petricola. 2. ether fixed. 3.<br />

Süd-Africa. 4. [rot] Paratype. 5. No type status det C.A. Couch 1983. 6. Penetagromyza aloes<br />

Spencer; det. Spencer 1957. 7. Purchased from K.A. Spencer BM. 1978-466.<br />

Zusätzlich befinden sich dort einige <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Originalbeschreibung angegebene Paratypen.<br />

Auch diese weisen noch Reste <strong>der</strong> vermutlich nachträglich entfernten Puparien auf. Das vollständige<br />

Puparium wurde äußerlich nur lichtmikroskopisch untersucht. Auch das Cephalopharyngealskelett<br />

konnte von außen betrachtet werden. Die Ergebnisse sind so eindeutig, daß eine<br />

weitere Präparation unnötig ist.<br />

Beschreibung: Das weißliche Puparium hat eine längliche Form. Der obere Pupariumsdekkel<br />

ist klar in Längsrichtung zweigeteilt. Die Hinterstigmen befinden dicht nebeneinan<strong>der</strong> am<br />

Körperende <strong>und</strong> bestehen jeweils aus einem Ring von Knospen mit einem zentralen Horn. Die<br />

Oberfläche <strong>der</strong> Cuticula am letzten Segment weist eine faltige Struktur auf, wie sie nur für<br />

Melanagromyza-Arten charakteristisch ist. Das Cephalopharyngealskelett ist auf dem unteren<br />

Pupariumsdeckel auf für Melanagromyza-Arten charakteristische Weise geknickt <strong>und</strong> entspricht<br />

vollständig <strong>der</strong> Beschreibung von Melanagromyza lappae.<br />

Imago: Die Cuticula ist glänzend <strong>und</strong> bläulich schimmernd, wie in <strong>der</strong> ganzen Ophiomyia-<br />

Gruppe sind nur zwei Dorsozentralborsten vorhanden.<br />

Diskussion: Spencer beschrieb diese Gattung aufgr<strong>und</strong> des Fehlens <strong>der</strong> Postvertikalborsten.<br />

Das Typusmaterial wurde vollständig gezüchtet <strong>und</strong> die Puparien zu E.M. Hering gesandt, <strong>der</strong><br />

sie untersuchen sollte (Spencer 1959). Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden jedoch nie<br />

veröffentlicht. 1990 zitiert Spencer lediglich eine briefliche Mitteilung Herings (veröffentlicht


90<br />

Einzelbeschreibungen<br />

in Spencer 1968), wonach das Cephalopharyngealskelett dieser Art beson<strong>der</strong>s ursprünglich sei.<br />

Allein diese Meinungsäußerung bewog Spencer (1990) dazu, <strong>der</strong> Gattung Penetagromyza eine<br />

beson<strong>der</strong>s basale Stellung zuzuschreiben. Die Gattung sei noch vor <strong>der</strong> Entstehung von Melanagromyza<br />

<strong>und</strong> Ophiomyia abgezweigt. Gleichzeitig beschrieb er aber auch die auffallende<br />

Ähnlichkeit <strong>der</strong> Bionomie <strong>und</strong> des Pupariums mit Melanagromyza. Z. B. berichtete er selbst,<br />

daß die Hinterstigmen zentrale Hörner haben.<br />

Abb. 126-129: Von l. o. nach r. u.: 126: Melanagromyza sativae, drittes Larvalstadium, Hinterteil; 127: M.<br />

lappae, drittes Larvalstadium, Terminalorgan (Abkürzungen, s. Text); 128, 129: M. lappae, erstes Larvalstadium.<br />

128: Kopfsegment frontal; 129: Mandibeln (oberer M<strong>und</strong>haken abgebrochen, L = Labium). Maßstriche:<br />

126, 129 = 50 µm; 127, 128 = 5 µm.


91<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Wie die kurze Beschreibung zeigt, konnten leicht alle wichtigen Apomorphien von Melanagromyza<br />

gef<strong>und</strong>en werden. Die Äußerungen Spencers über die Ursprünglichkeit dieser Art<br />

entbehrt je<strong>der</strong> empirischen Gr<strong>und</strong>lage. Durch die Synonymisierung wird Melanagromyza zu einem<br />

Monophylum.<br />

Bionomie: Blattminierer im Innern <strong>der</strong> dicken Blätter von Aloe petricola. Verpuppung im<br />

Blatt dicht unter <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis. Die Larve kann sich in diesen Blättern genauso verhalten wie<br />

die Melanagromyza-Stengelminierer.<br />

Melanagromyza angeliciphaga Spencer, 1969<br />

Material: D, NRW, Bi./Vilsendorf, ex Angelica sylvestris, leg. Dem. (0407975).<br />

Kurzbeschreibung: Das Kopfsegment ähnelt lappae; an<strong>der</strong>s sind nur die schärfer ausgeprägten<br />

Lateral- <strong>und</strong> Gesichtsrandfurchen. Der Bereich in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Dorsalpapillen ist von<br />

feinen Poren umgeben. Die auch für lappae charakteristische faltige Textur des Integumentes<br />

ist auch auf den vor<strong>der</strong>en Segmenten stark entwickelt. Die Dentikel <strong>der</strong> Lokomotionsgürtel<br />

sind stärker zugespitzt. Am letzten Segment ist <strong>der</strong> glatte Vorhof um die Hinterstigmen kleiner,<br />

am vorliegenden einzelnen REM-Präparat wirkt das ganze Segment stumpfer.<br />

Bionomie: Stengelmarkminierer in Angelica spp.<br />

Melanagromyza sativae Spencer, 1957 (Abb. 126)<br />

Material: Z 4480 ex Dictamus albus<br />

Zoerner betrachtet die von ihm aus Dictamus gezüchteten Individuen als zu einer eigenen<br />

Art gehörig, die allerdings nie beschrieben wurde. Hier wird deshalb <strong>der</strong> Name <strong>der</strong> ähnlichsten<br />

<strong>und</strong> vermutlich nächst verwandten Art, sativae, verwendet. Die Unterschiede zu Zoerners<br />

"dictami" gelten als gering (v. Tschirnhaus pers. Mittl.).<br />

Kurzbeschreibung: Die Lateral- <strong>und</strong> Gesichtsrandfurche ist ähnlich scharf wie bei<br />

angeliciphaga. Das Integument ist insgesamt glatt, es fehlt die faltige Textur <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en hier<br />

beschriebenen Arten. Die Muskelansatzstellen vor allem des letzten Segments sind demzufolge<br />

beson<strong>der</strong>s gut zu erkennen. Beson<strong>der</strong>s zahlreich sind sie lateral unmittelbar vor den Hinterstigmen.<br />

Der stark sklerotisierte zentrale Dorn <strong>der</strong> Hinterstigmen ist bei <strong>der</strong> vorliegenden Art<br />

nicht zugespitzt, son<strong>der</strong>n apikal abgeflacht mit einer seitlichen Spitze. Mit ca. zwölf liegt die<br />

Zahl <strong>der</strong> Knospen niedriger als bei M. lappae.<br />

Bionomie: Stengelminierer in Dictamus.<br />

Phytomyzinae<br />

Die folgenden Arten werden traditionell unter <strong>der</strong> Unterfamilie Phytomyzinae zusammengefaßt.<br />

Über die phylogenetische Bedeutung dieser Gruppe wird an an<strong>der</strong>er Stelle diskutiert. Die<br />

meisten Arten lassen sich - zumindest diagnostisch - durch folgende Merkmale charakterisieren:<br />

Nur wenige Arten haben symmetrische o<strong>der</strong> nahezu symmetrische Mandibeln, bei <strong>der</strong><br />

Mehrzahl <strong>der</strong> Arten ist die rechte Mandibel größer als die linke. Am Oberrand <strong>der</strong> M<strong>und</strong>öffnung<br />

befinden sich zwei seitliche M<strong>und</strong>lappen. Der Dorsalflügel des Cephalopharyngealskeletts<br />

ist eher schmal <strong>und</strong> gerade. Wenn eine Verzweigung bzw. die Bildung eines - stets offenen<br />

- Fensters vorliegt, dann ist <strong>der</strong> untere Teil nadelartig dünn <strong>und</strong> liegt in <strong>der</strong> Regel dicht unter<br />

dem oberen Teil. Dieser ist oft am Hinterrand scharf nach unten gebogen (Abb. 151). Die ver-


92<br />

Einzelbeschreibungen<br />

breitetste Form <strong>der</strong> Terminalorgane seien noch einmal zusammengefaßt (Abb. 18-20): T1 ist<br />

ein Papillensinnesorgan, T2 ein etwas kleineres Papillensinnesorgan, T5,6 zwei nebeneinan<strong>der</strong><br />

liegende Campaniforme Sensillen, T9 ist in <strong>der</strong> Regel ebenfalls als Campaniforme Sensille ausgebildet,<br />

die übrigen sechs Elemente grubenförmig. Abweichungen von diesem Muster sind<br />

fast stets Reduktionen.<br />

Abb. 130-133: Nemorimyza posticata, drittes Larvalstadium. Von l. o. nach r. u.: 130: Gesichtsmaske; 131:<br />

Kopfsegment, anteroventral; 132: M<strong>und</strong>öffnung (Abkürzungen: ML = M<strong>und</strong>lappen, MH = M<strong>und</strong>haken, L =<br />

Labium); 133: Terminalorgan. Maßstriche: 130, 131 = 50 µm; 132, 133 = 5 µm.


Nemorimyza posticata (Meigen, 1830) (Abb. 130-133, 134-137, 144, 164)<br />

93<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Material: Larve: Zoerner 4056 ex Solidago; Minen, tote Larven <strong>und</strong> Cephalopharyngealskelette<br />

früher Stadien: D, NRW, Bi., ex Solidago canadensis, leg. Dem. (0608981).<br />

Die bisher einzige Art <strong>der</strong> Gattung posticata wurde kürzlich von Zlobin (1997) durch einige<br />

bisher unter Amauromyza SG Annimycella geführte Arten ergänzt. Eine eigene Untersuchung<br />

des Pupariums von Nemorimyza maculosa (Malloch, 1913) bestätigte diese Sichtweise. Die Art<br />

erwies sich hinsichtlich zahlreicher Merkmale als mit posticata identisch.<br />

Beschreibung: L: 4,2 mm; B: 0,9 mm (ein Exemplar gemessen). Gesichtsmaske: Die Mittelfurche<br />

ist sehr tief <strong>und</strong> auch lichtmikroskopisch sichtbar; sie endet in einer ebenfalls tiefen<br />

Querfurche über den Dorsalpapillen. Lateral fehlt eine Furche am Gesichtsrand. Der Unterrand<br />

ist in <strong>der</strong> Mitte durch zwei blattartige Protuberanzen ventral verlängert, die bis zu den oberen<br />

M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> Mandibeln reichen. Sinnesorgane: Die Platte des Terminalkomplexes ist in <strong>der</strong><br />

oberen Hälfte durch eine Invagination vom übrigen Integument abgesetzt. Unter den elf Elementen<br />

bildet T1 das am höchsten gelegene <strong>und</strong> größte. Von den übrigen Elementen liegt keines<br />

weiter außerhalb. T5,6 haben die übliche Gestalt <strong>und</strong> liegen dicht zusammen unter T1. Am<br />

unteren Rand befindet sich eine flache Wölbung mit mittlerer Pore, die nach <strong>der</strong> Position als<br />

Element T9 identifiziert werden kann. Die übrigen Elemente sind grubenförmig. I1 liegt knapp<br />

über den Dorsalorganen, nicht sehr weit innen. I2, größer <strong>und</strong> etwas länglich, ist neben <strong>der</strong><br />

Oberkante des Terminalkomplexes lokalisiert. Seitlich des Terminalkomplexes ist nur eine<br />

Marginale Sinnesgrube zu erkennen. Am Rand <strong>der</strong> Gesichtsmaske neben den Dorsalorganen<br />

liegt ein Paar Sinnesgruben. Eine obere laterale Sinnesgrube liegt auf <strong>der</strong> Lateralfalte. Über <strong>der</strong><br />

Gesichtsmaske liegt eine r<strong>und</strong>liche Fläche mit ca. acht Reihen von kurzen Haaren. Eine Lateralfalte<br />

entspringt genau am Unterrand <strong>der</strong> Gesichtsmaske. Auf <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Stirnbehaarung<br />

verläuft eine zusätzliche obere Lateralfalte. Die Mandibeln haben je zwei apikal auseinan<strong>der</strong>laufende,<br />

nicht alternierende M<strong>und</strong>haken, von denen die unteren etwas breiter ist. Die rechte<br />

Mandibel ist geringfügig größer als die linke. Von <strong>der</strong> Form <strong>der</strong> Mandibeln ist wenig zu erkennen,<br />

da sie nur wenig über den Gesichtsrand hinausragen. Das Labium ist breit <strong>und</strong> füllt in <strong>der</strong><br />

unteren Hälfte des M<strong>und</strong>es den Zwischenraum <strong>der</strong> Mandibeln aus. Der Gesichtsunterrand bildet<br />

an je<strong>der</strong> Hälfte eine bereits erwähnte den M<strong>und</strong>lappen ähnliche Protuberanz, <strong>der</strong> Unterschied<br />

zu den übrigen Phytomyzinae ist aber, daß sie klar mit dem Gesichtsunterrand verwachsen<br />

sind <strong>und</strong> nicht unter diesem herausragen. Außerdem fehlt jede Verbindung mit dem seitlichen<br />

Integument. Diese Unterschiede schließen jedoch eine Homologie mit den M<strong>und</strong>lappen<br />

<strong>der</strong> übrigen Phytomyzinae nicht gr<strong>und</strong>sätzlich aus. Cephalopharyngealskelett (Abb. 144):<br />

Am Mandibularkomplex sind keine Abduktorapodeme zu erkennen; darüber fehlen auch Dorsalsklerite.<br />

Am abger<strong>und</strong>eten Unterrand fehlen ausgeprägte Apodeme zur Befestigung <strong>der</strong> Muskulatur.<br />

Das Mittelstück ist vom Basalabschnitt vollständig getrennt. Die Dorsalflügelbrücke ist<br />

breit <strong>und</strong> apikal deutlich über das Mittelstück erhoben, aber nicht so weit wie bei den meisten<br />

Agromyza-Arten. Der Dorsalflügel ist mehr als doppelt so lang wie <strong>der</strong> sklerotisierte Bereich<br />

des Ventralflügels. Der obere Teil ist schwach gebogen <strong>und</strong> von einheitlicher Dicke; erst am<br />

Hinterende ist er deutlich heruntergebogen. Dorsal ist er mit einer membranartigen<br />

"Rückenflosse" besetzt. Der nadelartig dünne untere Teil des Dorsalflügels ist weniger als halb<br />

so lang wie <strong>der</strong> obere. Der Ventralflügel hat ein nicht geschlossenes Fenster. Vor<strong>der</strong>e Thoraxsegmente:<br />

Seitlich des Kopfsegments liegen die üblichen Reihen von kleinen Dentikeln. Die<br />

Vor<strong>der</strong>stigmen liegen dicht nebeneinan<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Dorsalseite. Sie tragen ca. 20 Knospen mit<br />

punktförmigen Öffnungen, die in Form eines asymmetrischen Horns angeordnet sind. Lokomotionsgürtel<br />

sind stark entwickelt <strong>und</strong> umziehen den ganzen Körper, dorsal <strong>und</strong> ventral sind


94<br />

Einzelbeschreibungen<br />

sie etwas verdünnt. Die Dentikel sind groß, die Muskelansatzstellen deutlich. Alle Körpersegmente<br />

nach dem zweiten haben auf <strong>der</strong> Mitte eine Reihe von Papillen. Hinterstigmen mit drei<br />

gleichen terminalen Knospen mit kleeblattartiger Anordnung. Die Häutungsnarbe ist auf den<br />

Innenseiten gut zu erkennen. Obwohl die Stigmen nach hinten gerichtet sind, liegen sie nicht<br />

auf einem gemeinsamen vom letzten Körpersegment abgesetzten Stigmenträger.<br />

Abb. 134-137: Nemorimyza posticata, drittes Larvalstadium. Von l. o. nach r. u.: 134: Vor<strong>der</strong>stigmen; 135:<br />

Lokomotionsgürtel; 136: Hinterteil lateral; 137: Hinterstigma. Maßstriche: 134, 135 = 50 µm; 136 = 500 µm;<br />

137 = 5 µm.<br />

Das Letzte Segment ist wie bei einigen Agromyza-Arten etwas verbreitert. Der hintere Teil<br />

ist mit Papillen <strong>und</strong> Dentikeln besetzt. Subspirakularprozesse mit Sinnesorganen fehlen. Über


95<br />

Einzelbeschreibungen<br />

<strong>der</strong> Analwölbung liegt ein geschlossener Gürtel von Muskelansatzstellen. Die schmale Analwölbung<br />

ist mit Dentikeln <strong>und</strong> einer Papille pro Hälfte besetzt. Am Hinterrand befindet sich<br />

eine weitere Papille mit vermutlich einem Sinnesorgan.<br />

L1 (Abb. 164): Die Mandibeln haben je zwei deutlich nebeneinan<strong>der</strong> liegende nicht verwachsene<br />

M<strong>und</strong>haken, von denen die unteren nur wenig kleiner sind als die oberen. Der Mandibularkomplex<br />

ist dorsal am breitesten, ventral aber weniger verschmälert als bei Agromyza-<br />

Arten. Das Mittelstück läßt kein Labialsklerit erkennen <strong>und</strong> ist leicht nach unten gebogen. Die<br />

Spitze <strong>der</strong> Dorsalflügelbrücke befindet sich im letzten Drittel des Mittelstücks. Der deutlich<br />

nach unten gebogene Dorsalflügel ist deutlich länger als <strong>der</strong> Ventralflügel <strong>und</strong> hinten stark verbreitert.<br />

Bionomie: Platzminen an Solidago, Aster Baccharis <strong>und</strong> Erechtites (Astereceae) (Spencer<br />

1990). Die Art ist sowohl in Europa als auch in Nordamerika verbreitet.<br />

Phytobia<br />

Diese Gattung wird aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Imaginalmorphologie neben Agromyza als die ursprünglichste<br />

Gruppe <strong>der</strong> Agromyziden betrachtet (Spencer 1973, 1990). Die Larven haben dagegen<br />

mit <strong>der</strong> Asymmetrie <strong>der</strong> M<strong>und</strong>haken ein eher abgeleitetes Merkmal. Die extreme dünne <strong>und</strong><br />

lange Körperform - die erwachsene Larve ist etwa 20 mal so lang wie dick - sowie die hinten<br />

zugespitzte hintere Ventralbrücke des Mittelstücks lassen sich als Apomorphien interpretieren.<br />

Bionomie: Soweit bekannt, minieren sämtliche Larven in den Stämmen <strong>und</strong> Ästen neben<br />

dem Kambium von Laubbäumen. Die Phytobia-Larven ernähren sich allerdings nicht, wie früher<br />

angenommen (s. Spencer 1973), von Kambiumzellen direkt son<strong>der</strong>n von jungen unverholzten<br />

Zellen, die sich vom Kambium gerade abgespalten haben. Die Meristemzellen bleiben unangetastet<br />

(Wallner & Gregory, 1979, Ylioja et al., 1998). Die Eier werden von den Weibchen<br />

in jungen Zweigen abgelegt, die ausschlüpfenden Larven minieren von dort aus nach unten. Die<br />

erwachsenen Larven bohren sich aus <strong>und</strong> verpuppen sich im Boden. Erwachsen sind sie oft,<br />

wenn sie an <strong>der</strong> Basis des Stammes angekommen sind. Es ist aber noch nicht vollständig verstanden,<br />

wie sich die Larven in größeren Bäumen verhalten. Wallner & Gregory (1980) vermuten,<br />

daß sich die Larven weit über dem Boden ausbohren <strong>und</strong> zu Boden fallen lassen, d.h. sie<br />

blieben dann überwiegend in den jüngeren Ästen. Das ist nicht unwahrscheinlich, denn es wird<br />

oft beobachtet (z. B. Rexrode & Baumgras, 1980), daß die Phytobia-Fraßaktivität in den ersten<br />

15 Jahren des Kambiumwachstums am höchsten ist. Weil die Larven in Nutzholz auffällige<br />

Spuren hinterlassen, verringern sie den Marktwert des Holzes, möglicherweise werden die<br />

Bäume auch durch starken Befall geschwächt. Phytobia-Larven gelten daher als schädlich.<br />

Phytobia cambii (Hendel, 1931) (Abb. 138-141, 142-143, 145)<br />

Material: FL, 6857:622, Laukansaari, Runkaharju, ex Betula pendula, leg. Tiina Ylioja<br />

(Dempewolf, Sammlungsnummern: 2807951, 0108951, 0308951). Das Material wurde auf den<br />

Etiketten als Phytobia betulae (Kangas, 1935) bezeichnet, eine Art, die kürzlich mit cambii synonymisiert<br />

wurde (v. Tschirnhaus 1992).<br />

Beschreibung: L: - 19 mm; B: - 0,9 mm; L(Puparium): 5,2 (A 540) - 7,5 (A 491) mm. Die<br />

Mittelfurche <strong>der</strong> Gesichtsmaske ist deutlich präsent aber lichtmikroskopisch nicht sichtbar. Sie<br />

verzweigt sich knapp oberhalb <strong>der</strong> I1-Gruben. Über dem Teilungspunkt befindet sich ein kleiner<br />

Frontalfortsatz. Der Unterrand ist direkt mit dem M<strong>und</strong>rand <strong>und</strong> den vermutlichen M<strong>und</strong>lappen<br />

verwachsen. Lichtmikroskopisch ist am Hinterrand eine deutliche Pigmentierung er-


96<br />

Einzelbeschreibungen<br />

kennbar. Sinnesorgane: insgesamt sind die Sinnesorgane eher nach vorne gerichtet. Die Zahl<br />

<strong>der</strong> Einzelelemente innerhalb des Terminalkomplexes ist deutlich reduziert, die vorhandenen<br />

sind aber relativ groß. Die große Papille liegt wie üblich hinten oben, eine weitere Gruppe von<br />

zwei Gruben in einer länglichen Vertiefung befindet sich weiter innen, eine davon ist mit Sicherheit<br />

die kleine Papille. Weiter außen unterhalb <strong>der</strong> großen Papille liegt eine einzelne Grube.<br />

In <strong>der</strong> Mitte könnten sich noch die "Campaniformen Sensillen" als Rest befinden. Maximal<br />

wären fünf Elemente erhalten. Innere Sinnesgrube: Beide Paare an normaler Position, die<br />

oberen Sinnesgruben sind jedoch noch nicht sicher nachgewiesen.<br />

Abb. 138-141: Phytobia cambii, drittes Larvalstadium. Von l. o. nach r. u.: 138: Kopfsegment; 139: Gesichtsmaske;<br />

140-141: Lokomotionsgürtel. Maßstriche: 138, 140 = 50 µm; 139, 141 = 5 µm.


97<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Beide Mandibeln sind etwas schräg nach außen gerichtet. Die erheblich größere rechte<br />

Mandibel hat zwei M<strong>und</strong>haken, von denen <strong>der</strong> obere etwa doppelt so lang ist wie <strong>der</strong> etwas<br />

seitlich versetzte untere. Die gesamte Mandibel ist - relativ - nicht so groß wie bei Ph.<br />

cerasiferae. Der obere M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> linken Mandibel liegt etwa auf gleicher Höhe wie <strong>der</strong><br />

untere <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en. Auch die linke Mandibel hat noch einen kleinen zweiten M<strong>und</strong>haken. Die<br />

M<strong>und</strong>lappen sind asymmetrisch, <strong>der</strong> linke größer als <strong>der</strong> rechte. Beide sitzen am M<strong>und</strong>rand <strong>und</strong><br />

sind mit diesem verwachsen. Dagegen sind sie im Unterschied zu vielen Arten letzterer Gattung<br />

nach innen gebogen. Etwas unterhalb des Gesichts befindet sich noch ein zweites Paar gera<strong>der</strong><br />

M<strong>und</strong>lappen. Die zwei großen Papillen am unteren M<strong>und</strong>rand sind vorhanden <strong>und</strong> stehen<br />

weit auseinan<strong>der</strong>. Das Labium ist verglichen mit den Mandibeln klein <strong>und</strong> trägt ebenfalls die<br />

üblichen Gruben. Die M<strong>und</strong>öffnung ist sehr groß <strong>und</strong> anscheinend zweigeteilt.<br />

Abb. 142, 143: Phytobia cambii, drittes Larvalstadium. Von links: 142: Analwölbung; 143: Hinterstigmen.<br />

Maßstriche = 50 µm.<br />

Über den Mandibeln unter dem Gesicht scheint sich noch eine weitere große Öffnung zu befinden.<br />

Cephalopharyngealskelett: Der Mandibularkomplex hat gegenüber dem Mittelstück eine<br />

nach vorne gerichtete Position, die auf <strong>der</strong> rechten Mandibel sichtbaren zwei Löcher bilden<br />

eine absteigende Linie. Am Hinterrand des Mandibularkomplexes befinden sich gegenüber den<br />

oberen M<strong>und</strong>haken deutliche Abduktorapodeme. Der ventrale Teil <strong>der</strong> Mandibeln ist deutlich<br />

zugespitzt. Die Lateralsklerite sind groß mit indistinkten Rän<strong>der</strong>n; von <strong>der</strong> Seite betrachtet verdecken<br />

sie den vor<strong>der</strong>en Abschnitt des Mittelstücks. Das Labialorgan ist oval geformt <strong>und</strong> enthält<br />

acht in vier Zweierreihen angeordnete Löcher. Der Speichelzufluß befindet sich am Hinterrand<br />

des Mittelstücks, ist aber deutlich von allen Seiten von <strong>der</strong> Ventralbrücke umschlossen.<br />

Der apikale Teil <strong>der</strong> kleinen Dorsalflügelbrücke befindet sich innerhalb des Mittstücks. Dieses<br />

bildet mit dem getrennten Basalstück dorsal eine fast gerade Linie, über <strong>der</strong> ein schwach pigmentierter<br />

Membranbereich liegt. Der nicht unterteilte Dorsalflügel ist doppelt so lang wie <strong>der</strong><br />

schwach pigmentierte Ventralflügel, <strong>der</strong> kein Fenster enthält. Hinter dem Kopfsegment folgt<br />

ein schmaler Ring von recht dichten Setulae. Ansonsten ist <strong>der</strong> Thoraxbereich nahezu nackt, an


98<br />

Einzelbeschreibungen<br />

den Segmentgrenzen befinden sich Dentikel nur auf <strong>der</strong> Dorsalseite. Die "Segmentgrenzen"<br />

sind zwischen dem ersten <strong>und</strong> zweiten Thorakalsegment etwas verschoben. Die am Körper anliegenden<br />

abgeflachten Vor<strong>der</strong>stigmen sind flach mit einer rosettenförmig angeordneten<br />

gleichmäßigen Reihe von zehn bis zwölf terminalen Knospen. Die Lokomotionsgürtel bestehen<br />

aus nur einer Reihe <strong>der</strong> charakteristischen blattartigen nicht zugespitzten Dentikeln. Nur<br />

am letzten Segment sind mehr Dentikel. Alle Dentikel sind ausschließlich nach hinten gerichtet.<br />

Die Hinterstigmen liegen semidorsal. Drei gleich große Knospen liegen hintereinan<strong>der</strong> auf<br />

abgeflachten Stigmenträgern. Letztes Segment: Über den Stigmen befinden sich zwei Papillen.<br />

Die Hinterstigmen werden von einem Ring von Muskelansatzstellen umgeben, sonst ist das<br />

Segment glatt. Die glatte Analwölbung ist nur schwach gewölbt.<br />

Das Puparium ist an<strong>der</strong>s als die Larven von kompakter Form, nur ca. vier mal so lang wie<br />

breit. Es sind kleine, unscheinbare Prothorakalhörner vorhanden.<br />

Wirtspflanze: Betula spp.<br />

Abb. 144-148: Cephalopharyngealskelette. 144: Nemorimyza posticata, drittes Larvalstadium; 145: Phytobia<br />

cambii, drittes Larvalstadium; 146: Ph. cerasiferae, zweites Larvalstadium; 147: Ph. cerasiferae, erstes<br />

Larvalstadium. Maßstriche: = 0,1 mm.


Phytobia cerasiferae (Kangas, 1955) (Abb. 146-147, 148)<br />

99<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Material: Schleswig-Holstein, Sieversdorf, Garten ex Prunus domestica (sehr alter Baum),<br />

leg v. Tschirnhaus 9.5.1977 (M 48). Die Probe enthält mehrere Larven des späten ersten <strong>und</strong><br />

zweiten Stadiums.<br />

Beschreibung: L(L2): - 7,8 mm; B(L2): 0,5 mm; LPh: 0,52 - 0,53 mm; LM: 0,11 mm; HM:<br />

0,12 - 0,13 mm. Im Lateralbereich sind keine Furchen vorhanden, über <strong>der</strong> Gesichtsmaske befindet<br />

sich jedoch ein lappenartiger Stirnfortsatz, wie er auch bei Ophiomyia vorkommt. Am<br />

Kopf befinden sich Campaniforme Sensillen. Gesichtsmaske: Die zwei fast zusammengewachsenen<br />

Gesichtshälften sind etwa so breit wie die direkt darunter befindliche obere rechte<br />

Mandibel <strong>und</strong> bilden eine Halbkugel. Die Mittelfurche endet etwa auf <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Dorsalpapillen.<br />

Lateral <strong>und</strong> dorsal sind keine Furchen vorhanden, die das Gesicht begrenzen. Die linke<br />

Gesichtshälfte ist am Unterrand etwas zugespitzt <strong>und</strong> steht etwas ab. Mandibeln: Die rechte<br />

obere ist sehr lang <strong>und</strong> gebogen, während die linke nicht nur nach unten son<strong>der</strong>n auch zur Seite<br />

verschoben ist. Hier scheint eine funktionelle Einzähnigkeit vorzuliegen. Cephalopharyngealskelett:<br />

Die obere Mandibel hat nur einen extrem verlängerten <strong>und</strong> verdickten Haken. Der<br />

ebenfalls einzelne Haken <strong>der</strong> linken Mandibel ist klein <strong>und</strong> reduziert. Er wird in Seitenansicht<br />

nahezu vollständig vom rechten verdeckt. Der Mandibularkomplex ist ventral zugespitzt <strong>und</strong><br />

hat wie cambii eine hintere Verdickung über dem Vor<strong>der</strong>rand des Mittelstücks. Sie ist am vorliegenden<br />

älteren Material membranartig durchsichtig. Die zwei hinteren Teile des Cephalopharyngealskeletts<br />

sind miteinan<strong>der</strong> verwachsen <strong>und</strong> dorsal stark abgeflacht. Die Verwachsung<br />

ist allerdings bei zweiten Larvenstadien ein häufiges Merkmal, die dritten Stadien dieser Arten<br />

haben oft getrennte Sklerite. Die Dorsalflügelbrücke ist auch wie bei cambii kurz <strong>und</strong> gerade.<br />

Der Dorsalflügel ist mehr als doppelt so lang wie <strong>der</strong> Ventralflügel <strong>und</strong> hat keinen unteren Teil.<br />

Der Ventralflügel hat kein Fenster. Vor<strong>der</strong>stigmen liegen sehr dicht nebeneinan<strong>der</strong>; die etwa<br />

sechs Knospen befinden sich auf einem kurzem Stigmenträger. Die Öffnungen sind schlitzförmig.<br />

Die Lokomotionsgürtel beschränken sich auf den Bereich hinter den Segmentgrenzen<br />

<strong>und</strong> bestehen aus sehr regelmäßigen Reihen blattartiger nicht zugespitzter Dentikel. An <strong>der</strong><br />

Grenze zwischen letztem <strong>und</strong> vorletztem Segment sind die blattartigen Zähnchen an <strong>der</strong> Außenkante<br />

gesägt. Auf jedem Abdominalsegment liegt eher im unteren Bereich hinter dem Warzengürtel<br />

ein Sinnesorgan mit halbkreisförmiger Öffnung. Die Hinterstigmen sitzen auf sehr<br />

breiten zylindrischen Trägern auf <strong>der</strong> Dorsalseite <strong>und</strong> sind nach hinten gerichtet. Die drei Knospen<br />

liegen untereinan<strong>der</strong>. Hinter dem letzten breiten Lokomotionsgürtel sind keine Dentikel<br />

mehr vorhanden. Lateral liegen zwei Campaniforme Sensillen auf je<strong>der</strong> Seite. Zwischen Hinterstigmen<br />

<strong>und</strong> Analwölbung befindet sich eine große Wulst, die mit zahlreichen Muskelansatzstellen<br />

besetzt ist. Die Analwölbung ragt deutlich heraus. Es ist keine Papille auf den Hälften<br />

<strong>der</strong> Analwölbung zu erkennen, aber am Rand <strong>der</strong>selben befindet sich ein Paar Gruben, das<br />

Sinnesorgane enthalten könnte.<br />

L1 (Abb. 147): Die Mandibeln sind getrennt <strong>und</strong> haben je einen M<strong>und</strong>haken. Die Form des<br />

Mandibularkomplexes <strong>und</strong> <strong>der</strong> hinteren Teile des Cephalopharyngealskeletts ist ähnlich wie im<br />

zweiten Larvenstadium.<br />

Wirtspflanze: Prunus spp.


100<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Abb. 148: Phytobia cerasiferae, zweites Larvalstadium, Kopfsegment; 149: Phytoliriomyza melampyga, erstes<br />

Larvalstadium, Gesichtsmaske. Maßstriche: 148 = 50 µm; 149 = 5 µm.<br />

Amauromyza<br />

Innerhalb dieser Gattung wurden bei Larven ausgesproch plesiomorphe Merkmale gef<strong>und</strong>en.<br />

So sind die hier untersuchten Arten ?lamii <strong>und</strong> verbasci die einzigen Arten <strong>der</strong> Phytomyzinae,<br />

die über ansatzweise gesockelte Terminalorgane verfügen. Die Arten A. (Cephalomyza) luteiceps<br />

sowie die ebenfalls lichtmikroskopisch untersuchte Art A. (C.) abnormalis (Malloch,<br />

1913) haben deutlich nach hinten gerichtete Hinterstigmen, <strong>der</strong>en drei terminale Knospen jeweils<br />

gleich gestaltet sind (auch <strong>der</strong> Stengelminierer chenopodivora Spencer, 1971; s. Spencer<br />

1976: Abb. 290), während die Hinterstigmen von ?lamii <strong>und</strong> verbasci die charakteristische<br />

Verlängerung <strong>der</strong> hintersten Bulben aufweisen, wenn auch im Falle von verbasci etwas schwächer<br />

als bei Phytoliriomyza <strong>und</strong> den übrigen Gattungen, in denen das Merkmal vorkommt. Alle<br />

untersuchten Arten haben einheitlich asymmetrische M<strong>und</strong>haken, die rechte Mandibel ist größer<br />

als die linke. Als mögliche Apomorphie gilt die Vergrößerung <strong>und</strong> Sklerotisierung des Basalteils<br />

des ejakulatorischen Apodems (Spencer 1976, 1990).<br />

Die Bionomie <strong>der</strong> Gruppe ist vielseitig, neben einigen Verursachern von Blattminen kommen<br />

auch Stengelminierer vor. Beispiele sind luteiceps <strong>und</strong> abnormalis. Wie die folgenden Beschreibungen<br />

zeigen werden, unterscheiden sich die M<strong>und</strong>werkzeuge bei<strong>der</strong> Gruppen tiefgreifend<br />

(Abb. 150, 151).<br />

Es wurden einige Untergattungen beschrieben, von denen heute noch Amauromyza s. str.<br />

Hendel, 1931 <strong>und</strong> Cephalomyza Hendel, 1931 anerkannt werden. Diese werden in <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Arbeit nicht diskutiert, weil die Larvalmorphologie nicht die geringste Bestätigung für<br />

sie erbrachte. Die beiden untersuchten sehr ähnlichen Blattminierer gehören nämlich unterschiedlichen<br />

Untergattungen an.<br />

Zusätzliches Material: Puparien von Amauromyza (Cephalomyza) abnormalis, Mexiko,<br />

Montecillo ex Amaranthus hypocendriacus (P 143), leg. v. Tschirnhaus. Die Puparien <strong>und</strong> die<br />

Cephalopharyngealskelette stimmen vollständig mit denen von luteiceps (s. u.) überein.


101<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Abb. 150-151: Cephalopharyngealskelette dritter Larvalstadien. Von oben: 150: Amauromyza lamii; 151: A.<br />

luteiceps. Maßstriche = 0,1 mm.<br />

Amauromyza (Amauromyza) ?lamii (Kaltenbach, 1858) (Abb. 26, 150, 152-153, 166)<br />

Material: D, NRW, Bi., ex Stachys sylvatica, leg. Dem. (0107971).<br />

Beschreibung: L: 3,2 mm; LPh: 0,38 mm; LM: 0,04 mm; HM: 0,08 mm. Die Mittelfurche<br />

<strong>der</strong> Gesichtsmaske verzweigt sich dicht über den Dorsalorganen. Die Pigmentierung beschränkt<br />

sich aber auf den unteren, einfachen Bereich <strong>der</strong> Mittelfurche. Die Gesichtshälften<br />

sind in <strong>der</strong> Mitte etwas zugespitzt. Eine Hintere Furche <strong>der</strong> Gesichtsmaske fehlt. Der gesokkelte<br />

Terminalkomplex enthält alle bekannten Elemente, die <strong>der</strong> Phytomyzinae-Gr<strong>und</strong>form entsprechen,<br />

d.h. T7 ist grubenförmig <strong>und</strong> T9 eine Campaniforme Sensille. Innere Sinnesgruben:<br />

I2 liegen auf einer ausgedehnten Wölbung am Rand <strong>der</strong> Mittelfurche, die I1-Gruben sind unauffälliger<br />

auf gleicher Höhe wie die Dorsalorgane lokalisiert. Von den Marginalen Sinnesgruben<br />

konnte nur ein Paar gef<strong>und</strong>en werden, das sich ähnlich wie I2 auf einer sehr ausgedehnten<br />

Wölbung befindet. Davor liegt eine kurze vertikale Falte. Alle bekannten Lateralen Sinnesgruben,<br />

die Mandibular- sowie die zwei Submandibularorgane sind dagegen vorhanden. Die unter<br />

<strong>der</strong> Gesichtsmaske beginnende Lateralfurche ist eher kurz <strong>und</strong> flach. Über <strong>der</strong> unbehaarten<br />

Stirn beginnt eine längere Diagonalfalte. Die gleichmäßig alternierenden, eng zusammenstehenden<br />

Mandibeln haben schmale, einheitliche M<strong>und</strong>haken. Der Abstand <strong>der</strong> M<strong>und</strong>haken auf<br />

<strong>der</strong> linken Mandibeln ist größer als jener auf <strong>der</strong> linken. Die M<strong>und</strong>lappen sind unterschiedlich<br />

groß, <strong>der</strong> dreieckig geformte linke ist mehr als doppelt so groß wie <strong>der</strong> r<strong>und</strong>liche rechte. Beide<br />

sind mit dem M<strong>und</strong>rand verwachsen. Das schmale Labium reicht bis zum Unterrand des oberen<br />

M<strong>und</strong>hakens <strong>der</strong> linken Mandibel. Cephalopharyngealskelett: Die oberen M<strong>und</strong>haken sind<br />

lang <strong>und</strong> kräftig gebogen, die unteren etwas weniger, diese überlappen sich in Seitenansicht.<br />

An <strong>der</strong> linken Mandibel ist das Abduktorapodem wohl ausgebildet. Das Mittelstück ist kurz<br />

<strong>und</strong> dorsal schwach pigmentiert. Ein nadelartiges vor<strong>der</strong>es Labialsklerit zwischen den Mandibeln<br />

ist lateral deutlich zu erkennen. Der Ventralflügel des mit dem Mittelstück vollständig verwachsenen<br />

Basalteils ist nur zur Hälfte sklerotisiert <strong>und</strong> insgesamt weniger als halb so lang wie


102<br />

Einzelbeschreibungen<br />

<strong>der</strong> obere Arm; ein unteres geschlossenes Fenster ist vorhanden. Der schwach gebogene Dorsalflügel<br />

hat einen deutlichen unteren Teil. Hinter dem Kopfbereich liegen dorsal <strong>und</strong> lateral<br />

zunächst einige Reihen von Dentikeln; auf den hinteren zwei Dritteln des ersten Thorakalsegments<br />

sind einige nicht sehr scharf konturierte Papillen vor allem dorsal vorhanden. Auf den<br />

Körpersegmenten liegen lateral etwa in mittlerer Höhe kleine Stiftsinneszellen. Die terminalen<br />

Knospen <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>stigmen sind von außen nicht sichtbar, die äußere Form ist kugelförmig.<br />

Die Oberfläche ist nur wenig breiter als die Stiele. Die ca. acht terminalen Knospen bilden eine<br />

Reihe. Die Lokomotionsgürtel bestehen aus sehr kräftigen Dentikeln, die eine breite Basis <strong>und</strong><br />

eine dünne Spitze haben. Sowohl die Größe <strong>der</strong> Dentikel als auch die Dichte <strong>und</strong> Breite <strong>der</strong><br />

Gürtel erhöht sich graduell auf den jeweils folgenden hinteren Segmenten. Die Hinterstigmen<br />

haben drei längliche Öffnungen, von denen die hintere etwas verlängert ist, während die übrigen<br />

beiden etwa gleich groß sind. Seitlich sind Drüsenöffnungen vorhanden. Die Stigmenflächen<br />

befinden sich auf sehr dicken Stigmenträgern, an <strong>der</strong>en Außenseiten großflächige Spirakularorgane<br />

mit unregelmäßig deformierter Oberfläche lokalisiert sind. Die Subspirakularorgane<br />

befinden sich auf einer schwachen unauffälligen Wölbung. Darauf liegen je eine auf einer<br />

breiten Grube liegende Stiftsensille(Abb. 26) <strong>und</strong> je eine Campaniforme Sensille. Über den eigentlichen<br />

Subspirakularprozessen sind vier feine Poren lokalisiert. Die Analwölbung ist wie<br />

das übrige letzte Segment unbehaart <strong>und</strong> weist auf dem äußeren Bereich deutliche papillenförmige<br />

Analorgane auf.<br />

L1 (Abb. 166): Die Mandibeln verfügen über zwei große alternierende obere M<strong>und</strong>haken.<br />

Nur auf <strong>der</strong> linken Mandibel ist dicht unter dem oberen ein zweiter, kleinerer M<strong>und</strong>haken vorhanden.<br />

Die linke Mandibel ist in dem Bereich hinter den M<strong>und</strong>haken genauso groß wie die<br />

rechte, während die M<strong>und</strong>haken weit unterhalb desjenigen <strong>der</strong> rechten Mandibel lokalisiert ist.<br />

Ein vor<strong>der</strong>es Labialsklerit ist nicht vorhanden, während das linke deutlich entwickelt ist. Die<br />

breite Dorsalflügelbrücke liegt vor <strong>der</strong> Mitte des fast geraden Mittelstücks. Der hinten verbreiterte<br />

Dorsalflügel ist etwa doppelt so lang wie <strong>der</strong> Ventralflügel.<br />

Bionomie: Blattminierer, häufig an Stachys sylvatica, aber auch von vielen Lamiaceen bekannt<br />

(Spencer 1990).<br />

Amauromyza (Cephalomyza) luteiceps (Hendel, 1920) (Abb. 151, 165)<br />

Material: (Puparien, L1-Cephalopharyngealskelett): Schleswig-Holstein, Dagebüll, Vorlandreservat,<br />

ex Atriplex hastata, leg. M.v. Tschirnhaus 26.VIII.1970 (Aw 402). Schleswig-<br />

Holstein; Meldorfer Bucht, Reservat, ex Atriplex hastata, leg. Meyer 16.VIII. 1972, Coll. v.<br />

Tschirnhaus, Zuchtnummer A488. Aus beiden Proben wurden Imagines gezüchtet. Puparium<br />

<strong>und</strong> das darin enthaltene Cephalopharyngealskelett wurden lichtmikroskopisch untersucht. An<br />

den Puparien wurden keine Prothorakalstigmen gef<strong>und</strong>en.<br />

Beschreibung: L: 2,7 - 2,9 mm; B: 1,1 - 1,2 mm (Puparien); LPh: 0,4 mm; LM: 0,11 mm;<br />

HM: 0,13 mm. Die Gesichtsmaske hat eine deutlich pigmentierte dorsal gespaltene Mittelfurche;<br />

Dorsal- <strong>und</strong> Terminalkomplex sowie I1, I2; M1 <strong>und</strong> M2 sind vorhanden. Etwa gleichgroße<br />

seitliche M<strong>und</strong>lappen sind unter <strong>der</strong> Gesichtsmaske ebenfalls zu erkennen. Die Mandibeln be-


103<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Abb. 152-153: Amauromyza ?lamii, drittes Larvalstadium. Von links: 152: Gesichtsmaske; 153: Terminalkomplex.<br />

Maßstriche = 5 µm.<br />

stehen nur aus je einem M<strong>und</strong>haken, die stark alternieren <strong>und</strong> von denen <strong>der</strong> rechte wesentlich<br />

stärker hervorragt. Die rechte Mandibel ist nicht nur, wie in dieser Gruppe üblich, höher son<strong>der</strong>n<br />

auch, von vorne betrachtet, breiter. Cephalopharyngealskelett: Der Mandibularkomplex<br />

ist etwa so lang wie hoch <strong>und</strong>, verglichen mit dem hinteren Teil des Cephalopharyngealskeletts,<br />

groß. Die Lateralsklerite sind eher klein aber stark pigmentiert. Basal- <strong>und</strong> Mittelstück sind<br />

vollständig miteinan<strong>der</strong> verwachsen, <strong>der</strong> untere Rand des Mittelstücks bildet mit jenem des<br />

Ventralflügels eine gerade Linie. Dieser weist im hinteren Teil ein längliches geschlossenes<br />

Fenster auf. Der nur wenig längere aber sehr breite Dorsalflügel ist an <strong>der</strong> Basis stark gebogen,<br />

im folgenden aber fast gerade. Ein unterer Teil des Dorsalflügels ist kurz, aber wesentlich dikker<br />

als bei an<strong>der</strong>en Phytomyzinae-Arten. Die Oberfläche des Pupariums ist mit feinen Warzen<br />

gleichmäßig bedeckt, Lokomotionsgürtel fehlen. Auf den Segmenten befinden sich Reihen von<br />

Campaniformen Sensillen. Die Vor<strong>der</strong>stigmen bestehen aus rosettenförmig angeordneten<br />

Knospen. Die Hinterstigmen sind deutlich nach hinten gerichtet <strong>und</strong> bestehen aus drei gleich<br />

großen kleeblattförmigen Knospen, die von vier Drüsenöffnungen flankiert werden. An <strong>der</strong> Basis<br />

<strong>der</strong> Stigmen sind dorsal kleine Spirakularorgane vorhanden. Die zwei Subspirakularorgane<br />

auf je<strong>der</strong> Seite bilden keine Prozesse. Auf <strong>der</strong> nicht mit Warzen besetzten Analplatte befinden<br />

sich auf je<strong>der</strong> Hälfte zwei Sinnesorgane, die sich kaum über das Integument erheben.<br />

L1 (Abb. 165): Der Mandibularkomplex ist relativ zum hinteren Bereich des Cephalopharyngealskeletts<br />

groß. Die Mandibeln sind klar getrennt <strong>und</strong> alternieren wie jene <strong>der</strong> späteren<br />

Stadien. Die rechte obere Mandibel hat zwei M<strong>und</strong>haken, <strong>der</strong> untere ist wesentlich kleiner als<br />

<strong>der</strong> obere. Die linke hat nur einen M<strong>und</strong>haken, <strong>der</strong> größenmäßig dem oberen <strong>der</strong> rechten entspricht.<br />

Lateralsklerite sind deutlich ausgeprägt. Die Dorsalflügelbrücke reicht fast bis an den<br />

Vor<strong>der</strong>rand des Mittelstücks. Die hinteren Teile des Cephalopharyngealskeletts, Mittel- <strong>und</strong><br />

Basalstück, bilden ventral eine gerade Linie. Der deutlich gebogene Dorsalflügel ist etwas länger<br />

als <strong>der</strong> Ventralflügel des Basalteils.<br />

Bionomie: Die Larven minieren in den Stengeln von Atriplex hastata <strong>und</strong> verpuppen sich<br />

extern (v. Tschirnhaus unveröffentl.).


104<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Abb. 154-157: Amauromyza verbasci, drittes Larvalstadium: Von l. o. nach r. u.: 154: Vor<strong>der</strong>stigmen; 155:<br />

Hinterstigma (Pfeilspitzen deuten auf Drüsenöffnungen, SO = Spirakularorgan); 156: Hinterteil lateral; 157:<br />

Subspirakularprozeß. Maßstriche: 154-156 = 50 µm; 157 = 5 µm.<br />

Amauromyza (Cephalomyza) verbasci (Bouché, 1847) (Abb. 154-157)<br />

Material: D, NRW, Bi., ex Scrophularia nodosa, leg. Dem. (0307972).<br />

Beschreibung: L: - 3,6 mm; B: - 0,7 mm; LPh: 0,35 mm; LM: 0,04 mm; HM: 0,08 mm. Die<br />

sehr tiefe Mittelfurche <strong>der</strong> Gesichtsmaske endet über den Dorsalorganen in einer fast rechtwinkligen<br />

Querfurche. Die Gesichtshälften sind ventral gleichmäßig ger<strong>und</strong>et ohne Protu-


105<br />

Einzelbeschreibungen<br />

beranzen. Neben <strong>der</strong> Lateralfurche, welche die oberen Lateralorgane trennt, befindet sich über<br />

<strong>der</strong> Stirn eine Querfalte. Die Ausstattung des gesockelten Terminalkomplexes mit Sinnesorganen<br />

entspricht <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>form <strong>der</strong> Phytomyzinae. Die I2-Gruben liegen wie bei ?lamii auf sehr<br />

deutlichen Wölbungen. Marginalsinnesorgane sowie mittlere <strong>und</strong> untere Lateralsinnesorgane<br />

konnten nicht studiert werden. An den Rän<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Gesichtsmaske befinden sich ventral ähnliche<br />

Furchen wie bei ?lamii Die vier M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> Mandibeln alternieren gleichmäßig. Die<br />

M<strong>und</strong>lappen sind einteilig, <strong>der</strong> linke ist etwas kleiner als <strong>der</strong> rechte <strong>und</strong> sehr schmal. Das Cephalopharyngealskelett<br />

entspricht dem von ?lamii, auch hinsichtlich <strong>der</strong> Verwachsung von<br />

Mittel- <strong>und</strong> Basalteil. Die eher kleinen Vor<strong>der</strong>stigmen haben auf ihrer Oberfläche einen nach<br />

innen gerichteten halbkreisförmigen Kranz von terminalen Knospen. Die auffällige Häutungsnarbe<br />

liegt dicht unterhalb <strong>der</strong> terminalen Knospen. Die Dentikel <strong>der</strong> den Körper vollständig<br />

umr<strong>und</strong>enden Lokomotionsgürtel sind dick <strong>und</strong> an <strong>der</strong> Basis zugespitzt, aber etwas feiner als<br />

jene von ?lamii. Sie sind auch an allen Segmentgrenzen mit Ausnahme <strong>der</strong> ersten etwa gleich<br />

groß. Am Ende des ersten Segments befindet sich nur ein schmaler, auf die dorsale Hälfte des<br />

Körpers beschränkter Lokomotionsgürtel. Auch die Breiten <strong>der</strong> Lokomotionsgürtel unterscheiden<br />

sich nicht sehr stark. Die Hinterstigmen haben auf ihrer etwas langgestreckten Oberfläche<br />

drei etwa gleich große deutlich abstehende terminale Knospen, an <strong>der</strong>en Seiten sich Drüsenöffnungen<br />

befinden (Abb. 155). Der kurze Stiel ist etwa so breit wie die Spannweite <strong>der</strong> Knospen.<br />

An <strong>der</strong> Außenseite ist dort ein nur sehr kleines Spirakularorgan sichtbar (Abb. 155). Letztes<br />

Segment: Die im unteren Drittel liegenden Subspirakularorgane sind klein <strong>und</strong> kaum aufgewölbt.<br />

Auf <strong>der</strong> Oberfläche befinden sich zwei Campaniforme Sensillen aber keine Stiftsensille.<br />

Die Hälften <strong>der</strong> Analwölbung sind stark zugespitzt. Der innere Bereich ist dünn <strong>und</strong> unauffällig.<br />

L1: Die Mandibeln haben den gleichen Gr<strong>und</strong>aufbau wie jene des LIII-Stadiums. Beide<br />

Mandibeln sind getrennt <strong>und</strong> haben je zwei alternierende M<strong>und</strong>haken. Die rechte Mandibel ist<br />

größer.<br />

Bionomie: Blattminierer, bekannt von Buddleja davidii (Buddlejaceae), Verbascum spp.,<br />

<strong>und</strong> Scrophularia nodosa (Scrophulariaceae) (Spencer 1990).<br />

Cerodontha<br />

Die Gattung Cerodontha wurde von Nowakowski (1973) neu geordnet <strong>und</strong> in folgende Untergattungen<br />

aufgeteilt: Butomomyza (B.), Cerodontha s.str. (C.), Dizygomyza (D.), Icteromyza<br />

(I.), Poemyza (P.), Phytagromyza (Ph.) <strong>und</strong> Xenophytomyza (X). Der hier behandelte Teil <strong>der</strong><br />

Gattung Cerodontha ist vor allem aufgr<strong>und</strong> von Larval- <strong>und</strong> Imaginalmerkmalen eine gut begründete<br />

monophyletische Gruppe, <strong>der</strong>en Angehörigen in <strong>der</strong> Regel schon bei schwacher Vergrößerung<br />

von an<strong>der</strong>en Agromyzidenlarven unterschieden werden können (Nowakowski 1973).<br />

Mögliche Apomorphien <strong>der</strong> Gattung: Über <strong>der</strong> Gesichtsmaske an <strong>der</strong> Spitze gekrümmte Haare,<br />

eine schmale, zugespitzte Gesichtsmaske ohne o<strong>der</strong> mit stark reduzierter Mittelfurche. Das<br />

zehnte Sternit des männlichen Postabdomens mit stark entwickelten "Langfortsätzen" (Nowakowski<br />

1973, Griffiths 1993 unveröffentl.).<br />

Das Kopfsegment ist bei fast allen Arten extrem schmal <strong>und</strong> apikal zugespitzt. In Extremfällen<br />

wie bei C. (B.) scirpi sind Dorsal- <strong>und</strong> Terminalkomplex komplett an die Seite gerückt.<br />

Eine Gesichtsfurche fehlt fast allen Arten. Stattdessen ist bei zahlreichen Arten <strong>der</strong> Gesichtsunterrand<br />

eingekerbt, ein Merkmal, das auch bei den meisten Liriomyza-Arten zu finden ist. Es<br />

kann als Vestigium <strong>der</strong> Mittelfurche gedeutet werden. Dies ist beson<strong>der</strong>s gut bei Arten <strong>der</strong> Untergattungen<br />

Cerodontha, Xenophytomyza <strong>und</strong> Icteromyza zu erkennen. C. (C.) denticornis ist<br />

die einzige untersuchte Art mit kurzer, noch unter den Inneren Sinnesorganen enden<strong>der</strong> Mittel-


106<br />

Einzelbeschreibungen<br />

furche. Bei allen Arten ist nur ein Paar von Inneren Sinnesorganen vorhanden, das die Spitze<br />

<strong>der</strong> Gesichtsmaske bildet. Jede <strong>der</strong> kleinen Gruben liegt in <strong>der</strong> Regel auf einer flachen Wölbung.<br />

Bei C. (C.) denticornis liegen sie etwa auf <strong>der</strong> Höhe des Oberrandes <strong>der</strong> Dorsalorgane,<br />

bei allen an<strong>der</strong>en untersuchten Arten deutlich tiefer. Unsicher ist, ob jene Inneren Sinnesgruben<br />

den I1 o<strong>der</strong> I2 an<strong>der</strong>er Agromyziden entsprechen. Die niedrige Position spricht für I2. Es kann<br />

jedoch auch vermutet werden, daß I1 infolge <strong>der</strong> Zuspitzung <strong>der</strong> Gesichtsmaske nach unten<br />

verlagert hat. Der Terminalkomplex ist eher flach <strong>und</strong> gelegentlich schwer zu erkennen. Wie<br />

bei an<strong>der</strong>en Agromyzidenlarven sind papillen-, gruben- <strong>und</strong> beulenförmige Elemente vorhanden,<br />

ihre Anordnung ist allerdings oft eigentümlich. Das größte Element, T1, ist bei allen Arten<br />

außer C. (C.) denticornis nicht im hinteren Bereich des Feldes, son<strong>der</strong>n eher vorne lokalisiert.<br />

Dahinter befindet sich nur ein beulenartige Element, also entwe<strong>der</strong> T5 o<strong>der</strong> T6. T2 ist demgegenüber<br />

meistens gar nicht zu erkennen.<br />

Abb. 158-160: Cephalopharyngealskelette dritter Larvalstadien. Von oben: 158: Cerodontha (Butomomyza)<br />

scirpi; 159: Cerodontha (Butomomyza) angulata; 160: Cerodontha (Icteromyza) spec. nov. Maßstriche: 158<br />

= 0,5 mm; 159 = 25 µm; 160 = 0,1 mm.<br />

M<strong>und</strong>lappen sind bei den meisten Arten ausgebildet, sie inserieren aber stets vom Seitenrand<br />

de M<strong>und</strong>es <strong>und</strong> ragen entwe<strong>der</strong> gerade nach vorne o<strong>der</strong> etwas nach außen. Auf <strong>der</strong> Stirn<br />

haben fast Arten (Ausnahmen: C. (C.) hennigi, C. (X.) venturii) ein schmales längliches Haarbüschel,<br />

das sich auch im hinteren Abschnitt teilen kann (C. (D.) ireos). Diese Haare sind charakteristisch<br />

für das ganze Taxon, sie sind dünner als bei allen an<strong>der</strong>en Agromyzidengruppen<br />

<strong>und</strong> an <strong>der</strong> Spitze zurückgebogen. Eine Lateralfalte ist nur bei einem Teil <strong>der</strong> Arten vorhanden.<br />

Es fehlt eine hintere Furche, welche die Gesichtsmaske begrenzt. Die Mandibeln sind in <strong>der</strong><br />

Regel sehr gleichmäßig alternierend, Ausnahmen stellen abermals C. (C.) hennigi <strong>und</strong> C. (X.)


107<br />

Einzelbeschreibungen<br />

venturii dar, bei denen stark verdickte <strong>und</strong> verlängerte rechte Mandibeln zu beobachten sind.<br />

Das gesamte Cephalopharyngealskelett ist in <strong>der</strong> Regel wie <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>körper lateral stark abgeflacht.<br />

Der Mandibularkomplex ist breit mit in <strong>der</strong> Regel sehr gleichmäßig alternierenden<br />

M<strong>und</strong>haken; meistens ist er gegenüber dem Mittelstück deutlich angewinkelt. Die linke Mandibel<br />

hat ein wohlentwickeltes dünnes Abduktorapodem. Am Hinterrand, über dem Vor<strong>der</strong>rand<br />

des Mittelstücks, befindet sich in <strong>der</strong> Regel eine Verdickung. Mittel- <strong>und</strong> Basalstück sind lang<br />

<strong>und</strong> in <strong>der</strong> Regel nicht verwachsen. Die Mündung des Speichelganges liegt weit hinten, normalerweise<br />

kurz vor <strong>der</strong> Grenze von Mittel- <strong>und</strong> Basalstück. Auch die kurze unauffällige Dorsalflügelbrücke<br />

reicht nicht über das basale Drittel des Mittelstücks hinaus. Die zwei Flügel des<br />

Basalstücks bilden einen kleinen Winkel <strong>und</strong> sind oft schwach pigmentiert (beson<strong>der</strong>s bei S.G.<br />

Butomomyza). Der schmale, nur schwach gebogene Dorsalflügel hat oft keinen o<strong>der</strong> einen nur<br />

<strong>und</strong>eutlichen unteren Teil. Der Ventralflügel hat in <strong>der</strong> Regel kein Fenster.<br />

Abb. 161-163: Cephalopharyngealskelette dritter Larvalstadien. Von oben: 161: Cerodontha (Poemyza)<br />

incisa; 162: Cerodontha (Cerodontha) denticornis; 163: C. (C.) hennigi. Maßstriche: 161, 162 = 25 µm; 163<br />

= 0,1 mm.<br />

An den Thorakalsegmenten haben viele Arten zwei o<strong>der</strong> drei auffallende Wülste auf <strong>der</strong><br />

Ventralseite. Die erste liegt im Bereich unmittelbar hinter dem Kopfsegment, das zweite, größere<br />

ist in seiner Lage nicht konstant <strong>und</strong> befindet sich bei einigen Arten noch auf dem ersten<br />

<strong>und</strong> bei an<strong>der</strong>en auf dem zweiten. Eine dritte Wulst auf dem dritten Segment ist nur bei wenigen<br />

Arten präsent, z. B. C. (B.) scirpi. Die Wülste umfassen nicht die ganze Breite des Körpers,<br />

son<strong>der</strong>n sind etwa so schmal wie die Gesichtsmaske. Die Vor<strong>der</strong>stigmen haben bei<br />

Butomomyza, Dizygomyza <strong>und</strong> Poemyza eine einheitliche Form, die Öffnungen liegen stets in


108<br />

Einzelbeschreibungen<br />

einer rosettenförmig angeordneten Reihe (Ausnahme: C. (Icteromyza) spec.). Bei einigen Arten<br />

sind die apikalen Knospen <strong>der</strong> Filzkammer stark abgesetzt <strong>und</strong> weit voneinan<strong>der</strong> getrennt (Abb.<br />

176).<br />

Die Dentikel sind in <strong>der</strong> Regel eher stumpf <strong>und</strong> von einheitlicher Größe. Bei einigen Taxa<br />

sind sie sogar blattartig flach geformt. Die Segmente sind bei einigen Arten mit Reihen von Papillen<br />

besetzt.<br />

Abb. 164-170: Cephalopharyngealskelette erster Larvalstadien. 164: Nemorimyza posticata, Maßstrich =<br />

0,1 mm; 165: Amauromyza luteiceps, Maßstrich = 0,05 mm; 166; Amauromyza ?lamii; 167: Cerodontha<br />

(Butomomyza) scirpi, (Lateralsklerite nicht gezeigt); 168: Cerodontha (Butomomyza) angulata; 169: Cerodontha<br />

(Poemyza) incisa (Lateralsklerite nicht gezeigt); 170: Cerodontha (Cerodontha) denticornis. Maßstrich<br />

für 164-170 = 15 µm.<br />

Die Hinterstigmen beinhalten normalerweise drei Öffnungen, die ähnlich wie beim Liriomyza<br />

Typ hintereinan<strong>der</strong> angeordnet sind. Die apikalen Knospen <strong>der</strong> Knospen sind aber stark<br />

verlängert o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s abgewandelt, so daß sie stets als Cerodontha erkannt werden können.<br />

Die Öffnungen sind mit Ausnahme von C. (X.) venturii schlitzförmig <strong>und</strong> oft sehr lang, bei vielen<br />

Poemyza serpentinenartig (Abb. 188; Nowakowski 1973). Eine starke Vervielfältigung <strong>der</strong><br />

apikalen Knospen <strong>der</strong> Hinterstigmen geschah bei C. (Ph.) flavocingulata sowie in den Unter-


109<br />

Einzelbeschreibungen<br />

gattungen Cerodontha <strong>und</strong> Xenophytomyza. Auch bei an<strong>der</strong>en Gruppen können ein o<strong>der</strong> zwei<br />

zusätzliche Öffnungen vorkommen. Neben den Hinterstigmen liegen vor allem bei Butomomyza<br />

<strong>und</strong> Poemyza größere stark pigmentierte Wülste mit körniger Oberfläche ("Raspelwarzen"<br />

nach Nowakowski 1973). Vermutlich handelt es sich um die Spirakularprozesse, die in an<strong>der</strong>en<br />

Gattungen (Amauromyza, Liriomyza, Phytomyza) ebenfalls oft gef<strong>und</strong>en werden. Subspirakularprozesse<br />

mit je zwei Sinnesorganen o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en Narben finden sich bei Cerodontha nicht.<br />

Zumindest C. (X.) venturii hat am Hinterende unter den Stigmenöffnungen zwei Wölbungen,<br />

auf denen aber nur je eine Papille befindet, die sich nicht von zahlreichen an<strong>der</strong>en auf <strong>der</strong> Körperoberfläche<br />

unterscheidet. Bei C. (D.) ireos liegt am Hinterende eher im oberen Bereich ein<br />

Paar einzelner Stiftsinnesorgane. C. (X.) venturii <strong>und</strong> C. (C.) denticornis sind auch die einzigen<br />

Arten, bei <strong>der</strong> Analprozesse erkennbar sind. Das letzte Segment ist durchweg unbehaart.<br />

Die Larven des ersten Stadiums haben wie die späteren Entwicklungsstadien alternierende<br />

M<strong>und</strong>haken, die jedoch oft jeweils drei M<strong>und</strong>haken aufweisen. Die Zahl <strong>der</strong> M<strong>und</strong>haken kann<br />

sich auch an beiden Mandibeln unterscheiden. Diese sind entwe<strong>der</strong> durchgängig getrennt, o<strong>der</strong><br />

die Oberrän<strong>der</strong> sind hinter den M<strong>und</strong>haken verwachsen. Der Mandibularkomplex ist auf Höhe<br />

des Mittelstücks am breitesten <strong>und</strong> hat dort ähnlich wie die späteren Stadien eine deutliche Verdickung.<br />

Bei allen hier untersuchten sowie den in Nowakowski (1973) illustrierten Arten besitzen<br />

die L1-Larven Lateralsklerite, die in den späteren Stadien nur bei wenigen Arten vorkommen.<br />

Der hintere Teil des Cephalopharyngealskeletts ist in <strong>der</strong> Regel schmal <strong>und</strong> lang; <strong>der</strong><br />

Ventralflügel ist nur wenig länger als <strong>der</strong> Dorsalflügel, beide stehen in einem kleinen Winkel<br />

zueinan<strong>der</strong>. Die Dorsalflügelbrücke <strong>und</strong> die Öffnung des Speichelkanals befinden sich im hinteren<br />

Teil des Mittelstücks.<br />

Nowakowski (1973) erwähnt noch zwei interessante Merkmale <strong>der</strong> Larven, mit denen er in<br />

seinem Larvenschlüssel Gruppen unterteilt: 1. Bei Dizygomyza <strong>und</strong> Butomomyza sind die Hinterstigmen<br />

des Pupariums sind wie bei Chromatomyia dem Minenboden zugewandt. V.<br />

Tschirnhaus stellte jedoch bei <strong>der</strong> Untersuchung <strong>der</strong> Minen von C. (Icteromyza) spec. das gleiche<br />

fest (s. u.). Bei Poemyza, wo die Puparien nicht in <strong>der</strong> Mine fixiert sind, läßt sich das<br />

Merkmal natürlich nicht anwenden. 2. Ebenfalls bei Dizygomyza <strong>und</strong> Butomomyza wird <strong>der</strong><br />

Kot nicht in kleinen "Körnern" abgelegt son<strong>der</strong>n die Darmentleerung erfolgt nur wenige Male<br />

im Leben <strong>der</strong> Larve. Zoerner (1971) berichtet dies allerdings auch von C. (C.) hennigi.<br />

Zum gegenwärtigen Stand sind beide Merkmale demzufolge noch nicht ausreichend verstanden,<br />

so daß sie bei <strong>der</strong> kladistischen Untersuchung <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit noch nicht berücksichtigt<br />

wurden. Die Merkmale sollten aber zukünftig weiter untersucht werden.<br />

Bionomie: Ausschließlich Blatt- <strong>und</strong> - seltener - Stengelminierer von monocotylen Pflanzen.<br />

Die Verpuppung erfolgt fast immer in <strong>der</strong> Mine.


