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Appenzeller Bräuche und Traditionen. - Appenzell.ch

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<strong><strong>Appenzell</strong>er</strong> <strong>Bräu<strong>ch</strong>e</strong> <strong>und</strong> <strong>Traditionen</strong>.


Im <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong>land werden <strong>Bräu<strong>ch</strong>e</strong> <strong>und</strong> <strong>Traditionen</strong><br />

no<strong>ch</strong> aktiv gelebt. Bis heute prägen das sennis<strong>ch</strong>e<br />

<strong>und</strong> das kir<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Brau<strong>ch</strong>tum den Lebensalltag im<br />

<strong><strong>Appenzell</strong>er</strong>land.<br />

Mit Stolz zeigen wir Ihnen die S<strong>ch</strong>önheit der Lands<strong>ch</strong>aft,<br />

mit Hingabe erklären wir Ihnen unsere <strong>Bräu<strong>ch</strong>e</strong><br />

<strong>und</strong> mit Freude verweisen wir auf ein rei<strong>ch</strong>es kulturelles<br />

Angebot.<br />

«Chönd zonis.»<br />

Das <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong>land, ein Ort zum Sein.<br />

Inhalt<br />

Silvesterkläuse .................................2<br />

Fasna<strong>ch</strong>t .........................................4<br />

Funkensonntag ................................6<br />

Landsgemeinde ...............................8<br />

Stosswallfahrt ................................10<br />

Alpfahrt ........................................12<br />

Betruf ...........................................14<br />

Alpwirts<strong>ch</strong>aft .................................16<br />

<strong><strong>Appenzell</strong>er</strong> Tierrassen ...................18<br />

Fronlei<strong>ch</strong>nam .................................20<br />

Alpstobede ....................................22<br />

<strong><strong>Appenzell</strong>er</strong> Musik .........................24<br />

Rugguusseli, S<strong>ch</strong>ölles<strong>ch</strong>ötte,<br />

Talers<strong>ch</strong>wingen ..............................26<br />

Tra<strong>ch</strong>ten ........................................28<br />

Berggottesdienste ..........................30<br />

Markttage .....................................32<br />

Viehs<strong>ch</strong>au .....................................34<br />

Weihna<strong>ch</strong>tsbräu<strong>ch</strong>e .......................36<br />

Räu<strong>ch</strong>le ond Omsinge ....................38<br />

<strong><strong>Appenzell</strong>er</strong> Handwerk ...................40<br />

Bauernmalerei ...............................42<br />

Handstickerei .................................44<br />

Gebetsheilen .................................46<br />

Spra<strong>ch</strong>führer ..................................48<br />

Glossar..........................................49


Silvesterkläuse<br />

Wenn am 31. Dezember oder am 13. Januar, dem alten Silvester na<strong>ch</strong> Julianis<strong>ch</strong>em<br />

Kalender, das erste Tagesli<strong>ch</strong>t die vers<strong>ch</strong>neiten Hügel blau s<strong>ch</strong>immern lässt, hört<br />

man im Urnäs<strong>ch</strong>er Tal von weit her den rhythmis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ellenklang der Silvesterkläuse.<br />

Prä<strong>ch</strong>tig kostümiert ziehen sie von Hof zu Hof. Vor dem Bauernhaus stellen<br />

sie si<strong>ch</strong> im Kreis auf, um zu «<strong>ch</strong>lausen». Sie s<strong>ch</strong>ellen <strong>und</strong> rollen na<strong>ch</strong> überlieferter<br />

Choreografie <strong>und</strong> stimmen ein «Zäuerli» an, den Ausserrhoder Naturjodel ohne<br />

Worte. Dana<strong>ch</strong> wüns<strong>ch</strong>en sie dem Hausherrn <strong>und</strong> seiner Familie ein gutes neues<br />

Jahr. Die Silvesterkläuse erhalten dafür Geldges<strong>ch</strong>enke <strong>und</strong> etwas zu trinken. Dann<br />

ziehen sie in der typis<strong>ch</strong>en Reihenfolge weiter.<br />

Ein «S<strong>ch</strong>uppel», eine Gruppe Silvesterkläuse, wird vom «Vorrolli» angeführt, in der<br />

Mitte gehen die «S<strong>ch</strong>elli» <strong>und</strong> zuletzt der «Noerolli» (Na<strong>ch</strong>rolli). «Vor- <strong>und</strong> Noerolli»<br />

tragen an Ledergurten über S<strong>ch</strong>ultern, Rücken <strong>und</strong> Brust 13 grosse r<strong>und</strong>e,<br />

ges<strong>ch</strong>litzte Rollen. Die andern vier haben si<strong>ch</strong> Kuhs<strong>ch</strong>ellen in unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en<br />

Grössen auf Bau<strong>ch</strong> <strong>und</strong> Rücken ges<strong>ch</strong>nallt. Mit rhythmis<strong>ch</strong>em Wiegen, mit Hüpfen,<br />

Trippeln <strong>und</strong> S<strong>ch</strong>ütteln <strong>und</strong> beim Gehen bringen sie sie zum Klingen.<br />

Die «S<strong>ch</strong>öne», die Rollenweiber, tragen Frauenkleider <strong>und</strong> eine Larve, die dem<br />

Gesi<strong>ch</strong>t einer Porzellanpuppe glei<strong>ch</strong>t. Die «Mannevöl<strong>ch</strong>er» tragen bunte Samttra<strong>ch</strong>ten<br />

<strong>und</strong> eine bärtige Maske. Auf dem Kopf prangen eigenhändig hergestellte<br />

mä<strong>ch</strong>tige Hauben <strong>und</strong> Hüte, re<strong>ch</strong>teckig oder radförmig, auf denen Szenen aus dem<br />

2 Ort: <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong> Hinterland bis ins Mittelland. Zeit: Am «neuen» Silvester, 31. Dezember <strong>und</strong> am alten Silvester na<strong>ch</strong> dem Julianis<strong>ch</strong>en Kalender am 13. Januar.<br />

Fällt das Datum auf einen Sonntag, wird am Samstag davor geklaust.<br />

Dorf- <strong>und</strong> Bauernleben dargestellt sind, umrahmt von tausenden bunten Perlen<br />

<strong>und</strong> Spiegel<strong>ch</strong>en. In der Dunkelheit werden sie beleu<strong>ch</strong>tet – ein magis<strong>ch</strong>es Li<strong>ch</strong>tspiel.<br />

Die «Wües<strong>ch</strong>te» (hässli<strong>ch</strong>en) tragen Fratzen aus Kno<strong>ch</strong>en, Tierzähnen,<br />

Papierma<strong>ch</strong>é <strong>und</strong> Hörnern <strong>und</strong> wild zerzauste Kleider aus Reisig, Stroh, Hobelspänen,<br />

Ste<strong>ch</strong>laub <strong>und</strong> Heu. Die «s<strong>ch</strong>ö-wües<strong>ch</strong>te» Wald- <strong>und</strong> Naturkläuse gestalten<br />

ihr Gewand mit Ornamenten aus Tannzapfens<strong>ch</strong>uppen, Moosen, Rinden,<br />

S<strong>ch</strong>neckenhäusern, Bu<strong>ch</strong>eckern <strong>und</strong> Ei<strong>ch</strong>eln. Man<strong>ch</strong>mal tragen au<strong>ch</strong> sie Hauben<br />

mit szenis<strong>ch</strong>en Darstellungen.<br />

Das Silvesterklausen ist im <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong>land Männersa<strong>ch</strong>e. Vereinzelt sind au<strong>ch</strong><br />

Bubengruppen <strong>und</strong> Mäd<strong>ch</strong>en unterwegs. Man müsse das Klausen im Blut haben,<br />

sagen die Einheimis<strong>ch</strong>en.<br />

Bis zum Mittag treffen die Klausengruppen auf ihren Stri<strong>ch</strong>en (Routen) in den<br />

Dörfern ein, erwartet von S<strong>ch</strong>aren von S<strong>ch</strong>aulustigen. Vor <strong>und</strong> in den Wirts<strong>ch</strong>aften<br />

klausen sie bis in die Na<strong>ch</strong>t hinein.


Das Klausen muss man im Blut haben.


4<br />

Fasna<strong>ch</strong>t<br />

Am Vorabend des S<strong>ch</strong>mutzigen Donnerstag galoppieren S<strong>ch</strong>immel, Rappen, Fü<strong>ch</strong>se,<br />

Braune <strong>und</strong> Ges<strong>ch</strong>eckte dur<strong>ch</strong> die Gassen von <strong>Appenzell</strong>. Im Rhythmus, den die<br />

Tambouren vorgeben, traben sie ausgelassen hierhin <strong>und</strong> dorthin, so dass die<br />

Glöck<strong>ch</strong>en am Zaumzeug in wilder Fröhli<strong>ch</strong>keit bimmeln.<br />

Die Fasna<strong>ch</strong>t im Innerrhoder Hauptort beginnt mit dem traditionellen «Ommetrommere».<br />

Dazu versammeln si<strong>ch</strong> die kleinen <strong>und</strong> grossen Trommler <strong>und</strong> die «Botzerössli»<br />

am späten Mittwo<strong>ch</strong>na<strong>ch</strong>mittag auf dem Landsgemeindeplatz.<br />

Die närris<strong>ch</strong>e Rasse der «Botzerössli» sind Holzpferd<strong>ch</strong>en. Reiter in Uniform stülpen<br />

si<strong>ch</strong> diese dur<strong>ch</strong> das ausgesägte Lo<strong>ch</strong> im Rumpf über. Der mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Oberkörper<br />

ragt aus dem Pferd heraus, das mit Lederriemen über die S<strong>ch</strong>ultern des Reiters<br />

befestigt ist. Die Beine der Reiter sind unter einem farbigen «Rock» am Pferdeleib<br />

versteckt. Ross <strong>und</strong> Reiter ers<strong>ch</strong>recken in ihrem Übermut gerne die Zaungäste <strong>und</strong><br />

man<strong>ch</strong>es Tier bekommt Durst <strong>und</strong> muss am Brunnen getränkt werden.<br />

Ort: <strong>Appenzell</strong> <strong>und</strong> Aussengemeinden. Zeit: S<strong>ch</strong>mutziger Donnerstag (<strong>und</strong> Vorabend) bis As<strong>ch</strong>ermittwo<strong>ch</strong>.<br />

Der Brau<strong>ch</strong> der «Botzerössli» stammt ursprüngli<strong>ch</strong> wohl aus dem süddeuts<strong>ch</strong>en<br />

Raum. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts sollen Reiter in Militäruniformen<br />

derbe Sprü<strong>ch</strong>e vorgetragen haben.<br />

Heute leben die «Botzerössli» nur no<strong>ch</strong> in <strong>Appenzell</strong> Innerrhoden. Kurz bevor sie<br />

ausgestorben sind, hat der Fasna<strong>ch</strong>tsverein alte Exemplare restauriert. Heute traben<br />

wieder S<strong>ch</strong>aren von «Botzerössli» aller Farben <strong>und</strong> Grössen als Vorhut dem<br />

grossen Fasna<strong>ch</strong>tsumzug am Samstag voraus <strong>und</strong> ma<strong>ch</strong>en beim Kinderumzug am<br />

Donnerstagna<strong>ch</strong>mittag ihre Spässe. Die Mäd<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> Buben <strong>und</strong> die Erwa<strong>ch</strong>senen<br />

tragen alte Feuerwehruniformen <strong>und</strong> s<strong>ch</strong>minken si<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>nauzbärte, Sommersprossen<br />

<strong>und</strong> rote Wangen ins Gesi<strong>ch</strong>t.


Eine vom Aussterben bedrohte Rasse.


Funkensonntag<br />

Einen Spitzenplatz in der Hitliste der Innerrhoder <strong>Bräu<strong>ch</strong>e</strong> belegt bei Kindern <strong>und</strong><br />

Jugendli<strong>ch</strong>en der Funkensonntag. Höhenfeuer zum Frühlingsbeginn haben ihre<br />

Anfänge wohl in altheidnis<strong>ch</strong>en <strong>Bräu<strong>ch</strong>e</strong>n, die den Winter vertreiben <strong>und</strong> die<br />

Fru<strong>ch</strong>tbarkeit der Felder bes<strong>ch</strong>wören sollten.<br />

Kaum sind die letzten Guggenmusikfanfaren der Fasna<strong>ch</strong>t verklungen, sammeln die<br />

S<strong>ch</strong>ulkinder in <strong>Appenzell</strong> <strong>und</strong> in den Aussengemeinden eifrig brennbares Material.<br />

Seit einigen Jahren dürfen sie nur no<strong>ch</strong> unbehandeltes Holz zusammentragen.<br />

Beliebt sind die verdorrten Christbäume, die extra für die Funkenbuben aufbewahrt<br />

werden. Früher s<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tete man alles auf, was s<strong>ch</strong>ön brannte: Ausgediente Pneus,<br />

Matratzen, Möbel, Paletten, S<strong>ch</strong>altafeln.<br />

Vor dem Laetaresonntag, dem vierten Sonntag der Fastenzeit, wird das Brennmaterial<br />

mit Hilfe von Erwa<strong>ch</strong>senen an gut si<strong>ch</strong>tbaren Stellen aufges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tet.<br />

Auf den Gipfel setzt man die mit Feuerwerkskörpern gefüllte «Funkebaabe». Sie<br />

steht für den Winter, dem man den Garaus ma<strong>ch</strong>en will. Unter den <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong><br />

Quartieren entbrannte früher ein Wettstreit um den hö<strong>ch</strong>sten, s<strong>ch</strong>önsten Funken –<br />

den Hehrfunken.<br />

Am intensivsten pflegt in <strong>Appenzell</strong> der südli<strong>ch</strong>e Dorfteil Ried, ein ehemaliges<br />

Armenquartier mit spannender Sozialges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te <strong>und</strong> eigener Verwaltung, den<br />

6 Ort: <strong>Appenzell</strong> <strong>und</strong> Aussengemeinden. Zeit: Vierter Sonntag in der Fastenzeit.<br />

Brau<strong>ch</strong>. Es gibt einen Funkenverein; am Fasna<strong>ch</strong>tsumzug traten die Mitglieder früher<br />

mit we<strong>ch</strong>selnden Sujets auf <strong>und</strong> lärmten mit verbeulten Ble<strong>ch</strong>eimern.<br />

Der lokalpatriotis<strong>ch</strong>e Anlass ist für die «Riedler» ein Höhepunkt im Jahr. Auf der<br />

Kuppe oberhalb des Quartiers, in der Nähe des Ortes wo bis 1874 der Galgen<br />

stand, wird eine 15, früher bis 25 Meter hohe Pyramide aus Brennholz aufgebaut.<br />

Beim Einbru<strong>ch</strong> der Dunkelheit ziehen Gross <strong>und</strong> Klein mit brennenden Fackeln <strong>und</strong><br />

wilden Rufen – «Ried lebede ho<strong>ch</strong>, dreimal ho<strong>ch</strong>» – zum Funkenplatz. Auf ein Zei<strong>ch</strong>en<br />

hin werfen alle ihre Fackeln in den Feuerstoss; ein grandioses Feuerwerk wird<br />

gezündet. Traditionsgemäss glimmt in man<strong>ch</strong>em Kinderm<strong>und</strong> die erste Zigarette<br />

oder ein Stumpen. Die «Funkebaabe» explodiert <strong>und</strong> der Funken lodert st<strong>und</strong>enlang<br />

– oft glüht <strong>und</strong> rau<strong>ch</strong>t der Rest no<strong>ch</strong> am Montag.


