ÖSTERREICHISCHE BESCHREIBENDE SORTENLISTE 2013 ...
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Österreichische Beschreibende Sortenliste <strong>2013</strong><br />
Der landeskulturelle Wert ist ein relativer Wert, relativ zum jeweiligen Sortenspektrum, und keine statische<br />
Größe. Er wird den sich ändernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Preissituationen immer wieder<br />
angepasst und inhaltlich neu ausgestaltet. Seine Bestimmung ist trotz objektiver Wertprüfungsdaten zum Teil<br />
Ermessenssache. Eine Verbesserung kann gegeben sein, wenn die Prüfsorte in einer wichtigen<br />
Werteigenschaft wie einem agronomischen Kriterium, in einem wesentlichen Resistenzmerkmal, im Ertrag<br />
oder in bestimmten Qualitätsparametern über der Leistung der wertvollsten zugelassenen Sorte liegt, oder<br />
wenn die wertbestimmenden Merkmale günstiger kombiniert sind. Zumindest in einer Anbauregion muss<br />
somit „die beste“ zugelassene Sorte übertroffen werden. Je nach Pflanzenart sind die Anbauregionen<br />
unterschiedlich abgegrenzt. Einzelne negative Eigenschaften können durch günstige andere Ausprägungen<br />
teilweise aufgewogen werden. Diese Art der Interpretation des landeskulturellen Wertes fördert die<br />
Diversifizierung und Regionalisierung des Sortiments.<br />
Technische Durchführung der Wertprüfungen:<br />
Der Exaktversuch mit Wiederholung der Prüfglieder und Zufallsanordnung der Parzellen ist eine wesentliche<br />
Erkenntnisquelle für die landwirtschaftliche Produktion. Die Einflüsse der stets auftretenden<br />
Bodenunterschiede werden einerseits durch die zufällige (randomisierte) Verteilung der Parzellen<br />
ausgeglichen, andererseits rechnerisch korrigiert. Die Prüfglieder sind drei- bis vierfach wiederholt, bei<br />
ertraglich auszuwertenden Versuchen differiert die Parzellenfläche je nach Pflanzenart und<br />
Bodeneigenschaften von 7,0 bis 28,0 m 2 . Die Planung der Zulassungsprüfungen erfolgt zentral durch das<br />
Bundesamt für Ernährungssicherheit (BAES). Das Bundesamt für Ernährungssicherheit ist innerhalb der<br />
Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH (AGES) für alle hoheitlichen<br />
Aufgaben zuständig. Das eigene Prüfstellennetz wird durch Standorte autorisierter Institutionen wie dem<br />
Lehr- und Forschungszentrum Raumberg-Gumpenstein (LFZ) und der Landwirtschaftlichen<br />
Koordinationsstelle Niederösterreich (LAKO) ergänzt. Bei Zuckerrübe erfolgen die Prüfungen gemeinsam mit<br />
der Zuckerforschung Tulln GmbH (ZFT). Aus Kosten- und Kapazitätsgründen sind bei einigen Pflanzenarten<br />
auch Züchter und Antragsteller für Versuche (vornehmlich des 1. Prüfjahres) autorisiert. Die Durchführung<br />
erfolgt entsprechend den in den „Methoden für Saatgut und Sorten“ festgelegten Verfahren. Die Mehrzahl<br />
der Getreideversuche erhält keine Wachstumsregler und Fungizide. Bei einigen Versuchen von<br />
Winterweizen, Wintergerste, Winterroggen, Winterdurum, Sommergerste und Sommerdurum werden zwei<br />
Intensitätsstufen (ohne Fungizid, mit Fungizid) durchgeführt. Separate Bio-Zulassungsprüfungen gibt es bei<br />
Winterweizen und Sommergerste. Dinkel wird seiner praktischen Verwendung entsprechend seit 1996/97<br />
hauptsächlich auf Biobetrieben getestet. Ergänzende Versuche auf Biobetrieben gibt es auch bei<br />
Wintergerste, Winterroggen, Wintertriticale, Sommerweichweizen, Sommerhafer, Körnererbse, Kartoffel<br />
sowie Kleearten und Gräsern. In den konventionell durchgeführten Kartoffelversuchen kommen Fungizide<br />
gegen Krautfäule zur Anwendung, bei Zuckerrübe werden Mehltau sowie die Cercospora-<br />
Blattfleckenkrankheit bekämpft. Bei Überschreiten von Schadensschwellen erfolgt ein Einsatz von<br />
Insektiziden.<br />
Ertrag, Anbaueigenschaften und Krankheiten:<br />
Die Ertragsleistungen der Sorten werden ausschließlich, die Anbaueigenschaften überwiegend unter<br />
natürlichen Feldbedingungen erhoben. Im Mühlviertel angelegte Registerparzellen liefern auch in<br />
schneearmen Wintern Erkenntnisse über die Anfälligkeit von Getreide für Schneeschimmel und<br />
Typhulafäule. In Auswinterungskästen wird die Frosthärte von Winterdurum und Winterraps abgetestet.<br />
Vereinzelt kommen Labortests (z.B. Auswuchsprüfungen in der Feuchtkammer) zum Einsatz. Zusätzlich wird<br />
in separaten Prüfparzellen die Neigung zu viröser Verzwergung (Viröse Gelbverzwergung,<br />
Weizenverzwergung) bei Wintergetreide, zu DTR-Blattdürre (Drechslera tritici-repentis) von Weich- und<br />
Durumweizen, zu Halm- und Ährenknicken bei Gerste und zu Halmknicken bei Hafer beurteilt. Für Gelbrost<br />
(Puccinia striiformis) und Schwarzrost (Puccinia graminis) bei Weich- und Durumweizen werden auch<br />
Ergebnisse künstlicher Infektionen herangezogen. Im Rahmen der Bio-Zulassungsprüfung werden die<br />
Winterweizen mit Sporen von Steinbrand (Tilletia caries) inokuliert. Bei Mais wird die Anfälligkeit für<br />
Fusarium durch Inokulation der Narbenfäden (Eindringresistenz) und Kolben (Ausbreitungsresistenz) mit<br />
einer Erregersuspension (Fusarium graminearum, F. subglutinans) getestet. Die Anfälligkeit für<br />
Kartoffelkrebs (Synchytrium endobioticum) wird im Labor durch künstliche Infektion festgestellt. Für die<br />
Resistenzprüfung gegenüber zystenbildenden Nematoden (Globodera rostochiensis) werden<br />
Kartoffelpflanzen im Glashaus in infizierter Erde kultiviert. Zur Ermittlung der Anfälligkeit für die Späte<br />
Rübenfäule (Rhizoctonia solani) werden mit dem Pilz inokulierte Gerstenkörner vor dem Anbau flach in den<br />
Boden eingebracht. Wenn möglich werden die Beobachtungen mittels Mess- und Zählwerten erfasst. In<br />
vielen Fällen wäre eine exakte Messung (z.B. der befallenen Blattfläche in cm 2 ) aber zu aufwändig. Es<br />
werden die Symptome bonitiert, d.h. durch Schätzung bewertet (Noten von 1-9; 1 = kein Auftreten, … 9 =<br />
sehr starkes Auftreten). Zur Charakterisierung von Mehltauresistenzfaktoren von Sommergerste, der<br />
Resistenz gegen das Gerstengelbmosaikvirus und Nematoden-Resistenzen von Kartoffel werden auch<br />
ausländische Ergebnisse sowie Züchterangaben herangezogen.