110<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Abb. 171-174: Cerodontha (Dizygomyza) ireos. Von l. o. nach r. u.: 171: Gesichtsmaske; 172: letztes Segment,<br />

Ausschnitt; 173: Hinterstigmen; 174: Cerodontha (Butomomyza) scirpi, Lokomotionsgürtel. Maßstriche:<br />

171 = 5 µm; 172-174 = 50 µm.<br />

Cerodontha (Dizygomyza) ireos (Robineau-Desvoidy, 1851) (Abb. 171-173)<br />

Material: D, NRW, Bi., ex Iris pseudacorus, leg. Dem. (1606971).<br />

Beschreibung: L: - 4,2 mm; B: 0,8 mm; LPh: 0,4 mm; LM: 0,06 mm; HM: 0,11 mm. Gesichtsmaske:<br />

Die Gesichtsmaske hat keine ventrale Einkerbung, <strong>der</strong> Unterrand ist somit nahezu<br />

gerade. Das auf <strong>der</strong> Stirn dicht über den Dorsalorganen beginnende Haarfeld reicht bis zum<br />

ersten Thorakalsegment <strong>und</strong> teilt sich kurz vorher. Sinnesorgane: Nur sieben Elemente des


111<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Terminalkomplexes sind sicher zu erkennen, darunter die weit vorne befindliche Papille T1.<br />

Mandibeln: Die rechte Mandibel liegt wie üblich höher, bemerkenswert ist, daß jener obere<br />

M<strong>und</strong>haken kleiner ist als die etwa gleich großen unteren. Er wird in Seitenansicht durch zwei<br />

Appendices (entsprechen vermutlich den M<strong>und</strong>lappen) <strong>der</strong> seitlichen Kopfplatte nahezu verdeckt.<br />

Cephalopharyngealskelett: Unter den Mandibeln ist die oberste mit dem oberen M<strong>und</strong>haken<br />

etwas abgesetzt. Alle M<strong>und</strong>haken sind stark zugespitzt <strong>und</strong> relativ lang. Vor<strong>der</strong>e Thoraxsegmente:<br />

In <strong>der</strong> Umgebung des Kopfes befinden sich zahlreiche Reihen von kleinen spitzen<br />

Dentikeln. Auf <strong>der</strong> Dorsalseite sind diese Zähnchen im Gegensatz zu C. (B.) scirpi nicht<br />

verlängert. Die rosettenartig angeordneten terminalen Knospen <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>stigmen sind zwar<br />

abgesetzt, aber nicht so deutlich wie z. B. bei C. (B.) scirpi. Lokomotionsgürtel: Die dichtstehenden<br />

Dentikel des breiten Lokomotionsgürtels sind nicht so blattartig wie bei C. (B.) scirpi<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Arten son<strong>der</strong>n spitzer <strong>und</strong> r<strong>und</strong>er. Muskelansatzstellen sind klein <strong>und</strong> unauffällig.<br />

Hinterstigmen: Die drei Öffnungen befinden sich auf drei etwa gleichlangen fingerartigen<br />

Knospen, welche so hintereinan<strong>der</strong> liegen, daß die ersten zwei etwas zur Seite <strong>und</strong> <strong>der</strong> dritte<br />

nach hinten gerichtet ist. Die Träger sind breit <strong>und</strong> schräg nach oben gerichtet, an den Seitenrän<strong>der</strong>n<br />

befindet sich je eine kleine beim getrockneten Exemplar sehr deformierte Verdickung<br />

mit je einer Stiftsensille. Diese Verdickungen entsprechen vermutlich den sonst üblichen<br />

"Raspelwarzen" (sensu Nowakowski 1973). Auf <strong>der</strong> Oberfläche des letzten Segments sind vier<br />

Stiftsensillen (Peg like sensilla) auf <strong>der</strong> Hinterseite <strong>und</strong> lateral deutlich zu erkennen (Abb. 172).<br />

Es ist unklar, ob sie teilweise mit den Subspirakularprozessen homolog sind. Die Analwölbung<br />

ist im hinteren unteren Bereich des letzten Segments lokalisiert. Auf den beiden Hälften <strong>der</strong><br />

Platte, die einige Längsfalten aufweisen, liegen nicht genau erkennbare Analorgane.<br />

Bionomie: Blattminierer an Iris pseudacorus, mindestens zwei Generationen.<br />

Cerodontha (Butomomyza) scirpi (Karl, 1926) (Abb. 158, 167, 174)<br />

Material: D, NRW, Bi./Vilsendorf, ex Scirpus sylvaticus, leg. Dem. (2706972).<br />

Beschreibung: L: - 6,1 mm; B: - 0,9 mm; LPh: 0,63 mm; LM: 0,07 mm; HM: 0,13 mm. Die<br />

Gesichtsmaske ist nicht ventral eingekerbt, aber apikal etwas über den Mandibeln hochgebogen.<br />

Auf <strong>der</strong> Stirn liegt ein feines, langgestrecktes Haarbüschel, das sich bis zum ersten Thorakalsegment<br />

zieht. Die Setulae sind länger als in an<strong>der</strong>en Taxa <strong>und</strong> apikal gekrümmt. Sinnesorgane:<br />

Der Terminalkomplex liegt auf einer relativ großen glatten nicht umrandeten Fläche <strong>und</strong><br />

beinhaltet zehn eher kleine weit auseinan<strong>der</strong>stehende Sinnesorgane. Im Bereich <strong>der</strong> M<strong>und</strong>öffnung<br />

sind keine Sinnesgruben festzustellen. An den Labialorganen sind vier Sinnesgruben zu<br />

erkennen. Alle vier M<strong>und</strong>haken sind von gleicher Größe <strong>und</strong> Form <strong>und</strong> alternieren regelmäßig.<br />

Laterale M<strong>und</strong>lappen fehlen. Cephalopharyngealskelett: Die inneren Teile des Skeletts<br />

sind stärker sklerotisiert als die von angulata. Der obere Arm des Basalstücks ist weit mehr als<br />

nur bis zur Hälfte sklerotisiert, <strong>der</strong> untere etwa bis zur Hälfte. Auch hier findet sich ein vor dem<br />

Ventralflügel abzweigen<strong>der</strong> unterer Teil des Dorsalflügels. Vor<strong>der</strong>e Thoraxsegmente: Das erste<br />

Thorakalsegment trägt zwei Ventralwülste, von denen die hintere größer ist. In <strong>der</strong> Umgebung<br />

des Kopfes befinden sich zahlreiche Reihen von kleinen spitzen Dentikeln, die also nicht<br />

die typische blatt- o<strong>der</strong> schuppenartige Form <strong>der</strong> Lokomotionsgürtel aufweisen. Auf <strong>der</strong><br />

Dorsalseite sind diese kleinen Dentikel zu apikal nicht zurückgebogenen Haaren verlängert,<br />

die gleichsam eine Fortsetzung <strong>der</strong> Haarreihe des Kopfsegments darstellen. Das zweite Thoraxsegment<br />

besitzt eine Ventralwulst. Die terminalen Knospen <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>stigmen sind deutlich<br />

voneinan<strong>der</strong> abgesetzt <strong>und</strong> rosettenförmig in einer Reihe angeordnet. Der Stiel ist weniger<br />

als halb so breit wie die Rosette. Die Lokomotionsgürtel bestehen aus in sehr dichten<br />

Reihen stehenden blattartigen Zähnchen, dazwischen regelmäßig angeordnete längliche dreiek-


112<br />

Einzelbeschreibungen<br />

kige Muskelansatzstellen. Die Form <strong>der</strong> drei Knospen <strong>der</strong> Hinterstigmen entspricht im weiteren<br />

Sinne dem Liriomyza-Typ. Die zwei hinteren terminalen Knospen sind miteinan<strong>der</strong> verwachsen,<br />

während die kürzere vor<strong>der</strong>e Knospe abgesetzt ist. Die Öffnungsschlitze sind auffällig<br />

lang. Der Stigmenstiel ist annähernd zylindrisch nach oben gerichtet. Die Analwölbung ist<br />

unauffällig, langgestreckt <strong>und</strong> wenig aufgewölbt.<br />

Abb. 175-178: Cerodontha (Butomomyza) angulata, drittes Larvalstadium. Von l. o. nach r. u.: 175: Kopfsegment<br />

lateral; 176: Vor<strong>der</strong>stigmen; 177: Lokomotionsgürtel; 178: Hinterteil mit verkleinertem letzten Segment.<br />

Maßstriche: 175-177 = 50 µm; 178 = 500 µm.


113<br />

Einzelbeschreibungen<br />

L1 (Abb. 167): Die zwei Mandibeln sind kurz hinter den oberen M<strong>und</strong>haken miteinan<strong>der</strong><br />

verwachsen. Der obere M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> rechten Mandibel ist kleiner als jener <strong>der</strong> linken. An <strong>der</strong><br />

rechten Mandibel befinden sich insgesamt drei <strong>und</strong> an <strong>der</strong> linken zwei M<strong>und</strong>haken. Die drei<br />

unteren sind eher stumpf. Das Mittelstück <strong>und</strong> <strong>der</strong> Dorsalflügel bilden dorsal eine gerade Linie.<br />

Letzterer ist apikal deutlich verbreitert. Die breiten Lateralsklerite ragen bis über den oberen<br />

Mandibelrand hinaus.<br />

Bionomie: Blattminierer an Scirpus (Cyperaceae).<br />

Cerodontha (Butomomyza) angulata (Loew, 1869) (Abb. 9, 159, 168, 175-178, 179-182)<br />

Material: D, NRW, Bi., ex Carex spec., leg. Dem. (0310971; 2610983; L1 2506991).<br />

Beschreibung: L: - 5,0mm; B: - 1,0 mm; LPh: 0,47 mm; LM: 0,07 mm; HM: 0,13 mm. Die<br />

Gesichtsmaske ist stark zugespitzt <strong>und</strong> hat keinen eingekerbten Unterrand. Unter <strong>der</strong> sehr kurzen<br />

Lateralfurche sind die zwei Unteren Lateralsinnesorgane zu erkennen. Die Mandibeln alternieren<br />

gleichmäßig, die vier M<strong>und</strong>haken sind apikal abgeflacht <strong>und</strong> wirken deshalb eckig.<br />

Der gesamte Komplex ist auf ganzer Höhe sehr schmal, die Mandibeln haben zueinan<strong>der</strong> eine<br />

parallele Stellung. Cephalopharyngealskelett: Der Mandibularkomplex ist relativ groß. Die<br />

hinteren Teile weichen in <strong>der</strong> Form nicht wesentlich von <strong>der</strong> allgemeinen Beschreibung ab. Ein<br />

schmaler unter Teil des Dorsalflügels zweigt deutlich vor dem Beginn des Ventralflügels ab.<br />

Auffällig ist auch die schwache Pigmentierung vor allem des Basalteils, <strong>der</strong> auf lichtmikroskopischen<br />

Präparaten fast weiß aussieht. Dies ist auch von an<strong>der</strong>en C. (Butomomyza)-Arten bekannt<br />

(Nowakowski 1973).<br />

Seitliche M<strong>und</strong>lappen am Gesichtsrand sind wie bei C. (D.) ireos vorhanden. Das erste Thorakalsegment<br />

trägt zwei Ventralwülste, von denen das hintere größer ist. Vor<strong>der</strong>e Thoraxsegmente:<br />

Hinter dem Kopfteil befinden sich lateral Reihen von kurzen, stumpfen Dentikeln in<br />

kurzen etwas schrägen Reihen. Dorsal sind sie vermehrt <strong>und</strong> verlängert. Die Lokomotionsgürtel<br />

sind im Thoraxbereich nur im oberen lateralen Bereich ausgebildet. Die breiten Vor<strong>der</strong>stigmen<br />

besitzen eine gleichmäßige Reihe von sehr freistehenden Knospen (Abb.176). Der kurze<br />

Stiel ist aber weniger als halb so breit wie die Rosette <strong>der</strong> apikalen Knospen. Der Lokomotionsgürtel<br />

ist breit <strong>und</strong> besteht aus zahlreichen kurzen, stumpfen <strong>und</strong> etwas abgeflachten Dentikeln<br />

von gleicher Größe. Innerhalb des Gürtels liegen relativ große Muskelansatzstellen, die<br />

nicht von Dentikeln besetzt sind. Das letzte Segment hat weniger als ein Drittel des Durchmessers<br />

des vorletzten am vor<strong>der</strong>en Rand <strong>und</strong> ist etwas nach oben gebogen. Der Stigmenbereich ist<br />

lateral durch eine Furche vom Rest abgesetzt. Die Hinterstigmen sind hakenförmig nach hinten<br />

gebogen <strong>und</strong> haben eine ähnliche Form wie die meisten Liriomyza-Arten. Lateral, auf dem<br />

Träger bei<strong>der</strong> Stigmen liegen die Spirakularorgane, die stark sklerotisiert als "Raspelwarzen"<br />

(Nowakowski 1973) ausgebildet sind. Auf <strong>der</strong> körnigen Oberfläche ist bei beiden mit dem<br />

REM untersuchten Exemplaren kein Sinnesorgan eindeutig zu erkennen (Abb. 180). Die entsprechend<br />

<strong>der</strong> geringen Größe des Segments kleine Analwölbung ist wie die übrige Segmentoberfläche<br />

glatt. Auf <strong>der</strong> Oberfläche befinden sich schwer erkennbare Analsinnesorgane. Seitlich<br />

<strong>der</strong> Analwölbung ist ein Paar kleiner Papillen zu erkennen.<br />

L1 (Abb. 168, 181-182): Die Gesichtsmaske hat die gleiche Form wie die L3-Larve, sie ist<br />

ebenso zugespitzt <strong>und</strong> schmal. Auch die feine Stirnbehaarung fehlt nicht. Ebenfalls wie bei den<br />

älteren Larven alternieren die Mandibeln stark. An<strong>der</strong>s als diese sind jedoch die oberen M<strong>und</strong>haken<br />

zusammengewachsen. Die Art <strong>der</strong> Verwachsung ist gr<strong>und</strong>sätzlich an<strong>der</strong>s als bei den Arten<br />

<strong>der</strong> Phytomyza-Gruppe, denn hier ist <strong>der</strong> obere M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> rechten Mandibel an seinem<br />

Unterrand mit dem Oberrand <strong>der</strong> linken Mandibeln verwachsen. So bilden die Mandibeln als<br />

Ganzes eine oben geschlossene Röhre, ohne das sich ihre Form wesentlich än<strong>der</strong>t. Bei lichtmi-


114<br />

Einzelbeschreibungen<br />

kroskopischer Betrachtung des Cephalopharyngealskeletts läßt sich diese Beobachtung insofern<br />

bestätigen, als die Obergrenze <strong>der</strong> linken Mandibel nicht zu erkennen ist. Seitlich <strong>und</strong> oberhalb<br />

schließt sich <strong>der</strong> M<strong>und</strong>rand bei dem vorliegenden trockenen Präparat nicht eng um die Mandibeln,<br />

son<strong>der</strong>n läßt eine relativ breite Öffnung nach innen. Starre, etwas nach außen gerichtete<br />

Abb. 179-182: Cerodontha (Butomomyza) angulata. Von l. o. nach r. u.: 179: drittes Larvalstadium, Hinterstigma;<br />

180: drittes Larvalstadium, Spirakularorgan (Raspelwarze); 181: erstes Larvalstadium, Gesichtsmaske;<br />

182: erstes Larvalstadium, Mandibeln (Mandibeln sind am vorliegenden Präparat beschädigt). Maßstriche:<br />

179 = 50 µm; 180-182 = 5 µm.


115<br />

Einzelbeschreibungen<br />

M<strong>und</strong>lappen sind größer proportioniert als bei den älteren Larven. Cephalopharyngealskelett:<br />

Die zwei Mandibeln sind kurz hinter den oberen M<strong>und</strong>haken miteinan<strong>der</strong> verwachsen. Die unteren<br />

zwei <strong>der</strong> insgesamt vier M<strong>und</strong>haken sind viel kleiner als die oberen. Das Mittelstück <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Dorsalflügel bilden dorsal eine gerade Linie. Letzterer ist apikal kaum verbreitert.<br />

Bionomie: Blattminierer an Carex spp., selten auch Scirpus sylvaticus (Spencer 1990), mehrere<br />

Generationen.<br />

Cerodontha (Icteromyza) spec. nov. (Abb. 160, 183-186)<br />

Material: (L3-Larven, L1-Cephalopharyngealskelette). Griechenland, Rhodos zwischen<br />

Apollona <strong>und</strong> Laerma ex Juncus spec. (am Fluß, teilweise im Wasser stehend) leg. v. Tschirnhaus<br />

4.IV.1997 (A 797). V. Tschirnhaus wird demnächst die Imagines beschreiben <strong>und</strong> die Art<br />

benennen.<br />

Beschreibung: L: - 5,3 mm; B: - 0,7 mm; LPh: 0,49 mm; LM: 0,12 mm; HM: 0,16 mm.<br />

Wie bei einigen an<strong>der</strong>en Arten <strong>der</strong> Gattung sind keine Lateralfurchen ausgeprägt. Die zurückgebogenen<br />

langen Setulae beginnen direkt über den Dorsalorganen <strong>und</strong> enden schon vor dem<br />

Hinterrand des Kopfes. Gesichtsmaske: Es handelt sich um das typische Gesicht <strong>der</strong><br />

Cerodontha-Arten, es ist vielleicht etwas breiter, die I2 sind stark ausgebildet <strong>und</strong> nach vorne<br />

gerichtet. Dazwischen befindet sich eine Spur einer Mittelfurche. Der Unterrand des Gesichts<br />

hat eine tiefe <strong>und</strong> abger<strong>und</strong>ete Kerbe in <strong>der</strong> Mitte. Sinnesorgane: Die Dorsalpapillen sind groß<br />

<strong>und</strong> tief eingeschnitten. Terminalkomplex: T1 <strong>und</strong> T2 sind an den Vor<strong>der</strong>rand gerückt. Es sind<br />

alle elf Elemente sichtbar, aber einige Elemente lassen sich dem Nummernsystem nicht eindeutig<br />

zuordnen. T5 ist anscheinend eine Grube mit einem ganz an<strong>der</strong>en Charakter von T6, das<br />

von üblicher Gestalt ist. T7-11 sind Gruben mit teilweise erkennbaren Stiften. Die Mandibeln<br />

sind in Lateralansicht breit <strong>und</strong> kräftig, von eckiger Form. Die je zwei M<strong>und</strong>haken alternieren<br />

regelmäßig <strong>und</strong> sind annähernd von einheitlicher Größe. Es ist sind we<strong>der</strong> Lateralfalten noch<br />

M<strong>und</strong>lappen vorhanden. Der Unterrand <strong>der</strong> Gesichtsmaske geht also nahtlos in den M<strong>und</strong>rand<br />

über. Cephalopharyngealskelett: Der Mandibularkomplex ist länger als bei den meisten an<strong>der</strong>en<br />

Cerodontha-Arten. Lateralsklerite sind auch im dritten Larvenstadium vorhanden. Die Dorsalflügelbrücke<br />

ist dünn <strong>und</strong> liegt dem Mittelstück eng an; es ist nicht so kurz wie sonst innerhalb<br />

<strong>der</strong> Gattung. Der Dorsalflügel des nicht mit dem Mittelstück verschmolzenen Basalteils ist<br />

gegenüber dem Mittelstück dorsal deutlich aufgebogen, ein unterer Teil des Dorsalflügels ist<br />

nicht erkennbar. Der Ventralflügel ist fensterlos, länger als halb so lang wie <strong>der</strong> Dorsalflügel.<br />

Vor<strong>der</strong>e Thoraxsegmente: Die üblichen Dentikelreihen im Anschluß an das Kopfsegment stehen<br />

auf <strong>der</strong> Dorsalseite deutlich dichter, außerdem sind die Dentikel verlängert. Sie bilden, wie<br />

bei einigen an<strong>der</strong>en Cerodontha-Spezies, eine Fortsetzung <strong>der</strong> Stirnbehaarung. Die Haare<br />

(Dentikel) sind aber etwas kürzer <strong>und</strong> ohne apikalen Haken. Darauf folgt auf <strong>der</strong> Dorsalseite etwa<br />

auf <strong>der</strong> Mitte des ersten Segmentes eine kräftige Wulst. Auf <strong>der</strong> Ventralseite sind die Thorakalsegmente<br />

jedoch glatt. Vor<strong>der</strong>stigmen haben einen deutlichen Abstand voneinan<strong>der</strong> <strong>und</strong><br />

sind extrem klein <strong>und</strong> kugelig geformt. Sie haben vermutlich nur eine Öffnung (Abb. 185). Die<br />

Lokomotionsgürtel bestehen aus kleinen abger<strong>und</strong>eten, fast zylindrischen Dentikeln. Groß<br />

<strong>und</strong> sehr flach im vor<strong>der</strong>en Teil des Lokomotionsgürtels. Schon vor dem letzten Segment beginnt<br />

<strong>der</strong> Körper spitz zuzulaufen, wie es bisher bei keiner an<strong>der</strong>en Art bekannt ist. An <strong>der</strong><br />

Spitze sitzen die sehr kleinen Hinterstigmen, die etwa denen des Liriomyza-Gr<strong>und</strong>typ entsprechen.<br />

Daneben liegen zwei kleine Wülste ("Raspelwarzen"), vermutlich mit Stiftsinnesorgan.<br />

Sie liegen auf einem gemeinsamen breiten Träger, <strong>der</strong> vom Dorsalrand des letzten Segments<br />

nach hinten gerichtet ist. Das Letztes Segment ist am Ende stark verschmälert. In <strong>der</strong> Mitte<br />

zwischen Analwölbung <strong>und</strong> Stigmen befindet sich lateral ein Paar Stiftsinneszellen, nicht auf


116<br />

Einzelbeschreibungen<br />

einer Wölbung, ansonsten ist das letzte Segment bis auf den Lokomotionsgürtel kahl. Analwölbung:<br />

etwas aufgewölbt mit schwachen dünnen konzentrischen Furchen.(17078).<br />

L1: Der Mandibularkomplex ist länger als hoch <strong>und</strong> an <strong>der</strong> Grenze zum Mittelstück sehr<br />

stark verdickt. Nur die rechte Mandibel hat zwei hintereinan<strong>der</strong> angeordnete M<strong>und</strong>haken, von<br />

denen <strong>der</strong> obere viel größer ist als <strong>der</strong> untere. Die linke Mandibel hat keine M<strong>und</strong>haken. Die<br />

Lateralsklerite sind breit. Die hintere Teile des Cephalopharyngealskeletts sind hinten nicht abgeflacht.<br />

Der Basalteil ist im Gegensatz zu den an<strong>der</strong>en untersuchten Cerodontha-Arten länger<br />

als das Mittelstück. Der Ventralflügel ist nur wenig kürzer als <strong>der</strong> Dorsalflügel.<br />

Abb. 183-186: Cerodontha (Icteromyza) spec. nov., drittes Larvalstadium. Von l. o. nach r. u.: 183: Gesichtsmaske<br />

(i = Innere Sinnesorgane; M = Marginalorgane; 184: Dorsalansicht <strong>der</strong> ersten Segmente mit<br />

den Vor<strong>der</strong>stigmen; 185: Vor<strong>der</strong>stigma; 186: Vor<strong>der</strong>teil lateral. Maßstriche: 183, 185 = 5 µm; 184, 186 = 50<br />

µm.


117<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Bionomie: Die Larven bilden Gangminen in den Juncus-Blättern, die dem Stengel anliegen.<br />

Das Material stammt nur von im Wasser stehenden Pflanzen. Die Verpuppung findet in <strong>der</strong><br />

Mine statt, die abstehenden Hinterstigmen werden dem Stengel zugewandt (v. Tschirnhaus unveröffentl.).<br />

Cerodontha (Poemyza) incisa (Meigen, 1830) (Abb. 161, 169, 187-188)<br />

Material: D, NRW, Bi., ex Phalaris ar<strong>und</strong>inacea, leg. Dem. (0707981; L1: 1906991).<br />

Beschreibung: L: - 3,7 mm; B: - 0,7 mm; LPh: 0,43 mm; LM: 0,05 mm; HM: 0,1 mm. Die<br />

zugespitzte Gesichtsmaske ist am Ventralrand nicht eingekerbt. Die Form entspricht <strong>der</strong> generalisierten<br />

Beschreibung von Cerodontha-Larven. Mandibeln alternieren nicht ganz gleichmäßig,<br />

<strong>der</strong> oberste M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> rechten Mandibel ist etwas exponiert, die vier M<strong>und</strong>haken sind<br />

aber etwa gleich groß. Cephalopharyngealskelett: Die M<strong>und</strong>haken sind verglichen mit dem<br />

gesamten Mandibularkomplex eher klein; das Mittelstück ist ventral bauchig geformt. Am Dorsalflügel<br />

des Basalteils ist kein unterer Teil erkennbar; <strong>der</strong> schwach pigmentierte Ventralflügel<br />

hat ein unauffälliges geschlossenes Fenster.<br />

M<strong>und</strong>lappen am oberen M<strong>und</strong>rand sind vorhanden. Außer einer Lateralfurche, die etwa bis<br />

zur Mitte des Kopfsegments reicht, ist eine hintere Begrenzungsfurche am Rand <strong>der</strong> Gesichtsmaske<br />

vorhanden. Die schon deutlich vor dem Ende des Kopfsegments endende Fläche mit <strong>der</strong><br />

Stirnbehaarung verbreitert sich nach hinten, ohne sich jedoch zu teilen. Die ersten zwei Thorakalsegmente<br />

tragen je eine Ventralwulst von einheitlicher Größe. Vor<strong>der</strong>stigmen: Die Rosette,<br />

in <strong>der</strong> die terminalen Knospen dicht nebeneinan<strong>der</strong> angeordnet sind, ist etwas asymmetrisch.<br />

Der dem Vor<strong>der</strong>teil zugewandte Teil ist kürzer. Die Lokomotionsgürtel bestehen aus<br />

wenigen sehr kurzen <strong>und</strong> r<strong>und</strong>lichen Dentikeln. An je<strong>der</strong> Segmentgrenze liegt zwischen den<br />

Dentikelreihen ein dentikelfreier Gürtel mit faltiger Oberfläche. Die Hinterstigmen sitzen auf<br />

langen, stark konischen <strong>und</strong> schräg nach oben gerichteten Stigmenträgern. Von den drei deutlich<br />

getrennten terminalen Knospen sind die zwei vor<strong>der</strong>en kugelförmig, die hintere lang <strong>und</strong><br />

apikal zugespitzt. Die langen Öffnungsschlitze überziehen die vor<strong>der</strong>en Knospen serpentinenartig,<br />

während jene <strong>der</strong> letzten Knospe nur eine sanfte Kurve beschreibt. Spirakularorgane <strong>und</strong><br />

"Raspelwarzen" fehlen. Am Hinterende des ansonsten glatten letzten Segments sind zwei einzelne<br />

Papillen zwischen Hinterstigmen <strong>und</strong> Analwölbung zu erkennen. Die leicht aufgewölbte<br />

Analwölbung weist auf je<strong>der</strong> Hälfte zwei Papillen auf.<br />

L1 (Abb. 169): Die nicht verwachsenen Mandibeln haben je drei M<strong>und</strong>haken, wobei die<br />

mittleren die kleinsten sind. Die Lateralsklerite (nicht in Abb. 169 gezeigt) sind groß <strong>und</strong> verdecken<br />

den vor<strong>der</strong>en Abschnitt des Mittelstücks. Der Dorsalflügel ist deutlich gebogen <strong>und</strong> bildet<br />

also keine gerade Linie mit dem Mittelstück.<br />

Bionomie: Blattminierer an zahlreichen Poaceae, mehrere Generationen im Jahr. Die Puparien<br />

sind wie bei allen Poemyza-Arten mit Hilfe von Seidenfäden, welche an den Hinterstigmen<br />

angeb<strong>und</strong>en sind, in <strong>der</strong> Mine befestigt, aber nicht starr fixiert.<br />

Cerodontha (Poemyza) spec. (Abb. 189-190, 191)<br />

Material: Zoerner 3261 ex Calamagrostis epigeios.<br />

Diese unbestimmte Poemyza-Art zeigt nur wenig eigenständige Merkmale, die sie von C.<br />

(P.) incisa abgrenzen. Wie bei <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en untersuchten Poemyza-Art, ist ein dentikelfreie Gürtel<br />

an den Segmentgrenzen vorhanden. (Abb. 191). Bei <strong>der</strong> vorliegenden Art ist er auffallend<br />

faltig. Die Dentikel <strong>der</strong> Lokomotionsgürtel an den Seiten sind teilweise in Gruppen angeordnet.


118<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Abb. 187-190: Von l. o. nach r. unten: 187-188: Cerodontha (Poemyza) incisa., drittes Larvalstadium; 187:<br />

Hinterteil; 188: Hinterstigma. Abb. 189-190: Cerodontha (Poemyza) spec., drittes Larvalstadium; 189: Vor<strong>der</strong>stigma;<br />

190: Hinterstigma. Maßstriche: 187, 188, 190 = 50 µm; 189 = 5 µm.<br />

Auch die langen, stark konischen Hinterstigmenträger entsprechen C. (P.) incisa. Die drei<br />

terminalen Knospen <strong>der</strong> Hinterstigmen sind kugelig geformt <strong>und</strong> etwa gleich groß. Darauf befinden<br />

sich mehr o<strong>der</strong> weniger gerade Öffnungen. Am inneren Bereich <strong>der</strong> hinteren zwei Knospen<br />

befinden sich je zwei dornartige Fortsätze (Abb. 190). Die Spirakularorgane sind als große<br />

"Raspelwarzen" entwickelt. An <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> körnigen Oberfläche befindet sich ein einzelnes<br />

Filament.


Cerodontha (Phytagromyza) flavocingulata (Strobl, 1909)<br />

119<br />

Einzelbeschreibungen<br />

C. Phytagromyza wurde von Nowakowski (1973) illustriert (dessen Abb. 199-200). In <strong>der</strong><br />

gleichen Arbeit kam Nowakowski auch zu dem Ergebnis, daß Phytagromyza am nächsten mit<br />

Poemyza verwandt sei. Ich habe einige Präparate aus <strong>der</strong> Sammlung de Meijere lichtmikroskopisch<br />

untersucht.<br />

Material: Zahlreiche Larven aus dem Zoologisches Museum Amsterdam (ZMA), gesammelt<br />

<strong>und</strong> präpariert von de Meijere. Die Larven sind als Totalpräparate in einem Einbettungsmedium<br />

zwischen Deckgläsern auf Nadeln montiert. Vor <strong>der</strong> Einbettung wurden die Larven<br />

vermutlich in Phenol aufgehellt (de Meijere 1925). Die Nadeln enthalten in <strong>der</strong> Regel ein Etikett<br />

mit <strong>der</strong> Handschrift des Sammlers <strong>und</strong> je ein maschinengeschriebenes Etikett mit dem Namen<br />

"flavocingulata".<br />

Abb. 191-192: Lokomotionsgürtel dritter Larvalstadien. Von links: 191: Cerodontha (Poemyza) spec.; 192:<br />

Cerodontha (Cerodontha) denticornis. Maßstriche = 50 µm.<br />

Beschreibung: Gesichtsmaske schmal, ohne pigmentierte Mittelfurche. Über <strong>der</strong> Gesichtsmaske<br />

eine längliches Feld mit dünnen an <strong>der</strong> Spitze zurückgebogenen Haaren. Vor<strong>der</strong>teil in<br />

Seitenansicht zugespitzt, Wülste sind nicht zu erkennen. Vor<strong>der</strong>stigmen rosettenförmig mit bis<br />

zu zehn terminalen Knospen. Die Lokomotionsgürtel bestehen wie die von Poemyza <strong>und</strong> Cerodontha<br />

aus Doppelreihen mit einem etwas faltigen Bereich von Muskelansatzstellen dazwischen.<br />

Die Dentikel sind auf den ersten Segmenten leicht zugespitzt, vermutlich nicht blattartig<br />

geformt. Auf den ersten zwei Lokomotionsgürteln befinden sich zahlreiche nach dorsal gerichtete<br />

Dentikel. Die Zahl <strong>der</strong> Dentikel auf den Segmentgrenzen nimmt nach hinten stark ab. Auf<br />

den letzten Segmenten befinden sich gar keine Dentikel, we<strong>der</strong> an den Segmentgrenzen noch<br />

an<strong>der</strong>weitig. Der Körper ist hinten nicht verschmälert. Die Analöffnung ist r<strong>und</strong>lich. Hinterstigmen<br />

weisen eine kreisförmige Anordnung von zahlreichen (mindestens 15) Knospen auf. Die<br />

Form <strong>der</strong> Knospen ist länglich. Cephalopharyngealskelett: Mandibeln mit vier etwa gleich<br />

großen M<strong>und</strong>haken, die auf übliche Weise alternieren. Der Mandibularkomplex ist relativ zum


120<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Mittelstück deutlich nach vorne gerichtet, wie oft bei Cerodontha-Arten zu beobachten. Der<br />

Mandibularkomplex ist relativ breit, beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> unteren Hälfte. Der hintere Teil des Cephalopharyngealskeletts<br />

ist schlank, das Mittelstück gerade <strong>und</strong> stark pigmentiert. Die hyaline<br />

Dorsalflügelbrücke endet am Hinterrand des Mittelstücks. Das Mittelstück ist etwas kürzer als<br />

<strong>der</strong> Ventralflügel des Basalteils. Der Dorsalflügel ist flach <strong>und</strong> dünn mit einem kurzen Ansatz<br />

eines dünnen unteren Teils. Der Ventralflügel ist fensterlos <strong>und</strong> deutlich mehr als halb so lang<br />

wie <strong>der</strong> Dorsalflügel.<br />

Bionomie: Blattminierer an verschiedenen Gräsern, Verpuppung "normal stets" in <strong>der</strong> Erde<br />

(Nowakowski 1973).<br />

Cerodontha (Cerodontha) denticornis (Panzer, 1806) (Abb. 162, 170, 193-196)<br />

Material: D, NRW, Bi., ex Holcus mollis, leg. Dem. (1207991, 1307991).<br />

Beschreibung: L: - 2,9 mm; B: - 0,5 mm; LPh: 0,35 mm; LM: 0,07 mm; HM: 0,09 mm. Die<br />

Gesichtsmaske dieser Art hat noch eine tiefe Mittelfurche, die aber unter dem einzigen Paar<br />

von Inneren Sinnesgruben endet. Die Gesichtshälften sind ventral stark zugespitzt, so daß die<br />

Inneren Sinnesorgane den vor<strong>der</strong>sten Punkt bilden. Der Terminalkomplex ist demzufolge lateral<br />

ausgerichtet. Bei <strong>der</strong> Betrachtung von unterschiedlichen Seiten wird jedoch deutlich, daß die<br />

Elemente sich in <strong>der</strong> apikalen Hälfte konzentrieren <strong>und</strong> nach vorne offen sind. Aufgr<strong>und</strong> dieser<br />

Umstellungen lassen sich mit Außnahme von T1 die Elemente nicht zuordnen. Die übrigen<br />

Sinnesorgane zeigen keine Beson<strong>der</strong>heiten. Die Mandibeln sind von einheitlicher Breite, aber<br />

unterschiedlicher Form. Die M<strong>und</strong>haken sind insgesamt eher lang <strong>und</strong> dünn; jene <strong>der</strong> rechten,<br />

größeren Mandibel haben einen erheblich größeren Abstand voneinan<strong>der</strong> als jene <strong>der</strong> linken.<br />

Der vor<strong>der</strong>e M<strong>und</strong>haken ist gegenüber den an<strong>der</strong>en auch deshalb exponiert, weil <strong>der</strong> Mandibularkomplex<br />

eine sehr schräge Position gegenüber <strong>der</strong> Körperachse einnimmt. Das entspricht<br />

den Verhältnissen von C. hennigi <strong>und</strong> einigen Stengelminierern. Beide Mandibeln sind dorsal<br />

enger zusammengerückt als ventral. Cephalopharyngealskelett: Der Mandibularkomplex ist<br />

insgesamt etwa so lang wie breit mit einer starken hinteren Verdickung. Die bei dieser Art vorhandenen<br />

kleinen Lateralsklerite liegen dem Hinterrand des Mandibularkomplexes dicht an <strong>und</strong><br />

verdecken das Mittelstück kaum. Dieses ist mit dem Basalteil vollständig verwachsen. Hinter<br />

<strong>der</strong> kleinen, unterhalb des Oberrandes des Mittelstücks befindlichen Dorsalflügelbrücke sind<br />

die dorsalen Grenzen des Mittelstücks <strong>und</strong> des schwach sklerotisierten Basalabschnitts <strong>und</strong>eutlich<br />

<strong>und</strong> verwischt. Beide Teile bilden dorsal eine fast gerade Linie. Ein unterer Teil des Dorsalflügels<br />

ist nicht eindeutig zu erkennen. Der Ventralflügel ist nur wenig kürzer als <strong>der</strong> dorsale<br />

<strong>und</strong> weist kein Fenster auf.<br />

Am oberen Teil des M<strong>und</strong>randes befinden sich laterale M<strong>und</strong>lappen, über diesen verläuft<br />

eine relativ lange Lateralfurche, die bis zum Ende des Kopfsegments reicht. Der Gesichtsrand<br />

ist nicht gefurcht. Über <strong>der</strong> Gesichtsmaske befindet sich die übliche Haarfläche, die noch vor<br />

dem Beginn des ersten Segments endet. Die zwei ventralen Wülste befinden sich vermutlich<br />

beide am ersten Thorakalsegment, die Segmentgrenzen im vor<strong>der</strong>en Bereich des Körpers sind<br />

aber sehr <strong>und</strong>eutlich. Die Vor<strong>der</strong>stigmen bilden jeweils vier bis fünf unregelmäßige aber in einer<br />

Ebene befindliche Verzweigungen, an <strong>der</strong>en Enden sich jeweils mehrere Öffnungen befinden.<br />

Die Verzweigungen sind stärker ausgeprägt als bei C. (C.) hennigi. Die Lokomotionsgürtel<br />

weisen einen nicht mit Dentikeln besetzten mittleren Gürtel auf, sie entsprechen also denen<br />

von Cerodontha s. str. Die Dentikel selbst sind blattartig abgeflacht. Der Körper ist unregelmäßig<br />

mit flachen unauffälligen Papillen besetzt. Die Hinterstigmen ähneln den vor<strong>der</strong>en, die<br />

Verzweigungen sind aber nicht in einer Ebene angeordnet. Beiden Stigmen sind nach hinten<br />

gerichtet <strong>und</strong> liegen so dicht nebeneinan<strong>der</strong>, daß sich die Äste berühren. Posterodorsal auf dem


121<br />

Einzelbeschreibungen<br />

letzten Segment, nicht direkt auf den Stigmenträgern, befinden sich kleine papillenförmige Spirakularorgane.<br />

Die Analwölbung ist eher groß <strong>und</strong> r<strong>und</strong>. Etwas seitlich sind zwei Analsinnesorgane<br />

ausgeprägt.<br />

Abb. 193-196: Cerodontha (Cerodontha) denticornis. Von l. o. nach r. u.: 193: Gesichtsmaske; 194: Mandibeln;<br />

195: Vor<strong>der</strong>stigmen; 196: Hinterstigmen. Maßstriche: 193 = 5 µm; 194-196 = 50 µm.<br />

L1 (Abb. 170): Die Mandibeln sind nicht miteinan<strong>der</strong> verwachsen <strong>und</strong> haben je zwei dicht<br />

untereinan<strong>der</strong> gelegene M<strong>und</strong>haken, von denen die unteren kleiner als die oberen sind.<br />

Bionomie: Die Larven minieren in zahlreichen Gräsern zunächst kurz in <strong>der</strong> Blattspreite<br />

<strong>und</strong> wan<strong>der</strong>n dann in die Blattscheide, wo die sehr dünnen Minen von außen nicht mehr zu erkennen<br />

sind. Es werden mehrere Generationen im Jahr gebildet (Nowakowski 1973).


Cerodontha (Cerodontha) hennigi Nowakowski, 1967 (Abb. 163, 197-198)<br />

122<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Material: Zoerner 3218 Calamagrostis epigeios.<br />

Beschreibung: L: - 5,5 mm, B: - 0,8 mm; LPh: 0,47 mm; LM: 0,12 mm; HM: 0,1 mm. Der<br />

Körper ist verglichen mit fast allen an<strong>der</strong>en Agromyzidenlarven extrem langgestreckt, übertroffen<br />

nur noch von Phytobia-Larven. Gegenüber an<strong>der</strong>en Cerodontha-Arten fehlt die extreme laterale<br />

Verflachung. Die Gesichtsmaske ist ungeteilt, apikal zugespitzt. Der Unterrand ist bis<br />

etwa zum Unterrand des Terminalkomplexes eingekerbt. Die Stirn trägt keine Haare. Sinnesorgane:<br />

Dorsalpapillen liegen in tiefen seitlichen Gruben. Der Terminalkomplex ist beim vorliegenden<br />

Präparat nur <strong>und</strong>eutlich wahrzunehmen, er scheint aber jenem von C. (C.) denticornis<br />

zu ähneln. Die Gruben <strong>der</strong> Inneren Sinnesgruben sind verdeckt, aber die charakteristischen terminalen<br />

Wölbungen <strong>der</strong> Gesichtsmaske sind vorhanden. Am Ende des Kopfes befindet sich<br />

eine weitere größere Grube. Gerade, etwas apikal auseinan<strong>der</strong>laufende laterale M<strong>und</strong>lappen am<br />

M<strong>und</strong>rand sind vorhanden. Die Mandibeln sind stark asymmetrisch, <strong>der</strong> obere Zahn <strong>der</strong> rechten<br />

Mandibel liegt etwa in <strong>der</strong> Mitte des Kopfes, <strong>der</strong> zweite Zahn ist etwas nach rechts verschoben.<br />

Die tiefer ansitzenden linke Mandibel beginnt erst unterhalb des zweiten Zahns <strong>der</strong> rechten<br />

Mandibel. Der zweite Zahn <strong>der</strong> linken Mandibel ist erheblich kleiner als die übrigen <strong>und</strong><br />

nach unten gerichtet. Der Mandibularkomplex ist frontal betrachtet viel dicker als jener von<br />

denticornis <strong>und</strong> dicker als die Gesichtsmaske. Die M<strong>und</strong>haken sind stark nach vorne orientiert,<br />

nicht vertikal wie bei den meisten an<strong>der</strong>en Cerodontha-Arten. Die lichtmikroskopische Betrachtung<br />

des Cephalopharyngealskeletts bestätigt die deutlich nach vorne geneigte Position<br />

des Mandibularkomplexes zu den hinteren Abschnitten. Die zwei Löcher am Rand je<strong>der</strong> Mandibel,<br />

die im vorliegenden Fall an <strong>der</strong> rechten erkennbar sind, erscheinen gegenüber an<strong>der</strong>en<br />

Arten gedreht (Abb. 163). Der hintere Teil des Cephalopharyngealskeletts unterscheidet sich<br />

kaum von jenem <strong>der</strong> verwandten kleineren Art denticornis; <strong>der</strong> Dorsalflügel ist nur mehr als<br />

doppelt so breit ist wie <strong>der</strong> Ventralflügel.<br />

Abb. 197-198: Cerodontha (Cerodontha) hennigi, drittes Larvalstadium. Von links: 197: Vor<strong>der</strong>teil lateral;<br />

198: Gesichtsmaske <strong>und</strong> Mandibeln. Maßstriche = 50 µm:


123<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Unter <strong>der</strong> Gesichtsmaske verläuft eine Lateralfalte, die etwa bis zur Mitte des Kopfsegments<br />

reicht. Der Kopfbereich ist völlig unbehaart, das erste Segment hat dagegen in <strong>der</strong> vor<strong>der</strong>en<br />

Hälfte einige Reihen <strong>der</strong> für Cerodontha typischen plättchenartigen Dentikel. Sie sind lateral<br />

hinter dem Kopf mit etwa zwölf Reihen am zahlreichsten. Im dorsolateralen <strong>und</strong> dorsalen Bereich<br />

sind nur etwa vier bis fünf Reihen vorhanden. Ventralwülste fehlen. Der Körper ist wie C.<br />

(C.) denticornis mit flachen, unauffälligen Papillen bedeckt. Vor<strong>der</strong>stigmen: Entsprechend <strong>der</strong><br />

Beschreibung von Nowakowski (1973) flach <strong>und</strong> fächerförmig, dabei asymmetrisch in einer<br />

Ebene verzweigt. Am REM sind die einzelnen Knospen nicht zu erkennen. Lokomotionsgürtel<br />

mit sehr kleinen, stumpfen Dentikeln; Die Muskelansatzstellen bilden einen geschlossenen<br />

inneren Gürtel, <strong>der</strong> nicht mit Dentikeln bestanden ist. Die Hinterstigmen sind kugelförmig mit<br />

zahlreichen Knospen.<br />

Bionomie: An Calamagrostis epigeios, Die Larve wan<strong>der</strong>t zunächst von <strong>der</strong> Blattspreite in<br />

die Blattscheide ein. Die ältere Larve verläßt die Mine in <strong>der</strong> Blattscheide nach innen <strong>und</strong> ernährt<br />

sich dort von jungen Blättern, die sich zwischen Stengel <strong>und</strong> Blattscheide befinden.<br />

(Zoerner 1971). Damit haben sie eine ähnliche Lebensweise wie die Xenophytomyza-Arten. Die<br />

Larven zeigen mit ihren dicken M<strong>und</strong>haken, dem zylindrischen <strong>und</strong> langestreckten Körper typische<br />

Merkmale, die man auch bei Stengelminierern findet. Möglicherweise dringt die Larve<br />

auch in den Stengel selbst ein.<br />

Cerodontha (Xenophytomyza) venturii Nowakowski, 1967 (Abb. 190-202)<br />

Material: Schleswig-Holstein, Jasdorf, Dobesdorfer See, ex Dactylis glomerata, leg v.<br />

Tschirnhaus 26.8.76 (M 48).<br />

Beschreibung: L: 4,9 mm; LPh: 0,68 mm; LM: 0,18 mm; HM: 0,15 mm. Die Gesichtsmaske<br />

hat keine Mittelfurche, Terminal- <strong>und</strong> Dorsalkomplex sind an die Seite gerückt. Unterhalb<br />

<strong>der</strong> Dorsalorgane ist das Gesicht breiter als gewöhnlich, die mittlere Kerbe am Unterrand <strong>der</strong><br />

Gesichtsmaske ist sehr tief. Eine Behaarung auf <strong>der</strong> Stirn fehlt. Vom Gesichtsunterrand verläuft<br />

eine Lateralfalte nach hinten. Wie bei C. (C.) hennigi sind M<strong>und</strong>lappen am Gesichtsrand ausgeprägt,<br />

welche auf <strong>der</strong> linken Seite stärker ist. Die Mandibeln sind stark asymmetrisch, <strong>der</strong> obere<br />

M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> rechten größeren Mandibel liegt fast in <strong>der</strong> Mitte unter dem Gesichtsunterrand.<br />

Der kleinere untere M<strong>und</strong>haken <strong>und</strong> <strong>der</strong> einzige M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> linken Mandibel befinden<br />

sich fast auf gleicher Höhe. Beide Mandibeln liegen dicht nebeneinan<strong>der</strong>, gleichzeitig umschließt<br />

auch <strong>der</strong> M<strong>und</strong>rand die Mandibeln von außen sehr eng, so daß nur ein sehr schmaler<br />

Spalt zwischen den Mandibeln <strong>und</strong> zwischen rechter Mandibeln <strong>und</strong> linken Rand zur Nahrungsaufnahme<br />

bleibt. Das Cephalopharyngealskelett ähnelt deutlich dem von hennigi: Der<br />

Mandibularkomplex ist länger als hoch, am Hinterrand gerade, die Lateralsklerite sind länger<br />

als bei hennigi <strong>und</strong> oben etwas nach vorne gebogen. Mittel- <strong>und</strong> Basalstück sind verschmolzen.<br />

Dorsal- <strong>und</strong> Ventralflügel bilden einen sehr spitzen Winkel <strong>und</strong> sind beide schwach pigmentiert.<br />

Ein unterer Teil des Dorsalflügels ist nicht zu erkennen. Auf <strong>der</strong> Ventralseite <strong>der</strong> ersten<br />

zwei Thoraxsegmente fehlen die bei Cerodontha häufigen Wülste. Die Vor<strong>der</strong>stigmen sind<br />

kugelig, mit verwachsenen, unregelmäßig angeordneten terminalen Knospen. Beide Stigmen<br />

stehen nicht sehr dicht zusammen. Die Segmente sind in <strong>der</strong> Mitte mit Reihen von Papillen besetzt.<br />

Die Hinterstigmen sind ähnlich gebildet wie die Vor<strong>der</strong>stigmen, mit zahlreichen zu einer<br />

Kugel verwachsenen terminalen Knospen. Es handelt sich um die bisher einzige Agromyzidenlarve<br />

mit punktförmigen Hinterstigmenöffnungen. An den Außenseiten <strong>der</strong> kleinen, etwas subdorsal<br />

nach hinten gerichteten Stigmen liegen größere, mit einzelnen Wülsten besetzte Flächen,<br />

die vermutlich den Spirakularorganen entsprechen. Hinten, auf dem letzten Segment befinden<br />

sich vier größere Campaniforme Sensillen, von denen die äußeren zwei auf deutlichen


124<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Wülsten liegen. Vermutlich handelt es sich um abgewandelte Subspirakularprozesse. Die Analwölbung<br />

ist etwas faltig, Analorgane sind vorhanden.<br />

Die Bionomie dieser <strong>und</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en bekannten Xenophytomyza-Arten wurde durch v.<br />

Tschirnhaus (1990) aufgeklärt. Die Larven aller Arten minieren alle im äußeren Bereich des<br />

Stengels von Gräsern, venturii wurde aus Dactylis glomerata gezüchtet. Die Weibchen legen<br />

ihre Eier in die Nodien <strong>der</strong> Pflanze.<br />

Abb. 199-202: Cerodontha (Xenophytomyza) venturii. Aufnahmen von M. v. Tschirnhaus. Von l. o. nach r.<br />

u.: 199: Vor<strong>der</strong>teil mit Gesichtsmaske <strong>und</strong> Mandibeln; 200: Vor<strong>der</strong>stigma; 201: Hinterteil; 202: Hinterstigma.<br />

Maßstriche: 199, 201 = 50 µm; 200, 202 = 5 µm.


Calycomyza<br />

125<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Calycomyza ist ein Taxon, dessen Monophylie durch Larvalmerkmale gut begründet werden<br />

kann. Die wichtigste Autapomorphie ist das r<strong>und</strong>e kleine Fenster am Vor<strong>der</strong>rand des Dorsalflügels<br />

des Cephalopharyngealskelett, das schon in <strong>der</strong> Literatur dargestellt wurde (z.B. Singh &<br />

Ipe 1973). Ebenfalls bekannt ist, daß alle Arten dieses blattminierenden Taxons sich in <strong>der</strong><br />

Mine verpuppen <strong>und</strong> sich das Puparium mit dem Kot <strong>der</strong> Larve am Minenboden befestigt. Die<br />

beobachtete extreme Verlängerung <strong>und</strong> Sklerotisierung <strong>der</strong> Analorgane hat möglicherweise die<br />

Funktion <strong>der</strong> besseren Verankerung in <strong>der</strong> Mine.<br />

Bei vielen Abbildungen <strong>und</strong> den eigenen untersuchten Arten fällt weiterhin die Länge <strong>der</strong><br />

M<strong>und</strong>haken auf, die lateral von einem weit vorgezogen M<strong>und</strong>rand verdeckt werden. Die Dorsalflügelbrücke<br />

befindet sich ausschließlich innerhalb <strong>der</strong> Seitenteile des Mittelstücks <strong>und</strong> ist<br />

somit in Seitenansicht verdeckt.<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Gruppe sind Hinterstigmen von einer ursprünglichen Form verbreitert, die denen<br />

vieler Liriomyza entsprechen: Drei Knospen insgesamt, davon die letzte etwas verlängert<br />

<strong>und</strong> die vorletzte verkürzt. Spirakularorgane <strong>und</strong> Drüsenöffnungen sind vorhanden. Wie bei<br />

fast allen an<strong>der</strong>en Gattungen sind aber auch Formen mit wesentlich mehr als drei terminalen<br />

Knospen <strong>der</strong> Hinterstigmen verbreitet. Die REM-Untersuchungen zeigen weiterhin den reichen<br />

Besatz <strong>der</strong> Larven mit Dentikeln auch auf <strong>der</strong> Analöffnung <strong>und</strong> an an<strong>der</strong>en Stellen des letzten<br />

Segments <strong>und</strong> eine beson<strong>der</strong>e Form <strong>der</strong> Gesichtsmaske mit reduzierter Mittelfurche. Neben den<br />

unten beschriebenen wurden noch die folgenden Arten lichtmikroskopisch untersucht: Cal.<br />

malvae ex Althae rosea; Cal. flavinotum ex Eupatorium, beide wurden von S. Scheffer (Beltsville)<br />

gesammelt.<br />

Abb. 203: Cephalopharyngealskelett von Calycomyza dominicensis. Maßstrich = 0,1 mm.<br />

Calycomyza dominicensis Spencer, 1973 (Abb. 203, 204-206)<br />

Material: (L1-L3-Larven, Puparien). Gouadeloupe, Mo Horneàhouis, 8.VIII. 1998, ex Elephantopus<br />

mollis (Asteraceae) leg. Jean Étienne, GR 2183.<br />

Beschreibung: L: - 4,3 mm; B: - 0,9 mm; LPh: 0,42 mm; LM: 0,07 mm; HM: 0,1 mm. Die<br />

Gesichtsmaske läßt noch eine Spur <strong>der</strong> Mittelfurche erkennen, die aber schon über dem Terminalkomplex<br />

endet. Der Gesichtsunterrand ist mit einer Lateralfalte vereinigt <strong>und</strong> bildet im Gegensatz<br />

zu Cal. lantanae in <strong>der</strong> Mitte eine stumpfwinklige Kante. Am Oberrand des Gesichts


126<br />

Einzelbeschreibungen<br />

bildet <strong>der</strong> Kopfgrenzstreifen eine auffällige obere Lateralfalte. Sinnesorgane: Alle elf Elemente<br />

des Terminalkomplexes sind vorhanden, aber nicht eindeutig zuzuordnen.T1 ist sehr groß<br />

mit kleiner Pore am Hinterrand. T2 ist nicht zu bestimmen, da es nicht gegenüber den übrigen<br />

vergrößert ist. T5 ist deutlich aufgewölbt mit einer kleinen Grube in <strong>der</strong> Mitte. T6 ist eine flache<br />

Papille. Innere Sinnesgruben: Die unteren liegen innen neben dem Terminalkomplex <strong>und</strong><br />

sind größer als <strong>der</strong>en einzelne Elemente. Die oberen, etwas unterhalb <strong>der</strong> Dorsalorgane, sind<br />

wesentlich kleiner. Laterale Sinnesgruben: Neben dem Terminalkomplex liegt eine Grube, die<br />

in ihren Abmessungen etwa <strong>der</strong> unteren Inneren Sinnesgrube entspricht. Dahinter liegt noch<br />

eine wesentlich kleinere. Am M<strong>und</strong>rand sind zwei Paare von Sinnesorganen zu erkennen. Der<br />

M<strong>und</strong>rand trägt am Außenrand sehr feine Filamente. Die M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> Mandibeln sind<br />

recht lang <strong>und</strong> werden wie bei Cal. lantanae vom M<strong>und</strong>rand seitlich bis zur Spitze umschlossen.<br />

Es gibt keine Hinweise auf Abnutzung <strong>der</strong> M<strong>und</strong>hakenspitzen. Die Mandibeln mit vier<br />

M<strong>und</strong>haken alternieren auf übliche Weise. Die zwei oberen M<strong>und</strong>haken sind deutlich dicker<br />

als die unteren <strong>und</strong> haben einen größeren Abstand voneinan<strong>der</strong> als die unteren. Das Labium ist<br />

kurz <strong>und</strong> dünn, er reicht bis um Unterrand des oberen M<strong>und</strong>hakens <strong>der</strong> linken Mandibel. Die<br />

gekrümmte Stellung des Kopfes <strong>und</strong> <strong>der</strong> Mandibeln erlaubt keine Betrachtung <strong>der</strong> Basis des<br />

Labiums. Cephalopharyngealskelett: Über dem Mandibularkomplex befindet sich hinter <strong>der</strong><br />

Gesichtsoberfläche ein dünnes Dorsalsklerit. Das Abduktorapodem am Hinterrand <strong>der</strong> linken<br />

Mandibeln ist deutlich entwickelt. Das Labialsklerit erscheint einteilig <strong>und</strong> kugelförmig. Lichtmikroskopisch<br />

zeigen sich von dorsal acht Löcher, vier liegen vorne nebeneinan<strong>der</strong>, zwei sehr<br />

kleine Löcher bilden die zweite Reihe, dahinter liegen wie<strong>der</strong> zwei größere nebeneinan<strong>der</strong>. Das<br />

Mittelstück ist lang <strong>und</strong> schmal; die Öffnung des Speicheldrüsenkanals liegt im vor<strong>der</strong>en Drittel.<br />

Die Dorsalflügelbrücke ist klein <strong>und</strong> liegt vollständig unterhalb <strong>der</strong> Rän<strong>der</strong> des Mittelstücks<br />

(Abb.203). Die Grenze zwischen Mittel- <strong>und</strong> Basalstück ist im mittleren Bereich fast gerade.<br />

Das Basalstück wird kurz hinter dem Vor<strong>der</strong>rand abrupt breiter, nicht graduell wie in an<strong>der</strong>en<br />

Gattungen. Der Bereich vor <strong>der</strong> Verbreiterung ist mit stark pigmentierter membranöser Substanz<br />

gefüllt. Der Dorsalflügel hat auf ganzer Länge eine wenig variierende Dicke. Gleich am<br />

Vor<strong>der</strong>rand befindet sich ein kleines geschlossenes Fenster, das mit cuticulären Verstrebungen<br />

gefüllt ist. Dahinter ist <strong>der</strong> Dorsalflügel im Inneren unregelmäßig verdünnt <strong>und</strong> schwächer pigmentiert.<br />

Dadurch ergibt sich eine <strong>und</strong>eutliche Unterteilung von oberem <strong>und</strong> unterem Arm. Der<br />

Ventralflügel hat ein geschlossenes Fenster. Die M<strong>und</strong>lappen sind fest mit dem Seitenrand des<br />

M<strong>und</strong>es verschmolzen, beide sind etwa gleich groß. Das erste Segment trägt zwei ventrale Prozesse<br />

unter <strong>der</strong> Kopfregion. Dahinter befinden sich lange schmale Dentikel. Deutlich über dem<br />

Kopfgrenzstreifen befindet sich ein einzelner Frontalprozeß, jedoch nicht mit glatter, son<strong>der</strong>n<br />

mit filamentöser Oberfläche. Die Vor<strong>der</strong>stigmen bestehen aus ca. zwölf in zwei Reihen angeordneten<br />

Knospen. Eine Querreihe von Campaniformen Sensillen befinden sich etwa in <strong>der</strong><br />

Mitte von jedem Segment. Die Dentikel <strong>der</strong> Lokomotionsgürtel stehen dicht in kurzen Reihen<br />

<strong>und</strong> haben deutlich unterschiedliche Größen. Auf den lateralen Kriechgürteln sind sie deutlich<br />

kleiner als jene auf <strong>der</strong> Ventralseite <strong>der</strong> ersten Segmente. Die Lokomotionsgürtel sind dorsal<br />

<strong>und</strong> ventral nicht unterbrochen. Hinterstigmen: Vom Liriomyza-Gr<strong>und</strong>typ mit drei terminalen<br />

Knospen; die hintere ist beson<strong>der</strong>s auffällig verlängert. Spirakularorgane sind präsent. Letztes<br />

Segment: Außer einer nicht sehr breiten Linie ist <strong>der</strong> hintere Teil des Körpers von kurzen Reihen<br />

kräftiger <strong>und</strong> langer Dentikel bedeckt. Innerhalb <strong>der</strong> Dentikelfläche befinden sich auch Papillen.<br />

Die Analwölbung ist vollständig mit langen haarartigen Dentikeln bedeckt. Der Analprozeß<br />

ist sehr lang <strong>und</strong> spitz.<br />

L2: Das Cephalopharyngealskelett ähnelt dem des dritten Larvenstadiums. Wie meistens bei<br />

früheren Stadien sind Basal- <strong>und</strong> Mittelstück miteinan<strong>der</strong> verwachsen. Die Dorsalflügelbrücke<br />

überragt das Mittelstück deutlich. Der Dorsalflügel hat wie beim L3-Stadium ein weit vor <strong>der</strong>


127<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Abzweigung des Ventralflügels beginnendes r<strong>und</strong>liches Fenster. Die diesem Fenster folgende<br />

mittlere Verdünnung des Dorsalflügels ist wesentlich stärker als beim L3-Stadium. Der unter<br />

<strong>der</strong> Verdünnung befindliche untere Teil ist deutlich kürzer als <strong>der</strong> obere. Die Larve des zweiten<br />

Stadiums ähnelt darin mehr an<strong>der</strong>en Arten <strong>der</strong> Unterfamilie Phytomyzinae. Der Ventralflügel<br />

ist etwa halb so lang wie <strong>der</strong> Dorsalflügel <strong>und</strong> schwach sklerotisiert. Am Hinterrand hat er ein<br />

<strong>und</strong>eutlich sichtbares nach hinten offenes Fenster.<br />

Abb. 204-206: Calycomyza dominicensis, drittes Larvalstadium. Von o. l.: 204: Kopfsegment; 205: Hinterteil<br />

mit Analwölbung, ventral; 206: Hinterstigmen. Maßstriche = 50 µm.<br />

L1: Die vier M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> Mandibeln alternieren genau wie die späteren Stadien. Die<br />

oberen zwei M<strong>und</strong>haken sind etwa doppelt so groß wie die zwei unteren <strong>und</strong> alternieren stär-


128<br />

Einzelbeschreibungen<br />

ker. Hinter den M<strong>und</strong>haken hat <strong>der</strong> Mandibularkomplex einen deutlich schwächer pigmentierten<br />

Vertikalstreifen. Dünne Lateralsklerite sind vorhanden. Das Mittelstück ist etwas kürzer als<br />

<strong>der</strong> Basalteil. Beide Teile bilden dorsal eine nahezu gerade Linie, nur die Dorsalflügelbrücke<br />

ragt etwas darüber hinaus, <strong>und</strong> zwar im hinteren Bereich des Mittelstücks. Der Dorsalflügel ist<br />

etwas dicker als das Mittelstück <strong>und</strong> nur am Ende etwas nach unten gebogen. Er enthält, wie<br />

an<strong>der</strong>e L1-Cephalopharyngealskelette, kein Fenster. Der schwach sklerotisierte fensterlose<br />

Ventralflügel ist mehr als halb so lang wie <strong>der</strong> Dorsalflügel <strong>und</strong> befindet sich dicht unter dem<br />

Dorsalflügel.<br />

Bionomie: Erzeuger von Platzminen an Elephantopus pilosus, E. elatus (Spencer 1990) <strong>und</strong><br />

E. mollis (Asteraceae). Möglicherweise miniert die Art noch an an<strong>der</strong>en Arten <strong>der</strong> Gattung.<br />

Abb. 207-208: Calycomyza lantanae, drittes Larvalstadium. Von links: 207: Gesichtsmaske; 208: Hinterteil<br />

lateral. Maßstriche: 207 = 5 µm; 208 = 50 µm.<br />

Calycomyza lantanae (Frick, 1956) (Abb. 207-208)<br />

Material: Gouadeloupe Lamentin, 10.VIII.1998, ex Lantana camara (Verbenaceae), leg.<br />

Jean Étienne, GR2189.<br />

Beschreibung: L: - 2,7 mm; B: - 0,5 mm; LPh: 0,33 mm; LM: 0,04 mm; HM: 0,06 mm. Die<br />

Gesichtsmaske ist vollständig mit dem lateralen Kopfsklerit verschmolzen. Eine Mittelfurche<br />

fehlt. Die Gesichtsmaske ist aber nicht wie bei Cerodontha-Arten zugespitzt, son<strong>der</strong>n r<strong>und</strong>. Die<br />

Kopfspitze ist insgesamt nicht beson<strong>der</strong>s schmal. Der Unterrand des Gesichts bildet mit <strong>der</strong> gut<br />

ausgebildeten Lateralfurche eine gerade Linie. Über <strong>der</strong> Gesichtsmaske verläuft eine weitere<br />

zur Lateralfurche parallele Falte. Das Element T1 des Terminalkomplex ist stark vergrößert,<br />

während T2 sich in <strong>der</strong> Größe nicht von den übrigen Elementen unterscheidet, welche als Campaniforme<br />

Sensillen <strong>und</strong> als Gruben entwickelt sind. Die Dorsalorgane I1,2, M1,2 sind vorhanden,<br />

die I1-Gruben liegen auf flachen Wölbungen. Über <strong>der</strong> Lateralfurche ist eine <strong>der</strong> oberen<br />

<strong>und</strong> neben dem M<strong>und</strong>rand die mittleren Lateralgruben nachweisbar. Am unteren Rand des<br />

M<strong>und</strong>es befinden sich einige kleine Dentikel. Mandibeln: Wie das Lichtmikroskop zeigt, sind


129<br />

Einzelbeschreibungen<br />

die gleichmäßig alternierenden M<strong>und</strong>haken von lantanae wie bei vermutlich fast allen<br />

Calycomyza-Arten sehr lang. Sie werden aber vom M<strong>und</strong>rand so weit umschlossen, daß sie auf<br />

REM-Aufnahmen kaum zu erkennen sind, aber auch das ist lichtmikroskopisch zu erkennen.<br />

Das Cephalopharyngealskelett gleicht im wesentlichen dem von dominicensis. Bei lantanae<br />

konnte beobachtet werden, daß sich die M<strong>und</strong>haken während des Gebrauchs abnutzen, so daß<br />

sie bei jüngeren Larven spitz sind, während die M<strong>und</strong>haken älterer Larven einen flachen Vor<strong>der</strong>rand<br />

aufweisen. Die M<strong>und</strong>lappen sind kurz <strong>und</strong> dick, anscheinend mit dem M<strong>und</strong>rand verwachsen.<br />

Das Labium ist, soweit erkennbar, kurz <strong>und</strong> schmal. Labialorgane wurden nicht gef<strong>und</strong>en.<br />

Vor<strong>der</strong>e Thoraxsegmente: Wie <strong>der</strong> Kopfbereich ist auch das erste Thorakalsegment<br />

glatt <strong>und</strong> unbehaart. Über dem Kopfgrenzstreifen liegt eine auffällige Verdickung, die mehr als<br />

halb so groß wie <strong>der</strong> Kopfbereich ist. Die Oberfläche <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>stigmen ist klein <strong>und</strong> besteht<br />

aus sechs in zwei Reihen angeordneten terminalen Knospen. Jedes Körpersegment ist mit auffallend<br />

großen Campaniformen Sensillen besetzt. Die Lokomotionsgürtel sind breit mit dicht<br />

angeordneten kleinen Dentikeln. Die Muskelansatzstellen sind ebenfalls klein. Der letzte Lokomotionsgürtel<br />

ist stark verbreitert <strong>und</strong> <strong>der</strong> Körper an dieser Stelle deutlich verdickt, wie bei<br />

manchen Agromyza-Arten. Auch <strong>der</strong> hintere Teil des letzten Segments unter den Hinterstigmen<br />

<strong>und</strong> auf <strong>der</strong> Analwölbung ist dicht mit Dentikeln besetzt. Zwischen Hinterstigmen <strong>und</strong> Analwölbung<br />

befinden sich zwei Campaniforme Sensillen. Die drei terminalen Knospen <strong>der</strong> Hinterstigmen<br />

sind etwa so angeordnet wie bei an<strong>der</strong>en Vertretern <strong>der</strong> Selachops-Gruppe (Abb.<br />

24, s. auch Teil 6). Drüsenöffnungen <strong>der</strong> Stigmen sowie Spirakularorgan sind vorhanden. Die<br />

Analwölbung ist deutlich aufgewölbt <strong>und</strong> dicht mit Dentikeln besetzt, Die Analorgane stellen<br />

auffallend lange <strong>und</strong> dünne Prozesse dar, an <strong>der</strong>en Spitzen aber keine Sinnesorgane nachweisbar<br />

sind.<br />

Bionomie: Verursacht Platzminen an Lantana, Verbena litoralis <strong>und</strong> Lippia (alle Verbenaceae)<br />

(Spencer 1990). Abbildungen <strong>der</strong> Minen enthält Spencer & Stegmaier (1973).<br />

Phytoliriomyza<br />

Die Monophylie dieses Taxons kann durch Kämme von feinen Borsten am Innenrand des<br />

Epandriums <strong>und</strong> dem inneren Rand des unteren Bereichs <strong>der</strong> Surstyli begründet werden (Zlobin<br />

1995). Dieses Merkmal kommt jedoch auch bei Calycomyza <strong>und</strong> Metopomyza vor. Eine überzeugende<br />

Apomorphie dieser eher ursprünglichen Gruppe fehlt also bislang.<br />

Weiteres untersuchtes Material: Phytoliriomyza spec. nov. D/Versmold bei Bielefeld an<br />

Gnaphalium; leg. v. Tschirnhaus (A669). Die äußere Gestalt <strong>und</strong> das Cephalopharyngealskelett<br />

des dritten Larvenstadiums wurde untersucht. Die Art ähnelt hinsichtlich <strong>der</strong> bei schwacher<br />

Vergrößerung sichtbaren Merkmale den beiden unten beschriebenen Arten.<br />

Phytoliriomyza melampyga (Loew, 1869) (Abb. 24, 149, 209-211, 218, 241)<br />

Material: D, NRW, Bi., ex Impatiens parviflora, leg. Dem. (1706971); D, NRW, Bi., ex<br />

Impatiens noli-tangere, leg. Dem. (1706972); L1: D, NRW, Deppendorf bei Bi., ex Impatiens<br />

noli-tangere, leg. Dem. (1006991).<br />

Beschreibung: L: - 3,9 mm; B: - 0,7 mm; LPh: 0,33 mm; LM: 0,03 mm; HM: 0,07 mm. Die<br />

Gesichtsmaske hat we<strong>der</strong> eine Mittelfurche noch eine Gesichtsrandfurche. Am unteren Gesichtsrand<br />

über den M<strong>und</strong>haken befinden sich jedoch noch zwei kurze Spitzen, die als als Vestigien<br />

von Inneren Protuberanzen interpretieren lassen. Unterhalb <strong>der</strong> Dorsalpapillen ist die


130<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Gesichtsmaske, ähnlich den Verhältnissen bei Ophiomyia-Arten, etwas vorgewölbt. Die Sinnesorgane<br />

sind eher unauffällig <strong>und</strong> klein. Der Terminalkomplex ragt als eine gerade Platte et-<br />

Abb. 209-211: Phytoliriomyza melampyga, drittes Larvalstadium. Von l. o. nach r. u.: 209: Kopfsegment;<br />

210: Gesichtsmaske; 211: Analwölbung. 212: Ph. variegata, drittes Larvalstadium, Gesichtsmaske. Maßstriche:<br />

209 = 50 µm; 210-212 = 5 µm.<br />

was aus dem abger<strong>und</strong>eten Gesicht heraus, ist aber nicht gesockelt. Deutlich zu erkennen sind<br />

elf Gruben <strong>und</strong> nur eine Papille (?), die nicht viel größer ist als die Gruben. Die sehr kleinen,<br />

unscheinbaren I1-Gruben befinden sich direkt über den Dorsalorganen; die I2-Gruben liegen im<br />

oberen Bereich des Terminalkomplexes auf etwas exponierten Wölbungen. Seitlich dicht neben<br />

dem Terminalkomplex sind zwei Gruben sichtbar, etwas weiter auf <strong>der</strong> Lateralplatte eine


131<br />

Einzelbeschreibungen<br />

weitere. Die vier M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> Mandibeln alternieren gleichmäßig; die oberen sind etwas<br />

länger als die unteren. Beide M<strong>und</strong>lappen sind länglich <strong>und</strong> von etwa gleicher Größe. Die Stirn<br />

ist unbehaart. Cephalopharyngealskelett: An beiden Mandibeln sind hinten Abduktorapodeme<br />

erkennbar, an <strong>der</strong> rechten weniger als an <strong>der</strong> linken. Am Vor<strong>der</strong>rand des Mittelstücks <strong>und</strong><br />

zwischen den Mandibeln befinden sich zweiteilige Labialsklerite, <strong>der</strong> r<strong>und</strong>liche sklerotisierte<br />

hintere Teil hat dorsal sechs kleine Löcher; <strong>der</strong> in den Zwischenraum <strong>der</strong> Mandibeln ragende<br />

vor<strong>der</strong>e Teil ist dünn <strong>und</strong> häutig. Das Mittelstück ist am Vor<strong>der</strong>ende etwas zugespitzt. Die eher<br />

breiten Seitenteile sind dorsal sehr schwach sklerotisiert. Der lateral sichtbare Teil <strong>der</strong> breiten<br />

Dorsalflügelbrücke liegt dicht über dem Mittelstück. Der Dorsalflügel des Basalteils ist schmal<br />

mit einem langen, nadelartig dünnen unteren Teil, <strong>der</strong> mehr als halb so lang ist wie <strong>der</strong> obere.<br />

Der untere Arm ist breiter als <strong>der</strong> obere, gleichmäßig schwach pigmentiert mit einem geschlossenen<br />

distinkten Fenster. Die Vor<strong>der</strong>stigmen bestehen aus einer regelmäßigen Rosette von<br />

zehn Knospen. Die Dentikel <strong>der</strong> Lokomotionsgürtel sind auffallend groß <strong>und</strong> spitz. Die drei<br />

Knospen <strong>der</strong> Hinterstigmen sind ungleich groß. Von den drei länglichen Öffnungen ist eine<br />

nach vorne, eine nach außen <strong>und</strong> eine auf einer etwas verlängerten Knospe nach hinten gerichtet.<br />

Die nach oben gerichteten Stigmenstiele sind deutlich dicker als die Stigmen selbst. Die<br />

Knospen sitzen innen auf den Stielen. Seitlich befinden sich Spirakularorgane, die in dieser<br />

Gruppe sehr verbreitet sind. Die Subspirakularorgane sind vorhanden, aber nicht so deutlich<br />

gewölbt wie bei variegata <strong>und</strong> Liriomyza-Arten. Unmittelbar neben <strong>der</strong> Analöffnung befindet<br />

sich eine schmale Haarreihe. Auf <strong>der</strong> Analwölbung befinden sich deutlich hervortretende Analorgane.<br />

L1 (Abb. 149, 241): Die Mittelfurche <strong>der</strong> Gesichtsmaske fehlt <strong>der</strong> jungen Larve ebenso wie<br />

den dritten Stadien, das Gesicht wirkt aber breiter, außerdem fehlen die charakteristischen inneren<br />

Protuberanzen. Der Unterrand <strong>der</strong> Gesichtsmaske ist unterhalb des Terminalkomplexes mit<br />

dem M<strong>und</strong>rand verwachsen, es ist dort aber noch eine Furche zu erkennen. Neben Dorsal- <strong>und</strong><br />

Terminalkomplex sind I1 <strong>und</strong> I2 vorhanden, letztere beson<strong>der</strong>s auffällig. Die Elemente des Terminalkomplexes<br />

bestehen aus Papillen, Beulen <strong>und</strong> Gruben, so daß T1-6 eindeutig identifizierbar<br />

sind. Die M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> Mandibeln sind, soweit von außen sichtbar, nicht verwachsen <strong>und</strong><br />

bilden keine Nahrungsröhre, son<strong>der</strong>n ähneln hinsichtlich <strong>der</strong> Anordnung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong><br />

M<strong>und</strong>haken jenen <strong>der</strong> L3-Stadien. Der obere M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> rechten Mandibel bildet die Spitze,<br />

darunter liegt <strong>der</strong> obere M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> linken Mandibel in enger Berührung mit jenem <strong>der</strong><br />

rechten, <strong>der</strong> erheblich kürzer ist <strong>und</strong> vermutlich keine Funktion für den Nahrungserwerb hat.<br />

Darunter folgt noch <strong>der</strong> zweite M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> linken Mandibel. Die Abbildung 149 zeigt gut,<br />

daß die linke Mandibel in Richtung des Körperinneren sehr dünn wird. Die Spitzen <strong>der</strong> M<strong>und</strong>haken<br />

ragen nur geringfügig über den M<strong>und</strong>rand hinaus. Dieser umschließt die Mandibeln in<br />

<strong>der</strong> unteren Hälfte eng, darüber weitet er sich etwas bis zur Verwachsungszone mit dem Gesichtsunterrand,<br />

so daß in <strong>der</strong> Umgebung des oberen M<strong>und</strong>haken ein offener Bereich entsteht,<br />

<strong>der</strong> vermutlich auch beim lebenden Tier die Öffnung des Atrium darstellt. Der Mandibularkomplex<br />

ist auf <strong>der</strong> Höhe des Mittelstücks am breitesten, die dortige hintere Wölbung ist schwach.<br />

Vor<strong>der</strong>es <strong>und</strong> hinteres Labialsklerit sind deutlich ausgeprägt, das vor<strong>der</strong>e ist lang <strong>und</strong> S-förmig<br />

gebogen (Abb. 241). Die Spitze <strong>der</strong> Dorsalflügelbrücke befindet sich in <strong>der</strong> vor<strong>der</strong>en Hälfte des<br />

nur vorne schwach nach unten gebogenen Mittelstücks. Der hintere Teil des Mittelstücks <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Ventralflügel bilden eine gerade Linie. Der Dorsalflügel ist gerade <strong>und</strong> in <strong>der</strong> apikalen<br />

Hälfte stark verdickt; er ist deutlich länger als <strong>der</strong> Ventralflügel.<br />

Bionomie: Blattminierer an Impatiens, sehr häufig in Impatiens noli-tangere <strong>und</strong> I.<br />

parviflora, seltener, wenn die Pflanze an Waldrän<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Nähe von an<strong>der</strong>en Impatiens-Arten<br />

steht, in I. glandulifera. Mehrere Generationen im Jahr.