Die s<strong>ch</strong>önste Na<strong>ch</strong>t für die «Riedler».


Landsgemeinde<br />

Nie wird deutli<strong>ch</strong>er als am Landsgemeindesonntag: Die Staatsgewalt liegt beim<br />

Volk. Die Landsgemeinde ist der Inbegriff der lebendigen, direkten Demokratie. Seit<br />

1403 findet sie einmal im Jahr unter freiem Himmel am letzten Sonntag im April<br />

statt. An diesem Tag werden die sieben Mitglieder der Standeskommission (Kantonsregierung)<br />

<strong>und</strong> die Kantonsri<strong>ch</strong>ter gewählt oder bestätigt, <strong>und</strong> es wird über<br />

Sa<strong>ch</strong>ges<strong>ch</strong>äfte wie Verfassungs- <strong>und</strong> Gesetzesvorlagen oder Kredite abgestimmt.<br />

Na<strong>ch</strong> dem festli<strong>ch</strong>en Landsgemeindegottesdienst in der Pfarrkir<strong>ch</strong>e ziehen die<br />

Regierungsräte <strong>und</strong> die Mitglieder des Kantonsgeri<strong>ch</strong>ts im Radmantel (genannt<br />

«Lii<strong>ch</strong>emaantl»), begleitet von Ehrengästen, punkt zwölf Uhr mittags vom Rathaus<br />

zum Versammlungsplatz. Ihnen voran s<strong>ch</strong>reitet der Landweibel mit dem Zepter. Der<br />

Rats<strong>ch</strong>reiber trägt das silberne Landbu<strong>ch</strong> zum Landsgemeindestuhl, einer zweistufigen<br />

Holztribüne, auf der die Landammänner sowie Säckelmeister, Statthalter,<br />

Landeshauptmann, Bauherr <strong>und</strong> Landsfähnri<strong>ch</strong> (Departementsvorsteher) <strong>und</strong> die<br />

Kantonsri<strong>ch</strong>ter ihre Stehplätze einnehmen. Angeführt wird der Zug von der Musikgesells<strong>ch</strong>aft<br />

Harmonie, die seit dem 19. Jahrh<strong>und</strong>ert den langsamen Landsgemeindemars<strong>ch</strong><br />

spielt.<br />

8 Ort: <strong>Appenzell</strong>. Zeit: Letzter Sonntag im April, 12.00 Uhr.<br />

Wenn die grosse Glocke vom Kir<strong>ch</strong>turm verstummt, eröffnet der regierende<br />

Landammann die Versammlung mit einer Anspra<strong>ch</strong>e. Na<strong>ch</strong> der Wahl s<strong>ch</strong>wören<br />

zuerst der regierende Landammann <strong>und</strong> dana<strong>ch</strong> die stimmbere<strong>ch</strong>tigten Frauen <strong>und</strong><br />

Männer den Landsgemeinde-Eid.<br />

Vor den Abstimmungen über Sa<strong>ch</strong>ges<strong>ch</strong>äfte werden Bestätigungs- oder Neuwahlen<br />

für die Mitglieder der Standeskommission <strong>und</strong> des Kantonsgeri<strong>ch</strong>ts vorgenommen<br />

sowie alle vier Jahre für den Ständerat. Die Regierung legt Re<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>aft<br />

ab über ihre Tätigkeit <strong>und</strong> die Staatsre<strong>ch</strong>nung. Dabei <strong>und</strong> bei Sa<strong>ch</strong>vorlagen haben<br />

die Stimmbere<strong>ch</strong>tigten die Mögli<strong>ch</strong>keit auf den Stuhl zu treten <strong>und</strong> für oder gegen<br />

ein Ges<strong>ch</strong>äft zu argumentieren, eine Anregung anzubringen oder eine Einzelinitiative<br />

einzurei<strong>ch</strong>en. Dazu fordert der Landammann auf mit der Formel: «S’Woot is<strong>ch</strong>t<br />

frei». Gewählt <strong>und</strong> abgestimmt wird mit offenem Handmehr.<br />

Na<strong>ch</strong> der Landsgemeinde feiert das Volk ein ausgelassenes Dorffest.


«S’Woot is<strong>ch</strong>t frei…»


Stosswallfahrt<br />

No<strong>ch</strong> vor dem Morgengrauen weckt die grosse Glocke der Pfarrkir<strong>ch</strong>e St. Mauritius<br />

die Gläubigen. Das «S<strong>ch</strong>reckläuten» am zweiten oder dritten Sonntag im Mai ist<br />

um halb fünf Uhr morgens fast im ganzen Kanton zu hören <strong>und</strong> erinnert an das<br />

Gelöbnis der <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong>: Na<strong>ch</strong> der siegrei<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>t am Stoss im Juni 1405<br />

gelobten sie, immer am Fest des hl. Bonifatius (14. Mai), no<strong>ch</strong> vor der Heuet also,<br />

zum S<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>tfeld zu wallfahren um Dank zu sagen für die errungene Freiheit <strong>und</strong><br />

um der Gefallenen zu gedenken. Die Stosswallfahrt gehört zu den ältesten <strong>und</strong><br />

urtümli<strong>ch</strong>sten <strong>Traditionen</strong> im <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong>land.<br />

Um se<strong>ch</strong>s Uhr setzt si<strong>ch</strong> bei der Pfarrkir<strong>ch</strong>e St. Mauritius in <strong>Appenzell</strong> die Prozession<br />

zum neun Kilometer entfernten Stoss in Gang. Aus jedem Haus soll ein ehrbarer<br />

Mann daran teilnehmen, lautete einst das Verspre<strong>ch</strong>en. Für die Mitglieder der<br />

Standeskommission <strong>und</strong> des Kantonsgeri<strong>ch</strong>ts sowie die Innerrhoder Bezirkshauptleute<br />

ist die Wallfahrt Pfli<strong>ch</strong>t. Voraus gehen Polizei <strong>und</strong> Fahnenträger; ihnen folgen<br />

Ministranten <strong>und</strong> die Geistli<strong>ch</strong>keit, dana<strong>ch</strong> die Regierungsmitglieder <strong>und</strong> zum<br />

S<strong>ch</strong>luss Studenten <strong>und</strong> Bevölkerung, seit 1991 au<strong>ch</strong> Frauen <strong>und</strong> Mäd<strong>ch</strong>en.<br />

10 Ort: <strong>Appenzell</strong>. Zeit: Sonntag na<strong>ch</strong> 14. Mai, 6.00 Uhr.<br />

Auf halbem Weg, beim historis<strong>ch</strong>en Sammelplatz, verliest der Rats<strong>ch</strong>reiber den<br />

Fahrtbrief. Darin wird das legendäre S<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>tges<strong>ch</strong>ehen im Zuge der <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong><br />

Befreiungskriege ges<strong>ch</strong>ildert <strong>und</strong> die gefallenen <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong> werden aufgezählt –<br />

unter ihnen der Held Ueli Rota<strong>ch</strong>. Für sie werden fünf Vaterunser gebetet.<br />

Das Land <strong>Appenzell</strong> war, als es si<strong>ch</strong> von fremden Vögten <strong>und</strong> vom Diktat des Abtes<br />

von St. Gallen befreite, no<strong>ch</strong> ungeteilt. Die Landteilung in einen katholis<strong>ch</strong>en <strong>und</strong><br />

einen reformierten Halbkanton erfolgte 1597, dank ges<strong>ch</strong>ickter Vermittlung dur<strong>ch</strong><br />

se<strong>ch</strong>s andere Kantone, ohne Blutvergiessen.<br />

Ein grosser Teil des Pilgerwegs führt heute über Ausserrhoder Boden. Auf Teilen<br />

der Wegstrecke – je na<strong>ch</strong> Witterung entlang der Strasse oder über die Wiesen –<br />

beten 300 bis 500 Wallfahrende den Rosenkranz. Na<strong>ch</strong> der Ankunft bei der<br />

S<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>tkapelle wird im Freien der feierli<strong>ch</strong>e Gottesdienst abgehalten, umrahmt<br />

von der Musikgesells<strong>ch</strong>aft Harmonie <strong>Appenzell</strong>. Na<strong>ch</strong> einer kurzen Rast fahren die<br />

Pilger mit Extrazügen wieder zurück na<strong>ch</strong> <strong>Appenzell</strong>.


«Aus jedem Haus ein ehrbarer Mann...»


Alpfahrt<br />

Je na<strong>ch</strong> dem wie ho<strong>ch</strong> das Gras steht, wird im Mai oder Juni «öberegfahre». Die<br />

Alpfahrt ist für viele Bauernfamilien der s<strong>ch</strong>önste Tag im Jahr.<br />

Die Tiere werden eingereiht <strong>und</strong> viellei<strong>ch</strong>t der Lediwagen mit allen Sennereigeräten<br />

beladen. Der Senn geht den S<strong>ch</strong>ellenkühen voran. Er trägt die Festtagstra<strong>ch</strong>t <strong>und</strong><br />

über der linken S<strong>ch</strong>ulter den Fahreimer. Die drei aufeinander abgestimmten S<strong>ch</strong>ellen<br />

am Hals der Tiere sind wohl die einzigen Instrumente auf der Welt, die von<br />

Kühen gespielt werden.<br />

Angeführt wird der Alpaufzug von <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong> Ziegen. Kinder halten sie im Zaum.<br />

Dahinter folgen die Kühe, Rinder <strong>und</strong> Kälber <strong>und</strong> man<strong>ch</strong>mal ein Stier. Am S<strong>ch</strong>luss<br />

geht der stolze Besitzer der Viehherde begleitet vom treuen «Bläss». Der <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong><br />

Sennenh<strong>und</strong> gibt A<strong>ch</strong>t, dass kein Tier vom Weg abkommt.<br />

Die wi<strong>ch</strong>tigste Aufgabe der vier Sennen hinter den S<strong>ch</strong>ellenkühen ist das Singen<br />

<strong>und</strong> Zauren (Jau<strong>ch</strong>zen). Au<strong>ch</strong> sie sorgen dafür, dass die Herde beisammen bleibt.<br />

Stärkung für den mehrstündigen Alpauftrieb erhalten sie unterwegs: Bei vielen Wirts<strong>ch</strong>aften<br />

wird «usekhäbed», d.h. den Vorbeiziehenden werden Getränke angeboten.<br />

Trifft der Alpfahrtszug auf der Alp ein, tragen die Sennen die S<strong>ch</strong>ellen in glei<strong>ch</strong>mässigem<br />

S<strong>ch</strong>ritt zur Hütte. Während das Vieh auf die Weide getrieben wird,<br />

singen sie «Rugguusseli».<br />

A<strong>ch</strong>t bis zehn Wo<strong>ch</strong>en bleibt das Vieh auf den Alpen. Spätestens am 30. September<br />

ist Alpabfahrt. Sie verläuft na<strong>ch</strong> dem glei<strong>ch</strong>en Muster wie der Aufzug.<br />

Im Gegensatz zu <strong>Appenzell</strong> Ausserrhoden, wo die Sennen der Alpen am Fuss des<br />

Säntis an einem einzigen Tag Alpabtrieb feiern, verkünden in Innerrhoder Dörfern<br />

im Spätsommer an vielen Na<strong>ch</strong>mittagen S<strong>ch</strong>ellenklänge <strong>und</strong> Naturjodel das Ende<br />

der Alpzeit.<br />

12 Ort: Überall an den Zugängen zu den Alpgebieten. Alpauffahrten: Von Mitte Mai bis Juni. Alpabfahrten: Mitte August bis Ende September.


Der s<strong>ch</strong>önste Tag im Bauernjahr.


