<strong>Kalender</strong>geschichte Nummer 4 Paul Raabe <strong>Kalender</strong>blätter Als ich jung war, hatte ich den Ehrgeiz, Schriftsteller zu werden. Da die dichterische Phantasie nicht ausreichte, schrieb ich Feuilletons. Da sie sogar gedruckt wurden, habe ich sie aufgehoben. Sie zeichnen sich manchmal durch eine etwas schiefe Metaphorik aus. So nannte ich die Zeitschriften »Katakomben der Kultur«, die Litfaßsäulen »Veteranen der Zeit«, die Register »Schlüssel der Bücher«. Mich interessierten Kuriositäten ebenso wie die Dinge des täglichen Lebens. Dazu gehörte auch der <strong>Kalender</strong>, über den ich in der Silvesterausgabe der Oldenburger Nordwest-Zeitung am 31. Dezember 1949 einen Artikel veröffentlichte. Darin heißt es unter anderem: »Unzählige Dinge umgeben uns im Alltag. Ein solches Ding am Wegrand des Lebens ist der <strong>Kalender</strong>, der uns oft zusammen mit einem kurzen Spruch bereitwillig und stumm Tag, Woche und Monat angibt. Durch ihn ist der Strom der Zeit in eine feste Ordnung gebracht, denn es ist schließlich nicht der Sinn des Lebens, dass der Mensch ›in den Tag hineinlebt‹. Vielfältig sind die Formen, in denen sich das Schema der Zeit, die sinnvolle Einteilung des Jahres ausprägt. Jeder Mensch liebt den <strong>Kalender</strong>, der ihm nützlich ist …« Ich empfahl dann »als schlichteste unter den Formen« den Abreißkalender. »… pralles Leben birgt der <strong>Kalender</strong>block. Jedes Blatt enthält verheimlichte Zukunft. Zu Beginn des Jahres durchblättert man den <strong>Kalender</strong>block arglos. Man sieht sich der Fülle der Zeit gegenüber. Im Laufe des Jahres verliert der <strong>Kalender</strong>block Blatt für Blatt, er ist ein vergänglicher Zeuge guter und schlechter Tage. Das <strong>Kalender</strong>dasein ist ständiger Verlust,Tag für Tag. Die Zeit vergeht unaufhaltsam. Das letzte <strong>Kalender</strong>blatt verkündet das Jahresende, und damit hat der Abreiß- kalender seine Pflicht getan … Im <strong>Kalender</strong> verrinnt die Zeit. Wohl ist der <strong>Kalender</strong> ein toter Gegenstand und doch ein unentbehrlicher Begleiter durch frohe und traurige Tage. Das ist sein Leben.« Paul Raabe, »Deutschlands bekanntester Bibliothekar«, wie ihn die FAZ vor Jahren nannte, Expressionismusforscher, ehemaliger Direktor der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel und Retter der Franckeschen Stiftungen in Halle an der Saale, lebt in Wolfenbüttel und arbeitet zurzeit an verschiedenen wissenschaftlichen Projekten. Seine Lebens- und Arbeitsstationen, Oldenburg (Oldb), Marbach am Neckar, Wolfenbüttel und Halle, hat er in vier Erinnerungsbüchern beschrieben. Der junge Paul Raabe (oben) betrachtet in der Landesbibliothek Oldenburg 1950 alte Drucke. Fast 50 Jahre früher blicken Walter Benjamin und seine Geschwister Georg und Dora mit freundlicher Aufmerksamkeit in die Kamera. Mindestens ebenso freundlich wenden sich die Vertreter & Verlegerinnen des <strong>Arche</strong> <strong>Kalender</strong> Verlags 2012 beim Messe-Essen im Frankfurter »Triangolo« dem Fotografen zu, während Sybil Gräfin Schönfeldt sich nach der Messe über die Vorräte in ihrer häuslichen Speisekammer freut. Fotos v. li. nach re.: Privatbesitz Paul Raabe; Walter Benjamin Archiv, Berlin; <strong>Arche</strong> <strong>Kalender</strong> Verlag; © Jens Rheinländer <strong>Vorschau</strong> Frühjahr 2013 Liebe Buchhändlerinnen, liebe Buchhändler, das Editorial, mit dem bislang <strong>Vorschau</strong>en eröffnet wurden, scheint seit einiger Zeit bis auf wenige Ausnahmen passé zu sein. Wir jedoch bitten Sie weiterhin, uns ein paar Minuten Ihrer Zeit zu gönnen – so wie wir es gemeinsam über all die langen Jahre hin gepflegt haben –, und danken Ihnen vorab herzlich. Besonders aber danken wir all jenen unter Ihnen, die unseren Wochenkalendern auf einem immer üppiger wachsenden Markt nach wie vor einen, ihren Platz einräumen! Auch für das Jahr 2014 haben wir uns wiederum mit Sorgfalt & Herzblut und gewohnter Qualität in Grafik & Herstellung auf unser »Kerngeschäft«, die vier <strong>Arche</strong> <strong>Kalender</strong>, konzentriert. Kindheit und Jugend in der Literatur, Inspiration in der Musik, Literatur in der Küche und dazu eine Reise Mit 53 Gedichten und Bildern um die ganze Welt für Kinder – werden diese Themen auch Sie wieder bereichern, beflügeln, bezaubern? Wir hoffen es und grüßen Sie herzlich! Ihre Verlegerinnen