132<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Abb. 213-216: Phytoliriomyza variegata. Von l. o. nach r. u.: 213: drittes Larvalstadium, Analwölbung mit<br />

großen Analprozessen; 214: drittes Larvalstadium, Hinterstigma; 215: erstes Larvalstadium, Gesichtsmaske;<br />

216: erstes Larvalstadium, Mandibeln (Der Pfeil deutet auf das Labium). Maßstriche: 213, 214 = 50 µm;<br />

215, 216 = 5 µm.<br />

Phytoliriomyza variegata (Meigen, 1830) (Abb. 212, 213-216)<br />

Material: D, NRW, Bi., ex Astragalus glycyphyllos, leg. Dem. (2206981, L1: 1506991).<br />

Beschreibung: L: - 3,1 mm; B: - 0,6 mm; LPh: 0,28 mm; HM: 0,07 mm. Die Gesichtsmaske<br />

ist r<strong>und</strong>lich geformt, die Mittelfurche ist nur schwach, endet oben knapp über den Dorsalorganen<br />

<strong>und</strong> auch unten noch über dem Unterrand des Gesichts. Seitlich <strong>und</strong> oben geht das Ge-


133<br />

Einzelbeschreibungen<br />

sicht nahezu übergangslos in den Bereich des Kopfsegments über. Auf den Innenseiten <strong>der</strong><br />

Dorsalorgane befindet sich je eine Papille in <strong>der</strong> Randfurche. Elf Elemente <strong>der</strong> Terminalorgane<br />

sind sichtbar, T1 <strong>und</strong> T2 sind als Papillen an normaler Position ausgebildet, die übrigen kleineren<br />

Elemente haben das Aussehen von Gruben o<strong>der</strong> kleinen, flachen Papillen. Die innerhalb <strong>der</strong><br />

Phytomyzinae in <strong>der</strong> Regel als Campaniforme Sensillen entwickelten Elemente T5, T6 <strong>und</strong> T9<br />

sind äußerlich nicht von den übrigen zu unterscheiden. Innere Sinnesgrube: I1 <strong>und</strong> I2 sind neben<br />

den Dorsal bzw. den Terminalorganen deutlich. Die Marginalen Sinnesorgane befinden<br />

sich hinter dem Oberrand <strong>der</strong> Terminalorgane. Die Grube M2 ist die größte Grube auf <strong>der</strong> Gesichtsmaske.<br />

Hinsichtlich <strong>der</strong> Lateralfurche <strong>und</strong> <strong>der</strong> Lateralorgane unterscheidet sich die vorliegende<br />

Art nicht von <strong>der</strong> verbreiteten Form von Amauromyza-Blattminierern <strong>und</strong> Liriomyza.<br />

Auch eine schwache Diagonalfalte ist vorhanden. Die feinen Mandibeln <strong>und</strong> verlaufen fast<br />

parallel zueinan<strong>der</strong>, <strong>der</strong> Zwischenraum beträgt fast eine Mandibelbreite. Die M<strong>und</strong>haken alternieren<br />

so, daß sie alle vier auf unterschiedlicher Höhe liegen. Eines <strong>der</strong> untersuchten Individuen<br />

erlaubt Einblicke in das Innere. Der vergrößerte hintere Teil <strong>der</strong> linken Mandibel ist sichtbar.<br />

Er ist etwas nach innen gebogen <strong>und</strong> sehr dünn. Ebenso ragt die Dorsalseite <strong>der</strong> rechten<br />

Mandibel etwas nach innen. Eine Berührung ist jedoch nicht zu beobachten. Beide M<strong>und</strong>lappen<br />

sind mit dem Innenrand <strong>der</strong> M<strong>und</strong>öffnung verwachsen. Der linke ist wie bei Phl. melampyga<br />

wesentlich größer als <strong>der</strong> rechte, beide sind in getrocknetem Zustand nach außen gebogen. Das<br />

schmale Labium reicht etwa bis zur Mitte des Zwischenraums <strong>der</strong> Mandibeln, Sinnesorgane an<br />

<strong>der</strong> Basis klein. Das Cephalopharyngealskelett ähnelt dem von melampyga, so ist auch hier<br />

<strong>der</strong> untere Teil des Dorsalflügels lang. An<strong>der</strong>s als melampyga befindet sich in <strong>der</strong> Mitte auf<br />

dem Dorsalflügel des Basalteils eine dreieckige Rückenflosse. Der Ventralflügel hat ein offenes<br />

Fenster. Die Vor<strong>der</strong>stigmen beinhalten ca. sieben Knospen in einer unregelmäßigen Rosette.<br />

Die Lokomotionsgürtel bestehen wie bei Phl. melampyga aus sehr großen <strong>und</strong> spitzen Dentikeln.<br />

Die Hinterstigmen entsprechen <strong>der</strong> "Liriomyza"-Gr<strong>und</strong>form, sie liegen am Dorsalrand<br />

des letzten Segments. Drüsenöffnungen zwischen den Filzkammer <strong>und</strong> Spirakularprozeß sind<br />

zu erkennen. Letztes Segment: Zwischen Hinterstigmen <strong>und</strong> Analöffnung sind je zwei Bereiche<br />

mit Muskelansatzstellen zu erkennen, auf <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> unteren liegen die Subspirakularprozesse.<br />

Diese enthalten zwei Verdickungen mit je einer sehr kleinen, aber deutlich sichtbaren<br />

Sinnesgrube. Analwölbung unbehaart, Analorgane sehr kräftig hervortretend, Sinnesorgane<br />

nicht zu erkennen.<br />

L1: Die Gesichtsmaske hat keine Mittelfurche, son<strong>der</strong>n nur einen schwachen mittleren<br />

Knick. Der Rand ist mit dem umgebenden Integument <strong>und</strong> dem M<strong>und</strong>rand lückenlos verwachsen,<br />

M<strong>und</strong>lappen <strong>und</strong> Protuberanzen fehlen. Die Entwicklung <strong>der</strong> Dorsal- <strong>und</strong> Terminalorgane<br />

unterscheidet sich nicht vom L3-Stadium. Marginale Sinnesorgane konnten nicht festgestellt<br />

werden. I1 ist viel kleiner als die r<strong>und</strong>en Gruben von I2. Die Mandibeln haben je zwei M<strong>und</strong>haken<br />

<strong>und</strong> alternieren stark, <strong>der</strong> rechte obere M<strong>und</strong>haken ist deutlich über allen folgenden M<strong>und</strong>haken.<br />

Im hinteren, gerade noch äußerlich sichtbaren Bereich des Mandibularkomplexes ist <strong>der</strong><br />

obere linke M<strong>und</strong>haken mit dem hinteren Teil <strong>der</strong> rechten Mandibel verwachsen.<br />

Bionomie: Minierend in Astragalus-Blättern (Fabaceae). An dem einzigen Standort in Bielefeld,<br />

an dem 1998 <strong>und</strong> 1999 gesammelt wurde, waren die Pflanzen sehr stark mit Phl. variegata<br />

befallen. Die Art gilt als sehr häufig (Hering 1957b). Vermutlich zahlreiche Generationen<br />

im Jahr.


134<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Abb. 217: Phytoliriomyza melampyga, drittes Larvalstadium, Cephalopharyngealskelett. Maßstrich =<br />

0,1 mm.<br />

Metopomyza<br />

Zlobin (1995) nennt als Apomorphien <strong>der</strong> Gattung Hinterstigmen des dritten Larvalstadiums<br />

mit "minute spherical bulbs on long stalks"; <strong>und</strong> "2 combs of blunt spines along upper and lower<br />

margins of inner wall of epandrium". Im Falle des ersten Merkmals beruft <strong>der</strong> Autor sich<br />

auf die Abbildung <strong>der</strong> Hinterstigmen von M. nigrohumeralis, <strong>der</strong> auch hier untersuchten Art, in<br />

Spencer (1976 S. 283). Dieses Konzept muß jedoch erweitert werden, da die nigrohumeralis-<br />

Stigmenform bei einigen Arten nicht realisiert ist. Ein weiterer Typ wurde an M. ornata <strong>und</strong><br />

scutellata (Fallén, 1823) (Material von scutellata: Puparium im Zoological Museum Copenhagen<br />

ZMC) gef<strong>und</strong>en. Dieser Stigmentyp ist anhand von ornata ausführlich beschrieben <strong>und</strong> illustriert<br />

(s. u.). Beide Typen, haben deutliche strukturelle Ähnlichkeiten <strong>und</strong> können auf einen<br />

gemeinsamen Vorfahren zurückgehen. Die Zahl <strong>der</strong> tatsächlich vorhandenen Öffnungen ist bei<br />

beiden Arten überdurchschnittlich groß. Diese sind auch in beiden Fällen kranzförmig auf einer<br />

ebenen Platte angeordnet, aber nicht in einer gleichmäßigen Reihe. Damit können beide Stigmenformen<br />

durchaus als Teile einer Transformationsreihe aufgefaßt werden. Innerhalb von<br />

Phytoliriomyza ist dagegen noch <strong>der</strong> ursprüngliche Zustand von drei Hinterstigmenöffnungen<br />

realisiert.<br />

Dem zweiten Hauptmerkmal, daß Zlobin (1995) anführt (die Bedornung des Epandriums)<br />

soll hier aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> großen Nähe des Merkmals zu Phytoliriomyza eine geringere Bedeutung<br />

zuerkannt werden. Weitere Larvalmerkmale, die an den hier untersuchten Exemplaren gef<strong>und</strong>en<br />

wurden, sind die breiten, stark abstehenden Vor<strong>der</strong>stigmen <strong>und</strong> die Form <strong>der</strong> Gesichtsmaske<br />

(s. Abb. 218, 221, 222, 223). Die Larven aller bekannten Metopomyza-Arten leben als Blatt<strong>und</strong><br />

Stengelminierer in monocotylen Pflanzen.<br />

Metopomyza nigrohumeralis (Hendel, 1931) (Abb. 21, 218-220, 228)<br />

Material: Bielefeld-Hoberge, Twellbachtal ex Carex gracilis; leg. v. Tschirnhaus VI/96 (A<br />

792).<br />

Beschreibung: L: 1,7 mm; B: 0,5 mm; LPh: 0,32 - 0,35 mm; LM: 0,05 - 0,06 mm; HM:<br />

0,07 mm. Die insgesamt viereckig wirkende Gesichtsmaske hat eine deutliche nach unten breiter<br />

werdende Mittelfurche, <strong>der</strong>en Rän<strong>der</strong> kurz über den Dorsalorganen rechtwinklig auseinan<strong>der</strong>laufen.<br />

Darüber liegt ein Haarfeld von <strong>der</strong> Breite <strong>der</strong> Gesichtsmaske, das bis zur Grenze des<br />

Kopfsegments reicht. Die Haare stehen dicht <strong>und</strong> sind lang <strong>und</strong> sehr fein, an <strong>der</strong> Spitze etwas


135<br />

Einzelbeschreibungen<br />

zurückgebogen, wie bei Cerodontha. Die Inneren Protuberanzen sind sehr deutlich ausgeprägt<br />

<strong>und</strong> asymmetrisch, die linke ragt weit über den Gesichtsunterrand hinaus. Lateral ist die Gesichtsmaske<br />

durch eine Furche vom Kopfsegment abgesetzt. Hinter dem Seitenrand <strong>der</strong> Gesichtsmaske<br />

liegt eine einzelne Lateralplatte, dagegen fehlt eine Lateralfurche.<br />

Abb. 218-221: Von l. o. nach r. u.: 218-220: Metopomyza nigrohumeralis, drittes Larvalstadium. 218: Gesichtsmaske;<br />

219: Hinterstigmen lateral; 220: Hinterstigmen posterior. 221: M. ornata, drittes Larvalstadium,<br />

Vor<strong>der</strong>teil. Maßstriche: 218 = 50 µm; 219-221 = 50 µm.<br />

Sinnesorgane: Am Terminalkomplex sind nur die papillenförmigen T1,2 eindeutig erkennbar.<br />

T1 liegt am Oberrand des Sinnesorgans. Die übrigen Elemente sind aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Qualität<br />

des Präparats nur <strong>und</strong>eutlich wahrnehmbar, es sind aber keine Beson<strong>der</strong>heiten zu erwarten. Innere<br />

<strong>und</strong> Marginale Sinnesgruben sind nicht zu erkennen. Hinter <strong>der</strong> Gesichtsmaske befindet


136<br />

Einzelbeschreibungen<br />

sich ein Paar grubenförmiger Oberer Lateralsinnesorgane, auf <strong>der</strong> Lateralplatte ist keine Grube<br />

erkennbar. Die Labialorgane zwischen den Mandibeln umfassen vier Gruben. Auf beiden Seiten<br />

des M<strong>und</strong>randes befinden sich kleine laterale M<strong>und</strong>lappen, die äußerlich we<strong>der</strong> mit dem<br />

Gesichts- noch mit dem M<strong>und</strong>rand verwachsen sind. Mandibeln: Die vier M<strong>und</strong>haken sind in<br />

Lateralansicht deutlich nach ventral gerichtet, die oberen zwei sind etwas länger als die unteren.<br />

Cephalopharyngealskelett: Die Hinterseite des etwa so langen wie hohen Mandibularkomplexes<br />

ist r<strong>und</strong>lich. Ventral befinden sich kurze Lateralsklerite. Die Dorsalflügelbrücke<br />

wurde nicht gef<strong>und</strong>en, vermutlich liegt sie innerhalb des Mittelstücks. Der Dorsalflügel des Basalstücks<br />

ist dünn <strong>und</strong> schwach gebogen, apikal gleichmäßig schmaler werdend. Der nur wenig<br />

kürzere Ventralflügel ist fensterlos <strong>und</strong> absolut unpigmentiert, ein Merkmal, das bei keiner an<strong>der</strong>en<br />

Art bekannt geworden ist. Die stark abstehenden Vor<strong>der</strong>stigmen bestehen aus einer rosettenförmigen<br />

Reihe von Öffnungen. Die Lokomotionsgürtel sind kurz <strong>und</strong> bestehen aus kurzen<br />

<strong>und</strong> r<strong>und</strong>en Dentikeln. Die terminalen Knospen <strong>der</strong> Hinterstigmen sind stäbchenförmig<br />

verlängert <strong>und</strong> haben an <strong>der</strong> kaum verbreiterten Spitze eine schlitzförmige Öffnung. Das linke<br />

Hinterstigma hat 47 solcher Knospen, die auf <strong>der</strong> r<strong>und</strong>en Stigmenoberfläche ringförmig angeordnet<br />

sind. An <strong>der</strong> nach innen gerichteten Seite des Kreises liegt, wie üblich, eine Unterbrechung.<br />

Spirakularprozesse fehlen, Subspirakularprozesse wurden nicht festgestellt. Die kleine<br />

<strong>und</strong> schmale Analwölbung hat deutlich aufgewölbte Spirakularorgane.<br />

Bionomie: Blattminierer an Carex gracilis. Die Minen befinden sich ausschließlich im Spitzenbereich<br />

<strong>der</strong> Pflanzen. Die Larven verlassen zur Verpuppung die Mine, bleiben aber zumindest<br />

teilweise an <strong>der</strong> Pflanze (v. Tschirnhaus unveröffentl.).<br />

Metopomyza ornata (Meigen, 1830) (Abb. 221, 222-225, 229)<br />

Die Art wurde schon vielen Gattungen zugeordnet. Zlobin (1995) transferierte sie zuletzt<br />

von Metopomyza (s. Spencer 1971) nach Phytoliriomyza. Der Autor zählte auch die Gattungen<br />

auf, in denen diese Art schon früher gewesen war <strong>und</strong> verweist in seiner Begründung vor allem<br />

auf die fehlenden stäbchenförmigen Knospen <strong>der</strong> Hinterstigmen. Von mir wird Zlobins Sichtweite<br />

nicht geteilt, da die stäbchenförmigen Hinterstigmen auch bei mindestens einer weiteren<br />

Metopomyza-Art (s. S. 134) fehlen <strong>und</strong> da einige weitere Synapomorphien für nigrohumeralis<br />

<strong>und</strong> ornata gef<strong>und</strong>en wurden. Die Art wird also hier weiterhin als Metopomyza verstanden.<br />

Material: Zoerner 1157<br />

Beschreibung: L: 3,0 mm; B: 0,4 mm; LPh: 0,47 mm; LM: 0,12 mm; HM: 0,14 mm. Die<br />

breite Gesichtsmaske verfügt über eine sehr tiefe, sich ventral verbreiternde Mittelfurche.<br />

Oberhalb <strong>der</strong> Dorsalorgane verzweigt sie sich stumpfwinklig. Darüber beginnt wie bei nigrohumeralis<br />

unmittelbar ein gesichtsmaskenbreites, lateral durch eine Furche begrenztes Haarfeld,<br />

das bis zur Segmentgrenze reicht. Diese Haare sind, an<strong>der</strong>s als bei nigrohumeralis, nicht apikal<br />

zurückgebogen. Die Gesichtsmaske zumindest des vorliegenden Individuums ist reich an Falten<br />

<strong>und</strong> Wölbungen. Einige Sinnesorgane könnten deshalb verdeckt sein. Auch <strong>der</strong> unmittelbar<br />

an das sehr große Dorsalorgan grenzende Terminalkomplex hat Falten auf <strong>der</strong> Oberfläche, so<br />

daß die meisten Elemente nicht zu identifizieren sind. Erkennbar sind in gewohnter Form<br />

T1,2,5 <strong>und</strong> T6. Während I1 nicht gef<strong>und</strong>en wurden, sind die dicht neben den Dorsal- <strong>und</strong> Terminalorganen<br />

lokalisierten I2-Gruben beson<strong>der</strong>s auffällig. Sie sind röhrenförmig mit einer großen<br />

Öffnung am Ende (Abb. 222). In deutlicher Entfernung von den vorangegangenen Sinnesorganen<br />

ist noch die mutmaßliche M1-Grube zu erkennen. In <strong>der</strong> Umgebung <strong>der</strong> Gesichtsmaske<br />

befindet sich keine Lateralfurche o<strong>der</strong> -falte. Erst im hinteren Bereich des Kopfsegments beginnt<br />

eine Falte, die bis zur Segmentgrenze reicht <strong>und</strong> hinsichtlich ihrer Orientierung <strong>der</strong> Lateralfalte<br />

an<strong>der</strong>er Arten entspricht. Die Mandibeln haben je zwei M<strong>und</strong>haken, die dicht überein-


137<br />

Einzelbeschreibungen<br />

an<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> oberen Hälfte des Mandibularkomplexes lokalisiert sind. Die oberen M<strong>und</strong>haken<br />

sind deutlich breiter als die unteren. Die Mandibeln alternieren nicht, sind aber dennoch geringfügig<br />

asymmetrisch. Die M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> rechten Mandibel haben einen etwas größeren Abstand<br />

zueinan<strong>der</strong> als jene <strong>der</strong> linken, die auch eine geringfügig an<strong>der</strong>e Orientierung<br />

Abb. 222-225: Metopomyza ornata, drittes Larvalstadium. Von l. o. nach r. u.: 222: Gesichtsmaske; 223:<br />

Vor<strong>der</strong>stigma; 224: Hinterteil mit Hinterstigmen <strong>und</strong> Analwölbung; 225: Detail <strong>der</strong> Hinterstigmen. Maßstriche:<br />

222, 224 = 50 µm; 223, 225 = 5 µm.<br />

aufweisen. Der Oberrand <strong>der</strong> oberen M<strong>und</strong>haken liegt jedoch auf gleicher Höhe. Von <strong>der</strong> Seite<br />

betrachtet liegen die unteren zwei M<strong>und</strong>haken deutlich hinter den oberen. Cephalopharyngealskelett:<br />

Der Mandibularkomplex ist etwa so lang wie hoch <strong>und</strong> hinten abger<strong>und</strong>et. Lateral-


138<br />

Einzelbeschreibungen<br />

sklerite wurden nicht gef<strong>und</strong>en. Eine weit nach vorne reichende Dorsalflügelbrücke ist vorhanden.<br />

Basal- <strong>und</strong> Mittelstück sind vollständig miteinan<strong>der</strong> verwachsen. Der Dorsalflügel ist dick<br />

<strong>und</strong> nur an <strong>der</strong> Basis stark gebogen. Statt eines unteren Teils, <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Basis beginnt, ist eine<br />

Spalte am Hinterrand vorhanden, die etwa bis zur Mitte des Dorsalflügels reicht <strong>und</strong> diesen in<br />

gleiche Teile teilt. Der Ventralflügel mit einem länglichen geschlossenen Fenster ist nur wenig<br />

kürzer als <strong>der</strong> Dorsalflügel. Das Labium füllt den breiten Raum zwischen den Mandibeln aus<br />

<strong>und</strong> ragt oben über sie hinaus. Submandibularorgane sind weit von <strong>der</strong> Basis des Labiums entfernt.<br />

Obere M<strong>und</strong>lappen liegen an den Seiten <strong>der</strong> Gesichtsmaske über den M<strong>und</strong>haken; <strong>der</strong><br />

rechte ist etwas größer als <strong>der</strong> linke, beide haben die gleiche Löffelform. Die Vor<strong>der</strong>stigmen<br />

sind auf <strong>der</strong> Dorsalseite des ersten Segmentes weit voneinan<strong>der</strong> entfernt <strong>und</strong> überdurchschnittlich<br />

groß. Die Rosette <strong>der</strong> stark verwachsenen Knospen steht senkrecht nach oben. Darauf sind<br />

die terminalen Knospen nicht nur in einer Reihe, son<strong>der</strong>n auch nebeneinan<strong>der</strong> angeordnet. Die<br />

breiten Lokomotionsgürtel bestehen aus eher kleinen abgestumpften Dentikeln. Dazwischen<br />

befinden sich zwei Reihen von Muskelansatzstellen. Ähnlich wie die Vor<strong>der</strong>stigmen sind auch<br />

die Hinterstigmen sehr groß <strong>und</strong> von ungewöhnlicher Struktur. Sie befinden sich im dorsalen<br />

Bereich des letzten Segments <strong>und</strong> bilden dort das Körperende. Die Stile sind stark konisch <strong>und</strong><br />

breit. Die flache Oberfläche hat einen Ring von 12-14 randständigen Knospen, an denen sich<br />

jeweils mehrere kleine schlitzförmige Öffnungen befinden (Abb. 225). Vermutlich bestehen die<br />

Knospen aus mehreren zusammengewachsenen Knospen. Unterhalb <strong>der</strong> Hinterstigmen liegen<br />

auf beiden Seiten je zwei nicht auf Wölbungen gelegene Campaniforme Sensillen. Die eher<br />

glatte Analwölbung hat auffällig große, aber verlängerte papillenförmige Analorgane.<br />

Bionomie: Stengelminierer im Innern <strong>der</strong> Blütenstengel von Butomus umbellatus.<br />

Abb. 226-227: Selachops flavocinctus, Puparium. Von links: 226: Hinterteil posterior; 227: Detail aus einem<br />

Hinterstigma, das einige unversehrte stäbchenförmige terminale Knospen <strong>und</strong>, aufgr<strong>und</strong> abgebrochener<br />

Knospen, das filzartige Material im Innern <strong>der</strong> Filzkammer zeigt. Maßstriche: 226 = 500 µm; 227 = 5 µm.


Selachops flavocinctus Wahlberg, 1844 (Abb. 17, 226-227, 230)<br />

139<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Material: (Puparien): D/Bielefeld, Hoberge, Twellbachtal, ex Carex gracilis, leg. v.<br />

Tschirnhaus, VI-V/1996 Zucht 1996, Imagines em. 17.IV.97 (Zuchtnummer: A 798, s. v.<br />

Tschirnhaus in Prep.).<br />

Diese Art einer monotypischen Gattung ist eng verwandt mit Metopomyza. Obwohl für diese<br />

Untersuchung ausschließlich Puparien vorlagen, konnte die Gesichtsmaske unvollständig anhand<br />

<strong>der</strong> Exuvien beschrieben werden (Abb. 17). Dies war vor allem aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> überdurchschnittlichen<br />

Größe dieser Art möglich.<br />

Beschreibung: L: 6,0 mm; B: 2,3 mm (Puparium); LPh: 0,59 mm; LM: 0,08 mm; HM:0,13<br />

mm. Die Gesichtsmaske ist tief <strong>und</strong> breit gefurcht, die Pigmentierung <strong>der</strong> Mittelfurche verbreitert<br />

sich dorsal so stark, daß auch I1 im pigmentierten Bereich zu liegen kommen. Sinnesorgane:<br />

Ein Paar Lateraler Sinnesgruben am Gesichts- <strong>und</strong> eines am M<strong>und</strong>rand wurden gef<strong>und</strong>en.<br />

Bei letzteren kann es sich um zwei dicht beieinan<strong>der</strong>stehende Gruben handeln.<br />

M<strong>und</strong>lappen: Über den Oberrän<strong>der</strong>n <strong>der</strong> versetzt neben den oberen stehenden unteren M<strong>und</strong>haken<br />

sind so etwas wie seitliche M<strong>und</strong>lappen zu erkennen. Der Unterrand <strong>der</strong> Gesichtsmaske<br />

ist stark pigmentiert <strong>und</strong> deutlich abger<strong>und</strong>et. Die Mittelfurche beginnt auf <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Dorsalorgane<br />

auseinan<strong>der</strong>zulaufen <strong>und</strong> ist dort nicht mehr cuticulär verstärkt. Das Cephalopharyngealskelett<br />

wird von <strong>der</strong> Puppe auseinan<strong>der</strong>gedrückt. Die weit voneinan<strong>der</strong> entfernt stehenden<br />

Mandibeln haben im oberen Drittel je zwei nicht alternierende M<strong>und</strong>haken, nach Art <strong>der</strong><br />

Agromyza-Blattminierer etwa gleich groß. Die oberen M<strong>und</strong>haken bei<strong>der</strong> Mandibeln sind gegenüber<br />

den unteren nach innen gerückt. Unterhalb <strong>der</strong> eigentlichen M<strong>und</strong>haken sind noch Vestigien<br />

eines weiteren M<strong>und</strong>hakenpaares zu erkennen. Ventral sind die Mandibeln breit verwachsen,<br />

von da aus dorsal auseinan<strong>der</strong>laufend. Zwischen ihnen liegen die relativ breiten Labialorgane<br />

<strong>und</strong> Labialsklerite. Das Mittelstück ist kurz <strong>und</strong> hoch, weniger als halb so lang wie <strong>der</strong><br />

obere Ast des Basalstücks. Die Ventralbrücke ist kurz <strong>und</strong> nur schwach hinter <strong>der</strong> Einmündung<br />

<strong>der</strong> Speicheldrüse verlängert. Die breite <strong>und</strong> lange Dorsalflügelbrücke des Basalstücks liegt<br />

dorsal eng dem Mittelstück an <strong>und</strong> befindet sich größtenteils unter den verdünnten oberen Rän<strong>der</strong>n<br />

des Mittelstücks. Der obere Arm des mit diesem nicht verwachsenen Basalstücks ist weniger<br />

als doppelt so lang wie <strong>der</strong> untere <strong>und</strong> sehr breit mit einer membranartig dünnen<br />

"Rückenflosse" im vor<strong>der</strong>en Teil. Erst relativ weit hinten spaltet sich <strong>der</strong> untere nadelartig<br />

dünne Teil vom oberen ab. Es entsteht ein sehr schmales, nicht geschlossenes unteres Fenster.<br />

Der untere Arm ist im Bereich des deutlich abgesetzten geschlossenen Fensters deutlich verdickt.<br />

Vor<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Hinterstigmen sind sehr ähnlich: Beide bestehen aus dicht mit stäbchenförmigen<br />

terminalen Knospen gefüllten Trägern. Die Knospen sind jedoch kürzer als jene <strong>der</strong><br />

Hinterstigmen von Metopomyza nigrohumeralis. Die Öffnungen sowohl <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>- als auch<br />

Hinterstigmen sind punktförmig. Die Oberfläche des vorliegenden Pupariums ist vielfach aufgerissen,<br />

so daß <strong>der</strong> filzartige Inhalt <strong>der</strong> Knospen sichtbar ist (Abb. 227). Die Lokomotionsgürtel<br />

bestehen aus relativ kleinen, zerstreut stehenden Dentikeln. Die Hinterstigmen (am Puparium)<br />

liegen auf einem gemeinsamem Träger <strong>und</strong> sind nach hinten gerichtet, Subspirakularorgane<br />

fehlen. Auf die Beschreibung <strong>der</strong> Analwölbung wird verzichtet, da es unsicher erscheint,<br />

daß sie hinsichtlich <strong>der</strong> Form <strong>der</strong> Larve entspricht.<br />

Bionomie: Die Wirtspflanze, Carex gracilis, wurde durch v. Tschirnhaus (in Prep.) entdeckt.<br />

Puparien konnten im unteren Teil des Stengels gef<strong>und</strong>en werden. Die Ernährungsweise<br />

ist noch nicht vollständig geklärt. Die Größe <strong>der</strong> Larven sowie die Untersuchung von Teilen<br />

<strong>der</strong> Wirtspflanzen machen es aber wahrscheinlich, daß die Larve zumindest während des letz-


140<br />

Einzelbeschreibungen<br />

ten Stadiums im Inneren des Stengels miniert. Vorher lebt sie vermutlich minierend am Rand<br />

des Stengels o<strong>der</strong> in den Blättern.<br />

Abb. 228-230: Cephalopharyngealskelette dritter Larvalstadien. Von oben: 228: Metopomyza<br />

nigrohumeralis; 229: M. ornata; 230: Selachops flavocinctus. Maßstriche = 0,1 mm.<br />

Haplopeodes<br />

Diese nur wenige, ausschließlich neuweltliche Arten enthaltende Gattung wurde errichtet,<br />

um einige Liriomyza-ähnliche Arten mit folgenden Merkmalen darin unterzubringen (Spencer<br />

& Steyskal 1986): Die äußere Quera<strong>der</strong> (m-m) fehlt; eine <strong>der</strong> Frontorbitalborsten fehlt; die<br />

Acrostichalborsten bilden nur zwei Reihen; die Genitalien sind reduziert.<br />

Haplopeodes spec. nov. (Abb. 231-232, 233)<br />

Material: Gouadeloupe, Sainte Rose, ex Solanum racemosum (Solanaceae)11.VIII. 1998,<br />

leg Jean Étienne, GR2190. (Diese Art wurde unter Haplopeodes n. sp. in Étienne & Martinez<br />

(1996) erwähnt.)<br />

Beschreibung: L: - 2,5 mm; B: 0,6 mm; LPh: 0,29 mm; LM: 0,04 mm; HM: 0,07 mm. Die<br />

scharfe, auch lichtmikroskopisch sichtbare Mittelfurche <strong>der</strong> Gesichtsmaske teilt sich unmittelbar<br />

oberhalb <strong>der</strong> Dorsalorgane. Die resultierenden Furchen stehen im spitzen Winkel zueinan<strong>der</strong>.<br />

Stirnbehaarung fehlt. Der Hinterrand <strong>der</strong> Gesichtsmaske hat eine deutliche Randfurche; dahinter<br />

befinden sich zwei untereinan<strong>der</strong> liegende Lateralfurchen. Die untere bildet eine Fortset-


141<br />

Einzelbeschreibungen<br />

zung des Gesichtsunterrandes, die an<strong>der</strong>e liegt auf Höhe <strong>der</strong> Dorsalorgane. Über <strong>der</strong> unteren<br />

Lateralfurche liegt eines <strong>der</strong> oberen Lateralsinnesorgane. Der Unterrand <strong>der</strong> Gesichtsmaske ist<br />

fast gerade, innere Protuberanzen fehlen. Ventral kurz vor dem Gesichtsrand befindet sich eine<br />

kurze Vertikalfurche, die vermutlich M2 vom Terminalkomplex trennt, etwas ähnliches ist von<br />

Amauromyza-Arten beobachtet worden. Die Inneren Sinnesgruben liegen in vergleichsweise<br />

ventraler Position, I1 liegen auf gleicher Höhe wie die Dorsalorgane, I2 nahe dem Gesichtsunterrand.<br />

Die vier M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> eng zusammen liegenden Mandibeln alternieren gleichmäßig.<br />

Der Seitenrand des M<strong>und</strong>es ist so weit vorgezogen, daß nur die Spitzen <strong>der</strong> M<strong>und</strong>haken zu<br />

erkennen sind. Die M<strong>und</strong>lappen ähneln Amauromyza, <strong>der</strong> größere linke ist apikal zugespitzt,<br />

<strong>der</strong> rechte gleichmäßig ger<strong>und</strong>et.<br />

Abb. 231-232: Haplopeodes spec. nov, drittes Larvalstadium. Von links: 231: Gesichtsmaske; 232: Hinterteil.<br />

Maßstriche = 50 µm.<br />

Cephalopharyngealskelett: Der Mandibularkomplex ist dorsal deutlich breiter als ventral;<br />

das Abduktorapodem <strong>der</strong> rechten Mandibel ist deutlich ausgeprägt. Mittel- <strong>und</strong> Basalstück sind<br />

miteinan<strong>der</strong> verwachsen. Der Dorsalflügel ist etwa so dick wie das Mittelstück <strong>und</strong> hat etwas<br />

vor <strong>der</strong> Mitte eine charakteristische Kante. Der untere Teil des Dorsalflügels ist deutlich ausgeprägt,<br />

beginnt aber relativ weit hinten. Der Ventralflügel ist weniger als halb so lang wie <strong>der</strong><br />

Dorsalflügel <strong>und</strong> hat ein deutlich geschlossenes Fenster. Die Vor<strong>der</strong>stigmen weisen eine übliche<br />

rosettenförmige Anordnung von ca. sechs terminalen Knospen auf. Die Dentikel <strong>der</strong> Lokomotionsgürtel<br />

sind von mittlerer Größe. Die Hinterstigmen bestehen aus einem einfachen<br />

r<strong>und</strong>en Kranz von ca. acht Knospen. Die Stile sind etwa genauso dick wie die Oberfläche. Sie<br />

liegen deutlich unterhalb des Dorsalrandes des Letzten Segments <strong>und</strong> sind nach hinten gerichtet.<br />

Dorsal, dort, wo sich bei den meisten Agromyzidenlarven die Hinterstigmen befinden, liegen<br />

bei Haplopeodes spec. nov. zwei auffällige Papillensinnesorgane auf nebeneinan<strong>der</strong> liegenden<br />

breiten Wölbungen. Unterhalb befinden sich lateral auf je<strong>der</strong> Seite drei Sinnesorgane von<br />

etwas unauffälligerer Gestalt in einer Reihe. Die ebenfalls vorhandenen Subspirakularprozesse<br />

liegen nur wenig weiter auseinan<strong>der</strong> als die Hinterstigmen. Zwischen den dorsalen Wülsten sowie<br />

zwischen den Subspirakularprozessen befinden sich Dentikelfel<strong>der</strong>. Die Hälften <strong>der</strong> eher


142<br />

Einzelbeschreibungen<br />

glatten Analwölbung tragen erweiterte Analprozesse, wie auch die meisten Liriomyza- <strong>und</strong><br />

Amauromyza-Arten.<br />

Bionomie: Blattminierer, nur von <strong>der</strong> vorliegenden Wirtspflanze bekannt (Étienne & Martinez<br />

1996).<br />

Abb. 233: Hapopeodes spec. nov., Cephalopharyngealskelett des dritten Larvalstadiums. Maßstrich = 25<br />

µm.<br />

Galiomyza, Liriomyza<br />

Die Autapomorphie von Liriomyza kann anhand <strong>der</strong> bei den Männchen vorhandenen Stridulationsorgane<br />

auf <strong>der</strong> Zwischenmembran zwischen Tergit <strong>und</strong> Sternit des ersten Abdominalsegments<br />

begründet werden (v. Tschirnhaus 1972). Da dieses Merkmal auch bei einzelnen<br />

Cerodontha-Arten gef<strong>und</strong>en wurde (v. Tschirnhaus 1972), kommt einer weiteren von Zlobin<br />

(1997) vorgeschlagenen Apomorphie vielleicht noch mehr Bedeutung zu: Abgeglie<strong>der</strong>te Surstyli<br />

sind durch eine Sehne mit einer hinteren inneren Wand des Epandriums verb<strong>und</strong>en, nicht<br />

direkt mit den bacilliformen Skleriten.<br />

Die umstrittene Gattung Galiomyza Spencer, 1981 wurde in diese allgemeine Beschreibung<br />

einbezogen, weil die zwei behandelten Arten hinsichtlich <strong>der</strong> Larven keine gemeinsamen Unterschiede<br />

zu Liriomyza aufweisen. Die Gemeinsamkeit <strong>der</strong> Galiomyza-Arten sind die Wirtspflanzen<br />

aus <strong>der</strong> Pflanzenfamilie <strong>der</strong> Rubiaceae. Stridulationsorgane sind bei G. galiivora vorhanden<br />

<strong>und</strong> fehlen bei G. morio (Spencer, 1990).<br />

Diese artenreiche Gruppe weist eine große Formenvielfalt auf, es soll aber doch versucht<br />

werden, einige Gemeinsamkeiten innerhalb <strong>der</strong> hier untersuchten Arten herauszuarbeiten:<br />

Die Gesichtsmaske ist in <strong>der</strong> Regel breit <strong>und</strong> lateral nicht durch eine Furche vom Kopfsegment<br />

abgesetzt. Der Unterrand ist gerade zu einer Lateralfurche verlängert. In <strong>der</strong> Mitte ist <strong>der</strong><br />

Gesichtsunterrand oft unter <strong>der</strong> Mittelfurche eingekerbt. Diese ist bei fast allen untersuchten<br />

Arten sehr breit <strong>und</strong> kurz, oft kaum pigmentiert. Bei vielen Arten, z. B. amoena, sind die Inneren<br />

Sinnesgruben I1 nicht mehr durch die Mittelfurche getrennt. Unter den Dorsalorganen beginnen<br />

in <strong>der</strong> Regel große, apikal zugespitzte Innere Protuberanzen. Häufig ist Stirnbehaarung<br />

vorhanden, die Haare sind dicker als jene von Cerodontha <strong>und</strong> apikal nicht zurückgebogen.<br />

Sinnesorgane: Der Terminalkomplex zeichnet sich durch eine sehr große, dorsal gelegene Papille<br />

T1 aus, im übrigen entspricht er <strong>der</strong> allgemeinen Beschreibung. Eine Lateralfurche ist in<br />

<strong>der</strong> Regel deutlich präsent. Die Mandibeln haben normalerweise je zwei alternierende M<strong>und</strong>haken.<br />

Nur bei L. virgo sind sehr kleine dritte M<strong>und</strong>haken im ventralen Bereich nachweisbar.<br />

Beide Mandibeln sind in <strong>der</strong> Regel eher hoch <strong>und</strong> kurz, sie laufen auch nicht dorsal aufeinan<strong>der</strong><br />

zu. Die hintere Kante <strong>der</strong> linken, kleineren Mandibel ist bei den untersuchten Arten nur<br />

schwach ausgeprägt.<br />

Alle bekannten Arten haben asymmetrische Mandibeln, das gilt auch für Liriomyza chinensis<br />

(Kato, 1949) (Fig. 46 in Sasakawa 1961 als Phytobia cepae, s. Spencer 1973) <strong>und</strong> vermut-


143<br />

Einzelbeschreibungen<br />

lich auch für verwandte Arten. Die eigene Untersuchung eines Pupariums von chinensis aus<br />

dem BMNH zeigt, daß die Darstellung in Sasakawa (1961), die symmetrische Mandibeln zeigt,<br />

inkorrekt ist.<br />

Abb. 234-237: Cephalopharyngealskelette dritter Larvalstadien. Von oben: 234: Liriomyza virgo; 235: L.<br />

strigata; 236: L. bryoniae; 237: Galiomyza morio. Maßstriche: 234 = 0,1 mm; 235-237 = 25 µm.<br />

Das Mittelstück des Cephalopharyngealskeletts ist fast immer breit mit einem schwach<br />

pigmentierten Dorsalrand, wie es auch bei den untersuchten Phytoliriomyza- <strong>und</strong> - in geringerem<br />

Maße - Amauromyza-Arten beobachtet wurde. Von den M<strong>und</strong>lappen ist normalerweise nur<br />

einer entwickelt, nämlich <strong>der</strong> linke, <strong>der</strong> rechte ist oft winzig klein (z. B. L. virgo) o<strong>der</strong> fehlt<br />

ganz (z. B. L. bryoniae). Da einige Arten zwei gleich große M<strong>und</strong>lappen besitzen (z. B. G.<br />

morio), ist die Reduktion des rechten M<strong>und</strong>lappens vermutlich nur geeignet, um einen o<strong>der</strong><br />

mehrere Teile zu charakterisieren. Auf den Körpersegmenten befinden sich in <strong>der</strong> Mitte bei<br />

zahlreichen Arten Gürtel von Campaniformen Sensillen. Die Vor<strong>der</strong>stigmen bestehen in <strong>der</strong><br />

Regel aus miteinan<strong>der</strong> verwachsenen Knospen in einer Reihe. Die Hinterstigmen haben beim<br />

größten Teil <strong>der</strong> Arten drei terminale Knospen, von denen die hintere etwas verlängert <strong>und</strong> die<br />

mittlere etwas verkürzt ist. An den Innenseiten, in etwas schräger Position, liegen die Häutungsnarben.<br />

Spirakulardrüsen sind an den Außenseiten ebenfalls erkennbar. Fast alle verbleibenden<br />

Arten haben eine mehr o<strong>der</strong> weniger kranzförmig gebogene Anordnung von 10-20 stark<br />

verwachsenen Knospen mit <strong>der</strong> Häutungsnarbe im Innern. An beiden Stigmenformen sind in<br />

<strong>der</strong> Regel Spirakularorgane an den Stigmenträgern entwickelt. Auch deutliche, schon bei geringen<br />

Vergrößerungen sichtbare Subspirakularprozesse fehlen nur bei wenigen Arten. Die Kombination<br />

von kranzförmigen Knospen <strong>der</strong> Hinterstigmen mit Subspirakularprozessen ist ein<br />

brauchbares diagnostisches Merkmal zur Erkennung eines Teils von Liriomyza <strong>und</strong><br />

Galiomyza. Auf <strong>der</strong> Oberfläche <strong>der</strong> Subspirakularorgane befinden sich in <strong>der</strong> Regel zwei sehr


144<br />

Einzelbeschreibungen<br />

unauffällige Campaniforme Sensillen, umgeben von unregelmäßigen Furchen. Das letzte Segment<br />

ist stets unbehaart. Auf <strong>der</strong> Analwölbung sind in <strong>der</strong> Regel Analorgane vorhanden, oft<br />

sind sie zu großen Analprozessen erweitert.<br />

Abb. 238- 241: Cephalopharyngealskelette erster Larvalstadien. Von oben: 238: Liriomyza virgo; 239: L.<br />

pusilla; 240: Galiomyza morio (Lateralsklerite nicht gezeigt); 241: Phytoliriomyza melampyga. Maßstrich =<br />

15 µm.<br />

L1: Die hier untersuchten Larven des ersten Stadiums haben asymmetrische Mandibeln, die<br />

hinter den deutlich alternierenden oberen M<strong>und</strong>haken miteinan<strong>der</strong> verwachsen sein können.<br />

Die rechte, größere Mandibel besitzt in <strong>der</strong> Regel nur einen M<strong>und</strong>haken o<strong>der</strong> allenfalls einen<br />

deutlich verkleinerten zweiten. Die linke Mandibel weist zwei o<strong>der</strong> drei dicht übereinan<strong>der</strong> gelegene<br />

M<strong>und</strong>haken auf. Der Mandibularkomplex hat auf <strong>der</strong> Höhe des Mittelstücks in <strong>der</strong> Regel<br />

nur eine schwache Verdickung. Schmale Lateralsklerite sind fast immer vorhanden. Das<br />

Mittelstück bildet mit dem Ventralflügel eine gerade Linie. Die Spitze <strong>der</strong> Dorsalflügelbrücke<br />

befindet sich nahe dem Vor<strong>der</strong>rand des Mittelstücks.<br />

Bionomie: Der größte Teil <strong>der</strong> Arten sind Blattminierer, Beson<strong>der</strong>heiten sind L. lutea als<br />

Samenminierer <strong>und</strong> eine Reihe von Arten, darunter auch L. virgo, die in den Sprossen von<br />

Schachtelhalmen minieren. Letztere zwei hier untersuchten Arten weichen auch hinsichtlich ihrer<br />

Morphologie etwas von dem soeben beschriebenen Muster ab.


145<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Abb. 242-245 Galiomyza, dritte Larvalstadien: Von l. o. nach r. u.: 242: Galiomyza galiivora, Gesichtsmaske;<br />

243: G. morio, Gesichtsmaske; 244: G. morio Vor<strong>der</strong>stigmen; 245: G. morio, Hinterstigma. Maßstriche:<br />

242, 243 = 5 µm; 244, 245 = 50 µm.<br />

Galiomyza morio (Brischke, 1880) (Abb. 237, 240, 243-245)<br />

Material: D, NRW, Bi., ex Galium odoratum, leg. Dem. (0307981, 1007992); D, NRW,<br />

Bi., ex Galium aparine, leg. Dem. (0307982).<br />

Beschreibung: L: - 3,0 mm; B: 0,7 mm; LPh: 0,31 - 0,33 mm; LM: 0,03 - 0,04 mm; HM:<br />

0,08 mm. Das Integument in <strong>der</strong> Umgebung <strong>der</strong> Gesichtsmaske <strong>und</strong> <strong>der</strong> Mandibeln ist auf charakteristische<br />

Weise pigmentiert (Abb. 237). Die Gesichtsmaske hat keine lichtmikroskopisch


146<br />

Einzelbeschreibungen<br />

sichtbare Mittelfurche, dennoch ist das Gesicht unterhalb <strong>der</strong> Dorsalorgane zweigeteilt. An den<br />

Innenrän<strong>der</strong>n liegen zwei auffällige innere Protuberanzen, auf <strong>der</strong>en Oberfläche sich fünf bis<br />

sieben unterschiedlich lange Filamente befinden. Der Stirnbereich über <strong>der</strong> Gesichtsmaske ist<br />

unbehaart. Eine Lateralfurche ist vorhanden. Die weitere Umgebung <strong>der</strong> Gesichtsmaske ist in<br />

charakteristischer Weise dunkel pigmentiert. Sinnesorgane: In den eher großen Gruben von I1<br />

sind Sinnesstifte ebenso zu erkennen wie in M2. I2 sind groß <strong>und</strong> liegen oben auf den Inneren<br />

Protuberanzen. Deshalb können sie etwas durch Filamente verdeckt sein. Die Papille T1 des<br />

Terminalkomplexes ist sehr groß. Daneben sind nur eine Beule <strong>und</strong> Gruben erkennbar. Die unteren<br />

Lateralsinnesorgane liegen fast auf gleicher Höhe in <strong>der</strong> Nähe des M<strong>und</strong>randes. Die Labialorgane<br />

lassen zwei Gruben erkennen. Die Abstände <strong>der</strong> M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> rechten Mandibel<br />

sind größer als jene <strong>der</strong> linken, so daß die beiden oberen M<strong>und</strong>haken stärker alternieren als die<br />

unteren. Cephalopharyngealskelett: Das Abduktorapodem <strong>der</strong> linken Mandibel ist klein, aber<br />

deutlich ausgeprägt. Ein deutlich verlängerter Teil des Labialsklerits ragt in den Zwischenraum<br />

<strong>der</strong> Mandibeln hinein. Das mit dem Basalstück verwachsene Mittelstück ist breit <strong>und</strong> am Dorsalrand<br />

schwach pigmentiert. In <strong>der</strong> Mitte des Dorsalflügels befindet sich eine schwach pigmentierte<br />

dreieckige Rückenflosse. Ein unterer Teil des Dorsalflügels ist kaum zu erkennen.<br />

Der fensterlose Ventralflügel ist etwa halb so lang wie <strong>der</strong> Dorsalflügel. M<strong>und</strong>lappen sind auf<br />

beiden Seiten des M<strong>und</strong>randes vorhanden, <strong>der</strong> kleine rechte ist nach unten gerichtet, während<br />

<strong>der</strong> linke, von länglicher Gestalt, nach innen ragt. Die etwa sechs miteinan<strong>der</strong> verwachsenen<br />

Knospen <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>stigmen sind in einer rosettenförmigen Reihe angeordnet. Der Lokomotionsgürtel<br />

besteht aus zahlreichen feinen apikal ger<strong>und</strong>eten Dentikeln. Seitlich an den hinteren<br />

Stigmenträgern befinden sich papillenartige Spirakularprozesse. Die Stigmenplatten bestehen<br />

aus 13 - 15 kreisförmig angeordneten verwachsenen Knospen. Die Häutungsnarbe ist gut zu erkennen.<br />

Aufgewölbte Subspirakularprozesse fallen auch bei schwacher Vergrößerung auf, an<br />

<strong>der</strong> Spitze befinden sich jedoch nur schwache Spuren von Sinnesorganen. Die Analwölbung<br />

ist schmal <strong>und</strong> wenig aufgewölbt, enthält aber deutliche Analsinnesorgane.<br />

L1: Die größere rechte Mandibel hat nur einen hoch M<strong>und</strong>haken, die linke zwei; Lateralsklerite<br />

fehlen. Der Dorsalflügel ist sehr breit <strong>und</strong> mehr als doppelt so lang wie <strong>der</strong> Ventralflügel.<br />

Bionomie: Galiomyza morio lebt in den Blättern von Galium odoratum (de Meijere 1925)<br />

<strong>und</strong> nach eigenen Beobachtungen auch in größeren, nahe <strong>der</strong> Basis gelegenen Blättern von Galium<br />

aparine.<br />

Galiomyza galiivora (Spencer, 1969) (Abb. 242)<br />

Material: D, NRW, Bi., ex Galium odoratum, leg. Dem. (0307981).<br />

Beschreibung: L: - 2,6 mm; B: - 0,6 mm; LPh: 0,26 - 0,28 mm; LM: 0,03 mm; HM: 0,04<br />

mm. Die Gesichtsmaske verfügt nicht über eine eigentliche Mittelfurche, son<strong>der</strong>n über einen<br />

breiten halbkreisförmigen Einschnitt am Unterrand. Er reicht fast bis zu den Dorsalorganen.<br />

Der Rand ist in <strong>der</strong> Umgebung verdickt <strong>und</strong> deutlich vorgewölbt. Vom Unterrand <strong>der</strong> Gesichtsmaske<br />

verläuft eine kurze Lateralfurche nach hinten, ansonsten sind keine Begrenzungen seitlich<br />

o<strong>der</strong> dorsal <strong>der</strong> Gesichtsmaske vorhanden. Sinnesorgane: Der Terminalkomplex läßt zehn<br />

Elemente erkennen, <strong>der</strong>en Anordnung <strong>und</strong> Form keine Beson<strong>der</strong>heiten zeigen. Beide Paare <strong>der</strong><br />

Inneren Sinnesgruben sind deutlich ausgeprägt. I2 liegt auf <strong>der</strong> Wölbung, welche die mittlere<br />

Aussparung umgibt. Laterale Sinnesgruben: Im Bereich <strong>der</strong> Marginalen Sinnesorgane ist nur<br />

ein Paar Gruben zu erkennen. Etwas weiter hinten über <strong>der</strong> Lateralfurche liegt eine weitere Sinnesgrube.<br />

Die zwei unteren Lateralsinnesorgane liegen in einer gemeinsamen Grube. Die Mandibeln<br />

liegen sehr eng nebeneinan<strong>der</strong> <strong>und</strong> alternieren gleichmäßig. Die gleich langen M<strong>und</strong>lap-


147<br />

Einzelbeschreibungen<br />

pen sind schmal <strong>und</strong> einfach geformt. Das Aussehen des Cephalopharyngealskeletts entspricht<br />

in den Gr<strong>und</strong>zügen jenem von morio. Die terminalen Knospen <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>stigmen bilden<br />

eine Rosette. Lokomotionsgürtel: Bestehen aus mittelgroßen gleichmäßigen Dentikeln.<br />

Die Hinterstigmen sind vom Liriomyza-Typ mit drei terminalen Knospen, von denen die hintere<br />

verlängert <strong>und</strong> nach hinten gerichtet ist. Die Subspirakularprozesse lassen eine eingesenkte<br />

Papille in <strong>der</strong> Mitte erkennen. Die Analöffnung ist r<strong>und</strong>lich, das Letzte Segment unbehaart <strong>und</strong><br />

glatt.<br />

Bionomie: Nach eigener Beobachtung miniert die Art in Galium aparine, mollugo <strong>und</strong><br />

odoratum.<br />

Abb. 246- 247: Liriomyza amoena, drittes Larvalstadium. Von links: 246: Gesichtsmaske; 247: Analwölbung<br />

(Pfeile zeigen die Analorgane). Maßstriche: 246 = 5 µm; 247: 50 µm.<br />

Liriomyza amoena (Meigen, 1830) (Abb. 246-247)<br />

Material: D, Nie<strong>der</strong>sachsen, Hannover, ex Sambucus nigra, leg. Dem. (1506983)<br />

Beschreibung: L: - 2,8 mm; B: - 0,7 mm; LPh: 0,28 mm; LM: 0,04 mm; HM: 0,08 mm. Die<br />

sehr kurze <strong>und</strong> breite Mittelfurche endet vor den Inneren Sinnesgruben I1, die auf einer gemeinsamen<br />

Wölbung liegen. Die dicken inneren Protuberanzen umgeben die Gesichtsmaske<br />

auf ganzer Länge, sie bilden aber keinen erweiterten Gesichtsunterrand. Dieser ist hinter dem<br />

Terminalkomplex etwas gewellt <strong>und</strong> läuft dahinter in eine längere Lateralfurche aus. Es ist<br />

keine Stirnbehaarung vorhanden. Sinnesorgane: Alle elf Elemente des Terminalkomplexes<br />

sind vorhanden <strong>und</strong> entsprechen mit Ausnahme von T2 <strong>der</strong> allgemeinen Beschreibung. Dieses<br />

Element ist kleiner als gewöhnlich, beulenartig <strong>und</strong> flach. Von den Marginalen Sinnesgruben<br />

ist nur M1 vorhanden. Die rechte Mandibel ist nicht nur höher son<strong>der</strong>n auch etwas breiter. Die<br />

oberen M<strong>und</strong>haken sind etwas größer als die unteren; lichtmikroskopisch ist zu erkennen, daß<br />

alle auf <strong>der</strong> Unterseite fein gezähnt sind (Abb. ). Der rechte M<strong>und</strong>lappen fehlt ganz, <strong>der</strong> linke<br />

ist groß, dreieckig geformt <strong>und</strong> liegt auf dem oberen M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> linken Mandibel. Auf den<br />

Körpersegmenten finden sich Gürtel von Beulen. Die Spitzen <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>stigmen bestehen je-


148<br />

Einzelbeschreibungen<br />

weils aus ca. sieben terminalen Knospen in einer Reihe. Cephalopharyngealskelett: Der linken<br />

Mandibel fehlt eine hintere Kante. Das vor<strong>der</strong>e Labialsklerit ragt in den Zwischenraum <strong>der</strong><br />

Mandibeln hinein. Die Dorsalflügelbrücke liegt vorne deutlich über dem Mittelstück. Mittel<strong>und</strong><br />

Basalstück sind nur dorsal miteinan<strong>der</strong> verwachsen. Etwa in <strong>der</strong> Mittel des Dorsalflügels<br />

befindet sich eine dreieckige verdünnte "Rückenflosse". Der Ventralflügel hat ein kleines geschlossenes<br />

Fenster. Die kurzen Dentikel <strong>der</strong> Lokomotionsgürtel haben eine einheitliche Größe<br />

<strong>und</strong> Entfernung zueinan<strong>der</strong>. Die terminalen Knospen <strong>der</strong> Hinterstigmen sind in einer r<strong>und</strong>lichen<br />

Reihe auf <strong>der</strong> Oberfläche angeordnet. Subspirakularprozesse sind groß <strong>und</strong> deutlich entwickelt.<br />

Auf <strong>der</strong> Oberfläche sind drei beulenartige Elemente zu erkennen. Die Analsinnesorgane<br />

<strong>der</strong> Analwölbung sind deutlich vergrößert.<br />

L1: Die je zwei M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> Mandibeln sind getrennt <strong>und</strong> alternieren gleichmäßig;<br />

dünne Lateralsklerite sind vorhanden. Der hintere Teil des Cephalopharyngealskeletts entspricht<br />

Galiomyza morio.<br />

Bionomie: Blattminierer an Sambucus nigra <strong>und</strong> in Japan S. buergeriana Blum (Sasakawa<br />

1961). Die Art bildet anscheinend mindestens zwei Generationen, da sie während des Untersuchungszeitraumes<br />

sowohl im Sommer als auch im Oktober beobachtet werden konnte.<br />

Liriomyza bryoniae (Kaltenbach, 1858) (Abb. 27, 236, 248-251)<br />

Material: Baden-Württemberg, Degmarn, Kreis Heilbronn, ex Lycopersicum esculentum<br />

(Tomate) im Gewächshaus; leg Klaus Schrameyer 20.7.99.<br />

Beschreibung: L: - 3,2 mm; B: 0,5 mm; LPh: 0,26 mm; LM: 0,03 mm; HM: 0,09 mm. Die<br />

Gesichtsmaske ist sehr breit, die Terminalorgane stehen wesentlich weiter auseinan<strong>der</strong> als die<br />

Mandibeln. Die flache Mittelfurche endet unten in einer nicht sehr breiten Kerbe zwischen den<br />

Inneren Protuberanzen. Auf <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Dorsalorgane ist die Mittelfurche sehr schwach; sie<br />

vertieft sich darüber wie<strong>der</strong> etwas, so daß I1 noch durch die Mittelfurche getrennt sind. Über<br />

<strong>der</strong> Gesichtsmaske befindet sich ein winziger Fleck mit einer geringen Anzahl von Haaren. Daneben<br />

liegen auffällige Diagonalfalten, die bis fast zum Ende des Kopfsegments reichen. Die<br />

Anordnung <strong>der</strong> Sinnesorgane entspricht <strong>der</strong> generellen Beschreibung <strong>der</strong> Unterfamilie. Die<br />

vier M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> gerade nebeneinan<strong>der</strong> liegenden, nicht sehr schmalen Mandibeln alternieren<br />

gleichmäßig. Während <strong>der</strong> linke M<strong>und</strong>lappen normal entwickelt ist <strong>und</strong> blattartig über <strong>der</strong><br />

linken Mandibel liegt, fehlt <strong>der</strong> rechte M<strong>und</strong>lappen ganz. Auf den Körpersegmenten sind in <strong>der</strong><br />

Mitte Gürtel von Campaniformen Sensillen präsent. Cephalopharyngealskelett: Der linken<br />

Mandibel fehlt eine hintere Kante. Neben dem hinteren Labialsklerit ist ein vor<strong>der</strong>es vorhanden,<br />

das zwischen den Mandibeln nach oben reicht. Das Mittelstück ist breit <strong>und</strong> dorsal sehr<br />

schwach pigmentiert. Ein Fenster des Ventralflügels fehlt. Die kleinen Vor<strong>der</strong>stigmen weisen<br />

dorsal einen deutlichen Abstand voneinan<strong>der</strong> auf. Die elf ca. Knospen bilden eine Reihe. Die<br />

mittelgroßen Dentikel <strong>der</strong> breiten Lokomotionsgürtel sind stumpf. Hinter den Muskelansatzstellen<br />

ist <strong>der</strong> Gürtel breiter als davor. Hinterstigmen bestehen auch ca. elf terminalen Knospen,<br />

die auf <strong>der</strong> Außenseite in einer langen, nur schwach gebogenen Reihe angeordnet sind, so<br />

daß eine längliche Form <strong>der</strong> Hinterstigmen entsteht. An <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> Subspirakularprozesse<br />

sind zwei Campaniforme Sensillen. Die nicht sehr große Analwölbung hat große Analpapillen,<br />

die aber nicht zipfelartig vorstehen.<br />

L1: Das Cephalopharyngealskelett ähnelt jenem von virgo, die Dorsalflügelbrücke ist allerdings<br />

dünner <strong>und</strong> apikal etwas nach oben gebogen. Die rechte Mandibel hat einen M<strong>und</strong>haken,<br />

die linke zwei. Lateralsklerite sind vorhanden.


149<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Bionomie: Polyphager <strong>und</strong> polyvoltiner Blattminierer, <strong>der</strong> auch an zahlreichen Kulturpflanzen<br />

Schaden anrichtet. Spencer (1990) fand Wirtsnachweise aus 16 Pflanzenfamilien (s. auch<br />

die Beschreibung von L. strigata).<br />

Abb. 248-251: Dritte Larvalstadien von Liriomyza bryoniae. Von l. o. nach r. u.: 248: Gesichtsmaske; 249:<br />

Mandibeln; 250: Vor<strong>der</strong>stigma; 251: Lokomotionsgürtel. Maßstriche: 248, 250 = 5 µm; 249, 251 = 50 µm.


150<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Abb. 252-255: Liriomyza pusilla, drittes Larvalstadium. Von l. o. nach r. u.: 252: Gesichtsmaske; 253: Mandibeln;<br />

254: Sinnesorgane <strong>der</strong> Gesichtsmaske; 255: Lokomotionsgürtel. Maßstriche: 252-254 = 5 µm; 255<br />

= 50 µm.<br />

Liriomyza pusilla (Meigen, 1830) (Abb. 239, 252-254, 256-259)<br />

Material: D, NRW, Bi., ex Bellis perennis, leg. Dem. (17069974, 2306991).<br />

Beschreibung: L: - 2,1 mm; B: - 0,6 mm; LPh: 0,25 mm; LM: 0,03 mm; HM: 0,08 mm. Die<br />

Mittelfurche <strong>der</strong> breiten <strong>und</strong> kurzen Gesichtsmaske ist breit <strong>und</strong> kurz, lichtmikroskopisch<br />

nicht zu erkennen. Am Unterrand befinden sich lange <strong>und</strong> nach unten zugespitzte innere Protuberanzen.<br />

Auf <strong>der</strong> Stirn unmittelbar über dem Gesicht liegt ein größeres Haarfeld von etwa <strong>der</strong>


151<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Breite <strong>der</strong> Gesichtsmaske. Die dort befindlichen Setulae sind deutlich länger als jene auf dem<br />

ersten Thorakalsegment. Sinnesorgane: Auf <strong>der</strong> Oberfläche <strong>der</strong> Dorsalorgane sind kleine Poren<br />

zu erkennen. Der Terminalkomplex läßt alle elf Gr<strong>und</strong>elemente erkennen. Die rechte Mandibel<br />

ist etwas dicker als die linke. Die Haken <strong>der</strong> linken Mandibel sind dichter beieinan<strong>der</strong> als<br />

die <strong>der</strong> rechten, so daß die vier Zähne so alternieren, daß sich die unteren zwei M<strong>und</strong>haken, lateral<br />

betrachtet, teilweise überdecken. Der einzige, linke M<strong>und</strong>lappen über <strong>der</strong> linken Mandibel<br />

Abb. 256-259: Liriomyza pusilla. Von l. o. nach r. u.: 256: drittes Larvalstadium, Hinterstigma; 257: erstes<br />

Larvalstadium, Gesichtsmaske; 258: erstes Larvalstadium, Vo<strong>der</strong>stigmen (Pfeile); 259: erstes Larvalstadium,<br />

Hinterstigmen. Maßstriche = 5 µm.