Betruf<br />

Die Bergflanken glühen im letzten Sonnenli<strong>ch</strong>t. Kuhglocken <strong>und</strong> Tierstimmen ver-<br />

stummen. Na<strong>ch</strong> dem harten Tagwerk stellt si<strong>ch</strong> der Senn auf eine Erhebung auf<br />

seiner Alp, führt den ges<strong>ch</strong>nitzten Holztri<strong>ch</strong>ter zum M<strong>und</strong> <strong>und</strong> ruft den Alpsegen.<br />

Ein anrührender Moment der Anda<strong>ch</strong>t.<br />

Auf mehreren Innerrhoder Alpen wird während der Sömmerungszeit allabendli<strong>ch</strong><br />

der Alpsegen gerufen. Wer ihn hört, wird an Klänge aus dem Mittelalter erinnert.<br />

Ar<strong>ch</strong>ais<strong>ch</strong> ist au<strong>ch</strong> der Text – halb im Dialekt, halb im «altmöödege» S<strong>ch</strong>riftdeuts<strong>ch</strong><br />

– vorgetragen. Tief religiöses, uraltes katholis<strong>ch</strong>es Brau<strong>ch</strong>tum kommt<br />

hier zum Ausdruck.<br />

Älteste Quellen erwähnen eine Art Sennengebet bereits im 15. Jahrh<strong>und</strong>ert für<br />

die Weiden im Alpsteingebiet, damals au<strong>ch</strong> als «Ave-Singen» oder «Ave-Maria-<br />

Rufen» bezei<strong>ch</strong>net. Zwis<strong>ch</strong>enzeitli<strong>ch</strong> geriet der Brau<strong>ch</strong> in Vergessenheit.<br />

Der heute gebräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Innerrhoder Betruf ist ni<strong>ch</strong>t sehr alt: Anlässli<strong>ch</strong> des<br />

<strong><strong>Appenzell</strong>er</strong> Landifestspiels 1939 gelangte ein «Innerrhoder» Alpsegen auf die<br />

Bühne. Melodie <strong>und</strong> Text waren aus anderen Regionen entlehnt, was für man<strong>ch</strong>e<br />

Innerrhoder bes<strong>ch</strong>ämend war. So liess man von den Kapuzinerpatres Eri<strong>ch</strong> Eberle<br />

<strong>und</strong> Ekkehard Högger im Jahre 1946 einen eigenen Betruf s<strong>ch</strong>reiben. Na<strong>ch</strong> Textanpassungen<br />

wird seit 1948 diese Version gerufen. Die litaneiartig geführte Melodie<br />

14 Ort: Auf mehreren Alpen. Zeit: Während der Alpzeit, beim Einna<strong>ch</strong>ten.<br />

kommt mit fünf Tönen aus <strong>und</strong> erinnert an Gregorianik; die halb gespro<strong>ch</strong>ene, halb<br />

gesungene Form verleiht dem Alpsegen seinen volkstümli<strong>ch</strong>en Charakter. Man<strong>ch</strong>en<br />

Herrgottswinkel der Alphütten ziert ein Pergament, auf dem der Betruf in s<strong>ch</strong>öner<br />

S<strong>ch</strong>rift festgehalten ist.<br />

Erfors<strong>ch</strong>er des Betrufs sind der Ansi<strong>ch</strong>t, der Betruf werde stellvertretend für das im<br />

Tal übli<strong>ch</strong>e Betläuten («Betlüüte») angestimmt. Wie dieses soll au<strong>ch</strong> der über die<br />

Alp gerufene Segen S<strong>ch</strong>utz <strong>und</strong> S<strong>ch</strong>irm für die Na<strong>ch</strong>t gewähren. Er soll im bannenden<br />

Kreis alles, was dem S<strong>ch</strong>utz anbefohlen wird, vor zeitli<strong>ch</strong>em <strong>und</strong> ewigem<br />

Feuer, vor Hagel, Blitz, Steins<strong>ch</strong>lag <strong>und</strong> Seu<strong>ch</strong>en, vor Hunger <strong>und</strong> Krieg bewahren.<br />

Bis vor kurzem war der Betruf auf Innerrhoden Alpen Männersa<strong>ch</strong>e. Unterdessen<br />

pflegen au<strong>ch</strong> Frauen diesen s<strong>ch</strong>önen Brau<strong>ch</strong>.


«Bhüets Gott ond ehaalts Gott...»


Alpwirts<strong>ch</strong>aft<br />

Vom Tagesanbru<strong>ch</strong> bis zum Einna<strong>ch</strong>ten hat der Senn auf grossen Alpen alle Hände<br />

voll zu tun: Melken, käsen, buttern, Tiere füttern, Klauen pflegen, Weiden ausräumen,<br />

Holz hacken, ko<strong>ch</strong>en, Tiere einfangen, die si<strong>ch</strong> verstiegen haben.<br />

Auf den 3'792 ha Innerrhoder Weiden auf 1‘000 bis 2‘200 m ü. M. werden von<br />

Mitte Mai bis September Kühe, Jungvieh, au<strong>ch</strong> Ziegen <strong>und</strong> S<strong>ch</strong>afe gesömmert.<br />

S<strong>ch</strong>on 1071 wird das Bestossen der Alpen im Alpstein erwähnt. Gemein- <strong>und</strong><br />

Genossens<strong>ch</strong>aftsalpen werden von mehreren Bauern bestossen.<br />

Die Alpwirts<strong>ch</strong>aft dient der Zu<strong>ch</strong>t von widerstandsfähigen <strong>und</strong> wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Tieren.<br />

Glei<strong>ch</strong>zeitig wird dur<strong>ch</strong> die Sömmerung der Futterbestand im Tal ges<strong>ch</strong>ont.<br />

Früher wurde vor allem Käse produziert. Heute nehmen regionale Mil<strong>ch</strong>verwertungsbetriebe<br />

den Sennen die Mil<strong>ch</strong> ab, um Spezialitäten herzustellen. Einen Aufs<strong>ch</strong>wung<br />

erlebte in den letzten Jahren die Direktvermarktung von Alpkäse.<br />

16 Ort: Auf mehreren Alpen. Zeit: Während der Alpzeit.<br />

Man<strong>ch</strong>e Bauern pendeln heute dank der Ers<strong>ch</strong>liessung der Alpen mit Fahrwegen<br />

zwis<strong>ch</strong>en Berg- <strong>und</strong> Talbetrieb. Die Lands<strong>ch</strong>aftspflege dur<strong>ch</strong> das Bestossen der<br />

Alpen hat au<strong>ch</strong> touristis<strong>ch</strong> an Bedeutung gewonnen. Und einige Sennen verdienen<br />

si<strong>ch</strong> mit der Bewirtung <strong>und</strong> Unterbringung von Gästen einen Zustupf.<br />

Auf einer <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong> Alp stehen meist drei getrennte Holzbauten: Die Sennhütte,<br />

der Stall <strong>und</strong> ein kleiner S<strong>ch</strong>weinestall. In der dreiräumigen Alphütte betritt man<br />

direkt die Kü<strong>ch</strong>e; dort hing früher das «Chääs<strong>ch</strong>essi» über dem offenen Feuer. Die<br />

einfa<strong>ch</strong>en Mahlzeiten ko<strong>ch</strong>en die Bewohner auf dem Holzherd oder dem Gasko<strong>ch</strong>er.<br />

Unter der Kü<strong>ch</strong>e liegt der gemauerte Käsekeller. Die Hütten sind selten mit<br />

Elektrizität ausgerüstet; fliessendes Wasser spendet der Brunnen draussen.


Im Einklang mit dem Lauf der Sonne.


18<br />

<strong><strong>Appenzell</strong>er</strong> Tierrassen<br />

Er sei oft no<strong>ch</strong> angriffiger als sein Meister, behaupten böse Zungen über den <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong><br />

«Bläss» <strong>und</strong> den s<strong>ch</strong>lagfertigen Innerrhoder. Der <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong> Sennenh<strong>und</strong>, der<br />

zu den gefährdeten Rassen gehört, geht auf die Bauernh<strong>und</strong>e zurück, die früh als<br />

Hüte-, Trieb- <strong>und</strong> Wa<strong>ch</strong>h<strong>und</strong>e eingesetzt wurden. Anfang des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

begann man eine reine Rasse des mittelgrossen dreifarbigen Tieres zu zü<strong>ch</strong>ten.<br />

Sein Wesen ist geprägt von der jahrh<strong>und</strong>ertelangen Verwendung im Alpengebiet. Er<br />

ist temperamentvoll <strong>und</strong> ausdauernd. Der «Bläss» ist ein s<strong>ch</strong>lauer Beoba<strong>ch</strong>ter, ein<br />

unkomplizierter, wetterfester, wenig krankheitsanfälliger <strong>und</strong> treuer Begleiter. Fremden<br />

gegenüber zeigt er si<strong>ch</strong> gern misstrauis<strong>ch</strong>. Der «Bläss» ist der geborene Wä<strong>ch</strong>ter<br />

<strong>und</strong> Bes<strong>ch</strong>ützer von Haus <strong>und</strong> Familie. Immer öfter ist er au<strong>ch</strong> als Begleith<strong>und</strong><br />

beliebt; sogar als Blinden-, Lawinen- <strong>und</strong> Katastrophenh<strong>und</strong> wird er ges<strong>ch</strong>ätzt.<br />

Besonders liebenswert, aber au<strong>ch</strong> eigensinnig ist die <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong> Ziege. Au<strong>ch</strong> sie<br />

gehört zu den gefährdeten Tierrassen in der S<strong>ch</strong>weiz. Sie ist vor allem Mil<strong>ch</strong>- <strong>und</strong><br />

Fleis<strong>ch</strong>lieferantin. Viele Bauern halten <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong> Ziegen heute aus reiner Liebhaberei.<br />

Sie ist eine so genannte «Mots<strong>ch</strong>gääss», das heisst, dur<strong>ch</strong> genetis<strong>ch</strong>e Veränderung<br />

kommt sie meist hornlos zur Welt. Sie hat weisses langes Haar <strong>und</strong> ist eine gute<br />

Berggängerin. Typis<strong>ch</strong> sind die Zottel am Unterkiefer, die «Mingeli», <strong>und</strong> das Ziegen-<br />

bärt<strong>ch</strong>en. Jährli<strong>ch</strong> gibt sie etwa 700 Kilogramm gut verträgli<strong>ch</strong>e fettarme Mil<strong>ch</strong>.<br />

Die Produkte daraus – Fris<strong>ch</strong>käsli, Mil<strong>ch</strong>, Kosmetikprodukte <strong>und</strong> Heilsalben gegen<br />

Rheuma – erfreuen si<strong>ch</strong> wieder grösserer Beliebtheit. Gitzibraten <strong>und</strong> «Gitzi<strong>ch</strong>üe<strong>ch</strong>li»<br />

sind zur Osterzeit in vielen Innerrhoder Familien Tradition.<br />

Geradezu exotis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>önheiten sind die <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong> Spitzhauben-Hühner <strong>und</strong> -Gockel.<br />

Das Federkleid gefällt mit seinen s<strong>ch</strong>warzen Tupfen auf silberweissem oder goldblondem<br />

Gr<strong>und</strong>. Adrett wippt die Federhaube auf ihrem Kopf. Ebenfalls zu den seltenen<br />

Hühnerrassen gehören die <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong> Barthühner. Stolz tragen sie ihr s<strong>ch</strong>warzgrün<br />

glänzendes Gewand, den Rosenkamm auf dem Kopf, Kinn- <strong>und</strong> Backenbart.


Der treuste Begleiter.


Fronlei<strong>ch</strong>nam<br />

Frühmorgens wecken Kanonens<strong>ch</strong>üsse die Gläubigen. Fronlei<strong>ch</strong>nam ist für die<br />

katholis<strong>ch</strong>en Innerrhoderinnen <strong>und</strong> Innerrhoder «Ösehegottstag». Seit dem Ho<strong>ch</strong>mittelalter<br />

wird das hohe kir<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Fest zur Verehrung des heiligen Altarsakraments<br />

zehn Tage na<strong>ch</strong> Pfingsten gefeiert. In <strong>Appenzell</strong> <strong>und</strong> den Aussengemeinden<br />

werden die prä<strong>ch</strong>tigsten Prozessionen des Kir<strong>ch</strong>enjahres abgehalten.<br />

S<strong>ch</strong>on morgens um se<strong>ch</strong>s Uhr ist ein emsiges Treiben im Dorfkern von <strong>Appenzell</strong><br />

<strong>und</strong> in den Aussengemeinden. Die Bewohner <strong>und</strong> Bewohnerinnen s<strong>ch</strong>mücken ihre<br />

Häuser mit fris<strong>ch</strong>em Bu<strong>ch</strong>enlaub; Heiligenbilder <strong>und</strong> -figuren <strong>und</strong> Blumens<strong>ch</strong>muck<br />

werden platziert.<br />

Der Festtagsgottesdienst wird bei s<strong>ch</strong>önem Wetter um 9.00 Uhr unter freiem Himmel<br />

im Innenhof des Gymnasiums St. Antonius zelebriert. Dann zieht die farbenprä<strong>ch</strong>tige<br />

Prozession zu den zwei üppig ges<strong>ch</strong>mückten Segensstationen auf dem<br />

Landsgemeindeplatz <strong>und</strong> beim S<strong>ch</strong>ulhaus Chlos. Dort werden jeweils – angezeigt<br />

dur<strong>ch</strong> weiteren Kanonendonner – kurze Anda<strong>ch</strong>ten mit Lesungen gehalten sowie<br />

der eu<strong>ch</strong>aristis<strong>ch</strong>e Segen erteilt. Auf den Wegstrecken dazwis<strong>ch</strong>en wird der Rosenkranz<br />

gebetet.<br />

Die Fronlei<strong>ch</strong>namsprozession hat in jeder Pfarrei ihre Besonderheiten. Im Zentrum<br />

steht das Allerheiligste, das vor Prozessionsbeginn in der Kir<strong>ch</strong>e abgeholt wird.<br />

In <strong>Appenzell</strong> begleiten Herrgottsgrenadiere in napoleonis<strong>ch</strong>en Uniformen die<br />

Monstranz bis zum S<strong>ch</strong>lusssegen zwei St<strong>und</strong>en später in der Kir<strong>ch</strong>e. Pfarrer <strong>und</strong><br />

Allerheiligstes werden vom prunkvollen Balda<strong>ch</strong>in bes<strong>ch</strong>irmt, den Mitglieder des<br />

Kir<strong>ch</strong>enrats tragen. Ihnen folgen Bannerträger kir<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er <strong>und</strong> weltli<strong>ch</strong>er Gruppen,<br />

dahinter wehen die Rhodsfahnen. Andä<strong>ch</strong>tig s<strong>ch</strong>reiten Behördenvertreterinnen <strong>und</strong><br />

-vertreter, der Kir<strong>ch</strong>en<strong>ch</strong>or, Angehörige des Pfarreirats <strong>und</strong> des Seelsorgeteams,<br />

Ministranten, Erstkommunikanten, die Pfadfinder, die Fronlei<strong>ch</strong>namss<strong>ch</strong>ützen <strong>und</strong><br />

die Musikgesells<strong>ch</strong>aft dur<strong>ch</strong> die Gassen. Die klare Ordnung gilt seit Generationen.<br />

Ihren besonderen Glanz erhält die Prozession dur<strong>ch</strong> die bis zu h<strong>und</strong>ert Frauen in<br />

der Festtagstra<strong>ch</strong>t <strong>und</strong> die 15 «Täfelimeedle». Diese jungen Frauen in der s<strong>ch</strong>warzweissen<br />

Tra<strong>ch</strong>t der Unverheirateten tragen bemalte Holztafeln mit den 15 Geheimnissen<br />

des freudenrei<strong>ch</strong>en, s<strong>ch</strong>merzhaften <strong>und</strong> glorrei<strong>ch</strong>en Rosenkranzes.<br />

20 Ort: <strong>Appenzell</strong> <strong>und</strong> Gonten, kleinere Prozessionen au<strong>ch</strong> in anderen Innerrhoder Gemeinden. Zeit: Donnerstag, 10 Tage na<strong>ch</strong> Pfingsten, Vormittag.


