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Hoch hinaus - aber sicher - Bergpunkt

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know-how:hochtouren know-how:hochtouren<br />

Basiswissen für leichte <strong>Hoch</strong>touren<br />

<strong>Hoch</strong> <strong>hinaus</strong> –– <strong>aber</strong> <strong>sicher</strong>!<br />

<strong>Hoch</strong>touren erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Einmal im Leben auf einem<br />

Viertausender stehen – wer möchte das nicht? Der outdoor guide zeigt, wie man<br />

sich auf Gletschern und im Fels <strong>sicher</strong> fortbewegt, wie eine Spaltenrettung funk-<br />

tioniert, welche Gefahren lauern und wie man die Tour detailliert plant und das<br />

Risiko entsprechend minimiert.<br />

Sicher unterwegs auf Gletschern<br />

Routenwahl auf dem Gletscher<br />

Auf dem Gletscher wird die Routenwahl massgeblich durch<br />

die Lage von sichtbaren und verborgenen Gletscherspalten<br />

bestimmt. Auch drohender Eisschlag aus Gletscherabbrüchen,<br />

einstürzende Eistürme und Lawinen müssen bei der<br />

Routenwahl berücksichtigt werden. Gletscherspalten können<br />

überall sein, gefährlich sind sie vor allem dann, wenn<br />

sie unter der Schneedecke verborgen sind. Oft bilden sie<br />

sich immer wieder an den gleichen Stellen. Ursachen sind<br />

unterschiedliche Fliessgeschwindigkeiten des Eises und der<br />

unebene Untergrund. Grosse Spalten bilden sich typischerweise<br />

an Geländeabbrüchen. Tückisch ist, dass oft auch<br />

oberhalb dieser Stellen – noch im fl achen Gelände – tiefe<br />

Spalten vorkommen, weil der Gletscher dort wegen des darunter<br />

liegenden Abbruches beschleunigt und gezerrt wird.<br />

Unterhalb von Steilpassagen und in Mulden wird der Gletscher<br />

zusammenge-drückt, weshalb dort weniger Spalten zu<br />

erwarten sind. Zwischen Eisfl anken und dem Gletscher bildet<br />

sich eine weitere typische Spalte, der sogenannte Bergschrund.<br />

In der Flanke ist das Eis am Untergrund angefroren,<br />

während der unterhalb liegende Gletscher (weg-)fl iesst.<br />

Dadurch entstehen oft grosse Spalten.<br />

Erkennen von Gletscherspalten<br />

Typische Spaltenzonen sind meist auf der Karte eingezeichnet<br />

und können schon bei der Routenplanung berücksich-<br />

tigt werden. Manchmal sind die Spalten noch offen, und<br />

es lässt sich erahnen, dass sich in der Verlängerung der<br />

offenen Spalte eine verschneite Spaltenbrücke befi nden<br />

könnte. Mit geschultem Auge lassen sich manchmal auch<br />

verschneite Spalten erkennen. Ein paar Tage nach dem<br />

letzten Schneefall, insbesondere bei Erwärmung, senken<br />

sich die Spaltenbrücken ein wenig und die Gletscherspalten<br />

zeichnen sich ab. Manchmal scheint auch der Schnee<br />

leicht andersfarbig, oder es sind feine Risse erkennbar.<br />

Abschätzen der Verhältnisse<br />

Allgemein gilt: Je mächtiger die Spaltenbrücken sind (das<br />

heisst je mehr Schnee im Allgemeinen liegt), desto kleiner<br />

ist das Risiko eines Spaltensturzes. Die Gefahr wächst,<br />

Bergschrund Hängegletscher<br />

Spaltenzonen<br />

Text: Emanuel Wassermann, Michael Wicky | Grafi ken: Atelier Guido Köhler & Co., Binningen<br />

wenn wenig Schnee liegt und/oder wenn der Schnee infolge<br />

Erwärmung weich wird und an Festigkeit verliert.<br />

In hochalpinen Lagen liegt im <strong>Hoch</strong>winter oft wenig<br />

Schnee, insbesondere weil dort der Wind den kalten Schnee<br />

laufend wieder wegblasen kann. Deshalb sind die Eiswände<br />

auch im <strong>Hoch</strong>winter blank. Erst mit den wärmeren Temperaturen<br />

im Laufe des März verbindet sich der Schnee mit<br />

dem Untergrund, und es beginnt sich eine stabile Schneedecke<br />

zu bilden. Liegt wenig Schnee auf den Gletschern, so<br />

sind tiefe und südexponierte Lagen oft <strong>sicher</strong>er, weil sich<br />

dort der Schnee dank der Wärme besser verfestigen kann.<br />

In schattigeren Lagen ist die Situation bei wenig Schnee<br />

prekärer. Einerseits nimmt die Festigkeit des Schnees durch<br />

die einsetzende Schneeumwandlung ab, andererseits entstehen<br />

grössere Spannungen und potenzielle Bruchstellen<br />

in der Schneedecke, weil das Gletschereis fl iesst.<br />

Der Einfl uss der Wärme<br />

Wärme weicht den Schnee auf, und die Gefahr des Einbrechens<br />

nimmt zu. Sie hat <strong>aber</strong> auch zur Folge, dass der<br />

Schnee sich verformen kann. Dadurch werden Spannungen<br />

abgebaut und Risse in Spaltenbrücken wieder<br />

zusammengekittet. Kühlt sich die Schneedecke wieder<br />

ab – zum Beispiel in der Nacht –, verfestigt sich der Schnee,<br />

und die Gefahr des Einbrechens nimmt ab.<br />

Fünf Tipps zur Routenwahl<br />

1. Grosse Spalten und Spaltenzonen wenn möglich weiträumig<br />

umgehen.<br />

2. Spalten möglichst rechtwinkling zur Spaltenrichtung<br />

passieren.<br />

3. Mulden bevorzugen: Durch die Windverfrachtung wird<br />

der Schnee in den Mulden abgelagert. Dadurch sind die<br />

Spaltenbrücken mächtiger und stabiler. Zudem befi nden<br />

sich in Mulden naturgemäss weniger Spalten.<br />

4. Pausen und Haltepunkte besonders sorgfältig auswählen<br />

– am Besten in Mul-den, nie auf Geländevorsprüngen.<br />

Die Gruppe darf nicht auf einer kleinen Fläche zusammenstehen,<br />

um die Belastung an einem Punkt zu<br />

minimieren.<br />

5. Spalten in Steilhängen sind wegen der Mitreissgefahr<br />

heikel. Allenfalls über solche Spalten mit T-Verankerung<br />

<strong>sicher</strong>n.<br />

Anseilen auf Gletscher<br />

Für Sicherheit anseilen<br />

Zu Fuss wird auf verschneiten Gletschern immer angeseilt.<br />

Die Seilschaft verhindert, dass eine einbrechende Person<br />

in eine Gletscherspalte fallen kann. Allerdings besteht dabei<br />

die Gefahr, dass die ganze Seilschaft mitgerissen wird.<br />

Eine Person zu halten, ist besonders dann schwierig, wenn<br />

das Seil zwischen den Personen nicht straff geführt wird,<br />

ein grosser Gewichtsunterschied zwischen den Seilpartnern<br />

besteht, der Schnee hart und/oder das Gelände steil<br />

ist. Die Seilschaftsmitglieder müssen weit auseinander<br />

angeseilt werden (8 – 12 Meter für Dreier- und Viererseilschaften,<br />

12 – 20 Meter für Zweierseilschaften).<br />

Mit dem Rest des Seils wird eine Seilverkürzung gemacht<br />

(siehe Grafi k 1 nächste Seite). Diese dient als Seilreserve<br />

für eine allfällige Rettung. Bei der Seilverkür-zung werden<br />

Schlingen aufgenommen – in der Länge bis zur untersten<br />

Rippe reichend, nicht zu lose. Zum Abbinden wird das Seil<br />

doppelt durch den Anseilknoten und den Anseilgurt geführt<br />

und ein einfacher Knoten um das weglaufende Partieseil<br />

gemacht. Das Ende wird mit einem Karabiner oder<br />

einem zweiten Knoten abge<strong>sicher</strong>t. Grössere Seilschaften<br />

sind <strong>sicher</strong>er, ideal sind 3 bis 5 Personen. Die Sicherheit<br />