152<br />

Einzelbeschreibungen<br />

ist etwa dreieckig geformt. Das Labium ist an <strong>der</strong> Basis breit <strong>und</strong> apikal zugespitzt. An <strong>der</strong> Basis<br />

sind zwei Paar sehr kleiner Mandibularsinnesorgane vorhanden. Cephalopharyngealskelett:<br />

Der Mandibularkomplex ist insgesamt eher kurz <strong>und</strong> hoch. Das breite Mittelstück ist in<br />

<strong>der</strong> dorsalen Hälfte nur schwach pigmentiert. Die Dorsalflügelbrücke ist breit <strong>und</strong> lang. Auf<br />

dem Dorsalflügel befindet sich eine eckige schwach pigmentierte "Rückenflosse". Am Ventralflügel<br />

ist ein schwach abgegrenztes geschlossenes Fenster vorhanden. Vor<strong>der</strong>e Thoraxsegmente:<br />

Das erste Thorakalsegment ist in <strong>der</strong> Nachbarschaft des Kopfes locker <strong>und</strong> dünn mit<br />

Setulae besetzt. Die Vor<strong>der</strong>stigmen bestehen aus einer Reihe von ca. neun rosettenförmig angeordneten<br />

terminalen Knospen. Die Lokomotionsgürtel beinhalten eher kleine Dentikel.<br />

Hinterstigmen mit drei terminalen Knospen, von denen eine nach vorne, eine nach außen <strong>und</strong><br />

eine auf einer etwas verlängerten Knospe nach hinten gerichtet ist. Neben den Knospen sind<br />

seitliche Drüsen erkennbar. Die Stiele sind groß <strong>und</strong> dick. Seitlich auf den Stielen sind Spirakularorgane<br />

vorhanden. Die Subspirakularprozesse sind deutlich ausgeprägt <strong>und</strong> bei schwacher<br />

Vergrößerung erkennbar; sie liegen eher im unteren Bereich. Die Analwölbung ist deutlich aufgewölbt<br />

mit großen erweiterten Analorganen auf den beiden Hälften.<br />

L1 (Abb. 239, 257-259): Die Gesichtsmaske hat keine Mittelfurche, son<strong>der</strong>n nur eine r<strong>und</strong>e<br />

mittlere Kerbe am Unterrand. Außer Dorsal- <strong>und</strong> Terminalkomplex sowie einer Marginalen<br />

Grube sind keine Sinnesorgane zu erkennen. Der Terminalkomplex weicht nicht von <strong>der</strong><br />

Gr<strong>und</strong>form ab. Am Gesichtsunterrand befindet sich eine kurze Lateralfurche. Der obere M<strong>und</strong>haken<br />

ist das einzige, das von den Mandibeln zu erkennen ist, er befindet sich auf <strong>der</strong> rechten<br />

Seite des Unterrands <strong>der</strong> Gesichtsmaske. Der M<strong>und</strong>rand ist so weit vorgezogen, daß weitere<br />

Details auf den REM-Aufnahmen nicht zu erkennen sind. Lichtmikroskopisch läßt sich erkennen,<br />

daß die rechte Mandibel neben dem oberen nur einen vestigiären unteren M<strong>und</strong>haken <strong>und</strong><br />

die linke Mandibel zwei M<strong>und</strong>haken hat. Der in <strong>der</strong> hinteren Hälfte verdickte Dorsalflügel ist<br />

deutlich gebogen un0d weniger als doppelt so lang wie <strong>der</strong> Ventralflügel.<br />

Bionomie: Blattminierer an Bellis perennis.<br />

Liriomyza strigata (Meigen, 1830) (Abb. 236, 260)<br />

Material: Z 3313 Lapsana communis, D, NRW, Bi., ex Campanula latifolia, leg. Dem.<br />

(0107973).<br />

Beschreibung: L: 1,6 mm; B: 0,4 mm; LPh: 0,25 mm; LM: 0,04 mm; HM: 0,08 mm. Die<br />

Larven sind eher langgestreckt zylindrisch <strong>und</strong> weich, <strong>der</strong> Körper erreicht seine größte Breite<br />

am dritten Segment. Die davor befindlichen Thorakalsegmente sind nur geringfügig dünner,<br />

das erste bildet unter dem Kopfsegment eine auffällige Wulst.<br />

Die Mittelfurche <strong>der</strong> Gesichtsmaske ist zwar flach <strong>und</strong> unregelmäßig, aber auch deutlich<br />

über den I1-Gruben präsent. Zwischen den Terminalorganen liegen zwei große innere Protuberanzen,<br />

die apikal filamentartig geteilt sind. Auf diesen liegen auch die I2-Gruben. Die Stirn ist<br />

unmittelbar über dem Gesicht mit wenig Haaren besetzt. Die Lateralfurche ist deutlich ausgeprägt.<br />

Ihr oberer Rand ist etwas gewellt. Sinnesorgane: Dorsalpapillen mit kleinen Poren besetzt.<br />

Alle elf Elemente des Terminalkomplexes sind erkennbar. Die M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> gleich<br />

breiten Mandibeln sind sehr gleichmäßig <strong>und</strong> haben auf beiden Mandibeln etwa den gleichen<br />

Abstand zueinan<strong>der</strong>. Sie sind auf <strong>der</strong> Unterseite gezähnt. Es ist nur ein breiter blattförmiger<br />

M<strong>und</strong>lappen über <strong>der</strong> linken Mandibel vorhanden. Die Form des Cephalopharyngealskeletts<br />

weicht nur geringfügig von dem von bryoniae ab. Der Mandibularkomplex ist dorsal etwas<br />

breiter als ventral. Die oberen M<strong>und</strong>haken sind etwas länger als jene von bryoniae. Dorsal- <strong>und</strong><br />

Ventralflügel bilden einen größeren Winkel zueinan<strong>der</strong>. Der Ventralflügel ist deutlich länger<br />

als halb so lang wie <strong>der</strong> Dorsalflügel. Das erste Thorakalsegment ist in <strong>der</strong> Nachbarschaft des


153<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Kopfes dorsal <strong>und</strong> lateral mit Reihen von Setulae besetzt, die aber deutlich kleiner als jene <strong>der</strong><br />

Stirn sind. Dorsal trägt das erste Thorakalsegment noch zwei Reihen Campaniformer Sensillen.<br />

Die Vor<strong>der</strong>stigmen sind kurz, rosettenförmig mit kurzem Stiel; die Anzahl <strong>der</strong> Knospen beträgt<br />

ca. zehn. Lokomotionsgürtel: Setulae etwa dreieckig. In <strong>der</strong> Mittel auf den Segmenten<br />

befindet sich je eine Reihe Campaniformer Sensillen. Die Hinterstigmen haben ca. acht Öffnungen,<br />

die ringförmig angeordnet sind. Auch Spirakularorgane an den Außenseiten <strong>der</strong> Stiele<br />

sind vorhanden. Letztes Segment: Auf <strong>der</strong> Oberfläche <strong>der</strong> Subspirakularprozesse befinden sich<br />

zwei Campaniforme Sensillen.<br />

Bionomie: Polyphager Minierer in den Leitbündeln von Blättern. Die Larve miniert primär<br />

in o<strong>der</strong> an den Mittelrippen des Blattes. Von dort aus zweigen einzelne Gänge auch in an<strong>der</strong>e<br />

Blattnerven ab. Die bevorzugten Wirtspflanzen scheinen Campanula-Arten zu sein. Spencer<br />

(1990) gibt als Wirte 29 Pflanzenfamilien an.<br />

Diskussion: Die Imagines <strong>der</strong> vorliegenden Art lassen sich kaum von dem verwandten<br />

Blattminierer L. bryoniae unterscheiden, während schon lange bekannt ist, daß L. strigata gut<br />

identifizierbare Minen in den Mittelrippen von Blättern bildet (Hering 1957b). Die REM Untersuchung<br />

<strong>der</strong> Larven hat zahlreiche Unterschiede zwischen beiden Arten ergeben (vgl. Abb.<br />

& Abb. ). Bemerkenswert sind aber auch die Unterschiede in <strong>der</strong> schon bei schwacher Vergrößerung<br />

sichtbaren Gesamterscheinung des jeweiligen Körpers. Mit <strong>der</strong> r<strong>und</strong>en <strong>und</strong> fast zylindrischen<br />

Form, dem eher stumpfen Vor<strong>der</strong>teil <strong>und</strong> dem weichen leicht verformbaren Körper bestehen<br />

deutliche Parallelen zu an<strong>der</strong>en Stengel- <strong>und</strong> Blattrippenminierern, wie Phytomyza continua<br />

<strong>und</strong> Ph. flavicornis. Im Gegensatz zu letzteren ist die Form <strong>der</strong> M<strong>und</strong>haken gegenüber L.<br />

bryoniae <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Liriomyza-Blattminierern nicht abgewandelt. L. strigata nimmt damit<br />

eine intermediäre Position zwischen Blatt- <strong>und</strong> Stengelminierern ein.<br />

Liriomyza virgo (Zetterstedt, 1838) (Abb. 234, 238, 261-263)<br />

Material: D, Schleswig-Holstein, Kr. Plön, Lanker See, Charlottenwerk, ex Equisetum<br />

fluviatile, leg. Dem. (0707971), D, Nie<strong>der</strong>sachsen, Hannover, Altwarmbüchen/Wald bei Moor,<br />

ex Equisetum fluviatile, leg. Dem. (1506982).<br />

Beschreibung: L: - 4,0 mm; B: - 0,7 mm; LPh: 0,32 mm; LM: 0,05 mm; HM: 0,09 mm.<br />

Der Gesamthabitus dieser Art ist länglich <strong>und</strong> zylindrisch, vorne wenig abgeflacht. Gesichtsmaske:<br />

breit mit normal entwickelter pigmentierter Mittelfurche, die sich am oberen Teil des<br />

Gesichts verzweigt. Ventral laufen die Gesichtshälften in <strong>der</strong> Mitte etwas auseinan<strong>der</strong>, aber es<br />

fehlen innere Protuberanzen. Die Oberflächen <strong>der</strong> Terminalorgane ist urglasartig aufgewölbt.<br />

Alle elf Elemente sind vorhanden. Der Größenunterschied zwischen T1, dem ebenfalls papillenförmig<br />

ausgebildeten Element T2 <strong>und</strong> den übrigen Elementen ist gering. Die I1-Gruben befinden<br />

sich deutlich über den Dorsalorganen oberhalb <strong>der</strong> Teilung <strong>der</strong> Mittelfurche. Die I2-Gruben<br />

sind klein <strong>und</strong> liegen auf starken Verdickungen <strong>der</strong> Gesichtsmaske. Die Lateralfurche ist<br />

<strong>und</strong>eutlich entwickelt <strong>und</strong> verläuft stärker nach oben als bei an<strong>der</strong>en Liriomyza-Arten (Abb.<br />

261). Entsprechend befinden sich auch die oberen Lateralsinnesorgane weit oben, nämlich auf<br />

<strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Dorsalorgane. Die oberen M<strong>und</strong>haken bei<strong>der</strong> Mandibeln sind relativ lang, länger<br />

als die unteren <strong>und</strong> stärker nach vorne gerichtet. Vor allem die oberen M<strong>und</strong>haken nutzen sich<br />

im Laufe des Lebens <strong>der</strong> Larve ab (Vergl. Abb. 234, 262). Unter den M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> Mandibeln<br />

befindet sich noch je eine schwache Verdickung, die sich als vestigiärer M<strong>und</strong>haken interpretieren<br />

ließe (Abb. 262). Cephalopharyngealskelett: Der Mandibularkomplex ist groß <strong>und</strong><br />

dick, die langen Lateralsklerite überragen das Mittelstück. Dieses ist schmal <strong>und</strong> gleichmäßig<br />

pigmentiert. Die lange <strong>und</strong> dünne Dorsalflügelbrücke liegt dem Mittelstück eng an. Mittel- <strong>und</strong><br />

Basalteil sind miteinan<strong>der</strong> verwachsen. Am Beginn ist <strong>der</strong> Dorsalflügel mehr als doppelt so


154<br />

Einzelbeschreibungen<br />

dick wie <strong>der</strong> fensterlose Ventralflügel. Eine auffallend große "Rückenflosse" befindet sich auf<br />

dem vor<strong>der</strong>en Drittel des Dorsalflügels. Ein unterer Teil des Dorsalflügels ist kaum vorhanden.<br />

Der linke M<strong>und</strong>lappen ist abger<strong>und</strong>et, von vorne gesehen dreieckig, nach vorne gerichtet, <strong>der</strong><br />

rechte sehr klein. Beide M<strong>und</strong>lappen sind nicht äußerlich mit Gesichts- o<strong>der</strong> M<strong>und</strong>rand verwachsen.<br />

Der untere Teil des M<strong>und</strong>es ist verdeckt.<br />

Abb. 260-263: Von l. o. nach r. u.: 260: Liriomyza strigata, Gesichtsmaske, Mandibeln; 261: L. virgo, Gesichtsmaske;<br />

262: L. virgo, Mandibeln; 263: L. virgo, Hinterteil mit den überdurchschnittlichen Hinterstigmen.<br />

Maßstriche: 260, 262 = 5 µm; 261, 263 = 50 µm.


155<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Die Vor<strong>der</strong>stigmen sind zweiästig, die in einer Reihe angeordneten Knospen befinden sich<br />

auf breiten Stielen. Die Dentikel <strong>der</strong> Lokomotionsgürtel sind eher klein, von einheitlicher<br />

Größe. Die sehr großen zweiästigen Hinterstigmen liegen in <strong>der</strong> oberen Hälfte <strong>und</strong> sind schräg<br />

nach oben gerichtet. Die sehr zahlreichen terminalen Knospen liegen dicht <strong>und</strong> unregelmäßig<br />

auf den Hälften. Die langen <strong>und</strong> zylindrischen Stigmenträger haben den gleichen Umfang wie<br />

die Äste. Am Letzten Segment fehlen Subspirakularorgane. Die Analwölbung ist r<strong>und</strong>lich<br />

aufgewölbt, auf <strong>der</strong> Oberfläche befinden sich unauffällig kleine Analorgane.<br />

L1 (Abb. 238): Die Mandibeln sind hinter dem oberen rechten M<strong>und</strong>haken miteinan<strong>der</strong> verwachsen.<br />

Dieser ist <strong>der</strong> einzige M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> rechten Mandibel, dem drei auf <strong>der</strong> linken gegenüberstehen.<br />

Der nicht sehr lange Dorsalflügel ist stark gebogen <strong>und</strong> hinten nur schwach verdickt.<br />

Bionomie: Larve minierend in den Seitenästen des Teichschachtelhalms (Equisetum<br />

fluviatile). Das gesamte parenchymatische Gewebe zwischen <strong>der</strong> äußeren <strong>und</strong> inneren Epi<strong>der</strong>misschicht<br />

wird als Nahrung genutzt, die betroffenen Pflanzenteile sterben ab. Die Eiablage erfolgt<br />

fast immer ca. 1 - 2 cm vor <strong>der</strong> Spitze, von da aus miniert die Larve tendenziell zur Basis<br />

<strong>der</strong> Pflanze, wobei manche Individuen zwischendurch die Richtung mehrmals wechseln. Die<br />

Verpuppung erfolgt am Stengel <strong>der</strong> Wirtspflanze. Dazu bildet das Puparium eine enge Taille,<br />

mit <strong>der</strong> es sich in einer kleinen Öffnung <strong>der</strong> Mine nach außen verankert. Die sklerotisierten großen<br />

Hinterstigmen <strong>der</strong> Larve sind breiter als die Öffnung <strong>und</strong> dienen <strong>der</strong> Verankerung des Pupariums<br />

an <strong>der</strong> Pflanze. Möglicherweise trägt <strong>der</strong> sehr klebrige Kot zur Festigkeit dieser Konstruktion<br />

bei. Dies ist eine notwendige Anpassung an die Wirtspflanze, denn diese steht fast<br />

immer ganzjährig im Wasser. Die Tatsache, daß gesammelte Puparien im Labor schon nach ca.<br />

einer Woche schlüpfen, legt die Existenz zahlreicher Generationen im Jahr nahe.<br />

Liriomyza lutea (Meigen, 1830) (Abb. 264-265, 266-268)<br />

Material: Z 4242 Selinum carvifolia; Z 4514 Angelica sylvestris. Kann <strong>der</strong> Unterschied geklärt<br />

werden?<br />

Beschreibung: L: 1,5 mm; B: 0,5 mm; LPh: 0,24 mm (Der Mandibularkomplex konnte aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Qualität des Präparats <strong>und</strong> des Materials nicht gemessen werden). Die beiden untersuchten<br />

Individuen aus verschiedenen Wirtspflanzen zeigen Unterschiede hinsichtlich <strong>der</strong> Form<br />

<strong>der</strong> Hinterstigmen (s. u.). Der Körper ist dick <strong>und</strong> kurz, wie bei Samenprädatoren zu erwarten.<br />

Auf jedem Segment findet sich ein Gürtel von wenigen Campaniformen Sensillen. Das Kopfsegment<br />

ist apikal wenig zugespitzt. Die Lateralfurche ist lang aber flach. Die Mittelfurche <strong>der</strong><br />

glatt <strong>und</strong> r<strong>und</strong> wirkenden Gesichtsmaske wird nach oben kontinuierlich flacher <strong>und</strong> verliert<br />

sich über den I1-Gruben. Auf <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Terminalorgane befinden sich zwei einteilige innere<br />

Protuberanzen, die gleichmäßig mit dem Unterrand <strong>der</strong> Gesichtsmaske abschließen. Die Stirn<br />

ist über dem Gesicht nicht behaart. Weitere Sinnesorgane: Neben <strong>der</strong> Kuppel <strong>der</strong> Dorsalpapillen<br />

liegen am Innen- <strong>und</strong> Außenrand drei bzw. zwei kleinere Sinnesgruben. Das Element T2<br />

des Terminalkomplexes ist nicht größer als T3-11 <strong>und</strong> in einer Grube versenkt. Die rechte<br />

Mandibel ist nur wenig höher, aber wesentlich breiter als die linke; die M<strong>und</strong>haken alternieren<br />

kaum. Beide Mandibeln liegen in einem Abstand nebeneinan<strong>der</strong>, <strong>der</strong> etwa <strong>der</strong> Breite <strong>der</strong> linken<br />

Mandibel entspricht. Dieser Bereich wird von dem sehr breiten Labium ausgefüllt. Beide oberen<br />

M<strong>und</strong>lappen sind dick, nicht blattartig geformt, <strong>der</strong> rechte ist deutlich verkleinert. Das erste<br />

Thorakalsegment ist eher kurz <strong>und</strong> hat posterior einen deutlich kleineren Durchmesser als die<br />

folgenden Segmente. Es ist nur unmittelbar hinter dem Kopfteil <strong>und</strong> dorsal vor <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>stigmen<br />

mit regelmäßigen Reihen kleiner Dörnchen besetzt. Vor allem dorsal liegen zahlreiche<br />

Campaniforme Sensillen. Die kugelförmig kurzen Vor<strong>der</strong>stigmen liegen auf einem kurzen


156<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Träger; einzelne Knospen sind nicht zu erkennen. Die Lokomotionsgürtel umr<strong>und</strong>en den Körper<br />

vollständig. Auf den Thorakalsegmenten befinden sich Dentikel ausschließlich auf dem<br />

Vor<strong>der</strong>teil, auf den folgenden Segmenten auf beiden Segmentgrenzen. Die Dentikel sind klein<br />

<strong>und</strong> apikal eher abgestumpft. Hinterstigmen sind nach dorsal verschoben <strong>und</strong> schräg nach hinten<br />

gerichtet. Sie weisen ringförmige terminalen Knospen auf. Die Umrisse <strong>der</strong> terminalen<br />

Knospen sind aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Verwachsungen nur schwach erkennbar. Hier zeigen sich auffällige<br />

Unterschiede zwischen den zwei untersuchten Individuen. Das Exemplar, das von Selinum gesammelt<br />

wurde hat zehn halbkreisförmig angeordnete Knospen. Der von den ca. 17 Knospen<br />

des an<strong>der</strong>en Exemplars aus Angelica gebildete Ring hat auf <strong>der</strong> Außenseite gegenüber <strong>der</strong><br />

Häutungsnarbe eine Kante (Abb. 264). Die zwei Enden <strong>der</strong> Knospenreihe rücken näher an die<br />

Narbe heran als beim an<strong>der</strong>en Exemplar (Abb. 265). Die Stigmenträger sind kurz <strong>und</strong> breit.<br />

Letztes Segment: Subspirakularorgane stark ausgeprägt, auf ihnen befinden sich, wie üblich,<br />

zwei Campaniforme Sensillen. Etwas vor den Subspirakularorganen liegt ein weiteres Paar<br />

Campaniformer Sensillen. Die Analöffnung ist von einem deutlichen inneren Bereich umgeben.<br />

Die zwei Hälften <strong>der</strong> Analwölbung sind stark zugespitzt <strong>und</strong> tragen je eine Campaniforme<br />

Sensille an <strong>der</strong> Spitze.<br />

Bionomie: Samenminierer in Apiaceen, die Verpuppung erfolgt außerhalb <strong>der</strong> Pflanze<br />

(Spencer 1959). Die breiten, kaum alternierenden M<strong>und</strong>haken <strong>und</strong> das Kopfsegment haben die<br />

typische Form eines Nicht-Blattminierers.<br />

Abb. 264-265: Liriomyza lutea, Hinterstigmen. Von links: 264: aus Angelica sysvestris; 265: aus Selinum<br />

carvifolia. Maßstriche = 50 µm.<br />

Liriomyza wachtlii Hendel, 1920 (=veratri)<br />

Material: Zoerner 4437 Veratrum album (als veratri)<br />

Beschreibung: L: 3,1 mm; B: 0,7 mm. Die Mittelfurche dieser Art ist schmal <strong>und</strong> tief; über<br />

den unauffälligen I1-Gruben teilt sie sich auf <strong>der</strong> unbehaarten Stirn. Ventral erweitert sich die<br />

Mittelfurche zu einer breiten Vertiefung; es fehlen innere Protuberanzen. Die Lateralfurche ist


157<br />

Einzelbeschreibungen<br />

auffallend lang <strong>und</strong> gerade. Hinter den Marginalsinnesorganen beginnt eine kurze Gesichtsrandfalte,<br />

die auf <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Dorsalorgane endet. Sinnesorgane: Wie bei L. lutea sind zusätzliche<br />

Gruben neben den Dorsalorganen zu erkennen, hier aber in <strong>der</strong> Invagination am Rand<br />

<strong>der</strong> Kuppel. In einigen Sinnesgruben des Terminalkomplexes sind stiftartige Strukturen enthalten.<br />

Alle elf Elemente sind erkennbar. Die oberen Inneren Sinnesgruben I1 liegen hoch über<br />

den Dorsalorganen. Die unteren liegen neben dem Terminalkomplex auf deutlichen Wölbungen.<br />

M1,2 liegen weit hinter den Terminalorganen.<br />

Abb. 266-269: Dritte Stadien von Liriomyza-Arten. Von l. o. nach r. u.: 266-268: L. lutea aus Angelica<br />

sylvestris. 266: Gesichtsmaske; 267: Dorsalkomplex; 268: Hinterteil. Maßstriche: 267, 268 = 5 µm; 269 =<br />

50 µm. 269: L. wachtli, Gesichtsmaske (Pfeil deutet auf die Lateralfurche), Maßstrich = 5 µm.


158<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Die Mandibeln alternieren stark. Die rechte obere Mandibel liegt fast in <strong>der</strong> Mitte unter <strong>der</strong><br />

Gesichtsmaske. Die oberen M<strong>und</strong>haken sind erheblich länger <strong>und</strong> stärker gekrümmt als die unteren.<br />

Beide M<strong>und</strong>lappen sind präsent, <strong>der</strong> Größenunterschied ist aber geringer als bei L. lutea.<br />

Der linke M<strong>und</strong>lappen liegt blattartig über dem oberen M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> rechten Mandibel. Vor<strong>der</strong>stigmen:<br />

Stigmenplatten seitlich abgeflacht, die terminalen Knospen sind rosettenförmig<br />

angeordnet. Die Stigmenträger stehen relativ weit voneinan<strong>der</strong> entfernt. Die Lokomotionsgürtel<br />

bestehen aus wenigen unregelmäßigen Reihen r<strong>und</strong>er <strong>und</strong> dicker Dentikel von etwa gleicher<br />

Größe, die den Körper vollständig umr<strong>und</strong>en. Die Hinterstigmen umfassen ca. 20 in einem<br />

Oval angeordnete Knospen. Das Oval ist nur durch die Häutungsnarbe unterbrochen. Die Stigmenträger<br />

befinden sich am dorsalen Hinterrand des Segments <strong>und</strong> sind stark konisch. Die<br />

Subspirakularorgane liegen etwa auf halber Höhe <strong>und</strong> besitzen zwei Campaniforme Sensillen<br />

mit unbestimmtem <strong>und</strong> unregelmäßigem Rand. Die Analwölbung, ventral gelegen, ist sehr<br />

glatt, die mit einem Paar Analorgane besetzten Hälften sind nicht zugespitzt, son<strong>der</strong>n r<strong>und</strong>lich<br />

gewölbt.<br />

Bionomie: Blatt- <strong>und</strong> Samenminierer an Veratrum album <strong>und</strong> V. nigrum (Liliaceae) (Spencer<br />

1976). Ob das vorliegende Exemplar aus dem Samen o<strong>der</strong> aus einer Blattmine stammt, ist<br />

nicht bekannt.<br />

Phytomyza-Verwandtschaft<br />

In dieser Gruppe werden Phytomyza, Chromatomyia, Napomyza, Aulagromyza, Gymnophytomyza<br />

<strong>und</strong> Ptochomyza zusammengefaßt. Eine mögliche Autapomorphie ist die Transformation<br />

<strong>der</strong> oberen M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> ersten Larvenstadien (s. S. 33 ff). Abgesehen von Aulagromyza<br />

finden sich überall proclinat ausgerichtete Frontorbitalhaare <strong>der</strong> Imagines. Dieses Merkmal teilen<br />

sie allerdings mit einzelnen Arten an<strong>der</strong>er Gattungen.<br />

Die sehr artenreiche Gruppe umfaßt Arten mit den verschiedenste Lebensweisen (Blattminierer,<br />

Stengelminierer, Samenminierer <strong>und</strong> Gallbildner). Dies resultiert in einer entsprechend<br />

großen morphologischen Vielfalt <strong>der</strong> Larvenformen.<br />

Die Anordnung <strong>der</strong> M<strong>und</strong>haken entspricht jener an<strong>der</strong>er Teilgruppen <strong>der</strong> Phytomyzinae, bei<br />

einigen Arten (Phytomyza continua, Phytomyza flavicornis, Ptochomyza asparagivora) ist jedoch<br />

eine stark reduzierte Asymmetrie <strong>der</strong> M<strong>und</strong>haken festzustellen. M<strong>und</strong>lappen sind in fast<br />

allen Fällen vorhanden <strong>und</strong> auf beiden Seiten von ähnlicher Größe. Die deutlich ausgeprägte<br />

Mittelfurche <strong>der</strong> Gesichtsmaske verzweigt sich oft am Dorsalende. Eine Gesichtsrandfurche ist<br />

in <strong>der</strong> Regel vorhanden, auch die Stirnfurche ist weit verbreitet. Die gerade Lateralfurche am<br />

Gesichtsunterrand, welche die oberen zwei Lateralorgane trennt, fehlt dagegen. Die Lateralorgane<br />

befinden sich bei zahlreichen Arten auf breiten Wölbungen, die im Falle von Chromatomyia<br />

horticola <strong>und</strong> nigra sogar lichtmikroskopisch erkennbar sind.<br />

Die ursprüngliche Anzahl von drei terminalen Knospen <strong>der</strong> Hinterstigmen ist innerhalb dieser<br />

Gruppe selten. Dieser Zustand kommt nur bei Ptochomyza <strong>und</strong> einigen Aulagromyza-Arten<br />

(z.B. discrepans) vor. Subspirakularorgane sind selten vorhanden, oft werden nur einzelne Sinnesorgane<br />

gef<strong>und</strong>en, die sich nicht auf Prozessen befinden.<br />

Gymnophytomyza heteroneura (Hendel, 1932) (Abb. 170-173, 174, 278, 303)<br />

Diese monotypische Gattung gilt als morphologisch sehr isoliert, die Apomorphien von<br />

Gymnophytomyza wurden von v. Tschirnhaus (1991) <strong>und</strong> Zlobin (1999) ausführlich diskutiert.<br />

Stichhaltige Hypothesen über die systematische Position dieser Gattung existieren bisher nicht.


159<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Material: D, Baden-Württemberg, Stuttgart-Hohenheim, ex Galium aparine, leg. Dem.<br />

(1207981); D, NRW, Bi., ex Galium aparine, leg. Dem. (2307992).<br />

Abb. 270-273: Gymnophytomyza heteroneura, drittes Larvalstadium. Von l. o. nach r. u.: 270: Vor<strong>der</strong>teil lateral;<br />

271: Kopfsegment lateral; 272: Kopfsegment; 273: Hinterteil. Maßstriche: 270, 272, 273 = 50 µm; 271<br />

= 5 µm.<br />

Beschreibung: L: - 3,0 mm; B: 0,7 mm; LPh: 0,24 mm; LM: 0,04 mm; HM: 0,06 mm. Die<br />

Gesichtsmaske ist schwach zweigeteilt, die Mittelfurche verliert sich schon auf <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong><br />

Dorsalorgane, in einiger Entfernung befindet sich eine sehr schwache Querfalte. Sinnesorgane:<br />

Die Elemente des Terminalkomplexes liegen auf einer flachen Platte ohne Einschnitte.<br />

Insgesamt sind nur zehn Sinnesorgane deutlich zu erkennen, T7-T11 sind demzufolge nicht zu-


160<br />

Einzelbeschreibungen<br />

zuordnen. T1 <strong>und</strong> T2 sind etwa gleich groß, letzteres Element weist in <strong>der</strong> Mitte eine Grube<br />

auf. T1 besitzt zwei Randgruben. Innere Sinnesgruben: I2 liegen auf <strong>der</strong> Höhe des Oberrandes<br />

des Terminalkomplexes <strong>und</strong> sind, wie die meisten an<strong>der</strong>en einzelnen Gruben, recht breit. I1<br />

<strong>und</strong> die Marginalorgane wurden nicht gef<strong>und</strong>en; sie sind vermutlich sehr klein. Die Oberen <strong>und</strong><br />

Mittleren Lateralsinnesorgane sind aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> großen Breite <strong>der</strong> Gruben deutlich sichtbar.<br />

Die oberen Lateralorgane liegen auf flachen Wölbungen (Abb. 271). Mandibeln: Nur geringfügig<br />

asymmetrisch, kaum alternierend. Die zwei oberen <strong>der</strong> insgesamt vier M<strong>und</strong>haken sind<br />

etwas größer als die unteren. Der Abstand <strong>der</strong> Mandibeln ist relativ weit. Die M<strong>und</strong>lappen sind<br />

sehr groß, tief zweilappig, die inneren Lappen liegen zwischen den Mandibeln, die äußeren etwa<br />

dorsolateral. Cephalopharyngealskelett: An beiden Mandibeln finden sich deutliche postero-dorsale<br />

Erweiterungen (Abb. 278). Mittel- <strong>und</strong> Basalteil sind verwachsen; die Dorsalflügelbrücke<br />

ist breit <strong>und</strong> ragt deutlich über den Rand des Mittelstücks hinaus. Der Dorsalflügel ist<br />

etwa in <strong>der</strong> Mitte am breitesten <strong>und</strong> verschmälert sich nach hinten stark. Der untere Teil des<br />

Dorsalflügels ist etwa halb so lang wie <strong>der</strong> obere Teil. Der Ventralflügel hat ein offenes Fenster.<br />

Abb. 274: Gymnophytomyza heteroneura, M<strong>und</strong>bereich mit den großen geteilten M<strong>und</strong>lappen über den<br />

M<strong>und</strong>haken. Maßstrich = 5 µm.<br />

Die Kopfregion <strong>und</strong> <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>teil des ersten Thorakalsegments ist völlig glatt. Das Integument<br />

des übrigen Körpers hat eine auffällige körnige Oberflächenstruktur, die bei keiner an<strong>der</strong>en<br />

Agromyzidenlarve bisher gef<strong>und</strong>en wurde. Auf jedem Segment befindet sich eine Reihe<br />

von 12-20 Sinneshaaren. Vor<strong>der</strong>stigmen: Die vollständig miteinan<strong>der</strong> verschmolzenen terminalen<br />

Knospen sind herzförmig angeordnet, dazwischen befindet sich eine glatte Fläche mit <strong>der</strong><br />

gut erkennbaren Häutungsnarbe an den Innenseiten. Die Stigmen sind etwas lateral angeordnet.<br />

Lokomotionsgürtel: An den Segmentgrenzen sind einfache Muskelansatzstellen zu erkennen,<br />

Dentikel fehlen jedoch völlig. Hinterstigmen: Ähnlich wie die Vor<strong>der</strong>stigmen, vermutlich mit<br />

Lokomotionsfunktion. Neben dem Stigmenträger befinden sich Spirakularorgane von <strong>der</strong> gleichen<br />

Form wie die Sinneshaare auf den Segmenten. Letztes Segment: An <strong>der</strong> Hinterseite sind<br />

Muskelansatzstellen zu erkennen, die nicht die sonst üblichen Warzen enthalten. Die Subspira-


161<br />

Einzelbeschreibungen<br />

kularprozesse liegen etwas unterhalb <strong>der</strong> Mitte <strong>und</strong> an<strong>der</strong>s als bei an<strong>der</strong>en Phytomyzinae-Arten<br />

dicht nebeneinan<strong>der</strong>. Sie bestehen nur aus je einem Stiftsinnesorgan, das kürzer ist als die übrigen<br />

Körperhaare. Ähnlich sehen auch die Analsinnesorgane aus, die deutlich von <strong>der</strong> Analwölbung<br />

abstehen.<br />

L1 (Abb. 303): Die zwei etwas alternierenden oberen M<strong>und</strong>haken bilden wie in <strong>der</strong><br />

Phytomyza-Gruppe einen inneren Hohlraum. Die linke Mandibel hat weitere zwei M<strong>und</strong>haken,<br />

während die rechte keinen weiteren M<strong>und</strong>haken hat. Der Mandibularkomplex hat dorsal am<br />

Hinterrand eine deutliche Kante. Die Spitze <strong>der</strong> Dorsalflügelbrücke befindet sich direkt am<br />

Vor<strong>der</strong>rand des geraden <strong>und</strong> kurzen Mittelstücks. Dorsal- <strong>und</strong> Ventralflügel sind etwa gleich<br />

lang <strong>und</strong> stummelartig verkürzt.<br />

Abb. 275-279: Cephalopharyngealskelette dritter Larvalstadien. Von oben: 275: Aulagromyza heringi; 276:<br />

A. cornigera; 277: A. ?orphana; 278: Gymnophytomyza heteroneura; 279: Ptochomyza asparagivora. Maßstriche:<br />

275-278 = 0,1 mm; 279 = 15 µm.


162<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Bionomie: In Samen von Galium aparine. Die sehr kleinen Larven fressen ausschließlich<br />

das Innere einer reiferen Kapsel <strong>und</strong> bohren sich zur Verpuppung aus. Die Larven wurden in<br />

Bielefeld nicht vor Mitte Juli gef<strong>und</strong>en.<br />

Aulagromyza<br />

Aulagromyza En<strong>der</strong>lein, 1936 (= Paraphytomyza En<strong>der</strong>lein, 1936).<br />

Diese Gattung enthält Blattminierer <strong>der</strong> Pflanzenfamilien Caprifoliaceae, Dipsacaceae <strong>und</strong><br />

Salicaceae sowie Stengelminierer an Rubiaceen. Apomorphien für diese Gattungen sind nicht<br />

bekannt. Es ist schon länger bekannt, daß das Cephalopharyngealskelett <strong>der</strong> Larven generell einen<br />

langen, deutlich sichtbaren unteren Teil des Dorsalflügels aufweist (de Meijere 1925), wie<br />

bei an<strong>der</strong>en Phytomyzinae ist er aber nadelartig dünn. Eine überzeugende Apomorphie ist dieses<br />

Merkmal jedoch nicht, da es nicht auf Aulagromyza beschränkt ist (s. Abb. 218, 275-277)<br />

<strong>und</strong> die Polarität nicht bekannt ist. Alle mit dem REM untersuchten Arten haben wie<br />

Phytomyza- <strong>und</strong> Chromatomyia-Arten deutlich aufgewölbte obere Lateralorgane (Abb. 305).<br />

Ein weiteres Merkmal, das bei allen untersuchten Blattminierern festgestellt wurde, sind die geteilten<br />

M<strong>und</strong>lappen; sie kommen auch bei Ptochomyza, Gymnophytomyza <strong>und</strong> Chromatomyia<br />

vor. Die oberen M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> L1-Larven sind auf ähnliche Weise zusammengewachsen bzw.<br />

zusammengelagert wie innerhalb <strong>der</strong> Phytomyza-Gruppe sowie bei Ptochomyza <strong>und</strong> Gymnophytomyza.<br />

Abb. 280-281: Aulagromyza hendeliana, drittes Larvalstadium. Von links: 280: Kopfsegment mit Mandibeln<br />

<strong>und</strong> den geteilten M<strong>und</strong>lappen; 281: Gesichtsmaske. Maßstriche: 280 = 50 µm; 281 = 5 µm.<br />

Die Gruppe von Rubiaceenminierern bilden eine geschlossene, relativ einheitliche Gruppe,<br />

da die Larven schon aufgr<strong>und</strong> ihrer stengelminierenden Lebensweise von den übrigen, blattminierenden<br />

Arten abweichen. Bei diesen sind die gleichmäßig alternierenden M<strong>und</strong>haken beson<strong>der</strong>s<br />

lang <strong>und</strong> dick; <strong>der</strong> Dorsalflügel ist nur wenig länger als <strong>der</strong> Ventralflügel; <strong>der</strong> obere Teil<br />

des Dorsalflügels ist an <strong>der</strong> Basis etwa genauso breit wie an <strong>der</strong> Spitze. Eine weitere Beson<strong>der</strong>-


163<br />

Einzelbeschreibungen<br />

heit ist, daß hier Arten mit <strong>der</strong> ursprünglichen Anzahl von jeweils drei Knospen an den Hinterstigmen<br />

vorkommen (z. B. discrepans). Neben den im folgenden beschriebenen Arten wurde<br />

das Cephalopharyngealskelett einer weiteren unbestimmten an Galium mollugo minierende Art<br />

untersucht, die in Bielefeld gesammelt wurde <strong>und</strong> dort vermutlich nur eine Generation im Frühjahr<br />

bildet. Bei dieser <strong>und</strong> vermutlich auch an<strong>der</strong>en Arten erfolgt die Eiablage in den Blättern.<br />

Die junge Larve wan<strong>der</strong>t von dort aus in den Stengel ein. Das Cephalopharyngealskelett <strong>der</strong><br />

Larven im dritten Stadium unterscheidet sich von den an Galium aparine minierenden Arten<br />

durch das Vorhandensein von Lateralskleriten.<br />

Abb. 282-285: Aulagromyza hendeliana, drittes Larvalstadium. Von l. o. nach r. u.: 282: ventrales Haarpolster<br />

auf den ersten zwei Segmenten; 283: Lokomotionsgürtel; 284: Hinterteil; 285: Hinterstigma mit zentraler<br />

Stigmennarbe. Maßstriche = 50 µm.


164<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Die Blattminierer an Caprifoliaceae, Dipsacaceae <strong>und</strong> Salicaceae haben einen Dorsalflügel,<br />

<strong>der</strong> kaum gebogen <strong>und</strong> mehr als doppelt so lang ist wie <strong>der</strong> Ventralflügel. An <strong>der</strong> Basis ist er<br />

viel breiter als an <strong>der</strong> Spitze. Mittel- <strong>und</strong> Basalstück sind in <strong>der</strong> Regel miteinan<strong>der</strong> verwachsen.<br />

Diese Merkmale treffen auch auf Salicaceen-Minierer zu, von denen die Cephalopharyngealskelette<br />

von Aulagromyza populicola (Walker, 1853) <strong>und</strong> eine unbestimmte an Salix minierende<br />

Art (beide aus <strong>der</strong> Sammlung Zoerner) untersucht wurden.<br />

Aulagromyza hendeliana (Hering, 1926) (Abb. 280-281, 282-285)<br />

Material: D, NRW, Bi., ex Lonicera xylosteum, leg. Dem. (0306982), D, NRW, Bi., ex Lonicera<br />

periclymenum, leg. Dem. (2905972).<br />

Beschreibung: L: - 2,5 mm; B: 0,7 mm; LPh: 0,35 mm; LM: 0,03 mm; HM: 0,07 mm. Das<br />

Kopfsegment ist insgesamt klein <strong>und</strong> bildet die Spitze eines verlängerten, sich apikal graduell<br />

verjüngenden ersten Thorakalsegments. Die Stirn weist eine deutliche Stirnfalte auf, Stirnbehaarung<br />

fehlt. Die auch lichtmikroskopisch sichtbare Mittelfurche <strong>der</strong> Gesichtsmaske endet<br />

schon vor den I1-Gruben. Die Mittelfurche verbreitert sich unterhalb von I2, aber <strong>der</strong> Unterrand<br />

<strong>der</strong> Gesichtsmaske ist dennoch gerade. Sinnesorgane <strong>der</strong> Gesichtsmaske: I1 liegen auffällig<br />

weit auseinan<strong>der</strong>, etwa so weit wie die Dorsalpapillen. I2 befinden sich in <strong>der</strong> Mitte zwischen<br />

Dorsal- <strong>und</strong> Terminalkomplex auf zwei nicht sehr stark ausgeprägten Wülsten. Die Oberfläche<br />

<strong>der</strong> Dorsalorgane ist mit fünf Poren überzogen. Die Elemente des Terminalkomplexes sind<br />

nicht durch eine Furche von <strong>der</strong> Umgebung abgesetzt. Die Sinnesorgane sind stark reduziert, es<br />

sind nur noch kleine gleichförmige Gruben zu erkennen. Beide Marginalen Sinnesorgane sind<br />

deutlicher entwickelt, auch die Wölbung, auf <strong>der</strong> sich M1 oft befindet, ist vorhanden. Die Oberen<br />

Lateralorgane befinden sich auf nur schwach ausgeprägten Wölbungen. Über den mittleren<br />

Lateralorganen befindet sich wie bei heringi eine weitere, etwas stärkere Wölbung. Die stark<br />

alternierenden, dünnen M<strong>und</strong>haken sind von einheitlicher Größe. Die Mandibeln liegen sehr<br />

dicht nebeneinan<strong>der</strong>. Die M<strong>und</strong>lappen stehen beide sowohl mit dem Unterrand <strong>der</strong> Gesichtsmaske<br />

als auch mit dem Seitenrand des M<strong>und</strong>es in Verbindung. Der linke M<strong>und</strong>lappen ist geteilt,<br />

ein mittlerer Ausläufer ragt zwischen den zwei oberen M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> beiden Mandibeln<br />

nach innen. Der rechte M<strong>und</strong>lappen ist ungeteilt. Cephalopharyngealskelett: Der Mandibularkomplex<br />

ist ventral zugespitzt; das Abduktorapodem <strong>der</strong> linken Mandibel ist nur schwach ausgeprägt.<br />

Das Mittelstück ist fast zylindrisch <strong>und</strong> schwach gebogen. Der Dorsalflügel des mit<br />

dem Mittelstück verwachsen Basalteils ist, abgesehen von <strong>der</strong> hakenförmigen Biegung am Ende,<br />

gerade. Auf den vor<strong>der</strong>en zwei Dritteln ist er breiter als das Mittelstück <strong>und</strong> wird dann allmählich<br />

schmaler. Der untere Teil des Dorsalflügels liegt dicht unter dem oberen. Der schwach<br />

pigmentierte Ventralflügel ist etwa halb so lang wie <strong>der</strong> Dorsalflügel <strong>und</strong> weist ein offenes Fenster<br />

auf.<br />

Das erste Segment besitzt unmittelbar im Anschluß an die Kopfregion dorsal <strong>und</strong> ventral<br />

zahlreiche feine Haare. Vor allem auf <strong>der</strong> Ventralseite befindet sich ein dichtes, auch bei<br />

schwacher Vergrößerung auffälliges Haarpolster. Auf den Segmenten befinden sich eine Reihen<br />

Campaniformer Sensillen. Die Vor<strong>der</strong>stigmen haben kurze, dicht aneinan<strong>der</strong>liegende<br />

Stiele. Lokomotionsgürtel: Die kleinen, gleichmäßig zugespitzten Dentikel unterscheiden sich<br />

in ihrer Größe <strong>und</strong> ihrem Abstand zueinan<strong>der</strong> nur geringfügig. Sie bilden teilweise Gesamtreihen<br />

<strong>und</strong> teilweise die üblichen Diagonalreihen. Kleine, ovale Muskelansatzstellen liegen etwa<br />

in <strong>der</strong> Mitte des Lokomotionsgürtels. Hinterstigmen: Die 15-19 Knospen liegen am Rand eines<br />

breiten, nur innen kurz unterbrochenen Kreises. In <strong>der</strong> Mitte befindet sich eine freie Fläche<br />

ohne weitere Öffnungen mit <strong>der</strong> auffälligen Häutungsnarbe nahe dem inneren Rand. Der schräg


165<br />

Einzelbeschreibungen<br />

nach oben gerichtete Stiel ist wuchtig, aber apikal schmaler als die Spirakularplatte. An den<br />

Stigmenträgern liegen Spirakularorgane an <strong>der</strong> Außenseite nahe <strong>der</strong> Basis. Letztes Segment:<br />

Im unteren Drittel des Segments nahe <strong>der</strong> Analwölbung sind die Subspirakularprozesse deutlich<br />

entwickelt. Sie weisen einige Rillen auf, lassen aber keine deutlichen Sinnesorgane erkennen.<br />

In <strong>der</strong> Mitte zwischen Hinterstigmen <strong>und</strong> Subspirakularorganen befinden sich ein paar<br />

Dentikel. Die Analwölbung ist glatt <strong>und</strong> unbehaart. Analorgane sind etwa in <strong>der</strong> Mitte deutlich<br />

präsent, aber ohne Gruben o<strong>der</strong> Spuren von Sinnesorganen.<br />

Bionomie: Blattminierer an Lonicera <strong>und</strong> Symphoricarpos (Caprifoliaceae).<br />

Abb. 286-289: Aulagromyza cornigera, drittes Larvalstadium: 286: Gesichtsmaske; 287: Vor<strong>der</strong>stigmen;<br />

288: Hinterstigma; 289: Subspirakularprozeß mit zwei Campaniformen Sensillen. Maßstriche: 286 = 5 µm;<br />

287-289 = 50 µm.


Aulagromyza cornigera Griffiths, 1973 (Abb. 276, 286-289)<br />

166<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Material: D, NRW, Bi., ex Lonicera periclymenum, leg. Dem. (0305991).<br />

Beschreibung: L: - 3,0 mm; B: - 0,9 mm; LPh: 0,35 - 0,37 mm; LM: 0,03 mm; HM: 0,07<br />

mm. Diese Art hat die gleiche Wirtspflanzen wie hendeliana <strong>und</strong> wird als mit dieser eng verwandt<br />

betrachtet. Eine Unterscheidungsmöglichkeit <strong>der</strong> Larven ist schon seit längerem bekannt:<br />

Aul. cornigera weist eine häutige Spitze im Zentrum <strong>der</strong> Hinterstigmen auf (Abb. 288),<br />

die Aul. hendeliana fehlt (Abb. 285; s.auch Marquardt 1983).<br />

Die Gesichtsmaske unterscheidet sich von jener <strong>der</strong> vorangegangenen Art insofern, als <strong>der</strong><br />

Terminalkomplex weniger reduziert ist. T1 ist als großes Papillensinnesorgan erkennbar, während<br />

an<strong>der</strong>e Elemente als Gruben bzw. Campaniforme Sensillen ausgebildet sind. Die terminalen<br />

Knospen <strong>der</strong> Hinterstigmen sind nicht wie bei Aul. hendeliana in einem regelmäßigen<br />

Kreis, son<strong>der</strong>n quirlig in mehreren Reihen angeordnet (Abb. 288). Die Knospen sind ebenfalls<br />

weniger deutlich voneinan<strong>der</strong> abgesetzt. Die häutige Spitze befindet sich unmittelbar neben <strong>der</strong><br />

Häutungsnarbe.<br />

LI-Stadium einer an Lonicera minierenden Aulagromyza-Art (Abb. 290-292, 301)<br />

Material: D, NRW, Bi., ex Lonicera periclymenum, leg. Dem. (0305991).<br />

Da die beiden Arten cornigera <strong>und</strong> hendeliana fast überall nebeneinan<strong>der</strong> vorkommen <strong>und</strong><br />

die ersten Larvenstadien sich nicht unterscheiden lassen, kann die folgende Beschreibung nicht<br />

einer <strong>der</strong> Arten eindeutig zugeordnet werden. Vermutlich läßt sie sich jedoch auf beide Arten<br />

anwenden, da sich, wie schon erwähnt, auch die späteren Stadien kaum unterscheiden.<br />

Beschreibung: Die längliche Gesichtsmaske (Abb. 290) hat keine Mittelfurche, <strong>der</strong> Unterrand<br />

umfaßt die oberen M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> Mandibeln. Klar von <strong>der</strong> Gesichtsmaske abgesetzte<br />

M<strong>und</strong>lappen fehlen. Die Sinnesorgane <strong>der</strong> Gesichtsmaske sind vollständig vorhanden, es sind<br />

aber nicht sämtliche Elemente des Terminalkomplexes an dem vorliegenden REM-Präparat zu<br />

erkennen, T1,3-5 sind von normaler, <strong>der</strong> allgemeinen Beschreibung entsprechen<strong>der</strong> Form. Vom<br />

Unterrand des Terminalkomplexes verläuft je eine kurze Furche schräg nach unten. I2 haben<br />

eine schlitzförmige, längliche Gestalt. Die oberen M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> Mandibeln bilden innen<br />

eine enge, nach allen Seiten geschlossene Röhre, ob sie zusammengewachsen sind o<strong>der</strong> nur eng<br />

nebeneinan<strong>der</strong> liegen, ist unbekannt. Der obere M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> rechten Mandibel ragt weiter<br />

nach vorne <strong>und</strong> bildet die Spitze. Die zweiten M<strong>und</strong>haken bei<strong>der</strong> Mandibeln befinden sich etwa<br />

auf gleicher Höhe <strong>und</strong> lassen eine breite Öffnung zwischen sich frei. Die linke Mandibel verfügt<br />

noch über einen dritten M<strong>und</strong>haken dicht unter dem zweiten <strong>und</strong> von ähnlicher Größe. Das<br />

Labium ist groß <strong>und</strong> ragt im Zwischenraum <strong>der</strong> Mandibeln bis fast zum Unterrand <strong>der</strong> oberen<br />

M<strong>und</strong>haken. Die kleinen Hinterstigmen liegen dicht nebeneinan<strong>der</strong> am letzten Segment <strong>und</strong> haben<br />

jeweils eine Öffnung. Kurz über <strong>der</strong> Analöffnung sind auch im ersten Larvenstadium schon<br />

Subspirakularprozesse vorhanden. Analprozesse fehlen. Der Mandibularkomplex ist dorsal am<br />

breitesten. Die hinteren Teile des Cephalopharyngealskeletts sind lang <strong>und</strong> dünn; das Mittelstück<br />

ist im hinteren Drittel unterhalb <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> Dorsalflügelbrücke deutlich nach unten<br />

gebogen, während <strong>der</strong> Ventralflügel etwas nach oben gebogen ist. Der etwa doppelt so lange<br />

Dorsalflügel ist an <strong>der</strong> Basis so dünn wie das Mittelstück <strong>und</strong> ist nach hinten stark verbreitert.


167<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Abb. 290-292: Aulagromyza spec. an Lonicera, erstes Larvalstadium. Von oben: 290: Gesichtsmaske; 291:<br />

Subspirakularprozesse <strong>und</strong> Analwölbung; 292: Hinterstigma. Maßstriche: 290, 292 = 5 µm; 291 = 50 µm.<br />

Aulagromyza heringi (Hendel, 1920) (Abb. 275, 293-294, 302)<br />

Material: D, NRW, Bi., ex Fraxinus excelsior, leg. Dem. (2010971).<br />

Beschreibung: L: - 2,2 mm; B: - 0,6 mm; LPh: 0,28 mm; LM: 0,03 mm; HM: 0,06 mm. Die<br />

Mittelfurche <strong>der</strong> Gesichtsmaske endet noch vor einer geraden <strong>und</strong> langen Stirnfalte <strong>und</strong> verbreitert<br />

sich dorsal zu einer breiten Mulde. Die Stirn selbst ist glatt <strong>und</strong> eher kurz. Die Kopfrandfalte<br />

ist dorsal reduziert. Die außen abger<strong>und</strong>eten Gesichtshälften stehen am Innenrand etwas<br />

ab. Neben dem Gesicht liegen drei Wölbungen, auf den zwei oberen befinden sich die obe-


168<br />

Einzelbeschreibungen<br />

ren Lateralorgane. Die Sinnesorgane <strong>der</strong> Gesichtsmaske sind eher nach vorne gerichtet, <strong>der</strong><br />

Kopfbereich ist nicht stark zugespitzt. Der Terminalkomplex ist von einem unvollständigen cuticulären<br />

Kreis vor allem nach außen hin umschlossen. Alle elf Elemente sind gut zu identifizieren.<br />

Der Größenunterschied von T2 zu den übrigen Sensillen ist gering. T5,6 sowie T9 sind<br />

als Campaniforme Sensillen entwickelt. Innere Sinnesgruben: I1 liegen in tiefen Gruben knapp<br />

über den Dorsalorganen. Von diesen Gruben verläuft eine Vertiefung zur Mittelfurche. M1,2<br />

sind gut entwickelt, die Grube von M2 ist breiter <strong>und</strong> tiefer als die von M1, <strong>der</strong>en Wölbung ist<br />

dagegen reduziert. Beide M<strong>und</strong>lappen sind deutlich zweigeteilt. Bei beiden ist zu erkennen, daß<br />

sie unter dem Gesichtsrand entspringen. Ein Teil des M<strong>und</strong>lappens ist teilweise mit dem<br />

M<strong>und</strong>rand verwachsen, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Abschnitt ragt nach innen <strong>und</strong> überdeckt den oberen M<strong>und</strong>haken<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Mandibel. Beim linken, etwas größeren M<strong>und</strong>lappen ragt <strong>der</strong> innere Teil<br />

bis in die Mitte <strong>der</strong> M<strong>und</strong>öffnung, während <strong>der</strong> innere Ausläufer des rechten M<strong>und</strong>lappens die<br />

rechte Mandibel nur knapp überdeckt. Die oberen M<strong>und</strong>haken bei<strong>der</strong> Mandibeln sind einan<strong>der</strong><br />

genähert. Die Labialorgane bestehen aus zwei Sinnesgruben. Cephalopharyngealskelett:<br />

Mandibeln auffallend halbkreisförmig mit schwach alternierenden, gleich gestalteten M<strong>und</strong>haken<br />

<strong>und</strong> reduzierter hinterer Kante <strong>der</strong> linken Mandibel. Das Mittelstück <strong>und</strong> das erste Drittel<br />

des mit diesem verwachsenen Basalteils bilden eine fast gerade Linie. Der Dorsalflügel ist bis<br />

dahin von etwa konstanter Breite; dahinter wird er graduell dünner <strong>und</strong> endet zugespitzt. Der<br />

untere Teil des Dorsalflügels ist auch bei dieser Art sehr lang, mehr als halb so lang wie <strong>der</strong><br />

obere Teil. Der schwach pigmentierte Ventralflügel ist etwas mehr als halb so lang wie <strong>der</strong><br />

Dorsalflügel; ein Fenster ist dennoch klar zu erkennen.<br />

Abb. 293- 294: Aulagromyza heringi, drittes Larvalstadium. Von links: 293: Kopfsegment; 294: Hinterstigma.<br />

Maßstriche: 293 = 50 µm; 294 = 5 µm.<br />

Die unmittelbar nebeneinan<strong>der</strong> befindlichen Vor<strong>der</strong>stigmen besitzen sehr lange Stiele, an<br />

denen sich auch seitlich die Häutungsnarben befinden. Die Knospen sind in zwei unregelmäßigen<br />

Reihen angeordnet. Die Lokomotionsgürtel bestehen aus kleinen in nur wenigen Reihen<br />

angeordneten Dentikeln. Hinterstigmen sind nach hinten gerichtet, relativ niedrig ansitzend,<br />

die ca. 20 Knospen befinden sich auf je einer länglichen unregelmäßigen Fläche, auf denen sie


169<br />

Einzelbeschreibungen<br />

mindestens zweireihig angeordnet sind. Die Häutungsnarben sind an den Innenseiten gut erkennbar.<br />

Die Analwölbung ist sehr schmal <strong>und</strong> schwach gewölbt, ohne Analorgane. Das letzte<br />

Segment ist glatt.<br />

L1 (Abb. 302): Die eng zusammen liegenden oberen zwei M<strong>und</strong>haken bei<strong>der</strong> Mandibeln<br />

sind lang <strong>und</strong> deutlich nach unten gebogen, darunter ist in <strong>der</strong> Zeichnung das Mandibularorgan<br />

erkennbar. Untere M<strong>und</strong>haken sind nicht vorhanden. Am Oberrand des Mandibularkomplexes<br />

befindet sich eine deutliche Verdickung. Das Mittelstück ist etwas nach unten, <strong>der</strong> Ventralflügel<br />

etwas nach oben gebogen. Die Dorsalflügelbrücke endet in <strong>der</strong> vor<strong>der</strong>en Hälfte des Mittelstücks.<br />

Der Ventralflügel hat ein kleines Fenster, direkt an <strong>der</strong> Basis. Der nur wenig längere<br />

Dorsalflügel ist stark gebogen.<br />

Bionomie: Minierer an Eschenblättern (Fraxinus), die vermutlich nur eine Generation im<br />

Herbst (bis November) bilden. In Bielefeld waren die Minen in den Untersuchungsjahren 1997<br />

<strong>und</strong> 1999 sehr zahlreich.<br />

Aulagromyza ?orphana (Hendel, 1920) (Abb. 277, 295-298,)<br />

Material: L1/L3 D, NRW, Bi., ex Galium aparine, leg. Dem. (1706982). Eine Auszucht<br />

von Imagines gelang nicht, die Artbestimmung erfolgte nach Hering 1957b.<br />

Beschreibung: L: - 4,8 mm; B: 0,6 mm; LPh: mm; LM: mm; HM: mm. Es handelt sich um<br />

eine lange <strong>und</strong> dünne Larve, wie es für Stengel- <strong>und</strong> Stengelrandminierer typisch ist. Wenn die<br />

erwachsene Larve die Mine verlassen hat <strong>und</strong> sich einen Verpuppungsplatz sucht, dann verän<strong>der</strong>t<br />

sie jedoch ihre Gestalt <strong>und</strong> ist danach - wie auch das folgende Puparium - kurz <strong>und</strong> dick.<br />

Gesichtsmaske: Das Gesicht ist breit <strong>und</strong> kurz; es existiert eine kurze, unregelmäßige, nicht<br />

pigmentierte Mittelfurche, die sich schon unterhalb <strong>der</strong> Dorsalorgane verzweigt. Seitlich, etwas<br />

über den oberen hoch gelegenen I1-Gruben, verläuft eine schwache Querfalte. I2 liegen auf<br />

nach vorne gerichteten inneren Protuberanzen am Rand <strong>der</strong> Mittelfurche auf gleicher Höhe wie<br />

<strong>der</strong> Terminalkomplex. Das Element T1 des Terminalorgans ist überdurchschnittlich groß. Die<br />

übrigen neun sichtbaren Sinnesorgane liegen insgesamt auf einer nur geringfügig größeren Fläche.<br />

T2, wie T1 papillenförmig, hat weniger als ein Viertel <strong>der</strong> Größe von T1. Bei den übrigen<br />

Elementen handelt es sich um Gruben <strong>und</strong> Campaniforme Sensillen, die nur schwer zu identifizieren<br />

sind. Die oberen Lateralorgane liegen auf je einer deutlichen Verdickung. Die M<strong>und</strong>haken<br />

<strong>der</strong> Mandibeln sind breit <strong>und</strong> lang. Der obere M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> rechten, größeren Mandibel<br />

liegt genau unter <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Gesichtsmaske. Die M<strong>und</strong>haken sind dick, die oberen liegen<br />

dichter nebeneinan<strong>der</strong> als die unteren. Unter dem zweiten M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> rechten Mandibel<br />

befinden sich drei r<strong>und</strong>liche, gleichmäßig untereinan<strong>der</strong> liegende Verdickungen (Abb. 195). Sie<br />

sind auch lichtmikroskopisch nachweisbar (Abb. 277). Auch beide M<strong>und</strong>lappen sind auffallend<br />

dick Nur <strong>der</strong> linke ist ventral schwach geteilt. Der rechte ist einfach <strong>und</strong> etwas kleiner.<br />

Das erste Segment ist, von lateral betrachtet, stark konisch. Cephalopharyngealskelett: Das<br />

vor<strong>der</strong>e Labialsklerit ragt in den Zwischenraum des Mandibularkomplexes hinein. Das Mittelstück<br />

ist nur teilweise dorsal mit dem Basalteil verwachsen. Die Dorsalflügelbrücke ist dünn<br />

<strong>und</strong> lang, deutlich den Dorsalrand des Mittelstücks überragend. Der Ventralflügel des Basalteils<br />

besitzt ein schwach ausgeprägtes Fenster <strong>und</strong> ist insgesamt nur wenig kürzer als <strong>der</strong> Dorsalflügel.<br />

Dieser hat einen gebogenen, gleichmäßig breiten oberen <strong>und</strong> einen fast genauso langen,<br />

nadelartigen unteren Teil.<br />

Hinter dem Kopfsegment befinden sich mehrere Reihen feiner Dentikel. Vor den Vor<strong>der</strong>stigmen<br />

liegen dorsal zwei Reihen Campaniformer Sensillen <strong>und</strong> dahinter auf dem zweiten<br />

Segment, eine weitere durchgehende Reihe. Die Vor<strong>der</strong>stigmen haben insgesamt eine rosettenartige<br />

Form. Die Knospen sind unregelmäßig mehrreihig angeordnet. Die Lokomotionsgür-


170<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Abb. 295-298: Aulagromyza ?orphana, drittes Larvalstadium. Von l. o. nach r. u.: 295: Mandibeln; 296: Terminalkomplex;<br />

297: Hinterteil mit Protuberanz; 298: Analwölbung. Maßstriche: 295, 296 = 5 µm; 297, 298 =<br />

50 µm.<br />

tel bestehen aus sehr kleinen, unregelmäßigen Dentikeln von geringfügig unterschiedlicher<br />

Größe. Die Muskelansatzstellen sind klein <strong>und</strong> unauffällig. Die Hinterstigmen liegen am Dorsalrand<br />

des letzten Segmentes <strong>und</strong> sind nach hinten gerichtet. Die Knospen sind kreisförmig<br />

um die sehr auffällige Häutungsnarbe gruppiert. Auf dem letzten Segment unter den Hinterstigmen<br />

befindet sich eine auffällige sackartige Protuberanz, die im Schlüssel von Hering<br />

(1957b) als Bestimmungsmerkmal verwendet wird. (Nach Spencer 1976 wurden Imagines dieser<br />

Art jedoch nicht gezogen, die Kenntnis des Zusammenhangs zwischen Imago <strong>und</strong> Larve beruht<br />

demzufolge nur auf Evidenzien aufgr<strong>und</strong> von Adultfängen in <strong>der</strong> Umgebung <strong>der</strong> Wirts-


171<br />

Einzelbeschreibungen<br />

pflanzen). Beim Rückwärtskriechen in <strong>der</strong> Mine schiebt sich diese Protuberanz nach oben <strong>und</strong><br />

deckt damit die Stigmen ab. Obwohl noch gut erkennbar, ist die Protuberanz beim Puparium -<br />

aber auch schon bei <strong>der</strong> die Mine verlassenden Larve - deutlich kleiner als bei einer minierenden<br />

Larve im zweiten o<strong>der</strong> dritten Stadium. An <strong>der</strong> Grenze zum letzten Segment befindet sich<br />

kein Lokomotionsgürtel, auch <strong>der</strong> Bereich dahinter ist nahezu kahl; Subspirakularorgane fehlen.<br />

Auf <strong>der</strong> glatten Analwölbung befinden sich deutliche, aber flache Analorgane.<br />

Bionomie: Lebt als Stengelrandminierer in Galium aparine. In Bielefeld war die Art 1998<br />

<strong>und</strong> 1999 im Juni außerordentlich häufig, in jedem untersuchten Stengel befanden sich mehrere<br />

Larven. Junge Larven finden sich oft im Bereich eines Knotens. Die Minierbewegungen dieser<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> folgenden Art sind eher langsam. Oft kann beobachtet werden, daß sie anscheinend mit<br />

ihren M<strong>und</strong>haken vorübergehend festhakt <strong>und</strong> die Minierbewegung unterbrechen muß.<br />

Nach Hering (1957b) wird das Ei in einem Blatt abgelegt, das zunächst ausminiert wird,<br />

dann erfolgt die Einwan<strong>der</strong>ung in den Stengel. Dies kann durch eigene Beobachtung nur für<br />

eine weitere unbestimmte Aulagromyza-Art an Galium mollugo bestätigt werden. Die Stengel<br />

dieser Pflanze sind wesentlich härter als jene von Galium aparine. Die weichen Stengel <strong>der</strong><br />

vorliegenden Wirtspflanze dürften für die Eiablage ebenso gut geeignet sein wie die Blätter.<br />

Abb. 299-304: Cephalopharyngealskelette erster Larvalstadien. 299: Aulagromyza spec. 1 an Galium<br />

aparine; 300: A. spec. 2 an G. aparine; 301: A. spec an Lonicera; 302: A. heringi; 303: Gymnophytomyza<br />

heteroneura; 304: Ptochomyza asparagivora. Maßstrich = 15 µm.