«Ösehegottstag».


Alpstobede<br />

Mitten im Alpsommer laden die Sennen auf grösseren Gemeinalpen zur «Alpstobede»<br />

ein. Zum Teil unter freiem Himmel spielt eine <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong> Musikformation auf;<br />

Volkstanzgruppen <strong>und</strong> das Publikum drehen si<strong>ch</strong> auf der Holzbühne im Kreis.<br />

Männer sorgen mit der Tanzfigur «Mölirad» für Furore; ein Tra<strong>ch</strong>tenpaar tanzt den<br />

«Hierig», einen pantomimis<strong>ch</strong>en Paartanz. Es wird gejodelt <strong>und</strong> es werden «Ratzliedli»<br />

gesungen.<br />

Dort wo Bergwirts<strong>ch</strong>aften stehen, wird au<strong>ch</strong> bei s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tem Wetter oder am Abend<br />

gefeiert. Die Sennen der Umgebung nehmen in der Tra<strong>ch</strong>t daran teil; Landwirte aus<br />

dem Tal besu<strong>ch</strong>en die Sommerfeste <strong>und</strong> heute au<strong>ch</strong> viel anderes Volk.<br />

Mit «Stobede» war ursprüngli<strong>ch</strong> eine Zusammenkunft in der Stube gemeint. «Zo<br />

Stobede goh» bedeutet no<strong>ch</strong> heute, jemanden in seinem Wohnraum besu<strong>ch</strong>en, mit<br />

ihm reden. Der Begriff wurde auf die geselligen Zusammenkünfte der Sennen übertragen<br />

– eben «Alp-Stobede», früher au<strong>ch</strong> «Weidstobede» genannt. Sie hängen mit<br />

den Alpbesu<strong>ch</strong>en zusammen, wel<strong>ch</strong>e Angehörige der Sennen <strong>und</strong> die Viehbesitzer<br />

alljährli<strong>ch</strong> unternahmen. Der sportli<strong>ch</strong>e Teil – Steinstossen, S<strong>ch</strong>wingen, «Hoselopf»,<br />

«Hööggle» – ging unterdessen verloren. Eine Neuauflage von «sennis<strong>ch</strong>en Wettkämpfen»<br />

wurde 2006 beim Gasthaus «Mesmer» gestartet. 2012 wurde in der<br />

Bollenwees während der «Stobede» erstmals ein «Bollewöffe» veranstaltet.<br />

22 Ort: Auf vers<strong>ch</strong>ieden Alpen <strong>und</strong> in diversen Berggasthäusern. Zeit: Um die Mitte des Alpsommers (Juni bis August).<br />

Einzig an vier Tagen pro Jahr war in alter Zeit das Tanzen in Innerrhoden offiziell<br />

erlaubt. So ist es ni<strong>ch</strong>t erstaunli<strong>ch</strong>, dass bis anfangs des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts die<br />

«Alpstobede» äusserst beliebt waren: Hier fanden, fernab der wa<strong>ch</strong>samen Augen<br />

von Staat <strong>und</strong> Kir<strong>ch</strong>e, vergnügli<strong>ch</strong>e Anlässe statt. In <strong>Appenzell</strong> Ausserrhoden wurden<br />

1726 die «Alp- <strong>und</strong> Weidstuberten» endgültig verboten.


Das Sommerfest der Sennen.


<strong><strong>Appenzell</strong>er</strong> Musik<br />

Unverkennbar ist der Klang der typis<strong>ch</strong>en <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong> Musik. Das Hackbrett rhythmisiert<br />

die Kompositionen, füllt die Lücken mit s<strong>ch</strong>illernden Tonkaskaden. Das klassis<strong>ch</strong>e<br />

Quintett setzt si<strong>ch</strong> zusammen aus zwei Geigen, Cello, Hackbrett <strong>und</strong> Strei<strong>ch</strong>bass.<br />

Die Strei<strong>ch</strong>musik tritt seit 1892 in Quintettbesetzung auf, na<strong>ch</strong>dem früher nur mit<br />

Geige <strong>und</strong> Hackbrett, später dann im Trio <strong>und</strong> Quartett gespielt worden war. Parallel<br />

zur Formationsentwicklung entstand au<strong>ch</strong> das entspre<strong>ch</strong>ende Repertoire mit<br />

Walzer, S<strong>ch</strong>ottis<strong>ch</strong>, Polka, Mars<strong>ch</strong>, Ländler, Mazurka, Galopp. S<strong>ch</strong>on um 1900<br />

komponierten <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong> Musikanten Stücke, die bis heute gespielt werden.<br />

Zahlrei<strong>ch</strong>e Werke sind harmonis<strong>ch</strong> sehr anspru<strong>ch</strong>svoll, enthalten überras<strong>ch</strong>ende<br />

Wendungen <strong>und</strong> oft eigenwillige Modulationen. Ein typis<strong>ch</strong>es Merkmal der<br />

«s<strong>ch</strong>lääzigen» Tänze sind die abr<strong>und</strong>enden S<strong>ch</strong>lusstakte.<br />

Eine neue Generation gut ausgebildeter Musikerinnen <strong>und</strong> Musiker verleihen heute<br />

der <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong> Musik neue Impulse; sie wagen Experimente <strong>und</strong> Grenzübers<strong>ch</strong>reitungen.<br />

Der Strei<strong>ch</strong>musik in Originalbesetzung begegnet man meist nur no<strong>ch</strong> an konzertanten<br />

Auftritten. Für Tanzmusik wird anstelle von Cello <strong>und</strong> zweiter Geige gerne<br />

die Handorgel eingesetzt. Sie bringt einen speziellen «Zoog» in die <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong>musik.<br />

Au<strong>ch</strong> Besetzungen mit Klavier oder mit zwei Handorgeln sind anzutreffen. Was aber<br />

allen <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong>formationen eigen ist: Sie spielen ein typis<strong>ch</strong>es Repertoire.<br />

24 Ort: Im <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong>land. Zeit: Ganzjährig.<br />

Um die Zukunft der <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong>musik aller Sparten zu si<strong>ch</strong>ern, wurde im Jahre<br />

2003 die Stiftung Zentrum für <strong>Appenzell</strong>is<strong>ch</strong>e Volksmusik gegründet. Im «Roothuus»<br />

in Gonten wird seit 2007 das einmalige Kulturgut gefördert, gesammelt <strong>und</strong><br />

dokumentiert.<br />

Das trapezförmige Hackbrett gehört zu den Kastenzithern. Die mehr<strong>ch</strong>örig gebündelten<br />

Saiten werden mit zwei Ruten (S<strong>ch</strong>lägern oder Klöppeln) anges<strong>ch</strong>lagen. Je<br />

na<strong>ch</strong> Bes<strong>ch</strong>affenheit der Ruten klingen die Saiten silbrig hell oder samtig wei<strong>ch</strong>.<br />

Seit dem Mittelalter hat das persis<strong>ch</strong>e Santur im Lauf der Jahrh<strong>und</strong>erte den Weg<br />

über den Balkan na<strong>ch</strong> Europa gef<strong>und</strong>en. Beim alpenländis<strong>ch</strong>en <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong> Hackbrett<br />

sind die Saiten zur Hälfte dur<strong>ch</strong> einen Steg in Quinten <strong>und</strong> Sexten aufgeteilt<br />

<strong>und</strong> <strong>ch</strong>romatis<strong>ch</strong> angeordnet.


Das Hackbrett ist der heimli<strong>ch</strong>e Star.


Rugguusseli, S<strong>ch</strong>ölles<strong>ch</strong>ötte, Talers<strong>ch</strong>wingen<br />

Die Männer stehen im Kreis. Völlig auf si<strong>ch</strong> selbst <strong>und</strong> den Ton konzentriert, die<br />

Hände in den Hosentas<strong>ch</strong>en. Der Vorsänger stimmt eine Klangfolge an, einer na<strong>ch</strong><br />

dem andern stimmt ein. Gesungen wird na<strong>ch</strong> Gefühl. Kaum ein anderer Jodel klingt<br />

so anrührend wie das Innerrhoder «Rugguusseli» <strong>und</strong> das Ausserrhoder «Zäuerli».<br />

«Rugguussele» oder «zäuerle» bedeuten, mehrstimmige textlose Naturjodel aus<br />

klingenden Vokalen <strong>und</strong> Silben singen. Typis<strong>ch</strong> für die erste Stimme ist der s<strong>ch</strong>nelle<br />

We<strong>ch</strong>sel von der Brust- in die Kopfstimme (Falsett), bezei<strong>ch</strong>net als Kehlkopfs<strong>ch</strong>lag.<br />

Die Melodie des «Voozaurers» wird gestützt dur<strong>ch</strong> eine improvisierte Mehrstimmigkeit<br />

von mehreren Sängern, was mit «graadhäbe» bezei<strong>ch</strong>net wird.<br />

Die Begriffsherkunft ist ni<strong>ch</strong>t geklärt; bereits in einer S<strong>ch</strong>rift von 1606 begegnet<br />

man dem Ausdruck von «sauren» <strong>und</strong> «rungusen» als Lockrufe (Alfred Tobler in:<br />

«Kuhreihen», 1890). «Zaure» ist eine der typis<strong>ch</strong>en Kommunikationsformen speziell<br />

im Alpenraum. Es ist ein Jau<strong>ch</strong>zer, ein Lebenszei<strong>ch</strong>en, ein Ausdruck von Freude<br />

an Klang <strong>und</strong> E<strong>ch</strong>o.<br />

In Innerrhoden waren es ursprüngli<strong>ch</strong> die Sennen, wel<strong>ch</strong>e den Jodel sangen, do<strong>ch</strong><br />

um 1900 wurde er weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt gema<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong><br />

Solojodlerinnen. «Rugguusseli» <strong>und</strong> «Zäuerli» sind s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>te, langsame Melodien.<br />

Melodien in Moll existieren ni<strong>ch</strong>t, <strong>und</strong> trotzdem empfinden Aussenstehende den<br />

26 Ort: Im <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong>land. Zeit: Ganzjährig.<br />

Gesang oft als s<strong>ch</strong>wermütig. Man hört sie an zahlrei<strong>ch</strong>en Konzerten, an der<br />

«Alpstobede», im Wirtshaus <strong>und</strong> natürli<strong>ch</strong> zur Alpfahrt.<br />

«S<strong>ch</strong>ölles<strong>ch</strong>ötte» <strong>und</strong> Talers<strong>ch</strong>wingen<br />

«S<strong>ch</strong>ölles<strong>ch</strong>ötte» – grosse Kuhs<strong>ch</strong>ellen erklingen dur<strong>ch</strong> rhythmis<strong>ch</strong>es S<strong>ch</strong>wingen –<br />

ist eine eigenständige musikalis<strong>ch</strong>e Aufführung; das «Rugguusseli» dazu ist Beigabe.<br />

Anders verhält es si<strong>ch</strong> beim Talers<strong>ch</strong>wingen: Hier steht im Vordergr<strong>und</strong> der<br />

Naturjodel, <strong>und</strong> der Beckendreiklang liefert dazu den Bordun. Es existiert keine<br />

vorgegebene Becken-Stimmung, am beliebtesten ist aber jene mit Intervallen wie<br />

bei den S<strong>ch</strong>ellen (E-G-A) oder in Dreiklang-Terzen.<br />

«Ratzliedli»<br />

In fröhli<strong>ch</strong>en R<strong>und</strong>en singen die <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong> gern. Und man<strong>ch</strong>mal werden sie<br />

übermütig. Einer singt die erste Strophe eines «Ratzliedli», eine weitere folgt, <strong>und</strong><br />

no<strong>ch</strong> eine <strong>und</strong> no<strong>ch</strong> eine. Witzige, fre<strong>ch</strong>e, spottende, kokette oder banale Zeilen<br />

reimen si<strong>ch</strong> auf die einfa<strong>ch</strong>en – man<strong>ch</strong>mal von bekannten Volksliedern entlehnten –<br />

Melodien. In den gejodelten Refrain stimmen alle ein. Die ganze Wirts<strong>ch</strong>aft wird<br />

zum Jodel<strong>ch</strong>or. Der Name «Ratzliedli» <strong>ch</strong>arakterisiert mit dem Wortteil «ratz» die<br />

Art der Lieder im Sinne von «zom Tratz», will heissen: Necken, s<strong>ch</strong>erzen, hänseln.<br />

Die Texte werden zum Teil seit Generationen überliefert, aber immer wieder au<strong>ch</strong><br />

neu erf<strong>und</strong>en – sie sind pure Volkspoesie!


Jodel ohne Worte <strong>und</strong> fre<strong>ch</strong>e Lieder.