kann erhöht werden, indem das Seil straff geführt wird.<br />

Schwere und/oder erfahrenere Personen seilen sich beim<br />

Aufstieg vorne, beim Abstieg hinten an, weil diese sonst<br />

von den leichteren Seilschaftsmitgliedern nur schwer gehalten<br />

werden können.<br />

Anseilgurt und Seil<br />

Angeseilt wird mittels Anseilgurt und Seil. Pro Seilschaft<br />

braucht es ein genügend langes Bergseil. An den Seilenden<br />

wird direkt mit Achterknoten (siehe Grafi k 2) an den<br />

Anseilgurt angeseilt. In der Mitte gibt es verschiedene Vari-<br />

88|outdoor guide|sommer|07 outdoor guide|sommer|07|89


know-how:hochtouren know-how:hochtouren<br />

anten, zum Beispiel mit zwei Karabinern, wovon einer mit<br />

Sicherung versehen sein muss, oder mit Ankerstich (siehe<br />

Grafi k 3). Bei reinen Gletschertouren darf anstelle eines<br />

normalen Bergseiles (versehen mit einer Marke UIAA )<br />

auch ein Halbseil (mit einer UIAA Marke « 1 /2» gekennzeichnet)<br />

oder ein sogenanntes Gletscherseil verwendet<br />

werden. Wird ein Halbseil verwendet oder wird mit Karabinern<br />

angeseilt, darf nicht geklettert werden, das heisst<br />

also nur auf Gletschern gewandert werden. Beim Anseilen<br />

mit Karabiner wird der Achterknoten ins Seil gemacht<br />

und dieser am Anseilpunkt des Anseilgurtes mittels zweier<br />

Kara-biner (einer davon ge<strong>sicher</strong>t) fi xiert.<br />

Handschlaufe als Verankerung<br />

Die Handschlaufe wird im Falle eines Sturzes benötigt,<br />

um eine provisorische Verankerung zu machen (siehe<br />

Grafi k 4) oder als Sicherung, um sich am fi xierten Seil hochzuziehen.<br />

Sie wird zum Beispiel mittels Prusik (siehe Grafi k<br />

5) ins Partieseil in Richtung des Seilvorderen eingeknüpft.<br />

Der Prusik-Knoten hat den Vorteil, dass er am Seil verschoben<br />

werden kann, unter Zug <strong>aber</strong> blockiert. Die Schlinge<br />

muss nicht immer in der Hand gehalten werden, der Knoten<br />

sollte <strong>aber</strong> immer mit der Hand erreichbar sein.<br />

Knoten als Seilbremse<br />

Besonders bei Zweierseilschaften, beim Abfahren mit Ski<br />

und/oder bei grossen Gewichtsunterschieden ist es sinnvoll,<br />

in der Mitte zwischen 2 Personen 3 bis 5 Knoten ins<br />

Seil zu machen (zum Beispiel Achterknoten). Der Abstand<br />

der Knoten zueinander beträgt 1,5 bis 2 Meter. Bei einem<br />

Spaltensturz verklemmen sich die Knoten im Schnee und<br />

funktionieren so als effi ziente Seilbremse.<br />

Spaltenrettung<br />

Halten und provisorisch verankern<br />

Durch den Spaltensturz eines Seilschaftsmitgliedes wird<br />

man in der Regel umgerissen und in Richtung Spalte<br />

mitgezogen. Zum Bremsen müssen die Beine nach vorne<br />

gedreht und gegen die Zugrichtung gestemmt werden.<br />

Das Gewicht des Oberkörpers wird dabei auf den Pickel<br />

oder die Stockspitze gedrückt. Als provisorische Verankerung<br />

kann der Pickel durch die vorbereitete Handschlaufe<br />

in den Schnee gerammt und die Last dieser Verankerung<br />

sorgfältig übertragen werden. Das Gewicht des Opfers<br />

hängt nun am Pickel. Achtung – diese Verankerung muss<br />

ständig überwacht werden und genügt keinesfalls als Verankerung<br />

für einen Flaschenzug!<br />

Verankerung für den Flaschenzug<br />

Bevor irgendwelche Rettungsarbeiten beginnen können,<br />

muss eine absolut <strong>sicher</strong>e Verankerung gebaut werden,<br />

in der Regel ein T-Schlitz (siehe Grafi k 7). Diese Verankerung<br />

muss sich nahe am belasteten Seil und nahe an der<br />

Spalte befi nden, damit genügend Seil für den Flaschenzug<br />

übrig bleibt. In der Regel liegt diese Verankerung vor der<br />

provisorischen Verankerung. Jetzt muss das Opfer an die<br />

defi nitive Verankerung umgehängt werden. Mittels Prusik<br />

wird die Last an die Verankerung übergeben und dann das<br />

Partieseil zusätzlich direkt an der Verankerung fi xiert.<br />

Rettung aus der Spalte<br />

Die eingebrochene Person versucht wenn möglich selbst<br />

aufzusteigen. Eine Möglichkeit besteht darin, mit Trittschlinge<br />

und Prusik zu arbeiten. Die Handschlaufe wird<br />

dabei mittels Karabiner am Anseilgurt befestigt. Eine Trittschlinge<br />

(Länge 3 – 4 m) wird unterhalb der Handschlaufe<br />

mit Prusik an das Partieseil eingeknüpft. Die beiden Prusikknoten<br />

werden danach abwechslungsweise entlastet<br />

und nach oben geschoben.<br />

Österreicher Flaschenzug<br />

Kann das Opfer nicht selber aufsteigen (zum Beispiel weil<br />

es verletzt ist oder das nötige Material nicht bei sich hat),<br />

können die Kameraden einen Flaschenzug einrichten,<br />

beispielsweise den bewährten Österreicher Flaschenzug.<br />

Dabei wird eine rund vier Meter lange Reepschnur in der<br />

Mitte mittels Prusik an das lose Partieseil geknüpft (Schritt<br />

1 in Grafi k 8A auf nächster Seite). Der Retter seilt sich an<br />

einem Ende dieser Reepschnur zur Selbst<strong>sicher</strong>ung an<br />

(Achterknoten oder Mastwurf, Schritt 2 in Grafi k 8). Das<br />

andere Ende wird mittels gestecktem Prusik ins lose Partieseil<br />

geknüpft (Schritt 3 in Grafi k A8, Details Grafi k 8B).<br />

An der so entstandenen Seilschlaufe wird ein Schraubkarabiner<br />

(eventuell mit Rolle) zum Opfer hinuntergelassen<br />

und am Anseilgurt eingehängt. Der Retter positioniert sich<br />

direkt am Spaltenrand und zieht das Opfer hoch. So entsteht<br />

keine Reibung durch Umlenkung und Einschneiden<br />