172<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Abb. 305-308: Aulagromyza discrepans, drittes Larvalstadium. Von l. o. nach r. u.: 305: Gesichtsmaske;<br />

306: Vor<strong>der</strong>stigmen; 307: Hinterteil ventral; 308: Hinterstigma. Maßstriche = 50 µm.<br />

Aulagromyza discrepans (van <strong>der</strong> Wulp, 1871) (Abb. 14, 305-308)<br />

Material: D, NRW, Bi., ex Galium aparine, leg. Dem. (3006982) Imago em. 29.04.1999;<br />

D, NRW, Bi., ex Galium aparine, leg. Dem. (1806981).<br />

Beschreibung: L: - 4,2 mm; B: - 0,7 mm. Eine Art, die regelmäßig zusammen mit orphana<br />

in den Stengeln von Galium aparine miniert <strong>und</strong> gut von dieser zu unterscheiden ist, da sie nur<br />

drei Hinterstigmenöffnungen hat <strong>und</strong> die für Aul. orphana charakteristische hintere Protube-


173<br />

Einzelbeschreibungen<br />

ranz fehlt. Abgesehen von den erwähnten Unterschieden ist diese Art ebenfalls zylindrisch,<br />

langgestreckt <strong>und</strong> hat auffallend lange <strong>und</strong> kräftige M<strong>und</strong>haken.<br />

Die Gesichtsmaske ist sehr breit <strong>und</strong> insgesamt ähnlich wie orphana. Sie wirkt kurz, da die<br />

Dorsalorgane sehr tief liegen. Die Mittelfurche ist flach <strong>und</strong> sehr kurz. Dorsal geht die Gesichtsmaske<br />

nahtlos in den Kopfbereich über. Vom unteren Gesichtsrand verläuft eine Lateralfalte<br />

vor den Lateralskleriten nach oben. Sinnesorgane: Die Dorsalpapillen liegen in einer tiefen<br />

Querfalte, die über die ganze Breite des Gesichts verläuft. Alle elf Elemente des Terminalkomplexes<br />

sind zu erkennen. Die Größenunterschiede zwischen den Papillensinnesorganen<br />

T1,2 <strong>und</strong> dem Rest sind groß, aber etwas geringer als bei A. orphana. Am Rand <strong>der</strong> Hauptpapille<br />

von T1 befindet sich eine zusätzliche Papille. Die I1-Gruben liegen deutlich über den Dorsalorganen;<br />

I2 auf <strong>der</strong> Höhe des Terminalkomplexes. Die Grube des Marginalen Sinnesorgans<br />

M2 ist größer als jene von M1. Auf den zwei Lateralplatten sind auch noch kleine Gruben ausgebildet.<br />

Die Mandibeln sind lang <strong>und</strong> kräftig. Der obere M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> rechten Mandibel ist<br />

etwas nach links gebogen, so daß <strong>der</strong> oberste M<strong>und</strong>haken eine zentrale Position erhält. Unter<br />

dem zweiten M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> rechten Mandibel sind zwei längliche, diagonal angeordnete Verdickungen<br />

zu erkennen (Abb. 14). Der linke M<strong>und</strong>lappen ist etwas größer als <strong>der</strong> rechte, beide<br />

sind dick <strong>und</strong> nicht geteilt. Auf <strong>der</strong> Oberfläche sind sie we<strong>der</strong> mit dem Gesichtsunterrand noch<br />

mit dem Seitenrand des M<strong>und</strong>es verwachsen. Das Cephalopharyngealskelett entspricht weitgehend<br />

jenem von orphana. Vor<strong>der</strong>e Thoraxsegmente: Hinter dem Kopfrand folgt ein eher<br />

breiter Gürtel mit kurzen diagonalen Dentikelreihen, <strong>der</strong> nur dorsal kurz unterbrochen ist. Die<br />

Vor<strong>der</strong>stigmen liegen auf kurzen Trägern <strong>und</strong> haben zahlreiche nicht in Reihen angeordnete<br />

Knospen. Lokomotionsgürtel: breit aber aus kleinen Dentikeln bestehend. In <strong>der</strong> Mitte auf den<br />

Segmenten sind Reihen von Campaniformen Sensillen präsent. Die Hinterstigmen haben drei<br />

deutlich getrennte kugelige Knospen mit langen Öffnungsschlitzen <strong>und</strong> einer auffälligen, auf<br />

den Innenseiten gelegenen Häutungsnarbe. In den engen Zwischenräumen <strong>der</strong> terminalen Knospen<br />

befinden sich auch Drüsenöffnungen. Die Stigmen liegen auf dicken nach hinten gerichteten<br />

Trägern. Das letzte Segment ist kahl, auch Campaniforme Sensillen fehlen. Subspirakularprozesse<br />

liegen knapp unter <strong>der</strong> Mitte des letzten Segments <strong>und</strong> tragen zwei Sinnesorgane, eine<br />

Grube <strong>und</strong> eine Campaniforme Sensille. Die Analwölbung ist fast kreisr<strong>und</strong> <strong>und</strong> unbehaart.<br />

Bionomie: Stengelminierer an Galium aparine. Die Identität <strong>der</strong> Art konnte durch Zucht ermittelt<br />

werden. Diese Art wurde fast stets zusammen mit orphana (s. S. 171) an den gleichen<br />

Pflanzen gef<strong>und</strong>en, das beobachtete Verhalten entspricht dem über diese Art geschriebenen.<br />

Zwei erste Larvenstadien aus Galium aparine<br />

Die vorliegenden zwei Arten wurden gemeinsam mit den dritten Stadien von Aulagromyza<br />

discrepans <strong>und</strong> orphana gesammelt. Mit Sicherheit handelt es sich um diese beiden Arten,<br />

doch aufgr<strong>und</strong> des starken Befalls je<strong>der</strong> untersuchten Pflanze mit beiden Arten konnte eine eindeutige<br />

Zuordnung <strong>der</strong> ersten Stadien zu einer bestimmten Art nicht vorgenommen werden.<br />

Species 1 (Abb. 299, 309-310): Die Gesichtsmaske ist breit <strong>und</strong> ohne Mittelfurche. Die<br />

Dorsal- <strong>und</strong> Terminalorgane sowie die Inneren Sinnesorgane sind voll ausgeprägt, die Marginalen<br />

Sinnesorgane fehlen. Alle elf Elemente des Terminalkomplexes sind zu identifizieren, sie<br />

ähneln denen des dritten Stadiums. Der Seitenrand des M<strong>und</strong>es ist etwas vorgeschoben, M<strong>und</strong>lappen<br />

fehlen. Die Mandibeln sind am Dorsalrand zusammengewachsen. Der Blick von oben<br />

legt nahe, daß beide Mandibeln nicht in <strong>der</strong> Mitte zusammengewachsen sind, son<strong>der</strong>n daß <strong>der</strong><br />

oberste M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> rechten Mandibel nach links gerückt ist <strong>und</strong> mit <strong>der</strong> Dorsalseite des<br />

darunter befindlichen oberen M<strong>und</strong>hakens <strong>der</strong> linken Mandibel verwachsen ist. Dieser obere


174<br />

Einzelbeschreibungen<br />

M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> linken Mandibel ist wesentlich größer als alle übrigen, außerdem besitzt die<br />

linke Mandibel noch drei weitere kleinere M<strong>und</strong>haken, die rechte weitere vier. Letztere treten<br />

in Lateralansicht stark hinter den M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> linken Mandibel zurück.<br />

Abb. 309-312: Kopfsegmente erster Larvalstadien von Aulagromyza-Arten an Galium aparine. Von l. o.<br />

nach r. u.: 309, 310: Aulagromyza spec. 1; 311, 312: A. spec. 2. Maßstriche = 5 µm.<br />

Der Mandibularkomplex ist verglichen mit dem hinteren Abschnitt des Cephalopharyngealskeletts<br />

relativ groß <strong>und</strong> deutlich nach vorne gerichtet. Am Hinterrand befindet sich eine ausgeprägte<br />

dorsale Kante. Das Ende <strong>der</strong> Dorsalflügelbrücke endet etwa in <strong>der</strong> Mitte des schwach<br />

gebogenen Mittelstücks. Dorsal- <strong>und</strong> Ventralflügel sind etwa von gleicher Länge, ersterer ist jedoch<br />

etwa doppelt so dick wie letzterer, aber apikal kaum dicker als an <strong>der</strong> Basis.


175<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Species 2 (Abb. 300, 311-312): Die Mittelfurche <strong>der</strong> Gesichtsmaske reicht bis zu <strong>der</strong>en<br />

Mittelpunkt. Den Seitenrand <strong>der</strong> Gesichtsmaske bildet eine Furche, die mit den Dorsalorganen<br />

zusammenläuft. Von den Elementen des Terminalkomplexes sind nur neun Elemente zu erkennen.<br />

T1,2 haben die übliche Position <strong>und</strong> Form. Die weiteren Elemente sind nicht gut identifizierbar.<br />

Die Marginalsinnesorgane fehlen, von den Inneren sind nur I2 vorhanden, <strong>und</strong> zwar etwas<br />

vor dem Ende <strong>der</strong> Mittelfurche. Die Mandibeln sind in dem von außen sichtbaren Bereich<br />

nicht miteinan<strong>der</strong> verwachsen, die zwei oberen M<strong>und</strong>haken bilden aber dennoch eine Rinne,<br />

indem beide auf den Innenseiten ausgehöhlt sind <strong>und</strong> eng aneinan<strong>der</strong>liegen. Die Rinne ist somit<br />

auch nach unten geschlossen, was sie deutlich von Species 1 unterscheidet. Beide Mandibeln<br />

sind wie bei den älteren Larven asymmetrisch, <strong>der</strong> rechte obere M<strong>und</strong>haken liegt etwas oberhalb<br />

des linken, ist aber wesentlich kleiner. Beide M<strong>und</strong>haken haben vor dem Überlappungsbereich<br />

jeweils eine eigene apikale Spitze. Auf <strong>der</strong> rechten Mandibel befindet sich noch ein weiterer<br />

großer M<strong>und</strong>haken, während unter dem oberen M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> linken Mandibel zwei<br />

kleine <strong>und</strong> unauffällige Haken folgen.<br />

Abgesehen von den M<strong>und</strong>haken ähnelt das Cephalopharyngealskelett stark jenem von<br />

Species 1. Es ist nur insgesamt etwas kleiner, beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Dorsalflügel ist dünner.<br />

Ptochomyza asparagivora Spencer, 1964 (Abb. 279, 304, 313-316)<br />

Diese Gattung umfaßt gegenwärtig nur drei einan<strong>der</strong> sehr ähnliche blattminierende Arten.<br />

Gemeinsame Merkmale <strong>der</strong> Adulten sind die geringe Größe, die starke Reduktion <strong>der</strong> Flügela<strong>der</strong>ung<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Borsten auf <strong>der</strong> Körperoberfläche sowie die helle Färbung.<br />

Material: Gomera (Kanarische Inseln), Barranco de Santiago (ex Asparagus "Wil<strong>der</strong> Spargel"),<br />

leg. v. Tschirnhaus, 23. III. 1985 (A 686). Die Probe enthielt Minen mit Puparien, wenigen<br />

schlecht erhaltenen Larven im dritten Stadium <strong>und</strong> Cephalopharyngealskelette früherer Stadien.<br />

Die externe Beschreibung basiert auf schlecht erhaltenen vor<strong>der</strong>en Teil einer Larve, <strong>der</strong><br />

aus einer alten Mine herauspräpariert werden konnte. Die Informationen über die Körpersegmente<br />

<strong>und</strong> Stigmen wurden von Puparien gewonnen.<br />

Beschreibung: L(Puparium): - 1,7 mm; B: - 0,4 mm; LPh: 0,15 mm; LM: 0,04 mm; HM:<br />

0,03 mm. Die breite Gesichtsmaske hat eine tiefe, pigmentierte Mittelfurche <strong>und</strong> einen ebenfalls<br />

pigmentierten, gut abgesetzten Unter- <strong>und</strong> Seitenrand, <strong>der</strong> sich als Lateralfurche nach hinten<br />

fortsetzt. Über <strong>der</strong> Gesichtsmaske liegen drei Reihen von breiten, nach vorne anliegenden<br />

Dentikeln. Die oberste Reihe reicht bis zu den Lateralfalten, während die unteren kürzer <strong>und</strong><br />

auf den Bereich zwischen den Dorsalorganen beschränkt sind. Der Gesichtsbereich zwischen<br />

den Terminalorganen ist zwar vorgewölbt, aber nicht nach unten verlängert. Der ungesockelte<br />

Terminalkomplex umfaßt neun erkennbare Elemente, von denen nur die Papille T1 identifizierbar<br />

ist Weitere Sinnesorgane konnten nicht erkannt werden. Es ist ausschließlich anhand <strong>der</strong><br />

REM-Aufnahmen zu erkennen, daß die rechte Mandibel geringfügig größer ist als die linke.<br />

Die M<strong>und</strong>lappen sind sehr unterschiedlich: Während <strong>der</strong> rechte klein <strong>und</strong> von einfacher Form<br />

ist, ist <strong>der</strong> linke tief zweigeteilt. Der größere Abschnitt liegt auf dem oberen M<strong>und</strong>haken, <strong>der</strong><br />

kleinere Abschnitt am M<strong>und</strong>rand. Beide M<strong>und</strong>lappen entspringen einem relativ breiten Zwischenraum<br />

zwischen M<strong>und</strong>rand <strong>und</strong> Gesichtsunterrand. Cephalopharyngealskelett: Der Mandibularkomplex<br />

ist etwa so lang wie breit, hinten auf Höhe des Mittelstücks verschmälert. Die<br />

oberen zwei M<strong>und</strong>haken ragen deutlich weiter vor als die eher nach unten gerichteten unteren.<br />

Die zwei hinteren Teile des Cephalopharyngealskeletts sind vollständig miteinan<strong>der</strong> verschmolzen;<br />

Ventral- <strong>und</strong> Dorsalflügel sind etwa gleich lang. Der Dorsalflügel besteht nur aus<br />

einem Teil.


176<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Abb. 313-316: Ptochomyza asparagivora. Von l. o. nach r. u.: 313-314: drittes Larvalstadium, Gesichtsmaske<br />

(Die Pfeile zeigen den geteilten linken M<strong>und</strong>lappen); 315: Puparium, Vor<strong>der</strong>teil dorsal; 316: Hinterteil,<br />

mit Hinterstigmen <strong>und</strong> Analwölbung. Maßstriche: 313, 314 = 5 µm; 315, 316 = 50 µm.<br />

Die Vor<strong>der</strong>stigmen enthalten nur vier bis fünf Öffnungen <strong>und</strong> liegen in deutlichem Abstand<br />

voneinan<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Dorsalseite. Auf dem zweiten Thorakalsegment befindet sich eine dorsale<br />

Protuberanz. Die schmalen Lokomotionsgürtel bestehen aus winzigen Dentikeln. Die Hinterstigmen<br />

liegen auf einem "Stigmensegment", das über die Analwölbung hinausragt. Die länglichen,<br />

leicht konischen Stigmenträger sind nach hinten gerichtet. Die zwei bis drei Öffnungen<br />

liegen nicht auf je einer terminalen Knospe, son<strong>der</strong>n bilden eine gleichmäßig halbkugelige Fläche.<br />

Die genaue Anzahl <strong>der</strong> Knospen ist nicht erkennbar, wahrscheinlich ist, daß es drei sind.<br />

Diese Eigenschaft ist auch von Ptochomyza mayeri (Spencer, 1966) bekannt (Spencer 1990).


177<br />

Einzelbeschreibungen<br />

L1 (Cephalopharyngealskelett): Die zwei langen <strong>und</strong> gebogenen M<strong>und</strong>haken alternieren<br />

schwach <strong>und</strong> bilden einen inneren Hohlraum. Der Mandibularkomplex ist lang <strong>und</strong> hat an <strong>der</strong><br />

Grenze zum Mittelstück eine breite Verdickung. Die Dorsalflügelbrücke erreicht fast den Vor<strong>der</strong>rand<br />

des Mittelstücks, das schwach nach unten gebogen ist. Der schwach nach innen gebogene<br />

Ventralflügel ist wenig kürzer als <strong>der</strong> apikal nicht verdickte Dorsalflügel.<br />

Bionomie: Die Larve miniert in jeweils einem nadelartigen Blatt von wildem Spargel <strong>und</strong><br />

Zuchtspargel (Liliaceae). Die Verpuppung erfolgt in <strong>der</strong> Mine; im Verlauf eines Sommers werden<br />

vermutlich zahlreiche Generationen gebildet.<br />

Napomyza<br />

In diesem Taxon befindet sich eine Gruppe von sehr Phytomyza-ähnlichen Blattminierern,<br />

wie vermutlich N. yasumatsui Sasakawa, 1955 <strong>und</strong> N. eximia aus Afrika neben eine Gruppe<br />

von recht einheitlichen Nicht-Blattminierern, zu <strong>der</strong> N. lateralis gehört. Der typische, sehr<br />

kleine Distiphallus <strong>der</strong> Männchen kann als Apomorphie <strong>der</strong> Gattung interpretiert werden. Dieser<br />

kann sowohl zwei ursprüngliche terminale Tubuli aufweisen als auch nur einen. Der kleine<br />

Distiphallus steht in starkem Kontrast zu den langen, weit auseinan<strong>der</strong>liegenden Seitenteilen<br />

des Basiphallus.<br />

Das neue, von Zlobin (1994) vorgestellte engere Konzept <strong>der</strong> Gattung trifft auf die eine hier<br />

beschriebene Art, N. eximia, nicht zu. Aufgr<strong>und</strong> einer klaren Alternative für die Einordnung<br />

von eximia wird hier deshalb die ältere Sichtweise von Spencer (1990) vorläufig beibehalten.<br />

Napomyza ?eximia Spencer, 1964 (Abb. 317-318)<br />

Material (L3-Larven <strong>und</strong> ein L1-Cephalopharyngealskelett): Tansania, Berg Kilimanjaro,<br />

Bismarckhütte ex Ranunculus spec. (die Pflanze wuchs im Wasser), leg. v. Tschirnhaus<br />

3.III.1971 (A414a). Es wurden keine Imagines gezogen.<br />

Beschreibung: L: 2,7 mm; B: 0,5 mm; LPh: 0,41 mm; LM: 0,07 mm; HM: 0,08 mm. Die<br />

Körperform <strong>der</strong> Larve ist stumpf, schon das erste Thorakalsegment ist nur wenig dünner als die<br />

folgenden Segmente. Auf den vor<strong>der</strong>en Segmenten befinden sich <strong>und</strong>eutliche Reihen von Campaniformen<br />

Sensillen. Das Kopfsegment ist ventral in das erste Segment zurückgezogen, so<br />

daß <strong>der</strong> ventrale Bereich <strong>der</strong> Mandibeln <strong>und</strong> die M<strong>und</strong>öffnung nicht zu erkennen sind. Die Gesichtsmaske<br />

hat eine tiefe, gleichmäßige <strong>und</strong> pigmentierte Mittelfurche, die sich ventral kaum<br />

verbreitert <strong>und</strong> sich auf <strong>der</strong> Stirn in zwei bis zum Hinterrand des Kopfsegments reichende nicht<br />

pigmentierte obere Lateralfurchen verzweigt. Die Geschichtsmaske ist ventral <strong>und</strong> lateral durch<br />

Furchen vom übrigen Kopfsegment abgesetzt. Die weiteren Sinnesorgane <strong>der</strong> Gesichtsmaske<br />

entsprechen dem allgemeinen Muster. Die Oberen Lateralorgane befinden sich auf zwei schwachen<br />

Wölbungen. Der Terminalkomplex weist alle elf Elemente in typischer Form auf. Die kurzen<br />

<strong>und</strong> breiten M<strong>und</strong>lappen bilden eine Verlängerung sowohl des Gesichtsunterrandes als<br />

auch des M<strong>und</strong>randes. Die deutlich alternierenden vier M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> Mandibeln sind stärker<br />

nach unten gerichtet als bei Blattminierern. Der rechte obere M<strong>und</strong>haken ist länger <strong>und</strong> breiter<br />

als <strong>der</strong> linke. Cephalopharyngealskelett: Von lateraler Perspektive alternieren die M<strong>und</strong>haken<br />

nur schwach. Der Mandibularkomplex ist r<strong>und</strong>lich geformt, Lateralsklerite fehlen bei dieser<br />

Art. Das Mittelstück ist kurz, weniger als halb so lang wie <strong>der</strong> Basalteil. Die Dorsalflügelbrükke<br />

ist lang <strong>und</strong> erhebt sich deutlich über das Mittelstück. Der Ventralflügel des Basalteils ist<br />

mehr als halb so lang wie <strong>der</strong> Dorsalflügel <strong>und</strong> weist ein geschlossenes Fenster auf. Der obere<br />

Teil des Dorsalflügels ist stark gebogen <strong>und</strong> dick, <strong>der</strong> dicht darunter befindliche untere Teil


178<br />

Einzelbeschreibungen<br />

dünn <strong>und</strong> kurz. In <strong>der</strong> Mitte des ersten Thorakalsegments liegen die Vor<strong>der</strong>stigmen dicht nebeneinan<strong>der</strong>.<br />

Sie haben eine ähnliche Form wie Aulagromyza heringi <strong>und</strong> viele Chromatomyia-<br />

Arten. Die Stigmenträger sind lang, darauf befinden sich zwei Reihen rosettenförmig angeordneter<br />

terminaler Knospen. Die Lokomotionsgürtel bestehen aus kleinen Dentikeln von einheitlicher<br />

Größe. Die größte Breite erreichen die Gürtel auf <strong>der</strong> Dorsalseite <strong>und</strong> sie werden zur Seite<br />

hin allmählich schmaler. Unmittelbar auf <strong>der</strong> Ventralseite sind keine Dentikel. Die Hinterstigmen<br />

befinden sich am Dorsalrand des letzten Segments <strong>und</strong> sind nach hinten gerichtet. Die<br />

ca. zehn Knospen sind unregelmäßig um die Häutungsnarbe gruppiert. Subspirakularorgane<br />

sind vorhanden, sie sind aber nicht aufgewölbt <strong>und</strong> bestehen nur aus je einem beulenartigen<br />

Sinnesorgan, das von zwei Rillen umgeben ist. Auf gleicher Höhe etwas seitlicher befindet sich<br />

eine einzelne Campaniforme Sensille, die auf dem letzten Segment zu erkennen ist. An den<br />

Rän<strong>der</strong>n des äußeren, leicht verdickten Bereichs <strong>der</strong> Analwölbung liegen zwei Papillen.<br />

Abb. 317-318: Napomyza ?eximia, drittes Larvalstadium. Von links: 317: Kopfsegment; 318: Hinterstigma.<br />

Maßstriche = 50 µm.<br />

L1: Der Gesamthabitus des Cephalopharyngealskeletts ähnelt dem von Aulagromyza<br />

discrepans. Der Mandibularkomplex ist im Vergleich zu den hinteren Teilen groß. Jede Mandibel<br />

hat zwei M<strong>und</strong>haken, die oberen zwei sind von ähnlicher Größe <strong>und</strong> bilden eine funktionelle<br />

Einheit, sind jedoch nicht miteinan<strong>der</strong> verwachsen. Die zwei unteren, wesentlich kleineren<br />

M<strong>und</strong>haken alternieren stark. Die Lateralsklerite sind deutlich ausgeprägt <strong>und</strong> verdecken<br />

den vor<strong>der</strong>en Teil des Mittelstücks. Die Dorsalflügelbrücke reicht weit nach vorne bis kurz vor<br />

dem Vor<strong>der</strong>rand des Mittelstücks. Dieses ist etwas kürzer als <strong>der</strong> gleichmäßig gebogene Dorsalflügel<br />

des Basalteils. Der Ventralflügel ist nur wenig kürzer als <strong>der</strong> Dorsalflügel <strong>und</strong> wesentlich<br />

schwächer pigmentiert.<br />

Bionomie: Die Larven minieren im Samen, Blütenboden <strong>und</strong> zumindest auch im oberen Bereich<br />

des Blütenstengels, sie sind in <strong>der</strong> Lage, die Samen zu wechseln. Die Verpuppung findet<br />

vermutlich in <strong>der</strong> Mine statt (v. Tschirnhaus unveröffentl.).


179<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Abb. 319-321: Napomyza lateralis. Von o. l. 319: Gesichtsmaske des dritten Larvalstadiums; 320: Hinterteil;<br />

321 (unten): Kopfsegment des ersten Larvalstadiums. Maßstriche: 319, 321 = 5 µm; 320 = 50 µm.<br />

Napomyza lateralis (Fallén, 1823) (Abb. 319-321, 322, 350<br />

Material: D, NRW, Bi., ex Matricaria maritima, leg. Dem. (1507971).<br />

Beschreibung: L: - 3,4 mm; B: - 0,7; LPh: 0,4 mm; LM: 0,11 mm; HM: 0,11 mm. Das<br />

Kopfsegment ist in Ruhestellung sowohl beim lebenden als auch fixierten Tier in das erste<br />

Thorakalsegment zurückgezogen, so daß <strong>der</strong> untere Teil des Mandibularkomplexes nicht erkennbar<br />

ist. Die Gesichtsmaske weist eine lange <strong>und</strong> sehr tiefe sich unten verbreiternde Mittelfurche<br />

auf, die auch lichtmikroskopisch zu erkennen ist. Der Gesichtsunterrand ragt in <strong>der</strong>


180<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Mitte an den Rän<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Mittelfurche am weitesten vor. Über den I1-Gruben verzweigt sich<br />

die Mittelfurche. Eine eher dünne Lateralfurche verläuft nicht bis zum Hinterrand des Kopfsegments<br />

<strong>und</strong> bildet keine einheitliche Linie mit dem Gesichtsunterrand. Sinnesorgane: Auf <strong>der</strong><br />

Oberfläche des Dorsalorgans sind einige kleinere Gruben zu erkennen. Außerhalb, neben dem<br />

Rand, liegen zwei oberflächlich schlitzförmige Gruben. I1 liegen hoch über den Dorsalorganen,<br />

<strong>der</strong> Abstand ist doppelt so groß wie jener zwischen Dorsalorganen <strong>und</strong> Terminalkomplex. I2<br />

sind deutlich schlitzförmig. Der Terminalkomplex befindet sich auf einer größeren schwachen<br />

Wölbung, seine elf gut sichtbaren Elemente liegen dicht zusammen in <strong>der</strong> Mitte <strong>und</strong> bilden<br />

eine ovale Fläche, an <strong>der</strong>en Oberrand T1 liegt. Der Größenunterschied zwischen T1 <strong>und</strong> den<br />

kleineren Elementen ist gering. Die M<strong>und</strong>lappen liegen seitlich des oberen Zahnes <strong>der</strong> rechten<br />

Mandibel. Beide füllen den Zwischenraum zwischen dem Gesichtsunterrand <strong>und</strong> dem Seitenrand<br />

<strong>der</strong> M<strong>und</strong>öffnung aus. Der linke M<strong>und</strong>lappen, <strong>der</strong> über <strong>der</strong> kleineren linken Mandibel etwas<br />

mehr Platz hat, ist entsprechend etwas größer als <strong>der</strong> rechte. Der sehr dicke <strong>und</strong> lange obere<br />

M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> rechten Mandibel liegt ziemlich genau in <strong>der</strong> Mitte unter dem Gesicht, während<br />

die kleinere einzähnige linke Mandibel zur Seite versetzt ist. Der untere M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong><br />

rechten Mandibel ist etwas nach außen versetzt <strong>und</strong> befindet sich etwa auf gleicher Höhe wie<br />

<strong>der</strong> einzige M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> linken Mandibel. Cephalopharyngealskelett: Die M<strong>und</strong>haken<br />

sind dick <strong>und</strong> stark verlängert, <strong>der</strong> Mandibularkomplex insgesamt ist länger als hoch. Hinter<br />

dem vor<strong>der</strong>en Haken sind lateral noch die zwei kleineren sichtbar. Die schmalen, aber langen<br />

<strong>und</strong> distinkten Lateralsklerite überragen den Dorsalrand des Mittelstücks deutlich. Am Vor<strong>der</strong>rand<br />

<strong>der</strong> Lateralsklerite befindet sich ein unpigmentierter Fleck. Das sehr kurze Mittelstück ist<br />

mit dem Basalstück verwachsen; die Seitenteile sind breit <strong>und</strong> bilden einen dorsal <strong>und</strong> ventral<br />

fast geschlossenen Kanal. Die auffällige <strong>und</strong> lange Dorsalflügelbrücke reicht bis kurz vor den<br />

Vor<strong>der</strong>rand des Mittelstücks. Die dorsalen <strong>und</strong> ventralen Arme des Basalabschnitts verzweigen<br />

sich relativ weit hinten. Der Dorsalflügel hat keine oberen <strong>und</strong> unteren Teile; <strong>der</strong> Ventralflügel<br />

kein Fenster.<br />

Abb. 322: Napomyza lateralis, Cephalopharyngealskelett des dritten Larvalstadiums. Maßstrich = 0,1 mm.<br />

Über dem Kopf wird <strong>der</strong> Körper abrupt breiter. Die direkt hinter dem Kopfsegment befindlichen<br />

Dentikelreihen entsprechen größenmäßig jenen <strong>der</strong> hinteren Lokomotionsgürtel. Die Vor<strong>der</strong>stigmen<br />

haben eine einfach kugelige Form mit kurzen, dicht aneinan<strong>der</strong> stehenden Stielen.<br />

Die ca. sechs Knospen liegen in einer Reihe. Die Lokomotionsgürtel sind breit <strong>und</strong> bestehen<br />

aus sehr kleinen, teilweise deutlich zugespitzten Dentikeln. Die Hinterstigmen liegen unterhalb<br />

des Oberrandes des Segments <strong>und</strong> sind nach hinten gerichtet. Die zahlreichen Knospen<br />

sind in einer dicken Rosette zweireihig angeordnet. Die Stiele sind breiter als die Rosette <strong>und</strong><br />

besitzen Spirakularorgane. Das letzte Segment hat ventral vor <strong>der</strong> Analwölbung eine Anzahl


181<br />

Einzelbeschreibungen<br />

von schwach ausgeprägten Campaniformen Sensillen im hinteren Drittel. Zwei weitere direkt<br />

auf <strong>der</strong> Hinterseite gelegenen Campaniforme Sensillen sind vermutlich Elemente <strong>der</strong> Subspirakularorgane.<br />

Analwölbung liegt direkt am Hinterrand, ist etwa nach unten gerichtet <strong>und</strong> hat um<br />

die Öffnung starke konzentrische Falten; Analorgane sind unauffällig.<br />

L1 (Abb. 322, 350 ): Die Gesichtsmaske hat wie in späteren Stadien eine Mittelfurche, Dorsal-<br />

<strong>und</strong> Terminalkomplex sind ebenfalls vorhanden; die M<strong>und</strong>lappen fehlen. REM-Aufnahmen<br />

zeigen nur eine Reihe von drei exakt untereinan<strong>der</strong> befindlichen M<strong>und</strong>haken, die von oben<br />

nach unten an Größe abnehmen. Lichtmikroskopische Bef<strong>und</strong>e legen nahe, daß <strong>der</strong> obere<br />

M<strong>und</strong>haken auf die rechte Mandibel zurückgeht. Auf <strong>der</strong> linken Seite ist diese mit dem Oberrand<br />

<strong>der</strong> linken Mandibel, welche die zwei unteren M<strong>und</strong>haken bildet, verwachsen. Der hintere<br />

Teil <strong>der</strong> Mandibeln ist dagegen getrennt. Die Nahrungsaufnahme könnte durch den Spalt zwischen<br />

Gesichtsunterrand <strong>und</strong> oberem M<strong>und</strong>haken o<strong>der</strong> auch seitlich <strong>der</strong> M<strong>und</strong>hakenreihe erfolgen.<br />

Der Mandibularkomplex ist relativ zum hinteren Bereich des Cephalopharyngealskeletts<br />

groß. Der Hinterrand ist fast gerade; die Lateralsklerite sind sehr scharf von <strong>der</strong> Umgebung abgesetzt.<br />

Es sind klar zweiteilige Labialsklerite vorhanden, <strong>der</strong>en vor<strong>der</strong>er Teil in den Zwischenraum<br />

<strong>der</strong> Mandibeln ragt. Die Spitze <strong>der</strong> Dorsalflügelbrücke befindet sich in <strong>der</strong> vor<strong>der</strong>en<br />

Hälfte des Mittelstücks, deutlich vom Vor<strong>der</strong>rand entfernt. Der Unterrand des Mittelstücks <strong>und</strong><br />

des Ventralflügels ist eine fast gerade Linie. Der Dorsalflügel ist nur wenig länger als <strong>der</strong> Ventralflügel<br />

<strong>und</strong> stark nach unten gebogen.<br />

Bionomie: Blütenkopf <strong>und</strong> -stielminierer an zahlreichen Asteraceen (Spencer 1976).<br />

Phytomyza<br />

Für eine Monophylie dieses Taxons existieren keine Hinweise (s. Überblick über die<br />

Phytomyza-Gruppe). Eine Beson<strong>der</strong>heit ist das Auftreten eines fadenartig langen, fingerartigen<br />

Frontalprozesses (Abb. 13, 335) bei einer Anzahl von Arten. Hier ein paar Gr<strong>und</strong>charakteristika:<br />

Die Gesichtsmaske hat eine deutliche Mittelfurche <strong>und</strong> Gesichtsrandfurchen. M<strong>und</strong>lappen<br />

sind in allen Arten deutlich präsent. Die oberen Lateralorgane liegen häufig auf gelegentlich<br />

auch lichtmikroskopisch erkennbaren Lateralplatten. Über den Mandibeln sind bei einigen Arten<br />

Dorsalsklerite erkennbar. Die Knospen <strong>der</strong> Hinterstigmen sind immer zahlreicher als drei.<br />

Es ist auch aus <strong>der</strong> Literatur keine Art bekannt, <strong>der</strong>en Hinterstigmen noch die ursprüngliche<br />

Anzahl von drei Öffnungen hat. Bis auf continua haben die ersten Larvenstadien aller untersuchten<br />

Arten dorsal zu einer funktionellen Einheit verwachsene obere M<strong>und</strong>haken. Sie sind in<br />

<strong>der</strong> Regel auch gegenüber den unteren M<strong>und</strong>haken stark vergrößert. Die meisten Arten sind<br />

Blattminierer, aber es kommen auch Blattrippen-, Stengel- <strong>und</strong> Samenminierer sowie Gallbildner<br />

(Hering 1957b) vor.<br />

Phytomyza brunnipes Brischke, 1880 (Abb. 323, 324)<br />

Material: D, NRW, Bi., ex Sanicula europea, leg. Dem. (2605975, 2805971, 0106981).<br />

Beschreibung: L: - 2,3 mm; B: - 0,7 mm; LPh: 0,36 mm; LM: 0,03 mm; HM: 0,06 mm. Die<br />

Gesichtsmaske hat auffällige Seitenrän<strong>der</strong>, die dorsal aufeinan<strong>der</strong> zulaufen <strong>und</strong> erst kurz von<br />

<strong>der</strong> hinteren Grenze des Kopfsegments zusammentreffen. Die Mittelfurche reicht bis knapp<br />

über die Dorsalorgane <strong>und</strong> ist sehr breit <strong>und</strong> tief, darüber liegen die I1-Sinnesorgane auf zwei<br />

charakteristischen Protuberanzen, welche die Furche plötzlich verengen (Abb. 223). Die Dorsalpapillen<br />

liegen seitlich neben den Protuberanzen. Auf dem stark vorgestreckten Rand <strong>der</strong>


182<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Mittelfurche befinden sich die schlitzförmigen I2-Sinnesorgane. Der Terminalkomplex läßt nur<br />

sieben Elemente erkennen, T1 <strong>und</strong> eine Reihe von Gruben. T2 ist nicht papillenförmig. Die<br />

Marginalen Sinnesorgane liegen dicht neben dem Terminalkomplex, M2 ist schlitzförmig. Die<br />

oberen Lateralsinnesorgane befinden sich auf schwach ausgeprägten Lateralplatten dicht hinter<br />

dem Terminalkomplex. Auch die übrigen Lateralsinnesorgane sind deutlich zu erkennen. Die je<br />

zwei M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> eng nebeneinan<strong>der</strong> liegenden <strong>und</strong> stark asymmetrischen Mandibeln haben<br />

einen deutlich unterschiedlichen Abstand zueinan<strong>der</strong>. Jene <strong>der</strong> rechten Mandibel liegen<br />

weiter auseinan<strong>der</strong> als die M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> linken, kleineren Mandibel. Die M<strong>und</strong>lappen sind<br />

vom M<strong>und</strong>rand <strong>und</strong> dem Gesichtsunterrand deutlich abgesetzt, <strong>der</strong> linke ist deutlich größer als<br />

<strong>der</strong> rechte. Die Mandibularsinnesorgane liegen auf einer vergleichsweise großen Wölbung. Das<br />

Labium ist sehr dünn <strong>und</strong> kurz, er reicht nur etwa bis zum unteren M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> linken Mandibel.<br />

Der Vor<strong>der</strong>rand des ersten Thorakalsegments ist nur dorsal <strong>und</strong> ventral mit einigen Reihen<br />

feiner Haare besetzt, die laterale Bedornung beginnt erst etwa auf <strong>der</strong> Mitte des Segments.<br />

Cephalopharyngealskelett: Die M<strong>und</strong>haken sind in Seitenansicht sehr lang <strong>und</strong> dünn, die<br />

oberen M<strong>und</strong>haken bei<strong>der</strong> Mandibeln sind etwas länger als die unteren. Das Mittelstück ist vorne<br />

etwas zugespitzt; etwa in <strong>der</strong> Mitte endet die schwach pigmentierte Dorsalflügelbrücke. Das<br />

Mittelstück ist vom Basalteil deutlich getrennt. Der obere Teil des Dorsalflügels ist von konstanter<br />

Dicke <strong>und</strong> schwach <strong>und</strong> gleichmäßig gebogen. Die zwei Teile des Dorsalflügels liegen<br />

sehr dicht übereinan<strong>der</strong>, die Verzweigung dieser beiden Teile liegt deutlich vor <strong>der</strong> Abzweigung<br />

des Ventralflügels. Dieser ist etwa halb so lang wie <strong>der</strong> Dorsalflügel <strong>und</strong> hat ein geschlossenes<br />

Fenster. Die Lokomotionsgürtel bestehen aus sehr kleinen Dentikeln von einheitlicher<br />

Größe. Vor <strong>der</strong> Segmentgrenze befinden sich weniger Dentikel als dahinter. Die Muskelansatzstellen<br />

sind länglich. Vor<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Hinterstigmen zweiteilig mit schlanken, langen Ausläufern<br />

<strong>und</strong> zahlreichen Öffnungen. Die Knospen sind bei den eher nach hinten gerichteten Hinterstigmen<br />

gut voneinan<strong>der</strong> getrennt. Letztes Segment ist nackt, ohne Papillen <strong>und</strong> Muskelansatzstellen;<br />

Analöffnung einfach glatt, leicht aufgewölbt.<br />

Abb. 323-324: Phytomyza brunnipes, drittes Larvalstadium. Von links: 323: Gesichtsmaske; 324: Mandibeln<br />

<strong>und</strong> Labrum (Pfeile zeigen die M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> rechten Mandibel). Maßstriche = 5 µm.


183<br />

Einzelbeschreibungen<br />

L1: Die zwei oberen M<strong>und</strong>haken bilden einen Einheit, sie sind deutlich kürzer als jene von<br />

ilicis <strong>und</strong> lappae. Außer den zwei oberen ist nur ein weiterer M<strong>und</strong>haken festgestellt worden,<br />

von dem unklar ist, zu welcher Mandibel er gehört. Das Mittelstück ist länger als bei den an<strong>der</strong>en<br />

hier untersuchten blattminierenden Phytomyza-Arten <strong>und</strong> leicht nach unten gebogen; die<br />

Dorsalflügelbrücke reicht etwa bis zur Mitte. Der Ventralflügel des Basalteils hat ein Fenster<br />

von ähnlicher Form wie lappae.<br />

Bionomie: Blattminierer an Sanicula (Apiaceae), vermutlich nur eine Generation im Jahr.<br />

Phytomyza continua Hendel, 1920 (Abb. 325-326, 327-328, 331, 344-345, 351)<br />

Material: D, NRW, Bi., ex Arctium minus, leg. Dem. (2906971, 2407971, L1: 0906996).<br />

Beschreibung: L: - 4,1 mm; B: - 0,6 mm; LPh: 0,42 mm; LM: 0,06 mm; HM: 0,11 mm.<br />

Der Körper ist weiß, langgestreckt <strong>und</strong> fast ohne Lokomotionsgürtel. Das Hydroskelett ist<br />

schwach; die lebende Larve wirkt sehr weich, ihre Bewegungen sind langsam. Der Kopf ist<br />

stark in den Thorax eingesenkt. Erstes Segment mit zahlreichen Reihen blattartiger kleiner Setulae<br />

besetzt.<br />

Abb. 325-326: Phytomyza continua, drittes Larvalstadium. Von links: 325: Kopfsegment lateral; 326: Gesichtsmaske.<br />

Maßstriche: 325 = 50 µm; 326 = 5 µm.<br />

Die Gesichtsmaske hat eine dorsal verzweigte Mittelfurche. Ein langer, stark konischer<br />

Frontalprozeß beginnt unmittelbar über dem Gesicht <strong>und</strong> scheint aus mehreren Segmenten zu<br />

bestehen. Ventral sind die Gesichtshälften gleichmäßig abger<strong>und</strong>et. Dorsalorgane liegen etwa<br />

auf <strong>der</strong> Hälfte des Gesichtes. Die Elemente des Terminalkomplexes liegen auf einer r<strong>und</strong>lichen,<br />

innen durch eine Rille abgesetzten Platte. Außer T1 sind die elf Elemente nicht sicher identifizierbar.<br />

Die Oberen Lateralorgane liegen nur auf schwach ausgeprägten Wölbungen, nicht auf<br />

Lateralplatten. Die Mandibeln haben je zwei fast gleich große, schwach alternierende, etwas<br />

hintereinan<strong>der</strong> liegende M<strong>und</strong>haken. Die M<strong>und</strong>werkzeuge sind insgesamt gegenüber dem Mittelstück<br />

des Cephalopharyngealskeletts etwas nach vorne geneigt. M<strong>und</strong>lappen sind asymme-


184<br />

Einzelbeschreibungen<br />

trisch, <strong>der</strong> linke ist mehr als doppelt so groß wie <strong>der</strong> rechte <strong>und</strong> auf <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>seite etwa gewellt,<br />

beide stehen auffällig nach außen.<br />

Abb. 327-328: Dritte Larvalstadien. Von links: 327: Phytomyza continua, Hinterteil; 328: Phytomyza<br />

flavicornis, Hinterteil. Maßstriche = 50 µm.<br />

Mandibularkomplex <strong>und</strong> Cephalopharyngealskelett sind insgesamt dick <strong>und</strong> stark pigmentiert.<br />

Die Dorsalflügelbrücke ist sehr lang <strong>und</strong> liegt dicht über dem Dorsalrand des Mittelstücks.<br />

Der Dorsalflügel des Basalteils ist ein Drittel länger als <strong>der</strong> Ventralflügel <strong>und</strong> dicker als <strong>der</strong><br />

Mittelteil. Es ist kein unterer Teil des Dorsalflügels ausgebildet, son<strong>der</strong>n auf <strong>der</strong> Unterseite befindet<br />

sich auf ganzer Länge eine netzartige Sklerotisierung. Der untere Arm besitzt ein großes<br />

verschwommen wirkendes Fenster. Auf <strong>der</strong> Oberfläche <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>stigmen befinden sich ca.<br />

25 Knospen in einer unregelmäßigen Doppelreihe. Der Stigmenkomplex ist einteilig, lang <strong>und</strong><br />

etwas nach hinten gebogen. Lokomotionsgürtel: Auf beiden Seiten <strong>der</strong> Segmentgrenzen befinden<br />

sich sehr kleine stumpfe, unregelmäßig angeordnete Dentikel, sie umgeben dicht aneinan<strong>der</strong>liegende<br />

Muskelansatzstellen. Hinterstigmen kugelförmig, mit zahlreichen Knospen. Die<br />

kurzen <strong>und</strong> dicken Stiele liegen eng nebeneinaner <strong>und</strong> sind schräg nach hinten gerichtet. Das<br />

Letztes Segment weist keine Setulae <strong>und</strong> Campaniforme Sensillen auf, wohl aber zahlreiche<br />

Muskelansatzstellen. Die Analwölbung ist nach hinten gerichtet <strong>und</strong> bildet das Ende <strong>der</strong> Larve.<br />

Sie ist in getrocknetem Zustand mit konzentrischen Längsrillen überzogen. Zwei Campaniforme<br />

Sensillen sind eher unauffällig <strong>und</strong> nehmen genau die Breite zwischen zwei Rillen ein.<br />

L1 (Abb. 344-345, 351): Die Gesichtsmaske weist noch eine Spur einer Mittelfurche auf,<br />

innen sind deutliche Protuberanzen vorhanden. Dorsal- <strong>und</strong> Terminalorgane weichen nicht von<br />

späteren Stadien ab. I1,2 <strong>und</strong> M fehlen ebenso wie <strong>der</strong> bei späteren Stadien vorhandene Frontalprozeß.<br />

Der M<strong>und</strong>rand ist stark vorgezogen <strong>und</strong> nicht mit dem Gesichtsunterrand verwachsen.<br />

M<strong>und</strong>lappen sind nicht vorhanden. Die drei vorhandenen M<strong>und</strong>haken sind von annähernd<br />

gleicher Größe <strong>und</strong> liegen in absolut gera<strong>der</strong> Linie untereinan<strong>der</strong>. Die Interpretation <strong>der</strong> REM-<br />

Aufnahmen sowie <strong>der</strong> lichtmikroskopischen Präparate zeigt, daß <strong>der</strong> oberste M<strong>und</strong>haken zur<br />

rechten <strong>und</strong> die zwei unteren zur linken Mandibel gehören. Darauf deutet vor allem die Position<br />

des zwischen beiden Mandibeln lokalisierten Labiums mit den sichtbaren Labialorganen hin


185<br />

Einzelbeschreibungen<br />

(Abb. 345). Beide Mandibeln sind nicht miteinan<strong>der</strong> verwachsen, insgesamt haben sie also eine<br />

durchaus ähnliche, asymmetrische Gestalt wie die meisten übrigen Phytomyzinae. Cephalopharyngealskelett:<br />

Der Mandibularkomplex ist insgesamt r<strong>und</strong>lich geformt, die Lateralsklerite<br />

sind schmal <strong>und</strong> reichen nicht bis zum Oberrand des Mittelstücks. Die Spitze <strong>der</strong> Dorsalflügelbrücke<br />

reicht fast bis an den Vor<strong>der</strong>rand des Mittelstücks. Dieses bildet mit dem Ventralflügel<br />

eine nahezu gerade Linie. Der deutlich gebogene Dorsalflügel ist etwas länger <strong>und</strong> deutlich dikker<br />

als <strong>der</strong> Ventralflügel.<br />

Abb. 329-332: Cephalopharyngealskelette dritter Larvalstadien. Von oben: 329: Phytomyza krygeri; 330:<br />

Ph. lappae; 331: Ph. continua; 332: Ph. ilicis. Maßstriche: 329 = 25 µm; 330-332 = 0,1 mm.<br />

Bionomie: Die Wirtspflanze Arctium minus wurde im Verlauf <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung<br />

als neue Wirtspflanze entdeckt (Dempewolf 2000). Die Larven minieren oft sehr zahlreich<br />

in den dicken Blattstielen <strong>der</strong> Pflanze <strong>und</strong> dringen im Verlauf des letzten Larvenstadiums<br />

in den Außenbereich des Stengels ein, wo sie sich direkt unter <strong>der</strong> Oberfläche verpuppen. Aufgr<strong>und</strong><br />

dieser Orientierung zum Stengel ist bei älteren Blättern <strong>der</strong> basale Teil des Stiels völlig<br />

zerfressen. Dennoch minieren die Larven nicht nur von <strong>der</strong> Spitze zur Basis, son<strong>der</strong>n wechseln<br />

gelegentlich die Richtung. Die Längen <strong>der</strong> Minen, die von den Larven im Stengel angelegt


186<br />

Einzelbeschreibungen<br />

werden, ist sehr unterschiedlich <strong>und</strong> hängt vermutlich von dem Nahrungsangebot im Blattstiel<br />

ab. Offensichtlich werden mehrere Generationen während einer Vegetationsperiode gebildet. In<br />

Bielefeld waren die Larven an allen untersuchten Pflanzen sehr zahlreich. Weitere Wirte: Spencer<br />

(1976) gibt als Wirte Cirsium <strong>und</strong> Carduus spp. an. Auch hier leben die Larven in den Mittelrippen<br />

<strong>und</strong> verpuppen sich im Unterschied zu den eigenen Beobachtungen an Arctium minus<br />

auch in <strong>der</strong> Mittelrippe an <strong>der</strong> Basis.<br />

Abb. 333-336: Phytomyza flavicornis. Von l. o. nach r. u.: 333: drittes Larvalstadium, Kopfsegment lateral;<br />

334; drittes Larvalstadium, M<strong>und</strong>lappen; 335: drittes Larvalstadium, Lokomotionsgürtel; 336: zweites Larvalstadium,<br />

Kopfsegment. Maßstriche: 333, 335, 336 = 50 µm; 334 = 5 µm.


Phytomyza flavicornis Fallén, 1823 (Abb. 333-336, 337-339)<br />

187<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Material: D, Nie<strong>der</strong>sachsen, Hannover, ex Urtica dioica, leg. Dem. (0706981); D, NRW,<br />

Bi., ex Urtica dioica, leg. Dem. (2805993).<br />

Beschreibung: L: - 5,3 mm; B: - 0,8 mm; LPh: 0,37 mm; LM: 0,13 mm; HM: 0,11 mm.<br />

Gesichtsmaske breit mit runzeliger Oberfläche <strong>und</strong> tiefer Mittelfurche. Diese verzweigt sich<br />

am oberen Ende des Gesichts <strong>und</strong> verbreitert sich zum unteren Ende hin. Die Dorsalorgane liegen<br />

etwa in <strong>der</strong> Mitte zwischen <strong>der</strong> Gabelung <strong>und</strong> dem wulstigem Unterrand. Sinnesorgane:<br />

Der Terminalkomplex läßt insgesamt zehn Elemente erkennen, darunter sind die Elemente T1,<br />

2, 5 <strong>und</strong> T6 identifizierbar. Innere Sinnesorgane <strong>und</strong> Marginalorgane sind vorhanden. Die<br />

Mandibeln haben nur je einen einzelnen, sehr langen <strong>und</strong> gebogenen M<strong>und</strong>haken, <strong>der</strong> weit<br />

über den M<strong>und</strong>rand hinausragt (Abb. 333). Der linke ist etwas kleiner <strong>und</strong> etwas stärker gebogen<br />

als <strong>der</strong> rechte. Die M<strong>und</strong>lappen sind ähnlich wie bei einigen Agromyza-Arten teilweise<br />

miteinan<strong>der</strong> verwachsen <strong>und</strong> bilden apikal einige kurze Filamente. Sie nicht mit dem M<strong>und</strong>o<strong>der</strong><br />

Gesichtsrand verwachsen <strong>und</strong> <strong>und</strong> befinden sich über <strong>der</strong> linken Mandibel nahe <strong>der</strong> Mitte<br />

(Abb. 334). Dieser M<strong>und</strong>lappen ist die Spitze eines schwach pigmentierten, aber dennoch lichtmikroskopisch<br />

erkennbaren Dorsalsklerits über den M<strong>und</strong>haken. Das lange <strong>und</strong> dünne Labium<br />

ragt deutlich nach vorne. Cephalopharyngealskelett: Trotz <strong>der</strong> ungewöhnlichen Form <strong>der</strong><br />

M<strong>und</strong>haken ist die Form des Mandibularkomplexes <strong>und</strong> auch <strong>der</strong> Rest des Cephalopharyngealskeletts<br />

agromyzidentypisch. Der untere Teil <strong>der</strong> Mandibeln ist etwa so lang wie die M<strong>und</strong>haken<br />

<strong>und</strong> ventral abger<strong>und</strong>et. Am Hinterrand finden sich an beiden Mandibeln deutliche hintere<br />

Kanten. Das Mittelstück ist graduell nach hinten verbreitert <strong>und</strong> nicht mit dem Basalteil verwachsen.<br />

Die Dorsalflügelbrücke ist schwach pigmentiert, aber lang; sie ragt über die hinteren<br />

zwei Drittel des Mittelstücks hinaus. Der Dorsalflügel des Basalteils ist nur wenig länger als<br />

<strong>der</strong> Ventralflügel <strong>und</strong> deutlich in einen oberen <strong>und</strong> einen unteren Teil verzweigt. Der breite<br />

Ventralflügel hat ein geschlossenes Fenster. Die ca. 15 - 17 terminalen Knospen <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>stigmen<br />

sind in einer Doppelreihe angeordnet. Lokomotionsgürtel: Dentikel einheitlich sehr<br />

klein, in annähernd gleichem Abstand zueinan<strong>der</strong> angeordnet. Die Hinterstigmen sind deutlich<br />

voneinan<strong>der</strong> getrennt <strong>und</strong> nach hinten gerichtet. Die kurzen breiten Stigmenträger tragen je ca.<br />

40 kleine, flächig angeordnete terminale Knospen. Nur lichtmikroskopisch ist zu erkennen, daß<br />

sie einer komplexen, sich baumartig verzweigenden Struktur <strong>der</strong> Filzkammer ansitzen. Die<br />

Häutungsnarben sind erkennbar. Letztes Segment: Subspirakularorgane sind vorhanden, aber<br />

schwach ausgeprägt. Sonst ist das letzte Segment fast nackt. Die Analwölbung ist schmal mit<br />

papillenförmigen Analprozessen.<br />

L2 (Abb. 338): Das zweite Larvenstadium unterscheidet sich vom dritten hauptsächlich hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> Mandibeln, die nicht je einen, son<strong>der</strong>n je zwei M<strong>und</strong>haken aufweisen (30067).<br />

Darüber hinaus ist die Asymmetrie <strong>der</strong> Mandibeln größer als im dritten Larvenstadium. Die unteren<br />

M<strong>und</strong>haken haben etwa den gleichen Abstand zu den jeweiligen oberen <strong>und</strong> sind wesentlich<br />

kleiner als die oberen. (Abb. 338) An den Seiten des Mandibularkomplexes befinden sich<br />

Lateralsklerite. Mittel- <strong>und</strong> Basalstück sind miteinan<strong>der</strong> verwachsen; ansonsten unterscheidet<br />

sich das Cephalopharyngealskelett kaum von jenem des dritten Stadiums. Der M<strong>und</strong>lappen tritt<br />

wie beim dritten Larvenstadium aus einem Zwischenraum über <strong>der</strong> linken Mandibel hervor <strong>und</strong><br />

besteht aus zusammengewachsenen Filamenten.<br />

L1 (Abb. 337): Da bei den späteren Stadien dieser Art Abnutzungserscheinungen an den<br />

M<strong>und</strong>haken beobachtet wurden, ist es wichtig zu erwähnen, daß für die folgende Beschreibung<br />

keine jungen L1-Larven zur Verfügung standen, son<strong>der</strong>n ausschließlich Exuvien.


188<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Unter den schwach alternierenden, einen Hohlraum einschließenden oberen M<strong>und</strong>haken folgen<br />

an beiden Mandibeln unregelmäßige Spuren von je zwei weiteren M<strong>und</strong>haken. Die Lateralsklerite<br />

sind vorhanden aber schmaler als bei continua. Das Mittelstück ist nur am Vor<strong>der</strong>ende<br />

schwach nach unten gebogen. die Dorsalflügelbrücke endet in <strong>der</strong> vor<strong>der</strong>en Hälfte des Mittelstücks<br />

deutlich vor dem Vor<strong>der</strong>rand. Der schwach gebogene Dorsalflügel ist nur geringfügig<br />

länger als <strong>der</strong> Ventralflügel <strong>und</strong> nicht apikal verbreitert.<br />

Abb. 337-339: Phytomyza flavicornis, Cephalopharyngealskelette. Von oben: 337: erstes Stadium, 338:<br />

zweites Stadium; 339: drittes Stadium. Maßstriche: 337 = 15 µm; 338, 339 = 0,1 mm.<br />

Bionomie: Stengel- <strong>und</strong> Hauptwurzelminierer an Urtica. Sie halten sich eher im unteren<br />

Teil des Stengels auf. Die dünnen <strong>und</strong> unauffälligen Minen liegen bevorzugt im grünen, äußeren<br />

Bereich des Stengels an <strong>der</strong> Grenze zum schwammigen Inneren. Bis zu drei Larven wurden<br />

in einem Stengel beobachtet; die Verpuppung erfolgt nach Ausbohrung <strong>der</strong> Larve aus dem<br />

Stengel im Boden. Das Ausbohren wird überwiegend, aber nicht ausschließlich im Wurzelbereich<br />

vollzogen. An den M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> letzten zwei Stadien, beson<strong>der</strong>s aber des dritten, können<br />

deutliche Abnutzungserscheinungen beobachtet werden. In Analogie zu Agromyza filipendulae<br />

sind die M<strong>und</strong>haken zur Verpuppungszeit deutlich kürzer als bei <strong>der</strong> jungen Larve des<br />

gleichen Stadiums. Dieses Phänomen erklärt die außergewöhnliche Länge <strong>der</strong> M<strong>und</strong>haken des<br />

dritten Larvenstadiums bei<strong>der</strong> Arten.


Phytomyza ilicis Curtis, 1846 (Abb. 11, 332, 340-341, 342)<br />

189<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Material: D, NRW, Bi., ex Ilex aquifolium, leg. Dem. (1402981, L1: 2610981).<br />

Über die Larve dieser Art wurde eine <strong>der</strong> frühesten gründlichen morphologischen Arbeiten<br />

publiziert, in welcher die erste (<strong>und</strong> lange einzige) Darstellung <strong>der</strong> Gesichtsmaske enthalten<br />

war (Miall & Taylor 1907).<br />

Abb. 340-341: Phytomyza ilicis, drittes Larvalstadium. Von links: 340: Terminalkomplex; 341: Hinterteil.<br />

Maßstriche: 340 = 5 µm; 341 = 50 µm.<br />

Beschreibung: L: - 3,8 mm; B: - 1,0 mm; LPh: 0,47 mm; LM: 0,06 mm; HM: 0,1 mm. Die<br />

schmale, schwach pigmentierte Mittelfurche <strong>der</strong> Gesichtsmaske ist dorsal nicht verzweigt,<br />

son<strong>der</strong>n läuft auf die horizontale Stirnfalte zu. Der kurze Frontalprozeß beginnt erst deutlich<br />

über <strong>der</strong> Falte. Die Gesichtshälften sind dorsal deutlich zugespitzt, so daß sich eine auffallend<br />

dreieckige Form <strong>der</strong> Gesichtsmaske ergibt. Sinnesorgane: Mit Ausnahme <strong>der</strong> Campaniformen<br />

Sensillen T5 <strong>und</strong> T6 sind alle Elemente als sehr tiefe <strong>und</strong> breite Gruben, in denen sich weitere<br />

Gruben, befinden können, ausgeprägt. Alle elf Sinnesorgane sind präsent, T11 wesentlich kleiner<br />

als die übrigen. T1 <strong>und</strong> T2 sind relativ zu den übrigen nicht so groß wie bei den meisten an<strong>der</strong>en<br />

Arten. T5 <strong>und</strong> T6 sind flächenmäßig innerhalb des Komplexes durchschnittlich groß,<br />

aber extrem zurückgebildet. Die oberen Lateralorgane liegen auf schwach ausgeprägten Lateralplatten.<br />

Mandibeln Die größere rechte Mandibel befindet sich im Zentrum des Gesichts; die<br />

zur Seite verdrängte linke Mandibel ist deutlich kleiner. Sie beginnt erst etwa auf <strong>der</strong> Höhe des<br />

zweiten Hakens <strong>der</strong> rechten Mandibel. Die M<strong>und</strong>lappen sind seitlich <strong>der</strong> ausgezogenen Spitzen<br />

<strong>der</strong> Gesichtshälften lokalisiert <strong>und</strong> sind etwa gleichartig gestaltet, wobei die linke etwas größer<br />

ist. Cephalopharyngealskelett: Der Mandibularkomplex ist dick <strong>und</strong> kaum transparent. Die<br />

kleinere linke Mandibel tritt auf den meisten Präparaten nicht aus <strong>der</strong> Silhouette <strong>der</strong> rechten<br />

hervor <strong>und</strong> kann deshalb bei oberflächlicher Betrachtung übersehen werden (Abb. 332). Die<br />

hintere Kante <strong>der</strong> linken Mandibel ist klein. Das Mittelstück ist mit dem Basalteil auf <strong>der</strong> Dorsalseite<br />

verwachsen; die Dorsalflügelbrücke liegt apikal eng neben dem Dorsalrand des Mittel-


190<br />

Einzelbeschreibungen<br />

stücks <strong>und</strong> ist schwach pigmentiert. Der Dorsalflügel ist insgesamt relativ gerade, erst am Ende<br />

scharf nach unten gebogen; <strong>der</strong> untere Teil des Dorsalflügels ist sehr kurz. Der etwa halb so<br />

lange Ventralflügel hat ein geschlossenes Fenster. Die Stiele <strong>der</strong> dicht nebeneinan<strong>der</strong> liegenden<br />

Vor<strong>der</strong>stigmen sind auffallend lang <strong>und</strong> schmal. Oberhalb <strong>der</strong> Körperoberfläche an den Stie-<br />

Abb. 342-345: Phytomyza-Arten im ersten Larvalstadium. Von o. l. nach r. u.: 342: Ph. ilicis, Kopfsegment;<br />

343: Ph. ranunculi, Gesichtsmaske; 344: Ph. continua, Gesichtsmaske; 345: Ph. continua, Mandibeln (Pfeil<br />

zeigt das Labium). Maßstriche = 5 µm.<br />

len liegen die Häutungsnarben. Die Stigmenplatte ist nicht viel breiter als <strong>der</strong> Träger <strong>und</strong> ist<br />

einfach abger<strong>und</strong>et. Die Formen <strong>der</strong> ca. sechs unregelmäßig auf einem Haufen liegenden Knos-


191<br />

Einzelbeschreibungen<br />

pen sind nicht im Rasterbild zu erkennen. Die Lokomotionsgürtel bestehen aus zugespitzten,<br />

in recht gleichmäßig unterbrochenen, teilweise auch gebogenen Reihen angeordneten Dentikeln<br />

von mittleren Größen. Der gesamte Bereich <strong>der</strong> Lokomotionsgürtel ist recht breit <strong>und</strong> kann<br />

mehr als ein Viertel des Segments einnehmen. Hinterstigmen am dorsalen Ende des Segmentes<br />

lokalisiert, die Stigmenträger sind kurz <strong>und</strong> schmal, die Platte hat eine gerade, etwas schräg<br />

zum Träger stehende Oberfläche. Letztes Segment konisch geformt, am Ende deutlich schmaler<br />

als die Segmentgrenze zwischen Segment 10 <strong>und</strong> Segment 11. Analwölbung: eher klein,<br />

ganz an das Körperende gerückt <strong>und</strong> schräg nach hinten gerichtet.<br />

L1 (Abb. 342-343): Die Zweiteilung <strong>der</strong> Gesichtsmaske ist reduziert, die kurze Mittelfurche<br />

teilt sich schon kurz nach dem Unterrand des Terminalkomplexes <strong>und</strong> endet unterhalb <strong>der</strong> Dorsalorgane.<br />

Ein Frontalprozeß fehlt. Dorsalorgane sind normal entwickelt, dem Terminalkomplex<br />

fehlen einige Elemente, T1 ist gut identifizierbar. I1 <strong>und</strong> M2 sind ebenfalls vorhanden.<br />

Unter dem Gesichtsunterrand entspringen sehr große, stark gebogene M<strong>und</strong>lappen. Die zwei<br />

Mandibeln sind vermutlich am Dorsalrand zusammengewachsen, so daß die ehemaligen oberen<br />

M<strong>und</strong>haken eine Kapillare bilden, mit <strong>der</strong> austreten<strong>der</strong> Zellsaft schnell aufgenommen werden<br />

kann. Die großen M<strong>und</strong>lappen deuten allerdings darauf hin, daß <strong>der</strong> Nahrungsbrei auch seitlich<br />

<strong>der</strong> Mandibeln in den Pharynx gelangt. Die zwei unteren M<strong>und</strong>haken sind getrennt <strong>und</strong> liegen<br />

fast genau nebeneinan<strong>der</strong>. Von <strong>der</strong> Seite betrachtet, ragen sie weniger weit vor als <strong>der</strong> obere<br />

Fusionsm<strong>und</strong>haken. Das Labium ist präsent. Die Form des Cephalopharyngealskeletts gleicht<br />

denen von lappae <strong>und</strong> virgaureae.<br />

Bionomie: An Ilex-Blättern im Winter. Die breiten Mandibeln passen zu den zähen, ebenfalls<br />

dicken Blättern. Die Verpuppung erfolgt im Blatt <strong>und</strong> zwar vornehmlich auf <strong>der</strong> Unterseite<br />

<strong>der</strong> Blätter. Mehr über die Bionomie dieser Art enthält Ellis (2000).<br />

Phytomyza krygeri Hering, 1949 (Abb. 329, 346-348, 353)<br />

Material: D, Nie<strong>der</strong>sachsen, Hannover, ex Aquilegia vulgaris, leg. Dem. (0906972).<br />

Bei dieser Art hat eine deutliche Anpassung an das Leben in Samenkapseln stattgef<strong>und</strong>en,<br />

<strong>der</strong> Körper ist dicker <strong>und</strong> r<strong>und</strong>er als bei Blattminierern, die M<strong>und</strong>haken sind eher nach unten<br />

als nach vorne gerichtet.<br />

Beschreibung: L: - 2,9 mm; B: - 0,6 mm; LPh: 0,32 mm; LM: 0,07 mm; HM: 0,08 mm.<br />

Der Körper dieses Nicht-Blattminierers ist eher kurz <strong>und</strong> dick. Das Kopfsegment wird in Ruhestellung<br />

ventral eingezogen. Die tiefe, pigmentierte Mittelfurche <strong>der</strong> Gesichtsmaske ist dorsal<br />

verzweigt. Sinnesorgane: Die Dorsalorgane liegen eher im unteren Teil <strong>der</strong> Gesichtsmaske<br />

dicht über den Terminalorganen. Auf den Kuppeln <strong>der</strong> Dorsalorgane sind deutliche Poren zu<br />

erkennen. Abweichend von den großen <strong>und</strong> auffälligen, weit über den Dorsalorganen gelegenen<br />

I1-Gruben, sind die genau zwischen Dorsal- <strong>und</strong> Terminalorganen befindlichen I2 klein. Die elf<br />

Elemente des Terminalkomplexes sind außer <strong>der</strong> Papille T1 kaum unterscheidbar. Die Marginalorgane<br />

sind klein <strong>und</strong> unauffällig. Hinter <strong>der</strong> Gesichtsmaske befinden sich zwei deutlich abgesetzte<br />

Lateralplatten, auf denen die oberen Lateralorgen nicht gef<strong>und</strong>en wurden. Der untere<br />

Teil des Kopfsegments ist bei allen vorliegenden Präparaten durch das erste Thorakalsegment<br />

verdeckt. Die Mandibeln alternieren nur schwach <strong>und</strong> unterscheiden sich auch hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> Größen <strong>der</strong> je zwei M<strong>und</strong>haken kaum voneinan<strong>der</strong>. Von diesen sind die oberen deutlich<br />

größer <strong>und</strong> weiter hervortretend als die unteren. Der Abstand <strong>der</strong> Mandibeln voneinan<strong>der</strong><br />

ist größer als jener zwischen den Haken auf einer Mandibel. Der linke M<strong>und</strong>lappen, <strong>der</strong> über<br />

<strong>der</strong> tieferliegenden Mandibel liegt, ist deutlich größer als <strong>der</strong> rechte. Die Hauptteile bei<strong>der</strong><br />

M<strong>und</strong>lappen liegen nicht an <strong>der</strong> Seite, son<strong>der</strong>n eher in mittlerer Position über den Mandibeln.<br />

Die Stirn hat im hinteren Teil Haare, die, wie alle bei dieser Art, auffallend lang <strong>und</strong> dünn sind.


192<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Cephalopharyngealskelett: Der Mandibularkomplex ist wie bei vielen Nicht-Blattminierern<br />

dick <strong>und</strong> durch die verlängerten <strong>und</strong> verstärkten oberen M<strong>und</strong>haken halbkugelig geformt. Die<br />

unteren M<strong>und</strong>haken treten hinter den vor<strong>der</strong>en deutlich zurück. Der Mittelteil ist kurz, sehr<br />

breit, stark pigmentiert <strong>und</strong> nach hinten konisch verbreitert. Die Ventralbrücke liegt im hinteren<br />

Teil des Mittelstücks. Über dem Mittelstück <strong>und</strong> dem Basalabschnitt liegt ein membranartiger,<br />

schwach pigmentierter Bereich. Die Dorsalflügelbrücke ragt nicht über diesen Bereich hinaus.<br />

Der vom Mittelstück deutlich getrennte Dorsalflügel des Basalteils ist dick <strong>und</strong> etwa doppelt so<br />

Abb. 346-349: Dritte Larvalstadien. Von l. o. nach r. u.: 346: Phytomyza krygeri, Kopfsegment; 347: Ph.<br />

krygeri, Lokomotionsgürtel; 348: Ph. krygeri, Hinterteil; 349: Ph. lappae, Hinterstigma. Maßstriche = 50 µm.