Tra<strong>ch</strong>ten<br />

Für die Innerrhoder Tra<strong>ch</strong>tenträgerinnen <strong>und</strong> -träger ist die Tra<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong> das<br />

s<strong>ch</strong>önste Kleid. Die aufwändige Herstellung in Handarbeit ma<strong>ch</strong>en sie zu einer der<br />

s<strong>ch</strong>mucksten <strong>und</strong> vielgestaltigsten Tra<strong>ch</strong>ten in der S<strong>ch</strong>weiz.<br />

Frauentra<strong>ch</strong>ten:<br />

Beeindruckend ist die prunkvolle Festtagstra<strong>ch</strong>t der Innerrhoderin. Zum feinplissierten<br />

knö<strong>ch</strong>ellangen Rock wird eine S<strong>ch</strong>lottenjacke getragen, darunter über der<br />

gestärkten Bluse ein Samtmieder mit silbernen Filigranspangen <strong>und</strong> einem rei<strong>ch</strong><br />

bestickten Brustblätz. Über dem Rock s<strong>ch</strong>immert die lange mit Hohlsaum <strong>und</strong><br />

Glasperlen verzierte Damasts<strong>ch</strong>ürze. Aus dem selben Stoff ist das goldbestickte<br />

«Brüe<strong>ch</strong>li» gefertigt. W<strong>und</strong>ers<strong>ch</strong>ön sind der gefältelte, handbestickte weisse<br />

S<strong>ch</strong>lottenkragen <strong>und</strong> die dazu passenden Stulpen. Der Kopfputz ist eine s<strong>ch</strong>warze<br />

Flügelhaube mit seitli<strong>ch</strong>en Rosen, mit einer weissen Spitzenhaube, Goldkäppi <strong>und</strong><br />

karmesinroter Seidens<strong>ch</strong>leife zwis<strong>ch</strong>en den Tüllflügeln. Wertvolle Zier sind die filigranen<br />

Tra<strong>ch</strong>tens<strong>ch</strong>muckstücke, die oft über Generationen vererbt werden.<br />

Viel öfter tragen die Innerrhoderinnen die Werktagstra<strong>ch</strong>t. Mieder, Vorstecker,<br />

«Brüe<strong>ch</strong>li» <strong>und</strong> S<strong>ch</strong>ürze sind ähnli<strong>ch</strong> wie bei der Festtagstra<strong>ch</strong>t, aber weniger rei<strong>ch</strong><br />

ges<strong>ch</strong>mückt. Dazu wird keine Jacke getragen <strong>und</strong> in der Regel kein Kopfputz. Der<br />

Rock ist wadenkurz, der S<strong>ch</strong>muck einfa<strong>ch</strong>er gehalten. Weitere Tra<strong>ch</strong>tenformen sind<br />

diejenige der «Täfelimeedle», die «Bareemeltra<strong>ch</strong>t», Rock <strong>und</strong> Jacke <strong>und</strong> die<br />

Kranzrocktra<strong>ch</strong>t, die na<strong>ch</strong> altem Vorbild wieder neu gestaltet wurde.<br />

28 Ort: <strong>Appenzell</strong> Innerrhoden. Zeit: In <strong>Appenzell</strong> Innerrhoden wird oft Tra<strong>ch</strong>t getragen, ni<strong>ch</strong>t im Alltag, sondern zu besonderen Anlässen: An hohen katholis<strong>ch</strong>en Feier-<br />

tagen, zu Familienfesten, «Stobeden», beim «Öberefahre» <strong>und</strong> an der Viehs<strong>ch</strong>au.<br />

Männertra<strong>ch</strong>ten:<br />

Am häufigsten sieht man <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong> Männer im braunen wollenen Beinkleid mit<br />

Hosenladen zum kurzärmeligen, bestickten weissen Sennenhemd. Darüber wird<br />

das rote «Liibli», eine Weste aus seidenbesticktem rotem Wollstoff mit quadratis<strong>ch</strong>en<br />

Silberknöpfen getragen. S<strong>ch</strong>muckstücke sind die bes<strong>ch</strong>lagenen Hosenträger<br />

<strong>und</strong> die Uhrenkette am Hosenb<strong>und</strong>.<br />

Typis<strong>ch</strong> für <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong> ist der s<strong>ch</strong>langenförmige goldene Ohrring. An Festtagen<br />

oder für Auftritte wird darin das goldene «S<strong>ch</strong>üefli» (eine winzige Rahms<strong>ch</strong>öpfkelle)<br />

eingehängt.<br />

Bei Alpfahrten <strong>und</strong> an der Viehs<strong>ch</strong>au tragen die Sennen die gelb angemalten,<br />

ledernen Knieb<strong>und</strong>hosen. Die Hosenbeine werden über weissen gestrickten Kniestrümpfen<br />

mit bes<strong>ch</strong>lagenen Riemen festgehalten. Über dem Hemd wird au<strong>ch</strong> die<br />

rote kragenlose Weste getragen. Über die Hüfte s<strong>ch</strong>lingt der Senn ein buntes zum<br />

Dreieck gefaltetes Tu<strong>ch</strong>; auf dem Kopf trägt er den fla<strong>ch</strong>en, mit Bändern <strong>und</strong> Blumen<br />

ges<strong>ch</strong>mückten s<strong>ch</strong>warzen Hut. Ni<strong>ch</strong>t mehr jeder Tra<strong>ch</strong>tenträger s<strong>ch</strong>mau<strong>ch</strong>t die<br />

typis<strong>ch</strong>e Pfeife, das mit Silber bes<strong>ch</strong>lagene «Lendaueli» mit seinem Klappdeckel.


Unser s<strong>ch</strong>önstes Kleid.


Berggottesdienste<br />

Die Verb<strong>und</strong>enheit von kir<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>em <strong>und</strong> weltli<strong>ch</strong>em Leben zeigt si<strong>ch</strong> in <strong>Appenzell</strong><br />

Innerrhoden deutli<strong>ch</strong> in den katholis<strong>ch</strong>en Festtagen wie Fronlei<strong>ch</strong>nam, Mariä Empfängnis,<br />

dem «Augs<strong>ch</strong>thäligtaag» (15. August, Mariä Himmelfahrt) <strong>und</strong> in den traditionellen<br />

Berggottesdiensten.<br />

Die Bergkapellfeste im Plattenbödeli <strong>und</strong> in der Bollenwees, das Fest Maria zum<br />

S<strong>ch</strong>nee auf der Meglisalp, die Messen in der Wallfahrtskapelle im Ahorn, das Gedenken<br />

an Bruder Klaus auf Seealp <strong>und</strong> die Jakobifeier auf dem Kronberg besu<strong>ch</strong>en<br />

neben den Sennen <strong>und</strong> ihren Angehörigen viele gläubige Berggänger. Die Feiern<br />

werden unter freiem Himmel abgehalten. Als Höhepunkt gilt das S<strong>ch</strong>utzengelfest bei<br />

der Höhlenkapelle Wildkir<strong>ch</strong>li, der wohl berühmtesten Kapelle im Alpstein.<br />

Das ans<strong>ch</strong>liessende gemütli<strong>ch</strong>e Zusammensein in den Bergwirts<strong>ch</strong>aften, meist mit<br />

Musik, Tanz <strong>und</strong> Gesang, gehört selbstverständli<strong>ch</strong> zum Festtag.<br />

Das Innerrhoder Alpsteingebiet <strong>und</strong> die Hügel <strong>und</strong> Täler zu seinen Füssen sind<br />

geradezu übersät mit Kapellen, Bergkreuzen <strong>und</strong> Bildstöcken. Die Erri<strong>ch</strong>tung der<br />

ersten Bergheiligtümer geht auf das frühe 17. Jahrh<strong>und</strong>ert zurück, als man im<br />

katholis<strong>ch</strong>en Halbkanton glaubte, den Katholizismus gegenüber den «vom re<strong>ch</strong>ten<br />

Glauben abgefallenen» Protestanten si<strong>ch</strong>tbar ma<strong>ch</strong>en zu müssen. Der Grossteil der<br />

gegen 50 Kir<strong>ch</strong>lein, Kapellen <strong>und</strong> Bildstöcke steht jedo<strong>ch</strong> mit dem touristis<strong>ch</strong>en<br />

30 Ort: Im Alpstein. Zeit: Während der Sommerzeit.<br />

Aufs<strong>ch</strong>wung in Verbindung. Das Angebot an Gottesdiensten <strong>und</strong> Anda<strong>ch</strong>ten in den<br />

Bergen ermögli<strong>ch</strong>te sowohl den Alphirten als au<strong>ch</strong> den Wanderfre<strong>und</strong>en den sonntägli<strong>ch</strong>en<br />

Messebesu<strong>ch</strong>.<br />

Bei etli<strong>ch</strong>en der kleinen Heiligtümer werden regelmässig Rosenkranzgebete abgehalten.<br />

Die Marienverehrung spielt in <strong>Appenzell</strong> Innerrhoden eine grosse Rolle.<br />

Neben den Gipfelkreuzen <strong>und</strong> Bildstöcken findet man im Berggebiet zahlrei<strong>ch</strong>e<br />

<strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>e Erinnerungszei<strong>ch</strong>en an verstorbene <strong>und</strong> verunglückte Sennen <strong>und</strong><br />

Berggänger. Jedes dieser Zei<strong>ch</strong>en der Volksfrömmigkeit hat seine eigene – oft<br />

leidvolle – Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te.


Volksfrömmigkeit unter freiem Himmel.


32<br />

Markttage<br />

Wenn der Sommer si<strong>ch</strong> zu Ende neigt, locken süsse Düfte, S<strong>ch</strong>iessbuden, Karusselle<br />

<strong>und</strong> Marktstände die Innerrhoder in die Dörfer. Anfangs August beginnt der Reigen<br />

der «Chölbene» in Oberegg, wenig später organisiert eine «Dorfkommission»<br />

die «Stenegge Chölbi». Am zweiten Sonntag im September werden auf dem<br />

Betriebsgelände des <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong> Alpenbitter in <strong>Appenzell</strong> seit 1972 von einem Verein<br />

eine altertümli<strong>ch</strong>e «Riits<strong>ch</strong>uel», eine nostalgis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ifflis<strong>ch</strong>aukel, eine historis<strong>ch</strong>e<br />

Orgel <strong>und</strong> der «Hau den Lukas» aufgestellt. An der «S<strong>ch</strong>wender Chölbi»<br />

wird traditionell ein Steinstoss-Wettbewerb dur<strong>ch</strong>geführt. Anfang <strong>und</strong> Mitte September<br />

haben au<strong>ch</strong> Gonten <strong>und</strong> Haslen ihre «Chölbi» im kleinen Rahmen.<br />

Die grösste Attraktion ist die «Hofer-Chölbi» in <strong>Appenzell</strong>. Traditionell findet sie<br />

am Wo<strong>ch</strong>enende na<strong>ch</strong> dem Festtag des Landespatrons St. Mauritius (22. September)<br />

statt. Spektakuläre Fahrges<strong>ch</strong>äfte, dröhnende Musik, blinkende Li<strong>ch</strong>ter,<br />

Zuckerwatte, Magenbrot, Raclette <strong>und</strong> Bratwürste begeistern Jung <strong>und</strong> Alt. Am<br />

Montag lockt der grosse Warenmarkt; sogar ein kleiner Viehmarkt wird abgehalten.<br />

<strong>Appenzell</strong>, bis 1597 Hauptort des ungeteilten Landes <strong>Appenzell</strong>, ist seit 1353 mit<br />

dem Marktre<strong>ch</strong>t ausgestattet. Seit jeher sind hier Markttage an bestimmten Tagen<br />

festgelegt: Am ersten Mittwo<strong>ch</strong> im Mai füllen si<strong>ch</strong> die Gassen mit den Ständen des<br />

Maimarktes. Am «Chölbimeentig» (Montag) drängt si<strong>ch</strong> das Volk am Warenmarkt<br />

im Dorfkern <strong>und</strong> auf dem Landsgemeindeplatz. Der «Chlöösler» am ersten Mitt-<br />

wo<strong>ch</strong> im Dezember ist die Gelegenheit, Weihna<strong>ch</strong>tseinkäufe zu erledigen.<br />

Ges<strong>ch</strong>enke kaufen nennt man im Innerrhoder Dialekt denn au<strong>ch</strong> «<strong>ch</strong>läusele». Seit<br />

einigen Jahren veranstaltet ein Verein am zweiten Sonntag im Dezember einen<br />

Weihna<strong>ch</strong>tsmarkt auf dem Postplatz. Die zauberhafte Adventsstimmung mit<br />

Leu<strong>ch</strong>tsternen <strong>und</strong> Weihrau<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>waden <strong>und</strong> die an den Adventssonntagen geöffneten<br />

Ges<strong>ch</strong>äfte locken S<strong>ch</strong>aren von Besu<strong>ch</strong>erinnen <strong>und</strong> Besu<strong>ch</strong>ern an.<br />

An Bedeutung verloren hat der Mittwo<strong>ch</strong>, der früher au<strong>ch</strong> Bauernsonntag genannt<br />

wurde. An diesem Tag war in vergangener Zeit traditionell Markttag – daher das<br />

Dialektwort «Mektig». Man sah die Landwirte <strong>und</strong> Viehhändler an den Wirtshaustis<strong>ch</strong>en<br />

jassen oder in Gruppen in den Gassen stehend diskutieren, Besorgungen<br />

erledigen <strong>und</strong> Ges<strong>ch</strong>äfte ma<strong>ch</strong>en.


Ein Reigen an bunten Vergnügen.