des Seils am Spaltenrand. Nach jedem «Hub» wird der gesteckte<br />

Prusik (Schritt 3 in Grafi k 8A) als Rücklauf<strong>sicher</strong>ung<br />

wieder nach vorne geschoben. Das Opfer hilft mit.<br />

Einfacher geht es, wenn dem Opfer mit der Seilschlaufe<br />

ein Ropeman hinunter gegeben wird. In diesem Fall muss<br />

sich der Retter oben mit der Reepschnur nur noch selbst<br />

<strong>sicher</strong>n. Voraussetzungen für das Funktionieren dieses<br />

Österreicher-Flaschenzugs: Das Opfer muss bei Bewusstsein<br />

sein, damit es den Umlenkkarabiner selbst einhängen<br />

kann, und es muss genügend Seilreserve vorhanden sein,<br />

um von der Verankerung bis zum Opfer und zurück zu reichen.<br />

Doppelter Flaschenzug bei Bewusslosigkeit<br />

Der Doppelte Flaschenzug kommt dann zum Einsatz,<br />

wenn das Opfer bewusstlos ist oder nicht genügend Reserveseil<br />

für den Österreicher Flaschenzug vorhanden<br />

ist. Theoretisch sollte die Übersetzung so gut sein, dass<br />

weniger als ein Viertel des Körpergewichtes hochgezogen<br />

werden müsste. Tatsächlich ist eine Rettung auf diese<br />

Weise <strong>aber</strong> meist anstrengender als mit dem Österreicher<br />

Flaschenzug. Dies wegen der Reibung des Seils, besonders<br />

am Spaltenrand, <strong>aber</strong> auch an den Karabinern. Als<br />

Hilfsschlinge dienen eine Reepschnur oder das Seilende.<br />

Die Seilreibung am Spaltenrand wird kleiner, je weniger<br />

Aufl agefl äche es gibt und je glatter die Unterlage ist<br />

(Stöcke, Pickel, Jacke, Rucksack etc. verwenden). Bei<br />

Karabinern kann die Reibung mit speziellen Rollen ver-<br />

Eine Seilverkürzung machen. Anseilen mit dem Achterknoten. Anseilen in der Seilmitte mit dem Ankerstich.<br />

1 2 3<br />

Die Autoren<br />

Emanuel Wassermann und Michael Wicky sind Bergführer<br />

mit eidgenössischem Fachausweis. Sie waren als Klassenlehrer<br />

in der Bergführerausbildung tätig, arbeiten als<br />

Gutachter bei Bergunfällen und sind Gründer und Leiter<br />

des Zentrums für Alpinausbildung «<strong>Bergpunkt</strong>». Die<br />

beiden Spezialisten sind Autoren verschiedener Fachartikel<br />

zu diversen Alpinismus-Themen und haben die Bücher<br />

«Technik und Taktik für leichte <strong>Hoch</strong>touren», «Lawinen<br />

und Risikomanagement» und neu «Technik und Taktik<br />

plaisir®klettern». <strong>Bergpunkt</strong> bietet ein umfangreiches<br />

Ausbil-dungs- und Tourenprogramm. Mehr Informationen<br />

dazu unter: www.bergpunkt.ch, info@bergpunkt.ch, Telefon<br />

031 832 04 06.<br />

Provisorisch verankern.<br />

90|outdoor guide|sommer|07 outdoor guide|sommer|07|91<br />

4<br />

Prusik, der wichtigste Klemmknoten. Klemmt an einem Einfachseil<br />

mit Reepschnüren von 5 – 6 mm Durchmesser.<br />

5<br />

Prohaska, funktioniert als klemmknoten auch mit einer Bandschlinge<br />

oder einer dicken Reepschnur.<br />

6 7


A<br />

1<br />

know-how:hochtouren<br />

kleinert werden. Die Rettungsausrüstung für Flaschenzüge<br />

und den Selbstaufstieg umfasst: Pickel, zwei kurze Reepschnurstücke<br />

unter anderem für Handschlaufe (Länge 1,5<br />

m, Ø 5 – 6 mm), zwei Reepschnurstücke (Länge ca. 4m, Ø<br />

5 – 6 mm), zwei bis drei Karabiner, zwei Eisschrauben<br />

(zur Verankerung auf schlecht verschneitem Gletscher<br />

oder zur Selbst<strong>sicher</strong>ung in der Spalte). Für den doppelten<br />

Flaschenzug braucht es zusätzlich zwei Karabiner und eine<br />

Rücklaufbremse (zum Beispiel Ropeman), siehe Grafi k 9.<br />

Sicherungstechnik<br />

in einfachem Fels und Eis<br />

Sturz unbedingt vermeiden<br />

Beim Bergsteigen gilt – im Gegensatz zum Klettern in perfekt<br />

abge<strong>sicher</strong>ten Routen – als oberstes Gebot die Devise<br />

«nicht stürzen!». Das Verletzungsrisiko ist infolge des meist<br />

weniger steilen Geländes wesentlich grösser, und die Zahl<br />

und Qualität der Sicherungspunkte ist nicht vergleichbar<br />

mit einem Klettergarten. Damit es gar nicht erst zu einem<br />

Sturz kommt, sind verschiedene Punkte zu beachten.<br />

2<br />

3<br />

B<br />

8<br />

Sichere Route wählen<br />

In der Regel sucht man die <strong>sicher</strong>sten und einfachsten<br />

Passagen, denn unmittelbar daneben kann es schwieriger,<br />

brüchiger und schlechter abzu<strong>sicher</strong>n sein. Bevor in eine<br />

steilere Passage eingestiegen wird, sollte man sich deshalb<br />

folgende Fragen stellen: Wo erscheint die Route am einfachsten?<br />

Was könnte darüber liegen (Eisbalkone, andere<br />

Seilschaften, usw.)? Wo kann am besten ge<strong>sicher</strong>t werden<br />

(zum Beispiel ist die Gratschneide einer Hangtraverse<br />

meist vorzuziehen, weil sie besser abzu<strong>sicher</strong>n ist, kein<br />

Steinschlag zu befürchten und der Fels oft weniger brüchig<br />

ist)? Muss man diesen Weg unter Umständen wieder zurück<br />

klettern? Stimmen die Routendetails mit Führer und<br />

Karte überein? Achtung – der Abstieg ist meist besonders<br />

gefährlich! Müdigkeit, Stollenbildung an den Steigeisen<br />

durch weichen Schnee und das Gehen mit dem Rücken<br />

zum Hang sind häufi ge Unfallursachen.<br />

Tritt<strong>sicher</strong>heit, Schritt für Schritt<br />

Auf <strong>Hoch</strong>touren gibt es gelegentlich Passagen, bei denen<br />

ein Ausrutschen fatal wäre und trotzdem nicht ge<strong>sicher</strong>t<br />

werden kann. Hier ist die Tritt<strong>sicher</strong>heit gefragt – oder auch<br />

