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Innen- und aussenpolitische Entscheidungsstrukturen in der Schweiz

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158 Soziale Netzwerkanalyse<br />

netzwerkes impliziert. In all jenen Fällen h<strong>in</strong>gegen, <strong>in</strong> denen sich die Sozialpartner aktiv am<br />

Entscheidungsprozess beteiligten, nahmen diese <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel auch e<strong>in</strong>e zentrale Stellung e<strong>in</strong>.<br />

Zudem dürfte auch die unterschiedliche Relevanz <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Vorlagen <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>en<br />

<strong>der</strong>en öffentliche Rezeption e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf das Ausmass <strong>der</strong> durchlaufenen Verfahrensschritte<br />

ausüben.<br />

2. H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Entscheidungsstruktur lässt sich festhalten, dass die Exekutive <strong>in</strong> <strong>aussenpolitische</strong>n<br />

Entscheidungsprozessen gr<strong>und</strong>sätzlich e<strong>in</strong>e zentralere Position e<strong>in</strong>nimmt, als dies <strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>nenpolitischen Prozessen <strong>der</strong> Fall ist. Auch kann beobachtet werden, dass sich <strong>aussenpolitische</strong><br />

<strong>Entscheidungsstrukturen</strong> als wesentlich zentralistischer organisiert erweisen als <strong>in</strong>nenpolitische.<br />

Während nämlich <strong>in</strong> den meisten <strong>in</strong>nenpolitischen Fällen stark o<strong>der</strong> weniger stark<br />

ausgeprägte fö<strong>der</strong>alistische Strukturen nachgewiesen werden konnten, spielt <strong>in</strong> <strong>aussenpolitische</strong>n<br />

Geschäften die kantonale E<strong>in</strong>flussnahme <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel e<strong>in</strong>e marg<strong>in</strong>ale Rolle. Es erstaunt<br />

dementsprechend auch nicht, dass <strong>aussenpolitische</strong> Vorlagen oftmals e<strong>in</strong> bürokratisches Entscheidungsmuster<br />

aufweisen. <strong>Innen</strong>politische Fälle manifestieren h<strong>in</strong>gegen oftmals korporatistische<br />

Strukturen. Diese s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im Bereich <strong>der</strong> Sozialpolitik beson<strong>der</strong>s stark<br />

ausgeprägt; e<strong>in</strong>e Feststellung, die angesichts des e<strong>in</strong>kommenspolitischen Aspekts <strong>der</strong> Sozialpolitik<br />

allerd<strong>in</strong>gs nicht wirklich erstaunt.<br />

3. Bezüglich des E<strong>in</strong>flusspotentials <strong>der</strong> beteiligten Akteure erweisen sich zwar <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel staatliche<br />

Akteure alle<strong>in</strong> schon aus verfahrenstechnischen Gründen als zentral positioniert, dies<br />

sowohl <strong>in</strong> <strong>in</strong>nen- wie auch <strong>aussenpolitische</strong>n Geschäften, trotzdem kann aber vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Innen</strong>politik von e<strong>in</strong>er bedeutenden E<strong>in</strong>flussnahme gesellschaftlicher Akteure, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> Sozialpartner, gesprochen werden. Wie im besprochenen Fall <strong>der</strong> Revision AVIG deutlich<br />

wird, kann <strong>in</strong> diesem Zusammenhang aber auch <strong>der</strong> Legislative e<strong>in</strong> gewisses E<strong>in</strong>flusspotential<br />

zugesprochen werden; dies vor allem <strong>in</strong> <strong>in</strong>nenpolitischen Vorlagen. Als beson<strong>der</strong>s fruchtbar<br />

erweist sich zudem die Synthese zwischen den drei forschungsleitenden Dimensionen: Alle<br />

<strong>in</strong>nenpolitischen Fälle, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong> Vernehmlassungsverfahren durchgeführt wurde, weisen<br />

entwe<strong>der</strong> korporatistische o<strong>der</strong> pluralistische Strukturen auf; <strong>Entscheidungsstrukturen</strong> also,<br />

welche sich durch e<strong>in</strong>e starke E<strong>in</strong>flussnahme gesellschaftlicher Akteure auszeichnen. In <strong>der</strong><br />

Aussenpolitik überwiegen h<strong>in</strong>gegen bürokratisch gefärbte <strong>Entscheidungsstrukturen</strong>, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

dort, wo auf e<strong>in</strong> Vernehmlassungsverfahren verzichtet wurde. E<strong>in</strong> weiterer H<strong>in</strong>weis also<br />

für den grossen E<strong>in</strong>fluss staatlicher Akteure, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Exekutive, <strong>in</strong> <strong>aussenpolitische</strong>n<br />

Vorlagen.<br />

Abschliessend lässt sich festhalten, dass sich die <strong>Entscheidungsstrukturen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> schweizerischen <strong>Innen</strong>-<br />

<strong>und</strong> Aussenpolitik <strong>in</strong> wesentlichen Punkten vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> unterscheiden: Gr<strong>und</strong>sätzlich kann festgehalten<br />

werden, dass sich <strong>in</strong>nenpolitische Entscheidungsprozesse durch e<strong>in</strong>e tendenziell starke Beteiligung<br />

gesellschaftlicher Akteure, e<strong>in</strong>e relativ hohen Anzahl durchschrittener Verfahrensabläufe, e<strong>in</strong>e<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger stark ausgeprägte fö<strong>der</strong>alistische Struktur sowie durch e<strong>in</strong>e ähnlich starke E<strong>in</strong>flussnahme<br />

<strong>der</strong> Legislative <strong>und</strong> Exekutive e<strong>in</strong>erseits, sowie <strong>der</strong> gesellschaftlichen Akteure, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> Sozialpartner, an<strong>der</strong>erseits auszeichnen. Wollte man die Gr<strong>und</strong>merkmale <strong>aussenpolitische</strong>r<br />

<strong>Entscheidungsstrukturen</strong> charakterisieren, so müsste auf die gr<strong>und</strong>sätzlich wenig stark ausgeprägte<br />

gesellschaftliche Beteiligung, die tendenziell ger<strong>in</strong>ge Berücksichtigung <strong>in</strong>stitutionalisierter Verfahrensschritte,<br />

die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel zentralistisch organisierte Entscheidungsstruktur sowie auf das Primat<br />

<strong>der</strong> Exekutive aufmerksam gemacht werden.

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