193<br />

Einzelbeschreibungen<br />

lang wie <strong>der</strong> Ventralflügel. Der Unterrand des oberen Teils des Dorsalflügels bildet eine fast<br />

gerade Linie. Der nadelartig dünne untere Teil des Dorsalflügels ist deutlich ausgeprägt. Der<br />

Ventralflügel ist schwächer pigmentiert als <strong>der</strong> dorsale <strong>und</strong> hat ein klar abgesetztes geschlossenes<br />

Fenster.<br />

Abb. 350-355: Cephalopharyngealskelette erster Larvalstadien. 350: Napomyza lateralis (Mandibularkomplex<br />

vom Mittelstück getrennt.); 351: Phytomyza continua; 352: Phytomyza lappae; 353: Ph. krygeri; 354:<br />

Chromatomyia nigra; 355: Chr. milii. Maßstrich = 15 µm.<br />

Die Körpersegmente haben eine o<strong>der</strong> zwei Reihen Campaniformer Sensillen. Die Vor<strong>der</strong>stigmen<br />

sind rosettenförmig, kurz, mit einer etwas gebogenen, einteiligen Oberfläche; beide<br />

Stigmen stehen relativ weit voneinan<strong>der</strong> entfernt. Die ca. 14 terminalen Knospen bilden zwei<br />

unregelmäßige Reihen. Die in Reihen angeordneten Dentikel <strong>der</strong> Lokomotionsgürtel sind lang<br />

<strong>und</strong> haarartig, genau wie an<strong>der</strong>e Haare auf <strong>der</strong> Körperoberfläche. Sie befinden sich hauptsächlich<br />

am Vor<strong>der</strong>rand <strong>der</strong> Segmente. Die Hinterstigmen inserieren in deutlichem Abstand voneinan<strong>der</strong><br />

erheblich unter dem Oberrand des Segmentes <strong>und</strong> sind deutlich nach hinten gerichtet<br />

<strong>und</strong> fast so dick wie <strong>der</strong> Stigmenkranz. Die terminalen Knospen eines Stigmas bilden einen<br />

breiten Kranz, <strong>der</strong> nur an den Innenseiten unterbrochen ist. Das Innere des Kranzes stellt eine<br />

glatte gewölbte Fläche dar, in <strong>der</strong>en Inneren die Häutungsnarbe liegt. Die einzelnen Knospen<br />

sind gut zu erkennen. Das Letzte Segment ist wie die übrigen Segmente mit Campaniformen<br />

Sensillen bedeckt. Setulae von <strong>der</strong> für diese Spezies charakteristischen Form sind auf dem letzten<br />

Segment vor allem auf <strong>der</strong> unteren Hälfte locker verteilt. Auf <strong>der</strong> Dorsalseite über den Hin-


194<br />

Einzelbeschreibungen<br />

terstigmen befinden sich auf dem Segment zwei nebeneinan<strong>der</strong> liegende Höcker. Auf <strong>der</strong> eher<br />

flachen Analwölbung liegen zwei papillenförmige Analorgane.<br />

L1 (Abb. 353):: Das Gesicht hat keine Mittelfurche; <strong>der</strong> Unterrand <strong>der</strong> Gesichtsmaske umschließt<br />

die beiden oberen M<strong>und</strong>haken. Seitliche M<strong>und</strong>lappen befinden sich zwischen den oberen<br />

<strong>und</strong> den unteren M<strong>und</strong>haken <strong>und</strong> bilden laterale Begrenzungen <strong>der</strong> M<strong>und</strong>öffnung. Sinnesorgane<br />

<strong>der</strong> Gesichtsmaske sind auf dem Präparat nicht zu erkennen. Die Mandibeln haben eine<br />

ähnliche Form wie Ph. ilicis <strong>und</strong> ranunculi, die oberen M<strong>und</strong>haken sind größer <strong>und</strong> dicker als<br />

die unteren. Die oberen M<strong>und</strong>haken unterscheiden sich von an<strong>der</strong>en Phytomyza <strong>und</strong><br />

Chromatomyia-Arten durch die starke hakenartige Abwärtsbiegung (Abb. 353). Der linke obere<br />

M<strong>und</strong>haken ist zwar länger <strong>und</strong> breiter, steht aber etwas tiefer als <strong>der</strong> rechte. Beide bilden zusammen<br />

eine dorsal <strong>und</strong> ventral geschlossene Röhre, das zeigen hier nicht gezeigte REM-Aufnahmen.<br />

Die unteren M<strong>und</strong>haken befinden sich etwa auf gleicher Höhe in deutlichem Abstand<br />

voneinan<strong>der</strong>, dieser wird teilweise von einem breiten Labium ausgefüllt. Die Dorsalflügelbrükke<br />

endet vor dem Vor<strong>der</strong>rand des völlig geraden, mit dem Ventralflügel eine Linie bildenden<br />

Mittelstücks. Der stark gebogene Dorsalflügel ist wenig länger als <strong>der</strong> Ventralflügel <strong>und</strong> weist<br />

eine auffällige Längsverdünnung auf.<br />

Bionomie: Samenminierer in den Samenanlagen von Aquilegia vulgaris. Die Larven fressen<br />

in <strong>der</strong> Regel sämtliche Samen in einer Schote auf <strong>und</strong> wechseln sogar, wenn die Kapsel zu wenig<br />

Nahrung liefert, in eine benachbarte. Darüber hinaus können sie auch in <strong>der</strong> Umhüllung <strong>der</strong><br />

Schote minieren. Die Verpuppung erfolgt in <strong>der</strong> Kapsel, wobei das Puparium mit seiner dunkelbraunen<br />

Färbung kaum von den reifen Samen zu unterscheiden ist. Die breite Form <strong>der</strong> Hinterstigmen<br />

wird im allgemeinen Teil über Stigmen diskutiert (s. Anfangsteil S. 28 ff.).<br />

Phytomyza lappae Goureau, 1851 (Abb. 349, 352, 330, 356-357)<br />

Material: D, NRW, Bi., ex Arctium minus, leg. Dem. (0306981, 2006976)<br />

Beschreibung: L: - 2,3 mm; B: - 0,7 mm; LPh: 0,4 mm; LM: 0,03 mm; HM: 0,07 mm. Die<br />

Gesichtsmaske hat eine tiefe, an <strong>der</strong> Spitze stark verbreiterte Mittelfurche. Der Terminalkomplex<br />

besteht aus zehn sichtbaren Sinnesorganen insgesamt, unter diesen sind T1,4,5 klar identifizierbar.<br />

Die übrigen Sinnesorgane <strong>der</strong> Gesichtsmaske haben die übliche Anordnung. Die oberen<br />

Lateralorgane befinden sich auf großen Lateralplatten. Die Stirn besitzt zwei gemeinsam<br />

über dem Gesicht beginnende, jeweils außen um den Frontalprozeß herumlaufende Haarreihen.<br />

Ein Frontalprozeß liegt im oberen Drittel <strong>der</strong> Stirn <strong>und</strong> erscheint ein- o<strong>der</strong> zweigliedrig, apikal<br />

verbreitert. Etwas tiefer verläuft eine tiefe Stirnfurche bis zum Ende des Kopfsegments. Die<br />

insgesamt vier M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> Mandibeln alternieren gleichmäßig, wobei die oberen M<strong>und</strong>haken<br />

länger, spitzer <strong>und</strong> stärker als die unteren gebogen sind. Der rechte M<strong>und</strong>haken liegt dabei<br />

näher am Gesicht. Über den M<strong>und</strong>haken liegen zwei etwa gleichgroße M<strong>und</strong>lappen, die parallel<br />

zu den Gesichtshälften ausgerichtet sind <strong>und</strong> eine Lücke zwischen M<strong>und</strong> <strong>und</strong> Gesichtsrand<br />

ausfüllen (Abb. 357). Cephalopharyngealskelett: Über dem Mandibularkomplex befinden<br />

sich kleine Dorsalsklerite. Die linke Mandibel hat dorsal eine deutlich entwickelte hintere<br />

Kante. Das Mittelstück ist etwas kürzer als <strong>der</strong> untere Arm des Basalstücks. Das Basalstück ist<br />

sehr flach, Mittel- <strong>und</strong> Basalstück bilden dorsal eine fast gerade Linie; darüber, vom apikalen<br />

Ende <strong>der</strong> Dorsalflügelbrücke bis zum Hinterrand, befindet sich eine lange membranöse<br />

"Rückenflosse". Oberer <strong>und</strong> unterer Teil des Dorsalflügels teilen sich noch vor <strong>der</strong> Verzweigung<br />

von Dorsal- <strong>und</strong> Ventralflügel. Der Ventralflügel ist halb so lang wie <strong>der</strong> Dorsalflügel,<br />

schwach sklerotisiert <strong>und</strong> mit erkennbarem Fenster. Vor<strong>der</strong>stigmen: Die einzelnen Knospen<br />

sind von einer Membran überdeckt, so daß eine einfache, etwas gebogene äußere Form entsteht.<br />

Die ca. zwölf Knospen bilden einen nicht geschlossenen Kreis. Lokomotionsgürtel mit


195<br />

Einzelbeschreibungen<br />

sehr kleinen Dentikeln. Die Hinterstigmen befinden sich in <strong>der</strong> dorsalen Hälfte des letzten<br />

Segments <strong>und</strong> sind nach hinten gerichtet. Die breite Stigmenplatte liegt auf einem kurzen, breiten<br />

Stigmenträger <strong>und</strong> hat über 20 schlitzförmige Öffnungen, die unregelmäßig mit deutlichen<br />

Lücken in einem nicht geschlossenen Kreis angeordnet sind. Die einzelnen Knospen sind auf<br />

<strong>der</strong> REM-Aufnahme zu erkennen. Die Analwölbung besitzt papilliforme Analorgane.<br />

Abb. 356-357: Phytomyza lappae, drittes Larvalstadium. 356: Gesichtsmaske; 357: Mandibeln. Maßstriche<br />

= 5 µm.<br />

L1: Die zwei oberen, eher geraden M<strong>und</strong>haken alternieren schwach <strong>und</strong> bilden einen inneren<br />

Hohlraum. Darunter befindet sich an je<strong>der</strong> Mandibel ein weiterer, erheblich kleinerer<br />

M<strong>und</strong>haken. Das Mittelstück ist schwach gebogen; die Spitze <strong>der</strong> Dorsalflügelbrücke befindet<br />

sich in <strong>der</strong> vor<strong>der</strong>en Hälfte des Mittelstücks. An <strong>der</strong> Basis des sehr kurzen, nach innen gebogenen<br />

Ventralflügels liegt ein kleines r<strong>und</strong>es Fenster. Der Dorsalflügel ist mehr als dreimal so<br />

lang wie <strong>der</strong> Ventralflügel <strong>und</strong> apikal stark verbreitert.<br />

Bionomie: Blattminierer an Arctium. Die Larven weichen auf charakteristische Weise dikkeren<br />

Blattnerven aus, indem sie eine Weile seitlich an ihnen entlang minieren, bis <strong>der</strong> Nerv im<br />

distalen Bereich des Blattes dünn genug ist, um ihn leicht zu überqueren.<br />

Phytomyza ranunculi (Schrank, 1803) (Abb. 25, 343, 358-360)<br />

Material: D, NRW, Bi., ex Ranunculus repens, leg. Dem. (0705992).<br />

Beschreibung: L: - 3,3 mm; B: - 0,8 mm. Die schmale <strong>und</strong> tiefe Mittelfurche <strong>der</strong> Gesichtsmaske<br />

verbreitert sich ventral. Dort sind die inneren Bereiche <strong>der</strong> Gesichtshälften deutlich vorgewölbt.<br />

Dorsal teilt sich die Mittelfurche in zwei dünnere Diagonalfurchen, welche bis zum<br />

Hinterrand des Kopfsegments reichen <strong>und</strong> den dreigliedrig erscheinenden Frontalprozeß einschließen.<br />

Auf <strong>der</strong> dorsalen Hälfte des Kopfsegments befindet sich eine obere Lateralfurche.<br />

Sinnesorgane: Die Oberen Lateralsinnesorgane liegen auf Lateralplatten. I1 liegen auf stark<br />

hervortretenden Wülsten neben den Dorsalorganen; I2 sind schlitzförmig verlängert. Am vorliegenden<br />

Präparat sind folgende Elemente des Terminalkomplexes identifizierbar: Die Papil-


196<br />

Einzelbeschreibungen<br />

len T1,2 sowie die Campaniformen Sensillen T3,4,8 sind erkennbar. Seitlich <strong>der</strong> Terminalorgane<br />

befindet sich eine dünne Furche. Mandibeln: M<strong>und</strong>haken von einheitlicher Form, gleichmäßig<br />

aber schwach alternierend, die oberen M<strong>und</strong>haken sind deutlich länger <strong>und</strong> stärker nach<br />

unten gebogen. M<strong>und</strong>lappen befindet sich nur auf <strong>der</strong> linken Seite des Kopfsegments. Die<br />

breiten Träger <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>stigmen sitzen nicht unmittelbar nebeneinan<strong>der</strong>; die mindestens zehn<br />

Abb. 358-360: Phytomyza ranunculi, drittes Larvalstadium. Von l. o. nach u.: 358: Kopfsegment; 359: Vor<strong>der</strong>stigma;<br />

360 (unten): Subspirakularorgan. Maßstriche: 358 = 50 µm; 359; 360 = 5 µm.


197<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Knospen befinden sich mehrreihig auf einer schmalen, zu einer Seite gebogenen Stigmenoberfläche.<br />

Die kleinen <strong>und</strong> wenig zugespitzten Dentikel <strong>der</strong> Lokomotionsgürtel sind klein <strong>und</strong><br />

von einheitlicher Größe. Auf <strong>der</strong> Oberfläche <strong>der</strong> Hinterstigmen ist etwa in <strong>der</strong> Mitte die Häutungsnarbe<br />

gut zu erkennen. Die ca. 20 terminalen Knospen mit den Atemöffnungen bilden einen<br />

innen offenen, seitlich flachgedrückten Kreis. Apikal nur wenig schmaler als die größte<br />

Breite <strong>der</strong> Stigmenplatte sind die dicken, konisch geformten Stigmenträger. Am letzten Segment<br />

sind zwei Paare nebeneinan<strong>der</strong> befindlicher flacher Papillen zu erkennen, die vermutlich<br />

Elemente <strong>der</strong> Subspirakularprozesse darstellen. Sie liegen nicht auf einer Wölbung. Die glatte<br />

Analwölbung ist lateral <strong>und</strong> caudal von einer halbkreisförmigen Furche umgeben.<br />

L1 (Abb. 343): Die Gesichtsmaske hat keine Mittelfurche, dafür bilden die schlitzförmigen<br />

unteren Inneren Sinnesorgane schräge Furchen, die nach unten zur Mitte des Gesichtsunterrand<br />

verlaufen. Der Terminalkomplex enthält zahlreiche Elemente, die etwa die gleiche Form <strong>und</strong><br />

Anordnung aufwiesen wie die älteren Larven. I1, M1,2 <strong>und</strong> <strong>der</strong> Dorsalkomplex sind ebenfalls<br />

vorhanden. Die oberen M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> Mandibeln werden von außergewöhnlich großen seitlichen<br />

M<strong>und</strong>lappen von allen Seiten umschlossen. Im Bereich <strong>der</strong> sichtbaren Spitze <strong>der</strong> M<strong>und</strong>haken,<br />

die unter den M<strong>und</strong>lappen hervorragen, sind diese nicht miteinan<strong>der</strong> verwachsen, <strong>der</strong> rechte<br />

ist etwas höher. Vermutlich sind hier an<strong>der</strong>s als bei an<strong>der</strong>en Phytomyza-Arten, die M<strong>und</strong>lappen<br />

wesentlich beteiligt, eine geschlossenen Röhre zu formen. Die unteren Bereiche <strong>der</strong> Mandibeln<br />

sind aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Stellung des Kopfsegments nicht zu erkennen.<br />

Bionomie: Blattminierer an Ranunculus spp. Die meisten Erzeuger von Gangminen liegen<br />

minieren in einer wellenförmigen Bewegungsweise <strong>und</strong> produzieren dabei eine Mine, die deutlich<br />

die Breite ihres Körpers übersteigt. Das ist bei <strong>der</strong> vorliegenden Art an<strong>der</strong>s: Die Larven bilden<br />

eine gerade Mine, die etwa genau so breit sind wie die minierende Larve.<br />

Abb. 361-362: Von links: 361: Phytomyza tussilaginis, Kopfsegment; 362: Ph. virgaureae, Kopfsegment.<br />

Maßstriche = 50 µm.


Phytomyza tussilaginis Hendel, 1925 (Abb. 361)<br />

198<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Material: Zoerner 4168 ex Tussilago farfara.<br />

Beschreibung <strong>der</strong> Art mit Puparien in Griffiths 1972a (Senecioneae).<br />

Beschreibung: L: 3,4 mm; B: 0,9 mm. Das Kopfsegment ist insgesamt relativ kurz <strong>und</strong><br />

breit. Die Stirn läuft bogenförmig auf die Mittelspalte <strong>der</strong> Gesichtsmaske zu, darüber ist sie mit<br />

kleinen Setulae besetzt. Gesichtsmaske ist zweigeteilt <strong>und</strong> fast doppelt so breit wie lang. Der<br />

Unterrand des Gesichts unter <strong>der</strong> Mittelfurche ist stark konkav; die unteren Gesichtsrän<strong>der</strong> weisen<br />

Innere Protuberanzen auf. Sinnesorgane: Dorsalpapillen befinden sich ziemlich genau in<br />

<strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> jeweiligen Gesichtshälfte. An <strong>der</strong> Außenseite <strong>der</strong> Papillen ist je eine kleinere Grube<br />

zu erkennen. Der Terminalkomplex läßt zehn Elemente erkennen, die Zusammensetzung <strong>der</strong><br />

Elemente entspricht dem für Phytomyza üblichen Muster. Die Oberen Inneren Sinnesgruben I1<br />

liegen auf einer auffälligen, halbkugeligen Wulst. Die Oberen Lateralorgane liegen auf breiten<br />

Lateralplatten. Die M<strong>und</strong>lappen sind eher groß, sie erweitern den M<strong>und</strong>rand <strong>und</strong> füllen die<br />

Lücke zwischen <strong>der</strong> weiter vorstehenden Gesichtsmaske <strong>und</strong> dem oberen M<strong>und</strong>rand. Die Mandibeln<br />

haben etwa mittlere Breite <strong>und</strong> Stärke, beide haben zwei alternierende M<strong>und</strong>haken, die<br />

so angeordnet sind, wie es für Phytomyza-Blattminierer typisch ist. Die kurzen <strong>und</strong> kugelförmigen<br />

Vor<strong>der</strong>stigmen liegen eng nebeneinan<strong>der</strong>, <strong>der</strong> Abstand entspricht etwa einer Stigmenträgerbreite.<br />

Lokomotionsgürtel bestehen aus kleinen stumpfen Dentikeln, hauptsächlich rechts<br />

von deutlichen mittelgroßen Muskelansatzstellen. Die Hinterstigmen bestehen aus über 30<br />

einzelnen Knospen, die auf zwei gegenüberliegenden Zweigen <strong>und</strong> einer kleineren Mittelgruppe<br />

eher regellos angeordnet sind. Die schlitzförmigen Öffnungen sind deutlich zu erkennen.<br />

Die Stigmen liegen gegenüber <strong>der</strong> Analöffnung etwas zurückgesetzt <strong>und</strong> sind eher nach hinten<br />

als nach oben orientiert. Eine lange Reihe von Muskelansatzstellen beginnt zwischen den Hinterstigmen<br />

<strong>und</strong> reicht nach vorne, etwa bis zur Mitte des Segments. Zwei Flächen liegen auf <strong>der</strong><br />

Hinterseite zwischen Hinterstigmen <strong>und</strong> Analwölbung. Die Analöffnung ist lang mit glatter<br />

Oberfläche <strong>und</strong> kaum sichtbaren Analorganen.<br />

Bionomie: Blattminierer an Tussilago farfara <strong>und</strong> Petasites spp. (Asteraceae) (Spencer<br />

1976).<br />

Phytomyza virgaureae Hering, 1926 (Abb. 362, 363-366, 367<br />

Material: D, NRW, Bi., ex Bellis perennis, leg. Dem. (1607971, 1706974, 2306991).<br />

Beschreibung: L: - 2,6 mm; B: - 0,9 mm; LPh: 0,36 mm; LM: 0,03 mm; HM: 0,08 mm. Die<br />

Mittelfurche <strong>der</strong> Gesichtsmaske ist auch lichtmikroskopisch gut zu erkennen; sie ist am Unterrand<br />

verbreitert <strong>und</strong> verzweigt sich über <strong>der</strong> Stirn. Die Rän<strong>der</strong> <strong>der</strong> Mittelfurche sind zu Inneren<br />

Protuberanzen erweitert <strong>und</strong> nach vorne vorgewölbt. Über dem Gesicht befindet sich eine<br />

kleine, mit kurzen <strong>und</strong> dünnen Setulae besetzte Fläche. Von dort aus verläuft eine Stirnfurche<br />

nach hinten.<br />

Sinnesorgane: Der Terminalkomplex läßt zehn Elemente erkennen, T1,2 sind papilliform,<br />

T5,6 Campaniforme Sensillen, die übrigen Elemente sind Gruben. I1 liegt auf einer auffälligen<br />

Wölbung, <strong>der</strong>en Unterrand mit Filamenten besetzt ist (Abb. 362). I2, eher groß, liegt am Oberrand<br />

<strong>der</strong> inneren Protuberanz <strong>der</strong> Gesichtsmaske. Die Oberen Lateralorgane befinden sich, wie<br />

bei den meisten an<strong>der</strong>en Phytomyza-Arten, auf deutlich von <strong>der</strong> Umgebung abgesetzten Platten.<br />

Das Mandibularorgan besitzt zwei Gruben. Die Mandibeln sind relativ kurz <strong>und</strong> haben einen<br />

deutlichen Abstand zueinan<strong>der</strong>. Die rechte obere Mandibel liegt fast im Zentrum <strong>der</strong> Gesichtsmaske.<br />

Zwar sind die M<strong>und</strong>lappen etwa gleich groß, doch von unterschiedlicher Form. Der


199<br />

Einzelbeschreibungen<br />

rechte ist ganz nach außen gerichtet, während <strong>der</strong> linke den Bereich über <strong>der</strong> kleineren linken<br />

Mandibel bedeckt <strong>und</strong> nur wenig nach außen gerichtet ist. Beide M<strong>und</strong>lappen sind sowohl mit<br />

dem gut sichtbaren Oberrand als auch dem Seitenrand <strong>der</strong> M<strong>und</strong>öffnung verwachsen.<br />

Abb. 363-366: Phytomyza virgaureae, drittes Larvalstadium. Von l. o. nach r. u.: 363: Vor<strong>der</strong>stigmen; 364:<br />

Hinterteil; 365: Hinterstigma; 366: Analwölbung. Maßstriche: 363, 365 = 5 µm; 364, 366 = 50 µm.<br />

Cephalopharyngealskelett: Über den Mandibeln sind kleine Dorsalsklerite vorhanden. Das<br />

Mittelstück ist am Vor<strong>der</strong>rand dünn <strong>und</strong> verbreitert sich graduell nach hinten. Der Dorsalflügel<br />

des Basalstückes hat einen deutlich entwickelten unteren Teil; <strong>der</strong> obere Teil wird hinter dem<br />

vor<strong>der</strong>en Drittel graduell schmaler, aber weniger stark als bei krygeri. Der Ventralflügel weist<br />

ein geschlossenes Fenster auf. Die Vor<strong>der</strong>stigmen liegen dicht nebeneinan<strong>der</strong> auf kurzen, dik-


200<br />

Einzelbeschreibungen<br />

ken Stigmenträgern; die ca. elf Knospen liegen in einer an beiden Enden zurückgebogenen Reihe.<br />

Lokomotionsgürtel bestehen aus breiten nicht sehr spitzen Dentikeln unterschiedlicher<br />

Größe; die Muskelansatzstellen innerhalb <strong>der</strong> Lokomotionsgürtel sind klein <strong>und</strong> unscheinbar.<br />

Hinterstigmen: Die terminalen Knospen <strong>der</strong> Hinterstigmen sind in einer nach innen gebogenen<br />

Reihe angeordnet. Die an <strong>der</strong> dorsalen Hinterkante schräg nach oben gerichteten Stigmenträger<br />

sind dick <strong>und</strong> leicht konisch geformt. Der ventrale Teil des letzten Segments ist gegenüber<br />

dem dorsalen etwas nach hinten verlängert. Die Analöffnung besitzt aufallend stark hervortretende<br />

Analprozesse, wie sie sonst nur von Liriomyza <strong>und</strong> verwandten Gruppen bekannt<br />

sind, auf denen aber keine Sinnesorgane zu erkennen sind.<br />

Abb. 367: Phytomyza virgaureae, erstes Larvalstadium, Kopfsegment. Maßstrich = 5 µm.<br />

L1: Die Gesichtsmaske hat keine Mittelfurche <strong>und</strong> einen geraden Unterrand, <strong>der</strong> mit dem<br />

M<strong>und</strong>rand verwachsen ist. Bestimmend sind die schlitzförmigen unteren Inneren Sinnesorgane<br />

I2, die wie bei ranunculi nach unten aufeinan<strong>der</strong> zulaufen. Die Mandibeln weisen je zwei<br />

M<strong>und</strong>haken auf, von denen die zwei oberen eine asymmetrische Röhre bilden, wobei <strong>der</strong> rechte<br />

obere M<strong>und</strong>haken etwas über dem linken liegt. Die zwei unteren M<strong>und</strong>haken sind wesentlich<br />

kürzer <strong>und</strong> liegen fast auf gleicher Höhe. Zwischen ihnen liegt <strong>der</strong> eher breite untere M<strong>und</strong>lappen,<br />

an dessen Basis zwei Gruben <strong>der</strong> Labialorgane zu erkennen sind. Unter dem M<strong>und</strong>rand ragen<br />

zwei große obere M<strong>und</strong>lappen hervor, die die oberen M<strong>und</strong>haken dorsal <strong>und</strong> lateral weiträumig<br />

umhüllen. Das Cephalopharyngealskelett ähnelt auch hinsichtlich des Fensters im Ventralflügel<br />

dem von lappae. Der Dorsalflügel ist etwas kürzer.<br />

Bionomie: Blattminierer an Bellis perennis <strong>und</strong> Solidago virgaurea (Asteraceae) (Griffiths<br />

1976) . Das vorliegende Material stammt ausnahmelos aus den Blätter des Gänseblümchens<br />

(Bellis perennis), wo die Larven häufig neben denen von Liriomyza pusilla gef<strong>und</strong>en wurden.<br />

Im untersuchten Gebiet wurde die Art von Juni bis November häufig gef<strong>und</strong>en.


Chromatomyia<br />

201<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Gemeinsamkeit dieser vermutlichen Teilgruppe von Phytomyza ist das Verpuppen in <strong>der</strong><br />

Mine <strong>und</strong> das Herunterbiegen <strong>der</strong> Thoraxsegmente während <strong>der</strong> Bildung des Pupariums, so daß<br />

die Vor<strong>der</strong>stigmen nach ventral gerichtet sind ("slipper shaped") <strong>und</strong> sich in <strong>der</strong> Mine festhaken<br />

Abb. 28-29). Letzteres Merkmal kann als überzeugende Autapomorphie gelten. Die heutige<br />

"Definition" <strong>der</strong> Gattung wurde von Griffiths (1974) formuliert. Ein früherer Name war<br />

"Phytomyza-syngenesiae-group" (Griffiths 1967). Die in <strong>der</strong> Kurzcharakteristik <strong>der</strong> Phytomyza-<br />

Arten erwähnten Merkmale lassen sich ausnahmelos auch zur Beschreibung <strong>der</strong><br />

Chromatomyia-Arten anwenden. Auch die Form <strong>der</strong> ersten Larvenstadien stimmt überein. Hinzufügen<br />

ließe sich noch, daß bei horticola auch geteilte M<strong>und</strong>lappen gef<strong>und</strong>en wurden, die denen<br />

von Aulagromyza hendeliana, cornigera <strong>und</strong> heringi entsprechen.<br />

Abb. 368-371: Chromatomyia, Cephalopharyngealskelette dritter Larvalstadien. 368: Chr. horticola; 369:<br />

Chr. milii; 370: Chr. scolopendri; 371: Mandibularkomplex eines Individuums von Chr. scolopendri mit weniger<br />

M<strong>und</strong>haken. Maßstriche: 368 = 25 µm; 369-371 = 0,1 mm.


202<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Abb. 372-375: Chromatomyia horticola, drittes Larvalstadium. Von l. o. nach r. u.: 372: Kopfsegment; 373:<br />

Vor<strong>der</strong>stigmen; 374: Hinterteil; 375: Hinterstigma. Maßstriche: 372, 374, 375 = 50 µm; 373 = 5 µm.<br />

Chromatomyia horticola (Goureau, 1851) (Abb. 368, 372-375)<br />

Material: D, Nie<strong>der</strong>sachsen, Hannover, Wirt: Zierpflanze, Asteraceae, leg. Dem.<br />

(0308982).<br />

Beschreibung: L: - 2,5 mm; B: - 0,6 mm; LPh: 0,27 mm; LM: 0,04 mm; HM: 0,06 mm. Die<br />

Mittelfurche <strong>der</strong> Gesichtsmaske ist sehr breit <strong>und</strong> tief, sie spaltet sich auf Höhe <strong>der</strong> Dorsalorgane.<br />

Sie ist insgesamt breiter als hoch. Am Unterrand befinden sich zwei Innere Protuberanzen,<br />

wie sie oft bei Liriomyza-Arten, aber seltener bei Phytomyza vorkommen. Die Sinnes-


203<br />

Einzelbeschreibungen<br />

organe des Kopfsegments sind vollständig vorhanden, I2 ist etwas länglich, M2 befindet sich<br />

auf einer Wölbung. Alle elf Elemente des Terminalkomplexes sind sichtbar <strong>und</strong> haben die übliche<br />

Gestalt. Die oberen Lateralorgane, auf großen Platten gelegen, sind auch lichtmikroskopisch<br />

sichtbar (Abb. 368). Die Mandibeln mit ihren je zwei M<strong>und</strong>haken sind eher breit <strong>und</strong> haben<br />

einen deutlichen Abstand zueinan<strong>der</strong>. Die größere rechte Mandibel ist auch deutlich breiter.<br />

Beide M<strong>und</strong>lappen sind etwa von gleicher Gesamtgröße, aber von unterschiedlicher Form.<br />

Der linke umgibt die Außenseite des oberen linken M<strong>und</strong>hakens <strong>und</strong> ist entsprechend mit dem<br />

Unterrand <strong>der</strong> Gesichtsmaske <strong>und</strong> dem oberen M<strong>und</strong>rand verwachsen. Der rechte weist die<br />

gleichen Verwachsungen auf, in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>fläche ragt ein senkrechter Fortsatz nach<br />

innen <strong>und</strong> überdeckt den oberen M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> rechten Mandibel. Cephalopharyngealskelett:<br />

Alle vier M<strong>und</strong>haken sind von recht einheitlicher Größe, wobei die unteren etwas stumpfer<br />

sind als die oberen. Die linke Mandibel besitzt keine hintere Kante. Die Dorsalflügelbrücke<br />

liegt eng über dem Mittelstück. Der Dorsalflügel ist dick, etwa so dick wie das Mittelstück. Ein<br />

unterer Teil ist wohl entwickelt. Der halb so lange Ventralflügel weist ein geschlossenes Fenster<br />

auf. Die Vor<strong>der</strong>stigmen sind kurz <strong>und</strong> kugelig geformt mit auf <strong>der</strong> ganzen Oberfläche unregelmäßig<br />

verteilten Stigmenöffnungen. Lichtmikroskopisch ist erkennbar, daß die Oberflächen<br />

<strong>der</strong> Stigmen länglich <strong>und</strong> nach hinten gebogen sind. Die Lokomotionsgürtel bestehen aus<br />

kleinen, annähernd gleich großen Dentikeln. Die Hinterstigmen sind unauffällig mit ca. neun<br />

Öffnungen, die in einem unregelmäßigen Kranz angeordnet sind. Auf dem Letzten Segment<br />

fehlen Subspirakularprozesse, Dentikel <strong>und</strong> Muskelansatzstellen. Die Analwölbung ist groß<br />

<strong>und</strong> glatt, es sind keine Analsinnesorgane zu erkennen.<br />

Bionomie: Polyphager Blattminierer an zahlreichen Pflanzenfamilien, Spencer (1990) listet<br />

35 auf. Die Art ist in <strong>der</strong> Paläarktis <strong>und</strong> Orientalis verbreitet <strong>und</strong> richtet an zahlreichen Kulturpflanzen<br />

Schäden an (Spencer 1973).<br />

Chromatomyia nigra (Meigen, 1830) (Abb. 354, 376-377)<br />

Material: D, NRW, Bi., ex Holcus mollis, leg. Dem. (0705993); D, NRW, Bi., ex Festuca<br />

longifolia, leg. Dem. (1805991).<br />

Beschreibung: L: - 2,8 mm; B: - 0,6 mm; LPh: 0,31 mm; LM: 0,03 mm; HM: 0,07 mm. Die<br />

Gesichtsmaske hat eine auch lichtmikroskopisch gut sichtbare Mittelfurche; darüber befindet<br />

sich ein breiterer Haarkranz. Zwei Lateralplatten sind deutlich ausgeprägt. Sinnesorgane: Außen,<br />

direkt neben den Dorsalpapillen, liegt je eine Grube, die bei an<strong>der</strong>en Arten nicht festgestellt<br />

wurde. Alle elf Elemente des Terminalkomplexes sind vorhanden, T8 ist als Beule entwickelt.<br />

Innere Sinnesgrube I1 sind klein <strong>und</strong> liegen auf flachen Beulen, I2 wurden nicht gef<strong>und</strong>en.<br />

M1 liegen nur auf flachen Beulen. Die oberen Laterale Sinnesgruben sind sehr klein, während<br />

eine <strong>der</strong> unteren auffällig groß ist, eine zweite konnte nicht eindeutig identifiziert werden.<br />

Mandibeln: Wie bei Chr. horticola ist die rechte Mandibel nicht nur höher, son<strong>der</strong>n auch breiter.<br />

Zwischen den Mandibeln befindet sich ein deutlicher Zwischenraum. M<strong>und</strong>lappen sind etwas<br />

kleiner als bei Chr. horticola, aber von ähnlicher Form. Auch das Cephalopharyngealskelett<br />

enspricht weitgehend jenem dieser Art (Abb. 368). Die Vor<strong>der</strong>stigmen haben deutlich<br />

längere Stiele als Chr. horticola. Die zahlreichen Knospen sind unregelmäßig in einem Haufen<br />

angeordnet.


204<br />

Einzelbeschreibungen<br />

L1 (Abb. 354): Die beiden oberen M<strong>und</strong>haken sind wesentlich größer als die unteren <strong>und</strong><br />

an <strong>der</strong> Basis miteinan<strong>der</strong> verwachsen. Apikal sind die M<strong>und</strong>haken vermutlich getrennt. Das<br />

zeigt das einzige vorhandene Exemplar einer L1-Larve, obwohl die Spitzen <strong>der</strong> oberen M<strong>und</strong>haken<br />

abgebrochen sind. Die unteren M<strong>und</strong>haken zeigen eine Abweichung von dem üblichen<br />

Schema, wonach die M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> rechten Mandibel stets über den entsprechenden <strong>der</strong> linken<br />

liegen. Hier liegt <strong>der</strong> linke untere M<strong>und</strong>haken über dem rechten. Da beide stark nach innen<br />

gerichtet sind, kommen sie fast genau übereinan<strong>der</strong> zu liegen. Das Mittelstück des Cephalopharyngealskeletts<br />

unterscheidet sich von milii, indem es wie horticola eindeutig gerade ist. Der<br />

dünne Ventralflügel ist weniger als halb so lang wie <strong>der</strong> apikal verbreiterte Dorsalflügel <strong>und</strong> hat<br />

ein basales Fenster.<br />

Bionomie: Minierer an zahlreichen unterschiedlichen Gräsern, mehrere Generationen im<br />

Jahr. Die Art kann gelegentlich an Getreide <strong>und</strong> Futtergras Schäden anrichten (Spencer 1973).<br />

Abb. 376-377: Chromatomyia nigra, drittes Larvalstadium. Von links: 376: Kopfsegment Pfeile zeigen verdickte<br />

obere Lateralorgane); 377: Vor<strong>der</strong>stigmen. Maßstriche: 376 = 5 µm; 377 = 50 µm.<br />

Chromatomyia milii (Kaltenbach, 1864) (Abb. 355, 369, 378-381)<br />

Material: Laborzucht, J. Scheirs (Antwerpen) (0001981).<br />

Beschreibung: L: - 2,5 mm; B: 0,7 mm; LPh: 0,26 - 0,28 mm; LM: 0,03 mm; HM: 0,07<br />

mm. Die breite Gesichtsmaske hat nur eine schwach angedeutete, nicht pigmentierte Mittelfurche,<br />

die von unterhalb <strong>der</strong> Dorsalorgane nach oben reicht. Der Unterrand <strong>der</strong> Gesichtsmaske ist<br />

in <strong>der</strong> Mitte, etwa über <strong>der</strong> rechten Mandibel ist wenig hochgebogen. Sinnesorgane: Der Terminalkomplex<br />

zeigt alle elf Elemente. T1 liegt höher als T4 <strong>und</strong> ist sehr groß. I1 sind eher<br />

klein, liegen aber auf zwei deutlichen Beulen genau zwischen den Dorsalorganen; I2 sind groß<br />

<strong>und</strong> weiter voneinan<strong>der</strong> entfernt. Nur ein Paar Marginalorgane konnte gef<strong>und</strong>en werden. Die<br />

oberen Lateralorgane befinden sich bei dieser Art auf einer gemeinsamen Lateralplatte. Die<br />

gleichmäßig alternierenden M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> Mandibeln sind lang <strong>und</strong> deutlich gebogen, die<br />

Mandibeln haben einen deutlichen Abstand voneinan<strong>der</strong>. M<strong>und</strong>lappen sind groß, apikal abge-


205<br />

Einzelbeschreibungen<br />

r<strong>und</strong>et, beide etwa von gleicher Größe. Sie sind nach oben über den Unterrand <strong>der</strong> Gesichtsmaske<br />

gewölbt. Die linke hat an <strong>der</strong> Basis direkt über <strong>der</strong> linken Mandibel zwei bis drei filamentartige<br />

Fortsätze (Abb.). Cephalopharyngealskelett: Der Mandibularkomplex ist eher gedrungen<br />

<strong>und</strong> eckig; die linke Mandibel hat keine hintere Kante. Das Mittelstück ist nur dorsal<br />

mit dem Basalteil verwachsen. Der Dorsalflügel ist etwa um ein Drittel länger als <strong>der</strong> Ventralflügel;<br />

ein schmaler unterer Arm ist vorhanden. Der Ventralflügel weist ein ein offenes Fenster<br />

auf.<br />

Abb. 378-381: Chromytomyia milii, drittes Larvalstadium. Von l. o. nach r. u.: 378: Gesichtsmaske; 379:<br />

Kopfsegment lateral; 380: Vor<strong>der</strong>stigmen; 381: Hinterstigmen. Maßstriche: 378 = 5 µm; 379-381 = 50 µm.


206<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Vor<strong>der</strong>stigmen: Groß mit langen <strong>und</strong> dünnen Stigmenträgern, auf <strong>der</strong>en Mitte jeweils die<br />

Häutungsnarbe zu erkennen ist. Die Stigmenplatte besteht aus zwei langen Zweigen, auf denen<br />

die einzelnen Knospen stark miteinan<strong>der</strong> verwachsen sind. Lokomotionsgürtel sind unregelmäßig,<br />

aus kleinen Dentikeln bestehend. Die großen, dorsal auf dem Hinterrand des Segments<br />

lokalisierten Hinterstigmen haben lange <strong>und</strong> schmale Oberflächen; die zahlreichen Knospen<br />

sind dort in einer apikal geknickten Reihe angeordnet. Das kahle Letzte Segment ist langgestreckt,<br />

etwa so lang wie das vorletzte. Die Analwölbung ist stark ausgeprägt <strong>und</strong> liegt am<br />

Hinterrand des Segments.<br />

L1 (Abb. 355): Der Mandibularkomplex ist ähnlich wie jener von Phytomyza lappae. Das<br />

lange Mittelstück ist in <strong>der</strong> Mitte deutlich nach unten gebogen; die Dorsalflügelbrücke endet etwa<br />

in <strong>der</strong> Mitte des Mittelstücks. Der Ventralflügel ist gut halb so lang wie <strong>der</strong> apikal deutlich<br />

verbreiterte Dorsalflügel <strong>und</strong> weist kein Fenster auf.<br />

Bionomie: Oligophager Grasminierer. Das Puparium bleibt in <strong>der</strong> Mine <strong>und</strong> wird mit Hilfe<br />

<strong>der</strong> aufgerichteten Vor<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Hinterstigmen festgehalten.<br />

Chromatomyia primulae (Robineau-Desvoidy, 1851) (Abb. 382-385)<br />

Material: D, Nie<strong>der</strong>sachsen, Hannover, ex Primula cult., leg. Dem. (0308981).<br />

Beschreibung: L: - 2, 4 mm; B: - 0,6 mm; LPh: 0,35 mm; LM: 0,04 mm; HM: 0,08 mm.<br />

Die Gesichtsmaske verfügt über eine sich nach unten erweiternde Mittelfurche, die kurz über<br />

dem Gesicht sich verliert. Am unteren Bereich <strong>der</strong> Mittelfurche befinden sich kleine innere<br />

Protuberanzen. Sinnesorgane: Der Terminalkomplex läßt zehn Elemente erkennen, nur T5,6<br />

sind als Campaniforme Sensillen entwickelt. I1 liegen auf einer Beule, I2 sind schlitzförmig<br />

verlängert. Neben dem Seitenrand <strong>der</strong> Gesichtsmaske sind zwei Lateralplatten stark reduziert.<br />

Die oberen <strong>und</strong> unteren Lateralen Sinnesgruben sind weitgehend reduziert. Die Mandibeln<br />

sind schmal <strong>und</strong> alternieren sehr regelmäßig, die vier M<strong>und</strong>haken sind dünn <strong>und</strong> spitz. Obwohl<br />

die rechte Mandibel apikal nicht nach innen gerichtet ist, liegt <strong>der</strong> obere M<strong>und</strong>haken fast in <strong>der</strong><br />

Mitte <strong>der</strong> Gesichtsmaske. Die Mandibeln scheinen insgesamt gegenüber <strong>der</strong> Gesichtsmaske<br />

versetzt zu sein. M<strong>und</strong>lappen sind hauptsächlich mit den Seitenteilen des Kopfsegments verwachsen<br />

<strong>und</strong> beide nach außen gerichtet. Cephalopharyngealskelett: Die Dorsalflügelbrücke<br />

reicht etwa bis zur Mitte des Mittelstücks. Die zwei hinteren Teile, Mittelstück <strong>und</strong> Basalteil,<br />

sind nicht verwachsen. Der obere Teil des Dorsalflügels ist eher gerade <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Mitte am<br />

breitesten. Die Verzweigung von oberem <strong>und</strong> unterem Teil des Dorsalflügels liegt vor <strong>der</strong> Abzweigung<br />

des Ventralflügels. Dieser ist nur etwa halb so lang wie <strong>der</strong> Dorsalflügel <strong>und</strong> hat ein<br />

etwas verschwommenes Fenster. Die Vor<strong>der</strong>stigmen bestehen aus zwei etwa gleich großen,<br />

langen Verzweigungen, auf denen zahlreiche Öffnungen in Doppelreihe liegen. Auf den sehr<br />

langen Stigmenträgern liegen die Häutungsnarben in mittlerer Höhe. Vermutlich beginnt die<br />

Filzkammer erst im Bereich des außen befindlichen Stigmenträgers. Lokomotionsgürtel bestehen<br />

aus unregelmäßigen Reihen kleiner Dentikel von einheitlicher Größe. Bei <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Art dienen nicht nur die Vor<strong>der</strong>stigmen, son<strong>der</strong>n auch die Hinterstigmen als Verankerungsorgan<br />

für das in <strong>der</strong> Mine verbleibende Puparium. Sie bestehen aus zwei Flügeln, die unregelmäßig<br />

mit im wesentlichen einer Reihe von Öffnungen besetzt sind. Der hintere ist doppelt<br />

so lang wie <strong>der</strong> vor<strong>der</strong>e <strong>und</strong> wird zur Verpuppung nach oben gestreckt. Das letztes Segment<br />

ist unbehaart <strong>und</strong> glatt. Das gilt auch für die Analwölbung.<br />

L1: Das erste Larvenstadium hat wie milii ein in <strong>der</strong> Mitte gebogenes Mittelstück des Cephalopharyngealskeletts<br />

<strong>und</strong> kein Fenster im Ventralflügel. Auch hinsichtlich <strong>der</strong> übrigen Charakteristika<br />

unterscheidet sich das Cephalopharyngealskelett nicht von dem miliis.


207<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Bionomie: Minierer an Primula-Arten, sowohl an wilden Schlüsselblumen als auch an Gartenpflanzen,<br />

tritt eher spät im Jahr nach <strong>der</strong> Blütezeit <strong>der</strong> Wirtspflanzen auf.<br />

Abb. 382-385: Chromatomyia primulae, drittes Larvalstadium. Von l. o. nach r. u.: 382: Kopfsegment; 383:<br />

Gesichtsmaske; 384: Vor<strong>der</strong>stigmen; 385: Hinterstigmen. Maßstriche: 382, 383 = 5 µm; 384, 385 = 50 µm.


208<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Abb. 386-389: Chromatomyia scolopendri, drittes Larvalstadium. Von l. o. nach r. u.: 386: Mandibeln, unterer<br />

Teil <strong>der</strong> Gesichtsmaske; 387: Mandibeln; 388: Vor<strong>der</strong>stigmen; 389: Hinterstigma. Maßstriche: 386, 387,<br />

389 = 5 µm; 388 = 50 µm.<br />

Chromatomyia scolopendri (Robineau-Desvoidy, 1851) (Abb. 370-371, 386-389, 390)<br />

Material: D, NRW, Bi., ex Asplenium ruta-muraria, leg. Dem. (1207971, 0906995).<br />

Beschreibung: L: - 2, 9 mm; B: - 0,7 mm; LPh: 0,26 - 0,31 mm; LM: 0,04 mm; HM: 0,06<br />

mm. Die Gesichtsmaske ist langgestreckt, nach unten verjüngt; die extrem dünne Mittelfurche<br />

endet vor dem Gesichtsunterrand. Dorsal läuft sie auf eine schmale vorgewölbte Stirnwölbung<br />

zu. Die Gesichtsmaske ist vollständig mit dem M<strong>und</strong>rand <strong>und</strong> dem hinteren Teil des Kopfseg-


209<br />

Einzelbeschreibungen<br />

ments verwachsen. Sinnesorgane: Dorsalorgane befinden sich in <strong>der</strong> unteren Gesichtshälfte<br />

<strong>und</strong> liegen infolge <strong>der</strong> starken Näherung <strong>der</strong> Gesichtshälften nahe beieinan<strong>der</strong>; sie sind nach<br />

vorne gerichtet. Der Terminalkomplex liegt direkt unter dem jeweiligen Dorsalorgan. Es sind<br />

insgesamt neun Elemente zu erkennen. Unter diesen sind nur T1 <strong>und</strong> T2 identifizierbar. An den<br />

Innenseiten <strong>der</strong> beiden Teile des Terminalkomplexes befinden sich zwei Wölbungen, auf denen<br />

sich vermutlich die I2-Sinnesorgane befinden. Die entsprechenden Gruben wurden jedoch nicht<br />

gef<strong>und</strong>en. Der gegenüber den übrigen stark vergrößerte obere M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> rechten Mandibel<br />

sitzt mittig unter dem Gesicht; die linke Mandibel, die erst unterhalb <strong>der</strong> Höhe des zweiten<br />

M<strong>und</strong>hakens <strong>der</strong> rechten beginnt, ist an die Seite gedrängt. Eine Beson<strong>der</strong>heit ist, daß <strong>der</strong> vor<strong>der</strong>e<br />

Zahn <strong>der</strong> rechten Mandibel dorsal eine tiefe Spalte aufweist (Abb. 386), <strong>der</strong>, wie lichtmikroskopisch<br />

sichtbar ist, bis zum Hinterrand <strong>der</strong> Mandibeln reicht.<br />

Eine Erklärung für diese morphologische Beson<strong>der</strong>heit wäre, daß diese Spalte zur Nahrungsaufnahme<br />

genutzt wird. Gestützt wird diese Vermutung durch die Tatsache, daß kaum<br />

eine an<strong>der</strong>e M<strong>und</strong>öffnung vorstellbar ist. Die Mandibeln liegen dicht nebeneinan<strong>der</strong>, <strong>der</strong><br />

M<strong>und</strong>rand umschließt die Mandibeln eng. Die einzige mögliche Öffnung entsteht durch den<br />

seitlich etwas abgeplatteten oberen M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> linken Mandibel. An <strong>der</strong> Stelle ist eine winzige<br />

Lücke zwischen M<strong>und</strong>rand <strong>und</strong> Mandibel zu erkennen.<br />

Abb. 390: Chromytomyia scolopendri, erstes Larvalstadium, Kopfsegment. Maßstrich = 5 µm.<br />

Unter dem untersuchten Material wurden zwei Formen gef<strong>und</strong>en, die sich hinsichtlich <strong>der</strong><br />

Anzahl <strong>der</strong> M<strong>und</strong>haken unterscheiden. Eine Form hat an <strong>der</strong> linken Mandibel die verbreitete<br />

Anzahl von zwei M<strong>und</strong>haken, die an<strong>der</strong>e nur einen (Abb. 370-371). M<strong>und</strong>lappen sind nicht<br />

vorhanden. Cephalopharyngealskelett: Der Mandibularkomplex sitzt unten am sehr kurzen<br />

Mittelstück an, das mit dem Basalteil vollständig verwachsen ist. Die Verbindungsstelle wird<br />

von den langen Lateralskleriten verdeckt. Die Spitze <strong>der</strong> Dorsalflügelbrücke reicht fast bis zum<br />

Vor<strong>der</strong>rand des Mittelstücks. Der Dorsalflügel des Basalteils ist stark nach oben gebogen <strong>und</strong><br />

sehr breit; ein unterer Teil fehlt. Der nur geringfügig kürzere, fensterlose Ventralflügel bildet<br />

mit dem Mittelstück eine gerade Linie. Die langen Träger <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>stigmen sind r<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

liegen auf einem gemeinsamen Hügel unmittelbar nebeneinan<strong>der</strong>; auf <strong>der</strong> Oberfläche befinden


210<br />

Einzelbeschreibungen<br />

sich ca. zehn Knospen in Doppelreihe. Die Lokomotionsgürtel enthalten variable Dentikel<br />

von mittlerer Größe. Die Hinterstigmen sitzen oben an <strong>und</strong> sind eher nach hinten gerichtet. Sie<br />

sitzen auf sehr dicken Stielen. Die Stigmenoberfläche ist r<strong>und</strong>lich, einteilig <strong>und</strong> etwas nach hinten<br />

gerichtet; neun bis zehn Öffnungen liegen in zwei Reihen. Die Analwölbung ist eher<br />

schmal <strong>und</strong> ragt wenig heraus.<br />

L1: Die Gesichtsmaske hat eine lange <strong>und</strong> ununterbrochene Mittelfurche. Von den Sinnesorganen<br />

sind I1 hoch über den Dorsalorganen, I2 sehr schwach als <strong>und</strong>eutliche Wölbung<br />

(30026) <strong>und</strong> - ebenfalls <strong>und</strong>eutlich - M1,2 zu erkennen. Der Terminalkomplex besteht aus einem<br />

recht vollständigen Satz von Elementen <strong>der</strong> üblichen Form. Der Gesichtsunterrand ist mit<br />

dem M<strong>und</strong>rand verwachsen, beiden umschließen die zwei M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> Mandibeln. Diese<br />

sind relativ lang <strong>und</strong> liegen leicht schräg übereinan<strong>der</strong>. Der auf seiner Oberseite ausgehöhlte<br />

linke M<strong>und</strong>haken liegt unter dem unterwärts etwas ausgehöhlten rechten, ist aber länger <strong>und</strong><br />

breiter. Zwischen sich bilden sie einen seitlich offenen Hohlraum, <strong>der</strong> vermutlich dem Nahrungseinstrom<br />

dient. Lichtmikroskopische Präparate zeigen, daß sich unterhalb <strong>der</strong> oberen<br />

M<strong>und</strong>haken nur bei einem Teil <strong>der</strong> untersuchten Exemplare weitere M<strong>und</strong>haken befinden. Der<br />

Mandibularkomplex weist wie die späteren Stadien deutliche Lateralsklerite auf. Auch die bis<br />

zum Vor<strong>der</strong>rand des Mittelstücks reichende Dorsalflügelbrücke entspricht dem Muster <strong>der</strong> späteren<br />

Stadien. Der Dorsalflügel des Basalteils ist stark gebogen, während <strong>der</strong> nur wenig kürzere<br />

Ventralflügel einen geraden Unterrand hat. Ein Fenster im Ventralflügel fehlt.<br />

Bionomie: Minierer in Mauerfarn-Wedeln (Aspleniaceae). Die Larve ernährt sich hauptsächlich<br />

vom Assimilationsgewebe <strong>der</strong> einzelnen Blättchen <strong>und</strong> wan<strong>der</strong>t über die Blättchenstiele<br />

von einem Blättchen zum nächsten. Obwohl bei diesem Farn die charakteristische Differenzierung<br />

des Blattgewebes höherer Pflanzen kaum ausgeprägt ist, miniert die Larve nur auf<br />

<strong>der</strong> Oberseite des Blattes <strong>und</strong> läßt unter sich ein Großteil des Gewebes unangetastet. Das Puparium<br />

bleibt im Blatt.<br />

5.2. Weitere Agromyzidengattungen<br />

Pseudoliriomyza Spencer, 1966<br />

Monotypische Gattung mit Typusart Pseudoliriomyza cordiae (Spencer, 1959). Die Art ist<br />

Blattminierer <strong>und</strong> nach Spencer (1990) mit Phytoliriomyza verwandt. Da Spencer keine Gründe<br />

dafür nannte, kann die systematische Stellung dieser Gruppe nur als ungeklärt angesehen werden.<br />

Pseudoliriomyza cordiae<br />

Die folgende Kurzbeschreibung basiert auf einem Puparium aus <strong>der</strong> Sammlung Spencer, das<br />

im BMNH aufbewahrt wird.<br />

Puparium: Farbe: hell- bis mittelbraun. Hinterstigmen mit drei Knospen von einheitlicher<br />

Größe, Subspirakularprozesse wurden nicht gef<strong>und</strong>en. Cephalopharyngealskelett: Mandibeln<br />

vom Phytomyzinae-Typ mit je zwei gleichgroßen alternierenden M<strong>und</strong>haken. Das Labialsklerit<br />

ist nicht in den Bereicht zwischen den Mandibeln verlängert. Das Mittelstück ist mit dem Basalteil<br />

verwachsen. Die Dorsalflügelbrücke ist sehr lang <strong>und</strong> reicht zum bis Vor<strong>der</strong>rand des<br />

Mittelstücks. Der Dorsalflügel des Basalteils ist eher lang <strong>und</strong> gerade <strong>und</strong> auf ganzer Länge<br />

von etwa gleicher Dicke. Ein unterer Teil des Dorsalflügels ist anscheinend nicht vorhanden.<br />

Der Ventralflügel ist etwa halb so lang wie <strong>der</strong> Dorsalflügel <strong>und</strong> besitzt ein geschlossenes Fenster.


211<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Xeniomyza Hering, 1936<br />

Zwei Arten bekannt, von einer ist die Wirtspflanze bekannt, sie ist Blattminierer an Suada<br />

fruticosa <strong>und</strong> Salicornia. Die Gattung wurde aufgr<strong>und</strong> fehlen<strong>der</strong> Borsten errichtet <strong>und</strong> gilt als<br />

mit Liriomyza verwandt (Spencer 1990).<br />

Kleinschmidtimyia Spencer, 1986<br />

Diese Gattung wurde von ihrem Autor aufgr<strong>und</strong> von Imaginalmerkmalen von<br />

Melanagromyza/Ophiomyia abgetrennt. Bisher sind neun Arten bekannt (v. Tschirnhaus &<br />

Henshaw in Vorb.). Die Arten, <strong>der</strong>en Bionomie bekannt ist, leben möglicherweise ähnlich wie<br />

Tropicomyia-Arten von den oberen Zellschichten von Blättern (Kleinschmidt 1970: " Mining<br />

occurs usually in the upper parenchyma, .. "). Kleinschmidt (1970) illustrierte das Cephalopharyngealskelett<br />

<strong>und</strong> das Puparium <strong>der</strong> Art Kleinschmidtimyia dianellae (Kleinschmidt, 1961).<br />

Demnach ist diese Art eine typische Vertreterin <strong>der</strong> Ophiomyia-Gruppe. Die zwei Teile des<br />

Dorsalflügels verzweigen vor <strong>der</strong> Abzweigung des Ventralflügels; eine Dorsalflügelbrücke<br />

fehlt; das Mittelstück ist länger als <strong>der</strong> Basalteil. Der obere Pupariumsdeckel hat einen Längsspalt.<br />

Über die Gesichtsmaske liegen keine Informationen vor.<br />

Pseudonapomyza Hendel, 1920<br />

Diese Gattung enthält eine Gruppe von grasminierenden Arten <strong>und</strong> Blattminierern an Acanthaceae<br />

<strong>und</strong> Asteraceae (Spencer 1990). An Abbildungen in <strong>der</strong> Literatur fällt auf, daß sich auf<br />

<strong>der</strong> Oberfläche des Pupariums <strong>der</strong> zwei Grasminierer P. atra (Meigen, 1830) (z. B. Hering<br />

1957b) <strong>und</strong> P. spicata (Malloch, 1914) (Singh & Ipe 1973 Pl. CLIV) sich auf jedem Segment<br />

eine Querreihe von längeren Haaren bzw. Dornen befindet. Vermutlich handelt es sich um Sinneshaare,<br />

die mit den an <strong>der</strong> gleichen Position befindlichen Campaniformen Sensillen an<strong>der</strong>er<br />

Larven homolog sind. Die einzigen weitere Arten an<strong>der</strong>er Gattungen, bei <strong>der</strong> bisher solche<br />

Haare gef<strong>und</strong>en wurden, sind Gymnophytomyza heteroneura (s. S. ..) <strong>und</strong> einige Calycomyza-<br />

Arten (z. B. Spencer & Steyskal 1986). Die Dornen sind nicht bei allen Pseudonapomyza-Grasminierern<br />

gleichermaßen ausgeprägt. Sie sind bei spinosa Spencer, 1973 <strong>und</strong> spicata wesentlich<br />

unauffälliger als bei atra <strong>und</strong> fehlen bei Ps. asiatica Spencer, 1961 ganz (Spencer 1973, eigene<br />

Beobachtung, NHM).<br />

Abbildungen von P. spicata in Singh & Ipe (1973, P. CLIV) zeigen weitere Einzelheiten <strong>der</strong><br />

Larve: Die M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> Mandibeln alternieren demnach wie bei an<strong>der</strong>en Phytomyzinae.<br />

Über <strong>der</strong> Gesichtsmaske befindet sich ein auffälliges Dorsalsklerit mit zwei Sinnesorganen darüber<br />

(vermutlich die oberen Lateralorgane). Über <strong>der</strong> Gesichtsmaske befindet sich eine breite<br />

Haarfläche. Der Basalteil ist vermutlich mit dem Mittelstück verwachsen; <strong>der</strong> obere Teil des<br />

Dorsalflügels ist überdurchschnittlich breit, <strong>der</strong> untere nadelartig. Der Ventralflügel ist weniger<br />

als halb so breit wie <strong>der</strong> Dorsalflügel <strong>und</strong> hat ein kleines Fenster. Die Vor<strong>der</strong>stigmen haben 7<br />

Knospen in einer Reihe; die Hinterstigmen haben die gleiche Anzahl von Knospen, die aber in<br />

einem Halbkreis angeordnet sind.<br />

Während die bekannten Puparien aller bekannten Grasminierer mehr als drei Knospen an<br />

den Hinterstigmen aufweisen, ist bei den Minierern an Acanthaceen <strong>der</strong> ursprünglichere Zustand<br />

von drei Knospen häufig (s. Spencer 1965). Oft ist eine Knospe gegenüber den übrigen<br />

zwei vergrößert o<strong>der</strong> steht von diesen etwas entfernt. Die Anordnung <strong>der</strong> Knospen unterscheidet<br />

sich aber deutlich von jener, die bei Phytoliriomyza anzutreffen ist.


5.3. Außengruppen<br />

Fergusoninidae<br />

212<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Die Familie Fergusoninidae enthält ausschließlich die Gattung Fergusonina, die 1924 von<br />

Malloch als Gattung <strong>der</strong> Agromyziden errichtet wurde. Bisher sind ca. 20 Arten aus Australien<br />

<strong>und</strong> in späterer Zeit auch Indien (Harris & Joshi 1980, Harris 1982) beschrieben, alle bekannten<br />

Larven bilden Knospengallen an Myrtaceen. Nachdem schon Tonnoir (1937) auf die wenigen<br />

Gemeinsamkeiten von Fergusonina mit den übrigen Agromyziden hingewiesen hatte, wurde<br />

die Gattung 1958 von Hennig in eine eigene Familie gestellt. Die anscheinend sehr einheitliche<br />

Lebensweise <strong>und</strong> Morphologie einiger Larven wurde von Currie (1937) untersucht. Weitere<br />

Beschreibungen von Larven stammen von Hennig (1958) <strong>und</strong> Harris (1982).<br />

Die meisten bisher bekannten Arten stammen aus Australien <strong>und</strong> sind Gallbildner an Eukalyptusbäumen<br />

(Currie 1937). Sie leben dort in enger Assoziation mit Nematoden <strong>der</strong> Gattung<br />

Fergusobia (Currie 1937, Fisher & Nickle 1968, Davies & Lloyd 1996). Die kürzlich in Indien<br />

entdeckte Art Fergusonina syzygii Harris, 1982 lebt an Syzygium cumini, wo sie ähnliche Gallen<br />

bildet wie die australischen Arten (Harris 1982). Nematoden sind von dort bisher nicht bekannt.<br />

Die folgende Kurzbeschreibung des Lebenszyklus <strong>der</strong> Fergusoniniden ist eng an Currie<br />

(1937) angelehnt: Die Weibchen <strong>der</strong> Fergusoniniden werden stets von einem parasitischen Stadium<br />

<strong>der</strong> Nematoden besiedelt, <strong>der</strong>en Junglarven bei <strong>der</strong> Eiablage zusammen mit dem Ei in die<br />

Pflanze gelangen. Dort bilden sie zunächst parthenogenetische, freilebende Stadien, die sich<br />

von lebenden Pflanzenzellen ernähren. Die dabei frei werdende Flüssigkeit dient zunächst <strong>der</strong><br />

jungen Fliegenlarve als Nahrung. Erst die Larve des dritten <strong>und</strong> letzten Stadiums ernährt sie<br />

sich aktiv, indem sie von <strong>der</strong> Wand <strong>der</strong> von ihr bewohnten Kammer Pflanzenmaterial losreißt.<br />

Erst in dieser Phase beginnen befruchtete weibliche Nematoden in die Larve einzudringen. In<br />

einer nußgroßen Galle können sich bis zu 70 Fliegenlarven befinden. Jede bewohnt eine relativ<br />

kleine Kammer.<br />

Abb. 391: Fergusonina flavicornis, Cephalopharyngealskelett des dritten Larvalstadiums. Maßstrich = 0,1<br />

mm.


213<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Abb. 392-395: Fergusonina flavicornis, drittes Larvalstadium. Von l. o. nach r. u.: 392: Totalansicht, das<br />

Kopfsegment befindet sich oben rechts, links befindet sich die Dorsalseite; 393: Vor<strong>der</strong>teil lateral; 394, 395:<br />

dorsal shield (s. Text). Maßstriche: 392 = 500 µm; 393-395 = 50 µm.<br />

Fergusonina flavicornis Malloch, 1925 (Abb. 391, 392-395, 396-399, 400)<br />

Material: Australia, South Australia; Goolwa; GS Taylor & KA Davies, 29. V. 1998 on Eucalyptus<br />

camaldulensis.<br />

Beschreibung: L: - 2,2 mm; B: - 1,1 mm; LPh: 0,21 (an<strong>der</strong>e Maße des Cephalopharyngealskeletts<br />

sind kaum übertragbar). Von lateral betrachtet, fällt an <strong>der</strong> kurzen <strong>und</strong> dicken Larve die<br />

fast gerade Dorsallinie ab dem vierten Segment auf. Die Ventralseite sowie <strong>der</strong> vor<strong>der</strong>e Teil


214<br />

Einzelbeschreibungen<br />

<strong>der</strong> Dorsalseite ist demgegenüber stark konvex geformt. Das vierte <strong>und</strong> fünfte Segment ist Sitz<br />

einer unterschiedlich stark entwickelten dorsal gelegenen sklerotisierten Platte ("dorsal<br />

shield"), auf <strong>der</strong> sich einige kräftige <strong>und</strong> lange, nach vorne gerichtete Dornen befinden können<br />

(Currie 1937). Dies ist auch bei <strong>der</strong> vorliegenden Art <strong>der</strong> Fall (Abb. 394-395). Die Funktion ist<br />

noch nicht eindeutig geklärt. Fergusonina flavicornis hat fünf Dornen, die an <strong>der</strong> Spitze deutlich<br />

abger<strong>und</strong>et sind. Der ganze Körper, auch Analwölbung <strong>und</strong> die Dorsal shield, ist gleichmäßig<br />

mit Reihen von kurzen stumpfen Dentikeln bedeckt.<br />

Abb. 396-399: Fergusonina flavicornis, drittes Larvalstadium. Von l. o. nach r. u.: 396: Gesichtsmaske; 397:<br />

Terminalkomplex; 398: Vor<strong>der</strong>stigma; 399: Hinterstigma. Maßstriche: 396 = 50 µm; 397-399 = 5 µm.


215<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Die Gesichtsmaske hat keine Mittelfurche, son<strong>der</strong>n nur drei horizontale Rillen, die paarig<br />

zwischen den weit auseinan<strong>der</strong>stehenden Dorsalorganen liegen. Unter diesen, etwas weiter innen,<br />

liegt <strong>der</strong> Terminalkomplex. Das untere Viertel des M<strong>und</strong>rands ist mit je vier Rillen auf je<strong>der</strong><br />

Seite flankiert. Alle Sinnesorgane <strong>der</strong> Gesichtsmaske befinden sich neben dem M<strong>und</strong>rand,<br />

nicht darüber. Die Dorsalorgane bilden mit <strong>der</strong> obersten horizontalen Rille eine Linie, die direkt<br />

den Oberrand des sichtbaren Bereichs <strong>der</strong> Mandibeln darstellt. Etwa in <strong>der</strong> Mitte über <strong>der</strong><br />

obersten Horizontalrille liegt ein Paar von Sinnesgruben, das mit den I1-Gruben homologisiert<br />

werden kann. Auch <strong>der</strong> Terminalkomplex liegt klar seitlich <strong>der</strong> Mandibeln, die Elemente befinden<br />

sich nicht auf einer von <strong>der</strong> übrigen Cuticula abgesetzten Platte. Er ähnelt dem <strong>der</strong><br />

Agromyziden auch insofern, als er keine gesockelten Sinnesorgane beinhaltet. Es sind ca. zehn<br />

Elemente erkennbar, unter ihnen zwei größere Papillen, <strong>der</strong>en eine den Oberrand des Komplexes<br />

bildet. Im Gegensatz zu den Agromyziden liegt sie nicht außen, son<strong>der</strong>n den Mandibeln näher<br />

als fast alle an<strong>der</strong>en Elemente. Am Unterrand, den Mandibeln näher, befindet sich ein Paar<br />

von direkt nebeneinan<strong>der</strong> liegenden Sinnesgruben, die auf flachen Hügeln liegen. Sie könnten<br />

den Marginalorganen <strong>der</strong> Agromyziden entsprechen. Die Mandibeln sind gleich groß, apikal<br />

etwas aufeinan<strong>der</strong> zulaufend. Neben <strong>der</strong> langen, nach unten gekrümmten Spitze befindet sich<br />

dahinter scheinbar noch ein zweiter stumpfer <strong>und</strong> kurzer M<strong>und</strong>haken. Diese erweist sich bei<br />

lichtmikroskopischer Betrachtung als Bestandteil eines Sklerits, auf die <strong>der</strong> Begriff<br />

"M<strong>und</strong>winkelstück" (s. Ziegler 1998) o<strong>der</strong> "dental sclerite" (Ferrar 1987) angewandt werden<br />

kann. Diese M<strong>und</strong>winkelstücke liegen also paarig den Mandibeln an <strong>und</strong> haben am vor<strong>der</strong>en<br />

Rand eine sklerotisierte Spitze; hinten sind sie häutig <strong>und</strong> durchsichtig. Die Austrittsstelle <strong>der</strong><br />

Mandibeln liegt direkt unter dem Oberrand des Gesichts. Von dort bis etwa zur Mitte des Gesichts<br />

ist jede einzeln mit einem Integument umhüllt.<br />

Cephalopharyngealskelett: Der Mandibularkomplex ist gegenüber den übrigen Bestandteilen<br />

des Cephalopharyngealskeletts stark nach ventral geklappt; die Mandibeln laufen apikal zu<br />

je einem M<strong>und</strong>haken aus. Ein rechtwinklig zu den M<strong>und</strong>haken stehen<strong>der</strong> ventraler Bereich <strong>der</strong><br />

Mandibeln fehlt. Abduktorapodeme auf <strong>der</strong> Dorsalseite sind vorhanden. Hinter den bereits erwähnten<br />

M<strong>und</strong>winkelstücken folgen die zwei paarigen apikal miteinan<strong>der</strong> verb<strong>und</strong>enen Labialsklerite,<br />

<strong>der</strong>en vor<strong>der</strong>e Hälfte sich zwischen den Mandibeln befindet. Sowohl die Ventralbrücke<br />

des Mittelstücks als auch die Dorsalflügelbrücke des Basalstücks fehlen. Mittelstück<br />

<strong>und</strong> Basalteil sind vollständig miteinan<strong>der</strong> verschmolzen <strong>und</strong> bilden zwei dicke, nebeneinan<strong>der</strong><br />

liegende, grob dreieckige Sklerite. Am Hinterrand sind auch kurze Dorsal- <strong>und</strong> Ventralflügel<br />

ausgebildet. Letzterer ist etwas länger als <strong>der</strong> Dorsalflügel. Längsrillen, die auf einen Filterapparat<br />

hindeuten, fehlen.<br />

Die Vor<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Hinterstigmen sind etwa gleich gestaltet, die Filzkammer je<strong>der</strong> Stigmenöffnung<br />

weist keine terminalen Knospen auf. Die einzelne Öffnung ist so groß <strong>und</strong> weit, daß<br />

sie einen direkten Blick in das Innere <strong>der</strong> Filzkammer zuläßt (Abb. 388). Die Vor<strong>der</strong>stigmen<br />

liegen deutlich lateral am Hinterrand des ersten Segments. Die Hinterstigmen sind am Vor<strong>der</strong>rand<br />

des letzten sichtbaren Segments ebenfalls lateral lokalisiert. Sowohl vorne als auch hinten<br />

sind die Häutungsnarben gut sichtbar. Das letzte Segment ist länger als die übrigen <strong>und</strong> nach<br />

hinten stark verschmälert. Die Analwölbung befindet sich am zugespitzten Hinterende <strong>der</strong> Larve.<br />

Die Analwölbung ist, wie erwähnt, mit Dentikeln besetzt, während Sinnesorgane fehlen.<br />

Odiniidae<br />

Auch die Odiniidae sind früher als eine Unterfamilie <strong>der</strong> Agromyzidae betrachtet worden.<br />

Heute gelten sie noch immer als eine von <strong>der</strong>en möglichen Adelphotaxa (Mc Alpine 1987).


216<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Das Cephalopharyngealskelett <strong>der</strong> Larven entspricht <strong>der</strong> generellen Form an<strong>der</strong>er acalyptraten<br />

Dipteren z. B. den Drosophiliden (Shewell, 1960, Mc Alpine 1987). Die Larven wurden größtenteils<br />

in krankem Holz in den Gängen von Coleopteren <strong>und</strong> Lepidopteren gef<strong>und</strong>en (Krivosheina<br />

1979). Die Ernährung ist größtenteils saprophag, von wenigen Arten ist eine parasitoide<br />

Lebensweise bekannt (Krivosheina 1979).<br />

Abb. 400-402: Von l. o. nach r. u.: 400: Fergusonina flavicornis, Hinterteil; 401: Odinia spec. Kopfsegment;<br />

402: O. spec. Vor<strong>der</strong>teil lateral; 403: O. spec. Hinterteil. Maßstriche: 400-402 = 50 µm; 403 = 500 µm.