einmal der Mut zur Umkehr. Wichtig ist, dass man sich der<br />

Gefahr bewusst ist und sich auf das Gehen konzentriert.<br />

Das Tempo muss so gewählt sein, dass sich in der Gruppe<br />

niemand gehetzt fühlt. In Schnee und Eis muss eine gute<br />

Spur gelegt werden. Eventuell müssen die Tritte mit dem<br />

Pickel vergrössert werden. Je besser die Spur ist, umso geringer<br />

ist die Chance, dass jemand ausrutscht.<br />

Sicherheit dank guter Ausrüstung<br />

Gute Ausrüstung vermittelt Sicherheit. Schuhe mit steifer<br />

Sohle sind im Schnee, Geröll und auf Grashalden besser,<br />

weil man «Kante geben» und sich so kleine Tritte zurechtdrücken<br />

kann. Steigeisen, sollten frühzeitig montiert werden.<br />

Es ist bequemer und auch <strong>sicher</strong>er, diese Hilfsmittel<br />

rechtzeitig anzuziehen. Ansonsten be-steht die Gefahr,<br />

dass man bei den wirklich heiklen Stellen denkt, dass<br />

sich ein Anziehen nicht mehr lohnt. Steigeisen sollten mit<br />

Antistollplatten verwendet werden. Ist der Schnee aufgeweicht,<br />

bleibt er unter den Steigeisen kleben und die Zacken<br />

greifen nicht mehr ins Eis.<br />

Einsatz des Seils zur Sicherung<br />

Beim Einsatz des Seils zur Sicherung gibt es zwei Grundtechniken:<br />

«Gleichzeitig gehen am kurzen Seil» und<br />

Sichern «von Standplatz zu Standplatz». Am wenigsten<br />

Risiko birgt das Sichern von Standplatz zu Standplatz. Der<br />

Zeitaufwand, andere Gefahren (Müdigkeit, Wetterumsturz)<br />

oder fehlende Möglichkeit, Fixpunkte anzubringen,<br />

erfordern <strong>aber</strong> oft, dass gleichzeitig am kurzen Seil gegangen<br />

werden muss. Dabei ist zu beachten, dass das Seil<br />

wenn möglich noch irgendwo mit dem Fels verbunden ist<br />

(zum Beispiel um Zacken legen). Ist dies nicht möglich,<br />

muss man sich sehr bewusst die Frage stellen, wie gross<br />

die Chance ist, dass beim Sturz eines Partners die ganze<br />

Seilschaft mitgerissen wird. Erst danach entscheidet man,<br />

ob umgekehrt werden oder – wenn alle ungefähr gleich<br />

know-how:hochtouren<br />

stark und <strong>sicher</strong> sind – unangeseilt weiter gestiegen werden<br />

soll.<br />

Gleichzeitig gehen am kurzen Seil<br />

Der Seilführer muss einen ausrutschenden Seilpartner<br />

sofort abbremsen können, bevor dieser Tempo aufnimmt.<br />

Die obere Person (der Seilführer) darf bei dieser Technik<br />

nicht stürzen! Der Seilführer (die erfahrenste Person) ist<br />

im Aufstieg vorne und im Abstieg hinten (immer oberhalb<br />

des Seilzweiten). Das Seil muss immer kurz und gestreckt<br />

sein, damit ein Sturz sofort abgebremst werden kann. Der<br />

Seilführer nimmt fünf bis sieben Schlaufen in die «Talhand».<br />

Die letzte Schlaufe ist eng um die Hand gewickelt<br />

oder mit einem Führerknoten versehen. Mit der «Talhand»<br />

spürt er jeden Zug direkt, und ein Ausrutscher kann sofort<br />

gestoppt werden. In der «Berghand» hält er den Pickel und<br />

steckt ihn möglichst gut in den Schnee (siehe Grafi k 10).<br />

Bei Richtungswechseln immer «die Hände wechseln» und<br />

über das Seil steigen. Der Pickel muss auf der Bergseite<br />

geführt werden und das Seil in der «Talhand».<br />

Im Abstieg führt das Seil von der Bergseite her zur vorderen<br />

Person, damit sich diese im Falle eines Ausrutschers<br />

durch den Seilzug zum Hang hin dreht. Bei einer Dreierseilschaft<br />

nimmt die mittlere Person auch Seilschlaufen<br />

auf. Ungeübte wer-den besser ganz kurz nacheinender angeseilt<br />

(1,5 m), so dass die mittlere Person keine Schlaufen<br />

in der Hand hat. Achtung – dies ist die heikelste der beschriebe-nen<br />

Sicherungstechniken, weil grundsätzlich ein<br />

Seilschaftsabsturz möglich ist. Der Seilschaftsführer darf<br />

in keinem Falle ausrutschen, weil er sonst die ganze Seilschaft<br />

mitreisst. Besteht diese Gefahr, muss an Fixpunkten<br />

ge<strong>sicher</strong>t werden!<br />

Gleichzeitiges Klettern mit Zwischen<strong>sicher</strong>ungen<br />

Das Seil sollte regelmässig um Zacken oder durch Haken<br />

als Zwischen<strong>sicher</strong>ungen führen. Als Faustregel gilt: Min-<br />

9 10 11<br />

92|outdoor guide|sommer|07 outdoor guide|sommer|07|93<br />

Seil immer<br />

bergseitig.<br />

Die Seillänge zwischen beiden Partnern beträgt 5 – 10 Meter, je nach Gelände.<br />

Das Seil wird dann so um die Zacken geführt, das ein Seilschaftsabsturz vermieden<br />

werden kann.


know-how:hochtouren<br />

destens an einem Ort ist die Seilschaft mit dem Berg verbunden,<br />

so dass nicht die ganze Seilschaft abstürzen kann.<br />

Ideal ist diese Technik zum Beispiel auf einem Grat mit Zacken<br />

(siehe Grafi k 11). Sie ist der oben beschriebenen vorzuziehen,<br />

zumal der Zeitaufwand mit etwas Übung nicht<br />

viel grösser ist. Natürlich kann diese Technik auch in einer<br />

Flanke angewendet werden. Idealerweise in Traversen. In<br />

steilerem Gelände entsteht allerdings eine heikle Dynamik.<br />

Wenn der Untere rutscht, kann er leicht den höher<br />

Stehenden aus dem Stand reissen.<br />

Am kurzen Seil über einen exponierten, fl achen Grat<br />

Der Seilschaftsführer nimmt rund sieben Meter Seilschlaufen<br />

in die Hand (siehe Grafi k 12). Rutscht eine Person<br />

aus, hat er dank den Seilschlaufen, die er loslässt, genügend<br />

Reaktionszeit, um auf die andere Seite des Grates zu<br />

springen. Auf der Gratkante gehend hat man mit dieser<br />

selten gebrauchten Technik gute Chancen, den Partner zu<br />

halten.<br />

Von Standplatz zu Standplatz<br />

Die Seilschaft bewegt sich von Standplatz zu Standplatz<br />

indem jeweils der Seilschaftsführer ge<strong>sicher</strong>t als Erster<br />

zum nächsten Standplatz klettert und dann den Seilpartner<br />

von oben nach<strong>sicher</strong>t. Die Seilschaftsmitglieder, die<br />

nicht klettern, sind am Stand «selbstge<strong>sicher</strong>t». Dazu wird<br />

das Seil mittels Mastwurf (MW) (siehe Grafi k 13) und ge<strong>sicher</strong>tem<br />