Viehs<strong>ch</strong>au<br />

Die Kühe, Ziegen <strong>und</strong> Stiere sind geputzt <strong>und</strong> gestriegelt. Die Sennen tragen ihre<br />

Festtagstra<strong>ch</strong>t. Unter Singen <strong>und</strong> Zauren, mit S<strong>ch</strong>ellenklang ziehen sie morgens<br />

aus allen Himmelsri<strong>ch</strong>tungen kommend unter dem mit Tannengrün <strong>und</strong> Blumen<br />

ges<strong>ch</strong>mückten «Triumphbogen» hindur<strong>ch</strong> auf den Brauereiplatz in <strong>Appenzell</strong>. Am<br />

ersten Dienstag im Oktober zeigen sie hier alljährli<strong>ch</strong> ihre Zu<strong>ch</strong>terfolge.<br />

Na<strong>ch</strong> Alter <strong>und</strong> Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t geordnet werden die Tiere an langen Kettenreihen<br />

angeb<strong>und</strong>en. Die Leiber dampfen na<strong>ch</strong> der Auffuhr in der no<strong>ch</strong> kühlen Morgenluft;<br />

hie <strong>und</strong> da bringt ein kläffender Bläss eine verwirrte Kuh zur Vernunft. Wo nötig<br />

werden verkotete Flanken <strong>und</strong> zerzauste S<strong>ch</strong>weife der Kühe s<strong>ch</strong>nell mit Stroh<br />

abgerieben oder mit einem S<strong>ch</strong>wamm gewas<strong>ch</strong>en.<br />

Strenge Experten beurteilen Kühe, Rinder <strong>und</strong> Stiere na<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>önheit <strong>und</strong> Leistung.<br />

Entspre<strong>ch</strong>end der Rangierung werden die Tiere wieder an die Kettenhäge geb<strong>und</strong>en.<br />

Das dauert bis in den Na<strong>ch</strong>mittag hinein. Die besten <strong>und</strong> s<strong>ch</strong>önsten bekommen<br />

einen Kranz aus Papierblumen. Früher wurden diese in Frauenklöstern angefertigt.<br />

Die grossen Senntums<strong>ch</strong>ellen <strong>und</strong> Fahreimer der Sennen werden auf<br />

Holzgestellen zur S<strong>ch</strong>au gestellt. Es wird viel gesungen an diesem Tag. Und die<br />

Jugend darf straffrei rau<strong>ch</strong>en.<br />

34 Ort: <strong>Appenzell</strong>. Zeit: Erste Oktoberwo<strong>ch</strong>e.<br />

Aufregend ist das «Abloo» zur Vesperzeit. Im Minutentakt verlassen die Viehherden<br />

den S<strong>ch</strong>auplatz, begleitet von heftigem S<strong>ch</strong>ellenklang <strong>und</strong> fröhli<strong>ch</strong>em Naturjodel.<br />

Am Abend treffen si<strong>ch</strong> Viehbesitzer <strong>und</strong> Begleitsennen wieder zum traditionellen<br />

S<strong>ch</strong>auanlass im Hotel Säntis am Landsgemeindeplatz. Dann werden im<br />

feierli<strong>ch</strong>-volkstümli<strong>ch</strong>en Rahmen die Auszei<strong>ch</strong>nungen der S<strong>ch</strong>önheits- <strong>und</strong> Leistungskonkurrenz<br />

vergeben. Die Viehs<strong>ch</strong>au ist für die Viehzü<strong>ch</strong>ter <strong>und</strong> ihre Familien<br />

ein wi<strong>ch</strong>tiger Tag im Jahr.<br />

Die <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong> Viehs<strong>ch</strong>au wird seit Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts dur<strong>ch</strong>geführt. In<br />

der Exklave Oberegg wird eine eigene S<strong>ch</strong>au abgehalten. Im Gegensatz zu Innerrhoden<br />

finden in Ausserrhoden die Viehs<strong>ch</strong>auen ab Mitte September gemeindeweise<br />

statt.<br />

An den beiden Tagen na<strong>ch</strong> der Rind-Viehs<strong>ch</strong>au locken in <strong>Appenzell</strong> auf demselben<br />

Platz na<strong>ch</strong> demselben Muster zuerst die Ziegen- <strong>und</strong> dann die S<strong>ch</strong>afs<strong>ch</strong>au Interessierte<br />

an.


Innerrhoder S<strong>ch</strong>önheitskonkurrenz.


Weihna<strong>ch</strong>tsbräu<strong>ch</strong>e<br />

Die Weihna<strong>ch</strong>tszeit in <strong>Appenzell</strong> Innerrhoden ist ein Fest für alle Sinne. Sie beginnt<br />

eigentli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on an Allerheiligen, am 1. November: Dann werden die neuen «Chlausebickli»<br />

in die S<strong>ch</strong>aufenster der Konditoreien gestellt. Seit Beginn des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

stellen die Innerrhoder Konditoren die ungefüllten Honiglebku<strong>ch</strong>en von Hand<br />

her. Viele der handbemalten Zuckerbilder darauf haben Kunstmaler entworfen.<br />

«Bickli» kommt von bicken im Sinn von ausste<strong>ch</strong>en, von ins Auge ste<strong>ch</strong>en. Das Wort<br />

«Bickli» wurde früher allgemein für etwas Hübs<strong>ch</strong>es, Wertvolles verwendet.<br />

Die Bäcker fle<strong>ch</strong>ten im Advent überlieferte Formen von Zopfgebäck: «Tafel Vögl»,<br />

«Tafel Zöpf», «Filering» <strong>und</strong> «Filebrood».<br />

Das Pra<strong>ch</strong>tstück jeder weihna<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Stube ist der «Chlausezüüg». No<strong>ch</strong> bis vor<br />

wenigen Jahrzehnten traf man ihn genauso oft an wie den Christbaum. Damals<br />

bestand der «Züüg» aus symbolträ<strong>ch</strong>tigen Gebildebroten, die kegelförmig auf<br />

einem mit Nüssen <strong>und</strong> gedörrten Birnen gefüllten Mil<strong>ch</strong>napf aufges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tet wurden.<br />

Heute wird eine fünfeckige Holzpyramide mit «Chlausebickli» <strong>und</strong> «Dewiisli»<br />

bestückt. Das sind kleine S<strong>ch</strong>muckbild<strong>ch</strong>en, ähnli<strong>ch</strong> den Anis-Springerle aus<br />

Zuckerteig. Dazwis<strong>ch</strong>en steckt man rotbackige Äpfel. Das Gestell versteckt man<br />

hinter Flitterfransen. Auf die Spitze – früher von Biberfladen gebildet – kommt ein<br />

künstli<strong>ch</strong>es Tannenbäum<strong>ch</strong>en zu stehen.<br />

36 Ort: <strong>Appenzell</strong> Innerrhoden. Zeit: Weihna<strong>ch</strong>tszeit.<br />

Die «Chlausebickli» wurden früher den Kindern ab November von Patinnen <strong>und</strong><br />

Paten oder den Grosseltern ges<strong>ch</strong>enkt. Sie stellten sie zwis<strong>ch</strong>en die doppelten Fensters<strong>ch</strong>eiben,<br />

dort waren sie hübs<strong>ch</strong> anzusehen <strong>und</strong> blieben wei<strong>ch</strong>. Je na<strong>ch</strong> Familientradition<br />

wurde ab Weihna<strong>ch</strong>ten oder ab Neujahr die imposante Lebensmittelpyramide<br />

Stück für Stück verspeist – am liebsten mit viel «S<strong>ch</strong>maalz» (Butter) <strong>und</strong><br />

«Steendlihung», einem speziellen Kunsthonig. Heute werden «Chlausebickli» <strong>und</strong><br />

«Dewiisli» ni<strong>ch</strong>t mehr aufgegessen sondern wie Kunstwerke aufbewahrt <strong>und</strong> über<br />

Jahre wieder verwendet.<br />

Na<strong>ch</strong>dem sie fast vers<strong>ch</strong>w<strong>und</strong>en waren, erfreuen si<strong>ch</strong> «Be<strong>ch</strong>üe» neuerdings wieder<br />

grosser Beliebtheit: Vom abgeräumten Christbaum wird im Januar der Stamm zwis<strong>ch</strong>en<br />

Astgabeln in Stücke gesägt. Zwei Abzweigungen sind die Vorderbeine.<br />

Man<strong>ch</strong>er Bastler hängt der «Bee<strong>ch</strong>ue» ein Glöck<strong>ch</strong>en um <strong>und</strong> klebt ihr Lederohren<br />

an. Aber sie ist au<strong>ch</strong> ohne Zutaten ein herrli<strong>ch</strong> ar<strong>ch</strong>ais<strong>ch</strong>es Spielzeug.


«Züüg ond Bickli».


Räu<strong>ch</strong>le ond Omsinge<br />

Für viele Innerrhoderinnen <strong>und</strong> Innerrhoder ist erst Weihna<strong>ch</strong>ten wenn die bläuli<strong>ch</strong>en<br />

S<strong>ch</strong>waden des Weihrau<strong>ch</strong>s ihre Nase kitzeln. An Heiligabend, am Altjahrabend<br />

(Silvester) <strong>und</strong> am Vorabend zum Fest der heiligen drei Könige wird an vielen<br />

Orten ein altes S<strong>ch</strong>utzritual für Mens<strong>ch</strong>, Tier, Heim <strong>und</strong> Stall ausgeübt. In einer<br />

«Räu<strong>ch</strong>lipfanne» werden auf glühender Holzkohle Weihrau<strong>ch</strong>körner <strong>und</strong> ein seit<br />

Palmsonntag aufbewahrter gesegneter Zweig abgebrannt. Die Wölk<strong>ch</strong>en – <strong>und</strong><br />

damit der Segen – ziehen beim Umgang mit der qualmenden Pfanne in alle Winkel<br />

des Hauses <strong>und</strong> des Stalls.<br />

Im Dorf <strong>Appenzell</strong> gehen an Heiligabend – auf Bestellung – Ministranten mit<br />

Rau<strong>ch</strong>fass <strong>und</strong> «S<strong>ch</strong>iffli» dur<strong>ch</strong> Wohnungen <strong>und</strong> Häuser. Auf dem Land «räu<strong>ch</strong>led»<br />

meist der Hausherr; man<strong>ch</strong>erorts beten derweil die Familienangehörigen in der<br />

Stube. Als passendes Gebet wurde früher der kleine Psalter gegen «Öbel ond<br />

Oofall» (Übel <strong>und</strong> Unfall) gespro<strong>ch</strong>en.<br />

38 Ort: <strong>Appenzell</strong> Innerrhoden. Zeit: Weihna<strong>ch</strong>ten, Altjahrabend, Dreikönigsabend.<br />

Omsinge<br />

Sporadis<strong>ch</strong> wurde in Eggerstanden <strong>und</strong> wird nun au<strong>ch</strong> wieder in vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Quartieren <strong>Appenzell</strong>s <strong>und</strong> in einzelnen Aussengemeinden um den Jahreswe<strong>ch</strong>sel<br />

der Brau<strong>ch</strong> des «Omsinge» gepflegt. Er ist angelehnt an das Neujahrssingen, das<br />

in Varianten vielerorts im deuts<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>igen Raum seit Jahrh<strong>und</strong>erten praktiziert<br />

wird. Die von kleinen Gruppen oder Chören vorgetragenen Lieder sollen Freude<br />

<strong>und</strong> für das neue Jahr Segen <strong>und</strong> Glück bringen.


Segen für Hof <strong>und</strong> Stall.


40<br />

<strong><strong>Appenzell</strong>er</strong> Handwerk<br />

Innerrhoderinnen <strong>und</strong> Innerrhoder bringen ihre Liebe zur Heimat gern in s<strong>ch</strong>önen<br />

Dingen zum Ausdruck. Im kleinen Land erblühte über die Jahrh<strong>und</strong>erte eine eigenständige<br />

Handwerkskultur. Sie ist vom Leben <strong>und</strong> Arbeiten geprägt.<br />

Zum Beispiel die Weissküferei: Ab dem 18. Jahrh<strong>und</strong>ert, im Zug des wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Aufs<strong>ch</strong>wungs dank der Molkenkuren, wurden die Sennereigeräts<strong>ch</strong>aften mit<br />

Kerbs<strong>ch</strong>nitzerei verziert. Sie wurden zu Zierstücken des bäuerli<strong>ch</strong>en Brau<strong>ch</strong>tums<br />

<strong>und</strong> bald einmal zu Sammelobjekten. Aus feinem weissen Ahorn- <strong>und</strong> Tannenholz<br />

fertigt der Weissküfer Fahreimer, Butterfässer, das «Suurfass», Näpfe, S<strong>ch</strong>ottenkübel,<br />

Butterbretter <strong>und</strong> Mil<strong>ch</strong>tansen. Verziert sind sie mit stern- <strong>und</strong> rautenförmigen<br />

Ornamenten, mit stilisierten Pflanzenmotiven, mit Bändern aus eingekerbten<br />

Punkt-, Stri<strong>ch</strong>- <strong>und</strong> Halbr<strong>und</strong>-Formen.<br />

Die Sennensattlerei: Die frühesten Messingarbeiten waren gegen Ende des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

S<strong>ch</strong>muckelemente für Pferderiemen. Seither werden Messingstücke ausgesägt<br />

<strong>und</strong> ziseliert, die S<strong>ch</strong>ellenriemen, Hosenträger <strong>und</strong> allerlei traditionelle <strong>und</strong><br />

moderne Lederwaren zieren. Die Riemen der Senntumss<strong>ch</strong>ellen werden vom Sennensattler<br />

mit unterlegten Messingbes<strong>ch</strong>lägen, Wollfransen <strong>und</strong> Stickereien aus<br />

farbigen Lederbändern ges<strong>ch</strong>mückt. Auf den kunstvoll bearbeiteten Messingplatten<br />

finden si<strong>ch</strong> Darstellungen aus dem Sennenleben, oft Besitzerinitialen.<br />

Eine Zeitlang war Haars<strong>ch</strong>muck in Innerrhoden begehrt. Zuerst von Tra<strong>ch</strong>tenträgerinnen,<br />

dann au<strong>ch</strong> über die Kantons- <strong>und</strong> Landesgrenzen hinaus. Berühmtheit in<br />

der Fertigung der S<strong>ch</strong>muckstücke aus mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>em Haar erlangte Elisabeth Signer<br />

(1824-1908), die diese besondere S<strong>ch</strong>muckherstellung in England erlernt hatte.<br />

Erst seit kurzem widmen si<strong>ch</strong> der filigranen symbolträ<strong>ch</strong>tigen Fle<strong>ch</strong>tkunst wieder<br />

einzelne Freizeit-Kunsthandwerker. Ähnli<strong>ch</strong> wie beim Klöppeln werden Bündel von<br />

einigen wenigen Haaren, die bes<strong>ch</strong>wert an einem ringförmigen Fle<strong>ch</strong>tstock hängen,<br />

kunstvoll vers<strong>ch</strong>lungen, so dass spinnwebzarte Bänder, «Rölleli», Kugeln <strong>und</strong><br />

«Röhrli» entstehen. Diese werden in Edelmetall gefasst zu Ohrgehängen, Arm-,<br />

Hals- <strong>und</strong> Uhrenketten.<br />

Nur no<strong>ch</strong> wenige Golds<strong>ch</strong>miede verstehen si<strong>ch</strong> auf das Gestalten von Tra<strong>ch</strong>tens<strong>ch</strong>muck.<br />

Die mit Edel- <strong>und</strong> Halbedelsteinen besetzten Filigranstücke aus Gold <strong>und</strong><br />

Silber erinnern in ihrer Pra<strong>ch</strong>t an Rokoko-Zier. Eine Zeit lang waren bei Tra<strong>ch</strong>tenträgerinnen<br />

Kamee-Bros<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> -Ohrs<strong>ch</strong>muck beliebt, <strong>und</strong> winzige Hinterglasbild<strong>ch</strong>en<br />

(Gläslis<strong>ch</strong>muck) wurden zu Bros<strong>ch</strong>en, Medaillons <strong>und</strong> Ohrgehängen verarbeitet.<br />

Zu den Kunsthandwerkern der Region zählen au<strong>ch</strong> Hackbrettbauer, Dre<strong>ch</strong>sler, Tra<strong>ch</strong>tens<strong>ch</strong>neiderinnen<br />

<strong>und</strong> Silbers<strong>ch</strong>miede, au<strong>ch</strong> die Herstellerinnen der «Dewiisli» für<br />

den «Chlausezüüg». Zu den berühmtesten Vertretern des überlieferten Handwerks<br />

gehören die Handstickerinnen <strong>und</strong> die Bauernmaler <strong>und</strong> -malerinnen.