Odinia spec. (Abb. 401-403)<br />

217<br />

Einzelbeschreibungen<br />

Material: Etikett, wörtlich: Odinia ?boletaria; Marokko, 50 km S' Marakech, Asni, 100 m,<br />

Populus-W<strong>und</strong>e; 6.3.1995 leg. Ch. Kassebeer.<br />

Beschreibung: L: 4,4 mm; B: 0,6 mm. Der r<strong>und</strong>e Körper dieser Larve ist vom ersten Abdominalsegment<br />

bis zum Kopf stark konisch, so daß das Kopfsegment eine halbkugelige Spitze<br />

bildet. Der gesamte Vor<strong>der</strong>teil des Kopfes wird von den Bestandteilen <strong>der</strong> Gesichtsmaske besetzt,<br />

die keine ausgeprägte Mittelfurche o<strong>der</strong> Längsteilung aufweist. Die Sinnesorgane <strong>der</strong><br />

Gesichtsmaske sind nach vorne <strong>und</strong> oben gerichtet, eine Zweilappigkeit ist nur schwach zu erkennen.<br />

Die Dorsalorgane sind wie bei fast allen Dipterenlarven deutlich zweiteilig. Die zwölf<br />

Elemente des Terminalkomplexes liegen auf einem breiten Sockel. Es sind ausschließlich gesockelte<br />

<strong>und</strong> ungesockelte Papillen-Sinnesorgane von außen erkennbar. Die Inneren Sinnesgruben<br />

I1 liegen zwischen den Dorsalorganen, I2 befinden sich unterhalb des Terminalkomplexes.<br />

Laterale Sinnesgruben <strong>und</strong> Marginale Sinnesorgane sind nicht zu erkennen. Unter <strong>der</strong> Gesichtsmaske<br />

befinden sich zwei Protuberanzen, die je vier dichte horizontale Reihen von längeren<br />

Haaren aufweisen. Diese Struktur ist schon von Shewell (1960) <strong>und</strong> Papp (1995) beobachtet<br />

worden. Die Spitzen <strong>der</strong> von außen unsichtbaren Mandibeln ragen nach den Darstellungen <strong>der</strong><br />

Autoren in die Protuberanzen hinein <strong>und</strong> stabilisieren sie. Darunter befindet sich die M<strong>und</strong>öffnung,<br />

die direkt unter den Protuberanzen von einigen kurzen Reihen von Kämmen eingefaßt<br />

wird. An den Seiten befindet sich je eine weitere größere Fläche mit feinen Kämmen, die im<br />

Gegensatz zu denen unter den Protuberanzen bis zum Unterrand <strong>der</strong> M<strong>und</strong>öffnung reicht. Thoraxsegmente:<br />

Das erste Segment trägt am Vor<strong>der</strong>rand im unteren Teil feine Setulae, die am<br />

vorliegenden Präparat aufgr<strong>und</strong> von Deformationen nur schwer erkennbar sind. Ansonsten sind<br />

die Thoraxsegmente nackt. Vor<strong>der</strong>stigmen: liegen auf <strong>der</strong> Dorsalhälfte des Segments, sie sind<br />

aber nicht deutlich dorsal zusammengerückt. Die je vier Knospen sind sehr deutlich abgesetzt<br />

<strong>und</strong> haben schlitzförmige Öffnungen. Die Häutungsnarbe befindet sich auf <strong>der</strong> Außenseite. Die<br />

Lokomotionsfel<strong>der</strong> sind auf die zweiten bis siebten Abdominalsegmente beschränkt <strong>und</strong> liegen<br />

klar auf den Ventralseiten dieser Segmente. Sie bestehen aus breiten, klar abgesetzten Dornenfel<strong>der</strong>n.<br />

Es existieren zwei Größenklassen, sehr kräftige Dornen im Inneren <strong>und</strong> ein bis<br />

zwei Reihen dünner, länglicher Dornen, die den Rand bilden. Auf jedem Feld befinden sich sowohl<br />

nach vorne als auch nach hinten gerichtete Dornen, wodurch das Vor- <strong>und</strong> Rückwärtskriechen<br />

gleich gut möglich ist. Dies ist auch an Neoalticomerus seamansi Shewell, 1960 vom Beschreiber<br />

beobachtet worden. An dieser Art ist auch erkennbar, daß ein Lokomotionsfeld nur<br />

auf dem vor<strong>der</strong>en Teil eines Segments liegt <strong>und</strong> nicht wie bei den Agromyziden auf beiden<br />

Segmenträn<strong>der</strong>n. Dies ist auch bei <strong>der</strong> vorliegenden Art nicht an<strong>der</strong>s. Die Letzten Segmente ab<br />

dem Segment acht sind glatt, Sinnesorgane <strong>und</strong> Prozesse fehlen. Mit drei Knospen, die eine<br />

Platte bilden, <strong>und</strong> vier Spirakularhaaren entsprechen die Hinterstigmen dem üblichen Muster<br />

<strong>der</strong> höheren Fliegen. Die Häutungsnarbe liegt etwas unterhalb <strong>der</strong> Stigmenplatte. Eine Analwölbung<br />

war an <strong>der</strong> üblichen Stelle nicht zu finden. Stattdessen befindet sich eine Struktur, die<br />

<strong>der</strong> Analwölbung an<strong>der</strong>er Dipterenlarven gleicht, auf dem fünften Abdominalsegment. Da aber<br />

eine deutliche Öffnung fehlt, ist es zweifelhaft, daß es sich wirklich um die Afteröffnung handelt.


6. PHYLOGENIE<br />

Nachdem am Anfang dieser Arbeit bereits "präkladistische" Systeme <strong>der</strong> Agromyziden vorgestellt<br />

wurden (s. 1.3), wird in diesem Teil eine neue Phylogeniehypothese entwickelt. Zur Rekonstruktion<br />

<strong>der</strong> Phylogenie wurden kladistische Methoden angewendet, die auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage<br />

des Parsimonieprinzips die vorhandenen Merkmale zu einem System zusammenfassen. Der<br />

Computer wurde nicht eingesetzt, um die “richtige“ Phylogenie zu errechnen, son<strong>der</strong>n um eine<br />

phylogenetische Hypothese zu erstellen, die die vorhandenen Daten möglichst objektiv <strong>und</strong><br />

vollständig repräsentiert (s. Platnick 1980, Kitching et al. 1998, Schuh 2000).<br />

Ursprünglich wurde das Parsimonieprinzip nur auf Datensätze mit ungewichteten Merkmalen<br />

angewandt. Da die A-priori-Annahme, daß alle Merkmale das gleiche Gewicht haben, nicht<br />

unbedingt gerechtfertigt erschien, wurde schon früh ein Gewichtungsschema für die Merkmale<br />

eines Datensatzes vorgeschlagen ('Successive-Weighting', Farris 1969). Das Bewertungskriterium<br />

ist das Ausmaß <strong>der</strong> Homoplasie aller Merkmale einer ersten Serie von Kladogrammen. Die<br />

ermittelten Gewichtungen werden einer zweiten Parsimonie-Rekonstruktion zugr<strong>und</strong>e gelegt.<br />

Die Prozedur wird danach so lange wie<strong>der</strong>holt bis ein stabiles Ergebnis erreicht ist.<br />

Eine an<strong>der</strong>e Methode, das 'Implied-Weighting', die ebenfalls auf <strong>der</strong> Homoplasie von Merkmalen<br />

beruht, wurde von Goloboff (1993) entwickelt. Hier wurde - anstatt <strong>der</strong> Länge <strong>der</strong> Gesamtschritte<br />

aller Merkmale - die Summe aller gewichteten Merkmale in jedem möglichen Kladogramm<br />

als Suchkriterium verwendet. Die Gewichtung <strong>und</strong> die Ermittlung <strong>der</strong> optimalen Kladogramme<br />

erfolgen hier in einem Schritt, was als ein Vorteil gegenüber dem Successive-<br />

Weighting angesehen werden kann. Eine Folge dieser Methode ist aber auch, daß als Ergebnis<br />

eines Datensatzes gleichwertige Kladogramme herauskommen, <strong>der</strong>en Merkmalsgewichtungen<br />

unabhängig voneinan<strong>der</strong> entstanden sind. Ein Merkmal kann damit in einer Serie von favorisierten<br />

Kladogrammen verschieden gewichtet sein. Insgesamt funktionieren aber beide Methoden<br />

nach dem gleichen Prinzip. Homoplastische Merkmale, also solche, die auf einem Kladogramm<br />

Extraschritte versuchen, werden niedriger gewichtet als homologe Merkmale.<br />

Der meiner Ansicht nach wichtigste Einwand gegen diese weitverbreiteten Methoden wurde<br />

von Kluge (1997) vorgebracht. Er argumentierte, daß ein homoplastisches Merkmal als in mehrere<br />

unabhängige Apomorphien aufgeteilt verstanden werden müsse. Diese dürften sich demnach<br />

nicht gegenseitig beeinflussen, wie es beim Gewichten auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Merkmalskonsistenz<br />

<strong>der</strong> Fall ist.<br />

Dieser Standpunkt wird von mir aus folgendem Gründen nicht geteilt: Rekonstruierte Apomorphien<br />

homoplastischer Merkmale basieren auf ungenaueren Beobachtungen als durch kongruente<br />

Merkmale begründete Apomorphien. Eine beobachtete Ähnlichkeit wird ad hoc als<br />

nicht homolog interpretiert. Von dieser Perspektive aus betrachtet, werden nicht die Apomorphien,<br />

also angenommene Evolutionsereignisse, son<strong>der</strong>n Beobachtungen gewichtet. Die Anwendung<br />

des gleichgewichteten Parsimonieprinzips hat darüber hinaus die Folge, daß nahezu<br />

alle Merkmale, auch die inkongruenten, zu einer Theorie (dem Kladogramm) vereint werden.<br />

Die homoplastischen Merkmale haben bei anfänglicher Gleichgewichtung <strong>der</strong> Merkmale einen<br />

relativ höheren Anteil an <strong>der</strong> Topologie des Kladogramms, da sie für mehr Schritte pro Beobachtung<br />

verantwortlich sind. Deshalb führt die Gleichgewichtung <strong>der</strong> Beobachtungen am Beginn<br />

<strong>der</strong> Untersuchung zu einer Ungleichgewichtung <strong>der</strong>selben auf dem Kladogramm. Dieser<br />

Effekt ist natürlich umso stärker, je mehr wi<strong>der</strong>sprüchliche Merkmale vorhanden sind. Die beschriebenen<br />

a-posteriori-Gewichtungsmethoden gleichen diesen Effekt aus. Deshalb werden sie


219<br />

Phylogenie<br />

hier eingesetzt, auch wenn sie noch nicht als die optimalen Rekonstruktionsmethoden angesehen<br />

werden können.<br />

6.1. Rekonstruktionsmethoden<br />

Zur Rekonstruktion <strong>der</strong> Phylogenie wurde das Programm PAUP* (Swofford 1999, MacIntosh<br />

Version 4.0b3a beta) verwendet. Die kürzesten Kladogramme wurden mit heuristischen<br />

Methoden ermittelt: 200 Wie<strong>der</strong>holungen 'Stepwise Addition' (Option: "Random") mit folgendem<br />

'Branch-and-Bo<strong>und</strong>-Search'. Hierfür wurde <strong>der</strong> TBR-Algorithmus (Tree bisection and reconnection)<br />

verwendet. Successive Weighting wurde abweichend von <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>einstellung<br />

von PAUP* auf <strong>der</strong> Basis des Consistency Index (ci) durchgeführt. Für die Gewichtung <strong>der</strong><br />

Merkmale aller Kladogramme eines Suchlaufs wurden die höchsten Consistency Indices eines<br />

Merkmals auf allen kürzesten Kladogrammen verwendet.<br />

Die Methode des Implied Weighting nach Goloboff (1993) wurde ebenfalls mit PAUP*<br />

durchgeführt. Dabei wurden die gleichen Suchalgorithmen verwendet wie bei <strong>der</strong> ungewichteten<br />

Suche.<br />

Zur Optimierung von Merkmalen auf den gef<strong>und</strong>enen Kladogrammen wurde MacClade 3.04<br />

(Maddison & Maddison 1992) eingesetzt. Zur Erstellung <strong>der</strong> Datenmatrix leistete das Programm<br />

NDE gute Dienste (Page 2001).<br />

Für die Darstellungen <strong>der</strong> phylogenetischen Rekonstruktionen wurden ausnahmelos strikte<br />

Konsensus-Kladogramme verwendet. Auf diesen wurden nur eindeutig optimierbare Merkmale<br />

dargestellt, die sowohl mit DELTRAN als auch mit ACCTRAN die gleiche Optimierung ergeben<br />

(s. z. B. Kitching et al. 1998).<br />

Polytomien werden gr<strong>und</strong>sätzlich als unaufgelöste Dichotomien verstanden. Wenn Polytomien<br />

gegenüber höheren Auflösungen bevorzugt werden, wie innerhalb <strong>der</strong> Selachops-Gruppe<br />

(Abb. 411), dann deshalb, weil letztere als schlecht unterstützt gewertet werden.<br />

6.2. Zur Auswahl <strong>der</strong> Außengruppen<br />

Zur Polarisierung von Merkmalen wurde <strong>der</strong> Außengruppenvergleich angewendet, d. h. es<br />

wurden nur Charakterzustände, die in individuellen Außengruppentaxa vorkommen, polarisiert<br />

(Nixon & Carpenter 1993). Die Lesrichtung von Merkmalen, die nur auf die Innengruppe anwendbar<br />

sind, werden a posteriori aus dem Kladogramm abgeleitet. Der Vorteil dieser Methode<br />

liegt darin, daß ausschließlich empirische Daten verwendet werden.<br />

Als Außengruppen wurden je ein Vertreter <strong>der</strong> Odiniidae <strong>und</strong> <strong>der</strong> Fergusoninidae als potentielle<br />

Schwestergruppen sowie als weiter entfernte Gruppen je eine Art <strong>der</strong> Drosophilidae <strong>und</strong><br />

Tephritidae verwendet. Als Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Beschreibung von Drosophila melanogaster dienten<br />

Bodenstein (1965) <strong>und</strong> Ashburner & Wright (1980). Zusätzlich wurde diese Art auch selbst untersucht.<br />

Als Vertreter <strong>der</strong> Tephritiden wurde Anastrepha ludens nach <strong>der</strong> Beschreibung von<br />

Carroll & Wharton (1989) verwendet. Es handelt sich um eine vermutlich microphage Früchtefresserin.<br />

Diese Art stimmt hinsichtlich <strong>der</strong> hier betrachteten Merkmale mit den zahlreichen an<strong>der</strong>en<br />

verfügbaren Beschreibungen von Tephritidenlarven überein (z. B. Goeden & Headrick<br />

1992, White & Elson-Harris 1992). Vertreter <strong>der</strong> Odiniidae <strong>und</strong> Fergusoninidae wurden selbst<br />

untersucht (s. Beschreibungen). Larven <strong>der</strong> Clusiidae, <strong>der</strong> Familie, die von Griffiths (1972b) als<br />

Schwestergruppe vorgeschlagen wurde, standen nicht zur Verfügung.


220<br />

Phylogenie<br />

Männliche Genitalien <strong>der</strong> oben genannten Taxa wurden ebenfalls untersucht. Für die Tephritiden<br />

wurden drei von Dr. Ian White (London) zur Verfügung gestellte Anastrepha-Arten untersucht<br />

(A. fraterculus (Wiedemann, 1830), A. serpeatiae (Wiedemann, 1830), A. spatulata<br />

Stone, 1942). Untersuchte Exemplare von Drosophila melanogaster <strong>und</strong> Fergusonina flavicornis<br />

<strong>und</strong> Odinia spec. entstammen den gleichen Serien wie die untersuchten Larven. Zusätzlich<br />

wurden die Odiniiden Odinia boletina (Zetterstedt, 1848) <strong>und</strong> Neoalticomerus formosus (Loew,<br />

1844) sowie die Clusiide Alloclusia limbipennis (Rondani, 1863) aus den Beständen des<br />

BMNH (London) untersucht.<br />

6.3. Terminale Taxa <strong>der</strong> Innengruppe<br />

Die hier präsentierte Phylogenie beruht im wesentlichen auf den im zweiten Teil beschriebenen<br />

80 Larven (78 Agromyziden <strong>und</strong> zwei Außengruppen) sowie zwei weiteren Außengruppen<br />

nach Beschreibungen aus <strong>der</strong> Literatur (s. o.). Sie wurden so ausgewählt, daß von möglichst allen<br />

verbreiteten supraspezifischen Taxa, also den Untergattungen <strong>und</strong> Gattungen, eine o<strong>der</strong><br />

mehrere Arten vertreten waren. Je nach Verfügbarkeit des Materials wurden in Zusammenarbeit<br />

mit Dr. Michael von Tschirnhaus (Bielefeld) auch Vertreter von Artengruppen (z. B. Agromyza<br />

filipendulae als Vertreter <strong>der</strong> Rosaceenminierer) <strong>und</strong> Exemplare beson<strong>der</strong>s wenig verstandener<br />

Arten (wie Phytomyza flavicornis) herangezogen. Literaturangaben konnten mit Ausnahme<br />

von Süss (1971) nicht direkt verwendet werden, da die Beschreibungen zu unvollständig<br />

waren. Sie eignen sich jedoch verschiedentlich zur Suche nach weiteren interessanten Arten.<br />

Trotz <strong>der</strong> mehr als 2800 validen Arten erscheint <strong>der</strong> Versuch, eine phylogenetische Hypothese<br />

auf <strong>der</strong> Basis von nur 80 Arten aufzustellen, deshalb vertretbar, weil die Anzahl <strong>der</strong> gängigen<br />

supraspezifischen Taxa sehr überschaubar ist. So werden <strong>der</strong>zeit nur noch 27 Gattungen anerkannt.<br />

Dennoch wurden hier bis auf wenige Ausnahmen Arten als terminale Taxa verwendet,<br />

da die Kenntnis <strong>der</strong> Variabilität von Merkmalen innerhalb von Gattungen lückenhaft ist. Zudem<br />

kann auf diese Weise die Paraphylie von Gattungen erkannt werden.<br />

Nur in wenigen Fällen (Calycomyza, Japanagromyza, Melanagromyza, Ophiomyia + Hexomyza,<br />

Phytobia, Tropicomyia) wurden Arten zu Gruppen zusammengefaßt, da sich die untersuchten<br />

Arten hinsichtlich <strong>der</strong> betrachteten Merkmale höchstens in einem Merkmal unterscheiden<br />

<strong>und</strong> sich jeweils durch einzigartige Merkmale als Monophylum begründen lassen. Die entsprechenden<br />

Apomorphien werden im Beschreibungsteil genannt; in <strong>der</strong> Matrix befinden sie<br />

sich nicht, da sie für die Topologie <strong>der</strong> möglichen Kladogramme uninformativ sind. Gr<strong>und</strong>lage<br />

dieser Zusammenfassungen sind die untersuchten Arten <strong>und</strong> die in den Beschreibungen zitierte<br />

Literatur. Im Falle von Japanagromyza wurden einige aus <strong>der</strong> Literatur bekannte Arten ausdrücklich<br />

nicht berücksichtigt, da sie als überprüfungsbedürftig einzuschätzen sind (s. Beschreibung<br />

von Japanagromyza). Wenn Daten von einzelnen Arten fehlten, wurden sie von den<br />

Arten übernommen, von denen sie verfügbar waren. So ist das erste Larvenstadium nur für<br />

Phytobia cerasiferae verfügbar <strong>und</strong> nicht für Phytobia cambii. Die Information für die Gattung<br />

stammt also hier nur von einer Art. Mit Tropicomyia sind nur die bekannten Epi<strong>der</strong>misminierer<br />

gemeint. Die Daten für dieses Taxon basieren zwar auf <strong>der</strong> einzigen hier untersuchten Art<br />

theae, stimmen aber auch mit Darstellungen an<strong>der</strong>er Epi<strong>der</strong>misminierer in <strong>der</strong> Literatur überein.<br />

Weitere von Spencer (1973) ebenfalls in diese Gattung gestellte Arten (s. Spencer 1990)<br />

mit einer an<strong>der</strong>en Lebensweise werden hier nicht berücksichtigt.<br />

Speziell innerhalb <strong>der</strong> Gattungen Phytomyza <strong>und</strong> Liriomyza wurden Arten aus <strong>der</strong> Datenmatrix<br />

gestrichen, wenn sich Gruppen von Arten fanden, die sich nicht o<strong>der</strong> nur durch individuelle


221<br />

Phylogenie<br />

Apomorphien unterschieden, o<strong>der</strong> für die zuwenig Informationen vorliegen. So enthält die Datenmatrix<br />

insgesamt 52 terminale Taxa.<br />

6.4. Merkmale<br />

Die vorliegende Matrix enthält insgesamt 83 Merkmale. Der größte Teil stammt von Präimaginalstadien.<br />

Einige Imaginalmerkmale wurden teilweise aus <strong>der</strong> Literatur hinzugefügt, einige<br />

beruhen auch auf eigenen Untersuchungen. Wenn die Verteilung <strong>und</strong> Häufigkeit von<br />

Merkmalen sowie die Kenntnis <strong>der</strong> Zustände bisher unzureichend sind, wurden diese nicht berücksichtigt.<br />

Sie werden deshalb jedoch nicht als unbrauchbar gewertet. So wurden Merkmale<br />

des weiblichen Postabdomens (s. Sasakawa 1958) noch nicht berücksichtigt. Auch zwei von<br />

Nowakowski (1973) veröffentlichte larvale Merkmale für Cerodontha erfor<strong>der</strong>n weitere Untersuchungen<br />

(siehe dazu S. 109). Zukünftig könnten auch Merkmale des Distiphallus für die Phylogenie<br />

einzelner Gruppen innerhalb <strong>der</strong> Agromyzidae zu größerer Bedeutung gelangen als es<br />

bisher <strong>der</strong> Fall ist.<br />

Merkmale, die nur ein terminales Taxon charakterisieren, wurden als uninformativ aus <strong>der</strong><br />

Datenmatrix gestrichen.<br />

Die verfügbaren Merkmale wurden so weit wie möglich als binäre Merkmale kodiert, um<br />

eine dem jeweiligen Merkmalszustand entsprechende Gewichtung beim Successive Weighting<br />

<strong>und</strong> Implied Weighting zu erreichen. Bei mehrwertigen Merkmalen erhalten die Merkmalszustände<br />

ein Gewicht, das aus allen Zuständen ermittelt wurde. Diese Gewichtung ist somit ungenauer<br />

<strong>und</strong> kann die Rekonstruktion verän<strong>der</strong>n (Carpenter 1988). Mehrwertige Merkmale, die<br />

als "ungeordnet" codiert werden sollen, lassen sich jedoch nicht in Binärmerkmale zerlegen, sie<br />

blieben in dem Datensatz somit erhalten. Das bedeutet also, daß alle vorliegenden Merkmale<br />

mit mehr als zwei Zuständen als ungeordnet kodiert wurden.<br />

Merkmalszustände, die bei einigen Taxa nicht erkennbar sind, weil die gesamte Struktur<br />

o<strong>der</strong> das Organ, an dem sie beobachtet wurden, fehlt, wurden in diesen Fällen als "nicht anwendbar"<br />

(-) kodiert; es wurde dafür kein eigener Merkmalszustand definiert (Strong & Lipscomb<br />

1999). Für weitere Diskussionen verschiedener Methoden <strong>der</strong> Merkmalskodierung sei<br />

auf Lee & Bryant (1999) <strong>und</strong> Forey & Kitching (2000) verwiesen. Im Falle von fehlenden Daten<br />

wurde ein Fragezeichen (?) gesetzt. Für die Computeranalyse ist diese Unterscheidung bekanntlich<br />

ohne Belang.<br />

Merkmale zur Begründung <strong>der</strong> Monophylie <strong>der</strong> Agromyziden sowie zur Unterscheidung <strong>der</strong><br />

Außengruppen wurden in den Datensatz eingefügt. Eine a-priori-Bestimmung bzw. Erzwingung<br />

<strong>der</strong> Lesrichtung von Merkmalen (z. B. durch hypothetische Vorfahren) fand nicht statt.<br />

Dennoch wurden im Interesse <strong>der</strong> Übersichtlichkeit die hauptsächlich in den Außengruppen<br />

vorkommenden Merkmalszustände mit 0 codiert.<br />

Zum besseren Überblick wurden in Klammern die Taxa aufgeführt, bei denen <strong>der</strong> jeweilige<br />

Merkmalszustand gef<strong>und</strong>en wurde. Die Angaben von Gattungen <strong>und</strong> and<strong>der</strong>en supraspezifischen<br />

Taxa beziehen sich jedoch nur auf den vorliegenden Datensatz <strong>und</strong> in <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Arbeit berücksichtigte Arten, nicht für sämtliche Arten.<br />

Gesichtsmaske <strong>und</strong> Form <strong>der</strong> Larven des dritten Stadiums<br />

1. Form <strong>der</strong> Lokomotionsgürtel: Ein breiter Gürtel von Dentikeln erstreckt sich auf beide<br />

Segmentgrenzen (0); je ein Gürtel an jedem Segmentrand (1). Der Zustand (1) kommt nur innerhalb<br />

von Cerodontha vor. Gymnophytomyza heteroneura <strong>und</strong> Amauromyza luteiceps verfügen<br />

nicht über Dentikelgürtel, so daß hier das Merkmal nicht anwendbar war.


222<br />

Phylogenie<br />

2. Zwei Ventralwülste an den ersten Segmenten fehlen (0); sind vorhanden (1, einige<br />

Cerodontha).<br />

3. Erstes Segment dorsal: Ohne Wölbung (0); mit Wölbung (1, Cerodontha (Butomomyza)<br />

angulata <strong>und</strong> Cerodontha (Icteromyza) spec. nov.).<br />

4. Haarartiger Frontalprozess fehlt (0); ist vorhanden (1, einige Phytomyza).<br />

5. Stirnbehaarung vorhanden (0); fehlt (1). Beide Zustände sind in verschiedenen Gattungen<br />

unregelmäßig verteilt.<br />

6. Stirnbehaarung: Einfache Haare (0); feine, an <strong>der</strong> Spitze zurückgebogene Haare (1, alle<br />

Cerodontha mit Stirnbehaarung, Metopomyza). Das Merkmal ist auf alle terminalen Taxa ohne<br />

Stirnbehaarung nicht anwendbar.<br />

7. M<strong>und</strong>lappen befinden sich in <strong>der</strong> Mitte zwischen den oberen M<strong>und</strong>haken (0, Außengruppen,<br />

Agromyza, Nemorimyza); an den Seiten des M<strong>und</strong>randes (1, alle an<strong>der</strong>en Agromyziden<br />

mit M<strong>und</strong>lappen). Wo M<strong>und</strong>lappen fehlen, wurde ein Strich (-) gesetzt.<br />

8. M<strong>und</strong>lappen (Labrum) vorhanden (0); fehlen (1). Innerhalb <strong>der</strong> Agromyziden unregelmäßig<br />

verteilt. In den Außengruppen vorhanden, da die M<strong>und</strong>lappen als homolog mit den „braces”<br />

sensu Meier (1996) interpretiert wurden.<br />

9. Form des linken M<strong>und</strong>lappens einteilig (0); mehrteilig (1, einige Aulagromyza <strong>und</strong> Chromatomyia<br />

sowie Ptochomyza asparagivora <strong>und</strong> Gymnophytomyza heteroneura). Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

gänzlich an<strong>der</strong>en Form <strong>und</strong> Anordnung wurden für die Außengruppen <strong>und</strong> Agromyza keine<br />

Werte eingesetzt (-).<br />

10. Rechter M<strong>und</strong>lappen so groß o<strong>der</strong> nur etwas kleiner als <strong>der</strong> linke (0); winzig o<strong>der</strong> fehlend<br />

(1, einige Liriomyza).<br />

11. Gesichtsmaske mit scharfer Mittelfurche (0); Mittelfurche verschwommen, <strong>und</strong>eutlich<br />

(1); Mittelfurche fehlend (2). Die Zustände sind unregelmäßig verteilt, in den meisten Gattungen<br />

sind Arten mit Mittelfurche vorhanden. Letztere fehlt aber innerhalb <strong>der</strong> Ophiomyia-Gruppe<br />

<strong>und</strong> nahezu in Cerodontha.<br />

12. Querverzweigung über <strong>der</strong> Mittelfurche vorhanden (0); fehlend (1). Das Merkmal wurde<br />

nur codiert, wenn eine Mittelfurche vorhanden ist. Es ist unregelmäßig verteilt.<br />

13. Protuberanzen am Unterrand <strong>der</strong> Gesichtsmaske fehlen (0); vorhanden (1). Vorhanden<br />

bei Agromyza johannae, Nemorimyza posticata, Galiomyza morio <strong>und</strong> Liriomyza.<br />

14. Innere Sinnesgruben: zwei Paare (0); nur ein Paar an <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> Gesichtsmaske (1,<br />

Cerodontha).<br />

15. I1 (S. Abb. 15-17) voneinan<strong>der</strong> getrennt (0); miteinan<strong>der</strong> verwachsen (1, Ophiomyia-<br />

Gruppe).<br />

16. Terminalkomplex <strong>und</strong> Innere Sinnesorgane I2 getrennt (0); die entsprechenden Organe<br />

bei<strong>der</strong> Gesichtshälften bilden eine Einheit an <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> Gesichtsmaske (1, Ophiomyia-<br />

Gruppe).<br />

17. Lateralfurche am Gesichtsunterrand im Bereich <strong>der</strong> oberen Lateralorgane vorhanden (1);<br />

Lateralfurche fehlt (0). Die Zustände sind unregelmäßig innerhalb <strong>der</strong> höheren Taxa verteilt.<br />

Die Lateralfurche fehlt vor allem bei Aulagromyza, Chromatomyia, Napomyza <strong>und</strong> Phytomyza.<br />

18. Lateralfalte in <strong>der</strong> Umgebung <strong>der</strong> mittleren Lateralorgane (0, Agromyza); Lateralfalte<br />

fehlt (1).<br />

19. Obere Lateralorgane liegen beide auf <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Gesichtsmaske <strong>und</strong> befinden sich auf<br />

einer o<strong>der</strong> zwei Wölbungen (1, Agromyza johannae, Aulagromyza, Chromatomyia, Napomyza<br />

<strong>und</strong> viele Phytomyza); Beide nicht auf Wölbungen (0).<br />

20. Lichtmikroskopisch sichtbare Facialsklerite vorhanden (1, Ophiomyia-Gruppe); fehlen<br />

(0).


223<br />

Phylogenie<br />

21. Umgebung <strong>der</strong> Marginalorgane unpigmentiert (0); pigmentiert (1, Tropicomyia,<br />

Ophiomyia, Hexomyza).<br />

Cephalopharyngealskelett des dritten Larvalstadiuns<br />

22. Größenverhältnisse <strong>der</strong> Mandibeln: Von gleicher Größe, M<strong>und</strong>haken alternieren nicht<br />

(0, Außengruppen, Agromyza, Nemorimyza, Selachops flavocinctus); rechte Mandibel größer,<br />

M<strong>und</strong>haken alternieren (1, Phytomyzinae ohne Nemorimyza); linke Mandibel größer, M<strong>und</strong>haken<br />

alternieren (2, Japanagromyza, Ophiomyia-Gruppe).<br />

23. Oberer M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> rechten Mandibel ‘normal’, etwa so groß wie die übrigen M<strong>und</strong>haken<br />

(0); stark vergrößert <strong>und</strong> verdickt (1, Amauromyza luteiceps, Cerodontha hennigi, C.<br />

venturii, Napomyza lateralis, Phytobia).<br />

24. Mandibularkomplex ohne Verdickung an <strong>der</strong> Grenze zum Mittelstück (0); mit Verdikkung<br />

(1, viele Cerodontha, Metopomyza, Phytobia, Phytomyza flavicornis, Ptochomyza<br />

asparagivora, Ophiomyia, Tropicomyia). Bei allen Taxa mit langem <strong>und</strong> dickem Mandibularkomplex<br />

wurde ein Strich (-) gesetzt, weil das Merkmal an einer solchen Mandibel nicht eindeutig<br />

mit <strong>der</strong> Ausprägung an einer dünnen Mandibel vergleichbar ist. Natürlich ist das Merkmal<br />

auch nicht auf die völlig an<strong>der</strong>s gestalteten Mandibeln <strong>der</strong> Außengruppen anwendbar.<br />

25. Lateralsklerite fehlend (0); vorhanden (1). Lateralsklerite sind in zahlreichen Agromyzidengattungen<br />

anzutreffen.<br />

26. Labialsklerite: Breit, unter dem Mandibularkomplex (0, Außengruppen); in den Bereich<br />

zwischen den Mandibeln verlängert (1); vor<strong>der</strong>er Teil <strong>der</strong> Labialsklerite fehlend (2). Der Zustand<br />

(1) ist innerhalb <strong>der</strong> Agromyziden seltener <strong>und</strong> kommt hauptsächlich bei einigen<br />

Agromyza, Aulagromyza discrepans, Phytoliriomyza, den meisten Liriomyza <strong>und</strong> Selachops<br />

flavocinctus vor.<br />

27. Ventralbrücke einfach (0, Außengruppen außer Fergusoninidae); hinter dem Speichelkanal<br />

erweitert (1, Agromyziden außer Japanagromyza <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ophiomyia-Gruppe); vor<strong>der</strong>er<br />

<strong>und</strong> hinterer Teil <strong>der</strong> Ventralbrücke überlappen sich <strong>und</strong> bilden eine Rinne für den Speichelkanal<br />

(2, Japanagromyza, Ophiomyia-Gruppe). Ein vierter Merkmalszustand, nämlich das völlige<br />

Fehlen <strong>der</strong> Ventralbrücke tritt nur bei Fergusoniniden auf <strong>und</strong> ist im vorliegenden Datensatz<br />

Parsimonie-uninformativ.<br />

28. Dorsalflügelbrücke vorhanden (0); stark reduziert, nur schwach sichtbar (1, Ophiomyia-<br />

Gruppe). Bei Metopomyza wurde kein Wert eingesetzt, weil die Dorsalflügelbrücke nicht gef<strong>und</strong>en<br />

werden konnte. Wenn sie vorhanden ist, dann ist sie klein <strong>und</strong> befindet sich innerhalb<br />

des Mittelstücks. Es stand nicht genug Material für zahlreiche Präparationen zur Verfügung (s.<br />

auch Merkmal 29).<br />

Der Zustand des völligen Fehlens ausschließlich bei Fergusoniniden ist Parsimonie-uninformativ.<br />

Deshalb wurde hier anstelle eines weiteren Zustandes ein Strich (-) eingesetzt.<br />

29. Dorsalflügelbrücke breit, hoch ansitzend (0, Außengruppen außer Fergusonina); schmal<br />

(1). Letzterer Zustand wurde allen Agromyziden mit deutlicher Dorsalflügelbrücke zugeschrieben.<br />

Aus dem gleichen Gr<strong>und</strong> wie bei Merkmal 28 wurde bei Metopomyza nigrohumeralis kein<br />

Wert eingesetzt.<br />

30. Verschmelzung von Basalteil <strong>und</strong> Mittelstück: Beide Teile zumindest in <strong>der</strong> unteren<br />

Hälfte getrennt (0); vollständig verschmolzen (1). Auf Fergusonina flavicornis nicht anwendbar,<br />

da nicht klar ist, ob ein Mittelstück überhaupt noch vorhanden ist. Innerhalb <strong>der</strong> Agromyziden<br />

ist das Merkmal unregelmäßig verteilt.<br />

31. Teile des Dorsalflügels teilen sich vor <strong>der</strong> Abzweigung des Ventralflügels (0,<br />

Agromyza); hinter dieser Abzweigung (1, Japanagromyza, Ophiomyia-Gruppe). Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong>


224<br />

Phylogenie<br />

an<strong>der</strong>sartigen Gestalt des Basalstücks <strong>der</strong> Unterfamilie Phytomyzinae wurde dieses Merkmal<br />

nur auf die Agromyzinae angewandt.<br />

32. Dorsalflügel hat kein Fenster (0, Außengruppen, einige Gattungen <strong>der</strong> Agromyzidae);<br />

ein großes offenes o<strong>der</strong> geschlossenes Fenster (1, die meisten Agromyziden). Das hier so bezeichnete<br />

Fenster kann, wenn es hinten offen ist, so aussehen, als hätte <strong>der</strong> Basalteil des Cephalopharyngealskeletts<br />

einen zusätzlichen Flügel. So wird es oft in <strong>der</strong> Literatur interpretiert.<br />

33. Dorsalflügel, Position des Fensters. Es entstehen gleich breite <strong>und</strong> etwa gleich lange untere<br />

<strong>und</strong> obere Teile (0, Agromyzinae); ein sehr dünner unterer Teil <strong>und</strong> ein breiter oberer Teil<br />

(1, Phytomyzinae). Wo keine oberen <strong>und</strong> unteren Teile sichtbar waren, wurden Fragezeichen<br />

gesetzt. Auch dieses Merkmal ist nur auf die Innengruppe anwendbar.<br />

34. Dorsalflügel: Unterer dünner Teil lang (0); unterer Teil ist weniger als ein Drittel so lang<br />

wie <strong>der</strong> obere (1). Diese Merkmal wurde nur auf die Agromyziden mit dünnem unterem Teil<br />

angewandt. Die Zustände sind innerhalb dieser Gruppe unregelmäßig verteilt.<br />

35. Basalteil des Cephalopharyngealskeletts auf <strong>der</strong> Dorsalseite konvex (0); im hinteren Bereich<br />

dorsal konkav (1, Aulagromyza cornigera <strong>und</strong> heringi).<br />

36. Form <strong>der</strong> terminalen Knospen <strong>der</strong> Hinterstigmen: R<strong>und</strong>lich (0); an den Hinterstigmen<br />

stäbchenförmig abstehend (1, Metopomyza nigrohumeralis, Selachops flavocinctus).<br />

Stigmen des dritten Larvalstadiums<br />

37. Vor<strong>der</strong>stigmen eng dem Körper ansitzend (0); Knospen befinden sich auf einem Stiel,<br />

<strong>der</strong> schmaler ist als die Stigmenoberfläche (1, Aulagromyza heringi, Chromatomyia,<br />

Nemorimyza, einige Phytomyza). Dieses Merkmal ist bei Ophiomyia variabel. Für Tropicomyia<br />

gilt <strong>der</strong> Zustand (1) nicht, da <strong>der</strong> dortige "Stiel" so dick ist wie die Stigmenoberfläche.<br />

38. Vor<strong>der</strong>stigmen sind sehr dicke, weit abstehende Fächer (1, Metopomyza); nicht so (0).<br />

39. Filzkammern <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>stigmen von außen sichtbar baumartig verzweigt (1, Untergattung<br />

Cerodontha); Filzkammer nicht baumartig verzweigt (0).<br />

40. Anordnung <strong>der</strong> Hinterstigmenknospen kugelförmig (1, Cerodontha hennigi, C. venturii);<br />

nicht kugelförmig (0).<br />

41. Knospen <strong>der</strong> Hinterstigmen gleichartig (0); hintere deutlich länger, die Stigmen erhalten<br />

damit eine nach hinten gebogene Form (1, Amauromyza verbasci, einige Cerodontha,<br />

Phytoliriomyza, Calycomyza, einige Liriomyza). Das Merkmal ist nur auf die Arten mit wenigen<br />

relativ großen Öffnungen anwendbar, da ansonsten eine einzelne Filzkammer nicht mehr<br />

formbestimmend o<strong>der</strong> die hintere nicht mehr eindeutig erkennbar ist. In solchen Fällen wurde<br />

ein Strich (-) eingesetzt.<br />

42. Knospen <strong>der</strong> Hinterstigmen: Mit zahlreichen Knospen, die in einem mehrreihigen Ring<br />

angeordnet sind (1, Metopomyza, Selachops); mit weniger Knospen nicht in mehrreihigem<br />

Ring (0).<br />

43. Drüsenöffnungen <strong>der</strong> Hinterstigmen vorhanden (0, Außengruppen ohne Fergusoninidae,<br />

Agromyza, Melanagromyza, Japanagromyza, einige Phytomyzinae); fehlen (1, Fergusoninidae,<br />

die meisten Agromyzidae).<br />

44. Spirakularhaare vorhanden (0, Außengruppen ohne Fergusoninidae, einige Agromyza);<br />

fehlen (1).<br />

45. Zahl <strong>der</strong> Hinterstigmenknospen: Drei (0, Außengruppen ohne Fergusoniniden, die meisten<br />

Agromyza, Tropicomyia, zahlreiche Phytomyzinae ); mehr als drei (1, zahlreiche Agromyziden).<br />

Für Japanagromyza <strong>und</strong> Fergusonina nicht anwendbar, da eine Knospenstruktur nicht<br />

mehr vorhanden ist.


225<br />

Phylogenie<br />

46. Hinterstigmen nicht verlängert (0); stark verlängert, dienen dem Puparium zur Verankerung<br />

(1, Chromatomyia). Der Mechanismus kommt auch bei Cerodontha vor, doch sind hier<br />

die Stigmen völlig an<strong>der</strong>s.<br />

Letztes Segment des dritten Larvalstadiums<br />

47. Dentikel am letzten Segment vorhanden (0, Drosophila, Anastrepha, Agromyza sowie<br />

einige weitere Agromyzidae); Dentikel fehlen (1).<br />

48. Analplatte bedornt (0); nicht bedornt (1, Agromyza, Japanagromyza, Calycomyza, Phytoliriomyza<br />

melampyga). Außengruppen wurden nicht kodiert, weil Zweifel daran bestehen,<br />

daß das Umfeld <strong>der</strong> Analöffnung bei den Agromyziden jenem an<strong>der</strong>er Dipterenlarven entspricht<br />

(s. Meier 1996).<br />

49. Letztes Segment <strong>der</strong> Larve etwa so dick wie die vor<strong>der</strong>en (0); stark verschmälert (1, Cerodontha<br />

angulata <strong>und</strong> C. (Icteromyza) spec. nov.).<br />

50. Subspirakularorgane: Subspirakularprozesse mit Sinnesorganen vorhanden (0,<br />

Anastrepha, Drosophila); unter den Hinterstigmen sind nur nicht auf Prozessen befindliche<br />

Sinnesorgane vorhanden (1); keine Sinnesorgane (2, Fergusonina, Odiniidae).<br />

51. An <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong> Stigmen befinden sich Sinnesorgane (Spirakularorgane) (0, Odiniidae,<br />

Drosophila, zahlreiche Agromyzidae); an den Seiten befinden sich große Wölbungen<br />

("Raspelwarzen") (1, einige Cerodontha); Spirakularorgane fehlen (2, Fergusonina, zahlreiche<br />

Agromyzidae). Innerhalb <strong>der</strong> Agromyziden ist das Merkmal unregelmäßig verteilt.<br />

Erstes Larvalstadium (L1)<br />

52. Obere M<strong>und</strong>haken bei<strong>der</strong> Mandibeln getrennt (0); bilden eine funktionelle Einheit, sind<br />

aber nicht unbedingt dorsal verwachsen (1, innerhalb <strong>der</strong> Phytomyza-Gruppe ausgeprägt).<br />

53. Mandibeln gleich (0, einige Agromyza, Nemorimyza); rechte Mandibel ist höher (Agromyza<br />

filipendulae <strong>und</strong> johannae, zahlreiche Phytomyzinae); linke Mandibel höher (2,<br />

Japanagromyza). Bei den Larven mit ganz o<strong>der</strong> teilweise verwachsenen M<strong>und</strong>haken ist das<br />

Merkmal nicht zu erkennen. Es wurde ein Strich hierfür verwendet um die betreffenden Taxa<br />

von denen abzugrenzen, <strong>der</strong>en erste Larvalstadien gänzlich unbekannt sind.<br />

54. Lateralsklerite <strong>der</strong> Mandibeln vorhanden (0); fehlen (1). Das Merkmal ist innerhalb <strong>der</strong><br />

Gattungen unregelmäßig verteilt, beson<strong>der</strong>s häufig sind Lateralsklerite aber innerhalb von Liriomyza<br />

<strong>und</strong> Cerodontha.<br />

Puparium <strong>und</strong> Puppe<br />

55. Larve verläßt zur Verpuppung die Nahrungspflanze (0); bleibt nahe dem Ort <strong>der</strong> Nahrungsaufnahme<br />

in <strong>der</strong> Mine (1, Ophiomyia-Gruppe, Cerodontha, Chromatomyia, Liriomyza<br />

virgo, Ptochomyza asparagivora, einige Phytomyza). Auf die saprophagen Außengruppenvertreter,<br />

die teilweise an verfallenden Früchten leben, wurde das Merkmal nicht angewendet.<br />

56. Form des Pupariums: Vor<strong>der</strong>e Segmente gerade, Vor<strong>der</strong>stigmen nach vorne gerichtet<br />

(0); Vor<strong>der</strong>e Segmente "pantoffelförmig" nach ventral gebogen (1, Chromatomyia).<br />

57. Prothorakalhörner vorhanden (0, Odiniidae, Agromyza, Amauromyza verbasci,<br />

Calycomyza, manche Cerodontha, Japanagromyza, Nemorimyza, Phytobia); fehlend (1). Die<br />

Information über die Odiniiden stammt aus Ferrar (1987).<br />

58. Oberer Pupariumdeckel mit einer zusätzlichen längs verlaufenden Bruchlinie (1,<br />

Ophiomyia-Gruppe Abb. ); ohne weitere Bruchlinie (0).


Imagines<br />

226<br />

Phylogenie<br />

59. Cuticula eher weich (0); Cuticula auffällig hart, Abdomen ist sehr hart <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Regel<br />

dorsoventral abgeflacht (1, Japanagromyza, Ophiomyia-Gruppe).<br />

60. Frontorbitalsetulae reclinat (0); proclinat (1, Chromatomyia, Napomyza, alle hier untersuchten<br />

Phytomyza, Ptochomyza). Der Zustand (1) <strong>der</strong> nach vorne gerichteten Frontorbitalsetulae<br />

kommt bei einigen Ophiomyia-Arten <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en, nicht untersuchten Arten ebenfalls vor.<br />

61. Flügela<strong>der</strong> R1 nicht zum Costalbruch gebogen (0); R1 verdickt <strong>und</strong> zum Costalbruch hin<br />

gebogen <strong>und</strong> bildet mit <strong>der</strong> Subcosta eine gemeinsame Falte. Das Merkmal ist auf Fergusonina<br />

nicht anwendbar, da hier <strong>der</strong> Costalbruch fehlt. Eine subapikale Verdickung <strong>der</strong> R1-A<strong>der</strong> ist<br />

auch bei einigen Phytobia-Arten beobachtet worden (von Tschirnhaus 1972).<br />

62. Mehr als zwei Paar Dorsozentralborsten auf dem Mesonotum vorhanden (0); nur höchstens<br />

zwei Paar vorhanden (1, Außengruppen außer Odiniidae, Japanagromyza, Ophiomyia).<br />

Anmerkung: Zustand 1 gilt auch für Clusiidae.<br />

63. Präscutellarborsten vorhanden (0, Odiniidae, Agromyza, Japanagromyza, Nemorimyza,<br />

Phytobia); fehlen (1). Die Außengruppen außer den Odiniiden haben generell nur wenige Borsten<br />

<strong>und</strong> Haare auf dem Mesonotum. Deshalb ist es hier problematisch, zu entscheiden, ob das<br />

letzte Paar Borsten zu den Dorsozentralborsten gehört o<strong>der</strong> ob es sich bei ihnen um Präscutellarborsten<br />

handelt. Es wurden deshalb keine Werte eingesetzt.<br />

64. Zwei Paar Scutellarborsten (0); ein Paar (1, Cerodontha: Untergattungen Cerodontha,<br />

Xenophytomyza).<br />

65. Am Unterrand <strong>der</strong> ersten zwei Tergite bei<strong>der</strong> Geschlechter Stridulationsorgane (von<br />

Tschirnhaus 1972) (1, Agromyza); keine Stridulationsorgane von diesem Typ (0).<br />

66. Stridulationsorgane <strong>der</strong> Männchen unterhalb <strong>der</strong> ersten Tergite des Abdomens (von<br />

Tschirnhaus 1972) (1, Liriomyza, Galiomyza galiivora); keine Stridulationsorgan von diesem<br />

Typ (0).<br />

Weibliches Postabdomen<br />

67. Siebtes Segment bildet ein Syntergosternit (Oviscap) (1, Anastrepha, Fergusonina,<br />

Agromyzidae); kein Oviscap (0).<br />

68. Oviscap ohne dorsalen Fortsatz (0, Anastrepha, Fergusonina); mit dorsalem Fortsatz (1,<br />

Agromyzidae).<br />

69. Spitze des Ovipositors ist nicht als Stechorgan entwickelt (Drosophilidae, Odiniidae,<br />

Agromyzidae; bildet eine harte Spitze (Aculeus) (1, Anastrepha, Fergusonina).<br />

Männliches Postabdomen<br />

70. Innere Wände des Epandriums sind schmal o<strong>der</strong> fehlen (0); stark verbreitert, bilden einen<br />

hinten geschlossenen Ring (1, Japanagromyza, Ophiomyia-Gruppe). Ein Teil dieser Wand<br />

besteht vermutlich aus den mit dem Epandrium verschmolzenen Surstyli.<br />

71. Epandrium mit einer deutlichen Kante oberhalb <strong>der</strong> Position <strong>der</strong> Surstyli. (1,<br />

Cerodontha, Amauromyza, Calycomyza, Liriomyza, Phytoliriomyza, Metopomyza, Selachops);<br />

ohne eine solche Kante (0). Surstyli sind in <strong>der</strong> Regel unter dieser Kante vorhanden, sie können<br />

aber auch verwachsen sein o<strong>der</strong> fehlen.<br />

72 Spitze des Epandriums über den Surstyli mit Borstenfel<strong>der</strong>n (1); ohne Borstenfel<strong>der</strong>, nur<br />

mit Haaren besetzt, die nicht von <strong>der</strong> sonstigen Behaarung des Epandriums abweichen (0,<br />

Cerodontha, Amauromyza) (Griffiths 1993, unveröffentlicht). Nicht anwendbar auf Arten mit<br />

an <strong>der</strong> Spitze befindlichen Surstyli (s. Merkmal 71).


227<br />

Phylogenie<br />

73. Epandrium mit Langfortsätzen (1, Cerodontha); ohne o<strong>der</strong> mit kleinen Langfortsätzen<br />

(0). Das Merkmal wurde zuerst von Nowakowski (1973) erwähnt.<br />

74. Abgeglie<strong>der</strong>te Surstyli sind vorhanden (0, Außengruppen außer Fergusonina, sowie<br />

zahlreiche Phytomyzinae); verwachsen o<strong>der</strong> fehlen (1).<br />

75. Surstyli am Unterrand des Epandriums verwachsen (1, Amauromyza, Cerodontha); Surstyli<br />

vom Epandrium getrennt o<strong>der</strong> woan<strong>der</strong>s verwachsen (0).<br />

76. Abgeglie<strong>der</strong>te Surstyli sind durch eine Sehne mit einer hinteren inneren Wand des Epandriums<br />

verb<strong>und</strong>en (1, Liriomyza, Galiomyza) (Zlobin 1997); Surstyli sind direkt mit den Bacilliformen<br />

Skleriten verb<strong>und</strong>en (0).<br />

77. Gonite (= Prä- + Postgonite) fest mit dem Phallapodem verb<strong>und</strong>en (0, Außengruppen außer<br />

Anastrepha, Agromyza); nur durch ein dünnes, unsichtbares Band verb<strong>und</strong>en (1, alle übrigen<br />

Agromyzidae). Anmerkung: Zustand 0 gilt auch für Clusiidae.<br />

78. Spitzen <strong>der</strong> Gonite befinden sich unterhalb des Epandriums (0); Spitzen bilden zusätzliche<br />

vertikale Seitenwände innerhalb des Epandriums (1, Ophiomyia-Gruppe).<br />

79. Spitzen <strong>der</strong> Gonite eher blatt- o<strong>der</strong> fadenartig (0); auffällig stäbchenförmig verlängert<br />

bzw. verdickt (1, Phytomyzinae).<br />

80. Phallapodem eher kurz (0, Außengruppen außer Odiniidae); Phallapodem lang, zu weiter,<br />

vom Hypandrium unabhängiger Bewegung befähigt. (1, Odiniidae, Agromyzidae). Anmerkung:<br />

Zustand 0 gilt auch für Clusiidae.<br />

Anmerkungen zu den Merkmalen 77-80<br />

Das Merkmal <strong>der</strong> außergewöhnlichen Verlängerung des Phallapodems (80) wurde bereits<br />

von McAlpine (1989) zur Begründung <strong>der</strong> Monophylie seiner Suprafamilie Agromyzoinea =<br />

(Agromyzidae + Fergusoninidae) + Odiniidae verwendet. Das Merkmal ist allerdings nicht immer<br />

klar abgrenzbar <strong>und</strong> nicht auf die letztgenannte Gruppe beschränkt. Hier wird es dennoch<br />

wie<strong>der</strong>belebt, denn innerhalb <strong>der</strong> untersuchten Außengruppen ist es klar abgrenzbar.<br />

Nur bei Agromyziden <strong>und</strong> Odiniiden ist das Phallapodem dazu in <strong>der</strong> Lage, den Aedeagus<br />

zur Kopulation weit vorzuschieben. Dabei wird es unabhängig von Hypandrium bewegt. Die<br />

langen, bandartigen Gonite sind sowohl mit dem apikalen Teil des Phallapodems als auch mit<br />

dem Hypandrium verb<strong>und</strong>en. Beim Ausstrecken des Phallapodems kommt es zu einer charakteristischen<br />

Schlaufenbildung <strong>der</strong> dann angespannten Gonite, die nur bei Odiniiden <strong>und</strong> Clusiiden<br />

beobachtet wurde.<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Agromyziden tritt das Merkmal nur bei Agromyza auf. Die Gonite sitzen subapikal<br />

am Phallapodem <strong>und</strong> sind nach vorne gerichtet. Im ausgestreckten Zustand biegen sie<br />

sich um nahezu 180° zurück zum hinten verbliebenen, nicht mit ausgestreckten Hypandrium.<br />

Der apikale mit dem Hypandrium verb<strong>und</strong>ene Teil ist in unterschiedlichem Maße blattartig verbreitert.<br />

In den übrigen Gruppen wird die Verbindung <strong>der</strong> Gonite mit dem Phallapodem schwächer,<br />

wodurch die Anspannung <strong>der</strong> Gonite während <strong>der</strong> Kopulation verringert wird (Merkmal<br />

77). Bei Phytomyzinae wird <strong>der</strong> mit dem Hypandrium verb<strong>und</strong>ene distale Teil größer <strong>und</strong> erhält<br />

eine stiftartige Form (Merkmal 79). Innerhalb <strong>der</strong> Ophiomyia-Gruppe befindet sich <strong>der</strong> apikale<br />

Teil <strong>der</strong> Gonite als blattartige zusätzliche Innenwand innerhalb des Epandriums (Merkmal<br />

78). Die Verbindung zum Hypandrium ist aufgegeben. Am ähnlichsten mit Agromyza sind die<br />

Gonite von Japanagromyza, auch bei ihnen ist aber die steife Verbindung zum Phallapodem reduziert.<br />

Außerdem sind die Gonite insgesamt sehr klein <strong>und</strong> häutig. Dieses wäre eine Apomorphie<br />

für Japanagromyza, das Merkmal wäre in <strong>der</strong> Datenmatrix uninformativ, da die Gattung<br />

als terminales Taxon verwendet wurde.


228<br />

Phylogenie<br />

81. Basis des ejakulatorischen Apodems normal (0); vergrößert <strong>und</strong> sklerotisiert (1,<br />

Amauromyza). Das Merkmal wurde zuerst von Spencer (1990) zur Begründung <strong>der</strong> Gattung<br />

Amauromyza verwendet.<br />

82. Distiphallus dünn, die Spitze punktförmig, Basiphallus breit (1, Napomyza); Distiphallus<br />

nicht so (0). Die hier nur unvollkommen beschriebene Eigenart des Aedeagus von Napomyza-<br />

Arten wird hier als Apomorphie dieser Gattung anerkannt. Einige Illustrationen enthält Spencer<br />

(1990), <strong>der</strong> anscheinend sein Konzept <strong>der</strong> Gattung Napomyza auf dieses Merkmal gründete. Einige<br />

Arten haben noch zwei terminale Tubuli, während vor allem europäische Arten diese nicht<br />

mehr erkennen lassen. Vermutlich handelt es sich um eine Reduktion innerhalb <strong>der</strong> Gruppe.<br />

83. Terminale Tubuli des Distiphallus von "normaler" Länge (0); stark verlängert (1,<br />

Cerodontha, Metopomyza, Phytoliriomyza, Selachops). Das Merkmal wurde von Griffiths<br />

(1993) vorgeschlagen.


229<br />

Tabelle 2: Datenmatrix.<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

1234567890 1234567890 1234567890 1234567890 1234567890 1234567890 1234567890 1234567890 123<br />

Drosophila ?0001?00-- ---?00---0 000-000000 -0---00000 0000000-00 000?-0100? 01?0000-00 0-000000?0 ---<br />

Anstrepha 00001?00-- ---?00---0 000-000000 -0---00000 0000000-00 ?00?-0??0? 01?0001010 0-0000?0-0 ---<br />

Ferg. flavicornis ?0001?00-- ---?00---0 000-00?--? -0----0000 -011-01-02 2???10100? -1?000101? 0-010000-0 ---<br />

Odiniidae ?0001?00-- ---?00---0 000-0?0000 -0---00000 0000001-02 0???-0000? 0000000-00 0-00000001 ---<br />

Agr. albipennis 00001-00-- 0100000100 0000011010 110-000000 0000000000 0001000000 1000101100 0-01000001 000<br />

Agr. johannae 00001-00-- 0110001110 0000011010 110-000000 0011000000 0011001000 1000101100 0-01000001 000<br />

Agr. filipendulae 00000000-- 0100001100 0000021010 110-000000 0011000000 0011000000 1000101100 0-01000001 000<br />

Agr. pseudoreptans 00000000-- 0100001100 0000011010 110-000000 0000000000 0001000000 1000101100 0-01000001 000<br />

Am. luteiceps -000?-?0?0 000000?000 011-121011 -111000000 0001001100 0010001000 0010001100 1000101011 100<br />

Am. verbasci 00001-1000 0000001000 0100021011 -111000000 1001001100 0011000000 0010001100 1000101011 100<br />

Aul. cornigera 00001-1010 0100000010 0100021011 -110100000 -011100100 21-1001000 0010001100 0-00001011 000<br />

Aul. discrepans 00001-1000 1100000010 0100011010 -110000000 0001001100 01-?001000 0010001100 0-00001011 000<br />

Aul. heringi 00001-1010 0100000010 0100021011 -110101000 -011101102 21-1001000 0010001100 0-01001011 000<br />

Calycomyza 00001--1-- 1100001000 0100021010 -1??000000 1001000001 0010100000 0010001100 1100001011 000<br />

C. (B.) angulata 0110011000 2-01000000 0101021010 -111000000 1001?01112 1010100000 0010001100 1010101011 001<br />

C. (C.) denticornis 110001-1-- 1101001000 0101121011 -111000010 -011101102 0010101000 0011001100 1010101011 001<br />

C. (C.) hennigi 10001--1-- 2-01001000 011-121011 -0??000011 -01110110? ?010101000 0011001100 1010101011 001<br />

C. (P.) incisa 1100011000 2-01001000 0101021010 -0??000000 1011001101 ?010101000 00100?1100 1010101011 001<br />

C. (D.) ireos 0100011000 2-01000000 0101021010 -111000000 1001001101 0010100000 0010001100 1010101011 001<br />

C. (B.) scirpi 010001-1-- 2-01000000 0101021010 -111000000 10?100110? 0010100000 0010001100 1010101011 001<br />

C. (X.) venturii ?0001--1-- 2-01001000 011-121011 -0?-000001 -011101100 1010101000 0011001100 1010101011 001<br />

C. (I.) spec. nov. 001001-1-- 2-01000000 0101121010 -0--000000 10?1001112 10101??000 0010001100 1010101011 001<br />

Chr. horticola 0000001010 0100000010 0100021010 -111001000 -011101102 21-1111001 0010001100 0-00001011 000<br />

Chr. milii 00001-1010 1100000010 0100021010 -111001000 -011111102 21-1111001 0010001100 0-01001011 000<br />

Chr. nigra 0000001000 0100000010 0100021010 -111001000 -011101102 21-1111001 0010001100 0-00001011 000<br />

Chr. primulae 00001-1000 0100000010 0100021010 -111001000 -011111102 21-1111001 0010001100 0-0?001011 000<br />

Chr. scolopendri 00001-10-0 1100000010 0100121011 -0?-001000 -011101102 21-0111001 0010001100 0-01001011 000<br />

Gal. morio 00001-1000 1110001000 0100011011 -111000000 -011101100 001000100? 0010001100 1100011011 000<br />

Gal. galiivora 00001-1000 2-00001000 0100011011 -111000000 1001001100 0010001000 0010011100 1100011011 000<br />

Gym. heteroneura -0001-1010 1100000010 0100011011 -110000000 -01110-100 01-1001000 0010001100 0-01001011 000<br />

Japanagromyza 00001--1-- 1100000001 0200022010 010-0-0000 -001-00000 0021000010 1100001101 ?-01001001 000<br />

Phylogenie


230<br />

Tabelle 2 (Forsetzung).<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

1234567890 1234567890 1234567890 1234567890 1234567890 1234567890 1234567890 1234567890 123<br />

L. amoena 00001-1001 1110001000 0100011010 -111000000 -011101100 0010001000 0010011100 1100011011 000<br />

L. bryoniae 0000001001 1110001000 0100011010 -111000000 -011101100 0010001000 0010011100 1100011011 000<br />

L. lutea 00001-1001 0110001000 01000?1011 -111000000 -011101100 0???001000 0010011100 1100011011 000<br />

L. pusilla 0000001001 1110001000 0100011010 -111000000 1001001100 0010001000 0010011100 1100011011 000<br />

L. virgo 00001-1001 0100001000 0100121011 -111000000 -011101102 2010101000 0010011100 1100011011 000<br />

Melanagromyza 00001--1-- 2-00111001 020-122110 010-000000 -00110110? ??-0101110 1110001101 ?-01001101 000<br />

Met. nigrohumeralis 0000011000 0000000000 0101121??0 -0?-010100 -111101102 ????001000 0010001100 1100001011 001<br />

Met. ornata 0000011000 0000000000 0101021011 -110000100 -111101102 ????101000 0010001100 1100001011 001<br />

Nap. eximia 00001-1000 0000000010 0100121010 -111001000 -011101101 21-0?01001 0010001100 0-0?001011 010<br />

Nap. lateralis 00001-1000 0000000010 011-121011 -0?-000000 -011101101 0?-0101001 0010001100 0-01001011 010<br />

Nem. posticata 00000000-- 0010001000 00000?1010 -111001000 0011000102 2001000000 0000001100 0-00001011 000<br />

Ophiomyia + Hexomyza 00001--1-- 2-0011?000 120112211? 010-00?000 -011?0??0? 2??010111? 1110001101 ?-01001101 000<br />

Phytobia 00001-1000 0000000000 0111121010 -0?-000000 0011001102 201?000000 0000001100 0-00001011 000<br />

Phl. melampyga 00001-1000 2-00000000 0100011010 -110000000 1001001000 001100?000 0010001100 1100001011 001<br />

Phl. variegata 00001-1000 110000?000 0100011010 -110000000 1001001100 0011001000 0010001100 1100001011 001<br />

Phy. continua 00011-1000 0100000010 0100121010 -111000000 -011101102 2010101001 0010001100 0-00001011 000<br />

Phy. flavicornis 00001-10-- 0100000010 0101021010 -111000000 -011101102 21-0001001 0010001100 0-01001011 000<br />

Phy. krygeri 00001-1000 0100000010 0100021010 -111000000 -011100101 ?1-0101001 0010001100 0-0?001011 000<br />

Phy. ranunculi 00011-1000 0100000010 0100021010 -111001000 -011101102 21-1001001 0010001100 0-01001011 000<br />

Phy. virgaureae 0000001000 0100000010 0100021010 -111000000 -011101102 21-1001001 0010001100 0-01001011 000<br />

Pto. asparagivora 0010001010 0100001010 0101021011 -0?-000000 0011?0110? 21-1101001 0010001100 0-01001011 000<br />

Sel. flavocinctus 00?01-10?0 000000???0 0000011010 -110010000 -111101102 2????01000 0010001100 1100001011 001<br />

Tro. theae 00001-??-- 2-0011???0 12010221?0 010-000000 0011001101 ????101110 1110001101 0-01001101 000<br />

Phylogenie


6.5. Ergebnisse<br />

231<br />

Phylogenie<br />

Die ersten Berechnungen ergaben kürzeste Kladogramme mit <strong>der</strong> Länge von 258 Schritten.<br />

Die Suche brach vorzeitig ab, weil <strong>der</strong> Arbeitsspeicher mit suboptimalen Kladogrammen gefüllt<br />

<strong>und</strong> an seine Kapazitätsgrenze gelangt war. Deshalb wurde die Berechnung wie<strong>der</strong>holt, indem<br />

die Anzahl <strong>der</strong> zu speichernden Kladogramme mit höherer Länge als 258 auf maximal<br />

10.000 begrenzt wurde, um den Arbeitsspeicher zu entlasten. Daraufhin wurde die Zahl von<br />

139.203 Bäumen mit <strong>der</strong> Länge von 258 Schritten ermittelt. Das strikte Konsensus-Kladogramm<br />

zeigt Abbildung. 404. Die erhaltenen Kladogramme wurden als Startpunkt für das Successive<br />

Weighting (SW) verwendet, das nur 90 Kladogramme ergab (Länge <strong>und</strong> Indizes in Tabelle<br />

2). Als zusätzliche Absicherung, daß bei dieser Suche, die aufgr<strong>und</strong> des kleinen Speichers<br />

begrenzt werden mußte, die kürzesten Kladogramme gef<strong>und</strong>en wurden, habe ich die Suche mit<br />

<strong>der</strong> Option "Collapse branches with minimum length = 0" wie<strong>der</strong>holt. Dadurch werden in <strong>der</strong><br />

Regel weniger Bäume berechnet, die aber mehr Polytomien aufweisen, also keine höhere Auflösung<br />

vortäuschen (für weitere Informationen s. Coddington & Scharff 1994). Hier ergaben<br />

sich nur noch 6.936 Bäume; nach SW acht. Die Topologie <strong>der</strong> Konsensus-Kladogramme bei<strong>der</strong><br />

Serien sind mit den anfänglichen Berechnungen, die mit <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>einstellung von PAUP*<br />

(Collapse branches with maximum length = 0) ausgeführt wurden, identisch.<br />

Phylogenetische Rekonstruktionen mit <strong>der</strong> PEWE-Emulation von PAUP* mit den Konstanten<br />

0-5 ergaben sehr unterschiedliche Anzahlen von Kladogrammen (s. Tab. 2) <strong>und</strong> vier verschiedene<br />

Konsensus-Kladogramme. Alle so erhaltenen Topologien unterscheiden sich auch<br />

von dem Ergebnis mit Successive Weighting.<br />

Die gemeinsame Basis aller Rekonstruktionen ist in Abbildung 405 dargestellt. Im folgenden<br />

seien wichtige Unterschiede dargestellt: Successive Weighting setzt Aulagromyza + Gymnophytomyza<br />

paraphyletisch an die Basis <strong>der</strong> Phytomyza-Gruppe (Abb. 405). In allen PEWE-<br />

Rekonstruktionen ist Aulagromyza + Gymnophytomyza dagegen monophyletisch. Die PEWE-<br />

Konstanten 0-3 enthalten letzteres Taxon an <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Phytomyza-Gruppe (Abb. 407-408),<br />

die Konstanten 4 <strong>und</strong> 5 unterstützen Phytomyza continua als basales Taxon (Abb. 409-410).<br />

Weitere Unterschiede <strong>der</strong> PEWE-Rekonstruktionen innerhalb <strong>der</strong> Phytomyza-Gruppe sind aus<br />

den Abbildungen 407-410 ersichtlich.<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Selachops-Gruppe rekonstruierte Successive Weighting Calycomyza als<br />

Schwestergruppe von Cerodontha + Amauromyza, während alle PEWE-Konstanten eine Trichotomie<br />

bildeten (Abb. 411).<br />

Tabelle 3: Ergebnisse <strong>der</strong> verschiedenen Rekonstruktionsmethoden (alle mit <strong>der</strong> Option “minimum length =<br />

0“; s. Text).<br />

Methode Anzahl Länge CI RI<br />

Einfache Parsimonie 139.000 258 0,349 0,725<br />

Successive Weighting (ci) 90 265 0,340 0,714<br />

PEWE (k = 0) 2.509 268 0,336 0,709<br />

PEWE (k = 1) 242 267;268 0,336; 0,337 0,709; 0,710<br />

PEWE (k = 2) 2.832 267;268 0,336; 0,337 0,709; 0,710<br />

PEWE (k = 3) 324 267 0,337 0,710<br />

PEWE (k = 4) 216 264 0,341 0,715<br />

PEWE (k = 5) 364 264;.265 0,34; 0,341 0,714; 0,715


Abb. 404: Striktes Konsensuskladogramm <strong>der</strong> Rekonstruktion mit gleichgewichteten Merkmalen.<br />

232<br />

Phylogenie


6.6. Diskussion<br />

233<br />

Phylogenie<br />

Die niedrigen Consistency Indices (CI) aller vorliegenden Kladogramme deuten auf zahlreiche<br />

homoplastische Merkmale hin. Deshalb bevorzuge ich, wie auf S. 218 diskutiert, für den<br />

vorliegenden Datensatz die Ergebnisse <strong>der</strong> gewichteten Rekonstruktionen. Diese weisen ein<br />

großes Maß an Übereinstimmung auf. Wie im folgenden diskutiert wird, weisen vorhandene<br />

Abweichungen <strong>der</strong> Rekonstruktionsmethoden auf bestehende Probleme <strong>der</strong> Agromyziden<strong>phylogenie</strong><br />

hin, weshalb hier keines <strong>der</strong> Ergebnisse beson<strong>der</strong>s bevorzugt wird. Die zahlreichen Gemeinsamkeiten<br />

liefern aber bereits interessante neue Aufschlüsse über die Agromyziden<strong>phylogenie</strong>.<br />

Alle Kladogramme bestätigen die traditionellen zwei Unterfamilien Agromyzinae <strong>und</strong> Phytomyzinae.<br />

Die Anordnung <strong>der</strong> Gattungen innerhalb bei<strong>der</strong> Unterfamilien zeigt deutliche Übereinstimmungen<br />

mit dem älteren Stammbaum <strong>der</strong> Agromyzidae von Frick (1952). Danach ist<br />

Agromyza die ursprünglichste Gruppe innerhalb <strong>der</strong> Agromyzinae, <strong>und</strong> innerhalb <strong>der</strong> Phytomyzinae<br />

lassen sich die gleichen zwei großen Gruppen erkennen, die auch von mir gef<strong>und</strong>en wurden.<br />

Der wichtigste Unterschied zwischen <strong>der</strong> neuen Rekonstruktion <strong>und</strong> Frick (1952) ist die<br />

Position von Nemorimyza <strong>und</strong> Phytobia, die nun eigene Gruppen an <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Phytomyzinae<br />

bilden (Abb. 405). Diese zwei Gattungen waren zur Zeit von Frick zusammen mit Amauromyza<br />

<strong>und</strong> dem größten Teil <strong>der</strong> heutigen Cerodontha in Fricks "Phytobia" enthalten. Da er auf<br />

dem sogenannten "Gattungsniveau" arbeitete, konnte er die isolierte Stellung <strong>der</strong> basal stehenden<br />

heutigen Nemorimyza <strong>und</strong> Phytobia nicht herausarbeiten.<br />

Im folgenden werden wichtige Aspekte <strong>der</strong> Merkmalsevolution dargestellt. Dabei werden<br />

auch abweichende Resultate <strong>der</strong> verschiedenen Rekonstruktionen diskutiert <strong>und</strong> die Plausibilität<br />

einzelner Abschnitte <strong>und</strong> Merkmalsoptimierungen bewertet. Auf die Fragen <strong>der</strong> Monophylie<br />

supraspezifischer terminaler Taxa wird in diesem Teil nur in Ausnahmefällen eingegangen;<br />

hierzu sei auf den Beschreibungsteil verwiesen.<br />

Da die Monophylie <strong>der</strong> Agromyziden bereits in Teil 1.1 diskutiert wurde, braucht auf Apomorphien<br />

hier nicht mehr eingegangen zu werden. Ziel des Einsatzes <strong>der</strong> Außengruppen war<br />

nicht, die Schwestergruppe <strong>der</strong> Agromyziden zu ermitteln, son<strong>der</strong>n nur die Bestimmung <strong>der</strong><br />

Lesrichtung von Merkmalen. Ein Versuch, die systematische Stellung <strong>der</strong> Agromyziden zu bestimmen,<br />

erfor<strong>der</strong>t die Untersuchung zahlreicher weiterer Dipterenfamilien. Unter den hier einbezogenen<br />

Außengruppen sind jedoch eindeutig die Odiniiden die den Agromyziden nächst<br />

verwandte Gruppe, <strong>und</strong> zwar vor allem aufgr<strong>und</strong> des langen Phallapodems (80) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Zahl<br />

<strong>der</strong> Dorsozentralborsten (62).<br />

Die Clusiidae, die nach Griffiths (1972 b) ebenfalls als Schwestergruppe <strong>der</strong> Agromyziden<br />

in Frage kommen, wurden aufgr<strong>und</strong> nicht verfügbarer Larven nicht in die kladistische Auswertung<br />

aufgenommen. Sie weisen aber die als Synapomorphien verwertbaren Merkmalszustände<br />

von 62 <strong>und</strong> 80 nicht auf (s. Merkmalsliste). Die von Griffiths (1972 b) erwähnten Übereinstimmungen<br />

<strong>der</strong> Aedeagi von Clusiiden <strong>und</strong> Agromyziden, die als konkurrierende Synapomorphien<br />

in Betracht kommen, konnten von mir nicht nachvollzogen werden. Die Hypothese einer näheren<br />

Verwandtschaft von Agromyziden <strong>und</strong> Clusiiden wird also hier vorläufig abgelehnt, obwohl<br />

die Clusiiden nicht in die kladistische Auswertung eingingen.