Karabiner am Stand fi xiert. Der Vorsteiger wird<br />

mittels Halbmastwurf (HMS) ge<strong>sicher</strong>t (siehe Grafi k 14).<br />

Durch das Einhängen von Zwischen<strong>sicher</strong>ungen reduziert<br />

er seine allfällige Sturzhöhe. Der Nachsteiger wird vom<br />

Seilpartner von oben mittels Halbmastwurf (HMS) ge<strong>sicher</strong>t.<br />

Dazu wird ein birnenförmiger, grosser Karabiner mit<br />

Sicherung (sogenannter HMS-Karabiner) verwendet. Der<br />

94|outdoor guide|sommer|07<br />

Karabiner muss bei Gebrauch immer ge<strong>sicher</strong>t sein. Die<br />

Bremshand darf das Seil nie loslassen und muss gegenüber<br />

der Karabineröffnung liegen. Die Seile müssen parallel<br />

geführt werden. Oft sieht man nicht von Standplatz zu<br />

Standplatz. Lange Wortwechsel werden bei Wind und über<br />

grös-sere Distanzen kaum verstanden. Deshalb muss die<br />

Kommunikation knapp und eindeutig sein.<br />

Sicherheit am Standplatz<br />

Für einen Standplatz werden nach Möglichkeit zwei sehr<br />

gute Fixpunkte miteinander verbunden. Besonders in<br />

einfacherem, alpinem Gelände muss <strong>aber</strong> oft an ei-nem<br />

Fixpunkt Stand gemacht werden (Felszacken, Bohrhaken,<br />

Eisenstange etc.). Für die Selbst<strong>sicher</strong>ung hängt man sich<br />

am stabilsten Fixpunkt mittels Mastwurf (MW) und ge<strong>sicher</strong>tem<br />

Karabiner ein. Zur Sicherheit diesen noch zu<br />

einem zweiten Fixpunkt rückver<strong>sicher</strong>n. Praktischerweise<br />

verwendet man dazu gleich das Seil und einen Mastwurf,<br />

bei dem die Länge einfach angepasst werden kann. Der<br />

Vorsteiger kommt zu einem Standplatz und richtet diesen,<br />

wie oben beschrieben, ein. Sobald er selbstge<strong>sicher</strong>t ist,<br />

ruft er «Stand». Er hängt nun den HMS-Karabiner in seinen<br />

Selbst<strong>sicher</strong>ungskarabiner ein und <strong>sicher</strong>t daran den<br />

Nachsteiger. Vor dem Einhängen des HMS-Knotens muss<br />

das lose, nicht benötigte Seil ganz nach oben ge-zogen<br />

werden. Er ruft «kommen», und der Seilpartner löst seine<br />

Selbst<strong>sicher</strong>ung und steigt nach (siehe Grafi k 15).<br />

Abseilen<br />

Da Abklettern oft schwieriger ist als Hinaufklettern, wird<br />

im Abstieg über schwierige Stellen abgeseilt. Das Seil<br />

muss dabei immer doppelt geführt werden, damit es wieder<br />

abgezogen werden kann. Deshalb kann mit einem<br />

40-Meter-Seil maximal 20 Meter abgeseilt werden. Ein<br />

Grafi k 13: Der Mastwurf (MV) eigent sich ideal zur Selbst<strong>sicher</strong>ung. Die Länge der Sicherung kann durch verschieben des Knotens<br />

bequem angepasst werden.<br />

Grafi k 14: Mit dem Halbmastwurf (HMS), auch VP genannt, wird der Seilpartner ge<strong>sicher</strong>t. Eine Hand schiebt das Seil in den<br />

Knoten hinein, die andere zieht es <strong>hinaus</strong>. Das Seil wird dabei nie ganz losgelassen, damit es im Falle eines Sturzes sofort blockiert<br />

werden kann.<br />

12 13 14<br />

Abseilstand besteht in der Regel aus mindestens<br />

zwei verbundenen Fixpunkten. Häufi g verwendete<br />

Abseilstände sind gut eingerichtet. Bei Ketten muss<br />

das Seil durch ein Kettenglied gefädelt werden.<br />

Bei Abseilständen, die mit Schlingen eingerichtet<br />

sind, müssen diese überprüft und allenfalls verstärkt<br />

werden. Reicht die Länge des Seils nicht aus,<br />

um doppelt geführt zu werden, können zwei gleich<br />

dicke Seile mittels einem Achterknoten zusammenknüpft<br />

werden. Dabei muss der Knoten gut<br />

angezogen werden und die Seilenden sollten rund<br />

30 Zentimeter lang sein. Das Seil muss dann von<br />

vorne nach hinten eingefädelt werden, damit der<br />

Knoten hinter der Kette oder dem Ring auf der<br />

Felsseite liegt. So vermeidet man grosse Reibung<br />

beim Seilabziehen.<br />

Am Standplatz ist man immer mit der «Nabelschnur»<br />

ge<strong>sicher</strong>t. Abseilbremse und Prusik werden zur<br />

Sicherung eingehängt (siehe Grafi k 16 nächste Seite).<br />

Vor dem Start wird geprüft: Seil richtig in Verankerung<br />

eingefädelt? Abseilbremse richtig eingehängt<br />

und am Anseilgurt fi xiert? Prusik korrekt? Beim Abseilen<br />

halten beide Hände das Seil unterhalb des Ab-<br />

1<br />

2<br />

15<br />

Es braucht nur<br />

zwei Komandos:<br />

«Stand» heisst:<br />

«Ich bin ge<strong>sicher</strong>t.»<br />

«Kommen» heisst:<br />

«Ich <strong>sicher</strong>e dich.»<br />

15<br />

Inserat


Abseilbremse<br />

Kletterer<br />

seilgerätes, die eine führt den Prusik mit. Endet die Abseilfahrt<br />

nicht auf einem geräumigen Boden oder kann man<br />

das Ende nicht sehen, können die Seilenden zur Sicherheit<br />

verknotet werden, damit nicht über das Ende <strong>hinaus</strong> abgeseilt<br />

werden kann.<br />

Verschiedene Fixpunkte<br />

Je nachdem wie ein Sturz verläuft, muss eine Zwischen<strong>sicher</strong>ung<br />