Qualität aus Tradition.


42<br />

Bauernmalerei<br />

Die Liebe der Bewohnerinnen <strong>und</strong> Bewohner des Alpsteins zum S<strong>ch</strong>önen zeigt si<strong>ch</strong><br />

in den leu<strong>ch</strong>tenden Farben der Bauernhäuser, in kunstvoll ges<strong>ch</strong>nitzten Möbeln, in<br />

Details wie Messingbes<strong>ch</strong>läge der Sennentra<strong>ch</strong>t oder filigranem Tra<strong>ch</strong>tens<strong>ch</strong>muck.<br />

Eine besondere Stellung hat die Bauernmalerei. Älteste Zeugnisse stammen aus<br />

dem 16. Jahrh<strong>und</strong>ert. Zuerst wurden repräsentative Räume, später Möbel mit<br />

Ornamenten aus der Tier- <strong>und</strong> Pflanzenwelt bemalt. Im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert waren allegoris<strong>ch</strong>e<br />

Szenen beliebt, Jagdges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten, Darstellungen des höfis<strong>ch</strong>en Lebens<br />

oder aus der Bibel. Die meisten Möbelmaler blieben unbekannt. Man vermutet,<br />

dass trotz des später eingebürgerten Begriffs Bauernmalerei sie selten Landwirte<br />

waren. Viel eher handelte es si<strong>ch</strong> wohl um Wandermaler. Wie bei der Kir<strong>ch</strong>endekoration,<br />

bei der Innerrhoder Tra<strong>ch</strong>t <strong>und</strong> bei etli<strong>ch</strong>en <strong>Bräu<strong>ch</strong>e</strong>n ist au<strong>ch</strong> in der Bauernmalerei<br />

in ihrer Entstehungszeit eine Verbindung zur süddeuts<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en<br />

Kultur auszuma<strong>ch</strong>en.<br />

Ende des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts verbanden Maler aus der Region die barocken Elemente<br />

mit dem was si<strong>ch</strong> in ihrem Alltag abspielte. Die Möbelmalerei wurde zur<br />

Volkskunst. Als deren Begründer gilt der Gontner Conrad Starck (1769 – 1817); er<br />

hat wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> als erster einen Alpaufzug dargestellt – das Hauptmotiv für die<br />

spätere Senntumsmalerei. Wegbereiter für die Tafelbilder, die na<strong>ch</strong> dem Rückgang<br />

der Möbelmalerei in Mode kamen, dürfte Bartholomäus Lämmler (1809 – 1865)<br />

aus Herisau sein. Das Bemalen der Fahreimer-Böden kam auf <strong>und</strong> Sennenstreifen<br />

auf Holz oder Papier bildeten den ganzen Besitz des Bauern ab.<br />

Auf den Tafelbildern standen zwar immer no<strong>ch</strong> die Tiere, vor allem die Alpfahrten,<br />

im Mittelpunkt, nun kamen jedo<strong>ch</strong> Liegens<strong>ch</strong>aften, Mens<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> die Umgebung<br />

sowie die imposanten Bergkulissen hinzu. Ri<strong>ch</strong>tig Erfolg hatten die Bauernmaler<br />

damit ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts. Selten waren Malerinnen dabei.<br />

Te<strong>ch</strong>nik, Stil <strong>und</strong> Motive änderten si<strong>ch</strong> seither kaum mehr. Heute erwerben vor<br />

allem Liebhaber <strong>und</strong> Sammler die Werke der zeitgenössis<strong>ch</strong>en Bauernmaler <strong>und</strong><br />

-malerinnen, die ganz selten Bauern sind. Die Sujets sind ni<strong>ch</strong>t mehr auf das bäuerli<strong>ch</strong>e<br />

Leben bes<strong>ch</strong>ränkt, sondern erzählen vom Alltag, von Festen <strong>und</strong> <strong>Bräu<strong>ch</strong>e</strong>n.


Von barocker Möbelmalerei zur Volkskunst.


44<br />

Handstickerei<br />

«D Fraue ond d Saue erhaaltid s Land», lautete das geflügelte Wort zur Ho<strong>ch</strong>blüte<br />

der <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong> Handstickerei. Aufgekommen ist das gewerbsmässige Verzieren<br />

von Textilien – zuerst mit Grob- <strong>und</strong> Kettenstickerei – um 1800. Bis 1914 lebte ein<br />

Drittel der berufstätigen Bevölkerung Innerrhodens davon. Gestickt wurde allerdings<br />

ni<strong>ch</strong>t für den Eigengebrau<strong>ch</strong> <strong>und</strong> selten für Einheimis<strong>ch</strong>e. Die aufwändig<br />

bestickten Kostbarkeiten waren teuer <strong>und</strong> weltberühmt.<br />

Mit Sticken verdiente man<strong>ch</strong>e Innerrhoderin den Lebensunterhalt für die Familie.<br />

Eine Zeit lang war die Handstickerei für den Kanton überlebenswi<strong>ch</strong>tig. Die Mäd<strong>ch</strong>en<br />

lernten s<strong>ch</strong>on im Primars<strong>ch</strong>ulalter die ersten Sti<strong>ch</strong>e <strong>und</strong> halfen na<strong>ch</strong> dem<br />

S<strong>ch</strong>ulunterri<strong>ch</strong>t <strong>und</strong> in den Ferien mit, die Aufträge zu erfüllen.<br />

St<strong>und</strong>enlang sass die Stickerin am Stickstock am Fenster; in der Dämmerung<br />

beleu<strong>ch</strong>teten mit Wasser gefüllte Glaskugeln die Arbeit. Mit Platt-, Stepp- <strong>und</strong><br />

Figurensti<strong>ch</strong>en, mit Hohlsäumen <strong>und</strong> feinen Dur<strong>ch</strong>bru<strong>ch</strong>arbeiten zauberte sie eine<br />

Vielfalt von Motiven auf Tas<strong>ch</strong>entü<strong>ch</strong>er, Tra<strong>ch</strong>tenkragen, Unterwäs<strong>ch</strong>e <strong>und</strong> Aussteuerwäs<strong>ch</strong>e<br />

– sogar für Königshäuser.<br />

Die Stickerei florierte derart, dass ganze Ges<strong>ch</strong>äftszweige daraus entstanden wie<br />

die Ferggerei (Händlerinnen <strong>und</strong> Händler <strong>und</strong> Lieferanten der Rohware) <strong>und</strong> später<br />

Textilfabriken, die si<strong>ch</strong> auf die Herstellung von Tas<strong>ch</strong>entü<strong>ch</strong>ern <strong>und</strong> Foulards verlegten,<br />

als die Handstickerei weniger gefragt war. Heimarbeiterinnen übernahmen<br />

das Roulieren (Handsäumen) der Stücke.<br />

«Weltw<strong>und</strong>er der weibli<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>ickli<strong>ch</strong>keit» wurde die Innerrhoder Handstickerei<br />

genannt. Die mit weissem oder zartblauem feinen Garn auf Baumwollbatist gestickten<br />

Motive <strong>und</strong> Ornamente haben Stickereizei<strong>ch</strong>ner <strong>und</strong> oft Künstler entworfen.<br />

Man<strong>ch</strong>e Innerrhoder Unternehmerin <strong>und</strong> einige Fabrikanten eröffneten in S<strong>ch</strong>weizer<br />

<strong>und</strong> ausländis<strong>ch</strong>en Nobelkurorten Stickereiges<strong>ch</strong>äfte.<br />

Mit dem Aufkommen der Mas<strong>ch</strong>inenstickerei <strong>und</strong> vor allen als ab den 30er-Jahren<br />

aus Asien billigere Stickereien Europa überfluteten, war die wertvolle Handarbeit<br />

vom Aussterben bedroht. Heute sticken no<strong>ch</strong> einige wenige Frauen in Innerrhoden<br />

im privaten Rahmen.<br />

Das Museum <strong>Appenzell</strong> beherbergt eine international bea<strong>ch</strong>tete Stickereisammlung.


Weltw<strong>und</strong>er weibli<strong>ch</strong>er Fertigkeit.


46<br />

Gebetsheilen<br />

In <strong>Appenzell</strong> Innerrhoden leben gegen 30 Heiltätige, die mit Hilfe von Gebeten<br />

S<strong>ch</strong>merzen oder Heimweh nehmen, Blut stillen, Warzen <strong>und</strong> andere Hautkrankheiten<br />

vertreiben können. Sie verwenden dazu geheime Heilsprü<strong>ch</strong>e <strong>und</strong> Segensformeln,<br />

die zum Teil seit dem Spätmittelalter belegt sind. Im Dialekt heisst es,<br />

einer «tuet fö Hitz ond Brand».<br />

Die Heiltätigen sind medizinis<strong>ch</strong> Laien, die si<strong>ch</strong> auf volksmedizinis<strong>ch</strong>es Wissen stützen<br />

<strong>und</strong> ihre Heiltätigkeit meist als Gebet verstehen oder in enger Verbindung mit<br />

Beten ausüben. Man<strong>ch</strong>e fordern die Hilfesu<strong>ch</strong>enden oder ihre Angehörigen dazu<br />

auf, ebenfalls Gebete zu spre<strong>ch</strong>en, um die Wirkung zu unterstützen.<br />

Das Heilen ist für sie eine von Gott gegebene Gabe, die sie im Verborgenen <strong>und</strong><br />

als Nebenbes<strong>ch</strong>äftigung ausüben. Gebetsheilende werden in der Bevölkerung aufgr<strong>und</strong><br />

eigener Erfahrung oder aufgr<strong>und</strong> von Beri<strong>ch</strong>ten über erfolgrei<strong>ch</strong>e «Behandlungen»<br />

weiter empfohlen. Die Patienten kommen aus allen Bevölkerungss<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten,<br />

der Grossteil sind Einheimis<strong>ch</strong>e.<br />

Voraussetzung für die Fähigkeit zum Gebetsheilen sind Mitleid, Barmherzigkeit<br />

<strong>und</strong> der Sinn für Gere<strong>ch</strong>tigkeit. Für die Heiltätigkeit darf kein Honorar verlangt<br />

werden, ansonsten die Gabe verloren gehen könnte. Für die Hilfesu<strong>ch</strong>enden gilt<br />

jedo<strong>ch</strong>: Etwas geben sollte man; für die Heilenden: Etwas verlangen darf man<br />

ni<strong>ch</strong>t, Ges<strong>ch</strong>enke annehmen hingegen s<strong>ch</strong>on.<br />

Gebetsheilen funktioniert au<strong>ch</strong> auf Distanz, ja sogar wenn der Kranke ni<strong>ch</strong>ts davon<br />

weiss. Am häufigsten werden Gebetsheiler in Anspru<strong>ch</strong> genommen bei Fieber, Entzündungen,<br />

S<strong>ch</strong>merzen, vor <strong>und</strong> na<strong>ch</strong> Operationen um die Heilung zu fördern <strong>und</strong><br />

den Patienten zu beruhigen <strong>und</strong> bei Hautkrankheiten. Eine Spezialität ist das Nehmen<br />

von Heimweh.<br />

Bei hartnäckigen dermatologis<strong>ch</strong>en Erkrankungen wird der Heiltätige meist aufgesu<strong>ch</strong>t.<br />

Dieser umfährt (berührt) die befallene Haut, am besten bei «s<strong>ch</strong>wiinegem»<br />

(abnehmendem) Mond.<br />

In vielen Fällen werden die Heiltätigen zusätzli<strong>ch</strong> zur s<strong>ch</strong>ulmedizinis<strong>ch</strong>en Behandlung<br />

konsultiert. Häufig werden die Gebetsheilenden au<strong>ch</strong> von Bauern bei Tierkrankheiten<br />

beigezogen.<br />

Die Kraft für das Heilen wird von Generation zu Generation weiter gegeben. In der<br />

Regel werden dabei Abs<strong>ch</strong>riften der Heilsprü<strong>ch</strong>e weiter gerei<strong>ch</strong>t <strong>und</strong> die alten<br />

Spru<strong>ch</strong>hefte verni<strong>ch</strong>tet.


Kraft des Volksglaubens.