234<br />

Phylogenie<br />

Abb. 405: Teilkladogramm des basalen Teils, entsprechend den Rekonstruktionen mit Successive Weighting<br />

<strong>und</strong> PEWE. Kongruente Merkmale sind durch gefüllte Balken, homoplastische durch leere Balken dargestellt.<br />

Die basalen Gruppen <strong>der</strong> Agromyzidae (Abb. 405)<br />

Die phylogenetische Rekonstruktion unterstützt beide bisher anerkannten Unterfamilien,<br />

wenn auch nur mit wenigen Merkmalen. Agromyzinae werden vor allem durch die bekannte,<br />

als diagnostisches Merkmal genutzte Mündungsmodus <strong>der</strong> Flügela<strong>der</strong> R1 (61) sowie die mit<br />

dem Epandrium verwachsenen Surstyli (74) charakterisiert. Letzterem Merkmal dürfte eine geringere<br />

Überzeugungskraft zukommen, da die Verwachsung <strong>der</strong> Surstyli auch innerhalb <strong>der</strong><br />

Phytomyzinae verbreitet ist. Als entscheidende Apomorphie <strong>der</strong> Phytomyzinae kann die Stäbchenform<br />

<strong>der</strong> distalen Teile <strong>der</strong> Gonite gelten (79). Dieses Merkmal wird hier zum ersten Mal<br />

zur Beschreibung <strong>der</strong> Phytomyzinae eingesetzt. Der Gr<strong>und</strong> dafür, daß es nicht schon früher verwendet<br />

wurde, ist, daß seine Polarisation von <strong>der</strong> Verwendung <strong>der</strong> Odiniiden als Außengruppe<br />

abhängt. An<strong>der</strong>e Außengruppen sind in bezug auf dieses Merkmal nicht informativ, da <strong>der</strong>en<br />

Gonite völlig an<strong>der</strong>s entwickelt sind o<strong>der</strong> fehlen. Mir erscheint aber die hier vertretene Sichtweise<br />

die einzig plausible Interpretation <strong>der</strong> Gonite <strong>und</strong> des Phallapodems (Merkmalskomplex<br />

77-80) innerhalb wie außerhalb <strong>der</strong> Agromyziden <strong>und</strong> wird deshalb <strong>der</strong> bisherigen Nicht-Interpretation<br />

vorgezogen. Das Merkmal 77 fehlt in <strong>der</strong> Abbildung 405, da es nicht eindeutig optimiert<br />

werden kann: Während die Gonite in den Außengruppen übereinstimmend fest mit dem<br />

Phallapodem verb<strong>und</strong>en sind (Merkmalszustand 0), lockert sich diese Verbindung innerhalb<br />

<strong>der</strong> Agromyziden (Merkmalszustand 1). Dort bestehen zwei im Sinne des Parsimonieprinzips<br />

gleichwertige Alternativen: 1. Die Transformation von 0 zu 1 kann zweimal unabhängig an <strong>der</strong><br />

Basis von Japanagromyza <strong>und</strong> <strong>der</strong> Phytomyzinae entstanden sein. 2. Die Transformation von 0<br />

zu 1 geschah gleich an <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Agromyzidae <strong>und</strong> wurde vor Abspaltung <strong>der</strong> Gattung<br />

Agromyza rückgängig gemacht. Die erste Alternative entspricht <strong>der</strong> "delayed transformation"


235<br />

Phylogenie<br />

(DELTRAN o<strong>der</strong> "slow"), die zweite <strong>der</strong> zweite <strong>der</strong> “accelerated transformation“ (ACCTRAN<br />

o<strong>der</strong> "fast") <strong>der</strong> phylogenetischen Computerprogramme (z. B. Kitching et al. 1998). Für diesen<br />

Fall würde von mir die langsame Transformation (DELTRAN), also Alternative 1, bevorzugt.<br />

Die zwei bekannten Gr<strong>und</strong>formen des Cephalopharyn ealskeletts <strong>der</strong> beiden Unterfamilien<br />

(33) tragen als Merkmal nicht zur Bestätigung einer <strong>der</strong> beiden basalen Gruppen bei, da aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> unbekannten Lesrichtung eine eindeutige Merkmalsoptimierung nicht möglich ist.<br />

Eine Polarisierung wird hier auch nicht durch die Topologie festgelegt.<br />

Agromyzinae<br />

Die erste Verzweigung innerhalb dieser Unterfamilie trennt Agromyza von den übrigen Taxa.<br />

Diese bilden ein durch zahlreiche Apomorphien bestätigtes Monophylum. Zu ihnen gehören<br />

die Asymmetrie <strong>der</strong> M<strong>und</strong>haken (22), die Form des Cephalopharyngealskeletts (27) <strong>und</strong> des<br />

Epandriums (70) sowie die Reduktion <strong>der</strong> Dorsozentralborsten (62).<br />

Die Ophiomyia-Gruppe, das Schwestertaxon von Japanagromyza, ist durch eine große Anzahl<br />

von Apomorphien charakterisiert, die vor allem die präimaginalen Entwicklungsstadien<br />

liefern. Allen Arten gemeinsam ist die Verpuppung in <strong>der</strong> Mine (55). In engem Zusammenhang<br />

mit dieser Eigenschaft stehen die Längsspaltung des oberen Pupariumsdeckels (58 s. 4.4) sowie<br />

die Reduktion <strong>der</strong> Dorsalflügelbrücke (28 s. S. 19). Die lichtmikroskopisch deutlich sichtbare<br />

Pigmentierung <strong>der</strong> Marginalorgane setzt schließlich die Gattungen Ophiomyia <strong>und</strong> Tropicomyia<br />

von Melanagromyza ab (21). Es sei nochmals darauf hingewiesen, daß die Merkmale <strong>der</strong><br />

hier untersuchten "Gattungen" auf einer begrenzten Auswahl von Arten beruhen, die im Beschreibungsteil<br />

dargestellt wurden. Das gilt insbeson<strong>der</strong>e für Melanagromyza, die nur auf <strong>der</strong><br />

Basis von europäischen Arten sowie den südafrikanischen "Penetagromyza"-Arten beschrieben<br />

wurde. Vermutlich existieren unter dem Namen Melanagromyza weitere Arten, auf die meine<br />

Beschreibung nicht zutrifft. Diese Arten müßten, sobald sie verfügbar wären, als eigene terminale<br />

Taxa mit in die kladistische Untersuchung aufgenommen werden. Die von mir beschriebenen<br />

Melanagromyza-Arten bilden in jedem Fall eine gut begründete monophyletische Gruppe.<br />

Agromyza ist die Gruppe mit den meisten ursprünglichen Eigenschaften innerhalb <strong>der</strong> Agromyzinae.<br />

Unter diesen fallen vor allem die symmetrischen M<strong>und</strong>haken, die mittleren M<strong>und</strong>lappen<br />

sowie die plesiomorphe Form <strong>der</strong> Hinterstigmen auf. Durch die Stridulationsorgane <strong>der</strong><br />

Imagines (65) sowie die Lateralfalte <strong>der</strong> Larven (18) erweisen aber auch sie sich als Monophylum.<br />

Während die zwei Arten johannae (als Vertreter einer auf Fabaceae spezialisierten Gruppe)<br />

<strong>und</strong> filipendulae (ein Vertreter einer auf Rosaceae spezialisierten Gruppe) durch die apomorphe<br />

Asymmetrie <strong>der</strong> M<strong>und</strong>haken im ersten Larvalstadium miteinan<strong>der</strong> verb<strong>und</strong>en sind (53),<br />

erscheint die Monophylie von albipennis (als Vertreter <strong>der</strong> nigripes-Gruppe) + pseudoreptans<br />

(als Vertreter <strong>der</strong> rufipes-Gruppe) wenig überzeugend. Die Monophylie letzterer Artgruppen<br />

wird ausschließlich durch eine angebliche Neuentstehung <strong>der</strong> vier Büschel von Spirakularhaaren<br />

verursacht (44). Dabei handelt es sich um ein Merkmal, das bei den meisten Familien <strong>der</strong><br />

cyclorrhaphen Dipteren, darunter fast allen hier verwendeten Außengruppen, vorhanden <strong>und</strong><br />

somit klar plesiomorph ist. Diese Rekonstruktion entsteht durch die noch unzureichende Anzahl<br />

von Merkmalen, die sich innerhalb von Agromyza unterscheiden, <strong>und</strong> durch die große Seltenheit<br />

des hinsichtlich <strong>der</strong> Außengruppen plesiomorphen Zustands innerhalb <strong>der</strong> Agromyziden.<br />

So ist in <strong>der</strong> vorliegenden Rekonstruktion eine Reduktion <strong>der</strong> Spirakularhaare an <strong>der</strong> Basis<br />

<strong>der</strong> Agromyzidae <strong>und</strong> eine anschließende Neuentstehung mit zwei Schritten die kürzeste Lösung.<br />

Geht man von wie<strong>der</strong>holter Reduktion aus, wären drei Schritte, nämlich vor <strong>der</strong> Ab-


236<br />

Phylogenie<br />

spaltung <strong>der</strong> Phytomyzinae, vor Japanagromyza <strong>und</strong> vor Agromyza johannae + A. filipendulae,<br />

erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Phytomyzinae (Abb. 405)<br />

Wie erwähnt ist die einzige überzeugende Apomorphie <strong>der</strong> Phytomyzinae ein Merkmal <strong>der</strong><br />

männlichen Genitalien (79). Im Unterschied dazu betreffen die folgenden Evolutionsereignisse<br />

ausschließlich die Präimaginalstadien: Die nächste dichotome Verzweigung trennt Nemorimyza<br />

posticata <strong>und</strong> alle übrigen Phytomyzinae, die nachfolgend Phytomyzinae s. str. genannt werden.<br />

Die Apomorphien <strong>der</strong> Phytomyzinae s. str. sind die Entwicklung <strong>der</strong> Asymmetrie <strong>der</strong><br />

M<strong>und</strong>haken aller Larvalstadien (22, 53) sowie - vermutlich in Zusammenhang mit <strong>der</strong> Asymmetrie<br />

- die Versetzung <strong>der</strong> M<strong>und</strong>lappen an die Seite (7; über funktionsmorphologische Interpretationen<br />

<strong>der</strong> M<strong>und</strong>lappen s. S. 22). Die M<strong>und</strong>haken sind innerhalb <strong>der</strong> Agromyzinae auf<br />

ähnliche Weise transformiert, jedoch mit dem Unterschied, daß dort die rechte Mandibel vergrößert<br />

wurde.<br />

Nemorimyza verkörpert den ursprünglichen Phytomyzinae-Typ mit ursprünglichen Mandibeln<br />

<strong>und</strong> M<strong>und</strong>lappen. Auffallend ist jedoch, wie wenig sich die hinteren Teile des Cephalopharyngealskeletts<br />

<strong>der</strong> untersuchten Art Nemorimyza posticata (gleiches gilt auch für N.<br />

maculosa) von den "mo<strong>der</strong>neren" Phytomyzinae unterscheidet (s. Abb. 144).<br />

Die nächste isoliert stehende Gruppe, die in einer dichotomen Verzweigung allen übrigen<br />

Phytomyzinae gegenüber steht, sind die im Kambium von Bäumen minierenden Phytobia-Arten<br />

(s. ). Mit <strong>der</strong> Reduktion <strong>der</strong> Präscutellarborsten (63) lassen sich die übrigen Phytobia gegenüber<br />

stehenden Phytomyzinae als Monophylum ausweisen. Dieses Merkmal ist aber von begrenzter<br />

Zuverlässigkeit, da Präscutellarborsten innerhalb dieser Gruppe gelegentlich noch vorkommen,<br />

wenn sie auch oft von etwas an<strong>der</strong>er Gestalt sind. Das zweite Merkmal an dieser<br />

Stelle ist die Reduktion <strong>der</strong> Prothorakalstigmen <strong>der</strong> Puppen (57). Da dieses schon von den Nematoceren<br />

bekannte Merkmal (s. de Meijere 1902) nach dem vorliegenden Kladogramm innerhalb<br />

<strong>der</strong> Agromyziden wie<strong>der</strong>holt entsteht, ist zu vermuten, daß die Evolution dieses Merkmals<br />

noch nicht voll verstanden ist. Die Phytomyzinae ohne Nemorimyza <strong>und</strong> Phytobia lassen sich<br />

also nicht so gut als Monophylum begründen wie die Phytomyzinae s. str. Das liegt daran, daß<br />

Phytobia aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Lebensweise <strong>der</strong> Larven morphologisch beson<strong>der</strong>s isoliert<br />

ist <strong>und</strong> die übrigen Phytomyzinae als Schwestertaxon von Phytobia in ihrer Morphologie <strong>und</strong><br />

Bionomie sehr vielfältig sind.<br />

Im folgenden spalten sich die übrigen Phytomyzinae in zwei artenreiche Teilgruppen:<br />

Eine davon hieße nach <strong>der</strong> ältesten Gattung Selachops-Gruppe <strong>und</strong> enthält Liriomyza,<br />

Galiomyza, Amauromyza, Cerodontha, Calycomyza, Metopomyza, Selachops <strong>und</strong><br />

Phytoliriomyza. Der Name für die Gruppe ist nicht sehr glücklich, da Selachops kein sehr typischer<br />

Vertreter dieser Gruppe ist. Die Monophylie <strong>der</strong> Gruppe wird vor allem durch ein Merkmal<br />

<strong>der</strong> männlichen Genitalien gestützt, nämlich die Position <strong>der</strong> - in <strong>der</strong> Regel artikulierten -<br />

Surstyli in ventraler Position, unter <strong>der</strong> eigentlichen Spitze des Epandriums (71). Etwas ähnliches<br />

ist sonst nur noch bei Japanagromyza <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ophiomyia-Gruppe zu beobachten, wurde<br />

aber in <strong>der</strong> Datenmatrix aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>s gestalteten Surstyli nicht als homolog gewertet.<br />

Das wichtigste larvale Merkmal, welches diese Gruppe begründet, ist weniger eindeutig. Die<br />

spezifisch nach hinten verlängerte Form <strong>der</strong> larvalen Hinterstigmen (41) fehlt bei Amauromyza<br />

luteiceps <strong>und</strong> <strong>der</strong> Cerodontha-Untergattung Poemyza. Außerdem läßt sich dieses Merkmal<br />

nicht auf die zahlreichen Arten innerhalb <strong>der</strong> Gruppe anwenden, <strong>der</strong>en Knospenanzahl stark<br />

amplifiziert ist (s. 224). Da die verlängerte hintere Knospe <strong>der</strong> Hinterstigmen aber außerhalb


237<br />

Phylogenie<br />

<strong>der</strong> Selachops-Gruppe vorkommt, kann sie doch als überzeugendes Merkmal gelten. Die<br />

Phytomyza-Gruppe, das Adelphotaxon <strong>der</strong> Selachops-Gruppe, umfaßt die Gattungen<br />

Aulagromyza, Gymnophytomyza, Chromatomyia, Phytomyza, Napomyza <strong>und</strong> Ptochomyza. Obwohl<br />

diese Gruppe nach allen gewichteten Rekonstruktionen monophyletisch ist, unterscheidet<br />

sich doch ihre Begründung aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> wi<strong>der</strong>sprüchlichen Rekonstruktionen innerhalb <strong>der</strong><br />

Gruppe. Dies wird im folgenden Teil diskutiert.<br />

Abb. 406: Strikter Konsenus <strong>der</strong> durch Successive Weighting erhaltenen Kladogramme: Teilkladogramm,<br />

Fortsetzung von Abbildung 405, Phytomyza-Gruppe. Kongruente Merkmale sind durch gefüllte Balken, homoplastische<br />

durch leere Balken dargestellt.<br />

Phytomyza-Gruppe (Abb. 406, 407-410)<br />

Die auf Wölbungen gelegenen oberen Lateralorgane (19) erweisen sich in allen Rekonstruktionen<br />

als Apomorphie. Es handelt sich aber nicht um ein konstantes Merkmal, denn es ist bei<br />

zahlreichen untersuchten Arten innerhalb <strong>der</strong> Gruppe nicht gef<strong>und</strong>en worden. Die folgenden<br />

Merkmale variieren mit dem ursprünglichsten Taxon <strong>der</strong> Phytomyza-Gruppe: Wenn entwe<strong>der</strong><br />

Aulagromyza discrepans (Successive Weighting, Abb. 406) o<strong>der</strong> Aulagromyza + Gymnophytomyza<br />

(Goloboff: K = 0,1,2,3, Abb. 407-408) die Schwestergruppe <strong>der</strong> übrigen Taxa ist, dann<br />

sind die ein verlängertes Nahrungsrohr bildenden oberen M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> ersten Larvalstadien<br />

(52) die zweite Apomorphie. Für diese Interpretationen spricht, daß Aul. discrepans noch drei<br />

Hinterstigmenknospen in <strong>der</strong> plesiomorphen Form sowie Drüsenöffnungen aufweist.<br />

Phytomyza continua, die von den Rekonstruktionen mit <strong>der</strong> PEWE-Emulation <strong>und</strong> den Konstanten<br />

4 <strong>und</strong> 5 (Abb. 408-409) auf die ursprünglichste Position gesetzt wird, weist hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> Mandibeln des ersten Larvalstadiums den ursprünglicheren Zustand <strong>der</strong> getrennten M<strong>und</strong>haken<br />

auf. Als Apomorphie für die ganze Gruppe wird dann neben dem Merkmal 19 noch die<br />

Anordnung <strong>der</strong> Frontorbitalsetulae (60) gewertet, die innerhalb <strong>der</strong> Gruppe ebensowenig wie<br />

19 konstant ist. Die M<strong>und</strong>haken <strong>der</strong> ersten Larvenstadien (52) bleiben in diesem Fall eine wichtige<br />

Apomorphie für die Taxa <strong>der</strong> Phytomyza-Gruppe unter Ausschluß von Ph. continua.


238<br />

Phylogenie<br />

Diese zuvor beschriebenen Wi<strong>der</strong>sprüche lassen sich mit den vorhandenen Daten noch nicht<br />

auflösen, alle drei Rekonstruktionen erscheinen <strong>der</strong>zeit möglich. Auch innerhalb <strong>der</strong> Gruppe ist<br />

die Phylogenie noch kaum geklärt. So sind Aulagromyza + Gymnophytomyza bei allen Rekonstruktionen<br />

nach <strong>der</strong> Formel von Goloboff (1993) monophyletisch (Abb. 407-410), nach Successive<br />

Weighting paraphyletisch (Abb. 406).<br />

Übereinstimmend monophyletisch erscheinen nur jeweils die fünf beteiligten<br />

Chromatomyia-Arten sowie Napomyza + Phytomyza krygeri. Erstere Gruppe wird hauptsächlich<br />

durch die pantoffelförmigen Puparien (56) begründet. Von den übrigen Chromatomyia-Arten<br />

steht scolopendri etwas abseits, was angesichts <strong>der</strong> son<strong>der</strong>baren Merkmale <strong>der</strong> Larve nicht<br />

verw<strong>und</strong>erlich ist (s. Beschreibung). Von den übrigen lassen sich milii <strong>und</strong> primulae durch <strong>der</strong>en<br />

einzigartige Form <strong>der</strong> stark verlängerten Hinterstigmen (46) als Monophylum abgrenzen.<br />

Dies ist interessant, weil damit die Grasminiererin milii näher mit einer Dicot-Miniererin verwandt<br />

ist als mit <strong>der</strong> ebenfalls an Gräsern minierenden nigra. Die zwei Merkmale, welche die<br />

beiden übrigen Chromatomyia-Arten zusammenfassen, sind sehr homoplastisch, so daß die<br />

Monophylie dieser Gruppe nicht zu erwarten ist. Das erste Merkmal, die Stirnbehaarung (5), ist<br />

innerhalb <strong>der</strong> ganzen Familie Agromyzidae verbreitet, die frei abgeglie<strong>der</strong>ten Surstyli (74) stehen<br />

zudem im Verdacht, eine Plesiomorphie zu sein.<br />

Abb. 407-410: Topologien <strong>der</strong> strikten Konsensuscladogramme <strong>der</strong> PEWE-Rekonstruktionen. 407: k = 0;<br />

408: k = 1, 2, 3; 409: k = 4; 410: k = 5. Kongruente Merkmale sind durch gefüllte Balken, homoplastische<br />

durch leere Balken dargestellt.<br />

Ähnliches gilt auch für die Merkmale, die Phytomyza krygeri <strong>und</strong> Napomyza zusammenfassen:<br />

Napomyza ist durch zwei Arten vertreten, die paläarktische lateralis <strong>und</strong> die afrotropische<br />

eximia. Neben zwei Larvalmerkmalen wird vor allem die beson<strong>der</strong>e Form des männlichen Aedeagus<br />

(82) als Gemeinsamkeit bei<strong>der</strong> Arten - <strong>und</strong> <strong>der</strong> gesamten Gattung - interpretiert (s. Abbildungen<br />

in Spencer 1990). Beide Aedeagi unterscheiden sich aber insofern, als bei eximia<br />

noch die ursprünglichen zwei terminalen Tubuli des Distiphallus sichtbar sind, bei lateralis


239<br />

Phylogenie<br />

sind diese stark reduziert o<strong>der</strong> verschmolzen. Hinzu kommt, daß das erste Larvenstadium von<br />

eximia einen gegenüber lateralis plesiomorphen Zustand <strong>der</strong> Mandibeln aufweisen. Die M<strong>und</strong>haken<br />

lassen sich noch eindeutig je einer <strong>der</strong> Mandibeln zuordnen. Demgegenüber besitzt N.<br />

lateralis so stark verwachsene Mandibeln, daß nur noch eine einzelne Reihe von M<strong>und</strong>haken<br />

sichtbar ist (s. Abb. 321, 350).<br />

Die Einbeziehung von eximia zu Napomyza stimmt nicht mit <strong>der</strong> neuesten, verengten “Definition“<br />

von Napomyza nach Zlobin (1994) überein, die hier nicht kritisiert werden soll. Hier<br />

soll vielmehr die Aufmerksamkeit auf die Frage <strong>der</strong> Verwandtschaft <strong>der</strong> von Zlobin definierten<br />

Napomyza (hier nur vertreten durch lateralis) gerichtet werden. Da die vorliegenden Daten die<br />

Möglichkeit einer Verwandtschaft von lateralis <strong>und</strong> eximia anzeigen, soll das durch die Beibehaltung<br />

des alten Gattungsnamen, Napomyza, deutlich gemacht werden.<br />

Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß die Phytomyza-Gruppe diejenige mit dem bei<br />

weitem größten Forschungsbedarf darstellt. Indizien dafür sind neben den oben diskutierten<br />

Unklarheiten an <strong>der</strong> Basis auch die weiteren in den Abbildungen 406-410 dargestellten Unterschiede<br />

zwischen den Rekonstruktionsmethoden. Phytomyza als die artenreichste Gattung ist<br />

mit Sicherheit nicht monophyletisch, aber auch die systematische Stellung <strong>der</strong> übrigen Gattungen<br />

ist noch weitgehend ungeklärt.<br />

Selachops-Gruppe (Abb. 411)<br />

Auch in dieser Gruppe besteht ein Unterschied zwischen verschiedenen phylogenetischen<br />

Rekonstruktionen: Nach Successive Weighting ist Calycomyza die Schwestergruppe von<br />

Amauromyza + Cerodontha, während sämtliche Konstanten von <strong>der</strong> Goloboff-Formel eine Trichotomie<br />

dieser Gruppen mit Metopomyza + Selachops + Phytoliriomyza ergaben. Die Trichotomie<br />

wird von mir bevorzugt <strong>und</strong> als ein Mangel an Information interpretiert, nicht als wirkliche<br />

trichotome Kladogenese. Auch die übrigen rekonstruierten basalen Verzweigungen <strong>der</strong><br />

Selachops-Gruppe sollten nicht überschätzt werden. Die zahlreichen Merkmale, die Metopomyza<br />

+ Selachops + Phytoliriomyza begründen, sind ausnahmslos homoplastische Merkmale.<br />

Besser begründet ist nur das Schwestergruppenverhältnis von Amauromyza <strong>und</strong> Cerodontha.<br />

Hier kann die Monophylie anhand <strong>der</strong> an beson<strong>der</strong>er Position verwachsenen Surstyli erkannt<br />

werden (75). Damit wird ausdrücklich <strong>der</strong> Deutung Spencers (1990) wi<strong>der</strong>sprochen, <strong>der</strong> von einer<br />

engen Verwandtschaft von Cerodontha <strong>und</strong> Liriomyza ausging, weil er bei <strong>der</strong> an Monocotyledoneae<br />

minierenden Art Liriomyza commelinae verlängerte hintere Knospen <strong>der</strong> Hinterstigmen<br />

fand <strong>und</strong> die Art deshalb als Zwischenform bei<strong>der</strong> Gattungen interpretierte. Dies ist aber<br />

eine Apomorphie <strong>der</strong> gesamten Selachops-Gruppe <strong>und</strong> in diesem Zusammenhang also eindeutig<br />

eine Plesiomorphie.<br />

Trotz fortbestehen<strong>der</strong> Unklarheiten <strong>der</strong> Verwandtschaft bestehen<strong>der</strong> Gattungen in <strong>der</strong><br />

Selachops-Gruppe konnten zumindest die meisten <strong>der</strong>zeit anerkannten Gattungen als monophyletisch<br />

bestätigt werden, wobei dies im Falle von Calycomyza bereits im Vorfeld <strong>der</strong> kladistischen<br />

Analyse aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> hohen Ähnlichkeit <strong>der</strong> untersuchten Calycomyza-Arten begründet<br />

werden konnte (s. Beschreibung <strong>der</strong> Gattung).<br />

Die zwei Ausnahmen sind Phytoliriomyza <strong>und</strong> Galiomyza. Die zwei untersuchten Arten<br />

letzterer Gattung wurden an die Basis von Liriomyza gesetzt. Dadurch wurde bestätigt, daß Galiomyza<br />

mit Liriomyza eng verwandt ist <strong>und</strong> synonymisiert werden könnte. Die eigentliche<br />

Stellung <strong>der</strong> Galiomyza-Arten innerhalb von Liriomyza muß aber noch durch eine gründliche<br />

Revision von Liriomyza geklärt werden, denn es erscheint auf dem gegenwärtigen Stand noch


240<br />

Phylogenie<br />

nicht sicher, ob die hier untersuchten Liriomyza-Arten ausreichten, um die gesamte Spektrum<br />

<strong>der</strong> Formenvielfalt von Liriomyza abzudecken.<br />

Die Arten von Phytoliriomyza repräsentieren ursprüngliche Formen <strong>der</strong> Selachops-Gruppe.<br />

Vermutlich ist diese Gattung nicht monophyletisch.<br />

Weitergehende Schlußfolgerungen für die Evolution innerhalb von Cerodontha erlauben die<br />

Merkmale dieser sowohl durch larvale als auch imaginale Apomorphien gut begründeten Gattung.<br />

Dies wurde nicht zuletzt durch die Vorarbeit von Nowakowski (1973) ermöglicht, nach<br />

dessen Unterteilung in Untergattungen eine sinnvolle Auswahl <strong>der</strong> Arten für die vorliegende<br />

Untersuchung vorgenommen werden konnte. Die Untergattungen Poemyza, Cerodontha <strong>und</strong><br />

Xenophytomyza lassen sich aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> geteilten Lokomotionsgürtel (1) <strong>und</strong> <strong>der</strong> reduzierten<br />

Drüsenöffnungen <strong>der</strong> Hinterstigmen (43) charakterisieren. In diese Gruppe ließe sich auch die<br />

Untergattung Phytagromyza stellen, die nicht kladistisch untersucht wurde (s. Beschreibung).<br />

Die folgende Gruppe, die aus den Untergattungen Cerodontha <strong>und</strong> Xenophytomyza besteht, ist<br />

von den übrigen Cerodontha durch zahlreiche morphologische Merkmale, aber auch durch eine<br />

verän<strong>der</strong>te Bionomie (s. S. 105 ff.) abgegrenzt. Eine Unterscheidung von Cerodontha <strong>und</strong><br />

Xenophytomyza, die von Hendel (1936) aufgr<strong>und</strong> von geringfügig abweichenden Formen des<br />

dritten Antennensegments vorgenommen wurde, erscheint nach den vorliegenden Ergebnissen<br />

nicht gerechtfertigt. Auch die stengelminierende (halmminierende) Lebensweise <strong>der</strong> bisher bekannten<br />

Xenophytomyza-Arten (v. Tschirnhaus 1991) ist keine Apomorphie <strong>der</strong> Gruppe, da<br />

schon bei Cerodontha (Cerodontha) hennigi eine dem Stengelminieren äquivalente Lebensweise<br />

vorkommt (s. S. 123.; Zoerner 1971).<br />

Abb. 411: Strikter Konsenus <strong>der</strong> durch PEWE (alle Konstanten) erhaltenen Kladogramme: Teilkladogramm,<br />

<strong>der</strong> Selachops-Gruppe. Kongruente Merkmale sind durch gefüllte Balken, homoplastische durch leere Balken<br />

dargestellt.<br />

Die übrigen untersuchten Cerodontha-Arten weisen ursprünglichere Merkmale auf, wie z.<br />

B. die Prothorakalhörner <strong>der</strong> Puppen, die in <strong>der</strong> Computerrekonstruktion als Apomorphie gewertet<br />

werden. Eine Monophylie dieser Gruppe (alle Cerodontha ohne Poemyza, Untergattung


241<br />

Phylogenie<br />

Cerodontha <strong>und</strong> Xenophytomyza) ist also, obwohl durch die Rekonstruktionen vorgeschlagen,<br />

zweifelhaft.<br />

Vor allem durch die Larvalmerkmale 3 <strong>und</strong> 49 lassen sich hingegen Cerodontha<br />

(Icteromyza) spec. nov. <strong>und</strong> C. (Butomomyza) angulata zusammenfassen. Unter den untersuchten<br />

Taxa wurden beide Merkmale ausschließlich hier gef<strong>und</strong>en. Abbildungen von Puparien auf<br />

den Seiten 313 <strong>und</strong> 314 in Nowakowski (1973) deuten darauf hin, daß noch mehr Arten mit<br />

dieser Larvenform existieren, z. B. C. (Butomomyza) pseu<strong>der</strong>rans (Hendel, 1931), C.<br />

(Butomomyza) eucaricis Nowakowski, 1967, C. (Dizygomyza) spinata (Groschke, 1954), C.<br />

(Dizygomyza) caricicola (Hering, 1926).<br />

Mit diesen Merkmalen ließe sich vermutlich ein neues monophyletisches Taxon begründen,<br />

das neben einigen Icteromyza- <strong>und</strong> Butomomyza- auch Dizygomyza-Arten enthalten könnte.<br />

Hierfür wären natürlich eine Ausweitung <strong>der</strong> Untersuchungen auf weitere Arten notwendig, um<br />

die Verteilung dieses Merkmals aufzuklären.<br />

Das System <strong>der</strong> Agromyziden läßt sich auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> vorliegenden Phylogenie durch folgendes<br />

stark vereinfachtes Schema darstellen, das auf neue Namen bewußt verzichtet, aber dennoch<br />

einige <strong>der</strong> soeben diskutierten neuen Informationen darstellt:<br />

Agromyzinae<br />

Agromyza<br />

Agromyzinae s. str.<br />

Japanagromyza<br />

Ophiomyia-Gruppe<br />

Phytomyzinae<br />

Nemorimyza<br />

Phytomyzinae s. str.<br />

Phytobia<br />

Selachops-Gruppe<br />

Phytomyza-Gruppe<br />

Zu <strong>der</strong> hier ermittelten Phylogenie trugen Ergebnisse unterschiedlicher Entwicklungsstadien<br />

bei. Wie schon in <strong>der</strong> Diskussion <strong>der</strong> Merkmalsoptimierungen erkennbar wurde, existiert kein<br />

Hinweis dafür, daß die Merkmale eines bestimmten Entwicklungsstadiums geeigneter o<strong>der</strong> ungeeigneter<br />

als ein an<strong>der</strong>es sind. Wenn in <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung die Imaginalmerkmale,<br />

die in geringerer Zahl verwendet wurden, in <strong>der</strong> Regel hohe Consistency Indices aufweisen,<br />

dann ist das vor allem darauf zurückzuführen, daß diese nicht schwerpunktmäßig untersucht<br />

wurden. Der ursprüngliche Ansatz dieser Arbeit war schließlich die Erstellung einer Phylogenie<br />

auf <strong>der</strong> Basis larvaler Merkmale. Im Falle einer künftigen weiteren Ausarbeitung imaginaler<br />

Merkmale wird es auch hier unvermeidlich, stark homoplastische Merkmale, z. B. des<br />

Distiphallus <strong>und</strong> des Flügelgeä<strong>der</strong>s einzubeziehen.<br />

Die Betrachtung von vielen Lebensstadien brachte einen deutlichen Gewinn an Auflösung,<br />

weil teilweise Larval- <strong>und</strong> Imaginalmerkmale unterschiedliche Komponenten <strong>der</strong> Stammesgeschichte<br />

<strong>der</strong> Agromyziden beleuchten. In <strong>der</strong> Diskussion <strong>der</strong> Merkmalsevolution (s. o.) wurden<br />

zahlreiche Beispiele genannt. So ließen sich die Phytomyzinae durch ein Imaginalmerkmal, das<br />

Taxon Phytomyzinae s. str. vor allem durch Larvalmerkmale darstellen.


242<br />

Phylogenie<br />

In manchen Fällen können jedoch Merkmale mit offensichtlich hoher adaptiver Signifikanz<br />

zum Problem werden. So ist die Aufklärung <strong>der</strong> nächsten Verwandtschaft mancher Stengelminierer<br />

nur mit Larvalmerkmalen oft kaum möglich, da sich hier oft <strong>der</strong> Körper <strong>der</strong> Larve in Anpassung<br />

an Nahrung <strong>und</strong> Wirtspflanze tiefgreifend verän<strong>der</strong>t hat; ein charakteristisches Beispiel<br />

dafür ist Amauromyza luteiceps.<br />

Evolution <strong>der</strong> Wirtsnutzung durch Agromyzidenlarven (Abb. 412)<br />

Überlegungen zur Evolution <strong>der</strong> Ernährungsweisen innerhalb <strong>der</strong> Agromyziden wurden<br />

schon von Nowakowski (1962) <strong>und</strong> Spencer (1973, 1990) angestellt. Beide Autoren betrachteten<br />

Phytobia als die ursprünglichste Gattung <strong>und</strong> schlossen daraus, das Minieren im Kambium<br />

von Bäumen müsse auch die ursprünglichste Ernährungsweise sein. Spencer ging hierin noch<br />

weiter als Nowakowski <strong>und</strong> entwarf ein Evolutionsszenario, in dem den Kambiumminierern<br />

die Evolution <strong>der</strong> Stengelmarkminierer (vor allem Melanagromyza), <strong>und</strong> dann <strong>der</strong> Stengelrandminierer<br />

(Ophiomyia <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e) folgten. Es wurde kein Versuch unternommen, diese Theorie<br />

durch phylogenetische Daten zu untermauern. Anscheinend wurde angenommen, daß die meisten<br />

gegenwärtig akzeptierten Gattungen evolvierten, bevor die blattminierende Lebensweise<br />

entstand. So wurden Stengelminierer in den Gattungen, in denen sie vorkommen, ohne weitere<br />

Begründungen als ursprünglich interpretiert (Spencer 1990, s. auch Zlobin 1994).<br />

Die hier vorliegende, ausschließlich auf Außengruppen <strong>und</strong> nicht auf a-priori-Annahmen <strong>der</strong><br />

Evolution basierende Phylogenie erlaubt erstmals eine unabhängige Überprüfung <strong>der</strong> früheren<br />

Ansichten. Hierzu wurden die terminalen Taxa einem Ernährungstyp zugeordnet <strong>und</strong> diese Typen<br />

auf die Konsensus-Kladogramme optimiert (s. z. B. Maddison & Maddison 1992, Maddison<br />

1989 Cunningham et al. 1998). Es wurden die Kategorien Blattminierer, Stengelminierer,<br />

Kambiumminierer <strong>und</strong> Samenparasit vergeben. Innerhalb <strong>der</strong> Stengelminierer wurde zwischen<br />

Stengelmarkminierern <strong>und</strong> Stengelrandminierern differenziert. Letztere weisen in <strong>der</strong> Regel<br />

morphologisch größere Gemeinsamkeiten mit Blattminierern auf. Alle Ernährungstypen konnten<br />

frei in alle Richtungen transformieren.<br />

Diese Kategorien sind teilweise nicht botanisch exakt, <strong>der</strong> Schwerpunkt lag eher auf <strong>der</strong> Beschreibung<br />

<strong>der</strong> Lebensweise <strong>der</strong> Agromyziden. Z. B. weisen Gräser kein Stengelmark auf,<br />

trotzdem sind die grasminierenden Arten Cerodontha hennigi <strong>und</strong> venturii in diese Kategorie<br />

aufgenommen worden, weil ihre Lebensweise <strong>und</strong> Umgebung am ehesten dem des Stengelmarkminierers<br />

entsprechen. Bei dem gemeinsamen terminalen Taxon Ophiomyia/Hexomyza<br />

wurde kein Wert eingegeben, weil die Lebensweisen hier sehr variabel sind. Melanagromyza<br />

wurde demgegenüber als Stengelminierer anerkannt, weil die "Blattminierer" innerhalb dieser<br />

Gattung eine Min<strong>der</strong>heit darstellen <strong>und</strong> in dicken Blättern leben, wo sich die Larven wie Stengelminierer<br />

verhalten können (s. S. 89). Ptochomyza asparagivora ist zwar eine Blattminiererin<br />

<strong>und</strong> wurde auch als solche eingestuft, obwohl das Blatt mit seiner nadelartigen Form aus <strong>der</strong><br />

Perspektive <strong>der</strong> Fliegenlarve auch Stengeleigenschaften aufweist. Der Gr<strong>und</strong> für diese Einordnung<br />

war, daß das Gewebe so weich ist wie in den meisten Blättern <strong>und</strong> die Larve innerhalb<br />

des Blattes flache Minen anlegt.<br />

Die Ergebnisse sind in ihrem Wi<strong>der</strong>spruch zu früheren Ansichten (z. B. Spencer 1990) eindeutig<br />

(Abb. 412): Das Blattminieren ist <strong>der</strong> Ernährungstyp des Gr<strong>und</strong>musters <strong>der</strong> Agromyzidae,<br />

an<strong>der</strong>e Ernährungsweisen evolvierten in <strong>der</strong> Folge mehrmals unabhängig voneinan<strong>der</strong>. Mit<br />

Ausnahme von Phytobia sind Stengel- <strong>und</strong> Samenminierer in <strong>der</strong> Regel Taxa in deutlich abgeleiteter<br />

Position. Da sich die Ergebnisse <strong>der</strong> verschiedenen Rekonstruktionen hauptsächlich in


243<br />

Phylogenie<br />

<strong>der</strong> Phytomyza-Gruppe unterscheiden (Abb. 406-410), stimmen sie hinsichtlich dieser generellen<br />

Aussagen überein. Deshalb wurde in Abbildung 412 ausschließlich das mit Successive<br />

Weighting ermittelte Kladogramm gezeigt. Die tatsächliche Anzahl von Evolutionsereignissen<br />

vom Blattminieren zu an<strong>der</strong>en phytophagen Ernährungsweisen ist vermutlich noch höher, als<br />

die vorliegenden Kladogramme suggerieren, da vor allem innerhalb <strong>der</strong> Phytomyza-Gruppe<br />

zahlreiche weitere Nicht-Blattminierer zu erwarten sind.<br />

Die blattminierende Lebensweise ist also ursprünglich <strong>und</strong> gleichzeitig Ausgangspunkt für<br />

die Besiedlung an<strong>der</strong>er Pflanzenteile. Die vorliegenden Ergebnisse stimmen mit den Bef<strong>und</strong>en<br />

von Connor & Taverner (1997) überein, die Blattminierer mit externen folivoren Insektenlarven<br />

verglichen haben. Aufgr<strong>und</strong> ökologischer Argumente kommen die Autoren zu dem Schluß,<br />

daß sich die blattminierende Lebensweise beson<strong>der</strong>s für verborgen lebende, weichhäutige Insekten<br />

als erster Schritt zur Phytophagie eignet. Dafür haben die Autoren folgende Gründe angeführt,<br />

die anhand rezenter Organismen auch empirisch bestätigt werden konnten:<br />

Die Mine<br />

puffert extreme Umweltbedingungen,<br />

schützt vor UV-Strahlung <strong>und</strong> Wasserverlust,<br />

hält das Insekt an <strong>der</strong> Pflanze (es muß sich nicht festhalten) <strong>und</strong><br />

schützt vor Pathogenen.<br />

Diese Eigenschaften sind sicherlich für die weichhäutigen, beinlosen Larven <strong>der</strong> cyclorrhaphen<br />

Dipteren von beson<strong>der</strong>er Bedeutung bei <strong>der</strong> Besiedlung von Pflanzen. Dem stellen Connor<br />

& Taverner (1997) - im Vergleich mit freilebenden phytophagen Insekten - als Nachteile<br />

vor allem die begrenzte Körpergröße, beson<strong>der</strong>e Empfindlichkeit gegenüber Parasitoidenbefall<br />

<strong>und</strong> Pflanzenabwehr wie vorzeitiger Blattabwurf gegenüber. Diese können die weitere Evolution<br />

von Blattminierern zu externen Phytophagen erklären. Vermutlich vor allem aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Tatsache, daß cyclorrhaphe Dipteren keine beißenden Bewegungen ausführen können (s. S.<br />

13), hat die Evolution externer phytophager Larven in dieser Gruppe nicht stattgef<strong>und</strong>en.<br />

Die von Connor & Taverner herausgearbeiteten Vorteile von Blattminierern, die eigentlich<br />

auf alle internen phytophagen Insekten anwendbar sind, lassen sich auch hypothetische ökologische<br />

Gründe finden, die spezifisch für das Blattminieren als ersten Schritt zur phytophagen<br />

Lebensweisen sprechen.<br />

Die Larven können auch von auf <strong>der</strong> Blattoberfläche abgelegten Eiern in die Pflanze eindringen.<br />

Eiablage kann zunächst auf <strong>der</strong> Oberfläche stattfinden.<br />

Das Gewebe vieler Blätter ist weich <strong>und</strong> auch für wenig spezialisierte Larven zugänglich.<br />

Demzufolge wären für ursprüngliche Blattminierer größere, weiche <strong>und</strong> eher dickfleischige<br />

Blätter anzunehmen. Wenig spezialisierte Blattminierer, die diese Annahmen erfüllen <strong>und</strong> sich<br />

morphologisch noch wenig von ihren saprophagen Verwandten unterscheiden, finden sich in<br />

an<strong>der</strong>en Dipterenfamilien, z. B. die Arten <strong>der</strong> Gattungen Scaptomyza (Drosophilidae, s. Hendel<br />

1928) <strong>und</strong> Chylizosoma (Scathophagidae). In einem zweiten Schritt, nachdem vor allem <strong>der</strong><br />

weibliche Ovipositor einen Einstich ins Pflanzengewebe ermöglicht <strong>und</strong> die M<strong>und</strong>werkzeuge<br />

sowie <strong>der</strong> Verdauungsapparat <strong>der</strong> Larven besser an die phytophage Lebensweise angepaßt sind,<br />

können an<strong>der</strong>e Pflanzenteile besiedelt werden.<br />

Bei Agromyziden kam es jedoch zunächst zu weiteren Spezialisierungen innerhalb <strong>der</strong> blattminierenden<br />

Arten, wie die laterale Abflachung <strong>der</strong> ersten Segmente sowie die Asymmetrie <strong>der</strong>


244<br />

Phylogenie<br />

Mandibeln. Der ursprüngliche Typ <strong>der</strong> symmetrischen Mandibeln kommt nur noch innerhalb<br />

von Agromyza <strong>und</strong> bei Nemorimyza, also an <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> zwei Unterfamilien Agromyzinae<br />

<strong>und</strong> Phytomyzinae, vor. Entsprechende Arten legen in <strong>der</strong> Regel Platzminen an, welche sich<br />

auf die ganze Tiefe des Blattes erstrecken (full depth mine). In an<strong>der</strong>en Gruppen sind die Mandibeln<br />

ausschließlich asymmetrisch o<strong>der</strong> sek<strong>und</strong>är symmetrisch, was durch kladistische Evidenz<br />

gesichert ist. Die weiteren Spezialisierungen auf das Anlegen beson<strong>der</strong>s flacher Minen<br />

sind naturgemäß in Abhängigkeit von <strong>der</strong> jeweiligen Wirtspflanze <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Faktoren sehr<br />

unterschiedlich ausgeprägt.<br />

Aufgr<strong>und</strong> ihrer Anpassungen können die spezialisierten Blattminierer nicht nur selektiv bestimmte<br />

Zellschichten <strong>der</strong> Blätter, meistens das Palisadenparenchym, konsumieren <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Schichten unversehrt lassen, son<strong>der</strong>n auch schmalere, dünnere <strong>und</strong> gefie<strong>der</strong>te Blätter besiedeln.<br />

Beson<strong>der</strong>s die Abflachung des Körpers ermöglicht die Erzeugung von Gangminen anstelle von<br />

Platzminen (s. S. 38 f.). Ein Vorteil dieses spezialisierten Blattminierens ist in den meisten Fällen<br />

sicherlich die Möglichkeit, die nährstoffreichsten Blattbestandteile zu selektieren (Kimmerer<br />

& Potter 1987). Ein an<strong>der</strong>er möglicher, aber bisher ungeprüfter Vorteil könnte in <strong>der</strong> Schonung<br />

des umliegenden Gewebes <strong>und</strong> des gesamten Blattes liegen. Durch den relativ geringen<br />

Schaden, den einzelne schmalere Gangminen anrichten, könnte eine Abwehrreaktion <strong>der</strong> Pflanze<br />

vermieden o<strong>der</strong> vermin<strong>der</strong>t werden. Für diese Sichtweise spricht auch, daß von den Larven<br />

des ersten Stadiums, die auch ohne spezialisierte M<strong>und</strong>werkzeuge aufgr<strong>und</strong> ihrer geringen Größe<br />

selektive Minen anlegen können, fast ausschließlich dünne Gangminen anstelle von Platzminen<br />

produziert werden.<br />

Mit diesen Evolutionsüberlegungen soll nicht den Eindruck erweckt werden, die ursprünglichen<br />

Blattminierer <strong>der</strong> Gattungen Agromyza <strong>und</strong> Nemorimyza seien "schlechtere" Blattminierer<br />

<strong>und</strong> die weitere Spezialisierung könnte ein "notwendiger" Evolutionsschritt gewesen sein. Vor<br />

allem Agromyza ist eine <strong>der</strong> sehr artenreichen <strong>und</strong> somit "erfolgreichen" Gruppen. Die breiteren,<br />

die ganze Tiefe des Blattes umfassenden Minen könnten auch Vorteile gegenüber den engen<br />

Minen <strong>der</strong> meisten an<strong>der</strong>en Gruppen haben. Z. B. sind Agromyza-Arten in ihren Minen beweglicher<br />

<strong>und</strong> von außen schlechter erkennbar. Das kann einen besseren Schutz gegenüber Parasitoiden<br />

<strong>und</strong> Prädatoren bedeuten. Ein naheliegendes Beispiel für mögliche ökologische Studien<br />

<strong>der</strong> Eigenschaften verschiedener Minentypen sind Minen an Gräsern <strong>und</strong> Carex. Dort<br />

kommen in <strong>der</strong> Regel zahlreiche Arten unterschiedlicher Minierer nebeneinan<strong>der</strong> vor. So wurden<br />

im Rahmen dieser Arbeit Cerodontha incisa <strong>und</strong> Agromyza albipennis, die völlig unterschiedliche<br />

Minen produzieren, zeitgleich von <strong>der</strong> gleichen Wirtspflanze, Phalaris<br />

ar<strong>und</strong>inacea, gesammelt.<br />

Die Optimierung <strong>der</strong> Lebensweisen zeigt auch, daß sämtliche Gruppen von Nicht-Blattminierern<br />

nicht mit ursprünglichen so<strong>der</strong>n mit spezialisierten Blattminierern am nächsten verwandt<br />

sind. Entsprechend ist die Asymmetrie <strong>der</strong> Mandibeln auch größtenteils erhalten, wenn<br />

auch die ursprüngliche Funktion <strong>der</strong> Ermöglichung des Anlegens dünner Minen keine Rolle<br />

mehr spielt. Ein Vergleich <strong>der</strong> M<strong>und</strong>werkzeuge innerhalb entsprechen<strong>der</strong> Taxa zeigt, daß funktionsmorphologisch<br />

unterschiedliche Wege zur vom Blattminieren abweichenden Lebensweise<br />

existieren. Dies sei im folgenden näher erläutert:<br />

Fünfmal wurde nach <strong>der</strong> vorliegenden Rekonstruktion auf sehr ähnliche Art <strong>der</strong> oberste<br />

M<strong>und</strong>haken stark verlängert <strong>und</strong> verdickt <strong>und</strong> zu einem Bohrwerkzeug umgewandelt, nämlich<br />

bei Melanagromyza, Phytobia, Amauromyza, Cerodontha <strong>und</strong> Napomyza. Hierbei handelt es<br />

sich um jene Taxa, die sich morphologisch am weitesten von den ursprünglicheren Blattminierern<br />

entfernt haben.


245<br />

Phylogenie<br />

Abb. 412: Optimierung <strong>der</strong> larvalen Lebensweisen in dem durch Successive Weighting erhaltenen strikten<br />

Konsensuskladogramms.


246<br />

Phylogenie<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Gattung Ophiomyia existieren Arten, die man als Übergangsstadien vom<br />

Blattminierer zu den Stengelmarkminierern <strong>der</strong> verwandten Gattung Melanagromyza interpretieren<br />

könnte. Allerdings spricht die phylogenetische Rekonstruktion eher dafür, daß das Stengelminieren<br />

innerhalb von Ophiomyia unabhängig entstanden ist. Letztere Gattung ist hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> larvalen Lebensweisen sehr variabel. Dort kommen sowohl blatt- als auch Stengelminierer<br />

vor, aber auch Arten, <strong>der</strong>en Larven nur einen Teil <strong>der</strong> Larvalperiode im Blatt verbringen<br />

<strong>und</strong> dann in den Stengel einwan<strong>der</strong>n (z. B. Ophiomyia phaseoli s. Talekar 1990).<br />

Während die Larvalstadien <strong>der</strong> untersuchten stengelminierenden Amauromyza-Arten <strong>und</strong><br />

Phytobia so einzigartig sind, daß ihre phylogenetische Einordnung nur durch Merkmale <strong>der</strong><br />

männlichen Genitalien gelang, liefern die Verwandten <strong>der</strong> halmminierenden Cerodontha etwas<br />

mehr Hinweise auf die Entstehung ihrer Lebensweisen. Im ersteren Fall leben die nächstverwandten<br />

Arten in den Halmen eng anliegen<strong>der</strong> Blattscheiden. Es ist leicht vorstellbar, daß Minierer<br />

<strong>der</strong> Blattscheiden von dort aus einfach in die Halm eindringen können, um eine neue<br />

Nahrungsquelle zu erschließen.<br />

Die übrigen Samen- <strong>und</strong> Stengelminierer zeigen eine an<strong>der</strong>e Art <strong>der</strong> Transformation gegenüber<br />

den Blattminierern. Zwar sind auch hier die M<strong>und</strong>werkzeuge verdickt <strong>und</strong> mitunter die jeweils<br />

oberen M<strong>und</strong>haken verlängert, aber die Asymmetrie ist gegenüber den nächstverwandten<br />

Blattminierern in unterschiedlichem Maße reduziert. Extreme Beispiele dafür sind Metopomyza<br />

ornata, Selachops flavocinctus <strong>und</strong> Phytomyza flavicornis (Abb. 229, 230, 17, 339). Auch<br />

diese Transformation geschah mehrmals, wenn es auch unklar ist, wie oft. Aufgr<strong>und</strong> einiger wi<strong>der</strong>sprüchlicher<br />

Merkmale ist die gegenwärtige Topologie von Selachops + Metopomyza noch<br />

nicht völlig eindeutig. Demzufolge ist es auch noch nicht klar, ob die stengelminierende Lebensweise<br />

sich bei Selachops flavocinctus <strong>und</strong> Metopomyza ornata unabhängig entwickelte.<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Phytomyza-Gruppe ist die Evolution <strong>der</strong> Ernährungsweisen aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> gering<br />

aufgelösten Phylogenie noch unklar. Aber auch hier deutet sich eine mehrfache Evolution<br />

nicht-blattminieren<strong>der</strong> Lebensweisen an.<br />

Stengelminierende Aulagromyza-Arten, Liriomyza virgo sowie einige Ophiomyia-Arten stellen<br />

morphologisch eine Gruppe dar, die dadurch auffällt, daß sich die jeweiligen Larven kaum<br />

von den bereits beschriebenen spezialisierten Blattminierern unterscheiden. Die M<strong>und</strong>haken<br />

sind lediglich kräftiger <strong>und</strong> länger als bei den meisten Blattminierern. Sowohl bei Ophiomyia<br />

als auch bei Aulagromyza sind Fälle bekannt, in denen die Eiablage in die Blätter erfolgt <strong>und</strong><br />

die schlüpfenden Larven erst im Verlauf ihrer Entwicklung in die Stengel eindringen. Ophiomyia<br />

phaseoli wurde als Beispiel bereits erwähnt; bei Aulagromyza wurde dies bei einer unbestimmten,<br />

an Galium mollugo lebenden Art beobachtet, nicht jedoch bei den in Galium aparine<br />

lebenden Arten (s. Beschreibung von Aul. discrepans). Unter <strong>der</strong> Annahme, daß Weibchen<br />

stengelminieren<strong>der</strong> Larven normalerweise einen stärkeren Ovipositor benötigen, um ihre Eier<br />

abzulegen, ist diese Beobachtung logisch: Die Stengel von Galium aparine sind wesentlich<br />

weicher <strong>und</strong> blattartiger als jene von G. mollugo. Somit könnte <strong>der</strong> weibliche Ovipositor <strong>der</strong><br />

beobachteten Aulagromyza-Arten an Galium insgesamt eher schwach entwickelt sein <strong>und</strong> ebenfalls<br />

wie die Larven eher dem Zustand <strong>der</strong> Blattminierer entsprechen.<br />

Unter den Agromyziden gibt es nur wenige Gallbildner, sie kommen innerhalb von<br />

Agromyza, <strong>der</strong> Ophiomyia-Gruppe <strong>und</strong> bei Phytomyza vor. Für die vorliegende Untersuchung<br />

waren nur Vertreter aus den zwei erstgenannten Gruppen verfügbar, nämlich Agromyza deserta<br />

(Cecidomyiaceltis s. S. 61 ff.) <strong>und</strong> zwei Hexomyza-Arten, die zur Ophiomyia-Gruppe gehören.<br />

Sie wurden nicht individuell in die kladistische Untersuchung aufgenommen, weil sie sich von<br />

verwandten Arten mit nicht cecidogener Lebensweise nur geringfügig unterscheiden. Demzufolge<br />

machen diese den Ursprung des Gallbildens zumindest bei den untersuchten Beispielen


247<br />

Phylogenie<br />

sehr deutlich. Wie nicht an<strong>der</strong>s zu erwarten, sind die Gallbildner ähnlich manchen Samenminierern<br />

entsprechend ihrem Lebensraum r<strong>und</strong>licher geformt.<br />

Die untersuchten Hexomyza-Gallbildner gleichen hinsichtlich ihrer M<strong>und</strong>werkzeuge den<br />

Stengelminierern von Hexomyza <strong>und</strong> Ophiomyia, so daß hier ebenfalls ein stengelminieren<strong>der</strong><br />

Vorfahr angenommen werden kann. Zusätzliche Evidenz für diese Sichtweise lieferte von<br />

Tschirnhaus (2000), als er Merkmale fand, die dazu führten, daß die stengel- <strong>und</strong> wurzelminierende<br />

Spargelminierfliege simplex von Ophiomyia nach Hexomyza versetzt werden mußte. Damit<br />

wurde ein Stengelminierer in unmittelbare verwandtschaftliche Nähe zu den bisher ausschließlich<br />

gallbildenden Hexomyza-Arten gestellt.<br />

Da die Gattung Agromyza neben wenigen Gallbildnern ausschließlich Blattminierer enthält,<br />

ist es naheliegend, eine Entstehung <strong>der</strong> gallbildenden Lebensweise auch direkt aus <strong>der</strong> blattminierenden<br />

Lebensweise anzunehmen. Dies wird durch die Morphologie <strong>der</strong> Larve Agromyza<br />

deserta insofern bestätigt, als die Ähnlichkeit zu den übrigen blattminierenden Agromyza-Arten<br />

sehr groß ist (s. Beschreibung <strong>der</strong> Art).<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> geringen morphologischen Distanz <strong>der</strong> untersuchten Gallbildner ist es wahrscheinlich,<br />

daß sich die Gallen erzeugende Lebensweise innerhalb <strong>der</strong> zuvor betrachteten Gruppen<br />

mehrmals entwickelt hat. Näheren Aufschluß darüber müßten detaillierte Revisionen <strong>der</strong><br />

betreffenden Gruppen liefern.<br />

Der Verpuppungsmodus bei Agromyziden<br />

Im ursprünglichen Zustand verpuppen sich Agromyziden außerhalb <strong>der</strong> Mine im Boden;<br />

dies zeigen die phylogenetischen Rekonstruktionen, welche Gruppen mit entsprechendem Verhalten<br />

an die Basis des Kladogramms stellen (Agromyza, Japanagromyza, Nemorimyza,<br />

Phytobia). Es entwickelten sich aber eine Reihe von Gruppen mit Verpuppung in <strong>der</strong> Mine (z.<br />

B. Ophiomyia-Gruppe, Cerodontha, Calycomyza, Chromatomyia). Morphologische Beson<strong>der</strong>heiten<br />

dieser Puparien wurden bereits an an<strong>der</strong>er Stelle diskutiert (s. S. 35 f.). Hier sollen noch<br />

einige ökologische Überlegungen folgen, die als Anregungen für ökologische Untersuchungen<br />

dienen können. Insbeson<strong>der</strong>e unter drei teilweise gegensätzlichen Bedingungen scheint die Pupariation<br />

in <strong>der</strong> Mine Vorteile zu bieten:<br />

Extreme Trockenheit <strong>und</strong> Hitze, verb<strong>und</strong>en mit dünner Vegetationsdecke, vielleicht auch<br />

verb<strong>und</strong>en mit möglicher plötzlicher Überschwemmung. Der Boden schützt das Puparium in<br />

diesen Fällen schlechter vor Überhitzung <strong>und</strong> Austrocknung als die Wirtspflanze, die sich<br />

weniger aufheizt als <strong>der</strong> Boden. Ein Musterbeispiel hierfür ist die vor allem in Regionen mit<br />

tropischem Klima verbreitete Ophiomyia-Gruppe.<br />

Stehende Nässe <strong>und</strong> Überschwemmungsgefahr. Ein Beispiel sind die in Feuchtgebieten lebenden<br />

Cerodontha-Arten, aber auch Agromyza albipennis, die sich zwar nicht in <strong>der</strong> Mine,<br />

aber zumindest oft an <strong>der</strong> Wirtspflanze verpuppt.<br />

Schnelle Generationsfolge, denn die energie- <strong>und</strong> zeitaufwendige Suchphase nach einem geeigneten<br />

Verpuppungsort wird eingespart. Dies kann z. B. bei einigen Arten <strong>der</strong> Untergattung<br />

Cerodontha <strong>und</strong> bei Chromatomyia von Bedeutung sein.<br />

Die Verpuppung in <strong>der</strong> Mine wird ferner durch das Vorhandensein dauerhafter Pflanzenstrukturen<br />

geför<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> erst ermöglicht. Das Verpuppen in <strong>der</strong> Mine ist demzufolge beson<strong>der</strong>s<br />

bei Stengel- <strong>und</strong> Samenminierern verbreitet, kommt aber z. B. auch bei Phytomyza ilicis vor,<br />

die an dauerhaften, festen Blättern miniert. An<strong>der</strong>erseits wären die weichen, ephemeren Blätter


248<br />

Phylogenie<br />

von z. B. Brennessel <strong>und</strong> Springkraut mit Sicherheit für eine Verpuppung <strong>der</strong> dort lebenden<br />

Agromyza-Arten <strong>und</strong> Phytoliriomyza melampyga ungeeignet.<br />

Ausblick<br />

Der in <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit entwickelte <strong>und</strong> interpretierte Datensatz hat neue Aufschlüsse<br />

über die Phylogenie <strong>der</strong> Agromyziden erbracht. Viele Taxa wurden zum ersten Mal<br />

explizit durch Apomorphien begründet, die Phylogenie <strong>der</strong> basalen Gruppen wurde wesentlich<br />

erhellt. Wi<strong>der</strong>sprüche zu früheren phylogenetischen Auffassungen lassen sich leicht entwe<strong>der</strong><br />

durch die unvollständigere Kenntnis von Merkmalen o<strong>der</strong> durch die noch nicht konsequent angewandten<br />

Methoden <strong>der</strong> phylogenetischen Systematik (Frick 1952, Spencer 1990; s. S. 6 ff.)<br />

erklären.<br />

Den neuen Ergebnissen stehen aber auch weiter bestehende Probleme gegenüber. Die Verwandtschaft<br />

einiger Gattungen <strong>der</strong> Selachops-Gruppe, aber vor allem die Phylogenie <strong>der</strong><br />

Phytomyza-Gruppe verdienen fortgesetzte Aufmerksamkeit. Künftige Projekte sollten Detailuntersuchungen<br />

dieser zwei Gruppen gewidmet sein. Dadurch können Probleme mit innerhalb<br />

<strong>der</strong> ganzen Agromyzidae sehr wi<strong>der</strong>sprüchlichen (homoplastischen) Merkmalen vermin<strong>der</strong>t<br />

werden. Dies wird durch einige hier als monophyletisch bestätigte Gruppen erleichtert.<br />

Obwohl die Kenntnisse <strong>der</strong> Larvenstadien trotz <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit noch immer ergänzungsbedürftig<br />

sind <strong>und</strong> z. B. Eistrukturen, die sich in an<strong>der</strong>en Dipterengruppen gut bewährt<br />

haben (s. Meier 1995; Meier & Hilger 2000), noch völlig unbekannt sind, möchte ich zunächst<br />

die weitere Untersuchung <strong>der</strong> adulten Fliegen empfehlen, da diese am leichtesten verfügbar<br />

sind <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Merkmale ebenfalls noch längst nicht ausgeschöpft sind.<br />

Die Loslösung <strong>der</strong> phylogenetischen Rekonstruktion von apriorischen Ansichten über die<br />

Evolution eröffnet gr<strong>und</strong>sätzlich neue Möglichkeiten <strong>der</strong> Aufklärung von Evolutionstendenzen.<br />

Für Agromyzidae konnte aus <strong>der</strong> vorliegenden phylogenetischen Rekonstruktion abgeleitet<br />

werden, daß das Blattminieren die ursprüngliche phytophage Ernährungsweise ist, während das<br />

Leben in Stengeln <strong>und</strong> im Kambium abgeleitet ist. Es wären lohnende Aufgaben, mit einem<br />

vergleichbaren Ansatz an<strong>der</strong>e Dipterentaxa mit vielfältigen Ernährungsweisen zu studieren.


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Geboren am 01.10.1967 in Hannover<br />

Lebenslauf<br />

Ab 1974 Schulbesuch in Hannover.<br />

1987 Abitur an <strong>der</strong> Bismarckschule in Hannover.<br />

WS 1989 Beginn des Biologiestudiums in Köln.<br />

WS 1991 Vordiplom.<br />

1996 Diplom an <strong>der</strong> Universität zu Köln. Titel <strong>der</strong> Diplomarbeit: Beiträge<br />

zur Kenntnis <strong>der</strong> Pipunculidenfauna (Diptera:Pipunculidae) <strong>der</strong> Eifel<br />

<strong>und</strong> Moselregion.<br />

SS 1997 Beginn <strong>der</strong> wissenschaftlichen Arbeit über die Larvalmorphologie<br />

<strong>der</strong> Agromyzidae an <strong>der</strong> Universität Bielefeld.<br />

Ab Februar 2000 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zoologischen Museum <strong>der</strong> Universität<br />

von Amsterdam.<br />

Adresse: Martin Dempewolf; Dept. Entomology, University of Amsterdam; Plantage<br />

Middenlaan 64; 1018 DH Amsterdam; The Netherlands


Erklärung<br />

Ich erkläre hiermit, daß ich die vorgelegte Dissertation selbst verfaßt <strong>und</strong> keine an<strong>der</strong>en<br />

als die angegebenen Quellen <strong>und</strong> Hilfsmittel verwendet habe.<br />

Die Arbeit hat we<strong>der</strong> in <strong>der</strong> gegenwärtigen noch in einer an<strong>der</strong>en Fassung bisher einer<br />

an<strong>der</strong>en Fakultät vorgelegen.<br />

Der Ausdruck erfolgte auf alterungsbeständigem Papier nach ISO 9706.

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