bis zu knapp 20kN (2000 kg) aushalten. Es ist<br />

wichtig, dass vor Ort die Festigkeit eingeschätzt wird. Bei<br />

einem neuen Bohrhaken oder einem grossen Felszacken ist<br />

das gut mög-lich. Bohrhaken werden in ein vorgebohrtes<br />

Loch geklebt oder geschraubt und hal-ten in der Regel<br />

über 20 kN. Die Haltekraft eines geschlagenen Hakens ist<br />

schwer einzuschätzen, die besten halten über 20 kN, andere<br />

<strong>aber</strong> nicht einmal das Kör-pergewicht. Bei Zacken und<br />

Sanduhren limitiert die verwendete Schlinge in der Regel<br />

die Festigkeit. Es sollten nur Reepschnüre von mindestens<br />

acht Millimetern Durchmesser oder Bandschlingen<br />

verwenden werden. Auf Risse im Fels und scharfe Kanten<br />

achten!<br />

Vor dem Eindrehen von Eisschrauben muss zuerst das<br />

morsche Eis weggekratzt und die Schraube ganz ins Eis<br />

eingedreht werden. Der Setzungswinkel muss rund 90°<br />

zur Eisoberfl äche betragen. Je dicker und länger die<br />

Schraube ist, desto grösser ist ihre Haltekraft. Gut gesetzte<br />

Eisschrauben halten mehr als 10 kN. Der stärkste und zuver-<br />

«Nabelschnur»<br />

für Selbst<strong>sicher</strong>ung<br />

am Standplatz<br />

know-how:hochtouren know-how:hochtouren<br />

Prusik zur Selbst<strong>sicher</strong>ung<br />

Morsches Eis mit der Pickelhauen<br />

wegkratzen und die Eisschraube senkrecht<br />

zur Oberfl äche eindrehen.<br />

12 13<br />

lässigste Fixpunkt im Schnee ist ein T-Schlitz (Haltekraft bis zu<br />

20 kN, siehe Grafi k 13). Als Anker benutzt man einen<br />

Pickel. Es können im härteren Schnee auch kleinere<br />

Gegenstände eingegraben werden, zum Beispiel ein<br />

Stein zum Einrichten einer Abseilstelle (beispielsweise<br />

über einen Bergschrund). Die Reepschnur muss tief<br />

genug eingegraben sein, damit der Pickel unter Zug nicht<br />

nach oben gezogen wird. Die Reepschnur muss stark<br />

genug sein (ev. 4-fach oder Bandschlinge verwenden).<br />

Die Zugseite des Schachtes muss leicht überhängend sein.<br />

Der Graben muss mit Schnee gefüllt und festgedrückt<br />

werden.<br />

Umgang mit alpinen Gefahren<br />

Objektive und subjektive Gefahren<br />

Es gibt «subjektive Gefahren», die wir ganz direkt selber<br />

beeinfl ussen können – zum Beispiel die Gefahr, abzustürzen,<br />

sich zu verirren oder die Selbstüberschätzung. Steinschlag,<br />

Lawinen, Gewitter usw. sind alpine Gefahren,<br />

die wir nicht direkt beeinfl ussen können, also «objektive<br />

Gefahren». Um ihnen zu begegnen, ist nicht eine gute<br />

Klettertechnik gefragt, sondern das Wissen, wann man<br />

sich an einem Ort aufhalten kann und wann besser<br />

nicht.<br />

Der Umgang mit diesen Gefahren erfordert Berg- und<br />

Selbsterfahrung, damit die Gefahren überhaupt als solche<br />

erkannt und die entstehenden Risiken richtig abge-schätzt<br />

werden können. Dieser verantwortungsvolle Umgang mit<br />

Gefahren und Risiken lässt sich teilweise systematisieren<br />

und durch bewusstes Training verinnerlichen.<br />

Risikomanagement als Grundhaltung<br />

Wer Risiken managt, stellt sich immer wieder bewusst die<br />

Fragen: «Was könnte alles passieren?», «Wie wahrscheinlich<br />

ist das?», «Was bedeutet das für mich/für uns?» und<br />

«Muss ich daraus irgendwelche Konsequenzen ziehen?».<br />

Ziel ist es, die bedeutenden Risiken zu erkennen und bewusst<br />

damit umzugehen. Das Risiko macht einen Teil des<br />

Reizes beim Bergsteigen aus. Damit man selbstverantwortlich<br />

entscheiden kann, ob ein bestimmtes Erlebnis das einzugehende<br />

Risiko wert ist, müssen die Konsequenzen <strong>aber</strong><br />

bewusst durchdacht werden.<br />

Gefahren erkennen<br />

Zunächst ist es wichtig, jederzeit zu erkennen, wo überhaupt<br />

Gefahren lauern. Bei der Planung müssen alle Teilrisiken<br />

einer Bergtour mit System aufgespürt werden. Und<br />

unterwegs muss man sich regelmässig vergewissern, ob<br />

die Planung auch tatsächlich mit der Wirklichkeit über-<br />

einstimmt. Für das Erkennen von Gefahren bereits bei der<br />

Planung bieten sich drei miteinander kombinierbare Methoden<br />

an:<br />

1. Chronologisches «Abchecken»: Die Tour wird chronologisch<br />

Schritt für Schritt durchgegangen. Die Frage lautet:<br />

«Was könnte bei welchen Bedingungen schief gehen?»<br />

2. Worst-Case-Denken: Das Aufspüren der Teilrisiken<br />

kann man auch von der Unfallseite her angehen. Die<br />

Fragen lauten hier: Was ist das Schlimmste, was auf der<br />

geplanten Tour passieren könnte? Wie, wo und weshalb<br />

könnte es zu einem Unfall kommen? Welches sind die<br />

Einfl ussfaktoren? Oft ist es eine ganze Kette von Umständen,<br />

die schliesslich zu einem Unfall führen. Eine<br />

Fehlerkette hat den Vorteil, dass sie, einmal erkannt,<br />

unterbrochen werden kann.<br />

3. Wissen «aus dem Bauch»: Zusätzlich zur Kopfarbeit<br />

braucht es einen Moment der Ruhe, um genau zu erkennen,<br />

was das Heikelste an der geplanten Tour sein<br />

wird. Wichtig ist, dass man sich diese Zeit nimmt (also<br />

bewusst einplant), um auf die innere Stimme zu hören.<br />

Risiken abschätzen<br />

In einem zweiten Schritt muss das Risiko bewertet werden.<br />

Es ist einerseits abhängig von der Schadensgrösse und andererseits<br />

von seiner Eintreffenswahr-scheinlichkeit. Ist<br />

der mögliche Schaden nicht allzu gross, zum Beispiel ein<br />

ver-stauchter Fuss, so darf man dieses Risiko vielleicht einmal<br />

eingehen. Ist der mögliche Schaden <strong>aber</strong> so gross, dass<br />

eine schwere Verletzung oder gar der Tod einer Person zu<br />

erwarten ist, muss alles Menschenmögliche getan werden,<br />

damit die Eintreffenswahrscheinlichkeit gegen null geht<br />