48<br />

Spra<strong>ch</strong>führer<br />

Speziöll fö di Fotege...<br />

Backnasli Fünffrankenstück<br />

Badeieli kleines Mostfass<br />

Bumeranze Orange<br />

Chääsmageroone Makkaronen mit Käse <strong>und</strong> Kartoffelstücklein<br />

Chapeli (kleine) Kapelle, kleine Kir<strong>ch</strong>e<br />

Chönd zonis! Besu<strong>ch</strong>t uns wieder einmal!<br />

Chöngelibroote Kanin<strong>ch</strong>enbraten<br />

Chröömli kleines Süssgebäck (Plätz<strong>ch</strong>en)<br />

Eepei Erdbeere(n)<br />

Fenz Sennenspeise aus Mil<strong>ch</strong> (S<strong>ch</strong>otte), Mehl,<br />

Butter, Ei, Gries<br />

Fidibus As<strong>ch</strong>enbe<strong>ch</strong>er<br />

Födlebotzbapeie WC-Papier<br />

Iimehung Bienenhonig<br />

Imbeilatweri Himbeerkonfitüre<br />

Mektig Mittwo<strong>ch</strong><br />

S<strong>ch</strong>lipfe<strong>ch</strong>ääs junger <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong> Magerkäse<br />

S<strong>ch</strong>maalz Butter<br />

Stüübe(r) Raus<strong>ch</strong>; Betrunkenheit<br />

Täghüfflithee Hagenbuttentee<br />

Töbeli Zwanzigfrankennote<br />

Wedegehnte Muskelkater<br />

Zockebolle Luts<strong>ch</strong>-Bonbon<br />

z Ves<strong>ch</strong>be(r) esse «Zvieri» essen<br />

...ond no en Bläts<strong>ch</strong> anderi us ösem Alltag.<br />

aadlig komis<strong>ch</strong>, kurios, eigenartig, seltsam<br />

Äbese Ameise<br />

Be<strong>ch</strong>ue 1. Spielzeugkuh – 2. S<strong>ch</strong>impfname für eine Frau<br />

Blauderi S<strong>ch</strong>wätzer<br />

Chääsblüemli Gänseblüm<strong>ch</strong>en; Masslieb<strong>ch</strong>en<br />

<strong>ch</strong>rööpelig Magenverstimmung; fast übel<br />

eeding egal; einerlei<br />

Flickflaude(r) S<strong>ch</strong>metterling<br />

fö<strong>ch</strong>elig für<strong>ch</strong>terli<strong>ch</strong>; entsetzli<strong>ch</strong>; s<strong>ch</strong>reckli<strong>ch</strong>,<br />

(au<strong>ch</strong> Verstärkungswort)<br />

Goofe (anständige!) Kinder<br />

Lendaueli Tabakpfeife der Innerrhoder<br />

noodlig eilig, pressant<br />

ooleiig unpraktis<strong>ch</strong>, ungelegen, ni<strong>ch</strong>t angenehm, unliebsam<br />

Pfnösl S<strong>ch</strong>nupfen<br />

Pföderi munteres Kind<br />

S<strong>ch</strong>nattere W<strong>und</strong>e, S<strong>ch</strong>nittw<strong>und</strong>e<br />

S<strong>ch</strong>nopftue<strong>ch</strong> Tas<strong>ch</strong>entu<strong>ch</strong><br />

Selewiewädli, wädli wie s<strong>ch</strong>nell wohl?, s<strong>ch</strong>nell; ges<strong>ch</strong>wind<br />

Sonnwendlig Löwenzahnblüte<br />

Stapfede Holz- oder Steintritte (neu au<strong>ch</strong> aus Metall) als<br />

Zaunüberstieg<br />

weleweg wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>; wohl<br />

wölzgott tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>, wirkli<strong>ch</strong>


Glossar<br />

Chlause Ritual der Silvester<strong>ch</strong>läuse aus Gesang <strong>und</strong><br />

Choreographie, das vor den Häusern ausgeführt<br />

wird; au<strong>ch</strong> der Brau<strong>ch</strong> als Ganzes<br />

Zäuerli, zaure mehrstimmiger textloser Naturjodel in Ausserrhoden;<br />

«zauren» bedeutet in Innerrhoden au<strong>ch</strong> jau<strong>ch</strong>zen<br />

Riedler Bewohner des Ried-Quartiers, südli<strong>ch</strong> von<br />

<strong>Appenzell</strong>, eine der ersten Sozialsiedlungen in<br />

Europa; die Genossens<strong>ch</strong>aft hat heute no<strong>ch</strong> eine<br />

eigene Verwaltung, z. B. zur Zuteilung von Gr<strong>und</strong>stücken<br />

im Baure<strong>ch</strong>t.<br />

Secklmeis<strong>ch</strong>te Vorsteher des Finanzdepartements AI<br />

Statthalter Vorsteher des Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Sozialdepartements<br />

AI<br />

Landshopme Landeshauptmann, Vorsteher des<br />

Landwirts<strong>ch</strong>aftsdepartements<br />

Landsfehnri<strong>ch</strong> Vorsteher des Justiz-, Polizei- <strong>und</strong><br />

Militärdepartements AI<br />

Lediwagen Von Pferden gezogener vierräderiger Wagen, auf den<br />

hölzerne Sennereigeräts<strong>ch</strong>aften <strong>und</strong> der «Hausrat»<br />

für den Alpsommer geladen <strong>und</strong> mit Stricken festgeb<strong>und</strong>en<br />

wurden. Heute führen nur no<strong>ch</strong> einzelne<br />

Bauern den Lediwagen beim «öberefahre» mit – aus<br />

Freude an der Tradition. Die Alphütten sind eingeri<strong>ch</strong>tet<br />

<strong>und</strong> die Geräte zur Käseherstellung wegen<br />

Hygiene-Vors<strong>ch</strong>riften aus Chromstahl <strong>und</strong> Kunststoff.<br />

Rugguusseli mehrstimmiger textloser Naturjodel aus Vokalen <strong>und</strong><br />

Silben in Innerrhoden (Zäuerli in Ausserrhoden)<br />

altmöödig altmodis<strong>ch</strong>, wie aus vergangen Zeiten<br />

Gitzi, (-broote), -<strong>ch</strong>üe<strong>ch</strong>li Gitzi = junge Ziege, Zicklein; Chüe<strong>ch</strong>li = kleine<br />

Ku<strong>ch</strong>en; Gitzi<strong>ch</strong>üe<strong>ch</strong>li sind in Ausbackteig gehüllte<br />

frittierte Stücke von Ziegenfleis<strong>ch</strong><br />

Ösehegottstag Fronlei<strong>ch</strong>nam, der Feiertag mit den prä<strong>ch</strong>tigsten<br />

Prozessionen in Innerrhoden<br />

Hierig pantomimis<strong>ch</strong>er Tanz von einem Paar zu <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong>musik<br />

aufgeführt. Er bes<strong>ch</strong>reibt die Freuden <strong>und</strong><br />

Mühen in Beziehungen.<br />

Hoselopf Urform des S<strong>ch</strong>wingens<br />

hööggle Kräftemessen mit ineinander gehakten Fingern<br />

Bolle wöffe Steine werfen, Steinstossen (Wettkampf)<br />

s<strong>ch</strong>lääzig mitreissend, lässig<br />

Brüe<strong>ch</strong>li gefältetes Göller (wie der S<strong>ch</strong>ürzenstoff, man<strong>ch</strong>mal<br />

gold- <strong>und</strong> pailletenbestickt) der Innerrhoder<br />

Frauentra<strong>ch</strong>t, das um den Auss<strong>ch</strong>nitt gelegt <strong>und</strong> mit<br />

Kettens<strong>ch</strong>muck befestigt wird.<br />

Chölbi Jahrmarkt, Kir<strong>ch</strong>weihfest (Chilbi)<br />

Riits<strong>ch</strong>uel Karussell<br />

Chlöösler, <strong>ch</strong>läusele Klausmarkt, Ges<strong>ch</strong>enke einkaufen<br />

Chlausebickli ungefüllte Lebku<strong>ch</strong>en mit handgemalten<br />

Zuckerbildern <strong>und</strong> Zuckerguss<br />

Dewiisli Zuckerteigbild<strong>ch</strong>en (man<strong>ch</strong>mal Salzteig) mit<br />

ländli<strong>ch</strong>en oder religiösen Motiven<br />

Bröötigs Gebildebrote, v.a. zur Weihna<strong>ch</strong>tszeit: Geflo<strong>ch</strong>tene<br />

Ringe (Filering) tafelförmige Zopfreihen oder Vogelformen<br />

(Tafle Zöpf, Tafle Vögl) aus Hefeteig.<br />

49


Grenzenlose Freiheit mit den vier Luftseilbahnen im <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong>land.<br />

Säntis<br />

Hoher Kasten<br />

Ebenalp<br />

Kronberg<br />

Vom Säntis rei<strong>ch</strong>t der Blick r<strong>und</strong>herum über se<strong>ch</strong>s Länder. Genauso<br />

grenzenlos sind au<strong>ch</strong> die Mögli<strong>ch</strong>keiten: Grosse Aussi<strong>ch</strong>tshallen,<br />

Sonnenterrassen <strong>und</strong> das Panorama-Restaurant erwarten die Besu<strong>ch</strong>er<br />

auf dem 2502 Meter hohen Gipfel. Neustes Highlight ist die<br />

Gwönderfitzig-Mineralienausstellung. Au<strong>ch</strong> auf der S<strong>ch</strong>wägalp<br />

gibt es viel zu entdecken: NaturErlebnispark, attraktive Themen-<br />

Das moderne Drehrestaurant Hoher Kasten liegt 1795 Meter<br />

über dem Meer <strong>und</strong> ist Ausgangspunkt für den neu überarbeiteten<br />

geologis<strong>ch</strong>en Wanderweg. Die Attraktion ist hier<br />

der Alpengarten: Botanis<strong>ch</strong>e Artenvielfalt der Alpstein-Flora<br />

in natürli<strong>ch</strong> gestalteter Gipfellands<strong>ch</strong>aft. Die Luftseilbahn<br />

ers<strong>ch</strong>liesst die familienfre<strong>und</strong>li<strong>ch</strong>e Wanderlands<strong>ch</strong>aft <strong>und</strong> bietet<br />

1644 Meter über Meer liegt die Ebenalp, von dessen Plateau<br />

Wanderungen <strong>und</strong> Bergtouren für jeden Anspru<strong>ch</strong> starten. Die<br />

prähistoris<strong>ch</strong>en Stätten des Wildkir<strong>ch</strong>li sind aus ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er,<br />

ar<strong>ch</strong>äologis<strong>ch</strong>er <strong>und</strong> naturk<strong>und</strong>li<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t ein sehr lohnendes<br />

Ziel. Viel Spass <strong>und</strong> Abwe<strong>ch</strong>slung verspre<strong>ch</strong>en au<strong>ch</strong> die Skigebiete<br />

S<strong>ch</strong>wende <strong>und</strong> Ebenalp. Im <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong>land läuft alles ein biss-<br />

Der Kronberg (1663m ü.M.), unser Familien- <strong>und</strong> Freizeitberg im<br />

<strong><strong>Appenzell</strong>er</strong>land, ist ein beliebtes Ausflugsziel für Freizeit <strong>und</strong><br />

Sport. Die Bergbahn, das attraktive Wandergebiet, die 1000 m<br />

lange Bobbahn für rasante Talfahrten, die Hörwanderung, die<br />

Kultur <strong>und</strong> Historie der Region näher bringt <strong>und</strong> der attraktive<br />

Kinderspielplatz bei der Talstation sind sehr beliebt. Am Fusse<br />

wege, Berg hotel S<strong>ch</strong>wäg alp, Alps<strong>ch</strong>aukäserei, das Gasthaus Passhöhe<br />

der Biker-Treff, Geologie-Steinpark <strong>und</strong> vieles mehr.<br />

Säntis-S<strong>ch</strong>webebahn, www.saentisbahn.<strong>ch</strong><br />

eine eindrückli<strong>ch</strong>e Weit si<strong>ch</strong>t zu den Alpen <strong>und</strong> dem Bodensee-<br />

Drei län der eck.<br />

Hoher Kasten, www.hoherkasten.<strong>ch</strong><br />

<strong>ch</strong>en gemütli<strong>ch</strong>er... mit Ausnahme der Bergbahnen. Die bringen Sie<br />

immer re<strong>ch</strong>tzeitig mitten hinein in die Erlebniswelt des Alpsteins<br />

– eine herrli<strong>ch</strong>e Bühne für ihre Freizeitbes<strong>ch</strong>äftigung.<br />

Luftseilbahn Wasserauen-Ebenalp, www.ebenalp.<strong>ch</strong><br />

des Kronbergs liegt einer der grössten Seilparks der Osts<strong>ch</strong>weiz. Ob<br />

mit Familie, Fre<strong>und</strong>en oder Ihrer Firma, für Adrenalin pur ist bestimmt<br />

gesorgt. Wer nur entspannen will, der ist im Berggasthaus mit der<br />

Aussi<strong>ch</strong>ts- <strong>und</strong> Sonnenterrasse bestens aufgehoben.<br />

Luftseilbahn Jakobsbad-Kronberg, www.kronberg.<strong>ch</strong>


Ein Genuss mit Tradition.<br />

Bis<strong>ch</strong>ofberger AG<br />

<strong><strong>Appenzell</strong>er</strong> Biber- <strong>und</strong> Nuss-Spezialitäten<br />

CH-9057 Weissbad • www.baerli-biber.<strong>ch</strong><br />

Distribuiert dur<strong>ch</strong> Zweifel Pomy-Chips AG<br />

CH-8957 Spreitenba<strong>ch</strong>


www.appenzeller.<strong>ch</strong><br />

Von Natur aus würzig,<br />

aus Tradition geheim.<br />

© 2013 <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong>land Tourismus AI<br />

Konzept <strong>und</strong> Design: Koller Werbung ASW, Andrea Mathis<br />

Fotografie: Ar<strong>ch</strong>iv <strong><strong>Appenzell</strong>er</strong>land Tourismus AI, Ernst Hohl, Toni Küng, Alfred Fässler, Marc Hutter, Christof Sonderegger, Renato<br />

Bagattini, Christian Perret, Willi S<strong>ch</strong>iegg, Emil Koller, Paul Broger, Stefan Rötheli, Rolf Re<strong>ch</strong>steiner, Guido Kne<strong>ch</strong>tle


4<br />

Titel<br />

Gr<strong>und</strong>s<strong>ch</strong>rift<br />

Ort: •••. Zeit: •••.<br />

<strong><strong>Appenzell</strong>er</strong>land Tourismus AI<br />

CH-9050 <strong>Appenzell</strong><br />

Tel. +41 (0)71 788 96 41<br />

Fax +41 (0)71 788 96 49<br />

info@appenzell.<strong>ch</strong><br />

www.appenzell.<strong>ch</strong>

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