und dieser Unfall vermieden werden kann.<br />

Die Techniken «Worst-Case-Denken» und «Wissen aus<br />

dem Bauch» eignen sich auch gut, um die Grösse des Risikos<br />

abzuschätzen. Beispielsweise stellt man sich an einer<br />

Stelle die Frage, ob von Stand zu Stand ge<strong>sicher</strong>t werden<br />

muss oder ob gemeinsames Gehen am kurzen Seil zu verantworten<br />

ist. In diesem Moment sind die Fragestellungen<br />

«Was würde geschehen, wenn...?» und «Was habe ich für<br />

ein Gefühl...?» entscheidend.<br />

Risiken minimieren<br />

Bei der Reduktion der Risiken kann zwischen aktiven und<br />

passiven Massnahmen unterschieden werden. Passive<br />

Risiko vermindernde Massnahmen müssen einmal in die<br />

Wege geleitet werden und greifen dann immer. Es sind<br />

dies: guter Ausbildungs- und Wissensstand, gute Fortbewegungs-<br />

und Sicherungstechnik, gute Ausrüstung und<br />

Rettungsmittel, <strong>aber</strong> auch bezüglich Sicherheit optimierte<br />

Abläufe von immer wiederkehrenden Tätigkeiten, wie zum<br />

Beispiel eine standardisierte Abseiltechnik.<br />

Aktive Risiko vermindernde Massnahmen verlangen immer<br />

wieder einen Aufwand. Es sind dies: gute Tourenauswahl<br />

und -planung mit Reserven und Varianten, richtige<br />

Entscheidungen (insbesondere die Weichen so stellen,<br />

dass man gar nicht in Schwierigkeiten kommt); eingebaute<br />

Checkpunkte in der Tour, an denen das eigene Handeln<br />

systematisch hinterfragt wird; die ständige Frage: «Was ist,<br />

wenn...?»; die Lehren aus Beinahe-Unfällen und Unfällen;<br />

der ständige Einbau von mehr Sicherheit als unbedingt<br />

notwendig.<br />

Instrumente zur Risikominimierung<br />

Es gibt sechs verschiedene Instrumente, die – konsequent<br />

angewendet – zur systematischen Risikoverminderung<br />

beitragen.<br />

1. Tourenplanung: Bei der Planung hat man die Möglichkeit,<br />

Gefahren im Voraus zu erkennen und entsprechende<br />

Konsequenzen daraus zu ziehen. Dabei hat<br />

man genügend Zeit und Ruhe, kann sich Alternativen<br />

überlegen und ist vor allem den Gefahren noch nicht<br />

selbst ausgesetzt.<br />

2. Standardisierte Techniken: Es lohnt sich, Tätigkeiten,<br />

die immer wieder vorkommen, zu durchleuchten und<br />

zu optimieren. Das gilt zum Beispiel für das Abseilen,<br />

den Standplatzbau oder die Sicherungstechniken. Bei<br />

solchen Tätigkeiten bewähren sich standardisierte<br />

Techniken besonders gut. Auch kleine Risiken können<br />

sich – genügend oft wiederholt – fatal auswirken.<br />

3. Checklisten: Aus praktischen Gründen eignen sich<br />

beim Bergsteigen Checklisten vor allem für planerische<br />

und organisatorische Tätigkeiten. Dort allerdings leisten<br />

sie eine grosse Hilfe, indem sie <strong>sicher</strong>stellen, dass<br />

nichts Wichtiges vergessen wird (zum Beispiel Checkliste<br />

Tourenplanung, Ausrüstungslisten, etc.). Unterwegs<br />

auf Tour eignen sich Checklisten vor allem für<br />

ausserordentliche Situationen, die unter grossem Stress<br />

bewältigt werden müssen (zum Beispiel für den Ablauf<br />

einer Lawinenrettung oder das Vorgehen zur Alarmierung<br />

einer Rettung).<br />

4. Fehlertoleranz durch Reserve: Am Limit lenkt der Zufall!<br />

Naturgemäss sind die Risiken beim Bergsteigen<br />

generell schwer abschätzbar. Verhältnisse, Kletterniveau<br />

und Zeitbedarf lassen sich oft nicht genau einschätzen.<br />

Deshalb muss immer für genügend Reserve gesorgt<br />

werden, damit auch eine Fehleinschätzung nicht zur<br />

Katastrophe führt.<br />

5. Entscheidungsfreiheit durch Rückzugsmöglichkeit: Ist<br />

es möglich, die Tour jederzeit einfach abzubrechen und<br />

ist man nicht zu stolz, das auch zu tun, können Risiken<br />

wirkungsvoll reduziert werden. Allerdings gibt es bei<br />

vielen Touren einen «Point of no return». Dieser Punkt<br />

96|outdoor guide|sommer|07 outdoor guide|sommer|07|97


know-how:hochtouren know-how:hochtouren<br />

muss bei der Planung sorgfältig geklärt werden. Man<br />

muss sich im Voraus klar sein, unter welchen Umständen<br />

man ihn überschreiten darf.<br />

6. Lernen durch Refl exion: Eine bewusste Auswertung der<br />

Tour und ein Vergleich der tatsächlich angetroffenen<br />

Verhältnisse mit den Annahmen aus der Tourenplanung<br />

helfen uns, Erkenntnisse zu gewinnen, wie wir<br />

ein nächstes Mal noch <strong>sicher</strong>er unterwegs sein können.<br />

Wir stellen uns Fragen wie: «Wo war es gefährlich?»,<br />

«Was hat uns heute besonders überrascht?», «Wurden<br />

die wichtigen Entscheide richtig gefällt?» oder «Was<br />

wollen wir uns merken?».<br />

Unfallstatistik als Urteilsbasis<br />

Aufgrund von Unfallstatistiken lässt sich beurteilen, wo<br />

die bedeutenden Gefah-renherde lauern. Man weiss also,<br />

worauf man sich in der Gefahrenbeurteilung (und in der<br />

Ausbildung dazu) besonders konzentrieren muss. Die Statistiken<br />

zeigen, dass ein Absturz in 70 Prozent der Fälle<br />

die Todesursache bei Unfällen auf Som-merhochtouren<br />

ist. Alle anderen Gefahren (Steinschlag, Erschöpfung,<br />

Blitzschlag, Wechtenbruch, Abseilunfall, Spaltensturz,<br />

Eisschlag, etc.) führen nur in seltenen Fällen zu Unfällen<br />

mit tödlichem Ausgang. In der Schweiz sterben jährlich<br />

rund 20 Personen infolge Absturz. Bei den Absturzopfern<br />

im Sommer sind rund zu einem Drittel Alleingänger, zu<br />

einem Drittel sind sie mit Partner unterwegs <strong>aber</strong> nicht angeseilt<br />

und zu nur einem Drittel angeseilt. Interessant für<br />

die Unfallprävention: Das Spaltensturzrisiko im Sommer<br />

ist dank dem konsequenten Anseilen gering.<br />

Die <strong>sicher</strong>e Spur ist manchmal nicht oben auf dem Grat wo es<br />

fl ach ist.<br />

98|outdoor guide|sommer|07<br />

Voraussichtlicher Bruchverlauf<br />

Möglicher Bruchverlauf<br />

die <strong>sicher</strong>e Spur<br />

Lawinen und Eisschlag<br />

In der Schweiz sterben jährlich rund 25 Personen in Lawinen.<br />

In den Monaten Juni bis Oktober ereignet sich<br />

im Durchschnitt ein tödlicher Lawinenunfall. In steilem<br />

Gelände genügt eine kleine Lawine, um eine Seilschaft<br />

mitzureissen. Eisschlag entsteht bei Gletschern, die über<br />

Geländebrüche vorstossen und dann abbrechen. Der Abbruch<br />

von Eis aus diesen Hängegletschern unterliegt nicht<br />

tageszeitlichen Schwankungen, sondern hat mit dem Vorstoss<br />

des Eises zu tun. Die Sturzbahn des Eises muss abgeschätzt<br />

und möglichst gemieden werden. Ist ein Verzicht<br />

nicht möglich, so soll wenigstens die Aufenthaltsdauer<br />

im Gefahrenbereich reduziert werden. Es hilft auch, einen<br />

Fluchtweg im Kopf zu haben. Anzeichen für besonders gefährdete<br />

Eisschlagzonen sind frisches Eis im Ablagerungsbereich<br />

und besonders schief hängende Eistürme.<br />

Natürlicher und ausgelöster Steinschlag<br />

Steinschlag entsteht entweder spontan durch Wärme, die<br />

angefrorene Steine ausschmilzt (natürlicher Steinschlag),<br />

oder er wird durch Alpinisten – manchmal auch durch<br />

Tiere – ausgelöst. Selten fällt nur ein einziger Stein herunter,<br />

und danach herrscht wieder für längere Zeit Ruhe.<br />

Wirkt Wärme – insbesondere durch Son-neneinstrahlung<br />

– ein, so schmelzen Steine in Zonen mit brüchigem Gestein<br />

oder in Eisfeldern los. Diese Phasen dauern dann<br />

bis zur nächsten Abkühlung, wenn eine Wand zum Beispiel<br />

wieder in den Schatten tritt. Während der Schneeschmelze<br />

im Frühsommer und bei grosser Ausaperung<br />

Die Tour ist so zu planen, dass man nicht in ein Gewitter kommt.<br />

Sollte man trotzdem von einem Gewitter überrascht werden,<br />

exponierte Stellen verlassen und besonders gut <strong>sicher</strong>n.<br />

14 15<br />

tritt Steinschlag häufi ger auf. Auch im <strong>Hoch</strong>sommer, bei<br />

längeren Wärmeperioden mit sehr hoher Nullgradgrenze,<br />

taut der sonst dauernd gefrorene Boden (Permafrost) auf.<br />

Dann können auch grössere Steinlawinen abgehen. Generell<br />

für Steinschlag verdächtig sind Regionen, wo fri-sche<br />

Steinschlagspuren (zum Beispiel Steine im Schnee) sichtbar<br />

sind, kombinier-tes Gelände (Fels mit Schnee und Eis<br />

durchsetzt), das Wärme, insbesondere Sonneneinstrahlung<br />

abbekommt, Couloirs, die als Trichter wirken und damit<br />

Steine aus einem grösseren Einzugsgebiet sammeln.<br />

Bei übereinander kletternden Bergsteigern besteht auch<br />

bei grösster Sorgfalt die Gefahr, dass Steine losgetreten<br />

werden. Deshalb muss versucht werden, die Route möglichst<br />

nicht unterhalb anderer Personen anzulegen. In<br />

Flanken besteht die Möglichkeit, sich versetzt fortzubewegen.<br />

In Couloirs und Rinnen ist das nicht möglich. Wenn<br />

solche Stellen nicht einzeln begangen werden können, ist<br />

es sinn-voll, möglichst nahe beieinander zu gehen. Dadurch<br />

haben allenfalls losgetretene Steine noch kein allzu<br />

grosses Tempo, die Sturzbahn ist noch klar, und es kann<br />

besser ausgewichen werden.<br />

Wechtenbruch<br />

Wechtenabbrüche mit Todesfolgen sind im Winter deutlich<br />

häufi ger als im Sommer. Das hat damit zu tun, dass<br />

die Wechten im Sommer durch die wiederholte Wärme-<br />

und Kälteeinwirkung viel tragfähiger sind als im Winter.<br />

Nichtsdestotrotz darf eine Wechte nie betreten werden. Bei<br />

einem Schneegrat muss man immer solange davon ausgehen,<br />

dass er eine Wechte hat, bis man sich vom Gegenteil<br />

überzeugen konnte.<br />

Manchmal ist es schwierig zu sehen, ob der Grat eine<br />

Wechte hat und wie breit diese ist. Da hilft es, den Grat<br />

bereits vorher genau anzuschauen und sich die heiklen<br />

Stellen zu merken. Das kann geschehen, bevor man den<br />

Grat betritt, wenn der Grat sich krümmt oder an Stellen,<br />

wo keine Wechte ist und man zuoberst auf dem Grat stehen<br />

kann. Am besten tut man das an Orten, wo Steine aus<br />

dem Schnee schauen und man ganz <strong>sicher</strong> sein kann, dass<br />

sich dort keine Wechte befi ndet (siehe Grafi k 14).<br />

Schlechtes Wetter<br />

Hinter vielen Bergunfällen, die als Abstürze oder Lawinenabgänge<br />

in die Statistik eingehen, steht als Ur-Ursache der<br />

Einfl uss von schlechtem Wetter. Fortbewegung, Pausen,<br />

Kommunikation, Kartenlesen etc. können dadurch stark<br />

erschwert oder unmöglich sein. Regen, Wind und Kälte<br />

beanspruchen den Körper und die Psyche, und eine Erholung<br />

während der Pausen ist nicht möglich. An eine Rettung<br />

per Helikopter ist oft nicht mehr zu denken. Kommt<br />

noch Nebel dazu, so verschärft sich die Situation zusätz-<br />

lich. Man kann sich leicht verirren, und die Gefahren lassen<br />

sich weniger gut einschätzen. Achtung: Bei Sturm und<br />

Kälte muss eine Tour besonders defensiv ausgewählt und<br />

sehr gut geplant sein (kurze, leichte Tour auswählen und<br />

evt. Marschkroki machen, evt. GPS programmieren, ...).<br />

Gewitter entstehen vor allem im Sommer, bei fl acher<br />

Druckverteilung am Nachmittag, am Abend oder beim<br />

Durchzug einer Kaltfront. Schnee und Nässe infolge des<br />

Gewitters verunmöglichen oder verlangsamen das Vorwärtskommen,<br />

weil die Steine glitschig werden. Das Absturzrisiko<br />

erhöht sich massiv. In einer aktiven Kaltfront<br />

kann innerhalb wenigen Minuten recht viel Schnee oder<br />

Graupel fallen.<br />

Wenn der Blitz einschlägt<br />

Dazu kommt das Risiko, vom Blitz getroffen zu werden. An<br />

exponierten Orten auf Graten und Spitzen ist es besonders<br />

gross. In Gewittern können auch grosse Stromspannungen<br />

am Boden entstehen, an denen man sich elektrisieren und<br />

un-kontrolliert stürzen kann. An Orten mit Absturzgefahr<br />

empfi ehlt es sich deshalb, besonders gut zu <strong>sicher</strong>n. Ist<br />

man auf einem Grat oder an einem Klettersteig un-terwegs,<br />

sollte man sich vom Grat oder den Drahtseilen entfernen<br />

und dabei möglichst alle Metallteile (Pickel, Steigeisen)<br />

weglegen. In Kauerstellung – möglichst auf einem<br />

Rucksack oder Seil – wartet man auf den Abzug des Gewitters<br />

(siehe Grafi k 15).<br />

Gewitter sind oft gut vorhersehbar. Im Wetterbericht wird<br />

davor gewarnt. Bei Wärmegewittern kann während des Tages<br />

die Bildung der Cumuluswolken verfolgt werden. Stossen<br />

sie an die Tropopause auf ca. 8000 Metern, dann gehen<br />

sie oben in die Breite (sog. Ambossbildung) und Gewitter<br />

entstehen. Kaltfronten kommen meist von Westen. Mit<br />

freier Sicht nach Westen kann man die Gefahr erkennen.<br />

Wird jemand vom Blitz getroffen, kann er das Bewusstsein<br />

verlieren, Verbrennungen oder einen Herzstillstand erleiden.<br />

Ein Bewusstloser ohne Atmung muss sofort reanimiert<br />

werden.<br />

✽<br />

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